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Interview mit dem Autorenteam<br />

3<br />

Im Gespräch mit Prof Dr. Groen und Dr. Verbeek<br />

Wie zeigt sich eine Depression bei Jugendlichen und jungen<br />

Menschen?<br />

Es gibt sicher nicht die eine Depression. Jede Depression hat<br />

ihre eigene Geschichte und ihr eigenes Gesicht. Darüber<br />

hinaus gibt es aber auch einige typische Merkmale. Dazu<br />

gehören eine tiefe und anhaltende Traurigkeit oder auch<br />

eine starke Reizbarkeit und häufige Stimmungsschwankun -<br />

gen, ebenso eine ausgeprägte Lust- und Antriebslosigkeit.<br />

Hinzu kommen häufiges Grübeln und viele negative Ge -<br />

danken darüber, ob man gut und wertvoll genug ist und<br />

seine Zukunft meistern kann. Auch Einschlafprobleme,<br />

Appetitmangel oder Kopf- und Bauchweh sind häufig. Oft<br />

wird auch der Sinn des Lebens immer mehr infrage gestellt,<br />

was zu Suizidgedanken führen kann.<br />

Kann man eine Grenze zu Stimmungstiefs ziehen, die ja in<br />

der Pubertät nicht so selten sind?<br />

Die Grenzen sind sicherlich fließend. Vorübergehende Stim -<br />

mungsprobleme gehören gerade in der Jugend zum Leben<br />

dazu. Gefühle von Traurigkeit, aber auch Angst und Wut<br />

sind wichtig, um eigene Bedürfnisse zu spüren und aus -<br />

zudrücken, Belastungen und Anforderung zu verarbeiten<br />

und sich weiterzuentwickeln. Wenn aber die traurige und<br />

schlech te Stimmung stärker wird, länger anhält und mit<br />

weiteren Symptomen einhergeht und auch die Lebens be -<br />

wältigung dadurch beeinträchtigt wird, ist die Grenze zur<br />

Depression erreicht.<br />

bemerken, und Unterstützung anbieten, aber auch nicht zu<br />

viel erwarten. Vor allem bei Suizidalität, Schulabstinenz und<br />

wiederholter Selbstverletzung ist schnelle Hilfe geboten.<br />

Gibt es Möglichkeiten der Selbsthilfe, wenn die schlechte<br />

Stimmung überhandnimmt, und wenn ja, welche?<br />

Wichtig ist es, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht,<br />

und den Mut zu haben, sich um Hilfe zu kümmern. Ebenso<br />

sollten alle schauen, ob besondere Belastungen und An for -<br />

derungen bestehen, wie z. B. Leistungsdruck, Ausgrenzung,<br />

familiäre Probleme, und versuchen diese gemeinsam anzugehen.<br />

Angehörige sollten die Stimmungsprobleme der jungen<br />

Menschen wahrnehmen und akzeptieren, nicht abtun,<br />

aber auch nicht dramatisieren. Sie sollten zeigen, dass sie<br />

für den anderen da sind. Als Jugendlicher oder junger Er -<br />

wachsener selber sollte ich unter anderem versuchen, den<br />

Teufelskreis aus Rückzug und schlechter Stimmung zu er -<br />

kennen und mir Dinge vorzunehmen und aktiv zu bleiben.<br />

Ebenso ist es hilfreich, negative und abwertende innere<br />

Stimmen als depressive Gedanken zu erkennen und sich<br />

diese nicht abzukaufen.<br />

Gunter Groen und Dorothe Verbeek<br />

Wieder besser drauf!<br />

Ein Ratgeber für junge Menschen zum Umgang mit Stimmungstiefs<br />

und Depressionen<br />

BALANCE ratgeber, 142 Seiten + Downloadmaterial<br />

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ISBN (ePub) 978-3-86739-914-2<br />

Wo können junge Menschen – und ihre Eltern, Freunde oder<br />

auch Lehrer – Hilfe suchen und wann müssen sie es vielleicht<br />

sogar?<br />

Wenn es entsprechende Anzeichen gibt, sollte man sich lieber<br />

zu früh als zu spät um Hilfe kümmern. Die Ange hö ri gen<br />

sollten, wenn nötig, die Betroffenen dabei aktiv unterstützen.<br />

Gute Ansprechpartner sind Kinder- und Jugend lichen -<br />

psychotherapeutinnen oder -psychiaterinnen, Kinder- und<br />

Hausärzte oder auch Erziehungsberatungsstellen.<br />

Bezugspersonen und Angehörige sollten die Jugendlichen<br />

einfühlsam, aber direkt ansprechen, ihnen mitteilen, was sie<br />

Foto: Hergen Schimpf<br />

Prof. Dr. Gunter Groen unterrichtet Psychologie und forscht an der Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) im Studiengang Soziale<br />

Arbeit. Ebenso arbeitet er in einer eigenen psychotherapeutischen Praxis. Als<br />

Dozent und Supervisor ist er in der Ausbildung angehender Therapeuten engagiert.<br />

Er ist Mitautor diverser Bücher für Therapeuten, Eltern und Erzieher zu<br />

Depression im Kinder- und Jugendalter.<br />

Dr. Dorothe Verbeek arbeitet seit 20 Jahren als Psychotherapeutin mit Kindern,<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Zudem ist sie als Dozentin und Super -<br />

visorin tätig und Mitautorin verschiedener Fachbücher.

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