"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin
"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin des UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau | www.kwer.at
"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin des UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau | www.kwer.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong><br />
Biosphäre<br />
DAS MAGAZIN...<br />
Tätigkeitsbericht 2016 / 17<br />
© KWER<br />
...FÜR DEN UNESCO<br />
BIOSPHÄRENPARK SALZBURGER LUNGAU
EINLEITUNG 2 |<br />
| 3<br />
EDITORIAL<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Lungauerinnen,<br />
liebe Lungauer,<br />
GESCHÄTZTE LESERINNEN & LESER,<br />
Liebe Lungauerinnen, liebe Lungauer,<br />
SEHR GEEHRTE LESERINNEN & LESER,<br />
© Biosphärenpark<br />
seit 2012 tragen wir die von der UNESCO verliehene<br />
Auszeichnung zum Biosphärenpark! Für meine<br />
Bürgermeisterkollegen und für mich ist der Biosphärenpark<br />
viel mehr als nur eine Auszeichnung. Für uns unterstreicht<br />
und bestätigt dieses Prädikat unseren politischer Auftrag,<br />
zum einen unseren Lebensraum in seiner Schönheit und<br />
Einzigartigkeit zu erhalten und zum anderen auch als<br />
<strong>Wir</strong>tschafts- und Lebensraum weiterzuentwickeln. Dazu<br />
arbeiten wir auf allen politischen Ebenen nicht nur in der<br />
Region, sondern auch auf Landesebene sehr gut und<br />
intensiv zusammen. <strong>Das</strong> Biosphärenparkmanagement<br />
agiert im Auftrag aller Lungauer Gemeinden und<br />
verfolgt dabei das Ziel, die strategisch und operativ<br />
gemeinsam beschlossenen Vorhaben bestmöglich für<br />
unsere Bevölkerung in die Umsetzung zu bringen, um<br />
dadurch eine positive regionale Entwicklung im Lungau<br />
sicherzustellen.<br />
Die aktuelle Tendenz der Biosphärenregion Salzburger<br />
Lungau sehe ich, und hier darf ich auch im Namen aller<br />
Bürgermeister sprechen, als sehr positiv an. Auch in<br />
Zukunft werden wir uns vielen Herausforderungen als<br />
Region stellen müssen, aber ich bin sehr zuversichtlich,<br />
dass wir auf einem guten Weg <strong>sind</strong>. Denn mit<br />
Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit schaffen<br />
wir auch für die Generationen nach uns einen Lebensraum<br />
für die Zukunft – eine Biosphäre Salzburger Lungau.<br />
Bgm. Wolfgang Eder,<br />
Obmann Regionalverband Lungau<br />
Obmann LEADER Biosphäre Lungau<br />
im Juli 2012 haben wir zusammen mit den Kärntner<br />
Nockbergen von der UNESCO die Auszeichnung zum<br />
UNESCO Biosphärenpark erhalten. <strong>Das</strong> Wort „Biosphäre“<br />
bedeutet frei übersetzt LEBENSRAUM und ist eine der<br />
höchsten Auszeichnungen, welche die Vereinten Nationen<br />
für besonders wertvolle Lebensräume vergeben. Weltweit<br />
gibt es nur knapp 600 Biosphärenregionen und mit dem<br />
Beinamen „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ <strong>sind</strong><br />
wir von der UNESCO aufgefordert, den Lungau in seiner<br />
Schönheit und Einzigartigkeit zu erhalten, aber auch als<br />
ganzheitlichen Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum gemeinsam<br />
mit den hier lebenden Menschen weiterzuentwickeln.<br />
Als Biosphärenparkmanagement verstehen wir<br />
uns als ganzheitliches Regionalentwicklungs- bzw.<br />
Regionalmanagementprogramm. <strong>Wir</strong> arbeiten im Auftrag<br />
der 15 Gemeinden, vertreten durch die 15 Bürgermeister,<br />
und des Landes Salzburg für die Lungauerinnen<br />
und Lungauer. Unser Ziel ist es, zusammen mit den<br />
verschiedensten Organisationen alle Anstrengungen zu<br />
unternehmen, dass unsere Heimat auch in Zukunft ein<br />
attraktiver Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum bleibt. Unsere<br />
Handlungsfelder <strong>sind</strong> sehr breit gestreut. Beginnend mit<br />
der Landwirtschaft, der <strong>Wir</strong>tschaft und dem Tourismus<br />
bis hin zu Bildung, Forschung, Soziales und Brauchtum<br />
engagieren wir uns ebenso im Naturraum wie auch im<br />
Bereich der erneuerbaren Energie bzw. Mobilität. Alle<br />
diese Themenfelder (und noch viel mehr) <strong>sind</strong> voneinander<br />
abhängig und spiegeln gemeinsam die Entwicklung<br />
unserer Region wider.<br />
Seit August 2015 bin ich für das Biosphärenparkmanagement<br />
verantwortlich und in den letzten drei<br />
Jahren war und ist aktuell sehr viel in Bewegung. Dabei<br />
war meine Anfangszeit nicht immer ganz einfach. Neben<br />
der Geschichte des Biosphärenparks waren es vor allem<br />
die Gerüchte und das gefährliche Halbwissen bis hin zu<br />
Unwahrheiten rund um dieses Thema, die mich immer<br />
wieder auf Ablehnung stießen ließen. Darum galt es von<br />
Beginn an, neben greifbaren und sinnvollen Projekten<br />
vor allem den Menschen im Lungau und darüber hinaus<br />
deutlich zu machen, dass diese Auszeichnung nicht unsere<br />
Art zu leben oder unsere Entwicklung behindert, sondern<br />
vielmehr eine Bestätigung unserer Geschichte und in<br />
vielen Bereichen eine Chance für die Zukunft ist. Denn<br />
ein UNESCO Biosphärenpark stellt immer den Menschen<br />
und die achtsame Entwicklung mit seiner Umwelt in den<br />
Mittelpunkt.<br />
<strong>Das</strong> vorliegende <strong>Magazin</strong> „<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> Biosphäre“ ist unser<br />
erster Versuch, auf diese Art und Weise unsere Arbeit,<br />
aber auch die Arbeit des Leadermanagements „Leader<br />
Biosphäre Lungau“ zu kommunizieren und darzustellen.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Unterstützern<br />
bedanken. Vor allem aber bei meinem Team (Kristin und<br />
Marianne) sowie bei meiner Bürogemeinschaft für die<br />
ausgezeichnete Arbeit bzw. Zusammenarbeit! Ein großes<br />
Dankeschön gilt auch unseren Bürgermeistern sowie dem<br />
Land Salzburg und der AGENDA 21 für das Vertrauen<br />
und die Unterstützung für unseren Lebensraum Biosphäre<br />
Lungau.<br />
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen,<br />
Durchblättern oder einfach nur Schmökern!<br />
Alles Gute für 2018 und schöne Grüße!<br />
Euer Biosphärenparkmanager<br />
Markus Schaflechner, MSc, MBA<br />
Leitung Biosphärenpark Salzburger Lungau
STATEMENT 4 |<br />
| 5<br />
DR. WILFRIED HASLAUER<br />
Landeshauptmann<br />
DER LUNGAU,<br />
SEINE NATURSCHÖNHEITEN<br />
“<br />
DR. ASTRID RÖSSLER<br />
1. Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />
DIE BESONDERE STÄRKE DES LUNGAUS<br />
liegt im Zusammenspiel von Naturschönheiten mit<br />
traditioneller Kulturlandschaft, verbunden mit viel<br />
Innovationsgeist und Naturbezug. Die UNESCO-<br />
Auszeichnung „Biosphärenpark Lungau“ eröffnet<br />
dabei die besondere Chance, die gesellschaftlichen<br />
Bedürfnisse einer Region mit einer wirtschaftlich<br />
und ökologisch nachhaltigen Entwicklung gut<br />
abzustimmen. Dafür bieten sich vielfältige Möglichkeiten<br />
an, von der klimaneutralen Energieregion bis<br />
zum Gesundheitstourismus, vom regionalen Bio-<br />
Anbau bis zur Fairtrade-Region. Für diesen begonnenen<br />
Weg wünsche ich dem Biosphärenpark mit seinen<br />
engagierten Gemeinden viel Erfolg!<br />
und die einzigartige Landschaft werden durch den<br />
Biosphärenpark sichtbar gemacht. <strong>Das</strong> UNESCO-<br />
Prädikat „Biosphärenpark – Modellregion für nachhaltige<br />
Entwicklung“ stellt daher einen wichtigen Impuls<br />
für die weitere Entwicklung unseres südlichsten<br />
Bezirks dar. Es umfasst nicht nur den Naturschutz,<br />
sondern auch die umweltverträgliche und nachhaltige<br />
wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region mit<br />
besonderer Berücksichtigung des Tourismus. Mit diesem<br />
Kooperationsmodell wird der im Lungau bereits erfolgreich<br />
gelebte Prozess der gemeinsamen Regionalentwicklung<br />
fortgesetzt. Für den weiteren Weg der nachhaltigen<br />
Entwicklung wünsche ich viel Erfolg!<br />
DI DR. JOSEF SCHWAIGER<br />
Landesrat<br />
NICHT JEDE REGION<br />
HAT EIN GANZ BESONDERES MERKMAL,<br />
„<br />
das sie ausmacht. Beim Lungau ist das bestimmt<br />
nicht der Fall, obwohl es vielen vielleicht oft als<br />
Selbstverständlichkeit erscheint, in solch einem Juwel zu<br />
leben. Der Lungau ist ein Unikat und der Biosphärenpark<br />
die geeignete Plattform, um die Region und deren<br />
viele Besonderheiten noch besser sichtbar zu machen.<br />
Er ermöglicht es, Leuchtturmprojekte zu konzipieren,<br />
anhand derer die gesamte wirtschaftliche Entwicklung<br />
vorangebracht werden kann.<br />
© dreiD.at
ORGANISATION 6 |<br />
| 7<br />
REGIONALVERBAND LUNGAU -<br />
BÜRGERMEISTER DER 15 GEMEINDEN IM LUNGAU<br />
Mauterndorf Tamsweg St. Michael Mariapfarr Zederhaus Unternberg Ramingstein Tweng St. Margarethen Göriach St. Ändra Weisspriach Lessach Muhr Thomatal<br />
Wolfgang Eder<br />
Bgm.<br />
Georg Gappmayer<br />
Bgm.<br />
Manfred Sampl<br />
LAbg. Bgm. Ing.<br />
Franz Doppler<br />
Bgm.<br />
Alfred Pfeifenberger<br />
Bgm.<br />
Josef Wind<br />
Bgm.<br />
Peter Rotschopf<br />
Bgm. Dipl. Ing.<br />
Heribert Lürzer<br />
Vzbgm.<br />
Gerd Brand<br />
LAbg. Bgm.<br />
Reinhard Radebner<br />
Bgm. Mag.<br />
Heinrich Perner<br />
Bgm.<br />
Peter Bogensberger<br />
Bgm.<br />
Peter Perner<br />
Bgm.<br />
Sepp Kandler<br />
Bgm.<br />
Valentin König<br />
Bgm.<br />
VORSTAND REGIONALVERBAND & LEADER BIOSPHÄRE LUNGAU<br />
LAND SALZBURG<br />
St. Andrä<br />
Göriach<br />
Muhr<br />
Wolfgang Eder<br />
Obmann | Bgm.<br />
Georg Gappmayer<br />
Obmann-Stv. | Bgm.<br />
Manfred Sampl<br />
LAbg. Bgm. Ing.<br />
Franz Doppler<br />
Bgm.<br />
Alfred Pfeifenberger<br />
Bgm.<br />
Josef Wind<br />
Bgm.<br />
Sankt Michael<br />
Unternberg<br />
REGIONALMANAGEMENT<br />
BIOSPHÄRENPARK-MANAGEMENT<br />
Mag. Josef Fanninger<br />
Markus Schaflechner<br />
MSc, MBA<br />
PROJEKTAUSWAHLGRUPPE<br />
PAG<br />
Lessach<br />
Ramingstein<br />
LEADERMANAGEMENT<br />
Angelika Pertl<br />
Kristin Hauser<br />
MSc.<br />
Georg Macheiner<br />
MSc.<br />
Tamsweg<br />
Weisspriach<br />
• Öffentlicher Verkehr / Lungautakt<br />
• Raumordnung (ROG)<br />
• Klima und Energieregion (KEM)<br />
Marianne Prodinger<br />
Doris Pfeifenberger<br />
Mariapfarr<br />
Mauterndorf<br />
Regionalentwicklung Lungau<br />
• <strong>Wir</strong>tschaft und Tourismus<br />
• Landwirtschaft<br />
• Bildung und Forschung<br />
• Soziales und Brauchtum<br />
• Natur- und Raumentwicklung<br />
• Engergie und Mobilität<br />
• Regionalmarketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />
• LEADER Förderabwicklung und<br />
Begleitung in der Umsetzung von<br />
Regionalprojekten<br />
Thomatal<br />
Tweng<br />
Zederhaus<br />
Sankt Margarethen
INHALTSVERZEICHNIS<br />
EINLEITUNG<br />
SOZIALES & BRAUCHTUM<br />
DIE NATURGEISTER<br />
Seite 10<br />
MEDIENPRÄSENZ<br />
Seite 14<br />
DIE BIOSPHÄRE<br />
MAL ANDERS<br />
INKLUSION<br />
Seite 54<br />
GUT VERSORGT<br />
Seite 56<br />
ARGE BITT<br />
SCHEA DRUM<br />
Seite 16-17<br />
Seite 57<br />
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS<br />
REPORTAGE:<br />
ARGE BITT SCHEA DRUM<br />
Seite 60<br />
REINE LUNGAU<br />
Seite 18<br />
„HEILKRAFT DER<br />
ALPEN“ - KONGRESS<br />
Seite 24<br />
NACHHALTIGE<br />
TOURISMUSKONZEPTE<br />
Seite 25<br />
NATUR | RAUM<br />
DAS LUNGAUER<br />
BIOSPHÄRENHAUS<br />
Seite 26<br />
LONGA 2020<br />
Seite 28<br />
ERSTE FAIR-TRADE<br />
REGION IN SALZBURG<br />
Seite 30<br />
HUMUS<br />
ALS CHANCE<br />
Seite 64<br />
MURAUFWEITUNG<br />
UNTERNBERG<br />
Seite 65<br />
PREBERREGION<br />
Seite 66<br />
BREITBAND FÜR DIE<br />
BIOSPHÄRENREGION<br />
Seite 31<br />
ECHT.SEIN.<br />
Seite 32<br />
AGENDA 21<br />
Seite 34<br />
REPORTAGE:<br />
VÖGEL & BLUMEN<br />
Seite 68<br />
INTERVIEW:<br />
DER LUNGAU BLÜHT AUF<br />
Seite 72<br />
JUNGE WIRTSCHAFT<br />
LUNGAU<br />
Seite 36<br />
ENERGIE & MOBILITÄT<br />
BILDUNG & FORSCHUNG<br />
SONNENENERGIE<br />
& E-MOBILITÄT<br />
Seite 76<br />
E-BIKE-REGION<br />
LUNGAU<br />
Seite 78<br />
„GEMEINSAMES<br />
NATURERLEBNIS“<br />
Seite 38<br />
G‘SUNDE<br />
JAUSE<br />
Seite 40<br />
RAUPE<br />
Seite 41<br />
LEADER BIOSPHÄRE LUNGAU<br />
BIOSPHÄRENPARK-<br />
SCHULEN<br />
Seite 42<br />
STERNENHIMMEL<br />
IN DER BIOSPHÄRE<br />
WIEDER MEHR WASSER<br />
TRINKEN<br />
Seite 44 Seite 46<br />
LEADER<br />
EINLEITUNG:<br />
Seite 80<br />
INTERVIEW: KURSPROGRAMM<br />
EIN KOCHWERK<br />
KOCHWERK<br />
Seite 48 Seite 52<br />
REGIONALE<br />
WERTSCHÖPFUNG:<br />
Seite 81<br />
NATÜRLICHE<br />
RESSOURCEN<br />
Seite 84<br />
GEMEINWOHL<br />
& STRUKTUREN<br />
Seite 87
EINLEITUNG | 11<br />
DAMALS,<br />
lange vor der Auszeichnung als Biosphäre ...<br />
... ALS DIE NATURGEISTER<br />
DEN LUNGAU ENTDECKTEN.<br />
Es waren einmal drei Naturgeister, die vor vielen tausend<br />
Jahren die Welt bereisten. Auf ihrem Weg, der sie durch<br />
alle Landschaften der Erde führte, lag auch der Lungau.<br />
Die Ankunft auf dem Hochplateau, das von fruchtbaren<br />
Talböden weit über zweitausend Meter Seehöhe hinaus<br />
in hochalpine Gefilde reicht, war für die Naturgeister<br />
ein prägendes Erlebnis. Wie sich die Landschaft ihnen<br />
präsentierte, rief sofort Bewunderung hervor. „In welch’<br />
wundersamer Naturwelt bin ich hier gelandet?“, staunte<br />
der Erdgeist über das harmonische Wechselspiel von<br />
kargen alpinen Höhen und sanften Almen. „Hier ist der<br />
Quell’ des Lebens!“, freute sich der Wassergeist über<br />
das aus dem Berg kommende Wasser. „Diese hochalpine<br />
Schönheit, dieses Klima, diese Luft!“, atmete der Berggeist<br />
gelöst durch. Die Naturgeister wollten sogleich einen<br />
Ausblick wagen: „Diese Region wird ihren Bewohnern<br />
einmal eine rundherum gesunde Lebensgrundlage sein<br />
und ihnen als wertvoller Lebensraum dienen.“<br />
Die Naturgeister blieben eine Weile, und sie stellten<br />
manche Überlegung an. Diese Landschaft in ihrer<br />
Einzigartigkeit, sie wird ihre Menschen einmal ebenso<br />
prägen wie die Abgeschlossenheit dieser Region,<br />
vermuteten sie. Die Naturbelassenheit wird ihnen viel<br />
Freude bereiten und wird ihnen Identität geben. Sie<br />
werden ihre Heimat und die Reinheit des Wassers,<br />
die Klarheit der Luft und die gesunden, aus eigener<br />
Landwirtschaft gewonnenen Lebensmittel schätzen.<br />
Sie werden sich die landschaftliche Schönheit zunutze<br />
machen. Die alpine Region wird den Menschen aber auch<br />
viel Arbeit bereiten, sie auf die Probe stellen und dem<br />
Bergvolk bestimmte Charaktereigenschaften verleihen.<br />
Sparsamkeit, wenn in harten Wintermonaten die Tage<br />
stürmisch und die Wege weit werden. Hoffnung, wenn in<br />
Jahren ohne Sommer die Bewirtschaftung der Felder kurz<br />
und die Ernte knapp wird.<br />
Die größte Herausforderung aber, darin waren sich die<br />
Naturgeister sicher, wird die Zeit sein. Die Zeit und die<br />
vielen Veränderungen, die sie mit sich bringt. „Sie werden<br />
mit Hartnäckigkeit festhalten wollen an dem, was sie haben.<br />
© dreiD.at
EINLEITUNG 12 |<br />
| 13<br />
Würde ich ja auch“, meinte der Wassergeist. „Sie müssen<br />
aber auch mit Offenherzigkeit in die Zukunft blicken.<br />
Nirgendwo bleiben die Uhren stehen“, glaubte der<br />
Erdgeist. „Sie werden mit Bedacht die goldene<br />
Mitte zwischen Erhalten und Entwickeln finden“,<br />
wünschte sich der Berggeist.<br />
Die Naturgeister zogen weiter, und noch heute kehren sie<br />
ab und an in den Lungau zurück, weil sie sehen möchten,<br />
was aus dem Landschaftsjuwel geworden ist. Sie freuen<br />
sich, dass es ein gesunder Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum,<br />
ebenso ein Erholungsraum für seine Bewohner und Besucher<br />
ist. Und die Naturgeister freuen sich, dass auch die<br />
Vereinten Nationen seinen Wert erkannt haben und mit<br />
dem Prädikat „UNESCO Biosphärenpark“ nicht nur Anerkennung<br />
zum Ausdruck bringen, sondern damit auch einen<br />
Auftrag erteilten. Mit dem Beinamen „Modellregion<br />
für nachhaltige Entwicklung“ wurde eine Möglichkeit gefunden,<br />
wie der Lungau sinnvoll und nachhaltig geschützt<br />
und gleichzeitig vorangebracht werden kann. Der Begriff<br />
„Biosphäre“, übersetzt „Lebensraum“, ist Auszeichnung<br />
und Auftrag zugleich – das alles gefällt den Naturgeistern<br />
besonders gut.<br />
„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen<br />
wir zulassen, dass sich alles verändert.“ Oft wurde<br />
Schriftsteller Giuseppe Lampedusa bereits von Biosphärenpark-Manager<br />
Markus Schaflechner zitiert, um<br />
den Grundgedanken des UNESCO-Prädikates, das der<br />
Lungau seit 2012 trägt, verständlich zu machen. Die<br />
Region muss im Kern ihre natürliche Schönheit wahren.<br />
Gleichzeitig muss sie aber auch immer wieder Chancen<br />
bekommen, sich weiterzuentwickeln. Ihre Kostbarkeiten<br />
und wertvollen Bestände, ihre Bräuche und Traditionen,<br />
die Landwirtschaft und das Handwerk, ihre Charaktere<br />
und Urwüchsigkeit dürfen nicht wie in einer Schatzkammer<br />
versperrt sein. Im Gegenteil, der Zugang sollte jederzeit<br />
möglich sein, um sich an allen diesen Kleinoden<br />
zu erfreuen, einen Bezug dazu zu bekommen und sie so<br />
als Teil des eigenen Lebens wertzuschätzen. Und das<br />
stets mit dem Willen, gut darauf aufzupassen.<br />
<strong>Das</strong> Prädikat soll maßgeblich dafür sein, dass das Verständnis<br />
der Beziehung des Menschen zur Natur wieder<br />
gestärkt wird.<br />
• „UNESCO Biosphärenpark“ ist ein bedeutungsvoller<br />
Titel für den Lungau. Es ist wie ein großer Pokal, den<br />
die UNESCO der Region aufgrund deren Einzigartigkeit<br />
verliehen hat.<br />
• Kaum ein Begriff hat sich in jüngster Vergangenheit<br />
so entwickelt: Nachhaltigkeit. Und dieser Begriff<br />
beschreibt auch eines der erklärten Ziele in der Biosphäre.<br />
Schützen, erhalten und partizipieren (gestalten)<br />
werden zu den Unterbegriffen, mit denen der<br />
Lebensraum bewahrt wird. Dies auf umwelt- und sozialverträgliche<br />
Art und Weise, sprich: für den Naturraum<br />
und für künftige Generationen.<br />
• Den Überblick behält das Biosphärenpark-Management<br />
gemeinsam mit der Bevölkerung. Man ist um<br />
die besten Rahmenbedingungen im Biosphärenpark<br />
Lungau bemüht, und da zwischen besiedelten Talböden<br />
und hochalpiner Abgeschiedenheit viele verschiedenen<br />
Aufgaben zu erledigen <strong>sind</strong>, hat man den<br />
Biosphärenpark in eine Kernzone, Pflegezone (auch<br />
Pufferzone) sowie Entwicklungszone eingeteilt.<br />
• <strong>Wir</strong>tschaft, Bildung, Soziales, Naturraum, Energie<br />
& Mobilität – das <strong>sind</strong> die fünf essenziellen Schwerpunkte<br />
für das Management in der Projekt- und Entwicklungsarbeit<br />
in der Biosphäre Salzburger Lungau.<br />
... und die Naturgeister waren froh, dass sie wieder einen<br />
gesunden Natur- und Lebensraum mehr auf Erden in<br />
Fürsorge und guter Verantwortung wussten ... die Naturgeister,<br />
die auch heute noch die Welt bereisen, kennen<br />
wohl alle anderen Länder und Landschaften und haben<br />
einen guten Vergleich ... und überall, wo sie <strong>sind</strong>, nennen<br />
sie den Lungau sehr gerne als Vorbild für eine „Biosphäre“<br />
... dieses regionale Verantwortungsbewusstsein mit<br />
globalem Denken wünschen sie sich auf lange Sicht auch<br />
von allen, die im Lungau geboren <strong>sind</strong> und heute anderswo<br />
auf Erden ihre Heimat gefunden haben ... wer in der<br />
„Biosphäre Salzburger Lungau“ aufwachsen durfte, sollte<br />
geprägt davon und stolz darauf sein ... und er sollte dieses<br />
Bewusstsein in die Welt tragen ... am besten so, wie es<br />
die Naturgeister tun …<br />
© dreiD.at
EINLEITUNG | 15<br />
MEDIEN-<br />
PRÄSENZ<br />
Viele Themen, noch mehr Inhalt<br />
DIE ÖFFENTLICHKEIT INFORMIEREN<br />
Mit dem Grundsatz, interne Prozesse,<br />
Themenschwerpunkte und Projektabläufe gezielt<br />
nach außen kommunizieren zu wollen, setzt das<br />
Biosphärenpark- Management seit nunmehr zwei Jahren<br />
verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. Der Brückenschlag zur<br />
Bevölkerung scheint mit mehr als 100 Beiträgen allein in<br />
Printmedien gelungen, wobei die Anzahl der bezahlten<br />
(Werbe) Einschaltungen nur einen sehr geringfügigen<br />
Teil ausmacht. Großteils trafen Medieninformationen des<br />
Biosphärenpark-Managements auf redaktionelles Interesse<br />
und wurden in der Berichterstattung berücksichtigt –<br />
regional wie überregional und neben dem Printbereich<br />
vor allem auch im Videomedienbereich und im<br />
Fernsehen. Dazu dürfen die 2017 gesendete UNIVERSUM-<br />
Dokumentation „Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“<br />
sowie die mehrteilige ORF-Reihe „heute leben“ oder<br />
„Erlebnis Österreich“ als Highlights genannt werden.<br />
„<strong>Das</strong> Interesse der Redaktionen für unsere Arbeit<br />
im Biosphärenpark-Management ist eine wichtige<br />
Rückmeldung auf unsere Bemühungen und zeugt von<br />
der Relevanz der Themen in der Biosphäre Lungau. <strong>Das</strong><br />
dabei entstandene Pressearchiv (siehe auch http://www.<br />
biosphaerenpark.eu/de/presse-unesco-biosphaerenparklungau.html)<br />
ist eine bunte Dokumentation und<br />
inhaltsreiche Darstellung der Themenvielfalt von Projekten<br />
und Initiativen in der Region. Es ist uns ein großes<br />
Anliegen, die Menschen im Lungau direkt über unsere<br />
Bemühungen im Biosphärenpark zu informieren und<br />
so auch gezielt die richtigen Informationen an unsere<br />
Bevölkerung weiterzugeben. Darüber hinaus leisten wir mit<br />
dieser Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Bekanntmachung<br />
bzw. Bewerbung unserer einzigartigen Urlaubsregion. Und<br />
dies ist gerade aus touristischer Sicht ein sehr wichtiger<br />
Aspekt. Zu den ORF-Produktionen „heute leben“ und<br />
„Erlebnis Österreich“ waren bzw. <strong>sind</strong> es gerade zwei<br />
außergewöhnliche Projekte, die unserer Region zusätzlich<br />
einen unbezahlbaren Werbewert gebracht haben und<br />
unseren Lebensraum weit über die Grenzen Österreichs<br />
hinaus bekannt gemacht haben. Zum einen sei an dieser<br />
Im Bild: Johannes Pötscher<br />
Im Bild: Regisseurin Waltraud Paschinger,<br />
Kameramann Johannes Pötscher<br />
Im Bild: Lukas Kogler<br />
© dreiD.at<br />
Stelle die „Reine Lungau Biosphärenmilch“ genannt, zu<br />
der nachfolgend noch ausführlich berichtet wird, und zum<br />
anderen war und ist dies die UNIVERSUM-Dokumentation<br />
„Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“. Dieser<br />
vom ORF mitfinanzierte Beitrag war mit über 830.000<br />
Zusehern bei seiner Erstausstrahlung nicht nur eine der<br />
erfolgreichsten Produktionen, sondern wurde darüber<br />
hinaus auch noch bei internationalen Filmfestivals gezeigt.<br />
An dieser Stelle möchte ich Lukas Kogler und seinem<br />
Team von dreiD.at sehr herzlich zu dieser hervorragender<br />
Arbeit gratulieren und mich zugleich auch bedanken.<br />
Denn so eine Produktion lässt sich nicht von heute auf<br />
morgen realisieren. Es braucht dafür viel Zeit, Erfahrung<br />
und vor allem Respekt gegenüber der Natur. Hier lediglich<br />
ein paar Zahlen:<br />
• Der UNIVERSUM-Beitrag „Lungau – Wildnis im<br />
Herzen der Tauern“ gilt als eine der erfolgreichsten<br />
Produktionen in der UNIVERSUM-Reihe.<br />
• Seit 2015 hält sie den Zuschauerrekord mit einem<br />
Spitzenwert von 840.000 Zusehern. Bei Kindern von 0<br />
bis 12 Jahren ist es der meistgesehene UNIVERSUM-<br />
Beitrag seit 2012!<br />
• Aufgrund des großen Erfolges wird der Film weltweit<br />
von ORF Enterprise verkauft und somit von mehreren<br />
Millionen Zusehern auf der ganzen Welt gesehen, u. a.<br />
in Deutschland, Italien, Dänemark, Polen, Schweiz etc.<br />
Neben einem professionellen Filmteam, dem<br />
Regionalverband Lungau und der Ferienregion<br />
Salzburger Lungau braucht es auch die Bevölkerung<br />
und viele helfende und unterstützende Hände. Auch<br />
hier möchte ich mich nochmals bei allen recht herzlich<br />
bedanken, die mitgeholfen haben, dass diese tolle<br />
Produktion über unseren Lebensraum Lungau entstehen<br />
konnte. Eine alte Werbeweisheit sagt „Tue Gutes und<br />
sprich darüber“. Und in unserer Region passiert zum Glück<br />
sehr viel Gutes! DANKE! (Markus Schaflechner)
Illustration: Kristian Philipp
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS | 19<br />
REINE LUNGAU<br />
BIOSPHÄREN-<br />
MILCH<br />
die Premiummilch<br />
VON DERZEIT 57 LUNGAUER BAUERN<br />
Der Biosphärenpark Salzburger Lungau hat viele Facetten:<br />
von den hohen, schneebedeckten Bergen über die Weiten<br />
des Taurach- und Murtales hinein in die klaren Mäander<br />
der unberührten Longa bis zu den hochgelegenen, von<br />
Bauernhand gepflegten Bergwiesen. Im Lungau findet<br />
man unberührte Natur auf der einen, gepflegte Landschaft<br />
auf der anderen Seite. Es gibt hier noch mehr artenreiche<br />
Blumenwiesen als anderswo, Ruhe und Erholung sowie<br />
authentische Menschen. Die Lungauer fühlen sich wohl<br />
hier. Ihre Zufriedenheit ist fast überall spürbar und in ihr<br />
schwingt auch vielerorts Bescheidenheit und der Gedanke<br />
mit, die Region so zu lassen, wie sie ist.<br />
Im Bild: hinten v.l.n.r.: Stefan Perner, Christian Leeb, Hans und Karin Draxl, Peter Lassacher, Ursula Baier, David Gruber,<br />
vorne v.l.n.r.: Markus Schaflechner, Hermann Mauser, Marianne Prodinger, Roland Bliem<br />
Doch der Lungau ist keine Insel. Die globalen Wandlungen<br />
und Strukturen haben auch auf das Leben im Lungau Einfluss<br />
genommen. Besonders in der Landwirtschaft ist dies<br />
spürbar geworden: schwankende Milchpreise, schwieriger<br />
Fleischabsatzmarkt, immer mehr Intensivierung und immer<br />
höhere Leistungen, gefordert sowohl von Menschen als<br />
auch von Tieren. Für die Bewirtschaftung der Höfe braucht<br />
es oftmals neben einer großen Portion Idealismus auch<br />
ein Nebeneinkommen – und dieses ist oft nur durch die<br />
Arbeitsaufteilung zwischen den Generationen erreichbar.<br />
Doch die Lungauer wären nicht die Lungauer, wenn sie<br />
einfach alles hinnehmen würden. Seit jeher zeichnen sich<br />
die hier lebenden Menschen durch Erfindergeist, Weitsicht<br />
und Einfallsreichtum aus. So entwickelte sich in den Köpfen<br />
einiger unserer Bauern eine Idee, die allmählich Form<br />
annahm und bis nach Salzburg zog. Unterstützt durch das<br />
Biosphärenpark-Management sah man eine Chance für<br />
den Lungau, die in dieser Form noch nie dagewesen ist:<br />
die Idee, das zu vermarkten, was uns ausmacht und was<br />
von der UNESCO 2012 auch ausgezeichnet wurde.<br />
Die 6-Sterne-Premium-Milch aus dem Lungau hat wohl alle<br />
Erwartungen übertroffen. Aus der Idee entstand unter der<br />
Federführung der SalzburgMilch in bisher wohl einzigartiger<br />
Zusammenarbeit mit Lungauer Biomilchbauern die „Reine<br />
Lungau – Biosphärenmilch aus dem Salzburger Lungau“.<br />
Seit der Markteinführung im Herbst eroberte die Premium-<br />
Milch-Marke die Konsumenten im Sturm, die „Reine<br />
Lungau“ ist österreichweit im Handel erhältlich. Große<br />
Bühne also für ein weiteres Qualitätsprodukt aus der<br />
Lungauer Landwirtschaft!<br />
Was der Idee zugrunde lag, war, dass sich die Lungauer<br />
Milchwirtschaft mit einer eigenen Marke neu positionieren<br />
und höchste Milchqualität in Verbindung mit dem<br />
Biosphärenparkgedanken kommunizieren kann. Mit<br />
SalzburgMilch steht ein starker Partner, für den Qualität<br />
und Nachhaltigkeit zum Unternehmenscredo zählen, hinter<br />
dem Produkt und der Marke. Bewusstes Wahrnehmen,<br />
sich wieder auf die ursprünglichen Werte konzentrieren,<br />
ein Höchstmaß an Tiergesundheit, regionales Denken<br />
und Handeln, unverfälschte Milchprodukte mit<br />
naturbelassenem Geschmack – das alles wird in der neuen<br />
exklusiven Linie vereint. Mit Vorhandenem auskommen<br />
(mit Futter von den eigenen landwirtschaftlichen Flächen<br />
etwa) und ausschließlich regionale Ressourcen verwenden,<br />
gehört ebenso dazu. All das verkörpern die Reine-Lungau-<br />
Milcherzeuger: Von Beginn an <strong>sind</strong> 52 Betriebe an diesem<br />
Projekt beteiligt.<br />
Die Premium-Linie „Reine Lungau“, zu der neben<br />
Frischmilch auch Edel-Sauermilch und Naturjogurt zählen,<br />
ist Ausdruck der Verantwortung der heimischen Landwirte<br />
für artgerechte Milchviehhaltung, bestes Biofutter und<br />
gewissenhaftes <strong>Wir</strong>tschaften. Reine Luft, klares Wasser,<br />
artenreiche Pflanzenwelt, funktionierende Almwirtschaft,<br />
robuste, gesunde Tiere und Menschen, die von ihrer<br />
Arbeit leben können: All das findet sich in der Idee von<br />
„Reine Lungau“ wieder. Ein Milchprojekt von Bauern<br />
für Bauern, unabhängig von globalen Marktstrukturen,<br />
© Roland Holitzky<br />
abgekoppelt vom regulären Milchpreis und zurück<br />
zur Eigenverantwortung. Weitere wissenschaftliche<br />
Unterstützung erhält dieses Projekt von der Höheren<br />
Lehr- und Forschungsanstalt Raumberg – Gumpenstein<br />
und der Universität für Bodenkultur Wien. <strong>Das</strong> Ziel ist<br />
es, eigenständig und in Eigenverantwortung die (reine)<br />
Milch zu produzieren und damit in unserer Heimat<br />
zukunftsfähige Landwirtschaft zu betreiben. <strong>Das</strong> Bestreben<br />
ist auch, eine Zusammenarbeit zwischen Gunstlagen und<br />
Seitentälern hinsichtlich Getreideanbau zu erreichen.<br />
Dem Konsumenten wird österreichweit ein Bewusstsein<br />
von „Qualität“ und „unverfälschtem Geschmack“<br />
nähergebracht und davon, wie „gerechte und faire<br />
Entlohnung“ unserer Bauern aussieht.<br />
Die Initiative „Reine Lungau“ will Landwirtschaft so zeigen,<br />
wie sie tagtäglich auf unseren Höfen passiert und bildet<br />
den Grundstein für eine Selbstversorgerwirtschaft. Kauft<br />
der Konsument ihre Produkte, weiß er, dass sämtliche<br />
Zutaten ausschließlich aus dem Lungau kommen – von den<br />
Tieren über das Getreide bis hin zu den Futtermitteln. Rein<br />
aus dem Lungau – Reine Lungau Biosphären Frischmilch.
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS | 21<br />
CHRISTIAN LEEB<br />
Geschäftsführer der SalzburgMilch<br />
“<br />
„Eine Milch dieser Art, aufgeladen mit den ehrlichsten<br />
und besten Werten, von Experten entwickelt und<br />
überprüft, die dem Bauern für seine tägliche Arbeit auch<br />
eine entsprechende Wertschöpfung beziehungsweise<br />
Abgeltung ermöglicht – das ist etwas Einzigartiges. <strong>Wir</strong><br />
als die Premium Milchmacher von SalzburgMilch <strong>sind</strong><br />
stolz, dass wir gemeinsam mit den zahlreichen Beteiligten<br />
dieses Projekt umsetzen und als Leuchtturm unseres<br />
Unternehmens positionieren konnten. Die Reine-Lungau-<br />
Milchprodukte sorgen für große Anerkennung, Akzeptanz<br />
und ein unverfälschtes Geschmackserlebnis, unsere<br />
Konsumentinnen und Konsumenten in ganz Österreich<br />
können sicher sein, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
passt und man mit gutem Gewissen den reinen, ehrlichen<br />
Schluck Milch genießen kann.“<br />
STEFAN PERNER<br />
Tierarzt, Landwirt und Obmann<br />
des Vereins „Reine Lungau“<br />
„Reine Lungau ist der erste Schritt, das Lebensmittel wieder<br />
als das wahrzunehmen, was es ist, ein Mittel zum Leben!<br />
Und ihm dadurch in unserer ‚Geiz-ist-geil-Gesellschaft‘<br />
endlich wieder den entsprechenden Stellenwert zu geben.<br />
Dies motiviert mich als Bauer ungemein, da ich weiß, meine<br />
Arbeit und die Leistung meiner Tiere werden geschätzt und<br />
geachtet und die Produkte landen nicht zu einem Teil im<br />
Müll, weil sie ohnehin so billig <strong>sind</strong> und keinen Stellenwert<br />
haben. So wird der Bauer nicht als Landschaftspfleger<br />
und Förderungsempfänger abgespeist, sondern man<br />
präsentiert ihn als das, was er ist. Der Zuspruch der<br />
Lungauer Bevölkerung freut mich dabei extrem und zeigt,<br />
wir <strong>sind</strong> auf dem richtigen Weg – hoffentlich tun andere es<br />
uns nach und wir finden einen Weg aus der ‚immer-mehrmehr-mehr-Einbahn‘!“<br />
„
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 22 |<br />
| 23<br />
JOHANN SCHITTER<br />
Obmann der Bezirksbauernkammer<br />
“<br />
Im Bild: Andreas Kaiser, Johann Schitter, Roswitha Prodinger, Christian Leeb, Markus Schaflechner<br />
„Als Obmann der Bezirksbauernkammer Tamsweg<br />
darf ich stellvertretend für alle Lungauer Bäuerinnen<br />
und Bauern ‚Vergelt‘s Gott!‘ sagen für das<br />
Zustandekommen und das Verwirklichen des<br />
einzigartigen Milchprojektes Reine Lungau.<br />
Die Lungauer Bauernschaft als Bewirtschafter,<br />
Gestalter, aber auch als Schützer der Natur und<br />
Tierwelt unserer Heimat ist sehr stolz, dass wir<br />
gemeinsam diesen wertvollen Beitrag für unseren<br />
Lungau und somit für unseren Biosphärenpark<br />
leisten können. Herzlichen Dank allen für die<br />
Mithilfe, den Mut und die Bereitschaft! Mögen in<br />
Zukunft noch viele positive Projekte zusammen mit<br />
dem Biosphärenpark-Managment unter der Leitung<br />
von Markus Schaflechner realisiert werden. ,Ein Weg<br />
entsteht nur, wenn man ihn geht‘ – besten Dank!“<br />
MARKUS SCHAFLECHNER<br />
Leitung Biosphärenpark Lungau<br />
© Salzburg Milch<br />
„Die Reine Lungau Biosphären Frischmilch ist wohl eines<br />
der außergewöhnlichsten Projekte in der Region, welches<br />
mit Sicherheit noch weit über den landwirtschaftlichen<br />
Bereich für unseren gesamten Lebensraum im Positiven<br />
wirken wird. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung für<br />
den Lungau spiegelt die Kernbotschaft (mit Vorhandenem<br />
auskommen) den Grundgedanken einer Biosphärenregion<br />
in einer noch nie dagewesenen Qualität wider. Ich freue<br />
mich sehr, dass wir als Biosphärenpark dieses Projekt<br />
von Beginn an begleiten durften und möchte mich an<br />
dieser Stelle noch einmal bei allen Unterstützern sehr<br />
herzlich bedanken. Beginnend bei SalzburgMilch, allen<br />
voran GF Christian Leeb mit Team, dem Verein‚ Reine<br />
Lungau‘, vertreten durch Obmann Stefan Perner und dem<br />
gesamten Vorstand, der Bezirksbauernkammer Lungau,<br />
vertreten durch den Obmann Johann Schitter, Andreas<br />
Kaiser und Team, sowie bei allen Funktionären und<br />
Eigentümervertretern der SalzburgMilch. Ein besonderes<br />
Dankeschön gilt aber allen Bäuerinnen und Bauern, die<br />
bereit waren bzw. <strong>sind</strong> diesen neuen alten Weg mit uns<br />
„gemeinsam zu gehen!“
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 24 |<br />
| 25<br />
KONGRESS<br />
„HEILKRAFT<br />
DER ALPEN“<br />
Beitrag zur Entfaltung des Lungaus<br />
ALS ERLEBBARE GESUNDHEITSREGION<br />
Gesundheit – Mensch – Natur: „Der Mensch ist ein Teil der<br />
Natur und nicht etwas, das zu ihr im Widerspruch steht!“<br />
Dieser tiefsinnige Spruch des britischen Philosophen<br />
Bertrand Russell verdeutlicht die vitale wechselseitige<br />
Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Erkenntnis,<br />
dass unverfälschtes Naturerleben ein Benefit für die<br />
eigene Lebensqualität sein kann, erweckt den immer<br />
stärker werdenden Trend, Menschen wieder vermehrt in<br />
die Natur zu locken.<br />
Natur ist Lebensgrundlage, Freiraum, Erholung und<br />
Lebensqualität. Gesundheit und Natur gehören<br />
untrennbar zusammen. Immer mehr Menschen erkennen<br />
die gesundheitsfördernden Möglichkeiten des aktiven<br />
Aufenthaltes in der Natur und suchen dafür Destinationen<br />
mit ehrlichen und authentischen Angeboten. Die<br />
Urlaubstage stehen nicht nur für Erholung und neue<br />
Erlebnisinhalte, sondern werden ganz bewusst mit dem<br />
Ziel der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der<br />
seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit durch<br />
den Aufenthalt in gesunder Natur verbunden.<br />
Die Natur bietet als „Heilsbringer“ viele gesundheits-<br />
© Biosphärenpark<br />
fördernde Möglichkeiten. Was man von fernöstlichen<br />
Gesundheitsanwendungen her längst kennt, ist auf<br />
heimischen Grundlagen traditionell schon lange genutzt<br />
worden, aber viel zu wenig bekannt. HEILKRAFT DER<br />
ALPEN steht als Plattform dafür, das traditionelle regionale<br />
Heilwissen in Form eines zeitgerechten kompetenten<br />
Angebotes zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Philosophie von HEILKRAFT DER ALPEN fügt sich<br />
ideal in jene der Biosphärenregion Lungau.<br />
Der Kongress HEILKRAFT DER ALPEN wurde unter der<br />
Leitung von Kongresspräsidentin Ulrike Köstler bewusst<br />
in der Biosphäre Lungau ins Leben gerufen, um hier ein<br />
Zeichen für die Bedeutung der Natur für die Gesundheit<br />
des Menschen zu setzen. Die Veranstaltungen schaffen<br />
nicht nur ein Forum für Wissenschaftler und Fachleute<br />
aus Medizin, Pflege und Therapie, sondern auch für<br />
alle, die sich für die gesundheitlichen Ressourcen des<br />
Alpenraums interessieren. Die Veranstaltungen bieten<br />
Gelegenheit, sich über die gesundheitliche Bedeutung<br />
der Natur der Region auszutauschen. Dieser Austausch<br />
erfolgt auf wissenschaftlicher Ebene, in Fachvorträgen und<br />
Expertengesprächen ebenso wie auf regionaler Ebene,<br />
in Veranstaltungen, bei denen der Schwerpunkt auf den<br />
Lungau und dessen Projekte, Initiativen und Akteure<br />
gesetzt wird.<br />
Die ab 2018 gemeinsam mit dem Biosphärenpark Lungau<br />
geplanten Veranstaltungen von HEILKRAFT DER ALPEN<br />
sollen ein Beitrag zum Aufbau eines naturbezogenen<br />
Gesundheitsangebotes in der Biosphäre Lungau sein.<br />
Vertiefende Projekte widmen sich der Feststellung<br />
und Kommunikation der gesundheitstouristischen<br />
Potenziale der Region sowie deren Positionierung im<br />
Gesundheitstourismus.<br />
NACHHALTIGE<br />
TOURISMUSKONZEPTE<br />
Ramingstein und Karneralm<br />
UND DIE SICHT VON AUSSEN<br />
Es herrscht Einigkeit darüber, dass unsere Biosphärenregion<br />
Salzburger Lungau ein ganz besonderer Platz ist und zu<br />
den schönsten Regionen der Welt zählt. Aber wie kann es<br />
gelingen, zum einen die Schönheit der Natur zu erhalten<br />
und zum anderen diesen kostbaren Lebensraum auch als<br />
<strong>Wir</strong>tschaftsraum zu entwickeln? Im Auftrag der Gemeinde<br />
Ramingstein und des Tourismusverbandes Lungau stellten<br />
sich im vergangenen Jahr die Studenten der Fachhochschule<br />
Salzburg zusammen mit dem Biosphärenparkmanagement<br />
dieser Aufgabe. Ziel der Kooperation war es, für das<br />
Gemeindegebiet Ramingstein Zukunftsoptionen<br />
hinsichtlich einer nachhaltigen touristischen Entwicklung<br />
zu erarbeiten und den Entscheidungsträgen Grundlagen<br />
zu liefern, um weitere Schritte setzen zu können. In<br />
zwei Studiengängen wurde eine mögliche touristische<br />
Entwicklung wissenschaftlich aufbereitet, aus der zwei<br />
unterschiedliche Konzepte hervorgingen.<br />
Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Karneralm, die<br />
im Ramingsteiner Talschluss auf 1.900 Metern in den<br />
Salzburger Nockbergen liegt. Sie gilt als Naturjuwel und<br />
ist der Inbegriff von Rückzug, Abstand und Ruhe. Hier<br />
wird auf ein nachhaltiges Tourismuskonzept gesetzt.<br />
Die dort befindlichen zirka vierzig Ferienhäuser werden<br />
vorwiegend privat, aber auch in der Vermietung genutzt.<br />
Die Studenten konzentrierten sich hier auf die Marktund<br />
Potentialanalysen für die Zukunft sowie auf die<br />
bestehenden Angebote und deren Möglichkeiten. Diese<br />
Arbeiten wurden nicht nur im Vorlesungssaal aufbereitet,<br />
sondern auch vor Ort durch Interviews mit den Anbietern<br />
vertieft. Die zweite Gruppe konzentrierte sich auf den Ort<br />
Ramingstein und dessen touristische Möglichkeiten. Auch<br />
hier wurden wieder alle bestehenden Angebote evaluiert<br />
und mit Zukunftstrends abgeglichen.<br />
Schaflechner präsentiert. Es ist sehr erfreulich, dass<br />
ein paar Grundansätze der Studenten bereits vom<br />
Tourismusverband Lungau weiterentwickelt wurden und in<br />
naher Zukunft in Ramingstein umgesetzt werden.<br />
„Ich bin sehr dankbar, dass wir diese Kooperation mit der<br />
Fachhochschule Salzburg auf die Beine stellen konnten.<br />
Denn neben den Perspektiven und kreativen Ideen der<br />
Studenten, ist es gerade die unbelastete Sicht von außen,<br />
die den Projektideen eine andere Qualität gibt. Obwohl<br />
sicherlich nicht alle Vorschläge umgesetzt werden können,<br />
bin ich mir sicher, dass einige dabei <strong>sind</strong>, die sowohl für<br />
Touristiker als auch für die hier lebenden Menschen große<br />
Vorteile mit sich bringen. <strong>Wir</strong> werden auch in Zukunft<br />
solche Kooperationen anstreben. Vielen Dank für die gute<br />
Zusammenarbeit!“ (Markus Schaflechner)<br />
<strong>Das</strong> Resultat dieser fast einjährigen Kooperation lässt<br />
sich sehen und beinhaltet eine Reihe von Möglichkeiten<br />
zu weiteren touristischen Entwicklungen dieser<br />
Gemeinde. Die Ergebnisse wurden im 4. Quartal 2017<br />
der Gemeindevertretung und den verantwortlichen<br />
Touristikern von Biosphärenparkmanager Markus<br />
© Biosphärenpark<br />
Im Bild: Egon Setznagl (TVB Lungau), Werner Taurer<br />
(FH Salzburg), Markus Schaflechner
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 26 |<br />
| 27<br />
DAS LUNGAUER<br />
BIOSPHÄRENHAUS<br />
Ludlalm und Smart Wood House<br />
DIE ERSTEN BEISPIELE FÜR NACHHALTIGES WOHNEN IN DER BIOSPHÄRE<br />
Die Grundphilosophie eines Biosphärenparks beruht<br />
auf dem Konzept der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet<br />
eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen<br />
Generation gerecht wird, ohne künftigen Generationen<br />
die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigenen Bedürfnisse zu<br />
befriedigen. Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung<br />
gilt das Bestreben, auch im Bereich des nachhaltigen Bauens<br />
bewusste Entscheidungen zu treffen, zukunftsfähige Schritte<br />
zu setzen und den Biosphärengedanken in Form eines<br />
innovativen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Hauses<br />
zu verwirklichen: dem Biosphärenhaus Lungau. Darunter<br />
wird ein CO2-neutral errichtetes Niedrigstenergiehaus<br />
mit einem hohen regionalen Wertschöpfungsanteil<br />
verstanden, das eine hohe Wohn- und Lebensqualität<br />
bietet. Im Biosphärenhaus Lungau vereinen sich Ökound<br />
Energieeffizienz mit modernen Technologien und<br />
naturnahen Materialien.<br />
Um den Grundgedanken einer Biosphärenregion im<br />
Bereich des Bauens gerecht zu werden, wurden für die<br />
Umsetzung des Biosphärenhauses Kriterien definiert. Zum<br />
Einsatz kommen fast ausschließlich regionale Ressourcen,<br />
sowohl hinsichtlich der verwendeten Materialien als auch<br />
der Dienstleistungen und Gewerke. Bei der Errichtung<br />
des gesamten Gebäudes ist auf die ausschließliche<br />
Verwendung regionaler Rohstoffe (z. B. Holz und ISOSPAN)<br />
zu achten, sofern diese in der Region erhältlich <strong>sind</strong>. Bei<br />
der Dämmung werden zu 100 Prozent recyclebare Stoffe<br />
wie Holzfaser, Hanf, Zellulose, Schafwolle oder Stroh als<br />
ökologische Alternativen zu konventionellen Dämmstoffen<br />
verwendet. Im Bereich der Strom- und Wärmegewinnung<br />
wird auf erneuerbare Energieformen wie Luft- bzw.<br />
Erdwärme, Solar oder Photovoltaik gesetzt. Mindestens<br />
90 Prozent aller Dienstleistungen, Gewerke und Umsätze<br />
kommen aus der Region. Damit werden durch den<br />
maximalen Einsatz nachwachsender Rohstoffe als CO2-<br />
Speicher sämtliche für die Herstellung des Gebäudes<br />
notwendige CO2-Belastungen kompensiert und durch den<br />
Einsatz erneuerbarer Energien Umweltbelastungen auf ein<br />
Minimum reduziert. Die Nutzung regionaler Ressourcen<br />
sowohl hinsichtlich der verwendeten Materialien als auch<br />
der gesamten Dienstleistungen trägt zu einer Verkürzung<br />
der Transportwege und zur Steigerung der regionalen<br />
Wertschöpfung bei.<br />
Im Jahr 2017 wurden die ersten zwei Gebäude als<br />
„Biosphärenhaus Lungau“ ausgezeichnet: Die neu<br />
errichtete Ludlalm am Preber und das Smart Wood House in<br />
Tamsweg. Bei Erfüllung der Kriterien haben sowohl bereits<br />
bestehende Bauten als auch zukünftige die Möglichkeit,<br />
auf Antrag an das Biosphärenpark-Management Salzburger<br />
Lungau die Auszeichnung „Biosphärenhaus Lungau“ zu<br />
erhalten.<br />
In diesem Jahr wird das Biosphärenpark-Management<br />
gemeinsam mit der FH Kuchl und den <strong>Wir</strong>tschaftstreibenden<br />
der Biosphärenregion Lungau die Kriterien für das<br />
„Biosphärenhaus Lungau“ weiter ausarbeiten und<br />
verfeinern.<br />
© Herwig Zöhrer<br />
© GA-Service
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 28 |<br />
| 29<br />
LONGA 2020<br />
Naturjuwel schützen und nützen<br />
MASSNAHMEN GEMEINSAM<br />
ERARBEITEN<br />
Am 24. Oktober 2015 gewann „die Longa“ im<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau, nach dem Landessieg<br />
in Salzburg, den 3. Platz bei der Bundesausscheidung von<br />
„9 Plätze – 9 Schätze“. Aufgrund der Werbewirksamkeit<br />
dieser ORF-Produktion (zirka 1 Million Zuseher exkl.<br />
Vorberichterstattung) und der bereits bestehenden<br />
Anfragen bei den Tourismusverbänden Weißpriach<br />
und Mariapfarr war vor allem 2016 mit einem erhöhten<br />
Besucheransturm, der entsprechend gesteuert und<br />
informiert werden musste, zu rechnen. Aus diesem Grund,<br />
aber auch wegen der touristischen und wirtschaftlichen<br />
Bedeutung, hatten sich die Verantwortlichen entschlossen,<br />
ein entsprechendes Gesamtkonzept für „die Longa“ bzw.<br />
für das Weißpriachtal zu erstellen. <strong>Das</strong> Projektziel war<br />
einstimmig und klar: „2020 soll die Longa weiterhin ein<br />
Erholungsraum für Lungauerinnen und Lungauer sowie für<br />
alle Besucher, welche den Charakter dieses Lebensraumes<br />
nachhaltig erleben wollen, sein!“<br />
Bereits im ersten Jahr nach der Fernsehausstrahlung war<br />
ein Anstieg der Besucherzahlen zu vermerken, und die<br />
Verantwortlichen für den Raum Longa und Weißpriachtal<br />
wurden rasch vor neue Aufgaben gestellt. Besucherlenkung<br />
und verkehrstechnische Planung – die auch schon Jahre<br />
zuvor Themen waren – kamen verstärkt in den Fokus.<br />
Da es auch die Interessen von Grundeigentümern und<br />
der Almwirtschaft zu berücksichtigen gab, wurde ein<br />
Entwicklungskonzept unumgänglich: Denn der Fluss<br />
„Longa“, und so das gesamte Weißpriachtal, das zur<br />
Hälfte geschütztes Landschaftsgebiet ist, gilt als eines<br />
der einzigartigsten Naturjuwele in der Biosphärenregion<br />
Lungau. Es ergab sich nun die Herausforderung,<br />
die Gratwanderung zwischen „der Öffentlichkeit<br />
zugänglich machen“ und „Natur erhalten und schützen“<br />
zu bewältigen. Im Auftrag der beiden Gemeinden<br />
und auch der Tourismusverantwortlichen wurde ein<br />
Projektteam gegründet, das sich dieser Entwicklung<br />
und den damit verbundenen Herausforderungen stellte.<br />
Zusammen mit den Vertretern der Gemeinden sowie<br />
den Tourismusverbänden Mariapfarr und Weißpriach, der<br />
Ferienregion Lungau, der Berg- und Naturwacht Lungau,<br />
der Schutzgebietsbeauftragten des Landes Salzburg und<br />
noch einigen mehr, wurde ein Kernteam geschaffen, und<br />
es wurden Arbeitspakete erarbeitet. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-<br />
Management fungierte dabei als Projektleitung bzw.<br />
Projektkoordination. Neben der achtsamen touristischen<br />
Entwicklung von Angeboten waren die Besucherlenkung<br />
und vor allem der Verkehr ein großes Thema. Parallel<br />
zur Verbesserung der Parkplatzsituation bestand die<br />
Herausforderung zum einen darin, den Menschen das<br />
Tal zugänglich zu machen und zum anderen, das hohe<br />
Verkehrsaufkommen auf dem schmalen, nicht asphaltierten<br />
Weg ins Tal hinein zu beruhigen – sorgten doch die<br />
Autoabgase und die Staubentwicklung bei schönem<br />
Wetter für Unmut bei Wanderern und Radfahrern.<br />
Als Pilotversuch und mit der Zustimmung der<br />
Grundstückseigentümer bzw. der Weggenossenschaft<br />
wurde im Jahr 2016 von Mitte Juli bis Ende August über<br />
einen Zeitraum von sechs Wochen jeweils von 10 bis 16<br />
Uhr ein Shuttlebus zum Einsatz gebracht. Ziel war es, dass<br />
die Tagesbesucher ihr Auto am Parkplatz stehen lassen<br />
und mit dem Bus ins Tal fahren. Für Grundeigentümer,<br />
Hüttenbesitzer, Forst- und Jagdverantwortliche wie<br />
für alle Jahreskartenbesitzer war eine Zufahrt jederzeit<br />
möglich, so wie auch die Ausfahrt aus dem Tal für jeden<br />
zu jeder Zeit möglich war. Dieses Angebot wurde sehr gut<br />
angenommen, sodass neben den regulären Fahrten mit<br />
dem PKW über 4.000 Personen mit dem Bus transportiert<br />
wurden und es dadurch zu einer spürbaren Reduktion von<br />
Lärm, Staub und Abgasen kam.<br />
Diese Vorhaben, aber auch die anderen geplanten<br />
Aktivitäten, wurden am 19. Jänner 2017 in Lisl‘s Brotstube<br />
in Weißpriach der Öffentlichkeit und allen Interessierten<br />
vorgestellt. <strong>Das</strong> Ziel dieser Veranstaltung war es, die<br />
Bevölkerung zu informieren, mit ihr zu diskutieren und sich<br />
auch Zustimmung für die geplanten Vorhaben zu holen.<br />
Nach der Projektvorstellung erfolgte eine Diskussion<br />
über die einzelnen Teilprojekte und schlussendlich eine<br />
breite Zustimmung zum Gesamtprojekt. Also ging man<br />
voller Tatendrang an die Umsetzung der Arbeitspakete.<br />
Neben dem bereits erwähnten Verkehrskonzept wurden<br />
Parkplätze optimiert bzw. auch neue geschaffen. Ein<br />
„Barfußweg“ wurde zusammen mit dem Kindergarten<br />
Weißpriach errichtet, ebenso ein öffentlicher Grillplatz.<br />
Der Pilzlehrpfad wurde erweitert, und bereits weit über die<br />
Grenzen bekannt ist das „Glücksplatzl“. Viele gute Dinge<br />
wurden von vielen guten Händen in dieser Zeit geschaffen!<br />
Nach Abschluss der Pilotzeit wurden Gespräche<br />
mit der Weggenossenschaft bzw. deren Vertretung<br />
geführt, wie man vor allem den Shuttleservice unter<br />
der Berücksichtigung der allgemeinen Anliegen der<br />
Weggenossenschaft auch in den kommenden Jahren<br />
weiterführen könnte. Trotz intensiver Bemühungen und<br />
Gespräche wurde einer Weiterführung des Shuttleservice<br />
seitens der Weggenossenschaft Hinterlahn keine<br />
Zustimmung mehr erteilt. Aus Projektsicht ist dies natürlich<br />
sehr bedauerlich, aber auch solche Entscheidungen <strong>sind</strong> zu<br />
akzeptieren und vor allem zu respektieren. Vielleicht ergibt<br />
sich in Zukunft wieder einmal die Chance, dass ein solches<br />
Verkehrskonzept im Weißpriachtal auf Zustimmung stößt!<br />
„<strong>Das</strong> Projekt ‚Longa 2020’ steht für die Erarbeitung<br />
eines Maßnahmenpaketes und die Erstellung eines<br />
Zukunftsbildes für den Lebens-, <strong>Wir</strong>tschafts-, Erholungsund<br />
Naturraum Longa – viele Menschen haben hierfür an<br />
einem Strang gezogen. Die nachhaltige und touristische<br />
Nutzung unseres Lebensraumes Lungau, die Bewahrung<br />
und der Schutz unserer Naturjuwele im Biosphärenpark<br />
Lungau müssen nicht im Widerspruch stehen. <strong>Das</strong> hat<br />
dieses Projekt sehr eindrucksvoll bewiesen und vor<br />
allem haben diese Bemühungen für die Zukunft weitere<br />
Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Auch wenn<br />
die Aktivitäten in dieser Intensivität gegenwärtig nicht<br />
weitergeführt werden, haben wir doch Ergebnisse, auf die<br />
aufgebaut werden kann. Wie bereits im Artikel angeführt,<br />
haben bei diesem Projekt viele gute Hände viele gute Dinge<br />
geschaffen, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um<br />
mich nochmals bei allen Beteiligten zu bedanken: Ohne<br />
euch wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen! Neben<br />
dem Kernteam möchte ich mich auch beim Kindergarten<br />
Weißpriach für die Gestaltung des Barfußweges, der<br />
Neuen Mittelschule Mariapfarr für die Mitarbeit bei<br />
der Parkplatzgestaltung, dem MultiAugustinum für die<br />
Onlinearbeiten und Herrn Prof. Dr. Hocevar, Herrn Ing.<br />
Peter Pagitsch sowie allen Grundstücksbesitzern recht<br />
herzlich bedanken. Ein großes Dankeschön ergeht an<br />
dieser Stelle an die Landwirtschaftliche Fachschule, ohne<br />
die weder der öffentliche Grillplatz noch das so gelungene<br />
Glücksplatzl umgesetzt worden wäre. Gemeinsam ist vieles<br />
möglich! DANKESCHÖN!“ (Markus Schaflechner)<br />
© dreiD.at
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 30 |<br />
| 31<br />
UNESCO BIOSPHÄRENPARK<br />
ERSTE FAIR - TRADE - REGION<br />
IN SALZBURG!<br />
Verständnis schaffen auch für<br />
BREITBAND FÜR DIE<br />
BIOSPHÄRENREGION<br />
Attraktive Fördermöglichkeiten<br />
FÜR BREITBANDANSCHLÜSSE<br />
REGIONALE PRODUKTE<br />
Fair Trade, das bedeutet nicht allein Verständnis für fairen<br />
Handel in Ländern, die viele Tausende Kilometer entfernt<br />
<strong>sind</strong>. Fair Trade, das bedeutet vor allem Akzeptanz von<br />
regionalen Produkten aus der heimischen Landwirtschaft,<br />
oft nur wenige Meter von unserer Haustür entfernt. Fair<br />
Trade soll bewusst machen, dass sich der kurze Fußmarsch<br />
zum benachbarten Bauernhof lohnt.<br />
In der Biosphärenregion Lungau erfüllen bis dato sechs<br />
Gemeinden die nötigen Voraussetzungen, sich als „Fair-<br />
Trade-Gemeinde“ bezeichnen zu dürfen und <strong>sind</strong> auch<br />
als solche ausgezeichnet. Wenn man bedenkt, dass es<br />
im gesamten Bundesland Salzburg nur insgesamt zehn<br />
Fair-Trade-Gemeinden gibt, dann ist dies ist nicht nur<br />
vorbildhaft für unsere Region sondern für das gesamte<br />
Bundesland.<br />
Der „faire Handel“ wird auch 2018 wieder ein Thema im<br />
Biosphärenpark Lungau sein. Regionalität in dieser Form<br />
zu fördern, ist geradezu schlüssig für eine Modellregion für<br />
Im Bild: Markus Schaflechner, Projektgruppe<br />
Fairtrade Thomatal, Bgm. Valentin König<br />
nachhaltige Entwicklung. In absehbarer Zeit sollen weitere<br />
Gemeinden hinzukommen mit dem Ziel, dass in naher<br />
Zukunft die gesamte Biosphärenregion Lungau auch die<br />
erste Fair-Trade-Region im Land ist.<br />
„Wie bereits eingangs in diesem Artikel erwähnt, wollen<br />
wir als Biosphärenpark mit diesem Projekt nicht nur<br />
auf den fairen Handel in anderen Ländern hinweisen,<br />
sondern vor allem auch auf den fairen Handel in der<br />
eigenen Region aufmerksam machen. Es kann nicht oft<br />
genug zum Ausdruck gebracht werden, aber regionale<br />
Entwicklung beginnt und endet sehr oft schon bei jeder<br />
einzelnen Kaufentscheidung. Aus diesem Grund wird<br />
das Biosphärenpark-Management auch in Zukunft alle<br />
Aktivitäten mittragen, die der Allgemeinheit den Fair-<br />
Trade-Gedanken näherbringen sowie alle Aktivitäten<br />
unterstützen, die unseren regionalen Erzeugern und deren<br />
Bedeutung für unseren Lebensraum zugute kommen.“<br />
(Markus Schaflechner)<br />
Im Bild: LH-Stv. Astrid Rössler, Projektgruppe<br />
Fairtrade Mariapfarr, Bgm. Franz Doppler<br />
Unter diesem Projekttitel wurden im vergangenen<br />
Jahr vom Biosphärenpark-Management intensive<br />
Bemühungen unternommen, für den Lungau entsprechende<br />
Investitionen zum weiteren Ausbau der<br />
Telekommunikationsinfrastruktur zu initiieren.<br />
Breitbandinfrastruktur ist nicht nur im städtischen Bereich<br />
wichtig, sondern gerade in den ländlichen Regionen von<br />
immer größerer Bedeutung. Aus diesem Grund fassten<br />
die Lungauer Bürgermeister im Dezember 2016 den<br />
einstimmigen Beschluss, dass die Bemühungen für einen<br />
flächendeckenden Ausbau im Lungau intensiviert werden<br />
müssen – das Biosphärenpark-Management wurde zur<br />
entsprechenden Umsetzung aufgefordert. Bereits Anfang<br />
2017 wurden die ersten Gespräche mit dem Land Salzburg<br />
und den entsprechenden Förderstellen geführt. Im Laufe<br />
des Jahres intensivierte sich der Austausch und die<br />
Gespräche wurden in weiterer Folge ausgedehnt, indem<br />
auch direkt mit den Betreibern, wie der Salzburg AG oder<br />
A1 Telekom Austria, gesprochen wurde.<br />
Dank der intensiven Bemühung des Landes Salzburg und<br />
der Bereitschaft der Betreiber konnten für den Lungau<br />
Investitionen zum Ausbau in der Höhe von über zwei<br />
Millionen Euro verhandelt werden. Neben dieser<br />
Erweiterung der bestehenden Infrastruktur war und<br />
<strong>sind</strong> aber gerade Informationen über den Ausbau,<br />
die Fördermöglichkeiten für Gemeinden und Betriebe<br />
ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund fand am 7.<br />
September zusammen mit dem Land Salzburg und der<br />
<strong>Wir</strong>tschaftskammer Lungau die Veranstaltung „Breitband<br />
für die Biosphäre Lungau“ statt. Alle Bürgermeister,<br />
<strong>Wir</strong>tschaftstreibenden und Interessierten waren<br />
eingeladen, sich über diese Themen zu informieren und<br />
mit Landesrat DI Dr. Schwaiger, den Experten vom Land<br />
Salzburg, der Salzburg AG, der A1 Telekom Austria<br />
und der Bundesförderstelle zu diskutieren. Gerade<br />
für <strong>Wir</strong>tschaftstreibende gab und gibt es sowohl auf<br />
Landes- aber auch auf Bundesebene attraktive Fördermöglichkeiten<br />
für entsprechende Breitbandanschlüsse.<br />
Auch in diesem Jahr wird das Biosphärenpark-<br />
Management die Arbeit in diesem Bereich weiterführen<br />
und auch weitere Informationsveranstaltungen zu diesem<br />
Thema durchführen. Der größte Kostenfaktor beim<br />
Ausbau <strong>sind</strong> immer wieder die Grabungstätigkeiten und<br />
hier ergibt sich in den Gemeinden bzw. in der Region<br />
oftmals die Möglichkeit, Grabungsarbeiten gemeinsam<br />
durchzuführen.<br />
„Im vergangenen Jahr wurde ich gerade zu diesem Projekt<br />
sehr positiv, aber doch manchmal fragend angesprochen,<br />
warum wir uns als Biosphärenpark zum Thema ‚Breitband’<br />
engagieren. Meine Antwort war immer dieselbe: Als<br />
Biosphärenregion Salzburger Lungau sehen wir uns als<br />
ganzheitliche Regionalentwicklungsorganisation, die<br />
im Auftrag der Lungauer Bürgermeister und dadurch in<br />
weiterer Folge im Auftrag der Lungauer Bevölkerung<br />
dafür arbeitet, dass der Lungau auch in Zukunft ein<br />
kostbarer Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum bleibt. Und<br />
gerade für den <strong>Wir</strong>tschaftsraum Lungau ist eine gute<br />
Breitbandversorgung unverzichtbar und zukunftsweisend.<br />
Denn auch die Arbeitswelt verändert sich und durch eine<br />
gute Infrastruktur ergeben sich wieder neue Möglichkeiten<br />
für Arbeitsplätze und Dienstleistungen im Lungau.“<br />
(Markus Schaflechner)<br />
© LN - Hannes Perner<br />
© Biosphärenpark<br />
Im Bild: Bgm. Wolfgang Eder, Bgm. Georg Gappmayer,<br />
LR Josef Schwaiger, Fabian Prudky, Jörg Kittl, Markus<br />
Schaflechner, Wolfgang Lackner, Herbert Stranzinger
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 32 |<br />
ECHT.SEIN.<br />
Urlaub, der erdet.<br />
MIT DEM GEGENSATZ PUNKTEN<br />
„Raufkommen zum Runterkommen“, unter diesem Motto<br />
steht die Kampagne „Echt.Sein. Salzburger Lungau –<br />
Urlaub, der erdet“.<br />
Rückzugsort anstatt Publikumsattraktion, Privatsphäre<br />
anstatt Trubel, Urlaub mit Mehrwert anstatt Urlaub<br />
overloaded, aus dem man erst recht wieder gestresst in<br />
den Alltag zurückkehrt. Die Ansprüche des Alltags und<br />
der Berufswelt werden durch die Globalisierung, die<br />
Digitalisierung oder neue Arbeitswelten immer größer. Die<br />
Schlagzahl wird höher – wir drehen uns immer schneller,<br />
wir <strong>sind</strong> gestresster und glauben, immer mehr Dinge in<br />
immer kürzerer Zeit erledigen zu müssen. Viele Menschen<br />
fühlen sich leer, erschöpft, müde und ausgebrannt. Zudem<br />
stellt sich vermehrt die Frage nach dem Sinn des Lebens.<br />
Kann das schon alles gewesen sein? <strong>Wir</strong> haben verlernt,<br />
uns selbst jene Ruhe zu verschaffen, nach der wir uns<br />
eigentlich so sehnen. Unsere Konzentration ist begrenzt,<br />
Aufmerksamkeit braucht Entspannung. Und genau auf<br />
dieses Marktsegment zielt die Kampagne „Echt.Sein.<br />
Salzburger Lungau – Urlaub, der erdet.“ab! Dabei bildet<br />
die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft unserer<br />
Region den absoluten Kontrast zum Leben in der Stadt, zu<br />
Hochhäusern, Straßen und Büros.<br />
„Neben der Land- und Forstwirtschaft ist der ganzjährige<br />
Tourismus der wichtigste <strong>Wir</strong>tschaftszweig und somit auch<br />
der größte Arbeitgeber in unserem Lebensraum Lungau.<br />
Die Anforderungen an den Tourismus unterliegen, wie<br />
in jedem anderen <strong>Wir</strong>tschaftsbereich, einer ständigen<br />
Veränderung. Nicht nur die Betriebe, sondern auch die<br />
Region stellt sich Jahr für Jahr dieser globalen Veränderung<br />
und den damit verbundenen Ansprüchen. Ich freue mich<br />
sehr, dass wir als Biosphärenregion Salzburger Lungau nicht<br />
nur an dieser Kampagne mitarbeiten durften bzw. dürfen,<br />
sondern dass auch durch den Schwerpunkt von Echt.sein.<br />
die natürlichen Ressourcen unserer Region, zusammen<br />
mit den Qualitäten unserer Betriebe in den Vordergrund<br />
gestellt wurden bzw. werden und diese gemeinsam<br />
mit der Auszeichnung der UNESCO einen wirklichen<br />
Wettbewerbsvorteil auf einem heiß umkämpften Markt<br />
darstellen können. Hier werden wir in Zukunft noch mehr<br />
Energie zusammen mit allen Partnern investieren und auch<br />
investieren müssen.“ (Markus Schaflechner)<br />
© Salzburg Land Tourismus<br />
Der Lungau galt schon immer als ein ursprünglicher<br />
Lebensraum mit ausgeprägten Traditionen und einer<br />
hohen Biodiversität: Dies ist sicher auch ein Grund,<br />
weshalb die Region 2012 die Auszeichnung zum<br />
UNESCO Biosphärenpark erhalten hat. Stellen wir den<br />
Gästen sowohl im Sommer als auch im Winter die Frage:<br />
Alltag oder Auszeit? Denn für Erholungssuchende<br />
bedeutet diese Auszeichnung ein garantiert<br />
unverfälschtes Urlaubserlebnis.<br />
Unter der Verantwortung der Ferienregion Lungau<br />
rückt die gesamte Biosphärenregion Salzburger Lungau<br />
mit „Echt.Sein. – Urlaub, der erdet“ die Vorzüge der<br />
Region in den Vordergrund – ermöglicht diese dem<br />
Gast doch einen Aufenthalt ohne Stress und mit viel<br />
Entschleunigung in jeder Situation. Zusammen mit dem<br />
Biosphärenpark-Management und der SalzburgerLand<br />
Tourismus GmbH wird diese Kampagne weit über die<br />
Grenzen hinausgetragen.
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 34 |<br />
| 35<br />
AGENDA 21<br />
Aktive Beteiligung für mehr Lebensqualität<br />
IN DER BIOSPHÄRENREGION<br />
SALZBURGER LUNGAU<br />
Die Agenda 21 wurde 1992 bei der UNO-Konferenz für<br />
Umwelt und Entwicklung in Rio als weltweites Programm<br />
für eine nachhaltige Entwicklung formuliert und von<br />
178 Staaten unterzeichnet. Die Idee dahinter: Nur wenn<br />
kleinste Einheiten – Regionen, Gemeinden, lokale Vereine,<br />
Organisationen, jeder Einzelne von uns – konkrete Schritte<br />
zu einem achtsamen Umgang mit den Lebensgrundlagen<br />
setzt, ist und bleibt unsere Welt zukunftsfähig. Die Agenda<br />
21 bedeutet für Gemeinden und Regionen eine positive<br />
Entwicklung in Richtung Lebensqualität und Nachhaltigkeit.<br />
Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern werden<br />
hier Zukunftsperspektiven erarbeitet, die über einen<br />
kurzfristigen Planungshorizont und einzelne Sachthemen<br />
hinausgehen und in konkreten Maßnahmen und innovativen<br />
Projekten umgesetzt werden, um die Lebensqualität vor<br />
Ort zu erhalten. Dabei werden landesweit Themen wie der<br />
Ortskernbelebung, der Energieversorgung, der Mobilität,<br />
dem Klima- und Umweltschutz, der sozialen Gerechtigkeit,<br />
der Integration und dem Generationenaustausch<br />
und vielem mehr Raum gegeben. Als nachhaltiges<br />
Regionalentwicklungsprogramm ist es unsere Aufgabe im<br />
Biosphärenpark-Management, unsere Region im Sinne der<br />
Nachhaltigkeit und unter Beteiligung der Öffentlichkeit<br />
zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln. Dabei gilt es auch,<br />
den Bürgerinnen und Bürgern der Region die Möglichkeit<br />
zu bieten, die eigenen Ideen für eine nachhaltige<br />
Gestaltung des Lebensumfeldes zu formulieren und in die<br />
Tat umzusetzen.<br />
Der Grundgedanke der Agenda 21 und des<br />
Biosphärenparks greifen Hand in Hand und ergänzen<br />
einander sehr gut. <strong>Das</strong>, was die Agenda 21 auf salzburgund<br />
österreichweiter Ebene darstellt, spiegelt sich im<br />
Aufgabenbereich und Tätigkeitsfeld des Biosphärenparks<br />
auf regionaler Ebene in vielen Bereichen wider. Im Anschluss<br />
an die Verleihung des UNESCO Biosphärenpark Prädikats<br />
im Jahr 2012 wurde daher der Prozess der regionalen<br />
Agenda 21 gestartet mit dem Ziel herauszufinden, wie der<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau Anreize setzen kann,<br />
um für die Generation 20+ wieder ein attraktiver Lebensund<br />
Arbeitsort zu sein. Unter der Beteiligung der 15<br />
Lungauer Gemeinden und rund 1.300 Lungauerinnen und<br />
Lungauern entstanden in den letzten Jahren zahlreiche<br />
Projektideen für eine zukunftsbeständige Entwicklung der<br />
Region, die auch als Grundlage für den Managementplan<br />
des Biosphärenparks dienen.<br />
Am 14. März 2016 fand im Ökoferiendorf Mariapfarr unter<br />
der Leitung von Anja Brucker und Markus Schaflechner<br />
das Netzwerktreffen der Lungauer Agenda 21 unter<br />
dem Motto „Ins-Tun-Kommen“ statt. Der Agenda-<br />
21-Abend diente als Raum, um Denk-, Gesprächsund<br />
Handlungsimpulse zu geben und innovative<br />
Möglichkeiten zur Stärkung der Region als attraktiver<br />
Lebens- und Arbeitsraum aufzuzeigen: Mit dem Ziel,<br />
Interessierten einen Blick auf den umfangreichen Agenda-<br />
21-Beteiligungsprozess aus dem Jahr 2012 zu geben und<br />
die Bereiche Abwanderung und Attraktivität des Lungaus<br />
für die Generation 20+ zu thematisieren. Eingeladen<br />
waren alle, die sich über die Agenda 21 informieren und<br />
gemeinsam konkrete Projekte in allen Bereichen für den<br />
Lungau weiterentwickeln wollten. Im Zuge dieses Treffens<br />
wurden bereits realisierte Projekte wie der Outdoorparc<br />
Mariapfarr, die Biosphärenpark-Schatzkiste oder auch<br />
die Käserei in Thomatal in Kurzfilmen präsentiert und<br />
Projektbringern die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen<br />
im Rahmen eines Pro-Action-Cafés zu diskutieren<br />
und weiterzuentwickeln. Einige der diskutierten und<br />
ausgearbeiteten Ideen dieses Abends haben bereits ihre<br />
Umsetzung gefunden: Zum Beispiel der Co-Working-<br />
Space (Gemeinschaftsarbeitsplatz) im Lungau, welcher<br />
sich heute im Schloss Kuenburg in Tamsweg befindet, die<br />
Neuauflage des Biosphärenpark-Frühstücks und das Thema<br />
„Gesundes Bauen und Wohnen im Biosphärenpark“,<br />
heute das Biosphärenpark-Haus.<br />
© Biosphärenpark<br />
Gemeinsam mit Agenda 21, dem Biosphärenpark-<br />
Management und dem Lungauer Bildungsverbund konnte<br />
im Jahr 2017 mit dem Lehrgang „Projektschmiede Agenda<br />
21 Lungau“ unter der Leitung von Kristina Sommerauer<br />
und Anja Brucker ein Raum für Austausch, Vernetzung<br />
und Kompetenzvermittlung geschaffen werden, in dem<br />
zahlreiche interessante und spannende Projektideen<br />
entstanden <strong>sind</strong>. Ziel des Lehrgangs war es, engagierte<br />
Menschen im Zeitraum von Jänner bis Oktober 2017 in neun<br />
Modulen bei ihrem Tun und der Umsetzung ihrer Projektidee<br />
zu unterstützen: Durch Kompetenzvermittlung von<br />
Konzeption und Teambuilding, Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Finanzierungsmöglichkeiten über Selbst- und<br />
Zeitmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu<br />
Gestaltungsmethoden und Aufbau eines Netzwerkes. Beim<br />
Abschlussabend am 13. Juni 2017 wurden die Ergebnisse<br />
Unser Naturhaus, Lernraum Lungau, Seniorenwohngruppe<br />
am Bauernhof, ARGE Bitt schea drum, ZENTRUM LEBEN<br />
LUNGAU, Bienen und gesunde Nahrungsmittel und<br />
Nachhaltige Mobilität im Biosphärenpark vorgestellt<br />
(nähere Infos unter: www.salzburg.gv.at/themen/umwelt/<br />
nachhaltigkeit/la21/projektschmiede)<br />
Es freut uns sehr, dass aus dieser Zusammenarbeit bereits<br />
viele gute Ideen entstanden und so manche bereits in<br />
einem Projekt erfolgreich zur Umsetzung gekommen<br />
<strong>sind</strong>. <strong>Wir</strong> streben mit der Agenda 21 weiterhin eine gute<br />
Zusammenarbeit an und erwarten uns noch viele daraus<br />
resultierende spannende und erfolgreiche Projekte<br />
für unsere Zukunft in einer lebenswerten Heimat, der<br />
Biosphärenregion Salzburger Lungau!<br />
© Biosphärenpark<br />
Im Bild: Markus Graggaber, Markus<br />
Schaflechner, Bgm. Wolfgang Eder,<br />
LH-Stv. Astrid Rössler, Bgm. LAbg. Herbert<br />
Gaggl, Anja Brucker
E<br />
LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 36 |<br />
I<br />
O<br />
S<br />
P<br />
H<br />
B<br />
JUNGE WIRTSCHAFT<br />
LUNGAU ...<br />
... ist Netzwerk, Interessensvertretung und Serviceplattform<br />
Gastbeitrag<br />
A<br />
M<br />
A<br />
G<br />
A<br />
Z<br />
I<br />
N<br />
R<br />
N<br />
WIRTSCHAFT ALS BASIS<br />
FÜR DEN GESAMTEN LEBENSRAUM<br />
Branchenvielfalt und Zusammenhalt<br />
Durch die vielen verschiedenen Tätigkeitsbereiche der<br />
EPU, Klein- und Mittelbetriebe befindet sich im Lungau<br />
ein durchaus spannender Branchenmix. Etablierte<br />
Jungunternehmer können Neugründern praktische<br />
Erfahrungen und Tipps weitergeben. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft<br />
ist das Netzwerk für Unternehmer in der Region.<br />
Der Zusammenhalt ist einzigartig und gegenseitige<br />
Wertschätzung ist besonders für die junge Generation<br />
wichtig. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft bietet die Netzwerke, auf<br />
deren Basis Kontakte mit Jungunternehmerkollegen<br />
geknüpft sowie Erfahrungen und Wissen ausgetauscht<br />
werden; zugunsten des Unternehmers, auf lange<br />
Zeit wegweisend für Kooperationen zwischen den<br />
Unternehmern. „In der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft ist man umgeben<br />
von Kollegen, keinen Konkurrenten! <strong>Wir</strong> wollen darüber<br />
hinaus Betriebe unterstützen, die zwischenzeitlich etwas<br />
schwierigere Phasen erleben. Mit Geschäftsleuten, denen<br />
es gut geht, wollen wir uns freuen!“, so Gründungsobmann<br />
Wolfgang Lackner, dessen Credo lautet: „Erstens: Mut<br />
zur Unternehmensgründung. Zweitens: Keine Angst vor<br />
Veränderungen.“<br />
Viele Schiffe zusammen <strong>sind</strong> eine starke Flotte<br />
Sein „Seefahrer-Vergleich“ gibt zu verstehen: Wenn die<br />
einzelnen Boote im Hafen liegen, <strong>sind</strong> sie sicher, werden<br />
aber auch nichts entdecken. Wenn sie mutig in See<br />
stechen, kann die Reise durchaus turbulent werden. Aber<br />
wenn es geschafft wird, nicht alleine in See zu stechen,<br />
sondern wenn alle Schiffe in Form einer Flotte gemeinsam<br />
aufbrechen, dann kann auch das große weite Meer erobert<br />
werden. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft steht somit für Mut, denn<br />
Mut ist ansteckend, und der Appell lautet, sich niemals<br />
den Mut und die Zuversicht nehmen zu lassen. „Wer<br />
Mut hat, macht Mut! <strong>Wir</strong> haben noch viel vor, und ich<br />
bin überzeugt, wir werden noch viel bewegen und in der<br />
Region auch noch einige spannende Projekte umsetzen<br />
und begleiten!“, betont Wolfgang Lackner.<br />
Der Lungau: Naherholungsgebiet und <strong>Wir</strong>tschaftsraum<br />
Die Einzigartigkeit des <strong>Wir</strong>tschafts- und Lebensraumes<br />
Lungau will die Junge <strong>Wir</strong>tschaft ebenso positiv<br />
hervorheben: Der Lungau bietet die seltene Chance, in<br />
einem Naherholungsgebiet arbeiten zu dürfen. Dies bringt<br />
aber auch Herausforderungen mit sich. Die infrastrukturellen<br />
Bedürfnisse wie beispielsweise Breitbandnetz, Verkehr<br />
oder auch Betriebsansiedelungsförderungen müssen<br />
gedeckt werden, um die Region für Betriebe interessant<br />
zu machen.<br />
„MurGau“: Junge <strong>Wir</strong>tschaft wächst und kooperiert<br />
In den ersten zwei Jahren seit ihrer Neugründung hat<br />
die Junge <strong>Wir</strong>tschaft Lungau zahlreiche Veranstaltungen<br />
durchgeführt. Gesundheitsfrühstück und Innovationscafé,<br />
Dinnerstage und EPU-Tage, Vorträge, Workshops und<br />
Informationsabende sowie Betriebsbesuche – es wurden<br />
rund 50 Aktionen und Events pro Jahr gezählt. Jährlicher<br />
Höhepunkt der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft ist „MurGau“, eine<br />
Veranstaltung, bei der sich die Junge <strong>Wir</strong>tschaft Lungau<br />
mit der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft Murau eint. „MurGau“ ist<br />
Treffpunkt, Ereignis, Wissenstransfer und Fest der neuen<br />
Unternehmergeneration. MurGau zeigt, dass die Regionen<br />
Murau und Lungau lediglich geografische Grenzen<br />
trennen. Sie bieten ausgezeichnete Voraussetzungen, um<br />
schon in jungen Jahren die Weichen für eine erfolgreiche<br />
Unternehmerzukunft zu stellen. Und es wird verdeutlicht,<br />
dass Networking nicht nur ein kluger Begriff, sondern auch<br />
längst unverzichtbar im Unternehmeralltag ist.<br />
ULRICH WIELAND IST NEUER BEZIRKSVORSTAND<br />
Nach zwei Jahren übernimmt der Caféhausbetreiber Ulrich<br />
Wieland das Amt des Bezirksvorstands von Vorgänger<br />
Wolfgang Lackner. Die Initiative „#gemeinsamerfolgreich“<br />
bei der regionales Denken, lokales Handeln und<br />
die Zusammenarbeit der <strong>Wir</strong>tschaftstreibenden im<br />
Vordergrund stehen, soll weiter ausgebaut werden. Dabei<br />
soll auch das Café Wieland künftig zentrale Anlaufstelle<br />
und Treffpunkt der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft werden.<br />
Im Bild: Toni Klein, Markus Schaflechner, Gerd Brusius, Manfred Perterer, Manfred Sampl, Bernhard Santner, Asdin El Habbasi<br />
Thomas Dorfer<br />
(Stv.)<br />
DER NEUE VORSTAND SEIT 2018:<br />
Ulrich Wieland<br />
(Bezirkvorstand)<br />
Mario Seitlinger<br />
(Stv.)<br />
© KWER<br />
Lungau<br />
Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft ist ...<br />
... das größte, überparteiliche Netzwerk für<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer, für<br />
Menschen mit unternehmerischen Ambitionen,<br />
für Betriebsgründerinnen und -gründer, für<br />
Betriebsnachfolgerinnen und -nachfolger<br />
... Interessensvertretung und Serviceplattform<br />
für alle Branchen<br />
... eine Einrichtung der WK Salzburg<br />
mit derzeit rund 4.000 Mitgliedern<br />
... im Lungau seit 2016 neu organisiert,<br />
mit einem Aktivteam an der Spitze<br />
... Schnittstelle zu wichtigen Entscheidungsträgern<br />
und der Politik<br />
© HMJahnel
38 |<br />
BILDUNG & FORSCHUNG | 39<br />
© Biosphärenpark<br />
„GEMEINSAMES<br />
NATURERLEBNIS“<br />
Biosphärenpark-Kindergärten<br />
ENTDECKEN DIE SCHATZTRUHE LUNGAU<br />
Die Welt unserer Kinder ist noch eine sehr unberührte<br />
und ihre Heimat, der UNESCO Biosphärenpark<br />
Salzburger Lungau, ist wie eine Schatztruhe voller<br />
Erlebnisse, Möglichkeiten und Abenteuer. Hier im Lungau<br />
haben unsere Kinder die Möglichkeit, eine Kindheit<br />
zu erleben, die frei ist von (städtischen) Einflüssen<br />
wie übermäßiges Konsumverhalten, Reizüberflutung<br />
und Ganztagesbetreuungsstätten. <strong>Wir</strong> leben in einem<br />
Naturjuwel, das Kindern die Möglichkeit bietet, Kind<br />
sein zu dürfen. Wo man sich noch kennt und grüßt, wo<br />
noch Werte wie (Dorf-)Gemeinschaft, Religion und<br />
Brauchtum vermittelt werden, wo viele Freundschaften<br />
im „Sandkasten“ geschlossen werden – und manchmal<br />
wirklich noch ein Leben lang halten.<br />
Der Lungau ist ein kostbarer Lebensraum, den wir unseren<br />
Kindern zeigen dürfen und für sie erlebbar machen können.<br />
„Eine schöne Kindheit ist der größte Schatz, den ein<br />
Erwachsener im Herzen tragen kann“ – diese Einstellung<br />
hat nicht nur Auswirkungen darauf, wie ein Erwachsener<br />
selbst seine Elternrolle ausübt, welche Dinge er seinen<br />
Kindern zeigt und ihnen für ihr Leben mitgibt, sondern<br />
auch darauf, wo er seine Familie gründen und seinen<br />
Kindern eine Heimat geben wird. Und oftmals wünscht<br />
er sich für seine Kinder die Kindheit, die er selbst erlebt<br />
hat: mit schmutzigen Händen, aufgeschürften Knien,<br />
vielen Freunden, Sauerampfer im Mund oder Großeltern,<br />
die vorm Kindergarten warten. <strong>Wir</strong> vom Biosphärenpark-<br />
Management Salzburger Lungau möchten mit diesen<br />
Projekten einen kleinen Schatz in die Herzen unserer<br />
Lungauer Kinder legen.<br />
Biosphärenpark-Kindergärten<br />
Im Jahr 2016 wurde gemeinsam mit Pädagogen aus<br />
Lungauer Kindergärten das LEADER-Projekt „Gemeinsames<br />
Naturerlebnis im UNESCO Biosphärenpark<br />
Salzburger Lungau“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes<br />
war und ist es, den Kindern ihre Heimat näherzubringen,<br />
das Bewusstsein dafür bereits im Kleinkindalter zu<br />
schaffen, andere Gemeinden und Kindergärten kennen zu<br />
lernen und auch einmal einen Tag in der Natur verbringen<br />
zu können. Ganz unter dem Motto „Gemeinsam Erlebtes<br />
verbindet“ haben unsere Kinder hier die Möglichkeit, mit<br />
anderen Kindern zu spielen, neue Gebiete zu erforschen<br />
und ihren Horizont zu erweitern. <strong>Das</strong> Pilotprojekt fand<br />
im Riedingtal, Zederhaus, statt. Auf Initiative von Eva<br />
Fanninger, Leiterin des Kindergartens Zederhaus,<br />
und in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenpark-<br />
Management wurden alle Lungauer Kindergärten in<br />
das Riedingtal eingeladen und durften gemeinsam mit<br />
Kindergartenkindern aus Zederhaus das Gebiet erkunden.<br />
Dabei konnten sie sich schmutzig machen, Blumen<br />
suchen, in kleinen Bächen plantschen, gemeinsam spielen<br />
und singen. <strong>Das</strong> Angebot wurde von den Lungauer<br />
Kindergärten sehr gut angenommen, mehr als 200 Kinder<br />
nahmen teil. Damit wurden außerdem Anreize geschaffen,<br />
auch als Familie das Riedingtal zu besuchen und mit den<br />
Kindern einen Tag in der Lungauer Natur zu verbringen.<br />
2017 fand das Projekt dann im Zauberwald der Gemeinde<br />
Muhr statt und wieder war die Beteiligung erfreulich: Eine<br />
Anmeldezahl von über 400 Kindergartenkindern konnte<br />
verzeichnet werden.<br />
<strong>Das</strong> Ziel dieses Projektes ist, nicht nur die Kinder für<br />
die Natur und das natürliche Angebot im Lungau zu<br />
begeistern, sondern auch keine Grenzen in den Köpfen<br />
entstehen zu lassen. Für unsere regionale Entwicklung<br />
ist es besonders wichtig, dass wir gemeinsam versuchen,<br />
das Beste für unsere Heimat zu tun und Gleichgesinnte zu<br />
finden, egal in welchen Orten, Tälern oder Gebieten. <strong>Wir</strong><br />
versuchen, unseren Kindern die Schönheit ihrer Heimat<br />
näherzubringen und gute Erinnerungen an ihre Kindheit<br />
mitzugeben. Die fröhlichen und glücklichen Gesichter<br />
nach dem Ausflug ins Riedingtal und in den Zauberwald<br />
bestätigen uns in unserer Absicht, dieses Projekt in den<br />
nächsten Jahren fortzuführen.<br />
<br />
Stimmen zum Pilotprojekt 2016<br />
„Die kostenlose Transportmöglichkeit mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, die herzliche Begrüßung durch das<br />
Zederhauser Kindergartenteam mit seinen Kindern und<br />
die Begleitung durch Shuttlebuslenker Thomas zum<br />
Lagerfeuerplatz machte unseren Ausflug in den Naturpark<br />
Riedingtal zu einem besonderen Erlebnis!“<br />
Ingrid Aigner und Nina Schlick, Kindergarten<br />
Oberweißburg<br />
„Es war sehr spannend zu beobachten, welche<br />
Erfahrungen die Kinder in der Natur sammeln und wie<br />
unvoreingenommen sie sich darauf einlassen. Danke!“<br />
Barbara Ruff, Kindergarten Ramingstein<br />
„Grenzen und Vorurteile entstehen als erstes in unseren<br />
Köpfen und weiter in unseren Herzen. <strong>Das</strong> Projekt<br />
‚Gemeinsames Naturerlebnis im Biosphärenpark Lungau‘<br />
hat neben dem Naturerlebnis und der Sensibilisierung<br />
für den öffentlichen Verkehr vor allem das Ziel, dass<br />
sich bereits unsere Jüngsten aus allen 15 Gemeinden<br />
kennenlernen und gemeinsam ihren Lebensraum Lungau,<br />
ihre Biosphäre Lungau, erkunden – und das jedes Jahr in<br />
einer anderen Gemeinde. Umso wichtiger und erfreulicher<br />
ist es, dass wir diese Projektidee zusammen mit<br />
LEADER in den nächsten Jahren als fixes Jahresprogram<br />
verankern und auch die entsprechende Finanzierung<br />
sicherstellen konnten.“ (Markus Schaflechner)<br />
© Biosphärenpark
BILDUNG & FORSCHUNG 40 |<br />
| 41<br />
G‘SUNDE JAUSE<br />
der Ortsbäuerinnen<br />
IN DEN LUNGAUER VOLKSSCHULEN<br />
Begriffe wie Regionalität und Gesundheit erlangen<br />
gerade im Zusammenhang mit Ernährung immer mehr an<br />
Bedeutung. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist<br />
vor allem für unsere Kinder von besonderer Bedeutung, da<br />
sie sich positiv auf das körperliche Wohlbefinden und auch<br />
auf die geistige Ausdauer sowie Konzentrationsfähigkeit<br />
auswirkt. Oftmals bleibt jedoch nicht die Zeit, um seinem<br />
Kind ein gesundes Frühstück oder eine gesunde Jause<br />
für die Schule zuzubereiten. Die Erfahrungen, die unsere<br />
Kinder mit Essen und Trinken machen, wirken sich jedoch<br />
auf deren Entwicklung aus und beeinflussen auch ihr<br />
zukünftiges Ernährungsverhalten.<br />
Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober<br />
2016 besuchten daher die Bäuerinnen der Ortsgruppen<br />
Lessach, Mariapfarr, Mauterndorf, Muhr, Seetal, St. Andrä,<br />
St. Margarethen und Tamsweg die jeweiligen Volksschulen,<br />
um gemeinsam mit den Kindern eine „gesunde Jause“<br />
zuzubereiten. Außerdem standen sie für Fragen zu den<br />
regionalen Produkten sowie deren Herstellung und zur<br />
täglichen Arbeit am Bauernhof zur Verfügung. Ziel dieser<br />
Aktion war und ist es, den Kindern die Möglichkeit zu<br />
geben, selbst auszuprobieren, zu kosten und einen<br />
Einblick in die Vielfalt der regionalen Lebensmittel zu<br />
bekommen, deren Bedeutung und Herstellung sowie die<br />
heimische Landwirtschaft kennen zu lernen und damit die<br />
Wertschätzung dafür zu fördern.<br />
„Mit ihrem Kaufverhalten treffen die Konsumenten eine<br />
Entscheidung für ihre Gesundheit und beeinflussen damit<br />
auch die regionalen <strong>Wir</strong>tschaftskreisläufe. Ich freue mich,<br />
dass wir gemeinsam mit Agenda 21 dieses Projekt unserer<br />
Bäuerinnen 2016 auch finanziell unterstützen konnten –<br />
und das planen wir auch in den kommenden Jahren. Unter<br />
der Schirmherrschaft der Salzburger Bäuerinnen wird<br />
dieses Projekt ja bereits seit mehreren Jahren erfolgreich<br />
durchgeführt. Mit unserer Bildungsinitiative <strong>sind</strong> wir<br />
bestrebt, diese wertvolle Arbeit unserer Bäuerinnen in<br />
den nächsten Jahren noch intensiver in das Programm<br />
‚Biosphärenparkschulen‘ zu inkludieren.“ (Markus<br />
Schaflechner)<br />
RAUPE<br />
Raum für mehr Persönlichkeit<br />
IN DER LANDESBERUFSSCHULE<br />
„Raum für mehr Persönlichkeitsentwicklung: Lebens(mehr)<br />
wert – ein Tag für mehr Lebenskompetenz“ ist eine<br />
jährliche Aktion der Landesberufsschule Tamsweg in<br />
Zusammenarbeit mit der Lungauer Kulturvereinigung,<br />
mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, Rotem<br />
Kreuz, Polizei, dem Fitnessexperten Toni Klein und dem<br />
Biosphärenpark-Management Salzburger Lungau.<br />
Ziel dieser Aktion ist die Bewusstseinsbildung<br />
für Jugendliche bzw. junge Erwachsene in<br />
Ausbildung, Lehrer und ausbildende Lehrbetriebe<br />
über die LBS Tamsweg. Der RauPe-Tag möchte<br />
einen Ansporn zum „bewegten Lernen“ sowie zur<br />
Auseinandersetzung mit dem persönlichen Lebensumfeld<br />
der Schülerinnen und Schüler geben.<br />
In der LBS Tamsweg werden der Mensch und seine<br />
persönliche Entwicklung in den Mittelpunkt gestellt.<br />
Es sollen hierbei Anreize geschaffen werden, sich auch<br />
außerhalb der Schule und des Berufes zu engagieren,<br />
achtsam mit seiner Umwelt umzugehen, sich mit seiner<br />
Tätigkeit zu identifizieren und neue Informationen für<br />
den Berufsalltag zu erhalten. Bewegtes Lernen setzt<br />
innere Bewegung voraus und diesen Anstoß zum<br />
„Bewegtsein“ will die LBS Tamsweg mit der Initiative<br />
„Lebens(mehr)wert – ein Tag für mehr Lernkompetenz“<br />
geben. Die Lehrlinge erhalten vertiefende und ganz<br />
neue Einblicke in verschiedene Lebensbereiche. In<br />
Workshops, geleitet von Profis, werden Schülerinnen und<br />
Schülern Ideen zur Lebensführung und zu erfolgreichem<br />
Lernen nähergebracht. Sie werden zu Eigeninitiative und<br />
selbstverantwortlichem Handeln angespornt. Neben<br />
gesunder Ernährung, dem Sinn von ehrenamtlicher Arbeit,<br />
der Fähigkeit zur Konzentration sowie der Konfrontation<br />
mit Gruppenzwang und Alkohol am Steuer war „Biosphäre<br />
– Chance für die Jugend?“ eines der Workshop-Themen:<br />
Biosphärenpark-Manager Markus Schaflechner diskutierte<br />
mit den Jugendlichen über die Bedeutung, Auswirkungen<br />
und Chancen des Biosphärenpark-Prädikates, wobei vor<br />
allem auch der Begriff Nachhaltigkeit, deren Bedeutung<br />
für die regionale Entwicklung und die Auswirkungen auf<br />
die Berufswelt erläutert wurden.<br />
2017 fand der RauPe-Tag im März statt und seitens des<br />
Biosphärenpark-Managements hatte man sich zum Ziel<br />
gesetzt, den Schülerinnen und Schülern Roh- und Baustoffe<br />
aus dem Lungau näherzubringen und regionale Betriebe<br />
vorzustellen. Unterstützt wurde dieses Vorhaben von der<br />
Firma ISOSPAN in Ramingstein, der Ehrenreich Bau GmbH<br />
und von Holzbau Matthias Bliem in St. Michael. Da an<br />
diesem Tag auch Vertreter der Lehrbetriebe anwesend<br />
waren, wurde ein Biosphärenpark-Frühstück angeboten,<br />
mit dem Ziel, den Lehrbetrieben (auch aus dem<br />
Nahversorgerbereich) regionale und gesunde Lungauer<br />
Produkte schmackhaft zu machen. <strong>Das</strong> Frühstück wurde von<br />
den Landwirten des „Kemmt‘s eina“-Bauernmarktladens<br />
in Tamsweg aufgetischt.<br />
„2016 waren wir zum ersten Mal beim jährlichen RauPe-<br />
Tag dabei und konnten mit den Jugendlichen das<br />
große Thema ‚nachhaltige und bewusste Entwicklung‘<br />
bearbeiten. Gerade der Dialog bzw. die Diskussion mit<br />
den jungen Menschen bietet eine große Chance, um bei<br />
Stoffen wie diesen auch in die Tiefe gehen zu können.<br />
<strong>Wir</strong> freuen uns bereits auf den RauPe-Tag 2018, wenn wir<br />
wieder über Fragen diskutieren können, wie z. B.: Was<br />
hat regionale Wertschöpfung mit regionalen Produkten<br />
zu tun und welche Rolle spielt dabei der Biosphärenpark<br />
Lungau?“ (Markus Schaflechner)<br />
© Landesberufsschule Tamsweg<br />
© Biosphärenpark
BILDUNG & FORSCHUNG | 43<br />
BIOSPHÄRENPARK-<br />
SCHULEN<br />
So macht Lernen Freude!<br />
SCHULE DES LEBENS | RAUMES<br />
Schule in der<br />
Biosphäre - das ist<br />
eine große Ehre!<br />
Volksschule St. Margarethen | 2017<br />
© Biosphärenpark<br />
Um Kinder für die Schönheit und die Schätze unserer<br />
Heimat zu sensibilisieren, ist die Arbeit der Volksschulen<br />
von grundlegender Bedeutung. Hier beginnt nicht<br />
nur die Bildung im schulischen Bereich (Mathematik,<br />
Deutsch, Sachkunde, etc.), in diesen Jahren wird auch der<br />
Grundstein für die Herzensbildung der Schüler gelegt. Die<br />
Kinder durchlaufen während ihrer Volksschulzeit große<br />
Entwicklungsphasen – geistig, körperlich, aber auch in<br />
ihrer Persönlichkeit. In diesen Jahren zeigen sich ihre<br />
Talente, Fähigkeiten und Interessensgebiete.<br />
Daher ist es uns vom Biosphärenpark-Management ein<br />
Herzensanliegen, unsere Schüler in dieser wichtigen<br />
Entwicklungszeit zu begleiten, ihre Talente zu fördern<br />
und Interessen zu wecken. Aber vor allem möchten wir<br />
den Lungauer Schülern ihre Heimat in allen Facetten<br />
näherbringen. In diesem Sinne wurde gemeinsam mit<br />
Lungauer Volksschulpädagoginnen eine „Schatzkiste“<br />
entwickelt, die spielerisch Themen rund um den Lungau<br />
aufbereitet und den Schülern der Volksschulen den Zugang<br />
zu unseren Naturschätzen sowie auch zu kulturellen und<br />
gemeindespezifischen Werten erleichtern soll. Begleitet<br />
werden die Schüler auf ihrer Reise quer durch die Lungauer<br />
Schatzwelt von „Warzi“ – der Name ist angelehnt an den<br />
Warzenbeißer (Heuschrecke). In den kommenden Jahren<br />
wird die Bildungsarbeit von Seiten des Biosphärenpark-<br />
Managements verstärkt ausgebaut, der Anschub dafür<br />
konnte durch LEADER gelingen. Die Schüler erhalten in<br />
Workshops vertiefende Informationen zu Themen wie<br />
Landwirtschaft, Regionalentwicklung, Mineralienkunde,<br />
Insektenwelt, aber auch zu kulturellen Besonderheiten<br />
(Samson, Treppengiebelhäuser, Burgen und Schlösser, ...)<br />
und speziell zum Thema Biosphäre.<br />
Getreu dem Leitsatz „Erzähle es mir und ich könnte es<br />
vergessen. Zeige es mir und ich werde mich erinnern.<br />
Lass es mich tun und ich werde es behalten!“ (Konfuzius)<br />
möchten wir den Schülern Informationen zu den<br />
spezifischen Themen geben, sie aktiv mitarbeiten und<br />
ausprobieren lassen (z. B. Bau einer Kräuterschnecke<br />
und eines Insektenhotels, Milchlehrpfad – Erzeugung<br />
von Milchprodukten, Kräuterpädagogik – Herstellung<br />
von Salben, Sirup, etc.) Besonders die Zusammenarbeit<br />
mit Eltern, Bauern, Pensionisten, Experten und den<br />
Biosphärenpark-Fexen wird viel Abwechslung in die<br />
Klassenzimmer bringen und vielleicht bei so manchem<br />
Schüler den Grundstein für sein späteres Interessensgebiet<br />
legen.<br />
Am Beginn des neuen Schuljahres 2017/18 erwartete alle<br />
Schulanfänger der Lungauer Biosphärenparkschulen eine<br />
„Biosphärenpark-Schultüte“, die sie durch die Jahre in<br />
der Volksschule begleiten soll. <strong>Wir</strong> vom Biosphärenpark-<br />
Management freuen uns auf spannende und interessante<br />
Jahre in den Lungauer Volksschulen.<br />
Im Schuljahr 2016/17 waren bereits 14 der insgesamt<br />
18 Lungauer Volksschulen Biosphärenparkschulen. <strong>Das</strong><br />
bedeutet, dass 601 von 819 Lungauer Volksschülern eine<br />
Biosphärenparkschule besucht haben. Mit der Neuen<br />
Mittelschule Mariapfarr ist bereits die erste weiterführende<br />
Pflichtschule eine Biosphärenparkschule. Der Wunsch<br />
bzw. das Ziel des Biosphärenpark-Managements ist es,<br />
dass alle Lungauer Schulen als Biosphärenparkschulen<br />
ausgezeichnet werden können und so gemeinsam mit den<br />
Pädagogen weiter an einer nachhaltigen Entwicklung für<br />
unsere Biosphäre, also für unseren Lebensraum Lungau<br />
gearbeitet werden kann.<br />
„Die Kinder von heute <strong>sind</strong> die Konsumenten und vor<br />
allem die Entscheidungsträger von morgen! Diese<br />
Tatsache gewinnt in einer Modellregion für nachhaltige<br />
Entwicklung ganz besondere Bedeutung. Denn eine<br />
positive regionale Entwicklung beginnt und endet oftmals<br />
schon bei der täglichen Kaufentscheidung jedes Einzelnen.<br />
Umso erfreulicher ist es, dass es gelungen ist, gemeinsam<br />
mit dem Förderprogramm Leader ein entsprechendes<br />
Schulprogramm zu entwickeln, welches ab Herbst 2017<br />
gemeinsam mit den Pädagogen und Schülern in die<br />
Umsetzung gebracht wird!“ (Markus Schaflechner)
E<br />
I<br />
O<br />
S<br />
P<br />
H<br />
B<br />
A<br />
R<br />
N<br />
WUSSTEN SIE SCHON?<br />
Gastbeitrag<br />
M<br />
A<br />
G<br />
A<br />
Z<br />
I<br />
N<br />
© Othmar Ortner<br />
abstrahlen, so genannte Full-Cut-Off-Lampen. Dies hat nicht nur<br />
den Vorteil, dass die Lichtverschmutzung minimiert wird, sondern<br />
auch, dass Energie gespart wird. Schließlich soll Licht möglichst<br />
effizient für seinen ursprünglichen Zweck eingesetzt werden: die<br />
<strong>Das</strong>s der Lungau am Tag ein wundervoller Platz ist, weiß wohl<br />
jeder, der dieses <strong>Magazin</strong> liest. Doch wussten Sie, dass der<br />
Lungau auch in der Nacht ein besonderes Flair hat? Diese<br />
Schönheit rührt weniger von der Landschaft des Lungaus,<br />
sondern vielmehr von dem, was über ihm liegt – dem<br />
Nachthimmel. Der Nachthimmel über dem Lungau ist einer<br />
der dunkelsten über ganz Mitteleuropa. Phänomene wie das<br />
Zodiakallicht, der extrem dunkle Gegenschein (im Bild neben<br />
der Milchstraße zu sehen), sehr lichtschwache Kometen und<br />
natürlich die Milchstraße <strong>sind</strong> über dem Lungau so gut zu sehen,<br />
wie an wenigen anderen Plätzen auf unserer Erde. Dieser dunkle<br />
Nachthimmel ist eine äußerst schützenswerte Ressource. So<br />
bringt es nicht nur Astronomen und Hobbyastronomen etwas,<br />
wenn die Nacht noch wirklich dunkel ist. Wie bereits häufig<br />
belegt wurde, ist die Lichtverschmutzung etwas, das alles und<br />
jeden betrifft. So wird beispielsweise der Tag-Nacht-Rhythmus<br />
des Menschen durch zu viel Kunstlicht negativ beeinflusst. Als<br />
Ergebnis leiden manche Menschen durch eine verminderte<br />
Melatoninaussschüttung, bedingt durch den Blauanteil im<br />
Kunstlicht, an Schlafstörungen. Auch Tiere werden von der<br />
Lichtverschmutzung negativ beeinflusst. Ihr Tag-Nacht-<br />
Rhythmus wird ebenfalls durcheinandergebracht.Die Dunkelheit<br />
unseres Nachthimmels ist es aus diesen und vielen weiteren<br />
Gründen wert, geschützt zu werden. Natürlich kann auch die<br />
<strong>Wir</strong>tschaft von der geringen Lichtverschmutzung im Lungau<br />
profitieren. So können beispielsweise geführte Wanderungen<br />
in der Nacht angeboten werden. Vor allem in einer Zeit, in der<br />
60 % aller Europäer noch nie die Milchstraße gesehen haben<br />
und Astronomie so populär ist wie nie zuvor kann der Lungau<br />
diese Chance nutzen und seinen dunklen Himmel touristisch<br />
vermarkten. Man darf sich natürlich keine Ströme an Touristen<br />
erwarten, aber der Astrotourismus ist ein für den Lungau sehr<br />
leicht erschließbarer <strong>Wir</strong>tschaftszweig. Es ist sinnvoll, ihn zu<br />
nutzen. Eine kleine Maßnahme, welche der Lungau umsetzen<br />
müsste, um ein noch besserer Standort für den Astrotourismus<br />
zu werden, wäre beispielsweise die Umstellung der öffentlichen<br />
Beleuchtung auf warmweiße, im Optimalfall bernsteinfarbene<br />
LEDs. Da dies ohnehin von den meisten Gemeinden des<br />
Lungaus in den kommenden Jahren geplant ist, würde dies<br />
keine Mehrkosten darstellen, zur weiteren Verdunkelung des<br />
Nachthimmels beitragen und sehr viel Energie sparen. Wie<br />
erwähnt, ist es wichtig, auf warmweiße oder bernsteinfarbene<br />
LED-Lichtquellen zu setzen. Diese haben einen geringen bzw.<br />
keinen Blauanteil. Blaues Licht trägt stark zur Lichtverschmutzung<br />
bei, da es in der Atmosphäre stärker gebrochen wird als rotes<br />
und so den Nachthimmel unnötig stark aufhellt. Weiters sollten<br />
Lampen gewählt werden, welche nur wenig Licht in den Himmel<br />
Straße zu beleuchten. Wenn das Geld vorhanden ist, kann auch<br />
darüber nachgedacht werden, die LEDs zu dimmen. Dies wird in<br />
Orten wie Muhr schon umgesetzt. Dort strahlen die Lampen heller,<br />
wenn sich ein Auto oder ein Fußgänger nähert, und sie dunkeln<br />
sich auf ein Minimum ab, wenn niemand in der Nähe ist. Auch so<br />
spart man Strom und verringert die Lichtverschmutzung auf ein<br />
Minimum. Zum Schluss möchte ich allen Lesern noch empfehlen,<br />
einmal den Sternenhimmel über dem Lungau zu bewundern.<br />
Gehen Sie in einer sternenklaren Nacht an einen dunklen Ort in<br />
Ihrer Umgebung und bewundern Sie die Milchstraße über Ihren<br />
Köpfen. Besonders empfehlenswert <strong>sind</strong> hierfür der Prebersee,<br />
die Karneralm und Hintermuhr. Bei Interesse bin ich auch gerne<br />
bereit, mit einer kleinen Gruppe zum Prebersee zu fahren, um<br />
dort gemeinsam den Nachthimmel zu betrachten.<br />
Ich freue mich auf eine E-Mail von Ihnen an:<br />
othmarortner@gmail.com.
BILDUNG & FORSCHUNG | 47<br />
WIEDER MEHR<br />
WASSER TRINKEN<br />
Unser kostbarstes Gut<br />
DER GESUNDHEIT UND UMWELT ZULIEBE<br />
In der Biosphärenregion Lungau haben wir das Glück,<br />
unser Wasser frisch und klar direkt und jederzeit aus der<br />
Leitung trinken zu können. Damit tun wir sowohl unserer<br />
Gesundheit als auch unserer Brieftasche und der Umwelt<br />
Gutes. Unser Trinkwasser ist kostbar. Es unterliegt strengen<br />
Kontrollen und ist gesund, umweltfreundlich und günstig.<br />
Dennoch liegt der Konsum von Mineralwasser im Trend –<br />
nicht etwa aus Gründen der Gesundheit und Natürlichkeit,<br />
sondern weil die großen Konzerne in den letzten 25 Jahren<br />
die Werbe- und Marketingmaßnahmen für Mineralwasser<br />
massiv vorangetrieben haben.<br />
Laut Studien wird bis 2050 mehr Plastikmüll (unter anderem<br />
auch Trinkflaschen) in den Weltmeeren schwimmen als<br />
Fische. Aber auch Transportwege und Kühlung belasten<br />
unsere Umwelt. Für unser Leitungswasser spricht<br />
zudem, dass es gerade einmal 0,2 Cent pro Liter kostet,<br />
die Ersparnisse von Transport- und Kühlkosten nicht<br />
eingerechnet. Daher ist es sowohl aus gesundheitlicher<br />
Sicht als auch der Brieftasche und der Umwelt zuliebe<br />
legitim, zum Trinken von Leitungswasser zu animieren.<br />
© Biosphärenpark<br />
„Gemeinsam mit Agenda 21, Nawi-Net** Lungau und<br />
der Neuen Mittelschule Tamsweg haben wir das Thema<br />
‚Trinkwasser‘ über ein ganzes Jahr hinweg eingehend<br />
erarbeitet und in verschieden Aktionen und Treffen<br />
diskutiert. <strong>Das</strong> Ziel war, einen gesunden Lebensstil zu<br />
fördern, den umweltbelastenden, teuren Mineralwasserkonsum<br />
zu verringern und dafür eine<br />
Sensibilisierung in der Region zu erwirken. Dabei wurden<br />
ein Video mit der NMS Tamsweg produziert, Exkursionen mit<br />
Lehrern veranstaltet sowie ein Science-Pub für Erwachsene<br />
durchgeführt. Sogar ein Wasserkalender wurde von den<br />
Schülern erstellt. Als Biosphärenpark-Management<br />
werden wir auch zukünftig dieses wichtige Thema<br />
unterstützen und in unsere Programme entsprechend<br />
einfließen lassen. Weitere Projektideen hierzu <strong>sind</strong> schon<br />
in Planung! Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an die<br />
Projektinitiatoren Pflichtschulinspektor Robert Griessner,<br />
Direktor Hans Stolzlechner und Klaus Bärnthaler.“<br />
(Markus Schaflechner)<br />
© Othmar Ortner<br />
**<strong>Das</strong> Nawi-Net Lungau ist das naturwissenschaftliche Netzwerk Lungau.<br />
Es umfasst eine wissenschaftliche Mediathek, welche sämtlichen<br />
Bildungseinrichtungen des Lungaus zur Verfügung steht.
INTERVIEW 48 |<br />
EIN KOCHWERK<br />
& der Blick über den Tellerrand<br />
INTERVIEW MIT PROJEKTLEITERIN<br />
ROSWITHA PRODINGER<br />
Weshalb ausgerechnet eine Kochschule die Wertschätzung<br />
für regionale Produkte und Produzenten steigern kann,<br />
und wie über diese Schiene ein Lungau-Gefühl und<br />
eine Lungau-Marke erzeugt werden sollen, das erläutert<br />
Bezirksbäuerin Roswitha Prodinger im Interview. Die<br />
Tamswegerin ist Initiatorin und Leiterin des LEADER<br />
Projekts LUNGAUER KOCHWERK mit dem Folgeprojekt<br />
LUNGAUER SPEIS.<br />
Für die einen ist Kochen noch eine traditionelle Alltagsaufgabe,<br />
für die anderen aus beruflichen Gründen<br />
nicht mehr, für manche sogar unliebsames Übel.<br />
<strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK will nun alle an einen<br />
Herd bringen?<br />
„Natürlich, jeder kann kochen! Nur hat sich im<br />
Kochverhalten über die Jahre sicherlich viel verändert.<br />
Nicht jeder muss jeden Tag kochen und das traditionelle<br />
Frau-am-Herd-Bild hat sich insofern verändert, da Frauen<br />
heute meist vielerlei andere Aufgaben zu erledigen haben.<br />
So bekommt das Kochen wieder andere Blickwinkel. Mit<br />
dem Kursangebot im LUNGAUER KOCHWERK möchten<br />
wir alle ‚Kochtypen’ ansprechen. Es geht dabei nicht allein<br />
darum, fachliche Anleitungen und kreative Anregungen<br />
zum Kochen zu geben. Wichtig ist uns vor allem, über das<br />
LUNGAUER KOCHWERK bzw. das Kochen die Wertigkeit<br />
der regionalen Lebensmittel wieder zu stärken und die<br />
Vielfalt der Lungauer Kulinarik zu unterstreichen.“<br />
Wie ist es zum LUNGAUER KOCHWERK gekommen?<br />
„Es kam dazu aus einem Gefühl heraus, dass viele Bauern<br />
frustriert <strong>sind</strong> und negativ in die Zukunft blicken. Vorgaben<br />
und Kontrollen, Bewirtschaftungsauflagen und immer<br />
umfangreichere ‚Zettelwirtschaft’, mehr Arbeitsbelastung<br />
und weniger Ertrag. Dieses Gefühl, Spielball eines Systems<br />
zu sein, hat bei vielen Resignation bewirkt. Du kannst dich<br />
davon unterkriegen lassen oder eben nach vorne blicken.<br />
<strong>Wir</strong> müssen uns auf das konzentrieren, was wir haben und<br />
was wertvoll ist.“<br />
Es ist also dringlicher denn je, die eigene Stärke<br />
zu nutzen. Welche Rolle spielt das LUNGAUER<br />
KOCHWERK dabei?<br />
„Die Natürlichkeit unserer Region, ja, das ist etwas ganz<br />
Besonderes! <strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK versteht sich<br />
dabei als eine organisatorische Basis und Drehscheibe<br />
von Konsumenten, Produzenten und Verarbeitern.<br />
Die Landwirtschaft kann den Verbraucher als Partner<br />
gewinnen. <strong>Das</strong> soll aber nicht nur in eine Richtung gehen,<br />
auch die Konsumenten sollen den Bauern sagen, was<br />
sie haben wollen. Es soll ein gegenseitiger Austausch<br />
entstehen. Nicht zuletzt wäre damit der Grundstein zur<br />
erfolgversprechenden Nischenproduktion, für die die<br />
kleinbäuerliche Struktur im Lungau eine gute Ausgangslage<br />
ist, gelegt.“<br />
Durch den engeren Kontakt zur Landwirtschaft<br />
bekommt der Konsument mehr Bezug und die<br />
Wertschätzung für regionale Produzenten und ihre<br />
Erzeugnisse steigt?<br />
„Ja, und es geht hier vor allem auch um Vertrauen. Die<br />
Konsumenten, die Wert darauf legen zu wissen, woher<br />
ihre Lebensmittel kommen, werden immer mehr. Auch<br />
deshalb, weil viele Fertiggerichte und Convenience Food<br />
aus der Lebensmittelindustrie verdächtig, wenn nicht sogar<br />
schlecht <strong>sind</strong>. <strong>Das</strong>s der Konsument die Betriebsabläufe<br />
am Bauernhof sehen kann, ist unser Plus. Der Produzent<br />
wiederum ist dadurch klar gefordert, möglichst natürlich<br />
zu arbeiten und die Erzeugnisse dem Konsumenten<br />
gegenüber fachlich zu argumentieren.“<br />
Weshalb dann immer noch diese Unbeholfenheit in der<br />
Kaufentscheidung zugunsten regionaler Produkte?<br />
„Vielleicht primär auch deshalb, weil das Wissen fehlt,<br />
bei welchem Bauern es welche Qualitätsprodukte gibt,<br />
und dass die Erzeugnisse saisonbedingt nur beschränkt<br />
erhältlich <strong>sind</strong>. Die Unbeholfenheit liegt manchmal auch<br />
daran, dass der richtige Umgang mit den Produkten erst<br />
wieder gelernt werden muss. Dabei will das LUNGAUER<br />
KOCHWERK helfen.“<br />
© Lungauer Kochwerk
INTERVIEW 50 |<br />
| 51<br />
© KWER<br />
<strong>Das</strong> LUNGAUER-KOCHWERK-Team besteht aus:<br />
Roswitha Prodinger, Projektleitung<br />
Jasmin Pickl, Projektbetreuung (bis Dezember 2017)<br />
Eva Trojer, Projektbetreuung (seit Dezember 2017)<br />
Rosemarie Rotschopf für die Bezirksbauernkammer<br />
Katharina Stiegler<br />
Anna Bauer<br />
Christina Bauer<br />
Magdalena Resch<br />
Gabriele Wieland<br />
<strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK ist ein LEADER-Projekt<br />
und wurde durch eine starke Partnerschaft mit<br />
Raiffeisenbanken Lungau, Biosphärenpark Salzburger<br />
Lungau, Landwirtschaftskammer Salzburg, Agenda 21,<br />
SalzburgMilch und Ferienregion Salzburger Lungau<br />
sowie Multi Augustinum und LFS Tamsweg, ermöglicht.<br />
Rund um das LUNGAUER KOCHWERK soll ein großes<br />
Ganzes entstehen, ein Rad, das sich rund dreht. Die<br />
Berührungspunkte gehen zum Konsumenten und noch<br />
weiter?<br />
„<strong>Wir</strong> möchten ein ‚Lungau-Gefühl’ vermitteln, dazu<br />
braucht es die Endkonsumenten und zudem eine authentische<br />
Gastronomie und regionale Verarbeiter. Deshalb<br />
wollen wir nicht allein den Endkonsumenten erreichen,<br />
sondern auch Gastronomiebetriebe. Traditionelle Speisen<br />
mit Zutaten aus dem Lungau wären eine Aufwertung. Die<br />
Region hat großes Potenzial für die Erzeugung hochwertiger<br />
Lebensmittel in allen Produktgruppen: Eachtling, Brot,<br />
Käse, Fleisch, Honig, ... dafür ist es notwendig, dass es<br />
zu einer weitreichenden Vernetzung unter den Direktvermarktern<br />
kommt.“<br />
Ein Bauernmarkt-Laden wäre gut, der alle Produkte im<br />
Sortiment führt und 24 Stunden geöffnet ist. <strong>Das</strong> wird<br />
nur leider kaum umsetzbar sein?<br />
„<strong>Das</strong> war tatsächlich der nächste Schritt, unser ‚Bauernmarkt’<br />
ist jedoch virtuell. Konkret wurde dem LUNGAUER<br />
KOCHWERK die LUNGAUER SPEIS zur Seite gestellt. Es<br />
ist eine eigene, in die Internetseite des Kochwerks integrierte<br />
Suchmaschine, die alle Direktvermarkter im Lungau<br />
und alle ihre Produkte listet. Wie in der realen Vorratskammer<br />
ist der Blick in die LUNGAUER SPEIS jederzeit möglich.<br />
Es <strong>sind</strong> dort aktuell verfügbare Produkte zu finden<br />
und es ist ersichtlich, bei welchem Direktvermarkter sie<br />
erhältlich <strong>sind</strong>, in welcher Menge – Groß- und Haushaltsmengen<br />
– und wann der Bauer geöffnet hat. Auch gibt es<br />
in der LUNGAUER SPEIS Informationen darüber, wann ein<br />
bestimmtes Produkt erhältlich sein wird, je nach Schlachttermin<br />
zum Beispiel beziehungsweise je nach Vermarktungsstrategie<br />
des Erzeugers. Ein solches Direktvermarkter-Verzeichnis<br />
gab es bisher im Lungau noch nicht.“<br />
Der Internetauftritt des LUNGAUER KOCHWERKs und<br />
der LUNGAUER SPEIS laufen also parallel und ergänzen<br />
einander?<br />
„Genau. Zentrales Element des LUNGAUER KOCHWERKs<br />
ist eine Homepage, über die sämtliche Tätigkeiten beworben<br />
werden: <strong>Das</strong> Kursangebot, wobei man sich praktisch<br />
über ein Online-Buchungsprogramm zu den Kursen anmeldet,<br />
Rezeptnachlese und natürlich vor allem die Produkte<br />
der Lungauer Bauern und Verarbeiter.“<br />
Wo wird eigentlich gekocht und wie schlagkräftig ist<br />
das KOCHWERK-Team?<br />
„<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> ungebunden und mobil, kochen bei Interessenten<br />
zuhause, in der Gasthausküche, in der Seminarküche<br />
von Christina Bauer oder in der Almhütte. Unser Team ist<br />
bunt gemischt, alle <strong>sind</strong> vom Fach und jeder hat verschiedene<br />
Schwerpunkte. Wer sich auf deftige Speisen, auf die<br />
süße oder gesunde Küche oder aufs Backen spezialisiert<br />
hat, wird dann auch auf der Website in den Referentenprofilen<br />
angezeigt werden. Die Kursinhalte werden somit<br />
vielfältig sein. Aber auch stets nach dem Motto: Bitte lasst<br />
uns wissen, welche Kurse euch interessieren. Und jeder<br />
bereitet sich in einer Referentenschulung auf seine Tätigkeit<br />
vor.“<br />
Diese Vielfalt im Kursangebot verlangt vermutlich professionelle<br />
Koordination?<br />
„Die Idee wurde von Anfang an von der Bezirksbauernkammer<br />
unterstützt. Es wurden alle potenziellen Partner<br />
zusammengeführt und eingeladen, gemeinsam die Inhalte<br />
zu erarbeiten. DI Jasmin Pickl erhielt den Auftrag, das<br />
Projekt LUNGAUER KOCHWERK im Ausmaß von 15 Wochenstunden<br />
zu betreuen. Unter anderem gehören die Koordination<br />
des Kursangebotes und der Referenten zu den<br />
Aufgaben der Projektbetreuerin – seit Dezember letzten<br />
Jahres ist dies Eva Trojer.“<br />
Ein rundum innovatives Projekt mit Zukunft, das beispielgebend<br />
für die Grundsätze der Nachhaltigkeit,<br />
der Natürlichkeit sowie der regionalen Entwicklung ist!<br />
„Ja, das KOCHWERK ist die Grundlage, mit der LUNGAU-<br />
ER SPEIS ist es bereits an ein zweites Projekt gebunden.<br />
Und es ist mit vielerlei anderen Formen von Projekten<br />
koppelbar. Unser Wunsch ist, dass Konsumenten, Produzenten<br />
und Verarbeiter näher zusammenrücken, regionale<br />
Vernetzung ist hier das Stichwort. Und dass füreinander<br />
mehr Verständnis aufgebracht wird und durch dieses Zusammenrücken<br />
die regionalen Kreisläufe und eben dieses<br />
Lungau-Gefühl gestärkt werden.“<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch<br />
und alles Gute für das LUNGAUER KOCHWERK!<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Andrea Kocher | KWER
Frühjahr/Sommer 2018<br />
KURSPROGRAMM<br />
Gesunde Jause für Kinder<br />
Verschiedene Möglichkeiten für eine gute und gesunde Kindergarten- und<br />
Schul-Powerjause. Weckerl und Muffins, Joghurt und Topfencreme, uvm.<br />
Mi., 14. März, 19.00 - 21.30 Uhr, Volksschule Unternberg, € 24,-<br />
Afterwork Küche Schnelle Rezepte für den Feierabend<br />
Tipps und schnelle Rezepte, damit das Essen in kurzer Zeit auf dem Tisch<br />
steht. Von “One-Pot-Pasta” über Flammkuchen bis hin zum Couscous-Salat.<br />
Sa., 17. März, 15.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />
F(r)isch auf den Tisch räuchern, grillen, braten<br />
Allgemeines zum heimischen Fisch, vorbereiten und filetieren; Forellen<br />
beizen und räuchern; Fischaufstrich, Fischsuppe, braten und grillen.<br />
Sa., 26. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, “Aignerhof”, Muhr, € 25,-<br />
“Volles Korn”<br />
Beim Kurs widmen wir uns den Vollkornweckerln und dem<br />
Vollkornbrot. Vorratsdose mitnehmen.<br />
Di., 05. Juni, 18.00 - 21.00 Uhr, “Rossbacherhof”, Tamsweg, € 26,-<br />
Osterhasen & Osternesterl Mutter/Vater & Kind backen<br />
Aus Germteig werden Osternesterl und Osterhasen gebacken - und wir färben<br />
für den Palmsonntag Eier. Für Kinder in Begleitung von Mama oder Papa.<br />
Fr., 23. März, 14.00 - 16.00 Uhr, Volksschule Unternberg, € 25,- (2. Kind € 2,50)<br />
Syrien trifft Lungau!<br />
Unsere Gerichte reichen von der Vorspeise über Suppe, Hauptspeise<br />
und bis zur süßen Nachspeise. Verfeinert mit den syrischen 7 Gewürzen.<br />
Fr., 06. April, 18.30 - 22.30 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 23,-<br />
Farbe auf den Teller und ins Glas<br />
Kräutersalz, Kräuterbutter für die kommende Grillsaison, Kapern aus den<br />
Löwenzahnknospen einlegen, Kräutersirup und Rhabarbersaft herstellen.<br />
Mi., 06. Juni, 19.00 - 21.30 Uhr, Volksschule Unternberg, € 24,-<br />
Sushi goes Lungau<br />
Asiatische Miso-Suppe mit frischem Lungauer Gemüse, Sushi von Saibling,<br />
Bach- und Lachsforelle, Reis-, Spicy Mango- oder Papayasalat, Wacamisalat.<br />
07. & 08. Juni, ab 18.00 Uhr, Schauküche Reini`s Tischlerei Tamsweg, € 27,-<br />
Hasenöhrl, Hennasteign & Rahmkoch<br />
<strong>Wir</strong> bereiten traditionelle Lungauer Kost zu: Hasenöhrl mit Sauerkraut,<br />
Hennasteign mit Zimtzucker und Rahmkoch. Kleine Gefäße mitnehmen.<br />
Sa., 14. April, 09.00 - 12.00 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />
Süße Eyecatcher Kleine Törtchen mit Wow-Effekt!<br />
Herstellung und Verwendung von Dekorbiskuit, versch.-färbige Cremes,<br />
Frucht(gelee)einlagen, ect. - Bitte Transportbehälter mitbringen.<br />
Sa., 14. April, 14.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />
Erlebniskochen mit Wildkräutern<br />
Wildkräutersuppe und Dinkelnockerlsuppe mit Kräutern, sowie Zucchini<br />
im wilden Mantel, Brennnessel-Strudel, grüne Knödel mit Kräutersauce, uvm.<br />
Mi., 13. Juni, 09.00 - 12.00 Uhr, Hapimag Resort, St. Michael, € 28,-<br />
Lungauer KäseReich<br />
Frischkäse und andere Käseköstlichkeiten aus dem Lungau. Käseverkostung,<br />
begleitet von edlen Weinen, Sensorik und alles über den Käse.<br />
Sa., 16. Juni, 19.00 - 21.00 Uhr, Schlossschenke, Mauterndorf, € 30,-<br />
Sauerteig Weckerl und Brot<br />
Die Lungauer Getreidesorten werden vorgestellt - und wir backen<br />
daraus besonders bekömmliche Weckerl und Brot.<br />
Do., 26. April, 14.00 - 17.00 Uhr, Biohof Sauschneider, St. Margarethen, € 25,-<br />
Rindfleisch in allen Varianten zubereitet<br />
Basics über Rindfleischzubereitung; Suppe, Sulze, Ragout, Tafelspitz - das<br />
richtige Rezept zum richtigen Fleischteil. Köstliches mehrgängiges Menü.<br />
Sa., 21. April, 10.00 - 13.00 Uhr, “Longastubn”, Weißpriach, € 25,-<br />
Erdbeeren - vom Anbau bis zur süßen Verführung<br />
Ein Rundgang im Erdbeerfeld, Tipps über Anbau im eigenen Garten,<br />
Zubereitung von kleinen Köstlichkeiten.<br />
Mi., 20. Juni, 15.00 - 18.00 Uhr, Fam. Stiegler, Pichlern/St.Margarethen € 22,-<br />
Cooking? Es ist nie zu spät, um kochen zu lernen!<br />
Von simplen Schneidetechniken über einfache Garmethoden bis hin zu<br />
schnellen Gerichten.<br />
Sa., 23. Juni, 15.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />
Richtige Steaks für starke Typen<br />
Fleisch in seiner besten Form - rosa gebraten, zart und geschmackvoll!<br />
Mit unseren Expertentipps werden Sie zum Steakprofi.<br />
Sa., 28. April, 10.00 - 13.00 Uhr, “Longastubn”, Weißpriach, € 25,-<br />
Muttertagspralinen<br />
Selbstgemachte Pralinen gefüllt, gerollt oder gegossen - Biosphärenparkpralinen<br />
- kreativ verpackt als exklusives Muttertagsgeschenk.<br />
Fr., 04. Mai, 15.00 - 19.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />
Delikatessen am Wegesrand<br />
<strong>Wir</strong> bereiten z.B. eine wilde „Kreitlsuppe“, Teigtaschen mit Brennnesselfülle<br />
oder eine flaumige Sauerampfercreme mit Blütenbiskotten zu.<br />
Mi., 04. Juli, 16.00 - 19.00 Uhr, Neue Mittelschule, St. Michael, € 28,-<br />
Einfach beerig! Saft, Gelee, Marmelade und Likör<br />
Selbstgemachte Säfte - Beeren entsaften oder kalt angesetzt; Fruchteis,<br />
Gelee und Marmelade selbst herstellen; Ribisel-Likör;<br />
Mi., 01. Aug., 14.00 - 16.30 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 24,-<br />
“Mama, ich koch´ für dich!” - Muttertagsmenü<br />
Saisonal abgestimmte Menüfolge aus heimischen Produkten und das einfach<br />
zubereitet von Papas, Burschen/Mädls, oder auch von Mamas für Mamas.<br />
Sa., 05. Mai, 14.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />
Vater-Kind-Muttertagstorte<br />
Papa und Kind backen gemeinsam eine Überraschungstorte für den<br />
Muttertag. Ab 10 Jahren können die Kinder auch alleine kommen.<br />
Sa., 12. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />
Schwammerl-/ Pilzküche<br />
Traditionelle Hauptgerichte mit Eierschwammerl und Pilzen bis hin zu<br />
“Eierschwammerl im Glas” zum Mitnehmen.<br />
Di., 21. Aug., 09.00 - 12.00 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />
Landjugend Burschenkochen<br />
<strong>Wir</strong> zaubern gemeinsam ein köstliches 4-Gang Menü auf den Tisch, das für<br />
Bewunderung sorgen wird. Ob Anfänger oder Hobbykoch - Spaß ist garantiert.<br />
Fr., 07. Sept., 18.00 - 21.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 30,-<br />
Männer grillen<br />
Marinieren, Anzünden, der gesundheitliche Aspekt, Portionieren; versch.<br />
Fleischspezialitäten, fleischlose Gerichte und ein Dessert werden zubereitet.<br />
Sa., 12. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, “Tonibauer”, Einöd/Tamsweg, € 25,-<br />
Alle angegebenen Preise <strong>sind</strong> pro Person und zzgl. Lebensmittelkosten!<br />
Spargel Feiner Frühlingsbote aus der Steiermark<br />
Werde Mitglied vom “Lungauer Kochwerk” & “Lungauer Speis”<br />
Gefällt dir die Idee von „Lungauer Kochwerk“ und „Lungauer Speis“?<br />
Ideen & Empfehlungen; sowie die dazupassende Sauce Hollondaise,<br />
Rezepte von der Suppe übers Risotto bis zu Spargel-Erdbeersalat.<br />
Do., 17. Mai, 18.30 - 21.30 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />
Möchtest du mit € 25,- pro Jahr den gemeinnützigen Verein in seinem Vorhaben unterstützen, die regionalen Lebensmittel<br />
und Gerichte ins Rampenlicht zu holen?<br />
Alle Mitglieder bekommen von uns das jeweils aktuelle Kursprogramm zugeschickt. Bei den Veranstaltungen des „Lungauer<br />
Kochwerks“ gibt es einen Mitgliederrabatt.<br />
Erlebniskochen/backen für Kinder am Bauernhof<br />
Gemeinsam wird, je nach Alter der Kinder, gekocht und gebacken (Weckerl,<br />
Pizza, Zopftiere, lustige Obst- und Gemüsetiere, Eis, Pudding, ...).<br />
<strong>Wir</strong> besuchen unsere Tiere am Hof und Spiel und Spaß am Bauernhof<br />
<strong>sind</strong> natürlich garantiert!<br />
Immer mittwochs im August, 01./08./22. und 29. August,<br />
jeweils 09.00 - 12.00 Uhr, “Gratzgut”, Haiden/Tamsweg, € 21,-<br />
ANMELDUNG AN: elisabethkoenig@msn.com oder +43 (0)664 54 34 530<br />
Bitte das Alter des Kindes bei der Anmeldung bekannt geben.<br />
i<br />
Wraps- & Burgerwerkstatt<br />
Sie wollen mit einer Runde, einer Jugendgruppe oder einer Schulklasse<br />
kochen? Dann bestellen Sie z. B. die Wraps- & Burgerwerkstatt.<br />
Der Burger hat es inzwischen auch in die Gourmetküche geschafft. Dies<br />
gilt auch für Wraps, die der Fantasie des Kochenden viel Gestaltungsfreiheit<br />
lassen. Burger buns (Weckerl); Burger patties (Fleischlaibchen);<br />
Veggieburger und die versch. „Burgerbaupläne“; Wraps und mehreren<br />
Füll- & Serviermöglichkeiten.<br />
Termin, Ort & Kosten auf Anfrage!<br />
ANMELDUNG FÜR ALLE KURSE UNTER<br />
www.lungauerkochwerk.at oder +43 (0)664 750 48 599<br />
Anmeldefrist für ALLE Kurse bis 3 Werktage vor dem Kurs bis 12 Uhr<br />
Kochkurs auf Bestellung!<br />
MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />
Mehr Info`s:<br />
/lungauerkochwerk (offene Seite) oder auf unserer Homepage: www.lungauer-kochwerk.at<br />
Europäischer<br />
Landwirtschaftsfonds für<br />
die Entwicklung des<br />
ländlichen Raums:<br />
Hier investiert Europa in<br />
die ländlichen Gebiete<br />
<strong>Das</strong> Lungauer Kochwerk<br />
wurde ermöglicht durch eine<br />
starke Partnerschaft mit<br />
sowie MultiAugustinum und LFS Tamsweg.
SOZIALES & BRAUCHTUM | 55<br />
INKLUSION<br />
ist mehr als Integration<br />
FÜR MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG UND UNTERNEHMER<br />
„WIRunternehmenINKLUSION“ steht dafür, Inklusion<br />
(übersetzt „Einschluss / einschließen“) in Unternehmen<br />
und in der Gesellschaft umzusetzen. Im Sinne der Gleichberechtigung<br />
und gesellschaftlichen Verantwortung müssen<br />
/ sollen / wollen Menschen mit Beeinträchtigung<br />
verstärkt ins Arbeitsleben integriert werden. Inklusion<br />
widerspiegelt eine gerechte nachhaltige Zukunft der Gesellschaft.<br />
Derzeit <strong>sind</strong> zirka 30 Personen mit Beeinträchtigung<br />
im Lungau auf Arbeitssuche.<br />
Inklusion ist mehr als Integration. Der Inklusionsgedanke<br />
geht davon aus, dass jeder Mensch ein anerkannter und<br />
wertgeschätzter Teil der Gesellschaft ist. Inklusion ist der<br />
Begriff, der für ein „Miteinander, in dem niemand ausgeschlossen<br />
wird“ steht.<br />
Inwieweit die Bereitschaft für Inklusion bereits besteht, das<br />
wurde im Rahmen von „WIRunternehmenINKLUSION“ –<br />
unter der Federführung von Dr. Maria Bogensperger und<br />
Mag. Cornelia Brunnauer – vor allem mit der Studie „Was<br />
hindert und was fördert Betriebe, Inklusion umzusetzen“<br />
erörtert. <strong>Das</strong> Ergebnis: 94 Prozent aller befragten Unternehmer<br />
<strong>sind</strong> der Meinung, dass alle Menschen die gleichen<br />
Rechte haben und aus dieser Grundhaltung heraus<br />
geschätzt und geachtet werden müssen. Ebenfalls <strong>sind</strong><br />
sie sich einig, dass Inklusion verändert: Gezielte Thematisierung<br />
von Inklusion verändert das Einstellungsverhalten<br />
und, da Inklusion mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />
in Verbindung steht, sie führt zu einem positiven Image<br />
für das Unternehmen. Und auch über einen Mehrwert intern<br />
im Unternehmensalltag wurde berichtet: Menschen<br />
mit Beeinträchtigung in der Kollegenschaft verändern die<br />
Teamkultur und das Miteinander gestaltet sich anders.<br />
Mitarbeiter <strong>sind</strong> gefordert, soziale Kompetenzen zu leben,<br />
aufeinander zu achten und aufeinander einzugehen.<br />
Der nächste Schritt, das Bewusstsein für Inklusion zu stärken,<br />
war die Informationsveranstaltung „Inklusiver Dialog,<br />
inklusive Biosphärenregion Lungau“ in der WK-Bezirksstelle<br />
Lungau gemeinsam mit dem Biosphärenpark-Management.<br />
Hier erfolgte der direkte Diskurs mit Unternehmern<br />
und Betriebseigentümern aus der Region. Um Inklusion<br />
zu thematisieren, wurde zudem eine Medienkampagne<br />
(unterstützt von der KMK Versicherungsberatungs GmbH)<br />
durchgeführt: 2017 erschien einmal im Monat ein Artikel<br />
in den Lungauer Nachrichten über „Best Practice Beispiele“,<br />
sprich über Unternehmen, in denen Inklusion bereits<br />
erfolgreich stattfindet.<br />
„WIRunternehmenINKLUSION“ bietet Formate und Maßnahmen<br />
einer CSR (inklusiven) Unternehmensberatung.<br />
Konkret werden Fort- und Weiterbildungen zum Thema Inklusion,<br />
Prozessoptimierung, Marketing sozialer Nachhaltigkeit,<br />
werteorientierte Unternehmensführung und -kultur<br />
geleistet. Primäres Ziel ist es, eine fundierte, strukturierte<br />
Grundlage zu schaffen, um Inklusion gelingen zu lassen.<br />
<strong>Das</strong> Projekt wird 2018 fortgesetzt.<br />
Im Bild v.l.n.r.: Georg Macheiner,<br />
Markus Schaflchner, Barbara<br />
Steffner-Wallner, Bernhard<br />
Siebenhofer, Annette Sombekke,<br />
Cornelia Brunnauer, Peter<br />
Fuchsberger, Maria Bogensberger,<br />
Christine Steger<br />
© Fotolia.at<br />
© LN - Hannes Perner
SOZIALES & BRAUCHTUM 56 |<br />
| 57<br />
GUT VERSORGT<br />
Information aus erster Hand<br />
ANGEBOT VON MEDIZIN, THERAPIE<br />
UND PFLEGE IN DER BIOSPHÄRE<br />
Die regionale Gesundheitsversorgung muss nachhaltig<br />
gesichert sein. Dazu bedarf es eines Miteinanders von<br />
Kompetenzen aus Medizin, Therapie und Pflege, aber<br />
auch Rechtsberatung.<br />
Mit dem Landeskrankenhaus Tamsweg, das bis Februar<br />
2019 vollständig saniert und den Anforderungen an<br />
die regionale Gesundheitsversorgung entsprechend<br />
ausgebaut wird, hat die Region ihre Basis. Da der<br />
Versorgungsbedarf für kranke sowie vor allem alte<br />
Menschen nach dem Spitalsaufenthalt und der Genesung<br />
nicht aufhört, ist ein starkes Netzwerk in den Bereichen<br />
Medizin, Therapie und Pflege vonnöten.<br />
Die Bevölkerung aus erster Hand zu den Gegebenheiten<br />
und Möglichkeiten der regionalen Gesundheitsversorgung<br />
zu informieren, ist das Anliegen der Initiative „Gut<br />
versorgt in der Biosphäre Salzburger Lungau“. In dieser<br />
Kooperation wirken Krankenhaus, Hilfswerk, Notarin<br />
Sylvia Prasser, die ARGE „bitt schea drum“ sowie das<br />
Biosphärenpark-Management mit. Um die Lungauer<br />
Bevölkerung zu den aktuellen Entwicklungen im<br />
Gesundheitswesen und über ihre Möglichkeiten, dieses<br />
zu nutzen, zu informieren, wurden 2017 in allen Lungauer<br />
Gemeinden Informationsveranstaltungen organisiert. <strong>Das</strong><br />
Publikumsinteresse war rege, über 700 Besucher kamen.<br />
ARGE<br />
BITT SCHEA<br />
DRUM<br />
Helfen und helfen lassen<br />
FÜR SENIOREN DER GENERATION 60+<br />
VON SENIOREN<br />
Wenn Menschen älter werden, dann leben sie vielleicht<br />
alleine, und es fallen ihnen manche Tätigkeiten im Alltag<br />
möglicherweise immer schwerer. Ihre Mobilität ist mehr<br />
und mehr eingeschränkt – und dieses Manko verstärken<br />
die ländlichen Strukturen meist noch.<br />
Der Alltag bringt vieles mit sich, was erledigt werden muss.<br />
Dabei möchte die ARGE bitt schea drum die Menschen<br />
auf einer ehrenamtlichen, freiwilligen Basis unterstützen.<br />
Der Verein sieht sich als zusätzliches Angebot und nicht<br />
als Konkurrenz zu Pflege- und Heimhilfe-Institutionen. Die<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter, die für alle Arbeiten über den<br />
Verein versichert <strong>sind</strong>, <strong>sind</strong> nicht Freizeitbegleiter sondern<br />
Alltagshelfer.<br />
Die ARGE bitt schea drum ist ein gemeinnütziger,<br />
ehrenamtlicher und unabhängiger Verein und will „nur“<br />
eines: Helfen! Und das verlässlich, bedingungslos und<br />
jederzeit. Mit Rat und Tat wollen Senioren anderen Senioren<br />
bei Arbeiten in der Wohnung, im Haus und Garten zur<br />
Seite stehen. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-Management begleitet<br />
und unterstützt die Initiative.<br />
Eine Initiative mit Zukunft, die das soziale Miteinander<br />
durch das gemeinsame Erledigen von alltäglich nötigen<br />
und sinnvollen Tätigkeiten stärkt.<br />
<strong>Das</strong> Projekt wurde ermöglicht durch Agenda 21 und<br />
Biosphärenpark Lungau. Der Start ist somit gelungen,<br />
mittlerweile wird das Projekt erfolgreich in Partnerschaft<br />
mit dem Salzburger Hilfswerk weitergeführt.<br />
Im Bild: Alois Doppler, Kristian Philip © KWER<br />
Alle diese Schritte tragen zu einer positiven<br />
regionalen Entwicklung in puncto funktionierende<br />
Gesundheitsversorgung bei – für die Menschen im Lungau.<br />
Von Links: Alois Doppler, Bgm. Georg Gappmayer,<br />
Kristin Hauser, Karl Schwaiger, Silvia Prasser, Markus<br />
Schaflechner und Franz Bäckenberger
SOZIALES & BRAUCHTUM 58 |<br />
| 59<br />
„Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung ist uns gerade<br />
der soziale Bereich ein großes Anliegen. Wie bereits<br />
im Bericht zur ARGE bitt schea drum erwähnt, erleben wir<br />
auch im Lungau den globalen Trend der Abwanderung<br />
vom Land hin zur Stadt. Dazu kommen noch die sinkenden<br />
Geburtenzahlen und die Tatsache, dass immer mehr junge<br />
Menschen aus dem Lungau den Weg zu den Hochschulen<br />
und Universitäten suchen. Was grundsätzlich sehr positiv<br />
ist. Da aber nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen<br />
für Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten<br />
in der Region zur Verfügung stehen, stellt dies eine zusätzliche<br />
Herausforderung da. Als Folge kommt ein großer<br />
Teil nach erfolgreichem Studium aus arbeitstechnischen<br />
Gründen nicht mehr in den Lungau zurück, auch wenn<br />
viele das gerne würden, speziell wenn die Lebensphase<br />
‚Familie‘ ansteht. Hierdurch leidet natürlich der informelle<br />
‚Generationenvertrag‘, in dem Familienverbände generationenübergreifend<br />
aufeinander achten und sich im täglichen<br />
Leben unterstützen. Als Folge zeigt sich immer öfter<br />
der Bedarf an externer Unterstützung.<br />
Abgesehen davon ist es aber gerade das Ehrenamt,<br />
das es uns allen noch ermöglicht, als Gesellschaft so zu<br />
leben, wie wir es kennen. Gäbe es all diese Menschen<br />
nicht, die in sämtlichen Organisation bereitwillig Ehrenämter<br />
bekleiden, wäre vieles nicht mehr möglich. Umso erfreulicher<br />
ist es, dass es 2016 zusammen mit Agenda 21<br />
gelungen ist, die Idee von Kristian Philipp „ARGE bitt schea<br />
drum“ umzusetzen und dabei die finanziellen Ressourcen<br />
aufzubringen und die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
zur Gründung des Vereines zu schaffen. Seit Anfang 2017<br />
kooperiert der Verein mit dem Hilfswerk und kann so den<br />
laufenden Betrieb sicherstellen.<br />
Ich möchte an dieser Stelle einfach mal DANKE sagen,<br />
an alle Menschen, die sich ohne offensichtliche Gegenleistung<br />
für andere Menschen engagieren und einsetzen!<br />
Ohne euch bzw. Sie wäre vieles schlichtweg nicht möglich!<br />
DANKE!<br />
Als Biosphärenpark-Management werden wir auch weiterhin<br />
nach unseren Möglichkeiten versuchen, unserer sozialen<br />
Verantwortung zu entsprechen und gerade solche Projekte<br />
wie die ARGE bitt schea drum, Inklusion, Zukunft mit<br />
Herz oder auch die Informationskampagne ‚Gut versorgt<br />
in der Biosphäre Salzburger Lungau‘ zu unterstützen bzw.<br />
weiter voranzutragen.“ (Markus Schaflechner)<br />
Bitt schea einmal umblättern zur Reportage<br />
über die „ARGE bitt schea drum“!<br />
© ARGE
REPORTAGE 60 |<br />
NACHBARSCHAFTSHILFE<br />
OHNE KOMPROMISSE<br />
Die ARGE bitt schea drum unterstützt Senioren bei allem, was in<br />
Haus, Wohnung und Garten zu tun ist.<br />
DAS BEIN DES LIEBLINGSSESSELS WACKELT,<br />
das Licht im Vorhaus funktioniert schon seit Wochen nicht<br />
mehr und die volle Mülltonne müsste dringend an die<br />
Straße hinausgestellt werden. <strong>Das</strong> alles sollte doch kein<br />
Problem und mit einigen wenigen Handgriffen gelöst sein.<br />
Leider nicht für Oma. Denn Opa, der diese Dinge immer<br />
erledigt hat, ist kürzlich verstorben. Und auch nicht für den<br />
betagten Nachbarn, der noch dazu gesundheitlich angeschlagen<br />
ist. Sie beide brauchen Unterstützung. Einfache<br />
und rasche Hilfe, die sie bei der ARGE bitt schea drum<br />
unkompliziert und schnell bekommen können.<br />
Reparaturen erledigen, für Instandhaltungen sorgen, Ordnung<br />
schaffen – die guten Geister der 2016 gegründeten<br />
ARGE bitt schea drum möchten zu allen möglichen Alltagsproblemen<br />
gerufen werden. „<strong>Wir</strong> kümmern uns um<br />
Wohnung, Garten und Haus, im Grunde um alles, was<br />
dem Bewohner schwerfällt. Was wir nicht erledigen können,<br />
organisieren wir“, erklärt Kristian Philipp, Ideengeber<br />
für die lungauweite Sozialinitiative, bei der Senioren der<br />
Generation 60+ anderen Senioren im Alltag helfen. Freiwillig,<br />
gemeinnützig, ehrenamtlich und unabhängig, und<br />
kostenlos noch dazu. Die Arbeiten, die von den Helfern<br />
erledigt werden, <strong>sind</strong> mehr oder weniger aufwändig. „<strong>Wir</strong><br />
säubern Dachrinnen, wechseln Glühbirnen und montieren<br />
Schlüsselsafes für Haushalts- und Heimhilfen. <strong>Wir</strong> haben<br />
aber auch schon Holz geschnitten, Schnee geschaufelt<br />
und Rasen gemäht“, so Kristian Philipp über die bisherigen<br />
Aufgabengebiete.<br />
Unverschämte Forderungen betreffend Arbeitsleistungen<br />
haben die Helfer bis dato noch nicht erlebt – jeder<br />
ist schlichtweg froh, eine Hilfe gefunden zu haben. Ein<br />
Grundsatz der ARGE ist aber schon, dass diese freiwillige<br />
Hilfeleistung durchaus Grenzen hat. Man wird weder<br />
Reinigungstrupp, Taxi, Unterhalter oder Pflegekraft sein –<br />
dieser Aufgaben nehmen sich die sozialen Einrichtungen<br />
in der Region an. Zu ihnen sieht sich die ARGE im Übrigen<br />
keineswegs in Konkurrenz, sondern vielmehr als eine wertvolle<br />
Ergänzung. <strong>Das</strong> Miteinander mit den Sozialanbietern<br />
werten ARGE-Leiter Kristian Philipp und sein Team als<br />
Chance, zu den Zielpersonen vorzudringen. Denn, und das<br />
hat sich in den ersten Monaten der ARGE doch überraschend<br />
gezeigt: Gerne wird im Lungau nicht um Unterstützung<br />
gebeten. <strong>Das</strong> mag vielleicht an der Bescheidenheit<br />
und der Zufriedenheit mit dem Nötigsten der Kriegsgeneration<br />
liegen. Oder es ist im bekanntlich stolzen Gemüt<br />
der Lungauer begründet ...<br />
Im Bild: Alois Doppler<br />
© ARGE<br />
ROSALINDE<br />
LÜFTENEGGER<br />
aus Tamsweg<br />
“<br />
„Liebe Seniorinnen und Senioren,<br />
eine gute Nachricht möchte ich euch weitergeben!<br />
Es gibt eine Handvoll Männer und Frauen, die in selbstloser<br />
Weise, kostenlos uns bei gewissen Arbeiten unterstützen<br />
oder sie gleich ganz erledigen. Ich kann von mir<br />
sagen, dass ich über die Hilfe so sehr froh bin, da ich vieles<br />
allein nicht machen könnte. <strong>Das</strong> fängt an beim Leiterhinaufsteigen,<br />
um eine elektrische Birne auszuwechseln,<br />
geht weiter um ein lockeres Stiegengeländer zu befestigen,<br />
ganz schnell zwischendurch das Voglhäusl zu reparieren,<br />
das Altpapier zu verräumen usw .... Eine große<br />
Hilfe war mir, dass das Laub zusammengerecht wurde.<br />
Ich hätte das nicht geschafft, noch dazu alles kostenlos!<br />
Ja, man möchte es fast nicht glauben, dass es Menschen<br />
gibt, die einem einfach helfen wollen. Die ARGE bitt<br />
schea drum wurde von Kristian Philipp und Alois Doppler<br />
ins Leben gerufen und wird vom Hilfswerk unterstützt.<br />
„<br />
Diesen hilfsbereiten Menschen möchte ich ein herzliches<br />
‚Vergelt‘s Gott‘ sagen!“
62 |<br />
REPORTAGE | 63<br />
MARIA LANGER<br />
aus Weißpriach<br />
“<br />
„Diese Idee hat mich gleich begeistert und so habe ich<br />
drei Vertreter dieser Arbeitsgemeinschaft zu einer Lagebesprechung<br />
eingeladen. Ein paar Tage später kamen sie<br />
und haben rund ums Haus ganze Arbeit geleistet. Ein Segen<br />
für mich, die ich mit 84 Jahren nicht mehr alles selbst<br />
„<br />
bewältigen kann. Vielen herzlichen Dank!“<br />
Organisatorisch steht die ARGE auf solider Basis. <strong>Das</strong> Hilfswerk<br />
als primärer Partner stellt die Infrastruktur und bietet<br />
sich als Anlaufstelle bei Anfragen sowie zur Unterstützung<br />
bei der Koordination der Einsätze. Die Leistungen der<br />
ARGE und ihre „Kunden“ werden genau dokumentiert –<br />
die Akteure selbst führen Protokoll zu jeder Erledigung.<br />
Und auch die Herausforderung, eine Haftpflichtversicherung<br />
für ehrenamtliche Helfer zu erhalten, konnte bewältigt<br />
werden. Kein Geheimnis, dass man sich angesichts aller<br />
Bemühungen zum Start der ARGE im Herbst 2016 mehr<br />
Gehör, und vor allem mehr „Andrang“ erwartet hätte. Ist<br />
es doch bekannt, dass Hilfe so gut wie „überall“ benötigt<br />
wird. Schließlich <strong>sind</strong> es nicht nur viele Dinge im Alltag<br />
und in den Haushalten der Senioren, die erledigt gehören,<br />
sondern es geht auch um Situationen, die für einen älteren<br />
Menschen rasch gefährlich werden können. <strong>Das</strong> wackelige<br />
Sesselbein kann brechen, wenn sich Oma setzt, und das<br />
finstere Vorhaus verursacht Stolpersteine und bringt den<br />
betagten Bewohner möglicherweise zu Sturz.<br />
So ist die Nachbarschaftshilfe vorerst langsam angelaufen,<br />
sei’s drum. Eine sehr entscheidende Erkenntnis haben die<br />
ersten ARGE-Hilfeleistungen dennoch bereits ergeben:<br />
Die Lebensqualität der Menschen im „alternden Lungau“<br />
muss gesichert werden. „<strong>Wir</strong> haben durch unsere Tätigkeit<br />
erkannt, dass wir noch einen Schritt weitergehen müssen“,<br />
mahnt Kristian Philipp und nennt die Zahlen: „Mehr als ein<br />
Viertel der Bevölkerung im Lungau <strong>sind</strong> Senioren 60 plus,<br />
das <strong>sind</strong> 5.500 Personen im Lungau, zirka 2.000 von ihnen<br />
benötigen Betreuung. <strong>Das</strong> heißt, dass jemand kommen<br />
muss, um diesen Menschen zu versorgen, ihm Essen zu<br />
bereiten, den Haushalt zu erledigen.“ Bei 230 Betreuungsplätzen<br />
in den Lungauer Altenheimen bleibt ein erheblicher<br />
Rest, der von den Pflegeorganisationen gestemmt<br />
werden soll. Es kam rasch zum Zweitprojekt: „Sicher und<br />
barrierefrei wohnen im Biosphärenpark Lungau“ (SIBAF-<br />
WO) ist der Titel, und dieser ist selbst erklärend. So <strong>sind</strong><br />
nicht nur betagte, sondern auch durch beziehungsweise<br />
nach Krankheit eingeschränkte Menschen in den Versorgungsauftrag<br />
miteinzuschließen. Sicher und barrierefrei<br />
meint auch, Unfallprävention in den eigenen vier Wänden<br />
zu betreiben. „Es passieren 6.000 Unfälle im Jahr nur aus<br />
dem Grund, weil Gefahrenstellen im Haus <strong>sind</strong>, die nicht<br />
beseitigt werden, weil es niemand macht, und irgendwann<br />
passiert’s dann aber!“, gibt Kristian Philipp zu bedenken.<br />
SIBAFWO ist der ARGE bitt schea drum somit verschwistert,<br />
und zu den beiden Initiativen kam dann auch noch die<br />
lungauweite Kampagne „Gut versorgt im Lungau“ dazu:<br />
2017 wurden in vierzehn Lungauer Gemeinden Informa-<br />
tionsveranstaltungen organisiert, bei denen Vertreter aus<br />
Medizin, Therapie und Pflege sowie Rechtsberatung zu<br />
Status Quo und Zukunftsaussichten für die regionale Gesundheitsversorgung<br />
aufklärten. Auch die ARGE bitt schea<br />
drum war dabei – als wichtiger Teil in diesem Gesamtkonstrukt<br />
ist es ihr ein dringendes Anliegen, sich auffälliger<br />
darzustellen. Deshalb freut sie sich über jeden Mitwirkenden<br />
ebenso wie über jeden, der Unterstützung benötigt!<br />
Es ist eine All-In-Leistung, definitiv ein Service, nur eben<br />
kostenlos, den die ARGE bietet. Um Unterstützung zu bitten,<br />
muss niemanden in Verlegenheit bringen!<br />
Auf Helferseite <strong>sind</strong> es derzeit sieben ambitionierte Seniorinnen<br />
und Senioren, die ihr handwerkliches Geschick,<br />
ihre Freude an der Gartenarbeit und ihren Helfersinn<br />
gerne weitergeben. Wann, wie oft und wo welche Hilfe<br />
geleistet wird, das steht demjenigen natürlich frei. Unter<br />
den Hilfeempfängern <strong>sind</strong> bereits einige „Stammkunden“.<br />
Manchen wurde nur ein-, zweimal ausgeholfen. Der grundsätzliche<br />
Gedanke der ARGE bitt schea drum ist: Es wird<br />
jedem gerne geholfen. Weil es ein Gebot der Menschlichkeit<br />
ist, soziale Verantwortung zu übernehmen. Und aus<br />
dem einfachen Grund, „weil wir so viel zurückbekommen<br />
und so viel an Dankbarkeit erleben, und dieses Gefühl will<br />
man immer wieder haben!“<br />
Eine Reportage von Andrea Kocher | KWER<br />
KONTAKT:<br />
Tel.: +43 664 47 297 25<br />
E-Mail: bittscheadrum@gmail.com<br />
5582 St. Michael, Fichtengasse 585<br />
Im Bild: Kristian Philip<br />
© ARGE
NATUR | RAUM 64 |<br />
| 65<br />
HUMUS ALS CHANCE<br />
für eine existenzsichernde Landwirtschaft<br />
DEN GRÜNEN DAUMEN HOCH<br />
Die Grundlage der Gesundheit von Mensch, Tier und<br />
Pflanzen ist ein belebter Humus, dessen Rückgang weltweit<br />
und auch bei unseren Böden in Österreich zu verzeichnen<br />
ist. Für die Produktion eines qualitativ hochwertigen<br />
Humus braucht es eine bunte Palette aus organischen<br />
Reststoffen, die allesamt im Lungau vorrätig <strong>sind</strong>.<br />
Alle Jahre wieder werden jedoch diese organischen<br />
Reststoffe wie z. B. wertvoller Gras- und Grünschnitt aus<br />
den Lungauer Gärten und der Landwirtschaft zu weit<br />
entfernten Sammelstellen abtransportiert. Biologische,<br />
hochwertige Erde hingegen wird von außen zugekauft<br />
und dieses Phänomen tritt nicht nur zu Beginn der<br />
Balkonblumenzeit und Gartensaison auf.<br />
Diese groteske Vorgehensweise sollte in einer<br />
Modellregion für nachhaltige Entwicklung nicht länger<br />
gültig sein! Es liegt an uns, diesen natürlichen Kreislauf<br />
wieder zu schließen und in der Region unseren wertvollen<br />
Gras- und Grünschnitt zu Kompost zu verarbeiten. Eine<br />
regionale Verarbeitung unserer organischen Wertstoffe<br />
zu Humus stellt nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur<br />
langfristigen Gesundheit unserer Böden dar, sondern trägt<br />
durch die Verkürzung der Transportwege auch zu einer<br />
klimaneutralen Modellregion bei!<br />
„Humus als Chance für eine existenzsichernde<br />
Landwirtschaft“ war eine Vortragsreihe im Oktober 2016,<br />
bei der sich Landwirte und Hobbygärtner, ebenso wie<br />
Verantwortliche aus den Kommunen unter Anleitung der<br />
Boden- und Kompostexperten Angelika Lübke und Urs<br />
Hildebrandt zu diesem Thema eingängig informierten.<br />
Unter dem Motto „gesunder Boden – glücklicher Mensch“<br />
stand zwei Tagen lang das Kompostieren in Theorie und<br />
Praxis im Mittelpunkt. In Fachvorträgen an der LFS Tamsweg<br />
sowie an einem Praxisnachmittag am Biohof Sauschneider<br />
wurde den Teilnehmern ein Überblick verschafft, was<br />
qualitativ hochwertigen Kompost tatsächlich ausmacht<br />
und welche positiven Auswirkungen er auf die Gesundheit<br />
unserer Böden und Pflanzen hat. Ein richtig hergestellter<br />
Kompost stellt eine Vielfalt an gesunden Mikroorganismen<br />
und Nährstoffen zur Verfügung und bildet somit die<br />
Grundlage für die höchste Qualität unserer Pflanzen und<br />
folglich für unsere Gesundheit!<br />
Ziel <strong>sind</strong> Zusammenschlüsse seitens der Landwirtschaft<br />
und der Gemeinden, um künftig wieder eigenen Humus<br />
produzieren zu können. Dafür sollen im Lungau in<br />
zwei bis drei Jahren wieder drei bäuerlich-kommunale<br />
Kompostieranlagen entstehen, in denen organische<br />
Abfälle aus Privatgärten sowie auch Biomaterial aus der<br />
Landwirtschaft zu hochwertigem Humus umgewandelt<br />
werden – damit der Grünschnitt nicht mehr aus dem<br />
Lungau hinaus und die Erde hereintransportiert werden<br />
müssen!<br />
NAHERHOLUNGSGEBIET<br />
MURAUFWEITUNG UNTERNBERG<br />
Neuer Lebensraum<br />
FÜR DIE BEVÖLKERUNG UND FÜR ALLE GÄSTE<br />
Flussaufweitungen an der Mur bei Unternberg erfolgten<br />
insbesondere im Zuge der Umsetzung des großen<br />
Hochwasserschutzprojektes in den Jahren 2013 bis 2015.<br />
Die größten Aufweitungen fanden in den Bereichen<br />
Illmitzen, Unternberg und Neggerndorf statt, dort fließt<br />
die Mur im Vergleich zu vorher wieder in dreifacher<br />
Gewässerbreite.<br />
Diese Aufweitung versteht sich als hydraulische Entlastung<br />
und damit als umfassender Hochwasserschutz für den<br />
Siedlungs- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum in Unternberg, aber auch<br />
als eine ökologische Verbesserung. Im Zuge der Errichtung<br />
der Schutzbauten zeigte man sich seitens der Gemeinde<br />
bemüht, die Mur zu einem neuen Lebensraum zu gestalten,<br />
vergleichbar mit der „Murinsel“ in St. Michael.<br />
Hochwasserschutz und Naherholungsraum – im Zuge<br />
der Mur-Flussaufweitung <strong>sind</strong> in Unternberg zirka sieben<br />
Hektar neues nutzbares Land entstanden. Nun<br />
wurden im Rahmen eines LEADER-Projektes noch<br />
mehrere Maßnahmen zur Wandlung zum natürlichen<br />
Naherholungsgebiet umgesetzt. Errichtet wurden etwa<br />
mehrere Ruhebänke und Podeste, ein Steg und die<br />
Aussichtsplattform Illmitzen, die Plattform Unternberg<br />
„Murstrand“ sowie der Pavillon und die Plattform<br />
Unternberg. All diese Plätze bieten Naturerlebnis und <strong>sind</strong><br />
durch die Gestaltung mit Schautafeln und Skulpturen Orte<br />
der Wissensvermittlung.<br />
Nicht nur der Flusslebensraum wird aufgewertet, die<br />
begleitend zum Hochwasserschutzprojekt getroffenen<br />
Maßnahmen <strong>sind</strong> vor allem auch der Erhöhung des<br />
Naherholungswertes dienlich. Biosphärenpark- und<br />
LEADER-Management arbeiten mit der Gemeinde<br />
Unternberg für dieses Projekt, das LEADER finanziell<br />
unterstützt, eng zusammen.<br />
© Biosphärenpark<br />
© TVB Unternberg<br />
Im Bild: Markus Schaflechner, Angelika Lübke, Barbara Hildebrandt, Urs Hildebrandt
NATUR | RAUM 66 |<br />
PREBERREGION<br />
Einzigartigen Naturraum<br />
SCHÜTZEN UND NÜTZEN<br />
„Erhalten, entwickeln und gemeinsam gestalten“ –<br />
dies ist der Leitsatz des UNESCO Biosphärenparks<br />
Salzburger Lungau. Unsere Aufgabe ist es, Traditionen,<br />
Brauchtum und Landschaften zu erhalten und dabei neue<br />
<strong>Wir</strong>tschaftsformen und Denkweisen zu entwickeln.<br />
Eines der schönsten Beispiele dafür ist die<br />
Region um den Preber. Dieser Berg bildet einen<br />
zentralen, aus vielen Teilen des Lungaus sichtbaren<br />
Anziehungspunkt und steht in erster Linie für viel<br />
Verbindendes: Die Preberregion vereint die Bundesländer<br />
Steiermark und Salzburg, sowie Naturschutz, Tourismus,<br />
Freizeit, Landwirtschaft und Kulinarik. Sie umfasst ein<br />
Naturschutzgebiet ebenso wie aktive Almwirtschaft und<br />
lässt auch touristisch und kulinarisch kaum einen Wunsch<br />
offen.<br />
Durch den Neubau der Ludlalm ergaben sich im Jahr<br />
2017 auch viele Herausforderungen. Einerseits befindet<br />
sich das Gebiet rund um den Prebersee in einem<br />
Naturschutzgebiet, das seit Generationen von Landwirten<br />
gepflegt und bewirtschaftet wird. Andererseits ist es<br />
ein Naherholungsgebiet für die Lungauer Bevölkerung<br />
wie auch für Touristen. Durch die Gestaltung des<br />
Prebergebietes ergibt sich aber auch eine Chance dafür,<br />
naturverträglichen Tourismus zu leben und ein Bewusstsein<br />
für ein harmonisches Erhalten, Entwickeln und Gestalten<br />
zu fördern: Erhaltung des Landschaftsschutzgebietes,<br />
Bewahrung von Alm- und Landwirtschaft, Entwicklung<br />
von neuen touristischen Konzepten und Gestaltung des<br />
Gebietes zum Wohle der Bevölkerung, der Pflanzen- und<br />
Tierwelt.<br />
<strong>Das</strong>s dies möglich ist, zeigt bereits die Geschichte des<br />
Prebergebietes:<br />
„Die letzte Kaltzeit im Alpenraum erstreckte sich vor rund<br />
115.000 bis 10.000 Jahren und wird als Würm-Glazial-Zeit<br />
bezeichnet. In dieser Periode reichte der Murgletscher<br />
bis zu einer Seehöhe von über 2.000 Metern. Der Lungau<br />
war zu dieser Zeit vollkommen unter einer 1.000 Meter<br />
dicken Eisdecke begraben. Nur die höchsten Berggipfel –<br />
darunter der Preber – ragten über diese Eisdecke heraus.<br />
Die Bewegungen darunter prägten die heutige Landschaft<br />
und ließen besonders gegen Ende der letzten Kaltzeit die<br />
Täler und Seen entstehen. Speziell in den Moorgebieten<br />
lassen sich diese erdgeschichtlichen Prozesse nachweisen.<br />
Durch den entstandenen Sauerstoffmangel während der<br />
Eiszeit kam es zu Konservierungen von Pflanzen und Tieren<br />
im Torf. Torf eignet sich besonders gut zur Erforschung<br />
klimatischer Veränderungen. Durch Bohrungen am<br />
Dürrenecksee und auf dem Sauerfelder Berg konnten hier<br />
auch Spuren von ersten Menschen nachgewiesen werden,<br />
die hier bereits vor 4.500 bis 5.000 Jahren Getreide<br />
angebaut haben dürften.“ (Quelle: Preber – Moorlehrfpad;<br />
Gemeinde Tamsweg) <strong>Das</strong> Überlinger-Moor ist übrigens eines<br />
der am besten erhaltenen Moore im Lungau.<br />
Herausforderungen wie das Verkehrskonzept, die<br />
Integration der verschiedenen Interessen wie auch neue<br />
Denkweisen werden die zukünftigen Entwicklungen des<br />
Prebergebietes im Speziellen beeinflussen.<br />
<strong>Das</strong> Biosphärenpark-Management beteiligt sich an<br />
dem Diskurs zu Entwicklungen im Naturraum Preber.<br />
Unter anderem widmet man sich Lösungen für ein<br />
Verkehrskonzept, das den vermehrten Einsatz von<br />
Shuttlebussen vorsieht. Mit dem Neubau der Ludlalm<br />
wurden Herausforderungen wie „Regionalität in<br />
der Gastronomie“ oder „naturnahes Bauen“ zum<br />
Gegenstand gemacht. „Schützen und nützen“, das ist die<br />
Herausforderung, der man sich unter Berücksichtigung<br />
aller Interessen auf lange Sicht annehmen muss.<br />
© Biosphärenpark
REPORTAGE | 69<br />
VOGELZUGFORSCHUNG UND<br />
ARTENSCHUTZ IM LUNGAU<br />
Gesunde Lebensräume für die Botschafter der Natur<br />
ES IST FÜNF VOR ZWÖLF ...<br />
© Anni Kogler © dreiD.at<br />
„Es ist fünf vor zwölf bei vielen Naturschätzen!“<br />
Wie bitte? <strong>Das</strong>, was Hemma Gressel von BIRDLIFE da sagt,<br />
kann doch nicht auf unseren Lungau zutreffen!<br />
Leider doch, es ist tatsächlich so. Auch das schönste Naturjuwel<br />
ist vor schädigenden Einflüssen nicht gefeit. Intensivierung<br />
von Land- und Forstwirtschaft, moderne <strong>Wir</strong>tschaftsweisen,<br />
Verbauung und andere Einflüsse zerstören<br />
Lebensräume von Tieren und Pflanzen beziehungsweise<br />
grenzen sie ein. Vögel <strong>sind</strong> ein Beispiel, an dem sich offensichtlich<br />
zeigt, wie sich selbst die Naturregion Lungau<br />
in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Dank der Schutzorganisation<br />
BIRDLIFE sowie dem EU-Projekt zum Schutz<br />
der Braunkehlchen im Lungau konnte bislang Schlimmerem<br />
vorgebeugt und manches sogar wieder verbessert<br />
werden. Dennoch, und dies belegen Studien: Vor fünfzig<br />
Jahren bewohnten den Lungau mehr als doppelt so viele<br />
Vögel wie heute. „Früher waren sie flächendeckend da,<br />
jetzt <strong>sind</strong> sie nur noch inselförmig vorhanden“, so Hemma<br />
Gressel.<br />
Für diese Entwicklung gibt es auch eine Erklärung: Früher<br />
war die Wildnis noch umfangreicher, und es gab viele<br />
feuchte Wiesen. Jeder Landwirt bewirtschaftete noch<br />
eine Streuwiese – der Verlust dieser Streuwiesen als Lebensraum<br />
für Vögel und andere Tiere gilt als gravierend.<br />
„Und die Blumenwiesen <strong>sind</strong> bekanntlich europaweit verschwunden“,<br />
fügt die Vogelkundlerin hinzu. Nur noch vereinzelt<br />
<strong>sind</strong> sie im Lungau zu finden, die Blumenwiesen, die<br />
nicht nur Vögeln sondern auch Insekten, Bienen und vielen<br />
anderen Wiesenbewohnern einen gesunden Lebensraum<br />
bieten. In der Natur hängt eben alles zusammen, und<br />
eines ergibt das andere: Kein Lebensraum, keine Tier- und<br />
Artenvielfalt - da keine Nahrung, keine Brut- und Nistplätze,<br />
keine ruhigen Rückzugsorte.<br />
Es ist dies zum einen auf das Mähverhalten zurückzuführen,<br />
zum anderen darauf, dass Wald-, Feld- und Wiesenwuchs<br />
in der Landschaft mit modernen Geräten bis in die letzten<br />
Winkel der <strong>Wir</strong>tschaftsflächen „sauber gemacht“ werden.<br />
Die Landwirtschaft steht unter wirtschaftlichem Druck, oftmaliges<br />
Mähen und Düngen <strong>sind</strong> der Weg zu besserer<br />
Milchleistung – verständlich aus Sicht des Bauern, für viele<br />
Lebewesen aber, man denke an Tierarten wie Frösche,<br />
Heuschrecken und Blindschleichen, bedeutet dies deutliche<br />
Reduktion, wenn nicht sogar Ausrottung. <strong>Das</strong>s es in<br />
der Landwirtschaft aus Leistungsdruck üblich wurde, die<br />
erste Mahd schon vor dem 15. Juni und somit mitten in der<br />
Brutzeit der Vögel durchzuführen, ist ebenso ein Problem.<br />
Und in puncto Düngung ist vor allem die Gülle prekär: Der<br />
flüssige Kuhmist ist für tierische Lebensräume schlichtweg<br />
der Tod. Auch die Wildtiere und Waldvögel <strong>sind</strong> betroffen:<br />
<strong>Wir</strong>d alles bis auf den letzten Zentimeter „gereinigt“, gibt<br />
es kein Futter mehr. Waldrandstreifen, die mit modernen<br />
Geräten penibel bearbeitet werden können, bieten keinen<br />
Platz mehr für Drosseln und andere Arten.<br />
Vogelkunde wird somit zu einem wichtigen Teil des Naturschutzes.<br />
BIRDLIFE ist der Verein, der sich am intensivsten<br />
mit dem Schutz sowie mit Forschung beschäftigt. In den<br />
ausgewiesenen Natur- und Landschaftsschutzgebieten<br />
im Lungau <strong>sind</strong> noch mehrere Vogelarten und ihre Nistplätze<br />
zu finden. Kaum bekannt ist die Zugvögel-Beringungs-„Station“<br />
südlich von Tamsweg (ein wildbewachsener,<br />
bewucherter Naturstreifen neben der Mur), die<br />
Hemma Gressel mit ihren ehrenamtlichen Helfern seit fünf<br />
Jahren betreut. Von Juli bis Oktober <strong>sind</strong> sie hier aktiv.<br />
„Wenn man bedenkt, dass diese Vögel Tausende Kilometer<br />
zurücklegen, dann ist es schon bemerkenswert, dass<br />
sie sich ausgerechnet den Lungau als Rastplatz, an dem<br />
sie fressen und ihr Fettdepot für die Weiterreise anlegen,<br />
aussuchen!“<br />
Diese „Murinsel“ ist ein perfekter Lebensraum für Zugvögel,<br />
die sich hier auf ihrer weiten Reise zur Regeneration<br />
für eine gewisse Zeit niederlassen. Allein im letzten Jahr<br />
haben die Vogelschützer an dieser Stelle in Tamsweg über<br />
tausend (!) Vögel verschiedenster Arten gezählt. Die Vorgehensweise<br />
dabei ist bemerkenswert: In feinen Netzen<br />
werden die Tiere vorsichtig gefangen, mit Fingerspitzen-
REPORTAGE 70 |<br />
gefühl befreit und dann vermessen, gewogen und – sofern<br />
sie das erste Mal hier landen – mit einem Ring registriert.<br />
Immer wieder stößt Hemma Gressel auf Wiederkehrer.<br />
Oder es gibt echte Exoten, die im Lungau Pause machen.<br />
Ein in Belgien beringter Sumpfrohrsänger gehört etwa<br />
dazu: „<strong>Das</strong> ist deshalb so einzigartig, weil diese Vogelart<br />
schräg gegen die übliche Zugrichtung zieht und ausgerechnet<br />
im Lungau landet. Sechs Wochen bleibt dieser Vogel<br />
im Brutgebiet.“<br />
Wo Vögel zu hören und zu sehen <strong>sind</strong>, ist der Lebensraum<br />
soweit noch in Ordnung. „Der Lungau ist auch nicht mehr<br />
das Paradies, im Vergleich zu anderen Regionen aber noch<br />
gut“, fügt die Hobby-Ornithologin hinzu. Selbst in der<br />
noch intakten Natur benötigen Vögel bereits Schutz. Die<br />
Artenvielfalt hat sich in den vergangenen Jahren stark reduziert,<br />
das belegen Dokumentationen aus der Zugvogelforschung<br />
und Vogelzählungen. Und auch Überlieferungen<br />
zufolge kann dieselbe Erkenntnis gezogen werden.<br />
Vorbei die Zeiten, in denen man mit dem ersten Ruf der<br />
Feldlerche in der Früh aufgestanden ist, man nachts den<br />
Lockruf der Wachtelkönige hörte und Rebhühner noch gejagt<br />
wurden. Keine Kibitze und Wachteln mehr und viele<br />
andere Vogelarten mit großer Population.<br />
Es darf nicht fünf vor zwölf um die Lungauer Vogelwelt stehen!<br />
Schließlich geben Vögel dem Landschaftsraum nicht<br />
nur viele Stimmen, sie <strong>sind</strong> auch wahrlich Botschafter der<br />
Natur.<br />
In der Natur alles hängt zusammen …<br />
„Vögel <strong>sind</strong> von der <strong>Wir</strong>tschaftsweise der Landwirtschaft<br />
abhängig“, sagt Werner Kommik, der Lungauer „Vogelvater“<br />
und Ansprechperson hinter dem EU-Projekt zum<br />
Schutz der Braunkehlchen. Seine Botschaft lautet: „Blumenwiesen<br />
retten Vögel, Insekten und andere Lebewesen.<br />
Und sie bewahren den Charakter der Region Lungau!“ Seit<br />
2006 läuft dieses europaweite Vorzeigeprojekt, seit dessen<br />
Start der Braunkehlchenbestand entscheidend gesichert<br />
werden konnte. <strong>Das</strong> Projekt zeigt deutlich das generelle<br />
Problem von schwindenden Lebensräumen auf. Und es<br />
macht ersichtlich, dass schon mit wenigen gezielten Maßnahmen<br />
bei der Bewirtschaftung der Böden viel <strong>Wir</strong>kung<br />
erreicht werden kann.<br />
Eine Reportage von Andrea Kocher I KWER<br />
Im Bild: Hemma Gressel mit Praktikantin © Biosphärenpark<br />
Weiterführend zum Thema lesen Sie das Interview mit<br />
Werner Kommik, Braunkehlchen-Schutzprojekt, sowie den<br />
Artikel zum aktuellen Projekt „Der Lungau blüht auf“<br />
auf den Seiten 70 bis 73!<br />
© Biosphärenpark
INTERVIEW 72 |<br />
INTERVIEW | 73<br />
DER LUNGAU BLÜHT AUF<br />
ein Interview mit Werner Kommik<br />
DIE LANDSCHAFT NICHT STUTZEN ...<br />
Der penibel geschnittene Rasen in Gärten und auf<br />
öffentlichen Anlagen versus die natürliche blumenreiche<br />
Wiese mit ihrer pflanzlichen und tierischen Vielfalt –<br />
Rasentrimmer und Mähgeräte <strong>sind</strong> der natürlichen<br />
Kreisläufe Feind. Warum eine blumenreiche Wiese<br />
wesentlich wertvoller ist als ein noch so schön gepflegter<br />
Rasen, und mit welchen einfachen Maßnahmen im Lungau<br />
wieder mehr Blumenwiesen blühen könnten, erörtert<br />
Werner Kommik, Initiator des EU-Projektes zum Schutz der<br />
Braunkehlchen im Lungau (seit 2006) und nun Gründer der<br />
Initiative „Der Lungau blüht auf“, im Interview.<br />
... BESSER DIE KOSTBARKEITEN<br />
DER NATUR NUTZEN!<br />
„Blumenwiesen <strong>sind</strong> Kulturwerte, genauso wie die<br />
Erhaltung unserer Pfarrkirche!“ Herr Kommik, das ist Ihre<br />
Botschaft und Ihr Appell an die Menschen im Lungau, sie<br />
mögen die Landschaft wieder vermehrt zum Erblühen<br />
bringen. Warum <strong>sind</strong> die Blumenwiesen immer weniger<br />
geworden?<br />
„Vor etwa fünfzig Jahren wurde uns eingeredet, dass nur<br />
Einheitsgrün ‚sauber’ ist, dass Wildblumen und Gräser<br />
weg müssen. Gärten sollten rasenmähergepflegt, auch<br />
Gehsteige, Gemeindewege und Böschungen mussten<br />
‚sauber’ gemäht sein. Tatsächlich <strong>sind</strong> diese Flächen aber<br />
grüne Wüsten, wo Bienen, Schmetterlinge, Vögel und<br />
andere Wiesentiere keine Nahrung finden. Es ist deshalb<br />
das dringliche Ziel, dass Blumenwiesen gefördert, und<br />
dass gerade auch Wegränder und Böschungen wieder<br />
zum Erblühen gebracht werden.“<br />
Wie kann man den Menschen motivieren, sein<br />
Lebensumfeld wieder erblühen zu lassen?<br />
„Seit einigen Jahren kommt es zu einem Umdenken.<br />
Im Lungau gibt es ja noch die blühenden Gärten und<br />
schöne Blumenwiesen, diese <strong>sind</strong> eine Bereicherung für<br />
unser Landschaftsbild und somit auch für den Tourismus.<br />
Blumenwiesen im Talbereich <strong>sind</strong> eine Besonderheit und<br />
einmalig in Europa. Der Lungau könnte europaweit ein<br />
Vorbild sein.“<br />
Jeder, der Hobbygärtner, der Landwirt und die<br />
Kommunen, kann seinen Teil beitragen, selbst wenn er<br />
nicht gleich hektarweise Grundeigentum zur Verfügung<br />
hat. Veränderung beginnt schon im Kleinen, und der<br />
öffentliche Raum sollte den Anfang machen. Was konkret<br />
können die Gemeinden tun?<br />
„Die Kommunen können aktiv werden, indem sie öffentliche<br />
Parks, Spielplätze, Verkehrsinseln, Straßenränder und<br />
Bewegungsräume, mit heimischen Saatgut einsäen<br />
und erblühen’ lassen. St. Michael hat hier einen Anfang<br />
gemacht. Als letzte Rückzugsgebiete für bestimmte<br />
Pflanzen- und Tierarten gelten Grünstreifen neben Straßen,<br />
Wegen, Böschungen und Gräben. Diese sollten vermehrt<br />
© Biosphärenpark<br />
angelegt und nur zweimal im Jahr gemäht werden. Nur<br />
so <strong>sind</strong> sie Lebensraum. Und schließlich verschönern<br />
blühende Ränder im Frühjahr bis in den Herbst das<br />
Landschaftsbild!<br />
Der Landwirtschaft kommt eine spezielle Rolle zu. Wie ist<br />
die Vision am Beispiel St. Michael?<br />
„Ziel ist die langfristige Erhaltung der kleinstrukturierten,<br />
blumenreichen Wiesenlandschaften im Gemeindegebiet<br />
von St. Michael als europäisches Vorzeigemodell für<br />
umweltfreundliche Bewirtschaftung: Heumilch aus<br />
den Lungauer Blumenwiesen wäre die beste und<br />
gesündeste Milch Österreichs. Es ist ein Leitprojekt für<br />
den Biosphärenpark Lungau! Notwendige Maßnahmen<br />
dafür <strong>sind</strong>, dass die erste Mahd später als es mittlerweile<br />
leider üblich ist erfolgt, nämlich erst nach dem 15. Juni.<br />
Durch die zu frühe erste Mahd verschwinden nicht nur<br />
die Wiesenblumen, es werden vor allem auch zahlreiche<br />
Wiesentiere in ihrer Entwicklungsphase getötet.“<br />
Für den Lebensraum und die <strong>Das</strong>einsberechtigung von<br />
Tieren, nämlich der Braunkehlchen, engagieren Sie sich<br />
seit Jahren. <strong>Das</strong> von Ihnen initiierte und betreute EU-<br />
Projekt zum Schutz der Braunkehlchen im Lungau (seit<br />
2006) ist beispielgebend. Was ist damals geschehen?<br />
„Nach einer kargen Informationsveranstaltung und<br />
folglich unzähligen persönlichen Gesprächen konnte es<br />
gelingen, mit 100 Bauern einen Bewirtschaftungsvertrag<br />
abzuschließen, dass die erste Mahd erst nach dem 15.<br />
Juni durchgeführt wird. <strong>Das</strong> ist sehr entscheidend: Die<br />
Braunkehlchen kommen um den 1. Mai in den Lungau. Bis<br />
sie Weibchen und Brutplatz gefunden haben, ist es der<br />
15. bis 20. Mai. Dazu noch ein Monat, bis der Nachwuchs,<br />
meistens <strong>sind</strong> es drei Jungvögel, ausgeflogen ist.“<br />
Für die Landwirtschaft ist es eine schwierige<br />
Gratwanderung: Einerseits gilt es, dem wirtschaftlichen<br />
Druck standzuhalten, andererseits ist eine nachhaltige<br />
Bewirtschaftungsform anzustreben. Welche Maßnahmen<br />
<strong>sind</strong> des Weiteren enthalten?<br />
„<strong>Das</strong>s es Holzzäune und Zaunpfosten gibt, die den<br />
Vögeln als Ansitze zur Verfügung stehen. Außerdem,<br />
dass Wiesenrandstreifen in der Breite von zwei Metern<br />
auf zwei Seiten des Feldes (nicht auf der Straßenseite)<br />
stehen gelassen werden – im dichten Altgras finden die<br />
Wiesenbrüter Schutz und Ruhe in der Brütezeit. Was vorerst<br />
ein großer Wunsch bleibt, ist, dass bei der Bewirtschaftung<br />
auf die Düngung mit Gülle verzichtet wird. Der flüssige<br />
Kuhmist zerstört Blumenwiese und Boden.“
74 |<br />
Von welcher Population sprechen wir nun konkret – bis<br />
2011 wurden jährliche Zählungen durch Beobachtung<br />
durchgeführt – und wo kann man Braunkehlchen<br />
beobachten?<br />
„Für heuer können wir das noch nicht sagen. Was<br />
man feststellen kann, ist, dass 2006 mit 117 gezählten<br />
Braunkehlchen im ganzen Lungau ein Tiefpunkt war. <strong>Das</strong>s<br />
man die Braunkehlchen gruppenweise auf den Zäunen<br />
sitzen sieht, dieses Bild gehört leider der Vergangenheit<br />
an. Nach 2006, mit den Maßnahmen im Rahmen des<br />
EU-Projektes, stieg die Population wieder, 2011 waren<br />
es über 300 Braunkehlchen. Zu beobachten <strong>sind</strong> sie<br />
beispielsweise bei den Baggerseen in St. Michael, generell<br />
in Auenlandschaften der Mur entlang bis Unternberg oder<br />
unterhalb von Schloss Moosham. Heuer wird wieder eine<br />
Zählung gemacht.“<br />
Es ist kein Zufall, warum die Braunkehlchen über 6.000<br />
Kilometer weit aus der Sahara ausgerechnet in den<br />
Lungau kommen. <strong>Das</strong> Umweltschutz-Verdienstzeichen<br />
des Landes, mit dem Sie ausgezeichnet wurden, ist ein<br />
Ausdruck Ihres unermüdlichen Engagements und Ihres<br />
Bemühens!<br />
„Ich hatte früher wenig Ahnung von der Landwirtschaft,<br />
das Braunkehlchen hat mich vieles gelehrt. Und eine<br />
Goldene Weisheit aus der Bauernschaft bestärkt mich in<br />
dem Ziel einer blühenden Landschaft: <strong>Das</strong> Kapital eines<br />
Bauern ist eine blumenreiche Wiese mit einem gesunden<br />
Bodenleben.“<br />
Vielen Dank für Ihr <strong>Wir</strong>ken<br />
und für das interessante Gespräch!<br />
<strong>Das</strong> Interview führte Andrea Kocher | KWER<br />
© dreiD.at
ENERGIE & MOBILITÄT 76 |<br />
SONNENENERGIE<br />
UND E-MOBILITÄT<br />
Erneuerbare Energieformen fördern<br />
FÜRS EIGENHEIM UND FÜR DIE<br />
REGIONALE ENERGIEWIRTSCHAFT<br />
und Mobilität bis hin zur Entwicklung und Umsetzung von<br />
innovativen Energielösungen. <strong>Das</strong> Augenmerk dabei liegt<br />
auf der Sonnenenergie und Elektromobilität.<br />
Die Vision: „2028 besitzt der UNESCO Biosphärenpark<br />
Salzburger Lungau den höchsten pro Kopf Anteil an<br />
gewonnener Sonnenenergie im Bundesland Salzburg,<br />
gegebenenfalls in Österreich.“ (Markus Schaflechner)<br />
<br />
Bei der Weltklimakonferenz in Paris wurde eine<br />
fundamentale Einigung erzielt, deren Umsetzung in<br />
weiterer Folge nun unter Beweis gestellt werden muss.<br />
Nichtsdestoweniger <strong>sind</strong> alleine schon die Vorhaben<br />
des neuen Klimavertrages zukunftsweisend. Neben<br />
vielen Maßnahmen steht vor allem der Wechsel der<br />
Energieformen bis zur Jahrhundertmitte im Fokus. Weg<br />
von fossilen Brennstoffen und hin zur erneuerbaren<br />
Energie, so das Motto für die Zukunft! Der UNESCO<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau ist bestrebt, neben<br />
dem Erhalt vor allem auch die Entwicklung in diesem<br />
so wichtigen Bereich in der Region voranzutreiben. Mit<br />
dem Ziel, weitere Perspektiven und Handlungsspielräume<br />
für die hier lebenden Menschen zu schaffen.<br />
Dabei spielt der Ausbau der gesamten Wertschöpfungskette<br />
eine wesentliche Rolle.<br />
Der UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau<br />
zählt nachweislich zu den Regionen mit den meisten<br />
Sonnenstunden. Manche behaupten sogar mit einem<br />
Lächeln, dass sich der Grund hierfür in der geographischen<br />
Lage wiederfindet. Denn der überwiegend<br />
größte Teil der Region befindet sich auf über tausend<br />
Metern Seehöhe und ist dadurch einfach ein Stückchen<br />
näher an der Sonne. Diesen Sonnenreichtum gilt es<br />
entsprechend nachhaltig zu nutzen.<br />
So erfolgte am 17. November 2017, nach einer<br />
einjährigen Projektvorlaufzeit, der Startschuss zur<br />
Kooperation zwischen der Salzburg AG und dem UNESCO<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau. Ziel dieser langfristigen<br />
Zusammenarbeit ist es, erneuerbare Energieformen im<br />
Lungau zu fördern. Die Salzburg AG unterstützt dies mit<br />
regelmäßigen Schulungsangeboten zum Thema Energie<br />
© Salzburg AG<br />
Photovoltaik-Projekt – mein Dach, mein Strom!<br />
Die Sonne birgt großes Nutzungspotenzial. Es gilt<br />
somit, Maßnahmen zu treffen, mit denen einerseits<br />
die Möglichkeiten der alternativen Energiegewinnung<br />
gefördert werden und andererseits die <strong>Wir</strong>tschaftsleistung<br />
in der Region gehalten wird. Es ist sinnvoll, aus dem<br />
Sonnenlicht erzeugte Energie gleich dann zu verbrauchen,<br />
wenn sie erzeugt wird. Überflüssige Energie soll in Form<br />
von Warmwasser gespeichert werden. Dementsprechende<br />
Angebote für Privathaushalte in der Biosphäre Lungau<br />
werden bereits im ersten Halbjahr 2018 erhältlich sein.<br />
Bereits jetzt besteht für jede Lungauer Gemeinde die<br />
Möglichkeit zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen<br />
auf Gemeindeobjekten durch die Salzburg AG. Für<br />
Hotellerie und Gewerbe werden bereits Photovoltaik-<br />
Checks angeboten.<br />
„<strong>Wir</strong> wollen im Lungau in den nächsten zehn Jahren die<br />
Erzeugung von Sonnenstrom forcieren. Ziel ist es, den<br />
Pro-Kopf-Anteil an sonnengewonnener Energie von<br />
derzeit 300 auf 600 Watt pro Einwohner zu verdoppeln.“<br />
(Markus Schaflechner)<br />
Im Bild: Leonhard Schitter, Bgm. Georg Gappmayer,<br />
Bgm. Wolfgang Eder, Markus Schaflechner<br />
© Biosphärenpark<br />
119-Ladestationen-Programm für Salzburg<br />
Im Frühjahr 2017 startete die Salzburg AG das<br />
„119-Ladestationen-Programm“ und unternahm damit<br />
einen ersten Schritt in Richtung Mobilitätswende.<br />
Ziel ist es, dass in jeder Salzburger Gemeinde eine<br />
öffentliche Ladestation errichtet wird. Auch in Hotellerie<br />
und Gastronomie sowie Gewerbe wird der Ausbau der<br />
E-Ladeinfrastruktur vorangetrieben.<br />
Wave Austria Tour<br />
<strong>Das</strong>s E-Mobilität im Mittelpunkt steht, wird auch mit<br />
einer einzigartigen Veranstaltung im heurigen Jahr<br />
deutlich: Im September 2018 wird die Biosphärenregion<br />
Salzburger Lungau Station der „Wave Austria Tour“<br />
sein. Diese „Green Technology Tour“ wird erstmals<br />
in der Schweiz (im Juni) und in ganz Österreich (im<br />
September) ausgetragen, die „Wave Trophy“ gilt<br />
als größte rollende E-Mobil-Veranstaltung weltweit.<br />
„Die Wave führt durch atemberaubende Landschaften<br />
und ist zu Gast bei innovativen Projekten und<br />
Unternehmen, die an einer Vision für eine grüne Zukunft<br />
arbeiten. Die Wave ist eine Plattform für alle, die die<br />
E-Mobilität vorwärts bringen wollen.“ Quelle: www.wavetrophy.com
ENERGIE & MOBILITÄT<br />
E-BIKE-REGION<br />
LUNGAU<br />
für die Bevölkerung und Gäste<br />
STRUKTUREN BIETEN KÖNNEN<br />
Der Biosphärenpark Lungau gilt seit Jahrzehnten als<br />
beliebtes Urlaubsziel für Wintersportler. Durch den<br />
Ausbau der Pistenanlagen und Beherbungsanlagen hat<br />
der Gast hier viele Möglichkeiten, seinen Bedürfnissen<br />
nach Erholung und Bewegung nachzugehen. Doch<br />
auch in den Sommermonaten bietet der Lungau viele<br />
Attraktionen für Einheimische, Urlauber und Sportler.<br />
So konnte sich unsere Region lange als höchstgelegene<br />
E-Bike-Region Österreichs verdient machen. Mittlerweile<br />
wurde das Potenzial für E-Bikes von vielen anderen<br />
Regionen aufgegriffen. Die über die Jahre installierten,<br />
insgesamt 62 Ladestationen für E-Bikes <strong>sind</strong> aktiv und<br />
bilden so die Basisvoraussetzungen für Radwege und<br />
Mountainbikestrecken. Sie, die zum Teil auch für E-Autos<br />
geeignet <strong>sind</strong>, werden weiterhin sinnvoll und effizient für<br />
den Sport- und Freizeittourismus genutzt. <strong>Das</strong> Merkmal<br />
als „attraktive E-Bike-Region mit besten infrastrukturellen<br />
Voraussetzungen“ soll erhalten bleiben. Dies bedarf einer<br />
gemeindeübergreifenden Betreuung. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-<br />
Management ist bemüht, die diesbezüglichen<br />
Möglichkeiten gemeinsam mit potenziellen Mitwirkenden,<br />
die Erfahrung und Fachkenntnis mit einbringen, abzuklären.<br />
Ziel ist der Fortbestand der E-Bike-Region Lungau und<br />
ihre Positionierung aufgrund ihrer soliden Basisstrukturen<br />
mit einem ausgeprägten Rad- und Mountainbikewegenetz<br />
sowie der flächendeckenden Ladestationen. Dank der<br />
Kooperation mit der Salzburg AG ist man in der Biosphäre<br />
diesbezüglich auch auf bestem Weg!<br />
© Biosphärenpark
LEADER | 81<br />
LEADER<br />
Weil Ideen verwirklicht werden sollen!<br />
1<br />
ERSTER AUFTRAG VON LEADER<br />
REGIONALE WERTSCHÖPFUNG<br />
Es gibt nur wertvolle Ideen<br />
Die zentralen Ideen des UNESCO Biosphärenparks<br />
Salzburger Lungau finden sich auch in vielen aktuellen<br />
LEADER-Projekten wieder. Am Beginn eines Projektes<br />
stehen meist folgende Fragen:<br />
• Was kann uns unsere Region alles „liefern“?<br />
• Was benötigen wir im Lungau?<br />
• Wo fehlt noch etwas?<br />
Die wesentliche Frage für jedes LEADER-Projekt ist aber:<br />
Wie schaffen wir es, die Region insgesamt weiterhin zu<br />
stärken? Die Antworten darauf führen zu Ideen und diese<br />
können oft über LEADER weiterverfolgt werden. Ist der<br />
rote Faden erst gesponnen, die Umsetzung skizziert und<br />
das Auswahlgremium überzeugt, steht einer erfolgreichen<br />
Realisierung der Idee nur mehr wenig im Weg!<br />
So vielfältig wie die Zielgruppen und Ansätze der Projekte, so<br />
unterschiedlich <strong>sind</strong> auch die Projektinhalte und Menschen<br />
dahinter. Vom Regionalverband Lungau und den örtlichen<br />
Tourismusverbänden über den Lungauer Bildungsverbund<br />
bis hin zu neu gegründeten Vereinen, zur Lungauer<br />
Kulturvereinigung, zu lokalen Service-Clubs oder zu den<br />
extra für die Umsetzung lose zusammengeschlossenen<br />
Personengruppen: <strong>Das</strong> LEADER-Büro in Mauterndorf hat<br />
das große Glück, mit den unterschiedlichsten Menschen<br />
in der Region gemeinsam Projekte zu konzipieren, diese<br />
im Einreichprozess der Abwicklung und der Abrechnung<br />
zu unterstützen und die Projektträger zu begleiten. Diese<br />
bunte Mischung aus Akteuren, Ideen und Maßnahmen<br />
führte zu rund 20 Projekten in Umsetzung und zu einigen<br />
weiteren, welche gerade den Antragsprozess durchlaufen<br />
und auf die Genehmigung warten. Die aktuellen Projekte<br />
behandeln Themen aus den Bereichen regionale<br />
Wertschöpfung, Natur und Kultur sowie Gemeinwohl,<br />
Bildung und Gesellschaft.<br />
Hier finden alle Projekte ihren Platz, welche sich mit der<br />
regionalen <strong>Wir</strong>tschaft, der Land- und Forstwirtschaft oder<br />
dem Tourismus beschäftigen.<br />
Angefangen von klassischen Tourismusprojekten, wie dem<br />
Katschberger Heustadl- und Adventweg oder den beiden<br />
Themenwegen „Weg der Sinne“ und „Vogelwanderweg“<br />
in St. Michael, werden in diesen Projekten über LEADER<br />
Infrastrukturmaßnahmen gesetzt, um den Lungau für Gäste<br />
ganzjährig attraktiv zu machen, zusätzliche Angebote zu<br />
schaffen und den Biosphärenpark, seine Besonderheiten<br />
und Einzigartigkeit geschickt in Szene zu setzen. <strong>Das</strong>s diese<br />
Wege auch sehr gut angenommen werden, beweisen bereits<br />
vorliegende Zahlen, das mediale Echo sowie das Feedback<br />
der Besucher. Eine besinnliche Adventwanderung auf<br />
dem Katschberg, ein Sinnesabenteuer über das „Wunder<br />
Mensch“ oder ein Besuch auf der hoch über St. Michael<br />
thronenden Vogelbeobachtungsstation eröffnen wieder<br />
neue Perspektiven auf den Biosphärenpark und diesen<br />
besonderen Lebensraum. Besonders erwähnenswert<br />
<strong>sind</strong> hierbei auch die vielfältigen Möglichkeiten und<br />
Synergien, die aus solchen Projekten entstehen können.<br />
Beispielsweise zum Bereich Bildung, Natur oder Kultur.<br />
Der Mehrwert für die Region – das ist es, worum es<br />
LEADER geht und deshalb ist die Abstimmung mit anderen<br />
Projekten auch so wichtig. Es gilt, „Doppelgleisigkeiten“<br />
zu vermeiden, Synergien zu nutzen, Kooperationen<br />
aufzubauen und Kreativität und Innovation zuzulassen.<br />
Verleihung des „Brennessel – Naturschutzpreises“ an die Landwirtschaftliche Fachschule Tamsweg für<br />
das LEADER Projekt „Historischer Lungau Schau – und Streuobstgarten“. Im Bild: v.l.: Peter <strong>Wir</strong>nsperger,<br />
Burgi Kaiser, Georg Macheiner<br />
© dreiD.at<br />
Nachfolgend möchten wir Ihnen einen kurzen Abriss über<br />
diese Projekte geben und die Brücke zum Biosphärenpark<br />
schlagen. Weitere Informationen erhalten Sie auch im<br />
Büro der LEADER-Region Biosphäre Lungau oder auch auf<br />
unserer Homepage http://www.biosphaerenpark.eu.<br />
<br />
<br />
Herzlichst, Ihr LEADER-Manager<br />
<br />
Georg Macheiner, MSc<br />
© Robert Harson
LEADER 82 |<br />
<strong>Das</strong>s LEADER gerade hier sehr gut unterstützen kann<br />
beweist unter anderem das Projekt „Naherholungsraum<br />
Unternberg“: Damit konnte im Anschluss an die<br />
Muraufweitung, das umfassende Hochwasserschutzprojekt<br />
in der Gemeinde Unternberg, durch<br />
den örtlichen Tourismusverband ein LEADER-Projekt<br />
eingereicht werden, um diese neu geschaffene Fläche als<br />
Naherholungsraum für die Lungauer Bevölkerung nutzbar<br />
zu machen. Auch hier wird die Biosphäre lebendig, sie wird<br />
erfahr- und erlebbar. Ausgehend von der Notwendigkeit<br />
des Hochwasserschutzes konnte durch LEADER der i-Punkt<br />
auf dieses Jahrhundertprojekt der Gemeinde gesetzt<br />
werden.<br />
<strong>Das</strong>s LEADER seitens der Tourismuswirtschaft sowie<br />
auch abseits klassischer Infrastrukturmaßnahmen genutzt<br />
werden kann, zeigt das Projekt „Aufgabenoptimierung<br />
der Tourismusverbände“. In diesem folgen die<br />
Tourismusverbände Tamsweg, Lessach, St. Andrä und<br />
Ramingstein dem Motto „gemeinsam <strong>sind</strong> wir stärker“<br />
und haben sich zu einem gemeinsamen Tourismusverband<br />
zusammengeschlossen. Als neu geschaffene<br />
Serviceeinrichtung sollen Strukturen verbessert, die<br />
Arbeit mit den Gästen optimiert und die touristische<br />
Wertschöpfungskette effizienter gestaltet werden. Gerade<br />
die Wertschöpfung sollte aber nicht auf den Tourismus<br />
limitiert werden. <strong>Das</strong> wäre im Sinne einer nachhaltigen<br />
Entwicklung problematisch und auch nicht fair gegenüber<br />
den vielen Akteuren in unserer Region, welche mit viel<br />
Fleiß, Einsatz und Willen am Werk <strong>sind</strong>.<br />
Die Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch<br />
Kulinarik, Genuss und Wissen, gepaart mit einer neuen<br />
Plattform, ist eine weitere innovative Möglichkeit, die<br />
Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. <strong>Das</strong> ist das<br />
zentrale Element des Projektes „Lungauer Kochwerk“.<br />
Der neu gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
der Lungauer Bevölkerung den Wert des Kochens und<br />
der regionalen Lebensmittel wieder näherzubringen.<br />
Dazu werden Kochkurse angeboten und an verschiedene<br />
Zielgruppen angepasst. <strong>Das</strong> Kochwerk soll als Drehscheibe<br />
zwischen Konsument, Produzent und Verarbeiter dienen<br />
und diese Verbindung weiter stärken. Dadurch sollten<br />
letztendlich die Lungauer Bauern zur Nischenproduktion<br />
animiert und die Direktvermarktung gestärkt werden. Die<br />
„Lungauer Speis“, eine Online-Plattform, dient dieser<br />
Vernetzung und schafft moderne und attraktive Strukturen.<br />
Jetzt die Initiative ergreifen!<br />
Die Steigerung der regionalen Wertschöpfung ist für<br />
die LEADER-Region Biosphäre Lungau Hauptziel in der<br />
aktuellen Umsetzungsperiode. Wenn auch Sie dazu eine<br />
Idee haben, freuen wir uns auf ein gemeinsames Gespräch<br />
– lassen Sie uns doch gemeinsam aktiv werden!<br />
<br />
<br />
Georg Macheiner<br />
© Biosphärenpark
LEADER | 85<br />
2<br />
ZWEITER<br />
AUFTRAG VON LEADER<br />
NATÜRLICHE<br />
RESSOURCEN<br />
und kulturelles Erbe<br />
Natur und Kultur – zwei Begriffe, die untrennbar mit<br />
dem Lungau verbunden und auch zentrale Bausteine<br />
des Biosphärenparks <strong>sind</strong>, bilden die zweite thematische<br />
Gruppe für LEADER-Projekte. Die Lungauer Bevölkerung<br />
ist zu Recht stolz auf ihre Kulturlandschaft, die Schönheit<br />
und Besonderheit der intakten Natur und natürlich auch<br />
auf die gelebten Bräuche und Traditionen, welche tief<br />
in der Gesellschaft verwurzelt <strong>sind</strong> und wesentlich zum<br />
sozialen Gefüge beitragen.<br />
des Zaunbaus weitergegeben werden. Der Garten dient<br />
einerseits als Klassenzimmer, andererseits wird auch die<br />
lokale Bevölkerung eingeladen, eine Auszeit im eigens<br />
dafür errichteten Pavillon zu genießen.<br />
Die ökologische Vielfalt, das handwerkliche Geschick<br />
und die spezifischen Bedingungen der Region werden<br />
in diesem Projekt der Bevölkerung eindrucksvoll<br />
nähergebracht. Wenn Sie am Weg zum Prebersee <strong>sind</strong>,<br />
dann schauen Sie doch auch kurz vorbei. Genießen Sie die<br />
Ruhe inmitten von Obstbäumen, lauschen Sie dem Wind,<br />
der durch die Gräser pfeift, betrachten Sie die vielfältigen,<br />
nach historischen Vorbildern gebauten typischen<br />
Lungauer Zäune – tatsächlich haben diese ja auch ganz<br />
unterschiedliche Funktionen – und tauchen Sie ab in<br />
ein weiteres Geheimnis des UNESCO Biosphärenparks<br />
Salzburger Lungau.<br />
© dreiD.at<br />
Im salzburgweit einzigartigen Projekt „Boden-Kultur-<br />
Weg“ begibt man sich auf eine lehrreiche Wanderung<br />
rund um die Themen Boden, Bodenkultur und Lungauer<br />
Volkskultur. Die Bodenkultur, die Nutzung des Bodens<br />
für Land- und Forstwirtschaft, bildete über Jahrhunderte<br />
hinweg die Lebens- und Einkommensgrundlage der<br />
Menschen im Lungau und prägte unsere Gesellschaft und<br />
ihre Kultur. Im Rahmen des Projektes entstand auf Initiative<br />
des Tourismusverbandes Mariapfarr der Bodenlehrpfad<br />
mit insgesamt elf Stationen, an denen Informationen über<br />
die Themen Boden und seine Funktionen sowie über<br />
regionale Bräuche vermittelt werden. Davon erwartet sich<br />
der Tourismusverband ein verstärktes Bewusstsein für die<br />
Wichtigkeit der natürlichen Böden und ihrer Funktionen<br />
sowie eine insgesamt verstärkte Wahrnehmung und<br />
Kenntnis der Region. In Zeiten des überbordenden<br />
Ressourcenverbrauchs ein besonders wichtiges Projekt.<br />
Ähnlich gelagert ist das Projekt „Historischer<br />
Lungauer Schau- und Streuobstgarten“. Dieser<br />
ist im weitesten Sinne ein Experimentier- und<br />
Wissensgarten der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />
Tamsweg. Streuobstwiesen <strong>sind</strong> eine Besonderheit der<br />
österreichischen Kulturlandschaft und gehören zu den<br />
gefährdeten Lebensräumen. Auch im Lungau <strong>sind</strong> von<br />
den ursprünglichen und alten Sorten nur mehr wenige<br />
bekannt und die noch vorhandenen Bäume <strong>sind</strong> meist<br />
sehr alt. Durch die Pflanzung alter Obstsorten aus<br />
dem Lungau bzw. aus raueren Klimagebieten und die<br />
Einfriedung des Gartens mit ortsüblichen alten Zaunarten<br />
soll die genetische Vielfalt erhalten und auch das Wissen<br />
über diese Obstsorten und die ursprünglichen Techniken<br />
Eng verbunden mit dem Thema „Natürliche Ressourcen“<br />
ist selbstverständlich auch das Thema „Energie“. Der<br />
Lungau hat sich das Ziel gesetzt, eine Klima- und<br />
Energiemodellregion zu werden, und dies konnte<br />
2015, auch durch die Unterstützung des LEADER-<br />
Managements, geschafft werden. Um die definierten<br />
Ziele in der Region auch entsprechend umzusetzen,<br />
ist ein begleitendes Qualitätsmanagementsystem<br />
notwendig. Der Regionalverband Lungau als Projektträger<br />
beauftragt dafür einen Qualitätsmanagement-Berater für<br />
Klima- und Energiemodellregionen, der eine vorläufige<br />
Bewertung zur Umsetzung energiepolitischer Aktivitäten<br />
erstellt und diese im Rahmen eines Regionen- oder<br />
Planungsworkshops präsentiert. Dabei gibt er Hinweise<br />
zu möglichen Potenzialen, Maßnahmen und Projekten als<br />
Unterstützung für die Erstellung des Umsetzungskonzeptes<br />
der Klima- und Energiemodellregion. Er begleitet in den<br />
darauffolgenden zwei Jahren die Region in der Umsetzung<br />
der definierten Ziele und ist wichtiger fachlicher<br />
Ansprechpartner, damit diese Ziele auch von einer externen<br />
Außensicht im Auge behalten und bei Bedarf nachjustiert<br />
werden können. Abschließend werden Potenziale und<br />
Handlungsempfehlungen für die Weiterführung der<br />
Region in der nächsten Phase zusammengestellt.<br />
<strong>Das</strong> kulturelle Erbe ist Hauptthema des Projektes „Schloss<br />
Kuenburg – Ort der Begegnung“ der Marktgemeinde<br />
Tamsweg. <strong>Das</strong> rund 600 Jahre alte, denkmalgeschützte<br />
Schloss Kuenburg im Ortskern von Tamsweg ist ein<br />
zentrales, ortsbildprägendes und historisch relevantes<br />
Gebäude. Es ist weit über die Grenzen der Region hinaus<br />
bekannt. Die durchgeführte Renovierung bzw. Restauration
LEADER 86 |<br />
| 87<br />
des Schlosses hängt einerseits mit seiner Geschichte und<br />
dem vorhandenen Denkmalschutz zusammen, andererseits<br />
mit gesellschaftlichen Herausforderungen der Region.<br />
Im Rahmen des LEADER-Projektes, welches nur einen<br />
kleinen Teil des Gesamtprojektes beschreibt, sollte das<br />
Schloss zukünftig in seinen vielfältigen gesellschaftlichen<br />
Funktionen verstärkt wahrgenommen werden.<br />
Im Zuge der Restaurierung des Schlosses hat sich die<br />
Marktgemeinde Tamsweg entschlossen, den Wert und die<br />
Schönheit des Gebäudes sowie vor allem seine Funktionen<br />
der gesamten Region zugänglich zu machen. Dahingehend<br />
fließt die Historie der Marktgemeinde Tamsweg in das<br />
Projekt ein, lokalen Künstlern und Institutionen werden<br />
Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bzw. gestalten<br />
diese die Räumlichkeiten. Zudem widmet man sich den<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen der Region und<br />
treibt diese in den Bereichen Gesundheit, Jugend und<br />
<strong>Wir</strong>tschaft gezielt voran. LEADER unterstützt dieses<br />
Projekt unter anderem in der erstmaligen Einrichtung<br />
einer sozial-psychiatrischen Tagesbetreuung, der Jugendund<br />
Zukunftsentwicklung und der Gestaltung der neuen<br />
Räumlichkeiten im historisch wertvollen Gebäude sowie<br />
mit einer begleitenden Medienkampagne.<br />
<br />
Georg Macheiner<br />
© Hilfswerk<br />
3<br />
DRITTER<br />
AUFTRAG VON LEADER<br />
GEMEINWOHL, STRUKTUREN<br />
und Funktionen von LEADER<br />
Eine starke Region benötigt funktionierende Strukturen<br />
und Maßnahmen zur weiteren Stärkung des Gemeinwohls.<br />
Auch diesen Herausforderungen widmet sich LEADER.<br />
Eine Region ist stets auch Ausdruck der Menschen, die sie<br />
bewohnen. Sie formen und gestalten ihren Lebensraum<br />
– ihre Biosphäre. Deshalb <strong>sind</strong> diese Strukturen und<br />
Funktionen sowie das Gemeinwohl ein zentrales Element<br />
von LEADER und die dritte Säule in der laufenden Periode.<br />
Da auch der Biosphärenpark mitunter einen stark auf das<br />
Gemeinwohl orientierten Ansatz aufweist und Bildung ein<br />
zentrales Thema ist, spiegelt sich dieses auch in vielen<br />
LEADER-Projekten wider. Im Jahr 2017 war Bildung ein<br />
bestimmendes Thema für die LEADER-Region Biosphäre<br />
Lungau. In diesem Themengebiet <strong>sind</strong> aktuell neun<br />
Projekte in der Umsetzung.<br />
Die 20-minütige Lehrdokumentation der Ferienregion<br />
Lungau über den Biosphärenpark Lungau widmet<br />
sich der Unberührtheit und Schönheit der Natur, der<br />
beeindruckenden und einzigartigen Ressource des<br />
Lungaus. Die Dokumentation wird einerseits für die<br />
touristische Vermarktung genutzt – sich von anderen<br />
Alpendestinationen abzuheben, lautet das Gebot der<br />
Stunde – andererseits wird sie natürlich auch der Lungauer<br />
Bevölkerung und insbesondere den Bildungseinrichtungen<br />
zur Verfügung gestellt. Eine Region wie der Lungau, die<br />
mit Abwanderung und Überalterung konfrontiert ist, muss<br />
alle zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen, um die<br />
Jugend und Kinder für den besonderen Lebensraum zu<br />
sensibilisieren. Diese eindrucksvolle Dokumentation ist ein<br />
weiteres Puzzlestück dazu.<br />
Die Themen Bildung und Kinder <strong>sind</strong> auch in<br />
weiteren LEADER-Projekten prominent vertreten: Im<br />
Kindergartenprojekt „Gemeinsames Naturerlebnis<br />
im UNESCO Biosphärenpark Lungau“ macht man<br />
sich mit den Kleinsten unserer Gesellschaft auf, die<br />
Biosphäre zu erkunden. Die Lungauer Kindergärten<br />
besuchen einander gegenseitig und lernen so ihre Heimat<br />
und ihre Altersgenossen kennen. <strong>Das</strong> Schulprojekt<br />
„Biosphärenparkschule 2.0“ wiederum steht ganz im<br />
Zeichen einer umfassenden Beschäftigung mit dem<br />
Biosphärenpark und unserem Lebensraum Lungau über die<br />
gesamte Volksschulzeit. Durch diese Pilotprojekte werden<br />
langfristig Strukturen aufgebaut, in welchen auch die<br />
Kinder ihre Eltern für den Biosphärenpark sensibilisieren.<br />
In beiden Projekten ist der Biosphärenpark die treibende<br />
Kraft hinter den Projekten.<br />
Bildung betrifft aber nicht nur Kinder und Jugendliche,<br />
sondern die gesamte Gesellschaft. Altes Wissen etwa spielt<br />
in einem weiteren LEADER-Projekt die Hauptrolle. Initiiert<br />
vom Lungauer Bildungsverbund und in Kooperation<br />
mit dem Biosphärenpark begibt man sich auf die Suche<br />
nach dem „Alten Wissen“ – Wissen, welches unsere<br />
Gesellschaft maßgeblich geprägt hat und das nun durch<br />
Veränderungen der Gesellschaft, unserer <strong>Wir</strong>tschaft und<br />
unserer Lebensumstände droht verloren zu gehen. Im<br />
Rahmen von Workshops, Interviews und Veranstaltungen<br />
begibt man sich auf die Suche nach diesem besonderen<br />
Wissen und dokumentiert es. Vor allem werden dabei<br />
auch Mittel und Wege gesucht, wie dieses Wissen wieder<br />
zeitgemäß in Wert gesetzt werden kann.<br />
Ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema für den Lungau<br />
ist auch die Arbeitsplatzsituation. Dabei geht es aber nicht<br />
nur um verfügbare, sondern vor allem auch um attraktive<br />
Arbeitsplätze. Solche schließen beispielsweise auch<br />
Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge mit<br />
ein. Hier hat der Lungauer Bildungsverbund eingehakt<br />
und anhand einer Machbarkeitsstudie wird im LEADER-<br />
Kleinprojekt erhoben, was einen „Great Place to Work“<br />
ausmacht und wie eine gesunde Arbeitsplatzregion Lungau<br />
aussehen könnte. <strong>Das</strong> Ergebnis dieses Projektes sollte ein<br />
konkret anwendbarer Leistungskatalog zur Umsetzung und<br />
Einführung betrieblicher Gesundheitsvorsorgemaßnahmen<br />
sein und einen strategischen Rahmen für eine breite<br />
Umsetzung bieten. Diese könnte für den Lungau ein<br />
starkes Alleinstellungsmerkmal sein und drohenden<br />
Strukturproblemen vielleicht auch etwas entgegensetzen.<br />
Die vielfältigen Möglichkeiten einer LEADER-Förderung<br />
hat auch die Marktgemeinde St. Michael erkannt und ein<br />
Dorfentwicklungskonzept zur Förderung eingereicht.<br />
Anhand von Workshops und Ortsbegehungen sowie eines<br />
breiten, umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozesses<br />
sollen Möglichkeiten und Strategien entwickelt werden,<br />
um den Ortskern wieder stärker zu beleben und neue<br />
Impulse für die Marktgemeinde zu setzen.
LEADER 88 |<br />
| 89<br />
Unsere Gesellschaft ist keineswegs homogen, sondern<br />
im Kern bunt und vielfältig. Damit einher geht aber<br />
auch die Problematik, dass es Menschen gibt, die<br />
am gesellschaftlichen und sozialen Leben nur schwer<br />
teilnehmen können. Auch im Lungau gibt es viele<br />
Menschen, die sich aufgrund unterschiedlicher Aspekte<br />
am Rand der Gesellschaft wiederfinden. Für diese<br />
Menschen hat die Lungauer Kulturvereinigung das<br />
LEADER-Projekt „Kemmts eina“ initiiert und dadurch<br />
ihr Kerngeschäft ausgeweitet. Sie hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, die Integration und Teilnahme am kulturellen,<br />
sozialen und gesellschaftlichen Leben für alle Bewohner<br />
des Lungaus zu ermöglichen. Im Rahmen des Projektes<br />
wird eine Halbtagstelle gefördert, welche für die neuen<br />
aktivierenden und partizipativen Bereiche eingesetzt wird.<br />
Diese drehen sich um Migrationsprojekte, Projekte von,<br />
für und mit beeinträchtigten Menschen, Projekte für und<br />
mit jungen Frauen mit kleinen Kindern und Familien sowie<br />
Projekte von und für ältere Menschen.<br />
Dem „Kampf gegen den plötzlichen Herztod“ hat der<br />
Rotary Club Lungau sein LEADER-Forschungsprojekt<br />
gewidmet. Diese Form der Herzerkrankung<br />
ist in der westlichen Welt eine der häufigsten<br />
Todesursachen. Ein möglichst schnelles Eingreifen<br />
und der Einsatz eines Defibrillators können hierbei die<br />
Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich steigern. Im Rahmen<br />
eines wissenschaftlich begleitenden Pilotprojektes wurde<br />
in allen Hauptorten des Lungaus ein jederzeit öffentlich<br />
zugänglicher Laiendefibrillator installiert. Begleitend gab<br />
es Vor-Ort-Schulungen zum Thema „Plötzlicher Herztod“<br />
und „Umgang mit Defibrillatoren“ durch Ärzte des Rotary<br />
Clubs, die einer entsprechenden Wissensvermittlung<br />
und Bewusstseinsbildung zu diesen Themen und zum<br />
Verhalten im Ernstfall dienen. Insbesondere sollte den<br />
Menschen dadurch auch die Scheu genommen werden,<br />
im Ernstfall tätig zu werden und die Defibrillatoren zu<br />
nutzen. <strong>Das</strong> Projekt wird medial begleitet und in einer<br />
wissenschaftlichen Studie aufgearbeitet.<br />
Abschließend befindet sich aktuell auch noch das<br />
salzburgweite Kooperationsprojekt „Altes Handwerk<br />
neu erleben“ in der Umsetzung. Mit großem Einsatz hat<br />
die Landjugend Salzburg ein landesweites LEADER-Projekt<br />
eingereicht, um dieses Wissen durch Workshops an die<br />
junge Generation weiterzugeben. <strong>Das</strong> Bildungsprojekt<br />
widmet sich regionalen Bräuchen, Traditionen und<br />
handwerklichen Besonderheiten. Theoretisch und praktisch<br />
werden diese vermittelt und regen zur weiteren intensiven<br />
Auseinandersetzung der Jugendlichen mit traditionellem<br />
Handwerk an. In der Entwicklung des ländlichen Raumes<br />
ist die Landjugend ein unersetzlicher Partner. Kreativität,<br />
Ideenreichtum, Offenheit und Zusammenhalt bringt man<br />
gerne mit ihr in Verbindung. Diese Stärken, gepaart mit<br />
der Kraft der Jugend, setzen für alle ländlichen Regionen<br />
Österreichs ein starkes Zeichen für ein gelingendes Leben<br />
am Land – auch in Zukunft und auch im Biosphärenpark<br />
Lungau.<br />
LEADER will etwas bewegen! Die Förderschiene kann<br />
Ideen anstoßen, Visionen zum Leben erwecken und der<br />
notwendige Motor für eine gute und erfüllende Reise in<br />
die Zukunft sein.<br />
Deshalb wurde in diesem kurzen Abriss auch nicht auf<br />
alle Projekte im Detail eingegangen – bei der Masse an<br />
Projekten, Ideen und den unterschiedlichen Fortschritten<br />
der Projekte ist dies auch nicht möglich. So wurden,<br />
während dieses <strong>Magazin</strong> entstand, bereits weitere Projekte<br />
konzipiert und eingereicht. Einige stehen noch am Anfang<br />
und manche <strong>sind</strong> kurz vor dem Weg ins Auswahlgremium.<br />
<strong>Wir</strong> bitten alle Projektträger dieser Projekte um Verständnis,<br />
dass ihre Ideen und Projekte in dieser Ausgabe noch keine<br />
Erwähnung fanden. Leader ist in Bewegung – und in der<br />
nächsten Ausgabe dieses <strong>Magazin</strong>s werden wir wieder auf<br />
weitere und neue Projekte eingehen. Bis dahin möchten<br />
wir Sie auch auf unsere Homepage verweisen, auf welcher<br />
Sie zu all unseren Projekten Kurzbeschreibungen finden.<br />
In der laufenden Periode können noch bis 2020 Projekte<br />
eingereicht werden. Sollten auch Sie eine Idee haben<br />
und nicht wissen, wie Sie sie umsetzen können, freut sich<br />
das LEADER-Management, wenn wir Sie in unserem Büro<br />
begrüßen dürfen! Gerne besprechen wir Ihre Projektidee<br />
und stehen Ihnen unterstützend zur Seite. Lassen Sie uns<br />
doch zusammen weiterarbeiten und wer weiß – vielleicht<br />
<strong>sind</strong> Sie in der nächsten Ausgabe dieses <strong>Magazin</strong>s auch<br />
schon erwähnt.<br />
© dreiD.at<br />
<br />
MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />
Georg Macheiner<br />
Europäischer<br />
Landwirtschaftsfonds für<br />
die Entwicklung des<br />
ländlichen Raums:<br />
Hier investiert Europa in<br />
die ländlichen Gebiete
IMPRESSUM:<br />
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: UNESCO<br />
Biosphärenpark Salzburger Lungau, A-5570 Mauterndorf, Markt<br />
89, T +436472 7740, office@lungau.org, www.biosphaerenpark.<br />
eu | Projektleitung: UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau:<br />
Markus Schaflechner | Grafik & Layout: KWER, www.kwer.<br />
at | Texte: Markus Schaflechner, Marianne Prodinger, Othmar<br />
Ortner, Andrea Kocher (KWER), Georg Macheiner, Kristin Hauser,<br />
Barbara Hildebrandt, Maria Bogensberger | Druck: Samsondruck<br />
GmbH | Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem<br />
<strong>Magazin</strong> auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und<br />
weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche personen- und<br />
berufsbezogenen Bezeichnungen, wie Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer, Schülerinnen und Schüler, ... <strong>sind</strong> geschlechtsneutral<br />
zu verstehen und selbstverständlich gleichwertig gemeint.<br />
Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. | Stand: März 2018<br />
© Biosphärenpark<br />
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des<br />
Österreichischen Umweltzeichens, Samson Druck GmbH,<br />
UW-Nr. 837, www.samsondruck.at
MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />
© KWER<br />
Europäischer<br />
Landwirtschaftsfonds für<br />
die Entwicklung des<br />
ländlichen Raums:<br />
Hier investiert Europa in<br />
die ländlichen Gebiete