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"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin

"Wir sind Biosphäre" - Das Magazin des UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau | www.kwer.at

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<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong><br />

Biosphäre<br />

DAS MAGAZIN...<br />

Tätigkeitsbericht 2016 / 17<br />

© KWER<br />

...FÜR DEN UNESCO<br />

BIOSPHÄRENPARK SALZBURGER LUNGAU


EINLEITUNG 2 |<br />

| 3<br />

EDITORIAL<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Lungauerinnen,<br />

liebe Lungauer,<br />

GESCHÄTZTE LESERINNEN & LESER,<br />

Liebe Lungauerinnen, liebe Lungauer,<br />

SEHR GEEHRTE LESERINNEN & LESER,<br />

© Biosphärenpark<br />

seit 2012 tragen wir die von der UNESCO verliehene<br />

Auszeichnung zum Biosphärenpark! Für meine<br />

Bürgermeisterkollegen und für mich ist der Biosphärenpark<br />

viel mehr als nur eine Auszeichnung. Für uns unterstreicht<br />

und bestätigt dieses Prädikat unseren politischer Auftrag,<br />

zum einen unseren Lebensraum in seiner Schönheit und<br />

Einzigartigkeit zu erhalten und zum anderen auch als<br />

<strong>Wir</strong>tschafts- und Lebensraum weiterzuentwickeln. Dazu<br />

arbeiten wir auf allen politischen Ebenen nicht nur in der<br />

Region, sondern auch auf Landesebene sehr gut und<br />

intensiv zusammen. <strong>Das</strong> Biosphärenparkmanagement<br />

agiert im Auftrag aller Lungauer Gemeinden und<br />

verfolgt dabei das Ziel, die strategisch und operativ<br />

gemeinsam beschlossenen Vorhaben bestmöglich für<br />

unsere Bevölkerung in die Umsetzung zu bringen, um<br />

dadurch eine positive regionale Entwicklung im Lungau<br />

sicherzustellen.<br />

Die aktuelle Tendenz der Biosphärenregion Salzburger<br />

Lungau sehe ich, und hier darf ich auch im Namen aller<br />

Bürgermeister sprechen, als sehr positiv an. Auch in<br />

Zukunft werden wir uns vielen Herausforderungen als<br />

Region stellen müssen, aber ich bin sehr zuversichtlich,<br />

dass wir auf einem guten Weg <strong>sind</strong>. Denn mit<br />

Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit schaffen<br />

wir auch für die Generationen nach uns einen Lebensraum<br />

für die Zukunft – eine Biosphäre Salzburger Lungau.<br />

Bgm. Wolfgang Eder,<br />

Obmann Regionalverband Lungau<br />

Obmann LEADER Biosphäre Lungau<br />

im Juli 2012 haben wir zusammen mit den Kärntner<br />

Nockbergen von der UNESCO die Auszeichnung zum<br />

UNESCO Biosphärenpark erhalten. <strong>Das</strong> Wort „Biosphäre“<br />

bedeutet frei übersetzt LEBENSRAUM und ist eine der<br />

höchsten Auszeichnungen, welche die Vereinten Nationen<br />

für besonders wertvolle Lebensräume vergeben. Weltweit<br />

gibt es nur knapp 600 Biosphärenregionen und mit dem<br />

Beinamen „Modellregion für nachhaltige Entwicklung“ <strong>sind</strong><br />

wir von der UNESCO aufgefordert, den Lungau in seiner<br />

Schönheit und Einzigartigkeit zu erhalten, aber auch als<br />

ganzheitlichen Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum gemeinsam<br />

mit den hier lebenden Menschen weiterzuentwickeln.<br />

Als Biosphärenparkmanagement verstehen wir<br />

uns als ganzheitliches Regionalentwicklungs- bzw.<br />

Regionalmanagementprogramm. <strong>Wir</strong> arbeiten im Auftrag<br />

der 15 Gemeinden, vertreten durch die 15 Bürgermeister,<br />

und des Landes Salzburg für die Lungauerinnen<br />

und Lungauer. Unser Ziel ist es, zusammen mit den<br />

verschiedensten Organisationen alle Anstrengungen zu<br />

unternehmen, dass unsere Heimat auch in Zukunft ein<br />

attraktiver Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum bleibt. Unsere<br />

Handlungsfelder <strong>sind</strong> sehr breit gestreut. Beginnend mit<br />

der Landwirtschaft, der <strong>Wir</strong>tschaft und dem Tourismus<br />

bis hin zu Bildung, Forschung, Soziales und Brauchtum<br />

engagieren wir uns ebenso im Naturraum wie auch im<br />

Bereich der erneuerbaren Energie bzw. Mobilität. Alle<br />

diese Themenfelder (und noch viel mehr) <strong>sind</strong> voneinander<br />

abhängig und spiegeln gemeinsam die Entwicklung<br />

unserer Region wider.<br />

Seit August 2015 bin ich für das Biosphärenparkmanagement<br />

verantwortlich und in den letzten drei<br />

Jahren war und ist aktuell sehr viel in Bewegung. Dabei<br />

war meine Anfangszeit nicht immer ganz einfach. Neben<br />

der Geschichte des Biosphärenparks waren es vor allem<br />

die Gerüchte und das gefährliche Halbwissen bis hin zu<br />

Unwahrheiten rund um dieses Thema, die mich immer<br />

wieder auf Ablehnung stießen ließen. Darum galt es von<br />

Beginn an, neben greifbaren und sinnvollen Projekten<br />

vor allem den Menschen im Lungau und darüber hinaus<br />

deutlich zu machen, dass diese Auszeichnung nicht unsere<br />

Art zu leben oder unsere Entwicklung behindert, sondern<br />

vielmehr eine Bestätigung unserer Geschichte und in<br />

vielen Bereichen eine Chance für die Zukunft ist. Denn<br />

ein UNESCO Biosphärenpark stellt immer den Menschen<br />

und die achtsame Entwicklung mit seiner Umwelt in den<br />

Mittelpunkt.<br />

<strong>Das</strong> vorliegende <strong>Magazin</strong> „<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> Biosphäre“ ist unser<br />

erster Versuch, auf diese Art und Weise unsere Arbeit,<br />

aber auch die Arbeit des Leadermanagements „Leader<br />

Biosphäre Lungau“ zu kommunizieren und darzustellen.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Unterstützern<br />

bedanken. Vor allem aber bei meinem Team (Kristin und<br />

Marianne) sowie bei meiner Bürogemeinschaft für die<br />

ausgezeichnete Arbeit bzw. Zusammenarbeit! Ein großes<br />

Dankeschön gilt auch unseren Bürgermeistern sowie dem<br />

Land Salzburg und der AGENDA 21 für das Vertrauen<br />

und die Unterstützung für unseren Lebensraum Biosphäre<br />

Lungau.<br />

Ich wünsche viel Spaß beim Lesen,<br />

Durchblättern oder einfach nur Schmökern!<br />

Alles Gute für 2018 und schöne Grüße!<br />

Euer Biosphärenparkmanager<br />

Markus Schaflechner, MSc, MBA<br />

Leitung Biosphärenpark Salzburger Lungau


STATEMENT 4 |<br />

| 5<br />

DR. WILFRIED HASLAUER<br />

Landeshauptmann<br />

DER LUNGAU,<br />

SEINE NATURSCHÖNHEITEN<br />

“<br />

DR. ASTRID RÖSSLER<br />

1. Landeshauptmann-Stellvertreterin<br />

DIE BESONDERE STÄRKE DES LUNGAUS<br />

liegt im Zusammenspiel von Naturschönheiten mit<br />

traditioneller Kulturlandschaft, verbunden mit viel<br />

Innovationsgeist und Naturbezug. Die UNESCO-<br />

Auszeichnung „Biosphärenpark Lungau“ eröffnet<br />

dabei die besondere Chance, die gesellschaftlichen<br />

Bedürfnisse einer Region mit einer wirtschaftlich<br />

und ökologisch nachhaltigen Entwicklung gut<br />

abzustimmen. Dafür bieten sich vielfältige Möglichkeiten<br />

an, von der klimaneutralen Energieregion bis<br />

zum Gesundheitstourismus, vom regionalen Bio-<br />

Anbau bis zur Fairtrade-Region. Für diesen begonnenen<br />

Weg wünsche ich dem Biosphärenpark mit seinen<br />

engagierten Gemeinden viel Erfolg!<br />

und die einzigartige Landschaft werden durch den<br />

Biosphärenpark sichtbar gemacht. <strong>Das</strong> UNESCO-<br />

Prädikat „Biosphärenpark – Modellregion für nachhaltige<br />

Entwicklung“ stellt daher einen wichtigen Impuls<br />

für die weitere Entwicklung unseres südlichsten<br />

Bezirks dar. Es umfasst nicht nur den Naturschutz,<br />

sondern auch die umweltverträgliche und nachhaltige<br />

wirtschaftliche Entwicklung der ganzen Region mit<br />

besonderer Berücksichtigung des Tourismus. Mit diesem<br />

Kooperationsmodell wird der im Lungau bereits erfolgreich<br />

gelebte Prozess der gemeinsamen Regionalentwicklung<br />

fortgesetzt. Für den weiteren Weg der nachhaltigen<br />

Entwicklung wünsche ich viel Erfolg!<br />

DI DR. JOSEF SCHWAIGER<br />

Landesrat<br />

NICHT JEDE REGION<br />

HAT EIN GANZ BESONDERES MERKMAL,<br />

„<br />

das sie ausmacht. Beim Lungau ist das bestimmt<br />

nicht der Fall, obwohl es vielen vielleicht oft als<br />

Selbstverständlichkeit erscheint, in solch einem Juwel zu<br />

leben. Der Lungau ist ein Unikat und der Biosphärenpark<br />

die geeignete Plattform, um die Region und deren<br />

viele Besonderheiten noch besser sichtbar zu machen.<br />

Er ermöglicht es, Leuchtturmprojekte zu konzipieren,<br />

anhand derer die gesamte wirtschaftliche Entwicklung<br />

vorangebracht werden kann.<br />

© dreiD.at


ORGANISATION 6 |<br />

| 7<br />

REGIONALVERBAND LUNGAU -<br />

BÜRGERMEISTER DER 15 GEMEINDEN IM LUNGAU<br />

Mauterndorf Tamsweg St. Michael Mariapfarr Zederhaus Unternberg Ramingstein Tweng St. Margarethen Göriach St. Ändra Weisspriach Lessach Muhr Thomatal<br />

Wolfgang Eder<br />

Bgm.<br />

Georg Gappmayer<br />

Bgm.<br />

Manfred Sampl<br />

LAbg. Bgm. Ing.<br />

Franz Doppler<br />

Bgm.<br />

Alfred Pfeifenberger<br />

Bgm.<br />

Josef Wind<br />

Bgm.<br />

Peter Rotschopf<br />

Bgm. Dipl. Ing.<br />

Heribert Lürzer<br />

Vzbgm.<br />

Gerd Brand<br />

LAbg. Bgm.<br />

Reinhard Radebner<br />

Bgm. Mag.<br />

Heinrich Perner<br />

Bgm.<br />

Peter Bogensberger<br />

Bgm.<br />

Peter Perner<br />

Bgm.<br />

Sepp Kandler<br />

Bgm.<br />

Valentin König<br />

Bgm.<br />

VORSTAND REGIONALVERBAND & LEADER BIOSPHÄRE LUNGAU<br />

LAND SALZBURG<br />

St. Andrä<br />

Göriach<br />

Muhr<br />

Wolfgang Eder<br />

Obmann | Bgm.<br />

Georg Gappmayer<br />

Obmann-Stv. | Bgm.<br />

Manfred Sampl<br />

LAbg. Bgm. Ing.<br />

Franz Doppler<br />

Bgm.<br />

Alfred Pfeifenberger<br />

Bgm.<br />

Josef Wind<br />

Bgm.<br />

Sankt Michael<br />

Unternberg<br />

REGIONALMANAGEMENT<br />

BIOSPHÄRENPARK-MANAGEMENT<br />

Mag. Josef Fanninger<br />

Markus Schaflechner<br />

MSc, MBA<br />

PROJEKTAUSWAHLGRUPPE<br />

PAG<br />

Lessach<br />

Ramingstein<br />

LEADERMANAGEMENT<br />

Angelika Pertl<br />

Kristin Hauser<br />

MSc.<br />

Georg Macheiner<br />

MSc.<br />

Tamsweg<br />

Weisspriach<br />

• Öffentlicher Verkehr / Lungautakt<br />

• Raumordnung (ROG)<br />

• Klima und Energieregion (KEM)<br />

Marianne Prodinger<br />

Doris Pfeifenberger<br />

Mariapfarr<br />

Mauterndorf<br />

Regionalentwicklung Lungau<br />

• <strong>Wir</strong>tschaft und Tourismus<br />

• Landwirtschaft<br />

• Bildung und Forschung<br />

• Soziales und Brauchtum<br />

• Natur- und Raumentwicklung<br />

• Engergie und Mobilität<br />

• Regionalmarketing und Öffentlichkeitsarbeit<br />

• LEADER Förderabwicklung und<br />

Begleitung in der Umsetzung von<br />

Regionalprojekten<br />

Thomatal<br />

Tweng<br />

Zederhaus<br />

Sankt Margarethen


INHALTSVERZEICHNIS<br />

EINLEITUNG<br />

SOZIALES & BRAUCHTUM<br />

DIE NATURGEISTER<br />

Seite 10<br />

MEDIENPRÄSENZ<br />

Seite 14<br />

DIE BIOSPHÄRE<br />

MAL ANDERS<br />

INKLUSION<br />

Seite 54<br />

GUT VERSORGT<br />

Seite 56<br />

ARGE BITT<br />

SCHEA DRUM<br />

Seite 16-17<br />

Seite 57<br />

LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS<br />

REPORTAGE:<br />

ARGE BITT SCHEA DRUM<br />

Seite 60<br />

REINE LUNGAU<br />

Seite 18<br />

„HEILKRAFT DER<br />

ALPEN“ - KONGRESS<br />

Seite 24<br />

NACHHALTIGE<br />

TOURISMUSKONZEPTE<br />

Seite 25<br />

NATUR | RAUM<br />

DAS LUNGAUER<br />

BIOSPHÄRENHAUS<br />

Seite 26<br />

LONGA 2020<br />

Seite 28<br />

ERSTE FAIR-TRADE<br />

REGION IN SALZBURG<br />

Seite 30<br />

HUMUS<br />

ALS CHANCE<br />

Seite 64<br />

MURAUFWEITUNG<br />

UNTERNBERG<br />

Seite 65<br />

PREBERREGION<br />

Seite 66<br />

BREITBAND FÜR DIE<br />

BIOSPHÄRENREGION<br />

Seite 31<br />

ECHT.SEIN.<br />

Seite 32<br />

AGENDA 21<br />

Seite 34<br />

REPORTAGE:<br />

VÖGEL & BLUMEN<br />

Seite 68<br />

INTERVIEW:<br />

DER LUNGAU BLÜHT AUF<br />

Seite 72<br />

JUNGE WIRTSCHAFT<br />

LUNGAU<br />

Seite 36<br />

ENERGIE & MOBILITÄT<br />

BILDUNG & FORSCHUNG<br />

SONNENENERGIE<br />

& E-MOBILITÄT<br />

Seite 76<br />

E-BIKE-REGION<br />

LUNGAU<br />

Seite 78<br />

„GEMEINSAMES<br />

NATURERLEBNIS“<br />

Seite 38<br />

G‘SUNDE<br />

JAUSE<br />

Seite 40<br />

RAUPE<br />

Seite 41<br />

LEADER BIOSPHÄRE LUNGAU<br />

BIOSPHÄRENPARK-<br />

SCHULEN<br />

Seite 42<br />

STERNENHIMMEL<br />

IN DER BIOSPHÄRE<br />

WIEDER MEHR WASSER<br />

TRINKEN<br />

Seite 44 Seite 46<br />

LEADER<br />

EINLEITUNG:<br />

Seite 80<br />

INTERVIEW: KURSPROGRAMM<br />

EIN KOCHWERK<br />

KOCHWERK<br />

Seite 48 Seite 52<br />

REGIONALE<br />

WERTSCHÖPFUNG:<br />

Seite 81<br />

NATÜRLICHE<br />

RESSOURCEN<br />

Seite 84<br />

GEMEINWOHL<br />

& STRUKTUREN<br />

Seite 87


EINLEITUNG | 11<br />

DAMALS,<br />

lange vor der Auszeichnung als Biosphäre ...<br />

... ALS DIE NATURGEISTER<br />

DEN LUNGAU ENTDECKTEN.<br />

Es waren einmal drei Naturgeister, die vor vielen tausend<br />

Jahren die Welt bereisten. Auf ihrem Weg, der sie durch<br />

alle Landschaften der Erde führte, lag auch der Lungau.<br />

Die Ankunft auf dem Hochplateau, das von fruchtbaren<br />

Talböden weit über zweitausend Meter Seehöhe hinaus<br />

in hochalpine Gefilde reicht, war für die Naturgeister<br />

ein prägendes Erlebnis. Wie sich die Landschaft ihnen<br />

präsentierte, rief sofort Bewunderung hervor. „In welch’<br />

wundersamer Naturwelt bin ich hier gelandet?“, staunte<br />

der Erdgeist über das harmonische Wechselspiel von<br />

kargen alpinen Höhen und sanften Almen. „Hier ist der<br />

Quell’ des Lebens!“, freute sich der Wassergeist über<br />

das aus dem Berg kommende Wasser. „Diese hochalpine<br />

Schönheit, dieses Klima, diese Luft!“, atmete der Berggeist<br />

gelöst durch. Die Naturgeister wollten sogleich einen<br />

Ausblick wagen: „Diese Region wird ihren Bewohnern<br />

einmal eine rundherum gesunde Lebensgrundlage sein<br />

und ihnen als wertvoller Lebensraum dienen.“<br />

Die Naturgeister blieben eine Weile, und sie stellten<br />

manche Überlegung an. Diese Landschaft in ihrer<br />

Einzigartigkeit, sie wird ihre Menschen einmal ebenso<br />

prägen wie die Abgeschlossenheit dieser Region,<br />

vermuteten sie. Die Naturbelassenheit wird ihnen viel<br />

Freude bereiten und wird ihnen Identität geben. Sie<br />

werden ihre Heimat und die Reinheit des Wassers,<br />

die Klarheit der Luft und die gesunden, aus eigener<br />

Landwirtschaft gewonnenen Lebensmittel schätzen.<br />

Sie werden sich die landschaftliche Schönheit zunutze<br />

machen. Die alpine Region wird den Menschen aber auch<br />

viel Arbeit bereiten, sie auf die Probe stellen und dem<br />

Bergvolk bestimmte Charaktereigenschaften verleihen.<br />

Sparsamkeit, wenn in harten Wintermonaten die Tage<br />

stürmisch und die Wege weit werden. Hoffnung, wenn in<br />

Jahren ohne Sommer die Bewirtschaftung der Felder kurz<br />

und die Ernte knapp wird.<br />

Die größte Herausforderung aber, darin waren sich die<br />

Naturgeister sicher, wird die Zeit sein. Die Zeit und die<br />

vielen Veränderungen, die sie mit sich bringt. „Sie werden<br />

mit Hartnäckigkeit festhalten wollen an dem, was sie haben.<br />

© dreiD.at


EINLEITUNG 12 |<br />

| 13<br />

Würde ich ja auch“, meinte der Wassergeist. „Sie müssen<br />

aber auch mit Offenherzigkeit in die Zukunft blicken.<br />

Nirgendwo bleiben die Uhren stehen“, glaubte der<br />

Erdgeist. „Sie werden mit Bedacht die goldene<br />

Mitte zwischen Erhalten und Entwickeln finden“,<br />

wünschte sich der Berggeist.<br />

Die Naturgeister zogen weiter, und noch heute kehren sie<br />

ab und an in den Lungau zurück, weil sie sehen möchten,<br />

was aus dem Landschaftsjuwel geworden ist. Sie freuen<br />

sich, dass es ein gesunder Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum,<br />

ebenso ein Erholungsraum für seine Bewohner und Besucher<br />

ist. Und die Naturgeister freuen sich, dass auch die<br />

Vereinten Nationen seinen Wert erkannt haben und mit<br />

dem Prädikat „UNESCO Biosphärenpark“ nicht nur Anerkennung<br />

zum Ausdruck bringen, sondern damit auch einen<br />

Auftrag erteilten. Mit dem Beinamen „Modellregion<br />

für nachhaltige Entwicklung“ wurde eine Möglichkeit gefunden,<br />

wie der Lungau sinnvoll und nachhaltig geschützt<br />

und gleichzeitig vorangebracht werden kann. Der Begriff<br />

„Biosphäre“, übersetzt „Lebensraum“, ist Auszeichnung<br />

und Auftrag zugleich – das alles gefällt den Naturgeistern<br />

besonders gut.<br />

„Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, müssen<br />

wir zulassen, dass sich alles verändert.“ Oft wurde<br />

Schriftsteller Giuseppe Lampedusa bereits von Biosphärenpark-Manager<br />

Markus Schaflechner zitiert, um<br />

den Grundgedanken des UNESCO-Prädikates, das der<br />

Lungau seit 2012 trägt, verständlich zu machen. Die<br />

Region muss im Kern ihre natürliche Schönheit wahren.<br />

Gleichzeitig muss sie aber auch immer wieder Chancen<br />

bekommen, sich weiterzuentwickeln. Ihre Kostbarkeiten<br />

und wertvollen Bestände, ihre Bräuche und Traditionen,<br />

die Landwirtschaft und das Handwerk, ihre Charaktere<br />

und Urwüchsigkeit dürfen nicht wie in einer Schatzkammer<br />

versperrt sein. Im Gegenteil, der Zugang sollte jederzeit<br />

möglich sein, um sich an allen diesen Kleinoden<br />

zu erfreuen, einen Bezug dazu zu bekommen und sie so<br />

als Teil des eigenen Lebens wertzuschätzen. Und das<br />

stets mit dem Willen, gut darauf aufzupassen.<br />

<strong>Das</strong> Prädikat soll maßgeblich dafür sein, dass das Verständnis<br />

der Beziehung des Menschen zur Natur wieder<br />

gestärkt wird.<br />

• „UNESCO Biosphärenpark“ ist ein bedeutungsvoller<br />

Titel für den Lungau. Es ist wie ein großer Pokal, den<br />

die UNESCO der Region aufgrund deren Einzigartigkeit<br />

verliehen hat.<br />

• Kaum ein Begriff hat sich in jüngster Vergangenheit<br />

so entwickelt: Nachhaltigkeit. Und dieser Begriff<br />

beschreibt auch eines der erklärten Ziele in der Biosphäre.<br />

Schützen, erhalten und partizipieren (gestalten)<br />

werden zu den Unterbegriffen, mit denen der<br />

Lebensraum bewahrt wird. Dies auf umwelt- und sozialverträgliche<br />

Art und Weise, sprich: für den Naturraum<br />

und für künftige Generationen.<br />

• Den Überblick behält das Biosphärenpark-Management<br />

gemeinsam mit der Bevölkerung. Man ist um<br />

die besten Rahmenbedingungen im Biosphärenpark<br />

Lungau bemüht, und da zwischen besiedelten Talböden<br />

und hochalpiner Abgeschiedenheit viele verschiedenen<br />

Aufgaben zu erledigen <strong>sind</strong>, hat man den<br />

Biosphärenpark in eine Kernzone, Pflegezone (auch<br />

Pufferzone) sowie Entwicklungszone eingeteilt.<br />

• <strong>Wir</strong>tschaft, Bildung, Soziales, Naturraum, Energie<br />

& Mobilität – das <strong>sind</strong> die fünf essenziellen Schwerpunkte<br />

für das Management in der Projekt- und Entwicklungsarbeit<br />

in der Biosphäre Salzburger Lungau.<br />

... und die Naturgeister waren froh, dass sie wieder einen<br />

gesunden Natur- und Lebensraum mehr auf Erden in<br />

Fürsorge und guter Verantwortung wussten ... die Naturgeister,<br />

die auch heute noch die Welt bereisen, kennen<br />

wohl alle anderen Länder und Landschaften und haben<br />

einen guten Vergleich ... und überall, wo sie <strong>sind</strong>, nennen<br />

sie den Lungau sehr gerne als Vorbild für eine „Biosphäre“<br />

... dieses regionale Verantwortungsbewusstsein mit<br />

globalem Denken wünschen sie sich auf lange Sicht auch<br />

von allen, die im Lungau geboren <strong>sind</strong> und heute anderswo<br />

auf Erden ihre Heimat gefunden haben ... wer in der<br />

„Biosphäre Salzburger Lungau“ aufwachsen durfte, sollte<br />

geprägt davon und stolz darauf sein ... und er sollte dieses<br />

Bewusstsein in die Welt tragen ... am besten so, wie es<br />

die Naturgeister tun …<br />

© dreiD.at


EINLEITUNG | 15<br />

MEDIEN-<br />

PRÄSENZ<br />

Viele Themen, noch mehr Inhalt<br />

DIE ÖFFENTLICHKEIT INFORMIEREN<br />

Mit dem Grundsatz, interne Prozesse,<br />

Themenschwerpunkte und Projektabläufe gezielt<br />

nach außen kommunizieren zu wollen, setzt das<br />

Biosphärenpark- Management seit nunmehr zwei Jahren<br />

verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. Der Brückenschlag zur<br />

Bevölkerung scheint mit mehr als 100 Beiträgen allein in<br />

Printmedien gelungen, wobei die Anzahl der bezahlten<br />

(Werbe) Einschaltungen nur einen sehr geringfügigen<br />

Teil ausmacht. Großteils trafen Medieninformationen des<br />

Biosphärenpark-Managements auf redaktionelles Interesse<br />

und wurden in der Berichterstattung berücksichtigt –<br />

regional wie überregional und neben dem Printbereich<br />

vor allem auch im Videomedienbereich und im<br />

Fernsehen. Dazu dürfen die 2017 gesendete UNIVERSUM-<br />

Dokumentation „Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“<br />

sowie die mehrteilige ORF-Reihe „heute leben“ oder<br />

„Erlebnis Österreich“ als Highlights genannt werden.<br />

„<strong>Das</strong> Interesse der Redaktionen für unsere Arbeit<br />

im Biosphärenpark-Management ist eine wichtige<br />

Rückmeldung auf unsere Bemühungen und zeugt von<br />

der Relevanz der Themen in der Biosphäre Lungau. <strong>Das</strong><br />

dabei entstandene Pressearchiv (siehe auch http://www.<br />

biosphaerenpark.eu/de/presse-unesco-biosphaerenparklungau.html)<br />

ist eine bunte Dokumentation und<br />

inhaltsreiche Darstellung der Themenvielfalt von Projekten<br />

und Initiativen in der Region. Es ist uns ein großes<br />

Anliegen, die Menschen im Lungau direkt über unsere<br />

Bemühungen im Biosphärenpark zu informieren und<br />

so auch gezielt die richtigen Informationen an unsere<br />

Bevölkerung weiterzugeben. Darüber hinaus leisten wir mit<br />

dieser Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Bekanntmachung<br />

bzw. Bewerbung unserer einzigartigen Urlaubsregion. Und<br />

dies ist gerade aus touristischer Sicht ein sehr wichtiger<br />

Aspekt. Zu den ORF-Produktionen „heute leben“ und<br />

„Erlebnis Österreich“ waren bzw. <strong>sind</strong> es gerade zwei<br />

außergewöhnliche Projekte, die unserer Region zusätzlich<br />

einen unbezahlbaren Werbewert gebracht haben und<br />

unseren Lebensraum weit über die Grenzen Österreichs<br />

hinaus bekannt gemacht haben. Zum einen sei an dieser<br />

Im Bild: Johannes Pötscher<br />

Im Bild: Regisseurin Waltraud Paschinger,<br />

Kameramann Johannes Pötscher<br />

Im Bild: Lukas Kogler<br />

© dreiD.at<br />

Stelle die „Reine Lungau Biosphärenmilch“ genannt, zu<br />

der nachfolgend noch ausführlich berichtet wird, und zum<br />

anderen war und ist dies die UNIVERSUM-Dokumentation<br />

„Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“. Dieser<br />

vom ORF mitfinanzierte Beitrag war mit über 830.000<br />

Zusehern bei seiner Erstausstrahlung nicht nur eine der<br />

erfolgreichsten Produktionen, sondern wurde darüber<br />

hinaus auch noch bei internationalen Filmfestivals gezeigt.<br />

An dieser Stelle möchte ich Lukas Kogler und seinem<br />

Team von dreiD.at sehr herzlich zu dieser hervorragender<br />

Arbeit gratulieren und mich zugleich auch bedanken.<br />

Denn so eine Produktion lässt sich nicht von heute auf<br />

morgen realisieren. Es braucht dafür viel Zeit, Erfahrung<br />

und vor allem Respekt gegenüber der Natur. Hier lediglich<br />

ein paar Zahlen:<br />

• Der UNIVERSUM-Beitrag „Lungau – Wildnis im<br />

Herzen der Tauern“ gilt als eine der erfolgreichsten<br />

Produktionen in der UNIVERSUM-Reihe.<br />

• Seit 2015 hält sie den Zuschauerrekord mit einem<br />

Spitzenwert von 840.000 Zusehern. Bei Kindern von 0<br />

bis 12 Jahren ist es der meistgesehene UNIVERSUM-<br />

Beitrag seit 2012!<br />

• Aufgrund des großen Erfolges wird der Film weltweit<br />

von ORF Enterprise verkauft und somit von mehreren<br />

Millionen Zusehern auf der ganzen Welt gesehen, u. a.<br />

in Deutschland, Italien, Dänemark, Polen, Schweiz etc.<br />

Neben einem professionellen Filmteam, dem<br />

Regionalverband Lungau und der Ferienregion<br />

Salzburger Lungau braucht es auch die Bevölkerung<br />

und viele helfende und unterstützende Hände. Auch<br />

hier möchte ich mich nochmals bei allen recht herzlich<br />

bedanken, die mitgeholfen haben, dass diese tolle<br />

Produktion über unseren Lebensraum Lungau entstehen<br />

konnte. Eine alte Werbeweisheit sagt „Tue Gutes und<br />

sprich darüber“. Und in unserer Region passiert zum Glück<br />

sehr viel Gutes! DANKE! (Markus Schaflechner)


Illustration: Kristian Philipp


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS | 19<br />

REINE LUNGAU<br />

BIOSPHÄREN-<br />

MILCH<br />

die Premiummilch<br />

VON DERZEIT 57 LUNGAUER BAUERN<br />

Der Biosphärenpark Salzburger Lungau hat viele Facetten:<br />

von den hohen, schneebedeckten Bergen über die Weiten<br />

des Taurach- und Murtales hinein in die klaren Mäander<br />

der unberührten Longa bis zu den hochgelegenen, von<br />

Bauernhand gepflegten Bergwiesen. Im Lungau findet<br />

man unberührte Natur auf der einen, gepflegte Landschaft<br />

auf der anderen Seite. Es gibt hier noch mehr artenreiche<br />

Blumenwiesen als anderswo, Ruhe und Erholung sowie<br />

authentische Menschen. Die Lungauer fühlen sich wohl<br />

hier. Ihre Zufriedenheit ist fast überall spürbar und in ihr<br />

schwingt auch vielerorts Bescheidenheit und der Gedanke<br />

mit, die Region so zu lassen, wie sie ist.<br />

Im Bild: hinten v.l.n.r.: Stefan Perner, Christian Leeb, Hans und Karin Draxl, Peter Lassacher, Ursula Baier, David Gruber,<br />

vorne v.l.n.r.: Markus Schaflechner, Hermann Mauser, Marianne Prodinger, Roland Bliem<br />

Doch der Lungau ist keine Insel. Die globalen Wandlungen<br />

und Strukturen haben auch auf das Leben im Lungau Einfluss<br />

genommen. Besonders in der Landwirtschaft ist dies<br />

spürbar geworden: schwankende Milchpreise, schwieriger<br />

Fleischabsatzmarkt, immer mehr Intensivierung und immer<br />

höhere Leistungen, gefordert sowohl von Menschen als<br />

auch von Tieren. Für die Bewirtschaftung der Höfe braucht<br />

es oftmals neben einer großen Portion Idealismus auch<br />

ein Nebeneinkommen – und dieses ist oft nur durch die<br />

Arbeitsaufteilung zwischen den Generationen erreichbar.<br />

Doch die Lungauer wären nicht die Lungauer, wenn sie<br />

einfach alles hinnehmen würden. Seit jeher zeichnen sich<br />

die hier lebenden Menschen durch Erfindergeist, Weitsicht<br />

und Einfallsreichtum aus. So entwickelte sich in den Köpfen<br />

einiger unserer Bauern eine Idee, die allmählich Form<br />

annahm und bis nach Salzburg zog. Unterstützt durch das<br />

Biosphärenpark-Management sah man eine Chance für<br />

den Lungau, die in dieser Form noch nie dagewesen ist:<br />

die Idee, das zu vermarkten, was uns ausmacht und was<br />

von der UNESCO 2012 auch ausgezeichnet wurde.<br />

Die 6-Sterne-Premium-Milch aus dem Lungau hat wohl alle<br />

Erwartungen übertroffen. Aus der Idee entstand unter der<br />

Federführung der SalzburgMilch in bisher wohl einzigartiger<br />

Zusammenarbeit mit Lungauer Biomilchbauern die „Reine<br />

Lungau – Biosphärenmilch aus dem Salzburger Lungau“.<br />

Seit der Markteinführung im Herbst eroberte die Premium-<br />

Milch-Marke die Konsumenten im Sturm, die „Reine<br />

Lungau“ ist österreichweit im Handel erhältlich. Große<br />

Bühne also für ein weiteres Qualitätsprodukt aus der<br />

Lungauer Landwirtschaft!<br />

Was der Idee zugrunde lag, war, dass sich die Lungauer<br />

Milchwirtschaft mit einer eigenen Marke neu positionieren<br />

und höchste Milchqualität in Verbindung mit dem<br />

Biosphärenparkgedanken kommunizieren kann. Mit<br />

SalzburgMilch steht ein starker Partner, für den Qualität<br />

und Nachhaltigkeit zum Unternehmenscredo zählen, hinter<br />

dem Produkt und der Marke. Bewusstes Wahrnehmen,<br />

sich wieder auf die ursprünglichen Werte konzentrieren,<br />

ein Höchstmaß an Tiergesundheit, regionales Denken<br />

und Handeln, unverfälschte Milchprodukte mit<br />

naturbelassenem Geschmack – das alles wird in der neuen<br />

exklusiven Linie vereint. Mit Vorhandenem auskommen<br />

(mit Futter von den eigenen landwirtschaftlichen Flächen<br />

etwa) und ausschließlich regionale Ressourcen verwenden,<br />

gehört ebenso dazu. All das verkörpern die Reine-Lungau-<br />

Milcherzeuger: Von Beginn an <strong>sind</strong> 52 Betriebe an diesem<br />

Projekt beteiligt.<br />

Die Premium-Linie „Reine Lungau“, zu der neben<br />

Frischmilch auch Edel-Sauermilch und Naturjogurt zählen,<br />

ist Ausdruck der Verantwortung der heimischen Landwirte<br />

für artgerechte Milchviehhaltung, bestes Biofutter und<br />

gewissenhaftes <strong>Wir</strong>tschaften. Reine Luft, klares Wasser,<br />

artenreiche Pflanzenwelt, funktionierende Almwirtschaft,<br />

robuste, gesunde Tiere und Menschen, die von ihrer<br />

Arbeit leben können: All das findet sich in der Idee von<br />

„Reine Lungau“ wieder. Ein Milchprojekt von Bauern<br />

für Bauern, unabhängig von globalen Marktstrukturen,<br />

© Roland Holitzky<br />

abgekoppelt vom regulären Milchpreis und zurück<br />

zur Eigenverantwortung. Weitere wissenschaftliche<br />

Unterstützung erhält dieses Projekt von der Höheren<br />

Lehr- und Forschungsanstalt Raumberg – Gumpenstein<br />

und der Universität für Bodenkultur Wien. <strong>Das</strong> Ziel ist<br />

es, eigenständig und in Eigenverantwortung die (reine)<br />

Milch zu produzieren und damit in unserer Heimat<br />

zukunftsfähige Landwirtschaft zu betreiben. <strong>Das</strong> Bestreben<br />

ist auch, eine Zusammenarbeit zwischen Gunstlagen und<br />

Seitentälern hinsichtlich Getreideanbau zu erreichen.<br />

Dem Konsumenten wird österreichweit ein Bewusstsein<br />

von „Qualität“ und „unverfälschtem Geschmack“<br />

nähergebracht und davon, wie „gerechte und faire<br />

Entlohnung“ unserer Bauern aussieht.<br />

Die Initiative „Reine Lungau“ will Landwirtschaft so zeigen,<br />

wie sie tagtäglich auf unseren Höfen passiert und bildet<br />

den Grundstein für eine Selbstversorgerwirtschaft. Kauft<br />

der Konsument ihre Produkte, weiß er, dass sämtliche<br />

Zutaten ausschließlich aus dem Lungau kommen – von den<br />

Tieren über das Getreide bis hin zu den Futtermitteln. Rein<br />

aus dem Lungau – Reine Lungau Biosphären Frischmilch.


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS | 21<br />

CHRISTIAN LEEB<br />

Geschäftsführer der SalzburgMilch<br />

“<br />

„Eine Milch dieser Art, aufgeladen mit den ehrlichsten<br />

und besten Werten, von Experten entwickelt und<br />

überprüft, die dem Bauern für seine tägliche Arbeit auch<br />

eine entsprechende Wertschöpfung beziehungsweise<br />

Abgeltung ermöglicht – das ist etwas Einzigartiges. <strong>Wir</strong><br />

als die Premium Milchmacher von SalzburgMilch <strong>sind</strong><br />

stolz, dass wir gemeinsam mit den zahlreichen Beteiligten<br />

dieses Projekt umsetzen und als Leuchtturm unseres<br />

Unternehmens positionieren konnten. Die Reine-Lungau-<br />

Milchprodukte sorgen für große Anerkennung, Akzeptanz<br />

und ein unverfälschtes Geschmackserlebnis, unsere<br />

Konsumentinnen und Konsumenten in ganz Österreich<br />

können sicher sein, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

passt und man mit gutem Gewissen den reinen, ehrlichen<br />

Schluck Milch genießen kann.“<br />

STEFAN PERNER<br />

Tierarzt, Landwirt und Obmann<br />

des Vereins „Reine Lungau“<br />

„Reine Lungau ist der erste Schritt, das Lebensmittel wieder<br />

als das wahrzunehmen, was es ist, ein Mittel zum Leben!<br />

Und ihm dadurch in unserer ‚Geiz-ist-geil-Gesellschaft‘<br />

endlich wieder den entsprechenden Stellenwert zu geben.<br />

Dies motiviert mich als Bauer ungemein, da ich weiß, meine<br />

Arbeit und die Leistung meiner Tiere werden geschätzt und<br />

geachtet und die Produkte landen nicht zu einem Teil im<br />

Müll, weil sie ohnehin so billig <strong>sind</strong> und keinen Stellenwert<br />

haben. So wird der Bauer nicht als Landschaftspfleger<br />

und Förderungsempfänger abgespeist, sondern man<br />

präsentiert ihn als das, was er ist. Der Zuspruch der<br />

Lungauer Bevölkerung freut mich dabei extrem und zeigt,<br />

wir <strong>sind</strong> auf dem richtigen Weg – hoffentlich tun andere es<br />

uns nach und wir finden einen Weg aus der ‚immer-mehrmehr-mehr-Einbahn‘!“<br />


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 22 |<br />

| 23<br />

JOHANN SCHITTER<br />

Obmann der Bezirksbauernkammer<br />

“<br />

Im Bild: Andreas Kaiser, Johann Schitter, Roswitha Prodinger, Christian Leeb, Markus Schaflechner<br />

„Als Obmann der Bezirksbauernkammer Tamsweg<br />

darf ich stellvertretend für alle Lungauer Bäuerinnen<br />

und Bauern ‚Vergelt‘s Gott!‘ sagen für das<br />

Zustandekommen und das Verwirklichen des<br />

einzigartigen Milchprojektes Reine Lungau.<br />

Die Lungauer Bauernschaft als Bewirtschafter,<br />

Gestalter, aber auch als Schützer der Natur und<br />

Tierwelt unserer Heimat ist sehr stolz, dass wir<br />

gemeinsam diesen wertvollen Beitrag für unseren<br />

Lungau und somit für unseren Biosphärenpark<br />

leisten können. Herzlichen Dank allen für die<br />

Mithilfe, den Mut und die Bereitschaft! Mögen in<br />

Zukunft noch viele positive Projekte zusammen mit<br />

dem Biosphärenpark-Managment unter der Leitung<br />

von Markus Schaflechner realisiert werden. ,Ein Weg<br />

entsteht nur, wenn man ihn geht‘ – besten Dank!“<br />

MARKUS SCHAFLECHNER<br />

Leitung Biosphärenpark Lungau<br />

© Salzburg Milch<br />

„Die Reine Lungau Biosphären Frischmilch ist wohl eines<br />

der außergewöhnlichsten Projekte in der Region, welches<br />

mit Sicherheit noch weit über den landwirtschaftlichen<br />

Bereich für unseren gesamten Lebensraum im Positiven<br />

wirken wird. Neben der wirtschaftlichen Bedeutung für<br />

den Lungau spiegelt die Kernbotschaft (mit Vorhandenem<br />

auskommen) den Grundgedanken einer Biosphärenregion<br />

in einer noch nie dagewesenen Qualität wider. Ich freue<br />

mich sehr, dass wir als Biosphärenpark dieses Projekt<br />

von Beginn an begleiten durften und möchte mich an<br />

dieser Stelle noch einmal bei allen Unterstützern sehr<br />

herzlich bedanken. Beginnend bei SalzburgMilch, allen<br />

voran GF Christian Leeb mit Team, dem Verein‚ Reine<br />

Lungau‘, vertreten durch Obmann Stefan Perner und dem<br />

gesamten Vorstand, der Bezirksbauernkammer Lungau,<br />

vertreten durch den Obmann Johann Schitter, Andreas<br />

Kaiser und Team, sowie bei allen Funktionären und<br />

Eigentümervertretern der SalzburgMilch. Ein besonderes<br />

Dankeschön gilt aber allen Bäuerinnen und Bauern, die<br />

bereit waren bzw. <strong>sind</strong> diesen neuen alten Weg mit uns<br />

„gemeinsam zu gehen!“


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 24 |<br />

| 25<br />

KONGRESS<br />

„HEILKRAFT<br />

DER ALPEN“<br />

Beitrag zur Entfaltung des Lungaus<br />

ALS ERLEBBARE GESUNDHEITSREGION<br />

Gesundheit – Mensch – Natur: „Der Mensch ist ein Teil der<br />

Natur und nicht etwas, das zu ihr im Widerspruch steht!“<br />

Dieser tiefsinnige Spruch des britischen Philosophen<br />

Bertrand Russell verdeutlicht die vitale wechselseitige<br />

Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Erkenntnis,<br />

dass unverfälschtes Naturerleben ein Benefit für die<br />

eigene Lebensqualität sein kann, erweckt den immer<br />

stärker werdenden Trend, Menschen wieder vermehrt in<br />

die Natur zu locken.<br />

Natur ist Lebensgrundlage, Freiraum, Erholung und<br />

Lebensqualität. Gesundheit und Natur gehören<br />

untrennbar zusammen. Immer mehr Menschen erkennen<br />

die gesundheitsfördernden Möglichkeiten des aktiven<br />

Aufenthaltes in der Natur und suchen dafür Destinationen<br />

mit ehrlichen und authentischen Angeboten. Die<br />

Urlaubstage stehen nicht nur für Erholung und neue<br />

Erlebnisinhalte, sondern werden ganz bewusst mit dem<br />

Ziel der Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der<br />

seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit durch<br />

den Aufenthalt in gesunder Natur verbunden.<br />

Die Natur bietet als „Heilsbringer“ viele gesundheits-<br />

© Biosphärenpark<br />

fördernde Möglichkeiten. Was man von fernöstlichen<br />

Gesundheitsanwendungen her längst kennt, ist auf<br />

heimischen Grundlagen traditionell schon lange genutzt<br />

worden, aber viel zu wenig bekannt. HEILKRAFT DER<br />

ALPEN steht als Plattform dafür, das traditionelle regionale<br />

Heilwissen in Form eines zeitgerechten kompetenten<br />

Angebotes zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Philosophie von HEILKRAFT DER ALPEN fügt sich<br />

ideal in jene der Biosphärenregion Lungau.<br />

Der Kongress HEILKRAFT DER ALPEN wurde unter der<br />

Leitung von Kongresspräsidentin Ulrike Köstler bewusst<br />

in der Biosphäre Lungau ins Leben gerufen, um hier ein<br />

Zeichen für die Bedeutung der Natur für die Gesundheit<br />

des Menschen zu setzen. Die Veranstaltungen schaffen<br />

nicht nur ein Forum für Wissenschaftler und Fachleute<br />

aus Medizin, Pflege und Therapie, sondern auch für<br />

alle, die sich für die gesundheitlichen Ressourcen des<br />

Alpenraums interessieren. Die Veranstaltungen bieten<br />

Gelegenheit, sich über die gesundheitliche Bedeutung<br />

der Natur der Region auszutauschen. Dieser Austausch<br />

erfolgt auf wissenschaftlicher Ebene, in Fachvorträgen und<br />

Expertengesprächen ebenso wie auf regionaler Ebene,<br />

in Veranstaltungen, bei denen der Schwerpunkt auf den<br />

Lungau und dessen Projekte, Initiativen und Akteure<br />

gesetzt wird.<br />

Die ab 2018 gemeinsam mit dem Biosphärenpark Lungau<br />

geplanten Veranstaltungen von HEILKRAFT DER ALPEN<br />

sollen ein Beitrag zum Aufbau eines naturbezogenen<br />

Gesundheitsangebotes in der Biosphäre Lungau sein.<br />

Vertiefende Projekte widmen sich der Feststellung<br />

und Kommunikation der gesundheitstouristischen<br />

Potenziale der Region sowie deren Positionierung im<br />

Gesundheitstourismus.<br />

NACHHALTIGE<br />

TOURISMUSKONZEPTE<br />

Ramingstein und Karneralm<br />

UND DIE SICHT VON AUSSEN<br />

Es herrscht Einigkeit darüber, dass unsere Biosphärenregion<br />

Salzburger Lungau ein ganz besonderer Platz ist und zu<br />

den schönsten Regionen der Welt zählt. Aber wie kann es<br />

gelingen, zum einen die Schönheit der Natur zu erhalten<br />

und zum anderen diesen kostbaren Lebensraum auch als<br />

<strong>Wir</strong>tschaftsraum zu entwickeln? Im Auftrag der Gemeinde<br />

Ramingstein und des Tourismusverbandes Lungau stellten<br />

sich im vergangenen Jahr die Studenten der Fachhochschule<br />

Salzburg zusammen mit dem Biosphärenparkmanagement<br />

dieser Aufgabe. Ziel der Kooperation war es, für das<br />

Gemeindegebiet Ramingstein Zukunftsoptionen<br />

hinsichtlich einer nachhaltigen touristischen Entwicklung<br />

zu erarbeiten und den Entscheidungsträgen Grundlagen<br />

zu liefern, um weitere Schritte setzen zu können. In<br />

zwei Studiengängen wurde eine mögliche touristische<br />

Entwicklung wissenschaftlich aufbereitet, aus der zwei<br />

unterschiedliche Konzepte hervorgingen.<br />

Eine Gruppe beschäftigte sich mit der Karneralm, die<br />

im Ramingsteiner Talschluss auf 1.900 Metern in den<br />

Salzburger Nockbergen liegt. Sie gilt als Naturjuwel und<br />

ist der Inbegriff von Rückzug, Abstand und Ruhe. Hier<br />

wird auf ein nachhaltiges Tourismuskonzept gesetzt.<br />

Die dort befindlichen zirka vierzig Ferienhäuser werden<br />

vorwiegend privat, aber auch in der Vermietung genutzt.<br />

Die Studenten konzentrierten sich hier auf die Marktund<br />

Potentialanalysen für die Zukunft sowie auf die<br />

bestehenden Angebote und deren Möglichkeiten. Diese<br />

Arbeiten wurden nicht nur im Vorlesungssaal aufbereitet,<br />

sondern auch vor Ort durch Interviews mit den Anbietern<br />

vertieft. Die zweite Gruppe konzentrierte sich auf den Ort<br />

Ramingstein und dessen touristische Möglichkeiten. Auch<br />

hier wurden wieder alle bestehenden Angebote evaluiert<br />

und mit Zukunftstrends abgeglichen.<br />

Schaflechner präsentiert. Es ist sehr erfreulich, dass<br />

ein paar Grundansätze der Studenten bereits vom<br />

Tourismusverband Lungau weiterentwickelt wurden und in<br />

naher Zukunft in Ramingstein umgesetzt werden.<br />

„Ich bin sehr dankbar, dass wir diese Kooperation mit der<br />

Fachhochschule Salzburg auf die Beine stellen konnten.<br />

Denn neben den Perspektiven und kreativen Ideen der<br />

Studenten, ist es gerade die unbelastete Sicht von außen,<br />

die den Projektideen eine andere Qualität gibt. Obwohl<br />

sicherlich nicht alle Vorschläge umgesetzt werden können,<br />

bin ich mir sicher, dass einige dabei <strong>sind</strong>, die sowohl für<br />

Touristiker als auch für die hier lebenden Menschen große<br />

Vorteile mit sich bringen. <strong>Wir</strong> werden auch in Zukunft<br />

solche Kooperationen anstreben. Vielen Dank für die gute<br />

Zusammenarbeit!“ (Markus Schaflechner)<br />

<strong>Das</strong> Resultat dieser fast einjährigen Kooperation lässt<br />

sich sehen und beinhaltet eine Reihe von Möglichkeiten<br />

zu weiteren touristischen Entwicklungen dieser<br />

Gemeinde. Die Ergebnisse wurden im 4. Quartal 2017<br />

der Gemeindevertretung und den verantwortlichen<br />

Touristikern von Biosphärenparkmanager Markus<br />

© Biosphärenpark<br />

Im Bild: Egon Setznagl (TVB Lungau), Werner Taurer<br />

(FH Salzburg), Markus Schaflechner


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 26 |<br />

| 27<br />

DAS LUNGAUER<br />

BIOSPHÄRENHAUS<br />

Ludlalm und Smart Wood House<br />

DIE ERSTEN BEISPIELE FÜR NACHHALTIGES WOHNEN IN DER BIOSPHÄRE<br />

Die Grundphilosophie eines Biosphärenparks beruht<br />

auf dem Konzept der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet<br />

eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen<br />

Generation gerecht wird, ohne künftigen Generationen<br />

die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigenen Bedürfnisse zu<br />

befriedigen. Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung<br />

gilt das Bestreben, auch im Bereich des nachhaltigen Bauens<br />

bewusste Entscheidungen zu treffen, zukunftsfähige Schritte<br />

zu setzen und den Biosphärengedanken in Form eines<br />

innovativen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Hauses<br />

zu verwirklichen: dem Biosphärenhaus Lungau. Darunter<br />

wird ein CO2-neutral errichtetes Niedrigstenergiehaus<br />

mit einem hohen regionalen Wertschöpfungsanteil<br />

verstanden, das eine hohe Wohn- und Lebensqualität<br />

bietet. Im Biosphärenhaus Lungau vereinen sich Ökound<br />

Energieeffizienz mit modernen Technologien und<br />

naturnahen Materialien.<br />

Um den Grundgedanken einer Biosphärenregion im<br />

Bereich des Bauens gerecht zu werden, wurden für die<br />

Umsetzung des Biosphärenhauses Kriterien definiert. Zum<br />

Einsatz kommen fast ausschließlich regionale Ressourcen,<br />

sowohl hinsichtlich der verwendeten Materialien als auch<br />

der Dienstleistungen und Gewerke. Bei der Errichtung<br />

des gesamten Gebäudes ist auf die ausschließliche<br />

Verwendung regionaler Rohstoffe (z. B. Holz und ISOSPAN)<br />

zu achten, sofern diese in der Region erhältlich <strong>sind</strong>. Bei<br />

der Dämmung werden zu 100 Prozent recyclebare Stoffe<br />

wie Holzfaser, Hanf, Zellulose, Schafwolle oder Stroh als<br />

ökologische Alternativen zu konventionellen Dämmstoffen<br />

verwendet. Im Bereich der Strom- und Wärmegewinnung<br />

wird auf erneuerbare Energieformen wie Luft- bzw.<br />

Erdwärme, Solar oder Photovoltaik gesetzt. Mindestens<br />

90 Prozent aller Dienstleistungen, Gewerke und Umsätze<br />

kommen aus der Region. Damit werden durch den<br />

maximalen Einsatz nachwachsender Rohstoffe als CO2-<br />

Speicher sämtliche für die Herstellung des Gebäudes<br />

notwendige CO2-Belastungen kompensiert und durch den<br />

Einsatz erneuerbarer Energien Umweltbelastungen auf ein<br />

Minimum reduziert. Die Nutzung regionaler Ressourcen<br />

sowohl hinsichtlich der verwendeten Materialien als auch<br />

der gesamten Dienstleistungen trägt zu einer Verkürzung<br />

der Transportwege und zur Steigerung der regionalen<br />

Wertschöpfung bei.<br />

Im Jahr 2017 wurden die ersten zwei Gebäude als<br />

„Biosphärenhaus Lungau“ ausgezeichnet: Die neu<br />

errichtete Ludlalm am Preber und das Smart Wood House in<br />

Tamsweg. Bei Erfüllung der Kriterien haben sowohl bereits<br />

bestehende Bauten als auch zukünftige die Möglichkeit,<br />

auf Antrag an das Biosphärenpark-Management Salzburger<br />

Lungau die Auszeichnung „Biosphärenhaus Lungau“ zu<br />

erhalten.<br />

In diesem Jahr wird das Biosphärenpark-Management<br />

gemeinsam mit der FH Kuchl und den <strong>Wir</strong>tschaftstreibenden<br />

der Biosphärenregion Lungau die Kriterien für das<br />

„Biosphärenhaus Lungau“ weiter ausarbeiten und<br />

verfeinern.<br />

© Herwig Zöhrer<br />

© GA-Service


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 28 |<br />

| 29<br />

LONGA 2020<br />

Naturjuwel schützen und nützen<br />

MASSNAHMEN GEMEINSAM<br />

ERARBEITEN<br />

Am 24. Oktober 2015 gewann „die Longa“ im<br />

Biosphärenpark Salzburger Lungau, nach dem Landessieg<br />

in Salzburg, den 3. Platz bei der Bundesausscheidung von<br />

„9 Plätze – 9 Schätze“. Aufgrund der Werbewirksamkeit<br />

dieser ORF-Produktion (zirka 1 Million Zuseher exkl.<br />

Vorberichterstattung) und der bereits bestehenden<br />

Anfragen bei den Tourismusverbänden Weißpriach<br />

und Mariapfarr war vor allem 2016 mit einem erhöhten<br />

Besucheransturm, der entsprechend gesteuert und<br />

informiert werden musste, zu rechnen. Aus diesem Grund,<br />

aber auch wegen der touristischen und wirtschaftlichen<br />

Bedeutung, hatten sich die Verantwortlichen entschlossen,<br />

ein entsprechendes Gesamtkonzept für „die Longa“ bzw.<br />

für das Weißpriachtal zu erstellen. <strong>Das</strong> Projektziel war<br />

einstimmig und klar: „2020 soll die Longa weiterhin ein<br />

Erholungsraum für Lungauerinnen und Lungauer sowie für<br />

alle Besucher, welche den Charakter dieses Lebensraumes<br />

nachhaltig erleben wollen, sein!“<br />

Bereits im ersten Jahr nach der Fernsehausstrahlung war<br />

ein Anstieg der Besucherzahlen zu vermerken, und die<br />

Verantwortlichen für den Raum Longa und Weißpriachtal<br />

wurden rasch vor neue Aufgaben gestellt. Besucherlenkung<br />

und verkehrstechnische Planung – die auch schon Jahre<br />

zuvor Themen waren – kamen verstärkt in den Fokus.<br />

Da es auch die Interessen von Grundeigentümern und<br />

der Almwirtschaft zu berücksichtigen gab, wurde ein<br />

Entwicklungskonzept unumgänglich: Denn der Fluss<br />

„Longa“, und so das gesamte Weißpriachtal, das zur<br />

Hälfte geschütztes Landschaftsgebiet ist, gilt als eines<br />

der einzigartigsten Naturjuwele in der Biosphärenregion<br />

Lungau. Es ergab sich nun die Herausforderung,<br />

die Gratwanderung zwischen „der Öffentlichkeit<br />

zugänglich machen“ und „Natur erhalten und schützen“<br />

zu bewältigen. Im Auftrag der beiden Gemeinden<br />

und auch der Tourismusverantwortlichen wurde ein<br />

Projektteam gegründet, das sich dieser Entwicklung<br />

und den damit verbundenen Herausforderungen stellte.<br />

Zusammen mit den Vertretern der Gemeinden sowie<br />

den Tourismusverbänden Mariapfarr und Weißpriach, der<br />

Ferienregion Lungau, der Berg- und Naturwacht Lungau,<br />

der Schutzgebietsbeauftragten des Landes Salzburg und<br />

noch einigen mehr, wurde ein Kernteam geschaffen, und<br />

es wurden Arbeitspakete erarbeitet. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-<br />

Management fungierte dabei als Projektleitung bzw.<br />

Projektkoordination. Neben der achtsamen touristischen<br />

Entwicklung von Angeboten waren die Besucherlenkung<br />

und vor allem der Verkehr ein großes Thema. Parallel<br />

zur Verbesserung der Parkplatzsituation bestand die<br />

Herausforderung zum einen darin, den Menschen das<br />

Tal zugänglich zu machen und zum anderen, das hohe<br />

Verkehrsaufkommen auf dem schmalen, nicht asphaltierten<br />

Weg ins Tal hinein zu beruhigen – sorgten doch die<br />

Autoabgase und die Staubentwicklung bei schönem<br />

Wetter für Unmut bei Wanderern und Radfahrern.<br />

Als Pilotversuch und mit der Zustimmung der<br />

Grundstückseigentümer bzw. der Weggenossenschaft<br />

wurde im Jahr 2016 von Mitte Juli bis Ende August über<br />

einen Zeitraum von sechs Wochen jeweils von 10 bis 16<br />

Uhr ein Shuttlebus zum Einsatz gebracht. Ziel war es, dass<br />

die Tagesbesucher ihr Auto am Parkplatz stehen lassen<br />

und mit dem Bus ins Tal fahren. Für Grundeigentümer,<br />

Hüttenbesitzer, Forst- und Jagdverantwortliche wie<br />

für alle Jahreskartenbesitzer war eine Zufahrt jederzeit<br />

möglich, so wie auch die Ausfahrt aus dem Tal für jeden<br />

zu jeder Zeit möglich war. Dieses Angebot wurde sehr gut<br />

angenommen, sodass neben den regulären Fahrten mit<br />

dem PKW über 4.000 Personen mit dem Bus transportiert<br />

wurden und es dadurch zu einer spürbaren Reduktion von<br />

Lärm, Staub und Abgasen kam.<br />

Diese Vorhaben, aber auch die anderen geplanten<br />

Aktivitäten, wurden am 19. Jänner 2017 in Lisl‘s Brotstube<br />

in Weißpriach der Öffentlichkeit und allen Interessierten<br />

vorgestellt. <strong>Das</strong> Ziel dieser Veranstaltung war es, die<br />

Bevölkerung zu informieren, mit ihr zu diskutieren und sich<br />

auch Zustimmung für die geplanten Vorhaben zu holen.<br />

Nach der Projektvorstellung erfolgte eine Diskussion<br />

über die einzelnen Teilprojekte und schlussendlich eine<br />

breite Zustimmung zum Gesamtprojekt. Also ging man<br />

voller Tatendrang an die Umsetzung der Arbeitspakete.<br />

Neben dem bereits erwähnten Verkehrskonzept wurden<br />

Parkplätze optimiert bzw. auch neue geschaffen. Ein<br />

„Barfußweg“ wurde zusammen mit dem Kindergarten<br />

Weißpriach errichtet, ebenso ein öffentlicher Grillplatz.<br />

Der Pilzlehrpfad wurde erweitert, und bereits weit über die<br />

Grenzen bekannt ist das „Glücksplatzl“. Viele gute Dinge<br />

wurden von vielen guten Händen in dieser Zeit geschaffen!<br />

Nach Abschluss der Pilotzeit wurden Gespräche<br />

mit der Weggenossenschaft bzw. deren Vertretung<br />

geführt, wie man vor allem den Shuttleservice unter<br />

der Berücksichtigung der allgemeinen Anliegen der<br />

Weggenossenschaft auch in den kommenden Jahren<br />

weiterführen könnte. Trotz intensiver Bemühungen und<br />

Gespräche wurde einer Weiterführung des Shuttleservice<br />

seitens der Weggenossenschaft Hinterlahn keine<br />

Zustimmung mehr erteilt. Aus Projektsicht ist dies natürlich<br />

sehr bedauerlich, aber auch solche Entscheidungen <strong>sind</strong> zu<br />

akzeptieren und vor allem zu respektieren. Vielleicht ergibt<br />

sich in Zukunft wieder einmal die Chance, dass ein solches<br />

Verkehrskonzept im Weißpriachtal auf Zustimmung stößt!<br />

„<strong>Das</strong> Projekt ‚Longa 2020’ steht für die Erarbeitung<br />

eines Maßnahmenpaketes und die Erstellung eines<br />

Zukunftsbildes für den Lebens-, <strong>Wir</strong>tschafts-, Erholungsund<br />

Naturraum Longa – viele Menschen haben hierfür an<br />

einem Strang gezogen. Die nachhaltige und touristische<br />

Nutzung unseres Lebensraumes Lungau, die Bewahrung<br />

und der Schutz unserer Naturjuwele im Biosphärenpark<br />

Lungau müssen nicht im Widerspruch stehen. <strong>Das</strong> hat<br />

dieses Projekt sehr eindrucksvoll bewiesen und vor<br />

allem haben diese Bemühungen für die Zukunft weitere<br />

Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Auch wenn<br />

die Aktivitäten in dieser Intensivität gegenwärtig nicht<br />

weitergeführt werden, haben wir doch Ergebnisse, auf die<br />

aufgebaut werden kann. Wie bereits im Artikel angeführt,<br />

haben bei diesem Projekt viele gute Hände viele gute Dinge<br />

geschaffen, und ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um<br />

mich nochmals bei allen Beteiligten zu bedanken: Ohne<br />

euch wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen! Neben<br />

dem Kernteam möchte ich mich auch beim Kindergarten<br />

Weißpriach für die Gestaltung des Barfußweges, der<br />

Neuen Mittelschule Mariapfarr für die Mitarbeit bei<br />

der Parkplatzgestaltung, dem MultiAugustinum für die<br />

Onlinearbeiten und Herrn Prof. Dr. Hocevar, Herrn Ing.<br />

Peter Pagitsch sowie allen Grundstücksbesitzern recht<br />

herzlich bedanken. Ein großes Dankeschön ergeht an<br />

dieser Stelle an die Landwirtschaftliche Fachschule, ohne<br />

die weder der öffentliche Grillplatz noch das so gelungene<br />

Glücksplatzl umgesetzt worden wäre. Gemeinsam ist vieles<br />

möglich! DANKESCHÖN!“ (Markus Schaflechner)<br />

© dreiD.at


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 30 |<br />

| 31<br />

UNESCO BIOSPHÄRENPARK<br />

ERSTE FAIR - TRADE - REGION<br />

IN SALZBURG!<br />

Verständnis schaffen auch für<br />

BREITBAND FÜR DIE<br />

BIOSPHÄRENREGION<br />

Attraktive Fördermöglichkeiten<br />

FÜR BREITBANDANSCHLÜSSE<br />

REGIONALE PRODUKTE<br />

Fair Trade, das bedeutet nicht allein Verständnis für fairen<br />

Handel in Ländern, die viele Tausende Kilometer entfernt<br />

<strong>sind</strong>. Fair Trade, das bedeutet vor allem Akzeptanz von<br />

regionalen Produkten aus der heimischen Landwirtschaft,<br />

oft nur wenige Meter von unserer Haustür entfernt. Fair<br />

Trade soll bewusst machen, dass sich der kurze Fußmarsch<br />

zum benachbarten Bauernhof lohnt.<br />

In der Biosphärenregion Lungau erfüllen bis dato sechs<br />

Gemeinden die nötigen Voraussetzungen, sich als „Fair-<br />

Trade-Gemeinde“ bezeichnen zu dürfen und <strong>sind</strong> auch<br />

als solche ausgezeichnet. Wenn man bedenkt, dass es<br />

im gesamten Bundesland Salzburg nur insgesamt zehn<br />

Fair-Trade-Gemeinden gibt, dann ist dies ist nicht nur<br />

vorbildhaft für unsere Region sondern für das gesamte<br />

Bundesland.<br />

Der „faire Handel“ wird auch 2018 wieder ein Thema im<br />

Biosphärenpark Lungau sein. Regionalität in dieser Form<br />

zu fördern, ist geradezu schlüssig für eine Modellregion für<br />

Im Bild: Markus Schaflechner, Projektgruppe<br />

Fairtrade Thomatal, Bgm. Valentin König<br />

nachhaltige Entwicklung. In absehbarer Zeit sollen weitere<br />

Gemeinden hinzukommen mit dem Ziel, dass in naher<br />

Zukunft die gesamte Biosphärenregion Lungau auch die<br />

erste Fair-Trade-Region im Land ist.<br />

„Wie bereits eingangs in diesem Artikel erwähnt, wollen<br />

wir als Biosphärenpark mit diesem Projekt nicht nur<br />

auf den fairen Handel in anderen Ländern hinweisen,<br />

sondern vor allem auch auf den fairen Handel in der<br />

eigenen Region aufmerksam machen. Es kann nicht oft<br />

genug zum Ausdruck gebracht werden, aber regionale<br />

Entwicklung beginnt und endet sehr oft schon bei jeder<br />

einzelnen Kaufentscheidung. Aus diesem Grund wird<br />

das Biosphärenpark-Management auch in Zukunft alle<br />

Aktivitäten mittragen, die der Allgemeinheit den Fair-<br />

Trade-Gedanken näherbringen sowie alle Aktivitäten<br />

unterstützen, die unseren regionalen Erzeugern und deren<br />

Bedeutung für unseren Lebensraum zugute kommen.“<br />

(Markus Schaflechner)<br />

Im Bild: LH-Stv. Astrid Rössler, Projektgruppe<br />

Fairtrade Mariapfarr, Bgm. Franz Doppler<br />

Unter diesem Projekttitel wurden im vergangenen<br />

Jahr vom Biosphärenpark-Management intensive<br />

Bemühungen unternommen, für den Lungau entsprechende<br />

Investitionen zum weiteren Ausbau der<br />

Telekommunikationsinfrastruktur zu initiieren.<br />

Breitbandinfrastruktur ist nicht nur im städtischen Bereich<br />

wichtig, sondern gerade in den ländlichen Regionen von<br />

immer größerer Bedeutung. Aus diesem Grund fassten<br />

die Lungauer Bürgermeister im Dezember 2016 den<br />

einstimmigen Beschluss, dass die Bemühungen für einen<br />

flächendeckenden Ausbau im Lungau intensiviert werden<br />

müssen – das Biosphärenpark-Management wurde zur<br />

entsprechenden Umsetzung aufgefordert. Bereits Anfang<br />

2017 wurden die ersten Gespräche mit dem Land Salzburg<br />

und den entsprechenden Förderstellen geführt. Im Laufe<br />

des Jahres intensivierte sich der Austausch und die<br />

Gespräche wurden in weiterer Folge ausgedehnt, indem<br />

auch direkt mit den Betreibern, wie der Salzburg AG oder<br />

A1 Telekom Austria, gesprochen wurde.<br />

Dank der intensiven Bemühung des Landes Salzburg und<br />

der Bereitschaft der Betreiber konnten für den Lungau<br />

Investitionen zum Ausbau in der Höhe von über zwei<br />

Millionen Euro verhandelt werden. Neben dieser<br />

Erweiterung der bestehenden Infrastruktur war und<br />

<strong>sind</strong> aber gerade Informationen über den Ausbau,<br />

die Fördermöglichkeiten für Gemeinden und Betriebe<br />

ein wichtiges Thema. Aus diesem Grund fand am 7.<br />

September zusammen mit dem Land Salzburg und der<br />

<strong>Wir</strong>tschaftskammer Lungau die Veranstaltung „Breitband<br />

für die Biosphäre Lungau“ statt. Alle Bürgermeister,<br />

<strong>Wir</strong>tschaftstreibenden und Interessierten waren<br />

eingeladen, sich über diese Themen zu informieren und<br />

mit Landesrat DI Dr. Schwaiger, den Experten vom Land<br />

Salzburg, der Salzburg AG, der A1 Telekom Austria<br />

und der Bundesförderstelle zu diskutieren. Gerade<br />

für <strong>Wir</strong>tschaftstreibende gab und gibt es sowohl auf<br />

Landes- aber auch auf Bundesebene attraktive Fördermöglichkeiten<br />

für entsprechende Breitbandanschlüsse.<br />

Auch in diesem Jahr wird das Biosphärenpark-<br />

Management die Arbeit in diesem Bereich weiterführen<br />

und auch weitere Informationsveranstaltungen zu diesem<br />

Thema durchführen. Der größte Kostenfaktor beim<br />

Ausbau <strong>sind</strong> immer wieder die Grabungstätigkeiten und<br />

hier ergibt sich in den Gemeinden bzw. in der Region<br />

oftmals die Möglichkeit, Grabungsarbeiten gemeinsam<br />

durchzuführen.<br />

„Im vergangenen Jahr wurde ich gerade zu diesem Projekt<br />

sehr positiv, aber doch manchmal fragend angesprochen,<br />

warum wir uns als Biosphärenpark zum Thema ‚Breitband’<br />

engagieren. Meine Antwort war immer dieselbe: Als<br />

Biosphärenregion Salzburger Lungau sehen wir uns als<br />

ganzheitliche Regionalentwicklungsorganisation, die<br />

im Auftrag der Lungauer Bürgermeister und dadurch in<br />

weiterer Folge im Auftrag der Lungauer Bevölkerung<br />

dafür arbeitet, dass der Lungau auch in Zukunft ein<br />

kostbarer Lebens- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum bleibt. Und<br />

gerade für den <strong>Wir</strong>tschaftsraum Lungau ist eine gute<br />

Breitbandversorgung unverzichtbar und zukunftsweisend.<br />

Denn auch die Arbeitswelt verändert sich und durch eine<br />

gute Infrastruktur ergeben sich wieder neue Möglichkeiten<br />

für Arbeitsplätze und Dienstleistungen im Lungau.“<br />

(Markus Schaflechner)<br />

© LN - Hannes Perner<br />

© Biosphärenpark<br />

Im Bild: Bgm. Wolfgang Eder, Bgm. Georg Gappmayer,<br />

LR Josef Schwaiger, Fabian Prudky, Jörg Kittl, Markus<br />

Schaflechner, Wolfgang Lackner, Herbert Stranzinger


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 32 |<br />

ECHT.SEIN.<br />

Urlaub, der erdet.<br />

MIT DEM GEGENSATZ PUNKTEN<br />

„Raufkommen zum Runterkommen“, unter diesem Motto<br />

steht die Kampagne „Echt.Sein. Salzburger Lungau –<br />

Urlaub, der erdet“.<br />

Rückzugsort anstatt Publikumsattraktion, Privatsphäre<br />

anstatt Trubel, Urlaub mit Mehrwert anstatt Urlaub<br />

overloaded, aus dem man erst recht wieder gestresst in<br />

den Alltag zurückkehrt. Die Ansprüche des Alltags und<br />

der Berufswelt werden durch die Globalisierung, die<br />

Digitalisierung oder neue Arbeitswelten immer größer. Die<br />

Schlagzahl wird höher – wir drehen uns immer schneller,<br />

wir <strong>sind</strong> gestresster und glauben, immer mehr Dinge in<br />

immer kürzerer Zeit erledigen zu müssen. Viele Menschen<br />

fühlen sich leer, erschöpft, müde und ausgebrannt. Zudem<br />

stellt sich vermehrt die Frage nach dem Sinn des Lebens.<br />

Kann das schon alles gewesen sein? <strong>Wir</strong> haben verlernt,<br />

uns selbst jene Ruhe zu verschaffen, nach der wir uns<br />

eigentlich so sehnen. Unsere Konzentration ist begrenzt,<br />

Aufmerksamkeit braucht Entspannung. Und genau auf<br />

dieses Marktsegment zielt die Kampagne „Echt.Sein.<br />

Salzburger Lungau – Urlaub, der erdet.“ab! Dabei bildet<br />

die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft unserer<br />

Region den absoluten Kontrast zum Leben in der Stadt, zu<br />

Hochhäusern, Straßen und Büros.<br />

„Neben der Land- und Forstwirtschaft ist der ganzjährige<br />

Tourismus der wichtigste <strong>Wir</strong>tschaftszweig und somit auch<br />

der größte Arbeitgeber in unserem Lebensraum Lungau.<br />

Die Anforderungen an den Tourismus unterliegen, wie<br />

in jedem anderen <strong>Wir</strong>tschaftsbereich, einer ständigen<br />

Veränderung. Nicht nur die Betriebe, sondern auch die<br />

Region stellt sich Jahr für Jahr dieser globalen Veränderung<br />

und den damit verbundenen Ansprüchen. Ich freue mich<br />

sehr, dass wir als Biosphärenregion Salzburger Lungau nicht<br />

nur an dieser Kampagne mitarbeiten durften bzw. dürfen,<br />

sondern dass auch durch den Schwerpunkt von Echt.sein.<br />

die natürlichen Ressourcen unserer Region, zusammen<br />

mit den Qualitäten unserer Betriebe in den Vordergrund<br />

gestellt wurden bzw. werden und diese gemeinsam<br />

mit der Auszeichnung der UNESCO einen wirklichen<br />

Wettbewerbsvorteil auf einem heiß umkämpften Markt<br />

darstellen können. Hier werden wir in Zukunft noch mehr<br />

Energie zusammen mit allen Partnern investieren und auch<br />

investieren müssen.“ (Markus Schaflechner)<br />

© Salzburg Land Tourismus<br />

Der Lungau galt schon immer als ein ursprünglicher<br />

Lebensraum mit ausgeprägten Traditionen und einer<br />

hohen Biodiversität: Dies ist sicher auch ein Grund,<br />

weshalb die Region 2012 die Auszeichnung zum<br />

UNESCO Biosphärenpark erhalten hat. Stellen wir den<br />

Gästen sowohl im Sommer als auch im Winter die Frage:<br />

Alltag oder Auszeit? Denn für Erholungssuchende<br />

bedeutet diese Auszeichnung ein garantiert<br />

unverfälschtes Urlaubserlebnis.<br />

Unter der Verantwortung der Ferienregion Lungau<br />

rückt die gesamte Biosphärenregion Salzburger Lungau<br />

mit „Echt.Sein. – Urlaub, der erdet“ die Vorzüge der<br />

Region in den Vordergrund – ermöglicht diese dem<br />

Gast doch einen Aufenthalt ohne Stress und mit viel<br />

Entschleunigung in jeder Situation. Zusammen mit dem<br />

Biosphärenpark-Management und der SalzburgerLand<br />

Tourismus GmbH wird diese Kampagne weit über die<br />

Grenzen hinausgetragen.


LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 34 |<br />

| 35<br />

AGENDA 21<br />

Aktive Beteiligung für mehr Lebensqualität<br />

IN DER BIOSPHÄRENREGION<br />

SALZBURGER LUNGAU<br />

Die Agenda 21 wurde 1992 bei der UNO-Konferenz für<br />

Umwelt und Entwicklung in Rio als weltweites Programm<br />

für eine nachhaltige Entwicklung formuliert und von<br />

178 Staaten unterzeichnet. Die Idee dahinter: Nur wenn<br />

kleinste Einheiten – Regionen, Gemeinden, lokale Vereine,<br />

Organisationen, jeder Einzelne von uns – konkrete Schritte<br />

zu einem achtsamen Umgang mit den Lebensgrundlagen<br />

setzt, ist und bleibt unsere Welt zukunftsfähig. Die Agenda<br />

21 bedeutet für Gemeinden und Regionen eine positive<br />

Entwicklung in Richtung Lebensqualität und Nachhaltigkeit.<br />

Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern werden<br />

hier Zukunftsperspektiven erarbeitet, die über einen<br />

kurzfristigen Planungshorizont und einzelne Sachthemen<br />

hinausgehen und in konkreten Maßnahmen und innovativen<br />

Projekten umgesetzt werden, um die Lebensqualität vor<br />

Ort zu erhalten. Dabei werden landesweit Themen wie der<br />

Ortskernbelebung, der Energieversorgung, der Mobilität,<br />

dem Klima- und Umweltschutz, der sozialen Gerechtigkeit,<br />

der Integration und dem Generationenaustausch<br />

und vielem mehr Raum gegeben. Als nachhaltiges<br />

Regionalentwicklungsprogramm ist es unsere Aufgabe im<br />

Biosphärenpark-Management, unsere Region im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit und unter Beteiligung der Öffentlichkeit<br />

zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln. Dabei gilt es auch,<br />

den Bürgerinnen und Bürgern der Region die Möglichkeit<br />

zu bieten, die eigenen Ideen für eine nachhaltige<br />

Gestaltung des Lebensumfeldes zu formulieren und in die<br />

Tat umzusetzen.<br />

Der Grundgedanke der Agenda 21 und des<br />

Biosphärenparks greifen Hand in Hand und ergänzen<br />

einander sehr gut. <strong>Das</strong>, was die Agenda 21 auf salzburgund<br />

österreichweiter Ebene darstellt, spiegelt sich im<br />

Aufgabenbereich und Tätigkeitsfeld des Biosphärenparks<br />

auf regionaler Ebene in vielen Bereichen wider. Im Anschluss<br />

an die Verleihung des UNESCO Biosphärenpark Prädikats<br />

im Jahr 2012 wurde daher der Prozess der regionalen<br />

Agenda 21 gestartet mit dem Ziel herauszufinden, wie der<br />

Biosphärenpark Salzburger Lungau Anreize setzen kann,<br />

um für die Generation 20+ wieder ein attraktiver Lebensund<br />

Arbeitsort zu sein. Unter der Beteiligung der 15<br />

Lungauer Gemeinden und rund 1.300 Lungauerinnen und<br />

Lungauern entstanden in den letzten Jahren zahlreiche<br />

Projektideen für eine zukunftsbeständige Entwicklung der<br />

Region, die auch als Grundlage für den Managementplan<br />

des Biosphärenparks dienen.<br />

Am 14. März 2016 fand im Ökoferiendorf Mariapfarr unter<br />

der Leitung von Anja Brucker und Markus Schaflechner<br />

das Netzwerktreffen der Lungauer Agenda 21 unter<br />

dem Motto „Ins-Tun-Kommen“ statt. Der Agenda-<br />

21-Abend diente als Raum, um Denk-, Gesprächsund<br />

Handlungsimpulse zu geben und innovative<br />

Möglichkeiten zur Stärkung der Region als attraktiver<br />

Lebens- und Arbeitsraum aufzuzeigen: Mit dem Ziel,<br />

Interessierten einen Blick auf den umfangreichen Agenda-<br />

21-Beteiligungsprozess aus dem Jahr 2012 zu geben und<br />

die Bereiche Abwanderung und Attraktivität des Lungaus<br />

für die Generation 20+ zu thematisieren. Eingeladen<br />

waren alle, die sich über die Agenda 21 informieren und<br />

gemeinsam konkrete Projekte in allen Bereichen für den<br />

Lungau weiterentwickeln wollten. Im Zuge dieses Treffens<br />

wurden bereits realisierte Projekte wie der Outdoorparc<br />

Mariapfarr, die Biosphärenpark-Schatzkiste oder auch<br />

die Käserei in Thomatal in Kurzfilmen präsentiert und<br />

Projektbringern die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen<br />

im Rahmen eines Pro-Action-Cafés zu diskutieren<br />

und weiterzuentwickeln. Einige der diskutierten und<br />

ausgearbeiteten Ideen dieses Abends haben bereits ihre<br />

Umsetzung gefunden: Zum Beispiel der Co-Working-<br />

Space (Gemeinschaftsarbeitsplatz) im Lungau, welcher<br />

sich heute im Schloss Kuenburg in Tamsweg befindet, die<br />

Neuauflage des Biosphärenpark-Frühstücks und das Thema<br />

„Gesundes Bauen und Wohnen im Biosphärenpark“,<br />

heute das Biosphärenpark-Haus.<br />

© Biosphärenpark<br />

Gemeinsam mit Agenda 21, dem Biosphärenpark-<br />

Management und dem Lungauer Bildungsverbund konnte<br />

im Jahr 2017 mit dem Lehrgang „Projektschmiede Agenda<br />

21 Lungau“ unter der Leitung von Kristina Sommerauer<br />

und Anja Brucker ein Raum für Austausch, Vernetzung<br />

und Kompetenzvermittlung geschaffen werden, in dem<br />

zahlreiche interessante und spannende Projektideen<br />

entstanden <strong>sind</strong>. Ziel des Lehrgangs war es, engagierte<br />

Menschen im Zeitraum von Jänner bis Oktober 2017 in neun<br />

Modulen bei ihrem Tun und der Umsetzung ihrer Projektidee<br />

zu unterstützen: Durch Kompetenzvermittlung von<br />

Konzeption und Teambuilding, Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Finanzierungsmöglichkeiten über Selbst- und<br />

Zeitmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu<br />

Gestaltungsmethoden und Aufbau eines Netzwerkes. Beim<br />

Abschlussabend am 13. Juni 2017 wurden die Ergebnisse<br />

Unser Naturhaus, Lernraum Lungau, Seniorenwohngruppe<br />

am Bauernhof, ARGE Bitt schea drum, ZENTRUM LEBEN<br />

LUNGAU, Bienen und gesunde Nahrungsmittel und<br />

Nachhaltige Mobilität im Biosphärenpark vorgestellt<br />

(nähere Infos unter: www.salzburg.gv.at/themen/umwelt/<br />

nachhaltigkeit/la21/projektschmiede)<br />

Es freut uns sehr, dass aus dieser Zusammenarbeit bereits<br />

viele gute Ideen entstanden und so manche bereits in<br />

einem Projekt erfolgreich zur Umsetzung gekommen<br />

<strong>sind</strong>. <strong>Wir</strong> streben mit der Agenda 21 weiterhin eine gute<br />

Zusammenarbeit an und erwarten uns noch viele daraus<br />

resultierende spannende und erfolgreiche Projekte<br />

für unsere Zukunft in einer lebenswerten Heimat, der<br />

Biosphärenregion Salzburger Lungau!<br />

© Biosphärenpark<br />

Im Bild: Markus Graggaber, Markus<br />

Schaflechner, Bgm. Wolfgang Eder,<br />

LH-Stv. Astrid Rössler, Bgm. LAbg. Herbert<br />

Gaggl, Anja Brucker


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LAND | WIRTSCHAFT & TOURISMUS 36 |<br />

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JUNGE WIRTSCHAFT<br />

LUNGAU ...<br />

... ist Netzwerk, Interessensvertretung und Serviceplattform<br />

Gastbeitrag<br />

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WIRTSCHAFT ALS BASIS<br />

FÜR DEN GESAMTEN LEBENSRAUM<br />

Branchenvielfalt und Zusammenhalt<br />

Durch die vielen verschiedenen Tätigkeitsbereiche der<br />

EPU, Klein- und Mittelbetriebe befindet sich im Lungau<br />

ein durchaus spannender Branchenmix. Etablierte<br />

Jungunternehmer können Neugründern praktische<br />

Erfahrungen und Tipps weitergeben. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft<br />

ist das Netzwerk für Unternehmer in der Region.<br />

Der Zusammenhalt ist einzigartig und gegenseitige<br />

Wertschätzung ist besonders für die junge Generation<br />

wichtig. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft bietet die Netzwerke, auf<br />

deren Basis Kontakte mit Jungunternehmerkollegen<br />

geknüpft sowie Erfahrungen und Wissen ausgetauscht<br />

werden; zugunsten des Unternehmers, auf lange<br />

Zeit wegweisend für Kooperationen zwischen den<br />

Unternehmern. „In der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft ist man umgeben<br />

von Kollegen, keinen Konkurrenten! <strong>Wir</strong> wollen darüber<br />

hinaus Betriebe unterstützen, die zwischenzeitlich etwas<br />

schwierigere Phasen erleben. Mit Geschäftsleuten, denen<br />

es gut geht, wollen wir uns freuen!“, so Gründungsobmann<br />

Wolfgang Lackner, dessen Credo lautet: „Erstens: Mut<br />

zur Unternehmensgründung. Zweitens: Keine Angst vor<br />

Veränderungen.“<br />

Viele Schiffe zusammen <strong>sind</strong> eine starke Flotte<br />

Sein „Seefahrer-Vergleich“ gibt zu verstehen: Wenn die<br />

einzelnen Boote im Hafen liegen, <strong>sind</strong> sie sicher, werden<br />

aber auch nichts entdecken. Wenn sie mutig in See<br />

stechen, kann die Reise durchaus turbulent werden. Aber<br />

wenn es geschafft wird, nicht alleine in See zu stechen,<br />

sondern wenn alle Schiffe in Form einer Flotte gemeinsam<br />

aufbrechen, dann kann auch das große weite Meer erobert<br />

werden. Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft steht somit für Mut, denn<br />

Mut ist ansteckend, und der Appell lautet, sich niemals<br />

den Mut und die Zuversicht nehmen zu lassen. „Wer<br />

Mut hat, macht Mut! <strong>Wir</strong> haben noch viel vor, und ich<br />

bin überzeugt, wir werden noch viel bewegen und in der<br />

Region auch noch einige spannende Projekte umsetzen<br />

und begleiten!“, betont Wolfgang Lackner.<br />

Der Lungau: Naherholungsgebiet und <strong>Wir</strong>tschaftsraum<br />

Die Einzigartigkeit des <strong>Wir</strong>tschafts- und Lebensraumes<br />

Lungau will die Junge <strong>Wir</strong>tschaft ebenso positiv<br />

hervorheben: Der Lungau bietet die seltene Chance, in<br />

einem Naherholungsgebiet arbeiten zu dürfen. Dies bringt<br />

aber auch Herausforderungen mit sich. Die infrastrukturellen<br />

Bedürfnisse wie beispielsweise Breitbandnetz, Verkehr<br />

oder auch Betriebsansiedelungsförderungen müssen<br />

gedeckt werden, um die Region für Betriebe interessant<br />

zu machen.<br />

„MurGau“: Junge <strong>Wir</strong>tschaft wächst und kooperiert<br />

In den ersten zwei Jahren seit ihrer Neugründung hat<br />

die Junge <strong>Wir</strong>tschaft Lungau zahlreiche Veranstaltungen<br />

durchgeführt. Gesundheitsfrühstück und Innovationscafé,<br />

Dinnerstage und EPU-Tage, Vorträge, Workshops und<br />

Informationsabende sowie Betriebsbesuche – es wurden<br />

rund 50 Aktionen und Events pro Jahr gezählt. Jährlicher<br />

Höhepunkt der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft ist „MurGau“, eine<br />

Veranstaltung, bei der sich die Junge <strong>Wir</strong>tschaft Lungau<br />

mit der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft Murau eint. „MurGau“ ist<br />

Treffpunkt, Ereignis, Wissenstransfer und Fest der neuen<br />

Unternehmergeneration. MurGau zeigt, dass die Regionen<br />

Murau und Lungau lediglich geografische Grenzen<br />

trennen. Sie bieten ausgezeichnete Voraussetzungen, um<br />

schon in jungen Jahren die Weichen für eine erfolgreiche<br />

Unternehmerzukunft zu stellen. Und es wird verdeutlicht,<br />

dass Networking nicht nur ein kluger Begriff, sondern auch<br />

längst unverzichtbar im Unternehmeralltag ist.<br />

ULRICH WIELAND IST NEUER BEZIRKSVORSTAND<br />

Nach zwei Jahren übernimmt der Caféhausbetreiber Ulrich<br />

Wieland das Amt des Bezirksvorstands von Vorgänger<br />

Wolfgang Lackner. Die Initiative „#gemeinsamerfolgreich“<br />

bei der regionales Denken, lokales Handeln und<br />

die Zusammenarbeit der <strong>Wir</strong>tschaftstreibenden im<br />

Vordergrund stehen, soll weiter ausgebaut werden. Dabei<br />

soll auch das Café Wieland künftig zentrale Anlaufstelle<br />

und Treffpunkt der Jungen <strong>Wir</strong>tschaft werden.<br />

Im Bild: Toni Klein, Markus Schaflechner, Gerd Brusius, Manfred Perterer, Manfred Sampl, Bernhard Santner, Asdin El Habbasi<br />

Thomas Dorfer<br />

(Stv.)<br />

DER NEUE VORSTAND SEIT 2018:<br />

Ulrich Wieland<br />

(Bezirkvorstand)<br />

Mario Seitlinger<br />

(Stv.)<br />

© KWER<br />

Lungau<br />

Die Junge <strong>Wir</strong>tschaft ist ...<br />

... das größte, überparteiliche Netzwerk für<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer, für<br />

Menschen mit unternehmerischen Ambitionen,<br />

für Betriebsgründerinnen und -gründer, für<br />

Betriebsnachfolgerinnen und -nachfolger<br />

... Interessensvertretung und Serviceplattform<br />

für alle Branchen<br />

... eine Einrichtung der WK Salzburg<br />

mit derzeit rund 4.000 Mitgliedern<br />

... im Lungau seit 2016 neu organisiert,<br />

mit einem Aktivteam an der Spitze<br />

... Schnittstelle zu wichtigen Entscheidungsträgern<br />

und der Politik<br />

© HMJahnel


38 |<br />

BILDUNG & FORSCHUNG | 39<br />

© Biosphärenpark<br />

„GEMEINSAMES<br />

NATURERLEBNIS“<br />

Biosphärenpark-Kindergärten<br />

ENTDECKEN DIE SCHATZTRUHE LUNGAU<br />

Die Welt unserer Kinder ist noch eine sehr unberührte<br />

und ihre Heimat, der UNESCO Biosphärenpark<br />

Salzburger Lungau, ist wie eine Schatztruhe voller<br />

Erlebnisse, Möglichkeiten und Abenteuer. Hier im Lungau<br />

haben unsere Kinder die Möglichkeit, eine Kindheit<br />

zu erleben, die frei ist von (städtischen) Einflüssen<br />

wie übermäßiges Konsumverhalten, Reizüberflutung<br />

und Ganztagesbetreuungsstätten. <strong>Wir</strong> leben in einem<br />

Naturjuwel, das Kindern die Möglichkeit bietet, Kind<br />

sein zu dürfen. Wo man sich noch kennt und grüßt, wo<br />

noch Werte wie (Dorf-)Gemeinschaft, Religion und<br />

Brauchtum vermittelt werden, wo viele Freundschaften<br />

im „Sandkasten“ geschlossen werden – und manchmal<br />

wirklich noch ein Leben lang halten.<br />

Der Lungau ist ein kostbarer Lebensraum, den wir unseren<br />

Kindern zeigen dürfen und für sie erlebbar machen können.<br />

„Eine schöne Kindheit ist der größte Schatz, den ein<br />

Erwachsener im Herzen tragen kann“ – diese Einstellung<br />

hat nicht nur Auswirkungen darauf, wie ein Erwachsener<br />

selbst seine Elternrolle ausübt, welche Dinge er seinen<br />

Kindern zeigt und ihnen für ihr Leben mitgibt, sondern<br />

auch darauf, wo er seine Familie gründen und seinen<br />

Kindern eine Heimat geben wird. Und oftmals wünscht<br />

er sich für seine Kinder die Kindheit, die er selbst erlebt<br />

hat: mit schmutzigen Händen, aufgeschürften Knien,<br />

vielen Freunden, Sauerampfer im Mund oder Großeltern,<br />

die vorm Kindergarten warten. <strong>Wir</strong> vom Biosphärenpark-<br />

Management Salzburger Lungau möchten mit diesen<br />

Projekten einen kleinen Schatz in die Herzen unserer<br />

Lungauer Kinder legen.<br />

Biosphärenpark-Kindergärten<br />

Im Jahr 2016 wurde gemeinsam mit Pädagogen aus<br />

Lungauer Kindergärten das LEADER-Projekt „Gemeinsames<br />

Naturerlebnis im UNESCO Biosphärenpark<br />

Salzburger Lungau“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes<br />

war und ist es, den Kindern ihre Heimat näherzubringen,<br />

das Bewusstsein dafür bereits im Kleinkindalter zu<br />

schaffen, andere Gemeinden und Kindergärten kennen zu<br />

lernen und auch einmal einen Tag in der Natur verbringen<br />

zu können. Ganz unter dem Motto „Gemeinsam Erlebtes<br />

verbindet“ haben unsere Kinder hier die Möglichkeit, mit<br />

anderen Kindern zu spielen, neue Gebiete zu erforschen<br />

und ihren Horizont zu erweitern. <strong>Das</strong> Pilotprojekt fand<br />

im Riedingtal, Zederhaus, statt. Auf Initiative von Eva<br />

Fanninger, Leiterin des Kindergartens Zederhaus,<br />

und in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenpark-<br />

Management wurden alle Lungauer Kindergärten in<br />

das Riedingtal eingeladen und durften gemeinsam mit<br />

Kindergartenkindern aus Zederhaus das Gebiet erkunden.<br />

Dabei konnten sie sich schmutzig machen, Blumen<br />

suchen, in kleinen Bächen plantschen, gemeinsam spielen<br />

und singen. <strong>Das</strong> Angebot wurde von den Lungauer<br />

Kindergärten sehr gut angenommen, mehr als 200 Kinder<br />

nahmen teil. Damit wurden außerdem Anreize geschaffen,<br />

auch als Familie das Riedingtal zu besuchen und mit den<br />

Kindern einen Tag in der Lungauer Natur zu verbringen.<br />

2017 fand das Projekt dann im Zauberwald der Gemeinde<br />

Muhr statt und wieder war die Beteiligung erfreulich: Eine<br />

Anmeldezahl von über 400 Kindergartenkindern konnte<br />

verzeichnet werden.<br />

<strong>Das</strong> Ziel dieses Projektes ist, nicht nur die Kinder für<br />

die Natur und das natürliche Angebot im Lungau zu<br />

begeistern, sondern auch keine Grenzen in den Köpfen<br />

entstehen zu lassen. Für unsere regionale Entwicklung<br />

ist es besonders wichtig, dass wir gemeinsam versuchen,<br />

das Beste für unsere Heimat zu tun und Gleichgesinnte zu<br />

finden, egal in welchen Orten, Tälern oder Gebieten. <strong>Wir</strong><br />

versuchen, unseren Kindern die Schönheit ihrer Heimat<br />

näherzubringen und gute Erinnerungen an ihre Kindheit<br />

mitzugeben. Die fröhlichen und glücklichen Gesichter<br />

nach dem Ausflug ins Riedingtal und in den Zauberwald<br />

bestätigen uns in unserer Absicht, dieses Projekt in den<br />

nächsten Jahren fortzuführen.<br />

<br />

Stimmen zum Pilotprojekt 2016<br />

„Die kostenlose Transportmöglichkeit mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln, die herzliche Begrüßung durch das<br />

Zederhauser Kindergartenteam mit seinen Kindern und<br />

die Begleitung durch Shuttlebuslenker Thomas zum<br />

Lagerfeuerplatz machte unseren Ausflug in den Naturpark<br />

Riedingtal zu einem besonderen Erlebnis!“<br />

Ingrid Aigner und Nina Schlick, Kindergarten<br />

Oberweißburg<br />

„Es war sehr spannend zu beobachten, welche<br />

Erfahrungen die Kinder in der Natur sammeln und wie<br />

unvoreingenommen sie sich darauf einlassen. Danke!“<br />

Barbara Ruff, Kindergarten Ramingstein<br />

„Grenzen und Vorurteile entstehen als erstes in unseren<br />

Köpfen und weiter in unseren Herzen. <strong>Das</strong> Projekt<br />

‚Gemeinsames Naturerlebnis im Biosphärenpark Lungau‘<br />

hat neben dem Naturerlebnis und der Sensibilisierung<br />

für den öffentlichen Verkehr vor allem das Ziel, dass<br />

sich bereits unsere Jüngsten aus allen 15 Gemeinden<br />

kennenlernen und gemeinsam ihren Lebensraum Lungau,<br />

ihre Biosphäre Lungau, erkunden – und das jedes Jahr in<br />

einer anderen Gemeinde. Umso wichtiger und erfreulicher<br />

ist es, dass wir diese Projektidee zusammen mit<br />

LEADER in den nächsten Jahren als fixes Jahresprogram<br />

verankern und auch die entsprechende Finanzierung<br />

sicherstellen konnten.“ (Markus Schaflechner)<br />

© Biosphärenpark


BILDUNG & FORSCHUNG 40 |<br />

| 41<br />

G‘SUNDE JAUSE<br />

der Ortsbäuerinnen<br />

IN DEN LUNGAUER VOLKSSCHULEN<br />

Begriffe wie Regionalität und Gesundheit erlangen<br />

gerade im Zusammenhang mit Ernährung immer mehr an<br />

Bedeutung. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist<br />

vor allem für unsere Kinder von besonderer Bedeutung, da<br />

sie sich positiv auf das körperliche Wohlbefinden und auch<br />

auf die geistige Ausdauer sowie Konzentrationsfähigkeit<br />

auswirkt. Oftmals bleibt jedoch nicht die Zeit, um seinem<br />

Kind ein gesundes Frühstück oder eine gesunde Jause<br />

für die Schule zuzubereiten. Die Erfahrungen, die unsere<br />

Kinder mit Essen und Trinken machen, wirken sich jedoch<br />

auf deren Entwicklung aus und beeinflussen auch ihr<br />

zukünftiges Ernährungsverhalten.<br />

Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober<br />

2016 besuchten daher die Bäuerinnen der Ortsgruppen<br />

Lessach, Mariapfarr, Mauterndorf, Muhr, Seetal, St. Andrä,<br />

St. Margarethen und Tamsweg die jeweiligen Volksschulen,<br />

um gemeinsam mit den Kindern eine „gesunde Jause“<br />

zuzubereiten. Außerdem standen sie für Fragen zu den<br />

regionalen Produkten sowie deren Herstellung und zur<br />

täglichen Arbeit am Bauernhof zur Verfügung. Ziel dieser<br />

Aktion war und ist es, den Kindern die Möglichkeit zu<br />

geben, selbst auszuprobieren, zu kosten und einen<br />

Einblick in die Vielfalt der regionalen Lebensmittel zu<br />

bekommen, deren Bedeutung und Herstellung sowie die<br />

heimische Landwirtschaft kennen zu lernen und damit die<br />

Wertschätzung dafür zu fördern.<br />

„Mit ihrem Kaufverhalten treffen die Konsumenten eine<br />

Entscheidung für ihre Gesundheit und beeinflussen damit<br />

auch die regionalen <strong>Wir</strong>tschaftskreisläufe. Ich freue mich,<br />

dass wir gemeinsam mit Agenda 21 dieses Projekt unserer<br />

Bäuerinnen 2016 auch finanziell unterstützen konnten –<br />

und das planen wir auch in den kommenden Jahren. Unter<br />

der Schirmherrschaft der Salzburger Bäuerinnen wird<br />

dieses Projekt ja bereits seit mehreren Jahren erfolgreich<br />

durchgeführt. Mit unserer Bildungsinitiative <strong>sind</strong> wir<br />

bestrebt, diese wertvolle Arbeit unserer Bäuerinnen in<br />

den nächsten Jahren noch intensiver in das Programm<br />

‚Biosphärenparkschulen‘ zu inkludieren.“ (Markus<br />

Schaflechner)<br />

RAUPE<br />

Raum für mehr Persönlichkeit<br />

IN DER LANDESBERUFSSCHULE<br />

„Raum für mehr Persönlichkeitsentwicklung: Lebens(mehr)<br />

wert – ein Tag für mehr Lebenskompetenz“ ist eine<br />

jährliche Aktion der Landesberufsschule Tamsweg in<br />

Zusammenarbeit mit der Lungauer Kulturvereinigung,<br />

mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit, Rotem<br />

Kreuz, Polizei, dem Fitnessexperten Toni Klein und dem<br />

Biosphärenpark-Management Salzburger Lungau.<br />

Ziel dieser Aktion ist die Bewusstseinsbildung<br />

für Jugendliche bzw. junge Erwachsene in<br />

Ausbildung, Lehrer und ausbildende Lehrbetriebe<br />

über die LBS Tamsweg. Der RauPe-Tag möchte<br />

einen Ansporn zum „bewegten Lernen“ sowie zur<br />

Auseinandersetzung mit dem persönlichen Lebensumfeld<br />

der Schülerinnen und Schüler geben.<br />

In der LBS Tamsweg werden der Mensch und seine<br />

persönliche Entwicklung in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Es sollen hierbei Anreize geschaffen werden, sich auch<br />

außerhalb der Schule und des Berufes zu engagieren,<br />

achtsam mit seiner Umwelt umzugehen, sich mit seiner<br />

Tätigkeit zu identifizieren und neue Informationen für<br />

den Berufsalltag zu erhalten. Bewegtes Lernen setzt<br />

innere Bewegung voraus und diesen Anstoß zum<br />

„Bewegtsein“ will die LBS Tamsweg mit der Initiative<br />

„Lebens(mehr)wert – ein Tag für mehr Lernkompetenz“<br />

geben. Die Lehrlinge erhalten vertiefende und ganz<br />

neue Einblicke in verschiedene Lebensbereiche. In<br />

Workshops, geleitet von Profis, werden Schülerinnen und<br />

Schülern Ideen zur Lebensführung und zu erfolgreichem<br />

Lernen nähergebracht. Sie werden zu Eigeninitiative und<br />

selbstverantwortlichem Handeln angespornt. Neben<br />

gesunder Ernährung, dem Sinn von ehrenamtlicher Arbeit,<br />

der Fähigkeit zur Konzentration sowie der Konfrontation<br />

mit Gruppenzwang und Alkohol am Steuer war „Biosphäre<br />

– Chance für die Jugend?“ eines der Workshop-Themen:<br />

Biosphärenpark-Manager Markus Schaflechner diskutierte<br />

mit den Jugendlichen über die Bedeutung, Auswirkungen<br />

und Chancen des Biosphärenpark-Prädikates, wobei vor<br />

allem auch der Begriff Nachhaltigkeit, deren Bedeutung<br />

für die regionale Entwicklung und die Auswirkungen auf<br />

die Berufswelt erläutert wurden.<br />

2017 fand der RauPe-Tag im März statt und seitens des<br />

Biosphärenpark-Managements hatte man sich zum Ziel<br />

gesetzt, den Schülerinnen und Schülern Roh- und Baustoffe<br />

aus dem Lungau näherzubringen und regionale Betriebe<br />

vorzustellen. Unterstützt wurde dieses Vorhaben von der<br />

Firma ISOSPAN in Ramingstein, der Ehrenreich Bau GmbH<br />

und von Holzbau Matthias Bliem in St. Michael. Da an<br />

diesem Tag auch Vertreter der Lehrbetriebe anwesend<br />

waren, wurde ein Biosphärenpark-Frühstück angeboten,<br />

mit dem Ziel, den Lehrbetrieben (auch aus dem<br />

Nahversorgerbereich) regionale und gesunde Lungauer<br />

Produkte schmackhaft zu machen. <strong>Das</strong> Frühstück wurde von<br />

den Landwirten des „Kemmt‘s eina“-Bauernmarktladens<br />

in Tamsweg aufgetischt.<br />

„2016 waren wir zum ersten Mal beim jährlichen RauPe-<br />

Tag dabei und konnten mit den Jugendlichen das<br />

große Thema ‚nachhaltige und bewusste Entwicklung‘<br />

bearbeiten. Gerade der Dialog bzw. die Diskussion mit<br />

den jungen Menschen bietet eine große Chance, um bei<br />

Stoffen wie diesen auch in die Tiefe gehen zu können.<br />

<strong>Wir</strong> freuen uns bereits auf den RauPe-Tag 2018, wenn wir<br />

wieder über Fragen diskutieren können, wie z. B.: Was<br />

hat regionale Wertschöpfung mit regionalen Produkten<br />

zu tun und welche Rolle spielt dabei der Biosphärenpark<br />

Lungau?“ (Markus Schaflechner)<br />

© Landesberufsschule Tamsweg<br />

© Biosphärenpark


BILDUNG & FORSCHUNG | 43<br />

BIOSPHÄRENPARK-<br />

SCHULEN<br />

So macht Lernen Freude!<br />

SCHULE DES LEBENS | RAUMES<br />

Schule in der<br />

Biosphäre - das ist<br />

eine große Ehre!<br />

Volksschule St. Margarethen | 2017<br />

© Biosphärenpark<br />

Um Kinder für die Schönheit und die Schätze unserer<br />

Heimat zu sensibilisieren, ist die Arbeit der Volksschulen<br />

von grundlegender Bedeutung. Hier beginnt nicht<br />

nur die Bildung im schulischen Bereich (Mathematik,<br />

Deutsch, Sachkunde, etc.), in diesen Jahren wird auch der<br />

Grundstein für die Herzensbildung der Schüler gelegt. Die<br />

Kinder durchlaufen während ihrer Volksschulzeit große<br />

Entwicklungsphasen – geistig, körperlich, aber auch in<br />

ihrer Persönlichkeit. In diesen Jahren zeigen sich ihre<br />

Talente, Fähigkeiten und Interessensgebiete.<br />

Daher ist es uns vom Biosphärenpark-Management ein<br />

Herzensanliegen, unsere Schüler in dieser wichtigen<br />

Entwicklungszeit zu begleiten, ihre Talente zu fördern<br />

und Interessen zu wecken. Aber vor allem möchten wir<br />

den Lungauer Schülern ihre Heimat in allen Facetten<br />

näherbringen. In diesem Sinne wurde gemeinsam mit<br />

Lungauer Volksschulpädagoginnen eine „Schatzkiste“<br />

entwickelt, die spielerisch Themen rund um den Lungau<br />

aufbereitet und den Schülern der Volksschulen den Zugang<br />

zu unseren Naturschätzen sowie auch zu kulturellen und<br />

gemeindespezifischen Werten erleichtern soll. Begleitet<br />

werden die Schüler auf ihrer Reise quer durch die Lungauer<br />

Schatzwelt von „Warzi“ – der Name ist angelehnt an den<br />

Warzenbeißer (Heuschrecke). In den kommenden Jahren<br />

wird die Bildungsarbeit von Seiten des Biosphärenpark-<br />

Managements verstärkt ausgebaut, der Anschub dafür<br />

konnte durch LEADER gelingen. Die Schüler erhalten in<br />

Workshops vertiefende Informationen zu Themen wie<br />

Landwirtschaft, Regionalentwicklung, Mineralienkunde,<br />

Insektenwelt, aber auch zu kulturellen Besonderheiten<br />

(Samson, Treppengiebelhäuser, Burgen und Schlösser, ...)<br />

und speziell zum Thema Biosphäre.<br />

Getreu dem Leitsatz „Erzähle es mir und ich könnte es<br />

vergessen. Zeige es mir und ich werde mich erinnern.<br />

Lass es mich tun und ich werde es behalten!“ (Konfuzius)<br />

möchten wir den Schülern Informationen zu den<br />

spezifischen Themen geben, sie aktiv mitarbeiten und<br />

ausprobieren lassen (z. B. Bau einer Kräuterschnecke<br />

und eines Insektenhotels, Milchlehrpfad – Erzeugung<br />

von Milchprodukten, Kräuterpädagogik – Herstellung<br />

von Salben, Sirup, etc.) Besonders die Zusammenarbeit<br />

mit Eltern, Bauern, Pensionisten, Experten und den<br />

Biosphärenpark-Fexen wird viel Abwechslung in die<br />

Klassenzimmer bringen und vielleicht bei so manchem<br />

Schüler den Grundstein für sein späteres Interessensgebiet<br />

legen.<br />

Am Beginn des neuen Schuljahres 2017/18 erwartete alle<br />

Schulanfänger der Lungauer Biosphärenparkschulen eine<br />

„Biosphärenpark-Schultüte“, die sie durch die Jahre in<br />

der Volksschule begleiten soll. <strong>Wir</strong> vom Biosphärenpark-<br />

Management freuen uns auf spannende und interessante<br />

Jahre in den Lungauer Volksschulen.<br />

Im Schuljahr 2016/17 waren bereits 14 der insgesamt<br />

18 Lungauer Volksschulen Biosphärenparkschulen. <strong>Das</strong><br />

bedeutet, dass 601 von 819 Lungauer Volksschülern eine<br />

Biosphärenparkschule besucht haben. Mit der Neuen<br />

Mittelschule Mariapfarr ist bereits die erste weiterführende<br />

Pflichtschule eine Biosphärenparkschule. Der Wunsch<br />

bzw. das Ziel des Biosphärenpark-Managements ist es,<br />

dass alle Lungauer Schulen als Biosphärenparkschulen<br />

ausgezeichnet werden können und so gemeinsam mit den<br />

Pädagogen weiter an einer nachhaltigen Entwicklung für<br />

unsere Biosphäre, also für unseren Lebensraum Lungau<br />

gearbeitet werden kann.<br />

„Die Kinder von heute <strong>sind</strong> die Konsumenten und vor<br />

allem die Entscheidungsträger von morgen! Diese<br />

Tatsache gewinnt in einer Modellregion für nachhaltige<br />

Entwicklung ganz besondere Bedeutung. Denn eine<br />

positive regionale Entwicklung beginnt und endet oftmals<br />

schon bei der täglichen Kaufentscheidung jedes Einzelnen.<br />

Umso erfreulicher ist es, dass es gelungen ist, gemeinsam<br />

mit dem Förderprogramm Leader ein entsprechendes<br />

Schulprogramm zu entwickeln, welches ab Herbst 2017<br />

gemeinsam mit den Pädagogen und Schülern in die<br />

Umsetzung gebracht wird!“ (Markus Schaflechner)


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WUSSTEN SIE SCHON?<br />

Gastbeitrag<br />

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© Othmar Ortner<br />

abstrahlen, so genannte Full-Cut-Off-Lampen. Dies hat nicht nur<br />

den Vorteil, dass die Lichtverschmutzung minimiert wird, sondern<br />

auch, dass Energie gespart wird. Schließlich soll Licht möglichst<br />

effizient für seinen ursprünglichen Zweck eingesetzt werden: die<br />

<strong>Das</strong>s der Lungau am Tag ein wundervoller Platz ist, weiß wohl<br />

jeder, der dieses <strong>Magazin</strong> liest. Doch wussten Sie, dass der<br />

Lungau auch in der Nacht ein besonderes Flair hat? Diese<br />

Schönheit rührt weniger von der Landschaft des Lungaus,<br />

sondern vielmehr von dem, was über ihm liegt – dem<br />

Nachthimmel. Der Nachthimmel über dem Lungau ist einer<br />

der dunkelsten über ganz Mitteleuropa. Phänomene wie das<br />

Zodiakallicht, der extrem dunkle Gegenschein (im Bild neben<br />

der Milchstraße zu sehen), sehr lichtschwache Kometen und<br />

natürlich die Milchstraße <strong>sind</strong> über dem Lungau so gut zu sehen,<br />

wie an wenigen anderen Plätzen auf unserer Erde. Dieser dunkle<br />

Nachthimmel ist eine äußerst schützenswerte Ressource. So<br />

bringt es nicht nur Astronomen und Hobbyastronomen etwas,<br />

wenn die Nacht noch wirklich dunkel ist. Wie bereits häufig<br />

belegt wurde, ist die Lichtverschmutzung etwas, das alles und<br />

jeden betrifft. So wird beispielsweise der Tag-Nacht-Rhythmus<br />

des Menschen durch zu viel Kunstlicht negativ beeinflusst. Als<br />

Ergebnis leiden manche Menschen durch eine verminderte<br />

Melatoninaussschüttung, bedingt durch den Blauanteil im<br />

Kunstlicht, an Schlafstörungen. Auch Tiere werden von der<br />

Lichtverschmutzung negativ beeinflusst. Ihr Tag-Nacht-<br />

Rhythmus wird ebenfalls durcheinandergebracht.Die Dunkelheit<br />

unseres Nachthimmels ist es aus diesen und vielen weiteren<br />

Gründen wert, geschützt zu werden. Natürlich kann auch die<br />

<strong>Wir</strong>tschaft von der geringen Lichtverschmutzung im Lungau<br />

profitieren. So können beispielsweise geführte Wanderungen<br />

in der Nacht angeboten werden. Vor allem in einer Zeit, in der<br />

60 % aller Europäer noch nie die Milchstraße gesehen haben<br />

und Astronomie so populär ist wie nie zuvor kann der Lungau<br />

diese Chance nutzen und seinen dunklen Himmel touristisch<br />

vermarkten. Man darf sich natürlich keine Ströme an Touristen<br />

erwarten, aber der Astrotourismus ist ein für den Lungau sehr<br />

leicht erschließbarer <strong>Wir</strong>tschaftszweig. Es ist sinnvoll, ihn zu<br />

nutzen. Eine kleine Maßnahme, welche der Lungau umsetzen<br />

müsste, um ein noch besserer Standort für den Astrotourismus<br />

zu werden, wäre beispielsweise die Umstellung der öffentlichen<br />

Beleuchtung auf warmweiße, im Optimalfall bernsteinfarbene<br />

LEDs. Da dies ohnehin von den meisten Gemeinden des<br />

Lungaus in den kommenden Jahren geplant ist, würde dies<br />

keine Mehrkosten darstellen, zur weiteren Verdunkelung des<br />

Nachthimmels beitragen und sehr viel Energie sparen. Wie<br />

erwähnt, ist es wichtig, auf warmweiße oder bernsteinfarbene<br />

LED-Lichtquellen zu setzen. Diese haben einen geringen bzw.<br />

keinen Blauanteil. Blaues Licht trägt stark zur Lichtverschmutzung<br />

bei, da es in der Atmosphäre stärker gebrochen wird als rotes<br />

und so den Nachthimmel unnötig stark aufhellt. Weiters sollten<br />

Lampen gewählt werden, welche nur wenig Licht in den Himmel<br />

Straße zu beleuchten. Wenn das Geld vorhanden ist, kann auch<br />

darüber nachgedacht werden, die LEDs zu dimmen. Dies wird in<br />

Orten wie Muhr schon umgesetzt. Dort strahlen die Lampen heller,<br />

wenn sich ein Auto oder ein Fußgänger nähert, und sie dunkeln<br />

sich auf ein Minimum ab, wenn niemand in der Nähe ist. Auch so<br />

spart man Strom und verringert die Lichtverschmutzung auf ein<br />

Minimum. Zum Schluss möchte ich allen Lesern noch empfehlen,<br />

einmal den Sternenhimmel über dem Lungau zu bewundern.<br />

Gehen Sie in einer sternenklaren Nacht an einen dunklen Ort in<br />

Ihrer Umgebung und bewundern Sie die Milchstraße über Ihren<br />

Köpfen. Besonders empfehlenswert <strong>sind</strong> hierfür der Prebersee,<br />

die Karneralm und Hintermuhr. Bei Interesse bin ich auch gerne<br />

bereit, mit einer kleinen Gruppe zum Prebersee zu fahren, um<br />

dort gemeinsam den Nachthimmel zu betrachten.<br />

Ich freue mich auf eine E-Mail von Ihnen an:<br />

othmarortner@gmail.com.


BILDUNG & FORSCHUNG | 47<br />

WIEDER MEHR<br />

WASSER TRINKEN<br />

Unser kostbarstes Gut<br />

DER GESUNDHEIT UND UMWELT ZULIEBE<br />

In der Biosphärenregion Lungau haben wir das Glück,<br />

unser Wasser frisch und klar direkt und jederzeit aus der<br />

Leitung trinken zu können. Damit tun wir sowohl unserer<br />

Gesundheit als auch unserer Brieftasche und der Umwelt<br />

Gutes. Unser Trinkwasser ist kostbar. Es unterliegt strengen<br />

Kontrollen und ist gesund, umweltfreundlich und günstig.<br />

Dennoch liegt der Konsum von Mineralwasser im Trend –<br />

nicht etwa aus Gründen der Gesundheit und Natürlichkeit,<br />

sondern weil die großen Konzerne in den letzten 25 Jahren<br />

die Werbe- und Marketingmaßnahmen für Mineralwasser<br />

massiv vorangetrieben haben.<br />

Laut Studien wird bis 2050 mehr Plastikmüll (unter anderem<br />

auch Trinkflaschen) in den Weltmeeren schwimmen als<br />

Fische. Aber auch Transportwege und Kühlung belasten<br />

unsere Umwelt. Für unser Leitungswasser spricht<br />

zudem, dass es gerade einmal 0,2 Cent pro Liter kostet,<br />

die Ersparnisse von Transport- und Kühlkosten nicht<br />

eingerechnet. Daher ist es sowohl aus gesundheitlicher<br />

Sicht als auch der Brieftasche und der Umwelt zuliebe<br />

legitim, zum Trinken von Leitungswasser zu animieren.<br />

© Biosphärenpark<br />

„Gemeinsam mit Agenda 21, Nawi-Net** Lungau und<br />

der Neuen Mittelschule Tamsweg haben wir das Thema<br />

‚Trinkwasser‘ über ein ganzes Jahr hinweg eingehend<br />

erarbeitet und in verschieden Aktionen und Treffen<br />

diskutiert. <strong>Das</strong> Ziel war, einen gesunden Lebensstil zu<br />

fördern, den umweltbelastenden, teuren Mineralwasserkonsum<br />

zu verringern und dafür eine<br />

Sensibilisierung in der Region zu erwirken. Dabei wurden<br />

ein Video mit der NMS Tamsweg produziert, Exkursionen mit<br />

Lehrern veranstaltet sowie ein Science-Pub für Erwachsene<br />

durchgeführt. Sogar ein Wasserkalender wurde von den<br />

Schülern erstellt. Als Biosphärenpark-Management<br />

werden wir auch zukünftig dieses wichtige Thema<br />

unterstützen und in unsere Programme entsprechend<br />

einfließen lassen. Weitere Projektideen hierzu <strong>sind</strong> schon<br />

in Planung! Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an die<br />

Projektinitiatoren Pflichtschulinspektor Robert Griessner,<br />

Direktor Hans Stolzlechner und Klaus Bärnthaler.“<br />

(Markus Schaflechner)<br />

© Othmar Ortner<br />

**<strong>Das</strong> Nawi-Net Lungau ist das naturwissenschaftliche Netzwerk Lungau.<br />

Es umfasst eine wissenschaftliche Mediathek, welche sämtlichen<br />

Bildungseinrichtungen des Lungaus zur Verfügung steht.


INTERVIEW 48 |<br />

EIN KOCHWERK<br />

& der Blick über den Tellerrand<br />

INTERVIEW MIT PROJEKTLEITERIN<br />

ROSWITHA PRODINGER<br />

Weshalb ausgerechnet eine Kochschule die Wertschätzung<br />

für regionale Produkte und Produzenten steigern kann,<br />

und wie über diese Schiene ein Lungau-Gefühl und<br />

eine Lungau-Marke erzeugt werden sollen, das erläutert<br />

Bezirksbäuerin Roswitha Prodinger im Interview. Die<br />

Tamswegerin ist Initiatorin und Leiterin des LEADER<br />

Projekts LUNGAUER KOCHWERK mit dem Folgeprojekt<br />

LUNGAUER SPEIS.<br />

Für die einen ist Kochen noch eine traditionelle Alltagsaufgabe,<br />

für die anderen aus beruflichen Gründen<br />

nicht mehr, für manche sogar unliebsames Übel.<br />

<strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK will nun alle an einen<br />

Herd bringen?<br />

„Natürlich, jeder kann kochen! Nur hat sich im<br />

Kochverhalten über die Jahre sicherlich viel verändert.<br />

Nicht jeder muss jeden Tag kochen und das traditionelle<br />

Frau-am-Herd-Bild hat sich insofern verändert, da Frauen<br />

heute meist vielerlei andere Aufgaben zu erledigen haben.<br />

So bekommt das Kochen wieder andere Blickwinkel. Mit<br />

dem Kursangebot im LUNGAUER KOCHWERK möchten<br />

wir alle ‚Kochtypen’ ansprechen. Es geht dabei nicht allein<br />

darum, fachliche Anleitungen und kreative Anregungen<br />

zum Kochen zu geben. Wichtig ist uns vor allem, über das<br />

LUNGAUER KOCHWERK bzw. das Kochen die Wertigkeit<br />

der regionalen Lebensmittel wieder zu stärken und die<br />

Vielfalt der Lungauer Kulinarik zu unterstreichen.“<br />

Wie ist es zum LUNGAUER KOCHWERK gekommen?<br />

„Es kam dazu aus einem Gefühl heraus, dass viele Bauern<br />

frustriert <strong>sind</strong> und negativ in die Zukunft blicken. Vorgaben<br />

und Kontrollen, Bewirtschaftungsauflagen und immer<br />

umfangreichere ‚Zettelwirtschaft’, mehr Arbeitsbelastung<br />

und weniger Ertrag. Dieses Gefühl, Spielball eines Systems<br />

zu sein, hat bei vielen Resignation bewirkt. Du kannst dich<br />

davon unterkriegen lassen oder eben nach vorne blicken.<br />

<strong>Wir</strong> müssen uns auf das konzentrieren, was wir haben und<br />

was wertvoll ist.“<br />

Es ist also dringlicher denn je, die eigene Stärke<br />

zu nutzen. Welche Rolle spielt das LUNGAUER<br />

KOCHWERK dabei?<br />

„Die Natürlichkeit unserer Region, ja, das ist etwas ganz<br />

Besonderes! <strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK versteht sich<br />

dabei als eine organisatorische Basis und Drehscheibe<br />

von Konsumenten, Produzenten und Verarbeitern.<br />

Die Landwirtschaft kann den Verbraucher als Partner<br />

gewinnen. <strong>Das</strong> soll aber nicht nur in eine Richtung gehen,<br />

auch die Konsumenten sollen den Bauern sagen, was<br />

sie haben wollen. Es soll ein gegenseitiger Austausch<br />

entstehen. Nicht zuletzt wäre damit der Grundstein zur<br />

erfolgversprechenden Nischenproduktion, für die die<br />

kleinbäuerliche Struktur im Lungau eine gute Ausgangslage<br />

ist, gelegt.“<br />

Durch den engeren Kontakt zur Landwirtschaft<br />

bekommt der Konsument mehr Bezug und die<br />

Wertschätzung für regionale Produzenten und ihre<br />

Erzeugnisse steigt?<br />

„Ja, und es geht hier vor allem auch um Vertrauen. Die<br />

Konsumenten, die Wert darauf legen zu wissen, woher<br />

ihre Lebensmittel kommen, werden immer mehr. Auch<br />

deshalb, weil viele Fertiggerichte und Convenience Food<br />

aus der Lebensmittelindustrie verdächtig, wenn nicht sogar<br />

schlecht <strong>sind</strong>. <strong>Das</strong>s der Konsument die Betriebsabläufe<br />

am Bauernhof sehen kann, ist unser Plus. Der Produzent<br />

wiederum ist dadurch klar gefordert, möglichst natürlich<br />

zu arbeiten und die Erzeugnisse dem Konsumenten<br />

gegenüber fachlich zu argumentieren.“<br />

Weshalb dann immer noch diese Unbeholfenheit in der<br />

Kaufentscheidung zugunsten regionaler Produkte?<br />

„Vielleicht primär auch deshalb, weil das Wissen fehlt,<br />

bei welchem Bauern es welche Qualitätsprodukte gibt,<br />

und dass die Erzeugnisse saisonbedingt nur beschränkt<br />

erhältlich <strong>sind</strong>. Die Unbeholfenheit liegt manchmal auch<br />

daran, dass der richtige Umgang mit den Produkten erst<br />

wieder gelernt werden muss. Dabei will das LUNGAUER<br />

KOCHWERK helfen.“<br />

© Lungauer Kochwerk


INTERVIEW 50 |<br />

| 51<br />

© KWER<br />

<strong>Das</strong> LUNGAUER-KOCHWERK-Team besteht aus:<br />

Roswitha Prodinger, Projektleitung<br />

Jasmin Pickl, Projektbetreuung (bis Dezember 2017)<br />

Eva Trojer, Projektbetreuung (seit Dezember 2017)<br />

Rosemarie Rotschopf für die Bezirksbauernkammer<br />

Katharina Stiegler<br />

Anna Bauer<br />

Christina Bauer<br />

Magdalena Resch<br />

Gabriele Wieland<br />

<strong>Das</strong> LUNGAUER KOCHWERK ist ein LEADER-Projekt<br />

und wurde durch eine starke Partnerschaft mit<br />

Raiffeisenbanken Lungau, Biosphärenpark Salzburger<br />

Lungau, Landwirtschaftskammer Salzburg, Agenda 21,<br />

SalzburgMilch und Ferienregion Salzburger Lungau<br />

sowie Multi Augustinum und LFS Tamsweg, ermöglicht.<br />

Rund um das LUNGAUER KOCHWERK soll ein großes<br />

Ganzes entstehen, ein Rad, das sich rund dreht. Die<br />

Berührungspunkte gehen zum Konsumenten und noch<br />

weiter?<br />

„<strong>Wir</strong> möchten ein ‚Lungau-Gefühl’ vermitteln, dazu<br />

braucht es die Endkonsumenten und zudem eine authentische<br />

Gastronomie und regionale Verarbeiter. Deshalb<br />

wollen wir nicht allein den Endkonsumenten erreichen,<br />

sondern auch Gastronomiebetriebe. Traditionelle Speisen<br />

mit Zutaten aus dem Lungau wären eine Aufwertung. Die<br />

Region hat großes Potenzial für die Erzeugung hochwertiger<br />

Lebensmittel in allen Produktgruppen: Eachtling, Brot,<br />

Käse, Fleisch, Honig, ... dafür ist es notwendig, dass es<br />

zu einer weitreichenden Vernetzung unter den Direktvermarktern<br />

kommt.“<br />

Ein Bauernmarkt-Laden wäre gut, der alle Produkte im<br />

Sortiment führt und 24 Stunden geöffnet ist. <strong>Das</strong> wird<br />

nur leider kaum umsetzbar sein?<br />

„<strong>Das</strong> war tatsächlich der nächste Schritt, unser ‚Bauernmarkt’<br />

ist jedoch virtuell. Konkret wurde dem LUNGAUER<br />

KOCHWERK die LUNGAUER SPEIS zur Seite gestellt. Es<br />

ist eine eigene, in die Internetseite des Kochwerks integrierte<br />

Suchmaschine, die alle Direktvermarkter im Lungau<br />

und alle ihre Produkte listet. Wie in der realen Vorratskammer<br />

ist der Blick in die LUNGAUER SPEIS jederzeit möglich.<br />

Es <strong>sind</strong> dort aktuell verfügbare Produkte zu finden<br />

und es ist ersichtlich, bei welchem Direktvermarkter sie<br />

erhältlich <strong>sind</strong>, in welcher Menge – Groß- und Haushaltsmengen<br />

– und wann der Bauer geöffnet hat. Auch gibt es<br />

in der LUNGAUER SPEIS Informationen darüber, wann ein<br />

bestimmtes Produkt erhältlich sein wird, je nach Schlachttermin<br />

zum Beispiel beziehungsweise je nach Vermarktungsstrategie<br />

des Erzeugers. Ein solches Direktvermarkter-Verzeichnis<br />

gab es bisher im Lungau noch nicht.“<br />

Der Internetauftritt des LUNGAUER KOCHWERKs und<br />

der LUNGAUER SPEIS laufen also parallel und ergänzen<br />

einander?<br />

„Genau. Zentrales Element des LUNGAUER KOCHWERKs<br />

ist eine Homepage, über die sämtliche Tätigkeiten beworben<br />

werden: <strong>Das</strong> Kursangebot, wobei man sich praktisch<br />

über ein Online-Buchungsprogramm zu den Kursen anmeldet,<br />

Rezeptnachlese und natürlich vor allem die Produkte<br />

der Lungauer Bauern und Verarbeiter.“<br />

Wo wird eigentlich gekocht und wie schlagkräftig ist<br />

das KOCHWERK-Team?<br />

„<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> ungebunden und mobil, kochen bei Interessenten<br />

zuhause, in der Gasthausküche, in der Seminarküche<br />

von Christina Bauer oder in der Almhütte. Unser Team ist<br />

bunt gemischt, alle <strong>sind</strong> vom Fach und jeder hat verschiedene<br />

Schwerpunkte. Wer sich auf deftige Speisen, auf die<br />

süße oder gesunde Küche oder aufs Backen spezialisiert<br />

hat, wird dann auch auf der Website in den Referentenprofilen<br />

angezeigt werden. Die Kursinhalte werden somit<br />

vielfältig sein. Aber auch stets nach dem Motto: Bitte lasst<br />

uns wissen, welche Kurse euch interessieren. Und jeder<br />

bereitet sich in einer Referentenschulung auf seine Tätigkeit<br />

vor.“<br />

Diese Vielfalt im Kursangebot verlangt vermutlich professionelle<br />

Koordination?<br />

„Die Idee wurde von Anfang an von der Bezirksbauernkammer<br />

unterstützt. Es wurden alle potenziellen Partner<br />

zusammengeführt und eingeladen, gemeinsam die Inhalte<br />

zu erarbeiten. DI Jasmin Pickl erhielt den Auftrag, das<br />

Projekt LUNGAUER KOCHWERK im Ausmaß von 15 Wochenstunden<br />

zu betreuen. Unter anderem gehören die Koordination<br />

des Kursangebotes und der Referenten zu den<br />

Aufgaben der Projektbetreuerin – seit Dezember letzten<br />

Jahres ist dies Eva Trojer.“<br />

Ein rundum innovatives Projekt mit Zukunft, das beispielgebend<br />

für die Grundsätze der Nachhaltigkeit,<br />

der Natürlichkeit sowie der regionalen Entwicklung ist!<br />

„Ja, das KOCHWERK ist die Grundlage, mit der LUNGAU-<br />

ER SPEIS ist es bereits an ein zweites Projekt gebunden.<br />

Und es ist mit vielerlei anderen Formen von Projekten<br />

koppelbar. Unser Wunsch ist, dass Konsumenten, Produzenten<br />

und Verarbeiter näher zusammenrücken, regionale<br />

Vernetzung ist hier das Stichwort. Und dass füreinander<br />

mehr Verständnis aufgebracht wird und durch dieses Zusammenrücken<br />

die regionalen Kreisläufe und eben dieses<br />

Lungau-Gefühl gestärkt werden.“<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch<br />

und alles Gute für das LUNGAUER KOCHWERK!<br />

<strong>Das</strong> Interview führte Andrea Kocher | KWER


Frühjahr/Sommer 2018<br />

KURSPROGRAMM<br />

Gesunde Jause für Kinder<br />

Verschiedene Möglichkeiten für eine gute und gesunde Kindergarten- und<br />

Schul-Powerjause. Weckerl und Muffins, Joghurt und Topfencreme, uvm.<br />

Mi., 14. März, 19.00 - 21.30 Uhr, Volksschule Unternberg, € 24,-<br />

Afterwork Küche Schnelle Rezepte für den Feierabend<br />

Tipps und schnelle Rezepte, damit das Essen in kurzer Zeit auf dem Tisch<br />

steht. Von “One-Pot-Pasta” über Flammkuchen bis hin zum Couscous-Salat.<br />

Sa., 17. März, 15.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />

F(r)isch auf den Tisch räuchern, grillen, braten<br />

Allgemeines zum heimischen Fisch, vorbereiten und filetieren; Forellen<br />

beizen und räuchern; Fischaufstrich, Fischsuppe, braten und grillen.<br />

Sa., 26. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, “Aignerhof”, Muhr, € 25,-<br />

“Volles Korn”<br />

Beim Kurs widmen wir uns den Vollkornweckerln und dem<br />

Vollkornbrot. Vorratsdose mitnehmen.<br />

Di., 05. Juni, 18.00 - 21.00 Uhr, “Rossbacherhof”, Tamsweg, € 26,-<br />

Osterhasen & Osternesterl Mutter/Vater & Kind backen<br />

Aus Germteig werden Osternesterl und Osterhasen gebacken - und wir färben<br />

für den Palmsonntag Eier. Für Kinder in Begleitung von Mama oder Papa.<br />

Fr., 23. März, 14.00 - 16.00 Uhr, Volksschule Unternberg, € 25,- (2. Kind € 2,50)<br />

Syrien trifft Lungau!<br />

Unsere Gerichte reichen von der Vorspeise über Suppe, Hauptspeise<br />

und bis zur süßen Nachspeise. Verfeinert mit den syrischen 7 Gewürzen.<br />

Fr., 06. April, 18.30 - 22.30 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 23,-<br />

Farbe auf den Teller und ins Glas<br />

Kräutersalz, Kräuterbutter für die kommende Grillsaison, Kapern aus den<br />

Löwenzahnknospen einlegen, Kräutersirup und Rhabarbersaft herstellen.<br />

Mi., 06. Juni, 19.00 - 21.30 Uhr, Volksschule Unternberg, € 24,-<br />

Sushi goes Lungau<br />

Asiatische Miso-Suppe mit frischem Lungauer Gemüse, Sushi von Saibling,<br />

Bach- und Lachsforelle, Reis-, Spicy Mango- oder Papayasalat, Wacamisalat.<br />

07. & 08. Juni, ab 18.00 Uhr, Schauküche Reini`s Tischlerei Tamsweg, € 27,-<br />

Hasenöhrl, Hennasteign & Rahmkoch<br />

<strong>Wir</strong> bereiten traditionelle Lungauer Kost zu: Hasenöhrl mit Sauerkraut,<br />

Hennasteign mit Zimtzucker und Rahmkoch. Kleine Gefäße mitnehmen.<br />

Sa., 14. April, 09.00 - 12.00 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />

Süße Eyecatcher Kleine Törtchen mit Wow-Effekt!<br />

Herstellung und Verwendung von Dekorbiskuit, versch.-färbige Cremes,<br />

Frucht(gelee)einlagen, ect. - Bitte Transportbehälter mitbringen.<br />

Sa., 14. April, 14.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />

Erlebniskochen mit Wildkräutern<br />

Wildkräutersuppe und Dinkelnockerlsuppe mit Kräutern, sowie Zucchini<br />

im wilden Mantel, Brennnessel-Strudel, grüne Knödel mit Kräutersauce, uvm.<br />

Mi., 13. Juni, 09.00 - 12.00 Uhr, Hapimag Resort, St. Michael, € 28,-<br />

Lungauer KäseReich<br />

Frischkäse und andere Käseköstlichkeiten aus dem Lungau. Käseverkostung,<br />

begleitet von edlen Weinen, Sensorik und alles über den Käse.<br />

Sa., 16. Juni, 19.00 - 21.00 Uhr, Schlossschenke, Mauterndorf, € 30,-<br />

Sauerteig Weckerl und Brot<br />

Die Lungauer Getreidesorten werden vorgestellt - und wir backen<br />

daraus besonders bekömmliche Weckerl und Brot.<br />

Do., 26. April, 14.00 - 17.00 Uhr, Biohof Sauschneider, St. Margarethen, € 25,-<br />

Rindfleisch in allen Varianten zubereitet<br />

Basics über Rindfleischzubereitung; Suppe, Sulze, Ragout, Tafelspitz - das<br />

richtige Rezept zum richtigen Fleischteil. Köstliches mehrgängiges Menü.<br />

Sa., 21. April, 10.00 - 13.00 Uhr, “Longastubn”, Weißpriach, € 25,-<br />

Erdbeeren - vom Anbau bis zur süßen Verführung<br />

Ein Rundgang im Erdbeerfeld, Tipps über Anbau im eigenen Garten,<br />

Zubereitung von kleinen Köstlichkeiten.<br />

Mi., 20. Juni, 15.00 - 18.00 Uhr, Fam. Stiegler, Pichlern/St.Margarethen € 22,-<br />

Cooking? Es ist nie zu spät, um kochen zu lernen!<br />

Von simplen Schneidetechniken über einfache Garmethoden bis hin zu<br />

schnellen Gerichten.<br />

Sa., 23. Juni, 15.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />

Richtige Steaks für starke Typen<br />

Fleisch in seiner besten Form - rosa gebraten, zart und geschmackvoll!<br />

Mit unseren Expertentipps werden Sie zum Steakprofi.<br />

Sa., 28. April, 10.00 - 13.00 Uhr, “Longastubn”, Weißpriach, € 25,-<br />

Muttertagspralinen<br />

Selbstgemachte Pralinen gefüllt, gerollt oder gegossen - Biosphärenparkpralinen<br />

- kreativ verpackt als exklusives Muttertagsgeschenk.<br />

Fr., 04. Mai, 15.00 - 19.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />

Delikatessen am Wegesrand<br />

<strong>Wir</strong> bereiten z.B. eine wilde „Kreitlsuppe“, Teigtaschen mit Brennnesselfülle<br />

oder eine flaumige Sauerampfercreme mit Blütenbiskotten zu.<br />

Mi., 04. Juli, 16.00 - 19.00 Uhr, Neue Mittelschule, St. Michael, € 28,-<br />

Einfach beerig! Saft, Gelee, Marmelade und Likör<br />

Selbstgemachte Säfte - Beeren entsaften oder kalt angesetzt; Fruchteis,<br />

Gelee und Marmelade selbst herstellen; Ribisel-Likör;<br />

Mi., 01. Aug., 14.00 - 16.30 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 24,-<br />

“Mama, ich koch´ für dich!” - Muttertagsmenü<br />

Saisonal abgestimmte Menüfolge aus heimischen Produkten und das einfach<br />

zubereitet von Papas, Burschen/Mädls, oder auch von Mamas für Mamas.<br />

Sa., 05. Mai, 14.00 - 18.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 32,-<br />

Vater-Kind-Muttertagstorte<br />

Papa und Kind backen gemeinsam eine Überraschungstorte für den<br />

Muttertag. Ab 10 Jahren können die Kinder auch alleine kommen.<br />

Sa., 12. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 28,-<br />

Schwammerl-/ Pilzküche<br />

Traditionelle Hauptgerichte mit Eierschwammerl und Pilzen bis hin zu<br />

“Eierschwammerl im Glas” zum Mitnehmen.<br />

Di., 21. Aug., 09.00 - 12.00 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />

Landjugend Burschenkochen<br />

<strong>Wir</strong> zaubern gemeinsam ein köstliches 4-Gang Menü auf den Tisch, das für<br />

Bewunderung sorgen wird. Ob Anfänger oder Hobbykoch - Spaß ist garantiert.<br />

Fr., 07. Sept., 18.00 - 21.00 Uhr, MultiAugustinum, St. Margarethen, € 30,-<br />

Männer grillen<br />

Marinieren, Anzünden, der gesundheitliche Aspekt, Portionieren; versch.<br />

Fleischspezialitäten, fleischlose Gerichte und ein Dessert werden zubereitet.<br />

Sa., 12. Mai, 14.00 - 17.00 Uhr, “Tonibauer”, Einöd/Tamsweg, € 25,-<br />

Alle angegebenen Preise <strong>sind</strong> pro Person und zzgl. Lebensmittelkosten!<br />

Spargel Feiner Frühlingsbote aus der Steiermark<br />

Werde Mitglied vom “Lungauer Kochwerk” & “Lungauer Speis”<br />

Gefällt dir die Idee von „Lungauer Kochwerk“ und „Lungauer Speis“?<br />

Ideen & Empfehlungen; sowie die dazupassende Sauce Hollondaise,<br />

Rezepte von der Suppe übers Risotto bis zu Spargel-Erdbeersalat.<br />

Do., 17. Mai, 18.30 - 21.30 Uhr, Bezirksbauernkammer, Tamsweg, € 28,-<br />

Möchtest du mit € 25,- pro Jahr den gemeinnützigen Verein in seinem Vorhaben unterstützen, die regionalen Lebensmittel<br />

und Gerichte ins Rampenlicht zu holen?<br />

Alle Mitglieder bekommen von uns das jeweils aktuelle Kursprogramm zugeschickt. Bei den Veranstaltungen des „Lungauer<br />

Kochwerks“ gibt es einen Mitgliederrabatt.<br />

Erlebniskochen/backen für Kinder am Bauernhof<br />

Gemeinsam wird, je nach Alter der Kinder, gekocht und gebacken (Weckerl,<br />

Pizza, Zopftiere, lustige Obst- und Gemüsetiere, Eis, Pudding, ...).<br />

<strong>Wir</strong> besuchen unsere Tiere am Hof und Spiel und Spaß am Bauernhof<br />

<strong>sind</strong> natürlich garantiert!<br />

Immer mittwochs im August, 01./08./22. und 29. August,<br />

jeweils 09.00 - 12.00 Uhr, “Gratzgut”, Haiden/Tamsweg, € 21,-<br />

ANMELDUNG AN: elisabethkoenig@msn.com oder +43 (0)664 54 34 530<br />

Bitte das Alter des Kindes bei der Anmeldung bekannt geben.<br />

i<br />

Wraps- & Burgerwerkstatt<br />

Sie wollen mit einer Runde, einer Jugendgruppe oder einer Schulklasse<br />

kochen? Dann bestellen Sie z. B. die Wraps- & Burgerwerkstatt.<br />

Der Burger hat es inzwischen auch in die Gourmetküche geschafft. Dies<br />

gilt auch für Wraps, die der Fantasie des Kochenden viel Gestaltungsfreiheit<br />

lassen. Burger buns (Weckerl); Burger patties (Fleischlaibchen);<br />

Veggieburger und die versch. „Burgerbaupläne“; Wraps und mehreren<br />

Füll- & Serviermöglichkeiten.<br />

Termin, Ort & Kosten auf Anfrage!<br />

ANMELDUNG FÜR ALLE KURSE UNTER<br />

www.lungauerkochwerk.at oder +43 (0)664 750 48 599<br />

Anmeldefrist für ALLE Kurse bis 3 Werktage vor dem Kurs bis 12 Uhr<br />

Kochkurs auf Bestellung!<br />

MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />

Mehr Info`s:<br />

/lungauerkochwerk (offene Seite) oder auf unserer Homepage: www.lungauer-kochwerk.at<br />

Europäischer<br />

Landwirtschaftsfonds für<br />

die Entwicklung des<br />

ländlichen Raums:<br />

Hier investiert Europa in<br />

die ländlichen Gebiete<br />

<strong>Das</strong> Lungauer Kochwerk<br />

wurde ermöglicht durch eine<br />

starke Partnerschaft mit<br />

sowie MultiAugustinum und LFS Tamsweg.


SOZIALES & BRAUCHTUM | 55<br />

INKLUSION<br />

ist mehr als Integration<br />

FÜR MENSCHEN MIT BEEINTRÄCHTIGUNG UND UNTERNEHMER<br />

„WIRunternehmenINKLUSION“ steht dafür, Inklusion<br />

(übersetzt „Einschluss / einschließen“) in Unternehmen<br />

und in der Gesellschaft umzusetzen. Im Sinne der Gleichberechtigung<br />

und gesellschaftlichen Verantwortung müssen<br />

/ sollen / wollen Menschen mit Beeinträchtigung<br />

verstärkt ins Arbeitsleben integriert werden. Inklusion<br />

widerspiegelt eine gerechte nachhaltige Zukunft der Gesellschaft.<br />

Derzeit <strong>sind</strong> zirka 30 Personen mit Beeinträchtigung<br />

im Lungau auf Arbeitssuche.<br />

Inklusion ist mehr als Integration. Der Inklusionsgedanke<br />

geht davon aus, dass jeder Mensch ein anerkannter und<br />

wertgeschätzter Teil der Gesellschaft ist. Inklusion ist der<br />

Begriff, der für ein „Miteinander, in dem niemand ausgeschlossen<br />

wird“ steht.<br />

Inwieweit die Bereitschaft für Inklusion bereits besteht, das<br />

wurde im Rahmen von „WIRunternehmenINKLUSION“ –<br />

unter der Federführung von Dr. Maria Bogensperger und<br />

Mag. Cornelia Brunnauer – vor allem mit der Studie „Was<br />

hindert und was fördert Betriebe, Inklusion umzusetzen“<br />

erörtert. <strong>Das</strong> Ergebnis: 94 Prozent aller befragten Unternehmer<br />

<strong>sind</strong> der Meinung, dass alle Menschen die gleichen<br />

Rechte haben und aus dieser Grundhaltung heraus<br />

geschätzt und geachtet werden müssen. Ebenfalls <strong>sind</strong><br />

sie sich einig, dass Inklusion verändert: Gezielte Thematisierung<br />

von Inklusion verändert das Einstellungsverhalten<br />

und, da Inklusion mit gesellschaftlicher Verantwortung<br />

in Verbindung steht, sie führt zu einem positiven Image<br />

für das Unternehmen. Und auch über einen Mehrwert intern<br />

im Unternehmensalltag wurde berichtet: Menschen<br />

mit Beeinträchtigung in der Kollegenschaft verändern die<br />

Teamkultur und das Miteinander gestaltet sich anders.<br />

Mitarbeiter <strong>sind</strong> gefordert, soziale Kompetenzen zu leben,<br />

aufeinander zu achten und aufeinander einzugehen.<br />

Der nächste Schritt, das Bewusstsein für Inklusion zu stärken,<br />

war die Informationsveranstaltung „Inklusiver Dialog,<br />

inklusive Biosphärenregion Lungau“ in der WK-Bezirksstelle<br />

Lungau gemeinsam mit dem Biosphärenpark-Management.<br />

Hier erfolgte der direkte Diskurs mit Unternehmern<br />

und Betriebseigentümern aus der Region. Um Inklusion<br />

zu thematisieren, wurde zudem eine Medienkampagne<br />

(unterstützt von der KMK Versicherungsberatungs GmbH)<br />

durchgeführt: 2017 erschien einmal im Monat ein Artikel<br />

in den Lungauer Nachrichten über „Best Practice Beispiele“,<br />

sprich über Unternehmen, in denen Inklusion bereits<br />

erfolgreich stattfindet.<br />

„WIRunternehmenINKLUSION“ bietet Formate und Maßnahmen<br />

einer CSR (inklusiven) Unternehmensberatung.<br />

Konkret werden Fort- und Weiterbildungen zum Thema Inklusion,<br />

Prozessoptimierung, Marketing sozialer Nachhaltigkeit,<br />

werteorientierte Unternehmensführung und -kultur<br />

geleistet. Primäres Ziel ist es, eine fundierte, strukturierte<br />

Grundlage zu schaffen, um Inklusion gelingen zu lassen.<br />

<strong>Das</strong> Projekt wird 2018 fortgesetzt.<br />

Im Bild v.l.n.r.: Georg Macheiner,<br />

Markus Schaflchner, Barbara<br />

Steffner-Wallner, Bernhard<br />

Siebenhofer, Annette Sombekke,<br />

Cornelia Brunnauer, Peter<br />

Fuchsberger, Maria Bogensberger,<br />

Christine Steger<br />

© Fotolia.at<br />

© LN - Hannes Perner


SOZIALES & BRAUCHTUM 56 |<br />

| 57<br />

GUT VERSORGT<br />

Information aus erster Hand<br />

ANGEBOT VON MEDIZIN, THERAPIE<br />

UND PFLEGE IN DER BIOSPHÄRE<br />

Die regionale Gesundheitsversorgung muss nachhaltig<br />

gesichert sein. Dazu bedarf es eines Miteinanders von<br />

Kompetenzen aus Medizin, Therapie und Pflege, aber<br />

auch Rechtsberatung.<br />

Mit dem Landeskrankenhaus Tamsweg, das bis Februar<br />

2019 vollständig saniert und den Anforderungen an<br />

die regionale Gesundheitsversorgung entsprechend<br />

ausgebaut wird, hat die Region ihre Basis. Da der<br />

Versorgungsbedarf für kranke sowie vor allem alte<br />

Menschen nach dem Spitalsaufenthalt und der Genesung<br />

nicht aufhört, ist ein starkes Netzwerk in den Bereichen<br />

Medizin, Therapie und Pflege vonnöten.<br />

Die Bevölkerung aus erster Hand zu den Gegebenheiten<br />

und Möglichkeiten der regionalen Gesundheitsversorgung<br />

zu informieren, ist das Anliegen der Initiative „Gut<br />

versorgt in der Biosphäre Salzburger Lungau“. In dieser<br />

Kooperation wirken Krankenhaus, Hilfswerk, Notarin<br />

Sylvia Prasser, die ARGE „bitt schea drum“ sowie das<br />

Biosphärenpark-Management mit. Um die Lungauer<br />

Bevölkerung zu den aktuellen Entwicklungen im<br />

Gesundheitswesen und über ihre Möglichkeiten, dieses<br />

zu nutzen, zu informieren, wurden 2017 in allen Lungauer<br />

Gemeinden Informationsveranstaltungen organisiert. <strong>Das</strong><br />

Publikumsinteresse war rege, über 700 Besucher kamen.<br />

ARGE<br />

BITT SCHEA<br />

DRUM<br />

Helfen und helfen lassen<br />

FÜR SENIOREN DER GENERATION 60+<br />

VON SENIOREN<br />

Wenn Menschen älter werden, dann leben sie vielleicht<br />

alleine, und es fallen ihnen manche Tätigkeiten im Alltag<br />

möglicherweise immer schwerer. Ihre Mobilität ist mehr<br />

und mehr eingeschränkt – und dieses Manko verstärken<br />

die ländlichen Strukturen meist noch.<br />

Der Alltag bringt vieles mit sich, was erledigt werden muss.<br />

Dabei möchte die ARGE bitt schea drum die Menschen<br />

auf einer ehrenamtlichen, freiwilligen Basis unterstützen.<br />

Der Verein sieht sich als zusätzliches Angebot und nicht<br />

als Konkurrenz zu Pflege- und Heimhilfe-Institutionen. Die<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter, die für alle Arbeiten über den<br />

Verein versichert <strong>sind</strong>, <strong>sind</strong> nicht Freizeitbegleiter sondern<br />

Alltagshelfer.<br />

Die ARGE bitt schea drum ist ein gemeinnütziger,<br />

ehrenamtlicher und unabhängiger Verein und will „nur“<br />

eines: Helfen! Und das verlässlich, bedingungslos und<br />

jederzeit. Mit Rat und Tat wollen Senioren anderen Senioren<br />

bei Arbeiten in der Wohnung, im Haus und Garten zur<br />

Seite stehen. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-Management begleitet<br />

und unterstützt die Initiative.<br />

Eine Initiative mit Zukunft, die das soziale Miteinander<br />

durch das gemeinsame Erledigen von alltäglich nötigen<br />

und sinnvollen Tätigkeiten stärkt.<br />

<strong>Das</strong> Projekt wurde ermöglicht durch Agenda 21 und<br />

Biosphärenpark Lungau. Der Start ist somit gelungen,<br />

mittlerweile wird das Projekt erfolgreich in Partnerschaft<br />

mit dem Salzburger Hilfswerk weitergeführt.<br />

Im Bild: Alois Doppler, Kristian Philip © KWER<br />

Alle diese Schritte tragen zu einer positiven<br />

regionalen Entwicklung in puncto funktionierende<br />

Gesundheitsversorgung bei – für die Menschen im Lungau.<br />

Von Links: Alois Doppler, Bgm. Georg Gappmayer,<br />

Kristin Hauser, Karl Schwaiger, Silvia Prasser, Markus<br />

Schaflechner und Franz Bäckenberger


SOZIALES & BRAUCHTUM 58 |<br />

| 59<br />

„Als Modellregion für nachhaltige Entwicklung ist uns gerade<br />

der soziale Bereich ein großes Anliegen. Wie bereits<br />

im Bericht zur ARGE bitt schea drum erwähnt, erleben wir<br />

auch im Lungau den globalen Trend der Abwanderung<br />

vom Land hin zur Stadt. Dazu kommen noch die sinkenden<br />

Geburtenzahlen und die Tatsache, dass immer mehr junge<br />

Menschen aus dem Lungau den Weg zu den Hochschulen<br />

und Universitäten suchen. Was grundsätzlich sehr positiv<br />

ist. Da aber nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen<br />

für Absolventen von Fachhochschulen und Universitäten<br />

in der Region zur Verfügung stehen, stellt dies eine zusätzliche<br />

Herausforderung da. Als Folge kommt ein großer<br />

Teil nach erfolgreichem Studium aus arbeitstechnischen<br />

Gründen nicht mehr in den Lungau zurück, auch wenn<br />

viele das gerne würden, speziell wenn die Lebensphase<br />

‚Familie‘ ansteht. Hierdurch leidet natürlich der informelle<br />

‚Generationenvertrag‘, in dem Familienverbände generationenübergreifend<br />

aufeinander achten und sich im täglichen<br />

Leben unterstützen. Als Folge zeigt sich immer öfter<br />

der Bedarf an externer Unterstützung.<br />

Abgesehen davon ist es aber gerade das Ehrenamt,<br />

das es uns allen noch ermöglicht, als Gesellschaft so zu<br />

leben, wie wir es kennen. Gäbe es all diese Menschen<br />

nicht, die in sämtlichen Organisation bereitwillig Ehrenämter<br />

bekleiden, wäre vieles nicht mehr möglich. Umso erfreulicher<br />

ist es, dass es 2016 zusammen mit Agenda 21<br />

gelungen ist, die Idee von Kristian Philipp „ARGE bitt schea<br />

drum“ umzusetzen und dabei die finanziellen Ressourcen<br />

aufzubringen und die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

zur Gründung des Vereines zu schaffen. Seit Anfang 2017<br />

kooperiert der Verein mit dem Hilfswerk und kann so den<br />

laufenden Betrieb sicherstellen.<br />

Ich möchte an dieser Stelle einfach mal DANKE sagen,<br />

an alle Menschen, die sich ohne offensichtliche Gegenleistung<br />

für andere Menschen engagieren und einsetzen!<br />

Ohne euch bzw. Sie wäre vieles schlichtweg nicht möglich!<br />

DANKE!<br />

Als Biosphärenpark-Management werden wir auch weiterhin<br />

nach unseren Möglichkeiten versuchen, unserer sozialen<br />

Verantwortung zu entsprechen und gerade solche Projekte<br />

wie die ARGE bitt schea drum, Inklusion, Zukunft mit<br />

Herz oder auch die Informationskampagne ‚Gut versorgt<br />

in der Biosphäre Salzburger Lungau‘ zu unterstützen bzw.<br />

weiter voranzutragen.“ (Markus Schaflechner)<br />

Bitt schea einmal umblättern zur Reportage<br />

über die „ARGE bitt schea drum“!<br />

© ARGE


REPORTAGE 60 |<br />

NACHBARSCHAFTSHILFE<br />

OHNE KOMPROMISSE<br />

Die ARGE bitt schea drum unterstützt Senioren bei allem, was in<br />

Haus, Wohnung und Garten zu tun ist.<br />

DAS BEIN DES LIEBLINGSSESSELS WACKELT,<br />

das Licht im Vorhaus funktioniert schon seit Wochen nicht<br />

mehr und die volle Mülltonne müsste dringend an die<br />

Straße hinausgestellt werden. <strong>Das</strong> alles sollte doch kein<br />

Problem und mit einigen wenigen Handgriffen gelöst sein.<br />

Leider nicht für Oma. Denn Opa, der diese Dinge immer<br />

erledigt hat, ist kürzlich verstorben. Und auch nicht für den<br />

betagten Nachbarn, der noch dazu gesundheitlich angeschlagen<br />

ist. Sie beide brauchen Unterstützung. Einfache<br />

und rasche Hilfe, die sie bei der ARGE bitt schea drum<br />

unkompliziert und schnell bekommen können.<br />

Reparaturen erledigen, für Instandhaltungen sorgen, Ordnung<br />

schaffen – die guten Geister der 2016 gegründeten<br />

ARGE bitt schea drum möchten zu allen möglichen Alltagsproblemen<br />

gerufen werden. „<strong>Wir</strong> kümmern uns um<br />

Wohnung, Garten und Haus, im Grunde um alles, was<br />

dem Bewohner schwerfällt. Was wir nicht erledigen können,<br />

organisieren wir“, erklärt Kristian Philipp, Ideengeber<br />

für die lungauweite Sozialinitiative, bei der Senioren der<br />

Generation 60+ anderen Senioren im Alltag helfen. Freiwillig,<br />

gemeinnützig, ehrenamtlich und unabhängig, und<br />

kostenlos noch dazu. Die Arbeiten, die von den Helfern<br />

erledigt werden, <strong>sind</strong> mehr oder weniger aufwändig. „<strong>Wir</strong><br />

säubern Dachrinnen, wechseln Glühbirnen und montieren<br />

Schlüsselsafes für Haushalts- und Heimhilfen. <strong>Wir</strong> haben<br />

aber auch schon Holz geschnitten, Schnee geschaufelt<br />

und Rasen gemäht“, so Kristian Philipp über die bisherigen<br />

Aufgabengebiete.<br />

Unverschämte Forderungen betreffend Arbeitsleistungen<br />

haben die Helfer bis dato noch nicht erlebt – jeder<br />

ist schlichtweg froh, eine Hilfe gefunden zu haben. Ein<br />

Grundsatz der ARGE ist aber schon, dass diese freiwillige<br />

Hilfeleistung durchaus Grenzen hat. Man wird weder<br />

Reinigungstrupp, Taxi, Unterhalter oder Pflegekraft sein –<br />

dieser Aufgaben nehmen sich die sozialen Einrichtungen<br />

in der Region an. Zu ihnen sieht sich die ARGE im Übrigen<br />

keineswegs in Konkurrenz, sondern vielmehr als eine wertvolle<br />

Ergänzung. <strong>Das</strong> Miteinander mit den Sozialanbietern<br />

werten ARGE-Leiter Kristian Philipp und sein Team als<br />

Chance, zu den Zielpersonen vorzudringen. Denn, und das<br />

hat sich in den ersten Monaten der ARGE doch überraschend<br />

gezeigt: Gerne wird im Lungau nicht um Unterstützung<br />

gebeten. <strong>Das</strong> mag vielleicht an der Bescheidenheit<br />

und der Zufriedenheit mit dem Nötigsten der Kriegsgeneration<br />

liegen. Oder es ist im bekanntlich stolzen Gemüt<br />

der Lungauer begründet ...<br />

Im Bild: Alois Doppler<br />

© ARGE<br />

ROSALINDE<br />

LÜFTENEGGER<br />

aus Tamsweg<br />

“<br />

„Liebe Seniorinnen und Senioren,<br />

eine gute Nachricht möchte ich euch weitergeben!<br />

Es gibt eine Handvoll Männer und Frauen, die in selbstloser<br />

Weise, kostenlos uns bei gewissen Arbeiten unterstützen<br />

oder sie gleich ganz erledigen. Ich kann von mir<br />

sagen, dass ich über die Hilfe so sehr froh bin, da ich vieles<br />

allein nicht machen könnte. <strong>Das</strong> fängt an beim Leiterhinaufsteigen,<br />

um eine elektrische Birne auszuwechseln,<br />

geht weiter um ein lockeres Stiegengeländer zu befestigen,<br />

ganz schnell zwischendurch das Voglhäusl zu reparieren,<br />

das Altpapier zu verräumen usw .... Eine große<br />

Hilfe war mir, dass das Laub zusammengerecht wurde.<br />

Ich hätte das nicht geschafft, noch dazu alles kostenlos!<br />

Ja, man möchte es fast nicht glauben, dass es Menschen<br />

gibt, die einem einfach helfen wollen. Die ARGE bitt<br />

schea drum wurde von Kristian Philipp und Alois Doppler<br />

ins Leben gerufen und wird vom Hilfswerk unterstützt.<br />

„<br />

Diesen hilfsbereiten Menschen möchte ich ein herzliches<br />

‚Vergelt‘s Gott‘ sagen!“


62 |<br />

REPORTAGE | 63<br />

MARIA LANGER<br />

aus Weißpriach<br />

“<br />

„Diese Idee hat mich gleich begeistert und so habe ich<br />

drei Vertreter dieser Arbeitsgemeinschaft zu einer Lagebesprechung<br />

eingeladen. Ein paar Tage später kamen sie<br />

und haben rund ums Haus ganze Arbeit geleistet. Ein Segen<br />

für mich, die ich mit 84 Jahren nicht mehr alles selbst<br />

„<br />

bewältigen kann. Vielen herzlichen Dank!“<br />

Organisatorisch steht die ARGE auf solider Basis. <strong>Das</strong> Hilfswerk<br />

als primärer Partner stellt die Infrastruktur und bietet<br />

sich als Anlaufstelle bei Anfragen sowie zur Unterstützung<br />

bei der Koordination der Einsätze. Die Leistungen der<br />

ARGE und ihre „Kunden“ werden genau dokumentiert –<br />

die Akteure selbst führen Protokoll zu jeder Erledigung.<br />

Und auch die Herausforderung, eine Haftpflichtversicherung<br />

für ehrenamtliche Helfer zu erhalten, konnte bewältigt<br />

werden. Kein Geheimnis, dass man sich angesichts aller<br />

Bemühungen zum Start der ARGE im Herbst 2016 mehr<br />

Gehör, und vor allem mehr „Andrang“ erwartet hätte. Ist<br />

es doch bekannt, dass Hilfe so gut wie „überall“ benötigt<br />

wird. Schließlich <strong>sind</strong> es nicht nur viele Dinge im Alltag<br />

und in den Haushalten der Senioren, die erledigt gehören,<br />

sondern es geht auch um Situationen, die für einen älteren<br />

Menschen rasch gefährlich werden können. <strong>Das</strong> wackelige<br />

Sesselbein kann brechen, wenn sich Oma setzt, und das<br />

finstere Vorhaus verursacht Stolpersteine und bringt den<br />

betagten Bewohner möglicherweise zu Sturz.<br />

So ist die Nachbarschaftshilfe vorerst langsam angelaufen,<br />

sei’s drum. Eine sehr entscheidende Erkenntnis haben die<br />

ersten ARGE-Hilfeleistungen dennoch bereits ergeben:<br />

Die Lebensqualität der Menschen im „alternden Lungau“<br />

muss gesichert werden. „<strong>Wir</strong> haben durch unsere Tätigkeit<br />

erkannt, dass wir noch einen Schritt weitergehen müssen“,<br />

mahnt Kristian Philipp und nennt die Zahlen: „Mehr als ein<br />

Viertel der Bevölkerung im Lungau <strong>sind</strong> Senioren 60 plus,<br />

das <strong>sind</strong> 5.500 Personen im Lungau, zirka 2.000 von ihnen<br />

benötigen Betreuung. <strong>Das</strong> heißt, dass jemand kommen<br />

muss, um diesen Menschen zu versorgen, ihm Essen zu<br />

bereiten, den Haushalt zu erledigen.“ Bei 230 Betreuungsplätzen<br />

in den Lungauer Altenheimen bleibt ein erheblicher<br />

Rest, der von den Pflegeorganisationen gestemmt<br />

werden soll. Es kam rasch zum Zweitprojekt: „Sicher und<br />

barrierefrei wohnen im Biosphärenpark Lungau“ (SIBAF-<br />

WO) ist der Titel, und dieser ist selbst erklärend. So <strong>sind</strong><br />

nicht nur betagte, sondern auch durch beziehungsweise<br />

nach Krankheit eingeschränkte Menschen in den Versorgungsauftrag<br />

miteinzuschließen. Sicher und barrierefrei<br />

meint auch, Unfallprävention in den eigenen vier Wänden<br />

zu betreiben. „Es passieren 6.000 Unfälle im Jahr nur aus<br />

dem Grund, weil Gefahrenstellen im Haus <strong>sind</strong>, die nicht<br />

beseitigt werden, weil es niemand macht, und irgendwann<br />

passiert’s dann aber!“, gibt Kristian Philipp zu bedenken.<br />

SIBAFWO ist der ARGE bitt schea drum somit verschwistert,<br />

und zu den beiden Initiativen kam dann auch noch die<br />

lungauweite Kampagne „Gut versorgt im Lungau“ dazu:<br />

2017 wurden in vierzehn Lungauer Gemeinden Informa-<br />

tionsveranstaltungen organisiert, bei denen Vertreter aus<br />

Medizin, Therapie und Pflege sowie Rechtsberatung zu<br />

Status Quo und Zukunftsaussichten für die regionale Gesundheitsversorgung<br />

aufklärten. Auch die ARGE bitt schea<br />

drum war dabei – als wichtiger Teil in diesem Gesamtkonstrukt<br />

ist es ihr ein dringendes Anliegen, sich auffälliger<br />

darzustellen. Deshalb freut sie sich über jeden Mitwirkenden<br />

ebenso wie über jeden, der Unterstützung benötigt!<br />

Es ist eine All-In-Leistung, definitiv ein Service, nur eben<br />

kostenlos, den die ARGE bietet. Um Unterstützung zu bitten,<br />

muss niemanden in Verlegenheit bringen!<br />

Auf Helferseite <strong>sind</strong> es derzeit sieben ambitionierte Seniorinnen<br />

und Senioren, die ihr handwerkliches Geschick,<br />

ihre Freude an der Gartenarbeit und ihren Helfersinn<br />

gerne weitergeben. Wann, wie oft und wo welche Hilfe<br />

geleistet wird, das steht demjenigen natürlich frei. Unter<br />

den Hilfeempfängern <strong>sind</strong> bereits einige „Stammkunden“.<br />

Manchen wurde nur ein-, zweimal ausgeholfen. Der grundsätzliche<br />

Gedanke der ARGE bitt schea drum ist: Es wird<br />

jedem gerne geholfen. Weil es ein Gebot der Menschlichkeit<br />

ist, soziale Verantwortung zu übernehmen. Und aus<br />

dem einfachen Grund, „weil wir so viel zurückbekommen<br />

und so viel an Dankbarkeit erleben, und dieses Gefühl will<br />

man immer wieder haben!“<br />

Eine Reportage von Andrea Kocher | KWER<br />

KONTAKT:<br />

Tel.: +43 664 47 297 25<br />

E-Mail: bittscheadrum@gmail.com<br />

5582 St. Michael, Fichtengasse 585<br />

Im Bild: Kristian Philip<br />

© ARGE


NATUR | RAUM 64 |<br />

| 65<br />

HUMUS ALS CHANCE<br />

für eine existenzsichernde Landwirtschaft<br />

DEN GRÜNEN DAUMEN HOCH<br />

Die Grundlage der Gesundheit von Mensch, Tier und<br />

Pflanzen ist ein belebter Humus, dessen Rückgang weltweit<br />

und auch bei unseren Böden in Österreich zu verzeichnen<br />

ist. Für die Produktion eines qualitativ hochwertigen<br />

Humus braucht es eine bunte Palette aus organischen<br />

Reststoffen, die allesamt im Lungau vorrätig <strong>sind</strong>.<br />

Alle Jahre wieder werden jedoch diese organischen<br />

Reststoffe wie z. B. wertvoller Gras- und Grünschnitt aus<br />

den Lungauer Gärten und der Landwirtschaft zu weit<br />

entfernten Sammelstellen abtransportiert. Biologische,<br />

hochwertige Erde hingegen wird von außen zugekauft<br />

und dieses Phänomen tritt nicht nur zu Beginn der<br />

Balkonblumenzeit und Gartensaison auf.<br />

Diese groteske Vorgehensweise sollte in einer<br />

Modellregion für nachhaltige Entwicklung nicht länger<br />

gültig sein! Es liegt an uns, diesen natürlichen Kreislauf<br />

wieder zu schließen und in der Region unseren wertvollen<br />

Gras- und Grünschnitt zu Kompost zu verarbeiten. Eine<br />

regionale Verarbeitung unserer organischen Wertstoffe<br />

zu Humus stellt nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur<br />

langfristigen Gesundheit unserer Böden dar, sondern trägt<br />

durch die Verkürzung der Transportwege auch zu einer<br />

klimaneutralen Modellregion bei!<br />

„Humus als Chance für eine existenzsichernde<br />

Landwirtschaft“ war eine Vortragsreihe im Oktober 2016,<br />

bei der sich Landwirte und Hobbygärtner, ebenso wie<br />

Verantwortliche aus den Kommunen unter Anleitung der<br />

Boden- und Kompostexperten Angelika Lübke und Urs<br />

Hildebrandt zu diesem Thema eingängig informierten.<br />

Unter dem Motto „gesunder Boden – glücklicher Mensch“<br />

stand zwei Tagen lang das Kompostieren in Theorie und<br />

Praxis im Mittelpunkt. In Fachvorträgen an der LFS Tamsweg<br />

sowie an einem Praxisnachmittag am Biohof Sauschneider<br />

wurde den Teilnehmern ein Überblick verschafft, was<br />

qualitativ hochwertigen Kompost tatsächlich ausmacht<br />

und welche positiven Auswirkungen er auf die Gesundheit<br />

unserer Böden und Pflanzen hat. Ein richtig hergestellter<br />

Kompost stellt eine Vielfalt an gesunden Mikroorganismen<br />

und Nährstoffen zur Verfügung und bildet somit die<br />

Grundlage für die höchste Qualität unserer Pflanzen und<br />

folglich für unsere Gesundheit!<br />

Ziel <strong>sind</strong> Zusammenschlüsse seitens der Landwirtschaft<br />

und der Gemeinden, um künftig wieder eigenen Humus<br />

produzieren zu können. Dafür sollen im Lungau in<br />

zwei bis drei Jahren wieder drei bäuerlich-kommunale<br />

Kompostieranlagen entstehen, in denen organische<br />

Abfälle aus Privatgärten sowie auch Biomaterial aus der<br />

Landwirtschaft zu hochwertigem Humus umgewandelt<br />

werden – damit der Grünschnitt nicht mehr aus dem<br />

Lungau hinaus und die Erde hereintransportiert werden<br />

müssen!<br />

NAHERHOLUNGSGEBIET<br />

MURAUFWEITUNG UNTERNBERG<br />

Neuer Lebensraum<br />

FÜR DIE BEVÖLKERUNG UND FÜR ALLE GÄSTE<br />

Flussaufweitungen an der Mur bei Unternberg erfolgten<br />

insbesondere im Zuge der Umsetzung des großen<br />

Hochwasserschutzprojektes in den Jahren 2013 bis 2015.<br />

Die größten Aufweitungen fanden in den Bereichen<br />

Illmitzen, Unternberg und Neggerndorf statt, dort fließt<br />

die Mur im Vergleich zu vorher wieder in dreifacher<br />

Gewässerbreite.<br />

Diese Aufweitung versteht sich als hydraulische Entlastung<br />

und damit als umfassender Hochwasserschutz für den<br />

Siedlungs- und <strong>Wir</strong>tschaftsraum in Unternberg, aber auch<br />

als eine ökologische Verbesserung. Im Zuge der Errichtung<br />

der Schutzbauten zeigte man sich seitens der Gemeinde<br />

bemüht, die Mur zu einem neuen Lebensraum zu gestalten,<br />

vergleichbar mit der „Murinsel“ in St. Michael.<br />

Hochwasserschutz und Naherholungsraum – im Zuge<br />

der Mur-Flussaufweitung <strong>sind</strong> in Unternberg zirka sieben<br />

Hektar neues nutzbares Land entstanden. Nun<br />

wurden im Rahmen eines LEADER-Projektes noch<br />

mehrere Maßnahmen zur Wandlung zum natürlichen<br />

Naherholungsgebiet umgesetzt. Errichtet wurden etwa<br />

mehrere Ruhebänke und Podeste, ein Steg und die<br />

Aussichtsplattform Illmitzen, die Plattform Unternberg<br />

„Murstrand“ sowie der Pavillon und die Plattform<br />

Unternberg. All diese Plätze bieten Naturerlebnis und <strong>sind</strong><br />

durch die Gestaltung mit Schautafeln und Skulpturen Orte<br />

der Wissensvermittlung.<br />

Nicht nur der Flusslebensraum wird aufgewertet, die<br />

begleitend zum Hochwasserschutzprojekt getroffenen<br />

Maßnahmen <strong>sind</strong> vor allem auch der Erhöhung des<br />

Naherholungswertes dienlich. Biosphärenpark- und<br />

LEADER-Management arbeiten mit der Gemeinde<br />

Unternberg für dieses Projekt, das LEADER finanziell<br />

unterstützt, eng zusammen.<br />

© Biosphärenpark<br />

© TVB Unternberg<br />

Im Bild: Markus Schaflechner, Angelika Lübke, Barbara Hildebrandt, Urs Hildebrandt


NATUR | RAUM 66 |<br />

PREBERREGION<br />

Einzigartigen Naturraum<br />

SCHÜTZEN UND NÜTZEN<br />

„Erhalten, entwickeln und gemeinsam gestalten“ –<br />

dies ist der Leitsatz des UNESCO Biosphärenparks<br />

Salzburger Lungau. Unsere Aufgabe ist es, Traditionen,<br />

Brauchtum und Landschaften zu erhalten und dabei neue<br />

<strong>Wir</strong>tschaftsformen und Denkweisen zu entwickeln.<br />

Eines der schönsten Beispiele dafür ist die<br />

Region um den Preber. Dieser Berg bildet einen<br />

zentralen, aus vielen Teilen des Lungaus sichtbaren<br />

Anziehungspunkt und steht in erster Linie für viel<br />

Verbindendes: Die Preberregion vereint die Bundesländer<br />

Steiermark und Salzburg, sowie Naturschutz, Tourismus,<br />

Freizeit, Landwirtschaft und Kulinarik. Sie umfasst ein<br />

Naturschutzgebiet ebenso wie aktive Almwirtschaft und<br />

lässt auch touristisch und kulinarisch kaum einen Wunsch<br />

offen.<br />

Durch den Neubau der Ludlalm ergaben sich im Jahr<br />

2017 auch viele Herausforderungen. Einerseits befindet<br />

sich das Gebiet rund um den Prebersee in einem<br />

Naturschutzgebiet, das seit Generationen von Landwirten<br />

gepflegt und bewirtschaftet wird. Andererseits ist es<br />

ein Naherholungsgebiet für die Lungauer Bevölkerung<br />

wie auch für Touristen. Durch die Gestaltung des<br />

Prebergebietes ergibt sich aber auch eine Chance dafür,<br />

naturverträglichen Tourismus zu leben und ein Bewusstsein<br />

für ein harmonisches Erhalten, Entwickeln und Gestalten<br />

zu fördern: Erhaltung des Landschaftsschutzgebietes,<br />

Bewahrung von Alm- und Landwirtschaft, Entwicklung<br />

von neuen touristischen Konzepten und Gestaltung des<br />

Gebietes zum Wohle der Bevölkerung, der Pflanzen- und<br />

Tierwelt.<br />

<strong>Das</strong>s dies möglich ist, zeigt bereits die Geschichte des<br />

Prebergebietes:<br />

„Die letzte Kaltzeit im Alpenraum erstreckte sich vor rund<br />

115.000 bis 10.000 Jahren und wird als Würm-Glazial-Zeit<br />

bezeichnet. In dieser Periode reichte der Murgletscher<br />

bis zu einer Seehöhe von über 2.000 Metern. Der Lungau<br />

war zu dieser Zeit vollkommen unter einer 1.000 Meter<br />

dicken Eisdecke begraben. Nur die höchsten Berggipfel –<br />

darunter der Preber – ragten über diese Eisdecke heraus.<br />

Die Bewegungen darunter prägten die heutige Landschaft<br />

und ließen besonders gegen Ende der letzten Kaltzeit die<br />

Täler und Seen entstehen. Speziell in den Moorgebieten<br />

lassen sich diese erdgeschichtlichen Prozesse nachweisen.<br />

Durch den entstandenen Sauerstoffmangel während der<br />

Eiszeit kam es zu Konservierungen von Pflanzen und Tieren<br />

im Torf. Torf eignet sich besonders gut zur Erforschung<br />

klimatischer Veränderungen. Durch Bohrungen am<br />

Dürrenecksee und auf dem Sauerfelder Berg konnten hier<br />

auch Spuren von ersten Menschen nachgewiesen werden,<br />

die hier bereits vor 4.500 bis 5.000 Jahren Getreide<br />

angebaut haben dürften.“ (Quelle: Preber – Moorlehrfpad;<br />

Gemeinde Tamsweg) <strong>Das</strong> Überlinger-Moor ist übrigens eines<br />

der am besten erhaltenen Moore im Lungau.<br />

Herausforderungen wie das Verkehrskonzept, die<br />

Integration der verschiedenen Interessen wie auch neue<br />

Denkweisen werden die zukünftigen Entwicklungen des<br />

Prebergebietes im Speziellen beeinflussen.<br />

<strong>Das</strong> Biosphärenpark-Management beteiligt sich an<br />

dem Diskurs zu Entwicklungen im Naturraum Preber.<br />

Unter anderem widmet man sich Lösungen für ein<br />

Verkehrskonzept, das den vermehrten Einsatz von<br />

Shuttlebussen vorsieht. Mit dem Neubau der Ludlalm<br />

wurden Herausforderungen wie „Regionalität in<br />

der Gastronomie“ oder „naturnahes Bauen“ zum<br />

Gegenstand gemacht. „Schützen und nützen“, das ist die<br />

Herausforderung, der man sich unter Berücksichtigung<br />

aller Interessen auf lange Sicht annehmen muss.<br />

© Biosphärenpark


REPORTAGE | 69<br />

VOGELZUGFORSCHUNG UND<br />

ARTENSCHUTZ IM LUNGAU<br />

Gesunde Lebensräume für die Botschafter der Natur<br />

ES IST FÜNF VOR ZWÖLF ...<br />

© Anni Kogler © dreiD.at<br />

„Es ist fünf vor zwölf bei vielen Naturschätzen!“<br />

Wie bitte? <strong>Das</strong>, was Hemma Gressel von BIRDLIFE da sagt,<br />

kann doch nicht auf unseren Lungau zutreffen!<br />

Leider doch, es ist tatsächlich so. Auch das schönste Naturjuwel<br />

ist vor schädigenden Einflüssen nicht gefeit. Intensivierung<br />

von Land- und Forstwirtschaft, moderne <strong>Wir</strong>tschaftsweisen,<br />

Verbauung und andere Einflüsse zerstören<br />

Lebensräume von Tieren und Pflanzen beziehungsweise<br />

grenzen sie ein. Vögel <strong>sind</strong> ein Beispiel, an dem sich offensichtlich<br />

zeigt, wie sich selbst die Naturregion Lungau<br />

in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Dank der Schutzorganisation<br />

BIRDLIFE sowie dem EU-Projekt zum Schutz<br />

der Braunkehlchen im Lungau konnte bislang Schlimmerem<br />

vorgebeugt und manches sogar wieder verbessert<br />

werden. Dennoch, und dies belegen Studien: Vor fünfzig<br />

Jahren bewohnten den Lungau mehr als doppelt so viele<br />

Vögel wie heute. „Früher waren sie flächendeckend da,<br />

jetzt <strong>sind</strong> sie nur noch inselförmig vorhanden“, so Hemma<br />

Gressel.<br />

Für diese Entwicklung gibt es auch eine Erklärung: Früher<br />

war die Wildnis noch umfangreicher, und es gab viele<br />

feuchte Wiesen. Jeder Landwirt bewirtschaftete noch<br />

eine Streuwiese – der Verlust dieser Streuwiesen als Lebensraum<br />

für Vögel und andere Tiere gilt als gravierend.<br />

„Und die Blumenwiesen <strong>sind</strong> bekanntlich europaweit verschwunden“,<br />

fügt die Vogelkundlerin hinzu. Nur noch vereinzelt<br />

<strong>sind</strong> sie im Lungau zu finden, die Blumenwiesen, die<br />

nicht nur Vögeln sondern auch Insekten, Bienen und vielen<br />

anderen Wiesenbewohnern einen gesunden Lebensraum<br />

bieten. In der Natur hängt eben alles zusammen, und<br />

eines ergibt das andere: Kein Lebensraum, keine Tier- und<br />

Artenvielfalt - da keine Nahrung, keine Brut- und Nistplätze,<br />

keine ruhigen Rückzugsorte.<br />

Es ist dies zum einen auf das Mähverhalten zurückzuführen,<br />

zum anderen darauf, dass Wald-, Feld- und Wiesenwuchs<br />

in der Landschaft mit modernen Geräten bis in die letzten<br />

Winkel der <strong>Wir</strong>tschaftsflächen „sauber gemacht“ werden.<br />

Die Landwirtschaft steht unter wirtschaftlichem Druck, oftmaliges<br />

Mähen und Düngen <strong>sind</strong> der Weg zu besserer<br />

Milchleistung – verständlich aus Sicht des Bauern, für viele<br />

Lebewesen aber, man denke an Tierarten wie Frösche,<br />

Heuschrecken und Blindschleichen, bedeutet dies deutliche<br />

Reduktion, wenn nicht sogar Ausrottung. <strong>Das</strong>s es in<br />

der Landwirtschaft aus Leistungsdruck üblich wurde, die<br />

erste Mahd schon vor dem 15. Juni und somit mitten in der<br />

Brutzeit der Vögel durchzuführen, ist ebenso ein Problem.<br />

Und in puncto Düngung ist vor allem die Gülle prekär: Der<br />

flüssige Kuhmist ist für tierische Lebensräume schlichtweg<br />

der Tod. Auch die Wildtiere und Waldvögel <strong>sind</strong> betroffen:<br />

<strong>Wir</strong>d alles bis auf den letzten Zentimeter „gereinigt“, gibt<br />

es kein Futter mehr. Waldrandstreifen, die mit modernen<br />

Geräten penibel bearbeitet werden können, bieten keinen<br />

Platz mehr für Drosseln und andere Arten.<br />

Vogelkunde wird somit zu einem wichtigen Teil des Naturschutzes.<br />

BIRDLIFE ist der Verein, der sich am intensivsten<br />

mit dem Schutz sowie mit Forschung beschäftigt. In den<br />

ausgewiesenen Natur- und Landschaftsschutzgebieten<br />

im Lungau <strong>sind</strong> noch mehrere Vogelarten und ihre Nistplätze<br />

zu finden. Kaum bekannt ist die Zugvögel-Beringungs-„Station“<br />

südlich von Tamsweg (ein wildbewachsener,<br />

bewucherter Naturstreifen neben der Mur), die<br />

Hemma Gressel mit ihren ehrenamtlichen Helfern seit fünf<br />

Jahren betreut. Von Juli bis Oktober <strong>sind</strong> sie hier aktiv.<br />

„Wenn man bedenkt, dass diese Vögel Tausende Kilometer<br />

zurücklegen, dann ist es schon bemerkenswert, dass<br />

sie sich ausgerechnet den Lungau als Rastplatz, an dem<br />

sie fressen und ihr Fettdepot für die Weiterreise anlegen,<br />

aussuchen!“<br />

Diese „Murinsel“ ist ein perfekter Lebensraum für Zugvögel,<br />

die sich hier auf ihrer weiten Reise zur Regeneration<br />

für eine gewisse Zeit niederlassen. Allein im letzten Jahr<br />

haben die Vogelschützer an dieser Stelle in Tamsweg über<br />

tausend (!) Vögel verschiedenster Arten gezählt. Die Vorgehensweise<br />

dabei ist bemerkenswert: In feinen Netzen<br />

werden die Tiere vorsichtig gefangen, mit Fingerspitzen-


REPORTAGE 70 |<br />

gefühl befreit und dann vermessen, gewogen und – sofern<br />

sie das erste Mal hier landen – mit einem Ring registriert.<br />

Immer wieder stößt Hemma Gressel auf Wiederkehrer.<br />

Oder es gibt echte Exoten, die im Lungau Pause machen.<br />

Ein in Belgien beringter Sumpfrohrsänger gehört etwa<br />

dazu: „<strong>Das</strong> ist deshalb so einzigartig, weil diese Vogelart<br />

schräg gegen die übliche Zugrichtung zieht und ausgerechnet<br />

im Lungau landet. Sechs Wochen bleibt dieser Vogel<br />

im Brutgebiet.“<br />

Wo Vögel zu hören und zu sehen <strong>sind</strong>, ist der Lebensraum<br />

soweit noch in Ordnung. „Der Lungau ist auch nicht mehr<br />

das Paradies, im Vergleich zu anderen Regionen aber noch<br />

gut“, fügt die Hobby-Ornithologin hinzu. Selbst in der<br />

noch intakten Natur benötigen Vögel bereits Schutz. Die<br />

Artenvielfalt hat sich in den vergangenen Jahren stark reduziert,<br />

das belegen Dokumentationen aus der Zugvogelforschung<br />

und Vogelzählungen. Und auch Überlieferungen<br />

zufolge kann dieselbe Erkenntnis gezogen werden.<br />

Vorbei die Zeiten, in denen man mit dem ersten Ruf der<br />

Feldlerche in der Früh aufgestanden ist, man nachts den<br />

Lockruf der Wachtelkönige hörte und Rebhühner noch gejagt<br />

wurden. Keine Kibitze und Wachteln mehr und viele<br />

andere Vogelarten mit großer Population.<br />

Es darf nicht fünf vor zwölf um die Lungauer Vogelwelt stehen!<br />

Schließlich geben Vögel dem Landschaftsraum nicht<br />

nur viele Stimmen, sie <strong>sind</strong> auch wahrlich Botschafter der<br />

Natur.<br />

In der Natur alles hängt zusammen …<br />

„Vögel <strong>sind</strong> von der <strong>Wir</strong>tschaftsweise der Landwirtschaft<br />

abhängig“, sagt Werner Kommik, der Lungauer „Vogelvater“<br />

und Ansprechperson hinter dem EU-Projekt zum<br />

Schutz der Braunkehlchen. Seine Botschaft lautet: „Blumenwiesen<br />

retten Vögel, Insekten und andere Lebewesen.<br />

Und sie bewahren den Charakter der Region Lungau!“ Seit<br />

2006 läuft dieses europaweite Vorzeigeprojekt, seit dessen<br />

Start der Braunkehlchenbestand entscheidend gesichert<br />

werden konnte. <strong>Das</strong> Projekt zeigt deutlich das generelle<br />

Problem von schwindenden Lebensräumen auf. Und es<br />

macht ersichtlich, dass schon mit wenigen gezielten Maßnahmen<br />

bei der Bewirtschaftung der Böden viel <strong>Wir</strong>kung<br />

erreicht werden kann.<br />

Eine Reportage von Andrea Kocher I KWER<br />

Im Bild: Hemma Gressel mit Praktikantin © Biosphärenpark<br />

Weiterführend zum Thema lesen Sie das Interview mit<br />

Werner Kommik, Braunkehlchen-Schutzprojekt, sowie den<br />

Artikel zum aktuellen Projekt „Der Lungau blüht auf“<br />

auf den Seiten 70 bis 73!<br />

© Biosphärenpark


INTERVIEW 72 |<br />

INTERVIEW | 73<br />

DER LUNGAU BLÜHT AUF<br />

ein Interview mit Werner Kommik<br />

DIE LANDSCHAFT NICHT STUTZEN ...<br />

Der penibel geschnittene Rasen in Gärten und auf<br />

öffentlichen Anlagen versus die natürliche blumenreiche<br />

Wiese mit ihrer pflanzlichen und tierischen Vielfalt –<br />

Rasentrimmer und Mähgeräte <strong>sind</strong> der natürlichen<br />

Kreisläufe Feind. Warum eine blumenreiche Wiese<br />

wesentlich wertvoller ist als ein noch so schön gepflegter<br />

Rasen, und mit welchen einfachen Maßnahmen im Lungau<br />

wieder mehr Blumenwiesen blühen könnten, erörtert<br />

Werner Kommik, Initiator des EU-Projektes zum Schutz der<br />

Braunkehlchen im Lungau (seit 2006) und nun Gründer der<br />

Initiative „Der Lungau blüht auf“, im Interview.<br />

... BESSER DIE KOSTBARKEITEN<br />

DER NATUR NUTZEN!<br />

„Blumenwiesen <strong>sind</strong> Kulturwerte, genauso wie die<br />

Erhaltung unserer Pfarrkirche!“ Herr Kommik, das ist Ihre<br />

Botschaft und Ihr Appell an die Menschen im Lungau, sie<br />

mögen die Landschaft wieder vermehrt zum Erblühen<br />

bringen. Warum <strong>sind</strong> die Blumenwiesen immer weniger<br />

geworden?<br />

„Vor etwa fünfzig Jahren wurde uns eingeredet, dass nur<br />

Einheitsgrün ‚sauber’ ist, dass Wildblumen und Gräser<br />

weg müssen. Gärten sollten rasenmähergepflegt, auch<br />

Gehsteige, Gemeindewege und Böschungen mussten<br />

‚sauber’ gemäht sein. Tatsächlich <strong>sind</strong> diese Flächen aber<br />

grüne Wüsten, wo Bienen, Schmetterlinge, Vögel und<br />

andere Wiesentiere keine Nahrung finden. Es ist deshalb<br />

das dringliche Ziel, dass Blumenwiesen gefördert, und<br />

dass gerade auch Wegränder und Böschungen wieder<br />

zum Erblühen gebracht werden.“<br />

Wie kann man den Menschen motivieren, sein<br />

Lebensumfeld wieder erblühen zu lassen?<br />

„Seit einigen Jahren kommt es zu einem Umdenken.<br />

Im Lungau gibt es ja noch die blühenden Gärten und<br />

schöne Blumenwiesen, diese <strong>sind</strong> eine Bereicherung für<br />

unser Landschaftsbild und somit auch für den Tourismus.<br />

Blumenwiesen im Talbereich <strong>sind</strong> eine Besonderheit und<br />

einmalig in Europa. Der Lungau könnte europaweit ein<br />

Vorbild sein.“<br />

Jeder, der Hobbygärtner, der Landwirt und die<br />

Kommunen, kann seinen Teil beitragen, selbst wenn er<br />

nicht gleich hektarweise Grundeigentum zur Verfügung<br />

hat. Veränderung beginnt schon im Kleinen, und der<br />

öffentliche Raum sollte den Anfang machen. Was konkret<br />

können die Gemeinden tun?<br />

„Die Kommunen können aktiv werden, indem sie öffentliche<br />

Parks, Spielplätze, Verkehrsinseln, Straßenränder und<br />

Bewegungsräume, mit heimischen Saatgut einsäen<br />

und erblühen’ lassen. St. Michael hat hier einen Anfang<br />

gemacht. Als letzte Rückzugsgebiete für bestimmte<br />

Pflanzen- und Tierarten gelten Grünstreifen neben Straßen,<br />

Wegen, Böschungen und Gräben. Diese sollten vermehrt<br />

© Biosphärenpark<br />

angelegt und nur zweimal im Jahr gemäht werden. Nur<br />

so <strong>sind</strong> sie Lebensraum. Und schließlich verschönern<br />

blühende Ränder im Frühjahr bis in den Herbst das<br />

Landschaftsbild!<br />

Der Landwirtschaft kommt eine spezielle Rolle zu. Wie ist<br />

die Vision am Beispiel St. Michael?<br />

„Ziel ist die langfristige Erhaltung der kleinstrukturierten,<br />

blumenreichen Wiesenlandschaften im Gemeindegebiet<br />

von St. Michael als europäisches Vorzeigemodell für<br />

umweltfreundliche Bewirtschaftung: Heumilch aus<br />

den Lungauer Blumenwiesen wäre die beste und<br />

gesündeste Milch Österreichs. Es ist ein Leitprojekt für<br />

den Biosphärenpark Lungau! Notwendige Maßnahmen<br />

dafür <strong>sind</strong>, dass die erste Mahd später als es mittlerweile<br />

leider üblich ist erfolgt, nämlich erst nach dem 15. Juni.<br />

Durch die zu frühe erste Mahd verschwinden nicht nur<br />

die Wiesenblumen, es werden vor allem auch zahlreiche<br />

Wiesentiere in ihrer Entwicklungsphase getötet.“<br />

Für den Lebensraum und die <strong>Das</strong>einsberechtigung von<br />

Tieren, nämlich der Braunkehlchen, engagieren Sie sich<br />

seit Jahren. <strong>Das</strong> von Ihnen initiierte und betreute EU-<br />

Projekt zum Schutz der Braunkehlchen im Lungau (seit<br />

2006) ist beispielgebend. Was ist damals geschehen?<br />

„Nach einer kargen Informationsveranstaltung und<br />

folglich unzähligen persönlichen Gesprächen konnte es<br />

gelingen, mit 100 Bauern einen Bewirtschaftungsvertrag<br />

abzuschließen, dass die erste Mahd erst nach dem 15.<br />

Juni durchgeführt wird. <strong>Das</strong> ist sehr entscheidend: Die<br />

Braunkehlchen kommen um den 1. Mai in den Lungau. Bis<br />

sie Weibchen und Brutplatz gefunden haben, ist es der<br />

15. bis 20. Mai. Dazu noch ein Monat, bis der Nachwuchs,<br />

meistens <strong>sind</strong> es drei Jungvögel, ausgeflogen ist.“<br />

Für die Landwirtschaft ist es eine schwierige<br />

Gratwanderung: Einerseits gilt es, dem wirtschaftlichen<br />

Druck standzuhalten, andererseits ist eine nachhaltige<br />

Bewirtschaftungsform anzustreben. Welche Maßnahmen<br />

<strong>sind</strong> des Weiteren enthalten?<br />

„<strong>Das</strong>s es Holzzäune und Zaunpfosten gibt, die den<br />

Vögeln als Ansitze zur Verfügung stehen. Außerdem,<br />

dass Wiesenrandstreifen in der Breite von zwei Metern<br />

auf zwei Seiten des Feldes (nicht auf der Straßenseite)<br />

stehen gelassen werden – im dichten Altgras finden die<br />

Wiesenbrüter Schutz und Ruhe in der Brütezeit. Was vorerst<br />

ein großer Wunsch bleibt, ist, dass bei der Bewirtschaftung<br />

auf die Düngung mit Gülle verzichtet wird. Der flüssige<br />

Kuhmist zerstört Blumenwiese und Boden.“


74 |<br />

Von welcher Population sprechen wir nun konkret – bis<br />

2011 wurden jährliche Zählungen durch Beobachtung<br />

durchgeführt – und wo kann man Braunkehlchen<br />

beobachten?<br />

„Für heuer können wir das noch nicht sagen. Was<br />

man feststellen kann, ist, dass 2006 mit 117 gezählten<br />

Braunkehlchen im ganzen Lungau ein Tiefpunkt war. <strong>Das</strong>s<br />

man die Braunkehlchen gruppenweise auf den Zäunen<br />

sitzen sieht, dieses Bild gehört leider der Vergangenheit<br />

an. Nach 2006, mit den Maßnahmen im Rahmen des<br />

EU-Projektes, stieg die Population wieder, 2011 waren<br />

es über 300 Braunkehlchen. Zu beobachten <strong>sind</strong> sie<br />

beispielsweise bei den Baggerseen in St. Michael, generell<br />

in Auenlandschaften der Mur entlang bis Unternberg oder<br />

unterhalb von Schloss Moosham. Heuer wird wieder eine<br />

Zählung gemacht.“<br />

Es ist kein Zufall, warum die Braunkehlchen über 6.000<br />

Kilometer weit aus der Sahara ausgerechnet in den<br />

Lungau kommen. <strong>Das</strong> Umweltschutz-Verdienstzeichen<br />

des Landes, mit dem Sie ausgezeichnet wurden, ist ein<br />

Ausdruck Ihres unermüdlichen Engagements und Ihres<br />

Bemühens!<br />

„Ich hatte früher wenig Ahnung von der Landwirtschaft,<br />

das Braunkehlchen hat mich vieles gelehrt. Und eine<br />

Goldene Weisheit aus der Bauernschaft bestärkt mich in<br />

dem Ziel einer blühenden Landschaft: <strong>Das</strong> Kapital eines<br />

Bauern ist eine blumenreiche Wiese mit einem gesunden<br />

Bodenleben.“<br />

Vielen Dank für Ihr <strong>Wir</strong>ken<br />

und für das interessante Gespräch!<br />

<strong>Das</strong> Interview führte Andrea Kocher | KWER<br />

© dreiD.at


ENERGIE & MOBILITÄT 76 |<br />

SONNENENERGIE<br />

UND E-MOBILITÄT<br />

Erneuerbare Energieformen fördern<br />

FÜRS EIGENHEIM UND FÜR DIE<br />

REGIONALE ENERGIEWIRTSCHAFT<br />

und Mobilität bis hin zur Entwicklung und Umsetzung von<br />

innovativen Energielösungen. <strong>Das</strong> Augenmerk dabei liegt<br />

auf der Sonnenenergie und Elektromobilität.<br />

Die Vision: „2028 besitzt der UNESCO Biosphärenpark<br />

Salzburger Lungau den höchsten pro Kopf Anteil an<br />

gewonnener Sonnenenergie im Bundesland Salzburg,<br />

gegebenenfalls in Österreich.“ (Markus Schaflechner)<br />

<br />

Bei der Weltklimakonferenz in Paris wurde eine<br />

fundamentale Einigung erzielt, deren Umsetzung in<br />

weiterer Folge nun unter Beweis gestellt werden muss.<br />

Nichtsdestoweniger <strong>sind</strong> alleine schon die Vorhaben<br />

des neuen Klimavertrages zukunftsweisend. Neben<br />

vielen Maßnahmen steht vor allem der Wechsel der<br />

Energieformen bis zur Jahrhundertmitte im Fokus. Weg<br />

von fossilen Brennstoffen und hin zur erneuerbaren<br />

Energie, so das Motto für die Zukunft! Der UNESCO<br />

Biosphärenpark Salzburger Lungau ist bestrebt, neben<br />

dem Erhalt vor allem auch die Entwicklung in diesem<br />

so wichtigen Bereich in der Region voranzutreiben. Mit<br />

dem Ziel, weitere Perspektiven und Handlungsspielräume<br />

für die hier lebenden Menschen zu schaffen.<br />

Dabei spielt der Ausbau der gesamten Wertschöpfungskette<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Der UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau<br />

zählt nachweislich zu den Regionen mit den meisten<br />

Sonnenstunden. Manche behaupten sogar mit einem<br />

Lächeln, dass sich der Grund hierfür in der geographischen<br />

Lage wiederfindet. Denn der überwiegend<br />

größte Teil der Region befindet sich auf über tausend<br />

Metern Seehöhe und ist dadurch einfach ein Stückchen<br />

näher an der Sonne. Diesen Sonnenreichtum gilt es<br />

entsprechend nachhaltig zu nutzen.<br />

So erfolgte am 17. November 2017, nach einer<br />

einjährigen Projektvorlaufzeit, der Startschuss zur<br />

Kooperation zwischen der Salzburg AG und dem UNESCO<br />

Biosphärenpark Salzburger Lungau. Ziel dieser langfristigen<br />

Zusammenarbeit ist es, erneuerbare Energieformen im<br />

Lungau zu fördern. Die Salzburg AG unterstützt dies mit<br />

regelmäßigen Schulungsangeboten zum Thema Energie<br />

© Salzburg AG<br />

Photovoltaik-Projekt – mein Dach, mein Strom!<br />

Die Sonne birgt großes Nutzungspotenzial. Es gilt<br />

somit, Maßnahmen zu treffen, mit denen einerseits<br />

die Möglichkeiten der alternativen Energiegewinnung<br />

gefördert werden und andererseits die <strong>Wir</strong>tschaftsleistung<br />

in der Region gehalten wird. Es ist sinnvoll, aus dem<br />

Sonnenlicht erzeugte Energie gleich dann zu verbrauchen,<br />

wenn sie erzeugt wird. Überflüssige Energie soll in Form<br />

von Warmwasser gespeichert werden. Dementsprechende<br />

Angebote für Privathaushalte in der Biosphäre Lungau<br />

werden bereits im ersten Halbjahr 2018 erhältlich sein.<br />

Bereits jetzt besteht für jede Lungauer Gemeinde die<br />

Möglichkeit zur Errichtung von Photovoltaik-Anlagen<br />

auf Gemeindeobjekten durch die Salzburg AG. Für<br />

Hotellerie und Gewerbe werden bereits Photovoltaik-<br />

Checks angeboten.<br />

„<strong>Wir</strong> wollen im Lungau in den nächsten zehn Jahren die<br />

Erzeugung von Sonnenstrom forcieren. Ziel ist es, den<br />

Pro-Kopf-Anteil an sonnengewonnener Energie von<br />

derzeit 300 auf 600 Watt pro Einwohner zu verdoppeln.“<br />

(Markus Schaflechner)<br />

Im Bild: Leonhard Schitter, Bgm. Georg Gappmayer,<br />

Bgm. Wolfgang Eder, Markus Schaflechner<br />

© Biosphärenpark<br />

119-Ladestationen-Programm für Salzburg<br />

Im Frühjahr 2017 startete die Salzburg AG das<br />

„119-Ladestationen-Programm“ und unternahm damit<br />

einen ersten Schritt in Richtung Mobilitätswende.<br />

Ziel ist es, dass in jeder Salzburger Gemeinde eine<br />

öffentliche Ladestation errichtet wird. Auch in Hotellerie<br />

und Gastronomie sowie Gewerbe wird der Ausbau der<br />

E-Ladeinfrastruktur vorangetrieben.<br />

Wave Austria Tour<br />

<strong>Das</strong>s E-Mobilität im Mittelpunkt steht, wird auch mit<br />

einer einzigartigen Veranstaltung im heurigen Jahr<br />

deutlich: Im September 2018 wird die Biosphärenregion<br />

Salzburger Lungau Station der „Wave Austria Tour“<br />

sein. Diese „Green Technology Tour“ wird erstmals<br />

in der Schweiz (im Juni) und in ganz Österreich (im<br />

September) ausgetragen, die „Wave Trophy“ gilt<br />

als größte rollende E-Mobil-Veranstaltung weltweit.<br />

„Die Wave führt durch atemberaubende Landschaften<br />

und ist zu Gast bei innovativen Projekten und<br />

Unternehmen, die an einer Vision für eine grüne Zukunft<br />

arbeiten. Die Wave ist eine Plattform für alle, die die<br />

E-Mobilität vorwärts bringen wollen.“ Quelle: www.wavetrophy.com


ENERGIE & MOBILITÄT<br />

E-BIKE-REGION<br />

LUNGAU<br />

für die Bevölkerung und Gäste<br />

STRUKTUREN BIETEN KÖNNEN<br />

Der Biosphärenpark Lungau gilt seit Jahrzehnten als<br />

beliebtes Urlaubsziel für Wintersportler. Durch den<br />

Ausbau der Pistenanlagen und Beherbungsanlagen hat<br />

der Gast hier viele Möglichkeiten, seinen Bedürfnissen<br />

nach Erholung und Bewegung nachzugehen. Doch<br />

auch in den Sommermonaten bietet der Lungau viele<br />

Attraktionen für Einheimische, Urlauber und Sportler.<br />

So konnte sich unsere Region lange als höchstgelegene<br />

E-Bike-Region Österreichs verdient machen. Mittlerweile<br />

wurde das Potenzial für E-Bikes von vielen anderen<br />

Regionen aufgegriffen. Die über die Jahre installierten,<br />

insgesamt 62 Ladestationen für E-Bikes <strong>sind</strong> aktiv und<br />

bilden so die Basisvoraussetzungen für Radwege und<br />

Mountainbikestrecken. Sie, die zum Teil auch für E-Autos<br />

geeignet <strong>sind</strong>, werden weiterhin sinnvoll und effizient für<br />

den Sport- und Freizeittourismus genutzt. <strong>Das</strong> Merkmal<br />

als „attraktive E-Bike-Region mit besten infrastrukturellen<br />

Voraussetzungen“ soll erhalten bleiben. Dies bedarf einer<br />

gemeindeübergreifenden Betreuung. <strong>Das</strong> Biosphärenpark-<br />

Management ist bemüht, die diesbezüglichen<br />

Möglichkeiten gemeinsam mit potenziellen Mitwirkenden,<br />

die Erfahrung und Fachkenntnis mit einbringen, abzuklären.<br />

Ziel ist der Fortbestand der E-Bike-Region Lungau und<br />

ihre Positionierung aufgrund ihrer soliden Basisstrukturen<br />

mit einem ausgeprägten Rad- und Mountainbikewegenetz<br />

sowie der flächendeckenden Ladestationen. Dank der<br />

Kooperation mit der Salzburg AG ist man in der Biosphäre<br />

diesbezüglich auch auf bestem Weg!<br />

© Biosphärenpark


LEADER | 81<br />

LEADER<br />

Weil Ideen verwirklicht werden sollen!<br />

1<br />

ERSTER AUFTRAG VON LEADER<br />

REGIONALE WERTSCHÖPFUNG<br />

Es gibt nur wertvolle Ideen<br />

Die zentralen Ideen des UNESCO Biosphärenparks<br />

Salzburger Lungau finden sich auch in vielen aktuellen<br />

LEADER-Projekten wieder. Am Beginn eines Projektes<br />

stehen meist folgende Fragen:<br />

• Was kann uns unsere Region alles „liefern“?<br />

• Was benötigen wir im Lungau?<br />

• Wo fehlt noch etwas?<br />

Die wesentliche Frage für jedes LEADER-Projekt ist aber:<br />

Wie schaffen wir es, die Region insgesamt weiterhin zu<br />

stärken? Die Antworten darauf führen zu Ideen und diese<br />

können oft über LEADER weiterverfolgt werden. Ist der<br />

rote Faden erst gesponnen, die Umsetzung skizziert und<br />

das Auswahlgremium überzeugt, steht einer erfolgreichen<br />

Realisierung der Idee nur mehr wenig im Weg!<br />

So vielfältig wie die Zielgruppen und Ansätze der Projekte, so<br />

unterschiedlich <strong>sind</strong> auch die Projektinhalte und Menschen<br />

dahinter. Vom Regionalverband Lungau und den örtlichen<br />

Tourismusverbänden über den Lungauer Bildungsverbund<br />

bis hin zu neu gegründeten Vereinen, zur Lungauer<br />

Kulturvereinigung, zu lokalen Service-Clubs oder zu den<br />

extra für die Umsetzung lose zusammengeschlossenen<br />

Personengruppen: <strong>Das</strong> LEADER-Büro in Mauterndorf hat<br />

das große Glück, mit den unterschiedlichsten Menschen<br />

in der Region gemeinsam Projekte zu konzipieren, diese<br />

im Einreichprozess der Abwicklung und der Abrechnung<br />

zu unterstützen und die Projektträger zu begleiten. Diese<br />

bunte Mischung aus Akteuren, Ideen und Maßnahmen<br />

führte zu rund 20 Projekten in Umsetzung und zu einigen<br />

weiteren, welche gerade den Antragsprozess durchlaufen<br />

und auf die Genehmigung warten. Die aktuellen Projekte<br />

behandeln Themen aus den Bereichen regionale<br />

Wertschöpfung, Natur und Kultur sowie Gemeinwohl,<br />

Bildung und Gesellschaft.<br />

Hier finden alle Projekte ihren Platz, welche sich mit der<br />

regionalen <strong>Wir</strong>tschaft, der Land- und Forstwirtschaft oder<br />

dem Tourismus beschäftigen.<br />

Angefangen von klassischen Tourismusprojekten, wie dem<br />

Katschberger Heustadl- und Adventweg oder den beiden<br />

Themenwegen „Weg der Sinne“ und „Vogelwanderweg“<br />

in St. Michael, werden in diesen Projekten über LEADER<br />

Infrastrukturmaßnahmen gesetzt, um den Lungau für Gäste<br />

ganzjährig attraktiv zu machen, zusätzliche Angebote zu<br />

schaffen und den Biosphärenpark, seine Besonderheiten<br />

und Einzigartigkeit geschickt in Szene zu setzen. <strong>Das</strong>s diese<br />

Wege auch sehr gut angenommen werden, beweisen bereits<br />

vorliegende Zahlen, das mediale Echo sowie das Feedback<br />

der Besucher. Eine besinnliche Adventwanderung auf<br />

dem Katschberg, ein Sinnesabenteuer über das „Wunder<br />

Mensch“ oder ein Besuch auf der hoch über St. Michael<br />

thronenden Vogelbeobachtungsstation eröffnen wieder<br />

neue Perspektiven auf den Biosphärenpark und diesen<br />

besonderen Lebensraum. Besonders erwähnenswert<br />

<strong>sind</strong> hierbei auch die vielfältigen Möglichkeiten und<br />

Synergien, die aus solchen Projekten entstehen können.<br />

Beispielsweise zum Bereich Bildung, Natur oder Kultur.<br />

Der Mehrwert für die Region – das ist es, worum es<br />

LEADER geht und deshalb ist die Abstimmung mit anderen<br />

Projekten auch so wichtig. Es gilt, „Doppelgleisigkeiten“<br />

zu vermeiden, Synergien zu nutzen, Kooperationen<br />

aufzubauen und Kreativität und Innovation zuzulassen.<br />

Verleihung des „Brennessel – Naturschutzpreises“ an die Landwirtschaftliche Fachschule Tamsweg für<br />

das LEADER Projekt „Historischer Lungau Schau – und Streuobstgarten“. Im Bild: v.l.: Peter <strong>Wir</strong>nsperger,<br />

Burgi Kaiser, Georg Macheiner<br />

© dreiD.at<br />

Nachfolgend möchten wir Ihnen einen kurzen Abriss über<br />

diese Projekte geben und die Brücke zum Biosphärenpark<br />

schlagen. Weitere Informationen erhalten Sie auch im<br />

Büro der LEADER-Region Biosphäre Lungau oder auch auf<br />

unserer Homepage http://www.biosphaerenpark.eu.<br />

<br />

<br />

Herzlichst, Ihr LEADER-Manager<br />

<br />

Georg Macheiner, MSc<br />

© Robert Harson


LEADER 82 |<br />

<strong>Das</strong>s LEADER gerade hier sehr gut unterstützen kann<br />

beweist unter anderem das Projekt „Naherholungsraum<br />

Unternberg“: Damit konnte im Anschluss an die<br />

Muraufweitung, das umfassende Hochwasserschutzprojekt<br />

in der Gemeinde Unternberg, durch<br />

den örtlichen Tourismusverband ein LEADER-Projekt<br />

eingereicht werden, um diese neu geschaffene Fläche als<br />

Naherholungsraum für die Lungauer Bevölkerung nutzbar<br />

zu machen. Auch hier wird die Biosphäre lebendig, sie wird<br />

erfahr- und erlebbar. Ausgehend von der Notwendigkeit<br />

des Hochwasserschutzes konnte durch LEADER der i-Punkt<br />

auf dieses Jahrhundertprojekt der Gemeinde gesetzt<br />

werden.<br />

<strong>Das</strong>s LEADER seitens der Tourismuswirtschaft sowie<br />

auch abseits klassischer Infrastrukturmaßnahmen genutzt<br />

werden kann, zeigt das Projekt „Aufgabenoptimierung<br />

der Tourismusverbände“. In diesem folgen die<br />

Tourismusverbände Tamsweg, Lessach, St. Andrä und<br />

Ramingstein dem Motto „gemeinsam <strong>sind</strong> wir stärker“<br />

und haben sich zu einem gemeinsamen Tourismusverband<br />

zusammengeschlossen. Als neu geschaffene<br />

Serviceeinrichtung sollen Strukturen verbessert, die<br />

Arbeit mit den Gästen optimiert und die touristische<br />

Wertschöpfungskette effizienter gestaltet werden. Gerade<br />

die Wertschöpfung sollte aber nicht auf den Tourismus<br />

limitiert werden. <strong>Das</strong> wäre im Sinne einer nachhaltigen<br />

Entwicklung problematisch und auch nicht fair gegenüber<br />

den vielen Akteuren in unserer Region, welche mit viel<br />

Fleiß, Einsatz und Willen am Werk <strong>sind</strong>.<br />

Die Steigerung der regionalen Wertschöpfung durch<br />

Kulinarik, Genuss und Wissen, gepaart mit einer neuen<br />

Plattform, ist eine weitere innovative Möglichkeit, die<br />

Wertschöpfung in der Region zu erhöhen. <strong>Das</strong> ist das<br />

zentrale Element des Projektes „Lungauer Kochwerk“.<br />

Der neu gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

der Lungauer Bevölkerung den Wert des Kochens und<br />

der regionalen Lebensmittel wieder näherzubringen.<br />

Dazu werden Kochkurse angeboten und an verschiedene<br />

Zielgruppen angepasst. <strong>Das</strong> Kochwerk soll als Drehscheibe<br />

zwischen Konsument, Produzent und Verarbeiter dienen<br />

und diese Verbindung weiter stärken. Dadurch sollten<br />

letztendlich die Lungauer Bauern zur Nischenproduktion<br />

animiert und die Direktvermarktung gestärkt werden. Die<br />

„Lungauer Speis“, eine Online-Plattform, dient dieser<br />

Vernetzung und schafft moderne und attraktive Strukturen.<br />

Jetzt die Initiative ergreifen!<br />

Die Steigerung der regionalen Wertschöpfung ist für<br />

die LEADER-Region Biosphäre Lungau Hauptziel in der<br />

aktuellen Umsetzungsperiode. Wenn auch Sie dazu eine<br />

Idee haben, freuen wir uns auf ein gemeinsames Gespräch<br />

– lassen Sie uns doch gemeinsam aktiv werden!<br />

<br />

<br />

Georg Macheiner<br />

© Biosphärenpark


LEADER | 85<br />

2<br />

ZWEITER<br />

AUFTRAG VON LEADER<br />

NATÜRLICHE<br />

RESSOURCEN<br />

und kulturelles Erbe<br />

Natur und Kultur – zwei Begriffe, die untrennbar mit<br />

dem Lungau verbunden und auch zentrale Bausteine<br />

des Biosphärenparks <strong>sind</strong>, bilden die zweite thematische<br />

Gruppe für LEADER-Projekte. Die Lungauer Bevölkerung<br />

ist zu Recht stolz auf ihre Kulturlandschaft, die Schönheit<br />

und Besonderheit der intakten Natur und natürlich auch<br />

auf die gelebten Bräuche und Traditionen, welche tief<br />

in der Gesellschaft verwurzelt <strong>sind</strong> und wesentlich zum<br />

sozialen Gefüge beitragen.<br />

des Zaunbaus weitergegeben werden. Der Garten dient<br />

einerseits als Klassenzimmer, andererseits wird auch die<br />

lokale Bevölkerung eingeladen, eine Auszeit im eigens<br />

dafür errichteten Pavillon zu genießen.<br />

Die ökologische Vielfalt, das handwerkliche Geschick<br />

und die spezifischen Bedingungen der Region werden<br />

in diesem Projekt der Bevölkerung eindrucksvoll<br />

nähergebracht. Wenn Sie am Weg zum Prebersee <strong>sind</strong>,<br />

dann schauen Sie doch auch kurz vorbei. Genießen Sie die<br />

Ruhe inmitten von Obstbäumen, lauschen Sie dem Wind,<br />

der durch die Gräser pfeift, betrachten Sie die vielfältigen,<br />

nach historischen Vorbildern gebauten typischen<br />

Lungauer Zäune – tatsächlich haben diese ja auch ganz<br />

unterschiedliche Funktionen – und tauchen Sie ab in<br />

ein weiteres Geheimnis des UNESCO Biosphärenparks<br />

Salzburger Lungau.<br />

© dreiD.at<br />

Im salzburgweit einzigartigen Projekt „Boden-Kultur-<br />

Weg“ begibt man sich auf eine lehrreiche Wanderung<br />

rund um die Themen Boden, Bodenkultur und Lungauer<br />

Volkskultur. Die Bodenkultur, die Nutzung des Bodens<br />

für Land- und Forstwirtschaft, bildete über Jahrhunderte<br />

hinweg die Lebens- und Einkommensgrundlage der<br />

Menschen im Lungau und prägte unsere Gesellschaft und<br />

ihre Kultur. Im Rahmen des Projektes entstand auf Initiative<br />

des Tourismusverbandes Mariapfarr der Bodenlehrpfad<br />

mit insgesamt elf Stationen, an denen Informationen über<br />

die Themen Boden und seine Funktionen sowie über<br />

regionale Bräuche vermittelt werden. Davon erwartet sich<br />

der Tourismusverband ein verstärktes Bewusstsein für die<br />

Wichtigkeit der natürlichen Böden und ihrer Funktionen<br />

sowie eine insgesamt verstärkte Wahrnehmung und<br />

Kenntnis der Region. In Zeiten des überbordenden<br />

Ressourcenverbrauchs ein besonders wichtiges Projekt.<br />

Ähnlich gelagert ist das Projekt „Historischer<br />

Lungauer Schau- und Streuobstgarten“. Dieser<br />

ist im weitesten Sinne ein Experimentier- und<br />

Wissensgarten der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />

Tamsweg. Streuobstwiesen <strong>sind</strong> eine Besonderheit der<br />

österreichischen Kulturlandschaft und gehören zu den<br />

gefährdeten Lebensräumen. Auch im Lungau <strong>sind</strong> von<br />

den ursprünglichen und alten Sorten nur mehr wenige<br />

bekannt und die noch vorhandenen Bäume <strong>sind</strong> meist<br />

sehr alt. Durch die Pflanzung alter Obstsorten aus<br />

dem Lungau bzw. aus raueren Klimagebieten und die<br />

Einfriedung des Gartens mit ortsüblichen alten Zaunarten<br />

soll die genetische Vielfalt erhalten und auch das Wissen<br />

über diese Obstsorten und die ursprünglichen Techniken<br />

Eng verbunden mit dem Thema „Natürliche Ressourcen“<br />

ist selbstverständlich auch das Thema „Energie“. Der<br />

Lungau hat sich das Ziel gesetzt, eine Klima- und<br />

Energiemodellregion zu werden, und dies konnte<br />

2015, auch durch die Unterstützung des LEADER-<br />

Managements, geschafft werden. Um die definierten<br />

Ziele in der Region auch entsprechend umzusetzen,<br />

ist ein begleitendes Qualitätsmanagementsystem<br />

notwendig. Der Regionalverband Lungau als Projektträger<br />

beauftragt dafür einen Qualitätsmanagement-Berater für<br />

Klima- und Energiemodellregionen, der eine vorläufige<br />

Bewertung zur Umsetzung energiepolitischer Aktivitäten<br />

erstellt und diese im Rahmen eines Regionen- oder<br />

Planungsworkshops präsentiert. Dabei gibt er Hinweise<br />

zu möglichen Potenzialen, Maßnahmen und Projekten als<br />

Unterstützung für die Erstellung des Umsetzungskonzeptes<br />

der Klima- und Energiemodellregion. Er begleitet in den<br />

darauffolgenden zwei Jahren die Region in der Umsetzung<br />

der definierten Ziele und ist wichtiger fachlicher<br />

Ansprechpartner, damit diese Ziele auch von einer externen<br />

Außensicht im Auge behalten und bei Bedarf nachjustiert<br />

werden können. Abschließend werden Potenziale und<br />

Handlungsempfehlungen für die Weiterführung der<br />

Region in der nächsten Phase zusammengestellt.<br />

<strong>Das</strong> kulturelle Erbe ist Hauptthema des Projektes „Schloss<br />

Kuenburg – Ort der Begegnung“ der Marktgemeinde<br />

Tamsweg. <strong>Das</strong> rund 600 Jahre alte, denkmalgeschützte<br />

Schloss Kuenburg im Ortskern von Tamsweg ist ein<br />

zentrales, ortsbildprägendes und historisch relevantes<br />

Gebäude. Es ist weit über die Grenzen der Region hinaus<br />

bekannt. Die durchgeführte Renovierung bzw. Restauration


LEADER 86 |<br />

| 87<br />

des Schlosses hängt einerseits mit seiner Geschichte und<br />

dem vorhandenen Denkmalschutz zusammen, andererseits<br />

mit gesellschaftlichen Herausforderungen der Region.<br />

Im Rahmen des LEADER-Projektes, welches nur einen<br />

kleinen Teil des Gesamtprojektes beschreibt, sollte das<br />

Schloss zukünftig in seinen vielfältigen gesellschaftlichen<br />

Funktionen verstärkt wahrgenommen werden.<br />

Im Zuge der Restaurierung des Schlosses hat sich die<br />

Marktgemeinde Tamsweg entschlossen, den Wert und die<br />

Schönheit des Gebäudes sowie vor allem seine Funktionen<br />

der gesamten Region zugänglich zu machen. Dahingehend<br />

fließt die Historie der Marktgemeinde Tamsweg in das<br />

Projekt ein, lokalen Künstlern und Institutionen werden<br />

Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bzw. gestalten<br />

diese die Räumlichkeiten. Zudem widmet man sich den<br />

gesellschaftlichen Herausforderungen der Region und<br />

treibt diese in den Bereichen Gesundheit, Jugend und<br />

<strong>Wir</strong>tschaft gezielt voran. LEADER unterstützt dieses<br />

Projekt unter anderem in der erstmaligen Einrichtung<br />

einer sozial-psychiatrischen Tagesbetreuung, der Jugendund<br />

Zukunftsentwicklung und der Gestaltung der neuen<br />

Räumlichkeiten im historisch wertvollen Gebäude sowie<br />

mit einer begleitenden Medienkampagne.<br />

<br />

Georg Macheiner<br />

© Hilfswerk<br />

3<br />

DRITTER<br />

AUFTRAG VON LEADER<br />

GEMEINWOHL, STRUKTUREN<br />

und Funktionen von LEADER<br />

Eine starke Region benötigt funktionierende Strukturen<br />

und Maßnahmen zur weiteren Stärkung des Gemeinwohls.<br />

Auch diesen Herausforderungen widmet sich LEADER.<br />

Eine Region ist stets auch Ausdruck der Menschen, die sie<br />

bewohnen. Sie formen und gestalten ihren Lebensraum<br />

– ihre Biosphäre. Deshalb <strong>sind</strong> diese Strukturen und<br />

Funktionen sowie das Gemeinwohl ein zentrales Element<br />

von LEADER und die dritte Säule in der laufenden Periode.<br />

Da auch der Biosphärenpark mitunter einen stark auf das<br />

Gemeinwohl orientierten Ansatz aufweist und Bildung ein<br />

zentrales Thema ist, spiegelt sich dieses auch in vielen<br />

LEADER-Projekten wider. Im Jahr 2017 war Bildung ein<br />

bestimmendes Thema für die LEADER-Region Biosphäre<br />

Lungau. In diesem Themengebiet <strong>sind</strong> aktuell neun<br />

Projekte in der Umsetzung.<br />

Die 20-minütige Lehrdokumentation der Ferienregion<br />

Lungau über den Biosphärenpark Lungau widmet<br />

sich der Unberührtheit und Schönheit der Natur, der<br />

beeindruckenden und einzigartigen Ressource des<br />

Lungaus. Die Dokumentation wird einerseits für die<br />

touristische Vermarktung genutzt – sich von anderen<br />

Alpendestinationen abzuheben, lautet das Gebot der<br />

Stunde – andererseits wird sie natürlich auch der Lungauer<br />

Bevölkerung und insbesondere den Bildungseinrichtungen<br />

zur Verfügung gestellt. Eine Region wie der Lungau, die<br />

mit Abwanderung und Überalterung konfrontiert ist, muss<br />

alle zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen, um die<br />

Jugend und Kinder für den besonderen Lebensraum zu<br />

sensibilisieren. Diese eindrucksvolle Dokumentation ist ein<br />

weiteres Puzzlestück dazu.<br />

Die Themen Bildung und Kinder <strong>sind</strong> auch in<br />

weiteren LEADER-Projekten prominent vertreten: Im<br />

Kindergartenprojekt „Gemeinsames Naturerlebnis<br />

im UNESCO Biosphärenpark Lungau“ macht man<br />

sich mit den Kleinsten unserer Gesellschaft auf, die<br />

Biosphäre zu erkunden. Die Lungauer Kindergärten<br />

besuchen einander gegenseitig und lernen so ihre Heimat<br />

und ihre Altersgenossen kennen. <strong>Das</strong> Schulprojekt<br />

„Biosphärenparkschule 2.0“ wiederum steht ganz im<br />

Zeichen einer umfassenden Beschäftigung mit dem<br />

Biosphärenpark und unserem Lebensraum Lungau über die<br />

gesamte Volksschulzeit. Durch diese Pilotprojekte werden<br />

langfristig Strukturen aufgebaut, in welchen auch die<br />

Kinder ihre Eltern für den Biosphärenpark sensibilisieren.<br />

In beiden Projekten ist der Biosphärenpark die treibende<br />

Kraft hinter den Projekten.<br />

Bildung betrifft aber nicht nur Kinder und Jugendliche,<br />

sondern die gesamte Gesellschaft. Altes Wissen etwa spielt<br />

in einem weiteren LEADER-Projekt die Hauptrolle. Initiiert<br />

vom Lungauer Bildungsverbund und in Kooperation<br />

mit dem Biosphärenpark begibt man sich auf die Suche<br />

nach dem „Alten Wissen“ – Wissen, welches unsere<br />

Gesellschaft maßgeblich geprägt hat und das nun durch<br />

Veränderungen der Gesellschaft, unserer <strong>Wir</strong>tschaft und<br />

unserer Lebensumstände droht verloren zu gehen. Im<br />

Rahmen von Workshops, Interviews und Veranstaltungen<br />

begibt man sich auf die Suche nach diesem besonderen<br />

Wissen und dokumentiert es. Vor allem werden dabei<br />

auch Mittel und Wege gesucht, wie dieses Wissen wieder<br />

zeitgemäß in Wert gesetzt werden kann.<br />

Ein gesellschaftlich hochrelevantes Thema für den Lungau<br />

ist auch die Arbeitsplatzsituation. Dabei geht es aber nicht<br />

nur um verfügbare, sondern vor allem auch um attraktive<br />

Arbeitsplätze. Solche schließen beispielsweise auch<br />

Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge mit<br />

ein. Hier hat der Lungauer Bildungsverbund eingehakt<br />

und anhand einer Machbarkeitsstudie wird im LEADER-<br />

Kleinprojekt erhoben, was einen „Great Place to Work“<br />

ausmacht und wie eine gesunde Arbeitsplatzregion Lungau<br />

aussehen könnte. <strong>Das</strong> Ergebnis dieses Projektes sollte ein<br />

konkret anwendbarer Leistungskatalog zur Umsetzung und<br />

Einführung betrieblicher Gesundheitsvorsorgemaßnahmen<br />

sein und einen strategischen Rahmen für eine breite<br />

Umsetzung bieten. Diese könnte für den Lungau ein<br />

starkes Alleinstellungsmerkmal sein und drohenden<br />

Strukturproblemen vielleicht auch etwas entgegensetzen.<br />

Die vielfältigen Möglichkeiten einer LEADER-Förderung<br />

hat auch die Marktgemeinde St. Michael erkannt und ein<br />

Dorfentwicklungskonzept zur Förderung eingereicht.<br />

Anhand von Workshops und Ortsbegehungen sowie eines<br />

breiten, umfangreichen Bürgerbeteiligungsprozesses<br />

sollen Möglichkeiten und Strategien entwickelt werden,<br />

um den Ortskern wieder stärker zu beleben und neue<br />

Impulse für die Marktgemeinde zu setzen.


LEADER 88 |<br />

| 89<br />

Unsere Gesellschaft ist keineswegs homogen, sondern<br />

im Kern bunt und vielfältig. Damit einher geht aber<br />

auch die Problematik, dass es Menschen gibt, die<br />

am gesellschaftlichen und sozialen Leben nur schwer<br />

teilnehmen können. Auch im Lungau gibt es viele<br />

Menschen, die sich aufgrund unterschiedlicher Aspekte<br />

am Rand der Gesellschaft wiederfinden. Für diese<br />

Menschen hat die Lungauer Kulturvereinigung das<br />

LEADER-Projekt „Kemmts eina“ initiiert und dadurch<br />

ihr Kerngeschäft ausgeweitet. Sie hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, die Integration und Teilnahme am kulturellen,<br />

sozialen und gesellschaftlichen Leben für alle Bewohner<br />

des Lungaus zu ermöglichen. Im Rahmen des Projektes<br />

wird eine Halbtagstelle gefördert, welche für die neuen<br />

aktivierenden und partizipativen Bereiche eingesetzt wird.<br />

Diese drehen sich um Migrationsprojekte, Projekte von,<br />

für und mit beeinträchtigten Menschen, Projekte für und<br />

mit jungen Frauen mit kleinen Kindern und Familien sowie<br />

Projekte von und für ältere Menschen.<br />

Dem „Kampf gegen den plötzlichen Herztod“ hat der<br />

Rotary Club Lungau sein LEADER-Forschungsprojekt<br />

gewidmet. Diese Form der Herzerkrankung<br />

ist in der westlichen Welt eine der häufigsten<br />

Todesursachen. Ein möglichst schnelles Eingreifen<br />

und der Einsatz eines Defibrillators können hierbei die<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich steigern. Im Rahmen<br />

eines wissenschaftlich begleitenden Pilotprojektes wurde<br />

in allen Hauptorten des Lungaus ein jederzeit öffentlich<br />

zugänglicher Laiendefibrillator installiert. Begleitend gab<br />

es Vor-Ort-Schulungen zum Thema „Plötzlicher Herztod“<br />

und „Umgang mit Defibrillatoren“ durch Ärzte des Rotary<br />

Clubs, die einer entsprechenden Wissensvermittlung<br />

und Bewusstseinsbildung zu diesen Themen und zum<br />

Verhalten im Ernstfall dienen. Insbesondere sollte den<br />

Menschen dadurch auch die Scheu genommen werden,<br />

im Ernstfall tätig zu werden und die Defibrillatoren zu<br />

nutzen. <strong>Das</strong> Projekt wird medial begleitet und in einer<br />

wissenschaftlichen Studie aufgearbeitet.<br />

Abschließend befindet sich aktuell auch noch das<br />

salzburgweite Kooperationsprojekt „Altes Handwerk<br />

neu erleben“ in der Umsetzung. Mit großem Einsatz hat<br />

die Landjugend Salzburg ein landesweites LEADER-Projekt<br />

eingereicht, um dieses Wissen durch Workshops an die<br />

junge Generation weiterzugeben. <strong>Das</strong> Bildungsprojekt<br />

widmet sich regionalen Bräuchen, Traditionen und<br />

handwerklichen Besonderheiten. Theoretisch und praktisch<br />

werden diese vermittelt und regen zur weiteren intensiven<br />

Auseinandersetzung der Jugendlichen mit traditionellem<br />

Handwerk an. In der Entwicklung des ländlichen Raumes<br />

ist die Landjugend ein unersetzlicher Partner. Kreativität,<br />

Ideenreichtum, Offenheit und Zusammenhalt bringt man<br />

gerne mit ihr in Verbindung. Diese Stärken, gepaart mit<br />

der Kraft der Jugend, setzen für alle ländlichen Regionen<br />

Österreichs ein starkes Zeichen für ein gelingendes Leben<br />

am Land – auch in Zukunft und auch im Biosphärenpark<br />

Lungau.<br />

LEADER will etwas bewegen! Die Förderschiene kann<br />

Ideen anstoßen, Visionen zum Leben erwecken und der<br />

notwendige Motor für eine gute und erfüllende Reise in<br />

die Zukunft sein.<br />

Deshalb wurde in diesem kurzen Abriss auch nicht auf<br />

alle Projekte im Detail eingegangen – bei der Masse an<br />

Projekten, Ideen und den unterschiedlichen Fortschritten<br />

der Projekte ist dies auch nicht möglich. So wurden,<br />

während dieses <strong>Magazin</strong> entstand, bereits weitere Projekte<br />

konzipiert und eingereicht. Einige stehen noch am Anfang<br />

und manche <strong>sind</strong> kurz vor dem Weg ins Auswahlgremium.<br />

<strong>Wir</strong> bitten alle Projektträger dieser Projekte um Verständnis,<br />

dass ihre Ideen und Projekte in dieser Ausgabe noch keine<br />

Erwähnung fanden. Leader ist in Bewegung – und in der<br />

nächsten Ausgabe dieses <strong>Magazin</strong>s werden wir wieder auf<br />

weitere und neue Projekte eingehen. Bis dahin möchten<br />

wir Sie auch auf unsere Homepage verweisen, auf welcher<br />

Sie zu all unseren Projekten Kurzbeschreibungen finden.<br />

In der laufenden Periode können noch bis 2020 Projekte<br />

eingereicht werden. Sollten auch Sie eine Idee haben<br />

und nicht wissen, wie Sie sie umsetzen können, freut sich<br />

das LEADER-Management, wenn wir Sie in unserem Büro<br />

begrüßen dürfen! Gerne besprechen wir Ihre Projektidee<br />

und stehen Ihnen unterstützend zur Seite. Lassen Sie uns<br />

doch zusammen weiterarbeiten und wer weiß – vielleicht<br />

<strong>sind</strong> Sie in der nächsten Ausgabe dieses <strong>Magazin</strong>s auch<br />

schon erwähnt.<br />

© dreiD.at<br />

<br />

MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />

Georg Macheiner<br />

Europäischer<br />

Landwirtschaftsfonds für<br />

die Entwicklung des<br />

ländlichen Raums:<br />

Hier investiert Europa in<br />

die ländlichen Gebiete


IMPRESSUM:<br />

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: UNESCO<br />

Biosphärenpark Salzburger Lungau, A-5570 Mauterndorf, Markt<br />

89, T +436472 7740, office@lungau.org, www.biosphaerenpark.<br />

eu | Projektleitung: UNESCO Biosphärenpark Salzburger Lungau:<br />

Markus Schaflechner | Grafik & Layout: KWER, www.kwer.<br />

at | Texte: Markus Schaflechner, Marianne Prodinger, Othmar<br />

Ortner, Andrea Kocher (KWER), Georg Macheiner, Kristin Hauser,<br />

Barbara Hildebrandt, Maria Bogensberger | Druck: Samsondruck<br />

GmbH | Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem<br />

<strong>Magazin</strong> auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und<br />

weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche personen- und<br />

berufsbezogenen Bezeichnungen, wie Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer, Schülerinnen und Schüler, ... <strong>sind</strong> geschlechtsneutral<br />

zu verstehen und selbstverständlich gleichwertig gemeint.<br />

Irrtümer, Satz- und Druckfehler vorbehalten. | Stand: März 2018<br />

© Biosphärenpark<br />

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des<br />

Österreichischen Umweltzeichens, Samson Druck GmbH,<br />

UW-Nr. 837, www.samsondruck.at


MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND, LAND UND EUROPÄISCHER UNION<br />

© KWER<br />

Europäischer<br />

Landwirtschaftsfonds für<br />

die Entwicklung des<br />

ländlichen Raums:<br />

Hier investiert Europa in<br />

die ländlichen Gebiete

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