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Leute<br />
EIN BÜRGERMEISTER MIT G'SPÜR.<br />
Gerald Hackl in seinem Büro<br />
im Steyrer Rathaus.<br />
Im Vorjahr feierte er seinen 60er,<br />
nächstes Jahr folgt das zehnjährige<br />
Amtsjubiläum: Der Steyrer Bürgermeister<br />
Gerald Hackl regiert eine der letzten<br />
SPÖ-Hochburgen im Land. Wir besuchten<br />
den bodenständigen Politiker, der<br />
„den schönsten Job der Welt“ ausübt,<br />
an seinem Arbeitsplatz im wahrscheinlich<br />
schönsten Rathaus Oberösterreichs.<br />
Mein steyr<br />
Ein Stadtgespräch<br />
Es ist der schönste Job der Welt<br />
Der Steyrer Bürgermeister Gerald Hackl begeht 2019 sein 10-jähriges Amtsjubiläum<br />
Gerald Hackl kündigte im Jahr<br />
2009 seinen Job als SPÖ-<br />
Bezirksgeschäftsführer und<br />
verzichtete dabei auf ein<br />
Rückkehrrecht, als er das Amt<br />
des Steyrer Bürgermeisters annahm<br />
– diese einschneidende Entscheidung<br />
ist fast schon wieder zehn Jahre her,<br />
seitdem hat sich Steyr stark gewandelt.<br />
Vor allem das Verkehrsproblem hat sich<br />
zwar nicht in Luft aufgelöst, man hat es<br />
aber – anders als in Linz – gut in den<br />
Griff bekommen. Und nicht nur das:<br />
„Eigentlich sind alle großen Projekte auf<br />
Schiene. Taborknoten-Posthofknoten,<br />
die neue Garage samt Fußgängersteg ins<br />
Zentrum, Fachhochschulerweiterung,<br />
neue Altenheime, auch im Wohnbau geht<br />
enorm viel weiter. Die Leistungsbilanz<br />
ist sehr positiv, aber es gibt dennoch<br />
genug zu tun“, sagt Hackl, der einen sehr<br />
guten Kontakt zu Linz und seinem<br />
ebenfalls „roten“ Bürgermeister<br />
hat.<br />
Kein Neid. Obwohl<br />
Hackl jeden Vergleich<br />
mit Linz scheut – oder<br />
gar neidisch in Richtung<br />
Landeshauptstadt<br />
blickt: „Wir können uns<br />
als kleine Bezirksstadt<br />
auch gar nicht mit<br />
einer Landeshauptstadt<br />
vergleichen. Jeder muss in seinem<br />
Bereich das Bestmögliche tun – da gibt<br />
es untereinander weder Neid, Ratschläge<br />
oder Kritik. Klaus Luger und ich sind<br />
beide Sozialdemokraten und denken<br />
daher ähnlich. Wir schauen immer<br />
drauf, alle ‚mitzunehmen‘ und dass das<br />
soziale Netz dicht geflochten bleibt.“ Die<br />
Zusammenarbeit mit den Bürgemeistern<br />
vieler anderer Kommunen ist für Hackl<br />
sogar „mehr als ein Begegnen auf<br />
Augenhöhe, denn es geht oft schon ins<br />
Freundschaftliche hinein.“ Und auch im<br />
Steyrer Gemeinderat wird viel weniger<br />
gestritten als früher – ein Verdienst von<br />
Gerald Hackl, der seine Partei öffnete.<br />
„Sowas ist keine Einbahnstraße, es<br />
kommt viel zurück, das sieht man an den<br />
vielen gemeinsamen Projekten.“<br />
„Kritik muss man aushalten“.<br />
Politiker haben heutzutage ja nicht<br />
immer das beste Ansehen in<br />
der Bevölkerung, es wird<br />
geschimpft und getadelt, aber<br />
selten gelobt. Wie geht‘s<br />
Ihnen damit, Herr Hackl?<br />
„Die Kommunalpolitiker<br />
haben den Vorteil, dass<br />
sie noch ein relativ hohes<br />
Ansehen genießen –<br />
und da ganz speziell die<br />
Bürgermeister, weil das<br />
die Politiker sind, die man<br />
oft auch persönlich sehr gut kennt. Und<br />
wenn es da und dort mal Kritik gibt, ist<br />
das auch gut so – und das muss man<br />
auch aushalten können.“<br />
Symbol des Aufstiegs. Der Sport<br />
war lange Zeit ein Stiefkind in Steyr, aber<br />
auch das hat sich in den letzten Jahren<br />
geändert. Bestes Beispiel: der Fußballklub<br />
Vorwärts Steyr, der einen ähnlichen Weg<br />
wie die Stadt hinter sich hat. Auch dort<br />
hat man sich durch Zusammenhalten und<br />
Teamwork von unten bis fast ganz nach<br />
oben gearbeitet, jetzt klopft man sogar<br />
wieder an der Tür zur zweiten Liga an.<br />
„Auch dort werden von den Funktionären<br />
keine Luftschlösser gebaut, man ist sich<br />
aber bewusst, was möglich ist.“<br />
Geerdete Menschen. Aber was<br />
macht einen „echten Steyrer“ eigentlich<br />
aus, Herr Bürgermeister? Die Leute in<br />
‚seiner‘ Stadt seien aufgrund der langen<br />
Tradition als Arbeiterstadt besonders<br />
geerdet, aber auch stolz auf sich selbst:<br />
„Wenn zu einem Steyrer jemand sagt,<br />
wie schön unsere Stadt ist, sagt dieser<br />
selbstbewusst: „Danke aber das weiß ich“,<br />
grinst Hackl. Bodenständigkeit beweist<br />
Hackl auch bei der Frage nach seinem<br />
Lieblingsplatzl in Steyr: „Mein kleiner<br />
Garten bei mir zuhause. Ich wohne neben<br />
dem Amateure-Sportplatz in einer alten,<br />
gewachsenen Siedlung. Das sind Dinge,<br />
die kann man sich nicht kaufen.“<br />
n<br />
Fotos: Redaktion<br />
40<br />
STILVOLL. Die schwere, stilvolle alte Holztüre zu Hackls Büro.