LADY'S ROOM - Emanuela Boller
LADY'S ROOM - Emanuela Boller
LADY'S ROOM - Emanuela Boller
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spektrum VOR ORT<br />
1<br />
2<br />
VORHER<br />
1: Ein Bad wie aus vergangenen<br />
Zeiten, aber mit heutigem Komfort:<br />
<strong>Emanuela</strong> <strong>Boller</strong> und Beat Glässer<br />
haben dem Raum gemeinsam mit<br />
der Bewohnerin einen speziellen<br />
Charme verliehen – durch antike<br />
Möbel und einen ausgefallenen<br />
Bodenbelag.<br />
2: Das alte Badezimmer aus den<br />
1980er-Jahren wirkte gesichtslos<br />
und machte wenig Lust auf einen<br />
längeren Aufenthalt.<br />
LADY’S<br />
<strong>ROOM</strong><br />
Ein Bad zum Wohnen und Wohlfühlen. Mit<br />
Geschichten und Geschichte. Ein Bad, das<br />
zur Bewohnerin passt. Ein Fall für <strong>Emanuela</strong><br />
<strong>Boller</strong> und Beat Glässer! Sie haben dem<br />
Raum nostalgischen Charme verliehen.<br />
Text: <strong>Emanuela</strong> <strong>Boller</strong> / Styling und Gestaltung: <strong>Emanuela</strong> <strong>Boller</strong> und Beat Glässer<br />
Fotos: Jürg Zimmermann / Redaktion: Britta Limper<br />
3<br />
3: Die lange Messingleuchte, die<br />
entlang der linken Wand hängt,<br />
streut durch ihr Lochmuster, bei<br />
dem die Öffnungen zufällig verteilt<br />
sind, das Licht.<br />
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<strong>Emanuela</strong> <strong>Boller</strong>,<br />
Farbgestalterin HF<br />
Umbauen+Renovieren 6 | 2010 21
spektrum VOR ORT<br />
Die Coiffeuse passte ins Konzept<br />
und wurde in ein cremefarbenes<br />
Schmuckstück mit aufgesetztem<br />
Schalenbecken verwandelt.<br />
4<br />
6: Vor der Umgestaltung bot das<br />
Badezimmer kaum Stauraum.<br />
Demzufolge wirkte es eher<br />
wie ein Abstellraum und lud nicht<br />
wirklich zu Wellness, Erholung<br />
und Schminken ein.<br />
6<br />
5<br />
4: Sammlerstück: Die Coiffeuse<br />
stammt aus dem Fundus der<br />
Bewohnerin. Restauriert und mit<br />
einem Aufsatzbecken versehen wird<br />
sie zum Schmuckstück des Bades.<br />
5: Auch die Wannenarmatur<br />
und die Aufhängeschale versprühen<br />
den Charme vergangener Zeiten.<br />
VORHER<br />
K<br />
lar, steril und kühl wie ein Kühlschrank», so Jasmine<br />
über ihr Badezimmer. Ihren Aufenthalt darin beschränkt<br />
sie auf das Nötigste. Im Rahmen der Renovation<br />
zum Stockwerkeigentum des 1930er-<br />
Jahre-Hauses, wo Jasmine wohnt, wurden in den<br />
1980er-Jahren sämtliche Nasszellen neu ausgebaut. Nach damaligem<br />
Geschmack und Zeitgeist war das Bad weiss gekachelt, die<br />
Wanne eingebaut und die WC-Wasserspülung mit allen Leitungen<br />
in einer Vormauer untergebracht. Was heute, 30 Jahre später, unter<br />
«Traumbad» oder «Wellness» vermarktet wird, atmet oftmals einen<br />
ähnlichen Geist: nüchtern, «eingepackt» und eingebaut.<br />
Das Gestalterteam schlägt einen Raum vor, der Intimität respektiert,<br />
in dem man sich gerne an- und entkleiden mag, der zum Wohnen<br />
– im Althochdeutschen «sein, zufrieden sein, bleiben» – eingerichtet<br />
ist, einen Raum, der Geschichten birgt und erzählt, durch<br />
geschichtsträchtige naturechte Stoffe und Materialien und weiche<br />
Formen. Beim Bade-Zimmer handelt es sich um ein Zimmer, in dem<br />
man sich Waschungen hingibt. Zu Römers Zeiten waren Bäder<br />
Räume mit Wasserbecken. Während Jahrhunderten badeten die<br />
Menschen aber, wenn überhaupt, in Bottichen oder Zubern, zuerst<br />
aus Holz, dann aus Zinn, die in Küche oder Waschküche standen.<br />
Toilette machte man allenfalls im Schlafzimmer an Waschschüssel<br />
und Waschtisch. Badezimmer im eigentlichen Sinne entstanden in<br />
bürgerlichen Kreisen erst vor 100 Jahren. Noch Grossmutter frisierte<br />
und schminkte sich nicht in der Nasszelle, sondern im Schlafzimmer<br />
vor der Coiffeuse, auf der ihre Toilettengarnitur stand: Parfum, Puderquaste<br />
und Haarbürste. Daraus entwickelt das Team die Idee des<br />
Möblierens. Bade-Zimmer-Möbel werden als Möbel im beweglichen<br />
Sinn (lateinisch mobilis, beweglich, im Gegensatz zu den unbeweglichen<br />
Grundstücken und Gebäuden, den Immobilien) eingesetzt,<br />
um die Wohnlichkeit zu steigern. Beispielsweise soll das WC auch<br />
als Sitzgelegenheit dienen; ein Hocker, auf dem man gerne Platz<br />
nimmt. Die Vormauerung als «eingepacktes Element» musste zugunsten<br />
von mehr Raum abgebrochen werden.<br />
Persönlichkeit zeigen | Jasmine liebt Rost und Afrika und echte Materialien.<br />
Damit meint sie – und wiegt dabei einen vernickelten,<br />
schweren Handtuchhalter aus den 1930ern in der Hand – langlebige,<br />
schön alternde Materialien: «Neue Armaturen etwa bestehen teilweise<br />
aus Plastikteilen, von denen nach ein paar Jahren die Verchromung<br />
blättert und für die man keine Ersatzteile mehr erhält.» Beim<br />
Bodenbelag entschied man sich für norditalienische achteckige sowie<br />
quadratische Feinsteinplatten mit fünfzehn verschiedenen Sujets.<br />
Bunt zusammengewürfelt scheint dieser Boden aus einer<br />
Sammlung zu stammen und lässt in orientalische Geschichten eintauchen.<br />
Dadurch angeregt, hob die Sammlerin Jasmine aus ihrem<br />
Fundus eine Coiffeuse, die sie als Jugendliche mit ihrer Mutter erstanden<br />
hatte. Die Coiffeuse passte ins Konzept und wurde in ein<br />
cremefarbenes Schmuckstück verwandelt mit aufgesetztem, neuem<br />
Schalenbecken, innen emailweiss, aussen perlbeige.<br />
Die Wände im lichtgrünen Kalkkleid strahlen die Wärme ihrer<br />
Herstellung ab. Um das Kalk zu brennen, muss tagelang fuderweise<br />
Holz verbrannt werden, und um die verschiedenen Kalkschichten an<br />
die Wand zu pressen, braucht es Kraft und Hinwendung. Die hier<br />
eingesetzte Technik Calce rasata ist eine italienische Spachtelkunst,<br />
ähnlich einer Kalkglätte, in der teilweise die Grundputz-Ribeli durch<br />
die leicht durchsichtigen Kalkschichten als feine Tupfen durchscheinen.<br />
Dem reinen Kalk streute der Verarbeiter gemäss Farbkonzept<br />
ein eher seltenes grünes Pigment bei, das Verde Brentonico aus ›<br />
7: Rundum stilsicher. Sogar die<br />
Toilette passt, obwohl technisch auf<br />
dem neusten Stand, perfekt zur<br />
besonderen Atmosphäre des<br />
Badezimmers. Der Eichenholzdeckel<br />
des WCs lädt zum angenehmen<br />
Sitzen ein.<br />
8: Bis ins Detail: Die Coiffeuse,<br />
aussen perlbeige, innen emailweiss,<br />
bietet Stauraum und wird zugleich<br />
zur Bühne für Parfums.<br />
22 Umbauen+Renovieren 6 | 2010<br />
Umbauen+Renovieren 6 | 2010 23<br />
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8
spektrum VOR ORT<br />
24<br />
Umbauen+Renovieren 6 | 2010<br />
› dem Trentino in Italien. Um den durch die Verglättung bereits wasserdichten<br />
Kalkputz vor dem Spritzwasser zu schützen, wurden die<br />
Wände mit Olivenölseife geseift.<br />
Bis ins Detail | Pièce de résistance war die Wanne. Sollte sie frei stehen<br />
und damit ein Möbel darstellen? Oder sollte sie, für die Raumpflege<br />
angenehmer, als Einbauwanne geplant werden? Sollte eine<br />
neue Designwanne her oder die alte belassen werden, um das Budget<br />
zu schonen? Im Hinblick auf die im Alter eingeschränkte Beweglichkeit<br />
wurde sogar ein Einstiegstürchen evaluiert. Nachdem der<br />
Entscheid zugunsten einer freistehenden gefallen war und sich die<br />
neusten Designstücke als unver-<br />
Der Boden wirkt wie<br />
aus einer Sammlung und<br />
lässt in orientalische<br />
Geschichten eintauchen.<br />
hältnismässig teuer erwiesen, ersteigerte<br />
der Architekt eine alte<br />
Badewanne mit Füssen für wenig<br />
Geld. Neu gespritzt, innen emailweiss<br />
und aussen perlbeige wie das<br />
Lavabo, befriedigt sie die Wünsche<br />
der Eigentümerin perfekt. Zwei<br />
Duschvorhänge in seidigem Wollweiss<br />
betonen die Wohnlichkeit dieses Badezimmers. Die Recherche<br />
der Armaturen gestaltete sich als labyrinthisch, sollten sie doch auf<br />
keinen Fall verchromt sein. Jasmines Liebe zu alten, vernickelten Objekten<br />
gab den Ausschlag dazu. Die weiteren Metallteile bestehen<br />
aus nicht lackiertem Messing, das Spuren der Zeit gewinnt: die in<br />
der Form der Badewanne gebogene Duschstange, ihre Ringe und<br />
ihre Befestigung sowie das Handtuchstängeli unter der Coiffeuse.<br />
Die verzierten Halterungen der langen Tuchstange aus Eichenholz<br />
stammen von Vorhangstangen von Jasmines Mutter.<br />
Je nachdem, ob sich die Bewohnerin schminkt oder ob sie badet,<br />
braucht es im Badezimmer eine helle Beleuchtung oder eher Stimmungslicht.<br />
Die Messinglampen sind deshalb dimmbar. Die lange<br />
Leuchte entlang der linken Wand wurde so gestaltet, dass ihr Lochmuster<br />
das Licht steuert. Ihre wie zufällig verteilten Löchlein erinnern<br />
an Schaumbläschen, die das meiste Licht auf den Boden<br />
strahlen lassen. Das alte Lämpchen oberhalb des Spiegels hat die<br />
begeisterte Sammlerin in einem Brockenhaus gefunden.<br />
Da die Toilette der Coiffeuse mehr Raum lassen muss, bricht sie<br />
aus dem rechten Winkel aus und zeigt zur Raummitte. Ihr dicker Eichenholzdeckel<br />
lädt zum angenehmen Sitzen ein. Die Eichenmaserung<br />
schmückt auch den Einbauschrank. Innen ist er mit grau gebeiztem<br />
Birkensperrholz ausgekleidet. Die Eiche wurde aufhellend<br />
behandelt, um ihren Gelbton zu mildern. Tür und Fenster sind in weichem<br />
Marrongrau gehalten und mit in den Lack eingestreuten Perlmuttpigmenten<br />
lasiert. Jasmine betritt immer wieder ihr neues Bad,<br />
verstellt ein paar Töpfchen und Tiegel und bewundert es …<br />
9<br />
9: Wie im Märchen:<br />
Achteckige und quadratische<br />
Feinsteinplatten mit<br />
15 verschiedenen Sujets<br />
zieren den Fussboden.<br />
‹<br />
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«Oblic» von Villeroy & Boch<br />
WC-BRILLE UND -DECKEL:<br />
Spezialanfertigung<br />
von Innenministerium<br />
EINBAUSCHRANK:<br />
Spezialanfertigung<br />
von Innenministerium<br />
MESSINGBLECH-LEUCHTE:<br />
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Innenministerium, Leuchtstoffröhre<br />
dimmbar, 2600 Fr.<br />
MESSING-VORHANGSTANGE<br />
FÜR BADEWANNE:<br />
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MESSINGRINGE:<br />
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DUSCHVORHANG:<br />
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