Skript 2 Kennlinie - Offset-Druck-Farben
Skript 2 Kennlinie - Offset-Druck-Farben
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Bachelor und Lehramt <strong>Druck</strong>- und Medientechnik,<br />
Praktikum Press/Prepress<br />
<strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 - Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Vorbemerkungen……………………………………………….. 2<br />
2.1. Die densitometrische Messung von <strong>Druck</strong>en…………. 2<br />
2.2. Die Flächendeckung und der Tonwert…………………. 8<br />
2.3. Die Tonwerte messen……………………………………. 10<br />
2.4. Der Plattenprozess im <strong>Offset</strong> …………………………… 14<br />
2.5. Die <strong>Druck</strong>kontrollleiste…………………………………… 17<br />
2.6. Die <strong>Druck</strong>kennlinie……………………………………….. 17<br />
2.7. Der Versuch………………………………………………. 18<br />
2.8. Vordrucke zum Versuch…………………………….…… 20<br />
Anhang: Die Unterlage bei der densitometrischen Messung 22<br />
Seite<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Vorbemerkungen<br />
<strong>Kennlinie</strong>n sind Ausdrucksmittel für Verfahrenshandschriften – festgehalten in einer Form, die es<br />
ermöglicht, ein definiertes Ausgangsmaterial reproduzierbar zu einem definierten Produkt zu<br />
verändern. Eine <strong>Offset</strong> – <strong>Druck</strong>maschine muss hierfür so eingerichtet werden, dass die Informationen<br />
auf der <strong>Druck</strong>form auf vorhersehbare Weise auf den Bedruckstoff übertragen werden. Wenn in der<br />
<strong>Druck</strong>vorstufe genau bekannt ist, auf welche Weise das <strong>Offset</strong>druck – Verfahren die Informationen<br />
verfremdet, kann in der Vorbereitung der Informationen diese Veränderung – soweit technisch möglich<br />
– vorweg kompensiert werden. Dies führt uns dem Ziel näher, die Vorlage möglichst originalgetreu,<br />
also ohne vermeidbare Verfremdungen, im <strong>Druck</strong> zu reproduzieren.<br />
2.1. Die densitometrische Messung von <strong>Druck</strong>en<br />
Im Vierfarbendruck werden die Informationen durch Rasterpunkte wiedergegeben. Deren<br />
Farbschichtdicken und Größen entscheiden über ihre Farbwirkung. Da wir im <strong>Offset</strong> damit rechnen,<br />
dass die Farbschichtdicke in Volltonflächen und auf Rasterpunkten gleich stark ist, schreiben die<br />
Standardisierungsbedingungen einen Bereich der Volltondichte DV für jede Skalenfarbe vor und<br />
minimale und maximale Flächenverhältnisse für die Wiedergabe der Rasterpunkte.<br />
Abb. 1 Darstellung der Halbtöne durch unterschiedlich große Rasterpunkte<br />
Zuerst sehen wir uns die Verhältnisse einer gedruckten Volltonfläche näher an.<br />
Im Vierfarbendruck - oder allgemein im Skalendruck – wird die Farbwirkung der einzelnen Teilfarben<br />
als optische Dichte gemessen.<br />
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Was ist diese optische Dichte? Wir erinnern uns an die Situation bei fotografischen Filmen:<br />
Ι<br />
Ι<br />
Ι0 ΙR<br />
Abb. 2 Strahlengang beim Lichteinfall auf einen transparenten Körper<br />
Bei Durchlichtvorlagen bezeichnen wir die Schwärzung einer Fläche als optische Dichte. Dort<br />
betrachten wir einen teilweise lichtdurchlässigen Körper und unterscheiden<br />
den eintreffenden Lichtstrom Ι0 ,<br />
den reflektierten Lichtstrom ΙR (der im Ausfallwinkel über dem Prüfkörper vollständig erfasst wird)<br />
den durchtretenden Lichtstrom ΙT und<br />
den absorbierten Lichtstrom ΙA . Der einfallende Lichtstrom teilt sich also in 3 Anteile auf: reflektiert,<br />
absorbiert und hindurch gelassen. Ι0 = ΙR + ΙA + ΙT<br />
Definiert man einen Reflexionsgrad ρ = ΙR / Ι0<br />
und einen Absorptionsgrad α = ΙA / Ι0<br />
und einen Transparenzgrad τ = ΙT / Ι0.<br />
so ergänzen sie sich: ρ ρ + + α α + + τ τ = 1. (1)<br />
Das bedeutet, dass die Reflexions-, Absorptions- und Transparenzgrade Werte einnehmen können<br />
von 0 bis 1 und sich alle drei zusammen immer zu 1 ergänzen.<br />
(Ι (ΙΑ)<br />
(Ι<br />
Die Schwärzung eines Films bezeichnen wir auch als optische Dichte, weil sie seine Undurchlässigkeit<br />
erfasst. Wenn man den reziproken Wert des Transparenzgrades 1/τ = I0/IT auf einer logarithmischen<br />
Skala aufträgt, verhält er sich in einem praktischen Bereich weitgehend linear wie der visuelle<br />
Eindruck, den wir von unterschiedlich geschwärzten Filmen aufnehmen. Dieser reziproke Wert 1/τ<br />
geht von 1 bis ∞ , der dekadische Logarithmus log 1/τ entsprechend von 0 bis ∞ .<br />
Die optische Dichte ist demnach D = log 1/τ = - log τ. (2)<br />
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ΙT
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Diese Betrachtungen beschreiben Prozesse, bei denen keine Lichtstreuung vorliegt. Die Streuung von<br />
Licht an rauen Oberflächen (korrekt: diffuse Reflexion) gibt uns ein ganz anderes Szenario:<br />
Messoptik<br />
Abb. 3 Lichtstrahlen fallen auf einen opaken (das Licht trübenden) Körper<br />
Der einfallende Lichtstrom wird auf der streuenden Oberfläche (z. B. Papier) an vielen, winzigen,<br />
unterschiedlich orientierten Fasern und Pigmentpartikeln in die unterschiedlichsten Richtungen<br />
gestreut. Ein Strahl wird in eine kugelförmige Verteilung von Strahlen aufgeteilt. Es gibt also keinen<br />
reflektierten Strahl, der im Ausfallswinkel zu messen wäre, weil der Vorgang keine Reflexion an einer<br />
spiegelnden Oberfläche ist, sondern eine Remission (Zurücksenden) eingestrahlten Lichts in viele<br />
verschiedene Winkel über der Fläche des Prüfkörpers.<br />
n. b.: Die aktuelle fachlich korrekte Ausdrucksweise unterscheidet hier nur noch die spiegelnde und<br />
die diffuse Reflexion. Der Ausdruck „Remission“ gilt im Deutschen als veraltet. Zur deutlichen<br />
Unterscheidung soll er hier aber bewusst weiterhin anstelle der diffusen Reflexion verwendet werden.<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem hindurch tretenden Licht. Auch hier finden wir nicht mehr einen Strahl,<br />
sondern aufgrund der vielen Streuflächen im Prüfkörper (z. B. Papier) einen Schein, der sich in alle<br />
Raumrichtungen der Kugel unter der Papierunterfläche ausbreitet.<br />
Der eintreffende Lichtstrom ist hier keine praktisch verwertbare Größe mehr. Ein Messgerät erfasst<br />
nur die reflektierten Strahlen, die in seine eigene Richtung, die Messrichtung laufen; der Großteil der<br />
reflektierten Lichtstrahlen wird von ihm gar nicht erfasst.<br />
Papier<br />
Wenn man die Remissíon einer <strong>Druck</strong>fläche misst, ist es praktisch, sie mit der Remission eines<br />
definierten Vergleichs ins Verhältnis zu setzen, z. B. mit der einer weißen Fläche. Noch praktischer ist<br />
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es zur Messung von <strong>Druck</strong>en, als Bezug die Remission des unbedruckten Papiers zu verwenden.<br />
Dann bleibt als Unterschied nur noch die Wirkung des <strong>Druck</strong>es selbst.<br />
Wir vergleichen dann also die Messung über der bedruckten Fläche mit der über dem Blanko – Papier<br />
und erfassen dadurch nur die Wirkung des <strong>Druck</strong>es:<br />
Der remittierte Lichtstrom über der bedruckten Probe ΙP<br />
und der remittierte Lichtstrom über dem Blankopapier ΙB<br />
stehen miteinander in einem Verhältnis,<br />
das wir als Remissionsgrad/Reflexionsgrad β eines <strong>Druck</strong>es bezeichnen.<br />
β =<br />
I<br />
I<br />
P<br />
B<br />
. (3)<br />
Analog der Überlegungen beim Film definieren wir eine optische Dichte des <strong>Druck</strong>es aus dem<br />
reziproken Wert der Reflexion:<br />
I B D = log = −<br />
I<br />
P<br />
log β<br />
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.<br />
. (4)<br />
Bei solchen Proben, bei denen der remittierte Lichtstrom über dem <strong>Druck</strong> bis auf etwa 1/100 des<br />
Wertes über weißem Papier heruntergeht, sehen wir gut erkennbare Intensitätsunterschiede. Hier<br />
liegen die praktisch beobachteten optischen Dichten von Skalendrucken, also von 0 bis etwa 2.<br />
Unser Densitometer soll nicht nur die Intensität der Lichtströme messen. Es soll für eine Messung<br />
immer nur die Wirkung einer einzigen Skalenfarbe, z B. des Magenta, erfassen. Dazu schalten wir<br />
einen Farbfilter in den Strahlengang vor das Messgerät.<br />
Wie sollte der Filter beschaffen sein? Er sollte die Farbwirkung der interessierenden Farbe – hier<br />
Magenta – möglichst selektiv erfassen. D.h. er sollte die Wirkungen anderer <strong>Farben</strong> möglichst<br />
ausblenden.<br />
Außerdem wollen wir ihn so aussuchen, dass er besonders jene Licht – Wellenlängen zum Messgerät<br />
hindurch lässt, die große Unterschiede zeigen, wenn unterschiedliche Farbschichtdicken vorliegen.<br />
Wo liegen diese Wellenlängen?<br />
Für unsere Überlegungen schauen wir uns als Beispiele die Reflexionskurven unterschiedlich dicker<br />
Magentaschichten an:
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Remissionsgrad<br />
1,00<br />
0,90<br />
0,80<br />
0,70<br />
0,60<br />
0,50<br />
0,40<br />
0,30<br />
0,20<br />
0,10<br />
0,00<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
25<br />
50<br />
75<br />
100<br />
25 25 25<br />
50<br />
75<br />
25<br />
75 50<br />
100<br />
50 50 100<br />
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75<br />
100<br />
75<br />
100<br />
400 500 600 700<br />
Wellenlänge<br />
Abb. 4 Reflexionskurven verschieden dicker Magentaschichten unter Tageslicht, nur skizziert<br />
Die schwarze Kurve stellt vereinfacht die Tageslichtsimulation D50 dar, also die Lichtverteilung über<br />
dem unbedruckten Papier. Die gelbe Kurve zeigt die Reflexionen der unterschiedlichen<br />
Lichtwellenlängen über einem <strong>Druck</strong> von (angenommen) 1,00 µm Schichtdicke Magentafarbe.<br />
Dazwischen befinden sich die Reflexionskurven der dünneren Schichten mit 0,25 µm, 0,50 µm und<br />
0,75 µm. Man kann erkennen, dass eine Reflexionsmessung bei z. B. 530 nm Lichtwellenlänge (im<br />
Bereich grüner <strong>Farben</strong>) sehr empfindlich auf die Schichtdicke reagiert. Und eine Messung im roten<br />
Bereich bei z.B. 700 nm würde kaum zwischen einem starken <strong>Druck</strong> und Blankopapier unterscheiden.<br />
Also messen wir die optische Dichte wirksam im Bereich der Wellenlängen, die ein <strong>Druck</strong> absorbiert<br />
und nicht der, die er reflektiert. Folglich wird das Magenta mit Hilfe eines Grünfilters erfasst.<br />
Welche Grünfilter sind geeignet? Am günstigsten wären Farbfilter, die nur in einem engen Bereich um<br />
z. B. 530 nm Licht durchlassen, das vom Densitometer dann erfasst wird. Sobald auch Wellenlängen<br />
in der weiteren Nachbarschaft hindurchgehen, besteht die Gefahr, dass die Farbwirkung von Cyan<br />
oder Gelb die Magentamessung mit beeinflusst. Im Zusammendruck würden wir nicht nur die<br />
Farbwirkung des Magenta erfassen und bräuchten umständliche Korrekturen. Je schmaler das Band<br />
an Wellenlängen ist, das der Grünfilter hindurchlässt, desto selektiver ist die Magenta – Messung.<br />
Daher kommt der Ausdruck, einen möglichst „schmalbandigen“ Filter einzusetzen. Diese Forderung ist<br />
durchaus nicht einfach zu erfüllen, weil Substanzen zum Bau der Farbfilter gefunden werden müssen,
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die praktisch alles sichtbare Licht absorbieren und nur ein schmales Fenster im gewünschten<br />
Grünbereich offen lassen.<br />
Die folgende Darstellung gibt die drei bunten Skalenfarben in der Tageslichtverteilung und die Lagen<br />
der verwendeten Densitometerfilter stark vereinfacht wieder. Man erkennt klar, dass es nicht möglich<br />
ist, Filter zu wählen, die die Fremdabsorptionen völlig ausschließen.<br />
Lichtanteil<br />
Lichtanteil<br />
Lichtanteil<br />
Cyanabsorption<br />
Gelbfilter<br />
Magentafilter<br />
Cyanfilter<br />
Magentaabsorption<br />
Gelbabsorption<br />
Abb.5, Absorptionsbereiche der Skalenfarben und Lage der entsprechenden Densitometer – Filter,<br />
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2.2. Die Flächendeckung und der Tonwert<br />
Halbtöne werden im Vierfarbendruck des <strong>Offset</strong>s durch Aufrasterung der <strong>Druck</strong>fläche simuliert. Dabei<br />
gehen wir davon aus, dass die Schichtdicken an <strong>Druck</strong>farbe im Vollton und auf allen Punkten – ob<br />
groß oder klein – gleich sind. So bestimmt in erster Näherung also nur der Anteil bedeckter Fläche die<br />
Intensität eines Farbeindrucks. Je höher der Anteil farbbedeckter Fläche ist, desto kräftiger ist der<br />
Farbeindruck einer Partie.<br />
Den Farbeindruck messen wir als optische Dichte mit einem Densitometer. Messen wir Volltonflächen,<br />
können wir auf die Farbschichtdicke schließen. Ist uns aus Flächenmessungen diese Volltondichte<br />
bekannt, so können wir aus densitometrischen Messungen der Rasterfläche auf den Anteil bedruckter<br />
Fläche im Raster schließen. Diesen Flächenanteil nennen wir „Flächendeckungsgrad FD“. Wenn wir<br />
die Flächendeckung im <strong>Druck</strong> kennen und sie mit den Flächendeckungen auf der <strong>Druck</strong>platte oder auf<br />
dem Film vergleichen, können wir ermitteln, welchen Einfluss unser <strong>Offset</strong>druck auf die<br />
standardgemäße Übertragung der Bildinformationen ausgeübt hat.<br />
25% FD 50% FD 65% FD 80% FD<br />
Abb. 6 Beispiele einfacher Rasterfelder<br />
Nun ist es durchaus nicht so, dass ein Raster mit 50% geometrischer Flächendeckung auch einen<br />
halb so starken Farbeindruck hervorruft wie ein Vollton, wenn wir die optische Dichte als Maß<br />
verwenden. Wir müssen klar auseinander halten, ob wir die Wirkung unterschiedlicher Farbschichten<br />
oder Flächendeckungen betrachten.<br />
Dazu stellen wir uns einen Farbfilter vor, auf den Licht fällt und für eine bestimmte Wellenlänge auf<br />
einen Bruchteil, z. B. 1/100 abgeschwächt wird (Abb. 7a). Seine optische Dichte ist 2,0.<br />
Es sind τa = 1/100 und Da = 2,0.<br />
Wenn wir ihn in seiner Dicke halbieren, fällt mehr Licht hindurch, und die optische Dichte ist nur noch<br />
1,0. Die lässt sich analog der Beschreibung bei der Film-Schwärzung (Versuch 1) verstehen.<br />
Hier sind τb = 1/10 und Db = 1,0.<br />
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Abb. 7a, <strong>Druck</strong>fläche b, halb so dick c, durch Rasterung halbiert<br />
Halbieren wir jetzt das Filtermaterial dadurch, dass wir die Hälfte seiner kleinen Flächenanteile<br />
entfernen („aufrastern“), dann fällt durch die Hälfte der Filterfläche Licht auf 1/100 abgeschwächt und<br />
durch die andere Hälfte ungeschwächtes: τc = τa/2 + ½ = 1/200 + ½ = 0,505<br />
Damit wird hier die optische Dichte über alle Flächenteile Dc = -log(0,0505) = 0,3<br />
Durch die logarithmische Beziehung zwischen Absorption und optischer Dichte hat also ein Raster mit<br />
einer 50% igen Flächendeckung nur noch etwa die 0,3-fache Dichte des Volltons.<br />
Wenn man diesen Zusammenhang kennt und gerasterte <strong>Druck</strong>flächen nachmisst, erhält man auf<br />
bestimmten Bedruckstoffen, z. B. Papier, einen stärkeren Farbeindruck (eine höhere optische Dichte)<br />
als erwartet. Was verschafft uns nun diesen verstärkten Farbeindruck?<br />
In der folgenden Abbildung fallen Lichtstrahlen auf bedrucktes Papier. Wo sie auf eine bedruckte<br />
Stelle treffen, werden sie beim Durchgang durch die <strong>Druck</strong>schicht in bestimmten Wellenlängen<br />
geschwächt – der Rest geht hindurch. Auf und in der Papieroberfläche wird dieses teilgeschwächte<br />
Licht von den Streichpigmentpartikeln und den Zellulosefasern gestreut. So kommt ein großer Teil<br />
dieses Lichts diffus wieder nach oben zur <strong>Druck</strong>schicht, tritt durch diese hindurch, wird in den<br />
bestimmten Wellenlängen noch einmal geschwächt und scheint nach oben. Von oben nehmen wir es<br />
visuell als Farbeindruck wahr, oder ein Messgerät kann es erfassen.<br />
Auf unbedruckter Stelle fallen ebenfalls Lichtstrahlen auf das Papier, werden diffus gestreut und ohne<br />
die Schwächung durch Farbkörper als weißes Licht wahrgenommen.<br />
Abb. 8 zeigt, dass auch am Rande bedruckter Flächen Strahlen in die unbedruckte Randpartie<br />
eindringen und im Papier diffus gestreut werden, d. h. in unterschiedliche Richtungen aufgeteilt und<br />
zurückgeworfen. Dabei geschieht diese Streuung nicht nur an der Oberfläche des Papiers, sondern es<br />
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dringt in das Papier ein Stück ein, bevor es gestreut wird. Wie wir aus der Praxis wissen, dringt ein<br />
Teil des Lichts sogar gestreut durch das Papier ganz hindurch (Transluzenz).<br />
Einige der zurückgeschickten weißen Strahlen laufen nun durch bedruckte Randfläche, verlieren<br />
dadurch an den bestimmten Wellenlängen Anteile und werden somit farbig. Wenn wir sie von oben<br />
sehen, verstärken sie den Anteil als farbig empfundenen Lichtes.<br />
IR<br />
I0<br />
IR trans<br />
<strong>Druck</strong><br />
Itrans<br />
Abb. 8 Lichtstreuung und Lichtfang,<br />
Diese Erscheinung wird als Lichtfang bezeichnet und ist immer dann zu beobachten, wenn der<br />
Bedruckstoff die Lichtstrahlen in seine Oberfläche eindringen lässt.<br />
Natürlich gilt das gleiche Modell auch für den umgekehrten Fall, dass Licht in bedruckte Randbereiche<br />
eindringt und nach der Streuung durch unbedruckte Fläche wieder austritt. Diese Strahlen bringen<br />
entsprechend weniger Bunteindruck zum Betrachter, Beide Erscheinungen sind nicht ausgeglichen,<br />
sondern die erste überwiegt. So bleibt eine Verstärkung des Farbeindruckes.<br />
Es ist plausibel, dass der Beitrag des Lichtfangs zum Farbeindruck abhängig von der Menge an<br />
Randlinien ist. Ein Feinraster wird also mehr Lichtfang ergeben als ein Grobraster. Bei FM – Rastern<br />
ist er ebenfalls stärker als bei AM – Rastern. Bei einem AM – Raster mit quadratischen Punkten wie in<br />
Abb. 6 nimmt er erst mit steigender Flächendeckung zu, um nach dem Punktschluss wieder<br />
schrittweise abzunehmen.<br />
2.3. Die Tonwerte messen<br />
I0<br />
Itrans R trans<br />
Itrans<br />
I0<br />
Papier<br />
Im Unterschied zur geometrischen Flächendeckung wird deren optische Wirkung als Tonwert<br />
bezeichnet und ebenfalls in Prozent angegeben. Der Lichtfang ist ein echter physikalischer Effekt,<br />
keine Sinnestäuschung. Deshalb erfassen ihn Messgeräte wie z. B. Densitometer ebenfalls. Das ist<br />
auch für den <strong>Druck</strong>er praktisch, weil bei seinem <strong>Druck</strong> der Farbeindruck gewertet wird, nicht die reine<br />
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Itrans<br />
IR<br />
I0<br />
IB
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bedruckte Fläche. Die ist eher ein Verfahrensdetail und in der Beurteilung des <strong>Druck</strong>es unwichtig. Es<br />
mag deshalb sein, dass die Tonwerte oft in der Literatur und meist in der Praxis vereinfachend als<br />
(optisch wirksame) Flächendeckungen bezeichnet werden.<br />
Wichtig ist noch, sich dessen bewusst zu sein, dass der Lichtfang nur bei Bedruckstoffen mit einer<br />
gewissen Lichteindringtiefe vorkommen kann, nicht aber bei z. B. Aluminium – bedampftem<br />
Etikettenpapier oder Metallfolien, ebenfalls nicht bei <strong>Druck</strong>platten.<br />
Wie kann man nun den Tonwert einer Rasterfläche messen?<br />
Man bestimmt erst die optische Dichte einer Volltonfläche und dann die einer Rasterfläche. Beide<br />
Messungen zusammen geben uns die Information, welcher Tonwert vorliegt.<br />
Die Abhängigkeit ist rechnerisch nicht ganz einfach. Man kann sie sich aber leicht aus den<br />
Einzeldefinitionen der Messgrößen herleiten:<br />
„Absorptionsgrad“<br />
Remissionsgrad<br />
optische Dichte<br />
Wir wollen zusätzlich zu den bisher eingeführten Größen (ΙP = Lichtstrom über einem <strong>Druck</strong> und ΙB =<br />
Lichtstrom über Blankopapier) den Lichtstrom über der Rasterfläche als ΙR und über der Volltonfläche<br />
als ΙV bezeichnen. Außerdem wollen wir auch im Falle der Lichtstreuung von einem Absorptionsgrad<br />
sprechen. Dieser soll der Anteil α des remittierten Lichtstromes sein, der im messbaren Ausschnitt von<br />
der Farbe absorbiert wird.<br />
D<br />
I A I B − I P I P<br />
α = = = 1 − = 1 − β<br />
I I I<br />
β<br />
Über der Volltonfläche messen wir einen Absorptionsgrad αV und über der Rasterfläche einen αR.<br />
Wir definieren die optisch wirksame Rasterfläche (= Tonwert!) im <strong>Druck</strong> als<br />
=<br />
B<br />
I<br />
I<br />
P<br />
B<br />
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B<br />
= − log β ==> β = 10<br />
α<br />
R A = ⋅100<br />
in %<br />
α<br />
V<br />
B<br />
−D<br />
(5)<br />
(6)<br />
(7)<br />
(8)
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Etwas ungeschickt, weil missverständlich, hatte sich früher das Symbol FD eingebürgert, das oft auch<br />
unkorrekt als Flächendeckung bezeichnet wird. Hierdurch wird fälschlicherweise nicht der Tonwert,<br />
sondern nur die geometrische Flächendeckung suggeriert. Formen wir (5) und (7) entsprechend um:<br />
α<br />
α<br />
R<br />
V<br />
= 1 − β<br />
= 1 − β<br />
R<br />
V<br />
L<br />
L<br />
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β<br />
β<br />
R<br />
V<br />
= 10<br />
= 10<br />
dann ergibt sich beim Einsetzen in (8) die Murray – Davies – Gleichung<br />
Mit einem Taschenrechner ist diese etwas komplizierte Beziehung leicht zu bewältigen. In mittlerer<br />
Vergangenheit, als es noch keine Taschenrechner gab, verwendete man in solchen Fällen<br />
rechenschieberähnliche Konstruktionen, so genannte Nomogramme. Jedes moderne Densitometer<br />
kann diese Umrechnungen durchführen. Für das Verständnis und besonders das Bewusstsein der<br />
komplizierten Abhängigkeit in der Murray-Davies-Gleichung ist die Übung noch sehr hilfreich. Das<br />
−D<br />
−D<br />
nachfolgende Nomogramm lässt uns diese jetzt veraltete Technik nachvollziehen:<br />
In Abb. 8 auf Seite 13 sehen wir drei Skalen. Wir wollen den Tonwert einer Rasterfläche im Cyan<br />
ermitteln.<br />
Im Vollton haben wir eine optische Dichte von 1,55 gemessen, in der Rasterfläche 0,62.<br />
Zuerst suchen wir uns den gemessenen Dichtewert auf der Skala „Farbdichte im Vollton DV“ - 1,55 bei<br />
Cyan.<br />
Dann suchen wir auf der gegenüberliegenden Skala „Farbdichte im Raster DR“ den entsprechenden<br />
Messwert - 0,62.<br />
Legen wir nun ein Lineal von 1,55 im Vollton zu 0,62 im Raster, so schneidet dies die innenliegende<br />
Skala „Tonwert A“ bei einem Wert von 78 %. Der Tonwert = die optisch wirksame Flächendeckung der<br />
gemessenen Rasterfläche ist also 78 %. Mit Hilfe der Murray – Davies – Gleichung lässt sich dieser<br />
Wert bestätigen.<br />
A<br />
1−10<br />
1−10<br />
−D<br />
= −D<br />
R<br />
V<br />
⋅100<br />
in<br />
R<br />
V<br />
%<br />
(9)
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Abb. 9, Nomogramm zur Ermittelung des Tonwertes einer Rasterfläche<br />
Bei der Messung mit einem Auflichtdensitometer im <strong>Druck</strong> muss man berücksichtigen, dass die<br />
meisten Bedruckstoffe nicht vollkommen opak sind. Das heißt, der Untergrund scheint in der Regel<br />
durch einen Bogen Papier hindurch und wird unseren densitometrischen Messwert beeinflussen.<br />
Daraus folgt bereits, dass der Untergrund, auf dem wir messen, mindestens gleichförmig gefärbt sein<br />
muss, damit sein Einfluss bei der Messung der Blankopartie der Gleiche ist wie bei der Messung der<br />
Rasterpartie. Näheres findet sich im Anhang zum <strong>Skript</strong>.<br />
Sobald ein Bogen beidseitig bedruckt ist, kann ein <strong>Druck</strong>bild auf der Rückseite das Messergebnis auf<br />
der Vorderseite komplett verfälschen. In diesem Fall muss man verhindern, dass das Licht tiefer<br />
eindringt als nur in den zu messenden Bogen. Der Untergrund muss dann also schwarz sein. Er muss<br />
mindestens so schwarz sein, dass er kein Licht zurückwirft, das von der Densitometermessung als<br />
Messwert erfasst werden kann. Der ProzessStandard <strong>Offset</strong>druck verlangt hier eine schwarze<br />
Unterlage mit einer optischen Dichte von mindestens 1,5.<br />
Ein weiteres Argument hat die Praxis in <strong>Druck</strong>ereien dazu gebracht, schwarze Unterlagen<br />
vorzuschreiben: Auf weißer Unterlage sieht ein <strong>Druck</strong>bogen brillanter aus als auf einem bedruckten<br />
Stapel oder in einem gefalzten Heft. Bei der <strong>Druck</strong>abnahme erscheint der Prüfbogen also brillanter als<br />
die Lieferung später. Um Enttäuschungen vorzubeugen, ist auch hier die visuelle Beurteilung auf<br />
schwarzer Unterlage hilfreich.<br />
72%<br />
+<br />
+ +<br />
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In der Papier- und <strong>Druck</strong>farbenindustrie und in vielen Bogenoffset – <strong>Druck</strong>ereien wird abweichend<br />
vom ProzessStandard verfahren und ein Stapel unbedrucktes, gleiches Papier unter den Messbogen<br />
gelegt. Da hier kein <strong>Druck</strong> auf der Gegenseite liegt, kann dieses Verfahren akzeptiert werden. Es geht<br />
eine erhöhte Lichtmenge durch den bedruckten Bogen nach oben, er erscheint uns heller und die<br />
<strong>Farben</strong> leuchtender als bei schwarzer Unterlage. Da auch dieses zusätzliche Licht im gleichen Maß<br />
vom <strong>Druck</strong>film verändert wird wie das, was durch die erste Schicht Papier geht, wird der farbige<br />
Eindruck ebenso aufgehellt wie das Papierweiß. Der Messwert der optischen Dichte ist gleich dem,<br />
den man über schwarzer Unterlage gewinnt. Auch der Lichtfang bei Rasterpartien wird im gleichen<br />
Verhältnis verstärkt.<br />
2.4. Der Plattenprozess im <strong>Offset</strong><br />
Nach aktueller Vorstellung unterscheiden sich die druckenden und die bildfreien Partien in der<br />
Oberflächenspannung und natürlich in den Substanzen, die diese Oberflächen bilden. Im Nassoffset,<br />
also im konventionellen <strong>Offset</strong> mit Feuchtmittel, lässt sich das Fotopolymer als druckende Fläche<br />
schlecht vom Feuchtmittel und gut von der <strong>Druck</strong>farbe benetzen.<br />
Auf den bildfreien Partien tritt nicht einfach das Gegenteil auf, sondern die Farbe benetzt wohl auch<br />
diese Oberflächen, wenn kein Wasser zugegen ist. Beim <strong>Druck</strong> „läuft die Platte zu“ ohne Feuchtung,<br />
d. h. sie tont bis zum Vollflächendruck.<br />
Erst das Feuchtmittel, vereinfacht als Wasser betrachtet, benetzt sehr gut die nichtdruckenden<br />
Partien. Es ist in der Lage, nicht nur diese Partien zu besetzen und die Farbe fernzuhalten, sondern<br />
es kann im Lauf von wenigen Überrollungen Farbe verdrängen, wenn die sich dort befindet. Im <strong>Druck</strong><br />
„läuft die Platte frei“, sobald genügend Feuchtung angeboten wird.<br />
Auf der Oberfläche aus Aluminium hat sich entweder spontan eine Oxidhaut gebildet, oder bei<br />
modernen Platten ist diese Oxidschicht durch elektrische Oxidation (Eloxierung) gezielt konditioniert<br />
worden. Auf die Oxidschicht ist ein Schutzkolloid aufgetragen, meist Gummi Arabikum. Dieses Gummi<br />
Arabikum besteht aus Makromolekülen, die nach außen eine große Zahl an Säuregruppen aufweisen.<br />
Diese Säurefunktionen verursachen einen stark polaren Charakter der Oberfläche und lassen sich<br />
sehr bereitwillig von einer fest haftenden Wasserschicht belegen. Damit trifft das Feuchtmittel in<br />
Wirklichkeit kein polares Aluminiumoxid auf den bildfreien Stellen, sondern direkt eine Wasserschicht.<br />
Bergische Universität Wuppertal Dr. Bernd Th. Grande Seite 14 von 23
Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
<strong>Druck</strong>farbe<br />
Photopolymer<br />
Aluminium<br />
Abb. 10 Aufbau der Substanzschichten auf einer druckenden <strong>Offset</strong>platte<br />
Diese Konkurrenz in der Benetzung – vor allem der bildfreien Stellen – ist ein dynamischer Vorgang.<br />
Während der <strong>Druck</strong>auflage versuchen beide Partien, ihre Wirkung auf Kosten der anderen<br />
auszudehnen. Diese Konkurrenz kann man z. B. chemisch beeinflussen: ein steigender pH – Wert<br />
favorisiert die druckenden Partien, ein niedrigerer die bildfreien. Das führt dazu, dass oberhalb pH 5,3<br />
sich Tendenzen zum Zulaufen der Raster zeigen können. Auch durch die Wasserhärte, d. h. durch<br />
den Kalkgehalt des Feuchtmittels lässt sich diese Konkurrenz zwischen druckenden und<br />
nichtdruckenden Zonen beeinflussen.<br />
Auf jeden Fall beobachten wir im konventionellen <strong>Offset</strong> immer ein gewisses Übergewicht der<br />
druckenden Zonen, eine Tonwertzunahme. Wenn der ProzessStandard <strong>Offset</strong>druck für reguläre<br />
Verhältnisse Zuwächse von 10 bis über 20 % fordert, wird klar, dass es sich hier nicht um einen Fehler<br />
des <strong>Druck</strong>ers handelt, sondern um ein Verfahrens – Charakteristikum.<br />
In die endgültigen Tonwerte im <strong>Offset</strong>druck fließt eine Vielzahl von Parametern ein. Hier sind nicht nur<br />
die Plattenvorgänge verantwortlich, sondern auch die Übergabebedingungen von der Platte zum<br />
Gummituch - und besonders vom Gummituch zum Bedruckstoff. In der Literatur wird oft die<br />
mechanische Verbreiterung der Punkte bei diesen Übergabevorgängen sehr betont. Sie hat<br />
wesentlichen Anteil an der Tonwertzunahme, ist aber nicht die einzige Komponente. Die Rheologie<br />
des aktuellen Farbemulgates während dieser Übergaben spielt ebenso eine Rolle wie die Maschinen-<br />
einstellung (<strong>Druck</strong>beistellung) und die Bedruckstoffoberfläche. In der nachfolgenden Tabelle sind<br />
solche Einflussgrößen gesammelt.<br />
Feuchtmittel<br />
Gummi Arab.<br />
+ Wasser<br />
Al2O3<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Tab. 1, Parameter zur Beeinflussung der <strong>Druck</strong>kennlinie:<br />
Papier - Oberflächenglätte<br />
- Porosität allgemein und lokale Porositätsverteilung<br />
- Kompressibilität<br />
- Benetzbarkeit, hier: Aufnahme des Feuchtmittels<br />
Maschine - allgemeine Konstruktion<br />
(Anzahl der Walzen, Bau des Feucht-, des Farbwerkes usw.)<br />
- Reihenfolge der <strong>Druck</strong>farben<br />
- Glätte und Kompressibilität des Gummituches (Shore-Härte)<br />
- <strong>Druck</strong>beistellung<br />
- Einstellung der Walzen<br />
- Eigenschaften der <strong>Druck</strong>platte<br />
(Vermögen zur Wasserspeicherung, Benetzung der Bildstellen mit Farbe und<br />
der bildfreien Stellen mit Feuchtmittel usw.)<br />
- Anzahl der <strong>Druck</strong>- und Lackierwerke<br />
<strong>Druck</strong>farbe - Pigmente und ihre Farbkraft (Konzentration)<br />
- Zügigkeit und Viskosität (Spaltung und Tonwertzunahme)<br />
- Emulgierverhalten (Aufnahme an Feuchtmittel)<br />
- Wegschlagegeschwindigkeit<br />
Feuchtmittel - pH Wert und Pufferung<br />
- Grenzflächenspannungen zu Farbe und Plattenoberfläche<br />
- Emulgierverhalten<br />
Prozess - Temperatur<br />
- <strong>Druck</strong>geschwindigkeit<br />
- evtl. inline – Veredelung (Lackierung)<br />
Beim <strong>Offset</strong>druck haben wir somit zwei Tendenzen, die den gedruckten Punkt größer werden bzw.<br />
erscheinen lassen, als er auf der Platte ist. Beide, die Tonwertzunahme und der Lichtfang sind in<br />
beträchtlichem Ausmaß daran beteiligt, wie Halbtöne im <strong>Offset</strong>druck erscheinen. Ein interessanter<br />
Vergleich fand sich auf der Homepage eines Herstellers von Densitometern, der Firma x-rite, Tab.2.<br />
Die Ausdrücke „optical gain“ und besonders „mechanical gain“ sind nicht sehr geschickt gewählt,<br />
werden aber in der englischsprachigen Literatur so verwendet. Vermutlich bestehen sie schon<br />
wesentlich länger als die modernen Kenntnisse der Plattenprozesse.<br />
Tab. 2<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
2.5. Die <strong>Druck</strong>kontrollleiste<br />
Wenn in einem standardisierten Vierfarbendruck die Halbtöne der Vorlage möglichst originalgetreu<br />
wiedergeben werden sollen, braucht der <strong>Druck</strong>er ein Kontrollmittel. Unter den vielen Modellen für<br />
diesen Zweck sei der Präzisions – Mess - Streifen PMS der FOGRA dargestellt.<br />
Er enthält Messfelder für die Volltondichte DV, einen mittleren Rasterbereich mit 40 % FD (Filmwert!)<br />
und einen hochprozentigen mit 80 % FD (s. Abb. 11). Für jede Skalenfarbe müssen jeweils eigene<br />
Messfelder gedruckt werden. Auf den Montagen muss immer ein Original – Messstreifen verwendet<br />
werden. Wenn man ihn aus falsch verstandener Sparsamkeit kopiert, verfälschen sich die Messfelder<br />
je nach Kopierbedingungen.<br />
Für CTP – Anwender gibt es die Messstreifen als Datensätze.<br />
Jede Rasterart (Punktform, Rasterfrequenz, AM/FM usw.) braucht grundsätzlich eigene Messfelder.<br />
Abb. 11, PMS – <strong>Druck</strong>kontrolleiste für Cyan<br />
Die Tonwertzunahme TZ40 berechnet sich aus der Differenz zwischen Messwert und Sollwert 40 %.<br />
Ein Tonwert im 40 % - Feld für Cyan von 49 % bedeutet also 9 % Tonwertzunahme, TZ40 = 9 %<br />
2.6. Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Tragen wir in ein Diagramm die Filmwerte der Flächendeckungen gegen die aus der optischen Dichte<br />
gemessenen Tonwerte auf, so würden wir eine Diagonale erhalten, wenn die Übertragung 1: 1 vor<br />
sich ginge. Für jeden Filmwert messen wir aber auf dem <strong>Druck</strong> einen höheren Tonwert. Daher bildet<br />
sich aus vielen Messwerten zwischen 0 und 100 % Flächendeckung eine aufgewölbte Kurve aus.<br />
Abb. 12 stellt sie dar.<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
% FD <strong>Druck</strong><br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abb. 12, Die <strong>Druck</strong>kennlinie im <strong>Offset</strong>,<br />
Die Toleranzgrenzen für Tonwertzunahmen einiger Praxiskombinationen von <strong>Farben</strong> und Papier gibt<br />
die folgende Tabelle wieder.<br />
Tab. 3, Tonwertzunahmen nach ProzessStandard <strong>Offset</strong>druck, BvD, FOGRA<br />
Gruppe 1 + 2 Gruppe 4 + 5<br />
80 % 9 - 13 11 - 15<br />
39 % 15 - 21 18 – 24<br />
Papiergruppe 1 = glänzend gestrichen<br />
Papiergruppe 2 = matt gestrichen<br />
Papiergruppe 3 = glänzend gestrichen LWC<br />
Papiergruppe 4 = ungestrichen weiß<br />
Papiergruppe 5 = ungestrichen gelblich<br />
2.7. Der Versuch<br />
In vorhergehenden <strong>Druck</strong>tests wurden auf einer Vierfarben – Bogenoffset - <strong>Druck</strong>maschine<br />
Cyanauszüge einer Testform gedruckt. Auf ihnen ist das IT 8 – Chart und die PMS –<br />
<strong>Druck</strong>kontrollleiste zu sehen.<br />
In diesem <strong>Druck</strong>versuch wurden auf zwei Bedruckstoffsorten (mattgestrichenes und ungestrichenes<br />
Papier) 3 unterschiedliche Farb- und Maschineneinstellungen getestet. Es gibt also Versuch 1 bis 3<br />
auf jedem der beiden Papiere.<br />
<strong>Druck</strong> - <strong>Kennlinie</strong><br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 10<br />
0<br />
% FD Platte Film<br />
linear<br />
min<br />
max<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Für eine ausführliche Aufnahme der Kennkurve sollen die Felder mit Flächendeckungen von 10 bis<br />
100 % in 10 er Schritten vermessen werden. Sie können in eine Tabelle aufgenommen und in das<br />
entsprechende Diagramm eingetragen werden. Im Diagrammvordruck sind für die jeweilige<br />
Bedruckstoffklasse bereits die minimalen und die maximalen Bereiche innerhalb der Standardisierung<br />
eingetragen. Anhand der Messwerte jedes Versuchs wird festgestellt, ob er sich innerhalb der<br />
Standardisierungsbedingungen aufhält, oder ob er davon abweicht. Die Form der erhaltenen Kurve ist<br />
zu diskutieren und die möglichen Einflussparameter.<br />
Messung der optischen Dichte<br />
Es steht ein GRETAG D 196 Auflichtdensitometer zur Verfügung. Sein Display zeigt das Menü. Mit<br />
Hilfe des Einstellrädchens kann ein Menüpunkt ausgewählt werden. Durch leichtes Hinunterdrücken<br />
des hinteren Teils des Densitometers wird jeweils ein Mess- oder Auswahlschritt ausgelöst.<br />
Ein schwarzer Bogen wird als Unterlage ausgelegt. Darauf wird der Messbogen platziert. Im Display<br />
wird „Dichte messen“ gewählt. Das Gerät wählt automatisch den Cyanfilter, wenn wir Cyandrucke<br />
vermessen.<br />
Moderne Densitometer geben auf Wunsch eine ganze Vielfalt von berechneten Werten aus ihrer<br />
Messung an. Im vorliegenden Fall wollen wir aber die optische Dichte messen, sie selbst in Tonwerte<br />
umrechnen oder mit Hilfe des o. a. Nomogramms umarbeiten und dann in das vorbereitete Diagramm<br />
eintragen.<br />
Zuerst wird das Densitometer auf das Auflagenpapier geeicht, d. h. die optische Dichte einer<br />
unbedruckten Papierstelle wird gemessen und zum Bezugswert erklärt. Im Display erscheint der<br />
Menüpunkt „Papierweiß messen“. Zur Kontrolle messen wir dann einige andere unbedruckte Stellen<br />
des Papiers und bekommen einen Eindruck, in welcher Bandbreite die Messwerte schwanken. Das ist<br />
nötig, damit nur die sinnvolle Genauigkeit der folgenden Messungen verwendet wird, nicht die<br />
angezeigte. Dann beginnt die Messung der Felder in 10 % - Schritten. Der Vergleich mit einem<br />
vierfarbig gedruckten Bogen zeigt mit der schwarzen Beschriftung, welches Feld welche<br />
Flächendeckung haben soll. Achtung ! Er gibt nicht nur Schritte von 10 % Weite!<br />
Die gemessenen Dichtewerte werden in die jeweils linke Spalte der vorbereiteten Tabelle eingetragen.<br />
In die jeweils rechte Spalte kommen danach die ermittelten Tonwerte / Flächendeckungen.<br />
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Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
2.8. Vordrucke zum Versuch<br />
Nachfolgend sind die vorbereitete Tabelle und das entsprechende Diagramm für die Papierklassen<br />
1+2 gegeben, auf der Folgeseite für die Papierklassen 4+5.<br />
Tabelle und Diagramm für Messwerte der Versuche auf gestrichenem Papier<br />
%FD<br />
V. 1 matt V. 2 matt<br />
V.3 matt<br />
Film linear min max Dichte Tonwert Dichte Tonwert Dichte Tonwert<br />
0 0 0 0 0 0 0<br />
10 10 15 19<br />
20 20 28 34<br />
30 30 40 46<br />
40 40 49 57<br />
50 50 60 68<br />
60 60 69 77<br />
70 70 80 86<br />
80 80 88 93<br />
90 90 95 98<br />
100 100 100 100 100 100 100<br />
% FD <strong>Druck</strong><br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
<strong>Kennlinie</strong> Papierklasse 1+2<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
% FD Positivfilm<br />
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linear<br />
min<br />
max
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Tabelle und Diagramm für Messwerte der Versuche auf ungestrichenem Papier<br />
%FD<br />
V. 1<br />
V. 2<br />
V.3<br />
Film linear min max Dichte Tonwert Dichte Tonwert Dichte Tonwert<br />
0 0 0 0 0 0 0<br />
10 10 17 23<br />
20 20 30 38<br />
30 30 44 52<br />
40 40 55 63<br />
50 50 66 74<br />
60 60 74 82<br />
70 70 83 89<br />
80 80 89 95<br />
90 90 95 98<br />
100 100 100 100 100 100 100<br />
% FD <strong>Druck</strong><br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
<strong>Kennlinie</strong>n Papierklassen 4+5<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 10<br />
0<br />
% FD Positivfilm<br />
linear<br />
Bergische Universität Wuppertal Dr. Bernd Th. Grande Seite 21 von 23<br />
min<br />
max
Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Anhang: Die Unterlage bei der densitometrischen Messung<br />
Visuell ist es ein großer Unterschied, ob wir einen <strong>Druck</strong>bogen betrachten, der auf einem Stapel<br />
unbedruckten Papiers liegt, oder einen auf schwarzer Unterlage. Wieso soll das bei der<br />
densitometrischen Messung sich so weit ausgleichen, dass wir die gleichen Messwerte der optischen<br />
Dichte erhalten? Hier liegt einer der praktischen Vorteile davon, dass wir nicht wie beim Film die<br />
eingehenden und die ausgehenden Strahlen messen und miteinander in Beziehung setzen. Wir<br />
messen als Bezugspunkt den Wert über Blankopapier und dann den über bedruckter Fläche. Bei<br />
beiden Messungen wird in gleichem Maße der durchscheinende Untergrund als hell mit gemessen<br />
oder (schwarz) nicht erfasst. Zur Berechnung der optischen Dichte verwenden wir nach Gleichung<br />
(10) den Quotienten aus beiden Messungen.<br />
D =<br />
− log<br />
I<br />
I<br />
P<br />
B<br />
Betrachten wir die Skizze in Abb. 12, so können wir ableiten, dass der Messstrahl IP aus einem der<br />
vielen eingesandten Beleuchtungsstrahlen und dessen Streustrahlen im Papier resultiert.<br />
Bogen<br />
Bergische Universität Wuppertal Dr. Bernd Th. Grande Seite 22 von 23<br />
(10)<br />
Untergrund<br />
Abb. 12, Messung der optischen Dichte über einem schwarzen und über einem grauen Untergrund
Praktikum Prepress/Press <strong>Offset</strong>druck, Versuch 2 – Die <strong>Druck</strong>kennlinie<br />
Links in der Abbildung dringt ein Lichtstrahl ins Papier und wird dort an vielen Fasern mehrmals<br />
zurückgestreut. Ein Teil der zurück gestreuten Strahlung geht in die Richtung der Messeinheit und<br />
wird erfasst. Er bildet den Messwert über Blankofläche. Über einer bedruckten Fläche geschieht<br />
Ähnliches. Nur wird das eindringende Licht durch den <strong>Druck</strong> gehen müssen und dort farblich<br />
geschwächt. Dies geschieht zweimal, einmal beim Eintritt und einmal beim Austritt. Wie können den<br />
<strong>Druck</strong>farbfilm wie einen Farbfilter betrachten. Dann ist der Lichtstrahl über der <strong>Druck</strong>fläche zweimal<br />
durch farbliche Absorption geschwächt worden, seine Intensität also nach Gleichung (11) verändert<br />
worden.<br />
I<br />
P<br />
Dabei ist t der Transparenzgrad des „Farbfilters“.<br />
Formen wir Gleichung (2) um, so ist zu erkennen, dass<br />
I<br />
I<br />
= I B<br />
P<br />
B<br />
=<br />
2<br />
⋅τ<br />
2<br />
τ = β<br />
Eigenschaften des „Farbfilters“ abhängt, nicht vom Papier.<br />
Bergische Universität Wuppertal Dr. Bernd Th. Grande Seite 23 von 23<br />
(11)<br />
(12)<br />
gleich dem Remissionsgrad ist, der nur noch von den<br />
Es spielt also für den Messwert keine Rolle, ob der Untergrund unter dem Messbogen schwarz ist<br />
oder hell. Das gilt natürlich nur solange, wie die Bogenrückseite nicht bedruckt ist.<br />
Bergheim, den 03.02.2006