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Nippers Heft 1-2018 Ausgabe A

Das Stadtmagazin für Hundefreunde

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Serie und Reportage I Der Umgang mit dem Jagdtrieb<br />

Der jagende Hund:<br />

ein arbeitsloser Spezialist<br />

Die Augen suchen hochkonzentriert die Umgebung ab – angespannte Muskeln und zitternde Nüstern zeigen die pure<br />

Jagdlust. Wie von Furien gehetzt sprintet der Hunde unkontrolliert los. Abruf? Zu diesem Zeitpunkt völlig zwecklos.<br />

Teil dieses Szenarios ist häufig ein Mensch, der zurückgelassen<br />

dasteht, mit auf ihn einprasselnden Emotionen wie Verzweiflung,<br />

Wut, Hilflosigkeit, Angst, Ungeduld. So geht es vielen<br />

Hundebesitzern, die einen „jagdtriebigen“ Hund haben. Als Folge<br />

dessen breitet sich die Frustration über das unerwünschte<br />

Jagdverhalten aus. Auf der anderen Seite ist es genau dieser<br />

Jagdtrieb, der bei vielen unserer Hunde nicht nur vormals überlebensnotwendig<br />

war, sondern auch noch heute ihrer natürlichen<br />

Berufung entspricht.<br />

Der Hund als arbeitsloser Spezialist<br />

Jagdhunde und/oder jagdlich motivierte Hunde finden sich –<br />

gerade in der heutigen Zeit – auch als normale Familienhunde<br />

ohne jagdliche Führung wieder. Sie erfreuen sich aufgrund ihrer<br />

Schönheit immer größerer Beliebtheit und haben ihren Platz<br />

beim Jogging, Radfahren, in der Reitbegleitung oder im Hundesport.<br />

Natürlich auch bei ihren Menschen auf der Couch.<br />

Jagende Hunde sind nicht nur aktive, ausdauernde Hunde, sie<br />

sind außerdem arbeitsfreudig und lernen aufgrund ihrer Intelligenz<br />

schnell dazu. Wenn man genauer hinschaut, wurden sie<br />

früher als Arbeitshunde, mit all ihrem jagdlichen Ehrgeiz, genauso<br />

gezüchtet: intelligent, niemals arbeitsscheu, triebreich<br />

und ausdauernd. Genau hier kollidieren die Wünsche von „nichtjagenden“<br />

Menschen manchmal mit den Wünschen und Bedürfnissen<br />

des Hunds. Er zeigt grundsätzlich gewolltes, zu förderndes<br />

jagdliches Verhalten, doch sein Mensch fühlt sich zeitweise<br />

überfordert und bewertet dieses Verhalten als störend, peinlich<br />

und unerwünscht. Eine falsche, aber noch sehr verbreitete Methode,<br />

des Jagdtriebs Herr zu werden, ist, dass dieses „Fehlverhalten“<br />

durch konventionelles, restriktives Antijagdtraining verboten<br />

werden soll.<br />

Was fehlt, sind die Beschäftigungen der Hunde, ihren Anlagen<br />

entsprechend, und eine konsequente Erziehung. Immer liebevoll<br />

und nie zu streng, denn so kann leicht aus einem frustrierten<br />

Familienhund ein Nervenbündel werden. Überdrehtheit, Leinenaufgeregtheit<br />

bis in die Leinenaggression, ausgeprägtes,<br />

unkontrolliertes Jagdverhalten gegenüber Tieren, Menschen<br />

oder anderen sich bewegenden Reizen sowie Aggressionen und<br />

Zerstörungswut können die gewünschte Idylle in weite Ferne<br />

rücken lassen.<br />

Der Jagdtrieb ist ein unbewusster Verhaltensvorgang, der nicht<br />

willentlich vom Hund gesteuert werden kann – weder hat er<br />

Hunger noch gehört der Jagdtrieb ins Aggressionsverhalten.<br />

Durch die Ausschüttung bestimmter Hormone wie Dopamin und<br />

Endorphin verspürt der Hund eine Art Hochgefühl, es handelt<br />

sich um ein selbstbelohnendes Verhalten. Dies ist für ihn so berauschend,<br />

dass er es immer wieder erleben möchte, was bedeutet,<br />

dass währenddessen Leckerli oder Ballspiel für ihn völlig<br />

uninteressant sind.<br />

Der Jagdvorgang ist ein Puzzle<br />

Das Jagdverhalten ist angeboren und somit normales Verhalten<br />

des Hundes. Dennoch unterscheiden sich die Art und Weise<br />

der Jagdsequenzen, je nach Rasse und Persönlichkeit, in<br />

unterschiedlichem Ausmaß. Ein Jagdvorgang beinhaltet viele<br />

verschiedene Puzzleteile: Orientierungsverhalten, Anschleichen,<br />

Verfolgen, Festhalten, Töten, Zerbeißen, Fressen. Beispielsweise<br />

ist das Apportieren der Beute beim Retriever ein<br />

kleines Puzzleteil, aber er darf die Beute nicht töten. Der Border<br />

Collie zeigt beim Hüten eine verstärkte Jagdsequenz, aber<br />

Beschäftigung als Antwort<br />

Wieso ist dies, in meiner Wahrnehmung, falsch? Wenn wir diese<br />

Beschränkungen in unsere Menschenwelt übertragen würden,<br />

würde uns beispielsweise die Schokolade, das Lesen und<br />

der Sport verboten werden. Jagdlich motivierte Hunde machen<br />

nur das, wofür sie als natürliche Beutegreifer stehen, auch, wenn<br />

dies für uns eine Herausforderung bedeuten kann.<br />

Carina Conrad mit ihrer Hündin<br />

Divina.<br />

18<br />

<strong>Nippers</strong> 1/<strong>2018</strong> I Region A

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