GEB_ArcDate-Magazin_2018_20-02-18
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WIEVIEL TREND VERTRÄGT<br />
MODERNES BAUEN<br />
ARCDATE<br />
MAGAZIN
INHALT<br />
ESSAY: TRENDS UND GEGENTRENDS IM WIDERSTREIT 10<br />
PROJEKT: ERZBISCHÖFLICHES ORDINARIAT, MÜNCHEN 12<br />
PROJEKT: PRIVATHAUS, REMSCHEID 14<br />
PROJEKT: WOHNHAUS PARKSIDE, FREUDENSTADT 16<br />
SERVICE: INFORMATIONSAN<strong>GEB</strong>OTE FÜR ARCHITEKTEN <strong>18</strong><br />
Sehr geehrte Architektinnen und Architekten,<br />
was wir heute bauen und einrichten, beeinflusst und bestimmt mit, wie wir in<br />
Zukunft leben werden. Um diese Zukunft aktiv zu gestalten müssen wir – die<br />
Architekten, die Hersteller, die Bauherren und alle am Bau Beteiligten – uns<br />
noch stärker vernetzen. Deshalb brachte die Veranstaltung <strong>ArcDate</strong> von<br />
<strong>20</strong>16 bis <strong><strong>20</strong><strong>18</strong></strong> auf insgesamt neun Stationen relevante Akteure der Branche<br />
zusammen: Mit dem Ziel, den Dialog zu fördern und Impulse zu geben.<br />
Für Ihre aktive Teilnahme und die regen Diskussionen sagen wir Danke, und<br />
haben die wichtigsten Inhalte in diesem <strong>Magazin</strong> für Sie zusammengestellt.<br />
Auch nach unserer Veranstaltungsreihe freuen wir uns auf einen Dialog mit<br />
Ihnen: Lassen Sie uns gemeinsam die Konzepte und Lösungen entwickeln,<br />
die dem Bauen und Wohnen von morgen gerecht werden.<br />
www.arcdate.de<br />
2<br />
3
TRENDS UND GEGENTRENDS IM WIDERSTREIT<br />
DIE SUCHE NACH<br />
DEM RICHTIGEN MASS<br />
FÜR DAS WOHNEN<br />
VON MORGEN<br />
Es ist eine verrückte Zeit, in der wir leben. Das Beförderungsunternehmen Uber<br />
arbeitet an fliegenden Autos – sogenannten „self flying air taxis“. Auf den Straßen<br />
von Shanghai rollt „Moby Mart“ – der Prototyp eines autonom fahrenden Supermarktes,<br />
der per App bestellt wird und komplett ohne Kassierer auskommt. Die<br />
russische Programmiererin Eugeniy Kuyda erweckt mit Hilfe künstlicher Intelligenz<br />
ihren verstorbenen Freund Roman als Chat-Roboter zum Leben. Die digitale<br />
Unsterblichkeit soll nur der erste Schritt sein. Im Silicon Valley heißt es „Tod dem<br />
Tod“. Alphabet, der Mutterkonzern von Google, investiert über sein Tochterunternehmen<br />
„Calico“ (California Life Company) hunderte Millionen in die Langlebigkeitsforschung.<br />
500 Jahre erscheinen den Forschern mittelfristig realistisch.<br />
4<br />
5
WENN DIE GEGENWART DIE ZUKUNFT ÜBERHOLT<br />
Der Science Fiction-Autor William Gibson beschwerte sich<br />
kürzlich in einem Interview mit dem Zeit-<strong>Magazin</strong> darüber,<br />
dass seine Arbeit immer schwieriger würde, weil die Gegenwart<br />
die Zukunft überholt: „Diese bizarre, neue Realität ist<br />
auch ein professionelles Ärgernis für mich. Ich schreibe ja<br />
bloß Science-Fiction-Romane, aber wenn ich so eine verrückte<br />
Geschichte erfinden würde, könnte ich sie keinem<br />
Verlag verkaufen.“ Während weite Teile der modernen Gesellschaften<br />
sich in einem technologischen Geschwindigkeitsrausch<br />
befinden, schlagen andere den Trampelpfad zurück<br />
in die Vormorderne ein. Der sogenannte Islamische Staat<br />
bildet hier die radikale Speerspitze.<br />
Auch auf anderen Feldern ergibt sich ein paradoxes Bild.<br />
Beispiel Ernährung: Zum einen sterben zum ersten Mal mehr<br />
Menschen auf der Welt an Über- statt an Untergewicht. Verantwortlich<br />
ist der moderne Lebensstil mit wenig Bewegung<br />
und fettreicher Nahrung. Zum anderen gibt es einen Gesundheitswahn,<br />
der ebenso krank machen kann. „Orthorexia nervosa“<br />
ist der Begriff für das Krankheitsbild einer Essstörung,<br />
bei der die Fixierung auf vermeintlich gesundes Essen zu psychischen<br />
oder physischen Beeinträchtigungen führt. Trend<br />
und Gegentrend existieren gleichzeitig. Manchmal auch in einer<br />
Person – oszillierend zwischen Fast Food und Slow Food.<br />
TRANSGENDER<br />
In Zukunft ist das Geschlecht nicht angeboren,<br />
sondern eine individuelle Entscheidung.<br />
↓<br />
TREND + GEGENTREND = SYNTHESETREND<br />
Es scheint, als habe die Gesellschaft die Balance verloren.<br />
Vielen fällt es schwer, das richtige Maß zu finden. Eben noch<br />
als Smombie – als Smartphone Zombie – mit starrem Blick aufs<br />
Display durchs Leben gegangen, um sich kurze darauf selbst<br />
ins Digital Detox Camp zur digitalen Entgiftung einzuliefern.<br />
Ohne Internet oder sonstige Medien, um zurück zu sich selber<br />
zu finden. Wem das bescheuert vorkommt, hat vollkommen<br />
Recht. Es tut auf Dauer nicht gut, zwischen den Extremen zu<br />
pendeln. Für die Herausforderungen unserer Zeit braucht es<br />
neue Lösungen in Form von Synthesetrends, die sich aus der<br />
Reibung von Trend- und Gegentrend ergeben.<br />
“Es scheint, als habe die Gesellschaft<br />
die Balance verloren.”<br />
Im Umgang mit digitalen Medien bildet sich so z.B. der Synthesetrend<br />
„OMline“ heraus – zusammengesetzt aus der Meditationssilbe<br />
„Om“ und „Online“. Er steht für die kluge, ausbalancierte<br />
Nutzung von Medien, wozu auch bewusstes Ausschalten<br />
gehört. Alle <strong>18</strong> Minuten starren Menschen im Schnitt auf ihr<br />
Handy – und reißen sich damit selber aus der Konzentration für<br />
ihre Arbeit. Man braucht allein <strong>20</strong> Minuten, um sich dann wieder<br />
in eine Aufgabe zu vertiefen. Der digitale Burnout ist also selbst<br />
gemacht. Wir müssen das richtige Maß erst noch lernen. Und<br />
ähnlich wie beim Umgang mit Medien verhält es sich mit dem<br />
Wohnen. Die großen Megatrends scheinen auf den ersten Blick<br />
nur in eine Richtung zu führen. Doch auch hier führen Synthesetrends<br />
zu einer neuen Balance.<br />
↑<br />
SMOMBIES<br />
Smartphone Zombies (Smombies) verursachen<br />
immer häufiger Zusammenstöße.<br />
“Früher wurden Menschen in<br />
Gemeinschaften geboren und<br />
mussten ihre Individualiät finden.<br />
Heute werden Menschen als<br />
Individuen geboren und müssen<br />
ihre Gemeinschaft finden.“<br />
Quelle: K-Hole<br />
MEGATREND INDIVIDUALISIERUNG: SEHNSUCHT<br />
NACH GEMEINSCHAFT<br />
Der Megatrend Individualisierung bedeutet in erster Linie Wahlfreiheit<br />
– für die Lebensweise, die Berufs- oder Partnerwahl.<br />
Das Schicksal ist für die meisten glücklicherweise nicht mehr<br />
vorherbestimmt, sondern eine Frage persönlicher Vorstellungen<br />
und Entscheidungen. Dies findet sich auch in den jüngeren Gesetzgebungen<br />
wieder. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden,<br />
dass es neben dem männlichen und dem weiblichen<br />
Geschlecht einen dritten Geschlechtseintrag für Intersexuelle<br />
geben soll. Laut einer aktuellen Umfrage unter europäischen<br />
Millenials (1980 bis <strong>20</strong>00 geboren) glaubt die Hälfte von ihnen,<br />
das Geschlecht sei nichts Fixes, sondern ein Spektrum.<br />
Menschen definieren sich in Zukunft viel stärker über ihre individuellen<br />
Besonderheiten. Das muss aber nicht automatisch heißen,<br />
dass Gesellschaften auseinanderdriften. Im Gegenteil: Die<br />
Suche nach Gemeinschaft war nie größer als heute. Gerade die<br />
junge Generation sehnt sich nach sozialer Geborgenheit und<br />
strebt diese aktiv an. Wie der US-Think Tank K-Hole treffend<br />
schreibt: Früher wurden Menschen in Gemeinschaften geboren<br />
und mussten ihre Individualiät finden. Heute werden Menschen<br />
als Individuen geboren und müssen ihre Gemeinschaft finden.<br />
Die neue Balance, die sich aus diesem Suchprogramm der jungen<br />
Generation ergibt, lautet: Individualisierung in der Gemeinschaft.<br />
Neue Wohnformen kommen diesem Bedürfnis entgegen.<br />
Ein Beispiel ist das Paragon in Berlin. In einem ehemaligen Krankenhaus<br />
wurden <strong>20</strong>0 Mietwohnungen geschaffen. Die meisten<br />
davon sind Zwei-Zimmer-Lofts mit 37,5 Quadratmeter. Für das<br />
Gemeinschaftsgefühl sorgen u.a. ein großer Clubraum sowie<br />
die Terasse zur freien Nutzung für alle. Mikro-Appartements sind<br />
die neuen Stars am Wohnungsmarkt. Sie richten sich heute noch<br />
meist an junge Studierende und Berufstätige. Doch auch für die<br />
jungen Alten gewinnen sie an Attraktivität, wenn sie Individualität<br />
mit sozialer Geborgenheit verknüpfen.<br />
MEGATREND KONNEKTIVITÄT: SMART LIFE STATT<br />
SMART HOME<br />
Kaum ein anderer Trend prägt derzeit so stark die öffentliche<br />
Wahrnehmung. Das Internet der Dinge breitet sich zunehmend<br />
aus. Nachdem in den letzten Jahren die Welt der Informationen<br />
verknüpft wurde, sind nun die physischen Objekte dran. Im<br />
Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> sollen rund 50 Milliarden Geräte und Dinge mit dem<br />
Internet verbunden sein – ob Auto, Kühlschrank oder Uhr. Im<br />
Jahr <strong>20</strong>30 sollen es dann schon 500 Milliarden Objekte sein.<br />
Das wird ganz praktische Vorteile haben. Wir können dann zum<br />
Beispiel unseren Schlüssel oder die Brille googeln, wenn wir<br />
sie mal wieder verlegt haben.<br />
Die Vernetzung der Welt zeigt sich besonders stark beim Wohnen.<br />
Der intelligente Kühlschrank, der von mehreren Firmen angeboten<br />
wird, dient längst nicht mehr allein dem Aufbewahren<br />
von Lebensmitteln. Er ist digitaler Kalender für die Familie, interaktives<br />
Rezeptbuch und vieles mehr. Amazon und Google vernetzen<br />
diese Geräte mittels künstlicher Intelligenz mit ihren digitalen<br />
Sprachassistenten. Man wird „Alexa“ (Amazon Echo) also<br />
bald fragen können, ob noch ein Bier im Kühlschrank ist und<br />
welche Temperatur es hat.<br />
6 7
↑<br />
APARTIMENTUM, HAMBURG<br />
Smarte Technik im Innern, klassische Eleganz im<br />
Äußeren (Foto Apartimentum: © HGEsch, Hennef)<br />
Das Apartimentum in Hamburg, das der Xing-Gründer Lars<br />
Hinrichs, zum „smartesten Haus Deutschlands“ (Stern) ausgebaut<br />
hat, bietet noch viel mehr. Der Ofen lässt sich per App vorheizen.<br />
Wird ein Brief eingeworfen, bekommen die Mieter eine<br />
Benachrichtigung auf ihr Smartphone. Jede Tür ist mit Kamera,<br />
Mikrofon und Sensoren ausgestattet und lässt sich über eine<br />
eigene IP-Adresse ansteuern. So kann man einen Besucher<br />
auch aus der Distanz in die Wohnung hineinlassen. Das hat<br />
allerdings auch seinen Preis: Die Türen wiegen 1<strong>20</strong> Kilogramm<br />
und kosten über 6.000 Euro. Es stellt sich also auch hier die<br />
Frage: Was ist das richtige Maß für den Einsatz digitaler Technologie<br />
beim Wohnen? Geht es den Menschen um das Smart<br />
Home oder nicht vielmehr um das Smart Life.<br />
Ein spannendes Experiment für digitale Achtsamkeit in Lebensräumen<br />
führen die Bewohner von Dorf Tempelhof durch – gelegen<br />
auf halbem Weg zwischen Ulm und Würzburg. Die Zeit beschrieb<br />
es jüngst als „schwäbisches Hightech-Kibbuz“. <strong>20</strong>10<br />
wurde es von <strong>18</strong> Aussteigern ins Leben gerufen. Es werden<br />
neben Käserei, Bäckerei, Schreinerei und anderen Handwerken<br />
auch 26 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche betrieben. Es<br />
gibt aber auch ein Glasfasernetz mit eigenem Server sowie<br />
ein Labor, in dem an Wasserstofftrennung geforscht wird. Die<br />
Mischung aus traditionellen Arbeits- und Lebensweisen mit<br />
schnellem Internet und modernen Wissensberufen trifft einen<br />
Nerv. Der Landflucht zum Trotz hat Dorf Tempelhof heute über<br />
150 Einwohner und wächst, 300 sind geplant.<br />
DAS RICHTIGE MASS LIEGT IN UNS SELBER<br />
Die Suche nach dem richtigen Maß betrifft auch die anderen<br />
großen Megatrends, die für das Wohnen in der Zukunft die größte<br />
Relevanz haben. In erster Linie sind dies, eng verknüpft miteinander,<br />
der Megatrend Gesundheit und der Megatrend Silver<br />
Society - in Anspielung auf die grauen bzw. silbernen Haare einer<br />
an Jahren alternden, aber im Geiste jünger werdenden Gesellschaft.<br />
Auch hier fällt es nicht leicht, eine gute Balance zu finden.<br />
“Was ist das<br />
richtige Maß?”<br />
Wir könnten uns von der Toilette jeden Morgen eine Urinanalyse<br />
hinsichtlich unseres Gesundheitszustands machen. Wir könnten<br />
von der intelligenten Matratze unseren Schlaf tracken lassen –<br />
und alle Daten direkt an den Hausarzt leiten. Wir könnten uns<br />
aber auch in Gelassenheit üben und versuchen, den Tag – das<br />
Leben – zu genießen. Nicht auf die Daten, sondern auf den Körper<br />
zu hören. Wir könnten die Dinge tun, die uns gut tun und damit<br />
die Gesundheit fördern. Zum Beispiel die Zeit in Gesellschaft<br />
verbringen oder kreativ-schöpferisch sein. Denn nichts hält uns<br />
jünger. Wir könnten uns also selber fragen: Was ist das richtige<br />
Maß? Und es einfach in uns selber finden.<br />
Andreas Steinle, www.zukunftsinstitut-workshop.de<br />
←<br />
APARTIMENTUM, HAMBURG<br />
Die Räume hinter der klassischen Fassade des Apartimentum in<br />
Hamburg wurden komplett neu gebaut, um neue Technologien kompromisslos<br />
nutzen zu können. (Foto Apartimentum: © HGEsch, Hennef)<br />
8 9
ERZBISCHÖFLICHES ORDINARIAT, MÜNCHEN<br />
UNENDLICHER<br />
RAUM DES <strong>GEB</strong>ETS<br />
ARCHITEKT/EN<br />
Fink + Jocher, München<br />
BAUHERR<br />
Erzbischöfliches Ordinariat,<br />
München<br />
BAUJAHR<br />
<strong>20</strong>16<br />
VERWENDETE PRODUKTE<br />
Gipsplatten-Formteile,<br />
Knauf Formplatte GKB 6,5 mm<br />
www.knauf.de<br />
10<br />
11
←<br />
TOP-OBERFLÄCHEN<br />
Die Kapelle ebenso wie der Andachtsraum und<br />
die Sakristei erhielten eine Q4-Verspachtelung.<br />
(Foto: Knauf/Bernd Ducke)<br />
Die von Knauf für die beiden Längsfronten des<br />
Hauptraums produzierten Formteile basieren ebenfalls<br />
auf einer Spantenkonstruktion. Als Basis der<br />
Wände des 6, 50 m hohen, 12 m langen und 4,50 m<br />
breiten Raums dienen jeweils acht Elemente. Die<br />
Mittelpartie setzt sich aus sechs Elementen zusammen,<br />
die obere Front aus zwei. Die flacher gebogenen<br />
Mittelsegmente des Raums basieren auf einer<br />
Unterkonstruktion aus Metallprofilen aus dem Standardsystem<br />
für Kuppeln, deren Radien an die ellipsenförmige<br />
Gestalt des Andachtsraums angepasst<br />
wurden.<br />
Während die Wände des Andachtsraums bei Knauf<br />
vorgefertigt wurden, haben die Trockenbauer die<br />
Sakristei direkt vor Ort realisiert. Element für Element<br />
formten sie die rund 3,<strong>20</strong> m hohen Wände der 4,5 m<br />
langen und rund 3,5 m tiefen Ellipse jener Sakristei,<br />
bauten sie inklusive des Deckensegels auf und verspachtelten<br />
auch diesen Raumkörper im Anschluss<br />
in Q4. Als Unterkonstruktion dienen 25 mm OSB-<br />
Platten, die entsprechend der gewünschten Rundung<br />
zugeschnitten und zweilagig mit trocken gebogenen<br />
6,5 mm Gipsplatten beplankt wurden. So entstanden<br />
24 gerundete Formteile sowie vier Eckelemente, die<br />
drei Radien miteinander vereinigen.<br />
Von der Ellipse zum Gefühl der Unendlichkeit, in der alles mit<br />
allem verbunden ist, ist es kein weiter Weg. Aus diesem Grund<br />
stellten sich Fink + Jocher die Kapelle des erzbischöflichen<br />
Ordinariats auch als ellipsenförmigen Körper vor. Gebaut wurde<br />
der Raum aus vorgefertigten Gipsplattenelementen komplett<br />
in Trockenbautechnik.<br />
Erfahren Sie mehr unter<br />
www.knauf.de/referenzen<br />
Es gibt Orte, die reduzieren alle Wege des Menschen<br />
auf einen einzigen: das Gebet. Die neue Kapelle des<br />
erzbischöflichen Ordinariats in München ist solch<br />
ein Ort. Der Hauptraum präsentiert sich als unendlich<br />
wirkende Ellipse ohne jegliche Ablenkung. Weiß gespachtelte<br />
Wände mit einem alles überdachenden<br />
Deckensegel. Dazwischen lediglich ein kleiner Streifen,<br />
über den indirekte Beleuchtung ins Rauminnere<br />
fällt und dieses ausleuchtet. Auch der angrenzende<br />
Ort der Marienverehrung ist ellipsenförmig, wenngleich<br />
kleiner als der Hauptraum. Die Sakristei auf<br />
der anderen Seite stellt ein Quadrat dar.<br />
Grundlage für alle drei Einzelräume ist der Trockenbau.<br />
Im Werk von Knauf vorgefertigte, rund geformte,<br />
vor Ort zusammengesetzte und verspachtelte<br />
Formteile bilden die Hülle des Andachtsraums und<br />
des angrenzenden Ortes der Marienverehrung. Als<br />
Planungsgrundlage für die Vorfertigung des Deckensegels<br />
sowie der Wandkonstruktionen im Haupt-<br />
raum diente ein animiertes Modell der Architekten<br />
Fink + Jocher. Um die Maßhaltigkeit der Konstruktion<br />
zu garantieren und den Sicherheitsbestimmungen<br />
zu genügen, war bei der Montage der Wände und<br />
Decken eine vorgegebene Reihenfolge einzuhalten.<br />
Am Anfang stand der Aufbau eines Gerüsts auf halber<br />
Höhe des sich über zwei Stockwerke erstreckenden<br />
Andachtsraums. Anschließend folgte die Montage<br />
des Deckensegels, das jenen Hauptraum nach oben<br />
hin abschließt und das von der auf der Wandkonstruktion<br />
auflagerten indirekten Beleuchtung angestrahlt<br />
wird. Das zum Abschluss in Q4-Qualität gespachtelte<br />
Deckensegel besteht aus zehn von Knauf als Spantenkonstruktion<br />
vorgefertigten und zweilagig mit je<br />
6,5 mm Platten beplankten Formteilen.<br />
↑<br />
ERLEUCHTUNG<br />
Beleuchtet wird die Kapelle indirekt über den<br />
Zwischenraum zwischen Wänden und dem<br />
überspannenden Deckensegel, das als Reflektor<br />
dient. (Foto: Knauf/Bernd Ducke)<br />
↑<br />
EIN SEGEL FÜR DIE KAPELLE<br />
Das den Hauptraum abschließende Deckensegel<br />
wurde zuerst montiert. Anschließend folgten die<br />
Wände. (Foto: Knauf/Bernd Ducke)<br />
12 13
PRIVATHAUS, REMSCHEID<br />
EIN SMART<br />
HOME MUSS NICHT<br />
TEUER SEIN<br />
ARCHITEKT/EN<br />
Aribert Just, Bad Salzuflen<br />
BAUHERR<br />
Privat<br />
ELEKTROPLANUNG UND<br />
INSTALLATION<br />
Alexander Kenzbock Elektrotechnik,<br />
Solingen<br />
BAUJAHR<br />
<strong>20</strong>16/17<br />
VERWENDETE PRODUKTE<br />
Gira G1, Gira X1, Gira Tastensenoren,<br />
Gira E2, Gira Event, Gira System 106<br />
www.gira.de<br />
14<br />
15
↑<br />
EINFACHE STEUERUNG<br />
Bedient wird das intelligente Haus u.a. am fest<br />
installierten Gira G1: Über das Touchdisplay<br />
lassen sich alle relevanten Funktionen abrufen<br />
und bedienen.<br />
Dass ein rundum intelligentes Haus mit ausgeklügelten<br />
Funktionen und solider Bustechnik nicht nur etwas für<br />
dicke Geldbeutel ist, beweist ein kleines Holzhaus in der<br />
Nähe von Remscheid.<br />
Das Haus hat mit Grundstück und all seinen technischen<br />
Finessen nur 310.000 Euro gekostet, zudem<br />
sind durch das clevere Energiekonzept die laufenden<br />
Strom- und Heizkosten minimal. Es basiert auf einer<br />
ausgeklügelten Kombination von Photovoltaik, Solar<br />
und einem großen Wasserspeicher: 4 Solarthermie-<br />
Kollektoren erhitzen direkt den 900 Liter Wassertank,<br />
der die Fußbodenheizung speist sowie für Brauchwasser<br />
genutzt wird.<br />
Zusätzlich erzeugen <strong>20</strong> Photovoltaik-Kollektoren mit<br />
einer Leistung von 5 kWp Strom, der entweder sofort<br />
daheim genutzt wird, den Wasserspeicher über einen<br />
Heizstab erwärmt oder, wenn die Maximaltemperatur<br />
des Speichers erreicht ist, ins Netz eingespeist wird.<br />
Die Photovoltaik-Anlage hat im ersten Jahr etwa<br />
4800 KWh erzeugt, davon wurden 3580 KWh verkauft,<br />
5400 KWh mussten – vorrangig im Winter –<br />
bezogen werden. Im Schnitt fallen so monatlich<br />
90 Euro Energiekosten an, Tendenz fallend, da<br />
an dem Energiekonzept noch etwas Finetuning<br />
betrieben wird.<br />
Herz des smarten Holzhauses ist ein KNX System.<br />
Die Bauherren haben sich ganz bewusst für dieses<br />
leitungsgebundene Bus-System entschieden, denn<br />
es ist weltweit genormt, herstelleroffen und jederzeit<br />
erweiterbar. So lassen sich problemlos auch<br />
künftige Technologien einbinden. Die clevere Steuerzentrale<br />
hinter dem Smart Home ist der Gira X1,<br />
ein kompakter und kostengünstiger Server für kleinere<br />
Wohnprojekte. Mit der App zum Gira X1 lässt<br />
sich das clevere Haus mobil übers Smartphone<br />
oder Tablet bedienen.<br />
Die Bedienzentrale im Haus ist ein an der Wand installierter<br />
Gira G1: Über das Touchdisplay des kompakten<br />
Geräts lassen sich alle Funktionen abrufen,<br />
Zeitschaltuhren einrichten oder eine Anwesenheitssimulation<br />
vor dem Verlassen des Hauses aktivieren.<br />
Legt man die Hand komplett auf den Gira G1 auf,<br />
wird eine individuelle Szene gestartet: Hier haben<br />
die Bauherren hinterlegt, dass sich das Licht überall<br />
im Erdgeschoss abschaltet und die Treppe noch<br />
15 Sekunden beleuchtet ist. „Wir lieben diese Funktion<br />
am Abend – einfach Handauflegen und hoch ins<br />
Bett gehen – fertig. Ein zweiter Grund für uns, den<br />
G1 installieren zu lassen, ist, dass dieser eben nicht<br />
mobil und also immer am selben Ort verfügbar ist.<br />
So muss nicht erst das Handy gesucht werden, um<br />
die Heizung zu regulieren oder die Jalousien herunter<br />
zu fahren.“<br />
↑<br />
GROSSZÜGIG LEBEN<br />
Im Erdgeschoss wurde ein großer Wohnbereich<br />
mit offener Küche realisiert.<br />
Praktisch ist die Bedienung via Gira G1 bzw. X1 App<br />
aber trotzdem: So lassen sich vom Sofa oder der<br />
Terrasse aus die Rollos runterfahren oder auf dem<br />
Weg in den Urlaub nochmal checken, ob die Fenster<br />
geschlossen sind. Alle Fenster und Türen sind dazu<br />
mit Kontakten versehen, ein Öffnen bei Abwesenheit<br />
wird den Bauherren via SMS gemeldet. Auch die vernetzten<br />
Gira Rauchwarnmelder senden eine Alarmmeldung<br />
aufs Handy im Falle eines Brandes – darüber<br />
hinaus schlagen alle Rauchmelder vor Ort Alarm und<br />
das Licht schaltet sich ein für eine schnelle Flucht<br />
nach draußen. Ein sensibles Thema insbesondere<br />
beim Fernzugriff ist die Datensicherheit im Smart<br />
Home: Um das Haus zuverlässig vor fremdem Zugriff<br />
zu schützen, wurde die Anlage daher um ein Fernzugriffsmodul<br />
erweitert. So wird ausschließlich über<br />
eine sichere Verbindung mit einer verschlüsselten<br />
Datenübertragung mit dem Haus kommuniziert.<br />
Erfahren Sie mehr unter<br />
www.gira.de/service/referenzen.html<br />
16 17
PARKSIDE, FREUDENSTADT<br />
GESTALTUNGS-<br />
FREIHEIT IM BAD<br />
ARCHITEKT/EN<br />
Schmelzle+Partner mbB<br />
Architekten BDA<br />
BAUHERR<br />
Borgmann Immobilien<br />
BAUJAHR<br />
<strong>20</strong>16<br />
VERWENDETE PRODUKTE<br />
Geberit GIS, Geberit Duofix, Geberit<br />
AquaClean Mera Comfort, Geberit<br />
Betätigungsplatte Sigma80, Geberit<br />
Wandablauf, Geberit CleanLine<br />
www.geberit.de<br />
<strong>18</strong> 19
Eigenheime stapeln? Dass das geht, beweist das Architekturbüro<br />
Schmelzle + Partner beim Haus-in-Haus-Projekt Parkside<br />
in Freudenstadt. In zwei Gebäuden wurden je sieben eigenständige,<br />
barrierefrei zugängliche Wohnungen fertiggestellt. Bei der<br />
Ausstattung wurde Wert auf viel Komfort gelegt, der jedoch<br />
nie zu Lasten der räumlichen Großzügigkeit geht – auch nicht<br />
im Bad. Bauherr und Architekt setzten deshalb auf das Vorwandsystem<br />
GIS von Geberit.<br />
Innovative Architektur, hochwertige Ausstattung,<br />
energetisch auf dem neuesten Stand, mit wegweisendem<br />
Energiekonzept, barrierefrei und rollstuhlgerecht<br />
– die Anforderungen des Bauherren an das<br />
Architekturbüro Schmelzle + Partner für das exklusive<br />
Wohnbauprojekt waren anspruchsvoll. Der Entwurf<br />
der Architekten geht sorgsam mit der vorhandenen<br />
Fläche um und setzt in Freudenstadt neue<br />
architektonische Maßstäbe. „Wir haben zweimal<br />
sieben großzügige Einfamilienhäuser aufeinandergestellt“,<br />
beschreibt Architekt Siegfried Schmelzle<br />
das Konzept, „damit schaffen wir Wohnraum, für<br />
den man ansonsten 140 Meter Straße beidseitig<br />
bebauen müsste, ohne dass wir einen Quadratmeter<br />
freier Natur verbrauchen.“ Die Häuser entstanden in<br />
Niedrigenergiebauweise, natürliche Baustoffe kamen<br />
zum Einsatz. Als Energiequelle wird vor allem Solarenergie<br />
genutzt. Eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung<br />
ergänzt das Nachhaltigkeitskonzept. Im Parkside<br />
gehen Architektur und Natur ineinander über. Alle<br />
Wohnungen sind mit einer großen Sonnenterrasse<br />
ausgestattet, die direkt über dem Hang zu schweben<br />
scheint. Zahlreiche Glasflächen lassen möglichst viel<br />
Licht in die Räume und heben die Grenze zwischen<br />
innen und außen auf.<br />
↑<br />
... DESIGN VOR DER WAND<br />
Das Dusch-WC wurde in die Vorwand unter dem<br />
Fenster eingebaut und spart durch den Verzicht<br />
auf ein Bidet Platz im Bad.<br />
↑<br />
INDIVIDUELLE GESTALTUNG<br />
Mit dem Installationssystem GIS von Geberit<br />
kann der Raum individuell gestaltet werden – die<br />
Bewohner haben so eine Trennwand zwischen<br />
WC und Bad.<br />
↑<br />
TECHNIK HINTER DER WAND ...<br />
Der Duschablauf von Geberit ist in das GIS-Vorwandsystem<br />
eingebaut und verbirgt so die Technik.<br />
„Wir haben Funktionalität, Ästhetik und Qualität<br />
so kombiniert, dass alle Sinne des Betrachters<br />
angesprochen werden. Jedes einzelne Element<br />
erfüllt höchste Ansprüche an die Praktikabilität<br />
und ist zugleich sehr hochwertig”, erklärt Siegfried<br />
Schmelzle. Dazu gehört eine räumliche Großzügigkeit,<br />
die durch bodentiefe Fenster, hohe Decken,<br />
offene Grundrisse und eine harmonische Farbgebung<br />
erreicht wird.<br />
Großzügige Bäder durch Funktionselemente in der<br />
Vorwand: Die Raumwirkung des Bades optimierten<br />
die Architekten mit Hilfe von Vorwandinstallationen.<br />
Vor der gemauerten Wand wurden Wände aus GIS<br />
Vorwänden errichtet und darin die Sanitärtechnik wie<br />
Spülkästen, Trink- und Abwasserrohre integriert. In<br />
einem Masterbad wurde zusätzlich mit dem GIS Installationssystem<br />
eine Trennwand zwischen Waschplatz<br />
und WC errichtet und so die Toilette vom Bad<br />
separiert, ohne einen Raum komplett abtrennen zu<br />
müssen. Der Platz in der GIS Installationswand wurde<br />
genutzt, um verschiedene Funktionselemente in die<br />
Wand einzubauen: zwei Armaturen für den Doppelwaschtisch<br />
und einen Spiegelschrank mit Lichtleisten<br />
über dem Waschplatz. Auf gleiche Weise wurden<br />
neben dem Spiegel ein Soundsystem und die Steuerung<br />
von Beleuchtung und Jalousie integriert. Über<br />
die gesamte Breite der Fensterwand erstreckt sich<br />
eine halbhohe Vorwandinstallation, die als Ablage<br />
dient. Gleichzeitig nimmt sie die Leitungen und Armaturen<br />
für die freistehende Badewanne auf. Jedes<br />
Masterbad ist zusätzlich zur Badewanne mit einer<br />
bodenebenen Dusche ausgestattet. Hier integriert<br />
die Vorwand das Geberit Duschelement mit dem<br />
Wandablauf, sodass der Fußboden der barrierefreien<br />
Dusche unterbrechungsfrei gefliest werden konnte.<br />
Das Wasser verschwindet in einem Schlitz in der<br />
Wand.<br />
Durch Vorwandinstallationen wie das Geberit Installationssystem<br />
GIS, das im Parkside zum Einsatz kam,<br />
können Bäder architektonisch hochwertig gestaltet<br />
und maßgerecht an die Bausituation angepasst werden.<br />
Im Gegensatz zu einer gemauerten Wand bietet<br />
die Vorwand Platz für die Integration von Funktionselementen<br />
wie das Entwässerungssystem in der<br />
Dusche, die Wandarmaturen oder auch für Soundsysteme<br />
und Steuerungselemente. Der Raum wirkt<br />
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