Unsere Johanneskirche hat den Titel „Kirche des Jahres 2006-2007“
Unsere Johanneskirche hat den Titel „Kirche des Jahres 2006-2007“
Unsere Johanneskirche hat den Titel „Kirche des Jahres 2006-2007“
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Unsere</strong> <strong>Johanneskirche</strong> <strong>hat</strong> <strong>den</strong> <strong>Titel</strong><br />
<strong>„Kirche</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>-<strong>2007“</strong> erhalten.<br />
Die<br />
<strong>Johanneskirche</strong><br />
Informationsheft<br />
zur Sanierung der <strong>Johanneskirche</strong> ab der Wende 1989
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
INHALT<br />
Kirche <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong>.............................................................................................................................1<br />
Die Kirche im Überblick ....................................................................................................................3<br />
Vision................................................................................................................................................4<br />
Zielvorstellung ..................................................................................................................................5<br />
Nutzungskonzept..............................................................................................................................5<br />
Baugeschichte..................................................................................................................................7<br />
Zustandsbeschreibung .....................................................................................................................7<br />
Maßnahmebeschreibung..................................................................................................................8<br />
Ausblick ............................................................................................................................................9<br />
Sanierungsarbeiten an der <strong>Johanneskirche</strong>...................................................................................10<br />
Bilddokumentation..........................................................................................................................14<br />
Denkmalfachliche Stellungnahme ..................................................................................................22<br />
Impressum:.....................................................................................................................................29
Kirche <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong><br />
1<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Sieben Kirchen bewarben sich am 25.11.2005 in Coswig um diesen <strong>Titel</strong>.<br />
Die <strong>Titel</strong>verleihung ist eine gemeinsame Aktion der 3 Lan<strong>des</strong>kirchen (Kirchenprovinz Sachsen,<br />
Anhaltinische Lan<strong>des</strong>kirche und katholischer Bistumsbereich) und <strong>des</strong> Kultusministeriums <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
Sachsen-Anhalt, die deutschlandweit einmalig ist. Ausgewählte Pilotprojekte sollen beispielgebend<br />
sein, sowohl die gemeinsame Verantwortung für die Erhaltung der Kirche, als auch eine breite und<br />
offene Nutzung der Kirchen zu entwickeln und auszuüben. Die in <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />
vergebenen <strong>Titel</strong> - im Jahr 2000 an die Stadtkirche St. Marien in Weißenfels und 2003 an die St.<br />
Nicolaikirche in Coswig - waren nicht nur eine Hilfe für die bauliche Instandsetzung, sondern auch<br />
eine Bereicherung für die Gemeinde und darüber hinaus.<br />
In <strong>den</strong> Bewerbungen wurde besonders die Gemeindeaktivität bewertet, aber auch das<br />
Nutzungskonzept, die Bedeutung <strong>des</strong> Kirchenprojektes im Ort, der Region und als Denkmal.<br />
Wir freuen uns sehr über diese Ehrung und hoffen nun mit verstärkter Förderung unsere Kirche<br />
wieder vollständig instandsetzen zu können, um die wachsende Gemeindearbeit effektiv gestalten<br />
und <strong>den</strong> Anforderungen auch in Zukunft gerecht wer<strong>den</strong> zu können. Gemeindeleben ist das, was wir<br />
gemeinsam gestalten. Deshalb an dieser Stelle besonderer Dank an das vielschichtige Engagement<br />
aller Gemeindeglieder im Gebet, der Wortverkündigung, Musik, Mitarbeit in <strong>den</strong> Veranstaltungen und<br />
<strong>den</strong> vielen praktischen Dingen.<br />
Unser Dank gilt aber auch <strong>den</strong> Mitarbeitern <strong>des</strong> Architekturbüros Acerplan, die uns sehr bei der<br />
Bewerbung unterstützten.<br />
Der Gemeindekirchenrat<br />
<strong>Titel</strong>bewerber:<br />
St. Johannes in Halle, St. Laurentius in Loburg, St. Martin in Memmleben, St. Marien in Sandersleben, St. Petri<br />
und Paul in Eisleben, Kirchen in Holleben-Beuchlitz, Kalbe/Milde,<br />
Mitglieder <strong>des</strong> Auswahlgremiums:<br />
• Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister von Sachsen-Anhalt<br />
• Brigitte Andrae, Konsistorialpräsi<strong>den</strong>tin der Ev. Kirchenprovinz Sachsen<br />
• Wolfgang Angenendt, Geschäftsführer der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt<br />
• Dr. Winfried Bettecken, Hörfunkchef MDR 1 Radio Sachsen-Anhalt<br />
• Dr.-Ing. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
• Dörte Evers, Industrie und Handelskammer Magdeburg<br />
• Hans-Dieter Feisthauer, Bankdirektor NORD/LB<br />
• Helge Klassohn, Kirchenpräsi<strong>den</strong>t der Ev. Lan<strong>des</strong>kirche Anhalts<br />
• Dr. Harald Meller, Leiter <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>amtes für Denkmalpflege und Archäologie<br />
• Stephan Reither, Leiter <strong>des</strong> Katholischen Büros Sachsen Anhalt<br />
• Prof. Dr. Klaus Trouet, Stv. Vorstandsvors. der Deutschen Stiftung Denkmalschutz<br />
Die Kirche in Sachsen-Anhalt und das Land sind sich ihrer Verantwortung für die Rettung der<br />
Kultur<strong>den</strong>kmale bewusst und sehen <strong>den</strong> wichtigen Zusammenhang zwischen Denkmalpflege, Kirche<br />
und Gesellschaft.<br />
Um diesem Anspruch gerecht zu wer<strong>den</strong>, bildete sich am 16.01.06 im Wappensaal <strong>des</strong> Stadthauses<br />
in Halle der Arbeitskreis <strong>„Kirche</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>/7“, der unter Leitung von Propst Herche Vertreter<br />
der Kirchenleitung, <strong>des</strong> Kultusministeriums, der Verwaltung der Stadt Halle, der Denkmalpflege, der<br />
Johannesgemeinde, dem Bauverein für Kleinwohnungen und dem Architektur- und Planungsbüro<br />
Acerplan angehören.<br />
Ziel ist, eine Stadtkirche als zentralen kirchlich-kulturellen Raum mit regionaler und überregionaler<br />
Bedeutung zu schaffen. Kirche soll neben ihrer Bedeutung als sakrales Gebäude auch<br />
Kommunikationsrot für das Wohngebiet sein und als öffentlicher Raum in der Stadt wiederentdeckt<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Erarbeitet wird derzeit ein Gesamtprojekt, an <strong>des</strong>sen Ende die vollständige <strong>den</strong>kmalgerechte<br />
Instandsetzung der <strong>Johanneskirche</strong> steht, um in einer ganzjährigen Nutzung das geplante<br />
Nutzungskonzept umsetzen zu können.<br />
• Kirche soll als öffentlicher Raum in der Stadt wiederentdeckt wer<strong>den</strong><br />
• Gottesdienste und Zusammenkünfte in einer offenen Kirche<br />
• Kirche als Raum der Stille wird einla<strong>den</strong><br />
• Kirche soll Raum für Veranstaltungen sein<br />
2
Die Kirche im Überblick<br />
3<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
1893 erbaut – 1977 aus Geldmangel aufgegeben – 1989 Beginn der Sanierungsbemühungen – <strong>2006</strong><br />
zur Kirche <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>/7 ernannt<br />
Als sich Halle mit der Industrialisierung zur Großstadt entwickelte, verlangte der gewaltige Zuzug neue<br />
Wohngebiete.<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong> ist dafür ein wichtiger Zeitzeuge.<br />
Zunächst auf freiem Feld erbaut, wurde sie Mittelpunkt eines einzigartigen Stadtbil<strong>des</strong> in christlicher<br />
Symbolik:<br />
„Erdkugel mit auf ihr stehendem Kreuz, in <strong>des</strong>sen Fußpunkt, quasi als Vermittler zur Erde, die Kirche<br />
angeordnet ist“.<br />
Sie ist Namensgeber <strong>des</strong> Stadtviertels und steht mit dem Stadtbild unter Denkmalschutz. Deshalb ist<br />
die Bebauung der Industriebrachen auch im Sinne einer Stadtbildreparatur geplant und wird in<br />
absehbarer Zeit das Wohngebiet um die <strong>Johanneskirche</strong> stark erweitern.<br />
Die Gemeinde verkleinerte sich zu DDR-Zeiten von anfänglich 30.000 auf 1.000 Mitglieder.<br />
Aus Geldmangel verfiel die Kirche und musste 1977 als Versammlungsort aufgegeben wer<strong>den</strong>. Es<br />
kam zu Einbrüchen, Plünderungen und Vandalismus.<br />
Seit 1991 bemüht sich unsere Gemeinde die stark geschädigte Kirche zu retten.<br />
Trotz eingeschränkter Nutzbarkeit steigt in der Bevölkerung das Interesse an „Ihrer“ Kirche, und mit<br />
neuen Wegen in der Gemeindearbeit ist ein starker Anstieg der Gemeinde- und Besucherzahlen zu<br />
verzeichnen:<br />
Gemeindeglieder z.Zt. 1500 / Gottesdienstbesucher ca. 100 Erwachsene und 25 Kinder.<br />
Wir beteiligen uns regelmäßig an <strong>den</strong> stadtweiten Aktionen „Nacht der Kirchen“ und „Tag <strong>des</strong> offenen<br />
Denkmals“.<br />
Und im Jahr 2004 präsentierte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die bun<strong>des</strong>weite Ausstellung<br />
„Seht, welch kostbares Erbe“ 6 Wochen in der <strong>Johanneskirche</strong>.<br />
45 ehrenamtliche Helfer unserer Gemeinde ermöglichten, die ganztägige Öffnung der stark besuchten<br />
Präsentation.
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Nach der Andacht zum 100. Kirchweihtag und der Ausstellung zum 100. <strong>Jahres</strong>tag der<br />
Gemeindegründung in der ruinösen Kirche beschloss der GKR 1998 die Wiederinstandsetzung der<br />
Kirche um die Gemeindearbeit öffentlich gestalten zu können.<br />
Denn eine Ruine spricht ihr eigenes Urteil über die Gemeinde.<br />
Die Wiedereinbeziehung <strong>des</strong> Kirchgebäu<strong>des</strong> ist unabdingbar aber zur Zeit leider nur provisorisch in<br />
<strong>den</strong> Sommermonaten möglich.<br />
Es fin<strong>den</strong><br />
• regelmäßige Gottesdienste mit Kirchenkaffee für integrative Gespräche,<br />
• Gemeindeübergreifende- und ökumenische Veranstaltungen, wie auch der Gottesdienst mitten im<br />
Hauptbahnhof statt.<br />
Es gibt<br />
• Gesprächskreise verschie<strong>den</strong>er Altersgruppen,<br />
• die Betreuung der fünf Seniorenheime, Kleidersammlungen,<br />
• Bühnenstücke und Konzerte professioneller Künstler, aber auch das Angebot in <strong>den</strong> Chören oder<br />
der Theatergruppe der Gemeinde mitzuwirken,<br />
• Nachbarschaftstreffen mit dem Wohnumfeld, und das Gemeindefest als offenes Straßenfest<br />
<strong>Unsere</strong> Johannesgemeinde, wächst ständig und stößt mit ihrer Vielfalt inzwischen an massive<br />
Grenzen.<br />
Vision<br />
Wir möchten geistige Energie und Phantasie umsetzen, damit Kirche geistlich, aber auch<br />
kulturell und sozial, Kommunikationsort wird und offen ist für alle Menschen, unabhängig von<br />
ihrer Herkunft.<br />
4
Zielvorstellung<br />
5<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Unser Ziel ist eine Stadtkirche als zentraler geistlich-kultureller Raum von regionaler und<br />
überregionaler Bedeutung,<br />
damit Kirche als öffentlicher Raum in der Stadt wiederentdeckt wird.<br />
<strong>Unsere</strong> Gemeinde will das Gotteshaus auch für andere Nutzer öffnen<br />
und die Wiederherstellung <strong>des</strong> Gemeindezentrums in seiner ursprünglichen Konzeption erreichen.<br />
Dazu bedarf es<br />
� der Sicherung der Kirche in seiner Bausubstanz,<br />
� der Wiederherstellung der Emporenflächen und der Nebenräume,<br />
� und der ganzjährigen Nutzungsmöglichkeit <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>.<br />
Nutzungskonzept<br />
Geistliche Aktivitäten und Angebote<br />
� Schaffung von Raum für Veranstaltungen ökumenischer Gemeinschaft,<br />
- <strong>Unsere</strong> eigene Gemeinde <strong>hat</strong> heute 1500 Mitglieder. Fin<strong>den</strong> Gemeindeübergreifende<br />
Veranstaltungen statt, dann reicht der Raum nicht aus.<br />
� Zusammenkünfte in einer geöffneten Kirche<br />
- Einladung zur Besinnung und Fürbitte, zur Einkehr und Stille in einer reizüberfluteten Welt in<br />
einer offenen Kirche<br />
- Ganzjährige Nutzungsmöglichkeit für kirchliche Gruppen und Vereine zu Beratung, Gespräch<br />
und Klausur<br />
Kulturelle Aktivitäten und Angebote<br />
� Reichhaltiges Konzertangebot, nicht nur in der warmen <strong>Jahres</strong>zeit<br />
- Wegen ihrer exzellenten Akustik und <strong>des</strong> verkehrsberuhigten Umfel<strong>des</strong> wäre die<br />
<strong>Johanneskirche</strong> besonders für Konzert-Liveaufnahmen geeignet.
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
� Schaffung eines Forums kreativer Theaterkunst für Kinder und Jugendliche zur Integration<br />
Behinderter.<br />
- Theaterkunstforum für Kinder und Jugendliche zur Integration Behinderter. Ein bereits<br />
stattgefun<strong>den</strong>es Pilotprojekt <strong>hat</strong> gezeigt, welch großes Potential an menschlicher<br />
Wertschöpfung für alle darin verborgen ist.<br />
Ausstellungen<br />
� Ausstellungen von Werken hallescher und internationaler Künstler<br />
- Einbringung in die 1200 Jahrfeier der Stadt Halle<br />
Bildung<br />
� Durchführung von Bildungsprojekten für Schüler aller Altersklassen<br />
- Die Wurzeln christlich-abendländischer Kultur lassen sich Schülern vor Ort leichter und<br />
anschaulicher begreifbar machen.<br />
� Schaffung eines umfassen<strong>den</strong> Informationsbereichs zur kirchlich kulturellen Arbeit.<br />
- Um die Wiederbelebung von Raum in seiner ursprünglichen Substanz als mutmachender Weg<br />
einer Kirchengemeinde im Kirchenkreis aufzuzeigen, soll ein Informationsbereich geschaffen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
� Foren für konfessionelle, kulturelle und umweltpolitische Themen<br />
Die <strong>den</strong>kmalgerechte Instandsetzung <strong>des</strong> Kirchengebäu<strong>des</strong> ist Grundvoraussetzung, um die<br />
vorhan<strong>den</strong>e Gemeindetätigkeit langfristig zu sichern und die Zielvorstellung umsetzen zu<br />
können.<br />
Kulturelle- und Fremd-Nutzung sollen das Gebäude auslasten und die Unterhaltungskosten<br />
absichern.<br />
6
Baugeschichte<br />
7<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Die <strong>Johanneskirche</strong> wurde 1892/93 im Sü<strong>den</strong> der Stadt Halle erbaut und ist Kernstück eines<br />
einzigartigen Stadtbil<strong>des</strong>. Der hallesche Architekt Herman Frede <strong>hat</strong> es in christlicher Symbolik<br />
entworfen.<br />
Die Kirche, ein Sakralbau im neogotischen Stil; ist ein Werk <strong>des</strong> bekannten halleschen<br />
Baumeisters und Architekten Friedrich Fahro (1857-1930), Er baute 27 Kirchen und viele<br />
bedeutende Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen.<br />
Die wertvollen Bleiglasfenster fertigte die Kunstanstalt für Glasmalerei Freystadtl (Ende <strong>des</strong> 19Jh. in<br />
Hannover ansässig). In Sachsen Anhalt gibt es keine weiteren figürlichen Farbfenster von Freystadtl.<br />
Durch die Zerstörung im zweiten Weltkrieg sind selbst in Hannover keine Zeugnisse seines Schaffens<br />
mehr erhalten. Trotzdem sie heute bis zu 50% zerstört sind, zählen sie zum wertvollen Kunstbestand<br />
der Stadt Halle (dazu gibt es eine ausführliche Stellungnahme <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>amtes für Denkmalpflege<br />
und Archäologie).<br />
Zustandsbeschreibung<br />
Bis heute konnten wegen finanzieller Zwänge nur Maßnahmen durchgeführt wer<strong>den</strong>, die es<br />
ermöglichten, wenigstens partiell die für die Gemeindearbeit dringend benötigte Kirche nutzen<br />
zu können und das Gebäude vor weiterem Verfall zu schützen:<br />
• Fundamenttrockenlegung, Mauerwerksergänzungen und Fugenverschluss,<br />
• und auch die Instandsetzung der Dachentwässerung,<br />
• Notverglasung zum Schutz der wertvollen Bleiglasfenster vorgesetzt<br />
• Schwammbekämpfungsmaßnahmen und im Zusammenhang damit Putzerneuerungen,<br />
• Emporenholz wegen Schädlingsbefall entsorgt,<br />
• und der <strong>des</strong>olate Fußbo<strong>den</strong> provisorisch mit Pressspanplatten abgedeckt.
Maßnahmebeschreibung<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Folgende Sanierungsarbeiten sind zum Erhalt <strong>des</strong> Bauwerkes, zur Umsetzung der<br />
Nutzungskonzeption und zur Bewahrung wichtigen Kunst- und Kulturgutes nötig:<br />
a) Kirchenbauwerkssanierung:<br />
� Kirchdach und Kirchturm Eindeckung mit Naturschiefer, Dachanschlüsse<br />
� Außenmauerwerk, Steinersatz und Fugenverschluss<br />
� Portalkreuz, Portalmosaik, Gotische Rose sanieren<br />
� Holzinstandsetzungsarbeiten an <strong>den</strong> 3 Außentüren und der 2-flügligen Portaltür<br />
� Schwammbeseitigung<br />
� Zimmerer und Tischlerarbeiten<br />
� Kellerentfeuchtung und Sicherung<br />
� 5 gr. Fenster im Chorraum, 10 gr. Fenster im Kirchschiff, 15 kleine Fenster 50x120cm,<br />
und 6 kl.+ 6 gr. Fenster in <strong>den</strong> Türmen<br />
Zunächst veranschlagte Summe: ca. 1.500.000 €<br />
b) Kircheninnensanierung<br />
� Putz Reparieren, Malerarbeiten<br />
� Klinkersteinreinigung und Fugenverschluss<br />
� Fußbo<strong>den</strong> Fliesen und Holzarbeiten<br />
� Emporenholzfußbo<strong>den</strong>, wegen Schwamm entfernt, wieder herstellen<br />
� Schablonenmalerei teilweise oder vollständig restaurieren<br />
� Innentüren zum Teil neu herstellen, zum Teil reparieren: Holz und Glasarbeiten<br />
� Turmtreppe instand setzen: Zimmermannsarbeiten<br />
� Kellersanierung - als Raum der Stille<br />
� Glasabtrennung unter der Empore – als Raum für Kinderkirche<br />
� Sanitäreinbau<br />
� Elektroinstallation komplett erneuern<br />
� Heizungseinbau<br />
� Schnitzarbeiten und Holzverkleidungen überarbeiten<br />
� Taufstein und Kanzelsockel instandsetzen: Steinmetzarbeiten<br />
Zunächst veranschlagte Summe: ca. 1.000.000 €<br />
8
9<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Der Glockenstuhl ist aus Eisen und muss in absehbarer Zeit erneuert wer<strong>den</strong> und ist mit ca. 15.000 €<br />
veranschlagt, dabei sind die schlechten 2 Eisengussglocken wieder als Original Bronze Glocken zu<br />
ersetzen. Veranschlagung ca. 15.000 € + 5.000 €.<br />
Die Orgel muss nach jüngster Begutachtung leider völlig erneuert wer<strong>den</strong>, das Prospekt bleibt dabei<br />
erhalten und wird saniert. Veranschlagung ca. 300.000 €.<br />
Die evangelische Johannesgemeinde <strong>hat</strong> unter Aufbietung aller Möglichkeiten mit Hilfe der<br />
Partnergemeinde, <strong>des</strong> Kirchenkreises, der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit und <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Sachsen-Anhalt<br />
dafür gesorgt, dass weiterer Verfall gestoppt wird und partielle Nutzung möglich ist.<br />
Ausblick<br />
Die in absehbarer Zeit zusätzliche starke Wohnbebauung bedeutet, dass in Zukunft der z.Zt. schon<br />
begrenzte Platz in der Kirche nicht ausreicht und eine Komplettsanierung notwendig wird.<br />
Um die Gemeindearbeit in Zukunft zu sichern, das Nutzungskonzept umsetzen zu können und<br />
das Bauwerk nachhaltig zu schützen (auch <strong>den</strong> schon erreichten Sanierungsstand nicht zu<br />
gefähr<strong>den</strong>), ist die zeitnahe vollständige Sanierung <strong>des</strong> Bauwerkes dringend nötig.<br />
Nach der Ernennung zur <strong>„Kirche</strong> <strong>des</strong> <strong>Jahres</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007“</strong><strong>hat</strong> das Land eine Förderung mit<br />
100.000 € zugesagt<br />
und von der Stadt Halle wird derzeit Förderung über das Städtesanierungsprogramm<br />
„Gründerzeitviertel südl. Vorstadt“ geprüft.<br />
Förderung durch die DSD, DBU, Lotto Toto und anderer Einrichtungen ist beantragt.<br />
Benefizveranstaltungen und Spen<strong>den</strong> sind unumgänglich, um <strong>den</strong> nötigen Eigenanteil<br />
aufzubringen.<br />
Um über die <strong>Johanneskirche</strong> und ihr Wohnviertel zu informieren aber auch um Spender und Förderer<br />
zu gewinnen, <strong>hat</strong> die Johannesgemeinde eine eigene Homepage eingerichtet.<br />
www.johanneskirche-halle.de
Sanierungsarbeiten an der <strong>Johanneskirche</strong><br />
Maßnahmen zur Rettung der Bausubstanz<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
1991 Sanierung Kirchturmdach, Glockenanlage und Uhr<br />
1993 Dachsanierung Kirchenschiff und Apsis<br />
1995 Provisorische Abdeckung <strong>des</strong> zerstörten Holzfußbo<strong>den</strong>s <strong>des</strong> Kirchenschiffes mit Spanplatten<br />
1999/2000 Fensterschutz der <strong>des</strong>olaten Kirchenfenster mit Spezialfolie<br />
2000 Erneuerung von Regenrohren und Blitzschutz nach Diebstahl<br />
2001 erster großer Bauabschnitt:<br />
- Instandsetzung der Fundamente (bis auf Kirchensüdseite)<br />
- Reinigung und Fugenerneuerung der Klinkerflächen am Kirchenschiff<br />
- Ergänzung von Fehlstellen im Blend- und Ziermauerwerk am Kirchenschiff<br />
- Erneuerung <strong>des</strong>olater Blendmauerwerksbereiche am Kirchenschiff<br />
- Reparatur der Dachentwässerung<br />
- Instandsetzung und Erneuerung der Innenwand- u. Gewölbeflächen im Kirchenschiff,<br />
oberem Chorbereich und Eingangsraum, unter Einbeziehung eines Restaurators – soweit<br />
finanziell möglich<br />
- Entfernung <strong>des</strong>olater und Gebäudegefähr<strong>den</strong>der (Brandschutz) Installation (Heizkörper, -<br />
Rohre u. Elektro-Leitungen), 1. Abschnitt.<br />
- Schwammbekämpfungsmaßnahmen im Emporenbereich<br />
2002/03 Ausbau der defekten Schwerkraftheizung und Installation eines Waschbeckens in Sakristei.<br />
2003/04 zweiter großer Bauabschnitt:<br />
- Instandsetzung der Fundamente auf Kirchensüdseite und Geländeregulierung<br />
- Reinigung und Fugenerneuerung der Klinkerflächen im Turmbereich, bis 4m Höhe.<br />
- Ergänzung von Fehlstellen im Blend- und Ziermauerwerk im Turmbereich, bis 4m Höhe<br />
- Entfernung <strong>des</strong>olater und Gebäudegefähr<strong>den</strong>der (Brandschutz) Installation (Heizkörper, -<br />
Rohre u. Elektro-Leitungen), 2. Abschnitt.<br />
- Erneuerung <strong>des</strong>olater Blendmauerwerksbereiche im Turmbereich, bis 4m Höhe<br />
- partielle Erneuerung der Innenwand- u. Deckenflächen der Sakristei u. Choranbauten im<br />
Zuge der Schwammbekämpfung<br />
- Erneuerung der Putzflächen in bei<strong>den</strong> Treppentürmen im Zuge der Schwammbekämpfung<br />
10
11<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
- Sicherung der Bleiglasfenster durch Montage einer provisorischen Notverglasung, um das<br />
Eindringen von Niederschlagswasser zu vermei<strong>den</strong> und das weitere Wachstum <strong>des</strong> Echten<br />
Hausschwamms nicht zu begünstigen.<br />
- Schwammbekämpfungsmaßnahmen im gesamten Kirchenbereich<br />
- Demontage <strong>des</strong> absturzgefährdeten Kreuzes über dem West- Eingangsportal.<br />
- Überprüfung und behelfsmäßige Reparatur der Dachhaut und der Dachanschlüsse im<br />
Bereich der Sakristeianbauten<br />
- Mosaikbildsicherung gegen Niederschlagswasser mit Vorsatzscheibe, als vorrübergehender<br />
Schutz<br />
- Reinigung der Klinkerflächen im Innenraum<br />
- Säuberung und Sicherung Kellerzugang<br />
- behelfsmäßige Kirchenbeleuchtung<br />
<strong>2006</strong> provisorische Instandsetzung der Empore zur vorläufigen Nutzung<br />
Trotz der behelfsmäßigen Ausführung der Gebäu<strong>des</strong>icherung im Rahmen von Vergabe AB-<br />
Maßnahmen, bestehen noch schwerwiegende Gebäu<strong>des</strong>chä<strong>den</strong>, die bereits Geleistetes auf<br />
Dauer wieder gefähr<strong>den</strong>. Die ganzjährige Nutzung der <strong>Johanneskirche</strong> ist zur Zeit <strong>den</strong>noch<br />
nicht möglich.<br />
Maßnahmen, die eine ganzjährige Nutzung der <strong>Johanneskirche</strong> ermöglichen<br />
Obwohl bereits wichtige Sanierungsarbeiten an der <strong>Johanneskirche</strong> durchgeführt wur<strong>den</strong>, stehen<br />
Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten an, die dringend erfolgen müssen. Diese beziehen sich<br />
im wesentlichen auf die Bereiche:<br />
�� Kirchturm<br />
�� Kirchenschiff<br />
�� Chor<br />
�� Sakristei<br />
�� Sakristeiumgang<br />
Partiell eindringen<strong>des</strong> Niederschlagswasser (über Dachflächen, partiell Fenster) gefährdet das<br />
Kirchbauwerk in seiner Substanz.<br />
Da Maßnahmen zur vollständigen Bekämpfung <strong>des</strong> Echten Hausschwammes aus finanziellen<br />
Grün<strong>den</strong> bisher nicht möglich waren, begünstigt das Wasser das Wachstum <strong>des</strong>selben weiterhin.
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Zur Denkmalsanierung sind folgende Leistungen auszuführen:<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
Mauerwerkssanierung im Turmbereich, ab 4m Höhe.<br />
Dachneudeckung in Schiefer / Flachdächer als Scharendeckung<br />
Statische Sicherung relevanter Gebäudeteile, z.B. statische Sicherung der Kirchturmebenen und<br />
der Treppenaufgänge<br />
Dachkonstruktionsinstandsetzung<br />
Mauerkronensanierung<br />
Rissschließung im Mauerwerk/Verfugungs- und Putzarbeiten<br />
Instandsetzung aller Wandanschlüsse in Blei (Klempnerarbeiten)<br />
Dachentwässerungsarbeiten/Blitzschutz<br />
Rostschutzmaßnahmen an statisch relevanten Konstruktionsteilen<br />
Bekämpfungsmaßnahmen Echter Hausschwamm (EHS) an Holzkonstruktionen und Mauerwerk<br />
Tischlerarbeiten an Türen, Emporen etc. (Befall durch EHS)<br />
Kellerentfeuchtung und –sanierung<br />
Restaurierung der Chorfenster, einschließlich Montage einer Sicherheitsverglasung zum Schutz<br />
der wertvollen Chorfenster<br />
- Dokumentation (einschließlich Forschungsprogramm)<br />
- Ausbau<br />
- Herstellung neuer Bleistege<br />
- Glasreinigung<br />
- Glasergänzung<br />
- Glasmalerei (Restaurierung)<br />
- Einbau<br />
Reparatur aller Bleiglasfenster und Öffnung der Fenster unter <strong>den</strong> Emporen<br />
Wiederherstellung der historischen Ausmalung nach vorhan<strong>den</strong>em Befund<br />
Brandschutztechnische Maßnahmen<br />
Restauratorische Sicherung wertvollen Kunstgutes, z.B.<br />
- gotische Rose<br />
- Portalkreuz<br />
- Mosaikbild<br />
- Altar<br />
- Taufstein<br />
- Emporenbrüstung<br />
12
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
��<br />
13<br />
- Orgelprospekt<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Demontage der provisorischen Kirchenbeleuchtung<br />
- Erstellen Beleuchtungskonzept<br />
- Kirchenraumausleuchtung<br />
Instandsetzung der WC-Anlage (touristische Erschließung)<br />
Reparatur / Neuausführung der Fußbö<strong>den</strong><br />
Weitere wichtige Maßnahmen zur ganzjährigen Nutzung<br />
- Ergänzung / Neuherstellung der Ausstattung, das Gestühl fehlt vollständig<br />
- Heizungsanlage (neu)<br />
Herstellung eines behindertengerechten Zugangs<br />
angrenzende Gewerke, z. B. Gerüstbau<br />
Geschätzte Bausumme (Stand <strong>2006</strong>) 2.500.000 €.<br />
Darin sind nicht enthalten<br />
Der Glockenstuhl ist aus Eisen und in <strong>des</strong>olatem Zustand ca. 15.000 €<br />
Bronze Glocken (2 Eisengussglocken sind überaltert) ca. 20.000 €<br />
Die Orgel muss nach jüngster Begutachtung völlig erneuert<br />
wer<strong>den</strong>, das Prospekt bleibt dabei erhalten und wird saniert ca. 300.000 €<br />
Ziele sind:<br />
das fertig sanierte Bauwerk zur ganzjährigen Nutzung als Mittelpunkt <strong>des</strong> Stadtviertels<br />
die Erhaltung <strong>des</strong> Denkmals als Zeitzeuge der Stadtgeschichte und wertvolles Kulturgut<br />
Wir bitten um Unterstützung dieser wichtigen Aufgabe.
Bilddokumentation<br />
Luftbild:<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Bebauung um die <strong>Johanneskirche</strong>, ein einzigartiges Stadtbaubild in christlicher Symbolik<br />
„Erdkugel mit auf ihr stehendem Kreuz, in <strong>des</strong>sen Fußpunkt, quasi als Vermittler zur<br />
Erde, die Kirche angeordnet ist“.<br />
14
15<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Historische Ansicht von Süd Stadtarchiv Halle
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Stadtarchiv Halle<br />
16
Fassade ca. 1990<br />
17<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong>
Fassade im Jahr 2004<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
18
Kirchenschiff, Innenraum, Orgel im Jahr 1998<br />
19<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong>
Kirchenschiff, Innenraum, Orgel im Jahr 2002<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
20
Chorfenster im Jahr 2000<br />
21<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong>
Denkmalfachliche Stellungnahme<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Der überaus kritische bauliche Zustand, die kunsthistorische Bedeutung der Kirche und die besonders<br />
aktive Kirchengemeinde - die seit der Wende mit Einfallsreichtum und Engagement das seit 1977<br />
aufgegebene Gotteshaus wieder nutzt und auch der Öffentlichkeit zugänglich macht - sind Anlass für<br />
uns, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dringend um Unterstützung für die anstehen<strong>den</strong><br />
Maßnahmen zu bitten. Als finanzieller Zuschuss wer<strong>den</strong> von der Gemeinde 21 500 Euro beantragt.<br />
Die gravierendsten Schä<strong>den</strong> sind:<br />
1. aktiver Schwammbefall: nachgewiesen in bei<strong>den</strong> Treppentürmchen; hier u.a. die<br />
Auflagerbereiche der Traufe und das Dachwerk betroffen.<br />
2. teilzerstörte Bleiverglasungen <strong>des</strong> Chores : Vor allem die in I, nII und sII in großen Teilen<br />
erhaltenen bauzeitlichen Verglasungen befin<strong>den</strong> sich in einem besorgniserregen<strong>den</strong> Zustand,<br />
d.h. das Teile der Bleiverglasungen in kürzester Zeit herabfallen und damit unwiederbringlich<br />
zerstört wer<strong>den</strong>.<br />
Kirchenraum nach Osten mit <strong>den</strong> Fenstern I, nII und sII<br />
22
23<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Die <strong>Johanneskirche</strong> und ihr Baumeister Friedrich Fahro<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong> in Halle / Saale ist der erste uns bekannte Kirchenbau <strong>des</strong> Architekten Friedrich<br />
Fahro. 1892/93 als zeittypischer neogotischer Klinkerbau errichtet, fasziniert das Gebäude bis heute<br />
die Besucher durch seinen fast vollständig geschlossen erhaltenen Innenausbau der Bauzeit. Selbst<br />
die farbige Raumfassung ist unter <strong>den</strong> späteren Fassungen erhalten und scheint an verschie<strong>den</strong>en<br />
Stellen durch.<br />
Friedrich Fahro war einer der Schüler <strong>des</strong> Hannoveraner Architekten Conrad Wilhelm Hase. Neben<br />
der <strong>Johanneskirche</strong> sind von ihm in der Stadt Halle noch weitere, ebenfalls als Bau<strong>den</strong>kmal<br />
ausgewiesene, Gebäude bekannt: z.B. die Anstaltskirche der Diakonie und die Diakoniegebäude im<br />
Mühlweg, die Villa – Reichardtstraße 21 und das Vereinshaus - Uhlandstraße 12. Weitere<br />
Kirchenbauten <strong>des</strong> Architekten befin<strong>den</strong> sich im Mansfelder Land und im Landkreis Sangerhausen so<br />
in: Hermerode, Hettstedt, Möllendorf, Piskaborn, Polleben und Thürungen. Es handelt sich<br />
durchgängig um neogotische Backsteinbauten.<br />
Eine umfassende Würdigung <strong>des</strong> Baumeisters und seines Oeuvres stehen noch aus.<br />
Nachfolgend die wichtigen der bislang bekannten biographischen Daten:<br />
- 1857 in Halle als Sohn eines Zimmermanns geboren<br />
- 1872 bis 1875 Lehre als Zimmermann<br />
- 1881-83 Hospitant an der TH Hannover<br />
- seit 1886 zunächst Mitinhaber der Firma Brumme & Fahro - Atelier für Architektur und<br />
Kunstgewerbe<br />
- ab 1888 Alleinbetreiber<br />
- 1930 stirbt Fahro in Halle<br />
Die Fenster<br />
Ein besonderer Sc<strong>hat</strong>z für die Kirche, die Stadt Halle und Sachsen-Anhalt sind die noch in großen<br />
Teilen erhaltenen figürlichen Fenster im Chor.<br />
Wie erst kürzlich bekannt wurde, stammen sie von der Hannoveraner Werkstatt A. Freystadtl. Von<br />
dieser Glasmalereifirma war bislang in Sachsen-Anhalt lediglich eine Mitarbeit an <strong>den</strong> Fenstern in Bad<br />
Kösen mit ornamentalen Gestaltungen bekannt.
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
In <strong>den</strong> Veröffentlichungen zum Glasmalereibestand <strong>des</strong> 19. Jh. in Sachsen und Bran<strong>den</strong>burg sind<br />
keine Farbverglasungen der Firma Freystadtl verzeichnet.<br />
Für die Stadt Halle, die im 2. Weltkrieg <strong>den</strong> größten Teil der farbigen Fenster vor allem in <strong>den</strong><br />
altstädtischen Kirchen verloren <strong>hat</strong>, sind die wenigen noch erhaltenen Farbverglasungen überaus<br />
bedeutsam. Mit <strong>den</strong> Arbeiten der Firma Freystadtl tritt nun eine weitere Glasmalereifirma mit einer<br />
neuen Handschrift dazu. Innerhalb der Stadtgrenzen sind Fenster der Firmen Hertel und Lersch aus<br />
Düsseldorf, Linnemann aus Frankfurt/Main, Müller aus Quedlinburg und von Oetken aus Berlin zu<br />
sehen.<br />
So wurde erst kürzlich eines von ursprünglich fünf vorhan<strong>den</strong>en Farbfenstern <strong>des</strong> 19. Jh. in der<br />
Marktkirche der Stadt wiedergefun<strong>den</strong>. Eine Restaurierung dieses Fensters mit einer<br />
Verkündigungsdarstellung von der Glasmalereianstalt Hertel und Lersch aus Düsseldorf (1886) steht<br />
noch aus.<br />
In der Maria-Magdalenen-Kapelle der Moritzburg befin<strong>den</strong> sich die Fenster der Firma Alexander<br />
Linnemann aus Frankfurt/Main (1898).<br />
Für die Pauluskirche von 1903 sind Fenster nach Entwürfen von August Oetken gefertigt wor<strong>den</strong>.<br />
Die ebenfalls von Fahro errichtete kleine Anstaltskirche der Diakonie im Mühlweg bekam Fenster der -<br />
in Mitteldeutschland mit künstlerischen Arbeiten weit verbreiteten - Firma Ferdinand Müller<br />
Quedlinburg.<br />
Damit <strong>hat</strong> die Stadt zwar nur einen kleinen Bestand an Farbverglasungen aber durch die<br />
verschie<strong>den</strong>en Firmen wiederum ein breites Spektrum an Handschriften dieser Zeit zu bieten.<br />
Die Fenster in der <strong>Johanneskirche</strong> sind durchweg zweibahnig, fünffeldrig mit großen Maßwerkokuli.<br />
Sie gehören zur bauzeitlichen Ausstattung und bestimmen ganz wesentlich die Wirkung <strong>des</strong> Raumes<br />
durch das faszinierende Spiel von Licht und Farbe.<br />
Durch Vandalismus wur<strong>den</strong> sie in der Vergangenheit im unteren Bereich durchweg stark geschädigt.<br />
Eine Rekonstruktion halten wir weitgehend für möglich.<br />
24
25<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
In der Chorachse (I) ist das Pfingstwunder und darüber im Maßwerk Christus als Weltenrichter<br />
dargestellt. In nII und sII wer<strong>den</strong> das Mittelfeld flankierend die Evangelisten in gotisieren<strong>den</strong><br />
Architekturnischen gezeigt.<br />
Fenster I, Pfingstwunder und im Maßwerkokuli Christus als Weltenrichter;
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Die Felder 1a,2a, und 1b vollkommen zerstört, das Feld 2b mit erheblichen Fehlstellen.<br />
Fenster sII, Apostel Lukas und Johannes; Schä<strong>den</strong> vor allem in <strong>den</strong> Feldern 1a, 1b und 2a und 2b.<br />
Kleinere Verluste in 3a.<br />
26
27<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Bei allen Fenstern <strong>des</strong> Chores besteht die Gefahr, dass sich Teile der Farbverglasungen aus <strong>den</strong><br />
zerstörten Bleien lösen und herabfallen.<br />
Der Ausbau akut gefährdeter Felder wird derzeit vorbereitet.<br />
Eine Teppichverglasung aus Vierpassmedaillons mit Eichenlaubgrisaille füllt die im Chor<br />
anschließen<strong>den</strong> Fenster nIII und sIII.<br />
Fenster sIII, beispielhaft für die Schä<strong>den</strong> aller Teppichfenster
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Die Scha<strong>den</strong>sbilder ähneln sich bei allen Fenstern im Kirchenraum. Die Felder 1 und 2 sind meist am<br />
stärksten geschädigt.<br />
Die Instandsetzung der Treppentürmchen und die Restaurierung der Chorfenster sind unerlässliche<br />
Maßnahmen, die die Gemeinde und wir gern als Beitrag zur 1200 Jahrfeier der Stadt Halle im<br />
nächsten Jahr durchführen wür<strong>den</strong>.<br />
Wir bitten dringend um Bewilligung der beantragten Gelder.<br />
Sabine Meinel<br />
Gebietsreferentin Stadt Halle<br />
Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege und Archäologie<br />
28
Impressum:<br />
Der Gemeidekirchenrat<br />
29<br />
Die <strong>Johanneskirche</strong><br />
Erna Lämmel, Vorsitzende <strong>des</strong> GKR und Geschäftsführerin laemmel@johanneskirche-halle.de<br />
Martin Gottschalk, stv. Vorsitzender und Baubeauftragter gottschalk@johanneskirche-halle.de<br />
Gerry Wöhlmann, Pfarrer der Johannesgemeinde woehlmann@johanneskirche-halle.de<br />
Reinhard Moczko, Architektur- und Planungsbüro Acerplan reinhard.moczko@acerplan.de