Reviere im Fokus JAGDREVIERE IM FOKUS JAGEN IM GATTER In den acht Revierkantonen gibt es insgesamt 936 <strong>Jagd</strong>reviere. Grosse, kleine, abseits gelegene und solche in Siedlungsnähe. Die meisten ähneln sich, sind aber, wenn man genauer hinschaut, doch unterschiedlich. Und, das Wichtigste: Sie werden von ihren Pächtern geschätzt und sind für diese ein Stück Heimat. Dann gibt es aber auch ganz besondere und einmalige Reviere, die sich von der Mehrheit klar abgrenzen. In loser Folge berichtet JAGD&NATUR von solchen «Raritäten». Den Anfang macht ein «Gatterrevier» im Kanton Aargau. Kommt man unter Schweizer Jägern auf das Thema Gatterjagd zu sprechen, begegnet man Stirnrunzeln und meist offener Ablehnung. Denn die <strong>Jagd</strong> in 30, 40 Hektaren grossen und eingezäunten «Revieren» wird nicht als weidmännisch angeschaut und bestenfalls noch als finaler Pirschgang für gut betuchte Senioren vor dem letzten «<strong>Jagd</strong> vorbei» akzeptiert. Diese Haltung hat natürlich ihre guten Gründe: In der Schweiz gibt es keine Wildgatter wie beispielsweise in Österreich, bei denen man nach Preisliste einen 24- oder gar 28-Ender Hirsch oder einen Goldmedaillen-Mufflon buchen und anschliessend «in der entspannten Atmosphäre» eines **** plus <strong>Jagd</strong>hauses auf die Decke legen kann. Dazu passt auch die Geschichte des Rothirsches Burlei. Dieser kam, nachdem er in einem österreichischen Kleingatter mit Kraftfutter und Schokolade zum 37-Ender der Extraklasse hochgemästet worden war, über verschlungene Pfade auf eine Waldlichtung in Bulgarien, wo er von einem deutschen Baron im September 2005 die tödliche Kugel erhielt. Gatterreviere in der Schweiz Klar, dort wo es auf der <strong>Jagd</strong> nur noch um den raschen Erfolg und Trophäengeilheit geht, ist Kritik mehr als angebracht. Doch bevor wir nun mit erhobenem Zeigefinger und mit Moralin gefüllter Wasserpistole auf andere zeigen beziehungsweise schiessen, sollten wir die jagdliche Situation in der Schweiz etwas genauer anschauen. Natürlich sind unsere <strong>Jagd</strong>reviere nicht eingezäunt und umfassen Flächen von mehreren hundert oder gar tausend Hektaren Wald und Feld. Trotzdem: Es gibt in unserem Mittelland <strong>Jagd</strong>reviere, in denen sich das Wild wie in einem Gatter vorkommen muss, will heissen, grossräumige Wanderungen wie vor fünfzig oder hundert Jahren sind gar nicht mehr möglich. Denn auf ihren Fernwechseln stossen Reh, Hirsch, Hase, Fuchs und Sau sehr rasch auf unüberwindbare Hindernisse, vor allem Autobahnen und Siedlungen. Bevölkerungszunahmen von um die 80 % innert fünfzig Jahren in den Hotspots der Kantone Zürich und Aargau, verbunden mit einer hohen Bautätigkeit im Wohnungsund Industriebereich, haben Wildtiere mehr und mehr in Lebensraumnischen zurückgedrängt, die man durchaus als Gatter bezeichnen kann. Was aber nicht gleichbedeutend ist, dass dort nicht weidgerecht gejagt werden kann. Auf der Suche nach einem solchen «Gatterrevier» sind wir im Bezirk Lenzburg fündig geworden. Juwel im Siedlungsraum Das kleine Juwel heisst «Revier Lenzhard», liegt im Bezirk Lenzburg und ist eingeschlossen von den Gemeinden Lenzburg, Staufen, Schafisheim, Hunzenschwil, Rupperswil, Möriken-Wildegg und Niederlenz. Total 35 000 Einwohner zählen diese sieben Gemeinden, im Jahr 1988 waren es noch 25 000. Viele von ihnen suchen Erholung im Lenzharder Wald. Dazu trennt die A1 im Süden einen kleinen Teil Die eingezäunte Kantonsstrasse K112, darüber die Bahnlinie Rupperswil – Lenzburg Auengebiet an der Aare, stimmige Landschaft ohne Zäune Text und Fotos: Martin Ebner JAGD & NATUR 11