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Plasmonen als Lichttransporter: Nanooptik

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DOI: 10.1002/piuz.200601102<br />

<strong>Nanooptik</strong><br />

<strong>Plasmonen</strong> <strong>als</strong> <strong>Lichttransporter</strong><br />

FRANZ AUSSENEGG | HARALD DITLBACHER<br />

Metallische Nanopartikel, Nanodrähte oder Filme können<br />

Licht in Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> einfangen und transportieren.<br />

Dieses Phänomen spielt sich im optischen Nahfeld und<br />

im Subwellenlängenbereich ab. Solche Nanostrukturen könnten<br />

zu wichtigen Elementen einer zukünftigen <strong>Nanooptik</strong><br />

werden.<br />

INTERNET<br />

|<br />

Erwin-Schrödinger-Institut für Nanostrukturforschung<br />

nanooptics.uni-graz.at<br />

Es gibt fast keine Sparte der Naturwissenschaften, in die<br />

nicht schon die Vorsilbe Nano (griech. Zwerg) Einzug<br />

gehalten hat. Das gilt auch für die Optik: <strong>Nanooptik</strong> und Nanophotonik<br />

sind bereits gängige Begriffe. Die Strukturen,<br />

um die es dort geht, liegen in Dimensionen zwischen zehn<br />

und hundert Nanometern. Sie sind <strong>als</strong>o kleiner <strong>als</strong> die Wellenlängen<br />

des sichtbaren Lichts. Ist mit so kleinen Objekten<br />

überhaupt noch „Optik“ möglich?<br />

Eines ist klar: Die Methoden der herkömmlichen Optik,<br />

bei denen sich Lichtfelder im Prinzip frei im Raum ausbreiten<br />

und nur von Spiegeln, Linsen, Prismen etc. beeinflusst<br />

werden, sind nicht mehr anwendbar. Das verhindert<br />

das Abbe-Limit im Subwellenlängenbereich. Trotzdem kann<br />

man eine optische Technologie im Nanometerbereich realisieren.<br />

Dazu muss man die Lichtfelder an materielle Strukturen<br />

koppeln. Noch fehlen weitgehend die richtigen Methoden<br />

für eine solche <strong>Nanooptik</strong>. Die Physiker stehen<br />

heute vor der Herausforderung, diese zu finden oder zu<br />

erfinden. Besonders interessant sind dabei Nanostrukturen,<br />

die Lichtfelder nicht nur führen, sondern im Prinzip auch<br />

schalten, verstärken oder anders beeinflussen können. Interessante<br />

Kandidaten hierfür sind metallische Nanostrukturen,<br />

wie sie seit über zehn Jahren ein zentrales Forschungsthema<br />

unserer Gruppe sind [1].<br />

Spielfeld optisches Nahfeld<br />

Die geometrischen Abmessungen der Nanostrukturen, die<br />

wir hier vorstellen, sind kleiner <strong>als</strong> die Lichtwellenlänge.<br />

Deshalb ist die mit diesen Strukturen verknüpfte optische<br />

Information ausschließlich in dem optischen Nahfeld enthalten,<br />

das nahe an den Oberflächen<br />

auftritt. Das optische Fernfeld, das<br />

merklich weiter entfernt <strong>als</strong> die halbe<br />

Lichtwellenlänge von der Oberfläche<br />

beginnt,enthält diese Information nicht<br />

mehr. Das Abbe-Limit begrenzt die Auflösung<br />

des optischen Fernfelds (Physik<br />

in unserer Zeit 2005, 36(1), 41).<br />

Metallische Nanostrukturen besitzen besonders starke<br />

optische Nahfelder. Allein schon aus diesem Grund ist das<br />

Konzept sehr interessant, Lichtfelder im Subwellenlängenbereich<br />

mit metallischen Strukturen zu manipulieren. Die<br />

Forschung auf diesem Gebiet begann mit der Frage, ob es<br />

möglich sei, eine Subwellenlängen-Lichttechnologie durch<br />

Herunterskalieren der aus der Hochfrequenztechnik bekannten<br />

Methodik um etwa sechs Größenordnungen zu realisieren.<br />

Ist es <strong>als</strong>o zum Beispiel – ganz analog zu einem<br />

hochfrequenten elektrischen Strom – möglich, Licht in einem<br />

entsprechend dünnen Metalldraht zu leiten?<br />

Dieser zunächst naheliegende Denkansatz erwies sich<br />

jedoch <strong>als</strong> zu simpel. Bei den Frequenzen sichtbaren Lichts<br />

– und bis ins nahe Infrarote hinein – können nämlich in nanoskaligen<br />

Metallstrukturen Phänomene auftreten, die in<br />

der herkömmlichen Hochfrequenztechnik völlig unbekannt<br />

sind. Das gilt für Partikel, Drähte und andere Nanostrukturen.<br />

In ihnen regt das lichtelektrische Feld Resonanzen an,<br />

die von kollektiven Oszillationen der Leitungselektronen<br />

verursacht werden (siehe auch Physik in unserer Zeit 2005,<br />

36 (3), 11).<br />

Dieses Resonanzphänomen ist allerdings kein grundsätzliches<br />

Hindernis, um eine <strong>Nanooptik</strong> zu realisieren, die auf<br />

metallischen Nanostrukturen beruht. Das gilt genauso für<br />

die geringe elektrische Leitfähigkeit von Metallen bei Lichtfrequenzen.<br />

Forscher müssen beide Fakten berücksichtigen,das<br />

kann jedoch durchaus im positiven Sinne sein. Gerade<br />

die Resonanz der kollektiven Elektronenoszillationen<br />

lässt sich zum Beispiel nutzen, um die Intensität der optischen<br />

Nahfelder in einem wünschenswerten Maß zu erhöhen.<br />

Metallpartikel <strong>als</strong> nanooptische Bausteine<br />

Die Resonanz in der kollektiven Schwingung von quasifreien<br />

Leitungselektronen, wie sie typisch für Metalle sind,<br />

nennt man auch „plasmonische Resonanz“. Ihre Wirkung<br />

wollen wir nun an den einfachsten nanooptischen Strukturen<br />

<strong>als</strong> Modellfall veranschaulichen, nämlich an metallischen<br />

Nanopartikeln. Die Kenntnis dieser kollektiven Elektronen-Oszillationen<br />

bei Lichtfrequenzen ist eine wichtige<br />

Grundlage,um komplexere metallische Nanostrukturen verstehen<br />

und entwickeln zu können. Metallische Nanopartikel<br />

sind jedoch auch für sich genommen äußerst interessante<br />

nanooptische Bausteine. Die plasmonischen Resonanzen<br />

verleihen ihnen ungewöhnliche optische Eigenschaften,die<br />

auf mannigfaltige Art und Weise technologisch<br />

genutzt werden können.<br />

220<br />

| Phys. Unserer Zeit<br />

| 5/2006 (37) © 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim


Die Resonanz dieser Partikelplasmonen lässt sich mit<br />

einem einfachen, quasi-statischen Modell sehr gut beschreiben.<br />

Das ist möglich, weil alle Abmessungen der Partikel<br />

unterhalb der Lichtwellenlänge liegen. Deshalb kann<br />

man Laufzeiteffekte außer Acht lassen. Bringt man ein solches<br />

metallisches Partikel in ein lichtelektrisches Feld, so<br />

verschiebt dieses Elektronen im positiv geladenen Hintergrund<br />

des Kristallgitters. Allerdings verhindern die geringen<br />

Abmessungen des Partikels,dass diese Ladungen so frei verschiebbar<br />

sind wie in einem makroskopischen Metallkörper.<br />

An den Partikeloberflächen, die senkrecht zur Elektronenbewegung<br />

orientiert sind,stauen sich die Ladungen auf. Dadurch<br />

laden sich die Oberflächen elektrisch auf, was die<br />

nachströmenden Elektronen abstößt.<br />

Diese repulsiven Kräfte tragen dazu bei, dass die gesamte<br />

Elektronenwolke – <strong>als</strong>o das Kollektiv der Leitungselektronen<br />

– des Metallpartikels zu einem schwingungsfähigen<br />

System wird. Je nach Geometrie des Partikels besitzt<br />

es eine oder mehrere Eigenfrequenzen. Hat das Lichtfeld die<br />

dazu passende Frequenz, dann treibt es alle Leitungselektronen<br />

resonant zu einer kohärenten Oszillation an. Nun<br />

fließt im metallischen Nanopartikel ein Strom, der mit der<br />

Lichtfrequenz oszilliert. Diese Resonanz der Partikelplasmonen<br />

hat zwei Konsequenzen, deren Ursachen wir gleich<br />

diskutieren. Eine ist eine schmalbandige Lichtabsorption,<br />

die dem Verlauf einer Resonanzkurve entspricht. Die andere<br />

Folge ist eine spektral ganz analog verlaufende Lichtstreuung<br />

ins Fernfeld.<br />

Um das Partikel herum entsteht ein verstärktes lokales<br />

Lichtfeld, dessen spektraler Intensitätsverlauf ebenfalls der<br />

<strong>Plasmonen</strong>-Resonanzkurve entspricht. Die räumliche Ausdehnung<br />

dieses Nahfeldes ist vergleichbar mit der Partikelabmessung,<br />

liegt <strong>als</strong>o typischerweise zwischen 10 und 100<br />

nm (Abbildung 1). Dabei bestimmt die Dämpfung der Partikelplasmonen<br />

die Bandbreite der Absorption und die Feldverstärkung.<br />

Zu dieser Dämpfung tragen zwei Mechanismen<br />

bei. Einerseits werden die einzelnen Elektronen an<br />

Fehlstellen des Kristallgitters gestreut, <strong>als</strong>o an Korngrenzen<br />

oder Verunreinigungen oder an der Partikeloberfläche. Das<br />

führt zu einem Kohärenzverlust der Elektronen-Oszillation,<br />

der gleichbedeutend mit dem Zerfall (engl. Deexcitation)<br />

des Plasmons ist. Zum anderen stellt die oszillierende Ladung<br />

des Partikels einen Dipol dar: Dieser strahlt die Energie<br />

ins Fernfeld ab (Radiation Damping).<br />

Die spektrale Lage der Resonanzfrequenz der Partikelplasmonen<br />

hängt von verschiedenen Parametern ab: von<br />

den optischen Eigenschaften des Metalls, repräsentiert<br />

durch die komplexe dielektrische Funktion, der dielektrischen<br />

Funktion des umgebenden Mediums, aber auch von<br />

der Partikelform oder dem Abstand zu Nachbarpartikeln.<br />

Die Abhängigkeit der Resonanzfrequenz von der Partikelform<br />

und vom Abstand zu einem Nachbarpartikel hat eine<br />

große praktische Bedeutung, weil diese Parameter durch<br />

ein geschicktes Nanoengineering beeinflussbar sind. Bei<br />

den Edelmetallen Silber und Gold, die wegen ihrer hohen<br />

Leitfähigkeit, ihrer chemischen Stabilität (Gold) und ihrer<br />

|<br />

ABB. 1 NAHFELD UM NANOPARTIKEL<br />

Metallisches Nanopartikel im lichtelektrischen Feld. Die roten<br />

Punkte sind die oszillierenden Elektronen, der gelbliche<br />

„Schein“ um das Partikel zeichnet die Intensität des optischen<br />

Nahfeldes nach (hell: hohe Intensität).<br />

PLASMONIK<br />

| NANOPHYSIK<br />

guten Nanostrukturierbarkeit die besten Voraussetzungen<br />

für nanooptische Anwendungen besitzen, liegen die Resonanzfrequenzen<br />

im sichtbaren und im nahen infraroten<br />

Spektralbereich.<br />

Abbildung 2 zeigt am Beispiel von Silber schematisch<br />

die Abhängigkeit der <strong>Plasmonen</strong>-Resonanz von der Form<br />

solcher Partikel. Die Stärke der Absorption ist normiert dargestellt,<br />

Halbwertsbreite und Kurvenform entsprechen realen<br />

Messungen. Beschreibt man die geometrische Form eines<br />

Partikels <strong>als</strong> Ellipsoid,dann bestimmt das Verhältnis der<br />

Achsenlängen eines Partikelquerschnitts die Lage der <strong>Plasmonen</strong>-Resonanz<br />

im Spektrum. Ausgehend von der Kugelform<br />

verschiebt sich die Resonanzfrequenz für abgeflachte<br />

(oblate) oder gestreckte (prolate) Partikel mit zunehmendem<br />

Unterschied der Querschnittsachsen mehr und mehr<br />

ins Rote (Abbildung 2). Besitzt ein Partikel für unterschiedliche<br />

Querschnittsrichtungen ein unterschiedliches<br />

|<br />

ABB. 2 FORM UND LICHTABSORPTION<br />

LichtabsorptionsspektrenmetallischerNanopartikel<br />

(Silber) <strong>als</strong><br />

Folge der plasmonischenResonanz.<br />

Wie oben<br />

angedeutet,<br />

variiert die Form<br />

der Partikel von<br />

kugelförmig<br />

(links) bis gestreckt<br />

(rechts).<br />

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| Phys. Unserer Zeit<br />

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Achsenverhältnis, so weist es auch mehrere plasmonische<br />

Resonanzen auf.<br />

Herstellung und Anwendungen<br />

Ein universelles Werkzeug zur kontrollierten Herstellung<br />

spezifischer Partikelformen ist die Elektronenstrahl-Lithographie.<br />

Diese Technik erlaubt es,Metallpartikel definierter<br />

Geometrie mit kleinsten Strukturgrößen ab etwa 20 nm<br />

zu erzeugen, und zwar in praktisch jeder beliebigen zweidimensionalen<br />

Anordnung. So lassen sich auf diese Art Nanopartikelfilme,zweidimensionale<br />

Anordnungen von Nanopartikeln<br />

auf einem transparenten Substrat, mit maßgeschneiderten<br />

optischen Eigenschaften herstellen. Diese<br />

optischen Eigenschaften entsprechen qualitativ den Vorhersagen<br />

des quasistatischen Modells der <strong>Plasmonen</strong>-Resonanz.<br />

Der spektrale Verlauf des vom Partikel absorbierten<br />

oder von ihm gestreuten Lichtes bestätigt die Ergebnisse<br />

der Modellrechnung bestens. Das gilt auch für die Nahfeldparameter,<br />

die sich mit einem optischen Rasternahfeldmikroskop<br />

bestimmen lassen.<br />

Die Möglichkeit, Metallpartikel mit maßgeschneiderten<br />

Absorptionseigenschaften im sichtbaren Spektralbereich<br />

herzustellen, ist bereits für die etablierte optische Standardtechnologie<br />

interessant. So lassen sich Nanopartikelfilme<br />

<strong>als</strong> ultradünne Absorptions- oder Polarisationsfilter verwenden,<br />

etwa um einzelne Dioden eines Fotodiodenarrays<br />

damit zu beschichten. Dabei ermöglichen es die Elektronenstrahl-Lithographie<br />

oder moderne Nanodrucktechniken,<br />

die Partikel auf wenige Nanometer genau zu positionieren.<br />

Eine weitere denkbare Anwendung von metallischen<br />

Nanopartikeln ist die Kapazitätserhöhung optischer Datenspeicher<br />

[2]. Bei den heutigen CDs oder DVDs werden die<br />

gespeicherten Daten fernfeldoptisch ausgelesen. Dabei entspricht<br />

die Abmessung der kleinstmöglichen Speichereinheit<br />

der lateralen, fernfeldoptischen Auflösung. Das ist etwa<br />

die halbe Wellenlänge. Innerhalb dieser Fläche für ein<br />

herkömmliches Bit lässt sich jedoch mühelos eine ganze<br />

Gruppe individuell geformter,metallischer Nanopartikel unterbringen.<br />

Form und Orientierung der Partikel bestimmen<br />

dann das Streulichtspektrum der Gruppe. Diese spektrale<br />

Kodierung würde die Speicherkapazität einer konventionellen<br />

CD vervielfachen, zum Auslesen bräuchte man nur<br />

mehrere Laser unterschiedlicher Wellenlängen.<br />

Ein anderes Anwendungsgebiet wäre die Verstärkung<br />

der Fluoreszenz von Molekülen, etwa in der optischen Sensorik.<br />

Durch die elektromagnetische Kopplung angeregter<br />

Moleküle mit Partikelplasmonen lässt sich nämlich die Intensität<br />

und Dynamik der Wechselwirkung zwischen Molekül<br />

und Lichtfeld entscheidend beeinflussen. So kann man<br />

zum Beispiel die Emissionsrate fluoreszierender Moleküle<br />

um mehrere Größenordnungen steigern. Dieser Effekt ist<br />

vor allem für die optische Sensorik relevant.<br />

Aus elektrodynamischer Sicht besitzt ein angeregtes,fluoreszierendes<br />

Molekül nur ein äußerst geringes Abstrahlungsvermögen.<br />

Klassisch betrachtet, oszilliert der moleku-<br />

lare Dipol während der üblichen Emissionsdauer von einigen<br />

Nanosekunden etwa eine Million Mal. Pro Schwingung<br />

strahlt er <strong>als</strong>o nur einen ganz geringen Bruchteil der molekularen<br />

Anregungsenergie in das Fernfeld ab. Die Ursache<br />

liegt in der geringen Größe des molekularen Dipols, die<br />

weit unterhalb der halben Wellenlänge des emittierten Lichtes<br />

liegt – das wäre die für eine optimale Abstrahlung erforderliche<br />

Dipolabmessung. Der Löwenanteil der<br />

elektromagnetischen Energie befindet sich im dipolaren<br />

Nahfeld. Die Stärke dieses Nahfeldes ist proportional 1/R 3 ,<br />

R ist der Abstand in zur Dipolachse senkrechter Richtung.<br />

Deshalb ist das Nahfeld in einer Entfernung von λ/20 (λ ist<br />

die Lichtwellenlänge) von der Dipolachse tausendmal<br />

größer <strong>als</strong> im Grenzbereich zum abstrahlenden Fernfeld im<br />

Abstand von λ/2.<br />

In diesen Bereich des intensiven molekularen Nahfeldes<br />

kann man ein metallisches Nanopartikel bringen, dessen<br />

<strong>Plasmonen</strong>-Resonanz mit der Emissionsfrequenz des Moleküls<br />

übereinstimmt. Das führt zu einer starken elektromagnetischen<br />

Kopplung, die die molekulare Anregungsenergie<br />

sehr effizient in die plasmonische Anregung des<br />

Metallpartikels überträgt (Abbildung 3). Weil das Metallpartikel<br />

wesentlich größer <strong>als</strong> der molekulare Dipol ist,kann<br />

es dessen Anregungsenergie auch wesentlich effizienter ins<br />

Fernfeld abstrahlen. Sein Plasmon schafft das auch in einigen<br />

zehn Femtosekunden anstatt einiger Nanosekunden,<br />

die das Molekül braucht. Das metallische Nanopartikel wirkt<br />

<strong>als</strong>o <strong>als</strong> eine Art Hilfsantenne. Es steigert die Fluoreszenzrate<br />

des angeregten Moleküls dramatisch. Unsere Hilfsantenne<br />

hat somit den positiven Effekt, dass sie die oft sehr<br />

schlechte Quantenausbeute fluoreszierender Biomoleküle<br />

erheblich steigert.<br />

|<br />

ABB. 3 HILFSANTENNE FÜR FLUORESZENZ<br />

Das optische Nahfeld eines fluoreszierenden Moleküls regt<br />

die Plasma-Oszillation in einem benachbarten metallischen<br />

Nanopartikel an. Das Partikel strahlt die vom Molekül<br />

übernommene Energie sehr effizient in das Fernfeld ab.<br />

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|<br />

ABB. 4 FLUORESZENZSENSOR<br />

Die metallischen Nanopartikel verstärken kräftig die<br />

Fluoreszenzintensität der Analyt-Moleküle, die in ihrer<br />

Nachbarschaft durch die gewünschte Schlüssel-Schloss-<br />

Reaktion gebunden sind.<br />

Abbildung 4 zeigt einen von uns entwickelten Biomoleküldetektor<br />

<strong>als</strong> Anwendungsbeispiel. Die zu detektierenden<br />

Biomoleküle (Analyt) befinden sich in einer wässrigen<br />

Lösung. Zum Nachweis sind sie mit einem Fluorophor versehen,<br />

der systembedingt nur eine schlechte Quantenausbeute<br />

besitzt. Die Biomoleküle werden durch eine spezifische<br />

Schlüssel-Schloss-Reaktion mit so genannten Capture-<br />

|<br />

ABB. 5 NICHTLOKALES OBERFLÄCHEN-PLASMON<br />

Ein lokales lichtelektrisches Feld, dessen räumliche Ausdehnung<br />

unterhalb der halben <strong>Plasmonen</strong>-Wellenlänge liegt,<br />

regt in einem Metallfilm eine Plasma-Oszillation an. Sie<br />

breitet sich <strong>als</strong> Plasmon aus und erzeugt im angrenzenden<br />

dielektrischen Medium ein optisches Nahfeld. Dessen Intensität<br />

nimmt senkrecht zur Oberfläche rasch ab (Reichweite<br />

< λλ/2). Eine Abstrahlung ins Fernfeld ist nicht möglich.<br />

PLASMONIK<br />

| NANOPHYSIK<br />

Molekülen an eine Glasoberfläche gebunden. An der Unterseite<br />

wird ein Laserstrahl totalreflektiert. Sein evaneszentes<br />

Lichtfeld regt die Fluoreszenz der Moleküle nur direkt<br />

oberhalb dieser Oberfläche an. Somit ist die detektierte<br />

Fluoreszenzintensität ein Maß für die Anzahl der gebundenen<br />

Moleküle. Metallische Nanopartikel verstärken die Fluoreszenzintensität<br />

<strong>als</strong> Hilfsantennen und erhöhen die Nachweisempfindlichkeit<br />

des Moleküldetektors entscheidend.<br />

Lichttransport in Nanodrähten<br />

Die metallischen Nanopartikel zeigen, dass solche Strukturen<br />

die Rolle von submikrometerkleinen (100 nm) und ultraschnellen<br />

(10 fs) Bauelementen zur Lichtfeldmanipulation<br />

übernehmen können. Kehren wir nun aber zur ursprünglichen<br />

Frage nach nanoskopischen Strukturen zurück, die<br />

optische Signale weiterleiten sollen. Metallische Nanodrähte<br />

könnten zumindest zur Überbrückung kurzer Distanzen geeignet<br />

sein. Welche physikalischen Mechanismen machen<br />

dies möglich?<br />

Stellen wir uns vor,wir erzeugen durch ein lokales lichtelektrisches<br />

Feld, das parallel zur Drahtachse gerichtet ist,<br />

eine oszillierende Ladungstrennung (Abbildung 5). Im Unterschied<br />

zu metallischen Partikeln bewirkt die Aufladung<br />

der sehr weit auseinander liegenden Endflächen des Drahtes<br />

praktisch keine rücktreibenden Kräfte und damit keine<br />

partikelplasmonischen Resonanzen. Es zeigt sich aber, dass<br />

sich der Zustand der lokalen Ladungstrennung parallel zur<br />

Drahtachse ausbreitet. Er tut dies in Form eines nichtlokalen<br />

Oberflächen-Plasmons. Ein solches Oberflächen-Plasmon<br />

besteht aus kohärent oszillierenden Elektronen im Metall<br />

und einem optischen Nahfeld, das an diese Elektronen<br />

|<br />

ABB. 6 GLOBALE ANREGUNG<br />

Der metallische Film befindet sich auf einem dielektrischen<br />

Medium (zum Beispiel Glas). Dieses kann mit einer hinreichend<br />

hohen Brechzahl die Wellenlänge des anregenden<br />

Lichtes so weit reduzieren, dass seine Phase perfekt zu der<br />

des Plasmons im Film passt. Dann koppeln Licht und Plasmon<br />

sehr effizient. Die Komponente k|| des Lichtwellenvektors<br />

muss dabei kPlasmon entsprechen.<br />

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| Phys. Unserer Zeit<br />

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Abb. 7 PlasmonischerLichttransport<br />

in einem<br />

Nanodraht aus<br />

Gold. Im Bereich A<br />

regt Licht global<br />

<strong>Plasmonen</strong> an<br />

(λλ = 800 nm),<br />

Abschnitt B wird<br />

davon durch einen<br />

50 nm dicken<br />

Aluminiumfilm<br />

abgeschirmt. Die<br />

Faserspitze eines<br />

optischen Rasternahfeldmikroskops<br />

detektiert<br />

das im Nanodraht<br />

wandernde<br />

Plasmon.<br />

gebunden ist. Es kann <strong>als</strong>o <strong>als</strong> ein hybrider Zustand verstanden<br />

werden. Dieses „Lichtplasmon“ breitet sich mit einer<br />

bestimmten Gruppengeschwindigkeit entlang der<br />

Drahtachse aus. Es kann deshalb optische Energie – <strong>als</strong>o im<br />

weitesten Sinne Licht – transportieren.<br />

Die Phasengeschwindigkeit des Plasmons hängt von den<br />

dielektrischen Parametern des Metalls und der Umgebung<br />

ab, außerdem vom Durchmesser des Drahtes. Sie beträgt<br />

typischerweise das 0,5- bis 0,9-fache der Vakuumlichtgeschwindigkeit.<br />

Entsprechend kleiner ist auch die Wellenlänge<br />

des propagierenden Plasmons. Dieser Umstand führt<br />

dazu,dass ein sich ausbreitendes Plasmon Lichtenergie mitführt,<br />

diese aber nicht in das benachbarte Medium abstrahlen<br />

kann. Die Phasenlagen im Nahfeld führen unter<br />

keinem Abstrahlwinkel zu einer konstruktiven Interferenz,<br />

die eine Abstrahlung ins Fernfeld ermöglicht. Lediglich an<br />

strukturellen Störstellen des Drahtes – <strong>als</strong>o auch an seinen<br />

Enden – kann das Plasmon seine Energie ins optische Fernfeld<br />

auskoppeln. Das gilt natürlich auch umgekehrt für das<br />

Einkoppeln.<br />

Das Oberflächen-Plasmon lässt sich auch nur an Drahtenden<br />

oder Störstellen mit einem „makroskopischen“<br />

Lichtfeld anregen, etwa einem fokussierten Laserstrahl. Als<br />

Störstelle kann zum Beispiel ein Nanopartikel auf der<br />

Drahtoberfläche deponiert werden. Der Einkoppelwirkungsgrad<br />

ist dabei nicht besonders groß. Wesentlich effizienter<br />

ist folgender Trick. Man legt den Nanodraht auf die<br />

Oberfläche eines dielektrischen Mediums mit einer passend<br />

hohen Brechzahl und strahlt durch dieses das Anregungslicht<br />

ein (Abbildung 6). In diesem Medium hat das Licht eine<br />

verringerte Phasengeschwindigkeit und eine kleinere<br />

Wellenlänge, was eine Phasenanpassung<br />

an das Plasmon ermöglicht.<br />

Dies geht sehr exakt<br />

über die Einstellung des<br />

Lichteinfallswinkels.<br />

Die Phase ist angepasst,<br />

wenn die<br />

Komponente des<br />

Wellenzahlvektors<br />

(k-Vektor) des<br />

Lichtes parallel zur<br />

Drahtachse dem k-<br />

Vektor des Plasmons<br />

entspricht. Das ermöglicht<br />

eine großflächige<br />

– globale – Anregung,<br />

die über viele Wellenberge<br />

und -täler hinweg reicht.<br />

Deshalb wird das Licht, das den Nanodraht<br />

erreicht, nahezu hundertprozentig<br />

eingekoppelt.<br />

All diese Probleme des Interfacings zwischen<br />

klassischer Optik und <strong>Nanooptik</strong><br />

ließen sich vermeiden,wenn von Haus aus<br />

nanoskopische Lichtquellen und Detekto-<br />

ren verfügbar wären. Faserspitzen eines optischen Rasternahfeldmikroskops<br />

kämen dafür in Frage,sind aber sehr unhandlich.<br />

Wesentlich eleganter wären nano-optoelektronische<br />

Elemente in Form nanoskopischer Leuchtdioden und<br />

Detektoren. Solche Bauteile ließen sich auch technologisch<br />

gut mit metallischen Nanodrähten integrieren. Leider ist<br />

dies heute noch Zukunftsmusik, aber es wird Erfolg versprechend<br />

daran gearbeitet – auch bei uns.<br />

Wir haben experimentell zeigen können, dass ein metallischer<br />

Nanodraht tatsächlich Licht transportieren kann<br />

(Abbildung 7, [3]). Dazu verwendeten wir einen mit 3 μm<br />

relativ breiten Goldstreifen von 50 nm Dicke. Die globale<br />

Anregung mit Laserlicht einer Wellenlänge von 800 nm erzeugt<br />

darin ein Oberflächen-Plasmon. Durch eine trichterförmige<br />

Verjüngung koppelt es in einen 200 nm breiten<br />

und 50 nm dicken Draht ein. Dort detektierten wir es mit<br />

der Faserspitze eines optischen Rasternahfeldmikroskops.<br />

Damit auf keinen Fall Anregungslicht direkt zur Detektorspitze<br />

gelangen kann, wird der Detektionsbereich B mit einer<br />

Aluminiumschicht dagegen abgeschirmt.<br />

Wir konnten feststellen, dass die Nahfeldintensität entlang<br />

des Drahtes exponentiell abnimmt. Nach 2,5 µm ist sie<br />

auf das 1/e-Fache des anfänglichen Wertes gesunken, die<br />

„Ausbreitungslänge“ des Plasmons. Das entspricht der Erwartung<br />

aus der Theorie. Das Intensitätsprofil senkrecht zur<br />

Drahtachse hat eine Halbwertsbreite von nur 115 nm, <strong>als</strong>o<br />

einem Siebtel der verwendeten Wellenlänge von 800 nm.<br />

Außerdem wird nur ein sehr kleiner Teil der optischen Energie<br />

durch evaneszente Felder im Nachbarmedium transportiert.<br />

Weitere Experimente haben gezeigt, dass es praktisch<br />

kein Übersprechen (Energietransfer) von einem lichtleitenden<br />

Nanodraht auf einen zweiten Draht gibt, wenn<br />

dieser mindestens 300 nm entfernt parallel verläuft. All das<br />

illustriert, dass ein Lichttransport jenseits des Abbe-Limits<br />

möglich ist.<br />

Die gemessene Ausbreitungslänge für das lichttransportierende<br />

Plasmon von 2,5 μm ist natürlich nicht sehr<br />

groß. Sie ist von der Dämpfung der Elektronenoszillation im<br />

Metall und von der Elektronenstreuung an den Grenzflächen<br />

und Störstellen des Nanodrahtes abhängig. Die bisher<br />

vorgestellten Nanodrähte wurden durch Vakuumaufdampfen<br />

des Metalls auf eine lithographisch erzeugte Maske<br />

hergestellt. Sie besitzen eine nanokristalline Struktur mit<br />

einer typischen Korngröße von einigen 10 nm. Vor kurzem<br />

ist es mit einem nasschemischen Verfahren gelungen, einkristalline<br />

Silberdrähte mit etwa 100 nm Durchmesser und<br />

mehr <strong>als</strong> 20 μm Länge herzustellen. In diesen Drähten erhöht<br />

sich bei einer Anregungswellenlänge von 785 nm die<br />

Ausbreitungslänge auf mehr <strong>als</strong> 10 μm [4].<br />

Abbildung 8 zeigt eine mikroskopische Aufnahme eines<br />

18,6 μm langen einkristallinen Nanodrahtes. Der helle Fleck<br />

links in Abbildung 8b stammt von der Anregung durch fokussiertes<br />

Laserlicht an einem Drahtende. Am anderen Ende<br />

des Drahtes erzeugt das dort ausgekoppelte Licht einen<br />

kleineren Fleck, was den plasmonischen Lichttransport<br />

durch den Draht beweist. Abbildung 8c zeigt eine raster-<br />

224<br />

| Phys. Unserer Zeit<br />

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nahfeldmikroskopische Aufnahme des Drahtendes mit dem<br />

ausgekoppelten Licht. Die deutlich sichtbare Modulation<br />

der Nahfeldintensität entsteht durch die Interferenz des<br />

ankommenden Plasmons mit dem Plasmon, das am Drahtende<br />

reflektiert wird.<br />

Die Transportlängen für Licht in metallischen Nanodrähten<br />

sind nicht besonders groß. Trotzdem könnte diese<br />

Art des Lichttransports durchaus praktische Bedeutung gewinnen,<br />

insbesondere für den breitbandigen Datentransfer<br />

innerhalb eines hochintegrierten optoelektronischen Chips.<br />

Sehr positiv ist auch zu sehen,dass die Dämpfung von Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong><br />

in Gold und Silber mit steigender Wellenlänge<br />

stark abnimmt. Das ist besonders interessant, weil<br />

die in der Telekommunikation verwendeten Wellenlängen<br />

im Nahinfraroten liegen.<br />

<strong>Plasmonen</strong>optik in Metallfilmen<br />

Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> können mit den diskutierten Methoden<br />

auch in Metallfilmen angeregt werden, die in zwei<br />

Dimensionen „unbegrenzt“ sind. Sie wandern dann über<br />

diese Fläche, wie das die bekannten Gesetze der Wellenausbreitung<br />

beschreiben. Als Störstelle zum Einkoppeln<br />

kann man zum Beispiel einen Steg auf den Metallfilm aufbringen.<br />

Regt kohärentes Laserlicht darüber ein Plasmon<br />

an, dann breitet es sich senkrecht zum Steg nach beiden<br />

Seiten in gut gebündelter Form aus (Abbildung 9a).<br />

Über Form und Anordnung der nanoskaligen Störstrukturen<br />

auf dem Metallfilm lässt sich das Ausbreitungsverhalten<br />

des Plasmons breit variieren. Gitterartige Anordnungen<br />

aus nanometrischen Metallpartikeln zum Beispiel<br />

können <strong>als</strong> Bragg-Reflektor für das Plasmon wirken und dessen<br />

Ausbreitungsrichtung ändern (Abbildung 9b). Eine Kette<br />

von Störpartikeln kann dagegen <strong>als</strong> plasmonischer Strahlteiler<br />

wirken. Das Strahlteilerverhältnis lässt sich dabei über<br />

die Partikelgeometrie und besonders den Partikelabstand<br />

einstellen (Abbildung 9c). Abbildung 9d zeigt schließlich<br />

ein aus Bragg-Reflektoren und Strahlteiler aufgebautes <strong>Plasmonen</strong>-Interferometer.<br />

Die beiden am Strahlteiler überlagerten<br />

<strong>Plasmonen</strong>zweige interferieren entweder in Richtung<br />

Links oder Rechts konstruktiv, je nach Gangunterschied<br />

ihrer durchlaufenen Wege. Bestimmend ist dabei der<br />

Unterschied ihrer „optischen“ Weglänge. Steuern kann man<br />

diese zum Beispiel durch Ändern der Brechzahl des angrenzenden<br />

dielektrischen Mediums.<br />

Grundsätzlich lassen sich auf die beschriebene Art alle<br />

aus der Optik bekannten funktionalen Schritte auch mit<br />

Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> durchführen. So können <strong>Plasmonen</strong><br />

durch gekrümmte Reflektoren fokussiert werden. Die<br />

spektrale Selektion von <strong>Plasmonen</strong> unterschiedlicher Wellenlänge<br />

ist durch geeignete „Störstrukturen“ möglich. Es<br />

lässt sich <strong>als</strong>o eine an die Metalloberfläche gebundene,zweidimensionale<br />

plasmonische Optik realisieren. Die Ausbreitungslänge<br />

dieser 2D-Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> ist merklich<br />

größer <strong>als</strong> von <strong>Plasmonen</strong> in Nanodrähten. Bei rotem Anregungslicht<br />

beträgt sie für nanokristalline Gold- oder Silberschichten<br />

immerhin etwa 50 bis 100 μm. Das technische<br />

PLASMONIK<br />

| NANOPHYSIK<br />

|<br />

ABB. 8 LICHTTRANSPORT IM EINKRISTALLINEN NANODRAHT<br />

Potential für diese zweidimensionale <strong>Plasmonen</strong>optik liegt<br />

wieder in der Anwendung in hochintegrierten optoelektronischen<br />

Chips.<br />

Ausblick<br />

Mit den vorgestellten Experimenten zeigen wir, dass eine<br />

optische Subwellenlängen-Lichttechnologie es erfordert,die<br />

Wege der herkömmlichen (Fernfeld-)Optik zu verlassen. Die<br />

<strong>Nanooptik</strong> stellt ihre Entwickler vor neue physikalische Herausforderungen.<br />

Sie müssen <strong>als</strong> tragende Elemente für diese<br />

prinzipiell andersartige Lichttechnologie Phänomene<br />

nutzbar machen, die bisher in der Optik gar nicht oder nur<br />

untergeordnet eingesetzt wurden. Wir haben gezeigt, dass<br />

sich dazu plasmonische Effekte in metallischen Nanostrukturen<br />

sehr gut gebrauchen lassen.<br />

Die eingangs gestellte Frage, ob auf diese Technologie<br />

die Bezeichnung „Optik“ überhaupt passt, können wir allerdings<br />

nicht eindeutig beantworten. Einerseits nutzt sie<br />

den optischen Spektralbereich. Andererseits ist bei ihr das<br />

grundlegende physikalische Phänomen nicht mehr ein freies<br />

lichtelektrisches Feld, wie in der herkömmlichen Optik.<br />

Es ist ein hybrider optoelektronischer Anregungszustand<br />

von Licht und oszillierenden Leitungselektronen. Deshalb<br />

etabliert sich zunehmend der Begriff Plasmonik (engl. Plasmonics)<br />

für diese Art von <strong>Nanooptik</strong>.<br />

20 μm<br />

Plasmonischer Lichttransport in einem einkristallinen Nanodraht aus Silber.<br />

a) Fokussiertes Laserlicht (λλ = 785 nm) regt am Einkoppel-Ende (E) ein Plasmon an.<br />

b) Mikroskopische Aufnahme eines 18,6 μμm langen Drahtes. Der kleine Fleck am<br />

Auskoppelende (Pfeil) bestätigt den Lichttransport. c) Rasternahfeldmikroskopische<br />

Aufnahme des Auskoppelendes. Der am Drahtende reflektierte <strong>Plasmonen</strong>anteil<br />

interferiert mit dem ankommenden Plasmon.<br />

© 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.phiuz.de 5/2006 (37)<br />

| Phys. Unserer Zeit<br />

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ABB. 9 OBERFLÄCHEN-PLASMONEN IN METALLFILMEN<br />

Links: Elektronenmikroskopische Aufnahmen der etwa 70 nm hohen „Störstrukturen“<br />

aus Silber auf Silberfilm. Rechts: Plasmonisches Nahfeld, angezeigt durch die<br />

Fluoreszenz von Molekülen im Nahfeldbereich. Anregungslicht: λλ = 750 nm [5].<br />

a) <strong>Plasmonen</strong>anregung durch einen 160 nm breiten Einkoppelsteg. b) Reflexion<br />

durch einen Bragg-Reflektor, Partikeldurchmesser 140 nm. c) Plasmonischer<br />

Strahlteiler. d) Plasmonisches Interferometer.<br />

Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> in Metallstreifen haben schon<br />

in einem kommerziell erhältlichen Produkt Einzug gefunden.<br />

Sie bilden ein lichtleitendes Element im Quantenkaskadenlaser.<br />

Doch das ist nur ein erster Schritt in zukünftige<br />

Anwendungen. Wir sind überzeugt, dass noch viele weitere<br />

folgen werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Metallische Nanopartikel, Nanodrähte oder Filme können<br />

Licht in Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong> einfangen. Dieses Phänomen<br />

spielt sich im optischen Nahfeld und im Subwellenlängenbereich<br />

ab. Dabei entsteht ein hybrider, optoelektronischer Anregungszustand<br />

aus Licht und oszillierenden Leitungselektronen.<br />

Metallische Nanopartikel können zum Beispiel <strong>als</strong><br />

„Hilfsantennen“ die Fluoreszenz von Biomolekülen erheblich<br />

verstärken. Das ist für Fluoreszenzsensoren interessant. Experimente<br />

zeigen, dass metallische Nanodrähte in Oberflächen-<strong>Plasmonen</strong><br />

Licht transportieren können. Auf zweidimensionalen,<br />

strukturierten Metallfilmen wurden Bauelemente<br />

bis hin zum Interferometer für <strong>Plasmonen</strong> erfolgreich<br />

demonstriert. Das junge Feld der Plasmonik könnte wichtige<br />

Beiträge zu einer zukünftigen <strong>Nanooptik</strong> liefern.<br />

Stichworte<br />

<strong>Nanooptik</strong>,Plasmonik,Oberflächen-Plasmon,optisches Nahfeld,<br />

optisches Fernfeld, Abbe-Limit, metallische Nanopartikel,<br />

Fluoreszenzverstärkung, Lichtleitung in metallischen<br />

Nanodrähten, plasmonischer Strahlteiler, plasmonischer<br />

Bragg-Reflektor, plasmonisches Interferometer.<br />

Literatur<br />

[1] J. R. Krenn, F. R. Aussenegg, Physik Journal 2002, 3, 39.<br />

[2] H. Ditlbacher et al., Optics Letters, 2000, 25, 563.<br />

[3] J. R. Krenn et al., Europhys.Lett. 2002, 60, 663.<br />

[4] H. Ditlbacher et al., Phys. Rev. Lett. 2005, 95, 257403.<br />

[5] H. Ditlbacher et al., Appl. Phys. Lett. 2002, 84, 1762.<br />

Die Autoren Franz Aussenegg studierte in Graz Physik, promovierte<br />

1963 und habilitierte sich 1971. Seit 1975<br />

Professor für Experimentalphysik an der Karl-<br />

Franzens Universität Graz, seit 1990 Leiter des<br />

Erwin-Schrödinger-Institut für Nanostrukturforschung.<br />

Harald Ditlbacher, geboren 1971, studierte Physik<br />

an der Karl-Franzens Universität Graz, Promotion<br />

2003, seither dort wissenschaftlicher Angestellter.<br />

Entwickelt nanooptische Konzepte für technische<br />

Anwendungen.<br />

Anschrift:<br />

Prof. Dr. Franz Aussenegg, Institut für Physik,<br />

Karl-Franzens Universität Graz, Universitätsplatz 5,<br />

A-8010 Graz. Franz.Aussenegg@uni-graz.at<br />

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