08.06.2018 Aufrufe

Jahresbericht 2010

Jahresbericht / Statistik 2010

Jahresbericht / Statistik 2010

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Inwiefern ist Job Factory ein Chancenverstärker für Jugenliche?<br />

Die Jugendlichen in der Job Factory sind im Markt und profitieren<br />

von unserer Teamarbeit: die Abteilungen der Job Factory,<br />

die Coachs, die Lehrer und ich arbeiten Hand in Hand und<br />

unter einem Dach. Das ist ideal für den Prozess des Berufeinstiegs<br />

und ein Unterschied zu anderen Angeboten. In den einzelnen<br />

Abteilungen setzen sich die Juniors mit den Herausforderungen<br />

im Arbeitsalltag auseinander und lernen die Regeln<br />

des Arbeitsmarktes kennen. Ich unterstreiche dann diese Erfahrungen<br />

noch mit aktuellsten Markt-Beispielen. Daran kann<br />

ich den Jugendlichen aufzeigen, welche Marktanforderungen<br />

sie bereits erfüllen, was ihnen fehlt und wo sie gebraucht werden.<br />

Andererseits mache ich ihnen klar, was die Erfahrungen,<br />

die sie in unseren Abteilungen machen, am Markt wert sind.<br />

Es ist noch keiner hier rausgegangen ohne ein Vorstellungsgepräch<br />

bei einer Firma.<br />

Wie wichtig sind Eigenverantwortung und Motivation<br />

der Juniors?<br />

Letztendlich müssen die Juniors ihre Chance selbst nutzen. Sie<br />

dürfen ihre Eigenverantwortung nicht abgeben und müssen<br />

lernen, für ihre Entscheidungen gerade zu stehen. Es ist wichtig,<br />

von der „Opferrolle“ wegzukommen und sich für eine<br />

Aufgabe zu motivieren, für einen Beruf zu begeistern und sich<br />

auf etwas Neues einzulassen. Dann hat man gute Chancen auf<br />

dem Arbeitsmarkt.<br />

„Oft haben wir Juniors<br />

mit grossem Potenzial, aber<br />

sie wissen nicht, wie sie<br />

dieses einsetzen können.“<br />

Welche Faktoren entscheiden über Erfolg und Misserfolg<br />

der Juniors?<br />

Es sind manchmal so kleine Details, die zwischen Erfolg und<br />

Misserfolg entscheiden. Zum Beispiel kann zu wenig Schlaf<br />

schon entscheidend sein. Wir sind keine Erzieher, wir versuchen<br />

aber die Juniors auf Eigenverantwortung zu sensibilisieren.<br />

Im Unterricht betonen wir die persönlichen Stärken, zeigen<br />

aber auch die Rahmenbedingungen und die Regeln des<br />

Arbeitsmarktes auf. Es ist genauso wie im Sport: Oft haben wir<br />

Juniors mit grossem Potenzial, aber sie wissen nicht, wie sie<br />

dieses einsetzen können.<br />

Was sind die Herausforderungen in der Arbeit mit den<br />

Juniors?<br />

Die grösste Herausforderung ist ganz klar, dass wir bei jedem<br />

Jugendlichen permanent die individuellen Ressourcen abholen.<br />

Jede Geschichte, jede Biografie ist individuell. Dass man<br />

dann die Stärken der Juniors in die Wirtschaft transportiert,<br />

das ist wieder einfacher. Der Realität-Traum-Konflikt ist ebenso<br />

ein permanenter Teil von unserer Arbeit mit den Juniors.<br />

Gerade für Jugendliche, die lange auf Stellensuche sind, ist<br />

es manchmal brutal zu erkennen, dass sie die Einstiegskriterien<br />

für ihren Traumberuf bei Weitem nicht erreichen. Hier ist<br />

nicht nur Flexibilität und Wille, sondern auch Vertrauen und<br />

eine grosse Kritikfähigkeit gefragt. Wir haben den Auftrag,<br />

Realitäten aufzuzeigen. Und das ist nicht immer einfach. Wir<br />

zerstören keine Träume, aber wir schaffen schöne Realitäten,<br />

lebenswerte Realitäten.<br />

„Wir zerstören keine<br />

Träume, aber wir schaffen<br />

lebenswerte Realitäten.“<br />

Wie sieht der Berufsfindungsprozess in der Job Factory<br />

aus?<br />

Die Berufsfindung ist ein laufender Prozess. So haben wir Juniors,<br />

die mit dem Wunschberuf Informatiker ins Berufspraktikum<br />

einsteigen, dann Verkäufer werden wollen und am<br />

Schluss begeistert eine Lehre als Gleisbauer antreten.<br />

Welche Herausforderung ergeben sich für Arbeitgeber<br />

im Umgang mit Lehrlingen?<br />

Oftmals sind die Arbeitgeber überfordert, weil sie teilweise<br />

bei jungen Angestellten die Elternarbeit übernehmen müssen.<br />

Also es kann das Thema sein, dass der Gratiskaffee wichtiger<br />

ist für den Jugendlichen als die Unterstützung des Chefs bei<br />

der Abwicklung eines dringenden Grossauftrags. Und wenn<br />

ich daran denke, wie viele Lehrabbrechende wegen Unpünktlichkeit<br />

bei mir landen, stimmt mich dieser Umstand nachdenklich.<br />

Genau da unterstützen wir.<br />

Spielt die Herkunft der Juniors ein Rolle für Ihre Arbeit?<br />

Wir arbeiten stärkenorientiert. Die Herkunft ist kein Thema.<br />

Wichtig ist, wohin sie wollen. Ausländische Herkunft kann<br />

sogar durch die oft vorhandene Mehrsprachigkeit ein Vorteil<br />

sein. Im Dienstleistungssektor zum Beispiel. Aber was man<br />

nicht machen darf, ist die Landessprache ausser Acht lassen.<br />

Die Jugendlichen müssen die Landessprache beherrschen. Das<br />

ist das A und O. Das zeigt den Arbeitgebern auch, dass sie sich<br />

mit der Kultur und dem Land auseinandersetzen.<br />

Was war die bewegendste Juniorgeschichte für Sie?<br />

An einem Morgen bin ich zur Arbeit gefahren und ich sah einen<br />

ehemaligen Junior auf einem Baugerüst beim Arbeiten. Es<br />

ist nicht eine Anerkennung wie ein Diplom, sondern es ist die<br />

Form, die am besten die Wirkung unserer Arbeit aufzeigt. Vor<br />

allem wenn man beachtet, wie die Jugendlichen am Anfang<br />

zu uns kommen: ohne Hoffnung, resigniert, orientierungslos<br />

und oft auch einsam.<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!