handelszeitung_24_2018_06_14_Marken_web2
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| <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
«Rekordumsatz realisiert»<br />
Zweifel-Pomy-Chips-Chef Roger<br />
Harlacher zu Geschäftsgang und<br />
neuen Wachstumschancen. Seite 31<br />
29<br />
Special <strong>Marken</strong><br />
Rang 1, Zweifel Pomy-Chips: Bereits 1958 wurden die Kartoffelchips unter der Marke Zweifel lanciert.<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Problematik<br />
Piraterie<br />
Weshalb die Schweiz<br />
zur Handelsdrehscheibe<br />
für gefälschte Waren<br />
zu werden droht. Und was<br />
man dagegen tun kann.<br />
SEITE 33<br />
Ausgezeichnete<br />
Artikel<br />
Welchen <strong>Marken</strong> der<br />
Promarca-Mitglieder<br />
am meisten vertraut wird.<br />
Die Auf- und Absteiger<br />
von <strong>2018</strong>.<br />
SEITE 34<br />
Zankapfel<br />
Zucker<br />
Wie die Produzenten<br />
von Food-<strong>Marken</strong>artikeln<br />
auf den verstärkten Ruf<br />
nach weniger Süsse in<br />
den Produkten reagieren.<br />
SEITE 36<br />
Absatzkanal<br />
Amazon<br />
Viele Hersteller setzen<br />
im Vertrieb verstärkt<br />
auf Online-Shopping-<br />
Plattformen. Was es<br />
dabei zu beachten gilt.<br />
SEITE 37<br />
Mysterium<br />
Millennials<br />
Die jüngere Generation<br />
tickt komplett anders als<br />
ihre Eltern. Deshalb ist<br />
ihre Bewerbung deutlich<br />
komplexer geworden.<br />
SEITE 38<br />
VERANTWORTLICH FÜR DIESEN<br />
SPECIAL: ROBERTO STEFANO<br />
Kompass im Produkte-Meer<br />
Trendsetter <strong>Marken</strong> sind kein Selbstzweck. Sie bieten Orientierung und Glaubwürdigkeit in einer<br />
unübersichtlichen Konsumwelt. Eine Portion Emotionen ist dabei erwünscht.<br />
FOTO-PORTFOLIO<br />
Gerahmt: Die Topmarken der<br />
Promarca-Mitglieder gemäss<br />
Brand-Predictor-Studie von<br />
Havas und Management Tools.<br />
Fotos: Zvg /HZ-Montage<br />
VERA SOHMER<br />
Der Glarner Schabziger ist ein uralter<br />
Käse, und genau dies hat ihm höchstes<br />
Ansehen gebracht. Bereits <strong>14</strong>63 wurden<br />
Produzenten per Gesetz dazu verpflichtet,<br />
den mit Hornklee gewürzten Käse nach<br />
bestimmten Qualitätsvorgaben zu produzieren<br />
und ihn mit einem Herkunftsstempel<br />
zu kennzeichnen. Damit gilt der<br />
Schabziger als ältester <strong>Marken</strong>artikel der<br />
Schweiz, «wenn nicht sogar der Welt»,<br />
schreibt die Milchmanufaktur Geska.<br />
Traditionsreich, regional verankert,<br />
kontinuierlich gut – <strong>Marken</strong>produkten<br />
werden solche und eine Reihe weiterer<br />
positiver Eigenschaften zugeschrieben.<br />
Werte, auf die sich Kunden und Kundinnen<br />
gerne stützen. Erst recht in einer von<br />
Informationsflut und Fake-News geprägten<br />
Welt, in der es immer schwieriger werde,<br />
Wahrheit und falsche Aussagen zu unterscheiden,<br />
betonte Marketing-Professor<br />
Carsten Baumgarth in einem Interview.<br />
Erst recht bei der riesigen Produktauswahl<br />
bieten <strong>Marken</strong> ein Stück Orientierung.<br />
Was darüber hinaus zieht: Swissness<br />
oder die Aufschrift «Swiss Made», auch<br />
wenn nicht immer klar nachzuvollziehen<br />
ist, welche Kriterien für die Gütesiegel<br />
erfüllt sein müssen. Viele Konsumenten<br />
verbinden mit dem Schweizer Kreuz oder<br />
der weissen Armbrust auf rotem Grund<br />
Exklusivität, Qualität und Zuverlässigkeit.<br />
Dafür wird in der Regel mehr Geld ausgegeben.<br />
Emotionale und psychologische<br />
Faktoren spielen beim Kaufentscheid eine<br />
gewichtige Rolle. <strong>Marken</strong> spiegeln den<br />
Zeitgeist, stehen für ein bestimmtes Image.<br />
Sie versprechen ein herausragendes Erlebnis,<br />
sozialen Status, Zugang zur Peergroup.<br />
Kein Wunder, zählen <strong>Marken</strong> zu den<br />
wichtigsten immateriellen Quellen, die<br />
den Gesamtwert einer Firma ausmachen.<br />
«<strong>Marken</strong> sind kein Selbstzweck», sagt<br />
Anastasia Li-Treyer vom <strong>Marken</strong>artikelverband<br />
Promarca. Sie dienen dazu, Produkte<br />
zu identifizieren und zu differenzieren. Zudem<br />
seien deren Hersteller Treiber von Innovation<br />
und setzten Massstäbe, an denen<br />
sich die Konkurrenz orientiert. Anstrengungen,<br />
die wichtig seien für die Schweizer<br />
Volkswirtschaft. In Zahlen: Allein die 85<br />
Promarca-Mitglieder mit ihren 15 000 Beschäftigten<br />
lancierten 2017 rund 6400 neue<br />
<strong>Marken</strong>produkte, 442 mehr als im Vorjahr.<br />
Der Jahresumsatz betrug 12 Milliarden<br />
Franken inklusive Export. Mehr als 700<br />
Millionen Franken wurden 2017 in den<br />
Standort Schweiz investiert.<br />
Am wertvollsten, bekanntesten, vertrauenswürdigsten<br />
– Aufschluss darüber<br />
geben <strong>Marken</strong>-Rankings, wie jenes von<br />
Promarca. Hier hat Zweifel dieses Jahr die<br />
Nase vorn, ein Konsumgüterhersteller, der<br />
Wert legt auf seine Schweizer Wurzeln und<br />
laut Befragung bei Konsumenten hohe<br />
Wertschätzung geniesst.<br />
Impressum Der Special «<strong>Marken</strong>» ist eine redaktionelle<br />
Eigenbeilage der «Handelszeitung» und Bestandteil der<br />
aktuellen Ausgabe.<br />
Herausgeber: Redaktion und Verlag, «Handelszeitung»,<br />
Ringier Axel Springer Schweiz, 8021 Zürich.<br />
ZVG/HZ-MONTAGE
HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
<strong>Marken</strong> | 31<br />
Zweifel-Pomy-Chips-Chef Roger Harlacher: «Wir prüfen, ob wir im Ausland den Absatz über E-Commerce steigern können.»<br />
ZVG<br />
«Wir prüfen Möglichkeiten<br />
für Akquisitionen»<br />
Roger Harlacher Der Chef von Zweifel Pomy-Chips über zukünftige Wachstumsmöglichkeiten, die Entwicklung<br />
einer Traditionsmarke – und den Schweizer Chips-Geschmack.<br />
INTERVIEW: ROBERTO STEFANO<br />
Zweifel-Chips gehören zur Schweiz<br />
wie Aromat oder Ovomaltine. Woher<br />
kommt das?<br />
Roger Harlacher: Danke, das ist ein schönes<br />
Kompliment. In der Tat kriegen wir<br />
sehr viele Konsumentenmeldungen von<br />
Auslandschweizern, dass sie unsere Produkte<br />
vermissen. Und in der Schweiz<br />
haben wir eine sehr grosse Fan-Gemeinde.<br />
Seit nunmehr sechzig Jahren tun wir<br />
alles für eine bestmögliche Konsumenten-zufriedenheit.<br />
Das scheint gut anzukommen.<br />
Wie lebt es sich damit, eine solche Marke<br />
zu verantworten?<br />
Sehr gut und gleichzeitig ist es anspruchsvoll.<br />
Eine starke Marke ist ja immer das<br />
Resultat der Leistungen aus der Vergangenheit,<br />
die im Heute beurteilt<br />
werden. Anspruchsvoll deshalb, weil wir<br />
uns laufend weiterentwickeln wollen. So<br />
ist es unser Ziel, Konsumenten und den<br />
Markt immer wieder mit spannenden<br />
Neuheiten zu überraschen. Damit stimulieren<br />
wir den Konsum, halten die<br />
Marke dynamisch und sind seit vielen<br />
Jahren eine der Power-<strong>Marken</strong> der<br />
Schweiz gemäss verschiedenen <strong>Marken</strong>studien.<br />
Welche drei Massnahmen sind besonders<br />
wichtig, um eine traditionelle Marke wie<br />
Zweifel zu führen?<br />
Wir haben ein Firmenmotto, das heisst<br />
MUT. M steht für Mehrwert: Es ist unser<br />
erklärtes Ziel, immer Mehrwert anzubieten.<br />
U für Unternehmertum: Innovatives<br />
und offenes Denken gepaart mit unternehmerischem<br />
Handel fördern wir stark.<br />
Und T steht für Talent: Menschen, Menschen<br />
und nochmals Menschen. Wir wollen<br />
Experten sein und dies in allen Bereichen<br />
– deshalb brauchen wir die besten<br />
Mitarbeitenden.<br />
Wer entscheidet über die zukünftige<br />
Entwicklung der Marke Zweifel?<br />
Wir kennen ja alle das Buch «<strong>Marken</strong>führung<br />
ist Chefsache» von Helmut Maucher.<br />
Meine Interpretation dazu ist eher «<strong>Marken</strong>führung<br />
braucht eine klare Idee». Und<br />
wenn diese Idee verstanden ist, dann sitzt<br />
der Chef in ganz vielen Funktionen im Unternehmen.<br />
Dann wird die Marke gelebt<br />
und verstanden.<br />
Der Wettbewerb im Snack-Markt hat sich<br />
in den vergangenen Jahren intensiviert.<br />
Wie reagieren Sie darauf?<br />
Der Snack-Markt ist seit vielen Jahren<br />
stark in Bewegung und hat sich enorm<br />
entwickelt. Die Vielfalt an Produkten und<br />
Anbietern hat in der Tat deutlich zugenommen.<br />
Einer unserer zentralen Unternehmenswerte<br />
ist der Pioniergeist. Wir<br />
versuchen, sehr nahe an den Markttrends<br />
zu bleiben und bilden diese frühzeitig in<br />
unserem Sortiment ab.<br />
Deutlich zugenommen haben auch die<br />
neuen Produktvariationen bei den Snacks.<br />
Wie unterscheidet sich denn eigentlich der<br />
Geschmack von Herrn und Frau Schweizer<br />
im Vergleich zum Ausland?<br />
Das Geschmacksempfinden ist international<br />
sehr unterschiedlich. In der Schweiz<br />
ist Paprika der klare Nummer-eins-Geschmack.<br />
In den südlichen Ländern ist<br />
dies meistens Salz und in den nordischen<br />
Ländern sind es Varianten wie Sour<br />
Cream, Dill oder Salt & Vinegar. Letztere<br />
scheint bei uns übrigens auch gut anzukommen.<br />
Dies zeigen zumindest unsere<br />
Zahlen, seit wir das Produkt vor vier Jahren<br />
lanciert haben.<br />
Weshalb sind Salz und Paprika gleichwohl<br />
weiterhin die Favoriten?<br />
Grundsätzlich ist es so, dass Menschen<br />
die Abwechslung und auch die Auswahlmöglichkeiten<br />
lieben. Den Hauptkonsum<br />
machen dann aber dennoch die über Jahre<br />
gelernten und beliebten Klassiker aus.<br />
Der Herr der Chips<br />
Name: Roger Harlacher<br />
Funktion: VR-Delegierter und CEO<br />
Zweifel Pomy-Chips<br />
Alter: 52<br />
Wohnort: Winterthur<br />
Ausbildung: Betriebsökonom HWV<br />
Das Unternehmen Der führende<br />
Snack-Hersteller der Schweiz mit<br />
370 Mitarbeitenden erzielte 2017<br />
einen Umsatz von 215 Millionen<br />
Franken. Vor sechzig Jahren, 1958,<br />
lancierte Hansheinrich Zweifel die<br />
Chips in Zürich-Höngg. Inzwischen<br />
wurde die Produktion nach Spreitenbach<br />
verlegt. Diese baut die Firma<br />
aktuell für 40 Millionen Franken aus.<br />
Aber generell stellen wir heute eine deutlich<br />
höhere Bereitschaft fest, Neues zu<br />
probieren.<br />
Wie wichtig ist Ihr Frisch-Service?<br />
Dieser ist für uns von strategischer Bedeutung.<br />
Wir betreuen über 20 000 Kunden<br />
direkt über den Frischservice. Wir stellen<br />
damit unsere Qualitätsvorgaben sicher<br />
und haben die Chance, unsere Produkte<br />
überall hin zu distribuieren. Deshalb haben<br />
die Konsumenten die Möglichkeit,<br />
unsere Produkte auch an den entferntesten<br />
Ecken zu geniessen.<br />
Die Zweifel-Chips sind auch wegen der<br />
auffallenden Werbekampagnen bekannt.<br />
Wie wichtig sind diese für den Erfolg?<br />
Die Kampagne «Chips-Experten» führen<br />
wir seit vielen Jahren. Darin bringen wir<br />
zum Ausdruck, was wir im Unternehmen<br />
tagtäglich tun: nämlich alles für die besten<br />
Chips und Snacks. Die Kommunikation ist<br />
Teil einer integralen <strong>Marken</strong>strategie und<br />
damit mitentscheidend für das Image<br />
unserer Marke und der Firma. Und selbstverständlich<br />
überprüfen wir den Erfolg<br />
der Kampagnen regelmässig durch Marktforschungen,<br />
passen wo nötig an und entwickeln<br />
das Konzept weiter.<br />
Welche Bedeutung haben Grossereignisse<br />
wie die Fussballweltmeisterschaften auf<br />
Ihr Geschäft?<br />
Wir freuen uns schon jetzt auf eine hoffentlich<br />
spannende und für die Schweiz<br />
erfolgreiche Fussball-WM. Das Zusammenkommen<br />
von Menschen an Events ist<br />
auch immer eine gute Gelegenheit für den<br />
Konsum unserer Produkte. Um Konsumenten<br />
immer wieder zu überraschen, haben<br />
wir speziell für die Fussballweltmeisterschaft<br />
drei Special Editions kreiert. Mit<br />
diesen und anderen Massnahmen stimulieren<br />
wir den Konsum zusätzlich. Aus Erfahrungen<br />
rechnen wir im WM-Zeitraum<br />
mit einem Mehrabsatz von 5 bis 10 Prozent.<br />
Wie läuft ganz allgemein das Geschäft von<br />
Zweifel Pomy-Chips?<br />
Wir blicken auf ein sehr gutes Jahr 2017<br />
zurück. Mit dem erzielten Umsatz von 215<br />
Millionen Franken gegenüber 210,5 Millionen<br />
Franken im Vorjahr haben wir<br />
einen Rekordumsatz realisiert. Und im<br />
laufenden Jahr sind wir ebenfalls gut unterwegs<br />
und haben noch ein paar Neuheiten<br />
in Vorbereitung.<br />
Wie beurteilen Sie die zukünftigen Wachstumschancen<br />
von Zweifel im Snack-Markt?<br />
Ich bin sehr positiv gestimmt. Dank cleveren<br />
Konzepten und neuen Verkaufspunkten<br />
sehen wir noch viel Wachstumspotenzial<br />
für unser Unternehmen. Zudem ist<br />
auch eine Ausweitung der Marke in neue<br />
Segmente nicht ausgeschlossen.<br />
Planen Sie dazu auch Akquisitionen?<br />
Akquisitionen können durchaus ein Weg<br />
für weiteres Wachstum sein. Wir prüfen<br />
regelmässig Möglichkeiten, speziell im<br />
salzigen oder süssen Snack-Bereich.<br />
«Aus Erfahrungen rechnen<br />
wir im WM-Zeitraum mit<br />
einem Mehrabsatz von<br />
5 bis 10 Prozent.»<br />
Wie beurteilen Sie die wirtschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen in der Schweiz?<br />
Die Wirtschaftslage hat sich glücklicherweise<br />
international erholt, davon profitiert<br />
sicher auch die Schweiz. Hierzulande<br />
ist der Währungsschock an den<br />
meisten Orten verarbeitet und die Unternehmen<br />
präsentieren gute Zahlen. In der<br />
Folge nehmen wir eine verbesserte und<br />
positive Konsumenten- und Konsumstimmung<br />
wahr.<br />
Welche Herausforderungen müssen Sie<br />
zukünftig dennoch meistern?<br />
Davon gibt es genug! Wir verarbeiten Naturprodukte,<br />
deshalb beschäftigen uns auf<br />
der Beschaffungsseite die wetterbedingten<br />
Einflüsse auf die Ernten. Absatzseitig<br />
verändert sich der Markt, so verschwinden<br />
Absatzkanäle und es kommen neue dazu.<br />
Unser Ziel ist es, präsent zu sein, damit<br />
Konsumenten unsere Produkte kaufen<br />
können. Und konsumentenseitig sind wir<br />
gefordert, auf relevante Konsumtrends<br />
Antworten zu bieten.<br />
Seit Anfang Jahr beispielsweise bauen die<br />
SBB ihre Minibars ab. Wie stark trifft Sie<br />
dies?<br />
Natürlich ist das für uns bedauerlich, es<br />
gehört aber zu unserem Geschäft. Gleichzeitig<br />
ist das On-the-go-Angebot in den<br />
Bahnhöfen stark gestiegen. Durch die zusätzlichen<br />
Verkaufspunkte gibt es für die<br />
Konsumenten auch mehr Stimuli. Im Vergleich<br />
zu jenen Jahren, als ganze Retailer<br />
vom Markt verschwanden, ist die aktuelle<br />
Situation somit wenig beunruhigend.<br />
Wie haben Sie die Auswirkungen der<br />
Anfang 2017 eingeführten Swissness-<br />
Initiative gespürt?<br />
Wir produzieren unsere Kartoffelchips im<br />
mehrjährigen Durchschnitt zu 95 Prozent<br />
mit Schweizer Kartoffeln. Das Rapsöl beziehen<br />
wir zu 100 Prozent aus der Schweiz.<br />
Die Swissness-Initiative war für uns nicht<br />
der Grund für die Umstellung auf Rapsöl<br />
und Schweizer Alpensalz, sondern vielmehr<br />
das positive Image von Rapsöl und<br />
die Möglichkeit des umfassenden Bezugs<br />
aus der Schweiz. Unabhängig von der<br />
Swissness-Initiative wollten wir damit<br />
auch unsere Verankerung in der Schweiz<br />
weiter stärken.<br />
Weniger bekannt sind Ihre Aktivitäten im<br />
Ausland. Was haben Sie dort vor?<br />
Unser Ziel ist es, auch im Ausland mit<br />
überzeugenden Produkten Konsumenten<br />
zu gewinnen. Das tun wir schon seit einigen<br />
Jahren und entwickeln uns step by<br />
step. Wir prüfen auch, ob wir dort den<br />
Absatz über E-Commerce steigern können.<br />
Entscheidend ist, dass wir eine Relevanz<br />
schaffen und als Marke attraktiv sind.<br />
Der Schweiz-Bezug spielt dabei eine<br />
sekundäre Rolle.<br />
Wie verändert die Digitalisierung die<br />
Aktivitäten von Zweifel?<br />
Sie hat auch unser Unternehmen verändert.<br />
Dies betrifft nicht nur das Marketing,<br />
sondern sämtliche Prozesse wie auch die<br />
Produktion. Deshalb betrachten wir die<br />
Digitalisierung unternehmensweit und<br />
nicht nur in Silos. Im Marketing und in der<br />
Kommunikation haben wir schon vor Jahren<br />
unsere Organisation angepasst und<br />
neue Wege beschritten. Dies jedoch immer<br />
im Kontext einer eindeutigen <strong>Marken</strong>führung.<br />
Zu Zweifel gehört auch das Weingeschäft.<br />
Nutzen Sie Synergien zwischen den beiden<br />
Geschäften?<br />
Im Konsum gibt es naheliegenderweise<br />
sehr viele Gemeinsamkeiten zwischen<br />
dem Getränkegeschäft der Zweifel Weine<br />
und Getränke AG und der Zweifel Pomy-<br />
Chips AG. Da wo sinnvoll und synergetisch,<br />
arbeiten die Firmen zusammen.<br />
Am Markt treten die Unternehmungen<br />
aber völlig getrennt voneinander auf.
32 | <strong>Marken</strong> HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
Rang 2, Ricola: Der Hersteller von Kräuterbonbons und -tees ist aus der Confiserie Richterich<br />
von 1930 entstanden. Heute exportiert das Unternehmen in mehr als fünfzig Länder.<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Rang 3, Lindt: Der Schokoladenhersteller erzielte 2017 einen<br />
weltweiten Umsatz von mehr als 4 Milliarden Franken.<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Mehr als Mittel zum Zweck<br />
Nachhaltigkeit Das Modewort wird inflationär gebraucht. Weshalb es dennoch wichtig ist, nachhaltig zu handeln.<br />
VERA SOHMER<br />
Mit Mensch und Natur in<br />
Einklang wirtschaften.<br />
Für jeden einzelnen Produktionsschritt<br />
Verantwortung<br />
übernehmen.<br />
Impulse setzen und als Vorbild wirken in<br />
der Gesellschaft. Naturkosmetik-Produzent<br />
Weleda wird öfter als Paradebeispiel<br />
für nachhaltige <strong>Marken</strong> genannt. Weil es<br />
im fast hundertjährigen Unternehmen von<br />
Beginn an das Credo war, ethisch zu handeln<br />
und zu produzieren. Weil Mitarbeitende<br />
die Wertehaltung ihres Arbeitgebers<br />
kennen und vertreten. Weil Kunden wissen,<br />
wofür die Produkte stehen, und diese<br />
hohes Ansehen geniessen. Und weil Nachhaltigkeit<br />
Chefsache ist.<br />
Letzteres ist absolut notwendig, um<br />
glaubwürdig zu sein. Nachhaltigkeit sollte<br />
in der Unternehmensstrategie festgeschrieben<br />
und ein übergeordnetes Ziel<br />
sein, betonte Claus-Heinrich Daub, Dozent<br />
für nachhaltige Unternehmensführung<br />
an der FH Nordwestschweiz, in mehreren<br />
Interviews. Im Idealfall reift daraus<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
Was damit genau<br />
gemeint ist<br />
Ausgleich Das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
stammt aus der Forstwirtschaft:<br />
Es darf nicht mehr Holz gefällt<br />
werden, als nachwachsen kann.<br />
Eine nachhaltige Firmenführung<br />
wird als systematische Integration<br />
ökologischer und sozialer Aspekte in<br />
das Management verstanden. Unternehmen<br />
bemühen sich um einen<br />
Ausgleich zwischen ihren primär auf<br />
Gewinn ausgerichteten Zielen und<br />
den Ansprüchen der Gesellschaft auf<br />
eine sozialverträgliche und ressourcenschonende<br />
Wirtschaftsweise. Der<br />
englische Fachbegriff dafür lautet<br />
«Corporate Social Responsibility».<br />
Aus: «Bausteine einer nachhaltigen Unternehmensführung»<br />
von Claus-Heinrich Daub.<br />
die Erkenntnis, dass sich Erfolg nicht in<br />
Umsatzzahlen, Gewinnsteigerung und<br />
Marktanteilen erschöpft. Sondern dass er<br />
sich auch daran misst, einen Mehrwert zu<br />
schaffen für Gesellschaft und Umwelt.<br />
«Dennoch stehen für viele Firmen<br />
nach wie vor wirtschaftliche Ziele im Vordergrund»,<br />
betont Thomas Dyllick, Professor<br />
für Nachhaltigkeitsmanagement an<br />
der Uni St. Gallen. Nachhaltigkeit schreiben<br />
sich zwar viele auf die Fahnen, sie sei<br />
aber «Mittel zum Zweck». Firmen sehen,<br />
dass sich damit Kosten sparen und Risiken<br />
reduzieren lassen. Zudem könne man als<br />
attraktiver Arbeitgeber auftreten und sich<br />
positiv von Wettbewerbern abheben.<br />
Einen Schritt weiter gehen jene Firmen,<br />
die eine «dreidimensionale Wertschöpfung»<br />
verfolgen, nämlich gleichzeitig<br />
ökonomische, ökologische und soziale<br />
Ziele. Das ist beispielweise dann der Fall,<br />
wenn sich Grosskonzerne wie Henkel zum<br />
Ziel setzen, den Umsatz zu steigern,<br />
gleichzeitig aber Ressourcen zu schonen<br />
und die Lebensbedingungen der Menschen<br />
in der Lieferkette zu verbessern.<br />
Dazu gehört auch, öffentlich Rechenschaft<br />
abzulegen, ob diese Ziele erreicht<br />
wurden oder nicht. Unternehmen bekennen<br />
damit: Wir sind uns der negativen<br />
Auswirkungen unseres Wirtschaftens bewusst<br />
und legen Strategien fest, den Schaden<br />
zu minimieren.<br />
Nachhaltige Pioniere<br />
Armut bekämpfen, schlechte Arbeitsbedingungen<br />
verbessern, etwas tun gegen<br />
Artensterben und Klimawandel – mit<br />
Schadensbegrenzung allein werde es aber<br />
kaum zu schaffen sein, solche Herausforderungen<br />
zu stemmen, sagt Thomas<br />
Dyllick weiter. Dafür braucht es in Unternehmen<br />
einen Perspektivenwechsel: Sich<br />
fragen, wo die Probleme liegen und was<br />
man dazu beitragen kann, sie zu lösen.<br />
Eine Denkweise, die sich in Grossunternehmen<br />
erst ansatzweise und in einzelnen<br />
Bereichen zeigt, bei Startups und<br />
im Bereich Social Business hingegen viel<br />
stärker ausgeprägt ist. Beispiel Mobility:<br />
Das Carsharing-Unternehmen ist zum<br />
Zweck gegründet worden, umweltschonende<br />
Mobilität zu fördern. Mittlerweile<br />
teilen sich fast 170 000 Kunden 3000 Fahrzeuge<br />
an mehr als 1500 Standorten. Nach<br />
Angaben des Unternehmens spart dies<br />
jährlich 9,5 Millionen Liter Treibstoffe und<br />
mehr als 22 000 Millionen Tonnen CO₂<br />
ein. Umfragen zufolge wird Mobility als<br />
Marke für Nachhaltigkeit wahrgenommen<br />
und die rote Fahrzeugflotte hat einen hohen<br />
Wiedererkennungswert.<br />
Dazu beitragen, dringende Probleme<br />
zu lösen: Dieser Gedanke ist in der Wirtschaftswelt<br />
aktueller denn je. Neu ist er<br />
aber nicht. Als Pioniere bezeichnet Thomas<br />
Dyllick Henri Nestlé und die Gebrüder<br />
Lever – die Gründer zweier börsenkotierter<br />
Grosskonzerne also, die heute öfter<br />
in der Kritik stehen, nicht nachhaltig zu<br />
handeln. Doch Nestlé und Unilever wurden<br />
aufgrund dringender sozialer Probleme<br />
in der damaligen Zeit gegründet: die<br />
Kleinkindersterblichkeit in Deutschland<br />
und der Schweiz beziehungsweise die katastrophalen<br />
hygienischen Bedingungen<br />
im viktorianischen England zu bekämpfen.<br />
Natürlich tat sich damit eine lukrative<br />
Marktchance auf, verbunden allerdings<br />
mit einem tieferen Sinn und Zweck des<br />
Wirtschaftens.<br />
Die <strong>Marken</strong>zukunft ist akustisch<br />
Marke 3.0 Mit der steigenden<br />
Bedeutung von Voice-Search<br />
wird das Audio-Branding immer<br />
wichtiger. Vielen Schweizer<br />
Firmen fehlt dazu ein Konzept.<br />
FABIAN SANDER<br />
Wer vor fünf Jahren in die digitale Zukunft<br />
blickte, dem schien klar: <strong>2018</strong> ist das<br />
Smartphone out, wir tragen Google Glass<br />
und Apple Watch, leben bargeldlos und<br />
der Kühlschrank bestellt seinen Nachschub<br />
selbst.<br />
Vieles ist nicht eingetroffen. Und doch<br />
hat sich viel getan. Der Wandel ist schleichend,<br />
aber tiefgreifend. Unsere Nutzung<br />
des Internet hat sich seit Anfang des Jahrzehnts<br />
mehr als verdoppelt. Schweizerinnen<br />
und Schweizer verbringen im Durchschnitt<br />
täglich zwischen 3,5 und 4 Stunden<br />
im Netz. Wir shoppen und bezahlen digital,<br />
wir schicken Mails und Messages. Zur<br />
Post oder Bank gehen Schweizerinnen<br />
und Schweizer kaum noch, rund 3000 Geschäftsstellen<br />
wurden geschlossen. Beim<br />
Steueramt Obwalden gehen 90 Prozent<br />
der Steuererklärungen digital ein. Der<br />
Wandel ist real.<br />
Was tun Unternehmen, damit ihre<br />
<strong>Marken</strong> in dieser Transformation nicht<br />
untergehen? Die <strong>Marken</strong>verantwortlichen<br />
kämpfen an mehreren Fronten. Die erste<br />
ist die wachsende Vielfalt der Orte, an denen<br />
Menschen der Marke begegnen. Die<br />
Kontaktpunkte vermehren sich unaufhörlich<br />
und strapazieren Nerven und Budget.<br />
Dauernd kommen neue Optionen dazu.<br />
Hören statt lesen<br />
<strong>Marken</strong>verantwortliche ringen Tag für<br />
Tag damit, ihre Marke in diesem Gewimmel<br />
sichtbar und vor allem wiedererkennbar<br />
zu machen. Konsistenz in immer mehr<br />
und immer unterschiedlicheren Kommunikationsformen<br />
ist anspruchsvoll geworden.<br />
Zudem findet eine interessante Verschiebung<br />
vom Lesen zum Hören statt.<br />
Journalisten schreiben mit einer Mischung<br />
aus Faszination und Grauen von<br />
der Post-Text-Gesellschaft. Klassische wie<br />
soziale Medien verbreiten immer mehr<br />
Content audiovisuell. <strong>Marken</strong> werden bewegt<br />
und akustisch erlebt.<br />
Voice-Search, also die<br />
gesprochene Google-Suche,<br />
nimmt zu. Laut Google-CEO<br />
Sundar Pichai wurde schon<br />
vor zwei Jahren jede fünfte<br />
mobile Suchanfrage gesprochen,<br />
inzwischen dürften es<br />
deutlich mehr sein. Kein Problem,<br />
wenn man Mercedes oder Mini<br />
sucht. Aber wer weiss schon, wie man den<br />
Nissan Qashqai aussprechen soll?<br />
Die Namensfindung wird zur Königsdisziplin<br />
in der <strong>Marken</strong>führung und die<br />
phonetische Qualität fällt stärker ins Gewicht.<br />
Audio-Branding ist aber noch mehr<br />
als der gesprochene Name. Hier geht es<br />
Namensfindung<br />
wird zur<br />
Königsdisziplin<br />
in der<br />
<strong>Marken</strong>führung.<br />
um eine komplette, charakteristische<br />
Klangwelt: zum Beispiel Audio-Logo,<br />
<strong>Marken</strong>musik, funktionale Produktgeräusche<br />
oder eine <strong>Marken</strong>stimme. Progressive<br />
Schweizer <strong>Marken</strong> wie Swisscom,<br />
Migros oder auch die neu lancierte Bank<br />
Cler haben die akustische Seite ihrer Marke<br />
im Griff. Aber die Mehrheit<br />
hat noch keinen Plan.<br />
Oder keinen guten.<br />
Der kategorische Imperativ<br />
des Branding lautet: Mache<br />
deine Marke relevant<br />
und differenziere sie von anderen.<br />
Viele <strong>Marken</strong>manager<br />
setzen derzeit allein auf technologische<br />
Innovation, weil die Digitalisierung<br />
von der Technologie getrieben<br />
wird. Die «Technisierung» der Diskussion<br />
lenkt ab vom Wesentlichen: <strong>Marken</strong> richten<br />
sich an Menschen. Mittels welcher<br />
Technologie sie mit uns interagieren, ist<br />
letztlich egal. Digitalisierung schafft noch<br />
keine Relevanz. Sie ist notwendige, aber<br />
nicht hinreichende Voraussetzung. Wer<br />
nicht digitalisiert, verliert. Aber wer digitalisiert,<br />
hat noch lange nicht gewonnen.<br />
Tatsache ist: Wer eine fade Marke digitalisiert,<br />
bekommt auch eine fade digitale<br />
Marke.<br />
Technik wird «menschlich»<br />
Ironischerweise schlägt die technologische<br />
Entwicklung in die gleiche Kerbe.<br />
Denn die Technik wird menschlich.<br />
Sprachbefehle und Gestensteuerung<br />
machen die Interaktion natürlicher. An<br />
die Stelle des Gegenübers von Mensch<br />
und Maschine tritt allmählich ein symbiotisches<br />
Miteinander. Künstliche Intelligenz<br />
hilft, die komplexe digitale Welt<br />
einfacher und menschenfreundlicher zu<br />
machen. Alexa, Google Assistant und Co.<br />
sind erst die zarten Anfänge. Aber die<br />
Richtung zeichnet sich ab. Technik<br />
macht sich unsichtbar.<br />
Fabian Sander, Partner, Scholtysik & Partner, Zürich.
HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
<strong>Marken</strong> | 33<br />
Herr Maurer, tun Sie etwas<br />
Piraterie Die Schweiz droht<br />
zur Handelsdrehscheibe für<br />
gefälschte Waren zu werden.<br />
Warum der Finanzminister<br />
dafür mitverantwortlich ist.<br />
JOHANNES J. SCHRANER<br />
Dieser Aufwand hat sich<br />
gelohnt. Nach Recherchen<br />
im Internet konnte die<br />
Kantonspolizei Zürich vor<br />
kurzem in Dübendorf einen<br />
22-jährigen Schweizer in flagranti verhaften.<br />
Er bot Rolex-Uhren in der Originalschachtel<br />
und mit Zertifikat für 750 Franken<br />
zum Verkauf an. Die Ermittler gaben<br />
sich als potenzielle Interessenten aus<br />
und überprüften die Ware. Es zeigte sich,<br />
dass es sich nicht wie zuerst vermutet um<br />
Diebesgut, sondern um qualitativ hochstehende<br />
Fälschungen aus Fernost<br />
handelte.<br />
«2017 hat unsere Internet-Zelle über<br />
1,2 Millionen Angebote gefälschter Uhren<br />
vom Netz nehmen und eine Vielzahl von<br />
Fälschungs-Websites beseitigen können.<br />
Im Offline-Bereich haben wir in Kooperation<br />
mit unseren Partnern weit über eine<br />
Million gefälschte Schweizer Uhren beschlagnahmen<br />
können», berichtet Yves<br />
Bugmann. Der Leiter Rechtsdienst des<br />
Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie<br />
(FH) schätzt den Schaden allein<br />
für seine Branche auf jährlich 800 Millionen<br />
Franken. Die Uhrenindustrie sei<br />
auch gemäss Feststellungen der OECD<br />
diejenige Branche, die weltweit am meisten<br />
unter Fälschungen leide, so Bugman.<br />
HOHE DUNKELZIFFER<br />
Ein Drittel kauft<br />
bewusst Fälschungen<br />
Weltweites Phänomen Die Problematik<br />
der Fälschungen und der<br />
Piraterie von Originalwaren hat ein<br />
globales Ausmass angenommen. Die<br />
OECD schätzte bereits 2013, dass<br />
der entsprechende Markt ein Volumen<br />
von 461 Milliarden Dollar oder<br />
2,5 Prozent des Welthandels ausmachen<br />
könnte. Darin noch nicht eingerechnet<br />
sind in den Binnenmärkten<br />
gefälschte oder kopierte Güter.<br />
Europa 2016 beschlagnahmten die<br />
EU-Grenz- und Zollbehörden über<br />
41 Millionen gefälschte Artikel mit<br />
einem Gesamtwert von 672 Millionen<br />
Euro. Was zu denken geben sollte,<br />
ist auch eine Studie des Amtes der<br />
Europäischen Union für geistiges<br />
Eigentum (EUIPO). Darin gaben 34<br />
Prozent der EU-Bürger an, dass sie<br />
den Kauf von gefälschten Waren für<br />
gerechtfertigt hielten, wenn sie durch<br />
solche Käufe Geld sparen können.<br />
Fälschung reist zum Konsumenten<br />
Ein besonderes Problem stelle das<br />
Internet dar. Es habe den Handel mit Fälschungen<br />
sehr vereinfacht. «Während früher<br />
der Konsument vielfach zur Fälschung<br />
reisen musste, reist heute die Fälschung<br />
zum Konsumenten», stellt Yves Bugmann<br />
fest. «Das Internet ist eine gigantische Verkaufsplattform<br />
für alles geworden. Deshalb<br />
nimmt auch die Zahl der Angebote<br />
von gefälschten Produkten und das Volumen<br />
ihrer Verkäufe laufend zu», bestätigt<br />
Florence Clerc, Geschäftsführerin des<br />
gemeinnützigen Vereins Stop Piracy.<br />
«Um einen erfolgreichen Kampf dagegen<br />
zu führen, braucht es unter anderem<br />
die Kooperation zwischen Rechtsinhabern<br />
und Site-Betreibern», erklärt Clerc<br />
weiter. Indes bedingt dieser Kampf generell<br />
einen grossen Aufwand. Die Geschäftsstelle<br />
des gemeinnützigen Vereins<br />
ist dem Eidgenössischen Institut für<br />
Geistiges Eigentum (IGE) angegliedert. Im<br />
Vorstand von Stop Piracy vertreten sind<br />
neben der Uhrenindustrie auch der<br />
Schweizerische <strong>Marken</strong>artikelverband<br />
Promarca, Interpharma, der Verband<br />
Schweizerischer Schokoladenfabrikanten<br />
sowie Swiss Cigarette.<br />
Aufklärung und Sensibilisierung<br />
Stop Piracy setzt in erster Linie auf<br />
Aufklärung und Sensibilisierung der Konsumentenschaft.<br />
«Sehr günstige Preise<br />
für angebliche <strong>Marken</strong>produkte, Sprachfehler<br />
auf der Site, seltsame Domain-Namen<br />
oder fehlende Kontaktangaben sind<br />
Alarmzeichen für jeden potenziellen Käufer,<br />
dass etwas mit den angebotenen<br />
Produkten nicht stimmen kann», gibt Florence<br />
Clerc konkrete Hinweise auf Fälschungen.<br />
Derzeit bereitet Stop Piracy<br />
nicht zufällig eine neue Kampagne in den<br />
sozialen Medien vor, die sich hauptsächlich<br />
an junge Menschen richtet.<br />
Welche Produkte werden aber vor<br />
allem gefälscht und verkauft? Stop Piracy<br />
nennt neben Uhren auch Medikamente,<br />
Unterhaltungssoftware, Nahrungsmittel,<br />
Raucherwaren, Bekleidung und Accessoires,<br />
Maschinen und Zubehör sowie<br />
Kunstwerke. Gemäss der Eidgenössischen<br />
Zollverwaltung (EZV) waren 2017 von den<br />
insgesamt 1633 Beschlagnahmungen 48<br />
Prozent gefälschte Handtaschen, Reisetaschen,<br />
Portemonnaies und andere Accessoires<br />
sowie 36 Prozent falsche Uhren<br />
und Schmuck. Der Wert der angehaltenen<br />
Ware lag bei immerhin noch 15 Millionen<br />
Franken. Dabei kamen 40 Prozent aller<br />
Fälschungen aus China, 33 Prozent aus<br />
Hongkong sowie 18 Prozent aus der Europäischen<br />
Union.<br />
Rang 4, Ovomaltine: Das Malzgetränk der Firma Wander wurde vor<br />
über 110 Jahren als stärkendes Aufbauprodukt entwickelt.<br />
Auffällig ist, dass sowohl die Zahl der<br />
Beschlagnahmungen als auch der Wert<br />
der angehaltenen Sendungen 2017 noch<br />
halb so hoch waren wie im Vorjahr. Der<br />
Grund dafür müsste der Politik und dort in<br />
erster Linie Finanzminister Ueli Maurer zu<br />
denken geben. Aufgrund der Sparmassnahmen<br />
des Bundes hat die Zollverwaltung<br />
weniger Budget und damit weniger<br />
Personal. Das aber bedeutet weniger Kontrollen<br />
und damit weniger Anhaltungen.<br />
«Wir bedauern sehr, dass in der Schweiz<br />
aufgrund von Sparmassnahmen die Aufgriffe<br />
durch die Behörden massiv eingeschränkt<br />
wurden», redet Yves Bugmann<br />
von FH Klartext. Im Bereich der Uhrenfälschungen<br />
sei die Zahl der am Schweizer<br />
Zoll aufgegriffenen Uhren um rund 80<br />
Prozent massiv zurückgegangen.<br />
Das Signal, das Bundesrat Ueli Maurer<br />
mit seinem Sparen an einem völlig falschen<br />
Ort aussendet, ist aus zwei Gründen<br />
fatal: Einerseits droht die Schweiz mit<br />
einer laschen Kontrollpraxis zur Handelsdrehscheibe<br />
Europas für gefälschte Waren<br />
zu werden (siehe auch Box). Laut FH ist<br />
die Schweiz bereits jetzt überdurchschnittlich<br />
stark vom Phänomen Fälschungen<br />
betroffen. Der eingangs erwähnte<br />
Dübendorfer Rolex-Fall ist hierfür<br />
ein gutes Beispiel. Anderseits besteht sowohl<br />
die Wirtschaftsleistung der Schweiz<br />
als auch die der EU zu einem grossen Teil<br />
aus sogenannt schutzintensiven Branchen.<br />
In der EU liegt ihr Anteil bei satten<br />
39 Prozent. Diese Wirtschaftszweige beschäftigen<br />
zudem einen Viertel aller<br />
Beschäftigten.<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
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34 | <strong>Marken</strong> HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
Die erfolgreichsten <strong>Marken</strong><br />
Award Am Tag der Marke<br />
kürt der <strong>Marken</strong>artikelverband<br />
Promarca den Brand of the Year<br />
<strong>2018</strong>. Der Gewinner und die<br />
aktuellsten Trends am Markt.<br />
ROBERTO STEFANO<br />
Bereits zum vierten Mal zeichnet<br />
Promarca die erfolgreichste<br />
Marke aus den Reihen<br />
ihrer Mitglieder aus. <strong>2018</strong><br />
geht der Titel «Brand of the<br />
Year» an Zweifel. Grundlage der Auszeichnung<br />
ist die Brand-Predictor-Studie von<br />
Havas und dem Market-Research-Institut<br />
Management Tools, welche die dynamischsten<br />
und vertrauensvollsten <strong>Marken</strong><br />
in der Schweiz evaluiert. Insgesamt umfasst<br />
die Erhebung 504 <strong>Marken</strong>, die von<br />
4<strong>14</strong>6 Personen aus der Deutsch- und der<br />
Westschweiz bewertet wurden.<br />
«Schweizerinnen und Schweizer vertrauen<br />
Schweizer <strong>Marken</strong>», erklärt Havas-<br />
Schweiz-Chef Frank Bodin. Tatsächlich<br />
kommen 19 der 20 vertrauenswürdigsten<br />
<strong>Marken</strong> aus der Schweiz. Den Erfolg von<br />
Zweifel führt Bodin allerdings nicht nur<br />
Die erfolgreichsten <strong>Marken</strong><br />
Vertrauen in Prozent<br />
Marke <strong>2018</strong> 2017<br />
Zweifel 82,9 76,8<br />
Ricola 80,4 84,4<br />
Lindt 80,2 83,2<br />
Ovomaltine 79,7 81,9<br />
Rivella 76,8 79,9<br />
Evian 76,1 72,0<br />
Ragusa 75,9 74,2<br />
Elmex 75,6 74,4<br />
Kambly 75,4 75,4<br />
Emmi 74,6 73,6<br />
<br />
QUELLE: HAVAS BRAND PREDICTOR<br />
auf den anhaltenden Swissness-Trend<br />
zurück. «Zweifel<br />
steht nicht nur für Qualität<br />
und Tradition, sondern<br />
glänzt auch mit Transparenz<br />
sowie mit kontinuierlichen<br />
Sortimentsinnovationen mit<br />
vielen trendigen Submarken.»<br />
Mit seinen Chips-Experten<br />
beweise Zweifel darüber<br />
hinaus, dass sich Werbung<br />
mit einer über Jahre<br />
konsistenten Leitidee lohne.<br />
Die Brand-Predictor-Studie<br />
integriert in ihrer Befragung<br />
sogenannte Prosumer,<br />
die sich durch ihre ausgeprägten<br />
Konsumgewohnheiten<br />
sowie ihre Mediennutzung<br />
und <strong>Marken</strong>präferenzen<br />
auszeichnen. «Prosumer<br />
haben ein überdurchschnittliches<br />
Interesse an neuen<br />
Produkten, sind digital vernetzt<br />
und das Wichtigste: als<br />
einflussreiche Trendsetter<br />
sind Prosumer ihrer Zeit bis<br />
zu zwei Jahre voraus – vergleicht<br />
man deren Einschätzung<br />
mit dem Mainstream,<br />
lassen sich ziemlich präzise<br />
Prognosen ableiten», erklärt<br />
Andreas Logk, Geschäftsführer<br />
von Management Tools.<br />
Jugend tickt digital<br />
Eine dieser Tendenzen<br />
konnte schon seit einigen<br />
Jahren in der Brand-Predictor-Studie<br />
beobachtet werden:<br />
Die digitalen <strong>Marken</strong> etablieren sich<br />
und überzeugen hinsichtlich ihrer Dynamik<br />
und Beliebtheit – besonders bei den<br />
unter 26-Jährigen. «Die Jugend tickt völlig<br />
digital», sagt Bodin. Die Top Ten heissen<br />
hier Netflix, Spotify, Instagram, Zalando,<br />
«Schweizerinnen<br />
und Schweizer<br />
vertrauen<br />
Schweizer<br />
<strong>Marken</strong>.»<br />
Frank Bodin<br />
Havas Worldwide Schweiz<br />
«Erstmals<br />
verlieren in<br />
diesem Jahr die<br />
Retailbanken.»<br />
Andreas Logk<br />
Management Tools<br />
Whatsapp, Bitcoin, Uber,<br />
Amazon, Tesla und Snapchat.<br />
«Erstaunlich ist, wie<br />
rasch sich neue <strong>Marken</strong> an<br />
der Spitze etablieren können<br />
und Traditionsmarken verdrängen»,<br />
so Bodin.<br />
Ein weiterer Trend betrifft<br />
die Finanzbranche. Während<br />
digitale <strong>Marken</strong> wie Bitcoin,<br />
Twint oder Paypal sich in der<br />
Schweizer Bevölkerung etablieren,<br />
zeigt sich ein Vertrauensverlust<br />
bei den traditionellen<br />
Instituten. Dies betraf<br />
bisher vor allem die Grossbanken.<br />
«Erstmals verlieren<br />
in diesem Jahr auch die Retailbanken»,<br />
sagt Logk.<br />
Damit eine Marke als vertrauenswürdig<br />
gilt, sind neben<br />
qualitativen Aspekten<br />
die Leistungen und Handlungen<br />
eines Unternehmens<br />
von Bedeutung. «Unternehmen,<br />
die dafür bekannt sind,<br />
stets ihre <strong>Marken</strong>versprechen<br />
zu erfüllen, schaffen die<br />
Voraussetzungen für Kundenzufriedenheit<br />
und damit<br />
Vertrauen», erklärt Logk. Ist<br />
ein starkes Vertrauen aufgebaut,<br />
werde einer Marke<br />
auch einmal eine kleinere<br />
Schwäche verziehen. «Dennoch<br />
ist Vertrauen ein fragiles<br />
Gut, dessen Vernichtung<br />
sehr rasch geschehen kann»,<br />
sagt er. Bestes Beispiel ist<br />
hierfür sicherlich VW. Der<br />
Autokonzern konnte seinen Vertrauensverlust<br />
nicht wieder wett machen. Dasselbe<br />
gilt übrigens auch für digitale <strong>Marken</strong>:<br />
«Facebook verliert überraschend stark an<br />
Beliebtheit – und zwar bereits vor dem Datenskandal»,<br />
weiss Bodin.<br />
«Standortattraktivität<br />
wird aufs Spiel gesetzt»<br />
Vor einem Jahr hat Monique Bourquin<br />
das Präsidium des Schweizerischen<br />
<strong>Marken</strong>artikelverbandes Promarca<br />
übernommen. Ein Blick zurück auf das<br />
erste Amtsjahr der <strong>Marken</strong>kennerin.<br />
Wie haben Sie das erste Jahr als Promarca-Präsidentin<br />
erlebt?<br />
Monique Bourquin: Neben regelmässigen<br />
Gesprächen und Sitzungen mit<br />
dem Vorstand, der Geschäftsstelle und<br />
dem traditionellen zweitägigen Anlass<br />
in Interlaken habe ich sehr viele Einzelgespräche<br />
geführt mit Mitgliedern, um<br />
mir ein gutes Bild ihrer Situation zu<br />
machen sowie ihre Bedürfnisse und Erwartungen<br />
noch besser zu verstehen.<br />
Natürlich kamen auch verschiedenste<br />
Treffen mit Personen aus der Politik,<br />
dem Handel sowie sonstigen Stakeholdern<br />
dazu. Ein spannendes erstes Jahr!<br />
Welches waren die Highlights in Ihrem<br />
ersten Jahr als Promarca-Präsidentin?<br />
Ein Highlight war zu sehen, wie innovativ<br />
unsere Mitglieder sind: Sie lancierten<br />
im vergangenen Jahr 6381 neue<br />
Produkte auf dem Schweizer Markt.<br />
Das sind 442 mehr als im Vorjahr. Und:<br />
Nach zwei schwierigen Jahren freut es<br />
mich, dass die Umsatzrückgänge der<br />
Mitglieder auf dem Schweizer Markt zu<br />
einem Halt gekommen sind. Der Exportumsatz<br />
stieg gar um 6,9 Prozent im<br />
Vergleich zum Vorjahr – das stimmt<br />
mich positiv.<br />
Welche Trends haben die Branche in den<br />
vergangenen zwölf Monaten geprägt?<br />
Der Megatrend Digitalisierung bewegt<br />
auch die <strong>Marken</strong>artikelindustrie. Der<br />
wachsende E-Commerce, Multichannel-Konsumenten,<br />
die permanent nach<br />
den besten Angeboten suchen, der Einfluss<br />
von Online-Bewertungen, die<br />
Monique<br />
Bourquin,<br />
Präsidentin<br />
Promarca<br />
Wahl des besten Kommunikationsmixes<br />
zwischen Digitalem und Traditionellem<br />
für jedes einzelne <strong>Marken</strong>produkt<br />
– das sind Trends, deren sich<br />
keiner entziehen kann.<br />
Was steht aktuell auf Ihren Traktanden?<br />
Der Markt im Konsumgüterbereich<br />
bleibt aufgrund der zwei dominanten<br />
Detailhändler in der Schweiz grundsätzlich<br />
nicht einfach. Internationale<br />
Einkaufskooperationen verschärfen die<br />
Situation zusätzlich. Aktuelle Vorstösse<br />
wie die «Fair-Preis-Initiative», die wir in<br />
der heutigen Form ablehnen, beschäftigen<br />
uns. Wir überlegen uns, wie wir<br />
die Wertschöpfung und enorme Innovationskraft<br />
von <strong>Marken</strong>unternehmen<br />
noch breiter bekanntmachen können.<br />
Wo sehen Sie noch Handlungsbedarf?<br />
Die <strong>Marken</strong>artikelindustrie kann nur<br />
ein Treiber von Innovation und Wohlstand<br />
bleiben, wenn die politischen<br />
Rahmenbedingungen stimmen – die<br />
Standortattraktivität wird jedoch immer<br />
wieder durch Vorstösse, die jeglicher<br />
liberalen Wirtschaftsordnung widersprechen,<br />
aufs Spiel gesetzt. Das gefährdet<br />
die Vielfalt der angebotenen<br />
Produkte und Innovationen für die<br />
Konsumenten in der Schweiz sowie<br />
letztlich auch Arbeitsplätze.<br />
INTERVIEW: ROBERTO STEFANO<br />
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HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
<strong>Marken</strong> | 35<br />
<strong>Marken</strong> als Botschafter<br />
Export Weshalb die Ausfuhr<br />
von Schweizer <strong>Marken</strong>artikeln<br />
für das Land nicht nur einen<br />
finanziellen Gegenwert schafft,<br />
sondern auch Werbeeffekte.<br />
ROBERT WILDI<br />
Wenn eine philippinische<br />
Familie bei Freunden<br />
eingeladen wird und<br />
diese mit einem echten<br />
«Goodie» überraschen<br />
will, klingelt sie mit einer Toble rone-XL-<br />
Packung an der Tür. Der Jubel wird gross<br />
sein, denn Philippiner sind wie Australier,<br />
Nordamerikaner, Iraner oder fast alle Europäer<br />
riesige Fans der «süssesten Gebirgskette<br />
der Welt», die heute in über<br />
hundert Ländern vernascht wird. «Toblerone<br />
erwirtschaftet über 96 Prozent des<br />
Umsatzes im Export», sagt Livia Kolmitz,<br />
Sprecherin der Herstellerfirma Mondelez.<br />
Trotz Herausforderungen wie zum Teil<br />
massiven Wechselkursschwankungen<br />
hätten sich die Ausfuhren<br />
auch in den letzten fünf bis<br />
zehn Jahren zufriedenstellend<br />
entwickelt.<br />
Schweizer <strong>Marken</strong>artikelhersteller<br />
können dank<br />
dem Export konjunkturelle<br />
Nur wenn die<br />
Produktqualität<br />
stimmt, geht die<br />
Exportstrategie<br />
nachhaltig auf.<br />
Schwankungen teilweise<br />
abfedern. So steigerten die<br />
Mitglieder des Schweizerischen <strong>Marken</strong>artikelverbands<br />
Promarca ihre Exportumsätze<br />
2017 gegenüber dem Vorjahr um<br />
satte 6,8 Prozent. «Das bestätigt die Beliebtheit<br />
der Produkte unserer Mitglieder<br />
im Ausland», sagt Promarca-Geschäftsführerin<br />
Anastasia Li-Treyer. Entsprechend<br />
werde der Export laut einer internen<br />
Mitgliederumfrage hinter dem E-<br />
Commerce und klassischen Detailhandel<br />
als sehr wichtige Wachstumsmöglichkeit<br />
eingestuft. «Für 30 Prozent der Mitglieder<br />
ist der Export derzeit sogar wichtigster<br />
Wachstums treiber.»<br />
Die wichtigsten Märkte bilden dabei traditionell<br />
Europa, Asien sowie Nordamerika.<br />
Von den Promarca-Mitgliedern mit<br />
Exportgeschäft liefern 100 Prozent in den<br />
EU-Raum sowie 69 Prozent in andere Länder<br />
Europas, 78 Prozent exportieren nach<br />
Asien, 66 Prozent nach Nordamerika, 41<br />
Prozent nach Lateinamerika / in die Karibik,<br />
31 Prozent nach Ozeanien und 28<br />
Prozent nach Afrika. Laut Bundesamt für<br />
Statistik beliefen sich die Exporte von Nahrungs-<br />
und Genussmitteln im Jahr 2016<br />
insgesamt auf 8,355 Milliarden Franken.<br />
Innovationskraft und Pioniergeist<br />
Nicht zu diesem Segment gehören zwei<br />
Schweizer <strong>Marken</strong>, die sich einer weltweiten<br />
Bekanntheit erfreuen. So werden<br />
in mehr als siebzig Ländern Zahnbürsten<br />
von Trisa genutzt, sogar Kunden in 120<br />
Ländern beliefert Victorinox mit verschiedenen<br />
Produkten, allen voran das legendäre<br />
Swiss Army Knife. Beide Hersteller<br />
sind sich bewusst, dass die<br />
gewählte Exportstrategie nur<br />
dann nachhaltig aufgehen<br />
kann, wenn die Produktqualität<br />
stimmt. «Sämtliche Zahnbürsten<br />
werden in der Schweiz<br />
wissenschaftlich entwickelt<br />
und produziert. Wir haben<br />
den Anspruch, die besten<br />
Zahnbürsten herzustellen, die es auf dem<br />
Weltmarkt gibt», sagt der Trisa-Sprecher<br />
Othmar Wüest ganz unbescheiden. Die<br />
zentralen Erfolgsfaktoren von Trisa seien<br />
die dezidiert verfolgte Innovations- und<br />
Technologieführerstrategie, eine nachhaltige<br />
Firmenkultur, begeisterte Mitarbeitende<br />
sowie langfristige Kundenpartnerschaften.<br />
«Daneben gehören natürlich<br />
auch eine leistungsfähige Produktion und<br />
Rang 5, Rivella: 1952 wurde Rivella Rot eingeführt. Aktuell<br />
sind insgesamt fünf Varianten erhältlich.<br />
moderne Logistik zu den Grundvoraussetzungen<br />
für unseren Erfolg auf den internationalen<br />
Absatzmärkten.»<br />
Bei Victorinox sind die Rahmenbedingungen<br />
ähnlich. «Unsere Herkunft als<br />
Schweizer Traditionsmarke muss Konsumenten<br />
weltweit ein Garant sein für Qualität<br />
und Zuverlässigkeit, aber auch für<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Innovationskraft und Pioniergeist», sagt<br />
Firmenchef Carl Elsener. Natürlich schwebe<br />
das international einen mit Roger<br />
Federer vergleichbaren Bekanntheitsgrad<br />
geniessende Schweizer Armeesackmesser<br />
von Victorinox über allem. Ob Küchenmesser,<br />
Uhren, Reisegepäck oder Parfüm,<br />
jedes Produkt von Victorinox müsse diesen<br />
Geist des legendären Swiss Army<br />
Knife ausstrahlen, fordert Elsener. Nur die<br />
Beharrlichkeit, mit der man bei Victorinox<br />
die langfristigen Ziele verfolge und ein<br />
kompromissloses Commitment zu den<br />
Werten der Marke lebe, könne im Export<br />
nachhaltigen Erfolg bringen. «Aber natürlich<br />
muss in erster Linie das Produkt stimmen,<br />
es muss funktionieren und zuverlässig<br />
sein.» Victorinox konnte seine<br />
Umsätze über viele Jahre einzig durch<br />
Mundpropaganda stetig steigern, ohne<br />
gross in Werbung zu investieren. Im<br />
Sommer 2017 wurde das 500-millionste<br />
Taschenmesser verkauft. Carl Elsener: «Jedes<br />
einzelne von ihnen, ob in Deutschland,<br />
Mexiko oder China benutzt, ist für<br />
uns ein wertvoller Werbeträger.»<br />
Potenzial in Schwellenländern<br />
Der Exporthunger vieler erfolgreicher<br />
<strong>Marken</strong>artikelhersteller ist selten rasch<br />
gestillt, hat sich ein Produkt in bestimmten<br />
Märkten einmal etabliert. Bei Trisa<br />
etwa, wo schon heute 19 von 20 produzierten<br />
Zahnbürsten ins Ausland gehen,<br />
wird in den stark wachsenden Schwellenländern<br />
Asiens und Südamerikas noch<br />
viel Potenzial für die Marke vermutet. Das<br />
Gleiche gilt für Victorinox. Vor allem in<br />
China, Indien, Mexiko, Korea und Brasilien<br />
glaubt Elsener, in absehbarer Zeit<br />
noch viele Neukunden für das Swiss Army<br />
Knife und weitere Firmenprodukte aufzuspüren.<br />
«Eine Herausforderung ist für<br />
uns jedoch Japan, wo der Verkauf unserer<br />
Taschenmesser durch rechtliche Restriktionen<br />
eingeschränkt ist.»<br />
Das gilt nicht zuletzt für Flughäfen, wo<br />
die Schweizer Schokolade klar im Vorteil<br />
ist. Als Pionierin hat sich etwa die Toblerone<br />
schon sehr früh auf den internationalen<br />
Airports breitgemacht und das internationale<br />
Duty-free-Geschäft geschickt<br />
als Ausgangspunkt für die gelungene Expansion<br />
in alle Erdteile genutzt.<br />
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36 | <strong>Marken</strong> HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
Am Ende<br />
entscheidet der<br />
Konsument<br />
Regulierung Der Zucker- und Fettgehalt in Nahrungsmitteln<br />
steht zur Disposition. Wie Schweizer <strong>Marken</strong>hersteller auf die<br />
neuen Empfehlungen reagiert haben.<br />
JOHANNES J. SCHRANER<br />
Wie viel Zucker und Fett<br />
sollen Nahrungsmittel<br />
und Getränkte enthalten,<br />
damit sie nicht<br />
zu Übergewicht führen?<br />
Die Diskussionen darüber und die<br />
Antworten darauf fallen in Europa durchaus<br />
unterschiedlich aus. England und Irland<br />
zum Beispiel haben zur Bekämpfung<br />
von Fettleibigkeit per April eine Steuer auf<br />
Softdrinks mit zugesetztem Zucker eingeführt.<br />
Eine Kita im westfinnischen Seinäjoki<br />
wiederum ergriff bereits 2013 radikale<br />
Massnahmen: Salz und Zucker sind vollständig<br />
verboten. Auch an Kindergeburtstagen<br />
gilt ein striktes Kuchenverbot.<br />
Wie aber reagieren Schweizer <strong>Marken</strong>hersteller<br />
auf den Trend? Durchaus innovativ<br />
und differenziert, aber auch etwas<br />
nervös. Das hat eine Umfrage unter den<br />
drei <strong>Marken</strong> Nestlé, Emmi und Rivella<br />
ergeben. Bis heute steht vor allem der<br />
Zuckergehalt im Zentrum<br />
des Diskurses. Nestlé Waters<br />
begrüsse, dass im Rahmen<br />
der öffentlichen Gesundheitsdebatten<br />
verstärkt auf eine<br />
gesunde Flüssigkeitszufuhr<br />
geachtet werde, hält Konzernsprecherin<br />
Inge Gratzer<br />
fest. «Im Kontext weltweit zunehmenden<br />
Übergewichts sind wir fest<br />
davon überzeugt, dass Wasser – ob in Flaschen<br />
oder aus dem Wasserhahn – die erste<br />
Wahl für die tägliche Flüssigkeitszufuhr<br />
sein sollte, da es dem Körper keinerlei Kalorien<br />
hinzufügt», erklärt Gratzer. Während<br />
das globale Produkteportfolio von Nestlé<br />
zum grössten Teil aus reinem Wasser bestehe,<br />
biete der Nahrungsmittelkonzern<br />
auch zuckergesüsste Getränke als Genussmittel<br />
für den gelegentlichen Konsum an.<br />
Die langfristige<br />
Wirksamkeit<br />
einer<br />
Zuckersteuer ist<br />
nicht belegt.<br />
Das Produkt muss primär schmecken<br />
Nestlé sei indes entschlossen, auch<br />
Massnahmen zu ergreifen, um den Konsumenten<br />
schmackhaftere und gesündere<br />
Getränkeprodukte anbieten zu können.<br />
«Zu diesem Zweck senken wir kontinuierlich<br />
den Zuckergehalt in unseren Getränken<br />
gemäss den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO)», sagt<br />
Gratzer (siehe Box).<br />
«Wir spüren ein grosses Interesse am<br />
Thema, stellen aber gleichzeitig fest, dass<br />
sich stark zuckerreduzierte Produkte leider<br />
nur einer bescheidenen Nachfrage<br />
erfreuen», ergänzt Sibylle Umiker, Sprecherin<br />
von Emmi. Am Ende entscheide<br />
der Konsument. Es zeige sich, dass es<br />
dem Konsumenten halt primär schmecken<br />
müsse, sonst suche er sich Alternativen,<br />
auch wenn diese weniger gesund<br />
seien.<br />
Damit sind die zwei Grundtendenzen<br />
in der Diskussion angesprochen: Der allgemeine<br />
Trend zeigt zwar in Richtung<br />
weniger Zucker und Fett, aber letztlich<br />
entscheidet der Konsument, was er essen<br />
und trinken will. «Mit gezielten Massnahmen<br />
wollen wir unseren Teil zur Lösung<br />
beitragen», nimmt auch Erland Brügger<br />
Stellung. Dazu zählt der Geschäftsleiter<br />
von Rivella Rezepturanpassungen und<br />
Produkteneuheiten mit tieferem Energiegehalt,<br />
das Anbieten von kalorienarmen<br />
Alternativen und kleineren Portionengrössen,<br />
eine transparente Kommunikation<br />
der Inhaltsstoffe, ein verantwortungsvolles<br />
Kommunikationsverhalten sowie<br />
die Förderung von Sport und Bewegung.<br />
So hat der Schweizer Getränkehersteller<br />
im März mit Rivella Refresh eine<br />
leichte Version des Originals Rivella Rot<br />
mit 40 Prozent weniger Zucker lanciert.<br />
«Das Neuprodukt ist vom<br />
Handel durchwegs positiv<br />
aufgenommen worden und<br />
die ersten Resultate stimmen<br />
uns zuversichtlich», sagt<br />
Brügger. Dass die <strong>Marken</strong>hersteller<br />
das Thema ernst<br />
nehmen, zeigen auch Zahlen<br />
von Nestlé Schweiz. Nach<br />
eigenen Angaben hat der Konzern 2017<br />
insgesamt 111 Tonnen zugesetzten Zucker<br />
aus seinen Produkten entfernt. Zwischen<br />
2017 und 2020 wolle man den zugesetzten<br />
Zucker in den Produkten um weitere 5<br />
Prozent reduzieren, kündigt Sprecherin<br />
Gratzer an. Das entsprechende Renovationsprogramm<br />
umfasst neben den<br />
Früchtejoghurts Hirz und LC1 zum Beispiel<br />
auch Cailler-Milchschokolade und<br />
Stalder-Creme. Auch der Gehalt an zugefügtem<br />
Zucker in den zahlreichen<br />
Frühstücks cerealien soll bereits bis Ende<br />
Jahr um 5 Prozent fallen.<br />
Komplexe Herausforderung<br />
Auch Emmi hat seit vergangenem<br />
Herbst zwei zuckerreduzierte Proteinjoghurts<br />
auf den Markt gebracht. Seit kurzem<br />
sind zudem verschiedene zuckerarme<br />
Joghurt-Snacks im Verkauf und bald<br />
schon sollen zwei neue Sorten Mini-<br />
Drinks folgen. «Ernährungsbedingte<br />
Krankheiten sind ein komplexes Thema<br />
mit vielen Einflussfaktoren», gibt Emmi-<br />
Sprecherin Umiker zu Recht zu bedenken.<br />
Ihre Bekämpfung stelle eine gemeinsame<br />
Verantwortung von Produzenten, Konsumenten<br />
und Staat dar.<br />
Eine Zuckersteuer aber leiste keinen<br />
Beitrag zur Sensibilisierung für eine<br />
bewusste Ernährung von Konsumenten.<br />
Zudem sei die langfristige Wirksamkeit<br />
solcher Instrumente nicht belegt. Inge<br />
Gratzer von Nestlé kommentiert ihrerseits,<br />
dass die Einführung einer Steuer nur eines<br />
unter vielen möglichen Instrumenten sei.<br />
«Eine derart komplexe He rausforderung<br />
der öffentlichen Gesundheit erfordert<br />
eine ganzheitlichere Betrachtungsweise<br />
und wir sind offen für den Dialog mit den<br />
relevanten Anspruchsgruppen», hält die<br />
Sprecherin fest. Grundsätzlich seien Übergewicht<br />
und Fettleibigkeit mit einem<br />
ganzheitlichen politisch-gesellschaftlichen<br />
Ansatz zu bekämpfen, pflichtet Rivella-<br />
Geschäftsführer Brügger bei. Massnahmen<br />
nach dem Giesskannenprinzip seien klar<br />
abzulehnen.<br />
SELBSTREGULIERUNG<br />
Transparenz und Eigenverantwortung<br />
Weltgesundheitsorganisation Um das<br />
Risiko einer ungesunden Gewichtszunahme<br />
und Karies zu reduzieren,<br />
empfiehlt die WHO, die Aufnahme von<br />
freiem Zucker auf unter 10 Energieprozente<br />
zu senken. Dies entspricht maximal<br />
50 Gramm Zucker (zehn Teelöffeln)<br />
pro Tag. Zudem hält die WHO seit November<br />
2017 eine Reduktion auf unter 5<br />
Energieprozent (fünf Teelöffel Zucker<br />
pro Tag für Erwachsene) als sinnvoll.<br />
Verbandsposition Die Foederation der<br />
Schweizerischen Nahrungsmittel-<br />
Industrien hat vor einem Jahr ein Positionspapier<br />
zum Thema Zucker verabschiedet.<br />
«Produzenten nehmen ihre<br />
Verantwortung wahr, indem sie die Zutaten,<br />
die Nährwerte und den Zuckergehalt<br />
in Produkten deklarieren und –<br />
wo möglich und sofern von den Konsumenten<br />
akzeptiert – senken», heisst es<br />
darin. Erwachsene sollten ihre Eigenverantwortung<br />
wahrnehmen. Die<br />
Verantwortung des Staates sei es, Bedingungen<br />
zu schaffen, die Präventionsmassnahmen<br />
auf allen Stufen förderten.<br />
Nicht zielführend seien Verbote<br />
und staatliche Obergrenzen von Nährstoffen<br />
sowie deren Besteuerung.<br />
Rang 6, Evian: Das Mineralwasser aus den französischen Alpen wird<br />
offiziell seit 1826 abgefüllt.<br />
Rang 7, Ragusa: Der Schokoladenriegel mit Haselnuss- Pralinen-Füllung<br />
wurde 1942 von Camille Bloch eingeführt.<br />
FOTOS: ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Mit Hanf-Pastillen gelassen in die Zukunft<br />
<strong>Marken</strong>-Händler Das Sortiment<br />
von Doetsch Grether reicht bis<br />
ins 19. Jahrhundert zurück.<br />
Ein neues, innovatives Produkt<br />
sorgt für Aufsehen.<br />
JOHANNES J. SCHRANER<br />
Grethers Pastillen werden nach einem<br />
englischen Originalrezept von 1850 hergestellt.<br />
Die bekannten Drops sind wohl<br />
eine der ältesten <strong>Marken</strong> weltweit und<br />
werden von Doetsch Grether seit bald<br />
neunzig Jahren vertrieben. Das mittelgrosse<br />
Basler Familienunternehmen agiert<br />
dabei so diskret wie eine Vermögensverwaltungsbank<br />
im 20. Jahrhundert.<br />
Doetsch Grether, dessen Ursprung übrigens<br />
die Eröffnung einer Apotheke im Jahr<br />
1899 in Basel war, ist spezialisiert auf Marketing<br />
und Vertrieb von <strong>Marken</strong>produkten<br />
in den Bereichen Pharma, OTC und Consumer<br />
Care. Zum Sortiment gehören neben<br />
der Eigenmarke «Grethers Pastillen» dreissig<br />
weitere <strong>Marken</strong>produkte wie Tiger Balm<br />
von Haw Par Healthcare oder das Lizenz-<br />
Deodorant Mum von Procter & Gamble.<br />
Weitere <strong>Marken</strong> sind unter anderem Protina,<br />
Colgate-Palmolive und American International<br />
Industries. Inzwischen rangiert<br />
Doetsch Grether nach eigenen Angaben in<br />
den Top 15 der OTC-Vertriebe in der<br />
Schweiz. Hauptdistributoren der <strong>Marken</strong><br />
sind Apotheken und Drogerien.<br />
Wie stärkt und vertreibt man Distributionsmarken<br />
erfolgreich auf dem Markt<br />
Schweiz? «Das wichtigste ist die Qualität»,<br />
sagt CEO Thomas Wyss. Wenn jemand die<br />
Schweizer Kundschaft gewinnen wolle,<br />
dann müsse es ihm gelingen, wirklich gute<br />
Produkte im Sortiment zu haben. «Zuerst<br />
kommt die Wirkung und der damit verbundene<br />
Kundennutzen», so Wyss. Die<br />
Menschen in der Schweiz seien diesbezüglich<br />
sehr sensibel und suchten gute<br />
Qualität. Seine Firma sei auf das Identifizieren<br />
von Produkten spezialisiert, die für<br />
den Schweizer Markt im Health-Care-Bereich<br />
Innovation und Qualität verbänden.<br />
Nahrungsergänzungsmittel mit CBD<br />
Nicht zufällig hat Doetsch Grether vor<br />
kurzem den Handel mit den hanfhaltigen<br />
Pastillen Cannaqix des holländischen<br />
Pharmaproduzenten Creso Pharma für<br />
die Schweiz und Liechtenstein lanciert.<br />
Das neue Produkt ist laut Doetsch Grether<br />
das erste standardisierte Nahrungsergänzungsmittel,<br />
das Bio-Hanf-Extrakt mit<br />
CBD, Vitaminen und Zink enthalte. «Es<br />
wirkt entspannend und hilft gegen Stress»,<br />
erklärte CEO Thomas Wyss gegenüber<br />
einer Gratiszeitung. Weltweit seien das die<br />
ersten Hanf-Pastillen auf dem Markt.<br />
Damit dürfte Doetsch Grether theoretisch<br />
in der Schweiz einen <strong>Marken</strong>volltreffer<br />
landen: In keinem anderem Land<br />
der Welt werden pro Kopf mehr Schlafund<br />
Beruhigungsmittel verkauft. «Der<br />
adressierte Markt für komplementäre therapeutische<br />
Mittel gegen Stress und Angst<br />
in der Schweiz dürfte bis 2022 auf 30 bis<br />
40 Mil lionen Franken wachsen», schätzte<br />
das Unternehmen. In den ersten drei Monaten<br />
hat sich der Absatz von Cannaqix laut<br />
CEO Wyss bereits sehr positiv entwickelt.<br />
Tradition und Innovation schliessen<br />
Veränderungen nicht aus. Auch an Doetsch<br />
Grether geht die Zeit nicht spurlos vorbei.<br />
Eine diesbezügliche Zäsur in der Firmengeschichte<br />
waren der Ausstieg aus der eigenen<br />
Produktion in Muttenz Ende 2016<br />
und der Abbau von maximal der Hälfte der<br />
insgesamt <strong>14</strong>0 Stellen des Unternehmens.<br />
Die Hauptgründe dafür waren der härtere<br />
Wettbewerb hauptsächlich in Deutschland,<br />
wo ein ruinöser Preiskampf im Markt<br />
für Drogerieartikel tobt, sowie die Aufhebung<br />
des Euro-Mindestkurses. Stattdessen<br />
kündigte Doetsch Grether die Konzentration<br />
auf das Handelsgeschäft und<br />
die strategische Ausrichtung auf den<br />
Health Care-Bereich an.
HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
<strong>Marken</strong> | 37<br />
Rang 8, Elmex: 1963 wurde die Zahnpasta gegen Karies durch die auf<br />
Mund- und Zahnpflege spezialisierte Gaba-Gruppe eingeführt.<br />
Rang 9, Kambly: Der Gebäckhersteller wurde 1910 von<br />
Oscar R. Kambly gegründet und ist weiterhin in Familienbesitz.<br />
FOTOS: ZVG/HZ-MONTAGE<br />
Multiplikator für Qualitätsprodukte<br />
E-Commerce Viele <strong>Marken</strong>artikler setzen im Vertrieb verstärkt auf Online-Riesen wie Amazon und Co. Dies birgt einige Herausforderungen.<br />
ROBERT WILDI<br />
Der Umsatzanteil ist zwar<br />
noch bescheiden. Weniger<br />
als jedes hundertste Ricola-<br />
Hustenbonbon gelangt heute<br />
über den Online-Vertriebskanal<br />
zu seinem Käufer. Nach wie vor läuft<br />
der grösste Teil des Geschäfts der weltweit<br />
bekannten Schweizer Marke über den<br />
Lebensmitteleinzelhandel. Auch Apotheken,<br />
Drogerien, Kioske und Convenience-<br />
Stores in unzähligen Ländern verkaufen<br />
Ricola in rauen Mengen. Gleichwohl messe<br />
man dem Thema E-Commerce eine sehr<br />
wichtige Bedeutung zu, sagt Nadja Lutz,<br />
Sprecherin der Firma Ricola. Der Online-<br />
Umsatz dürfte in Zukunft sicherlich wachsen.<br />
«Gerade um jüngere Konsumenten<br />
anzusprechen, die eher auf digitalen Kanälen<br />
Produkteinformationen einholen, ist<br />
eine digitale Präsenz essenziell.»<br />
In den USA betreibt Ricola ein direktes<br />
Geschäft mit dem Internetriesen Amazon.<br />
Über Amazon sind Ricola-Produkte auch<br />
in diversen anderen Ländern erhältlich.<br />
Dort erfolgt der Vertrieb aber über Drittanbieter.<br />
Ferner hat Ricola in China mit<br />
Alibaba eine gemäss Lutz vielversprechende<br />
Kooperation lanciert. Sie beinhaltet<br />
einen eigenen <strong>Marken</strong>auftritt im Sinne<br />
eines «Flagship Store» auf der Plattform<br />
Tmall. «In Ländern wie China oder auch<br />
Indien ist E-Commerce auch eine effiziente<br />
Variante, die <strong>Marken</strong>bekanntheit respektive<br />
die Distribution zu erweitern, da<br />
sich der Detailhandel in diesen Ländern<br />
meist auf die grossen Agglomerationen<br />
beschränkt.»<br />
Markantes Wachstum beim Non-Food<br />
Was sich im Food-Bereich noch eher<br />
auf kleinem Feuer entwickelt, ist für <strong>Marken</strong>artikel<br />
aus dem Non-Food-Segment<br />
eine regelrechte Wachstumslawine. Dies<br />
bestätigt auch der Schweizerische <strong>Marken</strong>artikelverband<br />
Promarca. «Aus unserer<br />
alljährlichen Umfrage unter den Mitgliedern<br />
geht hervor, dass 48 Prozent der<br />
Unternehmen im E-Commerce das grösste<br />
Wachstumspotenzial für <strong>Marken</strong>artikel<br />
sehen. Getrieben wird dieses derzeit vor<br />
allem durch Non-Food-Artikel.<br />
Im Bereich der Lebensmittel<br />
bewegt sich der Online-Vertrieb<br />
noch auf tiefem<br />
Niveau», erklärt Geschäftsführerin<br />
Anastasia Li-Treyer.<br />
Ein Beispiel für diese These<br />
ist der Konsumgüterkonzern<br />
L’Oréal, wo der E-Commerce-Umsatz<br />
allein 2017 um über 33<br />
Prozent gegenüber dem Vorjahr angewachsen<br />
ist und bereits 8 Prozent des<br />
Gesamtumsatzes von gegen 23 Milliarden<br />
Euro ausmacht. Speziell in China hat<br />
Zentral ist, dass<br />
die Marke durch<br />
den Online-<br />
Handel nicht<br />
verwässert wird.<br />
L’Oréal die Chancen von E-Commerce<br />
sehr früh genutzt und seine zahlreichen<br />
Produkte bereits ab 2009 auf Plattformen<br />
wie Tmall oder Jingdong positioniert. «In<br />
China erzielen wir heute bereits über 25<br />
Prozent unserer Umsätze online», sagt<br />
Antoine Borde, E-Commerce Acceleration<br />
Director von L’Oréal Global.<br />
Den Schwung will man nutzen und<br />
kräftig weiter investieren. Vom gesamten<br />
Budget für Medien und Marketing fliessen<br />
bei L’Oréal über 38 Prozent in digitale<br />
Vertriebsplattformen. «Wir zählen heute<br />
jährlich über eine Milliarde Besucher auf<br />
unseren Produkt-Websites und haben<br />
rund 250 Millionen Followers auf unseren<br />
sozialen Netzwerken», so Antoine Borde.<br />
Von den Promarca-Mitgliedern führen<br />
heute bereits mehr als ein Drittel einen<br />
eigenen Online-Shop. Gleichwohl<br />
bleibe der stationäre<br />
Handel vorderhand wichtigster<br />
Absatzkanal für die<br />
<strong>Marken</strong>artikelindustrie, hält<br />
Anastasia Li-Treyer fest.<br />
Ganz ohne Risiken sind denn<br />
auch die teilweise riesigen<br />
Multiplikationseffekte im<br />
Onlinevertrieb nicht zu haben. «Werden<br />
Produkte zum Beispiel über Dritte online<br />
verkauft, ist es wichtig, dass die Produktpräsentation<br />
auf Webshops dann auch tatsächlich<br />
der Qualität der <strong>Marken</strong>produkte<br />
entspricht», sagt die Promarca-Direktorin.<br />
Schliesslich würden 58 Prozent der vom<br />
Verband befragten <strong>Marken</strong>unternehmen<br />
auf dem Schweizer Markt eine Premiumund<br />
Qualitätsstrategie verfolgen.<br />
Das gilt auch für die Firma Wander, die<br />
mit ihrem Exportschlager Ovomaltine<br />
erste Erfahrungen im globalen E-Commerce<br />
sammelt. Auf Plattformen wie<br />
Amazon oder dem arabisch-englischsprachigen<br />
Portal Sooq ist Wander mittlerweile<br />
mit einigen Produkten vertreten<br />
und will diese als zusätzlichen Verkaufskanal<br />
nutzen. «Die grösste Herausforderung<br />
bei solchen Aktivitäten im Ausland<br />
besteht darin, den Überblick zu behalten»,<br />
sagt Michèle Ernst, Sprecherin bei<br />
Wander. Dazu komme eine je nach Zielland<br />
vielfältige <strong>Marken</strong>positionierung.<br />
Zentral ist, dass diese nicht verwässert<br />
und so nicht an Wertigkeit verliert.<br />
Kaufimpuls fehlt im E-Commerce<br />
Ricola arbeitet in den meisten Märkten<br />
mit Distributionspartnern, welche die<br />
Handelsbeziehung zu Wiederverkäufern<br />
und E-Commerce-Plattformen pflegen.<br />
«Aufgrund marktspezifischer Gegebenheiten,<br />
zum Beispiel sehr unterschiedlicher<br />
Mehrwertsteuersätze, aber auch<br />
unterschiedlicher Margenbedürfnisse,<br />
können die Endverbraucherpreise variieren,<br />
was für global tätige Unternehmen<br />
mit hoher Preistransparenz wie Ricola<br />
zu einer Herausforderung werden kann»,<br />
räumt Nadja Lutz ein. Essenziell sei zudem,<br />
dass man die zu bewerbenden Inhalte<br />
nicht einfach von den herkömmlichen<br />
Internetseiten kopiere, sondern für E-<br />
Commerce-Plattformen massschneidere.<br />
Dieses Thema beschäftigt auch L’Oréal<br />
intensiv. Hohe Mittel werden vom französischen<br />
Konzern investiert, um den grossen<br />
globalen Online-Partnern die Verkaufskompetenz<br />
für Schönheitsprodukte<br />
beizubringen und für die Konsumenten<br />
entsprechende Kategorien zu schaffen.<br />
Mit einer speziellen Schwierigkeit im<br />
E-Commerce kämpft Ricola. «Die Kategorie<br />
Süssware gilt generell als Impulskategorie,<br />
die in traditionellen Geschäften<br />
an der Kasse verkauft wird. Ein Produkt<br />
wie Ricola steht in der Regel nicht auf<br />
einem Einkaufszettel.» Ein ähnlicher Impuls<br />
fehle im Bereich E-Commerce noch<br />
weitestgehend, was für viele ähnlich gelagerte<br />
<strong>Marken</strong>artikel vor allem aus dem<br />
Food-Bereich eine der grössten Herausforderungen<br />
der nächsten Jahre sein werde.<br />
Promarca gibt keine speziellen E-Commerce-Handlungsempfehlungen<br />
an ihre<br />
Mitglieder und <strong>Marken</strong>artikelvertreter<br />
weiter. «Wir organisieren aber regelmässig<br />
Anlässe, bei denen Experten über den Vertrieb<br />
via E-Commerce referieren», sagt<br />
Anastasia Li-Treyer.<br />
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38 | <strong>Marken</strong> HANDELSZEITUNG | Nr. <strong>24</strong> | <strong>14</strong>. Juni <strong>2018</strong><br />
Jedem seinen eigenen Schuh<br />
Millennials Die <strong>Marken</strong>bindung<br />
der jüngeren Generationen ist<br />
komplexer geworden. Das ist<br />
nur ein Grund, weshalb sie<br />
schwieriger zu bewerben ist.<br />
JOHANNES J. SCHRANER<br />
Generation Y<br />
ist bereit, für<br />
nachhaltige<br />
Produkte mehr<br />
zu bezahlen.<br />
Er zeigt im Bannervideo eindringlich<br />
mit dem Finger auf<br />
Sie und schaut so grimmig wie<br />
ein schlecht gelaunter Oberlehrer.<br />
Der Komiker Beat<br />
Schlatter stand vor kurzem im Mittelpunkt<br />
einer breit angelegten Werbekampagne<br />
der Migros Bank. Wenn Sie beim Betrachten<br />
seines erhobenen Zeigefingers<br />
trotzdem schmunzeln<br />
mussten, gehören Sie mit<br />
grosser Wahrscheinlichkeit<br />
zur Generation Z oder Y. 31<br />
Prozent beziehungsweise 25<br />
Prozent der 6- bis <strong>24</strong>-Jährigen<br />
beziehungsweise der 18- bis<br />
38-Jährigen nämlich sind<br />
dem kreativen Werbemix aus Humor,<br />
prominenten Testimonials und Musik<br />
gegenüber positiv eingestellt. Das hat die<br />
internationale Marketingstudie «AdReaction:<br />
Engaging Generation X, Y and Z» von<br />
Kantar Millward Brown festgestellt. Dafür<br />
befragt wurden über 23 000 Konsumenten<br />
im Alter von 16 bis 49 Jahren in 39 Ländern.<br />
Wie anspruchsvoll <strong>Marken</strong>werbung<br />
rund um die Millennial-Generationen geworden<br />
ist, zeigt ein von Pepsi geschalteter,<br />
weniger erfolgreicher Werbespot. Die<br />
22-jährige Influencerin Kendall Jenner<br />
verhindert dabei die Konfrontation zwischen<br />
Demonstranten und der Polizei, indem<br />
sie einem Beamten eine kühle Pepsi-<br />
Dose überreicht. Die Amerikanerin hat<br />
immerhin 80 Millionen Instagram-Abonnenten<br />
sowie 21 Millionen Twitter-Follower.<br />
Trotzdem war der mit hitverdächtiger<br />
Musik untermalte Clip im Netz ein Rohrkrepierer<br />
und verursachte einen gewaltigen<br />
Imageschaden. Der Grund: Die Polizeigewalt,<br />
vor allem gegen Schwarze, ist in<br />
den USA seit langem ein emotionales<br />
Reizthema, dessen Brisanz die Pepsi-Werber<br />
völlig unterschätzt hatten. Werbung<br />
funktioniert für die Generationen Z und<br />
folgende also nicht mehr global, sondern<br />
sollte stattdessen auf lokale und regionale<br />
Besonderheiten eingehen. Das bestätigt<br />
die Marketingstudie «AdReaction».<br />
Neben Kreativität sind das Bedürfnis<br />
nach Einmaligkeit und ein ausgeprägtes,<br />
markenunabhängiges Designbewusstsein<br />
weitere Merkmale der Generationen Z<br />
und folgender. Der derzeitige Hype rund<br />
um die sogenannten Custom<br />
Sneakers ist dafür ein gutes<br />
Beispiel. «Solche Schuhe<br />
sind ein Hingucker und sie<br />
sorgen auf Instagram oder<br />
Facebook für Likes», sagt<br />
Marcel Dyhringer von Tritt-<br />
Kunst.ch gegenüber 20minuten.ch.<br />
Der leidenschaftliche<br />
Sneaker-Sammler bemalt und veredelt<br />
das leichte Schuhwerk für bis zu 150 Franken<br />
inzwischen über seinen Freundesund<br />
Bekanntenkreis hinaus.<br />
Weniger enge Kundenbindung<br />
Sehr beliebt seien inzwischen sogenannte<br />
Collabs, also die Kombination von<br />
Logos von verschiedenen Brands wie Supreme<br />
oder Nike. Er habe schon das Logo<br />
einer bekannten französischen Luxuswaren-Marke<br />
auf Adidas-Schuhe gedruckt.<br />
<strong>Marken</strong>rechtlich bewege er sich damit<br />
wohl im Graubereich, so Dyhringer. Für<br />
ihn handle es sich aber «um Kunst am<br />
Schuh». Zwischenfazit ist also, dass die<br />
Kundenbindung der Generationen Z und<br />
folgender zu bisherigen Premium-Brands<br />
alles andere als in Stein gemeisselt ist. Die<br />
Rang 10, Emmi: Der Zentralschweizerische Milchverband (heute Emmi-<br />
Gruppe) stellte 1947 erstmals Produkte unter dem Namen Emmi her.<br />
entsprechenden Herausforderungen für<br />
die <strong>Marken</strong>werbung dürften deshalb<br />
künftig nicht kleiner werden.<br />
Was zeichnen das Konsumverhalten<br />
und die <strong>Marken</strong>bindung der jüngeren<br />
Generationen sonst noch aus? «Die Generation<br />
Y hat ein grosses Nachhaltigkeitsbewusstsein»,<br />
stellte die Credit Suisse<br />
2017 in ihrem Kundenmagazin «Global<br />
Investor» fest. Studien zeigten, dass diese<br />
Generation von allen Konsumentengruppen<br />
am ehesten mehr Geld für nachhaltige<br />
Produkte und Dienstleistungen zahle.<br />
Für die heutige Fischerei-Industrie zum<br />
Beispiel bedeute dies, dass Unternehmen<br />
die Nachhaltigkeit ihrer Fänge garantieren<br />
müssten. Dies in Form von umweltfreundlichen<br />
Fangmethoden und der Respektierung<br />
der Menschenrechte.<br />
Unternehmen würden zunehmend erkennen,<br />
dass sie mit einer nachhaltigen<br />
Lieferkette erfolgreicher seien. Als Beispiel<br />
wird die erfolgreiche Kampagne der<br />
nachhaltig angebauten Tee-Marke Tetley<br />
Tea genannt. In der Kampagne haben<br />
Kleinbauern und Plantagenarbeiter über<br />
ZVG/HZ-MONTAGE<br />
ihr Leben berichtet und mit Kunden kommuniziert.<br />
Vor allem die Nahrungsmittelund<br />
Getränkeindustrie trage dazu bei,<br />
dass Standards für eine nachhaltige Landwirtschaft<br />
etabliert würden. Die beiden<br />
Konzerne Nestlé und Unilever engagierten<br />
sich in diese Richtung.<br />
Neben der Nahrungsmittelindustrie<br />
nennt die Credit Suisse die Bekleidungsund<br />
Automobilproduktion als weitere<br />
Beispiele für die zunehmend gefragte<br />
Nachhaltigkeit. «Wenn wir den Nachhaltigkeitsgedanken<br />
auf die Automobilbranche<br />
anwenden und im Kontext des Klimawandels<br />
vor allem die Luftverschmutzung<br />
betrachten, können wir davon ausgehen,<br />
dass die Generation Y Elektroautos gegenüber<br />
herkömmlichen und Carsharing gegenüber<br />
Privatautos bevorzugt», heisst es.<br />
Spannendes Leben wichtiger als Geld<br />
Zum transformierten Profil der gut<br />
verdienenden Millennials und damit<br />
Schlüssel-Werbeempfänger gehört auch<br />
die Tatsache, dass Reichtum nicht mehr<br />
gleichbedeutend mit Geld oder Besitz ist.<br />
Das hat eine Umfrage der UBS Ende 2016<br />
ergeben. Darin haben 86 Prozent der Befragten<br />
in verschiedenen Ländern angegeben,<br />
dass ihnen ein abwechslungsreiches,<br />
spannendes Leben mindestens so wichtig<br />
sei. Gut ein Drittel findet das sogar das<br />
wichtigste Ziel im Leben.<br />
Für die Konsumentengenerationen Z<br />
und folgende ist vieles anders und deshalb<br />
ihre Bewerbung eine grosse Herausforderung.<br />
In einem Punkt zeichnet sich aber<br />
eine erstaunliche Kontinuität ab: Obwohl<br />
der Medienkonsum der Generation Z von<br />
digitalen Kanälen dominiert wird, erzielen<br />
gemäss «AdReaction»-Studie traditionelle<br />
Medien wie Plakat- oder Printanzeigen<br />
sowie TV- und Radio-Spots immer noch<br />
Wirkung. Die jüngere Generation beurteilt<br />
diese Kanäle grundsätzlich sogar positiver<br />
als digitale Alternativen.<br />
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