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Erich Sutter 1911 – 1940 - auf der Website sutter.ch.

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<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> <strong>Sutter</strong> <strong>1911</strong> <strong>–</strong> <strong>1940</strong><br />

Das Album seiner Kindheit <strong>1911</strong> <strong>–</strong> 1924<br />

ges<strong>ch</strong>rieben von seinem Vater Ulri<strong>ch</strong> <strong>Sutter</strong><br />

Vaters Geburtsort Cuorgnè bei Turin, wo sein Vater als Privatlehrer bei einer deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Kolonie, <strong>der</strong> Baumwollspinnerei angestellt war (1880 <strong>–</strong> 1908, wo er na<strong>ch</strong> Genf zog). Die<br />

Orts<strong>ch</strong>aft liegt am Fuss <strong>der</strong> Grais<strong>ch</strong>en Alpen am Orcofluss. Man sieht den Monte Calvo und die<br />

Figlia (2 Vorberge Hügel), die Dörfer am jenseitigen Abhange mit den Reben und den verstreuten<br />

blühenden Pfirsi<strong>ch</strong>bäum<strong>ch</strong>en im Vor<strong>der</strong>grund. Re<strong>ch</strong>ts im Bilde sieht man das Fabrikkamin<br />

mit <strong>der</strong> Fabrik und <strong>der</strong>en Wasserturm. Von links na<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>ts Kir<strong>ch</strong>türme: La parroc<strong>ch</strong>ia, <strong>der</strong> viereckige<br />

und runde Römerturm, dann Sta. Trinità. Spra<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Bewohner: piemontesis<strong>ch</strong>. Links<br />

Tra<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Bewohner hinten im Tale. (Markt)<br />

Nebenbei Mutters Geburtshaus in <strong>der</strong> Hub zwis<strong>ch</strong>en<br />

Gossau (SG) und Herisau. Aufnahme von Otto<br />

Trabinger 1906. Typis<strong>ch</strong>es Bauernhaus <strong>der</strong> Gegend.<br />

Viele sonnenwärts gelegene Zimmer. Wohlgepflegter<br />

Nutz- und Ziergarten. Im Fenster Grossmutter Trina<br />

Wirth-Rutz, unten Grossvater Wirth, dann links Lisi<br />

Wirth = 1909 (Mutter von Alice Früh), dann Thildy,<br />

dann Tante Lina Knellwolf, dann Berta Trabinger<br />

mit klein Werner.<br />

1


<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> <strong>Sutter</strong><br />

Wurde geboren am 16. Juli <strong>1911</strong>, an einem Sonntagabend 9 Uhr in Feuerthalen (ZH) (in <strong>der</strong><br />

Post) S<strong>ch</strong>ützenstrasse 201.<br />

Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />

Ulri<strong>ch</strong> <strong>Sutter</strong> Emma Wirth<br />

beehren si<strong>ch</strong>, Ihnen ihre am 10. November 1909 stattfindende Vermählung anzuzeigen,<br />

S<strong>ch</strong>affhausen Gossau<br />

Sein Vater, Ulri<strong>ch</strong> <strong>Sutter</strong> von Sculms-Versam (GR) wurde geb. 9. Sept. 1882 in Cuorgnè (Piemont,<br />

Italien) als einziger Sohn von Sebastian <strong>Sutter</strong> und <strong>der</strong> Anna Christina, geb. Bu<strong>ch</strong>li von<br />

Tenna (Safienthal).<br />

Seine Mutter, Emma geb. Wirth von Hundwil (AR) wurde geboren 15. Sept. 1882 in Gossau<br />

(SG) als To<strong>ch</strong>ter des Johann Wirth und <strong>der</strong> Katharina, geb. S<strong>ch</strong>iess von S<strong>ch</strong>wellbrunn (AR).<br />

Die Ziviltrauung fand in Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong> statt. Na<strong>ch</strong> 8 täg. Ho<strong>ch</strong>zeitsreise na<strong>ch</strong> Turin, Cuorgnè (Piemont),<br />

Mailand, Venedig und Lugano bezogen sie ihr neues sonniges Heim (3 Zimmerwohnung)<br />

<strong>1911</strong><br />

Am Samstag den 15. Juli spazierten die Eltern miteinan<strong>der</strong><br />

wie gewohnt am Kohlfirst (Waldrand ob Feuerthalen)<br />

und am Sonntagabend war klein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

s<strong>ch</strong>on da.<br />

Dr. Vogelsanger, S<strong>ch</strong>affhausen war neben Frau Sorg,<br />

Hebamme und Elise Häberlin, Pflegerin von Bissegg<br />

TG zugegen und na<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>ter Zangengeburt tat<br />

klein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> den ersten kräftigen S<strong>ch</strong>rei zur grossen<br />

Freude seines Vaters und seiner Mutter.<br />

2


Willkommensgruss an <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> den Vielgeliebten von Feuerthalen<br />

Sonntagabend um 9 Uhr 16.7.<strong>1911</strong> bei guter Witterung<br />

Siebenpfündig bist Du kommen<br />

Mitten in die gspass’ge Welt,<br />

hast Dir glei<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>t genommen,<br />

just zu s<strong>ch</strong>rei’n, wie’s Dir gefällt.<br />

Re<strong>ch</strong>t so, s Maul (excuse) nur <strong>auf</strong>gerissen,<br />

selbst wenn ni<strong>ch</strong>t so gross Dein S<strong>ch</strong>merz<br />

Vater, Mutter sollen’s wissen,<br />

dass gesund sind Lung’ und Herz.<br />

A<strong>ch</strong> dass i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong> selbst könnt’ sehen,<br />

wie «Er» springt und wie «Sie» la<strong>ch</strong>t<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> ganzen Welt wird stehen (vielmehr liegen)<br />

nur ein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> dieser Pra<strong>ch</strong>t.<br />

Denk, was all’s si<strong>ch</strong> dérangierte,<br />

als <strong>der</strong> Erst’ von se<strong>ch</strong>s rückt an,<br />

wie’s zumeist «ihn» amüsierte,<br />

wenn man spra<strong>ch</strong> vom kleinen Mann.<br />

Ja man konnte glauben oftmals<br />

Mäd<strong>ch</strong>en bringen gar kein Li<strong>ch</strong>t<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong>, Rico da<strong>ch</strong>t’ man zehnmal,<br />

do<strong>ch</strong> an Mäd<strong>ch</strong>ennamen ni<strong>ch</strong>t.<br />

Wahrli<strong>ch</strong> tatens fast d’r<strong>auf</strong> po<strong>ch</strong>en,<br />

dass ein Stammheld rück’ heran,<br />

taten, ob’s ein Gott verspro<strong>ch</strong>en<br />

was man heut nun sehen kann.<br />

Als ein Prinz <strong>auf</strong> Vaters Armen,<br />

die Di<strong>ch</strong> längst im Geist gedrückt,<br />

wenn Dir Mutter Kosenamen<br />

gab, bevor du angerückt.<br />

Do<strong>ch</strong> glaub ni<strong>ch</strong>t, dass nur die Mutter<br />

sehnte si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on lang na<strong>ch</strong> Dir,<br />

ni<strong>ch</strong>t nur künft’ger Vater <strong>Sutter</strong>,<br />

nein, selbst Deine «Bäsi» hier.<br />

Die dem lieben Sonntags Kind<strong>ch</strong>en<br />

Au<strong>ch</strong> gern mö<strong>ch</strong>te was Liebes weih’n.<br />

Führ den Kel<strong>ch</strong> nun bald zum Händ<strong>ch</strong>en<br />

Wenn Du gross, wird er zu klein.<br />

Do<strong>ch</strong> wirst Du als Mann einst stehen<br />

3


In des grossen Ze<strong>ch</strong>ers Rund,<br />

lass jeweils Dein’ Trunk umwehen<br />

von dem Dufte jener Stund.<br />

Wo zwei Augenpaare s<strong>ch</strong>weigend<br />

Do<strong>ch</strong> mit S<strong>ch</strong>wellen in <strong>der</strong> Brust<br />

Zum ersten Elternkuss si<strong>ch</strong> neigend<br />

Di<strong>ch</strong> weihten s<strong>ch</strong>önster Lebenslust.<br />

Klein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> wog 3300g und mass 52 cm, war gut<br />

entwickelt und hatte eine kräftige Stimme und<br />

war ohne das kleinste Fleck<strong>ch</strong>en. Die Eltern setzten<br />

das saubere Aussehen als Folge des Orangengenusses<br />

<strong>der</strong> Mutter während des Winters und<br />

des Frühlings. Am Montag früh 9 Uhr wurde<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> von seinem Vater photographiert, um diese<br />

Aufnahme als Geburtsanzeige bei den Verwandten<br />

etc. verwenden zu können, was überall grosse<br />

Freude bereitete. Kaum war die Aufnahme fertig,<br />

so flog Zeppelins Lufts<strong>ch</strong>iff «S<strong>ch</strong>waben» von<br />

Konstanz her an den Rheinfall und zurück, gewissermassen<br />

zum Besu<strong>ch</strong> des kleinen Ballonpioniers.<br />

Es traf si<strong>ch</strong> nämli<strong>ch</strong> gut, dass ausser seinem<br />

Vater und seiner Mutter, die s<strong>ch</strong>on Ballonfahrten<br />

ausgeführt hatten (1910) und Vater als Führer<br />

des Aero Clubs, au<strong>ch</strong> die Hebamme Mutter eines<br />

Militärkameraden des Vaters (Oberleutnant Sorg)<br />

war.<br />

Nun einige statistis<strong>ch</strong>e Notizen:<br />

Mit 4 Wo<strong>ch</strong>en wog <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> 4500 g und war 55 cm<br />

lang, mit 3 Monaten hatte er das Gewi<strong>ch</strong>t von<br />

6100 g errei<strong>ch</strong>t und hatte in <strong>der</strong> Länge 11 cm zugenommen. Na<strong>ch</strong> 4 Monaten war er s<strong>ch</strong>on 6500<br />

g s<strong>ch</strong>wer, so dass bei ihm kein Rückgang, wie bei vielen an<strong>der</strong>n Kin<strong>der</strong>n, konstatiert werden<br />

konnte. Na<strong>ch</strong> drei Wo<strong>ch</strong>en begann <strong>der</strong> Kleine zu lä<strong>ch</strong>eln und war von Anfang an eifrig am Saugges<strong>ch</strong>äft.<br />

Dass <strong>der</strong> Sommer <strong>1911</strong> einer <strong>der</strong> wärmsten seit einem halben Jahrhun<strong>der</strong>t gewesen war,<br />

musste <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> au<strong>ch</strong> spüren, denn er s<strong>ch</strong>witzte tü<strong>ch</strong>tig an <strong>der</strong> Mutterbrust. Na<strong>ch</strong> vier Monaten war<br />

er entwöhnt und bekam Gerstens<strong>ch</strong>leim mit Mil<strong>ch</strong>, später Nestlés Kin<strong>der</strong>mehl mit Mil<strong>ch</strong>. Die<br />

Pflegerin Elise blieb 5 1/2 Wo<strong>ch</strong>en, bis 23. August, wo sie von Grossmutter Barbara <strong>Sutter</strong>-Juon<br />

von Diepoldsau her abgelöst wurde, zuglei<strong>ch</strong> um <strong>der</strong> Mutter Gesells<strong>ch</strong>aft zu leisten, da <strong>der</strong> Vater<br />

in den Wie<strong>der</strong>holungskurs <strong>der</strong> Balloncompagnie einrücken musste. (23.8. <strong>–</strong> 14.9.) Grossvater<br />

Sebastian hatte Klein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> s<strong>ch</strong>on Mitte August besu<strong>ch</strong>t. Von einer Verwandten aus Züri<strong>ch</strong>, Bäsi<br />

Berta Trabinger-Signer erhielt <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> als Geburtstagsges<strong>ch</strong>enk einen silbernen Be<strong>ch</strong>er mit dem<br />

Namen und dem Datum seiner Geburt. Bei Gelegenheit ihres Besu<strong>ch</strong>es vom 26. Sept. <strong>–</strong> 21. Okt.<br />

ging sie mit <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> viel spazieren. Überhaupt konnte bei dem stets prä<strong>ch</strong>tigen Wetter mit dem<br />

Säugling viel spaziert werden, s<strong>ch</strong>on 14 Tage na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Geburt traf man die junge Familie am<br />

Kohlfirst. Seit September s<strong>ch</strong>lief er die ganze Na<strong>ch</strong>t ununterbro<strong>ch</strong>en, zur Freude <strong>der</strong> Eltern und<br />

gedieh stets prä<strong>ch</strong>tig, so dass er Mitte Januar 1912 8500g und Mitte Februar 9000g wog. Mit 5<br />

Monaten, um Weihna<strong>ch</strong>ten herum lernte <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> sitzen und seit Neujahr 1912 musste er si<strong>ch</strong> grös-<br />

4


5<br />

serer Reinli<strong>ch</strong>keit befleissen. Auf Weihna<strong>ch</strong>ten<br />

bekam er deshalb das Stühli mit<br />

Häfeli, wel<strong>ch</strong>e Aufnahme ebenfalls in Kartenform<br />

zu Neujahrsgrüssen verwendet<br />

wurde<br />

1912<br />

Mitte Februar konnte <strong>der</strong> Kleine selbständig<br />

frei sitzen, au<strong>ch</strong> stand er s<strong>ch</strong>on ganz<br />

gerade <strong>auf</strong> Vaters Hand.<br />

Da Klein <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Eltern Wuns<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t get<strong>auf</strong>t wurde, so wollten sie die<br />

event. T<strong>auf</strong>ausgaben für einen guten<br />

Zweck opfern und deshalb wurden 50<br />

Franken dem Frauenverein Feuerthalen<br />

übergeben, mit <strong>der</strong> Bestimmung, damit<br />

bedürftige Wö<strong>ch</strong>nerinnen zu unterstützen.<br />

So glaubten seine Eltern, <strong>der</strong> Geburt und<br />

T<strong>auf</strong>e die grössere Weihe zu verleihen,<br />

statt wie gewöhnli<strong>ch</strong> eine leere Zeremonie<br />

weiter zu üben und den Magen zu ver<strong>der</strong>ben.<br />

Mitte März 1912 wog <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> 9 1/2 kg, am<br />

Karfreitag bra<strong>ch</strong> das erste Zähn<strong>ch</strong>en, ein<br />

oberes, ohne grosse S<strong>ch</strong>merzen dur<strong>ch</strong>.<br />

Na<strong>ch</strong> einer Wo<strong>ch</strong>e folgten die unteren<br />

S<strong>ch</strong>neidezähne, dann wie<strong>der</strong> zwei obere<br />

und am 28. April war das 6te Zähn<strong>ch</strong>en da. Über die<br />

Osterfeiertage, 7. und 8. April ma<strong>ch</strong>te die ganze Familie<br />

einen Besu<strong>ch</strong> in Gossau und Hub (SG) bei den<br />

Verwandten <strong>der</strong> Mutter und bei Grossvater Wirth.<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> überstand die Reise sehr gut. Mit 9 Monaten,<br />

Mitte April, wog <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> 10 kg. Mitte Mai 10,250 kg.<br />

Ende März zügelte die Familie ins 2 Familienhaus<br />

«Sonnenheim» mit s<strong>ch</strong>önem Garten bis an den Rhein<br />

hinunter. Im glei<strong>ch</strong>en Haus wohnte eine Familie<br />

Zollinger-Müller mit glei<strong>ch</strong> altem Kinde „Trudy“.<br />

Mitte Mai plau<strong>der</strong>te er s<strong>ch</strong>on ganz ordentli<strong>ch</strong>.<br />

Am 11. Juli 1912, abends 9 Uhr wird <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> ein<br />

S<strong>ch</strong>wester<strong>ch</strong>en «Heidy» geboren.<br />

Um die glei<strong>ch</strong>e Zeit ma<strong>ch</strong>t er die ersten S<strong>ch</strong>ritte und<br />

übt diese zur Begrüssung Heidys.<br />

Anfangs September 1912 verbrannte si<strong>ch</strong> <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> am<br />

linken Vor<strong>der</strong>arm mit heisser Mil<strong>ch</strong>, weil er bei den<br />

Gehversu<strong>ch</strong>en zu nahe an den Topf geriet. Die stellenweise<br />

tiefe Wunde wurde von Dr. Esslinger mit


Brandbinden in ca. 10 Tagen geheilt.<br />

Am Weihna<strong>ch</strong>tsbaum, den die Eltern ges<strong>ch</strong>mückt, hatten <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Klein Heidy au<strong>ch</strong> ihre Freude<br />

und die Augen glänzten im Li<strong>ch</strong>ters<strong>ch</strong>ein.<br />

1913<br />

Im März 1913 zieht Frau Läubli-Spiess mit Söhn<strong>ch</strong>en Max in die obere Wohnung. An Pfingsten<br />

reist <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit den Eltern und Heidy na<strong>ch</strong> Herisau und Gossau zu den Verwandten seiner Mutter.<br />

Gerade vor <strong>der</strong> Abreise fällt er <strong>auf</strong> das S<strong>ch</strong>uhkratzeisen vor dem Hause und bleibt ihm davon eine<br />

Narbe über dem linken Auge. Den Frühling und Sommer tummelten si<strong>ch</strong> <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy und<br />

Max Läubli im s<strong>ch</strong>önen Garten, Luft- und Sonnenbad waren Trumpf. Infolge Erkrankung seiner<br />

Mutter war Cousine Ida Eppenberger anwesend, wel<strong>ch</strong>e dann <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> im Juli 1913 na<strong>ch</strong> Herisau<br />

mitnahm, um den Haushalt zu erlei<strong>ch</strong>tern. Damit war <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> das erste Mal von zu Hause weg.<br />

Im August mussten Vater und Mutter an die Beerdigung von Urgrossvater Präsident Christian<br />

Bu<strong>ch</strong>li (1831-13.8.1913) na<strong>ch</strong> Zernez im Engadin. Es wurden deshalb die Kin<strong>der</strong> zu Trabingers<br />

na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> in Obhut gegeben.<br />

Im September 1913 beginnt <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> Hosen zu tragen. Am 11. Nov. verliert er seinen Grossvater<br />

Johannes Wirth, Käsehändler in Gossau (SG) geboren 9.1.1841, dur<strong>ch</strong> den Tod. Beerdigung im<br />

Friedhof von Herisau. An Weihna<strong>ch</strong>ten erhält <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> eine grosse Holzeisenbahn und mit dem<br />

S<strong>ch</strong>litten von Frau Läubli s<strong>ch</strong>litteln Mutter und Kin<strong>der</strong> bei je<strong>der</strong> Gelegenheit im Kessler in Feuerthalen.<br />

1914<br />

Pfingstbesu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> ganzen Familie bei Vaters Eltern in Diepoldsau (Rheintal) im neuen evang.<br />

S<strong>ch</strong>ulhause. Photo <strong>der</strong> ganzen Gruppe (mit Tante Alwina):<br />

6


Bei Mutters Kur 6. Juni bis 27. Juni in <strong>der</strong> Sees<strong>ch</strong>au in Kreuzlingen blieb <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit seiner Tante<br />

Alwina und Vater in Feuerthalen, während Heidy in Züri<strong>ch</strong> weilte. Besu<strong>ch</strong>e bei <strong>der</strong> Mutter wurden<br />

mit Touren na<strong>ch</strong> Mainau und Meersburg verbunden. Weil Tante Alwina no<strong>ch</strong> bis September<br />

blieb, konnten Vater und Mutter Mitte Juli eine Ferientour über Engelberg, Berner Oberland,<br />

Jungfraujo<strong>ch</strong>, Berner Landesausstellung ausführen. Zurück waren sie am 19.7.<br />

Am 26.7. erklärte Österrei<strong>ch</strong> an Serbien den Krieg. Am 27.7. war Onkel Jakob Wirth aus Danzig,<br />

Westpreussen mit Frau Käthy (eine Preussin) und Sohn Jakob und To<strong>ch</strong>ter Lotte <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>.<br />

Am 1. August 1914 war die Mobilisation des s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Heeres bes<strong>ch</strong>lossen (General Wille)<br />

zur Bewahrung <strong>der</strong> Neutralität wegen Ausbru<strong>ch</strong> des grossen europäis<strong>ch</strong>en Krieges zwis<strong>ch</strong>en<br />

Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong>, England, Russland, Österrei<strong>ch</strong>, Serbien. Am 4. August muss Vater als<br />

Oberleutnant bei <strong>der</strong> Ballonkompanie in Bern einrücken zur Kriegsmobilma<strong>ch</strong>ung. Der Abs<strong>ch</strong>ied<br />

war ni<strong>ch</strong>t lei<strong>ch</strong>t. -<br />

Den warmen Sommer und Herbst wurde tü<strong>ch</strong>tig im Freien getummelt, so dass <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> si<strong>ch</strong> tü<strong>ch</strong>tig<br />

entwickelte.<br />

Dur<strong>ch</strong> den warmen August veranlasst wurde mit dicker Mil<strong>ch</strong> als Abendspeise für die Kin<strong>der</strong><br />

begonnen, sehr kühlend und gut mit Brotbrocken. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> hatte anfängli<strong>ch</strong> keine Lust, sol<strong>ch</strong>e zu<br />

essen, na<strong>ch</strong>her jedo<strong>ch</strong> stritten sie si<strong>ch</strong> fast darum.<br />

Im Herbst 1914 besu<strong>ch</strong>ten Mutter und die beiden Kin<strong>der</strong> die Verwandten in Gossau und Herisau,<br />

ebenso im März 1915 bei Anlass <strong>der</strong> Beerdigung von Onkel Alois Bruns<strong>ch</strong>weiler, Vater <strong>der</strong><br />

Cousin<strong>ch</strong>en Röseli, Lydia und Gisela, in Wil. Bei dieser Reise wurde <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> bei Dr. Segesser (Anstalt<br />

Sennrüti bei Flawil) untersu<strong>ch</strong>t, wegen <strong>der</strong> oft belegten Zunge. Rat: mehr kauen und viellei<strong>ch</strong>t<br />

weniger essen.<br />

Den Winter 1914/15 war <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> gegen den Nebel etwas empfindli<strong>ch</strong>, man gab ihm viel Honig<br />

mit Mil<strong>ch</strong>. Gelegenheit zum S<strong>ch</strong>litteln wurde wacker ausgenützt.<br />

Vater ma<strong>ch</strong>te mit seiner Einheit Grenzdienst in Bern, dann 5 Monate in Delsberg, dann 3 Monate<br />

in Miécourt-Bonfol bis zum 2.5.1915.<br />

7


1915<br />

Es begann im Frühling die Zeit des eifrigen Tee- und S<strong>ch</strong>wämmesammelns, zum Teil mit Frau<br />

Ri<strong>ch</strong>ner und ihren drei Kin<strong>der</strong>n, Elseli, Adolf und Werner, <strong>auf</strong> dem Kohlfirst o<strong>der</strong> in den S<strong>ch</strong>aaren<br />

gegen Diessenhofen. Im Mai Besu<strong>ch</strong> von Cousine Thildy Wirth. Na<strong>ch</strong> seiner Dienstleistung<br />

mit dem Ballonkorps wurde Vater in <strong>der</strong> Fortifikation von Murten bes<strong>ch</strong>äftigt. (Murten-Saane<br />

vom 3.Mai 1915 an).<br />

Auf Vaters Einladung hin waren Mutter und Kin<strong>der</strong> vom Pfingstfest an für drei Wo<strong>ch</strong>en in Murten<br />

(im Militär, wie <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> sagte). Bei diesem Aufenthalt wurde am ersten Sonntag eine Tour über<br />

Neuenburg <strong>auf</strong> den Chaumont und dur<strong>ch</strong> den Broyekanal<br />

ausgeführt. Am 2.Sonntag war die ganze Familie über Chexbres<br />

zu Fuss dur<strong>ch</strong> die Weinberge na<strong>ch</strong> Cully, mit S<strong>ch</strong>iff<br />

na<strong>ch</strong> Lausanne, zurück über Freiburg (Hängebrücke). An den<br />

Wo<strong>ch</strong>entagen Waldleben, wo Vater bes<strong>ch</strong>äftigt war, mit<br />

Picknicks.<br />

In Feuerthalen zurück Besu<strong>ch</strong> von Familie Knellwolf, später<br />

au<strong>ch</strong> Tante Trina Eppenberger, sowie in den Ferien Max Eppenberger<br />

als guter Kamerad <strong>der</strong> beiden Kin<strong>der</strong>. Von Vaters<br />

Verwandten war von Zernez Anna Bu<strong>ch</strong>li (des Kreisförsters)<br />

in den Ferien.<br />

Da Vater bere<strong>ch</strong>tigte Hoffnung hatte, dass sein Militärdienst<br />

in Murten über den Winter daure, so wüns<strong>ch</strong>te er seine Familie<br />

bei si<strong>ch</strong> und es wurde deshalb Mitte November gezügelt.<br />

Wohnung im Haus von Herrn Aes<strong>ch</strong>limann bei <strong>der</strong><br />

8


deuts<strong>ch</strong>en Kir<strong>ch</strong>e, über dem Militärkrankenzimmer. Mutter und Kin<strong>der</strong> reisten zuerst no<strong>ch</strong> zu<br />

den Verwandten na<strong>ch</strong> Gossau und Herisau.<br />

Nun war Vater Gelegenheit geboten, ausser <strong>der</strong> Dienstzeit bei <strong>der</strong> Familie zu verweilen und es<br />

begann eine s<strong>ch</strong>öne Zeit für alle. Ni<strong>ch</strong>t nur, dass das viele Militär für die Kin<strong>der</strong> neu war, son<strong>der</strong>n<br />

au<strong>ch</strong> die vielen Spaziergänge in Nah und Fern, bei wel<strong>ch</strong>en <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy tü<strong>ch</strong>tig mitmars<strong>ch</strong>ierten.<br />

Au<strong>ch</strong> das Sammeln von allerlei Nützli<strong>ch</strong>em in den s<strong>ch</strong>önen Wäl<strong>der</strong>n bra<strong>ch</strong>te viel Abwe<strong>ch</strong>slung.<br />

Auf Weihna<strong>ch</strong>ten erhielt <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> die automatis<strong>ch</strong>e Eisenbahn mit S<strong>ch</strong>ienen. Am Sylvester erhielten<br />

wir Besu<strong>ch</strong> von Familie Trabinger.<br />

1916<br />

Am Neujahr 1916 mass <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> 106 cm. Ausflüge wurden gema<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> Aven<strong>ch</strong>es (Aventicum),<br />

Cudrefin mit Röseli Bruns<strong>ch</strong>weiler am Ostermontag etc. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy wurden bald im ganzen<br />

Städt<strong>ch</strong>en Murten bekannt dur<strong>ch</strong> ihre Streifzüge. Au<strong>ch</strong> lernten sie Joa<strong>ch</strong>im Olpe (Bubeli Wattelet),<br />

Enkel des Dr. jur Wattelet, kennen, mit wel<strong>ch</strong>em sie oft spielten. Dadur<strong>ch</strong>, dass Mutter mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n fast alle Tage Vater entgegenmars<strong>ch</strong>ierte, gediehen sie sehr gut.<br />

Bei Anlass von Tante Alwinas Ho<strong>ch</strong>zeit am 3./4. April mit Sekundarlehrer Christian S<strong>ch</strong>mid von<br />

Versam-Arezen (in Basel) besu<strong>ch</strong>te die ganze Familie die Grosseltern in Versam. Die Reise ging<br />

über Bern (Bärengraben), Züri<strong>ch</strong> (Tante Berta Trabinger), Chur (bei Louise <strong>Sutter</strong>).<br />

Im nebenstehendem Bild vor dem<br />

Wiesenheim Versam links die Grosseltern,<br />

daneben das Ho<strong>ch</strong>zeitspaar,<br />

in <strong>der</strong> Mitte im Vor<strong>der</strong>grund die<br />

Mutter und re<strong>ch</strong>ts unten <strong>der</strong> Vater.<br />

In Versam bewohnten sie das neue<br />

Haus (Wiesenheim) <strong>der</strong> Grosseltern,<br />

1913 erbaut na<strong>ch</strong> Vaters Idee. Vier<br />

wun<strong>der</strong>volle Tage bei S<strong>ch</strong>nee, Krokus<br />

und Heidekraut. Besu<strong>ch</strong>e in Arezen<br />

und in Sculms, Grossvaters Geburtshaus<br />

und Verwandte. In Arezen sah<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> zum ersten Mal, wie Kühe gemolken<br />

wurden. Die Mil<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong><br />

wollte er so ni<strong>ch</strong>t geniessen.<br />

An Pfingsten klagt <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> über<br />

Bau<strong>ch</strong>weh. Militärarzt Dr. S<strong>ch</strong>erb<br />

(Bis<strong>ch</strong>ofzell) verordnete Wurmpulver,<br />

Wirkung ni<strong>ch</strong>t gross. Der Kleine<br />

muss drei Tage das Bett hüten. Am<br />

1. Juli zweitägige Tour <strong>auf</strong> den<br />

S<strong>ch</strong>weinsberg beim S<strong>ch</strong>warzsee ob<br />

Plaffeien. Von Freiburg aus mit Autoomnibus.<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> erwies si<strong>ch</strong> als ordentli<strong>ch</strong>er<br />

Läufer.<br />

Der Gegend am Bielersee, Erla<strong>ch</strong>, Petersinsel, Neuenstadt wurde an zwei Sonntagen Besu<strong>ch</strong>e abgestattet.<br />

Im August begann das Baden, es wurde dann das reinste Familienbad veranstaltet bei<br />

Montilier, <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> für<strong>ch</strong>tete si<strong>ch</strong> zwar immer no<strong>ch</strong> etwas vor dem Wasser. Den Sommer hindur<strong>ch</strong><br />

wurden eifrig S<strong>ch</strong>wämme und Tannenzapfen gesu<strong>ch</strong>t und erstere gegessen. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> wollte anfängli<strong>ch</strong><br />

keine geniessen. Als Nahrung gab’s viel rohe und dicke Mil<strong>ch</strong>, Fleis<strong>ch</strong> bekamen die Kin<strong>der</strong><br />

9


keines (die Eltern au<strong>ch</strong> nur, wenn Besu<strong>ch</strong> sie dazu zwang) Abendspeise: Mil<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t geko<strong>ch</strong>t, nur<br />

erwärmt, Obst (Äpfel, Birnen, Nüsse, je na<strong>ch</strong> Zeit) und altbackenes o<strong>der</strong> gedörrtes Brot.<br />

Im Herbst an einem Sonntag 6 Stunden Ausflug na<strong>ch</strong> Laupen, dann zweitägiger Ausflug na<strong>ch</strong><br />

Solothurn und <strong>auf</strong> den Weissenstein, Überna<strong>ch</strong>tung im Kurhaus, an<strong>der</strong>ntags Rötifluh bis Hasenmatt<br />

und hinunter na<strong>ch</strong> Lommiswil und bis Solothurn. Alles zu Fuss.<br />

Während des Jahres hatte <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> einige Male kleine weisse Madenwürmer. Bis im Sommer s<strong>ch</strong>lief<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> am Na<strong>ch</strong>mittag von ca. 1 <strong>–</strong> 3 Uhr sehr gerne sein Mittagss<strong>ch</strong>läf<strong>ch</strong>en.<br />

Im Oktober musste Vater wie<strong>der</strong> mit<br />

seiner Kompanie in Bern und im Jura<br />

Dienst tun. Gisela Bruns<strong>ch</strong>weiler war<br />

während dieser Zeit <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>. Papa<br />

wurde dann in Bern abgeholt am 11. November<br />

(Bärengraben, Zeitglockenturm)<br />

Bis Ende des Jahres war Vater dann in<br />

Kerzers und Erla<strong>ch</strong>, Jolimont im Dienst,<br />

so dass er nur sonntags zu Hause weilen<br />

konnte.<br />

Auf Weihna<strong>ch</strong>ten wurde ein grosser Davosers<strong>ch</strong>litten<br />

gek<strong>auf</strong>t, <strong>der</strong> bei dem s<strong>ch</strong>önen<br />

Winterwetter tü<strong>ch</strong>tig benutzt wurde.<br />

Am Weihna<strong>ch</strong>tstage 1916 wurde nebenstehende<br />

Photo gema<strong>ch</strong>t.<br />

1917<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> wog 17.5 kg, Länge 1.10 m. Anfang<br />

Januar wurde Vater na<strong>ch</strong> Lugnorre<br />

(Mont Vully) versetzt zur Be<strong>auf</strong>si<strong>ch</strong>tigung<br />

<strong>der</strong> Befestigungsbauten. Die Winterkälte<br />

hielt lange an, so dass <strong>der</strong> Murtensee<br />

von Mitte Februar bis Mitte März<br />

zufror und traversiert werden konnte.<br />

Infolge Vaters Übergang zum Zivilleben<br />

(Antritt einer Stellung bei H. S<strong>ch</strong>latter und Cie in St. Gallen) wurde Mitte März von Murten weg<br />

na<strong>ch</strong> St. Gallen gezügelt. St. Georgen Hebelstr. 16. Damit wurde Besu<strong>ch</strong> in Basel verbunden, bei<br />

Onkel Christian und Tante Alwina S<strong>ch</strong>mid-<strong>Sutter</strong>, Zoologis<strong>ch</strong>er Garten, Grenzen bei Ottenba<strong>ch</strong>,<br />

Kanonendonner aus dem Elsass.<br />

Der Übergang und die langandauernde raue Witterung bis Ende April bewirkten, dass <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und<br />

Heidy an Influenza bettlägerig wurden.<br />

Auf vers<strong>ch</strong>iedenen Sonntagstouren wurde St. Gallens Umgebung studiert, Landsgemeinde in<br />

Hundwil, Anfangs Mai begann die Bepflanzung des Kriegsgartens <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Falkenburg, au<strong>ch</strong> Kartoffeln<br />

sind dort gut geraten.<br />

An den 2 Pfingsttagen flotte Tour über Urnäs<strong>ch</strong>, Kräzerlipass na<strong>ch</strong> Rietbad, über Na<strong>ch</strong>t, dann<br />

über Nesslau, Ebnat na<strong>ch</strong> dem Regelstein, prä<strong>ch</strong>tige Aussi<strong>ch</strong>t <strong>auf</strong> den Züri<strong>ch</strong>see und Gebirge.<br />

Von Wattwil mit Toggenburgbahn zurück. Eine Sonntagstour fand uns <strong>auf</strong> dem Hohen Kasten<br />

und Kamor, von Gais aus zu Fuss und zurück, wun<strong>der</strong>volle Aussi<strong>ch</strong>t <strong>auf</strong> den Säntis und ins<br />

Rheintal, gute Leistung.<br />

Anfangs Juli fiel <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> von <strong>der</strong> Strassenbrücke aus ins Steina<strong>ch</strong>bett, ca. 2 m ho<strong>ch</strong>, eine Narbe an<br />

<strong>der</strong> linken Backe zeugt davon. Als Anfangs August Mutter das Bett hüten musste, wurde <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

vom Vater na<strong>ch</strong> Versam verbra<strong>ch</strong>t, wohin dann Mutter 8 Tage später au<strong>ch</strong> zur Erholung reiste.<br />

10


Beide verlebten dort s<strong>ch</strong>öne Sommertage im Hotel Signina, da Grossmutter kränkli<strong>ch</strong> war. Vater<br />

blieb allein zurück, weil si<strong>ch</strong> Heidy in <strong>der</strong> Zeit bei Tante Trina Eppenberger befand. Um Mitte<br />

September vereinigte si<strong>ch</strong> die Familie wie<strong>der</strong> gekräftigt, so dass Vater unbesorgt vom 17. September<br />

bis Ende Oktober in den Militärdienst mit seiner Ballon Pi Kp 3 gehen konnte. Während<br />

des Sommers war aus dem Elsass Kanonendonner oft sehr gut hörbar.<br />

Gegenseitige Besu<strong>ch</strong>e bei den nahen Verwandten in Gossau, Hub und Herisau we<strong>ch</strong>selten ab,<br />

Cousine Thildy Wirth in St. Gallen war oft bei uns. Während des Herbstes fiel <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit no<strong>ch</strong><br />

einem Knaben von einem grösseren Handwagen, so dass er ein Lo<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Stirne bekam und<br />

na<strong>ch</strong>ts bre<strong>ch</strong>en musste, es wurde längere Zeit daran gedoktert. Der an<strong>der</strong>e Knabe starb 3 Wo<strong>ch</strong>en<br />

später an einer Gehirnkrankheit. Auf Weihna<strong>ch</strong>ten lernten <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy Gedi<strong>ch</strong>te und einige<br />

Lied<strong>ch</strong>en: „O Tannenbaum und Alle Jahre wie<strong>der</strong>“, wel<strong>ch</strong>e sie allein und ordentli<strong>ch</strong> singen konnten.<br />

S<strong>ch</strong>on im Winter 1916/17 übte <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> tü<strong>ch</strong>tig zählen im Fahrtenplan sowie im freiwilligen Re<strong>ch</strong>nen.<br />

Die Uhr verstand er damals s<strong>ch</strong>on. Da <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> <strong>auf</strong> Frühling 1918 zur S<strong>ch</strong>ule musste, erhielt er<br />

zu Weihna<strong>ch</strong>ten die S<strong>ch</strong>ultas<strong>ch</strong>e mit Tafel und Zubehör.<br />

1918<br />

Im Frühling hatten beide Kin<strong>der</strong> ziemli<strong>ch</strong> hartnäckigen Katarrh. Im Februar den ersten Mil<strong>ch</strong>zahn<br />

verloren.<br />

S<strong>ch</strong>ulbeginn: Erster S<strong>ch</strong>ultag 29. April 1918, im S<strong>ch</strong>ulhaus an unserer Hebelstrasse, 2 Häuser<br />

weit weg. Die Eltern waren froh, dass <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> fast siebenjährig wurde, bis er zur S<strong>ch</strong>ule musste.<br />

S<strong>ch</strong>on in Murten interessierte er si<strong>ch</strong> für die Bu<strong>ch</strong>staben <strong>auf</strong> den Kolonialwarenbü<strong>ch</strong>sen in <strong>der</strong><br />

Kü<strong>ch</strong>e. Später verfolgte er Vaters Zeitungslesen bei Tis<strong>ch</strong>e, so dass er dur<strong>ch</strong> Kombination Gedrucktes<br />

(Fraktur und Lateindruck) vor Ges<strong>ch</strong>riebenem und vor S<strong>ch</strong>ulbeginn lesen konnte, ohne<br />

dass die Eltern eigentli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> damit befasst haben. Geld konnte er au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on ordentli<strong>ch</strong> früh<br />

zählen. Neu war ihm nur no<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>reiben und das Ges<strong>ch</strong>riebene zu lesen. Infolge <strong>der</strong> Stadtvers<strong>ch</strong>melzung<br />

von St. Gallen mit St. Fiden war also <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulweg ganz kurz geworden. Seine erste<br />

Lehrerin war Frl. Hutter von Diepoldsau. Während <strong>der</strong> Ferien Fusstour mit Vater na<strong>ch</strong> Arbon,<br />

S<strong>ch</strong>loss Mammertshofen. Viele S<strong>ch</strong>wämme wurden gesu<strong>ch</strong>t und er studierte <strong>der</strong>en Namen und<br />

Aussehen eifrig. Die Grippezeit von 1918 (Auftreten von heftiger Influenza mit Lungenentzündung,<br />

seu<strong>ch</strong>enartig) überstand die ganze Familie sehr gut, nur gab es lange S<strong>ch</strong>ulferien wegen <strong>der</strong><br />

Ansteckungsgefahr.<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> durfte im Knabenweiher allein baden gehen. Die S<strong>ch</strong>ule nahm ihn ni<strong>ch</strong>t stark in Anspru<strong>ch</strong>,<br />

gewöhnli<strong>ch</strong> um 2 Std. pro Tag.<br />

Mitte November 1918: Waffenstillstand na<strong>ch</strong> dem grossen grässli<strong>ch</strong>en Kriege, wel<strong>ch</strong>er vom<br />

1.Aug. 1914 gewütet hatte. Grosse Revolution in Deuts<strong>ch</strong>land und Österrei<strong>ch</strong>, Flu<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Kaiser<br />

und Könige, erklären si<strong>ch</strong> als Republiken. In <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz dur<strong>ch</strong> die Sozialisten her<strong>auf</strong>bes<strong>ch</strong>worener<br />

Generalstreik 16.9. von Bahn und Post (2 Tage).<br />

Dur<strong>ch</strong> die Kriegsverhältnisse wurden au<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weiz die Brotkarten mit Nov. 1917 notwendig,<br />

250 g pro Kopf und Tag. Später wurden no<strong>ch</strong> rationiert: Butter, Käse, Mil<strong>ch</strong>, Zucker, Teigwaren<br />

etc.<br />

Seit Anfang Dez. 1918 bis Juli 1919 war Vater bei den Kriegs- und Zivilgefangenentransporten<br />

von Konstanz aus als militäris<strong>ch</strong>e Begleitung Zugskommandant. Die Kin<strong>der</strong> s<strong>ch</strong>littelten im Winter<br />

und war sonst ni<strong>ch</strong>ts Beson<strong>der</strong>es.<br />

11


1919<br />

Infolge von Grippegefahr war im Frühling kein Examen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule. Gutes Zeugnis, 2. Klasse<br />

wie<strong>der</strong>, wie im Vorjahr bei Frl. Hutter im Hebels<strong>ch</strong>ulhaus.<br />

Cousin<strong>ch</strong>en Alma S<strong>ch</strong>mid, To<strong>ch</strong>ter von Tante Alwina S<strong>ch</strong>mid-<strong>Sutter</strong> in Basel geboren 4. Febr.<br />

1919. Mit S<strong>ch</strong>ulbeginn 1919 trat Vaters Cousine Betty Bu<strong>ch</strong>li aus Zernez <strong>–</strong> Tenna in unsere Familie,<br />

um si<strong>ch</strong> an <strong>der</strong> Tö<strong>ch</strong>ters<strong>ch</strong>ule St. Gallen zur Kin<strong>der</strong>gärtnerin auszubilden.<br />

Ende Juni bekam Heidy und dann <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> die Windpocken. Es wurde die S<strong>ch</strong>ule bis zum Ferienbeginn<br />

ausgesetzt. Da <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> von Frau Läubli (Feuerthalen) in den Ferien eingeladen war, kam Max<br />

Läubli <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>, um ihn abzuholen. Ende Juli mit ihm Ausflug <strong>auf</strong> die Ho<strong>ch</strong>alp, Alpenrosen<br />

gepflückt, 1 1/2 Tage, Überna<strong>ch</strong>tung in <strong>der</strong> «S<strong>ch</strong>urtanne» («Chephämet» ??) von Onkel in <strong>der</strong><br />

Hub.<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong>s Ferien in seinem Geburtsort gefielen ihm sehr. Rheinfahrten, Ausflug na<strong>ch</strong> Stein a. Rh.<br />

(Hohenklingen). Vater reiste ihm dann bis Emmishofen entgegen.<br />

Anfangs Dezember wurden <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy von den Masern befallen. Als Na<strong>ch</strong>krankheit hatte er<br />

dann no<strong>ch</strong> doppelseitige Mittelohrentzündung dur<strong>ch</strong>zuma<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Zeit für Patient und Eltern<br />

eine bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>e und unruhige war. Weihna<strong>ch</strong>ten konnte die ganze Familie wie<strong>der</strong> ordentli<strong>ch</strong><br />

gesund verleben. Ges<strong>ch</strong>enke: Stall für O<strong>ch</strong>sengespann 1918 und ges<strong>ch</strong>nitzte Figuren.<br />

1920<br />

Vor den Frühlingsferien gab es das erste Examen, Mutter war zugegen.<br />

Mit bestem Zeugnis, alles 1 verabs<strong>ch</strong>iedet si<strong>ch</strong> <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> von <strong>der</strong> 2. Klasse Frl. Hutter. In <strong>der</strong> 3. Kl.<br />

kam er zu Frl. Müller.<br />

Ostermontag Ausflug mit Ida Horber und Ernstli na<strong>ch</strong> St. Annas<strong>ch</strong>loss-Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>. Am Auffahrtstag<br />

mit Betty und Hanny Bu<strong>ch</strong>li na<strong>ch</strong> Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>, Gondelfahrt <strong>auf</strong> dem See.<br />

Am Pfingstmontag mit Vater zum Flugtag na<strong>ch</strong> Romanshorn, von Nuolen (?) zu Fuss. Dort bei<br />

<strong>der</strong> Ankunft Zeuge vom Todessturz von Flieger Taddeoli und seinem Monter (?) (Das Wasserflugzeug<br />

ging in geringer Höhe, 300m ca. in Stücke und die Gondel fiel in den See.)<br />

Kurz na<strong>ch</strong> Pfingsten 1920 wurden Heidy und <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> vom Keu<strong>ch</strong>husten befallen, so dass beide<br />

Kin<strong>der</strong> das Haus hüten mussten. Die S<strong>ch</strong>ule wurde ausgesetzt bis zu den Ferien. Während Heidy<br />

12


ziemli<strong>ch</strong> Mühe hatte, über die Anfälle, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>ts hinwegzukommen, konnte si<strong>ch</strong> <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>ts gut allein behelfen und blieb er im Kin<strong>der</strong>zimmer allein. Auf die Ferienzeit hin war<br />

<strong>der</strong> gröbste Husten vorbei, so dass man es wagen durfte, mit den Kin<strong>der</strong>n in die Sommerfris<strong>ch</strong>e zu<br />

gehen.<br />

Als Ferienort wurde gewählt: Kurhaus zum Aufstieg ob Obers<strong>ch</strong>an bei Trübba<strong>ch</strong> (Rheintal) mit<br />

prä<strong>ch</strong>tigem Ausblick gegen Li<strong>ch</strong>tenstein und Luziensteig. Von dort ma<strong>ch</strong>te <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit seinem<br />

Vater einen Ausflug na<strong>ch</strong> dem Lie<strong>ch</strong>tensteinis<strong>ch</strong>en: Mels, S<strong>ch</strong>loss Gutenberg und Balzers. Der<br />

dreiwö<strong>ch</strong>ige Aufenthalt tat gut und neu gestärkt konnten sie die S<strong>ch</strong>ule wie<strong>der</strong> besu<strong>ch</strong>en.<br />

In den Herbstferien gab's einen Ganztagesausflug na<strong>ch</strong> Appenzell, Wildkir<strong>ch</strong>li und Seealpsee,<br />

wel<strong>ch</strong>er den Kin<strong>der</strong>n viel Interessantes bot.<br />

Am Tag vor Weihna<strong>ch</strong>ten 1920 durften die Kin<strong>der</strong> ins Stadttheater: Das Neugierige Sternlein,<br />

Kin<strong>der</strong>vorstellung ans<strong>ch</strong>auen. (s<strong>ch</strong>on im Frühjahr 1919 hatten die Kin<strong>der</strong> das Theater besu<strong>ch</strong>t, als<br />

Heidi 1. Teil gespielt wurde.)<br />

Die Weihna<strong>ch</strong>t bra<strong>ch</strong>te <strong>Eri<strong>ch</strong></strong>, d.h. <strong>der</strong> ganzen Familie das Hauptstück: ein s<strong>ch</strong>warzes Klavier.<br />

1921<br />

Anfangs Januar begann <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit Klavierunterri<strong>ch</strong>t, 1/2 Stunde pro Wo<strong>ch</strong>e, Preis 3.50 Fr. bei<br />

Frl. Fanny Zollikofer Hebelstr. 10. Er lässt si<strong>ch</strong> gut an, zeigt ordentli<strong>ch</strong> Talent.<br />

Über die Aufführung zu Hause und als Ges<strong>ch</strong>wister untereinan<strong>der</strong> ist zu bemerken, dass keines<br />

mehr tun will als das an<strong>der</strong>e, im Haushalt helfen ges<strong>ch</strong>ieht mit Wi<strong>der</strong>willen, nur <strong>auf</strong> mehrmaligen<br />

Aufruf. Der Burs<strong>ch</strong>e will gewöhnli<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>t haben und das letzte Wort, fährt man ihn dann<br />

etwas heftig an, dann fängt er gewöhnli<strong>ch</strong> an zu s<strong>ch</strong>reien, eigentli<strong>ch</strong> ohne Grund. Die Tränen hat<br />

er übrigens immer bereit, wenn ihm etwas missfällt. Im Haushalt haben die Kin<strong>der</strong> die eigenen<br />

S<strong>ch</strong>uhe selber zu reinigen, <strong>auf</strong>tis<strong>ch</strong>en, Ges<strong>ch</strong>irr abtrocknen etc. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> reinigt na<strong>ch</strong> Bedarf au<strong>ch</strong> in<br />

<strong>der</strong> Zwis<strong>ch</strong>enzeit den Treppenl<strong>auf</strong> und bringt Holz vom Estri<strong>ch</strong>. Nur muss oft darum gemarktet<br />

werden. Während <strong>der</strong> Fastna<strong>ch</strong>t durften die Kin<strong>der</strong> mit ihren Cousin<strong>ch</strong>en Iris und Ellen Knellwolf,<br />

Gossau ins Marionettentheater, das sie s<strong>ch</strong>on ein paar Mal besu<strong>ch</strong>t hatten.<br />

Der Winter war sehr milde, so dass kaum ges<strong>ch</strong>littelt werden konnte.<br />

Über die Ostertage ging die Reise na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong>, beide Festtage <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong> bei Familie Trabinger,<br />

von dort Ausflug <strong>auf</strong> den Pfannenstiel ob Meilen.<br />

Beim S<strong>ch</strong>ulexamen war Vater anwesend, <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> erhielt nur beste Noten im Zeugnis, was zwar nur<br />

besagt, dass er ras<strong>ch</strong> und lei<strong>ch</strong>t lernt, das Stillsitzen und Aufpassen hat er jedo<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t gelernt,<br />

aus letzterem Grunde musste er hin und wie<strong>der</strong> länger in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ule zurückbleiben, was<br />

ihm aber ni<strong>ch</strong>t viel ma<strong>ch</strong>te, da er gerne bei <strong>der</strong> Lehrerin weilte.<br />

Mit <strong>der</strong> 4. Klasse bekam <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> endli<strong>ch</strong> einen Lehrer: Herr Hongler, eine Klasse mit ca. 45 S<strong>ch</strong>ülern.<br />

Im Frühling gab’s statt des Jugendfestes einen S<strong>ch</strong>ulausflug, jede Klasse für si<strong>ch</strong>, mit <strong>der</strong> 4.<br />

einen ganztägigen, sonst nur halbtägige. Es ging über Trogen, Kayengrub, St. Annas<strong>ch</strong>loss na<strong>ch</strong><br />

Rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong> (Motorbootfahrt) und mit <strong>der</strong> Bahn zurück.<br />

Die ganze Familie ma<strong>ch</strong>te Ende Juni einen Sonntagsausflug na<strong>ch</strong> Heidenhaus ob Steckborn, Zusammentreffen<br />

mit Familie Herst-Bodmer (Jürg), dann Spaziergang na<strong>ch</strong> Arenenberg, Ermatingen.<br />

Prä<strong>ch</strong>tiger, genussrei<strong>ch</strong>er Tag.<br />

Im Sommer Badezeit, günstige Gelegenheit: 3 Weiher, begann <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit dem S<strong>ch</strong>wimmen lernen<br />

und erfasste wenigstens die Anfangsgründe.<br />

Auf Ende Juli gab es für die ganze Familie Ferien im Bündnerlande: Tenna und Versam. Mit <strong>der</strong><br />

Hinreise wurde von Ragaz aus eine Fusstour über den Kunkelspass ausgeführt, ca. 7 Std., über<br />

Vättis na<strong>ch</strong> Rei<strong>ch</strong>enau, überna<strong>ch</strong>tet im Adler, an<strong>der</strong>ntags bis Rodels im Domles<strong>ch</strong>g, von da zu<br />

Fuss dur<strong>ch</strong> das Dorf Rodels, wo Vater früher bei seinem Grossvater Chr. Bu<strong>ch</strong>li-Gartmann oft von<br />

<strong>der</strong> Kantonss<strong>ch</strong>ule aus in den Ferien weilte. Dann zu Fuss na<strong>ch</strong> Sils und Thusis. Na<strong>ch</strong> einem Kaffee<br />

bei Herrn Rudolf <strong>Sutter</strong>-Gredig ging’s den glei<strong>ch</strong>en Tag no<strong>ch</strong> hin<strong>auf</strong> na<strong>ch</strong> Glas, über Urmein,<br />

13


Unterkunft in Oberts<strong>ch</strong>appina, immer im Angesi<strong>ch</strong>t des Piz Beverin. An<strong>der</strong>ntags die «Stägen»<br />

hinunter na<strong>ch</strong> Safien Platz und hinaus über Neukir<strong>ch</strong>, Eggs<strong>ch</strong>i na<strong>ch</strong> Tenna für 14 Tage. Die drei<br />

Reise- und Mars<strong>ch</strong>tage wurden von beiden Kin<strong>der</strong>n mit Freude und Eifer beendet. S<strong>ch</strong>öne Ferientage<br />

<strong>auf</strong> Tenna, dem Geburtsort von Vaters Mutter, (Aquarell des Hauses) Besu<strong>ch</strong> bei den vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Verwandten. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> mit einer Gesells<strong>ch</strong>aft aus <strong>der</strong> Pension Waldhaus unter Vaters Leitung<br />

durfte den Piz Riein und den Piz Fess ersteigen, ordentli<strong>ch</strong>e<br />

Tour (2800 m ca.) Tenna 1650 m. Während <strong>der</strong> Zeit <strong>auf</strong> dem Tenner<br />

Kreuz Alpfest, Begrüssung von Onkel und Tante aus Basel mit<br />

Almeli und Manfredli. Von Tenna über Sculms na<strong>ch</strong> Versam. Die<br />

letzten Ferientage durften wir bei den Grosseltern in Versam (Wiesenheim)<br />

zubringen.<br />

Während des s<strong>ch</strong>önen Herbstes hatten wir Ernstli Horber <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>.<br />

Dann wurde Mutter infolge Bron<strong>ch</strong>itis bettlägerig, eine Rotkreuzs<strong>ch</strong>wester,<br />

Louise S<strong>ch</strong>weizer besorgte das Haus. Im Nebelmonat<br />

November froren die Weiher zu, so dass die Kin<strong>der</strong> das S<strong>ch</strong>litts<strong>ch</strong>uhl<strong>auf</strong>en<br />

ordentli<strong>ch</strong> üben konnten. Selbst Vater erlernte es no<strong>ch</strong>.<br />

Auf die Herbstferien war Betty Bu<strong>ch</strong>li mit dem Kin<strong>der</strong>gärtnerinnendiplom<br />

heimgezogen, es weilte dann Gritli Joos no<strong>ch</strong> bis Weihna<strong>ch</strong>ten in <strong>der</strong> Familie.<br />

An <strong>der</strong> Weihna<strong>ch</strong>tsfeier des Graubündnervereins durften die Kin<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> bei einem Theaterstück<br />

mitma<strong>ch</strong>en und wurden bes<strong>ch</strong>ert. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> hatte <strong>auf</strong> die Festtage die vers<strong>ch</strong>iedenen Weihna<strong>ch</strong>tslie<strong>der</strong><br />

und no<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>es ordentli<strong>ch</strong> und zum Teil auswendig gespielt, so dass am Weihna<strong>ch</strong>tsabend, wo<br />

Vater dazu <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Flöte mitspielte und Mutter und Heidy mitsangen, <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> si<strong>ch</strong> quasi als Dirigent<br />

wähnte.<br />

Die Na<strong>ch</strong>kriegszeiten zwangen man<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t nur zum Kartoffelpflanzen, au<strong>ch</strong> zum Holz sägen<br />

und spalten. Im Bild mit Herrn Traber, Optiker, 2. Stock (Juni 1921)<br />

Na<strong>ch</strong>trag: Bei Anlass ihres Geburtstages im Juli, an einem s<strong>ch</strong>önen Sonntag, einem Flugtag mit<br />

Falls<strong>ch</strong>irmabsprung, wurden die Kin<strong>der</strong> über die Geburt, so weit tunli<strong>ch</strong> <strong>auf</strong>geklärt, ebenso über<br />

Weihna<strong>ch</strong>ten und den Klaus. Auf Weihna<strong>ch</strong>ten wurde ein Familienbild angefertigt und versandt.<br />

14


1922<br />

Im Januar war ein guter Wintermonat, die ganze Familie trieb S<strong>ch</strong>littensport. Da die S<strong>ch</strong>needecke<br />

no<strong>ch</strong> lange zu dauern s<strong>ch</strong>ien, so erhielten die Kin<strong>der</strong> no<strong>ch</strong> Ende Januar Skier, 1 Paar ohne Stöcke<br />

FR. 21.-. Sie konnten im Februar no<strong>ch</strong> oft tü<strong>ch</strong>tig üben und durften mit Herrn und Frau Treuer<br />

au<strong>ch</strong> einmal eine Skitour über alle Eggen ma<strong>ch</strong>en.<br />

Während des Februars war Mutter an einer Rippenfellentzündung erkrankt (Dr. Brügger) und<br />

damit für alle eine etwas traurige Zeit.<br />

<strong>Eri<strong>ch</strong></strong> übt ordentli<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> dem Klavier, er bekommt ein Bü<strong>ch</strong>lein «Appenzellertänze». Die Lehrerin<br />

rühmt sein ras<strong>ch</strong>es Erfassen, dafür hat er zum Üben wenig Sitzle<strong>der</strong> und Geduld. Beim S<strong>ch</strong>ulexamen<br />

war Vater anwesend. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> durfte dann, einer Einladung folgend, während den Frühlingsferien<br />

na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> zu Trabingers, 14 Tage, eine für ihn abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e und interessante Zeit:<br />

Stadt, Uetliberg, See, Trams. Die übrigen Familienmitglie<strong>der</strong> ma<strong>ch</strong>ten an Ostern einen 4 tägigen<br />

Ausflug na<strong>ch</strong> Weesen, Amden, Betlis.<br />

Mit Anfang Mai, 8 Tage Verspätung, war Bezug des neu angebauten erweiterten S<strong>ch</strong>ulhauses:<br />

Turnhalle mit 4 neuen S<strong>ch</strong>ulzimmern. Der diesbezügli<strong>ch</strong>e Gemeindebes<strong>ch</strong>luss wurde mit nur 13<br />

Stimmen angenommen. Glei<strong>ch</strong>zeitig, aus vers<strong>ch</strong>iedenen Gründen, erfolgte die Trennung in Knaben-<br />

und Mäd<strong>ch</strong>enklassen. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> erhielt als Lehrer Herr A. Wüest. Au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Handfertigkeitsunterri<strong>ch</strong>t<br />

begann, wo er das Fa<strong>ch</strong> «Naturholz» besu<strong>ch</strong>te, zuerst mit Haselnussstecken kleine Sa<strong>ch</strong>en<br />

zusammennageln, dann um Weihna<strong>ch</strong>ten mit Korbfle<strong>ch</strong>ten beginnend, mit Peddigrohr. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

zeigt Freude an den Arbeiten, au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>ulfä<strong>ch</strong>er Spra<strong>ch</strong>e, Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Re<strong>ch</strong>nen und Geographie<br />

sind seine Lieblingsfä<strong>ch</strong>er, au<strong>ch</strong> Singen, während er für Zei<strong>ch</strong>nen wenig Talent hat.<br />

Ein S<strong>ch</strong>ulausflug führte die Klasse na<strong>ch</strong> zweimal aussetzen endli<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> die Hundwilerhöhe.<br />

Mit <strong>der</strong> 5. Klasse erhielten die Kin<strong>der</strong> Kropftabletten, <strong>der</strong>en Einnahme vom Vater <strong>auf</strong> Zusehen<br />

hin gestattet wurde. Die Zähne wurden au<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t und musste <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> 5 Zähne plombieren<br />

lassen in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ulzahnklinik.<br />

15


Die beiden Pfingsttage erlebte die ganze Familie <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Ebenalp und <strong>auf</strong> dem S<strong>ch</strong>äfler, überna<strong>ch</strong>tet<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> Ebenalp, zwei s<strong>ch</strong>öne Tage, die Feldkü<strong>ch</strong>e, <strong>auf</strong> Weihna<strong>ch</strong>ten anges<strong>ch</strong>afft, wurde wacker<br />

benutzt.<br />

Mit S<strong>ch</strong>ulbeginn gab’s im Naturheil-Verein einen Kin<strong>der</strong> Turn- und Spielkurs unter guter Leitung,<br />

im Badekostüm turnen, in Sonne, Li<strong>ch</strong>t, Luft und Wasser baden, bei wel<strong>ch</strong>em Anlass die<br />

Kin<strong>der</strong> an einem Gartenfest<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>rebergärten anfangs Juli bei einem Blumenreigen und<br />

beim Knabenturnen mitma<strong>ch</strong>en durften.<br />

Im Frühling wurde <strong>der</strong> Winter-Holzvorrat, wie anno 1921, selber gesägt, gespalten und in den<br />

Estri<strong>ch</strong> hin<strong>auf</strong>gezogen, wo <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> ordentli<strong>ch</strong> mitma<strong>ch</strong>te. Im Frühling wog <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> im Sonntagsgewand<br />

34 kg und hatte eine Körperlänge von 143 cm.<br />

Am 8. Juli war’s, da kam aus Zernez die Trauerna<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>t von Betti Bu<strong>ch</strong>lis Tod, unserer lieben<br />

Familiengenossin während 2 1/2 Jahren, ein Vorbild an Fleiss und Tugend, nur 20 Jahre alt.<br />

Die Badezeit in den 3 Weihern wurde von <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> eifrig benutzt, er lernte s<strong>ch</strong>wimmen und hat<br />

ordentli<strong>ch</strong> Courage.<br />

Des eidgenössis<strong>ch</strong>en Turnfests wegen begannen die Sommerferien (5 Wo<strong>ch</strong>en) s<strong>ch</strong>on 8 Tage früher:<br />

beflaggte Stadt, Umzug etc.<br />

Auf Ende Juli ging die ganze Familie in bester Gesundheit ins Bündnerland na<strong>ch</strong> Langwies (S<strong>ch</strong>anfigg)<br />

in die Ferien. Von Chur ging’s zu Fuss 5 1/2 Stunden lang bis na<strong>ch</strong> dem Ferienziel (Gasthaus<br />

Strela). Ausflüge na<strong>ch</strong> Arosa, Sapün, Strelapass und S<strong>ch</strong>iahorn ob Davos bei s<strong>ch</strong>önem Wetter.<br />

In <strong>der</strong> 5. Wo<strong>ch</strong>e war Vater in Genf beim Gordon Bennett Ballon-Wettfliegen, er nahm teil am<br />

Weitflug 2./3. August, Landung na<strong>ch</strong> ca. 17 Std. (von 6h abends bis 1h mittags) nahe <strong>der</strong> italienis<strong>ch</strong>en<br />

Grenze in Frankrei<strong>ch</strong>, in Argentière. Gewann den 2. Preis, Silbermedaille.<br />

Bei seiner Rückkehr fand er <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> im Fieber, heftige Mundentzündung, tü<strong>ch</strong>tiges S<strong>ch</strong>witzen half<br />

endli<strong>ch</strong>, das etwas s<strong>ch</strong>arfe Essen soll die Ursa<strong>ch</strong>e gewesen sein. Die Reise na<strong>ch</strong> Versam zu den<br />

Grosseltern wurde deshalb verzögert, so dass <strong>der</strong> Aufenthalt dort nur 2 Tage dauern konnte. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

erholte si<strong>ch</strong> dann langsam.<br />

Während Heidy s<strong>ch</strong>on mit <strong>der</strong> ersten Klasse Tabletten gegen den Kropf erhielt, wurden sol<strong>ch</strong>e<br />

<strong>der</strong> Klasse von <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> erst mit <strong>der</strong> 5. Klasse (1 Stück im Monat) abgegeben, wel<strong>ch</strong>es Verabrei<strong>ch</strong>en<br />

von Vater <strong>auf</strong> Zusehen hin gestattet wurde.<br />

Trotz des sonnenarmen Sommers war die Gesundheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Eltern eine gute.<br />

Im neuen S<strong>ch</strong>ulhause, in <strong>der</strong> Turnhalle, Turnunterri<strong>ch</strong>t, baden, dus<strong>ch</strong>en in den neuen Anlagen,<br />

na<strong>ch</strong> Weihna<strong>ch</strong>ten sogar im S<strong>ch</strong>wimm- und Volksbad klassenweise bra<strong>ch</strong>ten Abwe<strong>ch</strong>slung in den<br />

S<strong>ch</strong>ulbetrieb.<br />

Grossmutter Barbara <strong>Sutter</strong>-Juon war Ende Oktober <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>, s<strong>ch</strong>enkte Hyazinthen und <strong>Eri<strong>ch</strong></strong><br />

Geld für den «Deuts<strong>ch</strong>en Lie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>atz».<br />

S<strong>ch</strong>on vor Weihna<strong>ch</strong>t konnten die Skihölzer herausgeholt werden. Die Ausrüstung wurde vervollständigt,<br />

sogar Vater begann mit dem S<strong>ch</strong>neesport, um die Kin<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t immer allein ziehen lassen<br />

zu müssen. An Weihna<strong>ch</strong>ten durften die Kin<strong>der</strong> an ein Volkskonzert in <strong>der</strong> Tonhalle (Paul<br />

Baumgartner Klavier), dann au<strong>ch</strong> ins Theaterstück «Rumpumpel». Über die Feiertage war Fräulein<br />

Hunger aus Züri<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong>.<br />

16


1923<br />

Ausser Skisport war in <strong>der</strong> Winterzeit ni<strong>ch</strong>t viel los, zu mil<strong>der</strong> Winter. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> durfte mit Vater<br />

und Herr und Frau Treuer eine Skitour <strong>auf</strong> den Gäbris ma<strong>ch</strong>en. Die ganze Familie erfreute si<strong>ch</strong><br />

fortwährend bester Gesundheit.<br />

Auf Ostern 30.3. <strong>–</strong> 2.4. waren alle <strong>auf</strong> Besu<strong>ch</strong> bei den Grosseltern in Versam: über Weesen,<br />

Sargans, s<strong>ch</strong>önes Wetter.<br />

Mitte April Examen, bei <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> waren Vater und Mutter anwesend. Noten siehe Zeugnis. Mit dem<br />

S<strong>ch</strong>öns<strong>ch</strong>reiben hapert’s.<br />

In den letzten Ferientagen durfte <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> ganz allein na<strong>ch</strong> Versam reisen, um Grossvater zu seinem<br />

70. Geburtstag zu gratulieren und einen Quecksilberbarometer und eine Hausphoto zu überrei<strong>ch</strong>en.<br />

Das ma<strong>ch</strong>te ihm viel Vergnügen.<br />

6. Klasse: Lehrer Wüest,<br />

36 S<strong>ch</strong>üler. Arbeitss<strong>ch</strong>ule:<br />

Hobelbank 1 bei<br />

Herrn Wüest. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> hat<br />

Freude an den Handarbeiten.<br />

Bei gelegentli<strong>ch</strong>en<br />

Fle<strong>ch</strong>tarbeiten<br />

zeigt er ordentli<strong>ch</strong> Geduld<br />

und Fertigkeit.<br />

Am Pfingstmontag<br />

Zusammenkunft mit<br />

den Grosseltern in Diepoldsau(Rheindur<strong>ch</strong>sti<strong>ch</strong>).<br />

S<strong>ch</strong>öner Tag, zu<br />

Fuss von Gais über den Stoos na<strong>ch</strong> Altstätten.<br />

Eine kleine Pockenepidemie veranlasste die S<strong>ch</strong>ulbehörde, die Zwangsimpfung einzuführen, in<br />

den S<strong>ch</strong>ulen etc. Da die Eltern gegen das Impfen sind, und sie deshalb die Kin<strong>der</strong> den bekannten<br />

Impfs<strong>ch</strong>äden mit ev. Folgen ni<strong>ch</strong>t aussetzen wollten, ri<strong>ch</strong>tete <strong>der</strong> Vater einen energis<strong>ch</strong>en Protestbrief<br />

an die S<strong>ch</strong>ulbehörden, in wel<strong>ch</strong>em er die Erlaubnis, die Kin<strong>der</strong> zu impfen ni<strong>ch</strong>t gab. Der<br />

S<strong>ch</strong>ularzt musste die Gründe anerkennen und die Kin<strong>der</strong> kamen ungeimpft davon, zum Glück!<br />

(2. Juni 1923)<br />

Ein nasser Juni, das Winterholz war s<strong>ch</strong>on im s<strong>ch</strong>önen April gesägt und gespalten. Gartenarbeiten.<br />

Die kalte Witterung befestigte den Ents<strong>ch</strong>luss, die Sommerferien im Tessin zu verleben.<br />

Die Ferien begannen am 21. Juli: Fahrt na<strong>ch</strong> Immensee über Rapperswil, Hohle Gasse, zu Fuss<br />

von Groppen na<strong>ch</strong> Weggis. Überna<strong>ch</strong>tung im Hotel St. Gotthard,<br />

prä<strong>ch</strong>tiger Tag. 22. Juli: Seefahrt bis <strong>auf</strong>s Rütli, Morgensuppe, dann<br />

von Brunnen über Sisikon, Mittagsbivak, Tellskapelle, Axenstrasse (Autoplage).<br />

Bad im See bei Flüelen, zu Fuss bis Altdorf. Längere Rast vor<br />

dem Telldenkmal,<br />

Überna<strong>ch</strong>tung im Hotel Bahnhof. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> hat viel zu studieren und zu<br />

staunen wegen <strong>der</strong> elektris<strong>ch</strong>en Gotthardbahn. An<strong>der</strong>ntags früh <strong>auf</strong>, in<br />

Gös<strong>ch</strong>enen Frühstück. Mars<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>öllenen na<strong>ch</strong> An<strong>der</strong>matt<br />

und weiter über Hospental <strong>auf</strong> die St. Gotthard-Passhöhe. 2 Stunden<br />

Rast mit Mittagsbivak. Artilleries<strong>ch</strong>iessen. Dann in flottem Tempo das<br />

Val Tremola hinunter (Strahlstein und Granaten) na<strong>ch</strong> Airolo, glei<strong>ch</strong>entags<br />

no<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Biasca. S<strong>ch</strong>öner Tag, s<strong>ch</strong>wüler Abend. Alle sind prä<strong>ch</strong>tig<br />

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mars<strong>ch</strong>iert, mit Rucksack über den Berg.<br />

An<strong>der</strong>ntags geht’s mit <strong>der</strong> Elektris<strong>ch</strong>en ins Bleniotal, Acquarossa und dann über Ponto Valentino<br />

na<strong>ch</strong> Olivone (Grab von Johann Peter Gredig, Vetter von Vater). Zurück über Aquila, Überna<strong>ch</strong>tung<br />

in Biasca. Immer früh am Morgen geht’s dann mit <strong>der</strong> SBB na<strong>ch</strong> Castione, von dort zu Fuss<br />

über das S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tfeld von Arbedo (Kapelle) na<strong>ch</strong> Bellinzona (grüne Feigen). Längere Mittagsrast<br />

beim S<strong>ch</strong>loss S<strong>ch</strong>wyz, prä<strong>ch</strong>tiger Blick in die Runde. Mit SBB über den Ceneri na<strong>ch</strong> Lugano. Bei<br />

dem wun<strong>der</strong>baren Wetter gab’s viel zu s<strong>ch</strong>auen. Mit dem S<strong>ch</strong>iff no<strong>ch</strong> bis Gandria, dem Fis<strong>ch</strong>ernest<br />

und zu Fuss über die Gandriafelsen (Oliven) zurück. In <strong>der</strong> letzten Etappe <strong>der</strong> langen Reise<br />

über Melide na<strong>ch</strong> Maroggia, 40 Minuten den Berg hin<strong>auf</strong> na<strong>ch</strong> dem Ferienorte Rovio (Hotel<br />

Monte Generoso). S<strong>ch</strong>ön gelegen. Angenehmer Aufenthalt. Von da Ausflüge: zweimal <strong>auf</strong> den<br />

Generoso, dann na<strong>ch</strong> Capolago, Morcote, Monte Salvatore (über Melide, Carona und na<strong>ch</strong> Lugano).<br />

Dann na<strong>ch</strong> Como, Brunate, Zusammenkunft mit Vaters Jugendfreund Vassallo Pinoto von<br />

Cuorgnè. Erstes Mal in Italien. Zurück mit <strong>der</strong> Bahn über Züri<strong>ch</strong> (elektris<strong>ch</strong>). Die viele Sonne hat<br />

allen gut getan. Vom Herbst ist ni<strong>ch</strong>ts zu melden.<br />

Auf Weihna<strong>ch</strong>t im Bündnerverein durften <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und Heidy an einem Singspiel «S<strong>ch</strong>neewitt<strong>ch</strong>en»<br />

mitmimen. Au<strong>ch</strong> begleitete er <strong>auf</strong> dem Klavier das Geigenspiel von P. Tomasin und spielte dann<br />

no<strong>ch</strong> ein Solostück auswendig.<br />

Der Familien-Weihna<strong>ch</strong>tsabend bra<strong>ch</strong>te allen viel S<strong>ch</strong>önes. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> erste Weihna<strong>ch</strong>tstag<br />

mit dem S<strong>ch</strong>nee und <strong>der</strong> Sonne lockte alle <strong>auf</strong> den Freudenberg, wo Mutter si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>auf</strong> die Skis<br />

wagte, zu aller Freude. Es wurde bes<strong>ch</strong>lossen, ihr die Skis von <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> zu überlassen.<br />

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1924<br />

Dann begann ein Skifahren: <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> erhielt neue, lange Skis und sogar Mutter ma<strong>ch</strong>te alle Ausflüge<br />

tü<strong>ch</strong>tig mit. Im Winter hatte <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> Gelegenheit, ein Volkskonzert mit Paul Baumgartner, St.<br />

Georgen als Klaviersolist anzuhören. Auf Ende des S<strong>ch</strong>uljahres hin, kam das «Sieben» für die<br />

Kantonss<strong>ch</strong>ule. Ihrer vier wurden zur Aufnahmeprüfung zugelassen. <strong>Eri<strong>ch</strong></strong> und H.U. Hohl blieben<br />

dort, während Köppel und Baumgartner in die kath. Reals<strong>ch</strong>ule mussten.<br />

Sommer: Juli: Besu<strong>ch</strong> Tante Alwinas aus Basel mit Almi und Mandi:<br />

2. August: Über Glarus, Klöntal, Ri<strong>ch</strong>isau, Überna<strong>ch</strong>tung in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>weinalp.<br />

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3. August: Wägital, Staumauer, Mutter böser Finger, mit Auto na<strong>ch</strong> Uzna<strong>ch</strong>. Heidy in Züri<strong>ch</strong><br />

6./7. Sept.: Säntistour <strong>der</strong> Familie über Rossfall, Tierwis (Überna<strong>ch</strong>tung), Gipfel, s<strong>ch</strong>öne Aussi<strong>ch</strong>t,<br />

über S<strong>ch</strong>äfler heimwärts.<br />

Ende <strong>der</strong> Aufzei<strong>ch</strong>nungen<br />

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