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ASCO MARKTSTUDIE 2018

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<strong>2018</strong> MANAGEMENT<br />

CONSULTING<br />

An der Digitalisierung kommt<br />

niemand vorbei<br />

Geschäftsmodelle der Zukunft und<br />

höhere Effizienz dank Digitalisierung<br />

stehen im Fokus der Schweizer<br />

Unternehmen<br />

<strong>ASCO</strong>-Studie <strong>2018</strong><br />

Quantitative Resultate,<br />

Fakten und Entwicklungen im<br />

Schweizer Beratungsmarkt<br />

®


In der Digitalisierung sehen wir zwei<br />

Stossrichtungen: Erstens aus den Daten<br />

schlaue Geschäftsmodelle machen und<br />

zweitens die Effizienz erhöhen, um<br />

letztlich den Gewinn zu verbessern.<br />

CEO Beratungsunternehmen


GRUSSWORT 4<br />

EDITORIAL 5<br />

GASTBEITRÄGE<br />

Bildet sich eine Bubble am<br />

Beratungsmarkt? 6<br />

Unternehmensberater schaffen Werte<br />

für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft 7<br />

Future of work 8<br />

Marktstudie Management<br />

Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 11<br />

GASTBEITRÄGE<br />

Management Consulting Schweiz –<br />

nachhaltiges Wachstum erfordert<br />

neue Anstellungsmodelle 18<br />

Technologische Harmonie für<br />

das Unternehmen der Zukunft 19<br />

Digitalisierung – Schlagwort oder<br />

echter Mehrwert 20<br />

PARTNER UND SPONSOREN 22<br />

IMPRESSUM 23


GRUSSWORT<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER<br />

Die wachsende Branche der vielfältigen<br />

Unternehmensberatung fungiert als<br />

Zukunftslotse und Wertschöpfer in facettenreichen<br />

Mandaten.<br />

Unsere Marktstudie <strong>2018</strong> zeigt den hohen Nutzen, den<br />

die Schweizer Beratungsbranche bei Schweizer Kunden<br />

stiftet. Die Branche wächst seit Jahren, stellt<br />

hochqualifizierte Hochschulabsolventen genauso ein<br />

wie erfahrene Management-, System-, Prozess- und<br />

IT-Experten. In diversifizierten Teams werden einzigartige<br />

Leistungen für Kunden erbracht. Gerade in<br />

Zeiten schnellen Wandels und höchster Marktanforderungen<br />

an unsere Kunden sind wir als Berater besonders<br />

gefragt. Wir helfen und ermöglichen durch einzigartiges<br />

Wissen neue Impulse, Innovationen, Effizienz<br />

und Wachstum für unsere Kunden.<br />

«Ganzheitliche Management-Beratung<br />

ohne digitales<br />

Know-how existiert<br />

nicht mehr!»<br />

Wir tun jedoch gut daran, uns noch mehr als bisher<br />

in neuen, aufstrebenden Bereichen weiterzubilden.<br />

Einen ganzheitlichen Rat können wir nur auf Basis<br />

aktuellen Wissens erteilen. Insofern haben nicht nur<br />

Kunden, sondern gerade auch Berater einen massiven<br />

Änderungsdruck. Aktuelles Wissen verschiebt<br />

die Wissensgrenzen der Vergangenheit. Umfassende<br />

Management-Beratung ohne «neues Wissen» (digitales<br />

Know-how und IT-Kenntnisse) stirbt aus. Es gilt,<br />

das neue Wissen in gut funktionierende Methoden<br />

und Abläufe zu integrieren. Bestehende Methoden<br />

sind radikal neu zu erfinden, zumindest aber schonungslos<br />

infrage zu stellen. Schnell sein, qualitativ<br />

hochwertige und ganzheitliche Arbeit zu leisten, ist<br />

das Credo der heutigen Zeit für Berater. Hierbei ist<br />

aber auch «altes Wissen» der Beraterzunft gefragt –<br />

Sozialkompetenz, Empathie, Problemlösungskompetenz<br />

und aufmerksames Zuhören. Nur die Wissensintegration<br />

erzielt den einzigartigen Mehrwert, den<br />

unsere Kunden zu Recht von uns verlangen.<br />

Unsere Mitglieder haben sich höchster Qualität und<br />

Unabhängigkeit von Beratungsleistung sowie entsprechend<br />

zu erzielendem Kundenmehrwert in<br />

besonderem, ganzheitlichem Masse verpflichtet.<br />

Der CMC® Titel (Certified Management Consultant)<br />

manifestiert dies zusätzlich sehr persönlich. Ich<br />

darf Sie bitten, der Beraterauswahl für Ihre Mandate,<br />

Mitglieder der <strong>ASCO</strong> und CMCs, besonderes Augenmerk<br />

zu schenken.<br />

Ich danke Ihnen, dass Sie sich mit dieser umfangreichen<br />

und interessanten Studie, den Gastkommentaren<br />

und Reflexionen unserer Mitglieder und einiger<br />

«Young Talents» beschäftigen. Wir hoffen, Ihnen damit<br />

transparent und klar den Kundenmehrwert durch<br />

Beratung näherzubringen und den stetig steigenden<br />

Wertbeitrag der Branche der Unternehmensberater<br />

zur Schweizer Gesamtwirtschaft entsprechend zu<br />

würdigen.<br />

Arnd Niehausmeier CMC<br />

Inhaber Headlights Group AG<br />

Präsident <strong>ASCO</strong><br />

4 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


EDITORIAL<br />

PROFESSIONELLES MANAGEMENT CONSULTING<br />

SCHAFFT NACHHALTIGEN MEHRWERT<br />

Der Schweizer Beratungsmarkt weist<br />

erneut ein Wachstum auf und überschreitet<br />

2017 erstmals die 2-Milliarden-Grenze.<br />

Seit 2002 entspricht dies<br />

einem Zuwachs von 105 %, damit ist das<br />

Wachstum mehr als zweimal so hoch<br />

wie das Bruttoinlandprodukt (BIP) der<br />

Schweiz in der gleichen Periode.<br />

Dies erklärt sich mit der zunehmenden Komplexität<br />

vor allem im Bereich der Digitalisierung in einem<br />

sich immer schneller verändernden Umfeld und der<br />

Erfahrung vieler Auftraggeber, dass professionelle<br />

Beratungsunternehmen einen nachhaltigen Mehrwert<br />

für die Schweizer Wirtschaft, Politik und Gesellschaft<br />

schaffen.<br />

Mit dem Ziel, einen mehrjährigen Vergleich sicherzustellen,<br />

liegt auch der Fokus dieser Studie auf dem<br />

klassischen Management Consulting gemäss der<br />

Definition des International Council of Management<br />

Consulting Institutes ICMCI. Die Studie erhebt 2017<br />

ein Marktvolumen von CHF 2,05 Milliarden, was einer<br />

Steigerung von 5,7 % entspricht (2016: 8.9 %). <strong>2018</strong><br />

wird ein Wachstum von 6,7 % prognostiziert.<br />

Entwicklung Marktvolumen Management<br />

Consulting nach ICMCI<br />

2000 Marktvolumen MC nach ICMCI in Millionen CHF<br />

1000<br />

CAGR +4,7 %<br />

Management Consultings gemäss ICMCI restriktiv<br />

angewendet. Die Datengrundlage besteht aus 44<br />

ausführlichen Interviews mit Verantwortlichen der<br />

grössten Beratungsunternehmen der Schweiz, Desk<br />

Research und diversen Plausibilitätstests. Trotzdem<br />

muss davon ausgegangen werden, dass das effektive<br />

Marktvolumen wesentlich höher ist, als in dieser<br />

Studie ausgewiesen wird.<br />

«Der volkswirtschaftliche<br />

Nutzen der Unternehmensberatung<br />

ist 10 bis<br />

20 Mal höher als das<br />

Marktvolumen!»<br />

Zum einen gibt es in der Schweiz eine Vielzahl von<br />

selbstständigen und kleinen Unternehmensberatungen,<br />

die in der Studie nur zum Teil erfasst sind, zum<br />

anderen kommen in der Beratung je länger je mehr<br />

interdisziplinäre Spezialistenteams aus anderen<br />

Beratungsbereichen wie IT, HR und Communication<br />

zum Einsatz, die ausserhalb der ICMCI-Kriterien<br />

liegen und somit in der Studie nicht erfasst werden.<br />

Während das ausgewiesene Marktvolumen der Schweiz<br />

etwa 0,3 % des BIP entspricht, weist der Bundesverband<br />

Deutscher Unternehmensberater BDU für<br />

Deutschland ein Marktvolumen 2017 von 31,5 Milliarden<br />

Euro aus, was ca. 0,8 % des BIP ausmacht. Auch<br />

wenn die BDU-Studie lediglich auf einer Online-Befragung<br />

von 500 Beratungsgesellschaften aller Grössenordnungen<br />

basiert, so stellt sich doch die Frage,<br />

ob die erhobenen Schweizer Zahlen nicht wesentlich<br />

zu tief gegriffen sind.<br />

0<br />

2002<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

2017<br />

Quelle: <strong>ASCO</strong>-Marktstudien, Prof. Wohlgemuth<br />

Der volkswirtschaftliche Nutzen der Unternehmensberatung<br />

dürfte allerdings um den Faktor 10 bis 20<br />

höher als das Marktvolumen sein. Dies belegen viele<br />

Projekte im Rahmen der <strong>ASCO</strong>-Awards, deren Return<br />

on Consulting objektiv beurteilt werden konnte. In<br />

dieselbe Richtung deuten die Beispiele in unseren<br />

Gastbeiträgen.<br />

Methodenkritik<br />

Im Unterschied zu anderen europäischen Erhebungen<br />

wird in dieser Studie die Abgrenzung des klassischen<br />

Romano Schalekamp CMC<br />

Geschäftsführer, DEVAS Consulting AG<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 5


GASTBEITRAG<br />

BILDET SICH EINE BUBBLE AM<br />

BERATUNGSMARKT?<br />

Erneut darf sich die Branche gemäss<br />

der jüngsten Marktstudie über ein<br />

anhaltendes, gemessen an der volkswirtschaftlichen<br />

Entwicklung, überdurchschnittliches<br />

Wachstum freuen.<br />

Die Stimmung ist sehr gut, und die<br />

Erwartungen sind auch positiv für <strong>2018</strong>.<br />

Bläht sich hier eine Beraterblase auf,<br />

die demnächst zu platzen droht? Einiges<br />

spricht dagegen.<br />

Beschleunigter Transformationsbedarf<br />

Die schweizerische Wirtschaft unterliegt bekanntermassen<br />

im globalen Wettbewerb einem gewaltigen<br />

Transformationsdruck. Die hohen Lohnkosten zwingen<br />

zu stetiger Innovation, Produktivitätssteigerung und<br />

Anpassung der Wertschöpfungsketten. Digitalisierung<br />

sowie der starke Franken befeuern dies zusätzlich.<br />

Vorbei sind die Zeiten, wo die Managements der Unternehmen<br />

verbreitet der Meinung waren, wichtige<br />

Projekte allein anpacken zu müssen. Die externen<br />

Berater werden heute selbstverständlich als Treiber<br />

verstanden, notwendige Veränderungen schneller<br />

und wirkungsvoller umzusetzen.<br />

Marktreife und hoher Return of Consulting<br />

Die Branche hat sich in den letzten 20 Jahren enorm<br />

entwickelt. Das Marktvolumen hat sich verdoppelt.<br />

Ebenfalls die Zahl der Berater, dies allerdings bei<br />

nur geringfügig mehr Beratungsunternehmen. Somit<br />

wurde ein grosser Erfahrungsschatz in den Firmen<br />

generiert, der eine hohe Zuverlässigkeit in der Erfüllung<br />

der Kundenerwartungen ermöglicht. Gemeinhin<br />

wird beim «Return of Consulting» neben den qualitativen<br />

Nutzen, die i.d.R. vor allem in einem Know-how-<br />

Transfer und Transformationserfolg erblickt werden,<br />

auch ein quantitativer Nutzen geliefert. Je nach Art<br />

des Vorhabens beträgt dieser zum Beispiel durch die<br />

Steigerung von Wachstum und Ertrag auf Jahresbasis<br />

rasch ein grosses Mehrfaches des externen Honorarvolumens.<br />

Wichtiger Talent- und Ressourcen-Pool<br />

Last not least ist die etablierte Beratungsbranche<br />

hochattraktiv für junge Talente. Viele Hochschulabsolventen<br />

sehen im Einstieg in die Unternehmensberatung<br />

einen weiteren wichtigen Ausbildungsschritt.<br />

So findet die Wirtschaft nicht zuletzt bei den Beratern<br />

die dringend fehlenden Ressourcen, sei dies für<br />

wichtige Projekte oder auch konkret für die Besetzung<br />

von Schlüsselpositionen. Insgesamt werden<br />

rund 500 – 600 gut ausgebildete und motivierte jüngere<br />

Professionals der Wirtschaft jährlich zugeführt.<br />

Gemeinhin wird einerseits dieser Nutzeneffekt der<br />

Beratungsbranche unterschätzt. Andererseits wird<br />

dadurch die symbiotische Beziehung zwischen Linienmanagern<br />

und Beratern gefestigt, was wiederum<br />

der Branche zugutekommt.<br />

Vor dem Hintergrund der betrieblichen Notwendigkeiten<br />

sowie der offensichtlich hohen generierten<br />

Nutzen darf die Unternehmensberatung also zuversichtlich<br />

sein, auch weiterhin überdurchschnittlich<br />

und nachhaltig zu wachsen. Voraussetzung hierfür<br />

ist freilich, dass es gelingt, die eigene Innovationsund<br />

Transformationskraft sowie auch die Sozialkompetenz<br />

hochzuhalten und den Kunden weiterhin<br />

allerbeste Qualität zu liefern.<br />

Thomas Bertschinger<br />

Geschäftsleiter, Partner,<br />

Helbling Business Advisors AG<br />

«Dank dem beschleunigten<br />

Transformations bedarf<br />

und dem hohen Nutzen,<br />

den wir generieren, wird<br />

die Branche weiterhin<br />

und nachhaltig wachsen.»<br />

6 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


GASTBEITRAG<br />

UNTERNEHMENSBERATER SCHAFFEN<br />

WERTE FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK UND<br />

GESELLSCHAFT<br />

Die Unternehmensberater sind Teil des<br />

Erfolgsmodells Schweiz. Jährliche<br />

Wachstumsraten im oberen einstelligen<br />

Bereich sind Ausdruck einer gesunden<br />

Branche, die die Bedürfnisse der Kunden<br />

kennt und gleichzeitig attraktiver<br />

Arbeitgeber für Tausende von hochqualifizierten<br />

Talenten ist. Mit einem kumulierten<br />

Umsatz von über CHF 2 Mrd.<br />

leisten die rund 620 Beratungsunternehmen<br />

einen eindrücklichen Beitrag<br />

zum BIP. Die erweiterte Wertschöpfung,<br />

die von der Branche angestossen wird,<br />

erreicht zudem ein Vielfaches davon.<br />

Die Branche der Unternehmensberatung ist genauso<br />

heterogen und vielfältig wie die Gesamtwirtschaft in<br />

der Schweiz. Sei es in der strategischen Beratung, in<br />

der konzeptionellen Begleitung oder der konkreten<br />

Umsetzung von Projekten: die Unternehmensberater<br />

stehen der Privatwirtschaft genauso zur Seite wie<br />

staatsnahen Betrieben, der Verwaltung, NGOs und<br />

weiteren Organisationen. Die Vielfalt an Unternehmen<br />

innerhalb der Unternehmensberater ist ein Spiegel<br />

unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Der Beitrag der<br />

Branche an die Prosperität der Wirtschaft wie auch<br />

an das Funktionieren der Gesellschaft sowie von politischen<br />

Prozessen ist von unschätzbarem Wert, der<br />

jedoch schwierig zu erfassen ist und kaum gewürdigt<br />

wird. Verschiedene Schätzungen gehen in der erweiterten<br />

Wertschöpfung von einem Faktor 10 – 20 des<br />

Branchenumsatzes aus.<br />

Während dem Berufsstand in der Vergangenheit ein<br />

wenig schmeichelhaftes Image anhaftete, schätzen<br />

die Unternehmensberater ihre Aussenwahrnehmung<br />

von Seiten der Öffentlichkeit und der Kunden heute<br />

wieder deutlich positiver ein.<br />

Die Unternehmensberatungsbranche wird als Wegbereiter<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz<br />

anerkannt, ihre Rolle in der Ausbildung junger Hochschulabsolventinnen<br />

und -absolventen ist unbestritten,<br />

und als Treiber von Innovation, technologischer<br />

Entwicklung und digitaler Transformation ist die<br />

Branche eine tragende Säule unseres erfolgreichen<br />

Wirtschaftsstandorts.<br />

Peter Dauwalder<br />

Partner, Head of Markets and Head of<br />

Restructuring, KPMG Schweiz<br />

«Jährliche Wachstumsraten<br />

im oberen einstelligen<br />

Bereich sind Ausdruck<br />

einer gesunden Branche,<br />

die die Bedürfnisse der<br />

Kunden kennt, sich stetig<br />

weiter entwickelt und<br />

gleichzeitig attraktiver<br />

Arbeitgeber für Tausende<br />

von jungen hochqualifizierten<br />

Talenten ist.»<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 7


INTERVIEW<br />

FUTURE OF WORK<br />

Junge Generationen ticken anders als<br />

ältere – eine Binsenwahrheit. Aber was<br />

unterscheidet sie konkret von den Älteren,<br />

was ist ihnen wichtig und wie sehen<br />

sie die Arbeit in Zukunft? Die <strong>ASCO</strong><br />

wollte es wissen und hat mit drei jungen<br />

Consultants gesprochen: Jasmin<br />

Schnider, Jan Greve und Gioele Balmelli.<br />

Der Arbeitsmarkt bietet viele Möglichkeiten. Weshalb<br />

habt ihr euch für die Unternehmensberatung<br />

entschieden?<br />

Jasmin Während des Studiums war ich einige<br />

Zeit im Silicon Valley und habe neue Geschäftsmodelle<br />

und Technologien gesehen. Ich will am<br />

Puls dieser Entwicklung sein und sie mitgestalten.<br />

Jan Die Beratung bietet einem besonders zu<br />

Beginn der Karriere eine grosse Vielfalt. Wo ist<br />

es sonst möglich, innerhalb von kurzer Zeit<br />

mehrere Industrien kennen zu lernen und verschiedenste<br />

Themen mit wechselnden Projektteams<br />

zu bearbeiten?<br />

Gioele Mich hat die Beratung aus zwei Gründen<br />

gereizt: Ich profitiere von hochkompetenten Kollegen<br />

und Führungskräften aus verschiedensten<br />

Unternehmen und entwickle mich persönlich und<br />

beruflich schnell weiter. Mein Beitrag hat direkten<br />

Einfluss auf den Erfolg der Unternehmen und<br />

wie sie auf Herausforderungen vorbereitet sind.<br />

Habt ihr vor dem Einstieg in die Beratung noch andere<br />

Berufserfahrungen gesammelt?<br />

Gioele Ich habe fünf Jahre als Ingenieur, Softwareentwickler<br />

und Projektleiter gearbeitet, bevor<br />

ich bei KPMG im Restructuring angefangen habe.<br />

Jan Abgesehen von Praktika in der Logistik<br />

und Wirtschaftsprüfung habe ich noch keine<br />

Berufserfahrung gesammelt. Nach Abschluss<br />

meines Studiums habe ich direkt bei Deloitte<br />

angefangen.<br />

Jasmin Ich habe während des Studiums im Accounting,<br />

im HR und im Bereich Strategie gearbeitet.<br />

Es war mir wichtig, das BWL-Wissen mit<br />

der Praxis zu kombinieren.<br />

Den Millennials sagt man nach, dass ihnen «blosse»<br />

Arbeit nicht reicht. Sinnhaftigkeit, etwas bewirken<br />

können haben einen hohen Stellenwert. Trifft das für<br />

euch auch zu?<br />

Jan Für mich, ja. Ich bin zum Beispiel Teil einer<br />

internen Initiative von Deloitte, die unsere soziale<br />

Verantwortung stärken möchte. Verdienst und<br />

Karriere sind wichtig, aber das ist zu wenig, wenn<br />

wir nicht gleichzeitig einen Beitrag zur positiven<br />

Entwicklung der Gesellschaft leisten. Dass Deloitte<br />

dies stark fördert, ist ein grosser Antrieb für mich.<br />

Jasmin Sinn und Impact sind für mich zentral.<br />

Ich will hinter dem «Why» der Unternehmung<br />

stehen können. Was Impact bedeutet, hängt von<br />

der persönlichen Meinung und Haltung ab: Muss<br />

man ein Decision Maker sein, um Impact zu haben,<br />

oder hat man den auch als Barista, der einen<br />

am Morgen freundlich anlächelt?<br />

Gioele Sinnhaftigkeit war zentral bei meinem<br />

Entscheid, in der Beratung und insbesondere der<br />

Restrukturierung von Unternehmen zu arbeiten.<br />

Mich motiviert es, Unternehmen weiterzuentwickeln<br />

und in der Krise einen nachhaltigen Turnaround<br />

zu schaffen.<br />

Jasmin Schnider<br />

BearingPoint AG<br />

Was ist denn konkret anders?<br />

Jan Wir Jungen wissen, was wir können, und<br />

sind flexibler als frühere Generationen. Wir fühlen<br />

uns weniger stark gebunden und suchen uns<br />

wohl auch rascher einen neuen Job, wenn wir<br />

keinen tieferen Sinn in der Arbeit sehen oder<br />

die Unternehmenswerte nicht zu uns passen.<br />

Gioele In den meisten Unternehmen sehe ich<br />

noch keine Veränderung, aber es lässt sich ein<br />

Trend zur Verflachung der Organisation erkennen.<br />

Mitarbeiter können mitwirken und -entscheiden.<br />

Sie fühlen sich damit auch direkt für<br />

den Erfolg der gesamten Organisation verantwortlich.<br />

Jasmin Zurzeit sehen wir nur ein isoliertes Bild<br />

unserer Generation: Ich warte auf das Review in<br />

ca. 50 Jahren: Warum war für uns Sinnhaftigkeit<br />

wichtiger als für frühere Generationen? Haben<br />

wir einen grösseren, positiven Footprint hinterlassen<br />

als andere Generationen?<br />

8 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


INTERVIEW<br />

Was erwartet ihr da von den Unternehmen? Mehr<br />

Verantwortung, mehr Freiräume, andere Zusammenarbeitsformen?<br />

Gioele Ich halte alle drei für äusserst wichtig –<br />

und für mich stimmt es im Moment.<br />

Jasmin Das kann ich nicht generell sagen. Wir<br />

dürfen im Consulting nicht vergessen, dass der<br />

Kunde König ist und wir uns seinen Anforderungen<br />

und Wünschen anpassen müssen, wie z.B.<br />

direkt vor Ort zu arbeiten.<br />

Jan Der Druck auf Unternehmen, nachhaltig<br />

und verantwortungsbewusst zu arbeiten, ist<br />

hoch und wird weiter steigen. Zusätzlich erwarten<br />

wir eine deutlich höhere Flexibilität, vor<br />

allem wenn es darum geht, wann und wo wir<br />

arbeiten – schliesslich wird dies auch von uns<br />

erwartet. Die Beratung ist dank ihrer dynamischen<br />

Arbeitsweise jedoch gut aufgestellt.<br />

Etwas bewirken können ist euch wichtig. Das heisst<br />

aber oft schmerzliche Einschnitte für andere, wie<br />

zum Beispiel Arbeitsplatzverlust bei Umstrukturierungen.<br />

Wie passt das zusammen?<br />

Jasmin Wir, und genauso die Unternehmen,<br />

müssen sich konstant weiterentwickeln, damit<br />

wir mit der Digitalisierung mithalten können.<br />

Veränderungen sind für Unternehmen unumgänglich,<br />

auch wenn sie schmerzlich sein können.<br />

Jan Als Berater unterstützen wir bei Veränderungsprozessen.<br />

Wir zeigen Möglichkeiten auf,<br />

am Ende entscheidet aber der Kunde. Viele Unternehmen<br />

investieren inzwischen mehr in die<br />

Mitarbeiterentwicklung, das lohnt sich langfristig<br />

mehr als Entlassungen.<br />

Gioele Ziel jeder Umstrukturierung ist es letztlich,<br />

das Unternehmen effizienter zu machen,<br />

damit es wachsen oder überleben kann. Wenn<br />

Entlassungen notwendig sind, ist es unsere Aufgabe,<br />

dafür zu sorgen, dass sie zu einer besseren<br />

Situation führen.<br />

Was habt ihr aus solchen Erfahrungen über euch<br />

selbst gelernt?<br />

Jasmin Wir müssen mit den Erwartungen und<br />

Ängsten umgehen. Menschen, nicht Technologien<br />

oder Strategien, setzen etwas erfolgreich um<br />

und stiften Nutzen. Ich habe aus solchen Erfahrungen<br />

mitgenommen, dass ich meine Erwartungen<br />

managen und die Probleme aus verschiedenen<br />

Perspektiven analysieren muss.<br />

Jan Bis jetzt habe ich nicht auf einem solchen<br />

Projekt gearbeitet.<br />

Gioele Nichts Besonderes. Wer sich wirklich in<br />

einer schwierigen Situation befindet, ist in der<br />

Regel das Management des Kunden, das für die<br />

Umsetzung der Strategien verantwortlich ist und<br />

die Kollegen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, in<br />

der Regel persönlich kennt.<br />

Gioele Balmelli<br />

KPMG Schweiz<br />

Wie arbeitet ihr im Vergleich zu euren älteren Kollegen?<br />

Gibt es da Unterschiede?<br />

Jan Wir sind technisch meist versierter und<br />

technologisch aufgeschlossener als die Generationen<br />

vor uns. Wir sind dadurch aber auch abhängiger<br />

von Tools und lassen uns eher ablenken.<br />

Jasmin Nach meiner Erfahrung spielt das Alter<br />

weniger eine Rolle. Wir haben vor einem Jahr<br />

eine neue Zusammenarbeitsplattform eingeführt.<br />

Wir haben junge Mitarbeiter, die nutzen sie kaum,<br />

und ältere, die Feuer und Flamme sind. Entscheidend<br />

sind Einstellung und Offenheit – und natürlich<br />

das Training.<br />

Gioele Wahrscheinlich neige ich dazu, mehr<br />

technologische Werkzeuge zu benutzen – vielleicht<br />

sogar, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.<br />

Die Arbeitsweise wird durch den technischen Fortschritt<br />

beeinflusst. Wie sieht die Arbeitsweise der<br />

Zukunft in der Beratung aus?<br />

Jasmin Das ist schwierig ohne «Glaskugel». Ich<br />

erwarte, dass die neuen Technologien unseren<br />

Alltag stark verändern werden. Die spannendere<br />

Frage ist: Welche Tätigkeiten oder welches Business-Model<br />

wird in Zukunft in der Beratung dominieren?<br />

Dies wird unsere Arbeitsweise viel mehr<br />

beeinflussen.<br />

Jan Heute erledigen Mitarbeiter in Niedriglohnländern<br />

viele Arbeiten für uns. Dieser Trend wird<br />

wohl noch eine Weile anhalten. Bald können diese<br />

Aufgaben aber auch maschinell erledigt werden.<br />

Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass<br />

die Kernkompetenz der Beratung wieder stärker<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 9


INTERVIEW<br />

in den Vordergrund rückt: der direkte Kundenkontakt.<br />

Gioele Eine effizientere Kommunikation mit<br />

dem Kunden und im Team wird mehr Arbeit vom<br />

Büro, von zu Hause aus ermöglichen. Die Technologie<br />

macht uns bereits heute viel flexibler. Das<br />

wird sich in Zukunft noch verstärken. Meiner<br />

Meinung nach sollten Beratungsunternehmen<br />

dabei treibende Kräfte sein und sich selber davor<br />

nicht fürchten.<br />

Wie seht ihr die Auswirkungen auf euch persönlich?<br />

Gioele Es gibt mir sicherlich mehr Flexibilität.<br />

Jan Das ist schwierig abzuschätzen. Unserer<br />

Generation ist aber klar, dass wir keinen Job auf<br />

Lebzeit haben, und dass konstante Weiterbildung<br />

ein absolutes Muss ist.<br />

Jasmin Ich gehe davon aus, dass meine heutige<br />

Funktion in drei Jahren nicht mehr dieselbe sein<br />

wird: Braucht es effektiv noch Consultants für<br />

Analysen, Recherchen und Präsentationen oder<br />

wird dies alles automatisiert? Damit ich in Zukunft<br />

noch spannende Tätigkeiten ausüben kann,<br />

ist für mich Agilität, Offenheit für Neues und<br />

konstante Weiterbildung, Verbesserung zentral.<br />

Werdet ihr in Zukunft mehr bewirken können?<br />

Gioele Ja. Ich glaube, es liegt in der Natur jeder<br />

Karriere.<br />

Jan Ja, dem kann ich mich nur anschliessen.<br />

Jasmin Wir befinden uns mitten in einem fundamentalen<br />

Wandel. Ich gehe davon aus, dass viele<br />

Unternehmen auf Berater zurückgreifen werden,<br />

um diesen Wandel erfolgreich zu bewältigen. Dadurch<br />

bietet Consulting – und somit uns persönlich<br />

– viele Chancen, etwas zu bewirken.<br />

Wie seht ihr die Beratung – ist das ein Lebensjob oder<br />

mehr ein Sprungbrett für etwas anderes?<br />

Gioele Schwer zu sagen. Ich bin sicher, dass es<br />

für mich im Moment die beste Erfahrung ist. Und<br />

vielleicht liegt es an uns, die Art und Weise zu<br />

ändern, wie wir Beratung machen, sodass es ein<br />

Job fürs Leben werden kann.<br />

Jan Das kann ich auch noch nicht sagen. Der<br />

Beruf ist nicht immer einfach, aber die Arbeit<br />

gefällt mir sehr. Viele Freunde und Arbeitskollegen<br />

sehen den Job als eine Art dritte Ausbildung,<br />

als Gelegenheit zum Netzwerken und<br />

Sprungbrett zu einem Unternehmen.<br />

Jasmin Die Beratung ist eine gute Möglichkeit,<br />

die Schweizer Wirtschaft zu unterstützen. Sie ist<br />

auch eine Lebensschule – ich kann viel lernen<br />

und mich konstant verbessern. Die Beratung hat<br />

für mich noch viel zu bieten. Gerade in der Transformation,<br />

meinem Bereich, wird es noch einige<br />

spannende Projekte geben.<br />

Hat deine bisherige Berufserfahrung deinen Erwartungen<br />

entsprochen?<br />

Jasmin Ja! Ich habe in den letzten zwei Jahren<br />

viele Branchen gesehen und habe mein Wissen in<br />

vielen Themenbereichen erweitert.<br />

Jan Definitiv! Auch ich konnte mit meinen Projekten<br />

schon einen Einblick in verschiedene Branchen<br />

gewinnen. Dazu lerne ich viel von klugen<br />

Kollegen in einem dynamischen Umfeld und kann<br />

dabei relativ flexibel arbeiten.<br />

Gioele Bis jetzt wurden alle meine Erwartungen<br />

sogar übertroffen.<br />

Jan Greve<br />

Deloitte Schweiz<br />

Eine letzte Frage: Wenn ihr für eure Arbeit einen<br />

Wunsch frei hättet, welcher wäre das?<br />

Jasmin Ich bin kein Mensch, der sich etwas<br />

wünscht. Ich bevorzuge es, durch Taten Veränderungen<br />

und Ziele zu erreichen.<br />

Jan Deloitte bietet mir bereits viel. Ich wünsche<br />

mir aber, mehr auf Projekten im Ausland zu<br />

arbeiten. Die hohen preislichen Unterschiede für<br />

unsere Leistungen zwischen In- und Ausland<br />

machen dies allerdings nicht einfach.<br />

Gioele Ich wünsche mir, dass Beratungsunternehmen<br />

mehr Mut haben, die Digitalisierung im<br />

eigenen Haus voranzutreiben, anstatt nur den<br />

Kunden zu digitalisieren.<br />

10 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

<strong>MARKTSTUDIE</strong><br />

MANAGEMENT<br />

CONSULTING<br />

SCHWEIZ<br />

<strong>2018</strong><br />

Auf einen Blick<br />

Der schweizerische Unternehmensberatungsmarkt<br />

hat 2017 erstmals die Grenze von CHF 2 Milliarden<br />

überschritten, was einer Verdoppelung innert 15<br />

Jahren entspricht. Seine Bedeutung als Wirtschaftsfaktor<br />

in der Schweiz dürfte angesichts der Herausforderungen<br />

der Digitalisierung in den nächsten<br />

Jahren weiter zunehmen.<br />

Fakten zu Unternehmungsberatungs-Branche Schweiz 2017<br />

Merkmale<br />

2002<br />

2012<br />

2016<br />

2017<br />

Veränderung<br />

2002–2017<br />

Veränderung<br />

2016–2017<br />

Marktvolumen Schweiz (Honorarumsatz in CHF Mio.)<br />

1000<br />

1400<br />

1940<br />

2050<br />

+ 105 %<br />

+ 5,7 %<br />

Anzahl Unternehmensberater Schweiz<br />

3000<br />

3830<br />

5760<br />

6180<br />

+ 106 %<br />

+ 7,3 %<br />

Anzahl ¹ Unternehmensberatungs-Firmen Schweiz<br />

585<br />

580<br />

610<br />

620<br />

Honorarumsatz der <strong>ASCO</strong>-Berater total (in CHF Mio.)<br />

360<br />

660<br />

1030<br />

1080<br />

+ 200 %<br />

+ 4,9 %<br />

Von der <strong>ASCO</strong> vertretene Unternehmensberater<br />

1150<br />

2170<br />

3420<br />

3670<br />

+ 219 %<br />

+ 7,3 %<br />

«Marktanteil»: <strong>ASCO</strong>-UB / alle UB (in %)<br />

38<br />

57<br />

59<br />

59<br />

Quelle: André C. Wohlgemuth: unabhängige Marktstudien 2002–2017<br />

(Nur Honorarumsatz im Bereich «klassisches» Management Consulting, der dem Standort Schweiz zurechenbar ist.)<br />

¹Diese Zahl kann nur sehr grob geschätzt bzw. plausibilisiert werden<br />

Der Beratungsmarkt<br />

Das Marktvolumen, d.h. die Summe aller Honorarumsätze,<br />

betrug im Jahr 2017 rund CHF 2‘050 Mio.<br />

(2016: CHF 1‘940 Mio.) und hat damit erstmals die<br />

2-Milliarden-Marke überschritten. Der Gesamtmarkt<br />

ist um 5,7 % gewachsen, was fast punktgenau der<br />

durchschnittlichen Erwartung der Beratungsfirmen<br />

im Frühling 2017 entspricht (5,6 %). Von den 40 grössten<br />

Beratungsfirmen sind 29 gewachsen (2016: 23),<br />

5 haben den Umsatz des Vorjahres gehalten (2016: 5)<br />

und 6 sind geschrumpft (2016: 9).<br />

Für <strong>2018</strong> rechnen die 40 grössten Beratungsfirmen<br />

im Durchschnitt mit einem Branchenwachstum von<br />

6,7 %, ihr eigenes Wachstum schätzen sie mit durchschnittlich<br />

9,7 % (2016: 9.1 %) wiederum deutlich<br />

höher ein. Über die nächsten fünf Jahre (<strong>2018</strong>–2023)<br />

gehen sie im Schnitt von einem jährlichen Wachstum<br />

von 5,2 % (2016: 4,1 %) aus.<br />

Dienstleistungsspektrum<br />

Das Marktvolumen «klassisches» Management<br />

Consulting 2017 teilt sich grob und unverändert in<br />

folgende zwei Hauptbereiche auf:<br />

- Strategy Consulting 29 % (2016: 29 %);<br />

- Operations Management: 71 % (2016: 71 %)<br />

Die Strategieberatung nimmt bei den 40 grössten<br />

Unternehmensberatungsfirmen anteilsmässig wieder<br />

tendenziell zu, bei den kleineren ist dieser Bereich<br />

deutlich höher. <strong>2018</strong> dürfte die Strategieberatung<br />

relativ zum Marktvolumen konstant bleiben.<br />

Die Strategieberatung zielt darauf ab, ein Unternehmen<br />

als Ganzes langfristig zu stärken und zu entwickeln.<br />

Die Beratung in Fragen des operativen Managements<br />

ist näher beim Tagesgeschäft und beinhaltet<br />

i. d. R. die Optimierung von unternehmerischen Prozessen<br />

und Teilfunktionen. «Klassisches» Management<br />

Consulting berücksichtigt den gesamtunternehmerischen<br />

Kontext der einzelnen Aufgabe.<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 11


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Marktvolumen nach Bereich (in Mio. CHF)<br />

1940<br />

563 (29 %)<br />

1377 (71 %)<br />

2016<br />

2050<br />

595 (29 %)<br />

1455 (71 %)<br />

2017<br />

Strategieberatung<br />

Operatives Management,<br />

Operations-Beratung<br />

Quelle: André C. Wohlgemuth, unabhängige Marktstudie 2017/18<br />

Marktanteile in Zahlen<br />

– «Big 20»: ca. 77 % entsprechend CHF 1’580 Mio.<br />

(2016: 77 %/CHF 1’495 Mio.) – gut drei Viertel<br />

des Marktvolumens<br />

– Mittlere (21. – 40.): 10 % entsprechend<br />

CHF 211 Mio. (2016: 10 %/CHF 194 Mio.)<br />

– Kleinere und kleinste Beratungsunternehmen,<br />

inkl. Einzelberater (ca. 580): ca. 13 % entsprechend<br />

CHF 259 Mio. (2016: 13 %/251 Mio.)<br />

2017 war das Wachstum in allen Grössenkategorien<br />

sichtbar, ganz im Gegensatz zum Vorjahr, in dem das<br />

Wachstum der grossen Beratungsunternehmen den<br />

relativen Marktanteil der kleineren und kleinsten<br />

Beratungsunternehmen gesenkt hat. Der Unternehmensberatungs-Anteil<br />

der «Big Four» (Wirtschaftsprüfung)<br />

beträgt zusammen rund 23 % des Marktvolumens<br />

und ist in den letzten Jahren kontinuierlich<br />

gestiegen.<br />

Markteilnehmer und -anteile<br />

Die schweizerische Beratungslandschaft zeichnet<br />

sich durch eine hohe Diversität aus. Eine Schätzung,<br />

gestützt auf verschiedene Plausibilitätstest, ergibt<br />

eine Zahl von rund 620 Unternehmensberatungsfirmen<br />

in der Schweiz. Dominierend sind die «Big 20»,<br />

die 20 grössten Firmen, die in den letzten Jahren<br />

stark gewachsen sind.<br />

Die grössten Beratungshäuser und ihr Umsatz:<br />

– «Big 20»: Ø CHF 79,0 Mio.<br />

(2016: 74,7 Mio.) – deutliches Wachstum<br />

– Mittlere (21. – 40.): Ø CHF 10,6 Mio.<br />

(2016: 9,7 Mio.) – starkes Wachstum<br />

Die grössten Beratungsunternehmen in der Schweiz 2017<br />

Honorarumsatz 2017*<br />

(Mio. CHF)<br />

Management Consulting Firmen 2017<br />

(in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge)<br />

> 31<br />

Synpulse, PricewaterhouseCoopers (Strategy&), Q-Perior, Oliver Wyman, McKinsey & Company, KPMG<br />

Advisory, IBM Global Business Services, Infosys, Ernst & Young, Deloitte Consulting, BCG (The Boston<br />

Consulting Group), BearingPoint, Bain & Company, A.T. Kearney, Accenture<br />

> 10 – 31<br />

ZEB, Simon-Kucher & Partner, Roland Berger Strategy Consultants, Novo Business Consultants, Horvath<br />

& Partner, Helbling Business Advisors, Detecon, Cognizant, Capgemini Consulting, BDO, AWK Group,<br />

App Unternehmensberatung, Alix<br />

ca. 5 – 10<br />

Swisscom Consulting Services, Staufen.Inova, Skyadvisory, SAP Business Consulting, Rexult, Input<br />

Consulting, Implement Consulting Group, hpo, Erni Consulting, DXC, Chapuis Halder, BSG Unternehmensberatung,<br />

Boydak Strategy Consulting, BaXian<br />

* Nur Honorarumsatz im Bereich «klassisches» Management Consulting, der dem Standort Schweiz zurechenbar ist.<br />

Quelle: André C. Wohlgemuth, unabhängige Marktstudie 2017/18<br />

12 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Anzahl und Veränderung Unternehmensberater<br />

(m/w) Schweiz<br />

Die Schweiz beschäftigt total 6‘180 Unternehmensberater<br />

(m/w) im Bereich der «klassischen» Managementberatung,<br />

ein Plus von 7,3 % gegenüber dem Vorjahr<br />

(2016: 5‘760). Der durchschnittliche Frauenanteil<br />

ist mit rund 22 % konstant geblieben (2016: 22 %). Es<br />

gilt die Regel: Je grösser die Beratungsfirma, desto<br />

höher ist der Frauenanteil. Bei den «Big 20» sind es<br />

rund 25 % (2016: 24 %). Einzelne mittlere und kleine<br />

Beratungsfirmen verzeichnen einen überdurchschnittlichen<br />

Frauenanteil von über 30 %.<br />

Zu den Unternehmensberatern hinzu kamen im Jahr<br />

2017 noch rund 650 Vollzeitstellen im Bereich «Back<br />

office»/«Staff» (2016: 640). Der Supportbereich ist<br />

damit wiederum nur marginal gewachsen, sein Anteil<br />

nimmt relativ zur Zahl der Unternehmensberater seit<br />

Jahren deutlich ab. Insgesamt hat die Beratungsbranche<br />

2017 rund 420 und damit deutlich weniger<br />

neue Stellen als 2016 (570) geschaffen.<br />

Die <strong>ASCO</strong> vertritt rund 59 % aller Unternehmensberater<br />

in der Schweiz, was im europäischen Vergleich<br />

überdurchschnittlich hoch ist. 2002 waren beispielsweise<br />

erst 38 % der Unternehmensberater im Verband<br />

organisiert.<br />

Neueinstellung von Beratern (inkl. Hochschulabsolventen)<br />

und Schaffung neuer Stellen <strong>2018</strong><br />

Vor allem bei den grossen Unternehmensberatungsfirmen<br />

herrscht eine rege Rekrutierungstätigkeit –<br />

einerseits, um Abgänge zu ersetzen, anderseits, um<br />

neu geschaffene Stellen zu besetzen. Die Nachfrage<br />

nach Hochschulabsolventen und nach sehr erfahrenen<br />

Unternehmensberatern ist gestiegen.<br />

Die Beratungsunternehmen planen Jahr <strong>2018</strong> die<br />

Neueinstellung von rund 1‘310 Beratern (Vollzeitäquivalent;<br />

2017: 1‘260), davon rund 630 Hochschulabsolventen<br />

(2017: 592). Die Nachfrage nach Hochschulabsolventen<br />

ist damit leicht gestiegen, sie machen mit<br />

48 % fast die Hälfte aller Neueinstellungen aus (2017:<br />

47 %). Sie werden mehrheitlich von den grössten Beratungsfirmen<br />

angestellt.<br />

Über die ganze Branche betrachtet, werden nach<br />

wie vor relativ viele Personen mit Beratungserfahrung<br />

rekrutiert (22 % bis 3 Jahre Beratungserfahrung<br />

und 25 % mit über 3 Jahren Beratungserfahrung). Die<br />

restlichen 5 % betreffen Personen ohne Beratungserfahrung,<br />

aber mit grosser Berufserfahrung (z. B. mit<br />

spezifischem Branchenwissen).<br />

Mit den rund 1‘310 Neueinstellungen (Vollzeitäquivalent),<br />

werden gemäss Planung <strong>2018</strong> rund 530<br />

neue Stellen (2016: 560) in der Unternehmensberatung<br />

geschaffen und besetzt. Die übrigen 780 sind<br />

Ersatz für Abgänge, wobei die Fluktuationsrate gegenüber<br />

2016 leicht gestiegen ist.<br />

Mangel an Talenten<br />

Eine wichtige Frage an die CEOs der 40 grössten<br />

Beratungshäuser: «Konnten die geplanten Neueinstellungen<br />

im Jahr 2016 realisiert werden?» Die<br />

Antwort: 15 × ja, 25 × nein (2016:23/17).<br />

Die Rekrutierung wird oft als sehr anstrengend<br />

und zeitaufwendig beschrieben. Dennoch konnte<br />

mehr als ein Drittel der 40 grössten Unternehmensberatungsfirmen<br />

die geplanten Neueinstellungen<br />

2017 vollständig realisieren. Mehr als der Hälfte der<br />

40 grössten Beratungshäuser gelang dies nicht<br />

vollumfänglich. Die bekannten globalen Strategieberatungsfirmen<br />

konnten ihren Bedarf weitgehend<br />

decken, drei der «Big Four» (Wirtschaftsprüfung)<br />

hingegen nicht. Damit bestätigt sich der Trend der<br />

letzten Jahre, dass sich die Hochschulabsolventen<br />

vermehrt auch für kleinere Unternehmensberatungsfirmen<br />

interessieren (Stichwort «Work Life Balance»).<br />

Die meistgenannten Gründe für die schwierige Rekrutierung<br />

waren: «Grosser Wettbewerb um Talente»<br />

und «Das spezifische Anforderungsprofil wurde nicht<br />

erfüllt».<br />

Branchenaufteilung (in %, gerundet)<br />

2002 2012 2016 2017 Trend <strong>2018</strong>* 2016–2017<br />

Versorgungsbetriebe (Energy / Utilities) 4 5 4 3 -<br />

Chemie 10 5 3 3 +<br />

Pharma [ab 2009 nicht mehr mit Chemie zusammen] 11 15 15 + +<br />

Maschinen- / Anlage- /Fahrzeugbau etc. (Manufacturing) 16 12 15 14 - -<br />

Konsumgüter-Herstellung 8 7 9 10 + +<br />

Detailhandel / Grosshandel (Wholesale & Retail) 5 5 4 4 +<br />

Transport/Infrastruktur/Logistik (Transportation) 3 5 2 3 +<br />

Telecommunication / IT 7 5 2 2<br />

Medien und Unterhaltung (Media/Publish./Entertainm.) 3 2 1 1<br />

Banking (+ banknahe Financial Services) 17 18 24 24 -<br />

Versicherungen (Insurance) 11 12 11 11<br />

Gesundheitswesen (Healthcare) 4 3 2 2 -<br />

Öffentlicher Bereich (Public Sector); National/Regional 9 7 4 4<br />

Non-Profit-Organisationen (NPO) [ab 2009] 1 1 2 +<br />

Übriges ** 3 2 3 2 -<br />

(100) (100) (100) (100)<br />

* Auswertung der Trendaussagen / Prognose der Interviewpartner, <strong>ASCO</strong>-Marktstudie 2017/18<br />

**«Übriges» (2002 nicht vergleichbar) besteht 2012, 2016 und 2017 u.a. aus «Professional Services für Unternehmen» (WP, Anwälte, Beratung, Engineering)<br />

Quelle: André C. Wohlgemuth, unabhängige Marktstudie 2017/18<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 13


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Unternehmensberater-Import/-Export in 2017<br />

in der Schweiz 1 (in CHF Mio.)<br />

260<br />

Export<br />

540<br />

Import<br />

1 Geschätzte Zahlen, die im Gesamt-Honorarvolumen enthalten sind<br />

Quelle: André C. Wohlgemuth, unabhängige Marktstudie 2017/18<br />

Export / Import 2017<br />

Export: ca. CHF 260 Mio. oder ca. 12,7 % des Marktvolumens<br />

(2016: CHF 240 Mio. /ca. 12,5 %;<br />

2015: CHF 300 Mio. /ca. 17 %)<br />

– EU ca. 83 % (2016: 80 %; 2015: 75 %)<br />

– Nicht-EU ca. 20 % (2016: 20 %; 2015: 25 %)<br />

Import: ca. CHF 540 Mio. oder ca. 26 % des Marktvolumens<br />

(2016: CHF 430 Mio./ ca. 22 %; 2015:<br />

CHF 500 Mio./ ca. 28 %)<br />

Sowohl der Export- als auch der Importanteil sind in<br />

der Beratung leicht gestiegen. Der Export / Import-Saldo<br />

ist weiterhin negativ, d. h., es findet insgesamt<br />

mehr Unternehmensberater-Import als Unternehmensberater-Export<br />

statt. Eine grobe Schätzung<br />

ergibt für 2017 einen Saldo von etwas über 10 % des<br />

Marktvolumens. Einen deutlichen Importüberschuss<br />

weisen mehrere grosse, insbesondere die international<br />

und global präsenten Beratungsfirmen auf, die<br />

ausserhalb der Schweiz Niederlassungen haben.<br />

Der Import wird von den Behörden stark gesteuert<br />

und erschwert.<br />

Honoraransätze<br />

Die realisierten Honoraransätze (Tages- und Stundenansätze)<br />

sind im Durchschnitt gegenüber 2016<br />

leicht gesunken. Der durchschnittliche Tagesansatz<br />

beträgt bei den 40 grössten Beratungsfirmen 2017<br />

CHF ca. 2‘500.– (2016 = ca. 2‘500.–; 2012 = 2‘600.–),<br />

allerdings mit sehr grosser situations- und mandatsbezogener<br />

Variabilität. Die offerierten Tagesansätze<br />

weisen gegenüber 2016 unverändert eine<br />

grosse Bandbreite auf. Sie entsprechen mehrheitlich<br />

den Honorierungsempfehlungen der <strong>ASCO</strong>.<br />

Eine Erfolgskomponente bei der Mandatshonorierung<br />

ist in der klassischen Unternehmensberatung in der<br />

Schweiz nach wie vor selten anzutreffen. Nach einer<br />

kontinuierlichen Steigerung von 2009 (3 %) bis 2015<br />

(10 %) war der Anteil 2016 und 2017 mit 7 % des Marktvolumens<br />

wieder wesentlich tiefer. Viele Beratungsfirmen<br />

bieten ihren Klienten diese Möglichkeit. Bei Auftragserteilung<br />

wird meistens eine Honorierung auf<br />

Zeitbasis mit Kostendach oder eine Pauschalhonorierung<br />

nach Projektphasen bevorzugt.<br />

Image<br />

Das Ansehen der Branche in der Öffentlichkeit ist<br />

gemäss den CEO-Einschätzungen erneut etwas<br />

gestiegen. Ausgedrückt mit der Schweizer Schulnotenskala<br />

wird das Image in der Öffentlichkeit von<br />

den Interviewpartnern relativ einheitlich und im<br />

Durchschnitt mit der Note 4,94 bewertet, also mit<br />

weiterhin leicht steigender Tendenz (2016: 4,81;<br />

2015: 4,75; 2012: 4,7; 2006: 4,3 und im sehr speziellen<br />

«Startjahr» der <strong>ASCO</strong>-Marktstudie 2002: 3,3).<br />

Bei den Klienten ist das Image in der Regel deutlich<br />

höher (> 5).<br />

Umsatz pro Unternehmensberater (m/w)<br />

Der durchschnittliche jährliche Umsatz pro Unternehmensberater<br />

ist 2017 (-1,5 %) gegenüber 2016 (-1,8 %)<br />

erneut leicht gesunken. Die Streuung des Umsatzes<br />

pro Beraterfirma ist sehr gross; unter den 40 grössten<br />

ist der höchste Wert über 3 Mal höher als der tiefste<br />

Wert. Die typischen Strategieberatungs-Firmen haben<br />

die höchsten Werte, die typischen «Systemintegratoren»<br />

(inkl. «Big Four») hingegen haben im Durchschnitt<br />

die tieferen Werte.<br />

14 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Die grössten Beratungsunternehmen 2017<br />

und ihre Schwerpunkte (Selbstangabe)<br />

Weitere Schwerpunkte<br />

ICT, «Digitalisierung»,<br />

Technologieberatung<br />

HRM<br />

Marketing und Verkauf<br />

Finanz-/Rechnungswesen<br />

und Controlling (inkl. Risk<br />

Management/etc.)<br />

Organisations- und Prozessoptimierung<br />

(inkl. Einkauf,<br />

Outsourcing etc.)<br />

Strategieberatung<br />

(inkl. M&A-Beratung)<br />

Grössenordnung<br />

A.T. Kearney<br />

Accenture<br />

Alix<br />

APP Unternehmensberatung<br />

AWK Group<br />

Bain & Company<br />

BaXian<br />

BCG<br />

BDO<br />

BearingPoint<br />

Boydak Strategy Consulting<br />

BSG Unternehmensberatung<br />

Capgemini Consulting<br />

Cognizant<br />

Deloitte Consulting<br />

Detecon<br />

DXC<br />

Erni Consulting<br />

Ernst & Young<br />

Helbling Business Advisors<br />

Horvath & Partner<br />

hpo<br />

IBM Global Business Services<br />

Implement Consulting Group<br />

Infosys<br />

Input Consulting<br />

KPMG Advisory<br />

McKinsey & Company<br />

Novo Business Consultants<br />

Oliver Wyman<br />

PricewaterhouseCoopers<br />

Q-Perior<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

SAP Business Consulting<br />

Simon–Kucher & Partner<br />

Skyadvisory<br />

Staufen.Inova<br />

Swisscom Consulting Services<br />

Synpulse<br />

ZEB<br />

× × × ● ● ● ● ●<br />

× × × ● ● ● ● ● ●<br />

× × ● ● ○<br />

× × ● ● ●<br />

× × ● ● ○ ○ ○ ●<br />

× × × ● ● ● ● ●<br />

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× ○ ● ●<br />

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× × ● ● ○ ● ○ ● ○<br />

× × ● ● ● ○ ○ ○<br />

× ● ● ● ● ●<br />

× × × ● ● ● ● ●<br />

× ● ● ○ ● ○ ○<br />

× × × ○ ● ● ● ○ ●<br />

× ● ● ● ○ ○<br />

× × × ● ● ● ○ ○ ●<br />

× × × ● ● ● ● ● ●<br />

× × ● ● ● ●<br />

× × × ● ● ● ● ●<br />

× × × ● ● ○ ○ ○ ● ●<br />

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× ● ● ● ● ● ● ●<br />

× × ● ● ○<br />

× ● ● ●<br />

× ● ● ● ● ● ●<br />

× ● ● ● ●<br />

× × × ○ ● ● ●<br />

× × ● ● ● ● ● ●<br />

● Schwerpunkt × × × UB-Umsatz > 31 Mio. CHF<br />

○ weiteres Angebot × × UB-Umsatz > 10 – 31 Mio. CHF<br />

× UB-Umsatz ~ ca. 5 – 10 Mio. CHF<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 15


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Folgende Beratungsunternehmen haben sich für<br />

ein Interview zur Verfügung gestellt, vier wollen<br />

nicht genannt werden.<br />

A.T.Kearney<br />

Accenture AG<br />

AlixPartners<br />

APP Unternehmensberatung<br />

AWK Group<br />

Bain & Company Switzerland<br />

BCG (The Boston Consulting Group)<br />

BDO<br />

BearingPoint<br />

Boydak Management Consulting<br />

BSG Unternehmensberatung<br />

Capgemini Schweiz AG<br />

Cognizant Business Consulting<br />

Deloitte Consulting AG<br />

Detecon (Schweiz) AG<br />

DXC<br />

Erni Consulting AG<br />

Ernst & Young<br />

Helbling Gruppe/ Helbling Business Advisers AG<br />

Horvath & Partner<br />

hpo AG<br />

IBM Global Business Services<br />

Implement Consulting Group<br />

Infosys Consulting<br />

Input Consulting AG<br />

KPMG Advisory<br />

McKinsey & Company<br />

Novo Business Consultants AG<br />

Oliver Wyman<br />

PricewaterhouseCoopers (inkl. Strategy&)<br />

Q-perior<br />

Roland Berger Strategy Consultants<br />

SAP Business Consulting<br />

Simon-Kucher<br />

Skyadvisory AG<br />

Staufen.Inova<br />

Swisscom Consulting Services<br />

Synpulse<br />

zeb<br />

Folgende Beratungsfirmen und Einzelpersonen<br />

haben die Aussagekraft dieser Studie via<br />

Online-Befragung verstärkt<br />

ADP Analyse Design Planung<br />

agiplan ag<br />

ARCONDIS<br />

at rete ag<br />

BSG<br />

Business & Finance Consulting GmbH<br />

CSP AG<br />

De Zeeuw Mgmnt Consulting GmbH<br />

DEVAS Consulting SA<br />

Dr. Acél & Partner AG<br />

EntwicklungsART GmbH<br />

Expercellence GmbH<br />

Fersch-Management-Consulting<br />

Gerhard Leu AG<br />

Haas ProjektConsulting<br />

Hans Knöpfel AG<br />

Headlights Group AG<br />

ibe institute of business excellence AG<br />

KRM Management Consulting Sagl<br />

Leaders Solutions<br />

MEDIPOLAN AG<br />

Pfyffer Schmid Organisationsentwicklung GmbH<br />

Philip Jung Consulting<br />

pro business consultants GmbH<br />

Pro Mind<br />

QSMA AG<br />

Quantis Information Management AG<br />

Res Publica Consulting<br />

RMW consult AG<br />

Schüepp Consulting<br />

Seestatt Consulting & Interim Management AG<br />

suxeo gmbh<br />

syndeo AG<br />

TSCHAN Management Consulting AG<br />

UBBO Unternehmensberatung Bornhauser<br />

UNITY Schweiz AG<br />

unter dem strich AG - Betriebswirtschaftliche Beratung<br />

Unternehmungsberatung Schütz<br />

16 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


<strong>MARKTSTUDIE</strong> MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ <strong>2018</strong><br />

Autorenschaft<br />

Die <strong>ASCO</strong>-Marktstudie <strong>2018</strong> ist in erster Linie eine<br />

Standortbestimmung des Beratungsmarkts von Profis<br />

für Profis. Sie bietet aber auch der Allgemeinheit<br />

interessante Einblicke in die Grösse und Bedeutung<br />

dieses Wirtschaftszweigs, der normalerweise wenig<br />

im Rampenlicht steht.<br />

Diese Studie entstand im Auftrag der <strong>ASCO</strong> (Association<br />

of Management Consultants Switzerland) unter<br />

der Co-Projektleitung von Prof. Dr. André Wohlgemuth<br />

CMC, Titularprofessor der Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Fakultät an der Universität Zürich und<br />

Autor der Studie, sowie Romano Schalekamp CMC,<br />

DEVAS Consulting AG, der zudem die gleichzeitige<br />

Online-Befragung, vor allem von kleinen Unternehmensberatern,<br />

verantwortete.<br />

Studienbeirat<br />

– Thomas Bertschinger CMC, Helbling Gruppe,<br />

Partner & Geschäftsleiter Helbling Business<br />

Advisors, Zürich<br />

– Peter Dauwalder, KPMG AG, Partner<br />

– Björnar Jensen, Partner, Deloitte Consulting AG<br />

– Thomas D. Meyer, Accenture AG, Country<br />

Managing Director Schweiz Accenture<br />

– Marcel Nickler CMC,<br />

Partner & Verwaltungsratspräsident<br />

Methode<br />

Kernpunkt der <strong>ASCO</strong>-Marktstudie sind 44 ausführliche<br />

und vertrauliche Interviews des Autors mit den<br />

Verantwortlichen (CEOs) der grössten Beratungsunternehmen<br />

in der Schweiz im März <strong>2018</strong>. Dies entspricht<br />

mit einer Abdeckung von rund 90 % des<br />

Marktvolumens annähernd einer Vollerhebung. Die<br />

gewonnenen Daten und Erkenntnisse wurden angereichert<br />

mit Material aus Desk Research und eigenen<br />

Quellen (inkl. diverse Plausibilitätstests) des Autors.<br />

Für die Schweiz ist dies seit Jahren die einzige so<br />

umfassend durchgeführte, unabhängige Marktstudie.<br />

Sie ist repräsentativ für das «klassische» Management<br />

Consulting. Die von den Beratungsunternehmen<br />

zur Verfügung gestellten Daten werden entsprechend<br />

der vom Autor abgegebenen Vertraulichkeits-Erklärung<br />

nur in aggregierter Form weitergegeben und<br />

veröffentlicht.<br />

Definition des Untersuchungsgegenstands<br />

Das «klassische» Management Consulting wird gemäss<br />

ICMCI (International Council of Management<br />

Consulting Institutes) wie folgt definiert: «Aktive<br />

unabhängige Unternehmensberater bieten öffentlich<br />

und gegen Entgelt unabhängigen Rat und Unterstützung<br />

über den Managementprozess für ihre Klienten<br />

mit Managementfunktionen in privaten Unternehmen,<br />

Non-Profit-Organisationen sowie öffentlichen<br />

Verwaltungen und Institutionen. Typischerweise<br />

umfasst dies Aktivitäten wie die Suche und Identifizierung<br />

von Problemen, die Entwicklung von Problemlösungen,<br />

die Empfehlung von angemessenen<br />

Massnahmen sowie die Unterstützung bei der Umsetzung<br />

der Empfehlungen; immer unter einer ganzheitlichen<br />

Betrachtungsweise.»<br />

Dies umfasst sowohl Strategieberatung wie konzeptionelle<br />

und operative Unterstützung (also auch die<br />

Optimierung von Abläufen). Ausgeschlossen wurden<br />

z.B. Executive Search, Werbeberatung, reine Outsourcing-Dienstleistungen<br />

und der Anteil ICT-Beratung,<br />

der kein gesamtunternehmerisches Verständnis verlangt<br />

(z.B. reine Parametrisierung bei SAP-Projekten).<br />

So wurden u.a. bei den typischen Systemintegratoren<br />

die Honorarumsätze im persönlichen Gespräch mit<br />

dem Verantwortlichen entsprechend angepasst (dabei<br />

teilweise Analyse bis auf Mandatsebene). In diesen<br />

Fällen bedeutet dies natürlich, dass der Gesamtumsatz<br />

dieser Firmen deutlich grösser sein kann als der<br />

Betrag, der in die <strong>ASCO</strong>-Marktstudie eingeflossen ist.<br />

«Beratungsunternehmen» und «Beratungsfirmen»;<br />

«Unternehmensberatung » und «Management<br />

Consulting» werden synonym verwendet.<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 17


GASTBEITRAG<br />

MANAGEMENT CONSULTING SCHWEIZ –<br />

NACHHALTIGES WACHSTUM ERFORDERT<br />

NEUE KOLLABORATIONSMODELLE<br />

Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam<br />

voran und verändert das Ökosystem<br />

des Erfolgs – für Berater wie<br />

für Kunden.<br />

Das Marktforschungshaus IDC rechnet damit, dass<br />

sich die weltweit pro Jahr erzeugte Datenmenge<br />

zwischen 2016 und 2025 von 16,1 auf 163 Billionen<br />

Gigabyte verzehnfachen wird. Aus diesem schnell<br />

expandierenden Universum aus Daten werden immer<br />

wieder neue Gelegenheiten zur Wertschöpfung entstehen.<br />

Welche das sein werden, können wir heute<br />

noch nicht absehen. Aber so viel steht fest: wenn wir<br />

diese Gelegenheiten als Berater für unsere Kunden<br />

erkennen und nutzen wollen, dann wird das nur unter<br />

starkem Einsatz von Technologie möglich sein.<br />

Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein<br />

erheblicher Teil der Daten von Maschinen produziert<br />

werden wird (Internet of Things).<br />

Zur Analyse der riesigen Datenmengen (Big Data) sind<br />

technisch fortgeschrittene Auswertungsinstrumente<br />

nötig (Advanced Analytics), die mit Hilfe Künstlicher<br />

Intelligenz Ergebnisse produzieren, und zwar sehr<br />

schnell und weitgehend automatisiert. Die Maschinen<br />

werden dabei auch Aufgaben übernehmen, die in der<br />

Vergangenheit zur Domäne der Berater gehört haben.<br />

Beratungsunternehmen werden sich in diesem<br />

Umfeld durchaus behaupten können, wenn sie in<br />

der Lage sind, ihr tiefes Verständnis des Kundengeschäfts<br />

auf wirksame Weise mit relevanten technischen<br />

Instrumenten und Methoden (IP-basierte Assets)<br />

zu verbinden.<br />

«Die Digitalisierung des<br />

Beratungsgeschäfts bringt<br />

eine Beschleunigung,<br />

Komplexität und Unvorher<br />

sehbarkeit mit sich,<br />

die mit etablierten Teamstrukturen<br />

nicht mehr<br />

abzubilden ist.»<br />

zu ermöglichen, ist ein flexibles Ökosystem von Talenten<br />

und Technologien erforderlich, das nicht nur<br />

die eigenen Ressourcen, sondern auch solche von<br />

Partnern und Kunden umfasst. Berater und Kunden<br />

stehen gleichermassen unter Erneuerungsdruck und<br />

müssen zunehmend gemeinsam durch das Meer der<br />

unbegrenzten digitalen Möglichkeiten navigieren, um<br />

sich schnell genug auf unbekannte Gewässer einstellen<br />

zu können. Vor diesem Hintergrund erwarte ich<br />

auch, dass sich die Zahl der gemeinsam mit Kunden<br />

im Rahmen von Projekten gegründeten Unternehmen<br />

erhöhen wird (Client Ventures).<br />

Das kollaborative Verhältnis zu Kunden wird sich auch<br />

auf das Honorarmodell auswirken. Der «Zeit gegen<br />

Geld»-Ansatz wird Stück für Stück dem gemeinsam<br />

geschaffenen Mehrwert als Massstab weichen müssen.<br />

Zugleich wird dort, wo Maschinen einen Teil der<br />

Arbeit übernehmen können, der Preisdruck erheblich<br />

steigen.<br />

Trotz oder gerade wegen all dieser Herausforderungen<br />

ist mein Ausblick für die Beraterbranche optimistisch.<br />

Wir werden für die anstehenden Transformationen<br />

gebraucht, aber wir werden in einer weiterhin wettbewerbsintensiven<br />

Branche unseren Mehrwert tagtäglich<br />

unter Beweis stellen müssen. In der Schweiz ist<br />

man darauf nach meiner Überzeugung gut vorbereitet.<br />

Marcel Nickler<br />

Partner und Präsident des Verwaltungsrats,<br />

BearingPoint AG<br />

Die Digitalisierung des Beratungsgeschäfts bringt<br />

darüber hinaus eine Beschleunigung, Komplexität<br />

und Unvorhersehbarkeit mit sich, die mit etablierten<br />

Teamstrukturen nicht mehr abzubilden ist. Um eine<br />

schnelle Anpassung an das volatile Geschäftsumfeld<br />

18 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


GASTBEITRAG<br />

TECHNOLOGISCHE HARMONIE FÜR<br />

DAS UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT<br />

Der Dirigent Kurt Masur stellte einmal<br />

fest, dass ein Orchester voller Stars<br />

noch lange nicht zu einem ausgewogenen<br />

Klang führe. Im modernen Unternehmen<br />

haben sich die digitalen Technologien<br />

in den letzten Jahren zu<br />

eigentlichen Stars entwickelt. Diese<br />

müssen aber aufeinander abgestimmt<br />

werden, sonst herrscht im Unternehmen<br />

Ineffizienz statt Harmonie.<br />

Die Beratung kann dabei die Rolle<br />

des Dirigenten übernehmen.<br />

Unternehmen setzen oft Technologien zu wenig holistisch<br />

ein; sie vernachlässigen die Durchlässigkeit der<br />

Daten oder die Etablierung effizienter Schnittstellen.<br />

An diesem Zustand sind Beratungsunternehmen nicht<br />

immer ganz unschuldig: Sie wollen ihre Kunden rasch<br />

und effizient bei spezifischen Herausforderungen unterstützen<br />

und sorgen dabei zu wenig für die Etablierung<br />

gesamtheitlicher Lösungen. Aber auch die Unternehmen<br />

sind für diesen Zustand verantwortlich, wenn<br />

sie beispielsweise einen Chief Digital Officer einsetzen,<br />

dieser aber nicht die nötigen Kompetenzen erhält und<br />

so am Ende wieder Silolösungen entstehen.<br />

Während viele Chief Digital Officers von den Möglichkeiten<br />

der Blockchain-Technologie schwärmen, überlegen<br />

wir bereits, wo in Zukunft mögliche Disruptionen<br />

herkommen könnten. So beobachten wir zum<br />

Beispiel Iota: Diese Technologie erfasst Transaktionen<br />

in einem gerichteten azyklischen Graphen, wodurch<br />

die Transaktionskosten verringert werden und<br />

eine bessere Skalierbarkeit als bei Blockchain erreicht<br />

werden soll. Und während alle Welt von AI<br />

spricht – hinter der sich aber meist nur grosse Rechenleistung<br />

und kein originelles Denken verbirgt –,<br />

beobachten wir bereits die Versuche von Mindfire und<br />

anderen Organisationen, die mit neuen Ansätzen sogenannte<br />

«human-level AI» entwickeln wollen.<br />

«Die Beratung übernimmt<br />

immer mehr die Rolle des<br />

Dirigenten und sorgt dafür,<br />

dass im Unternehmen<br />

Technologien aufeinander<br />

abgestimmt werden.»<br />

In unserer Königsdisziplin sorgen wir Berater dafür,<br />

die besten Technologien einzusetzen, die auch in<br />

Zukunft funktionieren und dass die Technologien im<br />

Einklang agieren und unsere Kunden befähigt werden,<br />

echten und nachhaltigen Mehrwert zu generieren.<br />

Die Beratungsbranche hat auf diese Entwicklung mit<br />

eigenen Initiativen reagiert: In ihren Ökosystemen<br />

haben Beratungsfirmen ausgewählte Technologiepartner<br />

an sich gebunden, stellen deren Lösungen in<br />

individuell abgestimmten Paketen zusammen und<br />

verkaufen diese dann an die Kunden.<br />

Interessante neue Kooperationen werden eingegangen.<br />

So arbeitet zum Beispiel Deloitte mit dem Hightech-Automobilunternehmen<br />

McLaren zusammen.<br />

Die daraus entwickelten datengesteuerten Geschäftsanwendungen<br />

basieren zum einen auf der von McLaren<br />

entwickelten und in der hart umkämpften Welt<br />

des Motorsports bewährten Sensor- und Simulationstechnologie<br />

und zum anderen auf Deloittes digitalen<br />

und analytischen Erfahrungen bei der Durchführung<br />

grosser globaler Beratungsprojekte. Dank der Partnerschaft<br />

können wir die Kluft zwischen der physischen<br />

und der digitalen Welt überbrücken und dem<br />

Internet of Things eine völlig neue Dimension geben.<br />

Bjørnar Jensen<br />

Managing Partner Consulting, Deloitte Schweiz<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 19


GASTBEITRAG<br />

DIGITALISIERUNG - SCHLAGWORT<br />

ODER ECHTER MEHRWERT<br />

Hype oder Hope, die Digitalisierung ist<br />

in aller Munde, doch sind die Digitalinitiativen,<br />

die heute bald jeder CxO im<br />

Jahresbericht publiziert, substanziell<br />

mehr als die nächste Welle an Automatisierungs-<br />

und Rationalisierungsmassnahmen?<br />

Hat sich über die letzten<br />

Jahre ein Hype entwickelt analog zur<br />

e-Commerce-Blase oder entstehen in<br />

der Schweiz jetzt greifbare Geschäftsmodelle<br />

auf Basis der Digitalisierung?<br />

Fakt ist, dass jene Firmen, die die Digitalisierung<br />

verschlafen haben, auch finanziell zu den Hinterbänklern<br />

gehören. Basierend auf der soeben erschienenen<br />

Swiss Top500 Studie von Accenture in Zusammenarbeit<br />

mit dem KoF und der Handelszeitung<br />

schlagen sich erhöhte Investments in die Digitalisierung<br />

von 1 %, mit einer Bruttomargenverbesserung<br />

von 1.5 % nieder. Das gilt jedoch nur für jene Firmen,<br />

die pro Mitarbeiter überdurchschnittlich investieren.<br />

Die weitere Analyse deckt auf, dass der Zusatznutzen<br />

von Investitionen nach Erreichen eines «Sweet<br />

Spots» abnimmt, also jene Firmen, die am meisten in<br />

die Digitalisierung pro Mitarbeiter investieren, den<br />

Grenznutzen überschritten haben. Diese Tatsache<br />

suggeriert, dass es notwendig ist, überdurchschnittlich<br />

in die Digitalisierung zu investieren, aber weitere<br />

Faktoren eine Rolle spielen, um den Effekt in<br />

nachhaltige Geschäfts resultate umzusetzen. Die<br />

Studie hat dabei vier wesentliche Merkmale identifiziert:<br />

Die strategische Ausrichtung, die Adoption der<br />

neuen Informationstechnologien, die Verfügbarkeit<br />

der notwendigen Fähigkeiten im Unternehmen sowie<br />

die aktive Teilnahme am Ökosystem. Insbesondere<br />

zeigt die Studie auf, dass Top-Performer weniger in<br />

nach-innen gerichtete Ziele als in nach-aussen gerichtete<br />

Ziele investieren und dort insbesondere in<br />

neue Geschäftsmodelle.<br />

Drivers of Digitization<br />

Q. Which goals do you pursue with your digital investments?<br />

(% of respondents indicating «yes»; response «yes/no»)<br />

●<br />

●<br />

Others<br />

Top Performers<br />

Outward-focused goals<br />

Inward-focused goals<br />

New business models<br />

35<br />

49 +14 %<br />

In-house process integration<br />

71<br />

73<br />

-2 %<br />

Increase flexibility to the market<br />

51<br />

56<br />

+5 %<br />

Reduce personnel cost<br />

40<br />

45<br />

-5 %<br />

Increase customer knowledge<br />

46<br />

62<br />

+16 %<br />

Increase in-house efficiency<br />

77<br />

85<br />

-8 %<br />

Decrease time-to-market<br />

26<br />

29<br />

+3 %<br />

Attract best young talent<br />

21<br />

43<br />

+22 %<br />

Motivating working tasks<br />

37<br />

53<br />

+16 %<br />

Source: Accenture Research on KOF (ETH Zurich)/Chair of Work and Organizational Psychology (ETH Zurich)/School of Applied Psychology (FHNW) digitalization survey<br />

conducted in Sept. 2016. Top performers are companies that outperform 90 % of their industry peers in gross profit per capita in 2015, N=47; Others N=469.<br />

20 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


GASTBEITRAG<br />

Doch wie manifestieren sich solche digitalen Geschäftsmodelle<br />

in der Schweiz im Jahre <strong>2018</strong>?<br />

Zentral an digitalen Geschäftsmodellen sind softwarebasierte<br />

Plattformen, die Marktteilnehmer verknüpfen<br />

und mit daten- und analysebasierten Dienstleistungen<br />

einen Mehrwert generieren. Einige Beispiele<br />

finden wir davon bereits in der Schweiz. So<br />

entwickelt derzeit ein Schweizer Pharmahersteller in<br />

Zusammenarbeit mit Accenture neue Geschäftsmodelle<br />

zur aktiven Einbindung von Patienten in deren<br />

Genesungsprozess. Dabei will der Konzern am Genesungserfolg<br />

in der Zukunft gemessen werden und<br />

nicht am Medikamentenabsatz<br />

«Schweizer Digitalisierungschampions<br />

investieren, auch mit<br />

Hilfe von Accenture,<br />

markt- und kundennah<br />

und erhöhen damit<br />

ihre Margen»<br />

Plattformen und einer umfassenden smarten Datenanalyse.<br />

Die Leader expandieren gleichzeitig Top- und<br />

Bottomline und gehen dabei innovative Wege.<br />

Matthias Hégelé<br />

Managing Director,<br />

Lead Accenture Strategy Schweiz<br />

Zum integrierten Mobilitätsplattformanbieter entwickelt<br />

sich die SBB, die ihren Kunden einen einfachen<br />

individuellen Tür-zu-Tür-Service anbietet. Das kürzlich<br />

lancierte Angebot «Green Class» ist eine erste<br />

Umsetzung der Idee und inkludiert das Bahn-Generalabonnement,<br />

einen BMW i3, Car- und Bikesharingsowie<br />

Taxileistungen. Ebenfalls sind die kürzlich getätigten<br />

Akquisitionen des Pestizid- und Saatgutherstellers<br />

Syngenta der Digitalfirmen Farmshots und<br />

Strider Nachweis der Umsetzung ihrer Digitalstrategie.<br />

Syngenta setzt dabei auf Digitale Farm Management-Plattformen<br />

und Digitale Agronomie, um den<br />

Bauern zu unterstützen, mit weniger Ressourceneinsatz<br />

mehr Ertrag zu generieren. Auch hier ist das<br />

Zusammenspiel von Daten aus unterschiedlichen<br />

Quellen wie Satelliten, Traktoren, Sensoren und<br />

nutzpflanzenspezifischen Algorithmen der Schlüssel<br />

zum Erfolg: ein neues Geschäftsmodell, das dem<br />

Kunden den Ertrag garantiert und daran gemessen<br />

wird. Es steht nicht mehr das Chemieprodukt im<br />

Vordergrund, sondern der nachhaltige Nutzen für die<br />

Anwender.<br />

Der Mehrwert der Digitalisierung zeigt sich also immer<br />

dort, wo durch neue Geschäftsmodelle echte Probleme<br />

angegangen werden, im Zusammenspiel mit<br />

Partnern und durch die Unterstützung von technischen<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 21


PARTNER UND SPONSOREN<br />

DIE <strong>ASCO</strong> DANKT ALLEN SPONSOREN<br />

UND PARTNERN FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG<br />

Studienleitung, Redaktionsund<br />

Produktionsteam<br />

ARCOM Unternehmensberatung<br />

Universität Zürich<br />

DEVAS Consulting AG<br />

Kooperationspartner<br />

BFS Bundesamt für Statistik<br />

economiesuisse<br />

Sponsoren Marktstudie<br />

Accenture AG<br />

BearingPoint<br />

Deloitte Consulting AG<br />

Helbling Unternehmensgruppe<br />

KPMG AG<br />

22 Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong>


KONTAKT UND IMPRESSUM<br />

Kontakt<br />

Association of Management Consultants Switzerland<br />

Stockerstrasse 44<br />

8002 Zürich<br />

Telefon: +41 43 343 94 80<br />

Telefax: +41 43 343 94 81<br />

office@asco.ch<br />

www.asco.ch<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Association of Management Consultants Switzerland, <strong>ASCO</strong><br />

Co-Projektleiter der Studie<br />

Dr. André C. Wohlgemuth CMC, Titularprofessor der<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät,<br />

Universität Zürich, Autor der Studie<br />

Romano Schalekamp CMC, DEVAS Consulting AG<br />

Redaktion<br />

Peter Gysel, Peter Gysel Consulting GmbH<br />

Gestaltung und Realisierung<br />

TGG Hafen Senn Stieger<br />

Marktstudie Management Consulting Schweiz <strong>2018</strong> 23


®<br />

Association of Management Consultants Switzerland<br />

Berufsverband Schweizer Unternehmensberater<br />

Association professionnelle des conseillers d‘entreprise<br />

Associazione professionale dei consulenti aziendali

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