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5. Alternativer Drogen- und Suchtbericht

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Arbeit, Beschäftigung <strong>und</strong> Qualifikation für Konsument_innen illegaler <strong>Drogen</strong><br />

ten Träger zur Öffnung der Maßnahmen für andere, besser vermittelbare Zielgruppen<br />

gezwungen haben.<br />

Ethische Fragen<br />

Die von finanziellen Zwängen diktierte Orientierung an geförderten Maßnahmen<br />

kann durchaus mit ethischen Leitlinien der <strong>Drogen</strong>hilfe kollidieren. Macht man sich<br />

nicht zum Erfüllungsgehilfen eines repressiven Systems, das Fördern gegenüber Fordern<br />

in den Hintergr<strong>und</strong> schiebt? Und führt die Teilnahme an speziellen Maßnahmen<br />

für drogenkranke Menschen nicht zu einer Ghettoisierung <strong>und</strong> verhindert die Integration<br />

in die Gesellschaft noch weiter oder verstärkt Vorurteile in der Bevölkerung?<br />

Dies kann nur durch eine sorgfältige Reflexion des eigenen Handelns <strong>und</strong> eine intensive<br />

fachlich f<strong>und</strong>ierte Kommunikation vermieden werden. Unsere Erfahrung mit den<br />

lokalen Jobcentern zeigt, dass Sanktionen wegen fehlender Mitwirkung der arbeitssuchenden<br />

Menschen nicht ausgesprochen werden, wenn wir über die Folgen von<br />

Abhängigkeitserkrankungen hinweisen <strong>und</strong> zum Beispiel darlegen, dass ein Rückfall<br />

krankheitsbedingt ist <strong>und</strong> nicht auf fehlenden Willen zur Integration hinweist.<br />

Lösungsansätze<br />

Wie sollte nun ein System zur Unterstützung der Integration von abhängigkeitserkrankten<br />

Menschen in die Arbeitswelt aussehen? Beginnen möchte ich mit der Frage,<br />

wie finanzielle Anreize für die Teilnahme aussehen müssten. Eigentlich ist dies sehr<br />

einfach zu beantworten, es müsste einerseits eine Besserstellung gegenüber den reinen<br />

Sozialleistungen erfolgen, die andererseits niedriger als die Entlohnung auf dem<br />

Arbeitsmarkt ist, um Anreize für den Wechsel zu bieten. Leider ist dies in Zeiten<br />

von Niedriglöhnen für einfache Tätigkeiten <strong>und</strong> zahlreichen „Aufstockern“, die trotz<br />

einer regulären Beschäftigung zusätzlich Hilfe zum Lebensunterhalt benötigen, nicht<br />

immer realisierbar. Die Lösung dieser Problematik liegt allerdings außerhalb des Einflussbereiches<br />

von Trägern der <strong>Drogen</strong>hilfe. So bieten die manchmal als ausbeuterisch<br />

verrufenen Ein-Euro-Jobs ein Nettoeinkommen, das für Alleinstehende mit einer wöchentlichen<br />

Arbeitszeit von 30 St<strong>und</strong>en im Niedriglohnsektor kaum zu erreichen ist.<br />

Noch ein Begriff, der zumindest in der Arbeitsverwaltung ein schlechtes Image<br />

genießt, ist die Maßnahmekette, also eine Folge von mehreren aufeinander folgenden<br />

Teilnahmen an geförderten Arbeits- <strong>und</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten. Die mit Suchtkrankheit<br />

<strong>und</strong> Langzeitarbeitslosigkeit verb<strong>und</strong>enen Einschränkungen der Arbeitsfähigkeit<br />

richten sich leider nicht an den Vorgaben des SGB II aus, sondern können individuell<br />

sehr unterschiedlich sein. Mangels anderer Möglichkeiten ist es daher sinnvoll,<br />

im Bedarfsfall verschiedene Maßnahmen aneinanderzureihen, auch wenn dies nicht<br />

unbedingt der eigentlichen Zielsetzung dieser Angebote entspricht. Hier ist eine gewisse<br />

Kreativität bei Antragstellungen gefordert, die übrigens auf der Ebene der Berater_<br />

innen in den Jobcentern oft augenzwinkernd akzeptiert wird. Sinnvoller wäre es freilich,<br />

Maßnahmen offener zu gestalten, um an den Ressourcen der Teilnehmer_innen<br />

orientiert Teilnahmedauer <strong>und</strong> Betreuungsintensität bedarfsgerecht anpassen zu können.<br />

Solche Projekte sollten auch genderspezifische Aspekte beinhalten. Psychosoziale<br />

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