2007 - Universal Edition
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37<br />
ZUKUNFTSMUSIK<br />
Ist Neue Musik<br />
„ e r l e b n i s “ -<br />
gesellschafts-<br />
fähig?<br />
Zugegeben, eine etwas provokante<br />
Frage, wo es doch um die Kunst<br />
geht. Und nur um die Kunst! –<br />
Oder? Tatsache aber ist, dass diese<br />
Kunst auch ein Publikum braucht,<br />
um ihr Anliegen zu vermitteln.<br />
Dabei stößt sie seit etwa den<br />
1990er Jahren auf unsere sogenannte<br />
Erlebnisgesellschaft, deren<br />
Orientierung nicht mehr rein auf<br />
das physische Überleben, sondern<br />
vor allem auf das Schöne bzw. das<br />
positiv Empfundene ausgerichtet<br />
ist. Nun ist Schönheit ein sehr subjektives<br />
Attribut – ein Heavy Metal<br />
Fan wird sich kaum an der CD-<br />
Sammlung eines Klassik-Liebhabers<br />
erfreuen können und umgekehrt<br />
– das dem Individuum Unmengen<br />
an Möglichkeiten eröffnet.<br />
Was jedoch nicht heißt, dass<br />
der Einzelne sich völlig unabhängig<br />
von etwaigen Gruppen bewegt. Im<br />
Gegenteil – laut Soziologen bildet<br />
sich der individuelle Stil aus der bewussten<br />
Überschneidung mit den<br />
Vorlieben / Abneigungen anderer<br />
Menschen und der in Teilen bewussten<br />
Abweichung davon.<br />
Hält dieser Trend an, so scheint die<br />
Individualität gegenüber der Konformität<br />
in der Erlebnisgesellschaft<br />
auf dem Vormarsch. Ein Phänomen,<br />
das bezogen auf die Neue<br />
Musik – die trotz bekannter Ausgangselemente<br />
wie Klänge, Rhythmen<br />
etc. bewusst keine ‘massentaugliche’<br />
Kunst ist – eindeutige<br />
Parallelen aufweist und sie somit<br />
gesellschaftsfähiger denn je<br />
macht. Möglicherweise bestätigt<br />
sich in dieser Entwicklung sogar<br />
die Vorreiterrolle der Neuen Musik<br />
bzw. der Kunst allgemein!<br />
Murray Schafer Divan/Shams/Tabris<br />
zukunftsmusik<br />
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