BRIC oder was? Anhaltendes Wachstum der ... - Goldman Sachs

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6 TITEL PHILIP HOLZER ERFOLGSGESCHICHTE DERIVATIVE WERTPAPIERE Insbesondere Fondsanbieter, Versicherungen oder Anlegerschutzverbände argumentieren oftmals dafür, strengere gesetzliche Vorschriften aufzustellen bzw. die Regulierungsbestimmungen für Fonds auf andere Finanzmarktprodukte zu erweitern. So wurden solche Forderungen auch wiederholt im Rahmen des Fachgesprächs zu Zertifikaten beim Bündnis 90/Die Grünen thematisiert. Bei den laufenden Diskussionen darf allerdings nicht vergessen werden, dass bereits das geltende Wertpapier- und Handelsgesetz komplementäre Schutzmechanismen für die Anlegerschaft vorsieht und die Umsetzung der im April 2004 verabschiedeten Richtlinie des Europäischen Parlaments im Bereich der Märkte für Finanzinstrumente (Markets in Financial Instruments Directive, MiFID) ins deutsche Recht den Anlegerschutz weiter stärkt. In der Anlageberatung eröffnet sich für die Kunden die Chance, mehr Qualität bei verbesserter Kostentrans parenz zu bekommen. Selbstverpflichtung der Emittenten statt gesetzlicher Überregulierung Die Auswirkungen der MiFID auf den Derivatemarkt sind insgesamt zu begrüßen, doch darf nicht vergessen werden, dass die wesentlichen Maximen in Deutschland bereits von den verschiedenen Marktakteuren ohne regulatorische Auflagen geliefert werden. So wurde im Derivategeschäft an den deutschen Börsen bereits vor Jahren die sogenannte „Best-Price“-Garantie eingeführt. Auch der zweite Kernbereich – Offenlegung der Vertriebsprovisionierung – wird gerade von den vielen Emittenten begrüßt, die bereits seit einiger Zeit angeboten haben, Informationen darzulegen. Die Umsetzung der MiFID wird die Offenlegungspflicht zu diesen Gebühren noch deutlicher in den Vordergrund rücken und vom Vertrieb die Veröffentlichung der Provisionen verlangen. Für den Kunden entsteht mehr Kosten transparenz, die nun auch durch den Hinweis auf Vertriebsentgelte in den Verkaufsprospekten unterstützt wird. Solche Stimmen sind nicht einzigartig für den deutschen Markt. Auch in der Schweiz gibt es seit einiger Zeit eine vergleichbare Debatte. Bereits seit einigen Jahren und insbesondere seit der Öffnung der elektronischen Handelsplattform Quotematch im November vergangenen Jahres präsentiert sich die Schweiz neben Deutschland als wichtiger Derivatemarkt. So unterliegen nach Schätzungen der Schweizer Nationalbank derzeit 150 Mrd. Schweizer Franken den an der SWX notierten strukturierten Anlageprodukten. Auch in der Schweiz konnte beobachtet werden, wie die Eidgenössische Bankenkommission den Versuch unternahm, strukturierte Anlageprodukte dem Anlagefondsgesetz zu unterstellen. In jedem jungen Markt können solche Versuche leicht die Gefahr der unnötigen Überregulierung mit sich bringen. Insbesondere durch die Bemühungen der Emittenten, sich selbst zu gewissen Standards und Praktiken zu verpflichten und mit der Schaffung von zwei wichtigen Interessenverbänden, die mit diesem primären Ziel einhergegangen ist, dem bereits erwähnten Derivate- Forum und dem Deutschen Derivate-Institut (DDI), besteht in Deutschland die Möglichkeit, einer strengen Regulierungsdichte vorzubeugen. Denn damit sich das bisherige Wachstum weiter fortsetzt, benötigt der deutsche Standort für Derivate ein hohes Maß an Transparenz, die das Vertrauen der breiten Anlegerschaft auch künftig sichert. Neben der Veröffentlichung von Börsen umsätzen und Produkten gehören hierzu auch verlässliche Daten zu den ausstehenden Anlagevolumina und fundierte Wachstumszahlen. Einheitliche Standards erhöhen Vergleichbarkeit So stellen die Mitglieder des Derivate-Forums bereits seit einem Jahr ihre Daten zur Verfügung, um Anlegern, Emittenten und Aufsichtsbehörden ein umfassendes Bild zum Volumen des Marktes zu ermöglichen. Gleichzeitig haben die einheitlichen Begrifflichkeiten in der Namensgebung, die Risikoklassifizierung von verfügbaren Derivaten sowie die Einführung des Value-at-Risk als Risiko maß entscheidend zur Transparenz des Marktes beigetragen, sodass eine gesetzliche Regulierung über die Selbstverpflichtung der Emittenten hinaus nicht notwendig sein muss. Wichtiger ist aber noch, dass Kunden und auch Berater verbesserte Möglichkeiten zur Beurteilung und zum Vergleich der Produkte und Emittenten bekommen. In einer Studie des DDI wurde deutlich, dass nur ein Drittel der Anlageberater überhaupt auf Zertifikate hinweist. Umgekehrt kennen sich zwei Drittel der Berater offenbar mit Zertifikaten gar nicht aus. Der Vertrieb steckt in einem Lernprozess: Wenn die Berater mehr über Zertifikate wissen, können sie ihre Kunden auch ausführlicher über diese Produktkategorie aufklären. Der erste Schritt, um deutschen Anlegern das Mysterium „Zertifikate“ zugänglich zu machen, ist daher, die Hemmschwelle der Anlageberater und Vermögensverwalter zu senken. Hier konnten durch die Emittentenverbände bereits erste Erfolge erzielt werden. In diesem Zusammenhang fällt das Stichwort Risikoklassifizierung: Hier braucht es einheitliche Definitionen, denn allzu häufig werden KnowHow 12/2006
für gleiche Produkte höchst unterschiedliche Risikostufen verwendet. Die Ursache liegt darin, dass es sehr aufwendig ist, Produkte in Risikoklassen einzustufen. Viele Banken stufen daher Zertifikate fremder Emittenten in die höchste Risikoklasse ein, denn damit ersparen sie sich den Analyseaufwand. Ein weiterer Schritt wurde mit dem Ausweis des Value-at-Risk getan, wodurch der Anleger nun über eine einheitliche, objektiv ermittelte und vergleichbare Kennzahl für die Risikoeinschätzung seiner Investments in Derivaten verfügt. Des weiteren wurde das Angebot an Kundenmagazinen, Newsletters und Internetauftritten konsequent ausgebaut, die die Aufklärung und Beratung bei Zertifikaten unterstützen. Zusätzlich bieten immer mehr Emittenten kostenfreie Seminare speziell für den Vertrieb an, um Neuheiten aus den Bereichen Anleihen und Zertifikate sowie deren besondere Charakteristika vorzustellen. Dabei wird der optimale Einsatz in Abhängigkeit von der jeweiligen Marktsituation und den Besonderheiten der verschiedenen Basiswerte erörtert. Zertifikate bedeuten Demokratisierung der professionellen Geldanlage Der Vergleich mit anderen Anlagekategorien zeigt, dass Derivate und besonders Zertifikate im besonderen Maße von der Suche der Anlegerschaft nach neuen Möglichkeiten profitiert haben, denn im Grunde sind Zertifikate die Demokratisierung der professionellen Geldanlage: Sie machen Anleger zum eigenen Hedge - fonds-Manager, wenn sie es wollen. Während Zertifikate in der Rangliste der Deutschen heute noch hinter den traditionellen Anlagekategorien wie Sparbuch, Immobilien oder Lebensversicherung stehen, werden sie zukünftig verstärkt als Alternative fungieren können. Bereits heute nutzen Anleger Zertifikate gezielt als Aktienersatzprodukt und schwenken zu Bonusstrukturen auf Daimler, Siemens oder andere Börsenwerte um. Es wird auch nicht überraschen, dass die transparenten und kostengünstigen Strukturen von Anlegern verstärkt im Hinblick auf die Altersvorsorge betrachtet werden. Emittenten haben bereits mit entsprechenden Produkten auf diesen Trend reagiert und bieten Sparpläne oder Vermögensbildungsprodukte an. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Anlagekate gorie Immobilien ab. Aufgrund der Innovationskraft der Emittenten steht der steigenden Nachfrage demnach ein ebenso steigendes Angebot gegen über. Je- doch muss dabei darauf geachtet werden, dass Anleger den Überblick behalten können. An dieser Stelle sind vor allem die Emittenten gefragt. KnowHow 12/2006 ➔ Kurz vorgestellt: Derivate Forum e.V. TITEL Weil der „Nutzen des Marktes für derivative Wertpapiere für Privatanleger einerseits und für den Finanzplatz Deutschland andererseits“ noch immer unterschätzt werde, gründeten führende Wertpapier emittenten im September 2004 das Derivate Forum e.V. Die acht Mitgliedsbanken des Forums sind Deutsche Bank, Dresdner Bank, DZ Bank, HypoVereinsbank, Goldman Sachs, Sal. Oppenheim, WestLB und BNP Parisbas. Vor allem im Interesse der Privatanleger wollen die Wertpapieremittenten für mehr Transparenz bei derivativen Anlageprodukten sorgen. Das „Strategic Board“ des Derivate-Forums, das aus Repräsentanten der beteiligten acht Banken besteht, hat bei seiner konstituierenden Sitzung eine Selbstregulierung durch einen Derivate-Kodex angeregt, in dem die Best Practices der Branche verankert werden sollten. Ein „Wettbewerb der Ideen“ solle an die Stelle eines „Wettbewerbs der Regularien“ treten. Um Anlegern die Orientierung auf dem stark wachsenden Markt derivativer Wertpapiere zu erleichtern, soll zum einen die Vergleichbarkeit von Anlageprodukten und Risikoklassen verbessert werden. Zum anderen sollen den Anlegern Kennzahlen zur Risikomessung an die Hand gegeben werden. In Zusammenarbeit mit der European Business School (ebs) hat das Derivate-Forum die Kennziffer „Value-at-Risk“ (VaR) bezogen auf derivative Wertpapiere entwickelt. Diese Kennziffer wird zweimal im Monat für die Wertpapiere der Mitgliedsbanken des Derivate-Forums ermittelt. Zur Berechnung des Valueat-Risk wird eine Reihe von Risikokomponenten herangezogen, darunter das Kursrisiko des Basiswerts, die Veränderung der impliziten Volatilität des Basiswerts, die Veränderung des Zinsniveaus und gegebenenfalls die Entwicklung des Wechselkurses bei in Fremdwährung notierenden Basiswerten. Außerdem werden in die Berechnung der Zeitwert effekt und das Emit - tentenrisiko miteinbezogen. Weitere Informationen sind auf der Website des Derivate- Forums verfügbar: www.derivate-forum.de 7
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