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Sucht und Drogen - Miss Handicap

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<strong>Sucht</strong> <strong>und</strong> <strong>Drogen</strong><br />

men zukönnen. In unserer Leistungsgesellschaft<br />

ist es schwierig,<br />

mit einschränkenden Faktoren,<br />

wie etwa einer Behinderung,<br />

umzugehen. Für Menschen, die<br />

aufgr<strong>und</strong> einer fortschreitenden<br />

Krankheit oder Sehbehinderung<br />

in einer Lebenskrise stecken,<br />

haben wir alle grosses Verständnis.<br />

Auch verschreiben heute<br />

Hausärzte relativ leicht beruhigende<br />

Medikamente, Tranquilizer<br />

oder Schlaftabletten. Die<br />

Medikamente machen allerdings<br />

rasch körperlich <strong>und</strong> seelisch<br />

abhängig.<br />

So gesehen müsste es unter den<br />

Sehbehinderten eigentlich eher<br />

mehr süchtige Personen geben<br />

als im Rest der Gesellschaft. Das<br />

ist aber meines Erachtens nicht<br />

so. Eine direkte Korrelation zwischen<br />

Sehbehinderung <strong>und</strong> <strong>Sucht</strong><br />

gibt es von mir aus gesehen nicht.<br />

Roland Peterli: Es gibt natürlich<br />

die Erblindung in Folge einer<br />

<strong>Sucht</strong>. Etwa durch Alkoholmissbrauch<br />

oder eine Methanolvergiftung.<br />

Ebenso gibt es Leute, bei<br />

denen eine Sehbehinderung auftritt,<br />

nachdem sie bereits mitten<br />

in einer <strong>Sucht</strong> stecken.<br />

der Weg: Wie gehen Sie auf der<br />

Beratungsstelle mit solchen Leuten<br />

um? Welche Erfahrungen<br />

haben Sie gemacht?<br />

Roland Peterli: Wenn eine Behinderung<br />

auftritt, ist esein einschneidendes<br />

Ereignis. Die Leute<br />

finden kaum die Kraft, sich auch<br />

noch aus ihrer <strong>Sucht</strong> zubefreien.<br />

Benzodiazepine, die oft zur Beruhigung verschrieben<br />

werden, können schon nach kurzer<br />

Zeit <strong>und</strong> tiefer Dosierung eine körperliche<br />

Abhängigkeit auslösen.<br />

(Foto: flickr.com Weissstier)<br />

Wir müssen die <strong>Sucht</strong> akzeptieren <strong>und</strong> versuchen,<br />

die Situation zu stabilisieren, etwa die Schulden zu<br />

sanieren <strong>und</strong> die Wohnsituation zu sichern. In der<br />

Regel arbeiten wir mit andern Stellen zusammen,<br />

wie <strong>Drogen</strong>fachstellen, Vorm<strong>und</strong>schaftsbehörden<br />

<strong>und</strong> Sozialdiensten.<br />

In 28 Jahren habe ich Fälle erlebt, indenen ein<br />

<strong>Sucht</strong>problem zusätzlich zueiner Sehbehinderung<br />

vorhanden war. Essind jedoch nicht viele. Oft haben<br />

diese Leute, die ihre <strong>Sucht</strong> bereits vor der Behinderung<br />

hatten, neue Taktiken im Umgang mit der<br />

<strong>Sucht</strong> entwickelt.<br />

Martin Wegmann: Die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

gegenüber Sehbehinderten ist viel grösser als die<br />

gegenüber Süchtigen.<br />

Bei Menschen, die sehbehindert sind <strong>und</strong> in eine<br />

<strong>Sucht</strong> gleiten, kann es durchaus sein, dass die <strong>Sucht</strong><br />

von aussen lange nicht bemerkt wird, weil man die<br />

Betroffenen primär als Sehbehinderte wahrnimmt.<br />

der Weg: Gibt es also ein Tabu, das auf <strong>Sucht</strong> <strong>und</strong><br />

Sehbehinderung liegt? �<br />

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