Nordis-Magazin 2/2018
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Tatort: Krimi-Wanderreise | Radwandern auf Åland | Eyjafjallajökull | Königsweg übers Filefjell | Outdoor College | Morakniv | Finnisches Radio-Sinfonie-Orchester<br />
Das Nordeuropa-<strong>Magazin</strong><br />
März/April 2/18 · 24. Jhrg.<br />
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K 13714 · ISSN 0946-1116<br />
nordis.de · skandinavien.de<br />
titelgeSCHiCHte<br />
SCHWeDen<br />
Auf alten Pilgerpfaden durch Dalsland<br />
DänemArK<br />
Wandererlebnisse im Nationalpark<br />
Mols Bjerge<br />
finnlAnD<br />
Vappu: So feiern die Finnen den 1. Mai<br />
FAHRRADSpezial<br />
haupTSache<br />
ouTdoor<br />
Zu fuß und per rad<br />
unterwegs in skandinavien
LAURA SANTANEN<br />
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2 <strong>Nordis</strong>
EDITORIAL<br />
stefanie becker<br />
chefredaktion nordis<br />
liebe leserin,<br />
lieber leser,<br />
Are you looking for a once<br />
in a lifetime experience?<br />
<strong>2018</strong> wird ein spannendes Jahr für die skandinavischen Fußballnationen.<br />
Gleich drei der nordischen Länder haben sich für die diesjährige<br />
Weltmeisterschaft in Russland qualifi ziert. Neben Schweden<br />
und Dänemark ist Island erstmalig mit von der Partie. Die<br />
Inselmannschaft beeindruckte die Zuschauer bereits während der<br />
letzten EM mit ihrem spielerischem Ehrgeiz und ungewöhnlichem<br />
Fanaufgebot. Unser Nordsport-Kolumnist Michael Ruhnke nimmt<br />
das Fußball-Phänomen »Island« für Sie noch einmal genauer unter<br />
die Lupe.<br />
Abseits des grünen Rasens sind wir in dieser Ausgabe vor allem in<br />
der freien Natur unterwegs. Ob entlang alter Pilger- und Wanderwege,<br />
unterwegs im dänischen Djursland, auf krimiliterarischer<br />
Spurensuche zwischen Großstadt und Schären, auf isländischen<br />
Vulkanen und Gletschern oder auf den Åland-Inseln: Wir erkunden<br />
den Norden diesmal zu Fuß oder per Rad.<br />
Wen dabei der sportliche Ehrgeiz packt, der ist vielleicht auf einem<br />
der nordischen Radrennen genau richtig? Zwei Klassiker, die Vätternrundan<br />
und den Nordsjørittet, stellen wir Ihnen in unserem<br />
Fahrrad-Spezial näher vor.<br />
Außerdem haben wir für Sie noch zwei kulturelle Höhepunkte im<br />
fi nnischen Frühling mit im Heft. In Helsinki wird am 1. Mai traditionell<br />
»Vappu« gefeiert und die Stadt verwandelt sich in ein fröhliches<br />
Straßenfest mit Partys, Picknicks und Paraden, ein lohnenswertes<br />
Erlebnis, wie Sie in der Reportage von Rasso Knoller<br />
erfahren werden. Weniger weit reisen müssen Sie dagegen, wenn<br />
Sie das fi nnische Radio-Sinfonieorchester einmal live erleben<br />
möchten. Zum 90. Jubiläum geht das Orchester auf große Europa-<br />
Tour und macht im März auch in Deutschland Station. <strong>Nordis</strong>-<br />
Autor Michael Kube hat den Chefdirigenten Hannu Lintu zum Interview<br />
getroffen.<br />
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6<br />
Unterwegs auf alten Pfaden<br />
Was in Nordspanien Santiago de Compostela ist, das war der<br />
Nidarosdom in Trondheim für die Nordländer: ein beliebtes Pilgerziel.<br />
Eine mögliche Route zum dort aufgebahrten Schrein Olav des<br />
Heiligen führte vom Westufer des Vänern mitten durch Dalsland –<br />
und kann heute wieder begangen werden.<br />
24<br />
Aktivurlaub in Djursland<br />
Der Nationalpark Mols Bjerge gehört zu<br />
Dänemarks schönsten Wanderregionen –<br />
und die Halbinsel Djursland in Ostjütland<br />
zu den schönsten Ferienregionen für Aktive<br />
und Familien.<br />
28<br />
Tatort Skandinavien<br />
Acht Tage, drei Großstädte und einige Abstecher in die<br />
schwedische Natur. Per Bus, Zug, Fähre und größtenteils auf<br />
Schusters Rappen folgen wir skandinavischen Krimi-Bestsellerautoren<br />
zu den Schauplätzen ihrer fiktiven Verbrechen.<br />
34<br />
FahrradSpezial: Zwischen Genussurlaub<br />
und sportlicher Höchstleistung<br />
Das Fahrrad ist das ideale Verkehrsmittel, um in der abwechslungsreichen<br />
Natur der Ålandinseln auf Erkundungstour zu gehen. Andernorts,<br />
bei Radrennen am Vättern oder entlang der norwegischen<br />
Küste, tritt man mit sportlichem Ehrgeiz in die Pedale.<br />
48<br />
Gletscher<br />
trifft Vulkan<br />
Seit seinem Ausbruch ist der<br />
Name Eyjafjallajökull überall<br />
bekannt. Doch was machen<br />
Gletscher und Vulkan heute?<br />
Und wie sieht es rund um<br />
den Krater aus? Eine Gruppe<br />
Wanderer machte sich<br />
auf die Suche.<br />
60<br />
Neues Bauen in Schweden<br />
Hammarby Sjöstad, eine neue Wohnsiedlung am Rande<br />
der Stockholmer Innenstadt, lockt Besucher aus der ganzen<br />
Welt an. Allerdings keine Touristen auf Sightseeingtour,<br />
sondern Architekten und Stadtplaner, die sich von neuen<br />
Baukonzepten inspirieren lassen wollen.<br />
52<br />
Königsweg durchs Fjell<br />
Hohe Gipfel und tiefe Täler trennen das Fjordland vom Gudbrandsdal<br />
ab. Der Weg zwischen Oslo und Bergen wurde vor gut<br />
zwei Jahrhunderten für Reisende geebnet. Die historische Verbindung<br />
hat man nun für Wanderer und Radfahrer wiederbelebt.<br />
70<br />
Konzertreise<br />
nach Europa<br />
Das Finnische Radio-Sinfonie-<br />
Orchester feiert in dieser<br />
Saison nicht nur seinen 90.<br />
Geburtstag, sondern geht<br />
auch auf große Europa-Tournee.<br />
Nur wenige Stunden<br />
vor dem Konzert zum 100.<br />
Finnischen Nationalfeiertag<br />
stand Chefdirigent Hannu<br />
Lintu Rede und Antwort.<br />
4 <strong>Nordis</strong>
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
6 Titelgeschichte<br />
Zur Quelle des Heiligen Nils<br />
Auf dem Pilgerweg durch Dalsland<br />
14 Reiseservice<br />
Leserreise Fjord Line<br />
reise<br />
20 Die Mütze auf dem Kopf und das Sektglas in der Hand<br />
»Hauskaa vappua« – einen schönen 1. Mai<br />
24 Ein Nationalpark als Garten<br />
Aktivurlaub an der dänischen Ostsee<br />
28 Hochspannung im Hochsommer<br />
Eine literarische Wanderreise zu den »Tatorten« beliebter Skandinavien-Krimis<br />
fahrradspezial<br />
34 Zwischen den Welten<br />
Die Ålandinseln zwischen Schweden und Finnland<br />
38 Die Vätternrundan<br />
Herausforderung und Mythos<br />
40 Zwischen Wadenkrämpfen und Glücksgefühlen<br />
<strong>Nordis</strong> tritt beim Nordsjørittet in die Pedale<br />
42 »Glædelig påske«<br />
Dänische Ostertraditionen mit Gækkebrev, Schnaps und Senfeiern<br />
oUtdoor<br />
44 Neue Outdoorprodukte<br />
46 Noch ganz dicht?<br />
Outdoorpraxis: Wasserdichte Ausrüstung<br />
48 Eis & Heiß<br />
Wandern zwischen Gletschern und Vulkanen<br />
52 Auf dem Königsweg über das Filefjell<br />
Norwegens erste Ost-West-Verbindung<br />
58 Mehr als Mathe und Englisch<br />
Besuch im Outdoor College im norwegischen Sirdal<br />
reportage<br />
60 Neues Bauen braucht das Land<br />
Hammarby Sjöstad<br />
highländer<br />
aktiv. reisen.<br />
Norwegen<br />
Schweden<br />
Finnland<br />
Baltikum<br />
Irland<br />
England<br />
Schottland<br />
nordeuropa Aktuell<br />
62 Kolumne/Suzannes Wortreich<br />
64 Fünf Fragen an …<br />
Peter Naderman, Medienexperte und Spielfilmproduzent<br />
wirtschaft<br />
66 Schwedens scharfe Klingen<br />
Made in Sweden: Morakniv<br />
68 Wirtschaftsnews<br />
nordsport<br />
69 »Hu! – Hu! – Hu!!!«<br />
Island erobert die Fußballwelt<br />
kUltur & Leben<br />
70 »Diese Konzertreise ist völlig verrückt«<br />
Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester auf Europa-Tournee<br />
72 Bildung auf die Barrikade!<br />
Interview mit Thomas Steinfeld und Per Svensson<br />
74 Kulturszene: Romane, CDs, Sachbücher, DVDs<br />
76 TV-Vorschau<br />
77 Veranstaltungen<br />
78 Kulturszene<br />
79 Leserforum/Rætsel<br />
80 Zeitzeichen: 200. Geburtstag von Aasmund Olavsson Vinje<br />
82 Vorschau/Impressum<br />
Titelfoto:<br />
© Adobe Stock | scharfsinn86<br />
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Reise<br />
Auf dem Pilgerweg durch Dalsland<br />
Zur Quelle<br />
des Heiligen Nils<br />
Der Pilgrimsleden verläuft vor<br />
allem auf einsamen Waldwegen<br />
und wenig befahrenen<br />
Schotterstraßen.<br />
6 <strong>Nordis</strong>
Pilgern – das war früher wichtig fürs Seelenheil. Was für die Menschen in der Mitte und<br />
im Süden Europas Santiago de Compostela mit dem Grab des Apostels Jakobus war,<br />
war der Nidarosdom im heutigen Trondheim für die Nordländer. 500 Jahre lang – von<br />
der Mitte des 11. Jahrhunderts bis etwa 1550 – war das imposante Gotteshaus mit dem<br />
Schrein Olafs des Heiligen – der als König Olav Haraldson 1030 in der Schlacht bei<br />
Stiklestad gefallen war – das Ziel der beschwerlichen Reise. Eine der Pilgerrouten führte<br />
vom Westufer des Vänern mitten durch Dalsland – und kann heute wieder begangen werden.<br />
TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />
<strong>Nordis</strong> 7
REISE<br />
der Pilgrimsleden ist<br />
bestens ausgeschildert.<br />
Man folgt blauen wegweisern<br />
...<br />
egal ob man pilgert oder »nur« wandert.<br />
Die Seele dankt's einem auch<br />
heute noch. Schließlich kommt der<br />
Geist zur Ruhe und der Körper zum Einsatz.<br />
Noch dazu in einer solch hügeligen<br />
und dünn besiedelten Ecke wie dem schwedischen<br />
Dalsland, durch das der »Pilgrimsleden«<br />
führt. Das Santiago de Compostela<br />
Nordeuropas heißt Nidaros – »und dorthin<br />
führen eine ganze Reihe von Pilgerwegen«,<br />
sagt die Gastronomin Kerstin Söderlund,<br />
»und einer eben auch vor meiner Haustüre<br />
vorbei«. Olavsleden heißen diese Pfade im<br />
Gegensatz zum südlichen Pendant, das<br />
nicht nach dem norwegischen König Olav<br />
Haraldson benannt ist, sondern nach dem<br />
Apostel Jakobus.<br />
Kerstin Söderlund sitzt am Tisch mit einem<br />
Kaffee und einer Kanelbulle in der Hand.<br />
Sie betreibt nicht nur das Hotel und Café<br />
Upperud 9:9 – einst ein Getreidesilo –, sondern<br />
kennt sich auch mit dem Pilgrimsleden<br />
aus. Schließlich war sie als Projektleiterin<br />
mit dafür verantwortlich, dass die an<br />
ihrem Hotel vorbeiführende historische<br />
Verbindung wiederbelebt wurde. Die Pilgerwege<br />
wurden, wie sie erzählt, nur selten<br />
freiwillig begangen. »Die Pilgerwanderung<br />
war meist eine Strafe und hatte das Ziel, im<br />
Dom im heutigen Trondheim eine Pilgermarke<br />
zu bekommen«, erzählt sie. Buße<br />
Schritt für Schritt sozusagen. Doch ab Mitte<br />
des 16. Jahrhunderts wuchs Gras über die<br />
Wege, auf denen über Jahrhunderte hinweg<br />
die Gläubigen unterwegs gewesen waren.<br />
»Schweden wurde unter König Gustav I.<br />
Wasa reformiert, die alten Klöster wurden<br />
zerstört und das Pilgern verboten«, sagt<br />
Kerstin. In der Landschaft stoße man jedoch<br />
immer noch auf jahrhundertealte Erinnerungen.<br />
»Namen wie kors oder munk<br />
zeugen von diesem Teil der Geschichte«,<br />
ergänzt die Schwedin.<br />
das wasser der<br />
seen ist trinkbar.<br />
WO SIND DIE PUNKTE?<br />
Rund 15 Kilogramm habe ich auf dem Rücken,<br />
als ich mich am Morgen von Kerstin<br />
und Upperud 9:9 verabschiede. Mit von der<br />
Partie ist an diesem Tag Gaby, die in Dalsland<br />
wohnt und schon Teile des Wegs begangen<br />
hat. »Die Strecke ist gut ausgeschildert«, hatte<br />
Kerstin uns noch mit auf den Weg gegeben.<br />
Nur an einer Stelle sollten wir genauer<br />
schauen ... Ist aber erst einmal nicht notwendig.<br />
Der Abzweig ein paar Hundert Meter<br />
nördlich der Unterkunft von der kleinen Asphaltstraße<br />
hinein in den Wald ist bestens<br />
ausgeschildert. Und dann sind da noch die<br />
regelmäßig angebrachten orangefarbenen<br />
Punkte an Bäumen und Felsen, die für die<br />
kommenden zwei Tage mein Begleiter sein<br />
werden.<br />
Schnell verschwindet das Sträßlein zischen<br />
den Bäumen, auch von den wenigen rotweißen<br />
Häuschen der kleinen Siedlung ganz<br />
in der Nähe des berühmten Aquädukts von<br />
Håverud ist bald nichts mehr zu sehen. Dafür<br />
laufen wir jetzt durch ein Wäldchen mit<br />
knorrigen Kiefern. In feuchten Senken rascheln<br />
die Blätter der Birken im Wind, auf<br />
... oder den<br />
orangefarbenen<br />
Markierungen<br />
an den bäumen.<br />
dalsland ist alles andere als flach. an<br />
einigen stellen genießt man einen<br />
tollen blick über wälder und seen.<br />
8 <strong>Nordis</strong>
Willkommene Abkühlung in<br />
einem der vielen Seen, die man<br />
auf der Wanderung streift.<br />
Morgendlicher<br />
Blick aus dem<br />
Zelt.<br />
den Felsen krallen sich die Wurzeln von Kiefern<br />
in die Gesteinsritzen. Und dort, wo<br />
selbst das nicht mehr geht, bietet sich ein<br />
toller Blick auf die waldbestandenen Hügel,<br />
auf einige Seen – und sogar einen Steinbruch.<br />
»Hier wird reiner und heller Quarzit<br />
gewonnen«, erzählt mir meine ortskundige<br />
Begleiterin.<br />
»Genauer schauen.« An diese Worte erinnere<br />
ich mich, als wir nach dem Abstieg von<br />
einem Hügel nach einer orangefarbenen<br />
Markierung suchen. Erst einmal vergeblich.<br />
Der Fußweg hinein in den Wald verliert sich<br />
zwischen Bäumen und Moos. Karte und<br />
Kompass geben ganz klar die Richtung vor.<br />
Doch die Peilung führt hinein ins Unterholz.<br />
Also wieder zurück zur Weggabelung. Genauer<br />
schauen. Tatsächlich haben wir einen<br />
Abzweig übersehen – und den nächsten<br />
orangefarbenen Punkt. Wie etliche Wanderer<br />
vor uns, die den Irrweg noch deutlicher<br />
in den weichen Untergrund gestapft haben.<br />
Freiheit am See<br />
Doch das sollte der einzige Verhauer der<br />
Tour werden. Die verläuft herrlich unspektakulär<br />
durch eine abwechslungsreiche Landschaft<br />
– meist auf kleinen Pfaden, selten auf<br />
geschotterten Waldwegen. Bald erreichen<br />
wir einen herrlich an einem See gelegenen<br />
Rastplatz, wo man auch prima in einer Hütte<br />
übernachten konnte. Dafür ist es jedoch<br />
deutlich zu früh. Doch die Mittagspause –<br />
die kann man gut hier einlegen, zumal das<br />
Kaffeewasser direkt aus dem See geholt wird.<br />
Längst sind wir dem Rhythmus unserer<br />
Schritte erlegen, die Gedanken schweifen<br />
über die Wipfel hinweg in den Himmel und<br />
wieder zurück auf die Erde, die von einer<br />
immer niedriger stehenden Sonne beleuchtet<br />
wird. Am Nordende des Djup-Sees ist ein<br />
Übernachtungsplatz mit Unterstand in der<br />
Karte eingezeichnet. Das würde prima passen,<br />
habe ich doch die Hälfte der insgesamt<br />
40 Kilometer langen Strecke nach Edsle skog<br />
hinter mir. Hier in Högelund ist auch die Stelle,<br />
wo Gaby sich in Richtung eines richtigen<br />
Betts verabschieden wird, während ich mich<br />
auf eine Nacht in der Natur freue. Doch es<br />
bleibt ein Rätsel, warum der Rastplatz am<br />
Hang aufgebaut wurde – ein ganzes Stück<br />
entfernt von Frischwasser.<br />
»Du wirst sicher ein schönes Plätzchen finden«,<br />
sagt Gaby zum Abschied, bevor ich<br />
von dem Sträßlein zu einem abgelegenen<br />
Gehöft bei Högelund abbiege und wieder in<br />
den Wald eintauche. Gerade einmal zwei Kilometer<br />
entfernt ist in der Karte verheißungsvoll<br />
ein Gewässer eingezeichnet. Bald steige<br />
ich an Felsen vorbei einen steilen Abhang<br />
hinunter und stehe in einer Art Canyon, dessen<br />
Grund von Wasser bedeckt ist: der Rumpesjön.<br />
Ein wildromantischer Anblick, der<br />
allerdings mit dem Nachteil verbunden ist,<br />
dass kein vernünftiger Platz für ein Zelt zu<br />
entdecken ist. Und hier unten gibt es weder<br />
Abend- noch Morgensonne. Also weiter –<br />
zuerst steil hinauf und dann leicht abfallend<br />
zum nächsten See. Am Holevattnet endet<br />
meine Tagesetappe direkt am Ufer. Für mein<br />
kleines und leichtes Zelt finde ich mit etwas<br />
Mühe einen Platz im Wald direkt am Ufer.<br />
Nicht ideal, aber ebene und trockene Flächen<br />
sind rar: Wo es flach ist, ist es feucht,<br />
und wo es trocken ist, ist der Boden uneben<br />
und mit Bäumen gespickt.<br />
Doch es passt. Das Zelt ist schnell aufgestellt.<br />
Und nach einem erfrischenden Bad rauscht<br />
der Kocher. Tütennahrung hat den unschätzbaren<br />
Vorteil, rasch fertig zu sein. Und dreckiges<br />
Geschirr, das man hinterher spülen<br />
müsste (Stichwort: Tomatensoße und kaltes<br />
Wasser), gibt es auch nicht. Schmecken tut<br />
es außerdem – noch dazu mit Blick auf den<br />
See, in dem sich die untergehende Sonne<br />
spiegelt. Es sind Momente wie dieser, die<br />
den Reiz von Mehrtagestouren ausmachen,<br />
in denen das Gefühl von Freiheit sich breitmacht.<br />
Finaler Anstieg<br />
Kaffee und kaltes Wasser bringen den Körper<br />
am nächsten Morgen in Gang. Rund 20<br />
Kilometer liegen vor mir. Sie verlaufen auf<br />
schmalen Pfaden und Fahrwegen, führen<br />
durch dichten Wald oder an Weiden vorbei,<br />
die an ein einsames Gehöft grenzen. »Pilgrimsleden?«,<br />
fragt ein Mann, der seinen<br />
Hund Gassi führt. Er selbst sei die Strecke<br />
auch schon gewandert, ergänzt er und gibt<br />
einen Kaffee aus. »Vor dir liegt ein schöner<br />
Abschnitt am Tansjön entlang«, sagt er und<br />
empfiehlt, die Mittagspause am dortigen,<br />
ein paar Meter abseits des Weges liegenden<br />
Rastplatz zu verbringen. »Da kann man<br />
auch prima baden«. Die Chance nutze ich<br />
gerne, schließlich ist es mittlerweile warm,<br />
für schwedische Verhältnisse fast schon<br />
heiß geworden.<br />
Rund sieben Kilometer habe ich noch vor<br />
mir. Das sollte bis zum späten Nachmittag<br />
gut zu schaffen sein. Kurz vor Edsleskog<br />
geht es noch einmal bergauf. Endspurt auf<br />
einen Hügel, der sich als Endpunkt einer<br />
Skianlage mit toller Aussicht auf den Ort<br />
und den See Edslan entpuppt. Warum man<br />
ausgerechnet hier oben eine Schutzhütte<br />
für die Wanderer aufgestellt hat? Ohne<br />
Wasser, dafür gerade einmal eine halbe<br />
Stunde vom Ort entfernt ... Aber Skifahrer,<br />
die sich aufwärmen wollen, dürften sich<br />
über das schöne Plätzchen freuen.<br />
Pfarrer wird Heiliger<br />
Eine halbe Stunde später werfe ich den<br />
Rucksack in mein Zimmer im Edsleskog<br />
Wärdshus. Das kühle Bier gibt es in einer<br />
Hollywood-Schaukel im Garten der Unterkunft<br />
– mit Blick auf den See. Mehr<br />
braucht es in einem solchen Moment<br />
Fika! Ein guter Kocher<br />
gehört nicht zuletzt deshalb<br />
in den Rucksack.<br />
<strong>Nordis</strong> 9
Reise<br />
Aussichtsreicher Platz<br />
am Ende der Tour im<br />
Edsleskogs Wärdshus.<br />
nicht. Dass ich auf einem Pilgerweg unterwegs<br />
war, ist bis zu diesem Abend in<br />
Edsleskog nicht zu bemerken gewesen.<br />
Doch das ändert sich jetzt. Mithilfe eines<br />
ausgewanderten Holländers. Johan Postma<br />
lebt mit seiner Familie seit zehn<br />
Jahren in Dalsland und betreibt das<br />
Wirtshaus, an dem der Pilgrimsleden vorbeiführt<br />
und das das Endziel meiner Wanderung<br />
ist.<br />
Johan nimmt mich mit zu einem nahe gelegenen<br />
Friedhof und zu einer unscheinbaren<br />
Quelle. Und erzählt. »Hier lebte<br />
einst der Priester Nils«, sagt der Holländer.<br />
Nach einem Gottesdienst seien zwei<br />
betrunkene Männer zu ihm gekommen.<br />
Ihre Forderung: Der Geistliche solle alle<br />
Gottesdienstbesucher noch einmal zusammenrufen,<br />
um die Heilige Messe erneut<br />
zu feiern. Nicht möglich, habe Nils<br />
gesagt, aber sie könnten ja am kommenden<br />
Sonntag noch einmal kommen. Das<br />
erzürnte die beiden Trunkenbolde so<br />
sehr, dass sie den Gottesmann niederschlugen<br />
– er starb. Am nächsten Tag<br />
wurde er von den Dorfbewohnern gefunden.<br />
»Dort, wo sein Leichnam lag, sprudelte<br />
eine Quelle, die als Zeichen Gottes<br />
gesehen wurde«, gibt Johan die Geschichte<br />
wieder. Menschen, die deren Wasser<br />
tranken, sollen von ihrem Leiden, von<br />
Blindheit und Lahmheit erlöst worden<br />
sein. »So zumindest der Mythos.« Nils<br />
wurde posthum heiliggesprochen und in<br />
Edsleskog eine Holzkirche gebaut – »die<br />
größte in der Gegend«, wie Johan sagt.<br />
Von der sind allerdings nur ein paar<br />
Grundsteine auf dem Friedhof erhalten<br />
geblieben. <br />
•<br />
Allgemeine Informationen<br />
Dalsland: www.vastsverige.com. Auf der<br />
Webseite findet man auch einen Link<br />
zum Pilgerweg. Informieren kann man<br />
sich auch auf https://visitsweden.de/<br />
auf-dem-pilgerweg-durch-dalsland.<br />
ANREISE<br />
Wer mit dem eigenen Auto anreist,<br />
kommt mit der Stena Line (www.stenaline.de)<br />
bequem von Kiel nach Göteborg.<br />
Von dort sind es noch gut zwei Stunden<br />
(150 Kilometer) bis zum Ausgangspunkt<br />
nach Upperud. Eine Alternative dazu ist<br />
der Flug nach Göteborg und weiter mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus bzw.<br />
Zug).<br />
WANDERUNG<br />
Der Pilgerweg durch Dalsland ist 100<br />
Kilometer lang. Die spannendste<br />
Strecke führt jedoch von Upperud<br />
nach Edsleskog. Dieses Teilstück ist<br />
40 Kilometer lang und in zwei Tagen zu<br />
schaffen. Entspannter ist es, wenn man<br />
sich drei Tage Zeit nimmt und ein paar<br />
Badepausen einlegt. Es gibt unterwegs<br />
mehrere Rastplätze, die zum Teil herrlich<br />
am See liegen (zum Beispiel Tansjön circa<br />
zehn Kilometer südlich von Edsleskog).<br />
Andere Übernachtungsplätze wie der auf<br />
halber Strecke bei Högelund bzw. kurz<br />
vor Edsleskog sind zwar neu eingerichtet,<br />
allerdings nicht gerade idyllisch und<br />
schon gar nicht in Wassernähe gelegen.<br />
Mit einem Zelt ist man unabhängig, kann<br />
auf das Jedermannsrecht bauen und<br />
ausweichen, falls eine der Hütten belegt<br />
ist. Der Weg ist für jeden geeignet, der<br />
eine einigermaßen gute Kondition hat.<br />
Allerdings sollte man das Vorhaben auch<br />
nicht unterschätzen. Dalsland hat keine<br />
hohen Gipfel, aber es geht ständig auf<br />
und ab.<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Auf der Strecke zwischen Upperud und<br />
Edsleskog gibt es, wie oben beschrieben,<br />
keine Unterkünfte. Deshalb gehören<br />
zumindest ein Schlafsack, Isomatte und<br />
Kochgeschirr in den Rucksack, eventuell<br />
auch ein Zelt (in meinem Fall das extreme<br />
Leichtgewicht Lofoten 2 von <strong>Nordis</strong>k).<br />
Wasser kann man überall in den sauberen<br />
Gewässern nachfüllen. Lebensmittel<br />
muss man mitnehmen, da es unterwegs<br />
keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Leichte<br />
Wanderschuhe sind unbedingt empfehlenswert.<br />
Ins Gepäck gehört neben<br />
Regenschutz auch Badekleidung, da man<br />
unterwegs einige Badeplätze passiert.<br />
ÜBERNACHTUNG<br />
Upperud 9:9<br />
Upperud 9,<br />
S-464 40 Åsensbruk<br />
Tel. +46-707 49 87 79<br />
info@upperud.se.<br />
www.upperud.se<br />
Edsleskogs Wärdshus<br />
Timmerviken 134<br />
S-66291 Edsleskog<br />
Tel. +46-532 510 55<br />
edsleskogswardshus@telia.com<br />
www.edsleskogswardshus.se<br />
PILGER-PAKET<br />
Kerstin Söderlund von Upperud<br />
9:9 bietet ein Wanderpaket an.<br />
Im Preis ab 2.990 SEK pro Person<br />
sind enthalten:<br />
• 2 Übernachtungen (Upperud und<br />
Edsleskog) im Doppelzimmer<br />
(2 Personen)<br />
• 2-mal Frühstück<br />
• 2-mal warmes Abendessen<br />
• Tourenbeschreibung<br />
und Karte<br />
• Rücktransport nach Upperud<br />
<strong>Nordis</strong>-Tipp<br />
Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt<br />
»Not Quite« in Fengersfors besuchen.<br />
In der ehemaligen Eisenverarbeitungsanlage<br />
und Papierfabrik ist heute ein<br />
Kulturzentrum untergebracht, das von<br />
Künstlern und Kunsthandwerkern in<br />
Form einer Kooperative betrieben wird.<br />
www.notquite.se<br />
10 <strong>Nordis</strong>
NORDIS-TIPPS<br />
Wanderliteratur nordeuropa<br />
auch in Zeiten von onlinekartendiensten und gPs-navigation ist ein guter<br />
reiseführer bei der Planung, vorbereitung und durchführung einer wanderung<br />
eigentlich nicht wegzudenken. nordis hat eine auswahl an büchern<br />
zum thema »wandern in nordeuropa« unter die lupe genommen.<br />
ZUsaMMengestellt von stefanie becker<br />
tiPP 1 – Der Wälzer<br />
Nach dem Auftakt zur Region »Nordskandinavien« legt der Thomas-Kettler-Verlag nun mit einem ebenso<br />
opulenten Nachschlagewerk zu Mittelnorwegen und Mittelschweden nach. Der Wanderführer »Mittelskandinavien«<br />
versammelt mehr als 200 Wanderrouten in den Regionen Sylarna, Femundmarka & Rogen, Rondane,<br />
Dovrefjell, Trollheimen, Nordmøre und Tafjordfjell. Genau wie sein Vorgänger sind die detailliert beschriebenen<br />
Wege unterteilt in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade von »leicht« über »mäßig« bis hin zu »herausfordernd<br />
« und »sehr anspruchsvoll«. Großformatige Übersichtskarten zu den Einzeletappen erleichtern die individuelle<br />
Planung eigener Wandertouren. Farbig unterlegte Infokästen liefern außerdem Vorschläge für beliebte<br />
Etappenkombinationen als Weitwanderweg. Zusätzlich bieten die sorgfältig zusammengestellten Informationen<br />
zur Anreise, Übernachtung und dem richtigen Verhalten in der freien Natur eine gute Unterstützung bei der<br />
Reisevorbereitung und Durchführung. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Sowohl Wanderneulingen, als auch erfahrenen Outdoorurlaubern,<br />
die neue Anregungen suchen, ist dieses Buch uneingeschränkt zu empfehlen.<br />
Harri Ahonen: mittelskandinavien – Wanderwege.<br />
thomas-Kettler-verlag, 21,5x21,5 cm, Hardcover, 361 S., 29,90 €.<br />
tiPP 2 – Die HAnDliCHen<br />
Was das »kleine Schwarze« für den Cocktailempfang ist, sind die »kleinen Gelben« aus dem Conrad Stein Verlag<br />
für Wanderer. »Outdoor – der Weg ist das Ziel« heißen die handlichen und praktischen Wanderführer, die<br />
es auch für zahlreiche Ziele in Skandinavien gibt. Immer gleich ist der Aufbau mit den wichtigsten Infos zu Land<br />
und Leuten sowie praktischen Reisehinweisen. äußerst hilfreich sind die sachlichen und informativen Beschreibungen<br />
der Wanderungen. Hier kann man schon im Vorfeld abschätzen, ob man der Tour gewachsen ist oder<br />
sich lieber ein anderes Ziel sucht. Adressen erleichtern die Reiseplanung und Vorbereitung – so zum Beispiel<br />
die Frage, ob man in einer Hütte übernachten kann oder besser das Zelt in den Rucksack steckt. Aufgrund<br />
des geringen Gewichts und der genauen Tourenbeschreibung sollte man die Büchlein immer dabeihaben. Sie<br />
leisten unterwegs sehr gute Dienste, sollten jedoch zumindest durch eine Karte und je nach Gebiet auch durch<br />
ein GPS-Gerät ergänzt werden (Positionsdaten und GPS-Tracks als Download-Links werden in den Büchern<br />
angegeben). Weitere aktuelle Titel findet man unter www.conrad-stein-verlag.de.<br />
michael Hennemann: Schweden: Padjelantaleden. 1. Aufl. <strong>2018</strong>, Conrad Stein verlag, 96 S., 9,90 €.<br />
Sara Ann Danielsson: e1 Kautokeino – nordkap, 1. Aufl. 2017, Conrad Stein verlag, 128 S., 10,90 €.<br />
tonia Körner: norwegen: Hardangervidda, 7. überarb. Auflage 2017, Conrad Stein verlag, 224 S. 14,90 €.<br />
tiPP 3 – lofoten oDer lAPPlAnD?<br />
Oder doch lieber durch Norwegens Süden? Ganz egal. Wer in Skandinavien wandern möchte, der ist mit den<br />
kleinen roten Bändchen vom Bergverlag Rother bestens beraten. Sie passen in jede Jackentasche, kommen mit<br />
nützlichen Angaben zu Land, Leuten und Sprache daher und liefern, was vor allem für Besitzer eines GPS-Gerätes<br />
sehr praktisch ist, die zu den Routen passenden GPS-Tracks gleich als Downloadlink mit. Empfehlenswert<br />
ist z.B. Andrea und Tobias Kostials Wanderführer zu den Lofoten und Vesterålen. 50 ausführliche Tourenbeschreibungen<br />
und detailliertes Kartenmaterial mit genauen Höhenangaben erleichtern die Suche nach der geeigneten<br />
Tour. Farbreiche Naturfotografien und Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten vor Ort komplettieren<br />
das kompakte Wanderpaketchen. 2017 erschien außerdem in Neuauflage der Rother Wanderführer »Norwegen<br />
Süd« mit 53 ausgewählten Fjord- und Bergwanderungen im südlichen Teil Norwegens zwischen Oslo,<br />
Lillehammer und Bergen. Der Bergverlag hat noch eine ganze Reihe weiterer Titel (auch für Wanderregionen in<br />
Dänemark, Island und Schweden) im Programm. Einfach mal stöbern unter www.rother.de.<br />
Bernhard Pollmann: Wanderführer norwegen Süd. Bergverlag rother, 176 S., 12,99 €.<br />
Andrea und tobias Kostial: Wanderführer lofoten und vesterålen. Bergverlag rother, 184 S., 14,90 €.<br />
tiPP 4 – Der fJälleXPerte<br />
Gemeinsam mit seiner Frau Miriam hat Christoph Schenk im vergangenen Jahr einen ganz persönlichen Wander-<br />
und Radtourenführer zum Oviksfjäll veröffentlicht. Hier in der schwedischen Region Jämtland betreiben die<br />
beiden den Ferienhof Galå Fjällgård mit Hütten, Campingplatz und Sommercafé. Als Urlaubsanbieter mit vielen<br />
Gästen aus dem deutschsprachigen Raum haben sie seit vielen Jahren einen ansprechenden und kompakten<br />
Wanderführer in deutscher Sprache vermisst und ihn schließlich selbst herausgebracht. Das 108 Seiten starke<br />
Buch versammelt insgesamt 25 ausgewählte Wanderungen und 13 Mountainbike- und Radtouren im Oviksfäll.<br />
Viele der Touren starten direkt am Ferienhof, andere wiederum sind mit Anfahrtsbeschreibungen versehen,<br />
sodass man problemlos den Einstieg zur Strecke findet. Insgesamt ist vom halbstündigen Rundweg über leichte<br />
Wanderungen bis zur mehrstündigen Tagestour für jeden Wandergeschmack etwas dabei. Detaillierte topografische<br />
Karten, eine kleine Erläuterung schwedischer Begriffe, informative Tipps zur Region und vor allem<br />
die gründlich vor Ort recherchierten Wegbeschreibungen machen den Wanderführer zu einem praktischen<br />
Begleiter im jämtländischen Fjäll.<br />
Christoph Schenk: oviksfjällen. Aktiv in Schweden. 108 S., 18 € inklusive versand nach Deutschland,<br />
15 € im verkauf vor ort (www.fjallgard.com).
ZURÜCK ZUR NATUR!<br />
DALSLAND<br />
Nah, wunderschön und vielseitig!<br />
DALSLAND ist nicht nur das seenreichste Gebiet<br />
Schwedens, hier warten auch unberührte<br />
Wälder, Berge, der 250 km lange Dalslandkanal<br />
und die schöne Vänernseeküste auf dich.<br />
Erholen, erleben, geniessen! Aktivurlaub für die<br />
ganze Familie in Dalsland.<br />
www.dalsland.com<br />
Kanalfahrten mit<br />
der M/S Storholmen<br />
Erleben Sie den schönen Dalslandkanal<br />
mit der M/S Storholmen. Halb- und Ganztagstouren,<br />
Rundfahrten in Kombination<br />
mit dem Schienenbus. Touren nach Fahrplan<br />
von Mitte Juni bis Mitte August.<br />
Restaurant an Bord.<br />
M/S Storholmen<br />
storholmen.com<br />
+46 (0)705 410 633<br />
DVVJ - Dalslands<br />
Vergnügliches VerkehrsJuvel<br />
Mit dem Zug oder der Draisine fahren Sie<br />
gemütlich und stressfrei durch die schönsten<br />
Ecken der Regionen Dalsland und<br />
Värmland. Tipp: Rundfahrten mit Zug und<br />
Passagierschiff auf dem Dalslandkanal!<br />
DVVJ<br />
dvvj.se<br />
Bengtsfors +46 (0)531 52 68 01<br />
Årjäng +46 (0)573 71 17 90<br />
Foto Roger Borgelid
Willkommen auf dem Elchberg<br />
Entdecken Sie Hunneberg und unser spannendes<br />
Zentrum für Naturerlebnisse.<br />
Begleiten Sie unsere deutschsprachigen<br />
Naturführer auf Elch- und Bibersafari.<br />
Erleben Sie Schwedens fantastische Natur<br />
mit Kanu und Mountainbike.<br />
Das Königliche Jagdmuseum,<br />
Älgens berg<br />
algensberg.com<br />
+46 (0)521 27 00 40<br />
B&B - Ferienhof am See Stora Lee<br />
- Schöne Zimmer m. Frühstück u. Seeblick<br />
- Fahrrad-, Kanu- und Kajakverleih<br />
- Angelboote & Angelkarten. Wanderwege<br />
- Kinderfreundlich. Familjäre Atmoshpäre<br />
- Hofleben mit Tieren. Naturprodukte<br />
- Ferienwohnung, Ferienhaus, kl. Zeltplatz<br />
Genieß die Natur!<br />
Villa Smile in Nössemark<br />
villa-smile.com<br />
+46 (0)702 980 455<br />
Audiens z beim König<br />
Besuch unsere 8 Elche in ihrem Waldgehege.<br />
Erlebe den König der nordischen Wälder<br />
aus allernächster Nähe und lerne mehr<br />
über diese imposanten Tiere. Kom zu den<br />
Fütterungen um 11, 13 und 15 Uhr.<br />
Großer Shop mit Elchsouvenirs. Elch-Café.<br />
18/6 - 26/8 täglich 11-17 Uhr. Willkommen!<br />
Dalslands Moose Ranch<br />
dalslandsmooseranch.se<br />
+46 (0) 721 662 915<br />
Wohnen in einem Getreidesilo<br />
Upperud 9:9 bietet dir ein Wohnerlebnis<br />
der besonderen Art. Willkommen in den<br />
modernen, coolen Apartments dieses<br />
ehemaligen Getreidesilos. Idyllische Lage<br />
am Dalslandkanal und am 100 km langen<br />
Wanderweg ”Pilgrimsleden“. Wanderpakete.<br />
Info-Service für Wanderer.<br />
Upperud 9:9<br />
upperud.se<br />
+46 (0)707 498 779<br />
Natur pur mit dem Kanu<br />
Wir arrangieren dein Traumabenteuer im<br />
schönsten Seensystem Europas. Genieß<br />
die Stille der Natur, unsere klaren Seen<br />
und unberührten Wälder mit Silverlake in<br />
Bengtsfors. Vermietung von Kanus, Kajaks<br />
& Mountainbikes. Logis, Zeltplatz, Tourenplanung<br />
& Pakete.<br />
Silverlake Camp & Kanot<br />
silverlake.se<br />
+46 (0)531 121 73<br />
Abschalten wie die Schweden<br />
Nur du und die Natur um dich herum. Du<br />
schläfst mit Blick in den Sternenhimmel ein<br />
und wachst von den wärmenden Strahlen<br />
der aufgehenden Sonne auf. Gönn dir das<br />
einmalige Wohnerlebnis in einer der dalsländischen<br />
72 Hour Cabins. Fast wie unter<br />
freiem Himmel - nur bequemer!<br />
The 72 Hour Cabin<br />
72hcabin.com<br />
#72hcabin
LESERREISE<br />
Mit fjord line und<br />
nordis in die region<br />
stavanger<br />
Fjorde uNd Meer<br />
AB<br />
norwegens öl-hauptstadt stavanger hat weit mehr zu bieten als das ölmuseum<br />
und die pittoreske altstadt mit ihren weißen und bunten holzhäuschen. hier trifft<br />
alte auf moderne achitektur, traditionskunst auf street art und alteingesessene cafés<br />
auf eine junge und lebendige gastroszene. die stadt ist außerdem der perfekte gangspunkt, um die faszinierende natur, geschichte und kultur der fjordregion<br />
auskennenzulernen.<br />
599 € p. P.<br />
DZ/DK (innen)<br />
Zusammen mit Fjord Line bietet <strong>Nordis</strong><br />
allen Leserinnen und Lesern vom 27.<br />
bis 30. September <strong>2018</strong> die Möglichkeit,<br />
mit auf einen spannenden Kurztrip in<br />
die Region Stavanger zu kommen.<br />
uNSer reiSeprograMM<br />
TAG 1, 27.9.: ANREISE<br />
HAMBURG ZOB – HIRTSHALS<br />
Individuelle Anreise bis Hamburg ZOB. Ab ca.<br />
11:00 Uhr fahren wir von hier gemeinsam mit<br />
dem Bus über die deutsch-dänische Grenze bis<br />
nach Hirtshals. Hier legt der moderne Cruiseliner<br />
der Fjord Line um 20:00 Uhr in Richtung Norwegen<br />
ab. Freuen Sie sich auf Ihre Seereise mit einem<br />
der neuen und komfortablen Schiffe der Fjord Line<br />
und genießen Sie das Ambiente an Bord. Übernachtung<br />
in der gewählten Kabinenkategorie.<br />
TAG 2, 28.9.:<br />
STAVANGER – HAUGESUND<br />
Um 6:30 Uhr legt das Schiff in Stavanger an.<br />
Nach der Ausschiffung fahren wir in nördlicher<br />
Richtung zunächst nach Mortavika.<br />
Von hier machen wir eine schöne Fährüberfahrt<br />
nach Årsvågen. Auf der Europastraße<br />
39 geht es weiter in die kleine hübsche Küstenstadt<br />
Haugesund und weiter nach Avaldsnes<br />
auf der Insel Karmøy, wo wir den Wikingerhof<br />
besuchen. Er wurde anhand<br />
archäologischer Funde aus Rogaland rekonstruiert<br />
und besteht aus einem Langhaus,<br />
einem Grubenhaus, einem Rundhaus sowie<br />
einem Bootshaus. Hier wird man geradewegs<br />
in die Zeit der Wikinger zurückversetzt!<br />
Anschließend besteht die Möglichkeit<br />
zu einem Abstecher in die kleine idyllische<br />
Stadt von Skudeneshavn, eine richtige Perle.<br />
Rückfahrt durch den neuen Tunnel nach Stavanger<br />
zum Hotel, wo uns ein gemeinsames<br />
Abendessen erwartet.<br />
TAG 3, 29.9.: STAVANGER<br />
Nach dem Frühstück im Hotel wartet eine<br />
weitere Fjordtour auf uns – in nordöstlicher<br />
Richtung. Wir fahren zunächst mit der Fähre<br />
nach Tau. Danach besuchen wir die Glaskünstlerin<br />
Astrid in ihrem Hof »Glasskjellaren«.<br />
Anschließend geht es durch eine einmalig-schöne<br />
Landschaft nach Årdal, wo wir<br />
die alte Kirche von Årdal besichtigen werden.<br />
Sie gehört zu den charakteristischsten<br />
und schönsten Renaissancekirchen aus Holz<br />
aus dem 17. Jahrhundert. Ehe wir zurück<br />
nach Stavanger fahren, steht ein Besuch im<br />
Lilland Brewery Hotel auf dem Programm.<br />
Zurück in Stavanger ist es Zeit, wieder auf<br />
der Fjord Line Fähre einzuschiffen. Um<br />
20:00 Uhr ist Abfahrt mit der Fjord Line<br />
nach Hirtshals. Übernachtung in der gewählten<br />
Kabinenkategorie.<br />
TAG 4, 30.9. HEIMREISE<br />
HIRTSHALS – HAMBURG ZOB<br />
Ein letztes Mal schlemmen wir am Frühstücksbüfett,<br />
bevor das Schiff um 8:00 Uhr in<br />
Hirtshals anlegt und wir die Heimreise nach<br />
Hamburg antreten. Individuelle Weiterreise<br />
ab Hamburg ZOB.<br />
•<br />
14 <strong>Nordis</strong><br />
Foto: © Espen Gees, Fjord Line<br />
inKlUSiv-leiStUngen<br />
• Fahrt im Komfortreisebus<br />
ab/bis Hamburg<br />
• 1 x Übernachtung in 2-Bettkabinen<br />
(innen) mit DU/WC auf der Fjord Line<br />
von Hirtshals nach Stavanger<br />
• 1 x Abendessen (Commander<br />
Büffet-Restaurant) Hinfahrt<br />
• 1 x Übernachtung mit Frühstücksbüfett<br />
in 2-Bettkabinen (innen) mit<br />
DU/WC auf der Fjord Line von<br />
Stavanger nach Hirtshals<br />
• 1 x Übernachtung mit Halbpension<br />
im guten Mittelklassehotel, alle<br />
Zimmer mit DU/WC<br />
• alle innernorwegischen Fährpassagen<br />
lt. Programm<br />
• Mittagessen/Imbiss während den<br />
Ausflüge am 2. und 3. Tag (Raum<br />
Haugesund & Raum Tau)<br />
• Eintritt Wikingerhof Avaldsnes<br />
• Eintritt »Glasskjellaren«<br />
• <strong>Nordis</strong>-Reisebegleitung durch<br />
Jörn Backhaus<br />
fAKUltAtive leiStUngen<br />
• Frühstücksbüfett Fjord Line Hinfahrt 19 €<br />
• Abendbüffet Fjord Line (Rückfahrt) 43€<br />
KABinen-zUSCHläge P. P.<br />
• Doppelkabine außen 13 €<br />
• Einzelzimmer/ Einzelkabine innen 158 €<br />
• Einzelzimmer/ Einzelkabine außen 184 €<br />
Veranstalter dieser Reise ist die Firma<br />
TravelTraders in Norwegen. Buchung und<br />
Information bei Travel Traders<br />
(www.traveltraders.eu/nordisleserreise)<br />
per E-Mail booking@traveltraders.eu<br />
oder telefonisch unter +49-531 1238 113.<br />
Stichwort: »Fjord Line-Leserreise«.<br />
(Judith Rischbieter, Thor Gjerde –<br />
Travel Traders).<br />
Mindestteilnehmerzahl: 25 Personen
Ökologische Bauweise & individuelle Raumkonzepte<br />
KfW förderfähig, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Frank Schöbel | fon: 030 649 27 25<br />
boreal-haus<br />
AKOST GmbH | Kalübber Str. 1 | 17039 Zirzow | www.akost-hausbau.de<br />
set geo-aktiv | Anzeige: NORDIS Reisemagazin | 87 x 61 mm, 4c<br />
Island, Grönland,<br />
Färöer und Spitzbergen<br />
Individuelle Reiseplanung und Gruppenreisen<br />
Zeit für Individualität. +49 (0) 8502 9 17 17 80 oder www.set-geo-aktiv.de<br />
Grövelsjöfjällen – schwedischnorwegisches<br />
Grenzland<br />
Im nördlichsten Dalarna in Schweden und in<br />
der östlichen Femundsmark in Norwegen<br />
finden Sie mehr als 2.000 Quadratkilometer<br />
geschützte Natur. Ein leicht zugängliches<br />
und weitläufiges Gebirge, uralte Wälder,<br />
glitzernde Seen und Wandermöglichkeiten<br />
liegen direkt vor der Haustür.<br />
Eine Vielzahl markierter Wanderwege, auf denen<br />
man immer wieder Rentiere trifft, ungeahnte Paddelund<br />
Angelmöglichkeiten, organisierte Aktivitäten sowie<br />
eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Tourentipps<br />
machen Ihren Urlaub zu etwas Besonderem.<br />
Lassen Sie sich kulinarisch verwöhnen und genießen<br />
Sie Ihren Aufenthalt in den gemütlichen Unterkünften.<br />
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oder schreiben Sie ein E-Mail an info@grovelsjon.com.<br />
<strong>Nordis</strong> 15
REISESERVICE<br />
Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />
Foto: © Gåla Fjällgård<br />
Fjällwandern im<br />
schwedischen Jämtland<br />
Schweden In wilder und einsamer Landschaft mitten in<br />
Jämtland bietet der familiengeführte Ferienhof Galå Fjällgård mit seinen<br />
Blockhäusern Urlaub abseits des Massentourismus. Die Hauptaktivitäten<br />
im Sommer sind unterschiedliche Wanderungen in den Wäldern und Berggebieten<br />
des Oviksfjälls, das mit dem Hundshögen auf 1.372 m Höhe ein<br />
wunderbares Gipfelziel mit Weitblick zu bieten hat. Weitere Aktivitäten<br />
sind im Sommer Angeln und die Vermietung von Kanu und Mountainbikes.<br />
Für gemütliche Abende sorgt das Lagerfeuer in der Grillhütte. Für<br />
Kinder steht ein eigener Spielplatz zur Verfügung. Unbeschwerte und erholsame<br />
Urlaubstage im modernen Blockhaus stehen auf dem Hof im Fokus.<br />
Campinggäste mit Wohnmobil oder Wohnwagen finden auf ihrer<br />
Rundreise durch Schweden auf dem Galå Fjällgård einen idyllischen Campingplatz<br />
mit neugebautem Servicehaus. Die Anlage umgibt ein unberührter,<br />
uriger Wald, den man auf hauseigenen Pfaden erkunden kann. Ihre<br />
langjährigen Erfahrungen hat die aus Deutschland ausgewanderte Familie<br />
in Buchform im Wander- und Aktivführer »Oviksfjällen – Aktiv in Schweden«<br />
gebündelt. Er stellt 25 ausgewählte Wanderungen und 12 MTB-Touren<br />
mit vielen Bildern und ansprechendem Kartenmaterial vor (siehe <strong>Nordis</strong>-Wanderbuchtipps<br />
auf Seite 11). Weitere Informationen finden sich auf<br />
www.gala-fjallgard.com oder auf Facebook: »galafjallgard«. (red)<br />
Auf Schusters Rappen ins Fjäll: Rund um den Ferienhof Gåla<br />
Fjällgård wird dieser Urlaubstraum schnell Wirklichkeit.<br />
Wandern in den Westfjorden Islands<br />
Island Die Westfjorde sind die abgelegenste Region Islands.<br />
Auf Rundreisen wegen der enormen Straßenentfernungen meist »links liegen<br />
gelassen«, hat sich hier eine Welt erhalten, die ursprünglicher und geologisch<br />
älter ist als in den meisten anderen Teilen der Insel. Mächtige Basaltplateaus<br />
und tief eingeschnittene Fjorde prägen das Bild. Auf der<br />
15-tägigen Rundreise mit contrastravel kann man die Landschaft und die<br />
jahrhundertealte Tradition der Region in kleiner Runde (max. 8 Teilnehmer)<br />
intensiv und mit der nötigen Ruhe kennenlernen. Im Fokus stehen<br />
leichte und mittelschwere Wanderungen mit Tagesgepäck, u.a. zu imposanten<br />
Steilküsten mit den größten Vogelkolonien im Nordatlantik. Mancherorts<br />
bieten sich optionale Ausflugsmöglichkeiten (Paddeltouren/Bootsausflüge)<br />
an. Darüber hinaus stehen auch Badeerlebnisse in kleinen Bädern<br />
und Hot Pots auf dem Programm. (Badehose/-anzug nicht vergessen!). Zur<br />
Übernachtung werden ausgesuchte, familiäre Gäste- und Ferienhäuser angesteuert.<br />
In der Regel wird in Mehrbettzimmern im eigenen Schlafsack<br />
übernachtet und gemeinsam gekocht. Die Tagesverpflegung (Mittag/Picknick)<br />
kauft jeder Teilnehmer für sich selbst während der Einkaufsgelegenheiten.<br />
Eine Ausnahme ist die Übernachtung im Gästehaus Djúpavík in der<br />
Strandir-Region (Tag 11–13). Hier warten Doppelzimmer mit gemachten<br />
Betten und die gute Küche der Gastgeber auf die Reisenden. Die An- und<br />
Mit dem Seekajak geht es am Hardangerfjord auf naturnahe<br />
Entdeckungstour.<br />
Mit dem Seekajak auf dem<br />
Hardangerfjord<br />
NORWEGEN Blaues Fjordwasser, steile Felswände und atemberaubende<br />
Panoramen machen den Hardangerfjord und seine kleineren<br />
»Brüder zu einem faszinierenden Erlebnis. Ein ideales Fortbewegungsmittel,<br />
um die Fjorde zu erkunden und im Urlaub zu entschleunigen, sind<br />
Kajaks. Auf der 15-tägigen Seekajaktour mit Club Aktiv erkunden die Teilnehmer<br />
die Fjordnatur in moderaten Tagesetappen. Zwischendurch locken<br />
einladende Rast- und Übernachtungsplätze. »Wir wollten Fjorde pur! …<br />
und die haben wir bekommen«, begeistert sich Guide Andreas nach der<br />
ersten Erkundungstour. Club Aktiv bietet die Gruppenreise von Juni bis<br />
August <strong>2018</strong> zu vier verschiedenen Terminen an (3.6.–7.7.| 5.7.–19.7.|<br />
17.7.–31.7.| 29.7.–12.8.). Dank eines sorgfältigen Einweisungskurses ins<br />
Seekajakfahren am ersten Reisetag, ist die Tour auch für Personen geeignet,<br />
die noch keine Paddelerfahrung besitzen. Anschließend wird das Gepäck<br />
wasserdicht verstaut und losgepaddelt. Ringsherum steile Felswände, geradeaus<br />
der Fjord: So nah wie hier kommen Reisende der Natur nur selten.<br />
Wer hoch hinaus will, kann optional eine Gletscherwanderung zum Folgefonna<br />
unternehmen. Norwegens drittgrößter Festlandsgletscher, liegt auf<br />
einer Höhe von 1.662 m direkt am Hardangerfjord. Im Reisepreis (1.598 €)<br />
inbegriffen sind neben der kompletten Boots- und Tourenausrüstung und<br />
der Begleitung durch einen kajakerfahrenen, deutschsprachigen Guide<br />
auch die Bahnanreise ab Hamburg zur Fähre und die Fährfahrt Hirtshals –<br />
Bergen – Hirtshals mit Fjord Line. Weitere Informationen und Buchung<br />
unter www.club-aktiv.de/seekajak-hardangerfjord. (red/sb)<br />
Spektakuläre Steilküsten und atemberaubende Fjordlandschaften<br />
machen die Westfjorde zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
Abreise und die Transfers zwischen den Unterkünften erfolgt mit einem<br />
Allrad-Minibus, der von der islanderfahrenen Reiseleitung gefahren wird,<br />
die die gesamte Tour begleitet. Die Reise inkl. Hin-/Rückflug nach Keflavík<br />
ab Frankfurt a.M. (andere Flughäfen auf Anfrage) kann ab 3.390 € unter<br />
www.contrastravel.com gebucht werden. (red/sb)<br />
Foto: © Club Aktiv, Lutz Müller<br />
Foto: © contrastravel<br />
16 <strong>Nordis</strong>
Nehmen Sie den Zug und<br />
entdecken Sie Schweden.<br />
Und so vieles mehr.<br />
Reisen Sie mit SJ von den ausgedehnten<br />
Ebenen im Süden, durch die tiefen Wälder,<br />
zu den Städten und Dörfern und weiter<br />
hinauf in die unberührten Berge und Weiten<br />
des Nordens. Mit dem Zug erleben Sie all<br />
das Schöne des Landes.<br />
Weitere Informationen unter www.sj.se/english<br />
Oslo<br />
Kunst und<br />
Architektur<br />
Jämtland<br />
Aktivitäten und<br />
Entspannung<br />
Stockholm<br />
Geschichte<br />
und pulsierende<br />
Großstadt<br />
Lappland<br />
Mitternachtssonne<br />
und<br />
Polarlicht<br />
Göteborg<br />
Meer und Kultur<br />
Swedish Railways<br />
Kopenhagen<br />
Gastronomie<br />
und Design<br />
5063_SJ_Visit_Sweden_utlandsann_178x128_TY_<strong>Nordis</strong>Magasin.indd 1 2015-11-09 09:46<br />
Reif für die Inseln?<br />
Auszeit auf Åland<br />
Von Kapellskär oder Naantali<br />
nach Langnäs<br />
ab 39 €<br />
2 Pers., PKW & Büfett an Bord*<br />
Jetzt buchen: finnlines.de/nordis oder Tel. 0451/1507-443<br />
* Preisbsp. einfache Fahrt/Morgenabfahrt für 2 Pers., PKW bis max. 6 m Länge und eine Mahlzeit im Büfettrestaurant<br />
im Zeitraum bis 19.6. & 13.8.-30.9.<strong>2018</strong>. Begrenzte Verfügbarkeit. Alle Konditionen unter finnlines.<br />
de/nordis Finnlines Deutschland GmbH, Einsiedelstr. 43-45, 23554 Lübeck, Geschäftsführer: Uwe Bakosch<br />
<strong>Nordis</strong> 17
REISESERVICE<br />
Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />
Reiseplanung mit Schweden-Camper<br />
Schweden Was als kleine Facebook-Fangruppe begann<br />
(»Schwedencamper«) hat sich zu einer individuellen, aber wachsenden<br />
Gemeinschaft campingbegeisterter Schwedenurlauber entwickelt.<br />
Die Webseite, die aus dem anfänglichen Ideen- und Reisetipps-Austausch<br />
entstand, versammelt einige persönliche Erfahrungsberichte<br />
und Empfehlungen für schwedische Campingplätze. Außerdem hat<br />
das 2-Personen-Startup seit Kurzem auch eine eigene Rabattkarte im<br />
Angebot: die Schwedencampercard (SCC). Auf mittlerweile 37 schwedischen<br />
Campingplätzen bekommen Kartenbesitzer auch in der<br />
Hauptsaison zwischen 5–20 Prozent Rabatt. Weitere Rabattkooperationen<br />
sind in der Planung. Erhältlich ist die Karte im Onlineshop der<br />
Webseite unter www.schweden-camper.de, über info@schwedencamper.de<br />
oder über die Facebook-Seite der Betreiber. Einführungspreis:<br />
5 € inkl. Porto (ab dem 1.5.18: 7,99 €). (sb)<br />
In den modernen und freundlichen Zimmern des neurenovierten<br />
Hotels fühlt man sich als Gast gleich wie zuhause.<br />
Foto: © Park Alandia Hotel<br />
<strong>Nordis</strong>-Produkttipp<br />
Schwedischer Wellness-Urlaub<br />
im heimischen Garten<br />
Wer schon einmal in den Genuss der skandinavischen Hot Tub-Tradition<br />
gekommen ist, der weiß, es gibt nahezu nichts Wohltuenderes als<br />
das heiße Bad im hölzernen Zuber. Besonders bei frischen, nicht zu<br />
warmen Außentemperaturen verspricht so eine Badesession pure Entspannung,<br />
egal ob dabei die Wintersonne im Schnee glitzert oder die<br />
Sterne am Frühlingshimmel funkeln. Während das Feuer leise knistert,<br />
kann man im wohligwarmen Wasser den Alltagsstress entspannt<br />
hinter sich lassen. Um sich den Traum von der eigenen heimischen<br />
Wellness-Oase zu erfüllen, muss man nicht bis nach Norden reisen.<br />
Qualitativ hochwertige Hot Tubs in unterschiedlicher Größe und Ausstattung<br />
hat das schwedische Unternehmen Skargards im Angebot.<br />
Der »Skargards Rojal«, ein hölzernes Badefass mit integriertem Zirkulationsofen<br />
aus Edelstahl und selbstreinigender Wanne aus glasfaserverstärktem<br />
Kunststoff ist nicht nur optisch ein wahrer Blickfang. Es<br />
überzeugt durch seine ergonomische Form und bietet je nach Modell<br />
5–7 oder 8–10 Personen bequem Platz. Darüber hinaus gibt es einen<br />
erhöhten Sitz, der von Kindern oder alternativ einfach als Armlehne<br />
benutzt werden kann. Bei der Herstellung legt Skargards auf die Verwendung<br />
hochwertiger und umweltzertifizierter Materialien ebenso<br />
viel wert, wie auf die Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit des<br />
fertigen Produkts. Mit verschiedenen Zubehören, wie z.B. einer Unterwasserbeleuchtung,<br />
einer isolierenden Abdeckung oder einem<br />
Sprudelsystem, kann man das Modell außerdem nach eigenen Wünschen<br />
erweitern. Und dank kostenfreier Lieferung und Montage innerhalb<br />
Deutschlands stehen der Wellness-Oase im heimischen Garten<br />
auch organisatorisch keine Hürden im Weg. Mehr Infos telefonisch<br />
unter 0800 555 1500 oder online auf www.skargards.de.<br />
Foto: © skargards.de<br />
Frischer Wind im Park Alandia Hotel<br />
Åland Das komfortable und familienfreundliche Park<br />
Alandia Hotel auf Åland blickt inzwischen auf eine rund 50-jährige<br />
Tradition zurück. Im Zentrum von Mariehamn an der prächtigen Norra<br />
Esplanadgatan gelegen und knapp 15 Gehminuten von den Fährterminals<br />
im Westhafen entfernt, sind es vom Hotel nur wenige<br />
Schritte zu den Geschäften, Cafés und Restaurants der Inselhauptstadt.<br />
Auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten, das Einkaufszentrum<br />
und der beliebte Wasserpark Mariebad liegen in Fußreichweite.<br />
Nachdem Zaida und Jesper Blomsterlund das Hotel im März 2016<br />
übernahmen, wurden bereits die Bar und ein Großteil der Zimmer<br />
frisch renoviert. Weitere 45 Zimmer, drei Suiten, die Lobby, drei<br />
große Konferenzräume und das Restaurant werden im Mai <strong>2018</strong> fertiggestellt<br />
sein. Dabei wird auf lokale Bezüge Wert gelegt. So sind die<br />
mit Dusche/WC, Radio, TV, und kostenlosem Wi-Fi ausgestatteten<br />
Zimmer modern und ansprechend in den Inselfarben Blau, Grau,<br />
Grün und Beige gestaltet und mit großformatigen Fotografien aus der<br />
Inselwelt dekoriert. Restaurant und Bar bieten neben regionalem Bier,<br />
Getränken und Speisen mittwochs bis samstags ein buntes Unterhaltungsprogramm<br />
mit lokalen Musikern und Bands. Zimmerpreise inkl.<br />
reichhaltigem Frühstücksbüfett ab ca. 106–156 € p.P. im DZ. Infos<br />
und Buchung unter www.parkalandiahotel.com/en, telefonisch<br />
unter +358-18 14130 oder per E-Mail an info@parkalandia.com. (red/sb)<br />
Von München und Hamburg nach Bergen<br />
NORWEGEN Die norwegische Fluggesellschaft Widerøe<br />
startet ab Mitte August <strong>2018</strong> zwei ganzjährige Direktflugverbindungen<br />
von Hamburg und München nach Bergen. Die westnorwegische<br />
Stadt gilt als »Tor zu den Fjorden« und ist u.a. Ausgangshafen<br />
der Hurtigruten-Fähren Richtung Kirkenes. Dreimal wöchentlich<br />
wird der Widerøe-Jet von beiden deutschen Flughäfen mit Kurs<br />
Nord Bergen abheben: montags, mittwochs und freitags jeweils<br />
21:10 Uhr ab München (Flugzeit 2,20 h) und dienstags, donnerstags<br />
und sonntags um 21:55 Uhr ab Hamburg (Flugzeit 1,35 h). Die<br />
Rückflüge ab Bergen starten an den gleichen Reisetagen, nach<br />
München jeweils um 17:50 Uhr, nach Hamburg um 19:40 Uhr.<br />
Infos und Buchung unter<br />
www.wideroe.no. (red/sb)<br />
Auf beiden Strecken von<br />
Deutschland nach Bergen<br />
wird ein neuer Embraer E190-<br />
E2 Jet zum Einsatz kommen.<br />
Foto: © Widerøe AS<br />
18 <strong>Nordis</strong>
Foto: Stein Lindseth Olsen/Anunatak AS<br />
Foto: Svein Ulvund<br />
Foto: Ole Walter Jacobsen<br />
Europas spektakulärste Zugreisen<br />
Norwegen mit der Bahn zu erkunden, ist ein unvergessliches<br />
Urlaubserlebnis.<br />
Das Land hat zahlreiche wunderschöne Zugstrecken<br />
zu bieten. Zu den vier beeindruckend s<br />
ten Strecken gehören zweifellos die Rauma, die<br />
Bergen, die Nordland und die DovreBahn. Vor<br />
dem Zugfenster ziehen mächtige Bergmassive,<br />
Flusstäler, Wasserfälle, Seen, Gletscher und Fjorde<br />
vorbei. Sie reisen durch charmante und ursprüngliche<br />
ländliche Regionen. Aufgrund der großen<br />
Höhenunterschiede können Sie auf einer einzigen<br />
Zugfahrt sowohl Schnee und Gletscher als auch<br />
saftig grüne Felder und Wiesen erleben.<br />
Norwegische Züge sind bequem und umweltfreundlich.<br />
Nehmen Sie einfach Platz, entspannen<br />
Sie sich und genießen Sie die Landschaft.<br />
Auf der Website der Norwegischen Staatsbahn<br />
unter www.nsb.no/travel_inspiration finden<br />
Sie Infomercials, in denen die Routen und<br />
einzigartigen Reiseerlebnisse näher<br />
vorgestellt werden.<br />
Willkommen an Bord!<br />
Weitere Informationen und Buchungen<br />
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Fjordtours.com tel. + 47 815 68 222<br />
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Norway-Team-Travel.de tel. + 49 30200-51 710<br />
Agtraveltrend.ch tel. + 41 31 3501515<br />
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Die Nordland-Bahn – Die Reise zur Mitternachtssonne<br />
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Europas<br />
spektakulärste<br />
Zugreisen
REISE<br />
an vappu hat sie jeder auf<br />
dem kopf: die weiße studentenmütze,<br />
die Ylioppilaslakki.<br />
vappu ist neben weihnachten<br />
und Mittsommer<br />
das wichtigste finnische<br />
fest. an diesem tag feiert<br />
man den anfang des frühlings,<br />
vor allem aber sich<br />
selbst. hauptakteure sind<br />
studenten … aktuelle und<br />
ehemalige.<br />
teXt & fotos: rasso knoller<br />
MÜTZE AUF, UM 18 UHR<br />
Weil so viel getrunken wird, hat der Studentenverband<br />
die Tradition, die von den<br />
Studenten verlangt, der Havis Amanda<br />
eine Mütze aufzusetzen, »modifi ziert« und<br />
der »Realität angepasst«. Früher bekam die<br />
Statue erst um Mitternacht die Ylioppilasdie<br />
Mütze auf dem<br />
kopf und das sektglas<br />
in der hand<br />
»hauSKaa Vappua« –<br />
einen schönen 1. mai<br />
havis amanda:<br />
sobald die<br />
Mütze sitzt, geht<br />
die Party los.<br />
sobald die Havis Amanda sauber ist,<br />
geht die Party los. Eifrige Studenten<br />
haben den nackten Körper der Dame<br />
gewaschen und ihr dann eine weiße Studentenmütze,<br />
die Ylioppilaslakki, auf den<br />
Kopf gesetzt. So beginnen am Abend des<br />
30. April die Vappufeierlichkeiten in Helsinki.<br />
Vappu ist das fi nnische Frühlings- und vor<br />
allem Studentenfest. Der 1. Mai ist der eigentliche<br />
Tag des Festes, doch gefeiert wird<br />
auch schon am Abend zuvor. Dann spielt<br />
die Statue der Havis Amanda in der Nähe<br />
des Hafens die wichtigste Rolle. Das Abbild<br />
einer perfekt gebauten Frau wird gewaschen<br />
und wenn die Holde blitzsauber ist,<br />
setzt man ihr die Studentenmütze auf. Sitzt<br />
die Mütze, knallen die Sektkorken. Denn<br />
dann geht die Sause offi ziell los.<br />
STUDENTENFEST SEIT 1870<br />
Vappu feiern die Finnen seit dem Mittelalter.<br />
Ein Fest der Studenten ist es jedoch erst<br />
seit 1870. Damals hatten fi nnische Studenten<br />
den Brauch aus Schweden mitgebracht.<br />
Das will was heißen, denn normalerwiese<br />
übernehmen Finnen nur ungern<br />
etwas vom großen Nachbarn Schweden.<br />
Die ersten Jahrzehnte feierte man meist im<br />
privaten Rahmen und – sagen wir mal –<br />
»zivilisiert«. Heutzutage ist Vappu aber ein<br />
Fest, bei dem Party gemacht wird. Das jedenfalls<br />
ist die jugendfreie Beschreibung<br />
dessen, was an diesem Tag passiert. Genaugenommen<br />
wird hemmungslos gesoffen.<br />
Allerspätestens ab acht Uhr abends fi ndet<br />
man in der gesamten Innenstadt von Helsinki<br />
und vermutlich in ganz Finnland keine<br />
nüchterne Seele. Dann lassen die<br />
Finnen so richtig die Sau raus und verlieren<br />
alle Zurückhaltung, die sie sonst auszeichnet.<br />
In Wikipedia heißt es dazu in einem<br />
nüchternen Ton, der dem Ereignis eigentlich<br />
gar nicht angemessen ist: »Für viele<br />
gehört der übermäßige Konsum alkoholischer<br />
Getränke untrennbar zu Vappu.«<br />
20 <strong>Nordis</strong>
lakki verpasst, doch da um diese Uhrzeit<br />
kaum noch ein Student nüchtern war, hat<br />
man das feierliche Ritual auf 18 Uhr vorverlegt.<br />
In den alten Tagen haben die Studenten<br />
die Statue zudem auch noch selbst<br />
bestiegen – alkoholbedingt stürzte aber so<br />
mancher am nackten Busen der Havis<br />
Amanda ab. Blaue Flecke waren die Regel<br />
und selbst von Knochenbrüchen wird berichtet.<br />
Heute werden die Studenten, in<br />
einem Gurt sitzend, von einem Kran auf<br />
Kopfhöhe der Statue hochgezogen und setzen<br />
der Schönheit aus Bronze dann die Studentenmütze<br />
auf. Ganz ohne Absturzgefahr.<br />
Die jüngste Veränderung des Brauches<br />
um die Havis Amanda hat aber nichts mit<br />
Alkohol zu tun. Während die Studenten<br />
früher die Statue mit Waschmittel sauber<br />
schrubbten, machen sie sich heute ohne<br />
chemische Hilfsmittel ans Werk. Der mit<br />
Schaum überlaufende Brunnen sah zwar<br />
witzig aus, der Umwelt tat das Schaumbad<br />
aber gar nicht gut.<br />
Haalari und Ylioppilaslakki<br />
Schon vor dem offiziellen Startschuss am<br />
30. April um 18 Uhr ziehen die Studenten<br />
durch die Stadt und bereiten sich durch<br />
Trinken auf das abendliche Trinken vor.<br />
Das klingt jetzt unlogisch? Nicht für<br />
Finnen. Deren Sprache hat sogar ein eigenes<br />
Wort dafür. Als »Suojakännit« bezeichnet<br />
man es, wenn man sich durch übermäßigen<br />
Alkoholkonsum auf ein Trinkgelage<br />
vorbereitet – sich sozusagen in eine Art<br />
Trinktrainingslager begibt. Praktisch, dass<br />
alle Studenten an diesem Tag einen Haalari<br />
tragen, einen Overall, der Mitteleuropäer<br />
stark an die Arbeitskleidung eines Heizungsmonteurs<br />
erinnert. Einen Vorteil hat<br />
das Kleidungsstück. Es ist strapazierfähig<br />
und nimmt es nicht weiter übel, wenn man<br />
mal im Eifer des Gefechts einen gefüllten<br />
Becher drüber ausschüttet. Ein Haalari ist<br />
je nach Universität und Fakultät unterschiedlich<br />
gefärbt – rot, grün, blau oder<br />
auch mal schwarz oder weiß. Kenner der<br />
finnischen Universitätsszene können allein<br />
anhand des Overalls die Alma Mater des<br />
Trägers ausmachen.<br />
Am Abend des 30. April ist Helsinkis Innenstadt<br />
voll feiernder Menschen. Niemand<br />
ist unterwegs ohne eine Flasche in<br />
der Hand zu halten, Bier für die Männer,<br />
Sekt für die Frauen, Wein für die Kenner<br />
und Schnaps für die ganz Harten. Weiß<br />
man, dass es in Finnland normalerweise<br />
verboten ist, Alkohol in der Öffentlichkeit<br />
zu trinken, versteht man, dass an Vappu<br />
nationaler Ausnahmezustand herrscht.<br />
Hier kommt nochmals Wikipedia zu Wort,<br />
wo das Schwarmwissen schreibt: »Die Ambiance<br />
ist vergleichbar mit dem Ausnahmezustand<br />
in Hochburgen der Fastnacht oder<br />
Dicht an dicht. Im Gedränge<br />
findet man ihn vielleicht – den<br />
Vappuheila, den Vappuschatz.<br />
Erste Frühlingsboten:<br />
Blumenschmuck unter<br />
der Studentenmütze.<br />
<strong>Nordis</strong> 21
REISE<br />
des Karnevals, den man im evangelisch-lutherischen<br />
Finnland nicht kennt.«<br />
Wer Glück hat, fi ndet an diesem Abend sogar<br />
sein Vappuheila – den Vappuschatz; einen<br />
Geliebten oder eine Geliebte, den oder<br />
die man auf seiner Runde durch die Kneipen<br />
kennenlernt. Mitunter ist die so gewonnene<br />
Liebe aber nur von kurzer Dauer,<br />
denn nach dem ausgeschlafenen Kater am<br />
nächsten Morgen ist bei vielen die Erinnerung<br />
an die Nacht ebenso verblasst wie die<br />
an den Namen der neuen Bekanntschaft.<br />
Es sind aber nicht nur Studenten von heute<br />
unterwegs. An Vappu wird jeder Finne, der<br />
einmal eine Universität besucht hat, wieder<br />
zum Studenten. Jeder kramt an diesem<br />
Tage seine Ylioppilaslakki hervor und trägt<br />
sie auch zehn, zwanzig oder gar dreißig<br />
Jahre nach Verlassen der Universität voller<br />
Stolz. Manche Mützen sind nach all den<br />
Jahren nicht mehr ganz blütenweiß. Denn<br />
egal was ihnen während ihres langen Lebens<br />
auch zustößt, waschen darf man sie<br />
keinesfalls. Wie Auszeichnungen trägt man<br />
daher Flecken und Gebrauchsspuren auf<br />
der Mütze, beweisen sie doch, dass man<br />
mit ihr schon einiges erlebt hat.<br />
Musik zum 1. Mai –<br />
akkordeonspieler im<br />
kaivopuisto.<br />
bunte latzhose:<br />
an der farbe des<br />
haalari erkennt man<br />
die Universität.<br />
PICKNICK IM PARK<br />
Wer das Besäufnis am Vorabend einigermaßen<br />
gut überstanden hat, spaziert, sofern er<br />
in Helsinki lebt, am Morgen des 1. Mai<br />
zum Kaivopuisto-Park hinaus. Die besten<br />
Plätze, mit Rundblick über den Park, liegen<br />
ganz oben beim Ursa-Observatorium. Wer<br />
die ergattern will, muss früh aufstehen.<br />
Schon ab sieben Uhr morgens breiten hier<br />
die eingefl eischten Vappufans ihre Picknickdecken<br />
aus. Der Profi kommt mit Tisch<br />
und Stühlen, Regenschutz und vor allem<br />
viel zu essen und trinken. Mancher richtet<br />
sich sein Picknickareal gar ein wie das heimische<br />
Wohnzimmer und verschönt es mit<br />
Sofa, Teppich und sogar einem Kronleuchter.<br />
Ein Platz vor dem Observatorium ist<br />
gleichzeitig auch ein Logenplatz für den<br />
Auftritt des Ylioppilaskunnan Laulajat – des<br />
Männerchores der Helsinkier Universität.<br />
Die stimmgewaltigen Herren begrüßen jedes<br />
Jahr am Morgen des 1. Mai mit ihrem<br />
Gesang den Frühling. Mit Musik geht es<br />
dann den ganzen Tag weiter. Wer hat,<br />
bringt sein Akkordeon mit. Oder zur Not<br />
auch die Gitarre. Trink- und Studentenlieder<br />
sind angesagt, auch Patriotisches<br />
geht zwischendurch. Und immer wieder<br />
Tango. Studentenchöre singen, -orchester<br />
spielen. Blasmusik mag man auch in Finnland<br />
gern.<br />
HAUSKAA VAPPUA<br />
Zurückhaltung oder gar Schüchternheit,<br />
wie sie die Finnen sonst an den Tag legen,<br />
ist an diesem Tag fehl am Platz. Schon ab<br />
22 <strong>Nordis</strong>
Wie bei den meisten<br />
Festen in Helsinki wird<br />
auch an Vappu auf dem<br />
Domplatz gefeiert.<br />
zehn Uhr morgens wird der Platz knapp<br />
im Kaivopuisto, Tausende und Abertausende<br />
gut gelaunte Studentenmützenträger<br />
machen es sich dann auf Picknickdecken,<br />
Bänken und Stühlen gemütlich.<br />
»Hauskaa vappua« – einen schönen 1.<br />
Mai – wünscht man sich gegenseitig. Sogar<br />
Wildfremden wird ein solcher Gruß<br />
zugerufen, und man stößt mit ihnen auf<br />
den Frühling an. Meist perlt Sekt in den<br />
Gläsern, so mancher bleibt noch bei den<br />
harten Sachen des Vortags, einige aber haben<br />
inzwischen auf Sima umgestellt – das<br />
traditionelle Getränk für diesen Feiertag,<br />
das früher jede Familie selbst angesetzt<br />
hat. Ein bisschen erinnert Sima, das Rosinen<br />
und Zitronen enthält, an Met. Es enthält<br />
allerdings nur wenig Alkohol und ist<br />
somit fast schon zum Ausnüchtern geeignet.<br />
Zum Sima wird Tippaleipä serviert,<br />
eine Art Krapfen, der zu jedem gelungenen<br />
Vappufest dazugehört.<br />
Vappu ist das Frühlingsfest und manchmal<br />
steigt das Thermometer wirklich in die<br />
Nähe der 20-Grad-Marke. Mitunter verharrt<br />
es aber trotzig knapp über dem Gefrierpunkt.<br />
Den Finnen ist das egal. Mit<br />
dem 1. Mai ist der Winter vertrieben, und<br />
dann verbannen die Frauen ihre Strümpfe<br />
in den Schrank und die Männer holen – so<br />
vorhanden – das Cabrio aus der Garage.<br />
Vom Wetter lässt sich in Finnland niemand<br />
das Frühjahr verderben. •<br />
Kaivopuisto: In<br />
der Nähe des Ursa<br />
Observatoriums<br />
spielt die Musik.<br />
Allgemeine Informationen<br />
www.visitfinland.com<br />
Anreise<br />
Eine entspannte Einstimmung auf Vappu<br />
ermöglicht die Anreise mit der Fähre.<br />
Finnlines bietet ab Travemünde<br />
Rundreisen (inkl. Vollpension) für weniger<br />
als 100 Euro an.<br />
www.finnlines.com<br />
<strong>Nordis</strong> 23
Reise<br />
Aktivurlaub an<br />
der dänischen Ostsee<br />
Ein Nationalpark<br />
als Garten<br />
Der Nationalpark Mols Bjerge gehört zu Dänemarks schönsten Wanderregionen –<br />
und die Halbinsel Djursland in Ostjütland mit Stränden, dem historischen Ebeltoft<br />
oder Attraktionen wie Kattegatcenter und Skandinavischem Tierpark zu den<br />
schönsten Ferienregionen für Aktive und Familien.<br />
Text & Foto: Christoph Schumann<br />
Wer die Wahl hat, hat die Qual.<br />
Oder großes Glück. So wie Ole<br />
Frederiksen. Manchmal kann<br />
sich der Naturführer nicht entscheiden, in<br />
welchem seiner beiden Gärten er seine wenige<br />
Freizeit verbringen soll: rund ums Familienhaus<br />
zwischen Blumen und Hecken<br />
oder gleich gegenüber im Nationalpark?<br />
Denn seit rund dreißig Jahren lebt der<br />
Guide mit seiner Frau im kleinen Mühlendorf<br />
Femmøller (dt., wörtlich: Fünfmühlen)<br />
unweit von Ebeltoft auf der dänischen<br />
Halbinsel Djursland. Mitten im Herzen<br />
eines der schönsten Naturgebiete im Königreich.<br />
»Es klingt wirklich manchmal versnobt,<br />
wenn ich die Mols Bjerge meinen<br />
Garten nenne«, lacht Frederiksen bei der<br />
Begrüßung, »aber ich bin tatsächlich öfter<br />
dort als in unseren Beeten.«<br />
Sagt’s, und geht uns voraus die wenigen<br />
Schritte über die schmale Sackgasse hinweg<br />
und verschwindet im Unterholz. Der<br />
Endsechziger führt uns zwischen niedrigen<br />
Bäumen hindurch auf den schmalen »Italienske<br />
Sti«. Stetig geht es hinauf, bis wir<br />
eine Lichtung erreichen. Kurz hält der<br />
durchtrainierte Frederiksen inne, um zu<br />
erzählen: »Der Italienische Weg ist einer<br />
der beliebtesten Wanderwege in Mols<br />
Bjerge. Seinen Namen hat er nach der dänischen<br />
Autorin Tania Blixen«. Die Nobelpreisträgerin<br />
besuchte in den 1930er-Jahren<br />
regelmäßig ihre hier lebende Schwester<br />
Ellen Dahl – und verglich die reiche Natur<br />
ihrer Heimat gern mit der großen Welt, die<br />
sie auf ihren vielen Reisen kennengelernt<br />
hatte. »Die engen Schluchten der Randmoräne,<br />
auf der wir uns gerade bewegen, erinnerte<br />
Blixen beispielsweise an den Gardasee«,<br />
sagt Frederiksen. Auch das von den<br />
Höhen immer wieder aufscheinende Blau<br />
der Bucht Ebeltoft Vig kann einen südländischen<br />
Charakter haben, besonders im<br />
Sonnenlicht.<br />
Hügel und Buchten<br />
Die Vielfalt, mit der sich die Natur der<br />
Mols Bjerge heute zeigt, ist das Ergebnis<br />
der Arbeit von Eis und Wasser über Millionen<br />
von Jahren. Am Ende der letzten Eiszeit<br />
vor rund 18.000 Jahren kamen die<br />
nordischen Gletscher genau im Gebiet des<br />
jetzigen Nationalparks zum Stillstand. Gletscherzungen<br />
schnitten sich ins Land und<br />
bildeten so malerische Buchten wie Ebeltoft<br />
Vig und Kalø Vig. Als sich das Eis zurückzog,<br />
blieben rund um die Buchten<br />
langgezogene Hügel zurück, darunter der<br />
137 Meter hohe Agri Bavnehøj als höchster<br />
Punkt. Gleichzeitig blieben große Eisblöcke<br />
zurück und schmolzen nur langsam<br />
ab. »Zurück blieben typische Rundsenken,<br />
sogenannte Toteislöcher«, erklärt Frederiksen<br />
auf dem Weg über eine Wiese, von der<br />
der Blick weit bis hinüber zum Städtchen<br />
Ebeltoft geht.<br />
Schon zieht es den Naturguide weiter.<br />
Querfeldein, sodass wir dem konditionsstarken,<br />
pensionierten Berufssoldaten<br />
kaum folgen können. Kurz stoppt Frederiksen<br />
und zeigt auf eine dunkle Gummimatte:<br />
»Biologiestudenten der Universität in<br />
Aarhus untersuchen regelmäßig die Artenvielfalt<br />
wie hier die Anzahl von Insekten«,<br />
erläutert unser Begleiter. Ihr Feldlabor haben<br />
die Wissenschaftler im »Molslaboratoriet«,<br />
einem historischen Anwesen mitten<br />
im Nationalpark und eine Schenkung von<br />
Ellen Dahl an die Welt der Forschung. Sie<br />
zählen auch Schmetterlinge, Seeadler oder<br />
wilde Orchideen, die die spannenden Gegensätze<br />
von Flora und Fauna ausmachen.<br />
Auch kleine Galloway-Rinder und sogar<br />
Wildpferde leben seit Kurzem wieder in<br />
Mols Bjerge, die Wiesen- und Heideflächen<br />
offen halten sollen.<br />
Rundumblick auf Meer<br />
und Aarhus<br />
Rund zwei Stunden dauert unsere Wanderung<br />
auf dem »Italienischen Weg«, die mit<br />
einem Abstecher zum vielleicht schönsten<br />
Aussichtspunkt der Mols Bjerge endet: Von<br />
24 <strong>Nordis</strong>
Von den 127 Meter hohen Hügeln<br />
Trehøje in den Mols Bjerge blickt<br />
man auf Nationalpark und Meer.<br />
Dutzende Wildpferde leben im<br />
Nationalpark – durch Grasen<br />
halten sie die Landschaft offen.<br />
den drei Hügelgräbern Trehøje aus, die 127<br />
Meter über dem Meer liegen, geht der<br />
360°-Blick bei klarem Wetter von Ebeltoft<br />
im Osten bis nach Aarhus, Dänemarks Europäischer<br />
Kulturhauptstadt 2017, im Südwesten<br />
über gleich vier Buchten: Ebeltoft<br />
Vig, Knebel Vig, Begtrup Vig und Kalø Vig.<br />
Bei der Frage nach der schönsten Jahreszeit<br />
in »seinem« Garten Mols Bjerge muss Ole<br />
Frederiksen nicht lange überlegen: »Der<br />
Herbst mit seinem bunten Laub ist faszinierend.<br />
Noch mehr mag ich aber den Frühling,<br />
wenn bei uns die Blumen und besonders<br />
die Buchen blühen«.<br />
Djursland – einfach tierisch<br />
Djurslands Tierwelt und die des Nordens<br />
kommt man nur wenige Autominuten von<br />
Trehøje entfernt ganz nahe. Im Skandinavisk<br />
Dyrepark bei Kolind leben auf 45 Hektar<br />
rund 20 Arten. »Angefangen haben wir<br />
1994 mit heimischem Damwild«, sagt Sashia<br />
Lindhøj Jakobsen uns auf dem Weg<br />
zum Bärengehege. Die studierte Biologin<br />
gehört seit acht Jahren zum Team der Tierpfleger,<br />
das sich täglich um Elche, Rentiere,<br />
Polarfüchse, Wölfe, Seeadler und Co. kümmert.<br />
»Die größten Gehege haben unsere<br />
Braun- und Eisbären«, so die 28-Jährige,<br />
die ihre Abschlussarbeit über Zoobiologie<br />
geschrieben hat und neugierigen Besu-<br />
Das Dammwild<br />
im Skandinavisk<br />
Dyrepark kennt keine<br />
Scheu vor Besuchern.<br />
Biologin Sashia Lindhøj Jakobsen ist im Skandinavisk<br />
Dyrepark für das Wohl der Tiere verantwortlich.<br />
<strong>Nordis</strong> 25
Reise<br />
Das alte Rathaus von Ebeltoft<br />
gehört zu den bekanntesten<br />
Gebäuden Dänemarks.<br />
chern – die die weitläufigen Gehege des<br />
Tierparks auf langen Brückenstegen überqueren<br />
und so freien Blick haben – gern<br />
mehr über Umwelt und Leben ihrer<br />
Schützlinge erzählt. Beispielsweise über<br />
Bruno, den größten der europäischen<br />
Braunbären hier. »Mit 300 Kilogramm ist<br />
Bruno ausgewachsen«, weiß Lindhøj. »Darum<br />
glauben viele, dass sich Bären überwiegend<br />
mit Fleisch ernähren. Aber dies<br />
sind höchstens zehn oder zwanzig Prozent.<br />
Dafür fressen sie aber bis zu zehn Kilo Gras<br />
am Tag«.<br />
Wer die dänische Unterwasserwelt kennenlernen<br />
möchte, ist im Hafenort Grenaa<br />
richtig. Im Kattegatcenter leben mehr als<br />
250 Arten, von denen die meisten in der<br />
Ostsee vorkommen. Im eineinhalb Millionen<br />
Liter großen Oceanariet etwa tummeln<br />
sich Schwärme von Dorsch, Hornhecht,<br />
Butt oder Rochen. Auch fünf heimische<br />
Haiarten wie Dorn- und Katzenhai fühlen<br />
sich hinter der riesigen Acrylglasscheibe<br />
wohl. Spektakulär und besonders bei kleinen<br />
Besuchen beliebt ist aber das 550.000<br />
Liter fassende Becken mit tropischen Haien<br />
und einem Tunnel, in dem man den<br />
schwimmenden Räubern ganz nah kommt.<br />
Apropos ganz nah: Im Ozeanarium lassen<br />
sich sogar Tauchgänge machen – wer ins<br />
dänische »Meer« abtauchen möchte, wird<br />
bei seinem Unterwassertrip begleitet von<br />
einem Tauchlehrer des Centers – unmittelbarer<br />
erlebt man die nordische Unterwasserwelt<br />
wohl nur beim Tauchen vor der<br />
Küste selbst.<br />
Kultureller Ausgleich<br />
Doch Djursland wäre nicht Djursland ohne<br />
einen Abstecher nach Ebeltoft. Der kleine<br />
Ort an der gleichnamigen Bucht steckt voller<br />
Postkartenmotive in seiner nostalgischen<br />
Altstadt. Rund um das geduckte,<br />
rote Rathaus, das Gamle Rådhus, winden<br />
sich mittelalterliche Gassen mit Kopfsteinpflaster,<br />
an denen Fachwerkhäuser mit<br />
Stockrosen stehen. Wäre es nicht kitschig,<br />
müsste man zugeben: Ebeltoft ist Idylle<br />
pur. Kein Wunder, dass der Rundgang mit<br />
den Nachtwächtern, die abends singend<br />
ihre Runden drehen, im Sommer oft von<br />
Dutzenden Touristen begleitet wird.<br />
Zwei nationale Attraktionen sollte man<br />
beim Besuch in Ebeltoft übrigens auf keinen<br />
Fall verpassen. Zum einen das Glasmuseum<br />
am Hafen, das neben seiner festen<br />
Sammlung jedes Jahr sehenswerte Einzelund<br />
Gruppenausstellungen mit moderner<br />
Glaskunst aus dem In- und Ausland zeigt.<br />
Im stillen Garten des Museums liegt auch<br />
eine Glasbläserei, in der kleine und große<br />
Mit ihrem abendlichen<br />
Rundgang halten<br />
die Nachtwächter<br />
in Ebeltoft eine alte<br />
Tradition lebendig.<br />
Glasfreunde den KunsthandwerkerInnen<br />
bei ihrer im wahrsten Sinn des Wortes heißer<br />
Arbeit über die Schulter schauen können.<br />
Nur wenige Schritte entfernt liegt in seinem<br />
Dock das längste Holzschiff der Welt:<br />
Die »Fregatten Jylland« ist von der Bugspitze<br />
bis Achtern 102 Meter lang. Nach jahrzehntelanger<br />
Restauration zeigt sich das<br />
1864 gebaute Wahrzeichen von Ebeltoft<br />
heute wieder wie in seinen Anfängen. Unter<br />
den 57 Meter hohen Masten des Segelschiffs<br />
können kleine und große Entdecker<br />
Kajüten, Stauräume und vor allem die 44<br />
Kanonen an Bord inspizieren und so das<br />
Leben auf See kennenlernen, wie es vor<br />
mehr als 100 Jahren war. Einen Knalleffekt<br />
der Fregatte lieben besonders Kinder: Wer<br />
will, darf helfen, eine 30 Pfund schwere<br />
Kanone zu laden – dann gilt es, die Ohren<br />
gut zuzuhalten.<br />
•<br />
26 <strong>Nordis</strong>
Zerbrechliche Kunst aus Dänemark<br />
und der ganzen Welt zeigt<br />
das Glasmuseum in Ebeltoft.<br />
Anker lichten! Die historische Fregatte<br />
Jylland in Ebeltoft nimmt Kinder und<br />
Erwachsene mit auf eine Zeitreise.<br />
Allgemeine Informationen<br />
Die dänische Halbinsel Djursland<br />
liegt rund 250 Kilometer von der<br />
deutsch-dänischen Grenze entfernt<br />
und beginnt gleich hinter Aarhus.<br />
Djursland ist rund 1.400 Quadratkilometer<br />
groß. Das idyllische Ebeltoft<br />
mit seinen Fachwerkhäusern gehört<br />
zu Djurslands beliebtesten Attraktionen<br />
– das historische Rathaus ist eine<br />
populäre Hochzeitsadresse. Die rund<br />
250 Kilometer lange Küste mit vielen<br />
kinderfreundlichen Stränden ist vor<br />
allem bei Ferienhausurlaubern beliebt.<br />
www.visitdjursland.de<br />
Der Nationalpark Mols Bjerge ist seit<br />
2009 einer von bald fünf dänischen<br />
Nationalparks. Das 180 Quadratkilometer<br />
große Naturgebiet liegt<br />
zwischen Aarhus und Ebeltoft im<br />
Süden von Djursland und ist eine von<br />
der letzten Eiszeit geprägte Hügellandschaft.<br />
Mols Bjerge erstreckt sich<br />
von der Küste des Kattegats im Osten<br />
bis zu den Kaløwäldern im Westen. Im<br />
Süden grenzen die Buchten von Ebeltoft<br />
und Aarhus das Schutzgebiet zum Meer<br />
ab. Im Norden liegt eine kontrastreiche<br />
Moränenlandschaft. Wälder, Heide- und<br />
Weideland machen die Mols Bjerge<br />
zu einem idealen Ziel für Aktive mit<br />
Möglichkeiten zum Wandern, Rad- und<br />
Moutainbikefahren, Angeln, Surfen oder<br />
Kajakfahren. Auf rund 60 Kilometern<br />
soll bald der »Mols Bjerge Stien« zu<br />
den schönsten Stellen im Nationalpark<br />
führen – 20 Kilometer des Fernwanderweges<br />
sind bislang fertiggestellt,<br />
markiert und nach den Qualitätsnormen<br />
des dänischen Wandervereins Dansk<br />
Vandrelaug zertifiziert.<br />
Von Ebeltoft verkehrt regelmäßig ein<br />
Nationalparkbus zu ausgwählten Haltepunkten<br />
in den Mols Bjerge. Die App<br />
Nationalpark Mols Bjerge mit Informationen<br />
zum Nationalpark, Tourenvorschlägen<br />
etc. ist kostenlos im App Store und<br />
bei Google Play erhältlich.<br />
http://de.nationalparkmolsbjerge.dk/<br />
Skandinavischer Tierpark<br />
Nødagervej 67B,<br />
DK-8560 Kolind,<br />
www.skandinaviskdyrepark.dk<br />
Geöffnet von April–Oktober<br />
tgl. 10–17, im Sommer bis 18 Uhr.<br />
Kattegattcentret<br />
Færgevej 4,<br />
DK-8500 Grenaa,<br />
www.kattegatcentret.dk<br />
Geöffnet ganzjährig<br />
Montag–Sonntag<br />
10–16 bzw. 17 Uhr.<br />
Glasmuseum Ebeltoft<br />
Strandvejen 8,<br />
DK-8400 Ebeltoft,<br />
www.glasmuseet.dk<br />
Geöffnet Juli–Aug. tgl. 10–18,<br />
April–Juni u. Sept.–Okt. tgl. 10–17,<br />
sonst Mi–So 10–16 Uhr.<br />
Fregatten Jylland<br />
Fregatøen,<br />
S.A. Jensensvej 4,<br />
DK-8400 Ebeltoft,<br />
www.fregatten-jylland.dk<br />
Geöffnet Februar–Dezember<br />
tgl. 10–18, sonst tgl. 10–16 o. 17 Uhr.<br />
Übernachten<br />
Ferienhäuser in Djursland vermittelt<br />
u.a. Ebeltoft Feriehusudlejning,<br />
S.A. Jensens Vej 3A,<br />
DK-8400 Ebeltoft,<br />
Tel. 0045-86343344,<br />
www.ebeltoft-feriehusudlejning.dk<br />
Hotels<br />
Das historische Hotel Molskroen<br />
liegt gegenüber von Ebeltoft mit<br />
Aussicht aufs Meer. Spitzenrestaurant.<br />
Hovedgaden 16, Femmøller Strand,<br />
DK-8400 Ebeltoft, Tel. 0045-86362200,<br />
www.molskroen.dk<br />
Sostrup Slot war einst Schloss<br />
und Kloster. Heute beherbergt das<br />
Gutsgebäude 17 Ferienwohnungen.<br />
Sostrup Slot,<br />
Maria Hjerte Engen 1, Gjerril,<br />
DK-8500 Grenaa,<br />
Tel. 0045-20439155,<br />
www.sostrup.org<br />
<strong>Nordis</strong> 27
Reise<br />
Unbeirrt von Touristenströmen<br />
trotzt die kleine Meerjungfrau allen<br />
Unwettern und Anschlägen.<br />
Eine literarische Wanderreise zu den<br />
»Tatorten« beliebter Skandinavien-Krimis<br />
Hochspannung<br />
Acht Tage, drei Großstädte und einige Abstecher in die schwedische Natur – was nach einem<br />
klassischen Rundreise-Mix klingt, ist in Wahrheit eine Wanderermittlungsreise der besonderen<br />
Art. Per Bus, Zug, Fähre und größtenteils auf Schusters Rappen folgen wir skandinavischen<br />
Krimi-Bestsellerautoren zu den Schauplätzen ihrer fiktiven Verbrechen.<br />
Text & Fotos: Stefanie Becker<br />
Kopenhagen, Oslo, Stockholm, Helsinki,<br />
Reykjavík – schaut man sich in<br />
der skandinavischen Krimi-Literatur<br />
um, sind vor allem die Hauptstädte gern<br />
gewählte Tatorte für düstere Verbrechen.<br />
Doch auch abseits der Großstadt lauert in<br />
der ländlichen Idylle das Böse. Ob im malerischen<br />
Fischerdorf an der Küste, auf kleinen<br />
Inselchen in den Schären oder inmitten<br />
der småländischen Provinz – Keine<br />
Gegend scheint vor den nordischen Krimiautoren<br />
sicher. Umgekehrt machen sich<br />
viele Regionen und Städte den Erfolg der<br />
Skandinavien-Krimis zunutze und bieten<br />
Fans die Möglichkeit, auf geführten Sightseeing-Touren,<br />
mittels App oder Wanderkarte<br />
auf eigene Spurensuche zu gehen.<br />
Auch eine mehrtägige Rundreise zu den<br />
»Tatorten« bekannter Krimis, wie sie der<br />
Kölner Reisespezialist Highländer Reisen<br />
gemeinsam mit dem Verlag Kiepenheuer &<br />
Witsch konzipiert hat, ist eine gute Gelegenheit,<br />
dem Erfolgsgeheimnis der Krimiautoren<br />
auf den Grund zu gehen.<br />
Jussi Adler-Olsens<br />
Kopenhagen<br />
Wolkenverhangen ist der Himmel, als wir<br />
vom Hotel zum Stadtrundgang aufbrechen.<br />
Am Abend zuvor hatten wir noch auf der<br />
Dachterrasse in den letzten Strahlen der<br />
Abendsonne der Begrüßung unserer Reiseleiterin<br />
gelauscht, die uns mit einer kurzen<br />
Einführung zur skandinavischen Krimilandschaft<br />
auf die kommenden Tage einstimmte.<br />
Nun sind wir unterwegs, um Jussi<br />
Adler-Olsens Kopenhagen kennenzulernen.<br />
Der dänische Autor feiert mit seiner<br />
Reihe um den Ermittler Carl Mørk und das<br />
Sonderdezernat Q regelmäßig internationale<br />
Erfolge. Wir bewegen uns heute auf den<br />
Spuren des ersten Bandes »Erbarmen«, der<br />
die Geschichte einer aufstrebenden Politikerin<br />
erzählt, die eines Tages auf der Fähre<br />
von Rødby nach Puttgarden spurlos verschwand.<br />
Am Rathausplatz werben großflächig-verklebte<br />
Plakate für zwei neu erschienene<br />
dänische Krimis. »Morden im<br />
Norden« ist augenscheinlich nicht nur in<br />
Deutschland ein gutes Verkaufsrezept. Unsere<br />
erste Station ist Politikens hus, der Verlag,<br />
der nicht nur die dänischen Tageszeitungen<br />
Jyllandsposten und Politiken,<br />
sondern auch die Bücher Adler-Olsens veröffentlicht.<br />
Hier habe sie Jussi Adler-Olsen<br />
im Rahmen ihrer Doktorarbeit zu einem<br />
Interview getroffen, berichtet Elisabeth.<br />
Unsere Reiseleiterin promovierte zu skandinavischen<br />
Beststellerautoren und weiß<br />
einiges zu berichten. Zum Beispiel, dass<br />
Adler-Olsen in seiner Freizeit gerne alte<br />
Häuser aufkauft und diese dann eigenhändig<br />
renoviere.<br />
28 <strong>Nordis</strong>
Im Keller der Polizei hat<br />
Kommissar Carl Mørk<br />
sein (fiktives) Büro.<br />
Nyhavn ist ein beliebtes<br />
Ausflusgziel in<br />
Kopenhagen.<br />
im Hochsommer<br />
An der Polizeistation liest sie uns eine Passage<br />
aus dem Krimi vor. Der imposante<br />
runde Säulengang im Innenhof, der den<br />
Fernsehzuschauern eventuell aus der Serie<br />
»Die Brücke« ein Begriff sein könnte, ist<br />
von außen leider nicht zu erkennen. Dafür<br />
die dicken Eisengitterstäbe vor den Kellerfenstern.<br />
Hier unten wurden dem knurrigen<br />
Roman-Ermittler Carl Mørk Räume<br />
für sein Sonderdezernat Q zur Verfügung<br />
gestellt. Seine Aufgabe: nicht geklärte Verbrechen<br />
und alte Ermittlungen wieder aufrollen<br />
und lösen. Unser Weg führt uns weiter<br />
durch die Stadt, vorbei an der<br />
Nationalbibliothek, deren imposantes Foyer<br />
wir ebenfalls nur von außen bestaunen<br />
können, zum Hafen Nyhavn, der mit seinen<br />
bunten Fassaden und alten, am Kai<br />
vertäuten Schiffskuttern zu den beliebtesten<br />
Fotomotiven der Stadt zählt. Hier befindet<br />
sich das ehemalige Wohnhaus eines<br />
anderen, weltberühmten dänischen Schriftstellers<br />
und Dichters: H. C. Andersen. Am<br />
Folketing werden wir von einem plötzlichen<br />
Regenschauer überrascht und müssen<br />
uns unter ein Vordach retten. Zeit für<br />
eine Lesepause. Hier suchte sich die junge<br />
Politikerin in »Erbarmen« ihren Weg über<br />
den mit Pfützen übersäten Platz zum Auto.<br />
Wie passend. Nachdem der Platzregen<br />
ebenso schnell verschwunden ist, wie er<br />
kam, geht es weiter Richtung Oper und Hafen.<br />
Zeit für eine Mittagspause. Nächstes<br />
Ziel ist die Statue der kleinen Meerjungfrau.<br />
Dicht von Touristenscharen umvölkert,<br />
sitzt das Wahrzeichen der Stadt ungerührt<br />
auf einem Felsen. Auf dem Boden<br />
davor sind noch Reste roter Sprühfarbe zu<br />
sehen, mit denen Umweltaktivisten gegen<br />
den Walfang auf den Färöern protestiert haben.<br />
Sie hatten die Bronzestatue kurzerhand<br />
mit Farbe übergossen (<strong>Nordis</strong> berichtete).<br />
Die kleine Meerjungfrau war nicht<br />
das erste Mal Ziel Opfer von Anschlägen<br />
und »Verbrechen«. Vorbei am Kastell, dem<br />
Mitten auf der Öresundbrücke<br />
fanden Saga Norén und Martin<br />
Rohde eine durchtrennte Leiche.<br />
großen Gefion-Brunnen, durch den Kongenspark<br />
und vorbei am Rosenborgslott wandern<br />
wir weiter zum Rundetaarn. Über die<br />
breiten, treppenlosen Gänge des knapp 35<br />
m hohen Turms, die sich in Spiralen nach<br />
oben schrauben, erreichen wir das Dach<br />
und genießen einen fantastischen Weitblick<br />
über die Stadt. Im Hintergrund hinter<br />
den bunten Häuserdächern, Türmen und<br />
Kirchturmspitzen schimmert das blaue<br />
Wasser des Öresunds, und die markanten<br />
Stahlbetonstreben der Öresundbrücke<br />
zeichnen sich deutlich vom Himmel ab.<br />
Ein weiterer »Tatort«: Die Öresundbrücke,<br />
die Kopenhagen und Malmö seit 1999 verbindet,<br />
wurde 2012 zum Schauplatz eine<br />
<strong>Nordis</strong> 29
Reise<br />
Schärenidylle<br />
im »mörderischen«<br />
Fjällbacka.<br />
Verbrechens und zwar in der deutsch-dänisch-schwedischen<br />
Koproduktion »Broen«<br />
(schw. »Bron«, dt. »Die Brücke«), einer<br />
Krimiserie, die in Deutschland im ZDF ausgestrahlt<br />
wurde.<br />
Camilla Läckbergs<br />
Fjällbacka<br />
Die Brücke selbst werden wir auf dieser<br />
Reise nicht überqueren. Unser Weg führt<br />
am nächsten Tag über die Fährverbindung<br />
Helsingør – Helsingborg nach Schweden<br />
und von dort – nach einem kleinen Wanderabstecher<br />
zur Landspitze Kullaberg auf<br />
Der Rundetårn<br />
in Kopenhagen<br />
ist berühmt<br />
für seinen<br />
treppenstufenlosen<br />
Aufgang.<br />
der Halbinsel Mölle – nach Göteborg. Vom<br />
Hotel im Göteborger Bahnhof brauchen<br />
wir am nächsten Morgen nur wenige Minuten<br />
zur Busstation. Von hier geht es mit<br />
dem Oslo-Fernbus nordwärts nach Tarnum.<br />
Hier sammelt uns ein kleiner Shuttlebus<br />
ein. In Tarnum befindet sich auch die<br />
Polizeistation, in der Patrick Hedström,<br />
späterer Ehemann von Erica Falck, arbeitet.<br />
Beide sind Krimihelden von Camilla<br />
Läckberg, einer schwedischen Betriebswirtin,<br />
die sich mit dem Schreiben 2002 einen<br />
Traum erfüllte. Die Wahlstockholmerin ist<br />
in Fjällbacka geboren und aufgewachsen<br />
und so erstaunt es nicht, dass sie ausgerechnet<br />
das ehemalige Fischerdorf an der<br />
Westküste als Schauplatz für ihre inzwischen<br />
international erfolgreichen Krimis<br />
wählte. »Mein Sohn ist mit der Autorin zur<br />
Schule gegangen«, erzählt uns der Busfahrer<br />
fröhlich und fährt kurzerhand einen<br />
Extra-Schlenker zum »Original«-Haus der<br />
beiden Hauptfiguren, das etwas abseits des<br />
eigentlichen Ortes an der Schärenküste<br />
liegt. Das Haus, das in den Verfilmungen<br />
als Wohnhaus gewählt wurde, bekommen<br />
wir wenig später auf unserer Rundtour<br />
durch den Ort zu Gesicht. Ebenso den im<br />
Sommer quirlig-belebten Hafen mit seinen<br />
Boutiquen, Cafés und Restaurants. Mit<br />
einem der hier gebürtigen Köche, ihrem<br />
Jugendfreund Christian Hellberg, hat Läckberg<br />
2008 sogar ein Kochbuch herausgebracht<br />
»Smaker från Fjällbacka« (Der Geschmack<br />
von Fjällbacka). Regionalthemen<br />
und regionale Verflechtungen finden sich<br />
in allen ihren Krimiromanen. So ist der<br />
Weg durch den Ort wie eine Wanderung<br />
durch ihre Geschichten: Da die Eisenhütte<br />
und das Kiosk am Ingmar-Bergmann-Platz<br />
(Töchter der Kälte u.a.), dort die Königsschlucht,<br />
in der ein kleiner Junge beim<br />
Spielen eine tote Frau entdeckt (Der Prediger<br />
von Fjällbacka), ein wenig außerhalb<br />
der Friedhof (Die Eisprinzessin schläft).<br />
Und über allem thront die Kirche, in der<br />
sich Erica und Patrick nach einigen Wirren<br />
das »Ja-Wort« geben (Die Totgesagten).<br />
Durch die Königsschlucht »Kungsklyfta«<br />
führt uns der Weg hinauf auf den Vetteberget.<br />
Von hier oben hat man einen guten<br />
Rundumblick über die vom Meer glattgeschliffenen<br />
Schären, die sich bis zum Horizont<br />
walbuckelgleich aus dem Wasser erheben<br />
und auf den Hafen, mit seinen<br />
Yachten und Segelbooten. Man erkennt<br />
sogar den Sprungturm am Steg von Badholmen<br />
(u.a. Engel aus Eis, Der Prediger von<br />
Fjällbacka). Zurück im Hafen strahlt die<br />
Sonne vom Sommerhimmel und wir gönnen<br />
uns noch eine traditionelle schwedische<br />
»fika« mit Kaffee und Zimtschnecken<br />
aus der örtlichen Bäckerei, ehe uns<br />
der Überlandbus von Tarnum zurück nach<br />
Göteborg bringt.<br />
Millennium in<br />
Stockholm<br />
Seitenwechsel. Per Zug geht es einmal quer<br />
durchs Land, von der West- zur Ostküste,<br />
von Schwedens zweitgrößter Stadt in die<br />
Hauptstadt: Stockholm. Schauplatz einer<br />
ganzen Reihe international bekannter Krimis.<br />
Zu den, wenn auch literarisch nicht<br />
gerade feingeschliffenen, aber dennoch<br />
weltweit berühmt gewordenen »Stockholm-Krimis«,<br />
zählt Stieg Larssons Millennium-Trilogie:<br />
Verblendung, Verdammnis,<br />
Vergebung. Gleich nach dem Check-In im<br />
Hotel brechen wir auf, um die Welt seiner<br />
30 <strong>Nordis</strong>
Elisabeth Böker<br />
begleitet die<br />
Reise...<br />
...und zeigt uns die Schauplätze<br />
von Stieg Larssons<br />
Millennium-Trilogie.<br />
Romanfiguren Lisbeth Salander und Mikael<br />
Blomkvist zu erkunden. Nach einer kleinen<br />
Mittagspause in der Altstadt Gamla<br />
Stan, im Schatten des Nobelmuseums und<br />
mit Blick auf die bunten Hausfassaden des<br />
Stortorget, beginnt die eigentliche Krimiwanderung.<br />
Unser Ziel ist der Stadtteil Södermalm,<br />
von den Einheimischen meist<br />
nur »Söder« genannt. Der Hauptschauplatz<br />
der Millenium-Trilogie. Das ehemalige Arbeiterviertel<br />
ist heute Quartier der Trendsetter<br />
und Kreativen mit zahlreichen Bars,<br />
Cafés und Boutiquen. Auf den Haupt- und<br />
Einkaufsstraßen herrscht im Sommer<br />
buntes Treiben. Etwas ruhiger dagegen ist<br />
es in der Bellmansgata. Unser erster Stopp<br />
ist die Wohnung Mikael Blomkvists, dessen<br />
imposanter Balkonbrückeneingang sicherlich<br />
schon für manch ein Touristenfoto herhalten<br />
musste. »Anders als ihr hier seht, ist<br />
die Wohnung in den Büchern von der Straße<br />
aus zu erreichen«, erklärt uns Elisabeth<br />
und führt uns weiter den Monteliusvägen<br />
entlang zu einem Aussichtspunkt. Mit<br />
Blick auf die unter uns liegenden Dächer<br />
von Kungsholmen, den Riddarfjärden und<br />
das Rathaus, in dem Mikael Blomkvist wegen<br />
der Verleumdung Hans-Erik Wennerströms<br />
verurteilt wurde, berichtet uns Elisabeth<br />
einige Details zu Stig Larssons<br />
Biografie. Den Erfolg seiner Bücher hat<br />
Larsson tragischer Weise selbst nie miterleben<br />
dürfen, da er auf dem Weg in seinen<br />
Verlag an Herzversagen starb. Wir wandern<br />
weiter zur Hochhaussiedlung, in der<br />
Lisbeth ihre erste Wohnung hatte: Lundagatan,<br />
Plattenbaustil. Trotz der Trostbegrünung<br />
zwischen den Wohnsilos, eine der<br />
hässlichen Seiten des Stadtteils. Wir kehren<br />
um und dafür ein in »Mellquvist Kaffebar«,<br />
Stig Larssons Stammcafé, als die Redaktion<br />
seiner Zeitung »Expo« noch im selben<br />
Haus lag. Auch in den Verfilmungen taucht<br />
es als Schauplatz auf, z.B. als Lisbeth Mikael<br />
nach einem Kredit für eine Investition<br />
bittet, die ihr schließlich 3 Millionen Dollar<br />
beschert. Eine Zimtschnecke später geht es<br />
weiter Richtung Mosebacken, vorbei an<br />
dem Film-Gebäude der Millennium-Redaktion<br />
und vorbei am 7eleven, in dem Lisbeth<br />
sich im Film mit Vorräten eindeckt, zu<br />
ihrer neuen Penthouse-Wohnung in der<br />
Fiskargatan, die sie sich dank des gewonnenen<br />
Geldes aneignet. Im nachmittäglichen<br />
Sonnenschein heben sich das grünstichige<br />
Kupferdach und die schneeweiße<br />
Fassade imposant vom blauen Himmel ab.<br />
Unser Rundgang endet schließlich wieder<br />
in der Altstadt, wo wir es uns am Kai gemütlich<br />
machen und den Blick übers Wasser,<br />
die Ausflugsschiffe und die Inseln<br />
Skeppsholmen und Kastelholm genießen.<br />
Ausflug in die Schärenwelt nach Sandhamn<br />
Wer Menschenmassen scheut, dem ist die<br />
Fahrt mit einem der Stockholmer Schärenboote<br />
im Hochsommer nicht zu empfehlen.<br />
Nicht nur für Touristen, auch für die<br />
Einheimischen sind die vorgelagerten Inseln<br />
vor den Toren der Stadt ein beliebtes<br />
Ausflugsziel – erst recht bei sonnigem und<br />
schönem Wetter. Die knapp zweistündige<br />
Fahrt an Deck des proppevollen Bootes entpuppt<br />
sich dennoch als kurzweilig. Wir<br />
passieren pittoreske Örtchen, schwedenrote<br />
Ferienhäuschen, baumbewachsene Klippen<br />
und Segelschiffchen, die in kleinen<br />
Häfen dümpeln. Sandhamn selbst begrüßt<br />
uns mit einer belebten und von Freizeit-<br />
Für den Stadtteil<br />
Södermalm gibt es<br />
sogar einen eigenen<br />
Millennium-Stadtplan.<br />
<strong>Nordis</strong> 31
REISE<br />
vom dansberg aus hat man einen<br />
guten blick auf die insel korsö mit<br />
dem turm, wo sich thomas in einer<br />
stürmischen nacht aufhalten muss.<br />
beliebtesten im örtlichen Bed&Breakfast«,<br />
berichtet Viveca. Ihre Liebe zur Schärenwelt<br />
hat die Autorin aber auch abseits der<br />
Krimis ein Denkmal gesetzt. Für ihr Kochbuch<br />
»Schärensommer« (Vgl. <strong>Nordis</strong><br />
4/15), recherchierte sie auf der Insel und<br />
fragte Freunde und Bekannte nach Rezepten,<br />
um sie danach zum großen Probeessen<br />
einzuladen. Stolz ist Viveca auch auf ihr<br />
jüngstes Projekt. Gemeinsam mit ihrer<br />
Tochter Camilla brachte sie mit »Djupgraven«<br />
und »Sjörök« in Schweden die ersten<br />
Bücher einer Fantasy-Jugendbuchreihe heraus,<br />
in der u.a. die Umweltzerstörung und<br />
Verschmutzung der Meere eine Rolle spielen.<br />
Ob sie in deutscher Übersetzung erscheinen<br />
werden, ist noch unklar. Dafür ist<br />
ihr nächster Krimi bereits in Arbeit und die<br />
Synopsis für die Serienfortsetzung sogar<br />
schon fertig geschrieben.<br />
Für uns neigt sich die Reise nach einer entspannten<br />
Bootstour zurück nach Stockholm<br />
ihrem Ende zu. Sicher ist aber, neue<br />
Krimis unserer Autoren lassen nicht lange<br />
auf sich warten und versprechen neben<br />
neuer Hochspannung auch eine kleine Reiserückerinnerung<br />
an die Orte, die man<br />
selbst und live erwandert hat.<br />
•<br />
»Mörderisches Ufer« ist der zuletzt<br />
auf deutsch erschienene krimi von<br />
viveca sten (kiwi-verlag).<br />
booten vollgestopften Marina. Wir verlassen<br />
das Boot und machen uns zu Fuß auf,<br />
die Insel zu erkunden. Elisabeth hat vorab<br />
Karten organisiert, in denen die Schauplätze<br />
der Geschichten eingetragen sind, mit<br />
denen eine hier ortsansässige Schriftstellerin<br />
ihre Nachbarn in Angst und Schrecken<br />
versetzt. Viveca Stens Schären-Krimis sind<br />
ebenso wie die Bücher von Olsen, Läckberg<br />
und Larsson inzwischen verfi lmt. So<br />
passieren wir nicht nur die literarischen<br />
»Tatorte«, sondern auch das ein oder andere<br />
Filmgebäude. Wo Viveca selbst wohnt,<br />
wenn sie nicht in Stockholm weilt, bleibt<br />
ein Geheimnis. Andernfalls könnte sich die<br />
Schriftstellerin sicherlich nicht vor Besuchern<br />
retten. Dafür treffen wir sie und ihre<br />
Agentin wenig später zum Lunch im Hafenrestaurant.<br />
Bereitwillig stellt sie sich unseren<br />
neugierigen Fragen und plaudert<br />
fröhlich aus dem Nähkästchen. »Viele Inselbewohner<br />
schließen aufgrund meiner<br />
Bücher inzwischen nachts ihre Haustür<br />
ab«, lacht sie. Und ihre gute Freundin traue<br />
sich abends nicht mehr allein mit dem<br />
Hund raus. Dabei sei auf Sandhamn schon<br />
sehr, sehr lange kein echtes Verbrechen<br />
mehr passiert. Die Mordfälle seien alle nur<br />
ausgedacht. Dass sie dazu Talent hat, stellt<br />
sie sofort unter Beweis und serviert uns<br />
zum Lunch gleich noch den ein oder anderen<br />
»Mordstipp«. »Alkohol funktioniert<br />
gut«, so ihre Theorie. Das Gift der Fingerhutpfl<br />
anze vorsichtig dosiert würde in<br />
Kombination mit Johanniskrautschnaps<br />
ebenso sicher wirken und wäre nicht nachweisbar…<br />
Ob das stimmt, sei dahingestellt.<br />
Wahr ist aber, ginge es nach ihren Büchern,<br />
wäre die Inselbevölkerung inzwischen<br />
schon um ein Viertel reduziert. Wahr ist<br />
auch: Ihre Bücher sind ein echter Tourismusmagnet.<br />
»Das Zimmer im Missionshuset,<br />
in dem ein Mord geschieht (Anm. Tödlicher<br />
Mittsommer), gehört zu den<br />
tAtort SKAnDinAvien<br />
eine literarische<br />
Wanderermittlungsreise<br />
Dauer: 8 Tage<br />
Bereiste länder: Dänemark<br />
& Schweden<br />
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel<br />
Die »tatorte«: Kopenhagen,<br />
Göteborg, Fjällbacka, Stockholm,<br />
Sandhamn.<br />
Außerdem auf dem reiseprogramm:<br />
Stadtbesichtigungen, Inselausflüge<br />
und Wanderung entlang der<br />
schwedischen Küste.<br />
termine <strong>2018</strong>: In der Sommersaison<br />
<strong>2018</strong> hat Highländer Reisen<br />
zwei Krimitouren unter der Leitung<br />
von Elisabeth Böker im Programm:<br />
28.7.–4.8.<strong>2018</strong> und 4.8.–11.8.<strong>2018</strong>.<br />
Mehr dazu auf<br />
www.highlaender-reisen.de<br />
32 <strong>Nordis</strong>
fortSetzUng folgt…<br />
die jüngsten krimis von adler-olsen, läckberg und sten<br />
SelfieS – Der 7. fAll fÜr DAS<br />
SonDerDezernAt Q in KoPenHAgen<br />
Vizepolizeikommissar Carl Mørck wird zur Aufklärung eines brutalen<br />
Todes von der Mordkommission in Kopenhagen hinzugezogen. Wie<br />
sich herausstellt, gibt es eine Verbindung zu einem zurückliegenden,<br />
brisanten Altfall. Parallel wird Carls Assistentin Rose von grauenhaften<br />
Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit heimgesucht. Und<br />
welche Rolle spielen die drei jungen, arbeitslosen Frauen Michelle,<br />
Jasmin und Denise, die sich zu einem Triumvirat des Schreckens<br />
zusammengetan haben? <strong>Nordis</strong>-Fazit: hochspannender Krimi mit<br />
gesellschaftskritischer Aktualität.<br />
Jussi Adler-olsen: Selfies (Selfies). Aus dem Dänischen von<br />
Hannes thiess. dtv-verlag, 576 S., Hardcover, 23 €.<br />
Die eiSHeXe – Der 10. fAlCK-HeDStrÖm-Krimi<br />
Die Schauspielerin Marie Wall reist für einen Film über Ingrid Bergmann<br />
in ihren Heimatort Fjällbacka. Vor über dreißig Jahren stand<br />
sie als 13-Jährige im Verdacht, ein Mädchen getötet zu haben.<br />
Der Fall konnte nie geklärt werden. Als plötzlich die kleine Linnea<br />
Berg vermisst wird, machen im Ort Gerüchte von der Eishexe die<br />
Runde. Hauptkommissar Patrik Hedström gefällt es nicht, dass<br />
eine Legende aus dem 17. Jahrhundert die Ermittlungen beeinflusst.<br />
Seine Frau Erica Falck recherchiert schon seit Längerem in<br />
dem alten Fall. Gemeinsam versuchen sie, Licht in das Dickicht aus<br />
Geschichten und Gerüchten zu bringen. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Das Netz aus<br />
alten Geschichten und aktuellem Fall hält einige Überraschungen<br />
bereit. Spannend bis zur letzten Seite.<br />
Camilla läckberg: eishexe (Häxan). Aus dem Schwedischen<br />
übersetzt von Katrin frey. list, 752 S., Hardcover, 22 €.<br />
mÖrDeriSCHeS Ufer – tHomAS AnDreASSonS 8. fAll<br />
Jeden Sommer kommen Hunderte Kinder ins Segelcamp nach<br />
Lökholmen, der kleinen Insel gegenüber von Sandhamn. Doch nicht<br />
alle Campteilnehmer können die Seglerferien genießen. Einige<br />
Kinder werden gemein gemobbt und die Betreuer scheinen heillos<br />
überfordert. Als eines der Kinder plötzlich vermisst wird, wird die<br />
Polizei eingeschaltet und Thomas macht sich auf die Suche. Seine<br />
langjährige, gute Freundin Nora Linde ist zeitgleich in eine Gerichtsverhandlung<br />
verstrickt, die sie nur verlieren kann. Und auch privat<br />
haben beide mit familiären Problemen zu kämpfen. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Die<br />
Mischung aus Kriminalfall, Gerichtsverhandlung und privatem Chaos<br />
der Hauptfiguren sorgt für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen.<br />
viveca Sten: mörderisches Ufer (i sannings namn).<br />
Aus dem Schwedischen von Dagmar lendt.<br />
Kiepenheuer & Witsch, 464 S., Klappenbroschur, 14,99 €.<br />
WANDERN SIE IN ROSLAGEN –<br />
STOCKHOLMS SCHÖNSTEN SCHÄREN<br />
Foto:Bosse Lind.<br />
wandern im herrlichen roslagen Der<br />
Roslagsleden ist ein Teil des Europäischen<br />
Fernwanderwegs Nr. 6. Eine glitzernde<br />
Schärenwelt mit 13 000 Inseln, Seen, Wegen,<br />
Wäldern und Weiden wartet auf den, der<br />
im schönen Roslagen wandern möchte.<br />
• Bestell Sie unseren Wanderführer mit<br />
Karte und wandern Sie auf eigene Faust<br />
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Unterkunft<br />
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„Roslagsmarsch“ am 15. September an<br />
+46 767 650 660 • www.roslagen.se<br />
<strong>Nordis</strong> 33
FahrradSpezial<br />
Die Ålandinseln zwischen Schweden und Finnland<br />
Zwischen den Wel<br />
Raue, schroffe Felsen, von den gewaltigen Kräften der Eiszeit plattgedrückt<br />
und flachgeschliffen. Knorrige Bäume, die dem heftigen Wind trotzen. Dazwischen<br />
jedoch die liebliche Schlüsselblume, die als Nationalblume bekannt ist und der<br />
Landschaft mit ihrem sanften Gelb leuchtende Tupfer aufdrückt.<br />
Text & Fotos: Christiane Flechtner<br />
Eine Radtour zu den<br />
Geta Bergen ist auch<br />
mit einfachen Rädern<br />
auf den guten Wegen<br />
ohne Schwierigkeiten<br />
machbar.<br />
Die Ålandinseln – eine Insellandschaft<br />
zwischen den Welten. Zwischen<br />
Schweden und Finnland gelegen, gehört<br />
sie ein wenig zur einen und zur anderen<br />
Seite. So wird auf den Inseln schwedisch gesprochen,<br />
aber mit dem Euro bezahlt. Åland<br />
gehörte einmal zu Schweden und bis 1917<br />
sogar zu Russland. Seine 100-jährige Unabhängigkeit<br />
vom Zarenreich wurde 2017 groß<br />
gefeiert. Heute ist die Inselgruppe eine mit<br />
politischer Autonomie ausgestattete Region<br />
Finnlands, hat eine eigene Flagge, ein Autokennzeichen,<br />
eigene Briefmarken und ein eigenes<br />
Parlament. Ob Russland, Schweden<br />
oder Finnland – nichts hat jedoch die Åländer<br />
so geprägt wie das Meer. Und es beeinflusst<br />
das Leben und Wirken der rund 29.000 hier<br />
lebenden Menschen noch heute.<br />
Geta Berge – das<br />
»Åländische Bettenlager«<br />
Die Türklingel hallt in dem kleinen Geschäft<br />
noch Sekunden nach, ansonsten ist es unerwartet<br />
ruhig. Denn schließlich sind in einem<br />
einzigen Raum Supermarkt, Blumenladen<br />
und sogar die Post angesiedelt. Das Geschäft<br />
»Getaboden« wird schon in der zweiten Generation<br />
von Gun-Britt Lyngander geführt. Es<br />
ist heutzutage das einzige Geschäft des Städtchens<br />
Geta, das insgesamt 499 Einwohner<br />
zählt. Einer von ihnen ist der 18-jährige Benjamin<br />
Woidt, der hier aushilft und mich plötzlich<br />
in perfektem Deutsch spricht. Kein Wunder,<br />
kommt er doch ursprünglich aus Berlin.<br />
Im Alter von elf Jahren ist er mit seiner Familie<br />
auf die Ålandinseln ausgewandert und genießt<br />
seine neue Heimat. »Es ist ein Traum,<br />
hier Kajak zu fahren oder zu segeln«, sagt er.<br />
»Und die schönste Gegend von Åland ist auf<br />
jeden Fall Geta.« Der 18-Jährige kann uns<br />
auch den Weg zu den Geta Bergen weisen,<br />
ein Eldorado für Wanderer und Kletterer.<br />
Hier treffen sich vor allem an den Wochenenden<br />
die Einheimischen zum Bouldern und<br />
Picknicken. »Mit dem Rad ist es von hier aus<br />
nur etwa eineinhalb Kilometer weit – einfach<br />
die rote Sandstraße bergauf«, erklärt er. Und<br />
so treten wir in die Pedale. Es wird steiler<br />
und steiler, und mit letzter Kraft ist der Ausgangspunkt,<br />
das Soltuna Restaurant, erreicht.<br />
34 <strong>Nordis</strong>
Yoga on the Rocks<br />
Ganz still sitzt sie da. Die Beine im Schneidersitz,<br />
die Arme sanft auf den Oberschenkeln<br />
abgelegt, atmet Kim Jansson langsam und beten<br />
Tolle Landschaften ohne<br />
Massentourismus – das<br />
bieten die Ålandinseln.<br />
Knorrige Bäume und<br />
»Steinmännchen« finden sich<br />
in den Geta Bergen.<br />
Von hier aus führt ein etwa 5,5 Kilometer<br />
langer Rundweg durch die faszinierende<br />
Landschaft. Trollstigen heißt einer der Wege<br />
– und schon bald zweifelt niemand mehr<br />
auch nur im Geringsten an der Existenz von<br />
Trollen. Denn nach einer kurzen Wanderung<br />
ist ein Steingarten erreicht. Hunderte von<br />
Steinpyramiden stehen aufgereiht wie kleine,<br />
dünne Männchen nebeneinander, doch wer<br />
sie gebaut hat, ist nicht bekannt. »Möglicherweise<br />
die Trolle hier in der Gegend«, erklärt<br />
unser Guide Nora Kauffeldt schmunzelnd.<br />
Wie die Steinpyramiden entstanden sind,<br />
bleibt wohl ein Geheimnis. Aber was die restliche<br />
Landschaft in dieser Gegend geformt<br />
hat, ist größtenteils bekannt: »In der letzten<br />
Eiszeit wurde das Land von den Eismassen<br />
vollständig unter den Wasserspiegel gedrückt,<br />
sodass nach dem Abschmelzen der Gletscher<br />
die Ålandinseln fast komplett von Wasser bedeckt<br />
waren«, erklärt Kauffeldt. »Seit etwa<br />
13.000 Jahren hebt sich das Land allmählich<br />
aus dem Meer, und Inseln werden größer.«<br />
Dieser Prozess setze sich bis heute fort: Åland<br />
wachse mit einer Geschwindigkeit von etwa<br />
sieben Millimetern pro Jahr in die Höhe. Zum<br />
Vorschein kommt 1,4 Millionen Jahre alter<br />
grobstrukturiger Granit, das Rapawiki-Granit.<br />
Plattgedrückt und abgeschmirgelt durch die<br />
Gletschermassen, wirkt er wie ein ebener<br />
Fußbodenbelag. Obendrauf befinden sich<br />
weitere verwitterte Gesteinsschichten. »Wir<br />
nennen es Matratzenverwitterung, weil die<br />
Schichten aussehen wie einzelne gestapelte<br />
Matratzen«, erklärt Nora Kauffeldt und fügt<br />
lachend hinzu: »Hier befindet sich also das<br />
Åländische Bettenlager.«<br />
Bei der Wanderung über den Höhlenwanderweg<br />
»Grottstigen« ist genau zu erkennen,<br />
Benjamin Woidt ist von<br />
Berlin nach Geta ausgewandert.<br />
Er arbeitet im<br />
einzigen Geschäft des<br />
Städtchens.<br />
wie die Naturgewalten hier gewirkt haben.<br />
Nach einer Mittagspause mit Aussicht auf das<br />
graublaue Meer geht es mit dem Drahtesel<br />
rund 15 Kilometer durch bewaldete hügelige<br />
Landschaft. Die Straßen gehören uns und der<br />
Natur – nur selten kommt ein Auto entgegen.<br />
Eine Entspannung wäre jetzt angebracht. Sie<br />
erwartet uns im Havesvidden Resort – in<br />
Form einer besonderen Yogastunde.<br />
Die Matratzenverwitterung<br />
ist bei<br />
diesen Gesteinsschichten<br />
deutlich<br />
zu erkennen.<br />
<strong>Nordis</strong> 35
FAHRRADSpezial<br />
von der festung<br />
bomarsund aus geht es<br />
durch nadelwaldgebiet<br />
und sumpfige täler.<br />
von der einstigen festung<br />
bomarsund sind lediglich<br />
ruinen übrig geblieben.<br />
auf dem kyrkleden<br />
haben die<br />
wanderer auch<br />
ausblick auf die<br />
kirchen in der<br />
gegend.<br />
wusst tief ein und dann wieder aus. Kein anderer<br />
Laut ist zu hören als ihre Stimme, die<br />
den Kursteilnehmern die Übung erklärt.<br />
»Yoga on the Rocks«, Genuss für die Sinne, ist<br />
angesagt. Doch heute nicht draußen auf den<br />
Felsen am Meer – dazu ist der Wind einfach<br />
zu stark –, sondern im Yogaraum des Resorts.<br />
Alle lassen sich auf den Unterricht der 44-Jährigen<br />
ein, denn es ist 100 Prozent authentisch,<br />
was sie tut. »Ich hatte kein einfaches<br />
Leben, und alles wäre ziemlich schlimm geworden,<br />
wenn ich im Alter von 18 Jahren<br />
nicht angefangen hätte, Relax-Musik zu hören<br />
und später Yoga zu machen«, sagt sie. »Es<br />
ist wie eine feste Linie, die mich durch mein<br />
Leben führt«, sagt sie. Den Yoga-Schülern gefällt<br />
es. Ein- und Ausatmen sind plötzlich eins<br />
mit den Wellen des Meeres, alle sind ganz im<br />
Hier und Jetzt. Später, bei einem Glas Wein<br />
und Blick auf den Sonnenuntergang in Pink,<br />
Orange, Violett und Blau geht der Abend zu<br />
Ende.<br />
FESTUNG BOMARSUND UND<br />
SCHLOSS KASTELHOLM<br />
Ein neuer Tag, ein neuer Ort: Wenn ich die<br />
Augen schließe, kann ich die Kanonendonner<br />
in der Ferne hören, vermischt mit Meeresrauschen<br />
und dem Geheul des starken Windes.<br />
Hier – im Süden der Insel Sund, ist noch spürbar,<br />
dass die Ålandinseln militärisch immer<br />
von Bedeutung waren. Das Grenzinselreich<br />
diente als Puffer, als vorgelagerter Stützpunkt<br />
zum Schutz vor möglichen Feinden. Und so<br />
wurden Walle oder Festungen zur Verteidigung<br />
gebaut. Die Festung Bomarsund ist eine<br />
von ihnen. Sie wurde 1832 errichtet, nachdem<br />
Åland 1809 von Finnland an das Zarenreich<br />
Russland übergegangen ist. Die einst<br />
größte Militäranlage ist in Form einer Ringwallburg<br />
gebaut worden und diente dem russischen<br />
Zaren auch als Symbol der Macht in<br />
der Baltischen See.<br />
Wenn die großen Felsquader sprechen<br />
könnten, würden sie von den mehr als 2.000<br />
russischen Soldaten, Festungsarbeitern und<br />
Strafgefangenen erzählen, die hier lebten und<br />
arbeiteten. Auch ein Turm, ein <strong>Magazin</strong>, ein<br />
Militärkrankenhaus und diverse Wohnanlagen<br />
wurden errichtet. Doch diese Gebäude<br />
sind heute verschwunden. Informationstafeln<br />
lassen erahnen, wo sie einst gestanden haben.<br />
Im Rahmen des Krimkriegs drang die englische<br />
Flotte in die Ostsee vor und griff Orte<br />
an der fi nnischen Küste an. Das attraktivste<br />
Ziel war die Festung in Bomarsund. Sie wurde<br />
1854 dem Erdboden gleichgemacht. Seitdem<br />
ist Åland entmilitarisiertes Gebiet, und<br />
für åländische Männer besteht keine Wehrpfl<br />
icht. Heute sind nur noch einzelne Ruinen<br />
der Festung und ein paar Kanonen stille Zeugen<br />
der Vergangenheit.<br />
Es geht zu Fuß in Richtung Nordwesten,<br />
durch hügeliges Nadelwaldgebiet und sumpfi<br />
ge Täler, durch Moos- Farn- und Flechtenlandschaft,<br />
vorbei an den Ruinen einer<br />
Fluchtburg, die als Zufl uchtsort diente. Und<br />
vorbei an den sogenannten Rosen, zu Hügeln<br />
aufgeschütteten Steingräbern. Die Wanderung<br />
auf dem Kirchenweg, dem Kyrkleden,<br />
führt auf rund 16 Kilometer Länge direkt bis<br />
zum nächsten historischen Highlight: Schloss<br />
Kastelholm.<br />
Doch zuvor gibt es im Wärdshus des Freilichtmuseums<br />
Jan Karlsgården noch eine heiße<br />
Schokolade zur Stärkung und das Paradegericht<br />
der Inselgruppe: »Ålandspannkaka«<br />
mit »Sviskonkräm« – Pfannkuchen mit<br />
Zwetschgenkompott.<br />
Wie Bomarsund von der russischen Geschichte<br />
Ålands erzählt, ist das mittelalterliche<br />
Schloss Kastelholm Zeitzeuge der<br />
schwedischen Historie. Wer die steilen Stu-<br />
wie eine Miniaturlandschaft<br />
wirken Moose, flechten und<br />
heidepflanzen.<br />
36 <strong>Nordis</strong>
fen im Innenhof des Schlosses nach oben<br />
steigt und durch die kalten dunklen Räume<br />
wandelt, kann sich nur schwer vorstellen,<br />
dass hier sogar der schwedische König<br />
Gustav Vasa genächtigt hat. Äußerst<br />
schlimm die Vorstellung, dass König Erik<br />
XIV. auf dem Schloss gefangen gehalten<br />
wurde – samt seiner Frau Karin Månsdotter<br />
und den gemeinsamen Kindern. Im<br />
Jahr 1745 brach ein verheerendes Feuer<br />
aus, das einen Großteil der Burg zerstörte.<br />
Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit<br />
provisorischen Reparaturen begonnen. Die<br />
letzte Renovierung begann im Jahr 1982<br />
und wurde 2001 abgeschlossen.<br />
Nächster Stopp: Mariehamn, die vor rund<br />
150 Jahren auf dem Reisbrett entstanden<br />
ist. Die Hauptstadt Ålands, die aufgrund<br />
der beiden Lindenalleen auch »Stadt der<br />
1.000 Linden« genannt wird, hat einiges<br />
zu bieten: hübsche Holzhäuser, erstklassige<br />
Museen, gutes Essen und eine schöne<br />
Innenstadt. Als Erstes führt uns der Weg<br />
ins Schifffahrtsmuseum am Västerhamn.<br />
Im Zentrum stehen die Geschichten der<br />
Seeleute. Wie haben sie geschlafen, wie<br />
navigiert, welche Routen unternommen?<br />
Das Museum gibt Antwort. Und nicht<br />
ohne Grund bekam das Museum den Preis<br />
für die beste Ausstellung 2016 in ganz<br />
Finnland. Im Außenbereich des Museums<br />
ein weiteres Highlight: Die Pommern, ein<br />
viermastiges Stahlschiff, kann erkundet<br />
werden. Der 106,5 Meter lange Frachtsegler<br />
stach 1903 zum ersten Mal in See.<br />
Das Museum ist zu groß und zu vielfältig<br />
für einen einzigen Besuch. Glücklicherweise<br />
gilt die Eintrittskarte lebenslang.<br />
Ein kleiner Spaziergang führt mich zum<br />
historischen Hafen Sjövarteret – dem Seequartier.<br />
Das kräftige Rot der Holzhäuser<br />
wetteifert mit dem Blau des Himmels, alte<br />
Holzboote, denen man ansieht, dass sie<br />
viel erlebt haben, seit man sie aus Menschenhand<br />
geschaffen hat. Hier haben sich<br />
verschiedene Künstler niedergelassen. Silberschmieden<br />
und Metallkunst oder<br />
Schmuck aus aländischem Granit werden<br />
angeboten. Susanne Ekman-Ahlroth zum<br />
Beispiel arbeitet vor allem mit Metall und<br />
Holz. »Inspiration finde ich in der Begegnung<br />
mit Menschen und in derem Zusammenspiel.<br />
Gestalt suche ich in den weichen<br />
Formen der Frau und der Natur.<br />
Willkommen in meinem Atelier im Seequartier<br />
von Mariehamn!«<br />
Dann heißt es Abschied nehmen. Vom<br />
Oberdeck der Fähre aus zieht die Inselwelt<br />
Ålands noch einmal vorbei. Die roten<br />
Holzhäuser in der Landschaft werden kleiner<br />
und kleiner. Wehmut kommt auf. Es<br />
war wunderschön – ich komme wieder!•<br />
Die Seele baumeln lassen –<br />
das ist am kleinen Hafen<br />
Sjövarteret möglich.<br />
Mit ein wenig<br />
Geduld kommt<br />
man den<br />
Küstenseeschwalben<br />
ganz nah.<br />
Allgemeine Informationen<br />
Zu den Ålandinseln bekommt man im<br />
Internet unter www.visitaland.com.<br />
Die Tourist-Information befindet sich in<br />
der Storagatan 8 in Mariehamn,<br />
Tel. +358-18 24 000, info@visitaland.com<br />
Anreise<br />
per Flugzeug nach Stockholm, Helsinki<br />
oder Turku und dann per Flugzeug mit<br />
• Finnair Helsinki – Mariehamn – Turku,<br />
www.finnair.com oder<br />
• Nextjet Stockholm – Mariehamn – Turku<br />
– Mariehamn, www.nextjet.com<br />
• oder per Fähre, zum Beispiel mit der<br />
Viking Line, www.vikingline.se<br />
Übernachten<br />
• Hotel Savoy in Mariehamn, Nygatan<br />
10–12, www.alandhotels.fi<br />
• Havsvidden Resort in Geta an der Nordküste,<br />
traumhaft gelegen mit eigenem<br />
Strand, perfekter Ort zum Abschalten.<br />
Havsviddsvägen 90, Geta, Tel. +358-184<br />
94 08, www.havsvidden.com<br />
Essen und Trinken<br />
• Das Bagarstugan Café&Vin in der<br />
Economiegatan 2 in Mariehamn ist immer<br />
einen Besuch wert! Im Sommer mit schöner<br />
Außenterrasse. Große Auswahl an Kuchen<br />
und anderen Åland-Spezialitäten wie den<br />
traditionellen Pfannkuchen. Tel. +358-18<br />
19 880, carola.fyrqvist@aland.net<br />
• Café Svarta Katten: Hier hat Hanna<br />
Karlsson ein kleines kulinarisches Paradies<br />
geschaffen. Norragatan 15, Mariehamn,<br />
Tel. +358-18 21 599, www.svartakatten.ax<br />
• Selbstgebrautes Stallhagen-Bier von<br />
Åland gibt es im Pub der Stallhagen-Brauerei.<br />
Aber auch kulinarische Leckereien<br />
mit lokalen Produkten werden angeboten.<br />
Getavägen 196, Godby, Tel. 358-457 344<br />
8500, www.stallhagen.com<br />
• Uriger Pub Niska am alten Hafen,<br />
Sjökvarteret in Mariehamn, Tel. +358-<br />
181 91 51, niska@aland.net<br />
Aktivitäten<br />
Mariehamn lässt sich gut zu Fuß<br />
erkunden. Für weitere Wege empfiehlt<br />
sich ein Fahrrad (Fahrradverleih in der<br />
Västerhamn in Mariehamn,<br />
Tel. +358-12 821) oder ein<br />
Mietwagen (Europcar, Strandgatan 1,<br />
Mariehamn, Tel. +358-15 222).<br />
Der größte Abstand von Ost nach West<br />
auf dem åländischen Festland beträgt<br />
gerade mal 50 Kilometer Luftlinie. Auch<br />
per Bus kommt man gut von A nach B,<br />
www.williamsbus.ax<br />
Besuchen sollte man die Festung<br />
Bomarsund und das Schloss Kastelholm<br />
ebenso wie das Schifffahrtsmuseum in<br />
Mariehamn.<br />
Geführte Reise<br />
Wandern und mehr – Finnlands<br />
Schären & Ålandinseln: 12-tägige<br />
geführte Wanderreise, ab 2.698 Euro,<br />
buchbar bei www.wikinger-reisen.de.<br />
<strong>Nordis</strong> 37
FahrradSpezial<br />
Gemeinsam<br />
starten die<br />
Teams in den<br />
Morgen.<br />
Die Vätternrundan<br />
HERAUSFORDERUNG<br />
UND MYTHOS<br />
Obwohl es sie schon seit mehr als 50 Jahren gibt, ist die schwedische Vätternrundan noch nicht bei allen<br />
Freizeitradsportlern bekannt. Die Geschichte begann 1966 in Motala, als der Mannschaftsarzt des schwedischen<br />
Fußball-Nationalteams und Olympiaarzt, Sten-Otto Liljedahl, auf die Idee kam, dass es doch möglich<br />
sein müsste, den Vätternsee – den zweitgrößten See Schwedens – in einer einzigen Tour zu umrunden.<br />
Text: Detlef Koepke | Fotos: Florian Selig & BikeBlogBerlin<br />
Fotos (4): © Florian Selig<br />
Wer dies meistert, der hat stolze<br />
300 Kilometer auf dem Sattel seines<br />
Fahrrads gesessen, allerdings<br />
meist mit einigen Pausen. Zuvor hat man sicherlich<br />
schon den einen oder anderen Kilometer<br />
trainierend auf dem Rad verbracht.<br />
Sten-Otto Liljedahl hatte die Theorie, dass<br />
eine solche Ausdauerleistung von »Jedermann«<br />
und »Jederfrau« erbracht werden<br />
kann, wenn man unterwegs regelmäßig isst<br />
und trinkt, sich entsprechend mit regelmäßigem<br />
und ganz und gar nicht übermäßigem<br />
Training darauf vorbereitet. Dafür hatte er<br />
sich einem Selbstversuch unterzogen. Zunächst<br />
wurde seinerzeit ein entsprechendes<br />
Rad für solch eine Tour hergerichtet. Heute<br />
denkt jeder sofort an ein Rennrad, 1966 war<br />
es ein Rad mit einer Dreigang-Schaltung. Der<br />
örtliche Fahrradhändler, bei dem das Rad bestellt<br />
wurde, war von dieser Idee gleich so<br />
angetan, dass er ebenfalls an der ersten Umrundung<br />
mit seinem Rad teilnahm. Man<br />
könnte meinen, dass dies schon als Leistungssport<br />
zu bezeichnen ist, aber damit<br />
täuscht man sich gehörig, wenn man die<br />
»Jedermann-Radsportler« am Start und wieder<br />
im Ziel sieht. Spätestens beim Anblick<br />
der Teilnehmer kommt man ins Nachdenken<br />
und überlegt, wenn Der oder Die es geschafft<br />
hat, dann sollte das ganz offensichtlich auch<br />
Gute Stimmung auf der<br />
Strecke, gemeinsam<br />
schaffen wir die 300 km.<br />
in meinen Möglichkeiten liegen. Die Begeisterung<br />
für diese Veranstaltung ist in Schweden<br />
riesig, was sich an den jährlichen Teilnehmerzahlen<br />
ablesen lässt. 23.000<br />
Jedermänner- und frauen sind es nun schon<br />
seit einigen Jahren, die sich dieser Herausforderung<br />
im Juni zur Sommersonnenwende<br />
stellen.<br />
Peter Liljedahl ist der Sohn des Gründers, der<br />
sowohl die Anfänge noch als Kind miterlebt<br />
hat und heute stolz die Tradition weiterführt,<br />
indem er mit der Startnummer 1 seines Vaters<br />
an den Start rollt. Dann folgt man dem<br />
Leitspruch des Vaters kurz nach dem Ortsausgangsschild<br />
von Motala: »Ziel ist Motala«.<br />
Dazwischen liegen die bekannten 300 Kilometer.<br />
Seine ältere Schwester, Eva Liljedahl,<br />
ist auf andere Weise eng mit der Vätternrundan<br />
verbunden, denn sie betreibt die Villa<br />
Hamra. Das ist ein wunderschön gelegenes<br />
B&B Hotel, kurz vor Motala in einer ehemals<br />
als Schulgebäude genutzten Villa. Hier umsorgt<br />
sie während der Vätternrundan Radsportler<br />
aus der ganzen Welt, die es sich dort<br />
gut gehen lassen. Eva Liljedahl sorgt dafür,<br />
dass die passende Nahrung aufgetischt wird<br />
und nach dem Zieleinlauf kann sich jeder,<br />
der einen der heißbegehrten Übernachtungsplätze<br />
bekommen hat auf die Sauna und das<br />
Entspannungsbad im Hot Tub freuen.<br />
38 <strong>Nordis</strong>
Peter Liljedahl gibt den<br />
Startschuss zur MSR.<br />
Glücklich<br />
am Ziel.<br />
Foto (1): © BikeBlogBerlin<br />
Macht das wirklich SpaSS?<br />
Es ist immer wieder interessant, die Reaktionen<br />
des Gegenübers zu erleben, wenn man<br />
erzählt: »Ich habe mir vorgenommen, 300<br />
Kilometer Fahrrad zu fahren«. Die Antwort,<br />
bzw. Rückfrage lautet: »An wie vielen Tagen?«<br />
Und wenn man sagt, das mache ich an<br />
einem Tag, dann erkennt man entweder ein<br />
ungläubiges Zweifeln oder interessiert hochgezogene<br />
Augenbrauen. Der kühle Rechner<br />
macht sofort eine Überschlagsrechnung,<br />
wenn zum Beispiel im Durchschnitt 20 Kilometer<br />
pro Stunde gefahren werden, sind das<br />
15 Stunden, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 25 Stundenkilometern sind es nur<br />
noch 12 Stunden und ... schneller geht ja<br />
auch noch.<br />
Der Reiz dieser 300-Kilometer-Runde liegt<br />
wahrscheinlich in mehreren Faktoren begründet.<br />
Zum einen hat jeder unmittelbar eine Ahnung<br />
davon, dass dies tatsächlich zu schaffen<br />
ist. Das Problem ist allerdings, dass für diese<br />
Teilnahme die Trauben etwas höher hängen<br />
und das Ziel, 300 Kilometer in einem Stück<br />
mit dem Rad zu fahren, etwas außerhalb der<br />
üblichen Komfortzone liegt. Das bedeutet<br />
ganz einfach: regelmäßig trainieren. Wer dieses<br />
Training für sich zu einer freudvollen Zeit<br />
deklariert und sich mit dem Glücksgefühl<br />
nach jeder Ausfahrt gut fühlt, der rollt überzeugt<br />
an den Start. Und genau das wollen offensichtlich<br />
viele Menschen: ein Abenteuer,<br />
eine echte Herausforderung, an deren Ende<br />
meist der Triumph über sich selbst steht. In<br />
Schweden heißt es, dass jeder Schwede mindestens<br />
einmal die Vätternrundan gefahren<br />
haben sollte.<br />
Eine schwedisch-deutsche<br />
Freundschaft<br />
2014 wurde in Mecklenburg-Vorpommern, in<br />
Neubrandenburg, unter Anwesenheit zweier<br />
Mitglieder des Organisationsteams der Vätternrundan<br />
erstmals der Startschuss für die<br />
Mecklenburger Seen-Runde gegeben. Die<br />
Idee, solch ein Event in Deutschland durchzuführen,<br />
kam Detlef Koepke, als er sich selbst<br />
auf seine erste Vätternrundan vorbereitet hat.<br />
Mittlerweile sind es bereits über 3.000 Radlerinnen<br />
und Radler, die alljährlich am letzten<br />
Wochenende im Mai ihre 300 Kilometer MSR<br />
absolvieren. Gunilla Brynell, CEO der Vätternrundan,<br />
ehrte die MSR 2017 mit ihrer Teilnahme.<br />
Peter Liljedahl hat zweimal an der<br />
MSR teilgenommen und die dritte Teilnahme<br />
steht bevor. Lob bekam das Event für das abwechslungsreiche<br />
Essen, die vielen freundlichen<br />
Helfer und die naturnahe und schöne<br />
Kulisse, die die Mecklenburgische Seenplatte<br />
zum Radfahren bietet. Seit zwei Jahren gibt es<br />
sogar ein »schwedisches Depot« bei der MSR,<br />
das unter anderem eigens für die Runde importierte<br />
schwedische Blaubeersuppe bereithält.<br />
Hinter den Kulissen werden zwischen<br />
den Städten Motala und Neubrandenburg<br />
und zwischen den Veranstaltern Erfahrungen<br />
ausgetauscht mit dem Ziel, die Qualität beider<br />
Veranstaltungen für die Teilnehmer noch zu<br />
steigern.<br />
•<br />
Durch schöne<br />
Landschaften.<br />
Information und Anmeldung<br />
Mecklenburger Seen Runde <strong>2018</strong><br />
25. und 26. Mai <strong>2018</strong><br />
Start und Ziel: Neubrandenburg<br />
www.mecklenburger-seen-runde.de<br />
Vätternrundan <strong>2018</strong><br />
15. und 16. Juni <strong>2018</strong><br />
Start und Ziel: Motala<br />
http://vatternrundan.se<br />
<strong>Nordis</strong> 39
FAHRRADSpezial<br />
nordis tritt beim nordsjørittet in die Pedale<br />
Zwischen Wadenkrämpfen<br />
uNd glücKSgeFühleN<br />
landschaftlich reizvoll und offen für jedermann, das ist der nordsjørittet. das fahrradrennen zwischen<br />
den beiden städten egersund und sandnes lockt jedes jahr immer wieder viele radsportbegeisterte<br />
in die region rogaland. nordis war zum 20. jubiläum mit von der Partie.<br />
teXt: jörn backhaUs | fotos: Uwe herUth<br />
Viele, die häufi g Rad fahren, kennen<br />
das. Man würde gerne mal ein Rennen<br />
mitfahren, weiß aber nicht, ob man<br />
das schafft oder man hat zu großen Respekt<br />
vor der Aufgabe. Man könnte ja, wenn man<br />
wollte, aber jetzt passt es gerade nicht… Die<br />
Liste der möglichen Hinderungsgründe ist<br />
lang, ich habe das Thema Radrennen auch<br />
mehrere Jahre vor mir hergeschoben. In Norwegen<br />
angekommen gibt es jedoch kein Zurück<br />
mehr. Nachdem wir Teamkollege Terje<br />
in Egersund vom Bahnhof abgeholt haben<br />
und Räder und Fahrer startklar sind, werden<br />
mir erstmalig die Dimensionen des Nordsjørittet<br />
bewusst. Bis dato bin ich davon ausgegangen,<br />
dass es sich um ein gemütliches Rennen<br />
in überschaubaren Gruppengrößen<br />
handelt. Falsch gedacht, Norwegens zweitgrößtes<br />
Radrennen ist eine Großveranstaltung<br />
mit über 6.000 teilnehmenden Radlern.<br />
Man sieht bereits in den frühen Morgenstunden<br />
viele professionelle Teams, die die Zeit<br />
bis zum Start für gezieltes Aufwärmen nutzen.<br />
Ob man hier richtig ist? Nachdem die<br />
ersten Startgruppen mit einem Mordstempo<br />
an einem vorbeigefl ogen sind, stellt sich mir<br />
wirklich die Frage: »Worauf habe ich mich<br />
hier eingelassen?«<br />
KEIN ZURÜCK MEHR<br />
Dann fällt der Startschuss und es geht los.<br />
Terje und ich sortieren uns im hinteren Drittel<br />
ein, das Tempo können wir gut mitgehen.<br />
Bereits nach der ersten Kurve entzerrt sich<br />
das Feld und spätestens bei der ersten knackigen<br />
Steigung zeigt sich, dass andere auch<br />
nur mit Wasser kochen. Die nächsten 20–25<br />
Kilometer sind ein ständiges Hoch und Runter<br />
durch die felsige Landschaft des Magma<br />
Geoparks. Hier und da zwickt es schon in<br />
den Beinen. Aber aufgeben gilt nicht. Endlich<br />
erreiche ich die erste Versorgungsstation<br />
beim Ogna Campingplatz. Die Trinkfl asche<br />
wird aufgefüllt, ein Rosinboller gegessen und<br />
Traubenzucker eingeworfen. Es folgt ein<br />
schöner, ebener Abschnitt mit teilweise atemberaubender<br />
Aussicht auf die Nordsee. Trotz<br />
der Anstrengung schaffe ich es, die Landschaft<br />
zu genießen und den Anfeuerungsgruppen<br />
(Heiagjeng) zurückzuwinken.<br />
Hinter Brusand will ein längerer Anstieg bewältigt<br />
werden, aufgrund des Regens der letzten<br />
Tage jedoch nur im Gänsemarsch. Die<br />
Räder müssen geschoben werden. Knöcheltiefer<br />
Matsch und einige, größere Steine machen<br />
das Radfahren unmöglich. Im unwegsamen<br />
Gelände geht eine Menge Zeit<br />
verloren, hinzukommen erste Krämpfe in den<br />
Beinen. Mein innerer Schweinehund grinst<br />
mich unverhohlen an und wettet auf eine baldige<br />
Beendigung des Rennens. Nicht so voreilig,<br />
alter Geselle. Kaum aus dem Wald raus,<br />
wird man mit einer langen Asphaltabfahrt<br />
belohnt. Hier erreichen einige ihre Höchstgeschwindigkeit<br />
und strampeln sich den Wiesen-<br />
und Waldfrust aus Körper und Seele, ich<br />
inbegriffen. Terje ist mir mittlerweile voraus.<br />
Er will für <strong>Nordis</strong> eine gute Zeit herausfahren.<br />
Nach 54 Kilometern erreiche ich geschafft,<br />
aber zufrieden die nächste Versorgungsstation.<br />
Nach einer kurzen Stärkung<br />
geht es weiter.<br />
GEGEN DEN INNEREN<br />
SCHWEINEHUND<br />
Terjes Tipp, bei Krämpfen einfach weiterzufahren,<br />
jedoch mit einem niedrigeren Gang<br />
und einer höheren Trittfrequenz, hilft. Ich<br />
bin überrascht, wie schnell sich ein Krampf<br />
aus den Beinen radeln lässt und wie viel<br />
Kraft man mobilisieren kann, wenn es darauf<br />
ankommt. Zur Belohnung sind die<br />
nächsten Kilometer wieder leichter zu meistern.<br />
Die Strecke führt stellenweise direkt<br />
am Meer entlang und die Landschaft von<br />
hier kann man die dimensionen<br />
des nordsjørittes erahnen, auch<br />
wenn man nur einen teil des startfeldes<br />
auf dem foto sieht.<br />
40 <strong>Nordis</strong>
näher kommt man der nordsee<br />
bei keinem radrennen.<br />
solche abschnitte entschädigen<br />
für manche strapaze.<br />
Foto: © Rune Helliesen<br />
teamkollegen terje rygh (li.) und<br />
jörn backhaus (re.) vor dem start.<br />
Nord-Jæren geizt nicht mit ihren Reizen.<br />
Auch die Anfeuerungsgruppen unterwegs<br />
verfehlen nicht ihr Ziel: Sie haben Spaß und<br />
geben den Teilnehmern neue Motivation.<br />
Die letzte krasse Steigung haben sich die Planer<br />
des Nordsjørittes für Kilometer 68 ausgesucht.<br />
Die Rede ist vom Tubakken, der auf<br />
dem Gebiet der Stadt Bryne liegt. Ich hatte<br />
von vornerein geplant, hier abzusteigen und<br />
das Rad den Hügel hinaufzuschieben. Ich<br />
wollte einfach nur die Stimmung entlang<br />
dieses nur knapp 500 Meter langen Abschnittes<br />
genießen. In diesem Moment geben<br />
mir die Beine und der Schweinehund<br />
ein deutliches Signal: Vergiss es! Diesen Hügel<br />
kommst du auch zu Fuß nicht hoch!<br />
Doch ich gebe nicht auf, die Stimmung von<br />
mehreren hundert Zuschauern auf beiden<br />
Seiten des Weges, die Band, die oben auf der<br />
Bühne steht, schieben einen förmlich den<br />
Tubakken hinauf.<br />
Und plötzlich ist man oben. Was für ein Gefühl!<br />
Der Schweinehund hat sich beleidigt<br />
verabschiedet und die letzten etwa 20 Kilometer<br />
machen richtig Spaß. Geschoben wird<br />
nicht mehr, stattdessen in die Pedale getreten.<br />
Die Kraftreserven sind so groß, dass ich<br />
tatsächlich einige Radler überhole und einiges<br />
an Zeit wettmachen kann. Eine allerletzte<br />
Steigung in Sandnes, eine rasante Abfahrt<br />
hinunter ins Zentrum und eine Kurve<br />
noch, dann liegt es vor mir: das Ziel! Schnell<br />
durchgefahren, schon bekommt man die<br />
Medaille umgehängt. Das war es, ich habe<br />
den Nordsjørittet erfolgreich absolviert! Terje,<br />
der knapp 27 Minuten vor mir im Ziel<br />
war, erwartet mich bereits. Das berauschende<br />
Glücksgefühl, das Rennen gemeistert<br />
zu haben, will sich jedoch nur langsam<br />
einstellen. Dennoch steht fest: Es hat sich<br />
gelohnt, nicht aufzugeben. Und: Es war defi -<br />
nitiv nicht die letzte Teilnahme am Nordsjørittet.<br />
•<br />
Allgemeine informAtionen<br />
Region Stavanger-Ryflyke:<br />
www.regionstavanger-ryfylke.com<br />
AnreiSe<br />
Mit Fjord Line von Hirtshals<br />
bis Stavanger<br />
www.fjordline.com/de<br />
zUm rADrennen<br />
Der nächste Nordsjørittet findet<br />
am 9.6.<strong>2018</strong> statt. Weitere Infos<br />
und Anmeldung unter<br />
www.nordsjorittet.no<br />
<strong>Nordis</strong> 41
»SKiDne Æg«<br />
Rezept für 4–8 Personen<br />
Foto: © Visit Denmark, J. Buusmann<br />
dänische ostertraditionen mit<br />
gækkebrev, schnaps und senfeiern<br />
»glædelig påske«<br />
8 Eier<br />
600 ml Milch<br />
1 EL Butter<br />
1 EL Mehl<br />
2 EL grobkörniger Senf<br />
Salz<br />
Frischgemahlener Pfeffer<br />
Frischgehackter Schnittlauch<br />
oder Kresse<br />
Knusprig gebratene Schinkenwürfelchen<br />
zubereitung:<br />
Eier hartkochen und halbieren. Butter<br />
bei niedriger Temperatur schmelzen,<br />
Mehl dazugeben und unter Rühren<br />
anschwitzen, etwas Milch angießen<br />
und unterrühren, bis das Gemisch eine<br />
sämige Konsistenz erreicht. Nach und<br />
nach restliche Milch dazugeben. Aufkochen<br />
und einköcheln lassen. Mit Salz,<br />
Pfeffer und Senf abschmecken. Sauce<br />
auf Tellern anrichten, Eier hineinlegen<br />
und mit Speck, Kräutern und frischem<br />
Pfeffer garnieren. Dazu wird gerne<br />
Schwarzbrot als Beilage serviert.<br />
Mit »glædelig Påske« wünscht man sich in dänemark frohe ostern.<br />
Und natürlich haben die feiertage den gleichen religiösen hintergrund<br />
wie in deutschland. auch buntbemalte ostereier und<br />
schokolade gehören hier zum fest dazu. jedoch pflegen die<br />
dänen auch einige, ganz eigene, landestypische ostertraditionen.<br />
anders als bei uns ist neben Karfreitag<br />
(langfredag) und Ostersonn- und montag<br />
auch der Gründonnerstag (skærtorstag)<br />
ein Feiertag. Viele Dänen nutzen die<br />
fünf Tage für einen Kurzurlaub. Am Ostersonntag<br />
trifft man sich dann traditionell zum<br />
»påskefrokosten«, einem üppigen Mittagoder<br />
auch Abendessen, zu dem die ganze Familie<br />
und Freunde zusammenkommen. Es<br />
besteht aus vielen kleinen Gerichten und beginnt<br />
meist mit Fisch in Form von eingelegtem<br />
Hering (påskesild), Krabben oder Thunfi sch,<br />
gefolgt von warmen Speisen, z.B. Lamm,<br />
Hühnchen oder Braten, gerne begleitet von<br />
Pasteten, Tartes oder kleineren Aufl aufgerichten.<br />
Zum Abschluss gibt es Aufschnitt, z.B.<br />
eine Käseplatte oder süße Desserts. Natürlich<br />
dürfen auch in Dänemark – genau wie bei uns<br />
– die Ostereier (»påskeæg«) nicht fehlen.<br />
Hartgekocht und buntbemalt, aber auch in<br />
Form von Schokoladen- oder Zuckereiern landen<br />
sie z.B. in den Osternestern der Kinder.<br />
Als ausgeblasenes Hühnerei oder in künstlicher<br />
Form sind sie neben Osterglocken und<br />
Frühlingsgrün eine beliebte Osterdekoration.<br />
Eine weitere dänische Ei-Spezialität sind<br />
»skidne æg«, hartgekochte, halbierte Eier in<br />
Senfsauce mit Speck, frischer Kresse oder<br />
Schnittlauch bestreut. Neben dem guten Essen<br />
in geselliger Runde gehört außerdem der<br />
Genuss alkoholischer Getränke zum traditionellen<br />
påskefrokost dazu. Viele dänische<br />
Brauereien produzieren extra zu Ostern das<br />
»påskebryg« (Osterbier), das ähnlich wie das<br />
Weihnachtsbier mit Gewürzen der Saison abgeschmeckt<br />
wird. Und auch Schnaps, mit Vorliebe<br />
Aquavit, darf beim Osteressen nicht fehlen,<br />
gilt doch für viele Dänen: »en påskefrokost<br />
uden snaps er ikke en påskefrokost« (Ein Osteressen<br />
ohne Schnaps ist kein Osteressen). Er<br />
wird je nach Geschmack eisgekühlt oder in<br />
Zimmertemperatur serviert. Skål!<br />
Übrigens: Den Osterhasen, so wie wir ihn<br />
kennen, kannte man in Dänemark lange Zeit<br />
nur in den Regionen entlang der deutsch-dänischen<br />
Grenze. Inzwischen erobert er als<br />
»påskehare« in schokoladener Gestalt und als<br />
Osterdekoration auch nördlichere Haushalte<br />
des Landes.<br />
•<br />
Weitere informAtionen<br />
zum dänischen Osterfest finden<br />
Sie auch auf www.visitdenmark.de.<br />
»mit nAvn Det StÅr<br />
meD PriKKer, PAS PÅ Det<br />
iKKe StiKKer«*<br />
Eine alte dänische Ostertradition sind<br />
die sogenannten Gækkebrev (Narrenbriefe),<br />
die an Freunde und Familie<br />
verschenkt werden. Es handelt sich um<br />
gebastelte Briefchen mit Sprüchen und<br />
Gedichten. Die Briefe werden ähnlich<br />
wie Scherenschnitt-Schneeflocken<br />
kunstvoll ausgeschnitten und gefaltet<br />
und der Name des Absenders wird<br />
durch Punkte verschlüsselt. Durch<br />
einen Reim und die Anzahl der Punkte<br />
(=Buchstaben des Namens) soll der<br />
Empfänger herausfinden, wer ihm den<br />
Brief geschickt hat. Gelingt es ihm<br />
nicht, ist er ein »gæk«, also ein Narr;<br />
findet er es heraus, ist der andere der<br />
Genarrte. Üblicherweise bekommt<br />
der Briefeschreiber oder der, der den<br />
Schreiber erraten hat, vom »gæk« ein<br />
Osterei geschenkt.<br />
(* Mein Name steht in Punkten,<br />
Achtung, er sticht nicht hervor).<br />
42 <strong>Nordis</strong>
Advertorial<br />
PÅSKEFROKOST<br />
MIT<br />
AALBORG JUBILÆUMS AKVAVIT<br />
Jubi-Rote-Bete mit Ziegenkäse und Wildkräutern<br />
6 Rote Bete<br />
6 Picandou Ziegenfrischkäse<br />
200 g Wildkräutersalat<br />
1 Tl Kümmel, 3 Sternanis<br />
Aalborg Jubilæums Akvavit<br />
50 ml weißer Balsamicoessig<br />
100 ml Pflanzenöl<br />
Brian Bojsen – Däne, Gastronom aus Leidenschaft,<br />
Fotograf und Surfer – führt mit “Brian’s Steak & Lobster”<br />
sein eigenes Restaurant in Hamburg und trinkt nicht<br />
nur gern mal ein Glas Aquavit, sondern kocht auch<br />
damit. Für die diesjährige Påskefrokost hat er eine<br />
raffinierte, aber trotzdem einfache Kleinigkeit für die<br />
Festtafel kreiert. Dazu passt ein Glas leicht gekühlter<br />
Aalborg Jubilæums Akvavit, der mit seinen feinen<br />
Noten von Dill und Koriander die Aromen der Frühlingsküche<br />
wirkungsvoll unterstreicht.<br />
Rote Bete waschen, in der Schale mit Kümmel, Sternanis<br />
und etwas Aalborg Jubilæums Akvavit in Salzwasser<br />
garen. Nach dem Garen den Garfond auf circa ein<br />
Viertel reduzieren.<br />
Rote Bete pellen und in Achtel schneiden, im reduzierten<br />
Garfond einlegen, Balsamico dazugeben und mindestens<br />
1 Stunde marinieren.<br />
Rote Bete herausnehmen und die Marinade mit etwas<br />
Öl zu einer Vinaigrette aufschlagen.<br />
Ziegenkäse in Stücke zupfen, zusammen mit der Roten<br />
Bete dekorativ anrichten, mit Wildkräutern garnieren<br />
und mit der Vinaigrette marinieren. Mit einem Glas<br />
Aalborg Jubilæums Akvavit servieren.<br />
www.aalborgakvavit.dk<br />
www.facebook.com/aquavit.de<br />
ENJOY THE NOW<br />
ENJOY RESPONSIBLY<br />
<strong>Nordis</strong> 43
OUTDOOR<br />
oUtdoorProdUkte<br />
auF und<br />
Zusammengestellt<br />
von gerhard kraus<br />
daVoN<br />
Foto Hintergrund: © Thomas Krämer<br />
StoSSfeSt UnD AtmUngSAKtiv<br />
Bei der Neuauflage der Viking Ascent-<br />
Wanderschuhe wurde nicht nur die Optik<br />
modernisiert, sondern auch einige der<br />
Trage- und Produkteigenschaften verbessert.<br />
So sorgt ein Neoprenschaft für<br />
einen weichen und bequemen Einstieg in<br />
den Schuh. Die Zehenkappe wurde mit<br />
Naturkautschuk verstärkt und bietet noch<br />
mehr Schutz im steinigen Gelände. Das<br />
schwarze Modell wurde mit Reflektoren<br />
ausgestattet, die bei Dunkelheit für gute<br />
Sichtbarkeit sorgen. Die 100 Prozent<br />
wasserdichte und atmungsaktive Gore-<br />
Tex-Insulated-Membran garantiert, dass<br />
die Füße trocken bleiben und das Klima<br />
im Schuhinneren immer optimal reguliert<br />
wird. Das Innenmaterial aus Gore-Tex-<br />
Partelana Lining sorgt dabei für angenehme<br />
Wärme und hohen Tragekomfort.<br />
Wie bei den anderen Modellen der Viking<br />
Active Outdoor Serie sorgt auch beim<br />
Ascent Spikes eine robuste, aber leichte<br />
EVA Zwischensohle für eine sichere<br />
Absorption von Stößen, ohne<br />
dabei ins Gewicht zu fallen. Der<br />
Schuh ist in den Designs »black/<br />
silver« und »wine/coral« erhältlich.<br />
<strong>Nordis</strong>-Fazit: Ob am Fjord<br />
oder im Fjell – der Ascent ist<br />
ein bequemer und langlebiger<br />
Wanderschuh, der sowohl im<br />
offenen Gelände als auch auf<br />
Bergtouren überzeugt hat.<br />
(Jörn Backhaus)<br />
149,95 €<br />
de.vikingfootwear.com<br />
44 <strong>Nordis</strong><br />
AlltAgStAUgliCHer Begleiter<br />
Ortlieb ist bekannt für seine wasserfesten und robusten Outdoor- und Fahrradtaschen.<br />
Doch auch im Alltag kann das Unternehmen mit durchdachtem<br />
Design und Qualität punkten. So bietet die modische Fahrrad-Aktentasche<br />
»Commuter-Bag Urban Line« mit Deckelverschluss reichlich Platz für Laptop<br />
und Co. Das robuste PU-beschichtete Cordura-Baumwoll-Mischgewebe des<br />
Obermaterials sorgt nicht nur für eine bürotaugliche Optik, sondern schützt<br />
den Tascheninhalt zuverlässig vor Wind und Wetter. Dank Halterungskomponenten,<br />
die am Gepäckträger des Rades festmontiert werden, lässt sich<br />
die Tasche mit nur einer Hand bequem einhängen und abnehmen. Flache<br />
Arretierungselemente sorgen außerdem für eine glatte Taschenrückseite.<br />
Die Tasche verfügt über ein Notebookfach, einen Stiftehalter und ein<br />
Schlüsselband sowie eine separate Außentasche mit Reißverschluss (nicht<br />
wasserdicht). Der gepolsterte Schultergurt mit Karabinerbefestigung lässt<br />
sich jederzeit abnehmen. Beidseitig angebrachte leuchtstarke Reflektoren auf<br />
3M Scotchlite Reflexmaterial bieten in der dunklen Jahreszeit mehr Sichtbarkeit<br />
und Sicherheit. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Die Tasche ist ein praktischer Allrounder und eine<br />
echte Empfehlung für alle, die den Weg ins Büro mit dem Fahrrad antreten. In zwei<br />
Größen (14 l/ 19 l) und Designs (blau/grau) erhältlich. (Jörn Backhaus)<br />
159,99 bzw. 169,99 € | www.ortlieb.com/de<br />
läUft UnD läUft<br />
Der The North Face Ultra 110 mit beiteter Goretex Membran ist ein leichter<br />
eingear-<br />
Schuh für anspruchsvolle Trails. Beim Schaft<br />
setzt man auf atmungsaktives Mesh und<br />
PU-beschichtetes Leder zur Stabilisierung<br />
des Mittelfußbereiches. Eine formgepresste<br />
EVA-Zwischensohle und eine rutschsichere,<br />
kompakte Gummi-Laufsohle sorgen für<br />
ordentliche Dämpfung, ein gutes Abrollverhalten<br />
und sicheren Halt auf jedem<br />
Untergrund. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Gleich beim<br />
ersten Einstieg fühlt sich der Fuß richtig<br />
wohl. Seine Stärken zeigt er nicht nur beim<br />
Trailrunning, sondern auch auf leichten<br />
Bergtouren, die gelegentlich nicht über<br />
Wege führen. Weiteres Plus: Die robuste<br />
Leder-Zehenkappe schützt vor Verletzungen<br />
und Verschleiß.<br />
140 € | www.thenorthface.com/eu
AUfS AUge<br />
Die Shield vom Brillenspezialisten Julbo<br />
lässt sich mit unterschiedlichen Gläsern<br />
bestücken, die verschiedenen Schutzstufen<br />
entsprechen. Das selbsttönende,<br />
polarisierende Cameleon Glas erfüllt die<br />
Schutzstufe 2–4. Damit ausgestattet ist<br />
die Shield der ideale Lichtschutz für alpine<br />
und nordische Aktivitäten – von Wanderungen<br />
bis hin zu Hochtouren. Streulicht<br />
wird durch abnehmbare, weiche Seitenteile<br />
blockiert. Gewölbte, rutschfeste Bügel, die<br />
Nasen-Auflage und Brillenbänder garantieren<br />
einen festen Sitz. Zur perfekten Sicht<br />
trägt auch die Beschlagschutz-Behandlung<br />
bei. Bei hohen körperlichen Intensitäten<br />
(Schweißproduktion) und Windstille sind<br />
aber hier Grenzen gesetzt.<br />
199,95 € mit Cameleon glas,<br />
andere modelle je nach glas ab 99,95 €<br />
www.julbo.com<br />
gUt BelÜftet<br />
An die Entwicklung einer Jacke, die in Ruhepau-<br />
sen wärmt und bei schweißtreibenden Aktivitäten<br />
überschüssige Wärme abgibt, haben sich die<br />
Produktentwickler von The North Face gewagt.<br />
Die Besonderheit der Ventrix Jacke sind gelaserte<br />
Belüftungsöffnungen im Isolationsmaterial unter<br />
den Armen und im Nackenbereich, die ein nehmes Körperklima und besten Tragekomfort<br />
ange-<br />
schaffen sollen. Funktioniert diese neue Technologie<br />
auch in der Praxis? Also raus und testen!<br />
Dieses Belüftungssystem funktioniert ganz gut,<br />
speziell bei kühlen/kalten Temperaturen. Bei einer<br />
Rast bleiben die Belüftungsöffnungen geschlossen<br />
und halten so die Wärme am Körper, bei mehr<br />
Action kann man die Jacke anbehalten, ohne gleich<br />
zu überhitzen. Natürlich sind besonders bei hohen<br />
Intensitäten mit viel Schweißproduktion hinsichtlich der Dampfdurchlässigkeit (Atmungsaktivität)<br />
und des Wärmerückhalts bei Ruhepausen Grenzen gesetzt. Die Ventrix Jacke ist mit einer<br />
80 Gramm schweren Polyesterisolierung ausgestattet. Das Hauptmaterial besteht aus Polyamid<br />
und Elastan. Eine DWR-Imprägnierung hält Feuchtigkeit ab. Zur Ausstattung gehören zwei<br />
RV-Einschubtaschen und eine RV-Brusttasche. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Vielseitig einsetzbare Jacke für Fjelltouren<br />
und Alltag. Oberstoff ist empfindlich gegenüber Felskontakt. Wird auch als Hoody (240<br />
€) und in der Summit Series mit einem besonders abriebfesten Oberstoff angeboten (300 €).<br />
Jacke 220 € | www.thenorthface.com/eu<br />
trAgeKomfort<br />
Osprey bleibt sich treu. Die Mission: Entwicklung von Rucksäcken mit einem<br />
perfekten Verhältnis zwischen Tragekomfort und Gewicht fließen auch beim neuen<br />
Modell Exos ein, das in drei Größen (38 l, 150 € | 48 l, 170 € | 58 l, 190 €) und drei<br />
Rückenlängen (S, M, L) angeboten wird. Das Netz-Rückensystem aus gespanntem<br />
Mesh, die breiten, passgenauen Mesh-Schultergurte und die Mesh-Hüftflossen<br />
inklusive Gurt ermöglichen eine optimale Verteilung der Last auf Schultern und<br />
Hüfte. Für maximale Belüftung ist auch gesorgt. Um das Eigengewicht (Exos 38<br />
ca. 1,1 kg) zu reduzieren, kommen nur leichte Materialien zum Einsatz. Die Details<br />
sind ebenso funktionsorientiert wie etwa die seitlichen Fächer mit Kompression<br />
und zwei Zugangspunkten, die seitlichen 7-mm-Kompressionsriemen, eine<br />
Befestigung für Trekkingstöcke, die abnehmbaren Schlafmattenschlaufen oder der<br />
abnehmbare Deckel. Lässt man den Deckel weg, kommt eine sogenannte Flap-<br />
Jacket-Abdeckung zum Einsatz. Osprey kümmert sich auch ganz speziell um Frau-<br />
enmodelle. Mit den Eja Modellen hat man ein neues Kapitel im Bereich Premium<br />
Rucksäcke aufgeschlagen, die ganz auf die weibliche<br />
Anatomie zugeschnitten sind. Angeboten werden<br />
sie in zwei Versionen: 38 l (150 €) und 48 l (170 €)<br />
sowie der Rückenlänge Women Small und Medium.<br />
<strong>Nordis</strong>-Fazit: Im Test überzeugten Exos und Eja<br />
durchweg. Die Konstruktion der Hüftflossen und<br />
ihr direkter Übergang in das Rückennetz sorgen<br />
für höchsten Tragekomfort. Man spart Energie.<br />
Trinksystem kann eingebaut werden. Regenhülle<br />
muss man nachkaufen. Perfekt geeignet für<br />
Hüttentouren, Wochenendtouren etc.<br />
www.ospreyeurope.com<br />
leiCHt UnD DUrCHDACHt<br />
Den Hikelite von Osprey gibt es in<br />
einer 18-Liter- und 26-Liter-Version. Er<br />
ist mit allem ausgestattet, was man auf<br />
kürzeren Touren braucht. Der belüftete<br />
Netzrücken sorgt für ein schnelles Abdampfen<br />
der Schwitzfeuchtigkeit und<br />
erhöht den Tragekomfort. Meshtaschen<br />
mit Kompressionsriemen bieten Platz<br />
für Trinkflasche, verschwitzte Wäsche<br />
etc. Zur Ausstattung gehören auch ein<br />
internes Trinkblasenfach, eine integrierte,<br />
abnehmbare Regenhülle und<br />
eine Befestigung für Wanderstöcke.<br />
Neben dem Hauptfach bieten zwei<br />
Fronttaschen, davon eine mit RV, vielseitige<br />
Verstaumöglichkeiten. <strong>Nordis</strong>-<br />
Fazit: Für verschiedenste Tagesaktivitäten<br />
geeignet. Schmiegt sich perfekt<br />
an den Rücken an.<br />
90 € | www.ospreyeurope.com<br />
<strong>Nordis</strong> 45
OUTDOOR<br />
outdoorpraxis: wasserdichte ausrüstung<br />
nocH ganZ dichT?<br />
ein feuchter schlafsack kann zu einer schlaflosen nacht führen oder – unter<br />
extremen bedingungen – lebensbedrohlich sein. eine nicht mehr dichte jacke ist<br />
beim gassi gehen lästig, bei ambitionierten touren eine gefahr. das gilt auch für<br />
feuchtigkeit im gepäck oder in elektronischen geräten.<br />
teXt & fotos: thoMas krÄMer<br />
verstaut man die ausrüstung in<br />
wasserdichten Packsäcken, ist<br />
man auch bei flussquerungen<br />
auf der sicheren seite.<br />
Wasser. Unentbehrlich – und<br />
doch manchmal gar nicht gern<br />
gesehen. Im Zelt zum Beispiel.<br />
Oder auf dem T-Shirt, im Gepäck oder<br />
dem Gehäuse von Smartphone oder Kamera.<br />
Seit Jahrzehnten versuchen gerade<br />
die Hersteller im Outdoorbereich, Wanderer,<br />
Bergsteiger, Radfahrer und andere, die<br />
sich in der freien Natur bewegen, mit wasserdichter<br />
Ausrüstung zu bedienen. Und<br />
sie waren ziemlich erfolgreich, haben im<br />
Laufe der Jahre Materialien entwickelt,<br />
von denen frühere Generationen nur träumen<br />
konnten.<br />
Als Kunde ist man jedoch einer ganzen<br />
Reihe von Begriffen ausgesetzt, deren Bedeutung<br />
nicht immer klar ist. Bei Bekleidung<br />
und Zelten wird man auf die »Wassersäule«<br />
stoßen. Doch was heißt das? Bei<br />
diesen Angaben tut man so, als ob auf<br />
dem Gewebe ein mit Wasser gefüllter Zylinder<br />
lastet (was freilich durch erhöhten<br />
Druck simuliert wird). Je höher dieser ist,<br />
desto stärker ist der Druck. Laut einer EU-<br />
Norm ist ein Produkt dann wasserdicht,<br />
wenn es eine Wassersäule von 800 mm<br />
aushält. Das klingt nach einer ganzen<br />
Menge, ist jedoch eigentlich – nichts.<br />
Denn wer sich mit einer solchermaßen als<br />
wasserdicht bezeichneten Hose ins nasse<br />
Gras setzt, wird mit Sicherheit einen<br />
feuchten Po bekommen. Das eigene Körpergewicht<br />
drückt die Feuchtigkeit durch<br />
den Stoff, man erzeugt damit eine Wassersäule<br />
von 2.000 mm und mehr! Beim<br />
Knien ist es noch deutlich mehr, was sicherlich<br />
die meisten schon selbst erlebt<br />
haben. Für die Schweizerische Materialprüfungsanstalt<br />
gilt ein Stoff dann als wasserdicht,<br />
wenn er einer Wassersäule von<br />
4.000 mm standhält. Heutige Hardshelljacken<br />
sind bis zu einer Wassersäule von<br />
10.000 mm dicht, Topmodelle schaffen<br />
20.000 mm und mehr. Also einfach in<br />
den Laden gehen und nach einer Jacke<br />
oder Hose mit einem möglichst hohen<br />
Wert schauen?<br />
GUTE VERARBEITUNG WICHTIG<br />
Leider ist es so einfach nicht. Denn obige<br />
Werte beziehen sich auf einen neuen Stoff<br />
mit frischer Imprägnierung. Und die lässt<br />
im Laufe der Zeit nach, sodass sich der<br />
Wasserfi lm auf dem Stoff verteilt und auch<br />
die Atmungseigenschaften herabsetzt. Eine<br />
große Rolle spielen außerdem die Konstruktion<br />
und Verarbeitung des Kleidungsstücks.<br />
Was hilft ein dichter Stoff, wenn<br />
der Reißverschluss beim Radeln gegen den<br />
Wind so offen zu sein scheint wie ein<br />
Scheunentor? Oder die Kapuze so schlecht<br />
geschnitten ist, dass Regen durch den Kragen<br />
hereinläuft? Die Nähte schlecht abgeklebt<br />
sind und das Wasser hereindrückt?<br />
Die große Herausforderung für die Hersteller<br />
ist es nicht, wasserdichte Stoffe zu bekommen,<br />
sondern sie so zu verarbeiten,<br />
dass man auch im Gewitterschauer trocken<br />
bleibt. Ein weiterer Faktor spielt dabei eine<br />
Rolle. Wer sich körperlich anstrengt,<br />
schwitzt. Kann die Feuchtigkeit nicht abdampfen,<br />
wird man spätestens bei einer<br />
Pause anfangen zu frösteln. Also ist es in<br />
solchen Fällen oft besser, nicht hundertpro-<br />
ist man tagelang im<br />
regen unterwegs,<br />
bleibt man selbst<br />
mit der besten<br />
ausrüstung nicht<br />
trocken.<br />
46 <strong>Nordis</strong>
zentig wasserdichte, dafür aber extrem atmungsaktive<br />
Kleidung zu tragen und die<br />
richtige Regenjacke in einer Pause überzuziehen.<br />
Packsäcke helfen nicht<br />
nur beim ordnung halten,<br />
sondern sorgen auch für<br />
trockene<br />
ausrüstung.<br />
LANGE ZELTE FÜR LANGE KERLE<br />
Auch im Zelt hat man es gern trocken. Das<br />
Doppel-Dach ist dabei weniger das Problem.<br />
Ein gut abgespanntes Qualitätszelt sollte<br />
von oben dicht sein. Das Problem lauert<br />
meist im Untergrund. Stellt man seine mobile<br />
Unterkunft auf einer nassen Wiese auf<br />
oder fängt es an zu regnen, wird man sich<br />
über einen dichten Zeltboden freuen. 3.000<br />
mm Wassersäule sollten das Minimum sein.<br />
Schließlich übt man ja ständig Druck aus.<br />
An der Frage, ob sich eine Zeltunterlage<br />
lohnt, scheiden sich die Geister. Wer das zusätzliche<br />
Gewicht nicht scheut, schont zumindest<br />
den Zeltboden und bewahrt ihn vor<br />
dem einen oder andern Loch auf steinigem<br />
Untergrund. Regelmäßige Pfl ege und Nachimprägnierung<br />
sollten selbstverständlich<br />
sein. Der Grund für an der Unterseite feuchte<br />
Isomatten ist aber meist Kondensfeuchtigkeit<br />
und nicht ein undichter Zeltboden. Verhindern<br />
lässt sich das kaum, das einzige<br />
eine gut geschnittene<br />
kapuze ist bei<br />
regenjacken wichtig.<br />
Mittel ist eine gute Belüftung. Einen ten Schlafsack im Fußbereich können groß-<br />
feuchgewachsene<br />
Personen vermeiden, indem sie<br />
nach Zelten mit langer Liegefl äche schauen,<br />
sodass die Füße nicht am Innenzelt reiben.<br />
Möglichst steile Zeltwände sind in diesem<br />
Fall außerdem ratsam.<br />
WASSER IM SCHALTKREIS<br />
Bei technischen Geräten wie Smartphones,<br />
Kameras oder Navis kann man auf Bezeichnungen<br />
wie IP67 stoßen. Dieses unscheinbare<br />
Kürzel ist wichtig und sollte beim Kauf<br />
für den Outdooreinsatz unbedingt beachtet<br />
werden! IP steht für »International Protection<br />
Marking«. Die erste der beiden Zahlen<br />
steht für den Schutz gegen das Eindringen<br />
von Staub und reicht von 0 für keinen<br />
Schutz bis hin zu 6, was staubdicht heißt.<br />
Das ist vor allem dann wichtig, wenn man<br />
am Strand oder im Schneesturm unterwegs<br />
ist.<br />
Noch bedeutender im Outdooreinsatz ist<br />
die zweite Zahl. Die gibt an, wie wasserdicht<br />
ein Gerät ist. Mit einer 0 sollte man<br />
das Gerät keinerlei Wasser aussetzen, eine 4<br />
bedeutet immerhin spritzwassergeschützt.<br />
Mit einer 6 ist das Gerät gegen Strahlwasser<br />
geschützt, mit einer 7 sogar gegen Untertauchen<br />
bis zu einer halben Stunde und einem<br />
Meter Wassertiefe. Die 8 an der zweiten<br />
Stelle zeigt an, dass das Utensil dauerhaft in<br />
eineinhalb Meter tiefem Wasser genutzt<br />
werden kann. Mit IP67-Geräten kann man<br />
darauf vertrauen, diese auch im harten Outdooreinsatz<br />
nutzen zu können (solange keine<br />
Produktionsfehler vorliegen ...) Wer absolut<br />
sichergehen will, steckt Handy,<br />
Kamera oder Navigerät zusätzlich in eine<br />
wasserdichte Schutzhülle, die es für ein<br />
paar Euro gibt.<br />
RUCKSäCKE, PACKSäCKE UND<br />
FAHRRADTASCHEN<br />
Regenhüllen, die über Rucksäcke und Packtaschen<br />
am Fahrrad gezogen werden, bieten<br />
einen passablen Schutz gegen eindringende<br />
Nässe und sind oftmals noch Standard. Als<br />
jedoch Ortlieb Anfang der 1980er-Jahre mit<br />
seinen absolut wasserdichten Radtaschen<br />
auf den Markt kam, war das eine wirkliche<br />
Innovation. Die absolut wasserdichten<br />
Kunststoffplanen wurden verschweißt, ein<br />
simpler, gleichzeitig unverwüstlicher und<br />
ebenfalls wasserdichter Rollverschluss erlaubte<br />
den Zugang zu Bekleidung, Schlafsack<br />
und sonstiger Ausrüstung. Ein Prinzip,<br />
das es auch bei Rucksäcken gibt. Eine Alternative<br />
sind wasserdichte Packsäcke, die es<br />
in verschiedenen Größen gibt. Sie helfen<br />
nicht nur dabei, Ordnung im Rucksack zu<br />
halten, indem man die Ersatzwäsche beispielsweise<br />
getrennt vom Kochgeschirr verpackt,<br />
sondern sorgen auch dafür, dass<br />
Schlafsack, Pulli und Unterwäsche sogar im<br />
Dauerregen trocken bleiben.<br />
•<br />
Foto: © Helsport<br />
bei Zelten sollte<br />
die aufmerksamkeit<br />
vor allem dem<br />
boden gelten.<br />
<strong>Nordis</strong> 47
Outdoor<br />
direkt unter der Insel die Kontinentalplatten<br />
von Amerika und Europa rund zwei Zentimeter<br />
pro Jahr weiter auseinander. Island sitzt<br />
quasi auf der geologischen Naht. Und bis heute<br />
bestimmen Eis und Feuer, Wind und Meer<br />
die Oberflächengestaltung des Landes.<br />
Die Luft ist salzig, und von der Ferne reflektieren<br />
die Spiegel von Reykjavíks Konzerthaus<br />
Harpa die leuchtende Sonne. Dann<br />
schweift der Blick über das Europäische<br />
Nordmeer. Hier taucht plötzlich unweit der<br />
Küste der längliche Kopf eines Minkwals aus<br />
dem blauen Nass auf. Wenig später fliegen<br />
rot-schwarz-weiße Farbtupfer dicht über der<br />
Wasseroberfläche, die sich beim näheren Hinsehen<br />
als Papageientaucher entpuppen. Die<br />
Hauptstadt Reykjavík ist ein guter Ort, um<br />
sich mit Island und seinen Bewohnern vertraut<br />
zu machen. Ich spaziere hinein in die<br />
kleine Stadt, vorbei an historischen Holzhäusern<br />
und kleinen Cafés bis zur exklusiven<br />
Shoppingstraße Laugavegur. In den früheren<br />
Jahrhunderten war sie der Weg der Wasch-<br />
Wandern zwischen<br />
Gletschern und Vulkanen<br />
is&<br />
HeiSS<br />
Aus geologischer Sicht ist Island noch<br />
ein kleines Kind, und mit einem Alter<br />
von rund 15 bis 20 Millionen Jahren<br />
zählt die Insel am nördlichen Polarkreis zu<br />
den jüngsten Regionen der Erde. Auch die<br />
Besiedlung des eisigen Landes begann spät –<br />
und so ist Island auch heute noch das größte<br />
unberührte Gebiet Europas und außerdem<br />
die größte Vulkaninsel der Erde. Der Preis für<br />
die Bevölkerung in den 1.100 Jahren der Besiedlung<br />
war hoch. In dieser Zeitspanne fanden<br />
ungefähr 250 zum Teil mehrmonatige<br />
oder sogar jahrelange Eruptionen in 15 Vulkansystemen<br />
statt. Diese Ausbrüche verursachten<br />
enorme Gletscherläufe. Die Folgen:<br />
Höfe wurden weggerissen, Menschen und<br />
Tiere ertranken, Leben erstickt durch die<br />
Asche.<br />
Erdbeben und Vulkanausbrüche prägen auch<br />
heute noch dieses so besondere Eiland, das in<br />
Millionen von Jahren aus Feuer und Eis geformt<br />
wurde. Man kann es nicht spüren, aber<br />
hier ist alles in Bewegung: Schließlich treiben<br />
48 <strong>Nordis</strong><br />
Die Landschaft wird immer<br />
noch kontinuierlich durch<br />
Feuer und Eis geformt.
Und plötzlich stand<br />
europa still. ende april 2010<br />
hob kein flugzeug mehr von<br />
der startbahn ab, und über den<br />
wolken war es still. das hatte es<br />
vorher noch nie gegeben. die<br />
Ursache dessen lag 2.300 kilometer<br />
weit entfernt: ein vulkan<br />
unter einem gletscher auf island<br />
war ausgebrochen, und der wind<br />
hatte die aschewolke in richtung<br />
südosten getrieben. seit diesem<br />
tag ist der name eyjafjallajökull<br />
überall bekannt. doch was machen<br />
gletscher und vulkan heute?<br />
Und wie sieht es rund um den<br />
krater aus? eine gruppe wanderer<br />
machte sich auf die suche.<br />
frauen, die mit ihrer Wäsche ins Tal gingen,<br />
wo sich die Waschplätze mit dem warmen<br />
Wasser befanden. Heute dominieren kleine<br />
originelle Geschäfte, Cafés und Lokale. Und<br />
über allem thront die Hallgrimskirche das<br />
weiße Wahrzeichen der Stadt.<br />
START IST IN THORS WALD<br />
Dann geht es auf Islands Ringstraße, der<br />
Þjóðvegur 1, in Richtung Südosten. Vorbei<br />
am Seljalandsfoss, wo das Wasser des Flusses<br />
Seljalandsá einen 66 Meter hohen Wasserfall<br />
bildet, ist das Ziel, der Campingplatz in der<br />
Thorsmörkschlucht, nach ein paar Stunden<br />
erreicht.<br />
Eine kurze Wanderung macht deutlich:<br />
»Thors Wald« (isländisch: Þórsmörk) ist eines<br />
der idyllischsten Fleckchen auf der frostigen<br />
Insel. Vom Aussichtsgipfel Valahnjúkur,<br />
einem kleinen Plateau in 458 Metern Höhe,<br />
reykjavíks konzerthaus harpa<br />
ist ein faszinierendes gebäude.<br />
im innern gibt es leckeren<br />
kaffee und kuchen.<br />
überblicke ich das ganze Gebiet des Naturschutzgebietes<br />
der Þórsmörk. Eingebettet<br />
zwischen den Eishelmen des Mýrdals- Tindfjalla-<br />
und Eyjafjallajökull präsentiert sich das<br />
Tal des Donnergotts als urtümliche Schlucht,<br />
in der die nicht ganz ungefährliche Krossá ihr<br />
Flussbett eingefurcht hat.<br />
Eine Windrose am Gipfel hilft bei der Orientierung.<br />
Dort ist auch der Name Eyjafjallajökull<br />
eingraviert. Mein Blick schweift in die<br />
angezeigte Richtung. Die Eiskappe des Eyjafjallajökull<br />
ist genau zu sehen. Darunter der<br />
Basaltstein, zu dem die fl üssige Lava erkaltete.<br />
Die ältesten Gesteine sind etwa 700.000<br />
bis 800.000 Jahre alt. Doch sonderlich aktiv<br />
war er in seiner »Lebenszeit« bisher nicht.<br />
Seit der Landnahme ab 870 n. Chr. ist er bis<br />
heute lediglich fünfmal ausgebrochen.<br />
Dorthin wird es am nächsten Tag gehen – direkt<br />
von den lieblichen Wasserfall-Landschaf-<br />
teXt & fotos:<br />
christiane flechtner<br />
die mehrstündige wanderung<br />
zum neuen vulkankegel ist<br />
abwechslungsreich.<br />
<strong>Nordis</strong> 49
Outdoor<br />
Die erstarrte Lava ist schroff<br />
und scharfkantig und hat fantastische<br />
Landschaften geformt.<br />
Blick auf die Gletscherlandschaft<br />
vom Aussichtsgipfel<br />
Valahnjukur.<br />
Die Vulkane haben eine<br />
wahre »Zauberlandschaft«<br />
hinterlassen, die<br />
staunen lässt.<br />
Ein kurzer Stopp am 66 Meter<br />
hohen Wasserfall Seljalandsa<br />
lohnt sich.<br />
ten hinauf in die Eiswelt. Sie bedeckt etwa 78<br />
Quadratkilometer und reicht bis auf eine<br />
Höhe von etwa 1.000 Meter hinunter. Dann<br />
wird der abstrakte Name, der jetzt noch leise<br />
und ehrfürchtig geflüstert wird, mit einer unendlichen<br />
Reihe von Bildern und Eindrücken<br />
zu einem reellen Ganzen verschmelzen.<br />
Es ist sechs Uhr morgens in der Thorsmörkschlucht<br />
am Fuße der eisigen Gletscher, und<br />
die Temperaturen klettern langsam über die<br />
Null in den Plusbereich. Es weht ein leichter<br />
Wind. Dieser hat wohl auch die Asche des<br />
Vulkans hinübergeweht. Das rote Zeltdach<br />
hat sich schwarz gefärbt mit einer feinen<br />
Asche-Schicht. Der Aschestaub ist hartnäckig.<br />
Er setzt sich nicht nur auf dem Zeltdach<br />
ab, sondern auch in Taschen, Kleidung und in<br />
den klitzekleinsten Ritzen der Kamera. Aschestaub<br />
ist eine typische Begleiterscheinung<br />
auf Island.<br />
Das Wetter ist gut für den neunstündigen<br />
Weg hinauf auf 1.666 Höhenmeter – Islands<br />
höchste Erhebung an der Südküste –, den die<br />
Gruppe vor sich hat. »Dieser Weg wird kein<br />
leichter sein«, stimmt einer der Wanderer an,<br />
und Sänger Xavier Naidoo hat für den heutigen<br />
Tag sicherlich Recht. Schließlich gilt es,<br />
zum Fimmvördurháls, den mit Schneefeldern<br />
bedeckten Pass zwischen den Gletschern<br />
Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull, hinaufzugelangen<br />
und dann weiter den neuen »Gipfel«<br />
des Vulkans zu erklimmen. Trittsicherheit<br />
und Schwindelfreiheit sind gefragt, denn<br />
ein paar Mal gilt es, ausgesetzte Stellen zu<br />
passieren.<br />
Schritt für Schritt geht es erst entlang des aschefarbenen<br />
Flussbettes, das das Gletscherwasser<br />
über Jahrtausende in die Landschaft<br />
genagt hat, bevor der Trampelpfad mit seinen<br />
hölzernen Stufen aus kleinen Birkenstämmen<br />
die ersten Höhenmeter beschert. Der Weg<br />
verläuft vorbei an Moosen, Farnen, Gräsern<br />
und durch lichten Birkenwald. Grün in allen<br />
Facetten ist die dominierende Farbe. Die<br />
Wanderer versuchen, es in ihr Gedächtnis<br />
einzuprägen, denn bald wird selbst das so robuste<br />
grellgrün leuchtende Islandmoos verschwunden<br />
sein. Die Wanderschuhe sinken<br />
tief in den weichen Untergrund ein, es läuft<br />
sich wie auf einem dicken Teppich. Und Meter<br />
für Meter geht es dem Gletscher entgegen,<br />
durch den der Vulkan vor acht Jahren<br />
wie ein großer Drache Feuer, Lava und Tonnenweise<br />
Asche gespien hat.<br />
Rückblick<br />
Am 20. März 2010 beginnt kurz vor Mitternacht<br />
der erste Ausbruch des Vulkans, doch<br />
dieser hat keinerlei Auswirkungen auf den<br />
Europäischen Flugverkehr. Nach einem Erdbeben<br />
der Stärke 2,5 in der Nacht vom 13.<br />
auf den 14. April bricht allerdings direkt in<br />
der Gipfelcaldera des Vulkans eine rund zwei<br />
Kilometer lange Spalte auf, und aus fünf Kratern<br />
treten gleichzeitig große Mengen Lava<br />
aus. Über dem Gletscher steigen mehrere<br />
Tausend Meter hohe Dampf- und Aschewolken<br />
auf. Letztere steigen teilweise bis zu<br />
8.000 Meter hoch in den Himmel und werden<br />
mit dem Wind weitertransportiert. Eine<br />
Aschewolke erreicht am 16. April bereits Polen.<br />
Doch eben diese unerwünschte Luftfracht<br />
ist für Flugzeuge nicht ungefährlich:<br />
Cockpit-Scheiben können durch den Sandstrahleffekt<br />
undurchsichtig werden, Tragflächen<br />
aerodynamisch beeinträchtigt werden<br />
und Triebwerke ausfallen – abhängig von der<br />
Art und Dichte der Aschewolke. Plötzlich<br />
gleichen die Flughäfen Europas Geisterflughäfen.<br />
Hier startet und landet keine einzige<br />
Maschine mehr. Und so stehen Flugzeuge<br />
und Gepäckförderbänder tagelang still, stecken<br />
Geschäftsleute und Touristen überall<br />
gezwungenermaßen fest.<br />
Es fallen allein am 16. April 2010 insgesamt<br />
28.000 Europäische Flüge aus, hauptsächlich<br />
in Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien<br />
und Norwegen, Finnland und Schweden.<br />
Die finanziellen Folgen durch die<br />
Flugsperren für die betroffenen Luftfahrtunternehmen<br />
werden auf rund 150 Millionen<br />
Euro täglich beziffert. Am 21. April wird das<br />
Flugverbot über Deutschland wieder aufgehoben.<br />
Von Farbe zu Schwarz-WeiSS<br />
Was im April 2010 in die Luft geschleudert<br />
wurde, prägt auch heute noch die isländische<br />
Gletscherlandschaft: Die letzten Farbtupfer<br />
verschwinden, und die Eiswelt empfängt unsere<br />
Wandergruppe in einem scharf abgegrenztem<br />
Schwarz und Weiß. Düstere Lava,<br />
in unterschiedlichsten Strukturen erstarrt,<br />
wechselt sich mit kalten, schroffen Gletscherformationen<br />
ab. Es ist genau zu erkennen,<br />
50 <strong>Nordis</strong>
welchen Weg sie sich in glühend heißer, fl üssiger<br />
Form gebahnt hat – und wo genau sie<br />
auf dem Weg ins Tal erstarrt ist. Es geht weiter<br />
dem Ziel entgegen, dem neu entstandenen<br />
Vulkankegel.<br />
Neben der Route gibt es immer wieder Stellen,<br />
an denen die dünne Lavadecke eingebrochen<br />
ist. Hier ist Vorsicht geboten – überall<br />
dampft es noch, der Schwefelgeruch hängt in<br />
der Luft. Und nach rund vierstündiger Wanderung<br />
ist er plötzlich direkt vor uns: der<br />
neue Vulkankegel – er ist genau zu erkennen<br />
und leuchtet rötlich empor.<br />
HEISSER HINTERN AUF EINEM<br />
PULVERFASS<br />
Das letzte Stück des Weges nach oben ist<br />
steil. »Nicht zu lange an einem Punkt stehenbleiben,<br />
sonst könnten an einigen Stellen die<br />
Sohlen der Schuhe schmelzen«, mahnt unser<br />
Guide. Oben angekommen, verschlägt uns<br />
die Aussicht die Sprache. Ein unwirklicher<br />
Ort, der vor acht Jahren noch gar nicht existierte.<br />
Es dampft überall, der Schwefelgeruch<br />
ist stark. Schwarze erkaltete Lava hat<br />
mit Eis ein traumhaftes Gemälde geschaffen,<br />
das in immerwährender Veränderung ist.<br />
Eine Pause, um den Moment einzufangen.<br />
Die Gruppe setzt sich auf den Boden des<br />
Vulkankegels. Erst angenehm warm,<br />
kriecht die Hitze des Vulkans durch Sitzkissen<br />
und Trekkinghose. Wer zu lange an<br />
einem Fleck sitzt, kriegt wahrlich einen heißen<br />
Hintern. Und so ganz wohl ist den<br />
»Gipfelstürmern« auch nicht – schließlich<br />
sitzen sie wirklich auf einem Pulverfass.<br />
Dann gilt es, Abschied zu nehmen. Ein langer<br />
Blick zurück auf eine Landschaft, die<br />
vielleicht schon bald wieder verschwunden<br />
ist. Schließlich ist Island das Land, in dem<br />
das Heute morgen schon nicht mehr existieren<br />
könnte und Landschaften sich verändern<br />
wie Sanddünen im Sturm. •<br />
überall in der<br />
landschaft Zeichen von<br />
vulkanischer aktivität.<br />
Allgemeine informAtionen<br />
Tourist-Information<br />
info@visitreykjavik.is<br />
Tel. +354-590 15 50<br />
www.visiticeland.com<br />
AnreiSe<br />
Von Deutschland, österreich und der<br />
Schweiz gibt es Non-Stop-Flüge zum<br />
Internationalen Flughafen Keflavik mit<br />
Icelandair (www.icelandair.de), der<br />
Lowcost-Fluglinie Wowair<br />
(www.wow-air.com), Eurowings, Airbaltic<br />
oder Lufthansa. Von dort fährt der<br />
sogenannte Flybus in rund 45 Minuten<br />
in die Isländische Hauptstadt Reykjavík.<br />
Tickets für den Bus gibt es am Schalter<br />
im Ankunftsbereich. www.flybus.is<br />
KlimA<br />
Die beste Reisezeit für Island liegt<br />
zwischen Juni und Anfang September.<br />
Es herrscht ein kühles, ozeanisches<br />
Klima. Die Jahresdurchschnittstemperatur<br />
ist, bedingt durch den Golfstrom, für die<br />
hohen Breiten sehr mild, jedoch bei wechselhaftem<br />
Wetter. Es kann auch im Sommer<br />
kühle und regnerische Tage geben, im<br />
Hochland ist es immer etwas kühler als in<br />
der Küstenregion<br />
eSSen UnD trinKen<br />
• Kaffi Reykjavik (mit Eishöhle), in einem<br />
der über 100 Jahre alten Häuser der Stadt<br />
untergebracht, isländische Fisch- und<br />
Fleischspezialitäten. Mit Ice-Bar, Diskothek<br />
und Live-Musik,Vesturgata 2, Tel. +354-552<br />
30 30, www.kaffireykjavik.is.<br />
• Höfnin, Fischlokal in einem restaurierten<br />
Fischerschuppen mit Blick auf die Boote im<br />
Alten Hafen. Die Fischsuppe wird am Tisch<br />
aufgegossen. Geirasgata 7c, Tel. +354-511<br />
23 00, www.hofnin.is<br />
ÜBernACHten<br />
in reykjavík:<br />
• Hilton Reykjavík, Sudorlandsbraut 2,<br />
Tel. +354-444 50 00,<br />
www.reykjavik.nordica.hilton.com<br />
• Room with a view, geschmackvoll ausgestattete<br />
Appartements, Laugavegur 18,<br />
Tel. +354-552 72 62, www.roomwithaview.is<br />
• Jugendherberge, Sundlaugavegur 34,<br />
Tel. +354-553 81 10, www.hostel.is<br />
• Reykjavík Campsite, Sundlaugavegur 32,<br />
Tel. +354-568 69 44, www.reykjavikcampsite.is<br />
in der þórsmörk:<br />
• Básar, vom Wanderverein Útivist<br />
angebotener, gut geführter Campingplatz.<br />
Tel. +354-893 29 10<br />
• Jugendherberge Húsadalur, acht<br />
Cottages für fünf Personen mit Küche,<br />
Camping mit Kochmöglichkeiten.<br />
Tel. +354-894 15 06<br />
reiSen<br />
Wer Island auf eigene Faust bereisen<br />
möchte, hat die Möglichkeit, Bustouren<br />
zu buchen. Insgesamt 29 Routen bietet<br />
die Buscompany SBA-Norduleid an.<br />
www.sba.is<br />
WAnDerreiSe KomPAKt<br />
»Vulkane & Gletscher hautnah« heißt<br />
die achttägige geführte Wanderreise.<br />
Mit fünf Nächten in der einzigartigen<br />
Gletscheroase Thorsmörk und dem<br />
Besuch des berühmten Eyjafjallajökull,<br />
inklusive Hauptstadt Reykjavík, Golden<br />
Circle mit dem Geysir Strokkur, Allmännerschlucht<br />
und Wasserfall Gullfoss und<br />
einem Bad im »Hot Pot« im Hengill-<br />
Wandergebiet. Preis: ab 1,495 Euro,<br />
buchbar bei www.wikinger-reisen.de<br />
SeHen UnD erleBen<br />
Whale Watching<br />
Elding Whale Watching bietet ganzjährig<br />
Wal- oder Papageientaucher-<br />
Beobachtungstouren in verschiedenen<br />
Längen an. Start ist am Alten Hafen von<br />
Reykjavík. www.elding.is<br />
Helicopter-touren zu Wasserfällen<br />
und Tälern, Vulkanen und Gletschern<br />
zum Golden Circle sind buchbar bei<br />
NordurFlug Helicopter Tours.<br />
www.heli.is<br />
<strong>Nordis</strong> 51
Outdoor<br />
Steiler Anstieg<br />
mit Blick auf den<br />
Vangsmjøse-See.<br />
Bis zu 2.500 Meter hohe Gipfel und tiefe, enge Täler<br />
trennen das Fjordland vom Gudbrandsdal ab. Der Weg<br />
zwischen Oslo und Bergen wurde vor gut zwei Jahrhunderten<br />
für Reisende geebnet. Die historische Verbindung<br />
hat man nun für Wanderer und Radfahrer wiederbelebt.<br />
TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />
Norwegens erste<br />
Ost-West-Verbindung<br />
Auf dem Königsweg<br />
über das Filefjell<br />
Kalorienreicher kann man sich<br />
kaum stärken: Rømmegrøt und<br />
Spekemat stehen auf dem rustikalen<br />
Holztisch in der nicht minder rustikalen<br />
Stube eines wettergegerbten<br />
Holzhauses in Vang ein Stück oberhalb<br />
des lang gestreckten Vangsmjøse-Sees.<br />
Sørre Hemsing heißt der Hof, dessen einzelne<br />
Gebäude teilweise aus dem 17.<br />
Jahrhundert stammen. Berit und Arne<br />
Nefstad betreiben hier eine kleine Herberge<br />
mit dem Flair vergangener Zeiten.<br />
Und von der ist es nicht weit zum Beginn<br />
des Kongevegen, der ersten Ost-<br />
West-Querung auf dem Weg von Oslo<br />
nach Bergen, die man hoch zu Ross oder<br />
Sennerin auf der<br />
Sparstadtrøe-Alm.<br />
sogar mit Kutschen zurücklegen konnte.<br />
Dafür jedoch musste man an einigen<br />
Stellen entweder Gottvertrauen haben<br />
oder sehr mutig, vielleicht auch übermütig<br />
sein.<br />
Der Kongevegen beginnt am Ufer des<br />
Vangsmjøse auf rund 460 Metern Höhe,<br />
wo eine senkrechte Felswand ins Wasser<br />
taucht. Damals, beim Bau des Königsweges<br />
Ende des 18. Jahrhunderts, entschied<br />
man sich daher, diese Stelle anders<br />
zu überwinden und baute eine<br />
Trasse hinauf auf die Felsnase. Steil geht<br />
es bergauf. »Im Winter war es lebensgefährlich,<br />
mit dem Wagen den Weg zu<br />
nutzen«, sagt Berit. Die erste Teiletappe<br />
endet nach rund einer Stunde am Ufer<br />
des Vangsmjøse an der E16. Besser ist<br />
man auf den folgenden Kilometern auf<br />
der Nordseite des Sees auf einem kleinen,<br />
wenig befahrenen Sträßlein unterwegs.<br />
Wir nutzen dafür ein Auto und<br />
verbinden das mit einem Ausflug hinein<br />
ins Sanddalen, wo Katharina Sparstad<br />
seit rund 20 Jahren den Sommer auf der<br />
Alm Sparstadtrøe verbringt – wie schon<br />
ihre Großeltern und Urgroßeltern.<br />
Glücklich mit den Tieren<br />
»Früher gab es hier mal 16 Betriebe, jetzt ist<br />
nur noch unserer übrig«, schildert die Norwegerin<br />
den Niedergang der traditionellen<br />
Seterwirtschaft in ihrem Land. Kühe und<br />
Ziegen werden hier oben gehalten, aus der<br />
Milch macht Katharina Käse, die Laibe liegen<br />
auf einem Holzregal. »Je länger er reift,<br />
desto intensiver wird der Geschmack«, sagt<br />
sie. Mehr als zwei Jahre sollten es aber nicht<br />
sein. Die Sennerin ist den ganzen Sommer<br />
oben auf der Alm, »etwa von Mitte Juni bis<br />
Anfang September«. Es gebe so viele schöne<br />
Augenblicke hier oben, erklärt sie den<br />
Grund für ihr Sommer-Leben ohne jeglichen<br />
Komfort – es gibt weder Strom noch warmes<br />
Wasser. »Das schönste für mich ist, die Natur<br />
und die zufriedenen Tiere zu sehen«,<br />
erzählt sie, »das strahlt auf mich eine große<br />
Ruhe aus. Außerdem könne sie dort ihre<br />
Großeltern und Urgroßeltern besser verstehen,<br />
die die Alm einst betrieben hatten.<br />
52 <strong>Nordis</strong>
Bachquerung auf der<br />
Etappe über das Filefjell.<br />
Rustikaler kulinarischer Einstieg<br />
in den Kongevegen.<br />
Westlich des rund 20 Kilometer langen<br />
Vangsmjøse folgen die E16 und ihre Nebenwege<br />
dem Gebirgsfluss Begna nach oben.<br />
An der Tyinkrysset kann man in Richtung<br />
des südlichen Teils des Jotunheimen abbiegen<br />
und erreicht auch die traditionelle Wanderer-Unterkunft<br />
Eidsbugarden, wo die<br />
Boote über den Bygdinsee mit dem Ziel Bygdin<br />
an der Valdresflya-Straße ablegen. Hier<br />
an der Tyinkrysset stehen auch die komfortablen<br />
Hütten der Filefjellstuene, die im<br />
Winter von Skifahrern und im Sommer von<br />
Wanderern und Autotouristen genutzt werden.<br />
»Morgen werden wir über die höchste<br />
Stelle des Kongevegen laufen«, erzählt Hotelier<br />
Magne bei einem leckeren Abendessen<br />
mit traditionellen Spezialitäten im urgemütlichen<br />
Restaurant der Filefjellstuene, die<br />
zu meinem Quartier werden.<br />
Der Höhepunkt des<br />
Kongevegen<br />
Der Norweger hat am nächsten Morgen<br />
seine beiden kleinen Kinder dabei. »Der<br />
Kongevegen ist für nahezu jeden machbar«,<br />
sagt er beim Einsteigen ins Auto, mit<br />
dem wir den Weg zum Ausgangspunkt Kykjestølen<br />
verkürzen. Zehn Kilometer bis<br />
Maristuen liegen vor uns – und dazwischen<br />
der Gipfel des Filefjell. Wir balancieren<br />
auf Steinen über einen Bach, nutzen<br />
schöne, neu errichtete Brücken, sind beeindruckt<br />
von einem rauschenden Wasserfall<br />
und lassen schließlich die letzten Birken<br />
unter uns.<br />
»Der Kongevegen wurde 1793 eröffnet«,<br />
berichtet Magne über die Geschichte der<br />
ersten Verbindung zwischen Oslo und Bergen.<br />
Der Weg sei sowohl im Sommer als<br />
auch im Winter genutzt worden – zu Fuß,<br />
aber auch mit Pferden und Wagen. »Das<br />
muss ganz schön hart gewesen sein«, ergänzt<br />
er. Kurven waren zumindest auf diesem<br />
Teilstück kaum zu meistern. Schnurstracks<br />
verläuft der Weg vor uns in<br />
Richtung einer Kuppe, nimmt dabei keinerlei<br />
Rücksicht auf das Terrain und die Topografie.<br />
»Das französische Prinzip«, sagt Magne<br />
und kann sich ein Schmunzeln nicht<br />
verkneifen. »Damals galten die Franzosen<br />
als die besten Straßenbauer in Europa«,<br />
fügt er hinzu. »Es waren Militärs, und für<br />
die galt die schnurgerade Linie als schnellste<br />
Verbindung zwischen A und B. Der dänische<br />
König, zu dessen Reich wir damals<br />
gehörten, holte sich diese Experten ins<br />
Land«, ergänzt der Norweger.<br />
Das funktioniert so lange gut, wie keine<br />
großen Steigungen zu überwinden sind –<br />
so wie hinauf auf die Murklopphegda, »den<br />
Die Holzhäuser von<br />
Sørre Hemsing<br />
trotzen schon einige<br />
Jahrhunderte dem<br />
Wetter.<br />
<strong>Nordis</strong> 53
Outdoor<br />
Französisches Prinzip:<br />
schnurgerade über<br />
das Fjell.<br />
höchsten Punkt des Weges«. Den Blick von<br />
diesem Gipfel zeigt auch ein 1819 entstandenes<br />
Gemälde von Wilhelm Carpelan, das<br />
die erste bekannte Darstellung des Jotunheimen-Gebirges<br />
ist und auch für das wiedererwachte<br />
Nationalgefühl der Norweger steht.<br />
Das Land war zu diesem Zeitpunkt gerade<br />
einmal fünf Jahre unabhängig von Dänemark<br />
und entdeckte seine großartige Natur.<br />
Doch als es später nach einer Pause wieder<br />
bergab geht, ist kaum vorstellbar, wie man<br />
damals mit einer Kutsche die extrem steilen<br />
Aufstiege und Abfahrten gemeistert hat.<br />
Zeichnungen auf den am Wegesrand aufgestellten<br />
Infotafeln sprechen Bände. Und das<br />
ist wohl auch der Grund, warum die Trasse<br />
einige Jahrzehnte später an einigen Stellen<br />
verändert wurde.<br />
In Maristuen, dem Ende der Etappe, besuchen<br />
wir noch das kleine Museum in einer<br />
der typischen Unterkünfte entlang des Kongevegen,<br />
die es im Abstand von jeweils rund<br />
20 Kilometern gab. Dann treffen wir Kåre<br />
Hovland, der als einer der Väter der wiederbelebten<br />
historischen Verbindung gilt. »Die<br />
Idee dafür spukt schon seit den 1970er-Jahren<br />
in meinem Kopf herum«, erzählt der<br />
Norweger, dem die Bedeutung der ehemaligen<br />
Trasse früh klar wurde. Die Strecke<br />
sollte durchgehend mit Wagen befahrbar<br />
sein und hatte deshalb eine genau festgelegt<br />
Breite sowie einen steinernen Untergrund,<br />
der heute freilich an vielen Stellen von Gras<br />
überwachsen ist. »Die Brücken mussten<br />
rund vier Meter breit sein, die Pfeiler rechts<br />
und links hatten genau zweieinhalb Meter<br />
hoch zu sein«, sagt Kåre. Doch davon war<br />
nach gut zwei Jahrhunderten nicht mehr<br />
viel zu sehen. »Wir haben vor sieben Jahren<br />
auch mit Hilfe von Sherpas aus Nepal begonnen,<br />
den Kongevegen zu restaurieren«, sagt<br />
er, »und ich bin heute sehr glücklich damit.«<br />
Drachenköpfe und Riesenschlangenwindungen<br />
Ein paar Kilometer weiter talabwärts ragt<br />
das teergeschwärzte Holz der Stabkirche<br />
von Burgund in den am Tag darauf be-<br />
Auf dem Kongevegen informieren<br />
viele Tafeln über die Geschichte der<br />
historischen Verbindung.<br />
Borgund ist trotz<br />
Drachenköpfen keine<br />
Wikingerkirche.<br />
54 <strong>Nordis</strong>
deckten Himmel. »Auch wenn viele das<br />
glauben: Das ist keine Wikingerkirche«, sagt<br />
Tanna Gjeraker, die für die Fortidsminneforeningen<br />
das historische Gebäude betreut.<br />
Denn als die Kirche 1180 gebaut wurde,<br />
hätten die letzten Kämpfe der Wikinger in<br />
England 120 Jahre zurückgelegen. »Die Drachenköpfe<br />
an der Stadtkirche gibt es zwar<br />
auch an den Wikingerschiffen, sie sind aber<br />
auch christliche Symbole«, erzählt Tanna<br />
und öffnet die Tür. Es dauert einige Sekunden,<br />
bis sich die Augen an die Dunkelheit<br />
gewöhnt haben. Nur durch wenige Öffnungen<br />
dringt Tageslicht nach innen, »Fenster<br />
gab es damals noch nicht«, sagt sie.<br />
»Das verhinderte, dass Schnee in das Kircheninnere<br />
geweht wurde.« Mittlerweile sind<br />
aus den dunklen Schatten Konturen geworden,<br />
offenbart sich die Schönheit des Gebäudes:<br />
die Holzpfeiler, die den Stabkirchen ihren<br />
Namen gaben, Symbole wie die zwölf<br />
Masken, die vielleicht die Apostel darstellen,<br />
vielleicht aber auch Motive der alten Götter<br />
aufgreifen. »Wir wissen es schlichtweg<br />
nicht«, sagt Tanna. Aber eines sei klar: Gebaut<br />
wurde die Kirche von Männern, die<br />
normalerweise Schiffe bauten, was am Baustil<br />
zu erkennen sei.<br />
Hinter der Kirche beginnt eine der bekanntesten<br />
Etappen des Kongevegen: der Vindhellavegen,<br />
der auch als Rundtour machbar<br />
ist. Es geht ein paar Meter über eine Schafweide<br />
hinauf, dann stößt man auf einen breiten,<br />
grasbewachsenen breiten Weg – den<br />
Kongevegen, der hier auf einer steinernen<br />
Rampe gemächlich und Pferdekarren-geeignet<br />
in Richtung einer Scharte führt. Oben<br />
angekommen fällt der Blick in das waldbestandene<br />
Lærdal und einen ästhetisch ungemein<br />
ansprechenden, gleichwohl atemberaubenden<br />
Weg. Und der war für das<br />
Norwegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein<br />
Novum, schmiegte er sich doch nicht an den<br />
Untergrund, sondern trotzt auf hohen Steinmauern<br />
dem steil abfallenden Hang. Für<br />
Das Rauschen<br />
des Soknefossen<br />
ist weithin im Tal<br />
zu hören.<br />
mich steht neben der Fjellstrecke dieses Bild<br />
für den Kongevegen: der Wille, einen gut zu<br />
gehenden und auch passabel zu fahrenden<br />
Weg zwischen dem Osten und Westen des<br />
Landes zu schaffen. Denn hier windet sich<br />
der Kongevegen wie eine Riesenschlange<br />
durch das Tal. Vier enge Kehren sollen die<br />
Steigung in Grenzen halten. »Im Laufe der<br />
Jahre hat es sich jedoch gezeigt, dass es für<br />
die Fuhrwerke immer noch zu steil war«,<br />
erzählt Guide Eirik. 30 Jahre nach dem –<br />
aufwendigen – Bau wurde der Vindhellavegen<br />
durch eine andere Route ersetzt, die am<br />
Fluss entlangführte.<br />
Vom Wasserfall zum Fjord<br />
Die für mich letzte Etappe des Kongevegen<br />
heißt Galdane, benannt nach einem abgele-<br />
Der Vindhellavegen<br />
schlängelt sich durch das Tal.<br />
<strong>Nordis</strong> 55
Outdoor<br />
Galdane ist zweifellos<br />
eine der schönsten<br />
Etappen des Kongevegen.<br />
Dank guter<br />
Beschilderung ist das<br />
Verlaufen unmöglich.<br />
genen Hof ein Stück talabwärts. »Diese Etappe<br />
galt als die schwierigste und gefährlichste«,<br />
erzählt Eirik – und ist für Tanna eine<br />
der schönsten Wanderungen in der Region.<br />
Sie beginnt fast im Anschluss an den Vindhellavegen<br />
mit dem Sjurhaugsfossen und einer<br />
Klamm, durch die sich der Lærdalselvi tosend<br />
seinen Weg bannt. An der Olavsklemma,<br />
einer von Felsen umrahmten Engstelle,<br />
soll sich der König mit seinem Pferd durchgezwängt<br />
haben, was Spuren im Stein hinterlassen<br />
hat. Immer am Fluss entlang erreichen<br />
wir den Soknefossen und wenig später Galdane,<br />
einen am steilen Hang oberhalb des<br />
Flusses gebauten Hof. »Hier lebten schon im<br />
17. Jahrhundert Menschen«, sagt Tanna.<br />
Und es heißt, dass man die Kinder angeseilt<br />
habe, damit sie nicht den steilen Hang hinunter<br />
in den Fluss fallen.<br />
Durch das Lærdal erreicht man schließlich<br />
Lærdalsøyri. Der alte Handelsplatz mit den<br />
hübschen Holzhäuschen war 2014 in den<br />
Schlagzeilen sämtlicher Zeitungen, nachdem<br />
ein Brand am 19. Januar insgesamt 40 Häuser<br />
zerstört hatte. Davon ist heute jedoch<br />
nichts mehr zu sehen. »Die Flammen haben<br />
vor allem außerhalb des historischen Zentrums<br />
gewütet«, sagt Helene Maristuen, die<br />
sich bestens im Ort auskennt. Sogar Eric<br />
Clapton sei einmal hier gewesen. Dass es der<br />
Top-Gitarrist war, der sich hier nach Angelmöglichkeiten<br />
erkundigte, habe man erst<br />
später festgestellt, erzählt Helene lachend. •<br />
Allgemeine Informationen<br />
Auf der Internetseite des Kongevegen<br />
www.visitkongevegen.no bekommt man<br />
(im Moment nur auf Norwegisch) ausführliche<br />
Informationen zur Wanderung<br />
und zur Infrastruktur entlang des Weges.<br />
Generell helfen die Tourist-Infos in der<br />
Gegend weiter. Tipps bekommt man<br />
auch in den Filefjellstuene.<br />
ANREISE<br />
Nach Vang zum östlichen Ausgangspunkt<br />
des Kongevegen gelangt man<br />
mit dem Auto von Oslo aus in rund 3,5<br />
h. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus<br />
bzw. Zug) braucht man ca. 6 h. Von Bergen<br />
zum westlichen Startpunkt Lærdal<br />
benötigt man mit dem Auto 3 h, mit Zug<br />
und Bus 3,5 h.<br />
ÜBERNACHTUNG<br />
Hervorragender Ausgangspunkt für<br />
Tagestouren sind die Filefjellstuene in<br />
Tyinkrysset. Hier gibt es sowohl einfache<br />
als auch komfortable Hütten, hervorragend<br />
essen kann man im gemütlichen<br />
Restaurant der Anlage. Es werden<br />
Kongevegen-Pakete angeboten, die<br />
auch Transfers für die Wanderungen<br />
enthalten.<br />
Filefjellstuene<br />
Tel. +47-46 66 56 65<br />
post@tyinfilefjell.no<br />
www.tyinfilefjell.no<br />
Sørre Hemsing<br />
Berit und Arne Nefstad<br />
N-2975 Vang i Valdres<br />
Tel. +47-971 68 458<br />
post@sorrehemsing.no<br />
www.sorrehemsing.no<br />
WANDERN AUF DEM KONGEVEGEN<br />
Der »Kongevegen over Filefjell« ist 110 km<br />
lang. Macht man die komplette Tour, ist man<br />
dafür je nach Tempo drei bis sechs Tage<br />
unterwegs. Teile verlaufen allerdings auf<br />
wenig befahrenen kleinen Asphaltstraßen.<br />
Bist auf ein paar steilere An- bzw. Abstiege<br />
enthält der Weg keine Schwierigkeiten.<br />
Große Teile verlaufen in geschützten Lagen,<br />
sodass man auch bei schlechterem Wetter<br />
unterwegs sein kann. Lediglich die Etappe<br />
über das Filefjell von Kyrkjestølen nach Maristova<br />
führt oberhalb der Baumgrenze über<br />
die Berge. Hier sollte man einen Blick auf<br />
die Wettervorhersage werfen, wenngleich<br />
verlaufen nicht möglich ist. Die Strecke kann<br />
auch mit dem Fahrrad erlebt werden, dann<br />
aber teilweise auf anderen Wegen. Der<br />
Kongevegsbussen fährt in der Hauptsaison<br />
morgens von Lærdal nach Tyinkrysset<br />
und zurück.<br />
ABSTECHER<br />
Sanddalen<br />
N-2975 Vang i Valdres<br />
Tel. +47-99 00 95 84<br />
www.valdres.no<br />
Die Alm ist drei Mal in der Woche oder<br />
auf Bestellung für Besucher geöffnet. Sie<br />
kann entweder in einer mehrstündigen<br />
Wanderung oder auf einer mautpflichtigen<br />
Schotterstraße (NOK 50) erreicht<br />
werden.<br />
56 <strong>Nordis</strong>
Advertorial<br />
Das Comeback des<br />
Norwegerpullovers<br />
Der Klassiker<br />
modern<br />
interpretiert<br />
»Norge Strikk« liegt absolut im Trend.<br />
Seit einiger Zeit schon findet man die<br />
traditionellen, unverwechselbaren Strickmuster<br />
wieder verstärkt auf Jacken,<br />
Pullovern, Mützen und Handschuhen.<br />
Ein innovativer Wegbereiter, der dem<br />
klassischen Norwegerpullover zu neuer<br />
Attraktivität verholfen hat, ist<br />
»Dale of Norway«. Das norwegische<br />
Traditionsunternehmen hat seine<br />
Kollektion komplett überarbeitet und<br />
innovative Verarbeitungstechniken der<br />
Wolle mit neuen Mustern kombiniert.<br />
Seine Wurzeln hat der Norwegerpullover (norw.: Lusekofte) im südlichen<br />
Setesdal. Bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden hier<br />
die mit traditionellen Mustern verzierten Wollpullover in heimischer<br />
Handarbeit gestrickt. Dienten sie zunächst vor allem Seeleuten und Fischern<br />
als warme und robuste Outdoorbekleidung, erfreuten sich die Pullover<br />
bald auch unter Touristen großer Beliebtheit und verhalfen dem<br />
Kleidungsstück über die Grenzen von Norwegen hinweg zu Bekanntheit.<br />
Mit der Zeit entwickelten sich aus den anfänglich eher schlicht gehaltenen<br />
Mustern weitere Muster und Farbvariationen. Die aus der Region Selbu<br />
im Setesdal stammende Selburose mit dem markanten achtzackigen Stern<br />
ist zum Beispiel heute noch eine der beliebtesten Mustervarianten der<br />
Strickpullover.<br />
Im Dale-Tal an der norwegischen Westküste zwischen steilen Bergen und<br />
Wasserfällen hat seit 1879 Dale of Norway seinen Sitz. Das Textilunternehmen<br />
hat sich früh auf die professionelle Herstellung der traditionellen<br />
Wollkunst spezialisiert. Nachhaltigkeit und Qualität stehen dabei an erster<br />
Stelle. Bei der Herstellung wird ausschließlich reine Wolle ohne synthetische<br />
Mischgarne verarbeitet. Die Wolle selbst stammt aus zertifizierter,<br />
ökologischer und tierfreundlicher Produktion. Den benötigten Strom und<br />
Wasser bekommt das Werk von umliegenden Wasserfällen. Dank der seit<br />
Generationen weitergegebenen Stricktechniken und Muster kann Dale of<br />
Norway bis heute ein einzigartiges, norwegisches Kulturerbe lebendig halten<br />
und bewahren. Das Unternehmen ist dabei das einzige, das die traditionellen<br />
Strickwaren weiterhin in seinem Heimatland herstellt.<br />
Ein Pullover erobert die Welt<br />
Die Strickpullover »made in Norway« haben sich seit Jahrhunderten als<br />
robustes Outdoorkleidungsstück etabliert – und das nicht nur in Norwegen.<br />
Wolle ist von Natur aus atmungsaktiv, trocknet schnell und spendet<br />
selbst im nassen Zustand noch Wärme. Diese natürlichen und praktischen<br />
Eigenschaften machen sich die Designer von Dale of Norway auch heute<br />
noch zu Nutzen. »Kratzig und sackig war gestern«, lautet dabei das Motto.<br />
So optimierten sie die Herstellungsprozesse, ergänzten die robuste, norwegische<br />
Wolle um neue Naturwollgarne und leichtere Stücke aus weicher<br />
Merinowolle und kreierten eine ganze Palette moderner, figurbetonter,<br />
sowohl outdoor- als auch bürotaugliche Stücke, die den Träger auch bei<br />
Plusgraden oder sportlichen Aktivitäten nicht ins Schwitzen bringen.<br />
Grundlage der inzwischen auch in frischen Trendfarben und Designs daherkommenden<br />
Kleidungsstücke sind jedoch bis heute die traditionellen<br />
und klassischen Muster von damals. Eine Traditionsbewahrung, die sich<br />
auszahlt. So setzen nicht nur die norwegischen Teams bei den olympischen<br />
Spielen und Weltmeisterschaften seit 1956 auf die Pullover der<br />
Dale-Kollektionen. Auch auf den Straßen der europäischen Großstädte ist<br />
der Strickpullover längst angesagter, alltagstauglicher Begleiter. Das deutsche<br />
Modeinstitut hat den Norwegerpullover in diesem Winter sogar zum<br />
»Highlight« der Saison gekürt.<br />
•<br />
Dale of Norway<br />
Es lohnt sich, im Norwegen-Urlaub einen Abstecher zum geschichtsträchtigen<br />
Werk von Dale of Norway zu machen und im Outlet-Store<br />
vorbeizuschauen. Wer dazu keine Gelegenheit hat, findet die Qualitätsprodukte<br />
der Marke auch in vielen deutschen Fachgeschäften<br />
und bei autorisierten Versandhändlern im Internet. Mehr Infos und<br />
eine Shop-Suchfunktion findet man auf www.daleofnorway.com.
Outdoor<br />
Besuch im<br />
Outdoor<br />
College im<br />
norwegischen<br />
Sirdal<br />
Mehr als Mathe<br />
und Englisch<br />
Hauptgebäude der<br />
Dr. Rolf Hoffmann-<br />
Skole im Sirdal.<br />
Ordentlich stehen die Schuhe im<br />
Regal. Keine schnieken Highheels<br />
oder Sneaker, sondern Trekkingstiefel<br />
und Gummistiefel. Im Outdoor College<br />
im südnorwegischen Sirdal müsse<br />
man praktisch denken, sagen die 14-jährige<br />
Anna aus Bad Urach und ihr gleichaltriger<br />
Mitschüler Simon aus Tübingen.<br />
Die beiden nehmen mich mit zu einer<br />
Hausführung. Erster Stopp: Der Vorraum<br />
mit eben jenem Schuhregal, denn<br />
Schuhe sind in sämtlichen Häusern tabu.<br />
Gleich daneben: der Putzraum. »Wir<br />
müssen unsere Zimmer immer ordentlich<br />
halten«, erzählt Anna, »und das ist<br />
tatsächlich ganz schön schwierig«, ergänzt<br />
sie schmunzelnd. Rechts und links<br />
eines langen Ganges zweigen die Zimmer<br />
ab. »Immer vier Jugendliche in<br />
einem Raum.« Den zwölf Mädchen und<br />
Schuhe sind tabu<br />
in den Räumen.<br />
Das Outdoor College ist eine fast normale Schule. Nur, dass<br />
die Neuntklässler zusätzlich zum Unterricht Küche und Haushalt<br />
schmeißen müssen, das Führen eines Hundegespanns lernen<br />
und das Leben in der freien Natur. Auch im Winter. Ist wohl<br />
doch keine normale Schule – nicht mal fast ...<br />
TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />
Vier Jugendliche teilen<br />
sich ein Zimmer.<br />
14 Jungs stehen jeweils zwei Badezimmer<br />
zur Verfügung, »Staus am Morgen<br />
gibt es aber keine«, erzählt Anna.<br />
Durch den »Glaskasten«, in dem die Lehrer<br />
– hier »Teamer genannt« ihre Besprechungen<br />
abhalten, geht es ins Klassenzimmer.<br />
Das sieht eigentlich so aus wie in<br />
einer deutschen Schule. Nur ein paar norwegische<br />
Begriffe zeigen, dass manches<br />
an dieser Schule doch ein wenig anders ist<br />
und außer Deutsch, Mathe, Englisch, Naturwissenschaften<br />
eben auch Dinge vermittelt<br />
werden, die es in der Heimat nicht<br />
gibt. Norwegisch zum Beispiel, aber vor<br />
allem das Leben draußen in der freien Natur<br />
– aber das freilich nicht hier im Klassenzimmer.<br />
Daneben der Werkraum, ein<br />
Speisesaal, in dem gemeinsam die Mahlzeiten<br />
eingenommen werden, dann über<br />
eine Treppe hinunter die Küche, wo nicht<br />
professionelle Köche am Herd und Spülbecken<br />
stehen, sondern die Schüler selbst.<br />
Immer vorausgeplant für eine Woche mit<br />
einem bestimmten Budget. Und wenn die<br />
Vorräte verbraucht wurden, gibt es zum<br />
Gulasch keine Beilage (so wie am Tag davor)<br />
oder nur sporadisch Wurst und Käse<br />
aufs Brot. Da muss am Abend dann Butter<br />
genügen.<br />
Eigenverantwortung<br />
übernehmen<br />
»Regeln einhalten, Verantwortung übernehmen,<br />
selbstständig denken und handeln,<br />
all das spielt für uns eine große Rolle«,<br />
sagt Schulleiter Nis-Peter Simonsen,<br />
der einst als Praktikant im Sirdal anfing<br />
und heute hier der Schulleiter ist. So versuche<br />
man zu erreichen, dass die Schüler<br />
selber ein Interesse daran entwickeln, die<br />
Regeln einzuhalten. »Bei Verstößen reagieren<br />
wir mit nachvollziehbaren Konse-<br />
58 <strong>Nordis</strong>
Training für<br />
die Wintertouren.<br />
Der Umgang mit den<br />
Hunden ist wichtiger Bestandteil<br />
des Unterrichts<br />
im Outdoor College.<br />
Mathe, Deutsch &<br />
Co: Klassenraum im<br />
Outdoor College.<br />
quenzen. Wer zehn Minuten zu spät auf<br />
dem Zimmer ist, muss am nächsten<br />
Abend 20 Minuten früher im Bett sein«,<br />
gibt Nis ein Beispiel. Grundsätzlich arbeite<br />
man hier ganz wenig mit dem Einzelnen,<br />
sondern setze auf die Gruppe und<br />
Gruppendynamik, ergänzt er, darauf, dass<br />
sich die Neuntklässler gegenseitig unterstützen,<br />
Respekt voreinander entwickeln,<br />
aber auch Konflikte vernünftig austragen,<br />
ergänzt er. Man gebe den Schülern von<br />
vornherein viel Aufgaben und viel Verantwortung<br />
in die Hand – mehr als zu Hause.<br />
Das Ziel: die ganzheitliche Entwicklung<br />
des Menschen.<br />
Hunde als<br />
Herausforderung<br />
Während zwei Gruppen am nächsten Tag<br />
Unterricht haben und eine sich um Haushalt<br />
und Küche kümmert, ist die vierte Gruppe<br />
auf der nahe gelegenen Sirdal Huskyfarm.<br />
Die Hunde heulen und jaulen respekteinflößend<br />
– und wollen doch nur eins: laufen.<br />
Also Geschirr anlegen, die ungeduldigen<br />
Vierpfoter ans Zugseil hängen. Alles Dinge,<br />
die – gleichwohl ungefährlich – am Anfang<br />
von den Jugendlichen Mut erfordern. Dann<br />
immer zu zweit auf einem Wagen durch die<br />
Landschaft preschen. Eine Herausforderung,<br />
die sich binnen kurzer Zeit in Stolz verwandelt,<br />
was auf den meisten Gesichtern anzusehen<br />
ist, die nicht mehr angespannt, sondern<br />
zufrieden und glücklich wirken.<br />
Tage wie dieser sind die Vorbereitung für<br />
längere und härtere Outdoorunternehmungen<br />
auch im Winter. Es geht darum,<br />
dass die Schüler kennenlernen, was die<br />
wirklich wichtigen Bedürfnisse sind: Nahrung,<br />
Schutz, Schlaf und Wärme.<br />
»Die Eltern«, hatte Nis gesagt, »bekommen<br />
Jugendliche zurück, die sich verändert haben,<br />
die selbstständiger und selbstbewusster<br />
sind«. Und das ist doch ebenso viel wert wie<br />
eine gute Note in Mathe oder Englisch. Mindestens.<br />
<br />
•<br />
INFO<br />
Das Outdoor College in der<br />
Dr. Rolf Hoffmann-Skole befindet<br />
sich im südnorwegischen Sirdal.<br />
Das nächste Schuljahr für dann<br />
Neuntklässler beginnt am 1. August<br />
<strong>2018</strong> und endet nach sieben Monaten<br />
am 28. Februar 2019, anschließend<br />
kann weiter die neunte Klasse<br />
in der Heimat besucht werden. Die<br />
Bewerbungsfrist für <strong>2018</strong> endet am<br />
1. März.<br />
Der Werkraum ist<br />
vor allem bei den<br />
Jungs beliebt.<br />
Outdoor College<br />
Mühlenberg 4<br />
D-24398 Sundsacker<br />
Tel. 04644-973 71 70<br />
info@outdoor-college.de<br />
www.outdoor-college.de<br />
<strong>Nordis</strong> 59
Reportage<br />
Das Boot direkt<br />
vor der Wohnung.<br />
Hammarby Sjöstad<br />
Neues Bauen<br />
braucht das Land<br />
Hammarby Sjöstad, eine neue Wohnsiedlung am Rande der Stockholmer Innenstadt, lockt<br />
Besucher aus der ganzen Welt an. Allerdings keine Touristen auf Sightseeingtour, sondern Architekten<br />
und Stadtplaner, die sich von neuen Baukonzepten inspirieren lassen wollen.<br />
Text & Fotos: Rasso Knoller<br />
Modernes Bauen mit viel Grün –<br />
auch auf den Dächern.<br />
Überall werden Kinderwagen geschoben.<br />
Gleichberechtigt. Mindestens<br />
ebenso viele Männer wie Frauen sind<br />
mit dem Nachwuchs unterwegs. Ein Plakat<br />
wirbt für ökologische Babykleidung. Davor<br />
eine Frau mit Schwangerschaftsbauch, die es<br />
interessiert und vorausschauend studiert. Im<br />
Steakhouse sind am Nachmittag noch die<br />
Plätze frei, nebenan im Eisladen belohnt eine<br />
Mutter ihr Kind mit einem Vanilleeis. Ein<br />
Mittvierziger mit Bart, Glatze und blauem T-<br />
Shirt startet ein paar Schritte weiter den Motor<br />
seiner Yacht. Sie ist allenfalls fünf Meter<br />
lang, nichts Großes. Vom Hafen von<br />
Hammarby Sjöstad aus sticht der Mittelstand<br />
in See.<br />
Das Viertel am Rande der Innenstadt ist das<br />
neueste Stadtentwicklungsprojekt in der<br />
schwedischen Hauptstadt. In den vergangenen<br />
Jahren sind hier 11.500 Wohnungen<br />
entstanden, zudem wurden hier mehr als<br />
5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das<br />
Viertel will Maßstäbe setzen, in Sachen<br />
Nachhaltigkeit ein weltweites Vorbild sein.<br />
Vom Slum zum Vorzeigeprojekt<br />
Doch der Reihe nach. Bis in die 1980er-Jahre<br />
hinein dampften in Lugnets industriområde –<br />
wie Hammarby Sjöstad damals noch hieß – die<br />
Schlote. Die alten Fabriken machten schließlich<br />
eine nach der anderen dicht und hinterließen<br />
ein Gebiet, in dem der Boden voller<br />
Schadstoffe und das Wasser verschmutzt war.<br />
Weil sich niemand für das Areal interessierte,<br />
machte sich in der heruntergekommenen Gegend<br />
bald Stockholms Halbwelt breit. Drogenabhängige<br />
und Obdachlose fanden hier in notdürftig<br />
zusammengezimmerten Hütten ein<br />
Rückzugsgebiet. 1991 reichte Stockholm dann<br />
seine Bewerbung für die Olympischen Spiele<br />
2004 ein. Dabei setzte man voll auf die »Umweltkarte«.<br />
Die Stockholmer Spiele hätten die<br />
»grünsten« aller Zeiten werden sollen, und<br />
Lugnet der Ort für das Olympische Dorf.<br />
Schlussendlich hat Athen die Spiele bekommen;<br />
den Plan einer umweltfreundlichen<br />
Stadt gaben die Schweden aber nicht auf.<br />
1996 rückten die Bagger an, die Industrieruinen<br />
wurden abgerissen, der Boden saniert.<br />
Das Millionenprogramm<br />
Stockholm gehört zu den schnellsten wachsenden<br />
Städten in Europa. Für Leute, die hier-<br />
60 <strong>Nordis</strong>
Vom Balkon aus<br />
freier Blick aufs Meer.<br />
Fähre nach<br />
Hammarby Sjöstad.<br />
her kommen, ist es nahezu unmöglich, eine<br />
Wohnung zu finden. Schon einmal hatte<br />
Schweden ein großes Bauprogramm gestartet.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten innerhalb<br />
von zehn Jahren im »Millionenprogramm«<br />
eine Million Wohnungen entstehen.<br />
Bei einer Gesamtbevölkerung von damals<br />
7,8 Millionen ein gigantisches Projekt. Herausgekommen<br />
sind dabei lieblos auf die<br />
flache Wiese gestellte Trabantenstädte mit<br />
Wohnungen von miserabler Qualität. Heute<br />
sind genau das die Stadtteile, in denen die<br />
größten sozialen Probleme herrschen. Aus<br />
diesem weitgehend gescheiterten Projekt hat<br />
man Lehren gezogen. Höher als vier oder<br />
fünf Stockwerke ist in Hammarby Sjöstad<br />
kein Gebäude. Es sollte keinesfalls eine<br />
Schlafstadt entstehen, die man morgens verlässt<br />
und in die man abends nach getaner<br />
Arbeit zurückkehrt. Trotzdem fühlte man<br />
sich anfangs in den Straßen der neuen Wohnwelt<br />
so allein wie in der sibirischen Wildnis.<br />
Erst als in einer zweiten Bauphase Geschäfte,<br />
Kneipen und Restaurants eröffneten, kam Leben<br />
in das Viertel.<br />
Autos, nein Danke<br />
Wenn man durch Hammarby Sjöstad spaziert,<br />
dann fallen vor allem die vielen Sitzgelegenheiten<br />
auf – Bänke und breite bequeme<br />
Holzstufen, die zum Wasser hinabführen.<br />
Die Menschen sollen nach draußen gelockt<br />
werden, sollen die Neubausiedlung im ursprünglichen<br />
Sinn des Wortes beleben. Nie<br />
ist der Weg weit zum Wasser, nie weit zum<br />
nächsten Park. Laut den offiziellen Vorgaben<br />
soll jeder Bewohner, egal wo er wohnt, höchstens<br />
300 Meter gehen müssen, bevor er am<br />
Meeresufer steht.<br />
Grün gibt‘s aber nicht nur am Boden, auch<br />
auf einigen Dächern wachsen Bäume. Politisch<br />
korrekt hat man sogar ein kleines Schilfgebiet<br />
angelegt. Zum Umweltschutz dürfte<br />
das Minibiotop zwar nur wenig beitragen<br />
und das Entenpaar, das sich dort niedergelassen<br />
hat, gehört auch zu keiner gefährdeten<br />
Art – doch immerhin haben die Kinder so<br />
Tierblick direkt vom Balkon.<br />
Parkplätze gibt es nur wenige in Hammarby<br />
Sjöstad. Man braucht sie auch nicht. Denn<br />
statistisch gesehen hat nur jeder zweite<br />
Haushalt ein Auto. Jenny Holmér, die mit ihrem<br />
Ehemann und ihrem kleinen Sohn aus<br />
Mittelschweden hierher gezogen ist,<br />
schwärmt: »Wenn wir ins Zentrum wollen,<br />
fahren wir eigentlich immer mit der kostenlosen<br />
Fähre. Mit dem Kinderwagen ist das<br />
ideal«. Holmérs könnten aber auch den Bus<br />
nehmen, der biogasbetrieben Richtung Stadtmitte<br />
unterwegs ist, oder auch mit der Straßenbahn<br />
fahren.<br />
Einen Nachteil haben die Parkplatzverknappung<br />
und die bewusst autounfreundliche<br />
Straßenführung in der Seestadt aber doch.<br />
»Wenn auch nur ein Auto falsch geparkt hat,<br />
kommen die Busse hier nicht mehr durch<br />
und dann steht man ewig im Stau«, beschwert<br />
sich Frau Holmér. Gut, dass zumindest<br />
die Müllwagen nicht durchs Viertel fahren<br />
müssen. Beim »Hammarby-Modell« wird<br />
der Müll unterirdisch in Röhren durch Unterdruck<br />
zu einer Sammelstelle befördert. Zwei<br />
Kraftwerke verbrennen den Abfall und mit<br />
der so gewonnenen Energie werden einige<br />
der Häuser geheizt. Die Kläranlage des Stadtviertels<br />
wandelt Abwasserreste in Düngemittel<br />
und Biogas um, mit dem dann Busse betankt<br />
und Gasherde in Privatwohnungen<br />
betrieben werden. Der Stadtteil versorgt sich<br />
heute weitgehend autonom.<br />
Aktuell arbeitet man daran, aus dem Meerwasser<br />
Energie zu gewinnen um damit zumindest<br />
einen Teil der Häuser zu beheizen.<br />
»Mit der Seewärme werden wir unsere Heizkosten<br />
um mehr als 70 Prozent senken können«,<br />
so Jörgen Lööf, der Vorsitzende der Eigentümervereinigung<br />
in Hammarby Sjöstad.<br />
Dass der Stadtteil seiner Rolle als Vorzeigemodell<br />
gerecht wird, liegt auch an seinen<br />
Bewohnern. Die unterstützen die Energiesparmaßnahmen<br />
und lassen sich regelmäßig<br />
zum Thema nachhaltiger Lebensstil fortbilden.<br />
Als man vor Kurzem feststellte, dass der<br />
Wasserverbrauch pro Kopf anstieg, bot man<br />
den Anwohnern sofort den entsprechenden<br />
Einspar-Crashkurs an. Das Ergebnis kann<br />
sich sehen lassen – der Wasserverbrauch pro<br />
Kopf ist in Hammarby Sjöstad inzwischen 25<br />
Prozent niedriger als in den übrigen Stadtteilen<br />
Stockholms.<br />
•<br />
In Hammersby Sjöstadt<br />
gibt es viele Restaurants.<br />
Vater und Sohn<br />
gemeinsam<br />
unterwegs.<br />
<strong>Nordis</strong> 61
Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />
Die meisten Elektroautos und<br />
der längste StraSSentunnel<br />
NORWEGEN Hier leben die glücklichsten Menschen, hier gibt<br />
es die meisten Elektroautos pro Einwohner, den längsten Straßentunnel<br />
und den ersten schwimmenden Windpark der Welt. Diesen und noch zahlreiche<br />
weitere Rekorde beansprucht Norwegen wohl zu Recht für sich.<br />
Nachzulesen im Buch: »Norwegen superlativ«. Der 106 Seiten starke Band<br />
versammelt insgesamt 44 der Rankings, Rekorde und Innovationen, mit<br />
denen sich Norwegen international einen Namen machte oder sich vor den<br />
Nachbarländern auszeichnet. Sie stammen aus den Bereichen Land und<br />
Leute, E-Mobilität, Energie und Umwelt, Informationstechnologie, Wirtschaft,<br />
Tourismus und Sportstätten. Insgesamt erhält man einen lesenswerten<br />
und kurzweiligen Überblick über die Leistungen norwegischer<br />
Unternehmen und Forschungsinstitute, bei denen auch die Beteiligungen<br />
deutscher, österreichischer oder Schweizer<br />
Partnerfirmen nicht ungenannt bleiben.<br />
www.norwegen-superlativ.com (sb)<br />
Das Buch »Norwegen Superlativ. Rankings,<br />
Rekorde, Innovationen« kann für 23 €<br />
zzgl. Versand direkt beim Verlag Falkner<br />
Business Publishing oder über das BusinessPortal<br />
Norwegen bestellt werden.<br />
Suzannes Wortreich<br />
WAS BEDEUTET PLASTHVAL?<br />
NORWEGEN Der Begriff »plasthval« (Plastikwal) hat<br />
sich bei den Norwegern so fest etabliert, dass der norwegische<br />
Sprachenrat ihn als politisch relevant erachtet und daher jetzt in<br />
die Liste neuer Wörter aufgenommen hat. Forscher der Universität<br />
Bergen fanden im letzten Jahr einen gestrandeten Wal, der<br />
trotz Rettungsversuche immer wieder zurück ins flache Gewässer<br />
schwamm. Das zwei Tonnen schwere Tier musste getötet<br />
werden. Da so ein Cuvier-Schnabelwal in nördlichen Gewässern<br />
nur äußerst selten vorkommt, sollte der über zwei Tonnen<br />
schwere Kadaver für das Naturhistorische Museum in Bergen<br />
aufbereitet werden. Dabei wurden im Magen des Wals insgesamt<br />
30 Plastiktüten und jede Menge Mikroplastik gefunden.<br />
Der Wal war am Verhungern, da der Plastikmüll einen Pfropfen<br />
im Magen gebildet hatte. Jedes Jahr verschmutzen Millionen<br />
Tonnen Plastikmüll die Meere und werden für deren Bewohner<br />
zur tödlichen Falle. Um auf diesen besorgniserregenden Umweltmüll<br />
in den Meeren hinzuweisen, zeigte das Universitätsmuseum<br />
Bergen alle Plastikteile aus dem Magen des Wals in einer<br />
Aufsehen erregenden Ausstellung.<br />
Staatsministerin<br />
Erna Solberg (Høyre).<br />
Foto: © Thomas Haugersveen/<br />
Statsministerens kontor<br />
Finanzministerin<br />
Siv Jensen (FrP).<br />
Koalitionsverhandlungen<br />
auf Norwegisch<br />
NORWEGEN Während in Deutschland noch verhandelt und<br />
debattiert wird, hat Norwegen vier Monate nach der Parlamentswahl im September<br />
eine neue Regierung. Die konservative Høyre, die liberale Venstre und<br />
die rechtspopulistische Fremskrittspartiet (Fortschrittspartei, FrP) hatten am<br />
2. Januar ihre Koalitionsverhandlungen begonnen und sich zwölf Tage später<br />
auf einen gemeinsamen Regierungskurs verständigt. Alte und neue Regierungschefin<br />
ist Erna Solberg (H), deren Partei aus den Wahlen im September<br />
mit 25 Prozent der Stimmen als zweitstärkste Kraft hervorging. Die mit 27,4<br />
Prozent stärkere sozialdemokratische Arbeiterpartei konnte mit ihren Partnern<br />
keine rotgrüne Regierungsmehrheit bilden. Auch für Solberg reichte es<br />
nicht für eine Mehrheit im norwegischen Parlament. Dafür wären 85 Mandate<br />
notwendig. Die Drei-Parteien-Regierung kommt jedoch auf 84 Sitze und<br />
setzt zusätzlich auf die Unterstützung der KrF (Kristelig Folkeparti). Solberg<br />
hatte bereits zuvor eine von Venstre und KrF geduldete Regierung aus Konservativen<br />
und Rechtspopulisten geführt. Dieses Mal hatte sie eine Koalition aller<br />
vier Parteien ins Auge gefasst, doch die Christpartei hatte eine zu enge Zusammenarbeit<br />
mit der rechtspopulistischen FrP abgelehnt. Zu den gemeinsamen<br />
Vorhaben der neuen Regierung zähle u.a. das Wirtschaftswachstum anzukurbeln,<br />
neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Armut im Land zu reduzieren und<br />
Migranten besser ins Arbeitsleben zu integrieren, erklärte Solberg zu Regierungsantritt.<br />
Chefin der liberalen Venstre, Trine Skei Grande, betonte die Klima-Ziele,<br />
u.a. die Einführung von CO²-Abgaben, eine evtl. höhere Maut für<br />
Dieselfahrzeuge und ein Verbot von Ölbohrungen auf den Lofoten und Vesterålen.<br />
Die Vorsitzende der FrP, Siv Jensen, kündigte an, Norwegen werde<br />
seine Einwanderungspolitik verschärfen, die Anforderungen für die norwegische<br />
Staatsbürgerschaft erhöhen und ein Burka-Verbot ins Auge fassen. (sb)<br />
ZU VERKAUFEN:<br />
Greta Garbos Sommerparadies<br />
Schweden Das herrschaftliche Haus auf der Insel Ingarö<br />
im Stockholmer Schärengarten, in dem die berühmte schwedische Schauspielerin<br />
Greta Garbo (1905–1990) oft ihre Sommerferien verbrachte,<br />
steht derzeit für knapp vier Millionen Euro zum Verkauf. Das gelbe dreigeschossige<br />
Holzhaus hat elf Zimmer mit einer Wohnfläche von 283 Quadratmetern.<br />
Ein Zimmer besitzt an einer Wand sogar eine alte Freskenmalerei<br />
des ehemaligen Königs Gustav Vasa und soll der Spieleraum von<br />
Garbo gewesen sein. Der dazugehörige Garten mit knapp 11.000 Quadratmetern<br />
zeugt noch heute davon, dass Hollywoodstar Garbo privat<br />
sehr scheu war und die Öffentlichkeit mied, denn mit seinen vielen Bäumen,<br />
Büschen sowie Lavendel- und Rhododendron-Sträuchern verwehrt<br />
er den Einblick in das Grundstück. Es wird erwartet, dass die Residenz<br />
binnen kürzester Zeit einen Käufer findet. Garbos Wohnung in Manhattan,<br />
wo sie über 40 Jahre lebte, wurde letztes Jahr nach nur ein paar<br />
Wochen für mehr als acht Millionen Dollar verkauft. (sf)<br />
Foto: © Rune Kongsro<br />
62 <strong>Nordis</strong>
Niinistö gewinnt die finnische<br />
Präsidentenwahl<br />
Finnland Gleich in der ersten Wahlrunde haben die<br />
finnischen Wählerinnen und Wähler ihren bisherigen Präsidenten<br />
Sauli Niinistö im Amt bestätigt. Eine absolute Mehrheit von 62,7<br />
Prozent macht eine Stichwahl überflüssig. Grünen-Kandidat Pekka<br />
Haavisto erreichte mit knapp 12,4 Prozent der Stimmen und deutlichem<br />
Abstand Platz zwei und stellte sich der Niederlage: »Niinistö<br />
hat die Wahl eindeutig gewonnen, ich gratuliere ihm von Herzen«.<br />
Der 69-jährige Niinisto gehört zum Lager der Konservativen<br />
und konnte bereits 2012 die Präsidentenwahl für sich entscheiden,<br />
damals noch als Kandidat der Partei Kansallinen Kokoomus (KOK,<br />
dt. Sammlungspartei). Zur Wiederwahl ging er als unabhängiger<br />
Kandidat ins Rennen, unterstützt von der KOK und den finnischen<br />
Christdemokraten. Er gilt als populärster finnischer Präsident seit<br />
Jahrzehnten. Ihm gelang es als erstem Kandidaten, seit 1994 das<br />
Stichwahl-System in Finnland eingeführt worden war, im ersten<br />
Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. (sb)<br />
Sauli Niinistö gilt als beliebtester Präsident seit Jahrzehnten.<br />
Foto: © ninisto.fi<br />
Ingvar Kamprad<br />
baute sich mit<br />
dem Verkauf<br />
und Versand<br />
von Möbeln ein<br />
weltweit erfolgreiches<br />
Firmen-<br />
Imperium auf.<br />
Foto: © Inter IKEA Systems B.V.<br />
IKEA-Gründer Ingvar Kamprad ist tot<br />
Schweden Ingvar Kamprad, der Gründer des schwedischen<br />
Möbelkonzerns IKEA, ist am 27. Januar im Alter von 91 Jahren gestorben.<br />
Er sei »in seinem Heim in Småland friedlich eingeschlafen«, gab das Unternehmen<br />
in einer Twitter-Meldung bekannt: »Ingvar wird von seiner Familie<br />
und von IKEA-Mitarbeitern in der ganzen Welt sehr vermisst werden<br />
und in warmer Erinnerung bleiben«. Noch während seiner Lehre zum<br />
Kaufmann gründete der damals 17-jährige Kamprad im Jahr 1943 den<br />
Gemischtwarenladen »IKEA«. Der Name setzt sich aus seinen Initialen,<br />
dem Namen des väterlichen Hofes, Elmtaryd, und dem Heimatdorf Kamprads,<br />
Agunnaryd, zusammen. Anfangs verdiente Kamprad sein Geld mit<br />
dem Verkauf von Kurzwaren und Büroartikeln und eröffnete gegen Kriegsende<br />
als einer der ersten Unternehmer in Europa einen Versandhandel.<br />
Bereits 1947 wurde das Sortiment um Möbel erweitert, 1951 die ersten<br />
IKEA-Kataloge verteilt. Die Boykottversuche und Zulieferverbote seitens<br />
alteingesessener Möbelhändler umgeht Kamprad, indem er beginnt eigene<br />
Möbel zu produzieren. Die Nachahmungen teurer Designerprodukte,<br />
praktisch und transportabel zum Selbstaufbau verpackt, werden zum Markenzeichen<br />
IKEAS. Sie bescherten dem Erfinder des »Imbusschlüssel-<br />
Selbstschraubprinzips« nicht nur bis heute weltweiten Erfolg, sondern<br />
machten ihn auch zum reichsten Mann Schwedens. Heute findet man<br />
IKEA-Filialen in über 40 Ländern, und in vielen europäischen Haushalten<br />
gehören die Möbel und Dekorationen mit klingenden, nordischen Namen<br />
wie Billy, Hemnes, Malm & Co. zur Grundausstattung. (sb)<br />
skandinavien für Anfänger<br />
Wer die Kälte liebt<br />
Schweden Wenn es in meiner Heimatstadt Hamburg<br />
schneit, bricht mit einiger Sicherheit der Verkehr zusammen. Wenn es<br />
in Mittelschweden dagegen nicht schneit, gibt es lange Gesichter. Ein<br />
Winter ohne Schnee im Norden ist reiner Trübsal und wird ausdauernd<br />
beklagt. Dieser Winter begann trübe. Es war zu warm und zu feucht.<br />
Die ersten Sträucher schlugen schon wieder aus. In Lappland fiel zwar<br />
meterweise Schnee, aber das tröstet die Menschen in der Mitte des Landes<br />
nicht. Aber eines schönen Tages kam die Kälte auch nach Stockholm<br />
und mit ihr ein bisschen Schnee. Die ersten Seen froren zu und das Eis<br />
begann zu singen. Es war wie im Sommer: Ein Ruck ging durch das<br />
Land. Das Outdoorleben konnte wieder beginnen. Stockholmer Freunde<br />
holten den Grill aus dem Keller und bauten ihn in ihrem Vorgarten auf.<br />
Es war die Stunde der Eis-Tester, die mit ihren langen Stöcken mit der<br />
Eisenspitze die Seen abfahren und Maß nehmen. Zehn Zentimeter Dicke<br />
gelten als sicher.<br />
Kaum einen hielt es mehr in den eigenen vier Wänden. Es war Zeit für<br />
kleine Fluchten. Mein Nachbar Peter nahm mich mit zum Winterpaddeln.<br />
Im Trockenanzug, mit Schwimmweste, Eispickeln und dicker<br />
Wollmütze auf dem Kopf bahnten wir uns einen Weg durch das dünne<br />
Neu-Eis bis in die Ostseebucht. Im Winter ist das Wasser klarer und eine<br />
Tilmann Bünz war lange<br />
Jahre ARD-Korrespondent für<br />
Skandinavien. Er ist Autor der<br />
Bücher »Wer die Kälte liebt.<br />
Skandinavien für Anfänger«<br />
sowie »Wer das Weite sucht.<br />
Skandinavien für Fortgeschrittene«.<br />
wunderbare Stille liegt über allem. Auf dem Rückweg nach Sonnenuntergang<br />
sank die Temperatur schlagartig und kleine Eisschollen schlugen<br />
dumpf auf den Rumpf. Wir machten, dass wir nach Hause kamen.<br />
Eine dreiköpfige Schwanenfamilie wurde vom raschen Temperatursturz<br />
überrascht, ein Familienmitglied fror im Eis fest. Der Vogel konnte erst<br />
am nächsten Tag befreit werden mit Eimern warmen Wassers. Der Winter<br />
löst den Menschen im Norden die Zunge. Alle haben etwas zu erzählen<br />
von ihren kleinen Abenteuern in Eis und Schnee. Das Beste an<br />
der weißen Jahreszeit ist, dass die Tage länger werden. Das Tageslicht<br />
reflektiert im Schnee und die Dämmerung dauert ein, zwei Stunden<br />
länger. Davon haben alle etwas, auch die, die nur frieren.<br />
Foto: © privat<br />
<strong>Nordis</strong> 63
NORDEUROPA AKTUELL<br />
5fragen<br />
an...<br />
Peter<br />
NaderMaNN<br />
medien-experte und<br />
spielfilmproduzent<br />
Peter nadermann hat eine vielzahl von spielfilmen und tv-reihen für die Zdf-tochterfirmen network<br />
Movie und Zdf enterprises produziert. dabei brachte er unter anderem die tv-serie um kurt<br />
wallander auf den bundesdeutschen bildschirm. neben den krimis von henning Mankell gehören<br />
dazu auch »kommissar beck«, »kommissarin lund«, »die brücke – transit in den tod«, die schwedische<br />
krimiserie »Modus« und aktuell »springflut«. Und nicht zu vergessen fürs kino: die Millennium-trilogie<br />
von stieg larsson. inzwischen ist der Produzent geschäftsführer der nadcon film gmbh<br />
in köln, an der die constantin film ag in München beteiligt ist. Und? natürlich macht er weiter mit<br />
den hochwertigen koproduktionen. nordis sprach mit dem Medien-experten über die branche.<br />
interview: andrea tebart<br />
1Einmal Schweden – immer Schweden?<br />
Nein, ich würde es anders sagen: einmal Skandinavien, immer<br />
Skandinavien.<br />
2<br />
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, internationale<br />
Film- und Fernsehproduktionen mit schwedischen, dänischen,<br />
norwegischen und finnischen Partnern für das<br />
deutsche Publikum zu starten?<br />
Schon früh haben mich meine Interessen ins Ausland geführt. Das<br />
ist bis heute so geblieben. Beim Kleinen Fernsehspiel des ZDF habe<br />
ich diesen Ansatz in internationale Koproduktionen umgewandelt.<br />
Während sich gegenwärtig fi nnische und norwegische Filme gut<br />
entwickeln, sind gerade schwedische und dänische Exporte mit einer<br />
sehr guten Qualität schon lange auf dem Markt. Wegen der hohen<br />
Kosten wird dort insgesamt nicht so viel produziert. Mit dem<br />
enormen Vorteil, dass man sich intensiv auf das anstehende Projekt<br />
konzentriert. Die Szene ist sehr mutig und gleichzeitig äußerst unkompliziert.<br />
Verträge sind einfach und die Ausbildung aller Beteiligten<br />
ist top. Hinzukommen – typisch für diese Länder – fl ache Hierarchien,<br />
was es noch einmal einfacher für mich macht. Das alles<br />
zusammengenommen sind lauter Garanten für richtig gute Qualität.<br />
3<br />
Neben den genannten Qualitäten gibt es noch ein besonderes<br />
Erfolgsgeheimnis?<br />
Unbedingt. Aus meiner Sicht basiert es auf zwei Phänomenen.<br />
Zum einen sind diese Länder äußerst traditionell, das heißt, eng mit<br />
ihren alten Riten verbunden. Aber gleichzeitig funktionieren sie hypermodern.<br />
Hinzukommt: Am Rande Europas, mit einer geringen<br />
Einwohnerzahl sind die Menschen in den nordischen Ländern<br />
quasi gezwungen, nach außen zu schauen. Und sie sind klug genug,<br />
genau dies auch zu tun. Sie liefern passende Stoffe, sind kreativ,<br />
handwerklich begabt und setzen auf Krimis. Ein Genre, das<br />
international gut zu verkaufen ist, weil es in den allermeisten Ländern<br />
äußerst leicht verstanden wird. Was hinlänglich erklärt, warum<br />
in durchaus idyllischer Umgebung brutale Morde verfi lmt<br />
werden.<br />
4<br />
Ist das der Grund, warum deutsche Zuschauer die Filme so<br />
mögen?<br />
Ja. Neben den genannten Qualitäten sind die Gesellschaften<br />
einfach ähnlich. Sie haben viele Dinge gemeinsam. Das schlechte<br />
Wetter, ähnliche Dämonen und – die Menschen mögen dieselbe<br />
Literatur. Das macht es mir als Produzent deutlich leichter als beispielsweise<br />
mit Stoffen aus südlicheren Ländern. Das deutsche Publikum<br />
bemerkt also genau diese Nuancen. Und neben der normalen<br />
Quote habe ich eine persönliche. Es freut mich, wenn die<br />
Leute sich über Filme aus Dänemark, Schweden etc. freuen. Für<br />
mich ist es ein treuer Kundenkreis, ein Publikum, das ich mag.<br />
5<br />
Und – gibt es ein neues Projekt?<br />
Dazu möchte ich nur wenig sagen. Unsere nächste Serie<br />
heißt auf jeden Fall »Greyzone«. Gedreht wurde für den<br />
Thriller in Dänemark, Schweden und Deutschland. Und voraussichtlich<br />
kommt er dieses Jahr noch ins Fernsehen.<br />
•<br />
64 <strong>Nordis</strong>
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Morakniv<br />
schwedens<br />
scharfe Klingen<br />
wer in schweden mit einheimischen auf entdeckungstour geht, stellt<br />
schnell fest, dass sie immer ein Messer dabeihaben. Praktisch immer<br />
steht auf der klinge »Morakniv«. der Messerhersteller aus dalarna ist in<br />
vielen schwedischen haushalten präsent und neuerdings in mindestens<br />
einem schweizerischen.<br />
teXt & foto: andrea UlliUs & Morakniv<br />
in schweden sind<br />
die Messer von<br />
Morakniv bei<br />
jedem outdoorabenteuer<br />
ein<br />
unverzichtbares<br />
werkzeug. das<br />
Modell companion<br />
ist robust und vielseitig<br />
einsetzbar.<br />
ich gebe es gerne zu. Als Schweizer bin ich<br />
»taschenmessertechnisch« auf Rosen gebettet.<br />
Die scharfen Klingen aus dem Hause<br />
Victorinox sind weltweit ein Exportschlager.<br />
1884 gründete Karl Elsener in Ibach-Schwyz<br />
seine Messerschmiede. Die revolutionäre<br />
Idee: ein kompaktes Messer mit vielen praktischen<br />
Funktionen herstellen. Heute vertrauen<br />
Millionen von Menschen und auch einige<br />
Armeen der Welt auf die Multifunktionstools<br />
aus der Schweiz. Selbstverständlich besitze<br />
ich auch so ein Wunderding. Auf meinen<br />
Schwedenreisen hat es mir schon oft beste<br />
Dienste erwiesen. Da ich bei meinen Expeditionen<br />
mit vielen Schweden und Schwedinnen<br />
in Kontakt komme und die Begegnungen<br />
vielfach outdoor bei einem Abenteuer<br />
stattfi nden, habe ich festgestellt, dass auch in<br />
Schweden eine ganz spezielle »Messermarke«<br />
immer wieder auftaucht: Morakniv.<br />
MORA, DIE MESSERHOCHBURG<br />
SCHWEDENS<br />
Nach kurzer Recherche war für mich klar:<br />
Über diese Messer muss ich mehr wissen.<br />
Ich habe mich in Mora, hier ist der Sitz<br />
Messertausch.<br />
thomas eriksson<br />
und andrea Ullius<br />
tauschen »ihre«<br />
Messer: victorinox<br />
gegen Morakniv.<br />
der Firma Morakniv AB, mit Thomas<br />
Eriksson verabredet und ihm ein Schweizer<br />
Taschenmesser mitgebracht. Und so<br />
sind wir natürlich umgehend ins Philosophieren<br />
über das perfekte Messer gekommen.<br />
Hallo Thomas. Schau, ich habe dir hier<br />
ein Schweizer »Sackmesser« mitgebracht.<br />
Das kann fast alles.<br />
Oh, vielen Dank. Ich kenne die Marke<br />
Victorinox natürlich gut, die machen wie<br />
wir hervorragende Produkte. Und das<br />
Klappsystem ist wirklich ausgeklügelt.<br />
Habt Ihr bei Morakniv auch so vielseitige<br />
Messer mit mehreren Funktionen?<br />
Ja, unsere Messer sind sehr vielseitig.<br />
Auch unsere Messer haben verschiedene<br />
Funktionen. Allerdings kann man unsere<br />
Produkte nicht einklappen. Wir haben da<br />
eine etwas andere Philosophie.<br />
66 <strong>Nordis</strong><br />
foto: © andrea Ullius<br />
Ich habe mir ein paar von Euren Messern<br />
angeschaut. Die scheinen sehr robust zu<br />
sein.<br />
Oh ja, das sind sie. Eine unserer Qualitätsvorgaben<br />
lautet: Eine Morakniv-Klinge<br />
darf nie brechen. Um das zu bewerkstelligen,<br />
machen wir laufend umfangreiche<br />
Tests. Härte und Elastizität einer Klinge<br />
muss perfekt sein.
Morakniv<br />
Messer werden<br />
auf modernsten<br />
Produktionsanlagen<br />
hergestellt.<br />
Einige<br />
Produkte fertigt<br />
das Team aber<br />
auch von Hand.<br />
Fest in Familienbesitz<br />
Die Firma Morakniv wurde 1891 von<br />
Krång-Johan Eriksson gegründet. Schon<br />
zu dieser Zeit war Mora die Hochburg<br />
der Messerschmiede in Schweden. Mora<br />
hat deshalb auch den Übernamen »das<br />
Solingen Schwedens« bekommen. Einige<br />
der damals existierenden Firmen hat<br />
Eriksson aufgekauft, andere haben ihren<br />
Betrieb eingestellt. Heute umfasst das<br />
Imperium des Messerherstellers in Mora<br />
fünf Firmen, die alle unter dem Namen<br />
Morakniv auftreten. Wie auch Victorinox<br />
in der Schweiz, ist Morakniv fest in Familienbesitz<br />
und verzichtet auf externe<br />
Investoren. Geführt wird die schwedische<br />
Firma jedoch auch von externen<br />
Profis. Von der Gründerfamilie arbeiten<br />
mehrere Mitglieder, unter anderem<br />
Thomas Eriksson, in der Firma.<br />
Thomas, was sind eigentlich die Merkmale<br />
von Morakniv. Was macht Euch so erfolgreich?<br />
Ich denke, es sind zwei Dinge. Die Tradition<br />
macht sicher einen großen Teil unseres Erfolges<br />
aus. Alle unsere Produkte werden hier<br />
in Mora hergestellt, designt und entwickelt.<br />
Wir haben schon immer Wert auf beste Qualität<br />
gelegt, und wir sind bei den Produkten<br />
nahe bei den Menschen. Weiter liegt es sicher<br />
auch daran, dass wir keinen »Bullshit«,<br />
so Modezeugs, produzieren. Unsere Produkte<br />
sind nicht besonders ausgefallen, nicht<br />
zu teuer, aber von bester Qualität. Die Menschen<br />
mögen diese Einfachheit und die lange<br />
Lebensdauer.<br />
Fester Bestandteil<br />
im Berufsleben<br />
Was mir bei Morakniv besonders auffällt, ist<br />
die unglaubliche Diversität der Produkte.<br />
Viele der Messer sind für genau definierte Berufsgruppen<br />
entwickelt worden. Es gibt Linien<br />
für Bauarbeiter (zum Beispiel Elektriker,<br />
Teppichleger), Jäger, Fischer, Metzger, für die<br />
Küche, für die Hufpflege usw. Auch die bekannten<br />
»Dalahästar« (Dalapferde) werden<br />
mit Messern von Morakniv geschnitzt. Die<br />
meisten Produkte sind also für den beruflichen<br />
Einsatz entwickelt worden. Man findet<br />
aber auch einige praktische Freizeitprodukte<br />
im Sortiment von Morakniv. Ein<br />
Renner ist die neue Eldris-Linie. Man trägt<br />
das Messer an einer Kordel um den Hals oder<br />
ohne Kordel in der Hosentasche. Als Zusatz<br />
gibt es einen Feuerstarter »FireSteel« damit<br />
man auch ohne Streichhölzer ein wärmendes<br />
Feuer machen kann. Auch die Messer Scout,<br />
Companion und Kansbol sind im Outdoorund<br />
Freizeitbereich vielseitig einsetzbar. Man<br />
muss Sie in der Hand spüren um das Passende<br />
zu finden. Unterdessen hat mich Thomas<br />
Eriksson durch die große Fabrik geführt.<br />
Ich bin beeindruckt. Nebst vieler Maschinen<br />
und Roboter sehe ich auch viel Handarbeit<br />
bei der Produktion. Und natürlich liegt überall<br />
viel Stahl rum. Der meiste Stahl kommt<br />
aus Schweden und wird in Mora gehärtet<br />
und behandelt. Dadurch wird dem Material<br />
die gewünschte Qualität und Eigenschaft gegeben.<br />
Vielen Dank für den Rundgang, Thomas. Ich<br />
habe den Eindruck, Eure Firma ist ziemlich<br />
gut unterwegs.<br />
Ja, da hast du recht. Wir haben in Jahr 2017<br />
knapp vier Millionen Messer produziert, das<br />
Wachstum beträgt jährlich über zehn Prozent.<br />
Das ist enorm und verlangt von uns viel<br />
Flexibilität. Zurzeit arbeiten über 130 Personen<br />
bei uns, und wir stellen laufend neue<br />
Mitarbeitende ein. Wir sind ein sehr gesundes<br />
Unternehmen mit stetigem Wachstum in<br />
vielen Ländern, speziell in Europa.<br />
Für jeden Einsatz die richtige Klinge.<br />
Gemäß Verwendungszweck wird eine<br />
ideale Klinge designt.<br />
Nach dem Besuch in Mora ist für mich klar.<br />
Ab sofort gehören immer zwei Messer in<br />
mein Reisegepäck. Mein Victorinox und das<br />
Morakniv mit Feuermacher, das ich von Thomas<br />
bekommen habe.<br />
•<br />
Morakniv Concept Store<br />
Kyrkogatan 8<br />
S-792 30 Mora<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo–Fr 10–18, Sa 10–15 Uhr<br />
www.morakniv.se<br />
»Morakniv« bildet den Auftakt einer<br />
kleinen Reise quer durch die nordische<br />
Produktlandschaft. Wir werden<br />
unter dem Slogan »Made in …« in<br />
den kommenden <strong>Nordis</strong>-Ausgaben<br />
weitere bekannte Marken aus den<br />
skandinavischen Ländern genauer<br />
unter die Lupe nehmen. Dem Messerhersteller<br />
in Mora hatte der Schweizer<br />
Blogger Andrea Ullius auf seiner<br />
Sommerrundreise durch Schweden<br />
einen Besuch abgestattet. Wer mehr<br />
über ihn erfahren möchte, schaut<br />
einfach mal in seinem Blog vorbei.<br />
www.schwedenhappen.ch<br />
<strong>Nordis</strong> 67
Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />
Foto: © Courtesy of Vestas Wind Systems A/S<br />
die generatoren für die neue<br />
windkraftanlage in schweden<br />
liefert das dänische Unternehmen<br />
vestas.<br />
dÄnische vestas<br />
baUt neUen<br />
windPark in<br />
schweden<br />
dÄneMaRK Der<br />
dä nische Vestas-Konzern hat einen<br />
Großauftrag aus Schweden erhalten. Der Spezialist für Windgeneratoren<br />
wird ein Windkraftwerk mit einer Kapazität von 357 Megawatt<br />
für den neuen Windpark »Valhalla« in den mittelschwedischen<br />
Kommunen Bollnäs und Ockelbo liefern. Die insgesamt 85 Windräder<br />
sind jeweils 180 Meter hoch. Sie sollen 2020 ans Netz gehen und<br />
Strom für knapp 224.000 Haushalte liefern. Hinter der Millionenorder<br />
steht der schwedische Spezialist für erneuerbare Energien OX2 mit<br />
Hauptsitz in Stockholm. Investor hinter dem Projekt ist der Kapitalfonds<br />
Aquila Capital. OX2 baut derzeit sechs Windparks. Schlechte<br />
Nachrichten kommen dagegen vom Windgeneratorenbauer Siemens<br />
Gamesa, der in Dänemark 600 Stellen streicht. (red/cs)<br />
gleicher lohn für fraUen Und MÄnner<br />
ISland Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Seit Beginn des<br />
Jahres ist Ungleichheit auf Islands Arbeitsmarkt verboten – zumindest,<br />
was den Lohn betrifft. Zum 1. Januar trat ein neues Gesetz in<br />
Kraft, das Behörden ebenso wie andere staatliche Einrichtungen<br />
und Privatunternehmen mit mehr als 25 MitarbeiterInnen zu<br />
Lohngleichheit verpfl ichtet. Anders gesagt: Frauen und Männer<br />
mit gleicher Position müssen jetzt das gleiche Gehalt erhalten. Den<br />
Nachweis darüber, dass die Lohnlücke geschlossen ist, muss der<br />
Arbeitgeber erbringen. Verstöße gegen den »Equal Pay Act« werden<br />
mit einer Geldbuße geahndet. Island ist mit diesem Schritt das<br />
erste Land weltweit, das die unterschiedliche Entlohnung von<br />
Frauen und Männern unter Strafe stellt. Verabschiedet wurde das<br />
Verbot der Lohndiskriminierung im Parlament in Reykjavík am Internationalen<br />
Frauentag letzten Jahres, 8. März 2017. Nach Untersuchungen<br />
des Weltwirtschaftsforums verdienen auch im weitgehend<br />
egalitären Island Frauen heute noch zwischen 14 und 17,5<br />
Prozent weniger als Männer. (red/cs)<br />
ZahnarZtbesUch in dÄneMark<br />
aM günstigsten<br />
Schweden/dÄneMaRK Eine allgemeine<br />
Zahnkontrolle kostet schwedische Verbraucher 85 Prozent mehr<br />
als Versicherte in Dänemark. Das hat ein Vergleich des dänischen<br />
Zahnärzteverbands »Tandlægeforeningen« jetzt ergeben. Das Ziehen<br />
eines Zahns kostet danach einen Kranken in Schweden und in<br />
Norwegen rund 60 Prozent mehr. Das Füllen eines kleinen Lochs<br />
liegt 22 Prozent über den dänischen Preisen – Norwegens Dentisten<br />
liegen dabei nur 13 Prozent über ihren dänischen KollegInnen.<br />
Hintergrund des Preisvergleichs war die Frage nach Vorbeugung<br />
und Pfl ege: Auch eine professionelle Zahnreinigung<br />
kostet in Dänemark deutlich weniger als in den Nachbarländern<br />
und liegt in Schweden zwischen 27 und 40 Prozent über den dänischen<br />
Preisen. Der Grundpreis für eine Zahnuntersuchung liegt<br />
in Schweden bei 825 SEK (circa 83 Euro). (cs)<br />
die vorderansicht<br />
eines h&Mgeschäftes<br />
in<br />
stockholm.<br />
koMMt h&M aUs<br />
der Mode?<br />
Schweden Im zurückliegenden<br />
Geschäftsjahr ist<br />
der Umsatz des schwedischen<br />
Textilhändlers Hennes & Mauritz<br />
(H&M) geschrumpft. Allein<br />
im Schlussquartal 2017 sanken<br />
die Umsätze vor Mehrwertsteuer um vier Prozent auf 50,4 Milliarden<br />
SEK (circa 5,1 Milliarden Euro), teilte das Unternehmen im<br />
Dezember mit. Branchenkenner hatten einen Umsatz von 53,9<br />
Milliarden SEK erwartet. H&M kündigte als erste Maßnahmen an,<br />
seinen stationären Handel besser mit dem Onlinehandel zu verzahnen.<br />
Unrentable Läden sollen geschlossen werden. In Deutschland<br />
sind davon acht Filialen betroffen. Darüber hinaus soll unter anderem<br />
die Kooperation mit dem chinesischen Onlinehändler Alibaba<br />
ausgebaut werden. Sparen will der Textilriese mit Sitz in Stockholm<br />
auch durch die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Äthiopien.<br />
H&M ist der zweitgrößte Modekonzern der Welt nach dem<br />
spanischen Inditex, zu dem Marken wie Zara gehören. (red/cs)<br />
Mit online-spielen erwirtschaftete das hamburger<br />
Unternehmen goodgame studios zuletzt eine Milliarde<br />
Us-dollar. foto: © goodgame studios<br />
kein sPiel: schweden kaUfen<br />
deUtsche goodgaMe stUdios<br />
Schweden Der börsennotierte schwedische Spielepublisher<br />
Stillfront Group AB übernimmt für 270 Millionen Euro die<br />
Hamburger Goodgame Studios, obwohl Goodgame nach Umsatz<br />
und Gewinn größer als der Stockholmer Käufer ist. Die Gründer<br />
und Geschäftsführer von Goodgame Studios, Dr. Kai und Dr. Christian<br />
Wawrzinek, werden damit größte Aktionäre der Stillfront<br />
Group. Die Goodgame Studios hatten zuletzt einen Umsatz von<br />
einer Milliarde US-Dollar gemeldet. Personelle Veränderungen<br />
sind bei den Goodgame Studios nicht geplant. Zum Angebot der<br />
Goodgame Studios gehören Computerspiele wie Big Farm, Empire<br />
oder Legends of Honor. (red/cs)<br />
Foto: © Robert Lindholm, Pressefoto Stores H&M<br />
68 <strong>Nordis</strong>
NORDSPORT<br />
islands<br />
nummer 1 und<br />
rückhalt des<br />
fußballwunders<br />
hannes<br />
halldorsson.<br />
Fotos (3): © KSÍ<br />
island erobert die fußballwelt<br />
»hu! – hu! – hu!!!«<br />
der ehemalige fußballzwerg island schwang sich in den vergangenen jahren zum favoritenschreck<br />
auf. eine goldene generation talentierter fußballspieler hatte sich sensationell für die europameisterschaft<br />
2016 in frankreich qualifiziert und konnte bis ins viertelfinale vordringen. im kommenden juni<br />
mischt das team erstmals bei der endrunde einer weltmeisterschaft mit.<br />
teXt: Michael rUhnke<br />
es ist wie ein angsteinfl ößendes Naturereignis,<br />
wie ein bedrohlich aufkommendes<br />
Gewitter, wenn die isländischen<br />
Fußballfans ihr »Hu!« abwechselnd und im<br />
Rhythmus mit Klatschen immer lauter werdend<br />
von den Tribünen skandieren! Es geht<br />
einem selbst Tausende Kilometer entfernt am<br />
Monitor sitzend durch Mark und Bein! Dazu<br />
die Aufmachungen mit Hornhelmen, viele mit<br />
Vollbärten, viele mit Tattoos geradezu »tapeziert«<br />
– so oder so ähnlich archaisch stellt man<br />
sich die plündernden Wikinger auf ihren Eroberungszügen<br />
vor! Und am Ende einer erfolgreich<br />
geschlagenen »Schlacht« stimmt die<br />
Mannschaft mit ein und pfl egt damit eine Tradition,<br />
die aus der isländischen Liga stammt.<br />
In der aber keiner der 25 Spieler des aktuellen<br />
Nationalkaders mehr kickt.<br />
Die Welt des großen Fußballs ist eine Geld-<br />
Scheinwelt und spielt sich in den Ligen des<br />
Kontinents ab, vor allem in der Champions<br />
League. Die Tage, als sich isländische Fußballspieler<br />
im Winter noch auf schwerem Geläuf<br />
in Pferdehallen vorbereiten mussten, sind gezählt.<br />
Auf Island arbeiten mittlerweile mehr<br />
als 600 lizensierte Trainer. Etliche Fußballhallen<br />
und Hangars mit Plätzen in Originalgröße<br />
sind entstanden, um witterungsunabhängig<br />
trainieren zu können. So, wie sich seinerzeit<br />
Islands Keeper Hannes Halldorsson seine Fertigkeiten<br />
angeeignet hatte, wird auch heutzutage<br />
kein angehender Torwart mehr ausgebildet.<br />
Bis er 21 Jahre alt war, hatte Halldorsson<br />
nur eine Mauer als »Torwarttrainer«, erklärte<br />
Islands Nr. 1 im aktuellen Sportstudio des<br />
ZDF. Tausende Male habe er den Ball gegen<br />
die Wand gespielt und sich nach dem zurückprallenden<br />
Leder geworfen. Nachdem sich Island<br />
für die Europameisterschaftsendrunde in<br />
Frankreich qualifi ziert hatte, habe ich ihn in<br />
die Sendung, deren Leitung ich hatte, eingeladen.<br />
Auch, weil er eine ungewöhnliche Geschichte<br />
mitbrachte. Erst im Alter von 29 Jahren<br />
hatte er seinen ersten Profi vertrag<br />
unterschrieben. Im »wirklichen« Leben hatte<br />
sich Halldorsson bereits einen Namen als<br />
Filmregisseur gemacht, unter anderem 2012<br />
das Video der isländischen ESC-Teilnehmer<br />
Greta Salome und Jonsi produziert. Der Titel<br />
»Never forget« dieses Duos klingt wie eine<br />
Vorhersehung dessen, was Hannes Halldorsson<br />
in den folgenden Jahren als isländischer<br />
Nationaltorhüter erlebte: Kampfbetont mit<br />
Siegen unter anderem gegen die Türkei, die<br />
Niederlande und Tschechien qualifi zierte sich<br />
Island für die Endrunde der EM. »Die harten<br />
Witterungsbedingungen und die Landschaft<br />
prägen unsere Mentalität. Der Star ist das<br />
der star ist das<br />
team! island erstmals<br />
bei einer wM.<br />
Team, nicht der Einzelne«. Dort in Frankreich<br />
trotzten die Wikinger des winzigen Fußballverbands<br />
in der Vorrunde dem späteren Europameister<br />
Portugal ein Unentschieden ab und<br />
zogen gegen England sensationell mit 2:1 in<br />
die nächste Runde. Ersatzgeschwächt hatte<br />
Island gegen Gastgeber Frankreich dann keine<br />
Chance mehr. Das Erreichen des Viertelfi nales<br />
wurde aber trotz des 2:5 überschwänglich bejubelt.<br />
In Frankreich und auf Island. Die Bilder<br />
von der Heimkehr der Helden in Reykjavík<br />
gingen um die Welt. Die Reise nach Frankreich<br />
war zum Eroberungszug der Fußballherzen<br />
geworden. Und sie gab nach der Finanzkrise<br />
2008 jede Menge Balsam auf die<br />
Volksseele Islands. Im Sommer machen sich<br />
die Nordländer für die nächste »Operation«<br />
auf den Weg. Bei der WM in Russland werden<br />
sie in der Vorrunde auf Nigeria, Kroatien und<br />
Argentinien treffen. Die Gegner sollten eins<br />
wissen: Wer sich mit Island beschäftigt, sollte<br />
sich warm anziehen und sich auf »Naturereignisse«<br />
einstellen! »Hu! Hu! Hu!!!« •<br />
miCHAel rUHnKe<br />
ist seit 1986 Sportredakteur<br />
beim ZDF. Als Autor<br />
zahlreicher Filme über<br />
Sport in Nord europa und<br />
auf Grönland leitet er<br />
zudem regelmäßig Fernsehübertragungen<br />
bei nordischen Skisportveranstaltungen.<br />
Der Journalist ist<br />
mit einer Norwegerin verheiratet<br />
und spricht norwegisch.<br />
Foto: © privat<br />
<strong>Nordis</strong> 69
Kultur & Leben<br />
Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester auf Europa-Tournee<br />
»Diese Konzertreise<br />
ist völlig verrückt«<br />
Umgeben vom finnischen Parlament und<br />
dem Nationalmuseum wirkt es von außen<br />
fast ein wenig unscheinbar, das Musiikkitalo,<br />
das Haus für Musik. Helsinki hat mit dem 2011<br />
eingeweihten Gebäude tatsächlich ein klingendes<br />
Zentrum bekommen: Unter einem Dach finden sich<br />
die Sibelius-Akademie (Finnlands einzige Musikhochschule)<br />
sowie die Büros, Probenräume und Konzertsäle<br />
für das Philharmonische Orchester der Stadt<br />
sowie das stolze Finnische Radio-Sinfonie-Orchester.<br />
Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester feiert in dieser<br />
Saison nicht nur seinen 90. Geburtstag, sondern geht<br />
auch auf große Europa-Tournee. Nur wenige Stunden vor<br />
dem landesweit übertragenenen Festkonzert zum 100. Finnischen<br />
Nationalfeiertag stand Chefdirigent Hannu Lintu nach<br />
der letzten Probe Rede und Antwort.<br />
Interview: Michael Kube<br />
Hannu, du gehst im März mit deinem<br />
Orchester, dem Finnischen<br />
Radio-Sinfonieorchester auf Tournee.<br />
Wie fühlt sich das für dich und die<br />
Musiker an? Ist das bloß Business oder etwas<br />
Besonderes?<br />
Es geht mir immer schlecht, wenn ich<br />
mein Publikum verlassen muss. Das Wichtigste<br />
für ein Rundfunk-Sinfonieorchester<br />
sind die Leute, die in den Konzertsaal kommen,<br />
und diejenigen, die uns in Finnland<br />
am Radio zuhören. Ich habe das Gefühl,<br />
ihnen das Orchester wegzunehmen, wenn<br />
wir auf Tournee gehen. Aber solch eine<br />
große Tournee ist immer auch wichtig für<br />
ein Orchester: Die Musiker verbringen viel<br />
Zeit miteinander, sie spielen mehrfach dasselbe<br />
Programm, sie tauchen immer tiefer<br />
in die Musik ein. Es ist fast wie ein Klosteraufenthalt.<br />
Nur etwas anstrengender.<br />
Natürlich sind Tourneen Stress für das Orchester:<br />
Es ist nicht einfach für ein Orchester,<br />
beispielsweise in der Berliner Philharmonie<br />
zu gastieren. Das ist immer ein ganz<br />
besonderer Moment. Es gibt den Musikern<br />
aber mehr Selbstvertrauen, wenn sie in<br />
sol ch berühmten Sälen auftreten und merken,<br />
wenn das Publikum ihr Spiel mag.<br />
Weißt du, wir Finnen sind eher bescheiden.<br />
Sibelius selbst fand, wir sollten mehr<br />
Stolz entwickeln. Den gewinnen wir, wenn<br />
wir in den Konzertsälen Erfolg haben.<br />
So eine Tournee ist doch für ein Orchester<br />
ziemlich aufwendig.<br />
Logistisch gesehen ist diese Konzertreise<br />
völlig verrückt. Erst fliegen wir nach München,<br />
dann nach Berlin, von Berlin nach<br />
Madrid. Von Madrid geht es weiter nach<br />
Zaragoza, von da nach Heidelberg, und<br />
von dort reisen wir weiter nach Köln. Es<br />
sind 98 Musiker, dazu kommen noch etwa<br />
zehn Kollegen aus dem Management, ein<br />
Arzt und vier LKW-Fahrer. Der Truck ist<br />
ständig unterwegs. Ein Fahrer fährt, die anderen<br />
ruhen sich aus.<br />
Der Truck transportiert alle Instrumente?<br />
Die Geigen etwa nehmen die Musiker<br />
selbst mit, die größeren Instrumente werden<br />
tatsächlich auf der Straße transportiert.<br />
Kann man den ganzen Klangkörper über<br />
solche Entfernungen tatsächlich in nur<br />
einem Tag verlegen?<br />
Das kommt darauf an. Zum Beispiel gelangt<br />
man in einer Nacht von München<br />
nach Berlin. Logistisch geht das. Die Helfer<br />
packen nach dem Konzert im Gasteig alles<br />
in den LKW und sind am nächsten Tag um<br />
die Mittagszeit in Berlin. Die Musiker fliegen<br />
am Vormittag. Das funktioniert, aber<br />
nicht über mehrere Tage hinweg, das Orchester<br />
braucht auch Zeit zum Erholen.<br />
Wir spielen normalerweise zwei, drei Konzerte,<br />
dann folgt ein freier Tag. Das Programm<br />
ist sehr anspruchsvoll. Für die<br />
Blechbläser ist das wirklich anstrengend.<br />
Was machst du persönlich an solch einem<br />
freien Tag?<br />
Ich tue das, was Dirigenten in diesem Fall<br />
immer tun: Ich bleibe auf dem Hotelzimmer<br />
und studiere die Partituren.<br />
Neue Stücke?<br />
Ja, aber auch die, die wir gerade spielen.<br />
Manchmal gehe ich sie durch, um zu sehen,<br />
was passiert ist, oder was ich besser<br />
machen kann. Wenn ich mir aber ein neues<br />
Werk vornehme, braucht es Wochen. Ich<br />
nehme dann diese Partituren mit nach Korea,<br />
nach Japan. Zuhause habe ich eine Liste<br />
mit allen Stücken, die in den nächsten<br />
sechs Monaten dran sind, einen Zeitplan<br />
mit der Anfangszeit: Heute sind diese<br />
Stücke dran, morgen jene. Das ist gut organisiert.<br />
Die Leute denken manchmal, wir<br />
Künstler wären unordentlich; das stimmt<br />
nicht. Alle Musiker, die ich kenne, sind<br />
enorm ordentlich und gut durchgeplant.<br />
70 <strong>Nordis</strong>
Wie ist das dann aber im Konzert?<br />
Rutscht man da gedanklich nicht manchmal<br />
auch aus?<br />
Nein, das passiert mir nicht. Wenn ich<br />
merke, dass mir etwas abseits der Noten<br />
einfällt, ist das nicht in Ordnung. Das<br />
Schlimmste wäre, wenn mich etwas im<br />
Publikum ablenkt, wenn etwa jemand<br />
dort sitzt, den ich kenne. Normalerweise<br />
bin ich voll konzentriert. Das ist so ähnlich<br />
wie eine Waldwanderung: Wenn du<br />
in den Wald gehst, nimmst du eine Wanderkarte<br />
mit. Anhand der Karte entscheidest<br />
du dich für eine Richtung. Dann<br />
gehst du los, du bist im Wald, und du<br />
denkst an nichts anderes. Ich bin im Wald<br />
der Musik, und denke an nichts anderes.<br />
Beim Dirigieren und beim Spielen eines<br />
Instruments gibt es zwei wichtige Dinge:<br />
zum einen die Technik – du musst wissen,<br />
wie du es zu machen hast, Tempo,<br />
Anschlag und Ähnliches, zum anderen<br />
die Musik selbst. Wenn man diese zwei<br />
Dinge gleichzeitig im Sinn hat, ist kein<br />
Platz mehr für irgendetwas anderes.<br />
Nach einem Konzert mit so viel Konzentration<br />
braucht man Zeit zum Abschalten.<br />
Wie lange brauchst du dazu?<br />
Das kommt darauf an. Morgen jedenfalls<br />
werde ich todmüde sein. Aber wir haben<br />
trotzdem Aufnahmesitzungen vor uns,<br />
morgen, am Donnerstag, und am Freitag,<br />
bevor wir am Samstag nach Tallinn fahren.<br />
Vor und nach dem Konzert kreist das<br />
Adrenalin im Blut und im Kopf. Du bist<br />
enorm müde, aber gleichzeit extrem hysterisch.<br />
Das kann dazu führen, dass manche<br />
Musiker zum Alkohol greifen, weil sie<br />
meinen, mit ein bisschen Wein könnten<br />
sie besser abschalten. Ich trinke auch<br />
manchmal etwas, ja. Das Schlimmste aber<br />
ist der nächste Morgen: Man hat dann einen<br />
musikalischen (!) Kater, man fühlt<br />
eine Leere nach dem Konzert, der nächste<br />
Tag wird schrecklich. Das Beste ist dann,<br />
zu arbeiten. Damit füllst du die seelische<br />
Leere, nachdem du im Konzert alles gegeben<br />
hast. Die Musik geht dir noch lange<br />
nach, das dauert, und es kann passieren,<br />
dass einem bestimmte Passagen im Kopf<br />
kreisen. Ich habe schon mal eine ganze<br />
Woche lang über einzelne Stellen nachgedacht.<br />
Wenn mir das passiert, überlege<br />
ich mir, dass das für einen Komponisten<br />
oder Maler noch schlimmer sein muss:<br />
Er arbeitet meistens sehr lange an<br />
einem Werk. Er plant und entwirft,<br />
begin nt vielleicht im Mai mit dem Werk,<br />
arbeitet den ganzen Sommer daran und<br />
beendet es erst im Oktober. Das muss sich<br />
entsetzlich anfühlen, Monate mit einem<br />
einzigen Stück zu verbringen und es dann<br />
wegzulegen.<br />
Hast du selbst keine Möglichkeit, mit<br />
einem Werk längere Zeit zu arbeiten?<br />
Manchmal fehlt mir und dem Orchester<br />
die Zeit, weil alles so schnell gehen muss.<br />
Wir müssen ein Stück in wenigen Tagen<br />
einstudieren, es wird aufgeführt, dann<br />
kommt schon das nächste dran.<br />
Ein Musiker schrieb einmal, er fühle<br />
sich wie ein »Orchestersklave«.<br />
(schmunzelt) Man gewöhnt sich daran.<br />
Auf der Tournee wird auch Musik von<br />
Sibelius gespielt. Man liest immer wieder,<br />
hier könne man die finnischen<br />
Wälder und Seen hören.<br />
Ganz ehrlich: Ich bin kein Freund von<br />
Landschaften: Ich hasse es, aufs Land<br />
zu fahren. Mein Vater kam zwar aus<br />
Karelien, unserer alten Kulturlandschaft,<br />
aber ich war nie dort, zumal im<br />
russischen Teil Kareliens. Ich war nie in<br />
Lappland, ich war auch nie in den großen<br />
alten Wäldern. Für Sibelius allerdings<br />
– nehmen wir »Tapiola«; hier<br />
geht es um unsern Waldgott Tapio aus<br />
dem Kalevala. Ich glaube aber, Sibelius<br />
meinte eher die Natur in unserem Kopf,<br />
nicht draußen, wie bei Smetanas »Vaterland«,<br />
der versuchte, mit musikalischen<br />
Mitteln einen Fluß, eine Landschaft<br />
oder alte Geschichten abzubilden.<br />
Sibelius (überlegt) versucht auszudrücken,<br />
dass wir alles, was wir in der<br />
Landschaft sehen, in uns selbst tragen:<br />
All das Dunkel, die Schönheit, die Gewalt<br />
und Erhabenheit – wir können<br />
genauso sein. Es geht nicht um das<br />
Sichtbare.<br />
Eher also um innere Reflektionen?<br />
Genau. Werke wie »Tapiola« oder »En<br />
Saga« sind keine Reiseführer oder Landschaftsschilderungen.<br />
•<br />
Tourdaten<br />
12. März <strong>2018</strong>: München, Gasteig<br />
13. März <strong>2018</strong>: Berlin, Philharmonie<br />
15. März <strong>2018</strong>: Madrid, Auditorio Nacional de España<br />
16. März <strong>2018</strong>: Zaragoza, Palacio de Congressos<br />
18. März <strong>2018</strong>: Heidelberg, Kongresshaus Stadthalle<br />
19. März <strong>2018</strong>: Köln, Philharmonie<br />
Fotos (3): © Kaapo Kamu<br />
Finnisches Radio-Sinfonieorchester Sol Gabetta (Violoncello),<br />
Hannu Lintu (Dirigent) mit Werken von Igor Strawinsky,<br />
Jesús Rueda, Jean Sibelius und Peter Tschaikowsky sowie<br />
dem Violoncellokonzert von Bohuslav Martinů<br />
<strong>Nordis</strong> 71
KULTUR & LEBEN<br />
nordis-interview<br />
bilduNg<br />
auf die barrikade!<br />
im september 2017, im 33. jahr der göteborger buchmesse, der größten im norden und, gemessen<br />
an der einwohnerzahl schwedens, mit circa 100.000 besuchern größer als die buchmesse in frankfurt,<br />
ging es politisch hoch her. das lag am thema der Messe: bildung. dass buchmessen länderschwerpunkte<br />
ausrufen, ist das übliche – dass ein nun wirklich nicht simples thema wie bildung im Zentrum<br />
des Messediskurses stehen sollte, war neu und ist neu.<br />
teXt & interview: stePhan oPitZ<br />
»Keine Bildung zu haben, bedeutet,<br />
sich den Umständen zu überlassen«<br />
– diese Formulierung fi ndet sich in<br />
einem zur Messe erschienenen und breit<br />
diskutierten schwedischen Buch. »Bildningen<br />
på barrikaden» – die Bildung auf die<br />
Barrikade, so lautet der Titel dieses von Per<br />
Svensson und Thomas Steinfeld in deutschschwedischer<br />
Zusammenarbeit verfassten<br />
Buches, und der absolut nicht zu dicke<br />
Band dekliniert das Thema Bildung ebenso<br />
gründlich wie pointiert durch (Per Svensson,<br />
Thomas Steinfeld: »Bildningen på barrikaden.<br />
Ett Manifest.» Stockholm 2017,<br />
Svante Weyler Bokförlaget). <strong>Nordis</strong>-Autor<br />
Stephan Opitz führte ein Gespräch mit den<br />
beiden Autoren.<br />
Thomas und Per, wie kam es zu dem<br />
Buch?<br />
Wir sind beide leitende Redakteure bei einer<br />
großen Tageszeitung, Per Svensson lange<br />
Zeit bei »Sydsvenska Dagbladet«, jetzt<br />
bei »Dagens Nyheter«, Thomas Steinfeld<br />
im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung«.<br />
Wir sind beide an Bildungsfragen interessiert<br />
und hatten, weil wir uns gut kennen,<br />
über die Jahre immer wieder darüber gesprochen,<br />
was Bildung ist und warum ein<br />
Mangel an Bildung ein gesellschaftliches<br />
Problem darstellt. Nun ist in den vergangenen<br />
Jahren das Thema Bildung in Schweden<br />
immer wichtiger geworden, aus mehreren<br />
Gründen: Zum Ersten verbirgt sich in<br />
der Forderung nach Bildung der Versuch,<br />
in einer immer disparateren, sich immer<br />
weiter in spezielle Milieus teilenden Gesellschaft<br />
so etwas wie eine geistige Einheit<br />
herzustellen. Gebildete Menschen können<br />
sich in der Regel mit sehr vielen Gegenstände<br />
beschäftigen, über die sie gemeinsam<br />
etwas wissen. Zum Zweiten haben offensichtlich<br />
immer mehr Menschen den<br />
Eindruck, den gesellschaftlichen Kräften<br />
ausgeliefert zu sein, also gar nicht mehr zu<br />
wissen, was mit ihnen geschieht. Auch darauf<br />
soll Bildung eine Antwort sein. Und<br />
zum Dritten stellt diese Verbindung eine<br />
Art Korrektiv zur »Identitätspolitik« dar,<br />
die in Schweden immer mehr die Öffentlichkeit<br />
beherrscht. »Identitätspolitik« das<br />
heißt, dass jede gesellschaftliche Gruppe –<br />
sei sie sexueller, ethnischer oder sozialer<br />
Bestimmung – auf Anerkennung ihrer Besonderheit<br />
pocht. Bildung ist immer auch<br />
ein Versuch, eine Gemeinschaft jenseits aller<br />
Besonderheiten herzustellen.<br />
Was ist die wichtigste Botschaft Eures<br />
Buches?<br />
In Schweden gibt es, einer langen Vergangenheit<br />
der Forderung nach Bildung in der<br />
Arbeiterbewegung zum Trotz, ein deutliches<br />
Ressentiment gegen Bildung. Man<br />
glaubt, Bildung seit etwas für die Oberschicht,<br />
etwas Luxuriöses und Überfl üssiges,<br />
das für gewisse bürgerliche Kreise eine<br />
Art höheren Zeitvertreib bildet. Wir haben<br />
versucht zu erklären, dass dieses Ressentiment<br />
blanker Unsinn ist. Bildung besteht<br />
zuallererst in dem Versuch, sich ein Bewusstsein<br />
von der eigenen Situation zu beschaffen,<br />
in jeder Hinsicht: kulturell, ökonomisch,<br />
politisch. Die Geschichte der Bildung<br />
ist zumindest in den europäischen Ländern<br />
eine Geschichte der Emanzipation, zuerst<br />
des Bürgertums gegen die feudale Ordnung<br />
dann der Unterschichten gegen die Überschichten.<br />
Insofern ist die angebliche Verbindung<br />
von Bildung und Oberschicht ein<br />
Versuch, ihren politischen Charakter zu beseitigen.<br />
Dass es in Schweden ausgerechnet<br />
die Sozialdemokratie ist, die sich im Namen<br />
der »Wirklichkeit« von der »fi nkultur«, einer<br />
als »ernst« oder »hoch« verstandenen<br />
Kultur, abgrenzt, ist ein Hohn auf ihre eigene<br />
Geschichte.<br />
Was ist das größte Problem beim Thema<br />
Bildung in Europa?<br />
Bildung setzt ein freies Verhältnis zu ihren<br />
Gegenständen voraus. Es gibt keine Bildung<br />
ohne Muße, ohne Verschwendung von Zeit<br />
und Kraft, und es gibt keine Bildung, die nur<br />
mit Curricula und Prüfungen zu erreichen<br />
wäre. Das Interesse muss sich frei bestimmen<br />
können. Wir leben in Zeiten, in denen<br />
die Verschulung des Wissens universal geworden<br />
ist – wobei sich die Inhalte des Wissens<br />
an dessen vermeintlicher Verwertbarkeit<br />
für im Grunde genommen stets<br />
ökonomisch gedachte Forderungen verstehen.<br />
Das heißt auch, dass sich dieses Wissen<br />
immer wieder selbst auslöscht, so wie man<br />
nach einer Prüfung stets vergisst, was man<br />
ausschließlich für diese Prüfung gelernt hat.<br />
Der Niedergang der Geisteswissenschaften<br />
an den Universitäten, ein Phänomen, das es<br />
überall in Europa gibt, aber das in Schweden<br />
besonders markant ist, fällt mit dem<br />
Ende jener Freiheit zum Wissen zusammen.<br />
72 <strong>Nordis</strong>
Foto: © Weyler förlag<br />
Wo liegen die wirklich markanten Unterschiede<br />
beim Thema Bildung zwischen<br />
Deutschland und Schweden?<br />
Die Schwierigkeiten im Umgang mit der<br />
Bildung sind in allen Industriestaaten im<br />
Wesentlichen dieselben, mit Variationen.<br />
In Deutschland gibt es ja auch große Unterschiede<br />
im Schulwesen, mit Bremen<br />
oder Berlin auf der einen Seite, Bayern<br />
oder Sachsen auf der anderen. Vermutlich<br />
wird in Schweden mehr Gewicht auf die<br />
Selbstständigkeit der Schüler gelegt, als<br />
das in Deutschland der Fall wäre. Und<br />
dann gibt es Spezialitäten des Schulwesens,<br />
bei der Musikerziehung etwa, in<br />
denen Schweden sehr viel erfolgreicher<br />
ist, weil diese Ausbildung deutlich systematischer<br />
und allgemein angelegt ist. Auf<br />
der anderen Seite benutzt man zwar in<br />
Schweden das Lehnwort »bildning«,<br />
meint damit aber etwas, was in Deutschland<br />
nur noch historisch zu fassen ist: Bildung<br />
mehr oder minder im Sinne Wilhelm<br />
von Humboldts. Von daher kommt<br />
auch die Kopplung zwischen »bildning«<br />
und Oberschicht. In Deutschland wird<br />
das Wort in einem viel breiteren Sinn benutzt,<br />
wodurch es eigentlich schwieriger<br />
wird, damit umzugehen.<br />
Was sagt Ihr zum immer wieder thematisierten<br />
Bildungsmaßstab PISA?<br />
Die Unterwerfung des Schulwesens unter<br />
Kriterien, die letztlich ökonomischen Ursprungs<br />
sind, dürfte eine ziemlich problematische<br />
Angelegenheit sein. Dabei ist<br />
nicht zu verhehlen, dass der sogenannte<br />
Pisa-Schock in Deutschland nützlich war:<br />
Plötzlich stand allen vor Augen, dass es<br />
nach Abschluss der Grundschule bei viel<br />
zu vielen Schülern an elementaren Kenntnissen<br />
fehlte. In Schweden, wo man die<br />
ersten Evaluationen gut bestand und entsprechend<br />
gelassen damit umging, trat<br />
dieser Schock erst später ein. Das hängt<br />
mit dem Übergang des Schulwesens aus<br />
staatlicher in kommunale Trägerschaft zusammen,<br />
wodurch sich Unterschiede im<br />
Leistungsvermögen der Schüler deutlicher<br />
vergrößerten. Diese Umstrukturierung<br />
war wahrscheinlich ein Fehler, den<br />
man über Pisa bestätigt bekommt, der<br />
aber mit Pisa nicht zu beheben ist. Darüber<br />
hinaus ist es ja keineswegs so, dass<br />
mit den Pisa-Evaluationen ein Wissen geprüft<br />
würde, das unabhängig von diesen<br />
Evaluationen entstanden wäre. Je mehr<br />
Pisa-Prüfungen es gibt, desto mehr wird<br />
das Schulwesen darauf eingerichtet, sich<br />
bei diesen Prüfungen möglichst gut zu behaupten.<br />
Am Ende wird für die Evaluation<br />
gelernt, bis sich die Evaluation selber<br />
evaluiert. Das Wissen bleibt dann auf der<br />
Strecke.<br />
Was sollten wir alle für die Bildung tun?<br />
Erinnern wir uns doch an den Musiklehrer<br />
Wendell Kretzschmar in Thomas<br />
Manns »Doktor Faustus«? Er stottert,<br />
reißt aber seine Schüler durch schieren<br />
Enthusiasmus mit. Anderen mitteilen,<br />
wofür man sich selbst begeistern kann –<br />
das ist die beste und sicherste Art, etwas<br />
für die Bildung zu tun.<br />
•<br />
Foto: © Sofia Runarsdotter<br />
thomas Steinfeld,<br />
geboren 1954, war Feuilletonchef<br />
der Süddeutschen Zeitung, bis er im<br />
Jahr 2014 deren Kulturkorrespondent<br />
in Italien wurde. Daneben ist er<br />
Professor für Kulturwissenschaften an<br />
der Universität Luzern in der Schweiz.<br />
Er wohnt in Schweden und in Italien.<br />
Per Svensson,<br />
geboren 1956, ist politischer Redakteur<br />
der Stockholmer Tageszeitung<br />
Dagens Nyheter und verantwortet<br />
dort die Meinungsseite. Zuvor war<br />
er Kulturchef der Zeitung Expressen<br />
und Kolumnist der Zeitung Sydsvenska<br />
Dagbladet. Er ist Ehrendoktor der<br />
Universität Malmö.<br />
<strong>Nordis</strong> 73
KULTURSZENE | BÜCHER<br />
finAle im SommerHAUS<br />
Seit Jahren haben sie keinen Kontakt mehr: Olof und Carl.<br />
Was für sie so in Ordnung geht, so unterschiedlich sie<br />
schon als Kinder waren: Carl, selbstbewusst, agil und lange<br />
Mamas Liebling; Olof dagegen eigen und verschlossen<br />
und klar die Nummer zwei in der Brüderhierarchie. Doch<br />
nun liegt ihre Mutter im Sterben, und die beiden kommen<br />
noch einmal zusammen. Carl mit seiner Familie, angereist<br />
aus den USA, wo er ein erfolgreiches Leben führt, und<br />
eigentlich hat er für so etwas wie Beim-Sterben-dabei-Sein<br />
weder Zeit noch die nötige Geduld. Noch vor Ort, draußen<br />
auf dem Land, im Sommerhaus, wohin sich die Mutter<br />
zurückgezogen hat: Onkel Tom, der Nachfolger ihres<br />
Vaters, was die beiden Brüder hinzunehmen hatten. Und:<br />
die munter strickende Krankenschwester Heidi, die noch<br />
mal ganz andere Vorstellungen vom Leben hat.<br />
Gewiss: Es mangelt in unserer Welt nicht an Romanen,<br />
in denen der Abschied von den Eltern vom Aufbrechen<br />
lange verborgener, familiärer Konfl ikte begleitet wird. Wo<br />
endlich die Rechnungen, die man dem anderen schon immer<br />
stellen wollte, zum Begleichen auf dem Tisch liegen.<br />
Doch dieser Roman des Finnlandschweden Johan Bargum<br />
überzeugt noch einmal mehr, denn er versteht es, mit einem<br />
ganz eigenen Ton und einer ganz eigenen Ruhe die<br />
untergründigen Spannungen, Enttäuschungen und auch<br />
Vergeblichkeiten, die ein Familiendasein nun mal ausmachen,<br />
zum Leben zu erwecken.<br />
Sehr, sehr lesenswert. (fk)<br />
johan bargum:<br />
nachsommer<br />
(sensommar).<br />
aus dem schwedischen<br />
von karl-ludwig wetzig.<br />
mare verlag, 144 s., 18 €.<br />
NORDIS-TIPP<br />
reDen – So SCHWer eS AUCH fällt<br />
Thordis ist gerade mal 16 Jahre alt, er zwei Jahre älter: Tom,<br />
Student aus Australien, der ein Auslandsjahr auf Island absolviert.<br />
Sie verlieben sich Knall auf Fall ineinander, wie<br />
man das meist nur in diesem Alter so tut. Eines Abends<br />
geht es auf eine Party, sie betrinkt sich, mit 16 Jahren ist<br />
Rum nun mal ein ganz besonderes Teufelszeug. Und er trägt<br />
sie nach Hause, legt sie aufs Bett, und er vergewaltigt sie.<br />
Zwei Stunden lang. Danach ist für beide nichts mehr so, wie<br />
es vorher war. Acht Jahre nach der Tat nimmt Thordis Elva,<br />
mittlerweile Autorin und feministische Aktivistin, Kontakt<br />
zu ihm auf. Und Tom antwortet. Jahrelang werden sie sich<br />
nun E-Mails schreiben. Mal dicht hintereinander, mal mit<br />
großen Pausen dazwischen. Wo sie je versuchen das Unsagbare<br />
zu schreiben und zu beschreiben. Und dann – treffen<br />
sie sich. Auf halber Strecke, in Südafrika. In zwei voneinander<br />
entfernt liegenden Hotels kommen sie unter, denn alle<br />
schmerzliche Nähe, die aufkommen wird, braucht immer<br />
wieder heilenden Abstand. Braucht Schlaf und Nachdenken<br />
über das, was zuvor ausgesprochen wurde und was noch<br />
nicht. Dabei wird in diesem beeindruckenden Protokoll ihrer<br />
Begegnung die Tat in keinem Moment relativiert. Keine<br />
Entschuldigungen werden bemüht, keine Abschwächungen<br />
vorgenommen. Wichtig ist allein Ehrlichkeit und radikale<br />
Offenheit und das Vertrauen in sich, sodass am Ende beide<br />
zurückfl iegen können in ihre jeweilige Welt. (fk)<br />
thordis elva / tom stranger: ich will dir in die augen<br />
sehen (south of forgiveness). aus dem englischen<br />
von charlotte breuer und norbert Möllemann. knaur<br />
verlag, 352 s., 19,99 €.<br />
AlleS zUfAll?<br />
Die fi nnische Schriftstellerin Selja Ahava hat sich in ihrem<br />
zweiten Roman »Dinge, die vom Himmel fallen« an die<br />
ganz großen Themen gewagt. Sie stellt die Fragen, was<br />
Zufall und Schicksal ist, was Glück bedeutet und wie man<br />
mit Verlust umgeht. Die Mutter der achtjährigen Saara<br />
wird bei der sommerlichen Gartenarbeit von einem Eisklumpen<br />
erschlagen, der sich von einem Flugzeug gelöst<br />
hat. Ihre Tante Annu gewinnt gleich zweimal den Jackpot<br />
im Lotto und fällt daraufhin in einen wochenlangen<br />
komatösen Schlaf, ein schottischer Fischer wird viermal<br />
vom Blitz getroffen und überlebt jedes Mal unbeschadet.<br />
Ahava erzählt in ihrem in drei Abschnitte gegliederten<br />
Der trAUm von SCHWeDen<br />
»Nie zuvor hatte er sich mit der Situation von Flüchtlingen<br />
befasst, nie hatte er Stellung bezogen, weder für sich selbst<br />
noch nach außen [….] Und jetzt, ganz plötzlich, waren die<br />
Ereignisse, von denen er bisher nur aus Zeitungen erfahren<br />
hatte, zum Greifen nah.« Vier Menschen begegnen sich im<br />
Eurocity nach Kopenhagen. Kai, Musiklehrer aus Deutschland,<br />
die Schwedin Linnea, Amanuel aus Asmara in Eritrea<br />
und Zarah aus Latakia in Syrien. Kai ist unterwegs zu einer<br />
Freundin, um eine Fehlentscheidung rückgängig zu machen.<br />
Linnea reist nach einer enttäuschenden Beziehung aus Barcelona<br />
in ihre Heimat zurück. Amanuel fl oh vor dem Militärregime<br />
seiner Heimat, und die junge Zarah will zu ihrem Vater,<br />
der ihr nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter und ihres<br />
Bruders zur Flucht aus Syrien verholfen hat. Alle wollen in<br />
Kopenhagen den Øresundzug nach Malmö erreichen. Doch<br />
während der Zug im Hafen von Puttgarden auf die Eisenbahnfähre<br />
nach Rødby verschifft wird, kommt es in Kopenhagen<br />
Roman von Ereignissen, die unwahrscheinlich sind. Sie<br />
treten aber doch ein und lassen das Leben der Betroffenen<br />
in völlige Schiefl age geraten. Trotzdem ist es Ahava<br />
gelungen, ein Buch zu zaubern, das durchgehend leicht<br />
und poetisch daherkommt. Ganz zu Recht wurde »Dinge,<br />
die vom Himmel fallen« für den Finlandia Prize nominiert<br />
und erhielt den Literaturpreis der Europäischen Union.<br />
Absolut lesenswert. (Rasso Knoller)<br />
selja ahava: dinge, die vom himmel fallen<br />
(taivaalta tippuvat asiat). aus dem finnischen von<br />
stefan Moster, mare verlag, 205 s., € 20 €.<br />
zu einem Polizeieinsatz. Die dänische Regierung und die<br />
Dänische Staatsbahn bereiten die Sperrung der Grenze und<br />
Kontrolle des Zuges vor. Tillmann Schott-Mehrings, Dozent<br />
für Asylrecht und Schleuserkriminalität an der Hochschule<br />
des Bundes für öffentliche Verwaltung, ist regelmäßig auf der<br />
Vogelfl uglinie nach Kopenhagen und den Fähren von Travemünde<br />
nach Malmö unterwegs. Seine Erfahrungen mit den<br />
Menschen, die ihm dort begegneten, verarbeitete er zu einem<br />
brisanten Schleuserkrimi, der dem Leser auf spannende und<br />
emotionale Weise eine authentische und persönliche Perspektive<br />
auf die Ereignisse vom<br />
Herbst 2015 liefert. (sb)<br />
tillmann schott-Mehrings:<br />
jenseits vom Øresund.<br />
www.epubli.de, 12,99 €,<br />
ebook 2,99 €.<br />
finniSCHe<br />
Dirigenten<br />
Vesa Sirén, langjähriger Musikkritiker und<br />
Feuilleton-Redakteur der Tageszeitung Helsingin<br />
Sanomat, kennt sie alle – persönlich<br />
oder aus Geschichten. Und doch hat er mit<br />
»Finnlands Dirigenten« keine Enzyklopädie<br />
geschrieben, die den weltweiten Erfolg der<br />
nordeuropäischen Taktstock-Matadoren trocken<br />
referiert. Umfangreich recherchiert,<br />
erstaunlich leichtgängig geschrieben und<br />
nicht minder fl ott übersetzt ist diese Darstellung,<br />
die handfeste Daten mit historischen<br />
Quellen, Rezeptionszeugnissen und Originaltönen<br />
aus zahlreichen Interviews verbindet.<br />
Und es menschelt: Freche Genialität,<br />
handwerkliche Kunst, stille Bescheidenheit<br />
und straffes Selbstmarketing sind die eine<br />
Seite, das vielfach eingestreute kritische<br />
Gegenbild die andere. So gelingt Sirén die<br />
stolze Schau auf einen Berufsstand – ausgehend<br />
von der Wende zum 20. Jahrhundert<br />
bis in die Gegenwart, vertieft durch einen<br />
Blick auf die einstigen Ränkespiele bis hin<br />
zu dem jetzt 87-jährigen Jorma Panula, der<br />
als »Lehrmeister« von zwei Generationen<br />
bezeichnet werden kann. Fünf Teile mit<br />
insgesamt 36 Kapiteln bringen Ordnung in<br />
die Vielfalt und lassen sich auch weitgehend<br />
selbstständig durchschmökern. (mku)<br />
vesa sirén: finnlands dirigenten. von sibelius<br />
und schnéevoigt bis saraste und<br />
salonen. scoventa, 992 s., 49,90 €.<br />
74 <strong>Nordis</strong>
KULTURSZENE | CDs<br />
AlleingAng einer finniSCHen geSCHiCHtenerzäHlerin<br />
Stets tingelte Päivi Hirvonen mit namhaften Bands wie Okra Playground<br />
umher und spielte mit Künstlern wie Maija Kauhanen in einer Formation.<br />
Doch jetzt wird der Name ihrer ersten Soloplatte zum Programm: Ein<br />
Debütalbum mit dem Titel »Alku – The Beginning« klingt zunächst pragmatisch,<br />
doch steckt in Hirvonens erster Scheibe ein sehr emotionales Storytelling<br />
mit traditionellem Touch und charismatischen Instrumenten. Wir<br />
kennen doch alle den Zauber des Neuanfangs, wenn es diese aufregende<br />
Spannung zwischen der Fragilität des Gemüts und der Stärke des Moments<br />
gibt. Von dieser Aufbruchsstimmung leben die sieben Tracks auf diesem<br />
zauberhaften Folk-Album. Diese Ungewissheit, ob das zukünftig eintritt,<br />
was man sich in der Vergangenheit vorgenommen hat. Die vielfältige, versierte<br />
Musikerin setzt dies in einem ausdrucksstarken Wechselspiel von<br />
sensibler Violine, fi nnisch-melancholischer Leier und ihrer wärmenden<br />
Stimme um. Genau, sie alleine ist die einzige Akteurin auf dieser Platte.<br />
Eine Geschichtenerzählerin, die ihre Instrumente perfekt modelliert,<br />
um Erlebnisse fast episch, ja, dramaturgisch und durchaus anspruchsvoll<br />
zu inszenieren. Dabei sind die drei Instrumente die Charaktere in diesem<br />
Bühnenstück des Aufbruchs: Auf einmal fl üchten Mädchen (»nouskaa Neidot«)<br />
vorm Teufel Alkohol (»Viinanpiru«), um dann doch nur festzustellen,<br />
dass man besser nicht singen sollte (»Eikä Mun Saisi Laulella«) und einfach<br />
lieber nur tanzt (»Ruskatanssi«). Willkommen am »Anfang« von Päivi<br />
Hirvonens beeindruckendem Musik-Abenteuer. (Christine Birkel)<br />
Päivi hirvonen: alku – the beginning (nordic notes)<br />
nAtUrinSPirierter<br />
JAzz AUS SCHWeDen<br />
Ein Knarzen, ein Rauschen, perlende Klavierklänge, dunkel-vibrierend<br />
ein Kontrabass, leise ein Schlagzeug. Stille. Wieder das Klavier.<br />
Tiefe Töne, fast schon drohend. Polternd wieder das Schlagzeug.<br />
Klangwirrwarr … Dann einsetzender Gesang. Die klare Stimme Annika<br />
Jonssons legt sich wie ein weicher Teppich auf die Hintergrund-<br />
Dissonanzen. Der starke Kontrast zwischen experimentellem Jazz,<br />
Pop und traditionellem Folklore-Gesang macht nicht nur im Intro,<br />
sondern auch in den sieben folgenden Stücken den eigentlichen Reiz<br />
des außergewöhnlichen Albums aus. Für ihr Abschlussprojekt reiste<br />
die in Deutschland lebende Halbschwedin und Musikstudentin nach<br />
Stockholm und stieß bei einem Besuch im »Svenska Visarkivet« auf<br />
sehr alte Aufnahmen von »Trallsängern«, die damals mit ihren Liedern<br />
von Dorf zu Dorf zogen und auf Festen sangen und Geschichten<br />
erzählten. Annika Jonsson, bereits Komponistin und Sängerin mit<br />
einem 2016 veröffentlichten Popjazz-Debüt, lässt sich von den alten<br />
Gesängen inspirieren. Gemeinsam mit vier Musikerkollegen – Steffen<br />
Lang (Gitarre), Martin Jäger (Piano), Felix Hubert (Kontrabass)<br />
und Kevin Nasshan (Schlagzeug) – wagt sie eine ungewöhnliche,<br />
aber klangstarke Neuinterpretation, die den Zuhörer in die Welt der<br />
Elfen und Trolle im Zauberwald (»Trollskogen«) entführt. (sb)<br />
annika jonsson mit trallskogen:<br />
trollskogen (nikasounds)<br />
Eine runde Symbiose gehen Riikka Timonen und<br />
Senni Eskelinen auf ihrem dritten gemeinsamen<br />
Album »Perillä« ein und sind damit buchstäblich<br />
noch nicht »am Ende der Reise« angekommen!<br />
Die fi nnische Kantele und Gesang waren wohl<br />
seit jeher eine wunderschöne Kombination, und<br />
so verwundert es nicht, dass Riikka, einstige<br />
Sängerin des Trios Värttinä, sich als 40. Saite des<br />
Musikinstruments sieht, die Senni so meisterhaft<br />
spielt. Es beginnt allerdings mit der Reise zu Rikkas<br />
Wurzeln, wo sie einst träumte, Sängerin zu<br />
werden und jetzt an diesem Album am »Ende<br />
ihrer Reise« arbeitete. So sind die neun Tracks<br />
eher vertonte Texte ihrer Geschichte geworden.<br />
Zugegeben etwas schräg überrumpelt der erste<br />
Song schon. Doch wer Värttinä schätzt, der fühlt<br />
sich hier durchaus wohl. Die meisten Lyrics muten<br />
aber eher schwer und dunkel an, was man<br />
ein HoCH AUf Die KnArzgitArre<br />
Wer Black River Delta zum ersten Mal hört,<br />
kommt nicht auf die Idee, die Musiker könnten<br />
aus dem Norden Europas stammen. Man tippt<br />
eher auf Nebraska, Colorado … irgendwo zwischen<br />
staubiger Prärie und Cowboy-Saloon. Dabei<br />
sind die drei Musiker im schwedischen Bollnäs<br />
beheimatet. Elche und Wald statt Rinder und<br />
Steppe. Und trotzdem, wenn Erik Jacobs, Erik<br />
Nilsson und Pontus Ohlsson loslegen ist man auf<br />
einmal mittendrin im Route 66-Abenteuer. Man<br />
hört es bereits auf dem Opener der Platte »Gun<br />
for you«: Ihre Liebe für knarzigen Gitarrensound<br />
und satte Schlagzeugbeats haben die drei nicht<br />
verloren. Knapp zwei Jahre ist es her, dass sie<br />
mit »Devil on the loose« ihre erste Platte veröffentlichten<br />
(<strong>Nordis</strong> berichtete). Der Nachfolger<br />
überzeugt genau wie der Erstling mit einer fein<br />
abgestimmten Rezeptur aus deftigem Bluesrock<br />
und herzhaftem Gesang. Abgeschmeckt wird mit<br />
DAS leBenSfroHe<br />
AUgenzWinKern Der<br />
KAntele<br />
bereits an den Titeln wie »Väärin Tein« (Ich habe<br />
gesündigt) oder »Muhre on sumusää« (Elend ist<br />
nebliges Wetter) erkennt. Doch die helle, quicklebendige<br />
Musik der E-Kantele, die von Milla Viljamaa<br />
komponiert wurde, gibt dem Album ein<br />
nötiges, lebensfrohes Augenzwinkern mit. Der<br />
letzte Kick fehlt dann leider doch in den Melodien.<br />
Dieser Eindruck ist sicherlich der Art des<br />
Songwritings geschuldet. Trotzdem: Das Album<br />
»Perillä« ist sehr angenehm zu hören und wird<br />
Fans der fi nnischen, modern-traditionellen Folk-<br />
Music absolut Freude bereiten – schon alleine<br />
deswegen, weil hier zwei unglaublich talentierte<br />
Künstlerinnen eine stimmige Einheit bilden.<br />
(Christine Birkel)<br />
riikka timonen & senni eskelinen: Perillä<br />
(westpark Music)<br />
Slide-Gitarre und einer ordentlichen Prise Mundharmonika<br />
(»Better Man«, »Bye, bye Birdie«).<br />
Eine Fender Rhodes – erstmalig im Einsatz –<br />
setzt in »Keeps me Bleeding« und dem abschließenden<br />
»The Last One« noch mal besondere<br />
Klangakzente. Eine scharf-würzige Kombination<br />
zum Immer-Wieder-Hören. Doch nicht nur mit<br />
dem Album, auch live bescheren die drei Jungs<br />
ihrem Publikum ein echtes Hörvergnügen, z.B.<br />
am 10.4. in Berlin (Priavtclub), 11.4. in Nürnberg<br />
(Stereo), 12.4. Dresden (Ostpol), 14.4.<br />
München (Zehner), 15.4. Bern (Rössli Bar), 17.4.<br />
Köln (Blue Shell), 18.4. Stuttgart (Goldmarks)<br />
und 19.+20.4. Hamburg (Mephisto, Molotow<br />
Sky Bar). Tickets auf blackriverdelta.net (sb)<br />
black river<br />
delta: vol ii.<br />
(radicalis)<br />
herausragend<br />
empfehlenswert<br />
gut<br />
hörbar<br />
mäßig<br />
mies<br />
alle vorgestellten artikel können sie auch hier bestellen:<br />
www.nordland-shop.com/<strong>Nordis</strong><br />
KLASSIK-TIPP<br />
150 JAHre<br />
KonServAtoriUm<br />
So ist es mit manchem Jubiläum: Während<br />
die einen mit stolzgeschwellter Brust feiern,<br />
wissen die anderen noch nicht einmal etwas<br />
von dem Fest. Das war auch so im vergangenen<br />
Jahr beim 150. Geburtstag des Musikkonservatoriums<br />
in Kopenhagen – hierzulande<br />
würde man von einer Musikhochschule oder<br />
neudeutsch einer »University of Music« sprechen.<br />
1867 unter anderem von Niels W. Gade<br />
gegründet, der zwei Jahrzehnte zuvor noch<br />
gemeinsam mit Felix Mendelssohn die Konzerte<br />
im Leipziger Gewandhaus geleitet hatte,<br />
ist es im Laufe der Zeit zu einer tragenden Institution<br />
im Musikleben des Landes geworden.<br />
Kaum besser konnte man sich also selbst ein<br />
Geschenk machen als mit dieser wirklich prall<br />
gefüllten Box, die das musikalische Vermögen<br />
der Dozenten in herausragenden Aufnahmen<br />
von 1898 an dokumentiert – dazu mit vielen<br />
Raritäten dänischer Komponisten, die mit<br />
dem Haus verbunden waren und sind. Schon<br />
ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt: Hier<br />
wird die Tür zu einer klingenden Schatzkammer<br />
aufgestoßen. (mku)<br />
det kongelige danske Musikkonservatorium<br />
1867–2017, dacapo 8.201202 (naxos)<br />
(12 cds)<br />
<strong>Nordis</strong> 75
KULTURSZENE | DVDs<br />
Äkkilähto – off the<br />
Map, fin 2016, d<br />
kino und dvd 2017,<br />
kulturprojektor,<br />
hauptfilm 98 Min.,<br />
18,90 €, fsk ab 12.<br />
grand hotel, n<br />
2016, d 2017, d<br />
kino und dvd<br />
2017, kulturprojektor,<br />
hauptfilm<br />
95 Min., 18,90 €,<br />
fsk ab 0.<br />
niX Wie Weg nACH vUoKAtti<br />
Katri und Mikko leben urban zwischen Job-Terminen und Afterwork-<br />
Champagner in Helsinki. Katri plant gerade für beide den Umzug nach<br />
Frankreich in eine geruhsamere Existenz, als sie entdeckt, dass Mikko ein<br />
Kind von einer Frau erwartet und in krumme Geschäfte verstrickt ist: Die<br />
mit Cash prall gefüllte Sporttasche aus seinem Kleiderschrank nimmt sie<br />
kurzerhand an sich. In der Nachbarwohnung leidet die Göre Anna zwischen<br />
Kinderträumen und Lebenschaos. Die Mutter ist als Narko-Hure ein<br />
Ausfall und der cholerische Zuhälter und Laktose-Intoleranz-Hypochonder<br />
Tero als Stiefvater ein Ar…. Anna setzt ihn nach Pippi Langstrumpf Art<br />
»auf den Topf«, greift sich sein Geld sowie das selbstgemalte Bild, auf<br />
dessen Rückseite Tero Daten eines Drogendeals notiert hat und reißt<br />
aus. Bei ihrem wilden Abgang kommen die kleine Anna und die große<br />
Katri zusammen und nach einigen emotionalen Rucklern entscheiden<br />
SäUferleBer triff toUrette<br />
Regisseur Arild Fröhlich zeigte mit der derb-burlesken Teenager-Komödie<br />
Fatso (<strong>Nordis</strong> 05/2010) und Verfi lmungen von Jo Nesbøs Kinderbüchern um<br />
»Doctor Proktor«, dass er Klamauk-Filme kann. Mit »Grand Hotel« beweist<br />
er nun, dass er auch ernste Stoffe sensibel umsetzt, aber mit einer Leichtigkeit,<br />
die immer wieder zum Schmunzeln verleitet. Dabei profi tiert sein kleines<br />
Meisterwerk von beeindruckenden Hauptdarstellern. Der in Norwegen<br />
als Comedian bekannte Atle Antonsen spielt Bestseller-Autor Axel Farstad.<br />
Dessen Karriere befi ndet sich im rasanten Sinkfl ug. Er macht auf Lebemann,<br />
ist aber pleite und seine Leber durch Alkoholmissbrauch so angegriffen, dass<br />
er ohne Kehrtwende im Lebensstil noch vier Monate hat. Er säuft weiter,<br />
will aber wie in besten Zeiten in der Turmsuite des Osloer Grand Hotel<br />
noch ein Buch schreiben. Im Hotel begegnet er Noah, dem Sohn der Rezeptionistin.<br />
Der 10-jährige Håkon Bøhmer spielt diesen Noah so natürlich<br />
und überzeugend, dass es ihm in einem amerikanischen Film sicher eine<br />
Oscar-Nominierung eingebracht hätte. Noah ist wie Axel ein Außenseiter,<br />
fÜnf norDliCHter in Der BoX<br />
»äkkilähtö« und »Grand Hotel« sind zwei der fünf Filme<br />
in der Box »Nordlichter – Neues skandinavisches Kino<br />
2017«. Außerdem dabei das schwedische Familiendrama<br />
»Småstad«, aus Dänemark »I Blodet« über Kopenhagener<br />
Studenten und ihre Probleme, erwachsen zu werden,<br />
sowie der isländische Film »Reykjavík« über einen unverstandenen<br />
Film-Nerd und die eher spießigen Bedürfnisse<br />
seiner Frau. Die Box gibt’s für 39,90 €, Einzelfilme für je<br />
18,90 € u.a. bei www.nordlichter-daheim.de. <strong>Nordis</strong>-Abonnenten<br />
erhalten 20 Prozent Rabatt, Details auf:<br />
www.nordis.de/obs/winterangebot-fuer-nordis-abonnenten/<br />
sich beide für ein Ziel: Annas Oma in Vuokatti in Kainuu, irgendwo im<br />
Nirgendwo. Gejagt von Mikko und Tero rollen sie immer weiter vom<br />
Stadt- ins Landleben und treffen auf Johannes. Der vermittelt Hütten für<br />
Seitenspringer aus seinem Dorf, ist im Herzen aber Gutmensch und hilft.<br />
Derweil rumpelt Annas Oma auf ihrem alten Traktor als taffe Retterin mit<br />
John Wayne Attitüden in die Story und zu retten hat sie einiges, denn<br />
hinter den Fieslingen Mikko und Tero jagen schlimmere Fieslinge her bis<br />
zum gemeinsamen Showdown am See. Mögen einige Figuren arg burlesk<br />
geraten und der Plot vorhersehbar sein, so ist »Äkkilähto – Off The Map«<br />
der Regisseurin Tiina Lymi insgesamt ein amüsantes, abwechslungsreiches<br />
Roadmovie: Zum Hauptfi lm gibt’s den fi nnischen O-Ton mit zuschaltbaren<br />
deutschen oder englischen Untertiteln, das 10-minütige »Making off«<br />
läuft ausschließlich auf Finnisch. (hlrk)<br />
von einer Tourette-Erkrankung, ADHS und weiß Gott was geplagt. Zwischen<br />
dem grantigen Säufer und dem hyperaktiven Kind mit seinen schrillen Tics<br />
entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, die beide letztlich stark<br />
macht für einen Restart. »Grand Hotel« enthält den norwegischen O-Ton mit<br />
zuschaltbaren deutschen oder englischen Untertiteln. (hlrk)<br />
norDiS-filmrÆtSel<br />
Was sind – kurz gesagt – echte nordlichter?<br />
A = Mondlicht reflektiert vom Eis der Polkappen.<br />
B = Künstliche Lichtinstallationen, um die nordischen<br />
Länder touristisch attraktiver zu machen.<br />
C = Reaktionen von Sauerstoff- und Stickstoffatomen<br />
in der Erdatmosphäre auf geladenen<br />
Teilchen des Sonnenwindes.<br />
ihre lösung schicken Sie bis 31. märz <strong>2018</strong><br />
(einsendeschluss) an<br />
nordis verlag gmbH, filmrætsel »nordlichter«<br />
maxstraße 64, 45127 essen<br />
oder an filmraetsel@nordis.com.<br />
Wir verlosen unter allen einsendern 3 DvD-Boxen<br />
»nordlichter 2017«.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Lösung aus Heft 01/<strong>2018</strong>: Antwort B = Eine<br />
besondere Stellung von Sonne und Mond zur<br />
Erde löst Springfluten aus.<br />
NORDIS TV-TIPPS<br />
Donnerstag,<br />
22. februar<br />
ZDF.reportage<br />
Abenteuer Hurtigruten.<br />
Winterzauber am<br />
Polarkreis<br />
ZDFinfo,<br />
9:00–9:30 Uhr<br />
ZDF.reportage<br />
Abenteuer Hurtigruten.<br />
Eine Reise ans<br />
Ende der Welt<br />
ZDFinfo,<br />
9:30–10:00 Uhr<br />
freitag,<br />
23. februar<br />
ZDF-History. Das Geheimnis<br />
der Wikinger<br />
ZDFinfo,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
Samstag,<br />
24. februar<br />
Legende und Wahrheit<br />
– Die Wikinger<br />
Räuber aus dem<br />
Norden<br />
ZDFinfo,<br />
0:45–1:30 Uhr<br />
Legende und Wahrheit<br />
– Die Wikinger<br />
Aufbruch in die Neue<br />
Welt<br />
ZDFinfo,<br />
1:30–2:15 Uhr<br />
Tiermythen (3/3).<br />
Jäger des Lichts<br />
MDR Fernsehen,<br />
13:15–13:58 Uhr<br />
Das Mädchen von<br />
Egtved. Bronzezeitlicher<br />
Grabfund in<br />
Dänemark<br />
arte, 20:15–21:05 Uhr<br />
Wildes Baltikum (1).<br />
Die Küste<br />
hr fernsehen,<br />
21:00–21:40 Uhr (Der<br />
2. Teil folgt am 3.<br />
März)<br />
Sonntag,<br />
25. februar<br />
Zu Tisch in …<br />
Finnland<br />
arte, 11:45–12:30 Uhr<br />
Sonntag,<br />
25. februar<br />
Ostsee Report<br />
NDRfernsehen,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
Dienstag,<br />
27. februar<br />
Island – Sommer der<br />
Polarfüchse<br />
arte, 15:55–16:45 Uhr<br />
mittwoch,<br />
28. februar<br />
Untergang der Wikinger.<br />
Die Missionierung<br />
des Nordens<br />
3sat,<br />
11:15–12:00 Uhr<br />
Donnerstag,<br />
1. märz<br />
Sonnensturm und<br />
Himmelszauber<br />
Phoenix,<br />
7:00–7:45 Uhr<br />
Expedition Sternenhimmel<br />
(2/5). Zur<br />
dunkelsten Nacht<br />
Skandinaviens<br />
3sat,<br />
15:35–16:15 Uhr<br />
freitag, 2. märz<br />
Norwegens wilde<br />
Fjorde. Von Riesenkrabben<br />
und<br />
Wolfsfischen<br />
NDR fernsehen,<br />
14:15–15:00 Uhr<br />
Samstag, 3. märz<br />
Pyromaniac – Bevor<br />
ich verbrenne.<br />
Spielfilm, Norwegen,<br />
Schweden, Dänemark,<br />
2016<br />
arte, 1:10–2:40 Uhr<br />
Sonntag, 4. märz<br />
Wunderschön! Die<br />
große Ostseekreuzfahrt<br />
(1). Bornholm<br />
– Danzig – Kurische<br />
Nehrung – Riga<br />
WDR Fernsehen,<br />
15:15–16:45 Uhr<br />
Nordsee Report. Abschied<br />
vom Winter<br />
NDR fernsehen,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
montag, 5. märz<br />
Island – Geysir, Gletscher,<br />
Götterfall<br />
Phoenix,<br />
4:50–5:15 Uhr<br />
Xenius: Klimatatort<br />
Grönland. Was<br />
verraten uns die<br />
Lemminge?<br />
arte, 16:45–17:10 Uhr<br />
Dienstag, 6. märz<br />
Länder – Menschen –<br />
Abenteuer. Im Bann<br />
der Pferde – Island<br />
SWR Fernsehen,<br />
15:15–16:00 Uhr<br />
Freitag, 9. März<br />
Island – Weltspitze<br />
3sat,<br />
17:45–18:30 Uhr<br />
Samstag, 10. märz<br />
Leben mit dem großen<br />
Bären. Estland –<br />
Lettland – Litauen<br />
Phoenix,<br />
3:00–3:30 Uhr<br />
Sonntag, 11. märz<br />
Wilde Ostsee (1/3).<br />
Von Dänemark bis<br />
Lettland, erste Folge<br />
des Dreiteilers<br />
arte, 13:15–14:05 Uhr<br />
Sonntag, 11. märz<br />
Wilde Ostsee (2/3).<br />
Von Estland bis<br />
Finnland<br />
arte, 14:05–14:55 Uhr<br />
Wilde Ostsee (3/3).<br />
Von Finnland bis<br />
Schweden<br />
arte, 14:55–15:50 Uhr<br />
Im Bann der<br />
Arktis (1/2). Europas<br />
letzte Wildnis. Mit<br />
Klaus Scherer von<br />
Grönland nach<br />
Alaska<br />
3sat,<br />
15:00–15:45 Uhr<br />
Im Bann der<br />
Arktis (2/2).<br />
Jenseits der Taiga.<br />
Mit Klaus Scherer<br />
von Grönland nach<br />
Alaska<br />
3sat,<br />
15:45–16:30 Uhr<br />
Donnerstag,<br />
15. märz<br />
Naturwunder des<br />
Nordens (1/2). Fjorde<br />
arte, 18:35–19:20 Uhr<br />
freitag, 16. märz<br />
Naturwunder des<br />
Nordens (2/2). Lemminge<br />
arte, 18:35–19:20 Uhr<br />
Donnerstag,<br />
22. märz<br />
Europas Urwälder:<br />
Unberührtes<br />
Lappland<br />
3sat,<br />
16:15–17:00 Uhr<br />
Sonntag, 25. märz<br />
Ostsee Report<br />
NDRfernsehen,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
Sonntag, 8. April<br />
Nordsee Report<br />
NDRfernsehen,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
Sonntag, 29. April<br />
Ostsee Report<br />
NDRfernsehen,<br />
18:00–18:45 Uhr<br />
Diese Programmvorschau<br />
enthält alle<br />
bei Redaktionsschluss<br />
bekannten Sendungen zu<br />
Skandinavien. Kurzfristige<br />
Programm änderungen<br />
sind möglich.<br />
76 <strong>Nordis</strong>
VERANSTALTUNGEN IM MäRZ/APRIL<br />
DeUtSCHlAnD<br />
3.–4.3. Berlin: »Svendborger Gedichte«,<br />
preisgekrönte Inszenierung<br />
von Brechts Gedichtsammlung aus<br />
Dänemark, in deutscher Sprache.<br />
30.3–1.4. Südwest-Jütland: »Kunstrunden«.<br />
Über 100 Museen, Galerien<br />
und Studios haben für Besucher<br />
geöffnet.<br />
17.–26.4. Sisimiut, grönland: »Arctic<br />
Circle Race«, eins der härtesten<br />
Langlaufskirennen der Welt, 160 km in<br />
drei Tagen.<br />
30.4.–6.5. ribe: Internationaler Wikingermarkt.<br />
ausdrucksvoll: die sängerin<br />
randi tytingvåg.<br />
Foto: © Johannes W. Berg,<br />
www.johanneswberg.com<br />
12.3. Dresden: Die norwegische<br />
Jazzmusikerin Randi Tytingvåg und<br />
Band im Konzert. Weitere Termine:<br />
16.3. Karlsruhe.<br />
13.3. Berlin: Das Finnische Radio-<br />
Symphonie-Orchester spielt Strawinsky,<br />
Martinu und Sibelius in der<br />
Philharmonie. Dirigent: Hannu Lintu.<br />
14.3. Berlin: Miika Nousiainen liest<br />
aus »Die Wurzel alles Guten«.<br />
16.3. leipzig: »<strong>Nordis</strong>che Lesenacht«<br />
anlässlich der Leipziger Buchmesse.<br />
17.3. Hamburg: Die dänische Indie-<br />
Band VETO spielt während ihrer »16<br />
Colors«-Tour auch in Berlin (21.3.) und<br />
Köln (22.3.).<br />
29.3.–24.5. Schwaan: önningeby –<br />
eine finnische Künstlerkolonie zu Gast<br />
im Kunstmuseum.<br />
8.4.–3.6. Dortmund: »Die Schneekönigin«,<br />
Oper nach dem Märchen<br />
von Hans Christian Andersen mit den<br />
Dortmunder Philharmonikern.<br />
Bis 15.4. Berlin: »Lines«, interaktive<br />
Klangkunstausstellung des schwedischen<br />
Künstlers und Wissenschaftlers<br />
Anders Lind im Felleshus.<br />
21.4.–30.6. Berlin: »Urgewalt Island<br />
– 100 Jahre Island«, Ausstellung und<br />
Events zur Einhundertjahrfeier Islands.<br />
24.4.–6.5. leipzig: Die norwegische<br />
Singer/Songwriterin Kari Bremnes beginnt<br />
ihre zwölf Konzerte umfassende<br />
Deutschland-Tournee in der einwohnerstärksten<br />
Stadt Sachsens. Alle<br />
Termine unter www.karibremnes.no<br />
26.4. Hamburg: Der färöische Liedermacher<br />
Teitur ist in Deutschland.<br />
Weitere Termine: 28.4. Düsseldorf,<br />
29.4. Berlin. Am 5.5. während der<br />
Ludwigsburger Schlossfestspiele ein<br />
Sonderkonzert: Teitur, Nico Muhly und<br />
Holland Baroque: »Confessions«.<br />
DänemArK, färÖer, grÖnlAnD<br />
2.3.–11.3. Aarhus: Das »Århundredets<br />
Festival« unter dem Motto »La<br />
Belle Epoque«.<br />
15.–25.3. Kopenhagen: »CPH:DOX«,<br />
Dokumentarfilmfestival.<br />
17.–18.3. Horsens: Krimifestival im<br />
ehemaligen Gefängnis »Fængslet«.<br />
29.3.–2.4. Sisimiut, grönland:<br />
»Nordic Sounds«, Musikfestival mit<br />
Musikern aus ganz Skandinavien und<br />
dem Baltikum.<br />
finnlAnD<br />
7.–11.3. tampere: Filmfestival.<br />
11.–24.3. oulu: »OMJ«, Musik- und<br />
Kunstfestival.<br />
7.–11.3. mariehamn, Åland: Filmfestival<br />
für Kurz- und Dokumentarfilme.<br />
15.–18.3. ylläs: »Ladyt Lumella«,<br />
buntes Ski-Event für Frauen.<br />
17.–18.3. turku – Stockholm: Akkordeon-Kreuzfahrt,<br />
Festival an Bord der<br />
Tallink-Silja-Fähre.<br />
14.4. ylläs – levi: letzte und 67 km<br />
lange Etappe des Langlauf-Wettbewerbs<br />
»Visma Ski Classics« und<br />
50-km-Lauf für Amateure.<br />
27.3.–1.4. enontekiö: »Hettan Musikkiipaivat«,<br />
Musikevent.<br />
25.–29.4. espoo: »AprilJazz«, Musikfestival.<br />
iSlAnD<br />
1.3. mývatn: »Mývatn on Ice«, Reitturnier<br />
auf Eis.<br />
16.–17.3. reykjavík: »Sónar Reykjavík«,<br />
Festival für moderne Musik.<br />
15.–18.3. reykjavík: »HönnunarMars«,<br />
Islands wichtigstes<br />
Mode- und Designfestival mit Ausstellungen,<br />
Shows, Vorträgen, Workshops<br />
und mehr.<br />
23.–25.3. Akureyri: »Iceland Winter<br />
Games«, eines der bedeutendsten<br />
Wintersportfestivals Europas mit<br />
Ski- und Snowboardwettkämpfen,<br />
Schlittenhunderennen etc.<br />
11.–14.4. reykjavík: »Iceland Writers<br />
Retreat«, internationales Treffen<br />
von und für Schriftsteller mit Touren<br />
und Schreibworkshops in und um<br />
Reykjavík.<br />
6.–8.4. Akureyri: »AK Extreme«,<br />
Snowboardfestival.<br />
30.3.–1.4. Ísafjörður: »Aldrei fór ég<br />
suður«, Musikfestival seit 2004.<br />
6.–14.3. reykjavík: »Reykjavík Open«,<br />
internationales Schachturnier, dieses<br />
Jahr Bobby-Fisher-Memorial.<br />
19.4. im ganzen land: »Sumardagurinn<br />
fyrsti«, der erste Tag des Sommers<br />
(nach altnordischer Zeitrechnung)<br />
wird mit Paraden und Straßenfesten<br />
begrüßt.<br />
17.–22.4. reykjavík: Kinderkulturfestival.<br />
25.–29.4. Ísafjörður: »Fossavatnsgangan«,<br />
Islands ältester Skimarathon.<br />
norWegen<br />
1.–3.3. oslo: »by:larm«, Musikfestival.<br />
2.–11.3. oslo: Internationales<br />
Kirchenmusik-Festival.<br />
7.–11.03. Bergen: »Borealis«, ein<br />
Festival für Gegenwartsmusik.<br />
8.–11.3. Åndalsnes: »Romsdalsvinter«,<br />
Wintersportfestival.<br />
9.–11.3. oslo: Holmenkollen Ski<br />
Festival.<br />
foto: © birkebeiner.no, geir olsen Foto: © Hans Jörg Michel<br />
8.–17.3. Alta: »Finnmarksløpet«, Europas<br />
längstes Schlittenhunderennen<br />
mit 1.200-km-Strecke.<br />
17.3. lillehammer: »Birkebeinerrennet«,<br />
54 km langes Skilanglaufrennen.<br />
9.–18.3. narvik: »Vinterfestuka«,<br />
Musikfestival.<br />
15.–18.3. oslo: Biathlon-Weltcup am<br />
Holmenkollen.<br />
23.–25.3. voss: »Vossa Jazz«, Musikfestival.<br />
29.3.–1.4. oslo: »Inferno Metal<br />
Festival«.<br />
7.4. Setermoen – Bardufoss: »Reistadløpet«,<br />
50 km langes Skilanglaufrennen.<br />
18.–22.4. trondheim: »Nidaros<br />
Blues« Musikfestival.<br />
24.–29.4. Kristiansand: Internationales<br />
Kinderfilm-Festival.<br />
25.–29.4. Kristiansund: »Nordic<br />
Light«, internationales Fotografie-<br />
Festival.<br />
SCHWeDen<br />
3.–11.3. Umeå: Samische Woche mit<br />
Konzerten, Handwerkskunst uvm.<br />
4.3. Sälen – mora: »Vasaloppet«,<br />
größtes Ski-Langlaufrennen der Welt,<br />
90 km lang.<br />
5.–11.3. Stockholm: »Tempo Dokumentär«,<br />
Festival für Dokumentarfilme.<br />
15.–17.3. Umeå: Internationales<br />
Literaturfestival.<br />
16.–18.3. Ammarnäs – vännäsby:<br />
»Vindelälvsdraget«, Schlittenhunderennen.<br />
15.–20.4. lund: »LitteraLund«, Festival<br />
für Kinder- und Jugendliteratur.<br />
28.–29.4. Borås: »Linnémarschen«,<br />
Wanderungen auf den Spuren Carl<br />
von Linnés durch das Naturreservat<br />
Rye Åsar.<br />
»die schneekönigin«,<br />
h. c. andersens<br />
berühmtes kindermärchen,<br />
wird in dortmund<br />
als oper aufgeführt.<br />
Foto: © krimimessen.dk<br />
»leiche und mehr«<br />
verspricht das krimifestival<br />
im ehemaligen<br />
gefängnis<br />
in horsens.<br />
das birkebeinerrennet<br />
zwischen rena und<br />
lillehammer gehört zu<br />
den klassikern unter den<br />
norwegischen langlaufrennen;<br />
die begehrten<br />
startplätze sind jedes<br />
jahr in kürzester Zeit<br />
ausverkauft.<br />
<strong>Nordis</strong> 77
KULTURSZENE<br />
Die goldene Mitte – schwedischer Lebensstil<br />
erobert den Buchmarkt<br />
lola a.<br />
Åkerström:<br />
lagom – in<br />
der Mitte liegt<br />
das glück.<br />
knesebeck<br />
verlag, 192 s.,<br />
14,95 €.<br />
Die Lagom-Mentalität ist ein Schlüsselwort<br />
des schwedischen Lebensstils,<br />
der die Nordländer immer auf die oberen<br />
Plätze des Glücksreports der Vereinten Nationen<br />
katapultiert. Es gibt keine äquivalente<br />
deutsche Übersetzung, es bedeutet so<br />
viel wie »genau richtig, angemessen«. Es<br />
durchdringt den schwedischen Alltag sowohl<br />
im Privatleben als auch am Arbeitsplatz.<br />
»Lagom är bäst« – das gesunde Mittelmaß<br />
ist am besten – lautet ein<br />
schwedisches Sprichwort. Wenn jemand<br />
»precis lagom« kommt, ist er zur rechten<br />
Zeit da. Wenn es »lagom gewürzt« ist, bedeutet<br />
es nichts anderes, als dass der Geschmack<br />
perfekt ist. Viele Produkte tragen<br />
das Etikett »mellan« (in der Mitte). Es gibt<br />
»mellanmjölk« (Halbfettmilch), »mellanöl«<br />
(Bier mit einem geringeren Alkoholgehalt<br />
von circa 4,5 Prozent) und »mellanrost«<br />
(Kaffee mittlerer Röstung). Die Wurzeln<br />
des Wortes »lagom« reichen bis in die Wikingerzeit<br />
zurück. Lagom ist die verkürzte<br />
Form des Ausdrucks »laget om«, was so<br />
viel heißt wie »rund ums Team«. Damals,<br />
so die Legende, wurde abends nach vollbrachtem<br />
Tagewerk am Feuer ein Horn mit<br />
Met herumgereicht. Und da nahm natürlich<br />
jeder nur einen angemessenen Schluck,<br />
damit genug für alle blieb. Gleichberechtigung<br />
und Zurückhaltung im Zusammenleben<br />
sind auch heute noch für die Schweden<br />
wichtige Werte. Der häufi g verwendete<br />
Ausspruch »skryt lagom!« (Gib nicht so<br />
an!) spiegelt diese Haltung wider. Kritiker<br />
bemängeln, dass mit der Lagom-Mentalität<br />
Mittelmaß oder Gewöhnlichkeit vorherr-<br />
anna brones:<br />
lagom – das<br />
geheimnis des<br />
schwedischen<br />
lebensglücks.<br />
busse seewald<br />
verlag, 224 s.,<br />
19,95 €.<br />
schen, doch vielleicht lässt sich das Leben<br />
heutzutage mit dem Prinzip »weniger ist<br />
mehr« zufriedener gestalten. Im Umgang<br />
mit den Schweden kann man dieser Lagom-Mentalität<br />
auf jeden Fall nicht entkommen.<br />
Will man diese besser verstehen<br />
lernen, bieten sowohl Lola A. Åkerström<br />
als auch Anna Brones in ihren Büchern einen<br />
guten Einblick in den Alltag der<br />
Schweden und in ihre zufriedene Grundhaltung.<br />
(Suzanne Forsström)<br />
•<br />
Ein Dreiklang norwegischer Kunst auf Föhr<br />
Es ist eines der nördlichsten Museen unseres<br />
Landes: das Museum Kunst der<br />
Westküste, im idyllischen Ort Alkersum auf<br />
der Nordseeinsel Föhr gelegen. 2009 gegründet,<br />
vertraut das Haus seitdem der Begegnung<br />
zwischen Tradition und Gegenwart. Entsprechend<br />
fi ndet wuchtige Ölmalerei im dicken<br />
Goldrahmen ebenso ihren Platz wie vordergründig<br />
verwackelte Videokunst; abstrakte<br />
konzeptionelle Kunst begegnet Grafi k und fi ligraner<br />
Zeichnung. Wichtig ist allein, dass der<br />
künstlerische Blick über das Meer zu den Küsten<br />
und den dort lebenden Menschen<br />
schweift. Nun wird man sich in den kommenden<br />
Monaten Norwegen widmen – mittels<br />
eines Dreiklanges: Die Ausstellung »Faszination<br />
Norwegen« bietet Landschaftsmalerei von<br />
der Romantik bis zur Moderne. Gezeigt werden<br />
etwa Werke des Begründers der klassischen<br />
Fjord-Malerei Johan Christian Dahl,<br />
der der angeblich reinen, wilden Natur frönte,<br />
während Edvard Munch in seinen Zeichnungen<br />
und Studien den Weg zurück in die<br />
Zivilisation fand. Ganz der Gegenwart verhaftet,<br />
stellt »Norway Contemporary« sieben<br />
künstlerische Positionen junger norwegischer<br />
Künstler und Künstlerinnen vor. Exemplarisch<br />
zeigt deren Sicht etwa Rune Guneriussen,<br />
wenn er den norwegischen Wald mit banalen<br />
Zimmerlampen bestückt und so ironisch die<br />
Sehnsucht seiner Landsleute nach der heilen<br />
Natur auszuleuchten sucht. Und als Drittes<br />
bietet die Schau »Northern Norway« eine<br />
echte Sensation: Erstmalig werden Arbeiten<br />
des hierzulande kaum bekannten Fotografen<br />
Kåre Kivijärvi vorgestellt. Kivijärvi, 1938 in<br />
Hammerfest als Angehöriger der Minderheit<br />
der Kvenen geboren, arbeitete schon als Zeitungsfotograf,<br />
als er 1959 nach Essen an die<br />
dortige Folkwang-Schule ging, um Fotografi e<br />
Museum Kunst der Westküste<br />
Hauptstraße 1, 25938 Alkersum/Föhr<br />
Tel. 04681-747400<br />
www.mkdw.de<br />
Eröffnung aller drei Ausstellungen:<br />
Sonntag, 4. März.<br />
Die Ausstellungen »Norway<br />
Contemporary« und »Northern Norway«<br />
enden am 24.6.; »Faszination<br />
Norwegen« läuft bis zum 2.9.<br />
als Kunst zu studieren. Anschließend kehrte<br />
er nach Nordnorwegen zurück. Er unternahm<br />
aber auch Reisen nach Grönland, Nepal oder<br />
Nordrussland: Hauptsache, es war dort kalt<br />
und entsprechend einsam. Seine kontraststarken,<br />
zuweilen fast grafi schen und vor<br />
allem effektfreien Schwarz-Weiß-Bilder dürften<br />
in ihrer Strenge im größtmöglichen Gegensatz<br />
zur heutigen Flut an den bunten Bildchen<br />
auf Facebook und Instagram stehen.<br />
(Frank Keil)<br />
•<br />
78 <strong>Nordis</strong>
LESERFORUM & RÆTSEL<br />
Sehr geehrte frau Becker,<br />
ich möchte Sie auf mein Projekt polarkreisportal.de<br />
aufmerksam machen. Ich biete dort täglich Nachrichten aus<br />
dem hohen Norden von ausgewählten politischen Themen<br />
bis zur Kultur. […] Ich würde mich freuen, wenn Sie auch Ihre<br />
Leser auf diesen Service aufmerksam machen würden – als<br />
Ergänzung zum Printmagazin.<br />
mit freundlichen grüßen,<br />
Andrea Seliger<br />
Liebe Frau Seliger,<br />
wir haben uns im Webportal umgeschaut und machen<br />
unsere Leserinnen und Leser sehr gerne auf dieses Projekt<br />
aufmerksam.<br />
Unser Fazit zur Seite:<br />
Wer sich abseits der allgemeinen Nachrichten, die<br />
aus dem Norden zu uns herüberschwappen gezielt<br />
für Themen rund um den Polarkreis interessiert, ist<br />
auf der informativen Plattform goldrichtig aufgehoben.<br />
Ob erzabbaubedingte Stadtumsiedlung in Kiruna,<br />
Ausbeutung arktischen Öls in Norwegen, die Konflikte<br />
zwischen samischer Urbevölkerung und moderner<br />
Industrialisierung oder Unabhängigkeitsbestrebungen<br />
auf den Färöern, die Journalistin und Bloggerin<br />
beleuchtet alle Themen aus einer sachlichen und<br />
gründlich recherchierten Perspektive. Ergänzt wird<br />
das Angebot um Themen aus der Literatur, Musik und<br />
Kultur, die vielleicht insbesondere deshalb so interessant<br />
sind, weil sie fernab der großen Metropolen stattfinden.<br />
Sehr geehrter Herr Backhaus,<br />
Wir sind die Eltern von Paul, der bei der Silvester-Verlosung<br />
das Mini-Stipendium für das Outdoor College Ihres Verlags<br />
gewonnen hat. Wir möchten uns ganz herzlich auch im<br />
Namen unseres Sohnes bei Ihnen hierfür bedanken. Es war<br />
ein tolles Geburtstagsgeschenk für ihn und eröffnet nun<br />
Möglichkeiten für weitere Abenteuer. Schön, dass Sie das<br />
College und die Idee, die dahinter steht, unterstützen.<br />
mit herzlichen grüßen,<br />
nicole und michael Schneider<br />
Vielen Dank. Es freut uns sehr, dass wir das tolle<br />
Schulprojekt als Verlag bereits im dritten Jahr mit dem<br />
Mini-Stipendium unterstützen können. Wer neugierig<br />
geworden ist und mehr erfahren möchte, findet<br />
übrigens auf den Seiten 58+59 in dieser <strong>Nordis</strong>-<br />
Ausgabe einen ausführlicheren Bericht zum Outdoor<br />
College in Sirdal.<br />
grüezi,<br />
Ein kleiner Hinweis zum Artikel »Lautlos durch die Winterlandschaft«<br />
(NM 1/18): […] In der Zwischenzeit gibt es im<br />
Bereich klassisch neben dem Wachs- und den Schuppenskis<br />
wieder neu die Fellskis. Die sind eine solch exzellent gute<br />
Alternative zum Schuppenski, dass es diese bald nicht mehr<br />
geben wird. Auch der Wachsski wird nur noch von Spitzenläufern<br />
und sonstigen Fans gebraucht werden. Man hört<br />
bereits Prophezeiungen, dass bei entsprechenden Verhältnissen<br />
selbst an Weltcuprennen Fellskis zum Einsatz kommen<br />
könnten ...<br />
mit freundlichen grüßen,<br />
Andy Schneider<br />
Lieber Herr Schneider,<br />
vielen, herzlichen Dank für diese ergänzende Information.<br />
In der Tat setzen aktuell viele der großen Langlaufskihersteller<br />
auch zusätzlich auf Fellskier. Ihnen wird allgemein<br />
eine bessere Steigeigenschaft als Schuppen- oder Wachsskiern<br />
bestätigt. Inwieweit sich dieser Ski<br />
im internationalen Wettkampfsport<br />
und als Standardski für Langlauf<br />
etablieren wird, gilt es zu beobachten.<br />
Beste Grüße, Ihr <strong>Nordis</strong>-Team<br />
rÆtSel<br />
In Deutschland kümmern sich der Deutsche Wanderverband<br />
und regionale Gebirgs- und Wandervereine um den Erhalt und<br />
die Pflege von Wanderwegen und Unterkünften. Die älteste<br />
Outdoororganisation dieser Art in Skandinavien wurde 1868<br />
gegründet und feiert in diesem Jahr 150-jähriges Jubiläum.<br />
Wie heißt die organisation, die in ihrem Heimatland ein<br />
netz von mehr als 500 Hütten und Unterkünften betreibt?<br />
Zu gewinnen gibt es diesmal unterstützt von Fjord Line ein<br />
Exemplar von Harri Ahonens Reiseführer: Wanderwege Mittelskandinavien<br />
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Einsendeschluss ist der 1. April <strong>2018</strong>.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen<br />
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das auf Deutsch so viel wie »Das wird schon« bedeutet,<br />
lautet »Þetta reddast«.<br />
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<strong>Nordis</strong> 79
ZEITZEICHEN<br />
Foto: © Thomas Krämer<br />
umtriebiger<br />
NorWeger<br />
er war dichter, journalist und rebell, gilt als einer der<br />
Protagonisten des nynorsk, hat den norwegischen gebirgswanderverein<br />
det norske turistforeningen (dnt) mitgegründet<br />
und dem höchsten gebirge des landes, dem jotunheimen,<br />
seinen namen gegeben. aasmund olavsson vinje würde am<br />
6. april <strong>2018</strong> seinen 200. geburtstag feiern.<br />
teXt: thoMas krÄMer<br />
ob Olav Aasmundsson und seine<br />
Frau Thorbjørg Gjermundsdatter<br />
ahnen konnten, wie berühmt ihr<br />
am 6. April 1818 geborener Sohn Aasmund<br />
Olavsson Vinje einmal werden sollte? In die<br />
Wiege gelegt worden war ihm das jedenfalls<br />
nicht, waren seine Eltern im heimischen<br />
Vinje doch nur Häusler, also Kleinstbauern<br />
mit eigenem Haus, aber nur wenig Grundbesitz.<br />
Das Geld war knapp, der Drang nach<br />
Bildung jedoch groß – Vinje konnte schon<br />
mit neun Jahren lesen, fühlte sich aber<br />
gleichzeitig auch in der Natur wohl. Seine<br />
Leistungen beeindruckten sein Umfeld, aus<br />
dem einfachen Hütejungen wurde ein Schullehrer<br />
in Mandal, der großes Interesse an<br />
vinje-denkmal<br />
in eidsbugarden.<br />
200. geburtstag<br />
von aasmund<br />
olavsson vinje<br />
Literatur und Politik entwickelte. Vinje studierte<br />
Jura und kam in Christiania – dem<br />
heutigen Oslo – in Kontakt mit Henrik Ibsen,<br />
mit dem der mittlerweile auch journalistisch<br />
und publizistisch tätige Vinje das Wochenblatt<br />
»Andhrimmer« ins Leben rief.<br />
Seine Arbeit als Korrespondent der »Drammens<br />
Tidende« verbesserte ab 1851 seine<br />
wirtschaftliche Situation, die zuvor alles andere<br />
als rosig gewesen war.<br />
NYNORSK-PIONIER<br />
1858 gründete er sein eigenes Blatt, die Wochenzeitung<br />
»Dølen«, in der er vor allem<br />
selbst verfasste Werke veröffentlichte. Ab<br />
dieser Zeit schrieb er seine Texte in dem<br />
vom Sprachwissenschaftler und Dichter Ivar<br />
Aasen wenige Jahre zuvor entwickelten<br />
»Landsmål«, dem heutigen Nynorsk. Damit<br />
leistete Vinje einen Beitrag zur Verbreitung<br />
der auf westnorwegischen Dialekten fußenden<br />
Sprache, die Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
immerhin von einem Drittel der Menschen<br />
gesprochen wurde, mittlerweile aber nur<br />
noch von gut jedem zehnten Norweger im<br />
Alltag genutzt wird. Es folgte eine vom Staat<br />
fi nanziell unterstützte Studienreise nach<br />
England und Schottland, die er im Buch »A<br />
Norseman's Views of Britain and the British«<br />
festhielt, das später auch ins Norwegische<br />
übersetzt wurde. 1865 bekam er eine Stelle<br />
im Justizministerium, die er nach einem<br />
regierungskritischen Artikel 1868 wieder<br />
verlor.<br />
VINJES LIEBE ZU DEN BERGEN<br />
Im Sommer 1860 wanderte Vinje nahezu<br />
ohne Geld in der Tasche durch das Østerd<br />
alen nach Trondheim und durch das<br />
Romsdalen wieder zurück nach Hause. Seine<br />
Eindrücke von dieser Reise schilderte er<br />
im 1861 veröffentlichten Buch »Ferdaminne«,<br />
das zum ersten größeren, ganz in Nynorsk<br />
geschriebenen Werk wurde. In dieser<br />
Zeit entdeckte Vinje auch seine Liebe<br />
zur Natur wieder und baute sich 1868 die<br />
erste Hütte in Eidsbugarden, das heute als<br />
Wiege des Gebirgstourismus im Jotunheimen<br />
gilt. Die Hütte wurde später vom norwegischen<br />
Bankier, Konsul und Bergfreund<br />
Thomas Johannes Heftye übernommen,<br />
der mit Vinje nebst anderen just in jenem<br />
Jahr den norwegischen Gebirgswanderverein<br />
DNT gründete.<br />
GRAN STATT FALKETIND<br />
Am 12. April 1870 – knapp ein Jahr nach<br />
der Hochzeit – starb Vinjes Frau Rosa<br />
Constance Sophie Kjeldseth nach der Geburt<br />
ihres gemeinsamen Sohnes. Von diesem<br />
Schicksalsschlag sollte sich Vinje nicht mehr<br />
erholen. Er lebte einige Monate bei seinem<br />
Halbbruder in Kongsvinger, wurde dann in<br />
das Reichskrankenhaus eingeliefert, aus dem<br />
er sich am 26. Juli selbst entließ. Vinje wollte<br />
zurück ins Fjell, kam aber nur bis Gran in<br />
Hadeland, wo man ihn am Morgen des 30.<br />
Juli tot im Bett fand. Im Nachhinein wurde<br />
ein Krebsgeschwür im Unterleib festgestellt.<br />
Zum Gedenken an die für die Geschichte<br />
des Landes wichtige Persönlichkeit wird in<br />
jedem Jahr am norwegischen Nationalfeiertag,<br />
dem 17. Mai, an seinem Grab an der<br />
Søster-Kirche in Gran ein Kranz niedergelegt.<br />
Sein Jahre zuvor geäußerter Wunsch,<br />
seine letzte Ruhestätte auf dem Gipfel des<br />
Falketind im Jotunheimen zu bekommen,<br />
wurde ihm nicht erfüllt. Aber immerhin<br />
steht ein Vinje-Denkmal vor dem Hotel in<br />
Eidsbugarden.<br />
•<br />
80 <strong>Nordis</strong>
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Estnisch VII 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />
Norwegisch II 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />
Norwegisch IV 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />
Finnisch VII 16.04.-20.04.<strong>2018</strong><br />
Lettisch II 16.04.-20.04.<strong>2018</strong><br />
Schwedisch II 23.04.-27.04.<strong>2018</strong><br />
Norwegische<br />
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<strong>Nordis</strong> 81
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Wanderer in die Fußstapfen der dänischen Grenzgendarmen, die<br />
dort einst noch zu Fuß die Grenze mit Deutschland kontrollierten.<br />
Foto: © Uta de Monte<br />
Foto: © Stefanie Becker<br />
01 02<br />
03 04<br />
05 06<br />
07<br />
09<br />
11<br />
08<br />
10<br />
12<br />
01 jörn backhaus,<br />
geschäftsführung<br />
02 stefanie becker,<br />
chefredaktion<br />
03 tilmann bünz, kolumnist<br />
04 frank ditt mann, herausgeber<br />
05 hans klüche, freie Mitarbeit<br />
06 thomas krämer, freie Mitarbeit<br />
07 ger hard kraus, freie Mit arbeit<br />
08 jukka lampo,<br />
account Manager skandinavien<br />
09 ronja söderblom-frase,<br />
in elternzeit<br />
10 dagmar tigges, korrektorat<br />
11 esther Zisch, grafik<br />
12 hans Zollinger, nordis schweiz<br />
nordis – Das nordeuropa-magazin<br />
Maxstr. 64<br />
D-45127 Essen<br />
Tel. 02 01-8 72 29-0, Fax 02 01-89425-11<br />
www.skandinavien.de/nordis<br />
www.nordis.de<br />
verlag@nordis.com<br />
geschäftsführung: Jörn Backhaus<br />
redaktionsanschrift: Maxstr. 64, 45127 Essen<br />
nordis Schweiz: Hans Zollinger,<br />
Johanniterstrasse 3, CH-8820 Wädenswil<br />
Herausgeber: Frank Dittmann (V.i.S.d.P.)<br />
Chefredaktion: Stefanie Becker (sb)<br />
Korrektorat: Dagmar Tigges<br />
Ständige freie mitarbeit: Frank Keil (fk);<br />
Thomas Krä mer (tk); Gerhard Kraus (gk);<br />
Michael Kube (mku) (Klassik); Hans Klüche (hlrk);<br />
Claudia Rothkamp (cr); Suzanne Forsström (sf)<br />
Kolumne: Tilmann Bünz<br />
Karten: Jochen Fischer Karthographie, Aichach<br />
grafik/layout: Esther Zisch<br />
Druck: Peter Pomp, Bottrop<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Deutschland: Jörn Backhaus,<br />
<strong>Nordis</strong> Verlag GmbH, Maxstr. 64, 45127 Essen,<br />
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joern.backhaus@nordis.com<br />
Finnland, Island, Dänemark, Norwegen, Schweden:<br />
Jukka Lampo, <strong>Nordis</strong> Verlag GmbH,<br />
Maxstr. 64, 45127 Essen, Tel. 0201-89425-258,<br />
jukka.lampo@nordis.com<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 23<br />
vom 1. Oktober 2017.<br />
Abonnenten-Service:<br />
In Deutschland: <strong>Nordis</strong> Abonnentenservice,<br />
Maxstr. 64, D-45127 Essen, Tel. 02 01-8 72 29-0,<br />
Fax 02 01-89425-11, abo@nordis.com<br />
In der Schweiz: <strong>Nordis</strong> Schweiz Hans Zollinger,<br />
Montelunaweg 2, 7310 Bad Ragaz<br />
Tel. 0041-(0)44-780 25 28<br />
vertrieb einzelverkauf:<br />
Deutschland: IPS Pressevertrieb GmbH<br />
Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim<br />
Tel. 02225-8801-0, Fax: 02225-8801-199<br />
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Für Mitglieder der DNF ist der Bezug im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge von Mit ar bei tern<br />
geben nicht unbedingt die Meinung der Re dak tion oder<br />
der Herausgeber wieder. Sämt liche Informa tionen wurden<br />
nach bestem Wissen recherchiert; für die Richtig keit<br />
kann je doch keine Gewähr gegeben werden. Die Redaktion<br />
hat versucht, alle Copyright-Inhaber der Bil der in dieser<br />
Ausgabe ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Etwaige<br />
Irrtümer oder fehlende Copyright-Hin weise werden<br />
bei Benachrichtigung in der jeweils kommenden Ausgabe<br />
aufgeführt. Für un verlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fo tos übernehmen Ver lag und Redaktion keine Haf tung.<br />
In allen Fällen höherer Gewalt be steht kein An spruch auf<br />
Nach lieferung und Rück zahlung des Bezugspreises.<br />
Eine Beilage der DNF befindet sich in der<br />
Aboauflage für DNF-Mitglieder. Eine Beilage von<br />
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kompletten Auflage. Eine Beilage der Deutschen<br />
Bahn befindet sich in der kompletten Auflage.<br />
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sich in der gesamten inländischen Aboauflage.<br />
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<strong>Nordis</strong> Verlag GmbH 2017 | ISSN 0946-1116<br />
Foto: © Erik van de Perre<br />
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