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Nordis-Magazin 2/2018

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Tatort: Krimi-Wanderreise | Radwandern auf Åland | Eyjafjallajökull | Königsweg übers Filefjell | Outdoor College | Morakniv | Finnisches Radio-Sinfonie-Orchester<br />

Das Nordeuropa-<strong>Magazin</strong><br />

März/April 2/18 · 24. Jhrg.<br />

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K 13714 · ISSN 0946-1116<br />

nordis.de · skandinavien.de<br />

titelgeSCHiCHte<br />

SCHWeDen<br />

Auf alten Pilgerpfaden durch Dalsland<br />

DänemArK<br />

Wandererlebnisse im Nationalpark<br />

Mols Bjerge<br />

finnlAnD<br />

Vappu: So feiern die Finnen den 1. Mai<br />

FAHRRADSpezial<br />

haupTSache<br />

ouTdoor<br />

Zu fuß und per rad<br />

unterwegs in skandinavien


LAURA SANTANEN<br />

2016<br />

SPANIEN<br />

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2 <strong>Nordis</strong>


EDITORIAL<br />

stefanie becker<br />

chefredaktion nordis<br />

liebe leserin,<br />

lieber leser,<br />

Are you looking for a once<br />

in a lifetime experience?<br />

<strong>2018</strong> wird ein spannendes Jahr für die skandinavischen Fußballnationen.<br />

Gleich drei der nordischen Länder haben sich für die diesjährige<br />

Weltmeisterschaft in Russland qualifi ziert. Neben Schweden<br />

und Dänemark ist Island erstmalig mit von der Partie. Die<br />

Inselmannschaft beeindruckte die Zuschauer bereits während der<br />

letzten EM mit ihrem spielerischem Ehrgeiz und ungewöhnlichem<br />

Fanaufgebot. Unser Nordsport-Kolumnist Michael Ruhnke nimmt<br />

das Fußball-Phänomen »Island« für Sie noch einmal genauer unter<br />

die Lupe.<br />

Abseits des grünen Rasens sind wir in dieser Ausgabe vor allem in<br />

der freien Natur unterwegs. Ob entlang alter Pilger- und Wanderwege,<br />

unterwegs im dänischen Djursland, auf krimiliterarischer<br />

Spurensuche zwischen Großstadt und Schären, auf isländischen<br />

Vulkanen und Gletschern oder auf den Åland-Inseln: Wir erkunden<br />

den Norden diesmal zu Fuß oder per Rad.<br />

Wen dabei der sportliche Ehrgeiz packt, der ist vielleicht auf einem<br />

der nordischen Radrennen genau richtig? Zwei Klassiker, die Vätternrundan<br />

und den Nordsjørittet, stellen wir Ihnen in unserem<br />

Fahrrad-Spezial näher vor.<br />

Außerdem haben wir für Sie noch zwei kulturelle Höhepunkte im<br />

fi nnischen Frühling mit im Heft. In Helsinki wird am 1. Mai traditionell<br />

»Vappu« gefeiert und die Stadt verwandelt sich in ein fröhliches<br />

Straßenfest mit Partys, Picknicks und Paraden, ein lohnenswertes<br />

Erlebnis, wie Sie in der Reportage von Rasso Knoller<br />

erfahren werden. Weniger weit reisen müssen Sie dagegen, wenn<br />

Sie das fi nnische Radio-Sinfonieorchester einmal live erleben<br />

möchten. Zum 90. Jubiläum geht das Orchester auf große Europa-<br />

Tour und macht im März auch in Deutschland Station. <strong>Nordis</strong>-<br />

Autor Michael Kube hat den Chefdirigenten Hannu Lintu zum Interview<br />

getroffen.<br />

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Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Ihre<br />

facebook.com/dasnordismagazin


6<br />

Unterwegs auf alten Pfaden<br />

Was in Nordspanien Santiago de Compostela ist, das war der<br />

Nidarosdom in Trondheim für die Nordländer: ein beliebtes Pilgerziel.<br />

Eine mögliche Route zum dort aufgebahrten Schrein Olav des<br />

Heiligen führte vom Westufer des Vänern mitten durch Dalsland –<br />

und kann heute wieder begangen werden.<br />

24<br />

Aktivurlaub in Djursland<br />

Der Nationalpark Mols Bjerge gehört zu<br />

Dänemarks schönsten Wanderregionen –<br />

und die Halbinsel Djursland in Ostjütland<br />

zu den schönsten Ferienregionen für Aktive<br />

und Familien.<br />

28<br />

Tatort Skandinavien<br />

Acht Tage, drei Großstädte und einige Abstecher in die<br />

schwedische Natur. Per Bus, Zug, Fähre und größtenteils auf<br />

Schusters Rappen folgen wir skandinavischen Krimi-Bestsellerautoren<br />

zu den Schauplätzen ihrer fiktiven Verbrechen.<br />

34<br />

FahrradSpezial: Zwischen Genussurlaub<br />

und sportlicher Höchstleistung<br />

Das Fahrrad ist das ideale Verkehrsmittel, um in der abwechslungsreichen<br />

Natur der Ålandinseln auf Erkundungstour zu gehen. Andernorts,<br />

bei Radrennen am Vättern oder entlang der norwegischen<br />

Küste, tritt man mit sportlichem Ehrgeiz in die Pedale.<br />

48<br />

Gletscher<br />

trifft Vulkan<br />

Seit seinem Ausbruch ist der<br />

Name Eyjafjallajökull überall<br />

bekannt. Doch was machen<br />

Gletscher und Vulkan heute?<br />

Und wie sieht es rund um<br />

den Krater aus? Eine Gruppe<br />

Wanderer machte sich<br />

auf die Suche.<br />

60<br />

Neues Bauen in Schweden<br />

Hammarby Sjöstad, eine neue Wohnsiedlung am Rande<br />

der Stockholmer Innenstadt, lockt Besucher aus der ganzen<br />

Welt an. Allerdings keine Touristen auf Sightseeingtour,<br />

sondern Architekten und Stadtplaner, die sich von neuen<br />

Baukonzepten inspirieren lassen wollen.<br />

52<br />

Königsweg durchs Fjell<br />

Hohe Gipfel und tiefe Täler trennen das Fjordland vom Gudbrandsdal<br />

ab. Der Weg zwischen Oslo und Bergen wurde vor gut<br />

zwei Jahrhunderten für Reisende geebnet. Die historische Verbindung<br />

hat man nun für Wanderer und Radfahrer wiederbelebt.<br />

70<br />

Konzertreise<br />

nach Europa<br />

Das Finnische Radio-Sinfonie-<br />

Orchester feiert in dieser<br />

Saison nicht nur seinen 90.<br />

Geburtstag, sondern geht<br />

auch auf große Europa-Tournee.<br />

Nur wenige Stunden<br />

vor dem Konzert zum 100.<br />

Finnischen Nationalfeiertag<br />

stand Chefdirigent Hannu<br />

Lintu Rede und Antwort.<br />

4 <strong>Nordis</strong>


Inhalt<br />

3 Editorial<br />

6 Titelgeschichte<br />

Zur Quelle des Heiligen Nils<br />

Auf dem Pilgerweg durch Dalsland<br />

14 Reiseservice<br />

Leserreise Fjord Line<br />

reise<br />

20 Die Mütze auf dem Kopf und das Sektglas in der Hand<br />

»Hauskaa vappua« – einen schönen 1. Mai<br />

24 Ein Nationalpark als Garten<br />

Aktivurlaub an der dänischen Ostsee<br />

28 Hochspannung im Hochsommer<br />

Eine literarische Wanderreise zu den »Tatorten« beliebter Skandinavien-Krimis<br />

fahrradspezial<br />

34 Zwischen den Welten<br />

Die Ålandinseln zwischen Schweden und Finnland<br />

38 Die Vätternrundan<br />

Herausforderung und Mythos<br />

40 Zwischen Wadenkrämpfen und Glücksgefühlen<br />

<strong>Nordis</strong> tritt beim Nordsjørittet in die Pedale<br />

42 »Glædelig påske«<br />

Dänische Ostertraditionen mit Gækkebrev, Schnaps und Senfeiern<br />

oUtdoor<br />

44 Neue Outdoorprodukte<br />

46 Noch ganz dicht?<br />

Outdoorpraxis: Wasserdichte Ausrüstung<br />

48 Eis & Heiß<br />

Wandern zwischen Gletschern und Vulkanen<br />

52 Auf dem Königsweg über das Filefjell<br />

Norwegens erste Ost-West-Verbindung<br />

58 Mehr als Mathe und Englisch<br />

Besuch im Outdoor College im norwegischen Sirdal<br />

reportage<br />

60 Neues Bauen braucht das Land<br />

Hammarby Sjöstad<br />

highländer<br />

aktiv. reisen.<br />

Norwegen<br />

Schweden<br />

Finnland<br />

Baltikum<br />

Irland<br />

England<br />

Schottland<br />

nordeuropa Aktuell<br />

62 Kolumne/Suzannes Wortreich<br />

64 Fünf Fragen an …<br />

Peter Naderman, Medienexperte und Spielfilmproduzent<br />

wirtschaft<br />

66 Schwedens scharfe Klingen<br />

Made in Sweden: Morakniv<br />

68 Wirtschaftsnews<br />

nordsport<br />

69 »Hu! – Hu! – Hu!!!«<br />

Island erobert die Fußballwelt<br />

kUltur & Leben<br />

70 »Diese Konzertreise ist völlig verrückt«<br />

Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester auf Europa-Tournee<br />

72 Bildung auf die Barrikade!<br />

Interview mit Thomas Steinfeld und Per Svensson<br />

74 Kulturszene: Romane, CDs, Sachbücher, DVDs<br />

76 TV-Vorschau<br />

77 Veranstaltungen<br />

78 Kulturszene<br />

79 Leserforum/Rætsel<br />

80 Zeitzeichen: 200. Geburtstag von Aasmund Olavsson Vinje<br />

82 Vorschau/Impressum<br />

Titelfoto:<br />

© Adobe Stock | scharfsinn86<br />

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Reise<br />

Auf dem Pilgerweg durch Dalsland<br />

Zur Quelle<br />

des Heiligen Nils<br />

Der Pilgrimsleden verläuft vor<br />

allem auf einsamen Waldwegen<br />

und wenig befahrenen<br />

Schotterstraßen.<br />

6 <strong>Nordis</strong>


Pilgern – das war früher wichtig fürs Seelenheil. Was für die Menschen in der Mitte und<br />

im Süden Europas Santiago de Compostela mit dem Grab des Apostels Jakobus war,<br />

war der Nidarosdom im heutigen Trondheim für die Nordländer. 500 Jahre lang – von<br />

der Mitte des 11. Jahrhunderts bis etwa 1550 – war das imposante Gotteshaus mit dem<br />

Schrein Olafs des Heiligen – der als König Olav Haraldson 1030 in der Schlacht bei<br />

Stiklestad gefallen war – das Ziel der beschwerlichen Reise. Eine der Pilgerrouten führte<br />

vom Westufer des Vänern mitten durch Dalsland – und kann heute wieder begangen werden.<br />

TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />

<strong>Nordis</strong> 7


REISE<br />

der Pilgrimsleden ist<br />

bestens ausgeschildert.<br />

Man folgt blauen wegweisern<br />

...<br />

egal ob man pilgert oder »nur« wandert.<br />

Die Seele dankt's einem auch<br />

heute noch. Schließlich kommt der<br />

Geist zur Ruhe und der Körper zum Einsatz.<br />

Noch dazu in einer solch hügeligen<br />

und dünn besiedelten Ecke wie dem schwedischen<br />

Dalsland, durch das der »Pilgrimsleden«<br />

führt. Das Santiago de Compostela<br />

Nordeuropas heißt Nidaros – »und dorthin<br />

führen eine ganze Reihe von Pilgerwegen«,<br />

sagt die Gastronomin Kerstin Söderlund,<br />

»und einer eben auch vor meiner Haustüre<br />

vorbei«. Olavsleden heißen diese Pfade im<br />

Gegensatz zum südlichen Pendant, das<br />

nicht nach dem norwegischen König Olav<br />

Haraldson benannt ist, sondern nach dem<br />

Apostel Jakobus.<br />

Kerstin Söderlund sitzt am Tisch mit einem<br />

Kaffee und einer Kanelbulle in der Hand.<br />

Sie betreibt nicht nur das Hotel und Café<br />

Upperud 9:9 – einst ein Getreidesilo –, sondern<br />

kennt sich auch mit dem Pilgrimsleden<br />

aus. Schließlich war sie als Projektleiterin<br />

mit dafür verantwortlich, dass die an<br />

ihrem Hotel vorbeiführende historische<br />

Verbindung wiederbelebt wurde. Die Pilgerwege<br />

wurden, wie sie erzählt, nur selten<br />

freiwillig begangen. »Die Pilgerwanderung<br />

war meist eine Strafe und hatte das Ziel, im<br />

Dom im heutigen Trondheim eine Pilgermarke<br />

zu bekommen«, erzählt sie. Buße<br />

Schritt für Schritt sozusagen. Doch ab Mitte<br />

des 16. Jahrhunderts wuchs Gras über die<br />

Wege, auf denen über Jahrhunderte hinweg<br />

die Gläubigen unterwegs gewesen waren.<br />

»Schweden wurde unter König Gustav I.<br />

Wasa reformiert, die alten Klöster wurden<br />

zerstört und das Pilgern verboten«, sagt<br />

Kerstin. In der Landschaft stoße man jedoch<br />

immer noch auf jahrhundertealte Erinnerungen.<br />

»Namen wie kors oder munk<br />

zeugen von diesem Teil der Geschichte«,<br />

ergänzt die Schwedin.<br />

das wasser der<br />

seen ist trinkbar.<br />

WO SIND DIE PUNKTE?<br />

Rund 15 Kilogramm habe ich auf dem Rücken,<br />

als ich mich am Morgen von Kerstin<br />

und Upperud 9:9 verabschiede. Mit von der<br />

Partie ist an diesem Tag Gaby, die in Dalsland<br />

wohnt und schon Teile des Wegs begangen<br />

hat. »Die Strecke ist gut ausgeschildert«, hatte<br />

Kerstin uns noch mit auf den Weg gegeben.<br />

Nur an einer Stelle sollten wir genauer<br />

schauen ... Ist aber erst einmal nicht notwendig.<br />

Der Abzweig ein paar Hundert Meter<br />

nördlich der Unterkunft von der kleinen Asphaltstraße<br />

hinein in den Wald ist bestens<br />

ausgeschildert. Und dann sind da noch die<br />

regelmäßig angebrachten orangefarbenen<br />

Punkte an Bäumen und Felsen, die für die<br />

kommenden zwei Tage mein Begleiter sein<br />

werden.<br />

Schnell verschwindet das Sträßlein zischen<br />

den Bäumen, auch von den wenigen rotweißen<br />

Häuschen der kleinen Siedlung ganz<br />

in der Nähe des berühmten Aquädukts von<br />

Håverud ist bald nichts mehr zu sehen. Dafür<br />

laufen wir jetzt durch ein Wäldchen mit<br />

knorrigen Kiefern. In feuchten Senken rascheln<br />

die Blätter der Birken im Wind, auf<br />

... oder den<br />

orangefarbenen<br />

Markierungen<br />

an den bäumen.<br />

dalsland ist alles andere als flach. an<br />

einigen stellen genießt man einen<br />

tollen blick über wälder und seen.<br />

8 <strong>Nordis</strong>


Willkommene Abkühlung in<br />

einem der vielen Seen, die man<br />

auf der Wanderung streift.<br />

Morgendlicher<br />

Blick aus dem<br />

Zelt.<br />

den Felsen krallen sich die Wurzeln von Kiefern<br />

in die Gesteinsritzen. Und dort, wo<br />

selbst das nicht mehr geht, bietet sich ein<br />

toller Blick auf die waldbestandenen Hügel,<br />

auf einige Seen – und sogar einen Steinbruch.<br />

»Hier wird reiner und heller Quarzit<br />

gewonnen«, erzählt mir meine ortskundige<br />

Begleiterin.<br />

»Genauer schauen.« An diese Worte erinnere<br />

ich mich, als wir nach dem Abstieg von<br />

einem Hügel nach einer orangefarbenen<br />

Markierung suchen. Erst einmal vergeblich.<br />

Der Fußweg hinein in den Wald verliert sich<br />

zwischen Bäumen und Moos. Karte und<br />

Kompass geben ganz klar die Richtung vor.<br />

Doch die Peilung führt hinein ins Unterholz.<br />

Also wieder zurück zur Weggabelung. Genauer<br />

schauen. Tatsächlich haben wir einen<br />

Abzweig übersehen – und den nächsten<br />

orangefarbenen Punkt. Wie etliche Wanderer<br />

vor uns, die den Irrweg noch deutlicher<br />

in den weichen Untergrund gestapft haben.<br />

Freiheit am See<br />

Doch das sollte der einzige Verhauer der<br />

Tour werden. Die verläuft herrlich unspektakulär<br />

durch eine abwechslungsreiche Landschaft<br />

– meist auf kleinen Pfaden, selten auf<br />

geschotterten Waldwegen. Bald erreichen<br />

wir einen herrlich an einem See gelegenen<br />

Rastplatz, wo man auch prima in einer Hütte<br />

übernachten konnte. Dafür ist es jedoch<br />

deutlich zu früh. Doch die Mittagspause –<br />

die kann man gut hier einlegen, zumal das<br />

Kaffeewasser direkt aus dem See geholt wird.<br />

Längst sind wir dem Rhythmus unserer<br />

Schritte erlegen, die Gedanken schweifen<br />

über die Wipfel hinweg in den Himmel und<br />

wieder zurück auf die Erde, die von einer<br />

immer niedriger stehenden Sonne beleuchtet<br />

wird. Am Nordende des Djup-Sees ist ein<br />

Übernachtungsplatz mit Unterstand in der<br />

Karte eingezeichnet. Das würde prima passen,<br />

habe ich doch die Hälfte der insgesamt<br />

40 Kilometer langen Strecke nach Edsle skog<br />

hinter mir. Hier in Högelund ist auch die Stelle,<br />

wo Gaby sich in Richtung eines richtigen<br />

Betts verabschieden wird, während ich mich<br />

auf eine Nacht in der Natur freue. Doch es<br />

bleibt ein Rätsel, warum der Rastplatz am<br />

Hang aufgebaut wurde – ein ganzes Stück<br />

entfernt von Frischwasser.<br />

»Du wirst sicher ein schönes Plätzchen finden«,<br />

sagt Gaby zum Abschied, bevor ich<br />

von dem Sträßlein zu einem abgelegenen<br />

Gehöft bei Högelund abbiege und wieder in<br />

den Wald eintauche. Gerade einmal zwei Kilometer<br />

entfernt ist in der Karte verheißungsvoll<br />

ein Gewässer eingezeichnet. Bald steige<br />

ich an Felsen vorbei einen steilen Abhang<br />

hinunter und stehe in einer Art Canyon, dessen<br />

Grund von Wasser bedeckt ist: der Rumpesjön.<br />

Ein wildromantischer Anblick, der<br />

allerdings mit dem Nachteil verbunden ist,<br />

dass kein vernünftiger Platz für ein Zelt zu<br />

entdecken ist. Und hier unten gibt es weder<br />

Abend- noch Morgensonne. Also weiter –<br />

zuerst steil hinauf und dann leicht abfallend<br />

zum nächsten See. Am Holevattnet endet<br />

meine Tagesetappe direkt am Ufer. Für mein<br />

kleines und leichtes Zelt finde ich mit etwas<br />

Mühe einen Platz im Wald direkt am Ufer.<br />

Nicht ideal, aber ebene und trockene Flächen<br />

sind rar: Wo es flach ist, ist es feucht,<br />

und wo es trocken ist, ist der Boden uneben<br />

und mit Bäumen gespickt.<br />

Doch es passt. Das Zelt ist schnell aufgestellt.<br />

Und nach einem erfrischenden Bad rauscht<br />

der Kocher. Tütennahrung hat den unschätzbaren<br />

Vorteil, rasch fertig zu sein. Und dreckiges<br />

Geschirr, das man hinterher spülen<br />

müsste (Stichwort: Tomatensoße und kaltes<br />

Wasser), gibt es auch nicht. Schmecken tut<br />

es außerdem – noch dazu mit Blick auf den<br />

See, in dem sich die untergehende Sonne<br />

spiegelt. Es sind Momente wie dieser, die<br />

den Reiz von Mehrtagestouren ausmachen,<br />

in denen das Gefühl von Freiheit sich breitmacht.<br />

Finaler Anstieg<br />

Kaffee und kaltes Wasser bringen den Körper<br />

am nächsten Morgen in Gang. Rund 20<br />

Kilometer liegen vor mir. Sie verlaufen auf<br />

schmalen Pfaden und Fahrwegen, führen<br />

durch dichten Wald oder an Weiden vorbei,<br />

die an ein einsames Gehöft grenzen. »Pilgrimsleden?«,<br />

fragt ein Mann, der seinen<br />

Hund Gassi führt. Er selbst sei die Strecke<br />

auch schon gewandert, ergänzt er und gibt<br />

einen Kaffee aus. »Vor dir liegt ein schöner<br />

Abschnitt am Tansjön entlang«, sagt er und<br />

empfiehlt, die Mittagspause am dortigen,<br />

ein paar Meter abseits des Weges liegenden<br />

Rastplatz zu verbringen. »Da kann man<br />

auch prima baden«. Die Chance nutze ich<br />

gerne, schließlich ist es mittlerweile warm,<br />

für schwedische Verhältnisse fast schon<br />

heiß geworden.<br />

Rund sieben Kilometer habe ich noch vor<br />

mir. Das sollte bis zum späten Nachmittag<br />

gut zu schaffen sein. Kurz vor Edsleskog<br />

geht es noch einmal bergauf. Endspurt auf<br />

einen Hügel, der sich als Endpunkt einer<br />

Skianlage mit toller Aussicht auf den Ort<br />

und den See Edslan entpuppt. Warum man<br />

ausgerechnet hier oben eine Schutzhütte<br />

für die Wanderer aufgestellt hat? Ohne<br />

Wasser, dafür gerade einmal eine halbe<br />

Stunde vom Ort entfernt ... Aber Skifahrer,<br />

die sich aufwärmen wollen, dürften sich<br />

über das schöne Plätzchen freuen.<br />

Pfarrer wird Heiliger<br />

Eine halbe Stunde später werfe ich den<br />

Rucksack in mein Zimmer im Edsleskog<br />

Wärdshus. Das kühle Bier gibt es in einer<br />

Hollywood-Schaukel im Garten der Unterkunft<br />

– mit Blick auf den See. Mehr<br />

braucht es in einem solchen Moment<br />

Fika! Ein guter Kocher<br />

gehört nicht zuletzt deshalb<br />

in den Rucksack.<br />

<strong>Nordis</strong> 9


Reise<br />

Aussichtsreicher Platz<br />

am Ende der Tour im<br />

Edsleskogs Wärdshus.<br />

nicht. Dass ich auf einem Pilgerweg unterwegs<br />

war, ist bis zu diesem Abend in<br />

Edsleskog nicht zu bemerken gewesen.<br />

Doch das ändert sich jetzt. Mithilfe eines<br />

ausgewanderten Holländers. Johan Postma<br />

lebt mit seiner Familie seit zehn<br />

Jahren in Dalsland und betreibt das<br />

Wirtshaus, an dem der Pilgrimsleden vorbeiführt<br />

und das das Endziel meiner Wanderung<br />

ist.<br />

Johan nimmt mich mit zu einem nahe gelegenen<br />

Friedhof und zu einer unscheinbaren<br />

Quelle. Und erzählt. »Hier lebte<br />

einst der Priester Nils«, sagt der Holländer.<br />

Nach einem Gottesdienst seien zwei<br />

betrunkene Männer zu ihm gekommen.<br />

Ihre Forderung: Der Geistliche solle alle<br />

Gottesdienstbesucher noch einmal zusammenrufen,<br />

um die Heilige Messe erneut<br />

zu feiern. Nicht möglich, habe Nils<br />

gesagt, aber sie könnten ja am kommenden<br />

Sonntag noch einmal kommen. Das<br />

erzürnte die beiden Trunkenbolde so<br />

sehr, dass sie den Gottesmann niederschlugen<br />

– er starb. Am nächsten Tag<br />

wurde er von den Dorfbewohnern gefunden.<br />

»Dort, wo sein Leichnam lag, sprudelte<br />

eine Quelle, die als Zeichen Gottes<br />

gesehen wurde«, gibt Johan die Geschichte<br />

wieder. Menschen, die deren Wasser<br />

tranken, sollen von ihrem Leiden, von<br />

Blindheit und Lahmheit erlöst worden<br />

sein. »So zumindest der Mythos.« Nils<br />

wurde posthum heiliggesprochen und in<br />

Edsleskog eine Holzkirche gebaut – »die<br />

größte in der Gegend«, wie Johan sagt.<br />

Von der sind allerdings nur ein paar<br />

Grundsteine auf dem Friedhof erhalten<br />

geblieben. <br />

•<br />

Allgemeine Informationen<br />

Dalsland: www.vastsverige.com. Auf der<br />

Webseite findet man auch einen Link<br />

zum Pilgerweg. Informieren kann man<br />

sich auch auf https://visitsweden.de/<br />

auf-dem-pilgerweg-durch-dalsland.<br />

ANREISE<br />

Wer mit dem eigenen Auto anreist,<br />

kommt mit der Stena Line (www.stenaline.de)<br />

bequem von Kiel nach Göteborg.<br />

Von dort sind es noch gut zwei Stunden<br />

(150 Kilometer) bis zum Ausgangspunkt<br />

nach Upperud. Eine Alternative dazu ist<br />

der Flug nach Göteborg und weiter mit<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus bzw.<br />

Zug).<br />

WANDERUNG<br />

Der Pilgerweg durch Dalsland ist 100<br />

Kilometer lang. Die spannendste<br />

Strecke führt jedoch von Upperud<br />

nach Edsleskog. Dieses Teilstück ist<br />

40 Kilometer lang und in zwei Tagen zu<br />

schaffen. Entspannter ist es, wenn man<br />

sich drei Tage Zeit nimmt und ein paar<br />

Badepausen einlegt. Es gibt unterwegs<br />

mehrere Rastplätze, die zum Teil herrlich<br />

am See liegen (zum Beispiel Tansjön circa<br />

zehn Kilometer südlich von Edsleskog).<br />

Andere Übernachtungsplätze wie der auf<br />

halber Strecke bei Högelund bzw. kurz<br />

vor Edsleskog sind zwar neu eingerichtet,<br />

allerdings nicht gerade idyllisch und<br />

schon gar nicht in Wassernähe gelegen.<br />

Mit einem Zelt ist man unabhängig, kann<br />

auf das Jedermannsrecht bauen und<br />

ausweichen, falls eine der Hütten belegt<br />

ist. Der Weg ist für jeden geeignet, der<br />

eine einigermaßen gute Kondition hat.<br />

Allerdings sollte man das Vorhaben auch<br />

nicht unterschätzen. Dalsland hat keine<br />

hohen Gipfel, aber es geht ständig auf<br />

und ab.<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Auf der Strecke zwischen Upperud und<br />

Edsleskog gibt es, wie oben beschrieben,<br />

keine Unterkünfte. Deshalb gehören<br />

zumindest ein Schlafsack, Isomatte und<br />

Kochgeschirr in den Rucksack, eventuell<br />

auch ein Zelt (in meinem Fall das extreme<br />

Leichtgewicht Lofoten 2 von <strong>Nordis</strong>k).<br />

Wasser kann man überall in den sauberen<br />

Gewässern nachfüllen. Lebensmittel<br />

muss man mitnehmen, da es unterwegs<br />

keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Leichte<br />

Wanderschuhe sind unbedingt empfehlenswert.<br />

Ins Gepäck gehört neben<br />

Regenschutz auch Badekleidung, da man<br />

unterwegs einige Badeplätze passiert.<br />

ÜBERNACHTUNG<br />

Upperud 9:9<br />

Upperud 9,<br />

S-464 40 Åsensbruk<br />

Tel. +46-707 49 87 79<br />

info@upperud.se.<br />

www.upperud.se<br />

Edsleskogs Wärdshus<br />

Timmerviken 134<br />

S-66291 Edsleskog<br />

Tel. +46-532 510 55<br />

edsleskogswardshus@telia.com<br />

www.edsleskogswardshus.se<br />

PILGER-PAKET<br />

Kerstin Söderlund von Upperud<br />

9:9 bietet ein Wanderpaket an.<br />

Im Preis ab 2.990 SEK pro Person<br />

sind enthalten:<br />

• 2 Übernachtungen (Upperud und<br />

Edsleskog) im Doppelzimmer<br />

(2 Personen)<br />

• 2-mal Frühstück<br />

• 2-mal warmes Abendessen<br />

• Tourenbeschreibung<br />

und Karte<br />

• Rücktransport nach Upperud<br />

<strong>Nordis</strong>-Tipp<br />

Wer in der Gegend ist, sollte unbedingt<br />

»Not Quite« in Fengersfors besuchen.<br />

In der ehemaligen Eisenverarbeitungsanlage<br />

und Papierfabrik ist heute ein<br />

Kulturzentrum untergebracht, das von<br />

Künstlern und Kunsthandwerkern in<br />

Form einer Kooperative betrieben wird.<br />

www.notquite.se<br />

10 <strong>Nordis</strong>


NORDIS-TIPPS<br />

Wanderliteratur nordeuropa<br />

auch in Zeiten von onlinekartendiensten und gPs-navigation ist ein guter<br />

reiseführer bei der Planung, vorbereitung und durchführung einer wanderung<br />

eigentlich nicht wegzudenken. nordis hat eine auswahl an büchern<br />

zum thema »wandern in nordeuropa« unter die lupe genommen.<br />

ZUsaMMengestellt von stefanie becker<br />

tiPP 1 – Der Wälzer<br />

Nach dem Auftakt zur Region »Nordskandinavien« legt der Thomas-Kettler-Verlag nun mit einem ebenso<br />

opulenten Nachschlagewerk zu Mittelnorwegen und Mittelschweden nach. Der Wanderführer »Mittelskandinavien«<br />

versammelt mehr als 200 Wanderrouten in den Regionen Sylarna, Femundmarka & Rogen, Rondane,<br />

Dovrefjell, Trollheimen, Nordmøre und Tafjordfjell. Genau wie sein Vorgänger sind die detailliert beschriebenen<br />

Wege unterteilt in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade von »leicht« über »mäßig« bis hin zu »herausfordernd<br />

« und »sehr anspruchsvoll«. Großformatige Übersichtskarten zu den Einzeletappen erleichtern die individuelle<br />

Planung eigener Wandertouren. Farbig unterlegte Infokästen liefern außerdem Vorschläge für beliebte<br />

Etappenkombinationen als Weitwanderweg. Zusätzlich bieten die sorgfältig zusammengestellten Informationen<br />

zur Anreise, Übernachtung und dem richtigen Verhalten in der freien Natur eine gute Unterstützung bei der<br />

Reisevorbereitung und Durchführung. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Sowohl Wanderneulingen, als auch erfahrenen Outdoorurlaubern,<br />

die neue Anregungen suchen, ist dieses Buch uneingeschränkt zu empfehlen.<br />

Harri Ahonen: mittelskandinavien – Wanderwege.<br />

thomas-Kettler-verlag, 21,5x21,5 cm, Hardcover, 361 S., 29,90 €.<br />

tiPP 2 – Die HAnDliCHen<br />

Was das »kleine Schwarze« für den Cocktailempfang ist, sind die »kleinen Gelben« aus dem Conrad Stein Verlag<br />

für Wanderer. »Outdoor – der Weg ist das Ziel« heißen die handlichen und praktischen Wanderführer, die<br />

es auch für zahlreiche Ziele in Skandinavien gibt. Immer gleich ist der Aufbau mit den wichtigsten Infos zu Land<br />

und Leuten sowie praktischen Reisehinweisen. äußerst hilfreich sind die sachlichen und informativen Beschreibungen<br />

der Wanderungen. Hier kann man schon im Vorfeld abschätzen, ob man der Tour gewachsen ist oder<br />

sich lieber ein anderes Ziel sucht. Adressen erleichtern die Reiseplanung und Vorbereitung – so zum Beispiel<br />

die Frage, ob man in einer Hütte übernachten kann oder besser das Zelt in den Rucksack steckt. Aufgrund<br />

des geringen Gewichts und der genauen Tourenbeschreibung sollte man die Büchlein immer dabeihaben. Sie<br />

leisten unterwegs sehr gute Dienste, sollten jedoch zumindest durch eine Karte und je nach Gebiet auch durch<br />

ein GPS-Gerät ergänzt werden (Positionsdaten und GPS-Tracks als Download-Links werden in den Büchern<br />

angegeben). Weitere aktuelle Titel findet man unter www.conrad-stein-verlag.de.<br />

michael Hennemann: Schweden: Padjelantaleden. 1. Aufl. <strong>2018</strong>, Conrad Stein verlag, 96 S., 9,90 €.<br />

Sara Ann Danielsson: e1 Kautokeino – nordkap, 1. Aufl. 2017, Conrad Stein verlag, 128 S., 10,90 €.<br />

tonia Körner: norwegen: Hardangervidda, 7. überarb. Auflage 2017, Conrad Stein verlag, 224 S. 14,90 €.<br />

tiPP 3 – lofoten oDer lAPPlAnD?<br />

Oder doch lieber durch Norwegens Süden? Ganz egal. Wer in Skandinavien wandern möchte, der ist mit den<br />

kleinen roten Bändchen vom Bergverlag Rother bestens beraten. Sie passen in jede Jackentasche, kommen mit<br />

nützlichen Angaben zu Land, Leuten und Sprache daher und liefern, was vor allem für Besitzer eines GPS-Gerätes<br />

sehr praktisch ist, die zu den Routen passenden GPS-Tracks gleich als Downloadlink mit. Empfehlenswert<br />

ist z.B. Andrea und Tobias Kostials Wanderführer zu den Lofoten und Vesterålen. 50 ausführliche Tourenbeschreibungen<br />

und detailliertes Kartenmaterial mit genauen Höhenangaben erleichtern die Suche nach der geeigneten<br />

Tour. Farbreiche Naturfotografien und Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten vor Ort komplettieren<br />

das kompakte Wanderpaketchen. 2017 erschien außerdem in Neuauflage der Rother Wanderführer »Norwegen<br />

Süd« mit 53 ausgewählten Fjord- und Bergwanderungen im südlichen Teil Norwegens zwischen Oslo,<br />

Lillehammer und Bergen. Der Bergverlag hat noch eine ganze Reihe weiterer Titel (auch für Wanderregionen in<br />

Dänemark, Island und Schweden) im Programm. Einfach mal stöbern unter www.rother.de.<br />

Bernhard Pollmann: Wanderführer norwegen Süd. Bergverlag rother, 176 S., 12,99 €.<br />

Andrea und tobias Kostial: Wanderführer lofoten und vesterålen. Bergverlag rother, 184 S., 14,90 €.<br />

tiPP 4 – Der fJälleXPerte<br />

Gemeinsam mit seiner Frau Miriam hat Christoph Schenk im vergangenen Jahr einen ganz persönlichen Wander-<br />

und Radtourenführer zum Oviksfjäll veröffentlicht. Hier in der schwedischen Region Jämtland betreiben die<br />

beiden den Ferienhof Galå Fjällgård mit Hütten, Campingplatz und Sommercafé. Als Urlaubsanbieter mit vielen<br />

Gästen aus dem deutschsprachigen Raum haben sie seit vielen Jahren einen ansprechenden und kompakten<br />

Wanderführer in deutscher Sprache vermisst und ihn schließlich selbst herausgebracht. Das 108 Seiten starke<br />

Buch versammelt insgesamt 25 ausgewählte Wanderungen und 13 Mountainbike- und Radtouren im Oviksfäll.<br />

Viele der Touren starten direkt am Ferienhof, andere wiederum sind mit Anfahrtsbeschreibungen versehen,<br />

sodass man problemlos den Einstieg zur Strecke findet. Insgesamt ist vom halbstündigen Rundweg über leichte<br />

Wanderungen bis zur mehrstündigen Tagestour für jeden Wandergeschmack etwas dabei. Detaillierte topografische<br />

Karten, eine kleine Erläuterung schwedischer Begriffe, informative Tipps zur Region und vor allem<br />

die gründlich vor Ort recherchierten Wegbeschreibungen machen den Wanderführer zu einem praktischen<br />

Begleiter im jämtländischen Fjäll.<br />

Christoph Schenk: oviksfjällen. Aktiv in Schweden. 108 S., 18 € inklusive versand nach Deutschland,<br />

15 € im verkauf vor ort (www.fjallgard.com).


ZURÜCK ZUR NATUR!<br />

DALSLAND<br />

Nah, wunderschön und vielseitig!<br />

DALSLAND ist nicht nur das seenreichste Gebiet<br />

Schwedens, hier warten auch unberührte<br />

Wälder, Berge, der 250 km lange Dalslandkanal<br />

und die schöne Vänernseeküste auf dich.<br />

Erholen, erleben, geniessen! Aktivurlaub für die<br />

ganze Familie in Dalsland.<br />

www.dalsland.com<br />

Kanalfahrten mit<br />

der M/S Storholmen<br />

Erleben Sie den schönen Dalslandkanal<br />

mit der M/S Storholmen. Halb- und Ganztagstouren,<br />

Rundfahrten in Kombination<br />

mit dem Schienenbus. Touren nach Fahrplan<br />

von Mitte Juni bis Mitte August.<br />

Restaurant an Bord.<br />

M/S Storholmen<br />

storholmen.com<br />

+46 (0)705 410 633<br />

DVVJ - Dalslands<br />

Vergnügliches VerkehrsJuvel<br />

Mit dem Zug oder der Draisine fahren Sie<br />

gemütlich und stressfrei durch die schönsten<br />

Ecken der Regionen Dalsland und<br />

Värmland. Tipp: Rundfahrten mit Zug und<br />

Passagierschiff auf dem Dalslandkanal!<br />

DVVJ<br />

dvvj.se<br />

Bengtsfors +46 (0)531 52 68 01<br />

Årjäng +46 (0)573 71 17 90<br />

Foto Roger Borgelid


Willkommen auf dem Elchberg<br />

Entdecken Sie Hunneberg und unser spannendes<br />

Zentrum für Naturerlebnisse.<br />

Begleiten Sie unsere deutschsprachigen<br />

Naturführer auf Elch- und Bibersafari.<br />

Erleben Sie Schwedens fantastische Natur<br />

mit Kanu und Mountainbike.<br />

Das Königliche Jagdmuseum,<br />

Älgens berg<br />

algensberg.com<br />

+46 (0)521 27 00 40<br />

B&B - Ferienhof am See Stora Lee<br />

- Schöne Zimmer m. Frühstück u. Seeblick<br />

- Fahrrad-, Kanu- und Kajakverleih<br />

- Angelboote & Angelkarten. Wanderwege<br />

- Kinderfreundlich. Familjäre Atmoshpäre<br />

- Hofleben mit Tieren. Naturprodukte<br />

- Ferienwohnung, Ferienhaus, kl. Zeltplatz<br />

Genieß die Natur!<br />

Villa Smile in Nössemark<br />

villa-smile.com<br />

+46 (0)702 980 455<br />

Audiens z beim König<br />

Besuch unsere 8 Elche in ihrem Waldgehege.<br />

Erlebe den König der nordischen Wälder<br />

aus allernächster Nähe und lerne mehr<br />

über diese imposanten Tiere. Kom zu den<br />

Fütterungen um 11, 13 und 15 Uhr.<br />

Großer Shop mit Elchsouvenirs. Elch-Café.<br />

18/6 - 26/8 täglich 11-17 Uhr. Willkommen!<br />

Dalslands Moose Ranch<br />

dalslandsmooseranch.se<br />

+46 (0) 721 662 915<br />

Wohnen in einem Getreidesilo<br />

Upperud 9:9 bietet dir ein Wohnerlebnis<br />

der besonderen Art. Willkommen in den<br />

modernen, coolen Apartments dieses<br />

ehemaligen Getreidesilos. Idyllische Lage<br />

am Dalslandkanal und am 100 km langen<br />

Wanderweg ”Pilgrimsleden“. Wanderpakete.<br />

Info-Service für Wanderer.<br />

Upperud 9:9<br />

upperud.se<br />

+46 (0)707 498 779<br />

Natur pur mit dem Kanu<br />

Wir arrangieren dein Traumabenteuer im<br />

schönsten Seensystem Europas. Genieß<br />

die Stille der Natur, unsere klaren Seen<br />

und unberührten Wälder mit Silverlake in<br />

Bengtsfors. Vermietung von Kanus, Kajaks<br />

& Mountainbikes. Logis, Zeltplatz, Tourenplanung<br />

& Pakete.<br />

Silverlake Camp & Kanot<br />

silverlake.se<br />

+46 (0)531 121 73<br />

Abschalten wie die Schweden<br />

Nur du und die Natur um dich herum. Du<br />

schläfst mit Blick in den Sternenhimmel ein<br />

und wachst von den wärmenden Strahlen<br />

der aufgehenden Sonne auf. Gönn dir das<br />

einmalige Wohnerlebnis in einer der dalsländischen<br />

72 Hour Cabins. Fast wie unter<br />

freiem Himmel - nur bequemer!<br />

The 72 Hour Cabin<br />

72hcabin.com<br />

#72hcabin


LESERREISE<br />

Mit fjord line und<br />

nordis in die region<br />

stavanger<br />

Fjorde uNd Meer<br />

AB<br />

norwegens öl-hauptstadt stavanger hat weit mehr zu bieten als das ölmuseum<br />

und die pittoreske altstadt mit ihren weißen und bunten holzhäuschen. hier trifft<br />

alte auf moderne achitektur, traditionskunst auf street art und alteingesessene cafés<br />

auf eine junge und lebendige gastroszene. die stadt ist außerdem der perfekte gangspunkt, um die faszinierende natur, geschichte und kultur der fjordregion<br />

auskennenzulernen.<br />

599 € p. P.<br />

DZ/DK (innen)<br />

Zusammen mit Fjord Line bietet <strong>Nordis</strong><br />

allen Leserinnen und Lesern vom 27.<br />

bis 30. September <strong>2018</strong> die Möglichkeit,<br />

mit auf einen spannenden Kurztrip in<br />

die Region Stavanger zu kommen.<br />

uNSer reiSeprograMM<br />

TAG 1, 27.9.: ANREISE<br />

HAMBURG ZOB – HIRTSHALS<br />

Individuelle Anreise bis Hamburg ZOB. Ab ca.<br />

11:00 Uhr fahren wir von hier gemeinsam mit<br />

dem Bus über die deutsch-dänische Grenze bis<br />

nach Hirtshals. Hier legt der moderne Cruiseliner<br />

der Fjord Line um 20:00 Uhr in Richtung Norwegen<br />

ab. Freuen Sie sich auf Ihre Seereise mit einem<br />

der neuen und komfortablen Schiffe der Fjord Line<br />

und genießen Sie das Ambiente an Bord. Übernachtung<br />

in der gewählten Kabinenkategorie.<br />

TAG 2, 28.9.:<br />

STAVANGER – HAUGESUND<br />

Um 6:30 Uhr legt das Schiff in Stavanger an.<br />

Nach der Ausschiffung fahren wir in nördlicher<br />

Richtung zunächst nach Mortavika.<br />

Von hier machen wir eine schöne Fährüberfahrt<br />

nach Årsvågen. Auf der Europastraße<br />

39 geht es weiter in die kleine hübsche Küstenstadt<br />

Haugesund und weiter nach Avaldsnes<br />

auf der Insel Karmøy, wo wir den Wikingerhof<br />

besuchen. Er wurde anhand<br />

archäologischer Funde aus Rogaland rekonstruiert<br />

und besteht aus einem Langhaus,<br />

einem Grubenhaus, einem Rundhaus sowie<br />

einem Bootshaus. Hier wird man geradewegs<br />

in die Zeit der Wikinger zurückversetzt!<br />

Anschließend besteht die Möglichkeit<br />

zu einem Abstecher in die kleine idyllische<br />

Stadt von Skudeneshavn, eine richtige Perle.<br />

Rückfahrt durch den neuen Tunnel nach Stavanger<br />

zum Hotel, wo uns ein gemeinsames<br />

Abendessen erwartet.<br />

TAG 3, 29.9.: STAVANGER<br />

Nach dem Frühstück im Hotel wartet eine<br />

weitere Fjordtour auf uns – in nordöstlicher<br />

Richtung. Wir fahren zunächst mit der Fähre<br />

nach Tau. Danach besuchen wir die Glaskünstlerin<br />

Astrid in ihrem Hof »Glasskjellaren«.<br />

Anschließend geht es durch eine einmalig-schöne<br />

Landschaft nach Årdal, wo wir<br />

die alte Kirche von Årdal besichtigen werden.<br />

Sie gehört zu den charakteristischsten<br />

und schönsten Renaissancekirchen aus Holz<br />

aus dem 17. Jahrhundert. Ehe wir zurück<br />

nach Stavanger fahren, steht ein Besuch im<br />

Lilland Brewery Hotel auf dem Programm.<br />

Zurück in Stavanger ist es Zeit, wieder auf<br />

der Fjord Line Fähre einzuschiffen. Um<br />

20:00 Uhr ist Abfahrt mit der Fjord Line<br />

nach Hirtshals. Übernachtung in der gewählten<br />

Kabinenkategorie.<br />

TAG 4, 30.9. HEIMREISE<br />

HIRTSHALS – HAMBURG ZOB<br />

Ein letztes Mal schlemmen wir am Frühstücksbüfett,<br />

bevor das Schiff um 8:00 Uhr in<br />

Hirtshals anlegt und wir die Heimreise nach<br />

Hamburg antreten. Individuelle Weiterreise<br />

ab Hamburg ZOB.<br />

•<br />

14 <strong>Nordis</strong><br />

Foto: © Espen Gees, Fjord Line<br />

inKlUSiv-leiStUngen<br />

• Fahrt im Komfortreisebus<br />

ab/bis Hamburg<br />

• 1 x Übernachtung in 2-Bettkabinen<br />

(innen) mit DU/WC auf der Fjord Line<br />

von Hirtshals nach Stavanger<br />

• 1 x Abendessen (Commander<br />

Büffet-Restaurant) Hinfahrt<br />

• 1 x Übernachtung mit Frühstücksbüfett<br />

in 2-Bettkabinen (innen) mit<br />

DU/WC auf der Fjord Line von<br />

Stavanger nach Hirtshals<br />

• 1 x Übernachtung mit Halbpension<br />

im guten Mittelklassehotel, alle<br />

Zimmer mit DU/WC<br />

• alle innernorwegischen Fährpassagen<br />

lt. Programm<br />

• Mittagessen/Imbiss während den<br />

Ausflüge am 2. und 3. Tag (Raum<br />

Haugesund & Raum Tau)<br />

• Eintritt Wikingerhof Avaldsnes<br />

• Eintritt »Glasskjellaren«<br />

• <strong>Nordis</strong>-Reisebegleitung durch<br />

Jörn Backhaus<br />

fAKUltAtive leiStUngen<br />

• Frühstücksbüfett Fjord Line Hinfahrt 19 €<br />

• Abendbüffet Fjord Line (Rückfahrt) 43€<br />

KABinen-zUSCHläge P. P.<br />

• Doppelkabine außen 13 €<br />

• Einzelzimmer/ Einzelkabine innen 158 €<br />

• Einzelzimmer/ Einzelkabine außen 184 €<br />

Veranstalter dieser Reise ist die Firma<br />

TravelTraders in Norwegen. Buchung und<br />

Information bei Travel Traders<br />

(www.traveltraders.eu/nordisleserreise)<br />

per E-Mail booking@traveltraders.eu<br />

oder telefonisch unter +49-531 1238 113.<br />

Stichwort: »Fjord Line-Leserreise«.<br />

(Judith Rischbieter, Thor Gjerde –<br />

Travel Traders).<br />

Mindestteilnehmerzahl: 25 Personen


Ökologische Bauweise & individuelle Raumkonzepte<br />

KfW förderfähig, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Frank Schöbel | fon: 030 649 27 25<br />

boreal-haus<br />

AKOST GmbH | Kalübber Str. 1 | 17039 Zirzow | www.akost-hausbau.de<br />

set geo-aktiv | Anzeige: NORDIS Reisemagazin | 87 x 61 mm, 4c<br />

Island, Grönland,<br />

Färöer und Spitzbergen<br />

Individuelle Reiseplanung und Gruppenreisen<br />

Zeit für Individualität. +49 (0) 8502 9 17 17 80 oder www.set-geo-aktiv.de<br />

Grövelsjöfjällen – schwedischnorwegisches<br />

Grenzland<br />

Im nördlichsten Dalarna in Schweden und in<br />

der östlichen Femundsmark in Norwegen<br />

finden Sie mehr als 2.000 Quadratkilometer<br />

geschützte Natur. Ein leicht zugängliches<br />

und weitläufiges Gebirge, uralte Wälder,<br />

glitzernde Seen und Wandermöglichkeiten<br />

liegen direkt vor der Haustür.<br />

Eine Vielzahl markierter Wanderwege, auf denen<br />

man immer wieder Rentiere trifft, ungeahnte Paddelund<br />

Angelmöglichkeiten, organisierte Aktivitäten sowie<br />

eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und Tourentipps<br />

machen Ihren Urlaub zu etwas Besonderem.<br />

Lassen Sie sich kulinarisch verwöhnen und genießen<br />

Sie Ihren Aufenthalt in den gemütlichen Unterkünften.<br />

Besuchen Sie unsere Webseite auf<br />

www.grovelsjon.com für weitere Informationen<br />

oder schreiben Sie ein E-Mail an info@grovelsjon.com.<br />

<strong>Nordis</strong> 15


REISESERVICE<br />

Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />

Foto: © Gåla Fjällgård<br />

Fjällwandern im<br />

schwedischen Jämtland<br />

Schweden In wilder und einsamer Landschaft mitten in<br />

Jämtland bietet der familiengeführte Ferienhof Galå Fjällgård mit seinen<br />

Blockhäusern Urlaub abseits des Massentourismus. Die Hauptaktivitäten<br />

im Sommer sind unterschiedliche Wanderungen in den Wäldern und Berggebieten<br />

des Oviksfjälls, das mit dem Hundshögen auf 1.372 m Höhe ein<br />

wunderbares Gipfelziel mit Weitblick zu bieten hat. Weitere Aktivitäten<br />

sind im Sommer Angeln und die Vermietung von Kanu und Mountainbikes.<br />

Für gemütliche Abende sorgt das Lagerfeuer in der Grillhütte. Für<br />

Kinder steht ein eigener Spielplatz zur Verfügung. Unbeschwerte und erholsame<br />

Urlaubstage im modernen Blockhaus stehen auf dem Hof im Fokus.<br />

Campinggäste mit Wohnmobil oder Wohnwagen finden auf ihrer<br />

Rundreise durch Schweden auf dem Galå Fjällgård einen idyllischen Campingplatz<br />

mit neugebautem Servicehaus. Die Anlage umgibt ein unberührter,<br />

uriger Wald, den man auf hauseigenen Pfaden erkunden kann. Ihre<br />

langjährigen Erfahrungen hat die aus Deutschland ausgewanderte Familie<br />

in Buchform im Wander- und Aktivführer »Oviksfjällen – Aktiv in Schweden«<br />

gebündelt. Er stellt 25 ausgewählte Wanderungen und 12 MTB-Touren<br />

mit vielen Bildern und ansprechendem Kartenmaterial vor (siehe <strong>Nordis</strong>-Wanderbuchtipps<br />

auf Seite 11). Weitere Informationen finden sich auf<br />

www.gala-fjallgard.com oder auf Facebook: »galafjallgard«. (red)<br />

Auf Schusters Rappen ins Fjäll: Rund um den Ferienhof Gåla<br />

Fjällgård wird dieser Urlaubstraum schnell Wirklichkeit.<br />

Wandern in den Westfjorden Islands<br />

Island Die Westfjorde sind die abgelegenste Region Islands.<br />

Auf Rundreisen wegen der enormen Straßenentfernungen meist »links liegen<br />

gelassen«, hat sich hier eine Welt erhalten, die ursprünglicher und geologisch<br />

älter ist als in den meisten anderen Teilen der Insel. Mächtige Basaltplateaus<br />

und tief eingeschnittene Fjorde prägen das Bild. Auf der<br />

15-tägigen Rundreise mit contrastravel kann man die Landschaft und die<br />

jahrhundertealte Tradition der Region in kleiner Runde (max. 8 Teilnehmer)<br />

intensiv und mit der nötigen Ruhe kennenlernen. Im Fokus stehen<br />

leichte und mittelschwere Wanderungen mit Tagesgepäck, u.a. zu imposanten<br />

Steilküsten mit den größten Vogelkolonien im Nordatlantik. Mancherorts<br />

bieten sich optionale Ausflugsmöglichkeiten (Paddeltouren/Bootsausflüge)<br />

an. Darüber hinaus stehen auch Badeerlebnisse in kleinen Bädern<br />

und Hot Pots auf dem Programm. (Badehose/-anzug nicht vergessen!). Zur<br />

Übernachtung werden ausgesuchte, familiäre Gäste- und Ferienhäuser angesteuert.<br />

In der Regel wird in Mehrbettzimmern im eigenen Schlafsack<br />

übernachtet und gemeinsam gekocht. Die Tagesverpflegung (Mittag/Picknick)<br />

kauft jeder Teilnehmer für sich selbst während der Einkaufsgelegenheiten.<br />

Eine Ausnahme ist die Übernachtung im Gästehaus Djúpavík in der<br />

Strandir-Region (Tag 11–13). Hier warten Doppelzimmer mit gemachten<br />

Betten und die gute Küche der Gastgeber auf die Reisenden. Die An- und<br />

Mit dem Seekajak geht es am Hardangerfjord auf naturnahe<br />

Entdeckungstour.<br />

Mit dem Seekajak auf dem<br />

Hardangerfjord<br />

NORWEGEN Blaues Fjordwasser, steile Felswände und atemberaubende<br />

Panoramen machen den Hardangerfjord und seine kleineren<br />

»Brüder zu einem faszinierenden Erlebnis. Ein ideales Fortbewegungsmittel,<br />

um die Fjorde zu erkunden und im Urlaub zu entschleunigen, sind<br />

Kajaks. Auf der 15-tägigen Seekajaktour mit Club Aktiv erkunden die Teilnehmer<br />

die Fjordnatur in moderaten Tagesetappen. Zwischendurch locken<br />

einladende Rast- und Übernachtungsplätze. »Wir wollten Fjorde pur! …<br />

und die haben wir bekommen«, begeistert sich Guide Andreas nach der<br />

ersten Erkundungstour. Club Aktiv bietet die Gruppenreise von Juni bis<br />

August <strong>2018</strong> zu vier verschiedenen Terminen an (3.6.–7.7.| 5.7.–19.7.|<br />

17.7.–31.7.| 29.7.–12.8.). Dank eines sorgfältigen Einweisungskurses ins<br />

Seekajakfahren am ersten Reisetag, ist die Tour auch für Personen geeignet,<br />

die noch keine Paddelerfahrung besitzen. Anschließend wird das Gepäck<br />

wasserdicht verstaut und losgepaddelt. Ringsherum steile Felswände, geradeaus<br />

der Fjord: So nah wie hier kommen Reisende der Natur nur selten.<br />

Wer hoch hinaus will, kann optional eine Gletscherwanderung zum Folgefonna<br />

unternehmen. Norwegens drittgrößter Festlandsgletscher, liegt auf<br />

einer Höhe von 1.662 m direkt am Hardangerfjord. Im Reisepreis (1.598 €)<br />

inbegriffen sind neben der kompletten Boots- und Tourenausrüstung und<br />

der Begleitung durch einen kajakerfahrenen, deutschsprachigen Guide<br />

auch die Bahnanreise ab Hamburg zur Fähre und die Fährfahrt Hirtshals –<br />

Bergen – Hirtshals mit Fjord Line. Weitere Informationen und Buchung<br />

unter www.club-aktiv.de/seekajak-hardangerfjord. (red/sb)<br />

Spektakuläre Steilküsten und atemberaubende Fjordlandschaften<br />

machen die Westfjorde zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Abreise und die Transfers zwischen den Unterkünften erfolgt mit einem<br />

Allrad-Minibus, der von der islanderfahrenen Reiseleitung gefahren wird,<br />

die die gesamte Tour begleitet. Die Reise inkl. Hin-/Rückflug nach Keflavík<br />

ab Frankfurt a.M. (andere Flughäfen auf Anfrage) kann ab 3.390 € unter<br />

www.contrastravel.com gebucht werden. (red/sb)<br />

Foto: © Club Aktiv, Lutz Müller<br />

Foto: © contrastravel<br />

16 <strong>Nordis</strong>


Nehmen Sie den Zug und<br />

entdecken Sie Schweden.<br />

Und so vieles mehr.<br />

Reisen Sie mit SJ von den ausgedehnten<br />

Ebenen im Süden, durch die tiefen Wälder,<br />

zu den Städten und Dörfern und weiter<br />

hinauf in die unberührten Berge und Weiten<br />

des Nordens. Mit dem Zug erleben Sie all<br />

das Schöne des Landes.<br />

Weitere Informationen unter www.sj.se/english<br />

Oslo<br />

Kunst und<br />

Architektur<br />

Jämtland<br />

Aktivitäten und<br />

Entspannung<br />

Stockholm<br />

Geschichte<br />

und pulsierende<br />

Großstadt<br />

Lappland<br />

Mitternachtssonne<br />

und<br />

Polarlicht<br />

Göteborg<br />

Meer und Kultur<br />

Swedish Railways<br />

Kopenhagen<br />

Gastronomie<br />

und Design<br />

5063_SJ_Visit_Sweden_utlandsann_178x128_TY_<strong>Nordis</strong>Magasin.indd 1 2015-11-09 09:46<br />

Reif für die Inseln?<br />

Auszeit auf Åland<br />

Von Kapellskär oder Naantali<br />

nach Langnäs<br />

ab 39 €<br />

2 Pers., PKW & Büfett an Bord*<br />

Jetzt buchen: finnlines.de/nordis oder Tel. 0451/1507-443<br />

* Preisbsp. einfache Fahrt/Morgenabfahrt für 2 Pers., PKW bis max. 6 m Länge und eine Mahlzeit im Büfettrestaurant<br />

im Zeitraum bis 19.6. & 13.8.-30.9.<strong>2018</strong>. Begrenzte Verfügbarkeit. Alle Konditionen unter finnlines.<br />

de/nordis Finnlines Deutschland GmbH, Einsiedelstr. 43-45, 23554 Lübeck, Geschäftsführer: Uwe Bakosch<br />

<strong>Nordis</strong> 17


REISESERVICE<br />

Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />

Reiseplanung mit Schweden-Camper<br />

Schweden Was als kleine Facebook-Fangruppe begann<br />

(»Schwedencamper«) hat sich zu einer individuellen, aber wachsenden<br />

Gemeinschaft campingbegeisterter Schwedenurlauber entwickelt.<br />

Die Webseite, die aus dem anfänglichen Ideen- und Reisetipps-Austausch<br />

entstand, versammelt einige persönliche Erfahrungsberichte<br />

und Empfehlungen für schwedische Campingplätze. Außerdem hat<br />

das 2-Personen-Startup seit Kurzem auch eine eigene Rabattkarte im<br />

Angebot: die Schwedencampercard (SCC). Auf mittlerweile 37 schwedischen<br />

Campingplätzen bekommen Kartenbesitzer auch in der<br />

Hauptsaison zwischen 5–20 Prozent Rabatt. Weitere Rabattkooperationen<br />

sind in der Planung. Erhältlich ist die Karte im Onlineshop der<br />

Webseite unter www.schweden-camper.de, über info@schwedencamper.de<br />

oder über die Facebook-Seite der Betreiber. Einführungspreis:<br />

5 € inkl. Porto (ab dem 1.5.18: 7,99 €). (sb)<br />

In den modernen und freundlichen Zimmern des neurenovierten<br />

Hotels fühlt man sich als Gast gleich wie zuhause.<br />

Foto: © Park Alandia Hotel<br />

<strong>Nordis</strong>-Produkttipp<br />

Schwedischer Wellness-Urlaub<br />

im heimischen Garten<br />

Wer schon einmal in den Genuss der skandinavischen Hot Tub-Tradition<br />

gekommen ist, der weiß, es gibt nahezu nichts Wohltuenderes als<br />

das heiße Bad im hölzernen Zuber. Besonders bei frischen, nicht zu<br />

warmen Außentemperaturen verspricht so eine Badesession pure Entspannung,<br />

egal ob dabei die Wintersonne im Schnee glitzert oder die<br />

Sterne am Frühlingshimmel funkeln. Während das Feuer leise knistert,<br />

kann man im wohligwarmen Wasser den Alltagsstress entspannt<br />

hinter sich lassen. Um sich den Traum von der eigenen heimischen<br />

Wellness-Oase zu erfüllen, muss man nicht bis nach Norden reisen.<br />

Qualitativ hochwertige Hot Tubs in unterschiedlicher Größe und Ausstattung<br />

hat das schwedische Unternehmen Skargards im Angebot.<br />

Der »Skargards Rojal«, ein hölzernes Badefass mit integriertem Zirkulationsofen<br />

aus Edelstahl und selbstreinigender Wanne aus glasfaserverstärktem<br />

Kunststoff ist nicht nur optisch ein wahrer Blickfang. Es<br />

überzeugt durch seine ergonomische Form und bietet je nach Modell<br />

5–7 oder 8–10 Personen bequem Platz. Darüber hinaus gibt es einen<br />

erhöhten Sitz, der von Kindern oder alternativ einfach als Armlehne<br />

benutzt werden kann. Bei der Herstellung legt Skargards auf die Verwendung<br />

hochwertiger und umweltzertifizierter Materialien ebenso<br />

viel wert, wie auf die Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit des<br />

fertigen Produkts. Mit verschiedenen Zubehören, wie z.B. einer Unterwasserbeleuchtung,<br />

einer isolierenden Abdeckung oder einem<br />

Sprudelsystem, kann man das Modell außerdem nach eigenen Wünschen<br />

erweitern. Und dank kostenfreier Lieferung und Montage innerhalb<br />

Deutschlands stehen der Wellness-Oase im heimischen Garten<br />

auch organisatorisch keine Hürden im Weg. Mehr Infos telefonisch<br />

unter 0800 555 1500 oder online auf www.skargards.de.<br />

Foto: © skargards.de<br />

Frischer Wind im Park Alandia Hotel<br />

Åland Das komfortable und familienfreundliche Park<br />

Alandia Hotel auf Åland blickt inzwischen auf eine rund 50-jährige<br />

Tradition zurück. Im Zentrum von Mariehamn an der prächtigen Norra<br />

Esplanadgatan gelegen und knapp 15 Gehminuten von den Fährterminals<br />

im Westhafen entfernt, sind es vom Hotel nur wenige<br />

Schritte zu den Geschäften, Cafés und Restaurants der Inselhauptstadt.<br />

Auch zahlreiche Sehenswürdigkeiten, das Einkaufszentrum<br />

und der beliebte Wasserpark Mariebad liegen in Fußreichweite.<br />

Nachdem Zaida und Jesper Blomsterlund das Hotel im März 2016<br />

übernahmen, wurden bereits die Bar und ein Großteil der Zimmer<br />

frisch renoviert. Weitere 45 Zimmer, drei Suiten, die Lobby, drei<br />

große Konferenzräume und das Restaurant werden im Mai <strong>2018</strong> fertiggestellt<br />

sein. Dabei wird auf lokale Bezüge Wert gelegt. So sind die<br />

mit Dusche/WC, Radio, TV, und kostenlosem Wi-Fi ausgestatteten<br />

Zimmer modern und ansprechend in den Inselfarben Blau, Grau,<br />

Grün und Beige gestaltet und mit großformatigen Fotografien aus der<br />

Inselwelt dekoriert. Restaurant und Bar bieten neben regionalem Bier,<br />

Getränken und Speisen mittwochs bis samstags ein buntes Unterhaltungsprogramm<br />

mit lokalen Musikern und Bands. Zimmerpreise inkl.<br />

reichhaltigem Frühstücksbüfett ab ca. 106–156 € p.P. im DZ. Infos<br />

und Buchung unter www.parkalandiahotel.com/en, telefonisch<br />

unter +358-18 14130 oder per E-Mail an info@parkalandia.com. (red/sb)<br />

Von München und Hamburg nach Bergen<br />

NORWEGEN Die norwegische Fluggesellschaft Widerøe<br />

startet ab Mitte August <strong>2018</strong> zwei ganzjährige Direktflugverbindungen<br />

von Hamburg und München nach Bergen. Die westnorwegische<br />

Stadt gilt als »Tor zu den Fjorden« und ist u.a. Ausgangshafen<br />

der Hurtigruten-Fähren Richtung Kirkenes. Dreimal wöchentlich<br />

wird der Widerøe-Jet von beiden deutschen Flughäfen mit Kurs<br />

Nord Bergen abheben: montags, mittwochs und freitags jeweils<br />

21:10 Uhr ab München (Flugzeit 2,20 h) und dienstags, donnerstags<br />

und sonntags um 21:55 Uhr ab Hamburg (Flugzeit 1,35 h). Die<br />

Rückflüge ab Bergen starten an den gleichen Reisetagen, nach<br />

München jeweils um 17:50 Uhr, nach Hamburg um 19:40 Uhr.<br />

Infos und Buchung unter<br />

www.wideroe.no. (red/sb)<br />

Auf beiden Strecken von<br />

Deutschland nach Bergen<br />

wird ein neuer Embraer E190-<br />

E2 Jet zum Einsatz kommen.<br />

Foto: © Widerøe AS<br />

18 <strong>Nordis</strong>


Foto: Stein Lindseth Olsen/Anunatak AS<br />

Foto: Svein Ulvund<br />

Foto: Ole Walter Jacobsen<br />

Europas spektakulärste Zugreisen<br />

Norwegen mit der Bahn zu erkunden, ist ein unvergessliches<br />

Urlaubserlebnis.<br />

Das Land hat zahlreiche wunderschöne Zugstrecken<br />

zu bieten. Zu den vier beeindruckend s­<br />

ten Strecken gehören zweifellos die Rauma­, die<br />

Bergen­, die Nordland­ und die Dovre­Bahn. Vor<br />

dem Zugfenster ziehen mächtige Bergmassive,<br />

Flusstäler, Wasserfälle, Seen, Gletscher und Fjorde<br />

vorbei. Sie reisen durch charmante und ursprüngliche<br />

ländliche Regionen. Aufgrund der großen<br />

Höhenunterschiede können Sie auf einer einzigen<br />

Zugfahrt sowohl Schnee und Gletscher als auch<br />

saftig grüne Felder und Wiesen erleben.<br />

Norwegische Züge sind bequem und umweltfreundlich.<br />

Nehmen Sie einfach Platz, entspannen<br />

Sie sich und genießen Sie die Landschaft.<br />

Auf der Website der Norwegischen Staatsbahn<br />

unter www.nsb.no/travel_inspiration finden<br />

Sie Infomercials, in denen die Routen und<br />

einzigartigen Reiseerlebnisse näher<br />

vorgestellt werden.<br />

Willkommen an Bord!<br />

Weitere Informationen und Buchungen<br />

nsb.no tel. + 47 815 00 888<br />

Interessante Angebote und Minipreis-Tickets ab 249 NOK<br />

Railpass-Angebote und beliebte Tourenpakete<br />

Interrail.eu<br />

railpasses<br />

Fjordtours.com tel. + 47 815 68 222<br />

Top-Nord.de tel. + 49 9163-9967 76<br />

Norway-Team-Travel.de tel. + 49 30200-51 710<br />

Agtraveltrend.ch tel. + 41 31 3501515<br />

Glur.ch tel. + 41 61 2059494<br />

Kontiki.ch tel. + 41 56 2036666<br />

Gardermoen<br />

Die Nordland-Bahn – Die Reise zur Mitternachtssonne<br />

Die Dovre-Bahn – Die Reise ins Land der Trolle<br />

Die Rauma-Bahn – Die landschaftlich schönste Zugreise<br />

Die Bergen-Bahn – Die Reise zu den Fjorden<br />

Europas<br />

spektakulärste<br />

Zugreisen


REISE<br />

an vappu hat sie jeder auf<br />

dem kopf: die weiße studentenmütze,<br />

die Ylioppilaslakki.<br />

vappu ist neben weihnachten<br />

und Mittsommer<br />

das wichtigste finnische<br />

fest. an diesem tag feiert<br />

man den anfang des frühlings,<br />

vor allem aber sich<br />

selbst. hauptakteure sind<br />

studenten … aktuelle und<br />

ehemalige.<br />

teXt & fotos: rasso knoller<br />

MÜTZE AUF, UM 18 UHR<br />

Weil so viel getrunken wird, hat der Studentenverband<br />

die Tradition, die von den<br />

Studenten verlangt, der Havis Amanda<br />

eine Mütze aufzusetzen, »modifi ziert« und<br />

der »Realität angepasst«. Früher bekam die<br />

Statue erst um Mitternacht die Ylioppilasdie<br />

Mütze auf dem<br />

kopf und das sektglas<br />

in der hand<br />

»hauSKaa Vappua« –<br />

einen schönen 1. mai<br />

havis amanda:<br />

sobald die<br />

Mütze sitzt, geht<br />

die Party los.<br />

sobald die Havis Amanda sauber ist,<br />

geht die Party los. Eifrige Studenten<br />

haben den nackten Körper der Dame<br />

gewaschen und ihr dann eine weiße Studentenmütze,<br />

die Ylioppilaslakki, auf den<br />

Kopf gesetzt. So beginnen am Abend des<br />

30. April die Vappufeierlichkeiten in Helsinki.<br />

Vappu ist das fi nnische Frühlings- und vor<br />

allem Studentenfest. Der 1. Mai ist der eigentliche<br />

Tag des Festes, doch gefeiert wird<br />

auch schon am Abend zuvor. Dann spielt<br />

die Statue der Havis Amanda in der Nähe<br />

des Hafens die wichtigste Rolle. Das Abbild<br />

einer perfekt gebauten Frau wird gewaschen<br />

und wenn die Holde blitzsauber ist,<br />

setzt man ihr die Studentenmütze auf. Sitzt<br />

die Mütze, knallen die Sektkorken. Denn<br />

dann geht die Sause offi ziell los.<br />

STUDENTENFEST SEIT 1870<br />

Vappu feiern die Finnen seit dem Mittelalter.<br />

Ein Fest der Studenten ist es jedoch erst<br />

seit 1870. Damals hatten fi nnische Studenten<br />

den Brauch aus Schweden mitgebracht.<br />

Das will was heißen, denn normalerwiese<br />

übernehmen Finnen nur ungern<br />

etwas vom großen Nachbarn Schweden.<br />

Die ersten Jahrzehnte feierte man meist im<br />

privaten Rahmen und – sagen wir mal –<br />

»zivilisiert«. Heutzutage ist Vappu aber ein<br />

Fest, bei dem Party gemacht wird. Das jedenfalls<br />

ist die jugendfreie Beschreibung<br />

dessen, was an diesem Tag passiert. Genaugenommen<br />

wird hemmungslos gesoffen.<br />

Allerspätestens ab acht Uhr abends fi ndet<br />

man in der gesamten Innenstadt von Helsinki<br />

und vermutlich in ganz Finnland keine<br />

nüchterne Seele. Dann lassen die<br />

Finnen so richtig die Sau raus und verlieren<br />

alle Zurückhaltung, die sie sonst auszeichnet.<br />

In Wikipedia heißt es dazu in einem<br />

nüchternen Ton, der dem Ereignis eigentlich<br />

gar nicht angemessen ist: »Für viele<br />

gehört der übermäßige Konsum alkoholischer<br />

Getränke untrennbar zu Vappu.«<br />

20 <strong>Nordis</strong>


lakki verpasst, doch da um diese Uhrzeit<br />

kaum noch ein Student nüchtern war, hat<br />

man das feierliche Ritual auf 18 Uhr vorverlegt.<br />

In den alten Tagen haben die Studenten<br />

die Statue zudem auch noch selbst<br />

bestiegen – alkoholbedingt stürzte aber so<br />

mancher am nackten Busen der Havis<br />

Amanda ab. Blaue Flecke waren die Regel<br />

und selbst von Knochenbrüchen wird berichtet.<br />

Heute werden die Studenten, in<br />

einem Gurt sitzend, von einem Kran auf<br />

Kopfhöhe der Statue hochgezogen und setzen<br />

der Schönheit aus Bronze dann die Studentenmütze<br />

auf. Ganz ohne Absturzgefahr.<br />

Die jüngste Veränderung des Brauches<br />

um die Havis Amanda hat aber nichts mit<br />

Alkohol zu tun. Während die Studenten<br />

früher die Statue mit Waschmittel sauber<br />

schrubbten, machen sie sich heute ohne<br />

chemische Hilfsmittel ans Werk. Der mit<br />

Schaum überlaufende Brunnen sah zwar<br />

witzig aus, der Umwelt tat das Schaumbad<br />

aber gar nicht gut.<br />

Haalari und Ylioppilaslakki<br />

Schon vor dem offiziellen Startschuss am<br />

30. April um 18 Uhr ziehen die Studenten<br />

durch die Stadt und bereiten sich durch<br />

Trinken auf das abendliche Trinken vor.<br />

Das klingt jetzt unlogisch? Nicht für<br />

Finnen. Deren Sprache hat sogar ein eigenes<br />

Wort dafür. Als »Suojakännit« bezeichnet<br />

man es, wenn man sich durch übermäßigen<br />

Alkoholkonsum auf ein Trinkgelage<br />

vorbereitet – sich sozusagen in eine Art<br />

Trinktrainingslager begibt. Praktisch, dass<br />

alle Studenten an diesem Tag einen Haalari<br />

tragen, einen Overall, der Mitteleuropäer<br />

stark an die Arbeitskleidung eines Heizungsmonteurs<br />

erinnert. Einen Vorteil hat<br />

das Kleidungsstück. Es ist strapazierfähig<br />

und nimmt es nicht weiter übel, wenn man<br />

mal im Eifer des Gefechts einen gefüllten<br />

Becher drüber ausschüttet. Ein Haalari ist<br />

je nach Universität und Fakultät unterschiedlich<br />

gefärbt – rot, grün, blau oder<br />

auch mal schwarz oder weiß. Kenner der<br />

finnischen Universitätsszene können allein<br />

anhand des Overalls die Alma Mater des<br />

Trägers ausmachen.<br />

Am Abend des 30. April ist Helsinkis Innenstadt<br />

voll feiernder Menschen. Niemand<br />

ist unterwegs ohne eine Flasche in<br />

der Hand zu halten, Bier für die Männer,<br />

Sekt für die Frauen, Wein für die Kenner<br />

und Schnaps für die ganz Harten. Weiß<br />

man, dass es in Finnland normalerweise<br />

verboten ist, Alkohol in der Öffentlichkeit<br />

zu trinken, versteht man, dass an Vappu<br />

nationaler Ausnahmezustand herrscht.<br />

Hier kommt nochmals Wikipedia zu Wort,<br />

wo das Schwarmwissen schreibt: »Die Ambiance<br />

ist vergleichbar mit dem Ausnahmezustand<br />

in Hochburgen der Fastnacht oder<br />

Dicht an dicht. Im Gedränge<br />

findet man ihn vielleicht – den<br />

Vappuheila, den Vappuschatz.<br />

Erste Frühlingsboten:<br />

Blumenschmuck unter<br />

der Studentenmütze.<br />

<strong>Nordis</strong> 21


REISE<br />

des Karnevals, den man im evangelisch-lutherischen<br />

Finnland nicht kennt.«<br />

Wer Glück hat, fi ndet an diesem Abend sogar<br />

sein Vappuheila – den Vappuschatz; einen<br />

Geliebten oder eine Geliebte, den oder<br />

die man auf seiner Runde durch die Kneipen<br />

kennenlernt. Mitunter ist die so gewonnene<br />

Liebe aber nur von kurzer Dauer,<br />

denn nach dem ausgeschlafenen Kater am<br />

nächsten Morgen ist bei vielen die Erinnerung<br />

an die Nacht ebenso verblasst wie die<br />

an den Namen der neuen Bekanntschaft.<br />

Es sind aber nicht nur Studenten von heute<br />

unterwegs. An Vappu wird jeder Finne, der<br />

einmal eine Universität besucht hat, wieder<br />

zum Studenten. Jeder kramt an diesem<br />

Tage seine Ylioppilaslakki hervor und trägt<br />

sie auch zehn, zwanzig oder gar dreißig<br />

Jahre nach Verlassen der Universität voller<br />

Stolz. Manche Mützen sind nach all den<br />

Jahren nicht mehr ganz blütenweiß. Denn<br />

egal was ihnen während ihres langen Lebens<br />

auch zustößt, waschen darf man sie<br />

keinesfalls. Wie Auszeichnungen trägt man<br />

daher Flecken und Gebrauchsspuren auf<br />

der Mütze, beweisen sie doch, dass man<br />

mit ihr schon einiges erlebt hat.<br />

Musik zum 1. Mai –<br />

akkordeonspieler im<br />

kaivopuisto.<br />

bunte latzhose:<br />

an der farbe des<br />

haalari erkennt man<br />

die Universität.<br />

PICKNICK IM PARK<br />

Wer das Besäufnis am Vorabend einigermaßen<br />

gut überstanden hat, spaziert, sofern er<br />

in Helsinki lebt, am Morgen des 1. Mai<br />

zum Kaivopuisto-Park hinaus. Die besten<br />

Plätze, mit Rundblick über den Park, liegen<br />

ganz oben beim Ursa-Observatorium. Wer<br />

die ergattern will, muss früh aufstehen.<br />

Schon ab sieben Uhr morgens breiten hier<br />

die eingefl eischten Vappufans ihre Picknickdecken<br />

aus. Der Profi kommt mit Tisch<br />

und Stühlen, Regenschutz und vor allem<br />

viel zu essen und trinken. Mancher richtet<br />

sich sein Picknickareal gar ein wie das heimische<br />

Wohnzimmer und verschönt es mit<br />

Sofa, Teppich und sogar einem Kronleuchter.<br />

Ein Platz vor dem Observatorium ist<br />

gleichzeitig auch ein Logenplatz für den<br />

Auftritt des Ylioppilaskunnan Laulajat – des<br />

Männerchores der Helsinkier Universität.<br />

Die stimmgewaltigen Herren begrüßen jedes<br />

Jahr am Morgen des 1. Mai mit ihrem<br />

Gesang den Frühling. Mit Musik geht es<br />

dann den ganzen Tag weiter. Wer hat,<br />

bringt sein Akkordeon mit. Oder zur Not<br />

auch die Gitarre. Trink- und Studentenlieder<br />

sind angesagt, auch Patriotisches<br />

geht zwischendurch. Und immer wieder<br />

Tango. Studentenchöre singen, -orchester<br />

spielen. Blasmusik mag man auch in Finnland<br />

gern.<br />

HAUSKAA VAPPUA<br />

Zurückhaltung oder gar Schüchternheit,<br />

wie sie die Finnen sonst an den Tag legen,<br />

ist an diesem Tag fehl am Platz. Schon ab<br />

22 <strong>Nordis</strong>


Wie bei den meisten<br />

Festen in Helsinki wird<br />

auch an Vappu auf dem<br />

Domplatz gefeiert.<br />

zehn Uhr morgens wird der Platz knapp<br />

im Kaivopuisto, Tausende und Abertausende<br />

gut gelaunte Studentenmützenträger<br />

machen es sich dann auf Picknickdecken,<br />

Bänken und Stühlen gemütlich.<br />

»Hauskaa vappua« – einen schönen 1.<br />

Mai – wünscht man sich gegenseitig. Sogar<br />

Wildfremden wird ein solcher Gruß<br />

zugerufen, und man stößt mit ihnen auf<br />

den Frühling an. Meist perlt Sekt in den<br />

Gläsern, so mancher bleibt noch bei den<br />

harten Sachen des Vortags, einige aber haben<br />

inzwischen auf Sima umgestellt – das<br />

traditionelle Getränk für diesen Feiertag,<br />

das früher jede Familie selbst angesetzt<br />

hat. Ein bisschen erinnert Sima, das Rosinen<br />

und Zitronen enthält, an Met. Es enthält<br />

allerdings nur wenig Alkohol und ist<br />

somit fast schon zum Ausnüchtern geeignet.<br />

Zum Sima wird Tippaleipä serviert,<br />

eine Art Krapfen, der zu jedem gelungenen<br />

Vappufest dazugehört.<br />

Vappu ist das Frühlingsfest und manchmal<br />

steigt das Thermometer wirklich in die<br />

Nähe der 20-Grad-Marke. Mitunter verharrt<br />

es aber trotzig knapp über dem Gefrierpunkt.<br />

Den Finnen ist das egal. Mit<br />

dem 1. Mai ist der Winter vertrieben, und<br />

dann verbannen die Frauen ihre Strümpfe<br />

in den Schrank und die Männer holen – so<br />

vorhanden – das Cabrio aus der Garage.<br />

Vom Wetter lässt sich in Finnland niemand<br />

das Frühjahr verderben. •<br />

Kaivopuisto: In<br />

der Nähe des Ursa<br />

Observatoriums<br />

spielt die Musik.<br />

Allgemeine Informationen<br />

www.visitfinland.com<br />

Anreise<br />

Eine entspannte Einstimmung auf Vappu<br />

ermöglicht die Anreise mit der Fähre.<br />

Finnlines bietet ab Travemünde<br />

Rundreisen (inkl. Vollpension) für weniger<br />

als 100 Euro an.<br />

www.finnlines.com<br />

<strong>Nordis</strong> 23


Reise<br />

Aktivurlaub an<br />

der dänischen Ostsee<br />

Ein Nationalpark<br />

als Garten<br />

Der Nationalpark Mols Bjerge gehört zu Dänemarks schönsten Wanderregionen –<br />

und die Halbinsel Djursland in Ostjütland mit Stränden, dem historischen Ebeltoft<br />

oder Attraktionen wie Kattegatcenter und Skandinavischem Tierpark zu den<br />

schönsten Ferienregionen für Aktive und Familien.<br />

Text & Foto: Christoph Schumann<br />

Wer die Wahl hat, hat die Qual.<br />

Oder großes Glück. So wie Ole<br />

Frederiksen. Manchmal kann<br />

sich der Naturführer nicht entscheiden, in<br />

welchem seiner beiden Gärten er seine wenige<br />

Freizeit verbringen soll: rund ums Familienhaus<br />

zwischen Blumen und Hecken<br />

oder gleich gegenüber im Nationalpark?<br />

Denn seit rund dreißig Jahren lebt der<br />

Guide mit seiner Frau im kleinen Mühlendorf<br />

Femmøller (dt., wörtlich: Fünfmühlen)<br />

unweit von Ebeltoft auf der dänischen<br />

Halbinsel Djursland. Mitten im Herzen<br />

eines der schönsten Naturgebiete im Königreich.<br />

»Es klingt wirklich manchmal versnobt,<br />

wenn ich die Mols Bjerge meinen<br />

Garten nenne«, lacht Frederiksen bei der<br />

Begrüßung, »aber ich bin tatsächlich öfter<br />

dort als in unseren Beeten.«<br />

Sagt’s, und geht uns voraus die wenigen<br />

Schritte über die schmale Sackgasse hinweg<br />

und verschwindet im Unterholz. Der<br />

Endsechziger führt uns zwischen niedrigen<br />

Bäumen hindurch auf den schmalen »Italienske<br />

Sti«. Stetig geht es hinauf, bis wir<br />

eine Lichtung erreichen. Kurz hält der<br />

durchtrainierte Frederiksen inne, um zu<br />

erzählen: »Der Italienische Weg ist einer<br />

der beliebtesten Wanderwege in Mols<br />

Bjerge. Seinen Namen hat er nach der dänischen<br />

Autorin Tania Blixen«. Die Nobelpreisträgerin<br />

besuchte in den 1930er-Jahren<br />

regelmäßig ihre hier lebende Schwester<br />

Ellen Dahl – und verglich die reiche Natur<br />

ihrer Heimat gern mit der großen Welt, die<br />

sie auf ihren vielen Reisen kennengelernt<br />

hatte. »Die engen Schluchten der Randmoräne,<br />

auf der wir uns gerade bewegen, erinnerte<br />

Blixen beispielsweise an den Gardasee«,<br />

sagt Frederiksen. Auch das von den<br />

Höhen immer wieder aufscheinende Blau<br />

der Bucht Ebeltoft Vig kann einen südländischen<br />

Charakter haben, besonders im<br />

Sonnenlicht.<br />

Hügel und Buchten<br />

Die Vielfalt, mit der sich die Natur der<br />

Mols Bjerge heute zeigt, ist das Ergebnis<br />

der Arbeit von Eis und Wasser über Millionen<br />

von Jahren. Am Ende der letzten Eiszeit<br />

vor rund 18.000 Jahren kamen die<br />

nordischen Gletscher genau im Gebiet des<br />

jetzigen Nationalparks zum Stillstand. Gletscherzungen<br />

schnitten sich ins Land und<br />

bildeten so malerische Buchten wie Ebeltoft<br />

Vig und Kalø Vig. Als sich das Eis zurückzog,<br />

blieben rund um die Buchten<br />

langgezogene Hügel zurück, darunter der<br />

137 Meter hohe Agri Bavnehøj als höchster<br />

Punkt. Gleichzeitig blieben große Eisblöcke<br />

zurück und schmolzen nur langsam<br />

ab. »Zurück blieben typische Rundsenken,<br />

sogenannte Toteislöcher«, erklärt Frederiksen<br />

auf dem Weg über eine Wiese, von der<br />

der Blick weit bis hinüber zum Städtchen<br />

Ebeltoft geht.<br />

Schon zieht es den Naturguide weiter.<br />

Querfeldein, sodass wir dem konditionsstarken,<br />

pensionierten Berufssoldaten<br />

kaum folgen können. Kurz stoppt Frederiksen<br />

und zeigt auf eine dunkle Gummimatte:<br />

»Biologiestudenten der Universität in<br />

Aarhus untersuchen regelmäßig die Artenvielfalt<br />

wie hier die Anzahl von Insekten«,<br />

erläutert unser Begleiter. Ihr Feldlabor haben<br />

die Wissenschaftler im »Molslaboratoriet«,<br />

einem historischen Anwesen mitten<br />

im Nationalpark und eine Schenkung von<br />

Ellen Dahl an die Welt der Forschung. Sie<br />

zählen auch Schmetterlinge, Seeadler oder<br />

wilde Orchideen, die die spannenden Gegensätze<br />

von Flora und Fauna ausmachen.<br />

Auch kleine Galloway-Rinder und sogar<br />

Wildpferde leben seit Kurzem wieder in<br />

Mols Bjerge, die Wiesen- und Heideflächen<br />

offen halten sollen.<br />

Rundumblick auf Meer<br />

und Aarhus<br />

Rund zwei Stunden dauert unsere Wanderung<br />

auf dem »Italienischen Weg«, die mit<br />

einem Abstecher zum vielleicht schönsten<br />

Aussichtspunkt der Mols Bjerge endet: Von<br />

24 <strong>Nordis</strong>


Von den 127 Meter hohen Hügeln<br />

Trehøje in den Mols Bjerge blickt<br />

man auf Nationalpark und Meer.<br />

Dutzende Wildpferde leben im<br />

Nationalpark – durch Grasen<br />

halten sie die Landschaft offen.<br />

den drei Hügelgräbern Trehøje aus, die 127<br />

Meter über dem Meer liegen, geht der<br />

360°-Blick bei klarem Wetter von Ebeltoft<br />

im Osten bis nach Aarhus, Dänemarks Europäischer<br />

Kulturhauptstadt 2017, im Südwesten<br />

über gleich vier Buchten: Ebeltoft<br />

Vig, Knebel Vig, Begtrup Vig und Kalø Vig.<br />

Bei der Frage nach der schönsten Jahreszeit<br />

in »seinem« Garten Mols Bjerge muss Ole<br />

Frederiksen nicht lange überlegen: »Der<br />

Herbst mit seinem bunten Laub ist faszinierend.<br />

Noch mehr mag ich aber den Frühling,<br />

wenn bei uns die Blumen und besonders<br />

die Buchen blühen«.<br />

Djursland – einfach tierisch<br />

Djurslands Tierwelt und die des Nordens<br />

kommt man nur wenige Autominuten von<br />

Trehøje entfernt ganz nahe. Im Skandinavisk<br />

Dyrepark bei Kolind leben auf 45 Hektar<br />

rund 20 Arten. »Angefangen haben wir<br />

1994 mit heimischem Damwild«, sagt Sashia<br />

Lindhøj Jakobsen uns auf dem Weg<br />

zum Bärengehege. Die studierte Biologin<br />

gehört seit acht Jahren zum Team der Tierpfleger,<br />

das sich täglich um Elche, Rentiere,<br />

Polarfüchse, Wölfe, Seeadler und Co. kümmert.<br />

»Die größten Gehege haben unsere<br />

Braun- und Eisbären«, so die 28-Jährige,<br />

die ihre Abschlussarbeit über Zoobiologie<br />

geschrieben hat und neugierigen Besu-<br />

Das Dammwild<br />

im Skandinavisk<br />

Dyrepark kennt keine<br />

Scheu vor Besuchern.<br />

Biologin Sashia Lindhøj Jakobsen ist im Skandinavisk<br />

Dyrepark für das Wohl der Tiere verantwortlich.<br />

<strong>Nordis</strong> 25


Reise<br />

Das alte Rathaus von Ebeltoft<br />

gehört zu den bekanntesten<br />

Gebäuden Dänemarks.<br />

chern – die die weitläufigen Gehege des<br />

Tierparks auf langen Brückenstegen überqueren<br />

und so freien Blick haben – gern<br />

mehr über Umwelt und Leben ihrer<br />

Schützlinge erzählt. Beispielsweise über<br />

Bruno, den größten der europäischen<br />

Braunbären hier. »Mit 300 Kilogramm ist<br />

Bruno ausgewachsen«, weiß Lindhøj. »Darum<br />

glauben viele, dass sich Bären überwiegend<br />

mit Fleisch ernähren. Aber dies<br />

sind höchstens zehn oder zwanzig Prozent.<br />

Dafür fressen sie aber bis zu zehn Kilo Gras<br />

am Tag«.<br />

Wer die dänische Unterwasserwelt kennenlernen<br />

möchte, ist im Hafenort Grenaa<br />

richtig. Im Kattegatcenter leben mehr als<br />

250 Arten, von denen die meisten in der<br />

Ostsee vorkommen. Im eineinhalb Millionen<br />

Liter großen Oceanariet etwa tummeln<br />

sich Schwärme von Dorsch, Hornhecht,<br />

Butt oder Rochen. Auch fünf heimische<br />

Haiarten wie Dorn- und Katzenhai fühlen<br />

sich hinter der riesigen Acrylglasscheibe<br />

wohl. Spektakulär und besonders bei kleinen<br />

Besuchen beliebt ist aber das 550.000<br />

Liter fassende Becken mit tropischen Haien<br />

und einem Tunnel, in dem man den<br />

schwimmenden Räubern ganz nah kommt.<br />

Apropos ganz nah: Im Ozeanarium lassen<br />

sich sogar Tauchgänge machen – wer ins<br />

dänische »Meer« abtauchen möchte, wird<br />

bei seinem Unterwassertrip begleitet von<br />

einem Tauchlehrer des Centers – unmittelbarer<br />

erlebt man die nordische Unterwasserwelt<br />

wohl nur beim Tauchen vor der<br />

Küste selbst.<br />

Kultureller Ausgleich<br />

Doch Djursland wäre nicht Djursland ohne<br />

einen Abstecher nach Ebeltoft. Der kleine<br />

Ort an der gleichnamigen Bucht steckt voller<br />

Postkartenmotive in seiner nostalgischen<br />

Altstadt. Rund um das geduckte,<br />

rote Rathaus, das Gamle Rådhus, winden<br />

sich mittelalterliche Gassen mit Kopfsteinpflaster,<br />

an denen Fachwerkhäuser mit<br />

Stockrosen stehen. Wäre es nicht kitschig,<br />

müsste man zugeben: Ebeltoft ist Idylle<br />

pur. Kein Wunder, dass der Rundgang mit<br />

den Nachtwächtern, die abends singend<br />

ihre Runden drehen, im Sommer oft von<br />

Dutzenden Touristen begleitet wird.<br />

Zwei nationale Attraktionen sollte man<br />

beim Besuch in Ebeltoft übrigens auf keinen<br />

Fall verpassen. Zum einen das Glasmuseum<br />

am Hafen, das neben seiner festen<br />

Sammlung jedes Jahr sehenswerte Einzelund<br />

Gruppenausstellungen mit moderner<br />

Glaskunst aus dem In- und Ausland zeigt.<br />

Im stillen Garten des Museums liegt auch<br />

eine Glasbläserei, in der kleine und große<br />

Mit ihrem abendlichen<br />

Rundgang halten<br />

die Nachtwächter<br />

in Ebeltoft eine alte<br />

Tradition lebendig.<br />

Glasfreunde den KunsthandwerkerInnen<br />

bei ihrer im wahrsten Sinn des Wortes heißer<br />

Arbeit über die Schulter schauen können.<br />

Nur wenige Schritte entfernt liegt in seinem<br />

Dock das längste Holzschiff der Welt:<br />

Die »Fregatten Jylland« ist von der Bugspitze<br />

bis Achtern 102 Meter lang. Nach jahrzehntelanger<br />

Restauration zeigt sich das<br />

1864 gebaute Wahrzeichen von Ebeltoft<br />

heute wieder wie in seinen Anfängen. Unter<br />

den 57 Meter hohen Masten des Segelschiffs<br />

können kleine und große Entdecker<br />

Kajüten, Stauräume und vor allem die 44<br />

Kanonen an Bord inspizieren und so das<br />

Leben auf See kennenlernen, wie es vor<br />

mehr als 100 Jahren war. Einen Knalleffekt<br />

der Fregatte lieben besonders Kinder: Wer<br />

will, darf helfen, eine 30 Pfund schwere<br />

Kanone zu laden – dann gilt es, die Ohren<br />

gut zuzuhalten.<br />

•<br />

26 <strong>Nordis</strong>


Zerbrechliche Kunst aus Dänemark<br />

und der ganzen Welt zeigt<br />

das Glasmuseum in Ebeltoft.<br />

Anker lichten! Die historische Fregatte<br />

Jylland in Ebeltoft nimmt Kinder und<br />

Erwachsene mit auf eine Zeitreise.<br />

Allgemeine Informationen<br />

Die dänische Halbinsel Djursland<br />

liegt rund 250 Kilometer von der<br />

deutsch-dänischen Grenze entfernt<br />

und beginnt gleich hinter Aarhus.<br />

Djursland ist rund 1.400 Quadratkilometer<br />

groß. Das idyllische Ebeltoft<br />

mit seinen Fachwerkhäusern gehört<br />

zu Djurslands beliebtesten Attraktionen<br />

– das historische Rathaus ist eine<br />

populäre Hochzeitsadresse. Die rund<br />

250 Kilometer lange Küste mit vielen<br />

kinderfreundlichen Stränden ist vor<br />

allem bei Ferienhausurlaubern beliebt.<br />

www.visitdjursland.de<br />

Der Nationalpark Mols Bjerge ist seit<br />

2009 einer von bald fünf dänischen<br />

Nationalparks. Das 180 Quadratkilometer<br />

große Naturgebiet liegt<br />

zwischen Aarhus und Ebeltoft im<br />

Süden von Djursland und ist eine von<br />

der letzten Eiszeit geprägte Hügellandschaft.<br />

Mols Bjerge erstreckt sich<br />

von der Küste des Kattegats im Osten<br />

bis zu den Kaløwäldern im Westen. Im<br />

Süden grenzen die Buchten von Ebeltoft<br />

und Aarhus das Schutzgebiet zum Meer<br />

ab. Im Norden liegt eine kontrastreiche<br />

Moränenlandschaft. Wälder, Heide- und<br />

Weideland machen die Mols Bjerge<br />

zu einem idealen Ziel für Aktive mit<br />

Möglichkeiten zum Wandern, Rad- und<br />

Moutainbikefahren, Angeln, Surfen oder<br />

Kajakfahren. Auf rund 60 Kilometern<br />

soll bald der »Mols Bjerge Stien« zu<br />

den schönsten Stellen im Nationalpark<br />

führen – 20 Kilometer des Fernwanderweges<br />

sind bislang fertiggestellt,<br />

markiert und nach den Qualitätsnormen<br />

des dänischen Wandervereins Dansk<br />

Vandrelaug zertifiziert.<br />

Von Ebeltoft verkehrt regelmäßig ein<br />

Nationalparkbus zu ausgwählten Haltepunkten<br />

in den Mols Bjerge. Die App<br />

Nationalpark Mols Bjerge mit Informationen<br />

zum Nationalpark, Tourenvorschlägen<br />

etc. ist kostenlos im App Store und<br />

bei Google Play erhältlich.<br />

http://de.nationalparkmolsbjerge.dk/<br />

Skandinavischer Tierpark<br />

Nødagervej 67B,<br />

DK-8560 Kolind,<br />

www.skandinaviskdyrepark.dk<br />

Geöffnet von April–Oktober<br />

tgl. 10–17, im Sommer bis 18 Uhr.<br />

Kattegattcentret<br />

Færgevej 4,<br />

DK-8500 Grenaa,<br />

www.kattegatcentret.dk<br />

Geöffnet ganzjährig<br />

Montag–Sonntag<br />

10–16 bzw. 17 Uhr.<br />

Glasmuseum Ebeltoft<br />

Strandvejen 8,<br />

DK-8400 Ebeltoft,<br />

www.glasmuseet.dk<br />

Geöffnet Juli–Aug. tgl. 10–18,<br />

April–Juni u. Sept.–Okt. tgl. 10–17,<br />

sonst Mi–So 10–16 Uhr.<br />

Fregatten Jylland<br />

Fregatøen,<br />

S.A. Jensensvej 4,<br />

DK-8400 Ebeltoft,<br />

www.fregatten-jylland.dk<br />

Geöffnet Februar–Dezember<br />

tgl. 10–18, sonst tgl. 10–16 o. 17 Uhr.<br />

Übernachten<br />

Ferienhäuser in Djursland vermittelt<br />

u.a. Ebeltoft Feriehusudlejning,<br />

S.A. Jensens Vej 3A,<br />

DK-8400 Ebeltoft,<br />

Tel. 0045-86343344,<br />

www.ebeltoft-feriehusudlejning.dk<br />

Hotels<br />

Das historische Hotel Molskroen<br />

liegt gegenüber von Ebeltoft mit<br />

Aussicht aufs Meer. Spitzenrestaurant.<br />

Hovedgaden 16, Femmøller Strand,<br />

DK-8400 Ebeltoft, Tel. 0045-86362200,<br />

www.molskroen.dk<br />

Sostrup Slot war einst Schloss<br />

und Kloster. Heute beherbergt das<br />

Gutsgebäude 17 Ferienwohnungen.<br />

Sostrup Slot,<br />

Maria Hjerte Engen 1, Gjerril,<br />

DK-8500 Grenaa,<br />

Tel. 0045-20439155,<br />

www.sostrup.org<br />

<strong>Nordis</strong> 27


Reise<br />

Unbeirrt von Touristenströmen<br />

trotzt die kleine Meerjungfrau allen<br />

Unwettern und Anschlägen.<br />

Eine literarische Wanderreise zu den<br />

»Tatorten« beliebter Skandinavien-Krimis<br />

Hochspannung<br />

Acht Tage, drei Großstädte und einige Abstecher in die schwedische Natur – was nach einem<br />

klassischen Rundreise-Mix klingt, ist in Wahrheit eine Wanderermittlungsreise der besonderen<br />

Art. Per Bus, Zug, Fähre und größtenteils auf Schusters Rappen folgen wir skandinavischen<br />

Krimi-Bestsellerautoren zu den Schauplätzen ihrer fiktiven Verbrechen.<br />

Text & Fotos: Stefanie Becker<br />

Kopenhagen, Oslo, Stockholm, Helsinki,<br />

Reykjavík – schaut man sich in<br />

der skandinavischen Krimi-Literatur<br />

um, sind vor allem die Hauptstädte gern<br />

gewählte Tatorte für düstere Verbrechen.<br />

Doch auch abseits der Großstadt lauert in<br />

der ländlichen Idylle das Böse. Ob im malerischen<br />

Fischerdorf an der Küste, auf kleinen<br />

Inselchen in den Schären oder inmitten<br />

der småländischen Provinz – Keine<br />

Gegend scheint vor den nordischen Krimiautoren<br />

sicher. Umgekehrt machen sich<br />

viele Regionen und Städte den Erfolg der<br />

Skandinavien-Krimis zunutze und bieten<br />

Fans die Möglichkeit, auf geführten Sightseeing-Touren,<br />

mittels App oder Wanderkarte<br />

auf eigene Spurensuche zu gehen.<br />

Auch eine mehrtägige Rundreise zu den<br />

»Tatorten« bekannter Krimis, wie sie der<br />

Kölner Reisespezialist Highländer Reisen<br />

gemeinsam mit dem Verlag Kiepenheuer &<br />

Witsch konzipiert hat, ist eine gute Gelegenheit,<br />

dem Erfolgsgeheimnis der Krimiautoren<br />

auf den Grund zu gehen.<br />

Jussi Adler-Olsens<br />

Kopenhagen<br />

Wolkenverhangen ist der Himmel, als wir<br />

vom Hotel zum Stadtrundgang aufbrechen.<br />

Am Abend zuvor hatten wir noch auf der<br />

Dachterrasse in den letzten Strahlen der<br />

Abendsonne der Begrüßung unserer Reiseleiterin<br />

gelauscht, die uns mit einer kurzen<br />

Einführung zur skandinavischen Krimilandschaft<br />

auf die kommenden Tage einstimmte.<br />

Nun sind wir unterwegs, um Jussi<br />

Adler-Olsens Kopenhagen kennenzulernen.<br />

Der dänische Autor feiert mit seiner<br />

Reihe um den Ermittler Carl Mørk und das<br />

Sonderdezernat Q regelmäßig internationale<br />

Erfolge. Wir bewegen uns heute auf den<br />

Spuren des ersten Bandes »Erbarmen«, der<br />

die Geschichte einer aufstrebenden Politikerin<br />

erzählt, die eines Tages auf der Fähre<br />

von Rødby nach Puttgarden spurlos verschwand.<br />

Am Rathausplatz werben großflächig-verklebte<br />

Plakate für zwei neu erschienene<br />

dänische Krimis. »Morden im<br />

Norden« ist augenscheinlich nicht nur in<br />

Deutschland ein gutes Verkaufsrezept. Unsere<br />

erste Station ist Politikens hus, der Verlag,<br />

der nicht nur die dänischen Tageszeitungen<br />

Jyllandsposten und Politiken,<br />

sondern auch die Bücher Adler-Olsens veröffentlicht.<br />

Hier habe sie Jussi Adler-Olsen<br />

im Rahmen ihrer Doktorarbeit zu einem<br />

Interview getroffen, berichtet Elisabeth.<br />

Unsere Reiseleiterin promovierte zu skandinavischen<br />

Beststellerautoren und weiß<br />

einiges zu berichten. Zum Beispiel, dass<br />

Adler-Olsen in seiner Freizeit gerne alte<br />

Häuser aufkauft und diese dann eigenhändig<br />

renoviere.<br />

28 <strong>Nordis</strong>


Im Keller der Polizei hat<br />

Kommissar Carl Mørk<br />

sein (fiktives) Büro.<br />

Nyhavn ist ein beliebtes<br />

Ausflusgziel in<br />

Kopenhagen.<br />

im Hochsommer<br />

An der Polizeistation liest sie uns eine Passage<br />

aus dem Krimi vor. Der imposante<br />

runde Säulengang im Innenhof, der den<br />

Fernsehzuschauern eventuell aus der Serie<br />

»Die Brücke« ein Begriff sein könnte, ist<br />

von außen leider nicht zu erkennen. Dafür<br />

die dicken Eisengitterstäbe vor den Kellerfenstern.<br />

Hier unten wurden dem knurrigen<br />

Roman-Ermittler Carl Mørk Räume<br />

für sein Sonderdezernat Q zur Verfügung<br />

gestellt. Seine Aufgabe: nicht geklärte Verbrechen<br />

und alte Ermittlungen wieder aufrollen<br />

und lösen. Unser Weg führt uns weiter<br />

durch die Stadt, vorbei an der<br />

Nationalbibliothek, deren imposantes Foyer<br />

wir ebenfalls nur von außen bestaunen<br />

können, zum Hafen Nyhavn, der mit seinen<br />

bunten Fassaden und alten, am Kai<br />

vertäuten Schiffskuttern zu den beliebtesten<br />

Fotomotiven der Stadt zählt. Hier befindet<br />

sich das ehemalige Wohnhaus eines<br />

anderen, weltberühmten dänischen Schriftstellers<br />

und Dichters: H. C. Andersen. Am<br />

Folketing werden wir von einem plötzlichen<br />

Regenschauer überrascht und müssen<br />

uns unter ein Vordach retten. Zeit für<br />

eine Lesepause. Hier suchte sich die junge<br />

Politikerin in »Erbarmen« ihren Weg über<br />

den mit Pfützen übersäten Platz zum Auto.<br />

Wie passend. Nachdem der Platzregen<br />

ebenso schnell verschwunden ist, wie er<br />

kam, geht es weiter Richtung Oper und Hafen.<br />

Zeit für eine Mittagspause. Nächstes<br />

Ziel ist die Statue der kleinen Meerjungfrau.<br />

Dicht von Touristenscharen umvölkert,<br />

sitzt das Wahrzeichen der Stadt ungerührt<br />

auf einem Felsen. Auf dem Boden<br />

davor sind noch Reste roter Sprühfarbe zu<br />

sehen, mit denen Umweltaktivisten gegen<br />

den Walfang auf den Färöern protestiert haben.<br />

Sie hatten die Bronzestatue kurzerhand<br />

mit Farbe übergossen (<strong>Nordis</strong> berichtete).<br />

Die kleine Meerjungfrau war nicht<br />

das erste Mal Ziel Opfer von Anschlägen<br />

und »Verbrechen«. Vorbei am Kastell, dem<br />

Mitten auf der Öresundbrücke<br />

fanden Saga Norén und Martin<br />

Rohde eine durchtrennte Leiche.<br />

großen Gefion-Brunnen, durch den Kongenspark<br />

und vorbei am Rosenborgslott wandern<br />

wir weiter zum Rundetaarn. Über die<br />

breiten, treppenlosen Gänge des knapp 35<br />

m hohen Turms, die sich in Spiralen nach<br />

oben schrauben, erreichen wir das Dach<br />

und genießen einen fantastischen Weitblick<br />

über die Stadt. Im Hintergrund hinter<br />

den bunten Häuserdächern, Türmen und<br />

Kirchturmspitzen schimmert das blaue<br />

Wasser des Öresunds, und die markanten<br />

Stahlbetonstreben der Öresundbrücke<br />

zeichnen sich deutlich vom Himmel ab.<br />

Ein weiterer »Tatort«: Die Öresundbrücke,<br />

die Kopenhagen und Malmö seit 1999 verbindet,<br />

wurde 2012 zum Schauplatz eine<br />

<strong>Nordis</strong> 29


Reise<br />

Schärenidylle<br />

im »mörderischen«<br />

Fjällbacka.<br />

Verbrechens und zwar in der deutsch-dänisch-schwedischen<br />

Koproduktion »Broen«<br />

(schw. »Bron«, dt. »Die Brücke«), einer<br />

Krimiserie, die in Deutschland im ZDF ausgestrahlt<br />

wurde.<br />

Camilla Läckbergs<br />

Fjällbacka<br />

Die Brücke selbst werden wir auf dieser<br />

Reise nicht überqueren. Unser Weg führt<br />

am nächsten Tag über die Fährverbindung<br />

Helsingør – Helsingborg nach Schweden<br />

und von dort – nach einem kleinen Wanderabstecher<br />

zur Landspitze Kullaberg auf<br />

Der Rundetårn<br />

in Kopenhagen<br />

ist berühmt<br />

für seinen<br />

treppenstufenlosen<br />

Aufgang.<br />

der Halbinsel Mölle – nach Göteborg. Vom<br />

Hotel im Göteborger Bahnhof brauchen<br />

wir am nächsten Morgen nur wenige Minuten<br />

zur Busstation. Von hier geht es mit<br />

dem Oslo-Fernbus nordwärts nach Tarnum.<br />

Hier sammelt uns ein kleiner Shuttlebus<br />

ein. In Tarnum befindet sich auch die<br />

Polizeistation, in der Patrick Hedström,<br />

späterer Ehemann von Erica Falck, arbeitet.<br />

Beide sind Krimihelden von Camilla<br />

Läckberg, einer schwedischen Betriebswirtin,<br />

die sich mit dem Schreiben 2002 einen<br />

Traum erfüllte. Die Wahlstockholmerin ist<br />

in Fjällbacka geboren und aufgewachsen<br />

und so erstaunt es nicht, dass sie ausgerechnet<br />

das ehemalige Fischerdorf an der<br />

Westküste als Schauplatz für ihre inzwischen<br />

international erfolgreichen Krimis<br />

wählte. »Mein Sohn ist mit der Autorin zur<br />

Schule gegangen«, erzählt uns der Busfahrer<br />

fröhlich und fährt kurzerhand einen<br />

Extra-Schlenker zum »Original«-Haus der<br />

beiden Hauptfiguren, das etwas abseits des<br />

eigentlichen Ortes an der Schärenküste<br />

liegt. Das Haus, das in den Verfilmungen<br />

als Wohnhaus gewählt wurde, bekommen<br />

wir wenig später auf unserer Rundtour<br />

durch den Ort zu Gesicht. Ebenso den im<br />

Sommer quirlig-belebten Hafen mit seinen<br />

Boutiquen, Cafés und Restaurants. Mit<br />

einem der hier gebürtigen Köche, ihrem<br />

Jugendfreund Christian Hellberg, hat Läckberg<br />

2008 sogar ein Kochbuch herausgebracht<br />

»Smaker från Fjällbacka« (Der Geschmack<br />

von Fjällbacka). Regionalthemen<br />

und regionale Verflechtungen finden sich<br />

in allen ihren Krimiromanen. So ist der<br />

Weg durch den Ort wie eine Wanderung<br />

durch ihre Geschichten: Da die Eisenhütte<br />

und das Kiosk am Ingmar-Bergmann-Platz<br />

(Töchter der Kälte u.a.), dort die Königsschlucht,<br />

in der ein kleiner Junge beim<br />

Spielen eine tote Frau entdeckt (Der Prediger<br />

von Fjällbacka), ein wenig außerhalb<br />

der Friedhof (Die Eisprinzessin schläft).<br />

Und über allem thront die Kirche, in der<br />

sich Erica und Patrick nach einigen Wirren<br />

das »Ja-Wort« geben (Die Totgesagten).<br />

Durch die Königsschlucht »Kungsklyfta«<br />

führt uns der Weg hinauf auf den Vetteberget.<br />

Von hier oben hat man einen guten<br />

Rundumblick über die vom Meer glattgeschliffenen<br />

Schären, die sich bis zum Horizont<br />

walbuckelgleich aus dem Wasser erheben<br />

und auf den Hafen, mit seinen<br />

Yachten und Segelbooten. Man erkennt<br />

sogar den Sprungturm am Steg von Badholmen<br />

(u.a. Engel aus Eis, Der Prediger von<br />

Fjällbacka). Zurück im Hafen strahlt die<br />

Sonne vom Sommerhimmel und wir gönnen<br />

uns noch eine traditionelle schwedische<br />

»fika« mit Kaffee und Zimtschnecken<br />

aus der örtlichen Bäckerei, ehe uns<br />

der Überlandbus von Tarnum zurück nach<br />

Göteborg bringt.<br />

Millennium in<br />

Stockholm<br />

Seitenwechsel. Per Zug geht es einmal quer<br />

durchs Land, von der West- zur Ostküste,<br />

von Schwedens zweitgrößter Stadt in die<br />

Hauptstadt: Stockholm. Schauplatz einer<br />

ganzen Reihe international bekannter Krimis.<br />

Zu den, wenn auch literarisch nicht<br />

gerade feingeschliffenen, aber dennoch<br />

weltweit berühmt gewordenen »Stockholm-Krimis«,<br />

zählt Stieg Larssons Millennium-Trilogie:<br />

Verblendung, Verdammnis,<br />

Vergebung. Gleich nach dem Check-In im<br />

Hotel brechen wir auf, um die Welt seiner<br />

30 <strong>Nordis</strong>


Elisabeth Böker<br />

begleitet die<br />

Reise...<br />

...und zeigt uns die Schauplätze<br />

von Stieg Larssons<br />

Millennium-Trilogie.<br />

Romanfiguren Lisbeth Salander und Mikael<br />

Blomkvist zu erkunden. Nach einer kleinen<br />

Mittagspause in der Altstadt Gamla<br />

Stan, im Schatten des Nobelmuseums und<br />

mit Blick auf die bunten Hausfassaden des<br />

Stortorget, beginnt die eigentliche Krimiwanderung.<br />

Unser Ziel ist der Stadtteil Södermalm,<br />

von den Einheimischen meist<br />

nur »Söder« genannt. Der Hauptschauplatz<br />

der Millenium-Trilogie. Das ehemalige Arbeiterviertel<br />

ist heute Quartier der Trendsetter<br />

und Kreativen mit zahlreichen Bars,<br />

Cafés und Boutiquen. Auf den Haupt- und<br />

Einkaufsstraßen herrscht im Sommer<br />

buntes Treiben. Etwas ruhiger dagegen ist<br />

es in der Bellmansgata. Unser erster Stopp<br />

ist die Wohnung Mikael Blomkvists, dessen<br />

imposanter Balkonbrückeneingang sicherlich<br />

schon für manch ein Touristenfoto herhalten<br />

musste. »Anders als ihr hier seht, ist<br />

die Wohnung in den Büchern von der Straße<br />

aus zu erreichen«, erklärt uns Elisabeth<br />

und führt uns weiter den Monteliusvägen<br />

entlang zu einem Aussichtspunkt. Mit<br />

Blick auf die unter uns liegenden Dächer<br />

von Kungsholmen, den Riddarfjärden und<br />

das Rathaus, in dem Mikael Blomkvist wegen<br />

der Verleumdung Hans-Erik Wennerströms<br />

verurteilt wurde, berichtet uns Elisabeth<br />

einige Details zu Stig Larssons<br />

Biografie. Den Erfolg seiner Bücher hat<br />

Larsson tragischer Weise selbst nie miterleben<br />

dürfen, da er auf dem Weg in seinen<br />

Verlag an Herzversagen starb. Wir wandern<br />

weiter zur Hochhaussiedlung, in der<br />

Lisbeth ihre erste Wohnung hatte: Lundagatan,<br />

Plattenbaustil. Trotz der Trostbegrünung<br />

zwischen den Wohnsilos, eine der<br />

hässlichen Seiten des Stadtteils. Wir kehren<br />

um und dafür ein in »Mellquvist Kaffebar«,<br />

Stig Larssons Stammcafé, als die Redaktion<br />

seiner Zeitung »Expo« noch im selben<br />

Haus lag. Auch in den Verfilmungen taucht<br />

es als Schauplatz auf, z.B. als Lisbeth Mikael<br />

nach einem Kredit für eine Investition<br />

bittet, die ihr schließlich 3 Millionen Dollar<br />

beschert. Eine Zimtschnecke später geht es<br />

weiter Richtung Mosebacken, vorbei an<br />

dem Film-Gebäude der Millennium-Redaktion<br />

und vorbei am 7eleven, in dem Lisbeth<br />

sich im Film mit Vorräten eindeckt, zu<br />

ihrer neuen Penthouse-Wohnung in der<br />

Fiskargatan, die sie sich dank des gewonnenen<br />

Geldes aneignet. Im nachmittäglichen<br />

Sonnenschein heben sich das grünstichige<br />

Kupferdach und die schneeweiße<br />

Fassade imposant vom blauen Himmel ab.<br />

Unser Rundgang endet schließlich wieder<br />

in der Altstadt, wo wir es uns am Kai gemütlich<br />

machen und den Blick übers Wasser,<br />

die Ausflugsschiffe und die Inseln<br />

Skeppsholmen und Kastelholm genießen.<br />

Ausflug in die Schärenwelt nach Sandhamn<br />

Wer Menschenmassen scheut, dem ist die<br />

Fahrt mit einem der Stockholmer Schärenboote<br />

im Hochsommer nicht zu empfehlen.<br />

Nicht nur für Touristen, auch für die<br />

Einheimischen sind die vorgelagerten Inseln<br />

vor den Toren der Stadt ein beliebtes<br />

Ausflugsziel – erst recht bei sonnigem und<br />

schönem Wetter. Die knapp zweistündige<br />

Fahrt an Deck des proppevollen Bootes entpuppt<br />

sich dennoch als kurzweilig. Wir<br />

passieren pittoreske Örtchen, schwedenrote<br />

Ferienhäuschen, baumbewachsene Klippen<br />

und Segelschiffchen, die in kleinen<br />

Häfen dümpeln. Sandhamn selbst begrüßt<br />

uns mit einer belebten und von Freizeit-<br />

Für den Stadtteil<br />

Södermalm gibt es<br />

sogar einen eigenen<br />

Millennium-Stadtplan.<br />

<strong>Nordis</strong> 31


REISE<br />

vom dansberg aus hat man einen<br />

guten blick auf die insel korsö mit<br />

dem turm, wo sich thomas in einer<br />

stürmischen nacht aufhalten muss.<br />

beliebtesten im örtlichen Bed&Breakfast«,<br />

berichtet Viveca. Ihre Liebe zur Schärenwelt<br />

hat die Autorin aber auch abseits der<br />

Krimis ein Denkmal gesetzt. Für ihr Kochbuch<br />

»Schärensommer« (Vgl. <strong>Nordis</strong><br />

4/15), recherchierte sie auf der Insel und<br />

fragte Freunde und Bekannte nach Rezepten,<br />

um sie danach zum großen Probeessen<br />

einzuladen. Stolz ist Viveca auch auf ihr<br />

jüngstes Projekt. Gemeinsam mit ihrer<br />

Tochter Camilla brachte sie mit »Djupgraven«<br />

und »Sjörök« in Schweden die ersten<br />

Bücher einer Fantasy-Jugendbuchreihe heraus,<br />

in der u.a. die Umweltzerstörung und<br />

Verschmutzung der Meere eine Rolle spielen.<br />

Ob sie in deutscher Übersetzung erscheinen<br />

werden, ist noch unklar. Dafür ist<br />

ihr nächster Krimi bereits in Arbeit und die<br />

Synopsis für die Serienfortsetzung sogar<br />

schon fertig geschrieben.<br />

Für uns neigt sich die Reise nach einer entspannten<br />

Bootstour zurück nach Stockholm<br />

ihrem Ende zu. Sicher ist aber, neue<br />

Krimis unserer Autoren lassen nicht lange<br />

auf sich warten und versprechen neben<br />

neuer Hochspannung auch eine kleine Reiserückerinnerung<br />

an die Orte, die man<br />

selbst und live erwandert hat.<br />

•<br />

»Mörderisches Ufer« ist der zuletzt<br />

auf deutsch erschienene krimi von<br />

viveca sten (kiwi-verlag).<br />

booten vollgestopften Marina. Wir verlassen<br />

das Boot und machen uns zu Fuß auf,<br />

die Insel zu erkunden. Elisabeth hat vorab<br />

Karten organisiert, in denen die Schauplätze<br />

der Geschichten eingetragen sind, mit<br />

denen eine hier ortsansässige Schriftstellerin<br />

ihre Nachbarn in Angst und Schrecken<br />

versetzt. Viveca Stens Schären-Krimis sind<br />

ebenso wie die Bücher von Olsen, Läckberg<br />

und Larsson inzwischen verfi lmt. So<br />

passieren wir nicht nur die literarischen<br />

»Tatorte«, sondern auch das ein oder andere<br />

Filmgebäude. Wo Viveca selbst wohnt,<br />

wenn sie nicht in Stockholm weilt, bleibt<br />

ein Geheimnis. Andernfalls könnte sich die<br />

Schriftstellerin sicherlich nicht vor Besuchern<br />

retten. Dafür treffen wir sie und ihre<br />

Agentin wenig später zum Lunch im Hafenrestaurant.<br />

Bereitwillig stellt sie sich unseren<br />

neugierigen Fragen und plaudert<br />

fröhlich aus dem Nähkästchen. »Viele Inselbewohner<br />

schließen aufgrund meiner<br />

Bücher inzwischen nachts ihre Haustür<br />

ab«, lacht sie. Und ihre gute Freundin traue<br />

sich abends nicht mehr allein mit dem<br />

Hund raus. Dabei sei auf Sandhamn schon<br />

sehr, sehr lange kein echtes Verbrechen<br />

mehr passiert. Die Mordfälle seien alle nur<br />

ausgedacht. Dass sie dazu Talent hat, stellt<br />

sie sofort unter Beweis und serviert uns<br />

zum Lunch gleich noch den ein oder anderen<br />

»Mordstipp«. »Alkohol funktioniert<br />

gut«, so ihre Theorie. Das Gift der Fingerhutpfl<br />

anze vorsichtig dosiert würde in<br />

Kombination mit Johanniskrautschnaps<br />

ebenso sicher wirken und wäre nicht nachweisbar…<br />

Ob das stimmt, sei dahingestellt.<br />

Wahr ist aber, ginge es nach ihren Büchern,<br />

wäre die Inselbevölkerung inzwischen<br />

schon um ein Viertel reduziert. Wahr ist<br />

auch: Ihre Bücher sind ein echter Tourismusmagnet.<br />

»Das Zimmer im Missionshuset,<br />

in dem ein Mord geschieht (Anm. Tödlicher<br />

Mittsommer), gehört zu den<br />

tAtort SKAnDinAvien<br />

eine literarische<br />

Wanderermittlungsreise<br />

Dauer: 8 Tage<br />

Bereiste länder: Dänemark<br />

& Schweden<br />

Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel<br />

Die »tatorte«: Kopenhagen,<br />

Göteborg, Fjällbacka, Stockholm,<br />

Sandhamn.<br />

Außerdem auf dem reiseprogramm:<br />

Stadtbesichtigungen, Inselausflüge<br />

und Wanderung entlang der<br />

schwedischen Küste.<br />

termine <strong>2018</strong>: In der Sommersaison<br />

<strong>2018</strong> hat Highländer Reisen<br />

zwei Krimitouren unter der Leitung<br />

von Elisabeth Böker im Programm:<br />

28.7.–4.8.<strong>2018</strong> und 4.8.–11.8.<strong>2018</strong>.<br />

Mehr dazu auf<br />

www.highlaender-reisen.de<br />

32 <strong>Nordis</strong>


fortSetzUng folgt…<br />

die jüngsten krimis von adler-olsen, läckberg und sten<br />

SelfieS – Der 7. fAll fÜr DAS<br />

SonDerDezernAt Q in KoPenHAgen<br />

Vizepolizeikommissar Carl Mørck wird zur Aufklärung eines brutalen<br />

Todes von der Mordkommission in Kopenhagen hinzugezogen. Wie<br />

sich herausstellt, gibt es eine Verbindung zu einem zurückliegenden,<br />

brisanten Altfall. Parallel wird Carls Assistentin Rose von grauenhaften<br />

Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit heimgesucht. Und<br />

welche Rolle spielen die drei jungen, arbeitslosen Frauen Michelle,<br />

Jasmin und Denise, die sich zu einem Triumvirat des Schreckens<br />

zusammengetan haben? <strong>Nordis</strong>-Fazit: hochspannender Krimi mit<br />

gesellschaftskritischer Aktualität.<br />

Jussi Adler-olsen: Selfies (Selfies). Aus dem Dänischen von<br />

Hannes thiess. dtv-verlag, 576 S., Hardcover, 23 €.<br />

Die eiSHeXe – Der 10. fAlCK-HeDStrÖm-Krimi<br />

Die Schauspielerin Marie Wall reist für einen Film über Ingrid Bergmann<br />

in ihren Heimatort Fjällbacka. Vor über dreißig Jahren stand<br />

sie als 13-Jährige im Verdacht, ein Mädchen getötet zu haben.<br />

Der Fall konnte nie geklärt werden. Als plötzlich die kleine Linnea<br />

Berg vermisst wird, machen im Ort Gerüchte von der Eishexe die<br />

Runde. Hauptkommissar Patrik Hedström gefällt es nicht, dass<br />

eine Legende aus dem 17. Jahrhundert die Ermittlungen beeinflusst.<br />

Seine Frau Erica Falck recherchiert schon seit Längerem in<br />

dem alten Fall. Gemeinsam versuchen sie, Licht in das Dickicht aus<br />

Geschichten und Gerüchten zu bringen. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Das Netz aus<br />

alten Geschichten und aktuellem Fall hält einige Überraschungen<br />

bereit. Spannend bis zur letzten Seite.<br />

Camilla läckberg: eishexe (Häxan). Aus dem Schwedischen<br />

übersetzt von Katrin frey. list, 752 S., Hardcover, 22 €.<br />

mÖrDeriSCHeS Ufer – tHomAS AnDreASSonS 8. fAll<br />

Jeden Sommer kommen Hunderte Kinder ins Segelcamp nach<br />

Lökholmen, der kleinen Insel gegenüber von Sandhamn. Doch nicht<br />

alle Campteilnehmer können die Seglerferien genießen. Einige<br />

Kinder werden gemein gemobbt und die Betreuer scheinen heillos<br />

überfordert. Als eines der Kinder plötzlich vermisst wird, wird die<br />

Polizei eingeschaltet und Thomas macht sich auf die Suche. Seine<br />

langjährige, gute Freundin Nora Linde ist zeitgleich in eine Gerichtsverhandlung<br />

verstrickt, die sie nur verlieren kann. Und auch privat<br />

haben beide mit familiären Problemen zu kämpfen. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Die<br />

Mischung aus Kriminalfall, Gerichtsverhandlung und privatem Chaos<br />

der Hauptfiguren sorgt für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen.<br />

viveca Sten: mörderisches Ufer (i sannings namn).<br />

Aus dem Schwedischen von Dagmar lendt.<br />

Kiepenheuer & Witsch, 464 S., Klappenbroschur, 14,99 €.<br />

WANDERN SIE IN ROSLAGEN –<br />

STOCKHOLMS SCHÖNSTEN SCHÄREN<br />

Foto:Bosse Lind.<br />

wandern im herrlichen roslagen Der<br />

Roslagsleden ist ein Teil des Europäischen<br />

Fernwanderwegs Nr. 6. Eine glitzernde<br />

Schärenwelt mit 13 000 Inseln, Seen, Wegen,<br />

Wäldern und Weiden wartet auf den, der<br />

im schönen Roslagen wandern möchte.<br />

• Bestell Sie unseren Wanderführer mit<br />

Karte und wandern Sie auf eigene Faust<br />

• Buchen Sie ein Wanderpacket mit<br />

Unterkunft<br />

• Melden Sie sich zur jährlichen Wanderung<br />

„Roslagsmarsch“ am 15. September an<br />

+46 767 650 660 • www.roslagen.se<br />

<strong>Nordis</strong> 33


FahrradSpezial<br />

Die Ålandinseln zwischen Schweden und Finnland<br />

Zwischen den Wel<br />

Raue, schroffe Felsen, von den gewaltigen Kräften der Eiszeit plattgedrückt<br />

und flachgeschliffen. Knorrige Bäume, die dem heftigen Wind trotzen. Dazwischen<br />

jedoch die liebliche Schlüsselblume, die als Nationalblume bekannt ist und der<br />

Landschaft mit ihrem sanften Gelb leuchtende Tupfer aufdrückt.<br />

Text & Fotos: Christiane Flechtner<br />

Eine Radtour zu den<br />

Geta Bergen ist auch<br />

mit einfachen Rädern<br />

auf den guten Wegen<br />

ohne Schwierigkeiten<br />

machbar.<br />

Die Ålandinseln – eine Insellandschaft<br />

zwischen den Welten. Zwischen<br />

Schweden und Finnland gelegen, gehört<br />

sie ein wenig zur einen und zur anderen<br />

Seite. So wird auf den Inseln schwedisch gesprochen,<br />

aber mit dem Euro bezahlt. Åland<br />

gehörte einmal zu Schweden und bis 1917<br />

sogar zu Russland. Seine 100-jährige Unabhängigkeit<br />

vom Zarenreich wurde 2017 groß<br />

gefeiert. Heute ist die Inselgruppe eine mit<br />

politischer Autonomie ausgestattete Region<br />

Finnlands, hat eine eigene Flagge, ein Autokennzeichen,<br />

eigene Briefmarken und ein eigenes<br />

Parlament. Ob Russland, Schweden<br />

oder Finnland – nichts hat jedoch die Åländer<br />

so geprägt wie das Meer. Und es beeinflusst<br />

das Leben und Wirken der rund 29.000 hier<br />

lebenden Menschen noch heute.<br />

Geta Berge – das<br />

»Åländische Bettenlager«<br />

Die Türklingel hallt in dem kleinen Geschäft<br />

noch Sekunden nach, ansonsten ist es unerwartet<br />

ruhig. Denn schließlich sind in einem<br />

einzigen Raum Supermarkt, Blumenladen<br />

und sogar die Post angesiedelt. Das Geschäft<br />

»Getaboden« wird schon in der zweiten Generation<br />

von Gun-Britt Lyngander geführt. Es<br />

ist heutzutage das einzige Geschäft des Städtchens<br />

Geta, das insgesamt 499 Einwohner<br />

zählt. Einer von ihnen ist der 18-jährige Benjamin<br />

Woidt, der hier aushilft und mich plötzlich<br />

in perfektem Deutsch spricht. Kein Wunder,<br />

kommt er doch ursprünglich aus Berlin.<br />

Im Alter von elf Jahren ist er mit seiner Familie<br />

auf die Ålandinseln ausgewandert und genießt<br />

seine neue Heimat. »Es ist ein Traum,<br />

hier Kajak zu fahren oder zu segeln«, sagt er.<br />

»Und die schönste Gegend von Åland ist auf<br />

jeden Fall Geta.« Der 18-Jährige kann uns<br />

auch den Weg zu den Geta Bergen weisen,<br />

ein Eldorado für Wanderer und Kletterer.<br />

Hier treffen sich vor allem an den Wochenenden<br />

die Einheimischen zum Bouldern und<br />

Picknicken. »Mit dem Rad ist es von hier aus<br />

nur etwa eineinhalb Kilometer weit – einfach<br />

die rote Sandstraße bergauf«, erklärt er. Und<br />

so treten wir in die Pedale. Es wird steiler<br />

und steiler, und mit letzter Kraft ist der Ausgangspunkt,<br />

das Soltuna Restaurant, erreicht.<br />

34 <strong>Nordis</strong>


Yoga on the Rocks<br />

Ganz still sitzt sie da. Die Beine im Schneidersitz,<br />

die Arme sanft auf den Oberschenkeln<br />

abgelegt, atmet Kim Jansson langsam und beten<br />

Tolle Landschaften ohne<br />

Massentourismus – das<br />

bieten die Ålandinseln.<br />

Knorrige Bäume und<br />

»Steinmännchen« finden sich<br />

in den Geta Bergen.<br />

Von hier aus führt ein etwa 5,5 Kilometer<br />

langer Rundweg durch die faszinierende<br />

Landschaft. Trollstigen heißt einer der Wege<br />

– und schon bald zweifelt niemand mehr<br />

auch nur im Geringsten an der Existenz von<br />

Trollen. Denn nach einer kurzen Wanderung<br />

ist ein Steingarten erreicht. Hunderte von<br />

Steinpyramiden stehen aufgereiht wie kleine,<br />

dünne Männchen nebeneinander, doch wer<br />

sie gebaut hat, ist nicht bekannt. »Möglicherweise<br />

die Trolle hier in der Gegend«, erklärt<br />

unser Guide Nora Kauffeldt schmunzelnd.<br />

Wie die Steinpyramiden entstanden sind,<br />

bleibt wohl ein Geheimnis. Aber was die restliche<br />

Landschaft in dieser Gegend geformt<br />

hat, ist größtenteils bekannt: »In der letzten<br />

Eiszeit wurde das Land von den Eismassen<br />

vollständig unter den Wasserspiegel gedrückt,<br />

sodass nach dem Abschmelzen der Gletscher<br />

die Ålandinseln fast komplett von Wasser bedeckt<br />

waren«, erklärt Kauffeldt. »Seit etwa<br />

13.000 Jahren hebt sich das Land allmählich<br />

aus dem Meer, und Inseln werden größer.«<br />

Dieser Prozess setze sich bis heute fort: Åland<br />

wachse mit einer Geschwindigkeit von etwa<br />

sieben Millimetern pro Jahr in die Höhe. Zum<br />

Vorschein kommt 1,4 Millionen Jahre alter<br />

grobstrukturiger Granit, das Rapawiki-Granit.<br />

Plattgedrückt und abgeschmirgelt durch die<br />

Gletschermassen, wirkt er wie ein ebener<br />

Fußbodenbelag. Obendrauf befinden sich<br />

weitere verwitterte Gesteinsschichten. »Wir<br />

nennen es Matratzenverwitterung, weil die<br />

Schichten aussehen wie einzelne gestapelte<br />

Matratzen«, erklärt Nora Kauffeldt und fügt<br />

lachend hinzu: »Hier befindet sich also das<br />

Åländische Bettenlager.«<br />

Bei der Wanderung über den Höhlenwanderweg<br />

»Grottstigen« ist genau zu erkennen,<br />

Benjamin Woidt ist von<br />

Berlin nach Geta ausgewandert.<br />

Er arbeitet im<br />

einzigen Geschäft des<br />

Städtchens.<br />

wie die Naturgewalten hier gewirkt haben.<br />

Nach einer Mittagspause mit Aussicht auf das<br />

graublaue Meer geht es mit dem Drahtesel<br />

rund 15 Kilometer durch bewaldete hügelige<br />

Landschaft. Die Straßen gehören uns und der<br />

Natur – nur selten kommt ein Auto entgegen.<br />

Eine Entspannung wäre jetzt angebracht. Sie<br />

erwartet uns im Havesvidden Resort – in<br />

Form einer besonderen Yogastunde.<br />

Die Matratzenverwitterung<br />

ist bei<br />

diesen Gesteinsschichten<br />

deutlich<br />

zu erkennen.<br />

<strong>Nordis</strong> 35


FAHRRADSpezial<br />

von der festung<br />

bomarsund aus geht es<br />

durch nadelwaldgebiet<br />

und sumpfige täler.<br />

von der einstigen festung<br />

bomarsund sind lediglich<br />

ruinen übrig geblieben.<br />

auf dem kyrkleden<br />

haben die<br />

wanderer auch<br />

ausblick auf die<br />

kirchen in der<br />

gegend.<br />

wusst tief ein und dann wieder aus. Kein anderer<br />

Laut ist zu hören als ihre Stimme, die<br />

den Kursteilnehmern die Übung erklärt.<br />

»Yoga on the Rocks«, Genuss für die Sinne, ist<br />

angesagt. Doch heute nicht draußen auf den<br />

Felsen am Meer – dazu ist der Wind einfach<br />

zu stark –, sondern im Yogaraum des Resorts.<br />

Alle lassen sich auf den Unterricht der 44-Jährigen<br />

ein, denn es ist 100 Prozent authentisch,<br />

was sie tut. »Ich hatte kein einfaches<br />

Leben, und alles wäre ziemlich schlimm geworden,<br />

wenn ich im Alter von 18 Jahren<br />

nicht angefangen hätte, Relax-Musik zu hören<br />

und später Yoga zu machen«, sagt sie. »Es<br />

ist wie eine feste Linie, die mich durch mein<br />

Leben führt«, sagt sie. Den Yoga-Schülern gefällt<br />

es. Ein- und Ausatmen sind plötzlich eins<br />

mit den Wellen des Meeres, alle sind ganz im<br />

Hier und Jetzt. Später, bei einem Glas Wein<br />

und Blick auf den Sonnenuntergang in Pink,<br />

Orange, Violett und Blau geht der Abend zu<br />

Ende.<br />

FESTUNG BOMARSUND UND<br />

SCHLOSS KASTELHOLM<br />

Ein neuer Tag, ein neuer Ort: Wenn ich die<br />

Augen schließe, kann ich die Kanonendonner<br />

in der Ferne hören, vermischt mit Meeresrauschen<br />

und dem Geheul des starken Windes.<br />

Hier – im Süden der Insel Sund, ist noch spürbar,<br />

dass die Ålandinseln militärisch immer<br />

von Bedeutung waren. Das Grenzinselreich<br />

diente als Puffer, als vorgelagerter Stützpunkt<br />

zum Schutz vor möglichen Feinden. Und so<br />

wurden Walle oder Festungen zur Verteidigung<br />

gebaut. Die Festung Bomarsund ist eine<br />

von ihnen. Sie wurde 1832 errichtet, nachdem<br />

Åland 1809 von Finnland an das Zarenreich<br />

Russland übergegangen ist. Die einst<br />

größte Militäranlage ist in Form einer Ringwallburg<br />

gebaut worden und diente dem russischen<br />

Zaren auch als Symbol der Macht in<br />

der Baltischen See.<br />

Wenn die großen Felsquader sprechen<br />

könnten, würden sie von den mehr als 2.000<br />

russischen Soldaten, Festungsarbeitern und<br />

Strafgefangenen erzählen, die hier lebten und<br />

arbeiteten. Auch ein Turm, ein <strong>Magazin</strong>, ein<br />

Militärkrankenhaus und diverse Wohnanlagen<br />

wurden errichtet. Doch diese Gebäude<br />

sind heute verschwunden. Informationstafeln<br />

lassen erahnen, wo sie einst gestanden haben.<br />

Im Rahmen des Krimkriegs drang die englische<br />

Flotte in die Ostsee vor und griff Orte<br />

an der fi nnischen Küste an. Das attraktivste<br />

Ziel war die Festung in Bomarsund. Sie wurde<br />

1854 dem Erdboden gleichgemacht. Seitdem<br />

ist Åland entmilitarisiertes Gebiet, und<br />

für åländische Männer besteht keine Wehrpfl<br />

icht. Heute sind nur noch einzelne Ruinen<br />

der Festung und ein paar Kanonen stille Zeugen<br />

der Vergangenheit.<br />

Es geht zu Fuß in Richtung Nordwesten,<br />

durch hügeliges Nadelwaldgebiet und sumpfi<br />

ge Täler, durch Moos- Farn- und Flechtenlandschaft,<br />

vorbei an den Ruinen einer<br />

Fluchtburg, die als Zufl uchtsort diente. Und<br />

vorbei an den sogenannten Rosen, zu Hügeln<br />

aufgeschütteten Steingräbern. Die Wanderung<br />

auf dem Kirchenweg, dem Kyrkleden,<br />

führt auf rund 16 Kilometer Länge direkt bis<br />

zum nächsten historischen Highlight: Schloss<br />

Kastelholm.<br />

Doch zuvor gibt es im Wärdshus des Freilichtmuseums<br />

Jan Karlsgården noch eine heiße<br />

Schokolade zur Stärkung und das Paradegericht<br />

der Inselgruppe: »Ålandspannkaka«<br />

mit »Sviskonkräm« – Pfannkuchen mit<br />

Zwetschgenkompott.<br />

Wie Bomarsund von der russischen Geschichte<br />

Ålands erzählt, ist das mittelalterliche<br />

Schloss Kastelholm Zeitzeuge der<br />

schwedischen Historie. Wer die steilen Stu-<br />

wie eine Miniaturlandschaft<br />

wirken Moose, flechten und<br />

heidepflanzen.<br />

36 <strong>Nordis</strong>


fen im Innenhof des Schlosses nach oben<br />

steigt und durch die kalten dunklen Räume<br />

wandelt, kann sich nur schwer vorstellen,<br />

dass hier sogar der schwedische König<br />

Gustav Vasa genächtigt hat. Äußerst<br />

schlimm die Vorstellung, dass König Erik<br />

XIV. auf dem Schloss gefangen gehalten<br />

wurde – samt seiner Frau Karin Månsdotter<br />

und den gemeinsamen Kindern. Im<br />

Jahr 1745 brach ein verheerendes Feuer<br />

aus, das einen Großteil der Burg zerstörte.<br />

Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit<br />

provisorischen Reparaturen begonnen. Die<br />

letzte Renovierung begann im Jahr 1982<br />

und wurde 2001 abgeschlossen.<br />

Nächster Stopp: Mariehamn, die vor rund<br />

150 Jahren auf dem Reisbrett entstanden<br />

ist. Die Hauptstadt Ålands, die aufgrund<br />

der beiden Lindenalleen auch »Stadt der<br />

1.000 Linden« genannt wird, hat einiges<br />

zu bieten: hübsche Holzhäuser, erstklassige<br />

Museen, gutes Essen und eine schöne<br />

Innenstadt. Als Erstes führt uns der Weg<br />

ins Schifffahrtsmuseum am Västerhamn.<br />

Im Zentrum stehen die Geschichten der<br />

Seeleute. Wie haben sie geschlafen, wie<br />

navigiert, welche Routen unternommen?<br />

Das Museum gibt Antwort. Und nicht<br />

ohne Grund bekam das Museum den Preis<br />

für die beste Ausstellung 2016 in ganz<br />

Finnland. Im Außenbereich des Museums<br />

ein weiteres Highlight: Die Pommern, ein<br />

viermastiges Stahlschiff, kann erkundet<br />

werden. Der 106,5 Meter lange Frachtsegler<br />

stach 1903 zum ersten Mal in See.<br />

Das Museum ist zu groß und zu vielfältig<br />

für einen einzigen Besuch. Glücklicherweise<br />

gilt die Eintrittskarte lebenslang.<br />

Ein kleiner Spaziergang führt mich zum<br />

historischen Hafen Sjövarteret – dem Seequartier.<br />

Das kräftige Rot der Holzhäuser<br />

wetteifert mit dem Blau des Himmels, alte<br />

Holzboote, denen man ansieht, dass sie<br />

viel erlebt haben, seit man sie aus Menschenhand<br />

geschaffen hat. Hier haben sich<br />

verschiedene Künstler niedergelassen. Silberschmieden<br />

und Metallkunst oder<br />

Schmuck aus aländischem Granit werden<br />

angeboten. Susanne Ekman-Ahlroth zum<br />

Beispiel arbeitet vor allem mit Metall und<br />

Holz. »Inspiration finde ich in der Begegnung<br />

mit Menschen und in derem Zusammenspiel.<br />

Gestalt suche ich in den weichen<br />

Formen der Frau und der Natur.<br />

Willkommen in meinem Atelier im Seequartier<br />

von Mariehamn!«<br />

Dann heißt es Abschied nehmen. Vom<br />

Oberdeck der Fähre aus zieht die Inselwelt<br />

Ålands noch einmal vorbei. Die roten<br />

Holzhäuser in der Landschaft werden kleiner<br />

und kleiner. Wehmut kommt auf. Es<br />

war wunderschön – ich komme wieder!•<br />

Die Seele baumeln lassen –<br />

das ist am kleinen Hafen<br />

Sjövarteret möglich.<br />

Mit ein wenig<br />

Geduld kommt<br />

man den<br />

Küstenseeschwalben<br />

ganz nah.<br />

Allgemeine Informationen<br />

Zu den Ålandinseln bekommt man im<br />

Internet unter www.visitaland.com.<br />

Die Tourist-Information befindet sich in<br />

der Storagatan 8 in Mariehamn,<br />

Tel. +358-18 24 000, info@visitaland.com<br />

Anreise<br />

per Flugzeug nach Stockholm, Helsinki<br />

oder Turku und dann per Flugzeug mit<br />

• Finnair Helsinki – Mariehamn – Turku,<br />

www.finnair.com oder<br />

• Nextjet Stockholm – Mariehamn – Turku<br />

– Mariehamn, www.nextjet.com<br />

• oder per Fähre, zum Beispiel mit der<br />

Viking Line, www.vikingline.se<br />

Übernachten<br />

• Hotel Savoy in Mariehamn, Nygatan<br />

10–12, www.alandhotels.fi<br />

• Havsvidden Resort in Geta an der Nordküste,<br />

traumhaft gelegen mit eigenem<br />

Strand, perfekter Ort zum Abschalten.<br />

Havsviddsvägen 90, Geta, Tel. +358-184<br />

94 08, www.havsvidden.com<br />

Essen und Trinken<br />

• Das Bagarstugan Café&Vin in der<br />

Economiegatan 2 in Mariehamn ist immer<br />

einen Besuch wert! Im Sommer mit schöner<br />

Außenterrasse. Große Auswahl an Kuchen<br />

und anderen Åland-Spezialitäten wie den<br />

traditionellen Pfannkuchen. Tel. +358-18<br />

19 880, carola.fyrqvist@aland.net<br />

• Café Svarta Katten: Hier hat Hanna<br />

Karlsson ein kleines kulinarisches Paradies<br />

geschaffen. Norragatan 15, Mariehamn,<br />

Tel. +358-18 21 599, www.svartakatten.ax<br />

• Selbstgebrautes Stallhagen-Bier von<br />

Åland gibt es im Pub der Stallhagen-Brauerei.<br />

Aber auch kulinarische Leckereien<br />

mit lokalen Produkten werden angeboten.<br />

Getavägen 196, Godby, Tel. 358-457 344<br />

8500, www.stallhagen.com<br />

• Uriger Pub Niska am alten Hafen,<br />

Sjökvarteret in Mariehamn, Tel. +358-<br />

181 91 51, niska@aland.net<br />

Aktivitäten<br />

Mariehamn lässt sich gut zu Fuß<br />

erkunden. Für weitere Wege empfiehlt<br />

sich ein Fahrrad (Fahrradverleih in der<br />

Västerhamn in Mariehamn,<br />

Tel. +358-12 821) oder ein<br />

Mietwagen (Europcar, Strandgatan 1,<br />

Mariehamn, Tel. +358-15 222).<br />

Der größte Abstand von Ost nach West<br />

auf dem åländischen Festland beträgt<br />

gerade mal 50 Kilometer Luftlinie. Auch<br />

per Bus kommt man gut von A nach B,<br />

www.williamsbus.ax<br />

Besuchen sollte man die Festung<br />

Bomarsund und das Schloss Kastelholm<br />

ebenso wie das Schifffahrtsmuseum in<br />

Mariehamn.<br />

Geführte Reise<br />

Wandern und mehr – Finnlands<br />

Schären & Ålandinseln: 12-tägige<br />

geführte Wanderreise, ab 2.698 Euro,<br />

buchbar bei www.wikinger-reisen.de.<br />

<strong>Nordis</strong> 37


FahrradSpezial<br />

Gemeinsam<br />

starten die<br />

Teams in den<br />

Morgen.<br />

Die Vätternrundan<br />

HERAUSFORDERUNG<br />

UND MYTHOS<br />

Obwohl es sie schon seit mehr als 50 Jahren gibt, ist die schwedische Vätternrundan noch nicht bei allen<br />

Freizeitradsportlern bekannt. Die Geschichte begann 1966 in Motala, als der Mannschaftsarzt des schwedischen<br />

Fußball-Nationalteams und Olympiaarzt, Sten-Otto Liljedahl, auf die Idee kam, dass es doch möglich<br />

sein müsste, den Vätternsee – den zweitgrößten See Schwedens – in einer einzigen Tour zu umrunden.<br />

Text: Detlef Koepke | Fotos: Florian Selig & BikeBlogBerlin<br />

Fotos (4): © Florian Selig<br />

Wer dies meistert, der hat stolze<br />

300 Kilometer auf dem Sattel seines<br />

Fahrrads gesessen, allerdings<br />

meist mit einigen Pausen. Zuvor hat man sicherlich<br />

schon den einen oder anderen Kilometer<br />

trainierend auf dem Rad verbracht.<br />

Sten-Otto Liljedahl hatte die Theorie, dass<br />

eine solche Ausdauerleistung von »Jedermann«<br />

und »Jederfrau« erbracht werden<br />

kann, wenn man unterwegs regelmäßig isst<br />

und trinkt, sich entsprechend mit regelmäßigem<br />

und ganz und gar nicht übermäßigem<br />

Training darauf vorbereitet. Dafür hatte er<br />

sich einem Selbstversuch unterzogen. Zunächst<br />

wurde seinerzeit ein entsprechendes<br />

Rad für solch eine Tour hergerichtet. Heute<br />

denkt jeder sofort an ein Rennrad, 1966 war<br />

es ein Rad mit einer Dreigang-Schaltung. Der<br />

örtliche Fahrradhändler, bei dem das Rad bestellt<br />

wurde, war von dieser Idee gleich so<br />

angetan, dass er ebenfalls an der ersten Umrundung<br />

mit seinem Rad teilnahm. Man<br />

könnte meinen, dass dies schon als Leistungssport<br />

zu bezeichnen ist, aber damit<br />

täuscht man sich gehörig, wenn man die<br />

»Jedermann-Radsportler« am Start und wieder<br />

im Ziel sieht. Spätestens beim Anblick<br />

der Teilnehmer kommt man ins Nachdenken<br />

und überlegt, wenn Der oder Die es geschafft<br />

hat, dann sollte das ganz offensichtlich auch<br />

Gute Stimmung auf der<br />

Strecke, gemeinsam<br />

schaffen wir die 300 km.<br />

in meinen Möglichkeiten liegen. Die Begeisterung<br />

für diese Veranstaltung ist in Schweden<br />

riesig, was sich an den jährlichen Teilnehmerzahlen<br />

ablesen lässt. 23.000<br />

Jedermänner- und frauen sind es nun schon<br />

seit einigen Jahren, die sich dieser Herausforderung<br />

im Juni zur Sommersonnenwende<br />

stellen.<br />

Peter Liljedahl ist der Sohn des Gründers, der<br />

sowohl die Anfänge noch als Kind miterlebt<br />

hat und heute stolz die Tradition weiterführt,<br />

indem er mit der Startnummer 1 seines Vaters<br />

an den Start rollt. Dann folgt man dem<br />

Leitspruch des Vaters kurz nach dem Ortsausgangsschild<br />

von Motala: »Ziel ist Motala«.<br />

Dazwischen liegen die bekannten 300 Kilometer.<br />

Seine ältere Schwester, Eva Liljedahl,<br />

ist auf andere Weise eng mit der Vätternrundan<br />

verbunden, denn sie betreibt die Villa<br />

Hamra. Das ist ein wunderschön gelegenes<br />

B&B Hotel, kurz vor Motala in einer ehemals<br />

als Schulgebäude genutzten Villa. Hier umsorgt<br />

sie während der Vätternrundan Radsportler<br />

aus der ganzen Welt, die es sich dort<br />

gut gehen lassen. Eva Liljedahl sorgt dafür,<br />

dass die passende Nahrung aufgetischt wird<br />

und nach dem Zieleinlauf kann sich jeder,<br />

der einen der heißbegehrten Übernachtungsplätze<br />

bekommen hat auf die Sauna und das<br />

Entspannungsbad im Hot Tub freuen.<br />

38 <strong>Nordis</strong>


Peter Liljedahl gibt den<br />

Startschuss zur MSR.<br />

Glücklich<br />

am Ziel.<br />

Foto (1): © BikeBlogBerlin<br />

Macht das wirklich SpaSS?<br />

Es ist immer wieder interessant, die Reaktionen<br />

des Gegenübers zu erleben, wenn man<br />

erzählt: »Ich habe mir vorgenommen, 300<br />

Kilometer Fahrrad zu fahren«. Die Antwort,<br />

bzw. Rückfrage lautet: »An wie vielen Tagen?«<br />

Und wenn man sagt, das mache ich an<br />

einem Tag, dann erkennt man entweder ein<br />

ungläubiges Zweifeln oder interessiert hochgezogene<br />

Augenbrauen. Der kühle Rechner<br />

macht sofort eine Überschlagsrechnung,<br />

wenn zum Beispiel im Durchschnitt 20 Kilometer<br />

pro Stunde gefahren werden, sind das<br />

15 Stunden, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von 25 Stundenkilometern sind es nur<br />

noch 12 Stunden und ... schneller geht ja<br />

auch noch.<br />

Der Reiz dieser 300-Kilometer-Runde liegt<br />

wahrscheinlich in mehreren Faktoren begründet.<br />

Zum einen hat jeder unmittelbar eine Ahnung<br />

davon, dass dies tatsächlich zu schaffen<br />

ist. Das Problem ist allerdings, dass für diese<br />

Teilnahme die Trauben etwas höher hängen<br />

und das Ziel, 300 Kilometer in einem Stück<br />

mit dem Rad zu fahren, etwas außerhalb der<br />

üblichen Komfortzone liegt. Das bedeutet<br />

ganz einfach: regelmäßig trainieren. Wer dieses<br />

Training für sich zu einer freudvollen Zeit<br />

deklariert und sich mit dem Glücksgefühl<br />

nach jeder Ausfahrt gut fühlt, der rollt überzeugt<br />

an den Start. Und genau das wollen offensichtlich<br />

viele Menschen: ein Abenteuer,<br />

eine echte Herausforderung, an deren Ende<br />

meist der Triumph über sich selbst steht. In<br />

Schweden heißt es, dass jeder Schwede mindestens<br />

einmal die Vätternrundan gefahren<br />

haben sollte.<br />

Eine schwedisch-deutsche<br />

Freundschaft<br />

2014 wurde in Mecklenburg-Vorpommern, in<br />

Neubrandenburg, unter Anwesenheit zweier<br />

Mitglieder des Organisationsteams der Vätternrundan<br />

erstmals der Startschuss für die<br />

Mecklenburger Seen-Runde gegeben. Die<br />

Idee, solch ein Event in Deutschland durchzuführen,<br />

kam Detlef Koepke, als er sich selbst<br />

auf seine erste Vätternrundan vorbereitet hat.<br />

Mittlerweile sind es bereits über 3.000 Radlerinnen<br />

und Radler, die alljährlich am letzten<br />

Wochenende im Mai ihre 300 Kilometer MSR<br />

absolvieren. Gunilla Brynell, CEO der Vätternrundan,<br />

ehrte die MSR 2017 mit ihrer Teilnahme.<br />

Peter Liljedahl hat zweimal an der<br />

MSR teilgenommen und die dritte Teilnahme<br />

steht bevor. Lob bekam das Event für das abwechslungsreiche<br />

Essen, die vielen freundlichen<br />

Helfer und die naturnahe und schöne<br />

Kulisse, die die Mecklenburgische Seenplatte<br />

zum Radfahren bietet. Seit zwei Jahren gibt es<br />

sogar ein »schwedisches Depot« bei der MSR,<br />

das unter anderem eigens für die Runde importierte<br />

schwedische Blaubeersuppe bereithält.<br />

Hinter den Kulissen werden zwischen<br />

den Städten Motala und Neubrandenburg<br />

und zwischen den Veranstaltern Erfahrungen<br />

ausgetauscht mit dem Ziel, die Qualität beider<br />

Veranstaltungen für die Teilnehmer noch zu<br />

steigern.<br />

•<br />

Durch schöne<br />

Landschaften.<br />

Information und Anmeldung<br />

Mecklenburger Seen Runde <strong>2018</strong><br />

25. und 26. Mai <strong>2018</strong><br />

Start und Ziel: Neubrandenburg<br />

www.mecklenburger-seen-runde.de<br />

Vätternrundan <strong>2018</strong><br />

15. und 16. Juni <strong>2018</strong><br />

Start und Ziel: Motala<br />

http://vatternrundan.se<br />

<strong>Nordis</strong> 39


FAHRRADSpezial<br />

nordis tritt beim nordsjørittet in die Pedale<br />

Zwischen Wadenkrämpfen<br />

uNd glücKSgeFühleN<br />

landschaftlich reizvoll und offen für jedermann, das ist der nordsjørittet. das fahrradrennen zwischen<br />

den beiden städten egersund und sandnes lockt jedes jahr immer wieder viele radsportbegeisterte<br />

in die region rogaland. nordis war zum 20. jubiläum mit von der Partie.<br />

teXt: jörn backhaUs | fotos: Uwe herUth<br />

Viele, die häufi g Rad fahren, kennen<br />

das. Man würde gerne mal ein Rennen<br />

mitfahren, weiß aber nicht, ob man<br />

das schafft oder man hat zu großen Respekt<br />

vor der Aufgabe. Man könnte ja, wenn man<br />

wollte, aber jetzt passt es gerade nicht… Die<br />

Liste der möglichen Hinderungsgründe ist<br />

lang, ich habe das Thema Radrennen auch<br />

mehrere Jahre vor mir hergeschoben. In Norwegen<br />

angekommen gibt es jedoch kein Zurück<br />

mehr. Nachdem wir Teamkollege Terje<br />

in Egersund vom Bahnhof abgeholt haben<br />

und Räder und Fahrer startklar sind, werden<br />

mir erstmalig die Dimensionen des Nordsjørittet<br />

bewusst. Bis dato bin ich davon ausgegangen,<br />

dass es sich um ein gemütliches Rennen<br />

in überschaubaren Gruppengrößen<br />

handelt. Falsch gedacht, Norwegens zweitgrößtes<br />

Radrennen ist eine Großveranstaltung<br />

mit über 6.000 teilnehmenden Radlern.<br />

Man sieht bereits in den frühen Morgenstunden<br />

viele professionelle Teams, die die Zeit<br />

bis zum Start für gezieltes Aufwärmen nutzen.<br />

Ob man hier richtig ist? Nachdem die<br />

ersten Startgruppen mit einem Mordstempo<br />

an einem vorbeigefl ogen sind, stellt sich mir<br />

wirklich die Frage: »Worauf habe ich mich<br />

hier eingelassen?«<br />

KEIN ZURÜCK MEHR<br />

Dann fällt der Startschuss und es geht los.<br />

Terje und ich sortieren uns im hinteren Drittel<br />

ein, das Tempo können wir gut mitgehen.<br />

Bereits nach der ersten Kurve entzerrt sich<br />

das Feld und spätestens bei der ersten knackigen<br />

Steigung zeigt sich, dass andere auch<br />

nur mit Wasser kochen. Die nächsten 20–25<br />

Kilometer sind ein ständiges Hoch und Runter<br />

durch die felsige Landschaft des Magma<br />

Geoparks. Hier und da zwickt es schon in<br />

den Beinen. Aber aufgeben gilt nicht. Endlich<br />

erreiche ich die erste Versorgungsstation<br />

beim Ogna Campingplatz. Die Trinkfl asche<br />

wird aufgefüllt, ein Rosinboller gegessen und<br />

Traubenzucker eingeworfen. Es folgt ein<br />

schöner, ebener Abschnitt mit teilweise atemberaubender<br />

Aussicht auf die Nordsee. Trotz<br />

der Anstrengung schaffe ich es, die Landschaft<br />

zu genießen und den Anfeuerungsgruppen<br />

(Heiagjeng) zurückzuwinken.<br />

Hinter Brusand will ein längerer Anstieg bewältigt<br />

werden, aufgrund des Regens der letzten<br />

Tage jedoch nur im Gänsemarsch. Die<br />

Räder müssen geschoben werden. Knöcheltiefer<br />

Matsch und einige, größere Steine machen<br />

das Radfahren unmöglich. Im unwegsamen<br />

Gelände geht eine Menge Zeit<br />

verloren, hinzukommen erste Krämpfe in den<br />

Beinen. Mein innerer Schweinehund grinst<br />

mich unverhohlen an und wettet auf eine baldige<br />

Beendigung des Rennens. Nicht so voreilig,<br />

alter Geselle. Kaum aus dem Wald raus,<br />

wird man mit einer langen Asphaltabfahrt<br />

belohnt. Hier erreichen einige ihre Höchstgeschwindigkeit<br />

und strampeln sich den Wiesen-<br />

und Waldfrust aus Körper und Seele, ich<br />

inbegriffen. Terje ist mir mittlerweile voraus.<br />

Er will für <strong>Nordis</strong> eine gute Zeit herausfahren.<br />

Nach 54 Kilometern erreiche ich geschafft,<br />

aber zufrieden die nächste Versorgungsstation.<br />

Nach einer kurzen Stärkung<br />

geht es weiter.<br />

GEGEN DEN INNEREN<br />

SCHWEINEHUND<br />

Terjes Tipp, bei Krämpfen einfach weiterzufahren,<br />

jedoch mit einem niedrigeren Gang<br />

und einer höheren Trittfrequenz, hilft. Ich<br />

bin überrascht, wie schnell sich ein Krampf<br />

aus den Beinen radeln lässt und wie viel<br />

Kraft man mobilisieren kann, wenn es darauf<br />

ankommt. Zur Belohnung sind die<br />

nächsten Kilometer wieder leichter zu meistern.<br />

Die Strecke führt stellenweise direkt<br />

am Meer entlang und die Landschaft von<br />

hier kann man die dimensionen<br />

des nordsjørittes erahnen, auch<br />

wenn man nur einen teil des startfeldes<br />

auf dem foto sieht.<br />

40 <strong>Nordis</strong>


näher kommt man der nordsee<br />

bei keinem radrennen.<br />

solche abschnitte entschädigen<br />

für manche strapaze.<br />

Foto: © Rune Helliesen<br />

teamkollegen terje rygh (li.) und<br />

jörn backhaus (re.) vor dem start.<br />

Nord-Jæren geizt nicht mit ihren Reizen.<br />

Auch die Anfeuerungsgruppen unterwegs<br />

verfehlen nicht ihr Ziel: Sie haben Spaß und<br />

geben den Teilnehmern neue Motivation.<br />

Die letzte krasse Steigung haben sich die Planer<br />

des Nordsjørittes für Kilometer 68 ausgesucht.<br />

Die Rede ist vom Tubakken, der auf<br />

dem Gebiet der Stadt Bryne liegt. Ich hatte<br />

von vornerein geplant, hier abzusteigen und<br />

das Rad den Hügel hinaufzuschieben. Ich<br />

wollte einfach nur die Stimmung entlang<br />

dieses nur knapp 500 Meter langen Abschnittes<br />

genießen. In diesem Moment geben<br />

mir die Beine und der Schweinehund<br />

ein deutliches Signal: Vergiss es! Diesen Hügel<br />

kommst du auch zu Fuß nicht hoch!<br />

Doch ich gebe nicht auf, die Stimmung von<br />

mehreren hundert Zuschauern auf beiden<br />

Seiten des Weges, die Band, die oben auf der<br />

Bühne steht, schieben einen förmlich den<br />

Tubakken hinauf.<br />

Und plötzlich ist man oben. Was für ein Gefühl!<br />

Der Schweinehund hat sich beleidigt<br />

verabschiedet und die letzten etwa 20 Kilometer<br />

machen richtig Spaß. Geschoben wird<br />

nicht mehr, stattdessen in die Pedale getreten.<br />

Die Kraftreserven sind so groß, dass ich<br />

tatsächlich einige Radler überhole und einiges<br />

an Zeit wettmachen kann. Eine allerletzte<br />

Steigung in Sandnes, eine rasante Abfahrt<br />

hinunter ins Zentrum und eine Kurve<br />

noch, dann liegt es vor mir: das Ziel! Schnell<br />

durchgefahren, schon bekommt man die<br />

Medaille umgehängt. Das war es, ich habe<br />

den Nordsjørittet erfolgreich absolviert! Terje,<br />

der knapp 27 Minuten vor mir im Ziel<br />

war, erwartet mich bereits. Das berauschende<br />

Glücksgefühl, das Rennen gemeistert<br />

zu haben, will sich jedoch nur langsam<br />

einstellen. Dennoch steht fest: Es hat sich<br />

gelohnt, nicht aufzugeben. Und: Es war defi -<br />

nitiv nicht die letzte Teilnahme am Nordsjørittet.<br />

•<br />

Allgemeine informAtionen<br />

Region Stavanger-Ryflyke:<br />

www.regionstavanger-ryfylke.com<br />

AnreiSe<br />

Mit Fjord Line von Hirtshals<br />

bis Stavanger<br />

www.fjordline.com/de<br />

zUm rADrennen<br />

Der nächste Nordsjørittet findet<br />

am 9.6.<strong>2018</strong> statt. Weitere Infos<br />

und Anmeldung unter<br />

www.nordsjorittet.no<br />

<strong>Nordis</strong> 41


»SKiDne Æg«<br />

Rezept für 4–8 Personen<br />

Foto: © Visit Denmark, J. Buusmann<br />

dänische ostertraditionen mit<br />

gækkebrev, schnaps und senfeiern<br />

»glædelig påske«<br />

8 Eier<br />

600 ml Milch<br />

1 EL Butter<br />

1 EL Mehl<br />

2 EL grobkörniger Senf<br />

Salz<br />

Frischgemahlener Pfeffer<br />

Frischgehackter Schnittlauch<br />

oder Kresse<br />

Knusprig gebratene Schinkenwürfelchen<br />

zubereitung:<br />

Eier hartkochen und halbieren. Butter<br />

bei niedriger Temperatur schmelzen,<br />

Mehl dazugeben und unter Rühren<br />

anschwitzen, etwas Milch angießen<br />

und unterrühren, bis das Gemisch eine<br />

sämige Konsistenz erreicht. Nach und<br />

nach restliche Milch dazugeben. Aufkochen<br />

und einköcheln lassen. Mit Salz,<br />

Pfeffer und Senf abschmecken. Sauce<br />

auf Tellern anrichten, Eier hineinlegen<br />

und mit Speck, Kräutern und frischem<br />

Pfeffer garnieren. Dazu wird gerne<br />

Schwarzbrot als Beilage serviert.<br />

Mit »glædelig Påske« wünscht man sich in dänemark frohe ostern.<br />

Und natürlich haben die feiertage den gleichen religiösen hintergrund<br />

wie in deutschland. auch buntbemalte ostereier und<br />

schokolade gehören hier zum fest dazu. jedoch pflegen die<br />

dänen auch einige, ganz eigene, landestypische ostertraditionen.<br />

anders als bei uns ist neben Karfreitag<br />

(langfredag) und Ostersonn- und montag<br />

auch der Gründonnerstag (skærtorstag)<br />

ein Feiertag. Viele Dänen nutzen die<br />

fünf Tage für einen Kurzurlaub. Am Ostersonntag<br />

trifft man sich dann traditionell zum<br />

»påskefrokosten«, einem üppigen Mittagoder<br />

auch Abendessen, zu dem die ganze Familie<br />

und Freunde zusammenkommen. Es<br />

besteht aus vielen kleinen Gerichten und beginnt<br />

meist mit Fisch in Form von eingelegtem<br />

Hering (påskesild), Krabben oder Thunfi sch,<br />

gefolgt von warmen Speisen, z.B. Lamm,<br />

Hühnchen oder Braten, gerne begleitet von<br />

Pasteten, Tartes oder kleineren Aufl aufgerichten.<br />

Zum Abschluss gibt es Aufschnitt, z.B.<br />

eine Käseplatte oder süße Desserts. Natürlich<br />

dürfen auch in Dänemark – genau wie bei uns<br />

– die Ostereier (»påskeæg«) nicht fehlen.<br />

Hartgekocht und buntbemalt, aber auch in<br />

Form von Schokoladen- oder Zuckereiern landen<br />

sie z.B. in den Osternestern der Kinder.<br />

Als ausgeblasenes Hühnerei oder in künstlicher<br />

Form sind sie neben Osterglocken und<br />

Frühlingsgrün eine beliebte Osterdekoration.<br />

Eine weitere dänische Ei-Spezialität sind<br />

»skidne æg«, hartgekochte, halbierte Eier in<br />

Senfsauce mit Speck, frischer Kresse oder<br />

Schnittlauch bestreut. Neben dem guten Essen<br />

in geselliger Runde gehört außerdem der<br />

Genuss alkoholischer Getränke zum traditionellen<br />

påskefrokost dazu. Viele dänische<br />

Brauereien produzieren extra zu Ostern das<br />

»påskebryg« (Osterbier), das ähnlich wie das<br />

Weihnachtsbier mit Gewürzen der Saison abgeschmeckt<br />

wird. Und auch Schnaps, mit Vorliebe<br />

Aquavit, darf beim Osteressen nicht fehlen,<br />

gilt doch für viele Dänen: »en påskefrokost<br />

uden snaps er ikke en påskefrokost« (Ein Osteressen<br />

ohne Schnaps ist kein Osteressen). Er<br />

wird je nach Geschmack eisgekühlt oder in<br />

Zimmertemperatur serviert. Skål!<br />

Übrigens: Den Osterhasen, so wie wir ihn<br />

kennen, kannte man in Dänemark lange Zeit<br />

nur in den Regionen entlang der deutsch-dänischen<br />

Grenze. Inzwischen erobert er als<br />

»påskehare« in schokoladener Gestalt und als<br />

Osterdekoration auch nördlichere Haushalte<br />

des Landes.<br />

•<br />

Weitere informAtionen<br />

zum dänischen Osterfest finden<br />

Sie auch auf www.visitdenmark.de.<br />

»mit nAvn Det StÅr<br />

meD PriKKer, PAS PÅ Det<br />

iKKe StiKKer«*<br />

Eine alte dänische Ostertradition sind<br />

die sogenannten Gækkebrev (Narrenbriefe),<br />

die an Freunde und Familie<br />

verschenkt werden. Es handelt sich um<br />

gebastelte Briefchen mit Sprüchen und<br />

Gedichten. Die Briefe werden ähnlich<br />

wie Scherenschnitt-Schneeflocken<br />

kunstvoll ausgeschnitten und gefaltet<br />

und der Name des Absenders wird<br />

durch Punkte verschlüsselt. Durch<br />

einen Reim und die Anzahl der Punkte<br />

(=Buchstaben des Namens) soll der<br />

Empfänger herausfinden, wer ihm den<br />

Brief geschickt hat. Gelingt es ihm<br />

nicht, ist er ein »gæk«, also ein Narr;<br />

findet er es heraus, ist der andere der<br />

Genarrte. Üblicherweise bekommt<br />

der Briefeschreiber oder der, der den<br />

Schreiber erraten hat, vom »gæk« ein<br />

Osterei geschenkt.<br />

(* Mein Name steht in Punkten,<br />

Achtung, er sticht nicht hervor).<br />

42 <strong>Nordis</strong>


Advertorial<br />

PÅSKEFROKOST<br />

MIT<br />

AALBORG JUBILÆUMS AKVAVIT<br />

Jubi-Rote-Bete mit Ziegenkäse und Wildkräutern<br />

6 Rote Bete<br />

6 Picandou Ziegenfrischkäse<br />

200 g Wildkräutersalat<br />

1 Tl Kümmel, 3 Sternanis<br />

Aalborg Jubilæums Akvavit<br />

50 ml weißer Balsamicoessig<br />

100 ml Pflanzenöl<br />

Brian Bojsen – Däne, Gastronom aus Leidenschaft,<br />

Fotograf und Surfer – führt mit “Brian’s Steak & Lobster”<br />

sein eigenes Restaurant in Hamburg und trinkt nicht<br />

nur gern mal ein Glas Aquavit, sondern kocht auch<br />

damit. Für die diesjährige Påskefrokost hat er eine<br />

raffinierte, aber trotzdem einfache Kleinigkeit für die<br />

Festtafel kreiert. Dazu passt ein Glas leicht gekühlter<br />

Aalborg Jubilæums Akvavit, der mit seinen feinen<br />

Noten von Dill und Koriander die Aromen der Frühlingsküche<br />

wirkungsvoll unterstreicht.<br />

Rote Bete waschen, in der Schale mit Kümmel, Sternanis<br />

und etwas Aalborg Jubilæums Akvavit in Salzwasser<br />

garen. Nach dem Garen den Garfond auf circa ein<br />

Viertel reduzieren.<br />

Rote Bete pellen und in Achtel schneiden, im reduzierten<br />

Garfond einlegen, Balsamico dazugeben und mindestens<br />

1 Stunde marinieren.<br />

Rote Bete herausnehmen und die Marinade mit etwas<br />

Öl zu einer Vinaigrette aufschlagen.<br />

Ziegenkäse in Stücke zupfen, zusammen mit der Roten<br />

Bete dekorativ anrichten, mit Wildkräutern garnieren<br />

und mit der Vinaigrette marinieren. Mit einem Glas<br />

Aalborg Jubilæums Akvavit servieren.<br />

www.aalborgakvavit.dk<br />

www.facebook.com/aquavit.de<br />

ENJOY THE NOW<br />

ENJOY RESPONSIBLY<br />

<strong>Nordis</strong> 43


OUTDOOR<br />

oUtdoorProdUkte<br />

auF und<br />

Zusammengestellt<br />

von gerhard kraus<br />

daVoN<br />

Foto Hintergrund: © Thomas Krämer<br />

StoSSfeSt UnD AtmUngSAKtiv<br />

Bei der Neuauflage der Viking Ascent-<br />

Wanderschuhe wurde nicht nur die Optik<br />

modernisiert, sondern auch einige der<br />

Trage- und Produkteigenschaften verbessert.<br />

So sorgt ein Neoprenschaft für<br />

einen weichen und bequemen Einstieg in<br />

den Schuh. Die Zehenkappe wurde mit<br />

Naturkautschuk verstärkt und bietet noch<br />

mehr Schutz im steinigen Gelände. Das<br />

schwarze Modell wurde mit Reflektoren<br />

ausgestattet, die bei Dunkelheit für gute<br />

Sichtbarkeit sorgen. Die 100 Prozent<br />

wasserdichte und atmungsaktive Gore-<br />

Tex-Insulated-Membran garantiert, dass<br />

die Füße trocken bleiben und das Klima<br />

im Schuhinneren immer optimal reguliert<br />

wird. Das Innenmaterial aus Gore-Tex-<br />

Partelana Lining sorgt dabei für angenehme<br />

Wärme und hohen Tragekomfort.<br />

Wie bei den anderen Modellen der Viking<br />

Active Outdoor Serie sorgt auch beim<br />

Ascent Spikes eine robuste, aber leichte<br />

EVA Zwischensohle für eine sichere<br />

Absorption von Stößen, ohne<br />

dabei ins Gewicht zu fallen. Der<br />

Schuh ist in den Designs »black/<br />

silver« und »wine/coral« erhältlich.<br />

<strong>Nordis</strong>-Fazit: Ob am Fjord<br />

oder im Fjell – der Ascent ist<br />

ein bequemer und langlebiger<br />

Wanderschuh, der sowohl im<br />

offenen Gelände als auch auf<br />

Bergtouren überzeugt hat.<br />

(Jörn Backhaus)<br />

149,95 €<br />

de.vikingfootwear.com<br />

44 <strong>Nordis</strong><br />

AlltAgStAUgliCHer Begleiter<br />

Ortlieb ist bekannt für seine wasserfesten und robusten Outdoor- und Fahrradtaschen.<br />

Doch auch im Alltag kann das Unternehmen mit durchdachtem<br />

Design und Qualität punkten. So bietet die modische Fahrrad-Aktentasche<br />

»Commuter-Bag Urban Line« mit Deckelverschluss reichlich Platz für Laptop<br />

und Co. Das robuste PU-beschichtete Cordura-Baumwoll-Mischgewebe des<br />

Obermaterials sorgt nicht nur für eine bürotaugliche Optik, sondern schützt<br />

den Tascheninhalt zuverlässig vor Wind und Wetter. Dank Halterungskomponenten,<br />

die am Gepäckträger des Rades festmontiert werden, lässt sich<br />

die Tasche mit nur einer Hand bequem einhängen und abnehmen. Flache<br />

Arretierungselemente sorgen außerdem für eine glatte Taschenrückseite.<br />

Die Tasche verfügt über ein Notebookfach, einen Stiftehalter und ein<br />

Schlüsselband sowie eine separate Außentasche mit Reißverschluss (nicht<br />

wasserdicht). Der gepolsterte Schultergurt mit Karabinerbefestigung lässt<br />

sich jederzeit abnehmen. Beidseitig angebrachte leuchtstarke Reflektoren auf<br />

3M Scotchlite Reflexmaterial bieten in der dunklen Jahreszeit mehr Sichtbarkeit<br />

und Sicherheit. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Die Tasche ist ein praktischer Allrounder und eine<br />

echte Empfehlung für alle, die den Weg ins Büro mit dem Fahrrad antreten. In zwei<br />

Größen (14 l/ 19 l) und Designs (blau/grau) erhältlich. (Jörn Backhaus)<br />

159,99 bzw. 169,99 € | www.ortlieb.com/de<br />

läUft UnD läUft<br />

Der The North Face Ultra 110 mit beiteter Goretex Membran ist ein leichter<br />

eingear-<br />

Schuh für anspruchsvolle Trails. Beim Schaft<br />

setzt man auf atmungsaktives Mesh und<br />

PU-beschichtetes Leder zur Stabilisierung<br />

des Mittelfußbereiches. Eine formgepresste<br />

EVA-Zwischensohle und eine rutschsichere,<br />

kompakte Gummi-Laufsohle sorgen für<br />

ordentliche Dämpfung, ein gutes Abrollverhalten<br />

und sicheren Halt auf jedem<br />

Untergrund. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Gleich beim<br />

ersten Einstieg fühlt sich der Fuß richtig<br />

wohl. Seine Stärken zeigt er nicht nur beim<br />

Trailrunning, sondern auch auf leichten<br />

Bergtouren, die gelegentlich nicht über<br />

Wege führen. Weiteres Plus: Die robuste<br />

Leder-Zehenkappe schützt vor Verletzungen<br />

und Verschleiß.<br />

140 € | www.thenorthface.com/eu


AUfS AUge<br />

Die Shield vom Brillenspezialisten Julbo<br />

lässt sich mit unterschiedlichen Gläsern<br />

bestücken, die verschiedenen Schutzstufen<br />

entsprechen. Das selbsttönende,<br />

polarisierende Cameleon Glas erfüllt die<br />

Schutzstufe 2–4. Damit ausgestattet ist<br />

die Shield der ideale Lichtschutz für alpine<br />

und nordische Aktivitäten – von Wanderungen<br />

bis hin zu Hochtouren. Streulicht<br />

wird durch abnehmbare, weiche Seitenteile<br />

blockiert. Gewölbte, rutschfeste Bügel, die<br />

Nasen-Auflage und Brillenbänder garantieren<br />

einen festen Sitz. Zur perfekten Sicht<br />

trägt auch die Beschlagschutz-Behandlung<br />

bei. Bei hohen körperlichen Intensitäten<br />

(Schweißproduktion) und Windstille sind<br />

aber hier Grenzen gesetzt.<br />

199,95 € mit Cameleon glas,<br />

andere modelle je nach glas ab 99,95 €<br />

www.julbo.com<br />

gUt BelÜftet<br />

An die Entwicklung einer Jacke, die in Ruhepau-<br />

sen wärmt und bei schweißtreibenden Aktivitäten<br />

überschüssige Wärme abgibt, haben sich die<br />

Produktentwickler von The North Face gewagt.<br />

Die Besonderheit der Ventrix Jacke sind gelaserte<br />

Belüftungsöffnungen im Isolationsmaterial unter<br />

den Armen und im Nackenbereich, die ein nehmes Körperklima und besten Tragekomfort<br />

ange-<br />

schaffen sollen. Funktioniert diese neue Technologie<br />

auch in der Praxis? Also raus und testen!<br />

Dieses Belüftungssystem funktioniert ganz gut,<br />

speziell bei kühlen/kalten Temperaturen. Bei einer<br />

Rast bleiben die Belüftungsöffnungen geschlossen<br />

und halten so die Wärme am Körper, bei mehr<br />

Action kann man die Jacke anbehalten, ohne gleich<br />

zu überhitzen. Natürlich sind besonders bei hohen<br />

Intensitäten mit viel Schweißproduktion hinsichtlich der Dampfdurchlässigkeit (Atmungsaktivität)<br />

und des Wärmerückhalts bei Ruhepausen Grenzen gesetzt. Die Ventrix Jacke ist mit einer<br />

80 Gramm schweren Polyesterisolierung ausgestattet. Das Hauptmaterial besteht aus Polyamid<br />

und Elastan. Eine DWR-Imprägnierung hält Feuchtigkeit ab. Zur Ausstattung gehören zwei<br />

RV-Einschubtaschen und eine RV-Brusttasche. <strong>Nordis</strong>-Fazit: Vielseitig einsetzbare Jacke für Fjelltouren<br />

und Alltag. Oberstoff ist empfindlich gegenüber Felskontakt. Wird auch als Hoody (240<br />

€) und in der Summit Series mit einem besonders abriebfesten Oberstoff angeboten (300 €).<br />

Jacke 220 € | www.thenorthface.com/eu<br />

trAgeKomfort<br />

Osprey bleibt sich treu. Die Mission: Entwicklung von Rucksäcken mit einem<br />

perfekten Verhältnis zwischen Tragekomfort und Gewicht fließen auch beim neuen<br />

Modell Exos ein, das in drei Größen (38 l, 150 € | 48 l, 170 € | 58 l, 190 €) und drei<br />

Rückenlängen (S, M, L) angeboten wird. Das Netz-Rückensystem aus gespanntem<br />

Mesh, die breiten, passgenauen Mesh-Schultergurte und die Mesh-Hüftflossen<br />

inklusive Gurt ermöglichen eine optimale Verteilung der Last auf Schultern und<br />

Hüfte. Für maximale Belüftung ist auch gesorgt. Um das Eigengewicht (Exos 38<br />

ca. 1,1 kg) zu reduzieren, kommen nur leichte Materialien zum Einsatz. Die Details<br />

sind ebenso funktionsorientiert wie etwa die seitlichen Fächer mit Kompression<br />

und zwei Zugangspunkten, die seitlichen 7-mm-Kompressionsriemen, eine<br />

Befestigung für Trekkingstöcke, die abnehmbaren Schlafmattenschlaufen oder der<br />

abnehmbare Deckel. Lässt man den Deckel weg, kommt eine sogenannte Flap-<br />

Jacket-Abdeckung zum Einsatz. Osprey kümmert sich auch ganz speziell um Frau-<br />

enmodelle. Mit den Eja Modellen hat man ein neues Kapitel im Bereich Premium<br />

Rucksäcke aufgeschlagen, die ganz auf die weibliche<br />

Anatomie zugeschnitten sind. Angeboten werden<br />

sie in zwei Versionen: 38 l (150 €) und 48 l (170 €)<br />

sowie der Rückenlänge Women Small und Medium.<br />

<strong>Nordis</strong>-Fazit: Im Test überzeugten Exos und Eja<br />

durchweg. Die Konstruktion der Hüftflossen und<br />

ihr direkter Übergang in das Rückennetz sorgen<br />

für höchsten Tragekomfort. Man spart Energie.<br />

Trinksystem kann eingebaut werden. Regenhülle<br />

muss man nachkaufen. Perfekt geeignet für<br />

Hüttentouren, Wochenendtouren etc.<br />

www.ospreyeurope.com<br />

leiCHt UnD DUrCHDACHt<br />

Den Hikelite von Osprey gibt es in<br />

einer 18-Liter- und 26-Liter-Version. Er<br />

ist mit allem ausgestattet, was man auf<br />

kürzeren Touren braucht. Der belüftete<br />

Netzrücken sorgt für ein schnelles Abdampfen<br />

der Schwitzfeuchtigkeit und<br />

erhöht den Tragekomfort. Meshtaschen<br />

mit Kompressionsriemen bieten Platz<br />

für Trinkflasche, verschwitzte Wäsche<br />

etc. Zur Ausstattung gehören auch ein<br />

internes Trinkblasenfach, eine integrierte,<br />

abnehmbare Regenhülle und<br />

eine Befestigung für Wanderstöcke.<br />

Neben dem Hauptfach bieten zwei<br />

Fronttaschen, davon eine mit RV, vielseitige<br />

Verstaumöglichkeiten. <strong>Nordis</strong>-<br />

Fazit: Für verschiedenste Tagesaktivitäten<br />

geeignet. Schmiegt sich perfekt<br />

an den Rücken an.<br />

90 € | www.ospreyeurope.com<br />

<strong>Nordis</strong> 45


OUTDOOR<br />

outdoorpraxis: wasserdichte ausrüstung<br />

nocH ganZ dichT?<br />

ein feuchter schlafsack kann zu einer schlaflosen nacht führen oder – unter<br />

extremen bedingungen – lebensbedrohlich sein. eine nicht mehr dichte jacke ist<br />

beim gassi gehen lästig, bei ambitionierten touren eine gefahr. das gilt auch für<br />

feuchtigkeit im gepäck oder in elektronischen geräten.<br />

teXt & fotos: thoMas krÄMer<br />

verstaut man die ausrüstung in<br />

wasserdichten Packsäcken, ist<br />

man auch bei flussquerungen<br />

auf der sicheren seite.<br />

Wasser. Unentbehrlich – und<br />

doch manchmal gar nicht gern<br />

gesehen. Im Zelt zum Beispiel.<br />

Oder auf dem T-Shirt, im Gepäck oder<br />

dem Gehäuse von Smartphone oder Kamera.<br />

Seit Jahrzehnten versuchen gerade<br />

die Hersteller im Outdoorbereich, Wanderer,<br />

Bergsteiger, Radfahrer und andere, die<br />

sich in der freien Natur bewegen, mit wasserdichter<br />

Ausrüstung zu bedienen. Und<br />

sie waren ziemlich erfolgreich, haben im<br />

Laufe der Jahre Materialien entwickelt,<br />

von denen frühere Generationen nur träumen<br />

konnten.<br />

Als Kunde ist man jedoch einer ganzen<br />

Reihe von Begriffen ausgesetzt, deren Bedeutung<br />

nicht immer klar ist. Bei Bekleidung<br />

und Zelten wird man auf die »Wassersäule«<br />

stoßen. Doch was heißt das? Bei<br />

diesen Angaben tut man so, als ob auf<br />

dem Gewebe ein mit Wasser gefüllter Zylinder<br />

lastet (was freilich durch erhöhten<br />

Druck simuliert wird). Je höher dieser ist,<br />

desto stärker ist der Druck. Laut einer EU-<br />

Norm ist ein Produkt dann wasserdicht,<br />

wenn es eine Wassersäule von 800 mm<br />

aushält. Das klingt nach einer ganzen<br />

Menge, ist jedoch eigentlich – nichts.<br />

Denn wer sich mit einer solchermaßen als<br />

wasserdicht bezeichneten Hose ins nasse<br />

Gras setzt, wird mit Sicherheit einen<br />

feuchten Po bekommen. Das eigene Körpergewicht<br />

drückt die Feuchtigkeit durch<br />

den Stoff, man erzeugt damit eine Wassersäule<br />

von 2.000 mm und mehr! Beim<br />

Knien ist es noch deutlich mehr, was sicherlich<br />

die meisten schon selbst erlebt<br />

haben. Für die Schweizerische Materialprüfungsanstalt<br />

gilt ein Stoff dann als wasserdicht,<br />

wenn er einer Wassersäule von<br />

4.000 mm standhält. Heutige Hardshelljacken<br />

sind bis zu einer Wassersäule von<br />

10.000 mm dicht, Topmodelle schaffen<br />

20.000 mm und mehr. Also einfach in<br />

den Laden gehen und nach einer Jacke<br />

oder Hose mit einem möglichst hohen<br />

Wert schauen?<br />

GUTE VERARBEITUNG WICHTIG<br />

Leider ist es so einfach nicht. Denn obige<br />

Werte beziehen sich auf einen neuen Stoff<br />

mit frischer Imprägnierung. Und die lässt<br />

im Laufe der Zeit nach, sodass sich der<br />

Wasserfi lm auf dem Stoff verteilt und auch<br />

die Atmungseigenschaften herabsetzt. Eine<br />

große Rolle spielen außerdem die Konstruktion<br />

und Verarbeitung des Kleidungsstücks.<br />

Was hilft ein dichter Stoff, wenn<br />

der Reißverschluss beim Radeln gegen den<br />

Wind so offen zu sein scheint wie ein<br />

Scheunentor? Oder die Kapuze so schlecht<br />

geschnitten ist, dass Regen durch den Kragen<br />

hereinläuft? Die Nähte schlecht abgeklebt<br />

sind und das Wasser hereindrückt?<br />

Die große Herausforderung für die Hersteller<br />

ist es nicht, wasserdichte Stoffe zu bekommen,<br />

sondern sie so zu verarbeiten,<br />

dass man auch im Gewitterschauer trocken<br />

bleibt. Ein weiterer Faktor spielt dabei eine<br />

Rolle. Wer sich körperlich anstrengt,<br />

schwitzt. Kann die Feuchtigkeit nicht abdampfen,<br />

wird man spätestens bei einer<br />

Pause anfangen zu frösteln. Also ist es in<br />

solchen Fällen oft besser, nicht hundertpro-<br />

ist man tagelang im<br />

regen unterwegs,<br />

bleibt man selbst<br />

mit der besten<br />

ausrüstung nicht<br />

trocken.<br />

46 <strong>Nordis</strong>


zentig wasserdichte, dafür aber extrem atmungsaktive<br />

Kleidung zu tragen und die<br />

richtige Regenjacke in einer Pause überzuziehen.<br />

Packsäcke helfen nicht<br />

nur beim ordnung halten,<br />

sondern sorgen auch für<br />

trockene<br />

ausrüstung.<br />

LANGE ZELTE FÜR LANGE KERLE<br />

Auch im Zelt hat man es gern trocken. Das<br />

Doppel-Dach ist dabei weniger das Problem.<br />

Ein gut abgespanntes Qualitätszelt sollte<br />

von oben dicht sein. Das Problem lauert<br />

meist im Untergrund. Stellt man seine mobile<br />

Unterkunft auf einer nassen Wiese auf<br />

oder fängt es an zu regnen, wird man sich<br />

über einen dichten Zeltboden freuen. 3.000<br />

mm Wassersäule sollten das Minimum sein.<br />

Schließlich übt man ja ständig Druck aus.<br />

An der Frage, ob sich eine Zeltunterlage<br />

lohnt, scheiden sich die Geister. Wer das zusätzliche<br />

Gewicht nicht scheut, schont zumindest<br />

den Zeltboden und bewahrt ihn vor<br />

dem einen oder andern Loch auf steinigem<br />

Untergrund. Regelmäßige Pfl ege und Nachimprägnierung<br />

sollten selbstverständlich<br />

sein. Der Grund für an der Unterseite feuchte<br />

Isomatten ist aber meist Kondensfeuchtigkeit<br />

und nicht ein undichter Zeltboden. Verhindern<br />

lässt sich das kaum, das einzige<br />

eine gut geschnittene<br />

kapuze ist bei<br />

regenjacken wichtig.<br />

Mittel ist eine gute Belüftung. Einen ten Schlafsack im Fußbereich können groß-<br />

feuchgewachsene<br />

Personen vermeiden, indem sie<br />

nach Zelten mit langer Liegefl äche schauen,<br />

sodass die Füße nicht am Innenzelt reiben.<br />

Möglichst steile Zeltwände sind in diesem<br />

Fall außerdem ratsam.<br />

WASSER IM SCHALTKREIS<br />

Bei technischen Geräten wie Smartphones,<br />

Kameras oder Navis kann man auf Bezeichnungen<br />

wie IP67 stoßen. Dieses unscheinbare<br />

Kürzel ist wichtig und sollte beim Kauf<br />

für den Outdooreinsatz unbedingt beachtet<br />

werden! IP steht für »International Protection<br />

Marking«. Die erste der beiden Zahlen<br />

steht für den Schutz gegen das Eindringen<br />

von Staub und reicht von 0 für keinen<br />

Schutz bis hin zu 6, was staubdicht heißt.<br />

Das ist vor allem dann wichtig, wenn man<br />

am Strand oder im Schneesturm unterwegs<br />

ist.<br />

Noch bedeutender im Outdooreinsatz ist<br />

die zweite Zahl. Die gibt an, wie wasserdicht<br />

ein Gerät ist. Mit einer 0 sollte man<br />

das Gerät keinerlei Wasser aussetzen, eine 4<br />

bedeutet immerhin spritzwassergeschützt.<br />

Mit einer 6 ist das Gerät gegen Strahlwasser<br />

geschützt, mit einer 7 sogar gegen Untertauchen<br />

bis zu einer halben Stunde und einem<br />

Meter Wassertiefe. Die 8 an der zweiten<br />

Stelle zeigt an, dass das Utensil dauerhaft in<br />

eineinhalb Meter tiefem Wasser genutzt<br />

werden kann. Mit IP67-Geräten kann man<br />

darauf vertrauen, diese auch im harten Outdooreinsatz<br />

nutzen zu können (solange keine<br />

Produktionsfehler vorliegen ...) Wer absolut<br />

sichergehen will, steckt Handy,<br />

Kamera oder Navigerät zusätzlich in eine<br />

wasserdichte Schutzhülle, die es für ein<br />

paar Euro gibt.<br />

RUCKSäCKE, PACKSäCKE UND<br />

FAHRRADTASCHEN<br />

Regenhüllen, die über Rucksäcke und Packtaschen<br />

am Fahrrad gezogen werden, bieten<br />

einen passablen Schutz gegen eindringende<br />

Nässe und sind oftmals noch Standard. Als<br />

jedoch Ortlieb Anfang der 1980er-Jahre mit<br />

seinen absolut wasserdichten Radtaschen<br />

auf den Markt kam, war das eine wirkliche<br />

Innovation. Die absolut wasserdichten<br />

Kunststoffplanen wurden verschweißt, ein<br />

simpler, gleichzeitig unverwüstlicher und<br />

ebenfalls wasserdichter Rollverschluss erlaubte<br />

den Zugang zu Bekleidung, Schlafsack<br />

und sonstiger Ausrüstung. Ein Prinzip,<br />

das es auch bei Rucksäcken gibt. Eine Alternative<br />

sind wasserdichte Packsäcke, die es<br />

in verschiedenen Größen gibt. Sie helfen<br />

nicht nur dabei, Ordnung im Rucksack zu<br />

halten, indem man die Ersatzwäsche beispielsweise<br />

getrennt vom Kochgeschirr verpackt,<br />

sondern sorgen auch dafür, dass<br />

Schlafsack, Pulli und Unterwäsche sogar im<br />

Dauerregen trocken bleiben.<br />

•<br />

Foto: © Helsport<br />

bei Zelten sollte<br />

die aufmerksamkeit<br />

vor allem dem<br />

boden gelten.<br />

<strong>Nordis</strong> 47


Outdoor<br />

direkt unter der Insel die Kontinentalplatten<br />

von Amerika und Europa rund zwei Zentimeter<br />

pro Jahr weiter auseinander. Island sitzt<br />

quasi auf der geologischen Naht. Und bis heute<br />

bestimmen Eis und Feuer, Wind und Meer<br />

die Oberflächengestaltung des Landes.<br />

Die Luft ist salzig, und von der Ferne reflektieren<br />

die Spiegel von Reykjavíks Konzerthaus<br />

Harpa die leuchtende Sonne. Dann<br />

schweift der Blick über das Europäische<br />

Nordmeer. Hier taucht plötzlich unweit der<br />

Küste der längliche Kopf eines Minkwals aus<br />

dem blauen Nass auf. Wenig später fliegen<br />

rot-schwarz-weiße Farbtupfer dicht über der<br />

Wasseroberfläche, die sich beim näheren Hinsehen<br />

als Papageientaucher entpuppen. Die<br />

Hauptstadt Reykjavík ist ein guter Ort, um<br />

sich mit Island und seinen Bewohnern vertraut<br />

zu machen. Ich spaziere hinein in die<br />

kleine Stadt, vorbei an historischen Holzhäusern<br />

und kleinen Cafés bis zur exklusiven<br />

Shoppingstraße Laugavegur. In den früheren<br />

Jahrhunderten war sie der Weg der Wasch-<br />

Wandern zwischen<br />

Gletschern und Vulkanen<br />

is&<br />

HeiSS<br />

Aus geologischer Sicht ist Island noch<br />

ein kleines Kind, und mit einem Alter<br />

von rund 15 bis 20 Millionen Jahren<br />

zählt die Insel am nördlichen Polarkreis zu<br />

den jüngsten Regionen der Erde. Auch die<br />

Besiedlung des eisigen Landes begann spät –<br />

und so ist Island auch heute noch das größte<br />

unberührte Gebiet Europas und außerdem<br />

die größte Vulkaninsel der Erde. Der Preis für<br />

die Bevölkerung in den 1.100 Jahren der Besiedlung<br />

war hoch. In dieser Zeitspanne fanden<br />

ungefähr 250 zum Teil mehrmonatige<br />

oder sogar jahrelange Eruptionen in 15 Vulkansystemen<br />

statt. Diese Ausbrüche verursachten<br />

enorme Gletscherläufe. Die Folgen:<br />

Höfe wurden weggerissen, Menschen und<br />

Tiere ertranken, Leben erstickt durch die<br />

Asche.<br />

Erdbeben und Vulkanausbrüche prägen auch<br />

heute noch dieses so besondere Eiland, das in<br />

Millionen von Jahren aus Feuer und Eis geformt<br />

wurde. Man kann es nicht spüren, aber<br />

hier ist alles in Bewegung: Schließlich treiben<br />

48 <strong>Nordis</strong><br />

Die Landschaft wird immer<br />

noch kontinuierlich durch<br />

Feuer und Eis geformt.


Und plötzlich stand<br />

europa still. ende april 2010<br />

hob kein flugzeug mehr von<br />

der startbahn ab, und über den<br />

wolken war es still. das hatte es<br />

vorher noch nie gegeben. die<br />

Ursache dessen lag 2.300 kilometer<br />

weit entfernt: ein vulkan<br />

unter einem gletscher auf island<br />

war ausgebrochen, und der wind<br />

hatte die aschewolke in richtung<br />

südosten getrieben. seit diesem<br />

tag ist der name eyjafjallajökull<br />

überall bekannt. doch was machen<br />

gletscher und vulkan heute?<br />

Und wie sieht es rund um den<br />

krater aus? eine gruppe wanderer<br />

machte sich auf die suche.<br />

frauen, die mit ihrer Wäsche ins Tal gingen,<br />

wo sich die Waschplätze mit dem warmen<br />

Wasser befanden. Heute dominieren kleine<br />

originelle Geschäfte, Cafés und Lokale. Und<br />

über allem thront die Hallgrimskirche das<br />

weiße Wahrzeichen der Stadt.<br />

START IST IN THORS WALD<br />

Dann geht es auf Islands Ringstraße, der<br />

Þjóðvegur 1, in Richtung Südosten. Vorbei<br />

am Seljalandsfoss, wo das Wasser des Flusses<br />

Seljalandsá einen 66 Meter hohen Wasserfall<br />

bildet, ist das Ziel, der Campingplatz in der<br />

Thorsmörkschlucht, nach ein paar Stunden<br />

erreicht.<br />

Eine kurze Wanderung macht deutlich:<br />

»Thors Wald« (isländisch: Þórsmörk) ist eines<br />

der idyllischsten Fleckchen auf der frostigen<br />

Insel. Vom Aussichtsgipfel Valahnjúkur,<br />

einem kleinen Plateau in 458 Metern Höhe,<br />

reykjavíks konzerthaus harpa<br />

ist ein faszinierendes gebäude.<br />

im innern gibt es leckeren<br />

kaffee und kuchen.<br />

überblicke ich das ganze Gebiet des Naturschutzgebietes<br />

der Þórsmörk. Eingebettet<br />

zwischen den Eishelmen des Mýrdals- Tindfjalla-<br />

und Eyjafjallajökull präsentiert sich das<br />

Tal des Donnergotts als urtümliche Schlucht,<br />

in der die nicht ganz ungefährliche Krossá ihr<br />

Flussbett eingefurcht hat.<br />

Eine Windrose am Gipfel hilft bei der Orientierung.<br />

Dort ist auch der Name Eyjafjallajökull<br />

eingraviert. Mein Blick schweift in die<br />

angezeigte Richtung. Die Eiskappe des Eyjafjallajökull<br />

ist genau zu sehen. Darunter der<br />

Basaltstein, zu dem die fl üssige Lava erkaltete.<br />

Die ältesten Gesteine sind etwa 700.000<br />

bis 800.000 Jahre alt. Doch sonderlich aktiv<br />

war er in seiner »Lebenszeit« bisher nicht.<br />

Seit der Landnahme ab 870 n. Chr. ist er bis<br />

heute lediglich fünfmal ausgebrochen.<br />

Dorthin wird es am nächsten Tag gehen – direkt<br />

von den lieblichen Wasserfall-Landschaf-<br />

teXt & fotos:<br />

christiane flechtner<br />

die mehrstündige wanderung<br />

zum neuen vulkankegel ist<br />

abwechslungsreich.<br />

<strong>Nordis</strong> 49


Outdoor<br />

Die erstarrte Lava ist schroff<br />

und scharfkantig und hat fantastische<br />

Landschaften geformt.<br />

Blick auf die Gletscherlandschaft<br />

vom Aussichtsgipfel<br />

Valahnjukur.<br />

Die Vulkane haben eine<br />

wahre »Zauberlandschaft«<br />

hinterlassen, die<br />

staunen lässt.<br />

Ein kurzer Stopp am 66 Meter<br />

hohen Wasserfall Seljalandsa<br />

lohnt sich.<br />

ten hinauf in die Eiswelt. Sie bedeckt etwa 78<br />

Quadratkilometer und reicht bis auf eine<br />

Höhe von etwa 1.000 Meter hinunter. Dann<br />

wird der abstrakte Name, der jetzt noch leise<br />

und ehrfürchtig geflüstert wird, mit einer unendlichen<br />

Reihe von Bildern und Eindrücken<br />

zu einem reellen Ganzen verschmelzen.<br />

Es ist sechs Uhr morgens in der Thorsmörkschlucht<br />

am Fuße der eisigen Gletscher, und<br />

die Temperaturen klettern langsam über die<br />

Null in den Plusbereich. Es weht ein leichter<br />

Wind. Dieser hat wohl auch die Asche des<br />

Vulkans hinübergeweht. Das rote Zeltdach<br />

hat sich schwarz gefärbt mit einer feinen<br />

Asche-Schicht. Der Aschestaub ist hartnäckig.<br />

Er setzt sich nicht nur auf dem Zeltdach<br />

ab, sondern auch in Taschen, Kleidung und in<br />

den klitzekleinsten Ritzen der Kamera. Aschestaub<br />

ist eine typische Begleiterscheinung<br />

auf Island.<br />

Das Wetter ist gut für den neunstündigen<br />

Weg hinauf auf 1.666 Höhenmeter – Islands<br />

höchste Erhebung an der Südküste –, den die<br />

Gruppe vor sich hat. »Dieser Weg wird kein<br />

leichter sein«, stimmt einer der Wanderer an,<br />

und Sänger Xavier Naidoo hat für den heutigen<br />

Tag sicherlich Recht. Schließlich gilt es,<br />

zum Fimmvördurháls, den mit Schneefeldern<br />

bedeckten Pass zwischen den Gletschern<br />

Myrdalsjökull und Eyjafjallajökull, hinaufzugelangen<br />

und dann weiter den neuen »Gipfel«<br />

des Vulkans zu erklimmen. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit sind gefragt, denn<br />

ein paar Mal gilt es, ausgesetzte Stellen zu<br />

passieren.<br />

Schritt für Schritt geht es erst entlang des aschefarbenen<br />

Flussbettes, das das Gletscherwasser<br />

über Jahrtausende in die Landschaft<br />

genagt hat, bevor der Trampelpfad mit seinen<br />

hölzernen Stufen aus kleinen Birkenstämmen<br />

die ersten Höhenmeter beschert. Der Weg<br />

verläuft vorbei an Moosen, Farnen, Gräsern<br />

und durch lichten Birkenwald. Grün in allen<br />

Facetten ist die dominierende Farbe. Die<br />

Wanderer versuchen, es in ihr Gedächtnis<br />

einzuprägen, denn bald wird selbst das so robuste<br />

grellgrün leuchtende Islandmoos verschwunden<br />

sein. Die Wanderschuhe sinken<br />

tief in den weichen Untergrund ein, es läuft<br />

sich wie auf einem dicken Teppich. Und Meter<br />

für Meter geht es dem Gletscher entgegen,<br />

durch den der Vulkan vor acht Jahren<br />

wie ein großer Drache Feuer, Lava und Tonnenweise<br />

Asche gespien hat.<br />

Rückblick<br />

Am 20. März 2010 beginnt kurz vor Mitternacht<br />

der erste Ausbruch des Vulkans, doch<br />

dieser hat keinerlei Auswirkungen auf den<br />

Europäischen Flugverkehr. Nach einem Erdbeben<br />

der Stärke 2,5 in der Nacht vom 13.<br />

auf den 14. April bricht allerdings direkt in<br />

der Gipfelcaldera des Vulkans eine rund zwei<br />

Kilometer lange Spalte auf, und aus fünf Kratern<br />

treten gleichzeitig große Mengen Lava<br />

aus. Über dem Gletscher steigen mehrere<br />

Tausend Meter hohe Dampf- und Aschewolken<br />

auf. Letztere steigen teilweise bis zu<br />

8.000 Meter hoch in den Himmel und werden<br />

mit dem Wind weitertransportiert. Eine<br />

Aschewolke erreicht am 16. April bereits Polen.<br />

Doch eben diese unerwünschte Luftfracht<br />

ist für Flugzeuge nicht ungefährlich:<br />

Cockpit-Scheiben können durch den Sandstrahleffekt<br />

undurchsichtig werden, Tragflächen<br />

aerodynamisch beeinträchtigt werden<br />

und Triebwerke ausfallen – abhängig von der<br />

Art und Dichte der Aschewolke. Plötzlich<br />

gleichen die Flughäfen Europas Geisterflughäfen.<br />

Hier startet und landet keine einzige<br />

Maschine mehr. Und so stehen Flugzeuge<br />

und Gepäckförderbänder tagelang still, stecken<br />

Geschäftsleute und Touristen überall<br />

gezwungenermaßen fest.<br />

Es fallen allein am 16. April 2010 insgesamt<br />

28.000 Europäische Flüge aus, hauptsächlich<br />

in Großbritannien, Irland, Frankreich, Belgien<br />

und Norwegen, Finnland und Schweden.<br />

Die finanziellen Folgen durch die<br />

Flugsperren für die betroffenen Luftfahrtunternehmen<br />

werden auf rund 150 Millionen<br />

Euro täglich beziffert. Am 21. April wird das<br />

Flugverbot über Deutschland wieder aufgehoben.<br />

Von Farbe zu Schwarz-WeiSS<br />

Was im April 2010 in die Luft geschleudert<br />

wurde, prägt auch heute noch die isländische<br />

Gletscherlandschaft: Die letzten Farbtupfer<br />

verschwinden, und die Eiswelt empfängt unsere<br />

Wandergruppe in einem scharf abgegrenztem<br />

Schwarz und Weiß. Düstere Lava,<br />

in unterschiedlichsten Strukturen erstarrt,<br />

wechselt sich mit kalten, schroffen Gletscherformationen<br />

ab. Es ist genau zu erkennen,<br />

50 <strong>Nordis</strong>


welchen Weg sie sich in glühend heißer, fl üssiger<br />

Form gebahnt hat – und wo genau sie<br />

auf dem Weg ins Tal erstarrt ist. Es geht weiter<br />

dem Ziel entgegen, dem neu entstandenen<br />

Vulkankegel.<br />

Neben der Route gibt es immer wieder Stellen,<br />

an denen die dünne Lavadecke eingebrochen<br />

ist. Hier ist Vorsicht geboten – überall<br />

dampft es noch, der Schwefelgeruch hängt in<br />

der Luft. Und nach rund vierstündiger Wanderung<br />

ist er plötzlich direkt vor uns: der<br />

neue Vulkankegel – er ist genau zu erkennen<br />

und leuchtet rötlich empor.<br />

HEISSER HINTERN AUF EINEM<br />

PULVERFASS<br />

Das letzte Stück des Weges nach oben ist<br />

steil. »Nicht zu lange an einem Punkt stehenbleiben,<br />

sonst könnten an einigen Stellen die<br />

Sohlen der Schuhe schmelzen«, mahnt unser<br />

Guide. Oben angekommen, verschlägt uns<br />

die Aussicht die Sprache. Ein unwirklicher<br />

Ort, der vor acht Jahren noch gar nicht existierte.<br />

Es dampft überall, der Schwefelgeruch<br />

ist stark. Schwarze erkaltete Lava hat<br />

mit Eis ein traumhaftes Gemälde geschaffen,<br />

das in immerwährender Veränderung ist.<br />

Eine Pause, um den Moment einzufangen.<br />

Die Gruppe setzt sich auf den Boden des<br />

Vulkankegels. Erst angenehm warm,<br />

kriecht die Hitze des Vulkans durch Sitzkissen<br />

und Trekkinghose. Wer zu lange an<br />

einem Fleck sitzt, kriegt wahrlich einen heißen<br />

Hintern. Und so ganz wohl ist den<br />

»Gipfelstürmern« auch nicht – schließlich<br />

sitzen sie wirklich auf einem Pulverfass.<br />

Dann gilt es, Abschied zu nehmen. Ein langer<br />

Blick zurück auf eine Landschaft, die<br />

vielleicht schon bald wieder verschwunden<br />

ist. Schließlich ist Island das Land, in dem<br />

das Heute morgen schon nicht mehr existieren<br />

könnte und Landschaften sich verändern<br />

wie Sanddünen im Sturm. •<br />

überall in der<br />

landschaft Zeichen von<br />

vulkanischer aktivität.<br />

Allgemeine informAtionen<br />

Tourist-Information<br />

info@visitreykjavik.is<br />

Tel. +354-590 15 50<br />

www.visiticeland.com<br />

AnreiSe<br />

Von Deutschland, österreich und der<br />

Schweiz gibt es Non-Stop-Flüge zum<br />

Internationalen Flughafen Keflavik mit<br />

Icelandair (www.icelandair.de), der<br />

Lowcost-Fluglinie Wowair<br />

(www.wow-air.com), Eurowings, Airbaltic<br />

oder Lufthansa. Von dort fährt der<br />

sogenannte Flybus in rund 45 Minuten<br />

in die Isländische Hauptstadt Reykjavík.<br />

Tickets für den Bus gibt es am Schalter<br />

im Ankunftsbereich. www.flybus.is<br />

KlimA<br />

Die beste Reisezeit für Island liegt<br />

zwischen Juni und Anfang September.<br />

Es herrscht ein kühles, ozeanisches<br />

Klima. Die Jahresdurchschnittstemperatur<br />

ist, bedingt durch den Golfstrom, für die<br />

hohen Breiten sehr mild, jedoch bei wechselhaftem<br />

Wetter. Es kann auch im Sommer<br />

kühle und regnerische Tage geben, im<br />

Hochland ist es immer etwas kühler als in<br />

der Küstenregion<br />

eSSen UnD trinKen<br />

• Kaffi Reykjavik (mit Eishöhle), in einem<br />

der über 100 Jahre alten Häuser der Stadt<br />

untergebracht, isländische Fisch- und<br />

Fleischspezialitäten. Mit Ice-Bar, Diskothek<br />

und Live-Musik,Vesturgata 2, Tel. +354-552<br />

30 30, www.kaffireykjavik.is.<br />

• Höfnin, Fischlokal in einem restaurierten<br />

Fischerschuppen mit Blick auf die Boote im<br />

Alten Hafen. Die Fischsuppe wird am Tisch<br />

aufgegossen. Geirasgata 7c, Tel. +354-511<br />

23 00, www.hofnin.is<br />

ÜBernACHten<br />

in reykjavík:<br />

• Hilton Reykjavík, Sudorlandsbraut 2,<br />

Tel. +354-444 50 00,<br />

www.reykjavik.nordica.hilton.com<br />

• Room with a view, geschmackvoll ausgestattete<br />

Appartements, Laugavegur 18,<br />

Tel. +354-552 72 62, www.roomwithaview.is<br />

• Jugendherberge, Sundlaugavegur 34,<br />

Tel. +354-553 81 10, www.hostel.is<br />

• Reykjavík Campsite, Sundlaugavegur 32,<br />

Tel. +354-568 69 44, www.reykjavikcampsite.is<br />

in der þórsmörk:<br />

• Básar, vom Wanderverein Útivist<br />

angebotener, gut geführter Campingplatz.<br />

Tel. +354-893 29 10<br />

• Jugendherberge Húsadalur, acht<br />

Cottages für fünf Personen mit Küche,<br />

Camping mit Kochmöglichkeiten.<br />

Tel. +354-894 15 06<br />

reiSen<br />

Wer Island auf eigene Faust bereisen<br />

möchte, hat die Möglichkeit, Bustouren<br />

zu buchen. Insgesamt 29 Routen bietet<br />

die Buscompany SBA-Norduleid an.<br />

www.sba.is<br />

WAnDerreiSe KomPAKt<br />

»Vulkane & Gletscher hautnah« heißt<br />

die achttägige geführte Wanderreise.<br />

Mit fünf Nächten in der einzigartigen<br />

Gletscheroase Thorsmörk und dem<br />

Besuch des berühmten Eyjafjallajökull,<br />

inklusive Hauptstadt Reykjavík, Golden<br />

Circle mit dem Geysir Strokkur, Allmännerschlucht<br />

und Wasserfall Gullfoss und<br />

einem Bad im »Hot Pot« im Hengill-<br />

Wandergebiet. Preis: ab 1,495 Euro,<br />

buchbar bei www.wikinger-reisen.de<br />

SeHen UnD erleBen<br />

Whale Watching<br />

Elding Whale Watching bietet ganzjährig<br />

Wal- oder Papageientaucher-<br />

Beobachtungstouren in verschiedenen<br />

Längen an. Start ist am Alten Hafen von<br />

Reykjavík. www.elding.is<br />

Helicopter-touren zu Wasserfällen<br />

und Tälern, Vulkanen und Gletschern<br />

zum Golden Circle sind buchbar bei<br />

NordurFlug Helicopter Tours.<br />

www.heli.is<br />

<strong>Nordis</strong> 51


Outdoor<br />

Steiler Anstieg<br />

mit Blick auf den<br />

Vangsmjøse-See.<br />

Bis zu 2.500 Meter hohe Gipfel und tiefe, enge Täler<br />

trennen das Fjordland vom Gudbrandsdal ab. Der Weg<br />

zwischen Oslo und Bergen wurde vor gut zwei Jahrhunderten<br />

für Reisende geebnet. Die historische Verbindung<br />

hat man nun für Wanderer und Radfahrer wiederbelebt.<br />

TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />

Norwegens erste<br />

Ost-West-Verbindung<br />

Auf dem Königsweg<br />

über das Filefjell<br />

Kalorienreicher kann man sich<br />

kaum stärken: Rømmegrøt und<br />

Spekemat stehen auf dem rustikalen<br />

Holztisch in der nicht minder rustikalen<br />

Stube eines wettergegerbten<br />

Holzhauses in Vang ein Stück oberhalb<br />

des lang gestreckten Vangsmjøse-Sees.<br />

Sørre Hemsing heißt der Hof, dessen einzelne<br />

Gebäude teilweise aus dem 17.<br />

Jahrhundert stammen. Berit und Arne<br />

Nefstad betreiben hier eine kleine Herberge<br />

mit dem Flair vergangener Zeiten.<br />

Und von der ist es nicht weit zum Beginn<br />

des Kongevegen, der ersten Ost-<br />

West-Querung auf dem Weg von Oslo<br />

nach Bergen, die man hoch zu Ross oder<br />

Sennerin auf der<br />

Sparstadtrøe-Alm.<br />

sogar mit Kutschen zurücklegen konnte.<br />

Dafür jedoch musste man an einigen<br />

Stellen entweder Gottvertrauen haben<br />

oder sehr mutig, vielleicht auch übermütig<br />

sein.<br />

Der Kongevegen beginnt am Ufer des<br />

Vangsmjøse auf rund 460 Metern Höhe,<br />

wo eine senkrechte Felswand ins Wasser<br />

taucht. Damals, beim Bau des Königsweges<br />

Ende des 18. Jahrhunderts, entschied<br />

man sich daher, diese Stelle anders<br />

zu überwinden und baute eine<br />

Trasse hinauf auf die Felsnase. Steil geht<br />

es bergauf. »Im Winter war es lebensgefährlich,<br />

mit dem Wagen den Weg zu<br />

nutzen«, sagt Berit. Die erste Teiletappe<br />

endet nach rund einer Stunde am Ufer<br />

des Vangsmjøse an der E16. Besser ist<br />

man auf den folgenden Kilometern auf<br />

der Nordseite des Sees auf einem kleinen,<br />

wenig befahrenen Sträßlein unterwegs.<br />

Wir nutzen dafür ein Auto und<br />

verbinden das mit einem Ausflug hinein<br />

ins Sanddalen, wo Katharina Sparstad<br />

seit rund 20 Jahren den Sommer auf der<br />

Alm Sparstadtrøe verbringt – wie schon<br />

ihre Großeltern und Urgroßeltern.<br />

Glücklich mit den Tieren<br />

»Früher gab es hier mal 16 Betriebe, jetzt ist<br />

nur noch unserer übrig«, schildert die Norwegerin<br />

den Niedergang der traditionellen<br />

Seterwirtschaft in ihrem Land. Kühe und<br />

Ziegen werden hier oben gehalten, aus der<br />

Milch macht Katharina Käse, die Laibe liegen<br />

auf einem Holzregal. »Je länger er reift,<br />

desto intensiver wird der Geschmack«, sagt<br />

sie. Mehr als zwei Jahre sollten es aber nicht<br />

sein. Die Sennerin ist den ganzen Sommer<br />

oben auf der Alm, »etwa von Mitte Juni bis<br />

Anfang September«. Es gebe so viele schöne<br />

Augenblicke hier oben, erklärt sie den<br />

Grund für ihr Sommer-Leben ohne jeglichen<br />

Komfort – es gibt weder Strom noch warmes<br />

Wasser. »Das schönste für mich ist, die Natur<br />

und die zufriedenen Tiere zu sehen«,<br />

erzählt sie, »das strahlt auf mich eine große<br />

Ruhe aus. Außerdem könne sie dort ihre<br />

Großeltern und Urgroßeltern besser verstehen,<br />

die die Alm einst betrieben hatten.<br />

52 <strong>Nordis</strong>


Bachquerung auf der<br />

Etappe über das Filefjell.<br />

Rustikaler kulinarischer Einstieg<br />

in den Kongevegen.<br />

Westlich des rund 20 Kilometer langen<br />

Vangsmjøse folgen die E16 und ihre Nebenwege<br />

dem Gebirgsfluss Begna nach oben.<br />

An der Tyinkrysset kann man in Richtung<br />

des südlichen Teils des Jotunheimen abbiegen<br />

und erreicht auch die traditionelle Wanderer-Unterkunft<br />

Eidsbugarden, wo die<br />

Boote über den Bygdinsee mit dem Ziel Bygdin<br />

an der Valdresflya-Straße ablegen. Hier<br />

an der Tyinkrysset stehen auch die komfortablen<br />

Hütten der Filefjellstuene, die im<br />

Winter von Skifahrern und im Sommer von<br />

Wanderern und Autotouristen genutzt werden.<br />

»Morgen werden wir über die höchste<br />

Stelle des Kongevegen laufen«, erzählt Hotelier<br />

Magne bei einem leckeren Abendessen<br />

mit traditionellen Spezialitäten im urgemütlichen<br />

Restaurant der Filefjellstuene, die<br />

zu meinem Quartier werden.<br />

Der Höhepunkt des<br />

Kongevegen<br />

Der Norweger hat am nächsten Morgen<br />

seine beiden kleinen Kinder dabei. »Der<br />

Kongevegen ist für nahezu jeden machbar«,<br />

sagt er beim Einsteigen ins Auto, mit<br />

dem wir den Weg zum Ausgangspunkt Kykjestølen<br />

verkürzen. Zehn Kilometer bis<br />

Maristuen liegen vor uns – und dazwischen<br />

der Gipfel des Filefjell. Wir balancieren<br />

auf Steinen über einen Bach, nutzen<br />

schöne, neu errichtete Brücken, sind beeindruckt<br />

von einem rauschenden Wasserfall<br />

und lassen schließlich die letzten Birken<br />

unter uns.<br />

»Der Kongevegen wurde 1793 eröffnet«,<br />

berichtet Magne über die Geschichte der<br />

ersten Verbindung zwischen Oslo und Bergen.<br />

Der Weg sei sowohl im Sommer als<br />

auch im Winter genutzt worden – zu Fuß,<br />

aber auch mit Pferden und Wagen. »Das<br />

muss ganz schön hart gewesen sein«, ergänzt<br />

er. Kurven waren zumindest auf diesem<br />

Teilstück kaum zu meistern. Schnurstracks<br />

verläuft der Weg vor uns in<br />

Richtung einer Kuppe, nimmt dabei keinerlei<br />

Rücksicht auf das Terrain und die Topografie.<br />

»Das französische Prinzip«, sagt Magne<br />

und kann sich ein Schmunzeln nicht<br />

verkneifen. »Damals galten die Franzosen<br />

als die besten Straßenbauer in Europa«,<br />

fügt er hinzu. »Es waren Militärs, und für<br />

die galt die schnurgerade Linie als schnellste<br />

Verbindung zwischen A und B. Der dänische<br />

König, zu dessen Reich wir damals<br />

gehörten, holte sich diese Experten ins<br />

Land«, ergänzt der Norweger.<br />

Das funktioniert so lange gut, wie keine<br />

großen Steigungen zu überwinden sind –<br />

so wie hinauf auf die Murklopphegda, »den<br />

Die Holzhäuser von<br />

Sørre Hemsing<br />

trotzen schon einige<br />

Jahrhunderte dem<br />

Wetter.<br />

<strong>Nordis</strong> 53


Outdoor<br />

Französisches Prinzip:<br />

schnurgerade über<br />

das Fjell.<br />

höchsten Punkt des Weges«. Den Blick von<br />

diesem Gipfel zeigt auch ein 1819 entstandenes<br />

Gemälde von Wilhelm Carpelan, das<br />

die erste bekannte Darstellung des Jotunheimen-Gebirges<br />

ist und auch für das wiedererwachte<br />

Nationalgefühl der Norweger steht.<br />

Das Land war zu diesem Zeitpunkt gerade<br />

einmal fünf Jahre unabhängig von Dänemark<br />

und entdeckte seine großartige Natur.<br />

Doch als es später nach einer Pause wieder<br />

bergab geht, ist kaum vorstellbar, wie man<br />

damals mit einer Kutsche die extrem steilen<br />

Aufstiege und Abfahrten gemeistert hat.<br />

Zeichnungen auf den am Wegesrand aufgestellten<br />

Infotafeln sprechen Bände. Und das<br />

ist wohl auch der Grund, warum die Trasse<br />

einige Jahrzehnte später an einigen Stellen<br />

verändert wurde.<br />

In Maristuen, dem Ende der Etappe, besuchen<br />

wir noch das kleine Museum in einer<br />

der typischen Unterkünfte entlang des Kongevegen,<br />

die es im Abstand von jeweils rund<br />

20 Kilometern gab. Dann treffen wir Kåre<br />

Hovland, der als einer der Väter der wiederbelebten<br />

historischen Verbindung gilt. »Die<br />

Idee dafür spukt schon seit den 1970er-Jahren<br />

in meinem Kopf herum«, erzählt der<br />

Norweger, dem die Bedeutung der ehemaligen<br />

Trasse früh klar wurde. Die Strecke<br />

sollte durchgehend mit Wagen befahrbar<br />

sein und hatte deshalb eine genau festgelegt<br />

Breite sowie einen steinernen Untergrund,<br />

der heute freilich an vielen Stellen von Gras<br />

überwachsen ist. »Die Brücken mussten<br />

rund vier Meter breit sein, die Pfeiler rechts<br />

und links hatten genau zweieinhalb Meter<br />

hoch zu sein«, sagt Kåre. Doch davon war<br />

nach gut zwei Jahrhunderten nicht mehr<br />

viel zu sehen. »Wir haben vor sieben Jahren<br />

auch mit Hilfe von Sherpas aus Nepal begonnen,<br />

den Kongevegen zu restaurieren«, sagt<br />

er, »und ich bin heute sehr glücklich damit.«<br />

Drachenköpfe und Riesenschlangenwindungen<br />

Ein paar Kilometer weiter talabwärts ragt<br />

das teergeschwärzte Holz der Stabkirche<br />

von Burgund in den am Tag darauf be-<br />

Auf dem Kongevegen informieren<br />

viele Tafeln über die Geschichte der<br />

historischen Verbindung.<br />

Borgund ist trotz<br />

Drachenköpfen keine<br />

Wikingerkirche.<br />

54 <strong>Nordis</strong>


deckten Himmel. »Auch wenn viele das<br />

glauben: Das ist keine Wikingerkirche«, sagt<br />

Tanna Gjeraker, die für die Fortidsminneforeningen<br />

das historische Gebäude betreut.<br />

Denn als die Kirche 1180 gebaut wurde,<br />

hätten die letzten Kämpfe der Wikinger in<br />

England 120 Jahre zurückgelegen. »Die Drachenköpfe<br />

an der Stadtkirche gibt es zwar<br />

auch an den Wikingerschiffen, sie sind aber<br />

auch christliche Symbole«, erzählt Tanna<br />

und öffnet die Tür. Es dauert einige Sekunden,<br />

bis sich die Augen an die Dunkelheit<br />

gewöhnt haben. Nur durch wenige Öffnungen<br />

dringt Tageslicht nach innen, »Fenster<br />

gab es damals noch nicht«, sagt sie.<br />

»Das verhinderte, dass Schnee in das Kircheninnere<br />

geweht wurde.« Mittlerweile sind<br />

aus den dunklen Schatten Konturen geworden,<br />

offenbart sich die Schönheit des Gebäudes:<br />

die Holzpfeiler, die den Stabkirchen ihren<br />

Namen gaben, Symbole wie die zwölf<br />

Masken, die vielleicht die Apostel darstellen,<br />

vielleicht aber auch Motive der alten Götter<br />

aufgreifen. »Wir wissen es schlichtweg<br />

nicht«, sagt Tanna. Aber eines sei klar: Gebaut<br />

wurde die Kirche von Männern, die<br />

normalerweise Schiffe bauten, was am Baustil<br />

zu erkennen sei.<br />

Hinter der Kirche beginnt eine der bekanntesten<br />

Etappen des Kongevegen: der Vindhellavegen,<br />

der auch als Rundtour machbar<br />

ist. Es geht ein paar Meter über eine Schafweide<br />

hinauf, dann stößt man auf einen breiten,<br />

grasbewachsenen breiten Weg – den<br />

Kongevegen, der hier auf einer steinernen<br />

Rampe gemächlich und Pferdekarren-geeignet<br />

in Richtung einer Scharte führt. Oben<br />

angekommen fällt der Blick in das waldbestandene<br />

Lærdal und einen ästhetisch ungemein<br />

ansprechenden, gleichwohl atemberaubenden<br />

Weg. Und der war für das<br />

Norwegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein<br />

Novum, schmiegte er sich doch nicht an den<br />

Untergrund, sondern trotzt auf hohen Steinmauern<br />

dem steil abfallenden Hang. Für<br />

Das Rauschen<br />

des Soknefossen<br />

ist weithin im Tal<br />

zu hören.<br />

mich steht neben der Fjellstrecke dieses Bild<br />

für den Kongevegen: der Wille, einen gut zu<br />

gehenden und auch passabel zu fahrenden<br />

Weg zwischen dem Osten und Westen des<br />

Landes zu schaffen. Denn hier windet sich<br />

der Kongevegen wie eine Riesenschlange<br />

durch das Tal. Vier enge Kehren sollen die<br />

Steigung in Grenzen halten. »Im Laufe der<br />

Jahre hat es sich jedoch gezeigt, dass es für<br />

die Fuhrwerke immer noch zu steil war«,<br />

erzählt Guide Eirik. 30 Jahre nach dem –<br />

aufwendigen – Bau wurde der Vindhellavegen<br />

durch eine andere Route ersetzt, die am<br />

Fluss entlangführte.<br />

Vom Wasserfall zum Fjord<br />

Die für mich letzte Etappe des Kongevegen<br />

heißt Galdane, benannt nach einem abgele-<br />

Der Vindhellavegen<br />

schlängelt sich durch das Tal.<br />

<strong>Nordis</strong> 55


Outdoor<br />

Galdane ist zweifellos<br />

eine der schönsten<br />

Etappen des Kongevegen.<br />

Dank guter<br />

Beschilderung ist das<br />

Verlaufen unmöglich.<br />

genen Hof ein Stück talabwärts. »Diese Etappe<br />

galt als die schwierigste und gefährlichste«,<br />

erzählt Eirik – und ist für Tanna eine<br />

der schönsten Wanderungen in der Region.<br />

Sie beginnt fast im Anschluss an den Vindhellavegen<br />

mit dem Sjurhaugsfossen und einer<br />

Klamm, durch die sich der Lærdalselvi tosend<br />

seinen Weg bannt. An der Olavsklemma,<br />

einer von Felsen umrahmten Engstelle,<br />

soll sich der König mit seinem Pferd durchgezwängt<br />

haben, was Spuren im Stein hinterlassen<br />

hat. Immer am Fluss entlang erreichen<br />

wir den Soknefossen und wenig später Galdane,<br />

einen am steilen Hang oberhalb des<br />

Flusses gebauten Hof. »Hier lebten schon im<br />

17. Jahrhundert Menschen«, sagt Tanna.<br />

Und es heißt, dass man die Kinder angeseilt<br />

habe, damit sie nicht den steilen Hang hinunter<br />

in den Fluss fallen.<br />

Durch das Lærdal erreicht man schließlich<br />

Lærdalsøyri. Der alte Handelsplatz mit den<br />

hübschen Holzhäuschen war 2014 in den<br />

Schlagzeilen sämtlicher Zeitungen, nachdem<br />

ein Brand am 19. Januar insgesamt 40 Häuser<br />

zerstört hatte. Davon ist heute jedoch<br />

nichts mehr zu sehen. »Die Flammen haben<br />

vor allem außerhalb des historischen Zentrums<br />

gewütet«, sagt Helene Maristuen, die<br />

sich bestens im Ort auskennt. Sogar Eric<br />

Clapton sei einmal hier gewesen. Dass es der<br />

Top-Gitarrist war, der sich hier nach Angelmöglichkeiten<br />

erkundigte, habe man erst<br />

später festgestellt, erzählt Helene lachend. •<br />

Allgemeine Informationen<br />

Auf der Internetseite des Kongevegen<br />

www.visitkongevegen.no bekommt man<br />

(im Moment nur auf Norwegisch) ausführliche<br />

Informationen zur Wanderung<br />

und zur Infrastruktur entlang des Weges.<br />

Generell helfen die Tourist-Infos in der<br />

Gegend weiter. Tipps bekommt man<br />

auch in den Filefjellstuene.<br />

ANREISE<br />

Nach Vang zum östlichen Ausgangspunkt<br />

des Kongevegen gelangt man<br />

mit dem Auto von Oslo aus in rund 3,5<br />

h. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Bus<br />

bzw. Zug) braucht man ca. 6 h. Von Bergen<br />

zum westlichen Startpunkt Lærdal<br />

benötigt man mit dem Auto 3 h, mit Zug<br />

und Bus 3,5 h.<br />

ÜBERNACHTUNG<br />

Hervorragender Ausgangspunkt für<br />

Tagestouren sind die Filefjellstuene in<br />

Tyinkrysset. Hier gibt es sowohl einfache<br />

als auch komfortable Hütten, hervorragend<br />

essen kann man im gemütlichen<br />

Restaurant der Anlage. Es werden<br />

Kongevegen-Pakete angeboten, die<br />

auch Transfers für die Wanderungen<br />

enthalten.<br />

Filefjellstuene<br />

Tel. +47-46 66 56 65<br />

post@tyinfilefjell.no<br />

www.tyinfilefjell.no<br />

Sørre Hemsing<br />

Berit und Arne Nefstad<br />

N-2975 Vang i Valdres<br />

Tel. +47-971 68 458<br />

post@sorrehemsing.no<br />

www.sorrehemsing.no<br />

WANDERN AUF DEM KONGEVEGEN<br />

Der »Kongevegen over Filefjell« ist 110 km<br />

lang. Macht man die komplette Tour, ist man<br />

dafür je nach Tempo drei bis sechs Tage<br />

unterwegs. Teile verlaufen allerdings auf<br />

wenig befahrenen kleinen Asphaltstraßen.<br />

Bist auf ein paar steilere An- bzw. Abstiege<br />

enthält der Weg keine Schwierigkeiten.<br />

Große Teile verlaufen in geschützten Lagen,<br />

sodass man auch bei schlechterem Wetter<br />

unterwegs sein kann. Lediglich die Etappe<br />

über das Filefjell von Kyrkjestølen nach Maristova<br />

führt oberhalb der Baumgrenze über<br />

die Berge. Hier sollte man einen Blick auf<br />

die Wettervorhersage werfen, wenngleich<br />

verlaufen nicht möglich ist. Die Strecke kann<br />

auch mit dem Fahrrad erlebt werden, dann<br />

aber teilweise auf anderen Wegen. Der<br />

Kongevegsbussen fährt in der Hauptsaison<br />

morgens von Lærdal nach Tyinkrysset<br />

und zurück.<br />

ABSTECHER<br />

Sanddalen<br />

N-2975 Vang i Valdres<br />

Tel. +47-99 00 95 84<br />

www.valdres.no<br />

Die Alm ist drei Mal in der Woche oder<br />

auf Bestellung für Besucher geöffnet. Sie<br />

kann entweder in einer mehrstündigen<br />

Wanderung oder auf einer mautpflichtigen<br />

Schotterstraße (NOK 50) erreicht<br />

werden.<br />

56 <strong>Nordis</strong>


Advertorial<br />

Das Comeback des<br />

Norwegerpullovers<br />

Der Klassiker<br />

modern<br />

interpretiert<br />

»Norge Strikk« liegt absolut im Trend.<br />

Seit einiger Zeit schon findet man die<br />

traditionellen, unverwechselbaren Strickmuster<br />

wieder verstärkt auf Jacken,<br />

Pullovern, Mützen und Handschuhen.<br />

Ein innovativer Wegbereiter, der dem<br />

klassischen Norwegerpullover zu neuer<br />

Attraktivität verholfen hat, ist<br />

»Dale of Norway«. Das norwegische<br />

Traditionsunternehmen hat seine<br />

Kollektion komplett überarbeitet und<br />

innovative Verarbeitungstechniken der<br />

Wolle mit neuen Mustern kombiniert.<br />

Seine Wurzeln hat der Norwegerpullover (norw.: Lusekofte) im südlichen<br />

Setesdal. Bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden hier<br />

die mit traditionellen Mustern verzierten Wollpullover in heimischer<br />

Handarbeit gestrickt. Dienten sie zunächst vor allem Seeleuten und Fischern<br />

als warme und robuste Outdoorbekleidung, erfreuten sich die Pullover<br />

bald auch unter Touristen großer Beliebtheit und verhalfen dem<br />

Kleidungsstück über die Grenzen von Norwegen hinweg zu Bekanntheit.<br />

Mit der Zeit entwickelten sich aus den anfänglich eher schlicht gehaltenen<br />

Mustern weitere Muster und Farbvariationen. Die aus der Region Selbu<br />

im Setesdal stammende Selburose mit dem markanten achtzackigen Stern<br />

ist zum Beispiel heute noch eine der beliebtesten Mustervarianten der<br />

Strickpullover.<br />

Im Dale-Tal an der norwegischen Westküste zwischen steilen Bergen und<br />

Wasserfällen hat seit 1879 Dale of Norway seinen Sitz. Das Textilunternehmen<br />

hat sich früh auf die professionelle Herstellung der traditionellen<br />

Wollkunst spezialisiert. Nachhaltigkeit und Qualität stehen dabei an erster<br />

Stelle. Bei der Herstellung wird ausschließlich reine Wolle ohne synthetische<br />

Mischgarne verarbeitet. Die Wolle selbst stammt aus zertifizierter,<br />

ökologischer und tierfreundlicher Produktion. Den benötigten Strom und<br />

Wasser bekommt das Werk von umliegenden Wasserfällen. Dank der seit<br />

Generationen weitergegebenen Stricktechniken und Muster kann Dale of<br />

Norway bis heute ein einzigartiges, norwegisches Kulturerbe lebendig halten<br />

und bewahren. Das Unternehmen ist dabei das einzige, das die traditionellen<br />

Strickwaren weiterhin in seinem Heimatland herstellt.<br />

Ein Pullover erobert die Welt<br />

Die Strickpullover »made in Norway« haben sich seit Jahrhunderten als<br />

robustes Outdoorkleidungsstück etabliert – und das nicht nur in Norwegen.<br />

Wolle ist von Natur aus atmungsaktiv, trocknet schnell und spendet<br />

selbst im nassen Zustand noch Wärme. Diese natürlichen und praktischen<br />

Eigenschaften machen sich die Designer von Dale of Norway auch heute<br />

noch zu Nutzen. »Kratzig und sackig war gestern«, lautet dabei das Motto.<br />

So optimierten sie die Herstellungsprozesse, ergänzten die robuste, norwegische<br />

Wolle um neue Naturwollgarne und leichtere Stücke aus weicher<br />

Merinowolle und kreierten eine ganze Palette moderner, figurbetonter,<br />

sowohl outdoor- als auch bürotaugliche Stücke, die den Träger auch bei<br />

Plusgraden oder sportlichen Aktivitäten nicht ins Schwitzen bringen.<br />

Grundlage der inzwischen auch in frischen Trendfarben und Designs daherkommenden<br />

Kleidungsstücke sind jedoch bis heute die traditionellen<br />

und klassischen Muster von damals. Eine Traditionsbewahrung, die sich<br />

auszahlt. So setzen nicht nur die norwegischen Teams bei den olympischen<br />

Spielen und Weltmeisterschaften seit 1956 auf die Pullover der<br />

Dale-Kollektionen. Auch auf den Straßen der europäischen Großstädte ist<br />

der Strickpullover längst angesagter, alltagstauglicher Begleiter. Das deutsche<br />

Modeinstitut hat den Norwegerpullover in diesem Winter sogar zum<br />

»Highlight« der Saison gekürt.<br />

•<br />

Dale of Norway<br />

Es lohnt sich, im Norwegen-Urlaub einen Abstecher zum geschichtsträchtigen<br />

Werk von Dale of Norway zu machen und im Outlet-Store<br />

vorbeizuschauen. Wer dazu keine Gelegenheit hat, findet die Qualitätsprodukte<br />

der Marke auch in vielen deutschen Fachgeschäften<br />

und bei autorisierten Versandhändlern im Internet. Mehr Infos und<br />

eine Shop-Suchfunktion findet man auf www.daleofnorway.com.


Outdoor<br />

Besuch im<br />

Outdoor<br />

College im<br />

norwegischen<br />

Sirdal<br />

Mehr als Mathe<br />

und Englisch<br />

Hauptgebäude der<br />

Dr. Rolf Hoffmann-<br />

Skole im Sirdal.<br />

Ordentlich stehen die Schuhe im<br />

Regal. Keine schnieken Highheels<br />

oder Sneaker, sondern Trekkingstiefel<br />

und Gummistiefel. Im Outdoor College<br />

im südnorwegischen Sirdal müsse<br />

man praktisch denken, sagen die 14-jährige<br />

Anna aus Bad Urach und ihr gleichaltriger<br />

Mitschüler Simon aus Tübingen.<br />

Die beiden nehmen mich mit zu einer<br />

Hausführung. Erster Stopp: Der Vorraum<br />

mit eben jenem Schuhregal, denn<br />

Schuhe sind in sämtlichen Häusern tabu.<br />

Gleich daneben: der Putzraum. »Wir<br />

müssen unsere Zimmer immer ordentlich<br />

halten«, erzählt Anna, »und das ist<br />

tatsächlich ganz schön schwierig«, ergänzt<br />

sie schmunzelnd. Rechts und links<br />

eines langen Ganges zweigen die Zimmer<br />

ab. »Immer vier Jugendliche in<br />

einem Raum.« Den zwölf Mädchen und<br />

Schuhe sind tabu<br />

in den Räumen.<br />

Das Outdoor College ist eine fast normale Schule. Nur, dass<br />

die Neuntklässler zusätzlich zum Unterricht Küche und Haushalt<br />

schmeißen müssen, das Führen eines Hundegespanns lernen<br />

und das Leben in der freien Natur. Auch im Winter. Ist wohl<br />

doch keine normale Schule – nicht mal fast ...<br />

TEXT & FOTOS: THOMAS KRÄMER<br />

Vier Jugendliche teilen<br />

sich ein Zimmer.<br />

14 Jungs stehen jeweils zwei Badezimmer<br />

zur Verfügung, »Staus am Morgen<br />

gibt es aber keine«, erzählt Anna.<br />

Durch den »Glaskasten«, in dem die Lehrer<br />

– hier »Teamer genannt« ihre Besprechungen<br />

abhalten, geht es ins Klassenzimmer.<br />

Das sieht eigentlich so aus wie in<br />

einer deutschen Schule. Nur ein paar norwegische<br />

Begriffe zeigen, dass manches<br />

an dieser Schule doch ein wenig anders ist<br />

und außer Deutsch, Mathe, Englisch, Naturwissenschaften<br />

eben auch Dinge vermittelt<br />

werden, die es in der Heimat nicht<br />

gibt. Norwegisch zum Beispiel, aber vor<br />

allem das Leben draußen in der freien Natur<br />

– aber das freilich nicht hier im Klassenzimmer.<br />

Daneben der Werkraum, ein<br />

Speisesaal, in dem gemeinsam die Mahlzeiten<br />

eingenommen werden, dann über<br />

eine Treppe hinunter die Küche, wo nicht<br />

professionelle Köche am Herd und Spülbecken<br />

stehen, sondern die Schüler selbst.<br />

Immer vorausgeplant für eine Woche mit<br />

einem bestimmten Budget. Und wenn die<br />

Vorräte verbraucht wurden, gibt es zum<br />

Gulasch keine Beilage (so wie am Tag davor)<br />

oder nur sporadisch Wurst und Käse<br />

aufs Brot. Da muss am Abend dann Butter<br />

genügen.<br />

Eigenverantwortung<br />

übernehmen<br />

»Regeln einhalten, Verantwortung übernehmen,<br />

selbstständig denken und handeln,<br />

all das spielt für uns eine große Rolle«,<br />

sagt Schulleiter Nis-Peter Simonsen,<br />

der einst als Praktikant im Sirdal anfing<br />

und heute hier der Schulleiter ist. So versuche<br />

man zu erreichen, dass die Schüler<br />

selber ein Interesse daran entwickeln, die<br />

Regeln einzuhalten. »Bei Verstößen reagieren<br />

wir mit nachvollziehbaren Konse-<br />

58 <strong>Nordis</strong>


Training für<br />

die Wintertouren.<br />

Der Umgang mit den<br />

Hunden ist wichtiger Bestandteil<br />

des Unterrichts<br />

im Outdoor College.<br />

Mathe, Deutsch &<br />

Co: Klassenraum im<br />

Outdoor College.<br />

quenzen. Wer zehn Minuten zu spät auf<br />

dem Zimmer ist, muss am nächsten<br />

Abend 20 Minuten früher im Bett sein«,<br />

gibt Nis ein Beispiel. Grundsätzlich arbeite<br />

man hier ganz wenig mit dem Einzelnen,<br />

sondern setze auf die Gruppe und<br />

Gruppendynamik, ergänzt er, darauf, dass<br />

sich die Neuntklässler gegenseitig unterstützen,<br />

Respekt voreinander entwickeln,<br />

aber auch Konflikte vernünftig austragen,<br />

ergänzt er. Man gebe den Schülern von<br />

vornherein viel Aufgaben und viel Verantwortung<br />

in die Hand – mehr als zu Hause.<br />

Das Ziel: die ganzheitliche Entwicklung<br />

des Menschen.<br />

Hunde als<br />

Herausforderung<br />

Während zwei Gruppen am nächsten Tag<br />

Unterricht haben und eine sich um Haushalt<br />

und Küche kümmert, ist die vierte Gruppe<br />

auf der nahe gelegenen Sirdal Huskyfarm.<br />

Die Hunde heulen und jaulen respekteinflößend<br />

– und wollen doch nur eins: laufen.<br />

Also Geschirr anlegen, die ungeduldigen<br />

Vierpfoter ans Zugseil hängen. Alles Dinge,<br />

die – gleichwohl ungefährlich – am Anfang<br />

von den Jugendlichen Mut erfordern. Dann<br />

immer zu zweit auf einem Wagen durch die<br />

Landschaft preschen. Eine Herausforderung,<br />

die sich binnen kurzer Zeit in Stolz verwandelt,<br />

was auf den meisten Gesichtern anzusehen<br />

ist, die nicht mehr angespannt, sondern<br />

zufrieden und glücklich wirken.<br />

Tage wie dieser sind die Vorbereitung für<br />

längere und härtere Outdoorunternehmungen<br />

auch im Winter. Es geht darum,<br />

dass die Schüler kennenlernen, was die<br />

wirklich wichtigen Bedürfnisse sind: Nahrung,<br />

Schutz, Schlaf und Wärme.<br />

»Die Eltern«, hatte Nis gesagt, »bekommen<br />

Jugendliche zurück, die sich verändert haben,<br />

die selbstständiger und selbstbewusster<br />

sind«. Und das ist doch ebenso viel wert wie<br />

eine gute Note in Mathe oder Englisch. Mindestens.<br />

<br />

•<br />

INFO<br />

Das Outdoor College in der<br />

Dr. Rolf Hoffmann-Skole befindet<br />

sich im südnorwegischen Sirdal.<br />

Das nächste Schuljahr für dann<br />

Neuntklässler beginnt am 1. August<br />

<strong>2018</strong> und endet nach sieben Monaten<br />

am 28. Februar 2019, anschließend<br />

kann weiter die neunte Klasse<br />

in der Heimat besucht werden. Die<br />

Bewerbungsfrist für <strong>2018</strong> endet am<br />

1. März.<br />

Der Werkraum ist<br />

vor allem bei den<br />

Jungs beliebt.<br />

Outdoor College<br />

Mühlenberg 4<br />

D-24398 Sundsacker<br />

Tel. 04644-973 71 70<br />

info@outdoor-college.de<br />

www.outdoor-college.de<br />

<strong>Nordis</strong> 59


Reportage<br />

Das Boot direkt<br />

vor der Wohnung.<br />

Hammarby Sjöstad<br />

Neues Bauen<br />

braucht das Land<br />

Hammarby Sjöstad, eine neue Wohnsiedlung am Rande der Stockholmer Innenstadt, lockt<br />

Besucher aus der ganzen Welt an. Allerdings keine Touristen auf Sightseeingtour, sondern Architekten<br />

und Stadtplaner, die sich von neuen Baukonzepten inspirieren lassen wollen.<br />

Text & Fotos: Rasso Knoller<br />

Modernes Bauen mit viel Grün –<br />

auch auf den Dächern.<br />

Überall werden Kinderwagen geschoben.<br />

Gleichberechtigt. Mindestens<br />

ebenso viele Männer wie Frauen sind<br />

mit dem Nachwuchs unterwegs. Ein Plakat<br />

wirbt für ökologische Babykleidung. Davor<br />

eine Frau mit Schwangerschaftsbauch, die es<br />

interessiert und vorausschauend studiert. Im<br />

Steakhouse sind am Nachmittag noch die<br />

Plätze frei, nebenan im Eisladen belohnt eine<br />

Mutter ihr Kind mit einem Vanilleeis. Ein<br />

Mittvierziger mit Bart, Glatze und blauem T-<br />

Shirt startet ein paar Schritte weiter den Motor<br />

seiner Yacht. Sie ist allenfalls fünf Meter<br />

lang, nichts Großes. Vom Hafen von<br />

Hammarby Sjöstad aus sticht der Mittelstand<br />

in See.<br />

Das Viertel am Rande der Innenstadt ist das<br />

neueste Stadtentwicklungsprojekt in der<br />

schwedischen Hauptstadt. In den vergangenen<br />

Jahren sind hier 11.500 Wohnungen<br />

entstanden, zudem wurden hier mehr als<br />

5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das<br />

Viertel will Maßstäbe setzen, in Sachen<br />

Nachhaltigkeit ein weltweites Vorbild sein.<br />

Vom Slum zum Vorzeigeprojekt<br />

Doch der Reihe nach. Bis in die 1980er-Jahre<br />

hinein dampften in Lugnets industriområde –<br />

wie Hammarby Sjöstad damals noch hieß – die<br />

Schlote. Die alten Fabriken machten schließlich<br />

eine nach der anderen dicht und hinterließen<br />

ein Gebiet, in dem der Boden voller<br />

Schadstoffe und das Wasser verschmutzt war.<br />

Weil sich niemand für das Areal interessierte,<br />

machte sich in der heruntergekommenen Gegend<br />

bald Stockholms Halbwelt breit. Drogenabhängige<br />

und Obdachlose fanden hier in notdürftig<br />

zusammengezimmerten Hütten ein<br />

Rückzugsgebiet. 1991 reichte Stockholm dann<br />

seine Bewerbung für die Olympischen Spiele<br />

2004 ein. Dabei setzte man voll auf die »Umweltkarte«.<br />

Die Stockholmer Spiele hätten die<br />

»grünsten« aller Zeiten werden sollen, und<br />

Lugnet der Ort für das Olympische Dorf.<br />

Schlussendlich hat Athen die Spiele bekommen;<br />

den Plan einer umweltfreundlichen<br />

Stadt gaben die Schweden aber nicht auf.<br />

1996 rückten die Bagger an, die Industrieruinen<br />

wurden abgerissen, der Boden saniert.<br />

Das Millionenprogramm<br />

Stockholm gehört zu den schnellsten wachsenden<br />

Städten in Europa. Für Leute, die hier-<br />

60 <strong>Nordis</strong>


Vom Balkon aus<br />

freier Blick aufs Meer.<br />

Fähre nach<br />

Hammarby Sjöstad.<br />

her kommen, ist es nahezu unmöglich, eine<br />

Wohnung zu finden. Schon einmal hatte<br />

Schweden ein großes Bauprogramm gestartet.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten innerhalb<br />

von zehn Jahren im »Millionenprogramm«<br />

eine Million Wohnungen entstehen.<br />

Bei einer Gesamtbevölkerung von damals<br />

7,8 Millionen ein gigantisches Projekt. Herausgekommen<br />

sind dabei lieblos auf die<br />

flache Wiese gestellte Trabantenstädte mit<br />

Wohnungen von miserabler Qualität. Heute<br />

sind genau das die Stadtteile, in denen die<br />

größten sozialen Probleme herrschen. Aus<br />

diesem weitgehend gescheiterten Projekt hat<br />

man Lehren gezogen. Höher als vier oder<br />

fünf Stockwerke ist in Hammarby Sjöstad<br />

kein Gebäude. Es sollte keinesfalls eine<br />

Schlafstadt entstehen, die man morgens verlässt<br />

und in die man abends nach getaner<br />

Arbeit zurückkehrt. Trotzdem fühlte man<br />

sich anfangs in den Straßen der neuen Wohnwelt<br />

so allein wie in der sibirischen Wildnis.<br />

Erst als in einer zweiten Bauphase Geschäfte,<br />

Kneipen und Restaurants eröffneten, kam Leben<br />

in das Viertel.<br />

Autos, nein Danke<br />

Wenn man durch Hammarby Sjöstad spaziert,<br />

dann fallen vor allem die vielen Sitzgelegenheiten<br />

auf – Bänke und breite bequeme<br />

Holzstufen, die zum Wasser hinabführen.<br />

Die Menschen sollen nach draußen gelockt<br />

werden, sollen die Neubausiedlung im ursprünglichen<br />

Sinn des Wortes beleben. Nie<br />

ist der Weg weit zum Wasser, nie weit zum<br />

nächsten Park. Laut den offiziellen Vorgaben<br />

soll jeder Bewohner, egal wo er wohnt, höchstens<br />

300 Meter gehen müssen, bevor er am<br />

Meeresufer steht.<br />

Grün gibt‘s aber nicht nur am Boden, auch<br />

auf einigen Dächern wachsen Bäume. Politisch<br />

korrekt hat man sogar ein kleines Schilfgebiet<br />

angelegt. Zum Umweltschutz dürfte<br />

das Minibiotop zwar nur wenig beitragen<br />

und das Entenpaar, das sich dort niedergelassen<br />

hat, gehört auch zu keiner gefährdeten<br />

Art – doch immerhin haben die Kinder so<br />

Tierblick direkt vom Balkon.<br />

Parkplätze gibt es nur wenige in Hammarby<br />

Sjöstad. Man braucht sie auch nicht. Denn<br />

statistisch gesehen hat nur jeder zweite<br />

Haushalt ein Auto. Jenny Holmér, die mit ihrem<br />

Ehemann und ihrem kleinen Sohn aus<br />

Mittelschweden hierher gezogen ist,<br />

schwärmt: »Wenn wir ins Zentrum wollen,<br />

fahren wir eigentlich immer mit der kostenlosen<br />

Fähre. Mit dem Kinderwagen ist das<br />

ideal«. Holmérs könnten aber auch den Bus<br />

nehmen, der biogasbetrieben Richtung Stadtmitte<br />

unterwegs ist, oder auch mit der Straßenbahn<br />

fahren.<br />

Einen Nachteil haben die Parkplatzverknappung<br />

und die bewusst autounfreundliche<br />

Straßenführung in der Seestadt aber doch.<br />

»Wenn auch nur ein Auto falsch geparkt hat,<br />

kommen die Busse hier nicht mehr durch<br />

und dann steht man ewig im Stau«, beschwert<br />

sich Frau Holmér. Gut, dass zumindest<br />

die Müllwagen nicht durchs Viertel fahren<br />

müssen. Beim »Hammarby-Modell« wird<br />

der Müll unterirdisch in Röhren durch Unterdruck<br />

zu einer Sammelstelle befördert. Zwei<br />

Kraftwerke verbrennen den Abfall und mit<br />

der so gewonnenen Energie werden einige<br />

der Häuser geheizt. Die Kläranlage des Stadtviertels<br />

wandelt Abwasserreste in Düngemittel<br />

und Biogas um, mit dem dann Busse betankt<br />

und Gasherde in Privatwohnungen<br />

betrieben werden. Der Stadtteil versorgt sich<br />

heute weitgehend autonom.<br />

Aktuell arbeitet man daran, aus dem Meerwasser<br />

Energie zu gewinnen um damit zumindest<br />

einen Teil der Häuser zu beheizen.<br />

»Mit der Seewärme werden wir unsere Heizkosten<br />

um mehr als 70 Prozent senken können«,<br />

so Jörgen Lööf, der Vorsitzende der Eigentümervereinigung<br />

in Hammarby Sjöstad.<br />

Dass der Stadtteil seiner Rolle als Vorzeigemodell<br />

gerecht wird, liegt auch an seinen<br />

Bewohnern. Die unterstützen die Energiesparmaßnahmen<br />

und lassen sich regelmäßig<br />

zum Thema nachhaltiger Lebensstil fortbilden.<br />

Als man vor Kurzem feststellte, dass der<br />

Wasserverbrauch pro Kopf anstieg, bot man<br />

den Anwohnern sofort den entsprechenden<br />

Einspar-Crashkurs an. Das Ergebnis kann<br />

sich sehen lassen – der Wasserverbrauch pro<br />

Kopf ist in Hammarby Sjöstad inzwischen 25<br />

Prozent niedriger als in den übrigen Stadtteilen<br />

Stockholms.<br />

•<br />

In Hammersby Sjöstadt<br />

gibt es viele Restaurants.<br />

Vater und Sohn<br />

gemeinsam<br />

unterwegs.<br />

<strong>Nordis</strong> 61


Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />

Die meisten Elektroautos und<br />

der längste StraSSentunnel<br />

NORWEGEN Hier leben die glücklichsten Menschen, hier gibt<br />

es die meisten Elektroautos pro Einwohner, den längsten Straßentunnel<br />

und den ersten schwimmenden Windpark der Welt. Diesen und noch zahlreiche<br />

weitere Rekorde beansprucht Norwegen wohl zu Recht für sich.<br />

Nachzulesen im Buch: »Norwegen superlativ«. Der 106 Seiten starke Band<br />

versammelt insgesamt 44 der Rankings, Rekorde und Innovationen, mit<br />

denen sich Norwegen international einen Namen machte oder sich vor den<br />

Nachbarländern auszeichnet. Sie stammen aus den Bereichen Land und<br />

Leute, E-Mobilität, Energie und Umwelt, Informationstechnologie, Wirtschaft,<br />

Tourismus und Sportstätten. Insgesamt erhält man einen lesenswerten<br />

und kurzweiligen Überblick über die Leistungen norwegischer<br />

Unternehmen und Forschungsinstitute, bei denen auch die Beteiligungen<br />

deutscher, österreichischer oder Schweizer<br />

Partnerfirmen nicht ungenannt bleiben.<br />

www.norwegen-superlativ.com (sb)<br />

Das Buch »Norwegen Superlativ. Rankings,<br />

Rekorde, Innovationen« kann für 23 €<br />

zzgl. Versand direkt beim Verlag Falkner<br />

Business Publishing oder über das BusinessPortal<br />

Norwegen bestellt werden.<br />

Suzannes Wortreich<br />

WAS BEDEUTET PLASTHVAL?<br />

NORWEGEN Der Begriff »plasthval« (Plastikwal) hat<br />

sich bei den Norwegern so fest etabliert, dass der norwegische<br />

Sprachenrat ihn als politisch relevant erachtet und daher jetzt in<br />

die Liste neuer Wörter aufgenommen hat. Forscher der Universität<br />

Bergen fanden im letzten Jahr einen gestrandeten Wal, der<br />

trotz Rettungsversuche immer wieder zurück ins flache Gewässer<br />

schwamm. Das zwei Tonnen schwere Tier musste getötet<br />

werden. Da so ein Cuvier-Schnabelwal in nördlichen Gewässern<br />

nur äußerst selten vorkommt, sollte der über zwei Tonnen<br />

schwere Kadaver für das Naturhistorische Museum in Bergen<br />

aufbereitet werden. Dabei wurden im Magen des Wals insgesamt<br />

30 Plastiktüten und jede Menge Mikroplastik gefunden.<br />

Der Wal war am Verhungern, da der Plastikmüll einen Pfropfen<br />

im Magen gebildet hatte. Jedes Jahr verschmutzen Millionen<br />

Tonnen Plastikmüll die Meere und werden für deren Bewohner<br />

zur tödlichen Falle. Um auf diesen besorgniserregenden Umweltmüll<br />

in den Meeren hinzuweisen, zeigte das Universitätsmuseum<br />

Bergen alle Plastikteile aus dem Magen des Wals in einer<br />

Aufsehen erregenden Ausstellung.<br />

Staatsministerin<br />

Erna Solberg (Høyre).<br />

Foto: © Thomas Haugersveen/<br />

Statsministerens kontor<br />

Finanzministerin<br />

Siv Jensen (FrP).<br />

Koalitionsverhandlungen<br />

auf Norwegisch<br />

NORWEGEN Während in Deutschland noch verhandelt und<br />

debattiert wird, hat Norwegen vier Monate nach der Parlamentswahl im September<br />

eine neue Regierung. Die konservative Høyre, die liberale Venstre und<br />

die rechtspopulistische Fremskrittspartiet (Fortschrittspartei, FrP) hatten am<br />

2. Januar ihre Koalitionsverhandlungen begonnen und sich zwölf Tage später<br />

auf einen gemeinsamen Regierungskurs verständigt. Alte und neue Regierungschefin<br />

ist Erna Solberg (H), deren Partei aus den Wahlen im September<br />

mit 25 Prozent der Stimmen als zweitstärkste Kraft hervorging. Die mit 27,4<br />

Prozent stärkere sozialdemokratische Arbeiterpartei konnte mit ihren Partnern<br />

keine rotgrüne Regierungsmehrheit bilden. Auch für Solberg reichte es<br />

nicht für eine Mehrheit im norwegischen Parlament. Dafür wären 85 Mandate<br />

notwendig. Die Drei-Parteien-Regierung kommt jedoch auf 84 Sitze und<br />

setzt zusätzlich auf die Unterstützung der KrF (Kristelig Folkeparti). Solberg<br />

hatte bereits zuvor eine von Venstre und KrF geduldete Regierung aus Konservativen<br />

und Rechtspopulisten geführt. Dieses Mal hatte sie eine Koalition aller<br />

vier Parteien ins Auge gefasst, doch die Christpartei hatte eine zu enge Zusammenarbeit<br />

mit der rechtspopulistischen FrP abgelehnt. Zu den gemeinsamen<br />

Vorhaben der neuen Regierung zähle u.a. das Wirtschaftswachstum anzukurbeln,<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Armut im Land zu reduzieren und<br />

Migranten besser ins Arbeitsleben zu integrieren, erklärte Solberg zu Regierungsantritt.<br />

Chefin der liberalen Venstre, Trine Skei Grande, betonte die Klima-Ziele,<br />

u.a. die Einführung von CO²-Abgaben, eine evtl. höhere Maut für<br />

Dieselfahrzeuge und ein Verbot von Ölbohrungen auf den Lofoten und Vesterålen.<br />

Die Vorsitzende der FrP, Siv Jensen, kündigte an, Norwegen werde<br />

seine Einwanderungspolitik verschärfen, die Anforderungen für die norwegische<br />

Staatsbürgerschaft erhöhen und ein Burka-Verbot ins Auge fassen. (sb)<br />

ZU VERKAUFEN:<br />

Greta Garbos Sommerparadies<br />

Schweden Das herrschaftliche Haus auf der Insel Ingarö<br />

im Stockholmer Schärengarten, in dem die berühmte schwedische Schauspielerin<br />

Greta Garbo (1905–1990) oft ihre Sommerferien verbrachte,<br />

steht derzeit für knapp vier Millionen Euro zum Verkauf. Das gelbe dreigeschossige<br />

Holzhaus hat elf Zimmer mit einer Wohnfläche von 283 Quadratmetern.<br />

Ein Zimmer besitzt an einer Wand sogar eine alte Freskenmalerei<br />

des ehemaligen Königs Gustav Vasa und soll der Spieleraum von<br />

Garbo gewesen sein. Der dazugehörige Garten mit knapp 11.000 Quadratmetern<br />

zeugt noch heute davon, dass Hollywoodstar Garbo privat<br />

sehr scheu war und die Öffentlichkeit mied, denn mit seinen vielen Bäumen,<br />

Büschen sowie Lavendel- und Rhododendron-Sträuchern verwehrt<br />

er den Einblick in das Grundstück. Es wird erwartet, dass die Residenz<br />

binnen kürzester Zeit einen Käufer findet. Garbos Wohnung in Manhattan,<br />

wo sie über 40 Jahre lebte, wurde letztes Jahr nach nur ein paar<br />

Wochen für mehr als acht Millionen Dollar verkauft. (sf)<br />

Foto: © Rune Kongsro<br />

62 <strong>Nordis</strong>


Niinistö gewinnt die finnische<br />

Präsidentenwahl<br />

Finnland Gleich in der ersten Wahlrunde haben die<br />

finnischen Wählerinnen und Wähler ihren bisherigen Präsidenten<br />

Sauli Niinistö im Amt bestätigt. Eine absolute Mehrheit von 62,7<br />

Prozent macht eine Stichwahl überflüssig. Grünen-Kandidat Pekka<br />

Haavisto erreichte mit knapp 12,4 Prozent der Stimmen und deutlichem<br />

Abstand Platz zwei und stellte sich der Niederlage: »Niinistö<br />

hat die Wahl eindeutig gewonnen, ich gratuliere ihm von Herzen«.<br />

Der 69-jährige Niinisto gehört zum Lager der Konservativen<br />

und konnte bereits 2012 die Präsidentenwahl für sich entscheiden,<br />

damals noch als Kandidat der Partei Kansallinen Kokoomus (KOK,<br />

dt. Sammlungspartei). Zur Wiederwahl ging er als unabhängiger<br />

Kandidat ins Rennen, unterstützt von der KOK und den finnischen<br />

Christdemokraten. Er gilt als populärster finnischer Präsident seit<br />

Jahrzehnten. Ihm gelang es als erstem Kandidaten, seit 1994 das<br />

Stichwahl-System in Finnland eingeführt worden war, im ersten<br />

Wahlgang die absolute Mehrheit zu erreichen. (sb)<br />

Sauli Niinistö gilt als beliebtester Präsident seit Jahrzehnten.<br />

Foto: © ninisto.fi<br />

Ingvar Kamprad<br />

baute sich mit<br />

dem Verkauf<br />

und Versand<br />

von Möbeln ein<br />

weltweit erfolgreiches<br />

Firmen-<br />

Imperium auf.<br />

Foto: © Inter IKEA Systems B.V.<br />

IKEA-Gründer Ingvar Kamprad ist tot<br />

Schweden Ingvar Kamprad, der Gründer des schwedischen<br />

Möbelkonzerns IKEA, ist am 27. Januar im Alter von 91 Jahren gestorben.<br />

Er sei »in seinem Heim in Småland friedlich eingeschlafen«, gab das Unternehmen<br />

in einer Twitter-Meldung bekannt: »Ingvar wird von seiner Familie<br />

und von IKEA-Mitarbeitern in der ganzen Welt sehr vermisst werden<br />

und in warmer Erinnerung bleiben«. Noch während seiner Lehre zum<br />

Kaufmann gründete der damals 17-jährige Kamprad im Jahr 1943 den<br />

Gemischtwarenladen »IKEA«. Der Name setzt sich aus seinen Initialen,<br />

dem Namen des väterlichen Hofes, Elmtaryd, und dem Heimatdorf Kamprads,<br />

Agunnaryd, zusammen. Anfangs verdiente Kamprad sein Geld mit<br />

dem Verkauf von Kurzwaren und Büroartikeln und eröffnete gegen Kriegsende<br />

als einer der ersten Unternehmer in Europa einen Versandhandel.<br />

Bereits 1947 wurde das Sortiment um Möbel erweitert, 1951 die ersten<br />

IKEA-Kataloge verteilt. Die Boykottversuche und Zulieferverbote seitens<br />

alteingesessener Möbelhändler umgeht Kamprad, indem er beginnt eigene<br />

Möbel zu produzieren. Die Nachahmungen teurer Designerprodukte,<br />

praktisch und transportabel zum Selbstaufbau verpackt, werden zum Markenzeichen<br />

IKEAS. Sie bescherten dem Erfinder des »Imbusschlüssel-<br />

Selbstschraubprinzips« nicht nur bis heute weltweiten Erfolg, sondern<br />

machten ihn auch zum reichsten Mann Schwedens. Heute findet man<br />

IKEA-Filialen in über 40 Ländern, und in vielen europäischen Haushalten<br />

gehören die Möbel und Dekorationen mit klingenden, nordischen Namen<br />

wie Billy, Hemnes, Malm & Co. zur Grundausstattung. (sb)<br />

skandinavien für Anfänger<br />

Wer die Kälte liebt<br />

Schweden Wenn es in meiner Heimatstadt Hamburg<br />

schneit, bricht mit einiger Sicherheit der Verkehr zusammen. Wenn es<br />

in Mittelschweden dagegen nicht schneit, gibt es lange Gesichter. Ein<br />

Winter ohne Schnee im Norden ist reiner Trübsal und wird ausdauernd<br />

beklagt. Dieser Winter begann trübe. Es war zu warm und zu feucht.<br />

Die ersten Sträucher schlugen schon wieder aus. In Lappland fiel zwar<br />

meterweise Schnee, aber das tröstet die Menschen in der Mitte des Landes<br />

nicht. Aber eines schönen Tages kam die Kälte auch nach Stockholm<br />

und mit ihr ein bisschen Schnee. Die ersten Seen froren zu und das Eis<br />

begann zu singen. Es war wie im Sommer: Ein Ruck ging durch das<br />

Land. Das Outdoorleben konnte wieder beginnen. Stockholmer Freunde<br />

holten den Grill aus dem Keller und bauten ihn in ihrem Vorgarten auf.<br />

Es war die Stunde der Eis-Tester, die mit ihren langen Stöcken mit der<br />

Eisenspitze die Seen abfahren und Maß nehmen. Zehn Zentimeter Dicke<br />

gelten als sicher.<br />

Kaum einen hielt es mehr in den eigenen vier Wänden. Es war Zeit für<br />

kleine Fluchten. Mein Nachbar Peter nahm mich mit zum Winterpaddeln.<br />

Im Trockenanzug, mit Schwimmweste, Eispickeln und dicker<br />

Wollmütze auf dem Kopf bahnten wir uns einen Weg durch das dünne<br />

Neu-Eis bis in die Ostseebucht. Im Winter ist das Wasser klarer und eine<br />

Tilmann Bünz war lange<br />

Jahre ARD-Korrespondent für<br />

Skandinavien. Er ist Autor der<br />

Bücher »Wer die Kälte liebt.<br />

Skandinavien für Anfänger«<br />

sowie »Wer das Weite sucht.<br />

Skandinavien für Fortgeschrittene«.<br />

wunderbare Stille liegt über allem. Auf dem Rückweg nach Sonnenuntergang<br />

sank die Temperatur schlagartig und kleine Eisschollen schlugen<br />

dumpf auf den Rumpf. Wir machten, dass wir nach Hause kamen.<br />

Eine dreiköpfige Schwanenfamilie wurde vom raschen Temperatursturz<br />

überrascht, ein Familienmitglied fror im Eis fest. Der Vogel konnte erst<br />

am nächsten Tag befreit werden mit Eimern warmen Wassers. Der Winter<br />

löst den Menschen im Norden die Zunge. Alle haben etwas zu erzählen<br />

von ihren kleinen Abenteuern in Eis und Schnee. Das Beste an<br />

der weißen Jahreszeit ist, dass die Tage länger werden. Das Tageslicht<br />

reflektiert im Schnee und die Dämmerung dauert ein, zwei Stunden<br />

länger. Davon haben alle etwas, auch die, die nur frieren.<br />

Foto: © privat<br />

<strong>Nordis</strong> 63


NORDEUROPA AKTUELL<br />

5fragen<br />

an...<br />

Peter<br />

NaderMaNN<br />

medien-experte und<br />

spielfilmproduzent<br />

Peter nadermann hat eine vielzahl von spielfilmen und tv-reihen für die Zdf-tochterfirmen network<br />

Movie und Zdf enterprises produziert. dabei brachte er unter anderem die tv-serie um kurt<br />

wallander auf den bundesdeutschen bildschirm. neben den krimis von henning Mankell gehören<br />

dazu auch »kommissar beck«, »kommissarin lund«, »die brücke – transit in den tod«, die schwedische<br />

krimiserie »Modus« und aktuell »springflut«. Und nicht zu vergessen fürs kino: die Millennium-trilogie<br />

von stieg larsson. inzwischen ist der Produzent geschäftsführer der nadcon film gmbh<br />

in köln, an der die constantin film ag in München beteiligt ist. Und? natürlich macht er weiter mit<br />

den hochwertigen koproduktionen. nordis sprach mit dem Medien-experten über die branche.<br />

interview: andrea tebart<br />

1Einmal Schweden – immer Schweden?<br />

Nein, ich würde es anders sagen: einmal Skandinavien, immer<br />

Skandinavien.<br />

2<br />

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, internationale<br />

Film- und Fernsehproduktionen mit schwedischen, dänischen,<br />

norwegischen und finnischen Partnern für das<br />

deutsche Publikum zu starten?<br />

Schon früh haben mich meine Interessen ins Ausland geführt. Das<br />

ist bis heute so geblieben. Beim Kleinen Fernsehspiel des ZDF habe<br />

ich diesen Ansatz in internationale Koproduktionen umgewandelt.<br />

Während sich gegenwärtig fi nnische und norwegische Filme gut<br />

entwickeln, sind gerade schwedische und dänische Exporte mit einer<br />

sehr guten Qualität schon lange auf dem Markt. Wegen der hohen<br />

Kosten wird dort insgesamt nicht so viel produziert. Mit dem<br />

enormen Vorteil, dass man sich intensiv auf das anstehende Projekt<br />

konzentriert. Die Szene ist sehr mutig und gleichzeitig äußerst unkompliziert.<br />

Verträge sind einfach und die Ausbildung aller Beteiligten<br />

ist top. Hinzukommen – typisch für diese Länder – fl ache Hierarchien,<br />

was es noch einmal einfacher für mich macht. Das alles<br />

zusammengenommen sind lauter Garanten für richtig gute Qualität.<br />

3<br />

Neben den genannten Qualitäten gibt es noch ein besonderes<br />

Erfolgsgeheimnis?<br />

Unbedingt. Aus meiner Sicht basiert es auf zwei Phänomenen.<br />

Zum einen sind diese Länder äußerst traditionell, das heißt, eng mit<br />

ihren alten Riten verbunden. Aber gleichzeitig funktionieren sie hypermodern.<br />

Hinzukommt: Am Rande Europas, mit einer geringen<br />

Einwohnerzahl sind die Menschen in den nordischen Ländern<br />

quasi gezwungen, nach außen zu schauen. Und sie sind klug genug,<br />

genau dies auch zu tun. Sie liefern passende Stoffe, sind kreativ,<br />

handwerklich begabt und setzen auf Krimis. Ein Genre, das<br />

international gut zu verkaufen ist, weil es in den allermeisten Ländern<br />

äußerst leicht verstanden wird. Was hinlänglich erklärt, warum<br />

in durchaus idyllischer Umgebung brutale Morde verfi lmt<br />

werden.<br />

4<br />

Ist das der Grund, warum deutsche Zuschauer die Filme so<br />

mögen?<br />

Ja. Neben den genannten Qualitäten sind die Gesellschaften<br />

einfach ähnlich. Sie haben viele Dinge gemeinsam. Das schlechte<br />

Wetter, ähnliche Dämonen und – die Menschen mögen dieselbe<br />

Literatur. Das macht es mir als Produzent deutlich leichter als beispielsweise<br />

mit Stoffen aus südlicheren Ländern. Das deutsche Publikum<br />

bemerkt also genau diese Nuancen. Und neben der normalen<br />

Quote habe ich eine persönliche. Es freut mich, wenn die<br />

Leute sich über Filme aus Dänemark, Schweden etc. freuen. Für<br />

mich ist es ein treuer Kundenkreis, ein Publikum, das ich mag.<br />

5<br />

Und – gibt es ein neues Projekt?<br />

Dazu möchte ich nur wenig sagen. Unsere nächste Serie<br />

heißt auf jeden Fall »Greyzone«. Gedreht wurde für den<br />

Thriller in Dänemark, Schweden und Deutschland. Und voraussichtlich<br />

kommt er dieses Jahr noch ins Fernsehen.<br />

•<br />

64 <strong>Nordis</strong>


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WIRTSCHAFT | Made iN ... SWedeN<br />

Morakniv<br />

schwedens<br />

scharfe Klingen<br />

wer in schweden mit einheimischen auf entdeckungstour geht, stellt<br />

schnell fest, dass sie immer ein Messer dabeihaben. Praktisch immer<br />

steht auf der klinge »Morakniv«. der Messerhersteller aus dalarna ist in<br />

vielen schwedischen haushalten präsent und neuerdings in mindestens<br />

einem schweizerischen.<br />

teXt & foto: andrea UlliUs & Morakniv<br />

in schweden sind<br />

die Messer von<br />

Morakniv bei<br />

jedem outdoorabenteuer<br />

ein<br />

unverzichtbares<br />

werkzeug. das<br />

Modell companion<br />

ist robust und vielseitig<br />

einsetzbar.<br />

ich gebe es gerne zu. Als Schweizer bin ich<br />

»taschenmessertechnisch« auf Rosen gebettet.<br />

Die scharfen Klingen aus dem Hause<br />

Victorinox sind weltweit ein Exportschlager.<br />

1884 gründete Karl Elsener in Ibach-Schwyz<br />

seine Messerschmiede. Die revolutionäre<br />

Idee: ein kompaktes Messer mit vielen praktischen<br />

Funktionen herstellen. Heute vertrauen<br />

Millionen von Menschen und auch einige<br />

Armeen der Welt auf die Multifunktionstools<br />

aus der Schweiz. Selbstverständlich besitze<br />

ich auch so ein Wunderding. Auf meinen<br />

Schwedenreisen hat es mir schon oft beste<br />

Dienste erwiesen. Da ich bei meinen Expeditionen<br />

mit vielen Schweden und Schwedinnen<br />

in Kontakt komme und die Begegnungen<br />

vielfach outdoor bei einem Abenteuer<br />

stattfi nden, habe ich festgestellt, dass auch in<br />

Schweden eine ganz spezielle »Messermarke«<br />

immer wieder auftaucht: Morakniv.<br />

MORA, DIE MESSERHOCHBURG<br />

SCHWEDENS<br />

Nach kurzer Recherche war für mich klar:<br />

Über diese Messer muss ich mehr wissen.<br />

Ich habe mich in Mora, hier ist der Sitz<br />

Messertausch.<br />

thomas eriksson<br />

und andrea Ullius<br />

tauschen »ihre«<br />

Messer: victorinox<br />

gegen Morakniv.<br />

der Firma Morakniv AB, mit Thomas<br />

Eriksson verabredet und ihm ein Schweizer<br />

Taschenmesser mitgebracht. Und so<br />

sind wir natürlich umgehend ins Philosophieren<br />

über das perfekte Messer gekommen.<br />

Hallo Thomas. Schau, ich habe dir hier<br />

ein Schweizer »Sackmesser« mitgebracht.<br />

Das kann fast alles.<br />

Oh, vielen Dank. Ich kenne die Marke<br />

Victorinox natürlich gut, die machen wie<br />

wir hervorragende Produkte. Und das<br />

Klappsystem ist wirklich ausgeklügelt.<br />

Habt Ihr bei Morakniv auch so vielseitige<br />

Messer mit mehreren Funktionen?<br />

Ja, unsere Messer sind sehr vielseitig.<br />

Auch unsere Messer haben verschiedene<br />

Funktionen. Allerdings kann man unsere<br />

Produkte nicht einklappen. Wir haben da<br />

eine etwas andere Philosophie.<br />

66 <strong>Nordis</strong><br />

foto: © andrea Ullius<br />

Ich habe mir ein paar von Euren Messern<br />

angeschaut. Die scheinen sehr robust zu<br />

sein.<br />

Oh ja, das sind sie. Eine unserer Qualitätsvorgaben<br />

lautet: Eine Morakniv-Klinge<br />

darf nie brechen. Um das zu bewerkstelligen,<br />

machen wir laufend umfangreiche<br />

Tests. Härte und Elastizität einer Klinge<br />

muss perfekt sein.


Morakniv<br />

Messer werden<br />

auf modernsten<br />

Produktionsanlagen<br />

hergestellt.<br />

Einige<br />

Produkte fertigt<br />

das Team aber<br />

auch von Hand.<br />

Fest in Familienbesitz<br />

Die Firma Morakniv wurde 1891 von<br />

Krång-Johan Eriksson gegründet. Schon<br />

zu dieser Zeit war Mora die Hochburg<br />

der Messerschmiede in Schweden. Mora<br />

hat deshalb auch den Übernamen »das<br />

Solingen Schwedens« bekommen. Einige<br />

der damals existierenden Firmen hat<br />

Eriksson aufgekauft, andere haben ihren<br />

Betrieb eingestellt. Heute umfasst das<br />

Imperium des Messerherstellers in Mora<br />

fünf Firmen, die alle unter dem Namen<br />

Morakniv auftreten. Wie auch Victorinox<br />

in der Schweiz, ist Morakniv fest in Familienbesitz<br />

und verzichtet auf externe<br />

Investoren. Geführt wird die schwedische<br />

Firma jedoch auch von externen<br />

Profis. Von der Gründerfamilie arbeiten<br />

mehrere Mitglieder, unter anderem<br />

Thomas Eriksson, in der Firma.<br />

Thomas, was sind eigentlich die Merkmale<br />

von Morakniv. Was macht Euch so erfolgreich?<br />

Ich denke, es sind zwei Dinge. Die Tradition<br />

macht sicher einen großen Teil unseres Erfolges<br />

aus. Alle unsere Produkte werden hier<br />

in Mora hergestellt, designt und entwickelt.<br />

Wir haben schon immer Wert auf beste Qualität<br />

gelegt, und wir sind bei den Produkten<br />

nahe bei den Menschen. Weiter liegt es sicher<br />

auch daran, dass wir keinen »Bullshit«,<br />

so Modezeugs, produzieren. Unsere Produkte<br />

sind nicht besonders ausgefallen, nicht<br />

zu teuer, aber von bester Qualität. Die Menschen<br />

mögen diese Einfachheit und die lange<br />

Lebensdauer.<br />

Fester Bestandteil<br />

im Berufsleben<br />

Was mir bei Morakniv besonders auffällt, ist<br />

die unglaubliche Diversität der Produkte.<br />

Viele der Messer sind für genau definierte Berufsgruppen<br />

entwickelt worden. Es gibt Linien<br />

für Bauarbeiter (zum Beispiel Elektriker,<br />

Teppichleger), Jäger, Fischer, Metzger, für die<br />

Küche, für die Hufpflege usw. Auch die bekannten<br />

»Dalahästar« (Dalapferde) werden<br />

mit Messern von Morakniv geschnitzt. Die<br />

meisten Produkte sind also für den beruflichen<br />

Einsatz entwickelt worden. Man findet<br />

aber auch einige praktische Freizeitprodukte<br />

im Sortiment von Morakniv. Ein<br />

Renner ist die neue Eldris-Linie. Man trägt<br />

das Messer an einer Kordel um den Hals oder<br />

ohne Kordel in der Hosentasche. Als Zusatz<br />

gibt es einen Feuerstarter »FireSteel« damit<br />

man auch ohne Streichhölzer ein wärmendes<br />

Feuer machen kann. Auch die Messer Scout,<br />

Companion und Kansbol sind im Outdoorund<br />

Freizeitbereich vielseitig einsetzbar. Man<br />

muss Sie in der Hand spüren um das Passende<br />

zu finden. Unterdessen hat mich Thomas<br />

Eriksson durch die große Fabrik geführt.<br />

Ich bin beeindruckt. Nebst vieler Maschinen<br />

und Roboter sehe ich auch viel Handarbeit<br />

bei der Produktion. Und natürlich liegt überall<br />

viel Stahl rum. Der meiste Stahl kommt<br />

aus Schweden und wird in Mora gehärtet<br />

und behandelt. Dadurch wird dem Material<br />

die gewünschte Qualität und Eigenschaft gegeben.<br />

Vielen Dank für den Rundgang, Thomas. Ich<br />

habe den Eindruck, Eure Firma ist ziemlich<br />

gut unterwegs.<br />

Ja, da hast du recht. Wir haben in Jahr 2017<br />

knapp vier Millionen Messer produziert, das<br />

Wachstum beträgt jährlich über zehn Prozent.<br />

Das ist enorm und verlangt von uns viel<br />

Flexibilität. Zurzeit arbeiten über 130 Personen<br />

bei uns, und wir stellen laufend neue<br />

Mitarbeitende ein. Wir sind ein sehr gesundes<br />

Unternehmen mit stetigem Wachstum in<br />

vielen Ländern, speziell in Europa.<br />

Für jeden Einsatz die richtige Klinge.<br />

Gemäß Verwendungszweck wird eine<br />

ideale Klinge designt.<br />

Nach dem Besuch in Mora ist für mich klar.<br />

Ab sofort gehören immer zwei Messer in<br />

mein Reisegepäck. Mein Victorinox und das<br />

Morakniv mit Feuermacher, das ich von Thomas<br />

bekommen habe.<br />

•<br />

Morakniv Concept Store<br />

Kyrkogatan 8<br />

S-792 30 Mora<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo–Fr 10–18, Sa 10–15 Uhr<br />

www.morakniv.se<br />

»Morakniv« bildet den Auftakt einer<br />

kleinen Reise quer durch die nordische<br />

Produktlandschaft. Wir werden<br />

unter dem Slogan »Made in …« in<br />

den kommenden <strong>Nordis</strong>-Ausgaben<br />

weitere bekannte Marken aus den<br />

skandinavischen Ländern genauer<br />

unter die Lupe nehmen. Dem Messerhersteller<br />

in Mora hatte der Schweizer<br />

Blogger Andrea Ullius auf seiner<br />

Sommerrundreise durch Schweden<br />

einen Besuch abgestattet. Wer mehr<br />

über ihn erfahren möchte, schaut<br />

einfach mal in seinem Blog vorbei.<br />

www.schwedenhappen.ch<br />

<strong>Nordis</strong> 67


Norwegen · Schweden · Dänemark · Finnland · Island · Färöer · Åland · Grönland<br />

Foto: © Courtesy of Vestas Wind Systems A/S<br />

die generatoren für die neue<br />

windkraftanlage in schweden<br />

liefert das dänische Unternehmen<br />

vestas.<br />

dÄnische vestas<br />

baUt neUen<br />

windPark in<br />

schweden<br />

dÄneMaRK Der<br />

dä nische Vestas-Konzern hat einen<br />

Großauftrag aus Schweden erhalten. Der Spezialist für Windgeneratoren<br />

wird ein Windkraftwerk mit einer Kapazität von 357 Megawatt<br />

für den neuen Windpark »Valhalla« in den mittelschwedischen<br />

Kommunen Bollnäs und Ockelbo liefern. Die insgesamt 85 Windräder<br />

sind jeweils 180 Meter hoch. Sie sollen 2020 ans Netz gehen und<br />

Strom für knapp 224.000 Haushalte liefern. Hinter der Millionenorder<br />

steht der schwedische Spezialist für erneuerbare Energien OX2 mit<br />

Hauptsitz in Stockholm. Investor hinter dem Projekt ist der Kapitalfonds<br />

Aquila Capital. OX2 baut derzeit sechs Windparks. Schlechte<br />

Nachrichten kommen dagegen vom Windgeneratorenbauer Siemens<br />

Gamesa, der in Dänemark 600 Stellen streicht. (red/cs)<br />

gleicher lohn für fraUen Und MÄnner<br />

ISland Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Seit Beginn des<br />

Jahres ist Ungleichheit auf Islands Arbeitsmarkt verboten – zumindest,<br />

was den Lohn betrifft. Zum 1. Januar trat ein neues Gesetz in<br />

Kraft, das Behörden ebenso wie andere staatliche Einrichtungen<br />

und Privatunternehmen mit mehr als 25 MitarbeiterInnen zu<br />

Lohngleichheit verpfl ichtet. Anders gesagt: Frauen und Männer<br />

mit gleicher Position müssen jetzt das gleiche Gehalt erhalten. Den<br />

Nachweis darüber, dass die Lohnlücke geschlossen ist, muss der<br />

Arbeitgeber erbringen. Verstöße gegen den »Equal Pay Act« werden<br />

mit einer Geldbuße geahndet. Island ist mit diesem Schritt das<br />

erste Land weltweit, das die unterschiedliche Entlohnung von<br />

Frauen und Männern unter Strafe stellt. Verabschiedet wurde das<br />

Verbot der Lohndiskriminierung im Parlament in Reykjavík am Internationalen<br />

Frauentag letzten Jahres, 8. März 2017. Nach Untersuchungen<br />

des Weltwirtschaftsforums verdienen auch im weitgehend<br />

egalitären Island Frauen heute noch zwischen 14 und 17,5<br />

Prozent weniger als Männer. (red/cs)<br />

ZahnarZtbesUch in dÄneMark<br />

aM günstigsten<br />

Schweden/dÄneMaRK Eine allgemeine<br />

Zahnkontrolle kostet schwedische Verbraucher 85 Prozent mehr<br />

als Versicherte in Dänemark. Das hat ein Vergleich des dänischen<br />

Zahnärzteverbands »Tandlægeforeningen« jetzt ergeben. Das Ziehen<br />

eines Zahns kostet danach einen Kranken in Schweden und in<br />

Norwegen rund 60 Prozent mehr. Das Füllen eines kleinen Lochs<br />

liegt 22 Prozent über den dänischen Preisen – Norwegens Dentisten<br />

liegen dabei nur 13 Prozent über ihren dänischen KollegInnen.<br />

Hintergrund des Preisvergleichs war die Frage nach Vorbeugung<br />

und Pfl ege: Auch eine professionelle Zahnreinigung<br />

kostet in Dänemark deutlich weniger als in den Nachbarländern<br />

und liegt in Schweden zwischen 27 und 40 Prozent über den dänischen<br />

Preisen. Der Grundpreis für eine Zahnuntersuchung liegt<br />

in Schweden bei 825 SEK (circa 83 Euro). (cs)<br />

die vorderansicht<br />

eines h&Mgeschäftes<br />

in<br />

stockholm.<br />

koMMt h&M aUs<br />

der Mode?<br />

Schweden Im zurückliegenden<br />

Geschäftsjahr ist<br />

der Umsatz des schwedischen<br />

Textilhändlers Hennes & Mauritz<br />

(H&M) geschrumpft. Allein<br />

im Schlussquartal 2017 sanken<br />

die Umsätze vor Mehrwertsteuer um vier Prozent auf 50,4 Milliarden<br />

SEK (circa 5,1 Milliarden Euro), teilte das Unternehmen im<br />

Dezember mit. Branchenkenner hatten einen Umsatz von 53,9<br />

Milliarden SEK erwartet. H&M kündigte als erste Maßnahmen an,<br />

seinen stationären Handel besser mit dem Onlinehandel zu verzahnen.<br />

Unrentable Läden sollen geschlossen werden. In Deutschland<br />

sind davon acht Filialen betroffen. Darüber hinaus soll unter anderem<br />

die Kooperation mit dem chinesischen Onlinehändler Alibaba<br />

ausgebaut werden. Sparen will der Textilriese mit Sitz in Stockholm<br />

auch durch die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Äthiopien.<br />

H&M ist der zweitgrößte Modekonzern der Welt nach dem<br />

spanischen Inditex, zu dem Marken wie Zara gehören. (red/cs)<br />

Mit online-spielen erwirtschaftete das hamburger<br />

Unternehmen goodgame studios zuletzt eine Milliarde<br />

Us-dollar. foto: © goodgame studios<br />

kein sPiel: schweden kaUfen<br />

deUtsche goodgaMe stUdios<br />

Schweden Der börsennotierte schwedische Spielepublisher<br />

Stillfront Group AB übernimmt für 270 Millionen Euro die<br />

Hamburger Goodgame Studios, obwohl Goodgame nach Umsatz<br />

und Gewinn größer als der Stockholmer Käufer ist. Die Gründer<br />

und Geschäftsführer von Goodgame Studios, Dr. Kai und Dr. Christian<br />

Wawrzinek, werden damit größte Aktionäre der Stillfront<br />

Group. Die Goodgame Studios hatten zuletzt einen Umsatz von<br />

einer Milliarde US-Dollar gemeldet. Personelle Veränderungen<br />

sind bei den Goodgame Studios nicht geplant. Zum Angebot der<br />

Goodgame Studios gehören Computerspiele wie Big Farm, Empire<br />

oder Legends of Honor. (red/cs)<br />

Foto: © Robert Lindholm, Pressefoto Stores H&M<br />

68 <strong>Nordis</strong>


NORDSPORT<br />

islands<br />

nummer 1 und<br />

rückhalt des<br />

fußballwunders<br />

hannes<br />

halldorsson.<br />

Fotos (3): © KSÍ<br />

island erobert die fußballwelt<br />

»hu! – hu! – hu!!!«<br />

der ehemalige fußballzwerg island schwang sich in den vergangenen jahren zum favoritenschreck<br />

auf. eine goldene generation talentierter fußballspieler hatte sich sensationell für die europameisterschaft<br />

2016 in frankreich qualifiziert und konnte bis ins viertelfinale vordringen. im kommenden juni<br />

mischt das team erstmals bei der endrunde einer weltmeisterschaft mit.<br />

teXt: Michael rUhnke<br />

es ist wie ein angsteinfl ößendes Naturereignis,<br />

wie ein bedrohlich aufkommendes<br />

Gewitter, wenn die isländischen<br />

Fußballfans ihr »Hu!« abwechselnd und im<br />

Rhythmus mit Klatschen immer lauter werdend<br />

von den Tribünen skandieren! Es geht<br />

einem selbst Tausende Kilometer entfernt am<br />

Monitor sitzend durch Mark und Bein! Dazu<br />

die Aufmachungen mit Hornhelmen, viele mit<br />

Vollbärten, viele mit Tattoos geradezu »tapeziert«<br />

– so oder so ähnlich archaisch stellt man<br />

sich die plündernden Wikinger auf ihren Eroberungszügen<br />

vor! Und am Ende einer erfolgreich<br />

geschlagenen »Schlacht« stimmt die<br />

Mannschaft mit ein und pfl egt damit eine Tradition,<br />

die aus der isländischen Liga stammt.<br />

In der aber keiner der 25 Spieler des aktuellen<br />

Nationalkaders mehr kickt.<br />

Die Welt des großen Fußballs ist eine Geld-<br />

Scheinwelt und spielt sich in den Ligen des<br />

Kontinents ab, vor allem in der Champions<br />

League. Die Tage, als sich isländische Fußballspieler<br />

im Winter noch auf schwerem Geläuf<br />

in Pferdehallen vorbereiten mussten, sind gezählt.<br />

Auf Island arbeiten mittlerweile mehr<br />

als 600 lizensierte Trainer. Etliche Fußballhallen<br />

und Hangars mit Plätzen in Originalgröße<br />

sind entstanden, um witterungsunabhängig<br />

trainieren zu können. So, wie sich seinerzeit<br />

Islands Keeper Hannes Halldorsson seine Fertigkeiten<br />

angeeignet hatte, wird auch heutzutage<br />

kein angehender Torwart mehr ausgebildet.<br />

Bis er 21 Jahre alt war, hatte Halldorsson<br />

nur eine Mauer als »Torwarttrainer«, erklärte<br />

Islands Nr. 1 im aktuellen Sportstudio des<br />

ZDF. Tausende Male habe er den Ball gegen<br />

die Wand gespielt und sich nach dem zurückprallenden<br />

Leder geworfen. Nachdem sich Island<br />

für die Europameisterschaftsendrunde in<br />

Frankreich qualifi ziert hatte, habe ich ihn in<br />

die Sendung, deren Leitung ich hatte, eingeladen.<br />

Auch, weil er eine ungewöhnliche Geschichte<br />

mitbrachte. Erst im Alter von 29 Jahren<br />

hatte er seinen ersten Profi vertrag<br />

unterschrieben. Im »wirklichen« Leben hatte<br />

sich Halldorsson bereits einen Namen als<br />

Filmregisseur gemacht, unter anderem 2012<br />

das Video der isländischen ESC-Teilnehmer<br />

Greta Salome und Jonsi produziert. Der Titel<br />

»Never forget« dieses Duos klingt wie eine<br />

Vorhersehung dessen, was Hannes Halldorsson<br />

in den folgenden Jahren als isländischer<br />

Nationaltorhüter erlebte: Kampfbetont mit<br />

Siegen unter anderem gegen die Türkei, die<br />

Niederlande und Tschechien qualifi zierte sich<br />

Island für die Endrunde der EM. »Die harten<br />

Witterungsbedingungen und die Landschaft<br />

prägen unsere Mentalität. Der Star ist das<br />

der star ist das<br />

team! island erstmals<br />

bei einer wM.<br />

Team, nicht der Einzelne«. Dort in Frankreich<br />

trotzten die Wikinger des winzigen Fußballverbands<br />

in der Vorrunde dem späteren Europameister<br />

Portugal ein Unentschieden ab und<br />

zogen gegen England sensationell mit 2:1 in<br />

die nächste Runde. Ersatzgeschwächt hatte<br />

Island gegen Gastgeber Frankreich dann keine<br />

Chance mehr. Das Erreichen des Viertelfi nales<br />

wurde aber trotz des 2:5 überschwänglich bejubelt.<br />

In Frankreich und auf Island. Die Bilder<br />

von der Heimkehr der Helden in Reykjavík<br />

gingen um die Welt. Die Reise nach Frankreich<br />

war zum Eroberungszug der Fußballherzen<br />

geworden. Und sie gab nach der Finanzkrise<br />

2008 jede Menge Balsam auf die<br />

Volksseele Islands. Im Sommer machen sich<br />

die Nordländer für die nächste »Operation«<br />

auf den Weg. Bei der WM in Russland werden<br />

sie in der Vorrunde auf Nigeria, Kroatien und<br />

Argentinien treffen. Die Gegner sollten eins<br />

wissen: Wer sich mit Island beschäftigt, sollte<br />

sich warm anziehen und sich auf »Naturereignisse«<br />

einstellen! »Hu! Hu! Hu!!!« •<br />

miCHAel rUHnKe<br />

ist seit 1986 Sportredakteur<br />

beim ZDF. Als Autor<br />

zahlreicher Filme über<br />

Sport in Nord europa und<br />

auf Grönland leitet er<br />

zudem regelmäßig Fernsehübertragungen<br />

bei nordischen Skisportveranstaltungen.<br />

Der Journalist ist<br />

mit einer Norwegerin verheiratet<br />

und spricht norwegisch.<br />

Foto: © privat<br />

<strong>Nordis</strong> 69


Kultur & Leben<br />

Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester auf Europa-Tournee<br />

»Diese Konzertreise<br />

ist völlig verrückt«<br />

Umgeben vom finnischen Parlament und<br />

dem Nationalmuseum wirkt es von außen<br />

fast ein wenig unscheinbar, das Musiikkitalo,<br />

das Haus für Musik. Helsinki hat mit dem 2011<br />

eingeweihten Gebäude tatsächlich ein klingendes<br />

Zentrum bekommen: Unter einem Dach finden sich<br />

die Sibelius-Akademie (Finnlands einzige Musikhochschule)<br />

sowie die Büros, Probenräume und Konzertsäle<br />

für das Philharmonische Orchester der Stadt<br />

sowie das stolze Finnische Radio-Sinfonie-Orchester.<br />

Das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester feiert in dieser<br />

Saison nicht nur seinen 90. Geburtstag, sondern geht<br />

auch auf große Europa-Tournee. Nur wenige Stunden vor<br />

dem landesweit übertragenenen Festkonzert zum 100. Finnischen<br />

Nationalfeiertag stand Chefdirigent Hannu Lintu nach<br />

der letzten Probe Rede und Antwort.<br />

Interview: Michael Kube<br />

Hannu, du gehst im März mit deinem<br />

Orchester, dem Finnischen<br />

Radio-Sinfonieorchester auf Tournee.<br />

Wie fühlt sich das für dich und die<br />

Musiker an? Ist das bloß Business oder etwas<br />

Besonderes?<br />

Es geht mir immer schlecht, wenn ich<br />

mein Publikum verlassen muss. Das Wichtigste<br />

für ein Rundfunk-Sinfonieorchester<br />

sind die Leute, die in den Konzertsaal kommen,<br />

und diejenigen, die uns in Finnland<br />

am Radio zuhören. Ich habe das Gefühl,<br />

ihnen das Orchester wegzunehmen, wenn<br />

wir auf Tournee gehen. Aber solch eine<br />

große Tournee ist immer auch wichtig für<br />

ein Orchester: Die Musiker verbringen viel<br />

Zeit miteinander, sie spielen mehrfach dasselbe<br />

Programm, sie tauchen immer tiefer<br />

in die Musik ein. Es ist fast wie ein Klosteraufenthalt.<br />

Nur etwas anstrengender.<br />

Natürlich sind Tourneen Stress für das Orchester:<br />

Es ist nicht einfach für ein Orchester,<br />

beispielsweise in der Berliner Philharmonie<br />

zu gastieren. Das ist immer ein ganz<br />

besonderer Moment. Es gibt den Musikern<br />

aber mehr Selbstvertrauen, wenn sie in<br />

sol ch berühmten Sälen auftreten und merken,<br />

wenn das Publikum ihr Spiel mag.<br />

Weißt du, wir Finnen sind eher bescheiden.<br />

Sibelius selbst fand, wir sollten mehr<br />

Stolz entwickeln. Den gewinnen wir, wenn<br />

wir in den Konzertsälen Erfolg haben.<br />

So eine Tournee ist doch für ein Orchester<br />

ziemlich aufwendig.<br />

Logistisch gesehen ist diese Konzertreise<br />

völlig verrückt. Erst fliegen wir nach München,<br />

dann nach Berlin, von Berlin nach<br />

Madrid. Von Madrid geht es weiter nach<br />

Zaragoza, von da nach Heidelberg, und<br />

von dort reisen wir weiter nach Köln. Es<br />

sind 98 Musiker, dazu kommen noch etwa<br />

zehn Kollegen aus dem Management, ein<br />

Arzt und vier LKW-Fahrer. Der Truck ist<br />

ständig unterwegs. Ein Fahrer fährt, die anderen<br />

ruhen sich aus.<br />

Der Truck transportiert alle Instrumente?<br />

Die Geigen etwa nehmen die Musiker<br />

selbst mit, die größeren Instrumente werden<br />

tatsächlich auf der Straße transportiert.<br />

Kann man den ganzen Klangkörper über<br />

solche Entfernungen tatsächlich in nur<br />

einem Tag verlegen?<br />

Das kommt darauf an. Zum Beispiel gelangt<br />

man in einer Nacht von München<br />

nach Berlin. Logistisch geht das. Die Helfer<br />

packen nach dem Konzert im Gasteig alles<br />

in den LKW und sind am nächsten Tag um<br />

die Mittagszeit in Berlin. Die Musiker fliegen<br />

am Vormittag. Das funktioniert, aber<br />

nicht über mehrere Tage hinweg, das Orchester<br />

braucht auch Zeit zum Erholen.<br />

Wir spielen normalerweise zwei, drei Konzerte,<br />

dann folgt ein freier Tag. Das Programm<br />

ist sehr anspruchsvoll. Für die<br />

Blechbläser ist das wirklich anstrengend.<br />

Was machst du persönlich an solch einem<br />

freien Tag?<br />

Ich tue das, was Dirigenten in diesem Fall<br />

immer tun: Ich bleibe auf dem Hotelzimmer<br />

und studiere die Partituren.<br />

Neue Stücke?<br />

Ja, aber auch die, die wir gerade spielen.<br />

Manchmal gehe ich sie durch, um zu sehen,<br />

was passiert ist, oder was ich besser<br />

machen kann. Wenn ich mir aber ein neues<br />

Werk vornehme, braucht es Wochen. Ich<br />

nehme dann diese Partituren mit nach Korea,<br />

nach Japan. Zuhause habe ich eine Liste<br />

mit allen Stücken, die in den nächsten<br />

sechs Monaten dran sind, einen Zeitplan<br />

mit der Anfangszeit: Heute sind diese<br />

Stücke dran, morgen jene. Das ist gut organisiert.<br />

Die Leute denken manchmal, wir<br />

Künstler wären unordentlich; das stimmt<br />

nicht. Alle Musiker, die ich kenne, sind<br />

enorm ordentlich und gut durchgeplant.<br />

70 <strong>Nordis</strong>


Wie ist das dann aber im Konzert?<br />

Rutscht man da gedanklich nicht manchmal<br />

auch aus?<br />

Nein, das passiert mir nicht. Wenn ich<br />

merke, dass mir etwas abseits der Noten<br />

einfällt, ist das nicht in Ordnung. Das<br />

Schlimmste wäre, wenn mich etwas im<br />

Publikum ablenkt, wenn etwa jemand<br />

dort sitzt, den ich kenne. Normalerweise<br />

bin ich voll konzentriert. Das ist so ähnlich<br />

wie eine Waldwanderung: Wenn du<br />

in den Wald gehst, nimmst du eine Wanderkarte<br />

mit. Anhand der Karte entscheidest<br />

du dich für eine Richtung. Dann<br />

gehst du los, du bist im Wald, und du<br />

denkst an nichts anderes. Ich bin im Wald<br />

der Musik, und denke an nichts anderes.<br />

Beim Dirigieren und beim Spielen eines<br />

Instruments gibt es zwei wichtige Dinge:<br />

zum einen die Technik – du musst wissen,<br />

wie du es zu machen hast, Tempo,<br />

Anschlag und Ähnliches, zum anderen<br />

die Musik selbst. Wenn man diese zwei<br />

Dinge gleichzeitig im Sinn hat, ist kein<br />

Platz mehr für irgendetwas anderes.<br />

Nach einem Konzert mit so viel Konzentration<br />

braucht man Zeit zum Abschalten.<br />

Wie lange brauchst du dazu?<br />

Das kommt darauf an. Morgen jedenfalls<br />

werde ich todmüde sein. Aber wir haben<br />

trotzdem Aufnahmesitzungen vor uns,<br />

morgen, am Donnerstag, und am Freitag,<br />

bevor wir am Samstag nach Tallinn fahren.<br />

Vor und nach dem Konzert kreist das<br />

Adrenalin im Blut und im Kopf. Du bist<br />

enorm müde, aber gleichzeit extrem hysterisch.<br />

Das kann dazu führen, dass manche<br />

Musiker zum Alkohol greifen, weil sie<br />

meinen, mit ein bisschen Wein könnten<br />

sie besser abschalten. Ich trinke auch<br />

manchmal etwas, ja. Das Schlimmste aber<br />

ist der nächste Morgen: Man hat dann einen<br />

musikalischen (!) Kater, man fühlt<br />

eine Leere nach dem Konzert, der nächste<br />

Tag wird schrecklich. Das Beste ist dann,<br />

zu arbeiten. Damit füllst du die seelische<br />

Leere, nachdem du im Konzert alles gegeben<br />

hast. Die Musik geht dir noch lange<br />

nach, das dauert, und es kann passieren,<br />

dass einem bestimmte Passagen im Kopf<br />

kreisen. Ich habe schon mal eine ganze<br />

Woche lang über einzelne Stellen nachgedacht.<br />

Wenn mir das passiert, überlege<br />

ich mir, dass das für einen Komponisten<br />

oder Maler noch schlimmer sein muss:<br />

Er arbeitet meistens sehr lange an<br />

einem Werk. Er plant und entwirft,<br />

begin nt vielleicht im Mai mit dem Werk,<br />

arbeitet den ganzen Sommer daran und<br />

beendet es erst im Oktober. Das muss sich<br />

entsetzlich anfühlen, Monate mit einem<br />

einzigen Stück zu verbringen und es dann<br />

wegzulegen.<br />

Hast du selbst keine Möglichkeit, mit<br />

einem Werk längere Zeit zu arbeiten?<br />

Manchmal fehlt mir und dem Orchester<br />

die Zeit, weil alles so schnell gehen muss.<br />

Wir müssen ein Stück in wenigen Tagen<br />

einstudieren, es wird aufgeführt, dann<br />

kommt schon das nächste dran.<br />

Ein Musiker schrieb einmal, er fühle<br />

sich wie ein »Orchestersklave«.<br />

(schmunzelt) Man gewöhnt sich daran.<br />

Auf der Tournee wird auch Musik von<br />

Sibelius gespielt. Man liest immer wieder,<br />

hier könne man die finnischen<br />

Wälder und Seen hören.<br />

Ganz ehrlich: Ich bin kein Freund von<br />

Landschaften: Ich hasse es, aufs Land<br />

zu fahren. Mein Vater kam zwar aus<br />

Karelien, unserer alten Kulturlandschaft,<br />

aber ich war nie dort, zumal im<br />

russischen Teil Kareliens. Ich war nie in<br />

Lappland, ich war auch nie in den großen<br />

alten Wäldern. Für Sibelius allerdings<br />

– nehmen wir »Tapiola«; hier<br />

geht es um unsern Waldgott Tapio aus<br />

dem Kalevala. Ich glaube aber, Sibelius<br />

meinte eher die Natur in unserem Kopf,<br />

nicht draußen, wie bei Smetanas »Vaterland«,<br />

der versuchte, mit musikalischen<br />

Mitteln einen Fluß, eine Landschaft<br />

oder alte Geschichten abzubilden.<br />

Sibelius (überlegt) versucht auszudrücken,<br />

dass wir alles, was wir in der<br />

Landschaft sehen, in uns selbst tragen:<br />

All das Dunkel, die Schönheit, die Gewalt<br />

und Erhabenheit – wir können<br />

genauso sein. Es geht nicht um das<br />

Sichtbare.<br />

Eher also um innere Reflektionen?<br />

Genau. Werke wie »Tapiola« oder »En<br />

Saga« sind keine Reiseführer oder Landschaftsschilderungen.<br />

•<br />

Tourdaten<br />

12. März <strong>2018</strong>: München, Gasteig<br />

13. März <strong>2018</strong>: Berlin, Philharmonie<br />

15. März <strong>2018</strong>: Madrid, Auditorio Nacional de España<br />

16. März <strong>2018</strong>: Zaragoza, Palacio de Congressos<br />

18. März <strong>2018</strong>: Heidelberg, Kongresshaus Stadthalle<br />

19. März <strong>2018</strong>: Köln, Philharmonie<br />

Fotos (3): © Kaapo Kamu<br />

Finnisches Radio-Sinfonieorchester Sol Gabetta (Violoncello),<br />

Hannu Lintu (Dirigent) mit Werken von Igor Strawinsky,<br />

Jesús Rueda, Jean Sibelius und Peter Tschaikowsky sowie<br />

dem Violoncellokonzert von Bohuslav Martinů<br />

<strong>Nordis</strong> 71


KULTUR & LEBEN<br />

nordis-interview<br />

bilduNg<br />

auf die barrikade!<br />

im september 2017, im 33. jahr der göteborger buchmesse, der größten im norden und, gemessen<br />

an der einwohnerzahl schwedens, mit circa 100.000 besuchern größer als die buchmesse in frankfurt,<br />

ging es politisch hoch her. das lag am thema der Messe: bildung. dass buchmessen länderschwerpunkte<br />

ausrufen, ist das übliche – dass ein nun wirklich nicht simples thema wie bildung im Zentrum<br />

des Messediskurses stehen sollte, war neu und ist neu.<br />

teXt & interview: stePhan oPitZ<br />

»Keine Bildung zu haben, bedeutet,<br />

sich den Umständen zu überlassen«<br />

– diese Formulierung fi ndet sich in<br />

einem zur Messe erschienenen und breit<br />

diskutierten schwedischen Buch. »Bildningen<br />

på barrikaden» – die Bildung auf die<br />

Barrikade, so lautet der Titel dieses von Per<br />

Svensson und Thomas Steinfeld in deutschschwedischer<br />

Zusammenarbeit verfassten<br />

Buches, und der absolut nicht zu dicke<br />

Band dekliniert das Thema Bildung ebenso<br />

gründlich wie pointiert durch (Per Svensson,<br />

Thomas Steinfeld: »Bildningen på barrikaden.<br />

Ett Manifest.» Stockholm 2017,<br />

Svante Weyler Bokförlaget). <strong>Nordis</strong>-Autor<br />

Stephan Opitz führte ein Gespräch mit den<br />

beiden Autoren.<br />

Thomas und Per, wie kam es zu dem<br />

Buch?<br />

Wir sind beide leitende Redakteure bei einer<br />

großen Tageszeitung, Per Svensson lange<br />

Zeit bei »Sydsvenska Dagbladet«, jetzt<br />

bei »Dagens Nyheter«, Thomas Steinfeld<br />

im Feuilleton der »Süddeutschen Zeitung«.<br />

Wir sind beide an Bildungsfragen interessiert<br />

und hatten, weil wir uns gut kennen,<br />

über die Jahre immer wieder darüber gesprochen,<br />

was Bildung ist und warum ein<br />

Mangel an Bildung ein gesellschaftliches<br />

Problem darstellt. Nun ist in den vergangenen<br />

Jahren das Thema Bildung in Schweden<br />

immer wichtiger geworden, aus mehreren<br />

Gründen: Zum Ersten verbirgt sich in<br />

der Forderung nach Bildung der Versuch,<br />

in einer immer disparateren, sich immer<br />

weiter in spezielle Milieus teilenden Gesellschaft<br />

so etwas wie eine geistige Einheit<br />

herzustellen. Gebildete Menschen können<br />

sich in der Regel mit sehr vielen Gegenstände<br />

beschäftigen, über die sie gemeinsam<br />

etwas wissen. Zum Zweiten haben offensichtlich<br />

immer mehr Menschen den<br />

Eindruck, den gesellschaftlichen Kräften<br />

ausgeliefert zu sein, also gar nicht mehr zu<br />

wissen, was mit ihnen geschieht. Auch darauf<br />

soll Bildung eine Antwort sein. Und<br />

zum Dritten stellt diese Verbindung eine<br />

Art Korrektiv zur »Identitätspolitik« dar,<br />

die in Schweden immer mehr die Öffentlichkeit<br />

beherrscht. »Identitätspolitik« das<br />

heißt, dass jede gesellschaftliche Gruppe –<br />

sei sie sexueller, ethnischer oder sozialer<br />

Bestimmung – auf Anerkennung ihrer Besonderheit<br />

pocht. Bildung ist immer auch<br />

ein Versuch, eine Gemeinschaft jenseits aller<br />

Besonderheiten herzustellen.<br />

Was ist die wichtigste Botschaft Eures<br />

Buches?<br />

In Schweden gibt es, einer langen Vergangenheit<br />

der Forderung nach Bildung in der<br />

Arbeiterbewegung zum Trotz, ein deutliches<br />

Ressentiment gegen Bildung. Man<br />

glaubt, Bildung seit etwas für die Oberschicht,<br />

etwas Luxuriöses und Überfl üssiges,<br />

das für gewisse bürgerliche Kreise eine<br />

Art höheren Zeitvertreib bildet. Wir haben<br />

versucht zu erklären, dass dieses Ressentiment<br />

blanker Unsinn ist. Bildung besteht<br />

zuallererst in dem Versuch, sich ein Bewusstsein<br />

von der eigenen Situation zu beschaffen,<br />

in jeder Hinsicht: kulturell, ökonomisch,<br />

politisch. Die Geschichte der Bildung<br />

ist zumindest in den europäischen Ländern<br />

eine Geschichte der Emanzipation, zuerst<br />

des Bürgertums gegen die feudale Ordnung<br />

dann der Unterschichten gegen die Überschichten.<br />

Insofern ist die angebliche Verbindung<br />

von Bildung und Oberschicht ein<br />

Versuch, ihren politischen Charakter zu beseitigen.<br />

Dass es in Schweden ausgerechnet<br />

die Sozialdemokratie ist, die sich im Namen<br />

der »Wirklichkeit« von der »fi nkultur«, einer<br />

als »ernst« oder »hoch« verstandenen<br />

Kultur, abgrenzt, ist ein Hohn auf ihre eigene<br />

Geschichte.<br />

Was ist das größte Problem beim Thema<br />

Bildung in Europa?<br />

Bildung setzt ein freies Verhältnis zu ihren<br />

Gegenständen voraus. Es gibt keine Bildung<br />

ohne Muße, ohne Verschwendung von Zeit<br />

und Kraft, und es gibt keine Bildung, die nur<br />

mit Curricula und Prüfungen zu erreichen<br />

wäre. Das Interesse muss sich frei bestimmen<br />

können. Wir leben in Zeiten, in denen<br />

die Verschulung des Wissens universal geworden<br />

ist – wobei sich die Inhalte des Wissens<br />

an dessen vermeintlicher Verwertbarkeit<br />

für im Grunde genommen stets<br />

ökonomisch gedachte Forderungen verstehen.<br />

Das heißt auch, dass sich dieses Wissen<br />

immer wieder selbst auslöscht, so wie man<br />

nach einer Prüfung stets vergisst, was man<br />

ausschließlich für diese Prüfung gelernt hat.<br />

Der Niedergang der Geisteswissenschaften<br />

an den Universitäten, ein Phänomen, das es<br />

überall in Europa gibt, aber das in Schweden<br />

besonders markant ist, fällt mit dem<br />

Ende jener Freiheit zum Wissen zusammen.<br />

72 <strong>Nordis</strong>


Foto: © Weyler förlag<br />

Wo liegen die wirklich markanten Unterschiede<br />

beim Thema Bildung zwischen<br />

Deutschland und Schweden?<br />

Die Schwierigkeiten im Umgang mit der<br />

Bildung sind in allen Industriestaaten im<br />

Wesentlichen dieselben, mit Variationen.<br />

In Deutschland gibt es ja auch große Unterschiede<br />

im Schulwesen, mit Bremen<br />

oder Berlin auf der einen Seite, Bayern<br />

oder Sachsen auf der anderen. Vermutlich<br />

wird in Schweden mehr Gewicht auf die<br />

Selbstständigkeit der Schüler gelegt, als<br />

das in Deutschland der Fall wäre. Und<br />

dann gibt es Spezialitäten des Schulwesens,<br />

bei der Musikerziehung etwa, in<br />

denen Schweden sehr viel erfolgreicher<br />

ist, weil diese Ausbildung deutlich systematischer<br />

und allgemein angelegt ist. Auf<br />

der anderen Seite benutzt man zwar in<br />

Schweden das Lehnwort »bildning«,<br />

meint damit aber etwas, was in Deutschland<br />

nur noch historisch zu fassen ist: Bildung<br />

mehr oder minder im Sinne Wilhelm<br />

von Humboldts. Von daher kommt<br />

auch die Kopplung zwischen »bildning«<br />

und Oberschicht. In Deutschland wird<br />

das Wort in einem viel breiteren Sinn benutzt,<br />

wodurch es eigentlich schwieriger<br />

wird, damit umzugehen.<br />

Was sagt Ihr zum immer wieder thematisierten<br />

Bildungsmaßstab PISA?<br />

Die Unterwerfung des Schulwesens unter<br />

Kriterien, die letztlich ökonomischen Ursprungs<br />

sind, dürfte eine ziemlich problematische<br />

Angelegenheit sein. Dabei ist<br />

nicht zu verhehlen, dass der sogenannte<br />

Pisa-Schock in Deutschland nützlich war:<br />

Plötzlich stand allen vor Augen, dass es<br />

nach Abschluss der Grundschule bei viel<br />

zu vielen Schülern an elementaren Kenntnissen<br />

fehlte. In Schweden, wo man die<br />

ersten Evaluationen gut bestand und entsprechend<br />

gelassen damit umging, trat<br />

dieser Schock erst später ein. Das hängt<br />

mit dem Übergang des Schulwesens aus<br />

staatlicher in kommunale Trägerschaft zusammen,<br />

wodurch sich Unterschiede im<br />

Leistungsvermögen der Schüler deutlicher<br />

vergrößerten. Diese Umstrukturierung<br />

war wahrscheinlich ein Fehler, den<br />

man über Pisa bestätigt bekommt, der<br />

aber mit Pisa nicht zu beheben ist. Darüber<br />

hinaus ist es ja keineswegs so, dass<br />

mit den Pisa-Evaluationen ein Wissen geprüft<br />

würde, das unabhängig von diesen<br />

Evaluationen entstanden wäre. Je mehr<br />

Pisa-Prüfungen es gibt, desto mehr wird<br />

das Schulwesen darauf eingerichtet, sich<br />

bei diesen Prüfungen möglichst gut zu behaupten.<br />

Am Ende wird für die Evaluation<br />

gelernt, bis sich die Evaluation selber<br />

evaluiert. Das Wissen bleibt dann auf der<br />

Strecke.<br />

Was sollten wir alle für die Bildung tun?<br />

Erinnern wir uns doch an den Musiklehrer<br />

Wendell Kretzschmar in Thomas<br />

Manns »Doktor Faustus«? Er stottert,<br />

reißt aber seine Schüler durch schieren<br />

Enthusiasmus mit. Anderen mitteilen,<br />

wofür man sich selbst begeistern kann –<br />

das ist die beste und sicherste Art, etwas<br />

für die Bildung zu tun.<br />

•<br />

Foto: © Sofia Runarsdotter<br />

thomas Steinfeld,<br />

geboren 1954, war Feuilletonchef<br />

der Süddeutschen Zeitung, bis er im<br />

Jahr 2014 deren Kulturkorrespondent<br />

in Italien wurde. Daneben ist er<br />

Professor für Kulturwissenschaften an<br />

der Universität Luzern in der Schweiz.<br />

Er wohnt in Schweden und in Italien.<br />

Per Svensson,<br />

geboren 1956, ist politischer Redakteur<br />

der Stockholmer Tageszeitung<br />

Dagens Nyheter und verantwortet<br />

dort die Meinungsseite. Zuvor war<br />

er Kulturchef der Zeitung Expressen<br />

und Kolumnist der Zeitung Sydsvenska<br />

Dagbladet. Er ist Ehrendoktor der<br />

Universität Malmö.<br />

<strong>Nordis</strong> 73


KULTURSZENE | BÜCHER<br />

finAle im SommerHAUS<br />

Seit Jahren haben sie keinen Kontakt mehr: Olof und Carl.<br />

Was für sie so in Ordnung geht, so unterschiedlich sie<br />

schon als Kinder waren: Carl, selbstbewusst, agil und lange<br />

Mamas Liebling; Olof dagegen eigen und verschlossen<br />

und klar die Nummer zwei in der Brüderhierarchie. Doch<br />

nun liegt ihre Mutter im Sterben, und die beiden kommen<br />

noch einmal zusammen. Carl mit seiner Familie, angereist<br />

aus den USA, wo er ein erfolgreiches Leben führt, und<br />

eigentlich hat er für so etwas wie Beim-Sterben-dabei-Sein<br />

weder Zeit noch die nötige Geduld. Noch vor Ort, draußen<br />

auf dem Land, im Sommerhaus, wohin sich die Mutter<br />

zurückgezogen hat: Onkel Tom, der Nachfolger ihres<br />

Vaters, was die beiden Brüder hinzunehmen hatten. Und:<br />

die munter strickende Krankenschwester Heidi, die noch<br />

mal ganz andere Vorstellungen vom Leben hat.<br />

Gewiss: Es mangelt in unserer Welt nicht an Romanen,<br />

in denen der Abschied von den Eltern vom Aufbrechen<br />

lange verborgener, familiärer Konfl ikte begleitet wird. Wo<br />

endlich die Rechnungen, die man dem anderen schon immer<br />

stellen wollte, zum Begleichen auf dem Tisch liegen.<br />

Doch dieser Roman des Finnlandschweden Johan Bargum<br />

überzeugt noch einmal mehr, denn er versteht es, mit einem<br />

ganz eigenen Ton und einer ganz eigenen Ruhe die<br />

untergründigen Spannungen, Enttäuschungen und auch<br />

Vergeblichkeiten, die ein Familiendasein nun mal ausmachen,<br />

zum Leben zu erwecken.<br />

Sehr, sehr lesenswert. (fk)<br />

johan bargum:<br />

nachsommer<br />

(sensommar).<br />

aus dem schwedischen<br />

von karl-ludwig wetzig.<br />

mare verlag, 144 s., 18 €.<br />

NORDIS-TIPP<br />

reDen – So SCHWer eS AUCH fällt<br />

Thordis ist gerade mal 16 Jahre alt, er zwei Jahre älter: Tom,<br />

Student aus Australien, der ein Auslandsjahr auf Island absolviert.<br />

Sie verlieben sich Knall auf Fall ineinander, wie<br />

man das meist nur in diesem Alter so tut. Eines Abends<br />

geht es auf eine Party, sie betrinkt sich, mit 16 Jahren ist<br />

Rum nun mal ein ganz besonderes Teufelszeug. Und er trägt<br />

sie nach Hause, legt sie aufs Bett, und er vergewaltigt sie.<br />

Zwei Stunden lang. Danach ist für beide nichts mehr so, wie<br />

es vorher war. Acht Jahre nach der Tat nimmt Thordis Elva,<br />

mittlerweile Autorin und feministische Aktivistin, Kontakt<br />

zu ihm auf. Und Tom antwortet. Jahrelang werden sie sich<br />

nun E-Mails schreiben. Mal dicht hintereinander, mal mit<br />

großen Pausen dazwischen. Wo sie je versuchen das Unsagbare<br />

zu schreiben und zu beschreiben. Und dann – treffen<br />

sie sich. Auf halber Strecke, in Südafrika. In zwei voneinander<br />

entfernt liegenden Hotels kommen sie unter, denn alle<br />

schmerzliche Nähe, die aufkommen wird, braucht immer<br />

wieder heilenden Abstand. Braucht Schlaf und Nachdenken<br />

über das, was zuvor ausgesprochen wurde und was noch<br />

nicht. Dabei wird in diesem beeindruckenden Protokoll ihrer<br />

Begegnung die Tat in keinem Moment relativiert. Keine<br />

Entschuldigungen werden bemüht, keine Abschwächungen<br />

vorgenommen. Wichtig ist allein Ehrlichkeit und radikale<br />

Offenheit und das Vertrauen in sich, sodass am Ende beide<br />

zurückfl iegen können in ihre jeweilige Welt. (fk)<br />

thordis elva / tom stranger: ich will dir in die augen<br />

sehen (south of forgiveness). aus dem englischen<br />

von charlotte breuer und norbert Möllemann. knaur<br />

verlag, 352 s., 19,99 €.<br />

AlleS zUfAll?<br />

Die fi nnische Schriftstellerin Selja Ahava hat sich in ihrem<br />

zweiten Roman »Dinge, die vom Himmel fallen« an die<br />

ganz großen Themen gewagt. Sie stellt die Fragen, was<br />

Zufall und Schicksal ist, was Glück bedeutet und wie man<br />

mit Verlust umgeht. Die Mutter der achtjährigen Saara<br />

wird bei der sommerlichen Gartenarbeit von einem Eisklumpen<br />

erschlagen, der sich von einem Flugzeug gelöst<br />

hat. Ihre Tante Annu gewinnt gleich zweimal den Jackpot<br />

im Lotto und fällt daraufhin in einen wochenlangen<br />

komatösen Schlaf, ein schottischer Fischer wird viermal<br />

vom Blitz getroffen und überlebt jedes Mal unbeschadet.<br />

Ahava erzählt in ihrem in drei Abschnitte gegliederten<br />

Der trAUm von SCHWeDen<br />

»Nie zuvor hatte er sich mit der Situation von Flüchtlingen<br />

befasst, nie hatte er Stellung bezogen, weder für sich selbst<br />

noch nach außen [….] Und jetzt, ganz plötzlich, waren die<br />

Ereignisse, von denen er bisher nur aus Zeitungen erfahren<br />

hatte, zum Greifen nah.« Vier Menschen begegnen sich im<br />

Eurocity nach Kopenhagen. Kai, Musiklehrer aus Deutschland,<br />

die Schwedin Linnea, Amanuel aus Asmara in Eritrea<br />

und Zarah aus Latakia in Syrien. Kai ist unterwegs zu einer<br />

Freundin, um eine Fehlentscheidung rückgängig zu machen.<br />

Linnea reist nach einer enttäuschenden Beziehung aus Barcelona<br />

in ihre Heimat zurück. Amanuel fl oh vor dem Militärregime<br />

seiner Heimat, und die junge Zarah will zu ihrem Vater,<br />

der ihr nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter und ihres<br />

Bruders zur Flucht aus Syrien verholfen hat. Alle wollen in<br />

Kopenhagen den Øresundzug nach Malmö erreichen. Doch<br />

während der Zug im Hafen von Puttgarden auf die Eisenbahnfähre<br />

nach Rødby verschifft wird, kommt es in Kopenhagen<br />

Roman von Ereignissen, die unwahrscheinlich sind. Sie<br />

treten aber doch ein und lassen das Leben der Betroffenen<br />

in völlige Schiefl age geraten. Trotzdem ist es Ahava<br />

gelungen, ein Buch zu zaubern, das durchgehend leicht<br />

und poetisch daherkommt. Ganz zu Recht wurde »Dinge,<br />

die vom Himmel fallen« für den Finlandia Prize nominiert<br />

und erhielt den Literaturpreis der Europäischen Union.<br />

Absolut lesenswert. (Rasso Knoller)<br />

selja ahava: dinge, die vom himmel fallen<br />

(taivaalta tippuvat asiat). aus dem finnischen von<br />

stefan Moster, mare verlag, 205 s., € 20 €.<br />

zu einem Polizeieinsatz. Die dänische Regierung und die<br />

Dänische Staatsbahn bereiten die Sperrung der Grenze und<br />

Kontrolle des Zuges vor. Tillmann Schott-Mehrings, Dozent<br />

für Asylrecht und Schleuserkriminalität an der Hochschule<br />

des Bundes für öffentliche Verwaltung, ist regelmäßig auf der<br />

Vogelfl uglinie nach Kopenhagen und den Fähren von Travemünde<br />

nach Malmö unterwegs. Seine Erfahrungen mit den<br />

Menschen, die ihm dort begegneten, verarbeitete er zu einem<br />

brisanten Schleuserkrimi, der dem Leser auf spannende und<br />

emotionale Weise eine authentische und persönliche Perspektive<br />

auf die Ereignisse vom<br />

Herbst 2015 liefert. (sb)<br />

tillmann schott-Mehrings:<br />

jenseits vom Øresund.<br />

www.epubli.de, 12,99 €,<br />

ebook 2,99 €.<br />

finniSCHe<br />

Dirigenten<br />

Vesa Sirén, langjähriger Musikkritiker und<br />

Feuilleton-Redakteur der Tageszeitung Helsingin<br />

Sanomat, kennt sie alle – persönlich<br />

oder aus Geschichten. Und doch hat er mit<br />

»Finnlands Dirigenten« keine Enzyklopädie<br />

geschrieben, die den weltweiten Erfolg der<br />

nordeuropäischen Taktstock-Matadoren trocken<br />

referiert. Umfangreich recherchiert,<br />

erstaunlich leichtgängig geschrieben und<br />

nicht minder fl ott übersetzt ist diese Darstellung,<br />

die handfeste Daten mit historischen<br />

Quellen, Rezeptionszeugnissen und Originaltönen<br />

aus zahlreichen Interviews verbindet.<br />

Und es menschelt: Freche Genialität,<br />

handwerkliche Kunst, stille Bescheidenheit<br />

und straffes Selbstmarketing sind die eine<br />

Seite, das vielfach eingestreute kritische<br />

Gegenbild die andere. So gelingt Sirén die<br />

stolze Schau auf einen Berufsstand – ausgehend<br />

von der Wende zum 20. Jahrhundert<br />

bis in die Gegenwart, vertieft durch einen<br />

Blick auf die einstigen Ränkespiele bis hin<br />

zu dem jetzt 87-jährigen Jorma Panula, der<br />

als »Lehrmeister« von zwei Generationen<br />

bezeichnet werden kann. Fünf Teile mit<br />

insgesamt 36 Kapiteln bringen Ordnung in<br />

die Vielfalt und lassen sich auch weitgehend<br />

selbstständig durchschmökern. (mku)<br />

vesa sirén: finnlands dirigenten. von sibelius<br />

und schnéevoigt bis saraste und<br />

salonen. scoventa, 992 s., 49,90 €.<br />

74 <strong>Nordis</strong>


KULTURSZENE | CDs<br />

AlleingAng einer finniSCHen geSCHiCHtenerzäHlerin<br />

Stets tingelte Päivi Hirvonen mit namhaften Bands wie Okra Playground<br />

umher und spielte mit Künstlern wie Maija Kauhanen in einer Formation.<br />

Doch jetzt wird der Name ihrer ersten Soloplatte zum Programm: Ein<br />

Debütalbum mit dem Titel »Alku – The Beginning« klingt zunächst pragmatisch,<br />

doch steckt in Hirvonens erster Scheibe ein sehr emotionales Storytelling<br />

mit traditionellem Touch und charismatischen Instrumenten. Wir<br />

kennen doch alle den Zauber des Neuanfangs, wenn es diese aufregende<br />

Spannung zwischen der Fragilität des Gemüts und der Stärke des Moments<br />

gibt. Von dieser Aufbruchsstimmung leben die sieben Tracks auf diesem<br />

zauberhaften Folk-Album. Diese Ungewissheit, ob das zukünftig eintritt,<br />

was man sich in der Vergangenheit vorgenommen hat. Die vielfältige, versierte<br />

Musikerin setzt dies in einem ausdrucksstarken Wechselspiel von<br />

sensibler Violine, fi nnisch-melancholischer Leier und ihrer wärmenden<br />

Stimme um. Genau, sie alleine ist die einzige Akteurin auf dieser Platte.<br />

Eine Geschichtenerzählerin, die ihre Instrumente perfekt modelliert,<br />

um Erlebnisse fast episch, ja, dramaturgisch und durchaus anspruchsvoll<br />

zu inszenieren. Dabei sind die drei Instrumente die Charaktere in diesem<br />

Bühnenstück des Aufbruchs: Auf einmal fl üchten Mädchen (»nouskaa Neidot«)<br />

vorm Teufel Alkohol (»Viinanpiru«), um dann doch nur festzustellen,<br />

dass man besser nicht singen sollte (»Eikä Mun Saisi Laulella«) und einfach<br />

lieber nur tanzt (»Ruskatanssi«). Willkommen am »Anfang« von Päivi<br />

Hirvonens beeindruckendem Musik-Abenteuer. (Christine Birkel)<br />

Päivi hirvonen: alku – the beginning (nordic notes)<br />

nAtUrinSPirierter<br />

JAzz AUS SCHWeDen<br />

Ein Knarzen, ein Rauschen, perlende Klavierklänge, dunkel-vibrierend<br />

ein Kontrabass, leise ein Schlagzeug. Stille. Wieder das Klavier.<br />

Tiefe Töne, fast schon drohend. Polternd wieder das Schlagzeug.<br />

Klangwirrwarr … Dann einsetzender Gesang. Die klare Stimme Annika<br />

Jonssons legt sich wie ein weicher Teppich auf die Hintergrund-<br />

Dissonanzen. Der starke Kontrast zwischen experimentellem Jazz,<br />

Pop und traditionellem Folklore-Gesang macht nicht nur im Intro,<br />

sondern auch in den sieben folgenden Stücken den eigentlichen Reiz<br />

des außergewöhnlichen Albums aus. Für ihr Abschlussprojekt reiste<br />

die in Deutschland lebende Halbschwedin und Musikstudentin nach<br />

Stockholm und stieß bei einem Besuch im »Svenska Visarkivet« auf<br />

sehr alte Aufnahmen von »Trallsängern«, die damals mit ihren Liedern<br />

von Dorf zu Dorf zogen und auf Festen sangen und Geschichten<br />

erzählten. Annika Jonsson, bereits Komponistin und Sängerin mit<br />

einem 2016 veröffentlichten Popjazz-Debüt, lässt sich von den alten<br />

Gesängen inspirieren. Gemeinsam mit vier Musikerkollegen – Steffen<br />

Lang (Gitarre), Martin Jäger (Piano), Felix Hubert (Kontrabass)<br />

und Kevin Nasshan (Schlagzeug) – wagt sie eine ungewöhnliche,<br />

aber klangstarke Neuinterpretation, die den Zuhörer in die Welt der<br />

Elfen und Trolle im Zauberwald (»Trollskogen«) entführt. (sb)<br />

annika jonsson mit trallskogen:<br />

trollskogen (nikasounds)<br />

Eine runde Symbiose gehen Riikka Timonen und<br />

Senni Eskelinen auf ihrem dritten gemeinsamen<br />

Album »Perillä« ein und sind damit buchstäblich<br />

noch nicht »am Ende der Reise« angekommen!<br />

Die fi nnische Kantele und Gesang waren wohl<br />

seit jeher eine wunderschöne Kombination, und<br />

so verwundert es nicht, dass Riikka, einstige<br />

Sängerin des Trios Värttinä, sich als 40. Saite des<br />

Musikinstruments sieht, die Senni so meisterhaft<br />

spielt. Es beginnt allerdings mit der Reise zu Rikkas<br />

Wurzeln, wo sie einst träumte, Sängerin zu<br />

werden und jetzt an diesem Album am »Ende<br />

ihrer Reise« arbeitete. So sind die neun Tracks<br />

eher vertonte Texte ihrer Geschichte geworden.<br />

Zugegeben etwas schräg überrumpelt der erste<br />

Song schon. Doch wer Värttinä schätzt, der fühlt<br />

sich hier durchaus wohl. Die meisten Lyrics muten<br />

aber eher schwer und dunkel an, was man<br />

ein HoCH AUf Die KnArzgitArre<br />

Wer Black River Delta zum ersten Mal hört,<br />

kommt nicht auf die Idee, die Musiker könnten<br />

aus dem Norden Europas stammen. Man tippt<br />

eher auf Nebraska, Colorado … irgendwo zwischen<br />

staubiger Prärie und Cowboy-Saloon. Dabei<br />

sind die drei Musiker im schwedischen Bollnäs<br />

beheimatet. Elche und Wald statt Rinder und<br />

Steppe. Und trotzdem, wenn Erik Jacobs, Erik<br />

Nilsson und Pontus Ohlsson loslegen ist man auf<br />

einmal mittendrin im Route 66-Abenteuer. Man<br />

hört es bereits auf dem Opener der Platte »Gun<br />

for you«: Ihre Liebe für knarzigen Gitarrensound<br />

und satte Schlagzeugbeats haben die drei nicht<br />

verloren. Knapp zwei Jahre ist es her, dass sie<br />

mit »Devil on the loose« ihre erste Platte veröffentlichten<br />

(<strong>Nordis</strong> berichtete). Der Nachfolger<br />

überzeugt genau wie der Erstling mit einer fein<br />

abgestimmten Rezeptur aus deftigem Bluesrock<br />

und herzhaftem Gesang. Abgeschmeckt wird mit<br />

DAS leBenSfroHe<br />

AUgenzWinKern Der<br />

KAntele<br />

bereits an den Titeln wie »Väärin Tein« (Ich habe<br />

gesündigt) oder »Muhre on sumusää« (Elend ist<br />

nebliges Wetter) erkennt. Doch die helle, quicklebendige<br />

Musik der E-Kantele, die von Milla Viljamaa<br />

komponiert wurde, gibt dem Album ein<br />

nötiges, lebensfrohes Augenzwinkern mit. Der<br />

letzte Kick fehlt dann leider doch in den Melodien.<br />

Dieser Eindruck ist sicherlich der Art des<br />

Songwritings geschuldet. Trotzdem: Das Album<br />

»Perillä« ist sehr angenehm zu hören und wird<br />

Fans der fi nnischen, modern-traditionellen Folk-<br />

Music absolut Freude bereiten – schon alleine<br />

deswegen, weil hier zwei unglaublich talentierte<br />

Künstlerinnen eine stimmige Einheit bilden.<br />

(Christine Birkel)<br />

riikka timonen & senni eskelinen: Perillä<br />

(westpark Music)<br />

Slide-Gitarre und einer ordentlichen Prise Mundharmonika<br />

(»Better Man«, »Bye, bye Birdie«).<br />

Eine Fender Rhodes – erstmalig im Einsatz –<br />

setzt in »Keeps me Bleeding« und dem abschließenden<br />

»The Last One« noch mal besondere<br />

Klangakzente. Eine scharf-würzige Kombination<br />

zum Immer-Wieder-Hören. Doch nicht nur mit<br />

dem Album, auch live bescheren die drei Jungs<br />

ihrem Publikum ein echtes Hörvergnügen, z.B.<br />

am 10.4. in Berlin (Priavtclub), 11.4. in Nürnberg<br />

(Stereo), 12.4. Dresden (Ostpol), 14.4.<br />

München (Zehner), 15.4. Bern (Rössli Bar), 17.4.<br />

Köln (Blue Shell), 18.4. Stuttgart (Goldmarks)<br />

und 19.+20.4. Hamburg (Mephisto, Molotow<br />

Sky Bar). Tickets auf blackriverdelta.net (sb)<br />

black river<br />

delta: vol ii.<br />

(radicalis)<br />

herausragend<br />

empfehlenswert<br />

gut<br />

hörbar<br />

mäßig<br />

mies<br />

alle vorgestellten artikel können sie auch hier bestellen:<br />

www.nordland-shop.com/<strong>Nordis</strong><br />

KLASSIK-TIPP<br />

150 JAHre<br />

KonServAtoriUm<br />

So ist es mit manchem Jubiläum: Während<br />

die einen mit stolzgeschwellter Brust feiern,<br />

wissen die anderen noch nicht einmal etwas<br />

von dem Fest. Das war auch so im vergangenen<br />

Jahr beim 150. Geburtstag des Musikkonservatoriums<br />

in Kopenhagen – hierzulande<br />

würde man von einer Musikhochschule oder<br />

neudeutsch einer »University of Music« sprechen.<br />

1867 unter anderem von Niels W. Gade<br />

gegründet, der zwei Jahrzehnte zuvor noch<br />

gemeinsam mit Felix Mendelssohn die Konzerte<br />

im Leipziger Gewandhaus geleitet hatte,<br />

ist es im Laufe der Zeit zu einer tragenden Institution<br />

im Musikleben des Landes geworden.<br />

Kaum besser konnte man sich also selbst ein<br />

Geschenk machen als mit dieser wirklich prall<br />

gefüllten Box, die das musikalische Vermögen<br />

der Dozenten in herausragenden Aufnahmen<br />

von 1898 an dokumentiert – dazu mit vielen<br />

Raritäten dänischer Komponisten, die mit<br />

dem Haus verbunden waren und sind. Schon<br />

ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt: Hier<br />

wird die Tür zu einer klingenden Schatzkammer<br />

aufgestoßen. (mku)<br />

det kongelige danske Musikkonservatorium<br />

1867–2017, dacapo 8.201202 (naxos)<br />

(12 cds)<br />

<strong>Nordis</strong> 75


KULTURSZENE | DVDs<br />

Äkkilähto – off the<br />

Map, fin 2016, d<br />

kino und dvd 2017,<br />

kulturprojektor,<br />

hauptfilm 98 Min.,<br />

18,90 €, fsk ab 12.<br />

grand hotel, n<br />

2016, d 2017, d<br />

kino und dvd<br />

2017, kulturprojektor,<br />

hauptfilm<br />

95 Min., 18,90 €,<br />

fsk ab 0.<br />

niX Wie Weg nACH vUoKAtti<br />

Katri und Mikko leben urban zwischen Job-Terminen und Afterwork-<br />

Champagner in Helsinki. Katri plant gerade für beide den Umzug nach<br />

Frankreich in eine geruhsamere Existenz, als sie entdeckt, dass Mikko ein<br />

Kind von einer Frau erwartet und in krumme Geschäfte verstrickt ist: Die<br />

mit Cash prall gefüllte Sporttasche aus seinem Kleiderschrank nimmt sie<br />

kurzerhand an sich. In der Nachbarwohnung leidet die Göre Anna zwischen<br />

Kinderträumen und Lebenschaos. Die Mutter ist als Narko-Hure ein<br />

Ausfall und der cholerische Zuhälter und Laktose-Intoleranz-Hypochonder<br />

Tero als Stiefvater ein Ar…. Anna setzt ihn nach Pippi Langstrumpf Art<br />

»auf den Topf«, greift sich sein Geld sowie das selbstgemalte Bild, auf<br />

dessen Rückseite Tero Daten eines Drogendeals notiert hat und reißt<br />

aus. Bei ihrem wilden Abgang kommen die kleine Anna und die große<br />

Katri zusammen und nach einigen emotionalen Rucklern entscheiden<br />

SäUferleBer triff toUrette<br />

Regisseur Arild Fröhlich zeigte mit der derb-burlesken Teenager-Komödie<br />

Fatso (<strong>Nordis</strong> 05/2010) und Verfi lmungen von Jo Nesbøs Kinderbüchern um<br />

»Doctor Proktor«, dass er Klamauk-Filme kann. Mit »Grand Hotel« beweist<br />

er nun, dass er auch ernste Stoffe sensibel umsetzt, aber mit einer Leichtigkeit,<br />

die immer wieder zum Schmunzeln verleitet. Dabei profi tiert sein kleines<br />

Meisterwerk von beeindruckenden Hauptdarstellern. Der in Norwegen<br />

als Comedian bekannte Atle Antonsen spielt Bestseller-Autor Axel Farstad.<br />

Dessen Karriere befi ndet sich im rasanten Sinkfl ug. Er macht auf Lebemann,<br />

ist aber pleite und seine Leber durch Alkoholmissbrauch so angegriffen, dass<br />

er ohne Kehrtwende im Lebensstil noch vier Monate hat. Er säuft weiter,<br />

will aber wie in besten Zeiten in der Turmsuite des Osloer Grand Hotel<br />

noch ein Buch schreiben. Im Hotel begegnet er Noah, dem Sohn der Rezeptionistin.<br />

Der 10-jährige Håkon Bøhmer spielt diesen Noah so natürlich<br />

und überzeugend, dass es ihm in einem amerikanischen Film sicher eine<br />

Oscar-Nominierung eingebracht hätte. Noah ist wie Axel ein Außenseiter,<br />

fÜnf norDliCHter in Der BoX<br />

»äkkilähtö« und »Grand Hotel« sind zwei der fünf Filme<br />

in der Box »Nordlichter – Neues skandinavisches Kino<br />

2017«. Außerdem dabei das schwedische Familiendrama<br />

»Småstad«, aus Dänemark »I Blodet« über Kopenhagener<br />

Studenten und ihre Probleme, erwachsen zu werden,<br />

sowie der isländische Film »Reykjavík« über einen unverstandenen<br />

Film-Nerd und die eher spießigen Bedürfnisse<br />

seiner Frau. Die Box gibt’s für 39,90 €, Einzelfilme für je<br />

18,90 € u.a. bei www.nordlichter-daheim.de. <strong>Nordis</strong>-Abonnenten<br />

erhalten 20 Prozent Rabatt, Details auf:<br />

www.nordis.de/obs/winterangebot-fuer-nordis-abonnenten/<br />

sich beide für ein Ziel: Annas Oma in Vuokatti in Kainuu, irgendwo im<br />

Nirgendwo. Gejagt von Mikko und Tero rollen sie immer weiter vom<br />

Stadt- ins Landleben und treffen auf Johannes. Der vermittelt Hütten für<br />

Seitenspringer aus seinem Dorf, ist im Herzen aber Gutmensch und hilft.<br />

Derweil rumpelt Annas Oma auf ihrem alten Traktor als taffe Retterin mit<br />

John Wayne Attitüden in die Story und zu retten hat sie einiges, denn<br />

hinter den Fieslingen Mikko und Tero jagen schlimmere Fieslinge her bis<br />

zum gemeinsamen Showdown am See. Mögen einige Figuren arg burlesk<br />

geraten und der Plot vorhersehbar sein, so ist »Äkkilähto – Off The Map«<br />

der Regisseurin Tiina Lymi insgesamt ein amüsantes, abwechslungsreiches<br />

Roadmovie: Zum Hauptfi lm gibt’s den fi nnischen O-Ton mit zuschaltbaren<br />

deutschen oder englischen Untertiteln, das 10-minütige »Making off«<br />

läuft ausschließlich auf Finnisch. (hlrk)<br />

von einer Tourette-Erkrankung, ADHS und weiß Gott was geplagt. Zwischen<br />

dem grantigen Säufer und dem hyperaktiven Kind mit seinen schrillen Tics<br />

entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, die beide letztlich stark<br />

macht für einen Restart. »Grand Hotel« enthält den norwegischen O-Ton mit<br />

zuschaltbaren deutschen oder englischen Untertiteln. (hlrk)<br />

norDiS-filmrÆtSel<br />

Was sind – kurz gesagt – echte nordlichter?<br />

A = Mondlicht reflektiert vom Eis der Polkappen.<br />

B = Künstliche Lichtinstallationen, um die nordischen<br />

Länder touristisch attraktiver zu machen.<br />

C = Reaktionen von Sauerstoff- und Stickstoffatomen<br />

in der Erdatmosphäre auf geladenen<br />

Teilchen des Sonnenwindes.<br />

ihre lösung schicken Sie bis 31. märz <strong>2018</strong><br />

(einsendeschluss) an<br />

nordis verlag gmbH, filmrætsel »nordlichter«<br />

maxstraße 64, 45127 essen<br />

oder an filmraetsel@nordis.com.<br />

Wir verlosen unter allen einsendern 3 DvD-Boxen<br />

»nordlichter 2017«.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Lösung aus Heft 01/<strong>2018</strong>: Antwort B = Eine<br />

besondere Stellung von Sonne und Mond zur<br />

Erde löst Springfluten aus.<br />

NORDIS TV-TIPPS<br />

Donnerstag,<br />

22. februar<br />

ZDF.reportage<br />

Abenteuer Hurtigruten.<br />

Winterzauber am<br />

Polarkreis<br />

ZDFinfo,<br />

9:00–9:30 Uhr<br />

ZDF.reportage<br />

Abenteuer Hurtigruten.<br />

Eine Reise ans<br />

Ende der Welt<br />

ZDFinfo,<br />

9:30–10:00 Uhr<br />

freitag,<br />

23. februar<br />

ZDF-History. Das Geheimnis<br />

der Wikinger<br />

ZDFinfo,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

Samstag,<br />

24. februar<br />

Legende und Wahrheit<br />

– Die Wikinger<br />

Räuber aus dem<br />

Norden<br />

ZDFinfo,<br />

0:45–1:30 Uhr<br />

Legende und Wahrheit<br />

– Die Wikinger<br />

Aufbruch in die Neue<br />

Welt<br />

ZDFinfo,<br />

1:30–2:15 Uhr<br />

Tiermythen (3/3).<br />

Jäger des Lichts<br />

MDR Fernsehen,<br />

13:15–13:58 Uhr<br />

Das Mädchen von<br />

Egtved. Bronzezeitlicher<br />

Grabfund in<br />

Dänemark<br />

arte, 20:15–21:05 Uhr<br />

Wildes Baltikum (1).<br />

Die Küste<br />

hr fernsehen,<br />

21:00–21:40 Uhr (Der<br />

2. Teil folgt am 3.<br />

März)<br />

Sonntag,<br />

25. februar<br />

Zu Tisch in …<br />

Finnland<br />

arte, 11:45–12:30 Uhr<br />

Sonntag,<br />

25. februar<br />

Ostsee Report<br />

NDRfernsehen,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

Dienstag,<br />

27. februar<br />

Island – Sommer der<br />

Polarfüchse<br />

arte, 15:55–16:45 Uhr<br />

mittwoch,<br />

28. februar<br />

Untergang der Wikinger.<br />

Die Missionierung<br />

des Nordens<br />

3sat,<br />

11:15–12:00 Uhr<br />

Donnerstag,<br />

1. märz<br />

Sonnensturm und<br />

Himmelszauber<br />

Phoenix,<br />

7:00–7:45 Uhr<br />

Expedition Sternenhimmel<br />

(2/5). Zur<br />

dunkelsten Nacht<br />

Skandinaviens<br />

3sat,<br />

15:35–16:15 Uhr<br />

freitag, 2. märz<br />

Norwegens wilde<br />

Fjorde. Von Riesenkrabben<br />

und<br />

Wolfsfischen<br />

NDR fernsehen,<br />

14:15–15:00 Uhr<br />

Samstag, 3. märz<br />

Pyromaniac – Bevor<br />

ich verbrenne.<br />

Spielfilm, Norwegen,<br />

Schweden, Dänemark,<br />

2016<br />

arte, 1:10–2:40 Uhr<br />

Sonntag, 4. märz<br />

Wunderschön! Die<br />

große Ostseekreuzfahrt<br />

(1). Bornholm<br />

– Danzig – Kurische<br />

Nehrung – Riga<br />

WDR Fernsehen,<br />

15:15–16:45 Uhr<br />

Nordsee Report. Abschied<br />

vom Winter<br />

NDR fernsehen,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

montag, 5. märz<br />

Island – Geysir, Gletscher,<br />

Götterfall<br />

Phoenix,<br />

4:50–5:15 Uhr<br />

Xenius: Klimatatort<br />

Grönland. Was<br />

verraten uns die<br />

Lemminge?<br />

arte, 16:45–17:10 Uhr<br />

Dienstag, 6. märz<br />

Länder – Menschen –<br />

Abenteuer. Im Bann<br />

der Pferde – Island<br />

SWR Fernsehen,<br />

15:15–16:00 Uhr<br />

Freitag, 9. März<br />

Island – Weltspitze<br />

3sat,<br />

17:45–18:30 Uhr<br />

Samstag, 10. märz<br />

Leben mit dem großen<br />

Bären. Estland –<br />

Lettland – Litauen<br />

Phoenix,<br />

3:00–3:30 Uhr<br />

Sonntag, 11. märz<br />

Wilde Ostsee (1/3).<br />

Von Dänemark bis<br />

Lettland, erste Folge<br />

des Dreiteilers<br />

arte, 13:15–14:05 Uhr<br />

Sonntag, 11. märz<br />

Wilde Ostsee (2/3).<br />

Von Estland bis<br />

Finnland<br />

arte, 14:05–14:55 Uhr<br />

Wilde Ostsee (3/3).<br />

Von Finnland bis<br />

Schweden<br />

arte, 14:55–15:50 Uhr<br />

Im Bann der<br />

Arktis (1/2). Europas<br />

letzte Wildnis. Mit<br />

Klaus Scherer von<br />

Grönland nach<br />

Alaska<br />

3sat,<br />

15:00–15:45 Uhr<br />

Im Bann der<br />

Arktis (2/2).<br />

Jenseits der Taiga.<br />

Mit Klaus Scherer<br />

von Grönland nach<br />

Alaska<br />

3sat,<br />

15:45–16:30 Uhr<br />

Donnerstag,<br />

15. märz<br />

Naturwunder des<br />

Nordens (1/2). Fjorde<br />

arte, 18:35–19:20 Uhr<br />

freitag, 16. märz<br />

Naturwunder des<br />

Nordens (2/2). Lemminge<br />

arte, 18:35–19:20 Uhr<br />

Donnerstag,<br />

22. märz<br />

Europas Urwälder:<br />

Unberührtes<br />

Lappland<br />

3sat,<br />

16:15–17:00 Uhr<br />

Sonntag, 25. märz<br />

Ostsee Report<br />

NDRfernsehen,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

Sonntag, 8. April<br />

Nordsee Report<br />

NDRfernsehen,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

Sonntag, 29. April<br />

Ostsee Report<br />

NDRfernsehen,<br />

18:00–18:45 Uhr<br />

Diese Programmvorschau<br />

enthält alle<br />

bei Redaktionsschluss<br />

bekannten Sendungen zu<br />

Skandinavien. Kurzfristige<br />

Programm änderungen<br />

sind möglich.<br />

76 <strong>Nordis</strong>


VERANSTALTUNGEN IM MäRZ/APRIL<br />

DeUtSCHlAnD<br />

3.–4.3. Berlin: »Svendborger Gedichte«,<br />

preisgekrönte Inszenierung<br />

von Brechts Gedichtsammlung aus<br />

Dänemark, in deutscher Sprache.<br />

30.3–1.4. Südwest-Jütland: »Kunstrunden«.<br />

Über 100 Museen, Galerien<br />

und Studios haben für Besucher<br />

geöffnet.<br />

17.–26.4. Sisimiut, grönland: »Arctic<br />

Circle Race«, eins der härtesten<br />

Langlaufskirennen der Welt, 160 km in<br />

drei Tagen.<br />

30.4.–6.5. ribe: Internationaler Wikingermarkt.<br />

ausdrucksvoll: die sängerin<br />

randi tytingvåg.<br />

Foto: © Johannes W. Berg,<br />

www.johanneswberg.com<br />

12.3. Dresden: Die norwegische<br />

Jazzmusikerin Randi Tytingvåg und<br />

Band im Konzert. Weitere Termine:<br />

16.3. Karlsruhe.<br />

13.3. Berlin: Das Finnische Radio-<br />

Symphonie-Orchester spielt Strawinsky,<br />

Martinu und Sibelius in der<br />

Philharmonie. Dirigent: Hannu Lintu.<br />

14.3. Berlin: Miika Nousiainen liest<br />

aus »Die Wurzel alles Guten«.<br />

16.3. leipzig: »<strong>Nordis</strong>che Lesenacht«<br />

anlässlich der Leipziger Buchmesse.<br />

17.3. Hamburg: Die dänische Indie-<br />

Band VETO spielt während ihrer »16<br />

Colors«-Tour auch in Berlin (21.3.) und<br />

Köln (22.3.).<br />

29.3.–24.5. Schwaan: önningeby –<br />

eine finnische Künstlerkolonie zu Gast<br />

im Kunstmuseum.<br />

8.4.–3.6. Dortmund: »Die Schneekönigin«,<br />

Oper nach dem Märchen<br />

von Hans Christian Andersen mit den<br />

Dortmunder Philharmonikern.<br />

Bis 15.4. Berlin: »Lines«, interaktive<br />

Klangkunstausstellung des schwedischen<br />

Künstlers und Wissenschaftlers<br />

Anders Lind im Felleshus.<br />

21.4.–30.6. Berlin: »Urgewalt Island<br />

– 100 Jahre Island«, Ausstellung und<br />

Events zur Einhundertjahrfeier Islands.<br />

24.4.–6.5. leipzig: Die norwegische<br />

Singer/Songwriterin Kari Bremnes beginnt<br />

ihre zwölf Konzerte umfassende<br />

Deutschland-Tournee in der einwohnerstärksten<br />

Stadt Sachsens. Alle<br />

Termine unter www.karibremnes.no<br />

26.4. Hamburg: Der färöische Liedermacher<br />

Teitur ist in Deutschland.<br />

Weitere Termine: 28.4. Düsseldorf,<br />

29.4. Berlin. Am 5.5. während der<br />

Ludwigsburger Schlossfestspiele ein<br />

Sonderkonzert: Teitur, Nico Muhly und<br />

Holland Baroque: »Confessions«.<br />

DänemArK, färÖer, grÖnlAnD<br />

2.3.–11.3. Aarhus: Das »Århundredets<br />

Festival« unter dem Motto »La<br />

Belle Epoque«.<br />

15.–25.3. Kopenhagen: »CPH:DOX«,<br />

Dokumentarfilmfestival.<br />

17.–18.3. Horsens: Krimifestival im<br />

ehemaligen Gefängnis »Fængslet«.<br />

29.3.–2.4. Sisimiut, grönland:<br />

»Nordic Sounds«, Musikfestival mit<br />

Musikern aus ganz Skandinavien und<br />

dem Baltikum.<br />

finnlAnD<br />

7.–11.3. tampere: Filmfestival.<br />

11.–24.3. oulu: »OMJ«, Musik- und<br />

Kunstfestival.<br />

7.–11.3. mariehamn, Åland: Filmfestival<br />

für Kurz- und Dokumentarfilme.<br />

15.–18.3. ylläs: »Ladyt Lumella«,<br />

buntes Ski-Event für Frauen.<br />

17.–18.3. turku – Stockholm: Akkordeon-Kreuzfahrt,<br />

Festival an Bord der<br />

Tallink-Silja-Fähre.<br />

14.4. ylläs – levi: letzte und 67 km<br />

lange Etappe des Langlauf-Wettbewerbs<br />

»Visma Ski Classics« und<br />

50-km-Lauf für Amateure.<br />

27.3.–1.4. enontekiö: »Hettan Musikkiipaivat«,<br />

Musikevent.<br />

25.–29.4. espoo: »AprilJazz«, Musikfestival.<br />

iSlAnD<br />

1.3. mývatn: »Mývatn on Ice«, Reitturnier<br />

auf Eis.<br />

16.–17.3. reykjavík: »Sónar Reykjavík«,<br />

Festival für moderne Musik.<br />

15.–18.3. reykjavík: »HönnunarMars«,<br />

Islands wichtigstes<br />

Mode- und Designfestival mit Ausstellungen,<br />

Shows, Vorträgen, Workshops<br />

und mehr.<br />

23.–25.3. Akureyri: »Iceland Winter<br />

Games«, eines der bedeutendsten<br />

Wintersportfestivals Europas mit<br />

Ski- und Snowboardwettkämpfen,<br />

Schlittenhunderennen etc.<br />

11.–14.4. reykjavík: »Iceland Writers<br />

Retreat«, internationales Treffen<br />

von und für Schriftsteller mit Touren<br />

und Schreibworkshops in und um<br />

Reykjavík.<br />

6.–8.4. Akureyri: »AK Extreme«,<br />

Snowboardfestival.<br />

30.3.–1.4. Ísafjörður: »Aldrei fór ég<br />

suður«, Musikfestival seit 2004.<br />

6.–14.3. reykjavík: »Reykjavík Open«,<br />

internationales Schachturnier, dieses<br />

Jahr Bobby-Fisher-Memorial.<br />

19.4. im ganzen land: »Sumardagurinn<br />

fyrsti«, der erste Tag des Sommers<br />

(nach altnordischer Zeitrechnung)<br />

wird mit Paraden und Straßenfesten<br />

begrüßt.<br />

17.–22.4. reykjavík: Kinderkulturfestival.<br />

25.–29.4. Ísafjörður: »Fossavatnsgangan«,<br />

Islands ältester Skimarathon.<br />

norWegen<br />

1.–3.3. oslo: »by:larm«, Musikfestival.<br />

2.–11.3. oslo: Internationales<br />

Kirchenmusik-Festival.<br />

7.–11.03. Bergen: »Borealis«, ein<br />

Festival für Gegenwartsmusik.<br />

8.–11.3. Åndalsnes: »Romsdalsvinter«,<br />

Wintersportfestival.<br />

9.–11.3. oslo: Holmenkollen Ski<br />

Festival.<br />

foto: © birkebeiner.no, geir olsen Foto: © Hans Jörg Michel<br />

8.–17.3. Alta: »Finnmarksløpet«, Europas<br />

längstes Schlittenhunderennen<br />

mit 1.200-km-Strecke.<br />

17.3. lillehammer: »Birkebeinerrennet«,<br />

54 km langes Skilanglaufrennen.<br />

9.–18.3. narvik: »Vinterfestuka«,<br />

Musikfestival.<br />

15.–18.3. oslo: Biathlon-Weltcup am<br />

Holmenkollen.<br />

23.–25.3. voss: »Vossa Jazz«, Musikfestival.<br />

29.3.–1.4. oslo: »Inferno Metal<br />

Festival«.<br />

7.4. Setermoen – Bardufoss: »Reistadløpet«,<br />

50 km langes Skilanglaufrennen.<br />

18.–22.4. trondheim: »Nidaros<br />

Blues« Musikfestival.<br />

24.–29.4. Kristiansand: Internationales<br />

Kinderfilm-Festival.<br />

25.–29.4. Kristiansund: »Nordic<br />

Light«, internationales Fotografie-<br />

Festival.<br />

SCHWeDen<br />

3.–11.3. Umeå: Samische Woche mit<br />

Konzerten, Handwerkskunst uvm.<br />

4.3. Sälen – mora: »Vasaloppet«,<br />

größtes Ski-Langlaufrennen der Welt,<br />

90 km lang.<br />

5.–11.3. Stockholm: »Tempo Dokumentär«,<br />

Festival für Dokumentarfilme.<br />

15.–17.3. Umeå: Internationales<br />

Literaturfestival.<br />

16.–18.3. Ammarnäs – vännäsby:<br />

»Vindelälvsdraget«, Schlittenhunderennen.<br />

15.–20.4. lund: »LitteraLund«, Festival<br />

für Kinder- und Jugendliteratur.<br />

28.–29.4. Borås: »Linnémarschen«,<br />

Wanderungen auf den Spuren Carl<br />

von Linnés durch das Naturreservat<br />

Rye Åsar.<br />

»die schneekönigin«,<br />

h. c. andersens<br />

berühmtes kindermärchen,<br />

wird in dortmund<br />

als oper aufgeführt.<br />

Foto: © krimimessen.dk<br />

»leiche und mehr«<br />

verspricht das krimifestival<br />

im ehemaligen<br />

gefängnis<br />

in horsens.<br />

das birkebeinerrennet<br />

zwischen rena und<br />

lillehammer gehört zu<br />

den klassikern unter den<br />

norwegischen langlaufrennen;<br />

die begehrten<br />

startplätze sind jedes<br />

jahr in kürzester Zeit<br />

ausverkauft.<br />

<strong>Nordis</strong> 77


KULTURSZENE<br />

Die goldene Mitte – schwedischer Lebensstil<br />

erobert den Buchmarkt<br />

lola a.<br />

Åkerström:<br />

lagom – in<br />

der Mitte liegt<br />

das glück.<br />

knesebeck<br />

verlag, 192 s.,<br />

14,95 €.<br />

Die Lagom-Mentalität ist ein Schlüsselwort<br />

des schwedischen Lebensstils,<br />

der die Nordländer immer auf die oberen<br />

Plätze des Glücksreports der Vereinten Nationen<br />

katapultiert. Es gibt keine äquivalente<br />

deutsche Übersetzung, es bedeutet so<br />

viel wie »genau richtig, angemessen«. Es<br />

durchdringt den schwedischen Alltag sowohl<br />

im Privatleben als auch am Arbeitsplatz.<br />

»Lagom är bäst« – das gesunde Mittelmaß<br />

ist am besten – lautet ein<br />

schwedisches Sprichwort. Wenn jemand<br />

»precis lagom« kommt, ist er zur rechten<br />

Zeit da. Wenn es »lagom gewürzt« ist, bedeutet<br />

es nichts anderes, als dass der Geschmack<br />

perfekt ist. Viele Produkte tragen<br />

das Etikett »mellan« (in der Mitte). Es gibt<br />

»mellanmjölk« (Halbfettmilch), »mellanöl«<br />

(Bier mit einem geringeren Alkoholgehalt<br />

von circa 4,5 Prozent) und »mellanrost«<br />

(Kaffee mittlerer Röstung). Die Wurzeln<br />

des Wortes »lagom« reichen bis in die Wikingerzeit<br />

zurück. Lagom ist die verkürzte<br />

Form des Ausdrucks »laget om«, was so<br />

viel heißt wie »rund ums Team«. Damals,<br />

so die Legende, wurde abends nach vollbrachtem<br />

Tagewerk am Feuer ein Horn mit<br />

Met herumgereicht. Und da nahm natürlich<br />

jeder nur einen angemessenen Schluck,<br />

damit genug für alle blieb. Gleichberechtigung<br />

und Zurückhaltung im Zusammenleben<br />

sind auch heute noch für die Schweden<br />

wichtige Werte. Der häufi g verwendete<br />

Ausspruch »skryt lagom!« (Gib nicht so<br />

an!) spiegelt diese Haltung wider. Kritiker<br />

bemängeln, dass mit der Lagom-Mentalität<br />

Mittelmaß oder Gewöhnlichkeit vorherr-<br />

anna brones:<br />

lagom – das<br />

geheimnis des<br />

schwedischen<br />

lebensglücks.<br />

busse seewald<br />

verlag, 224 s.,<br />

19,95 €.<br />

schen, doch vielleicht lässt sich das Leben<br />

heutzutage mit dem Prinzip »weniger ist<br />

mehr« zufriedener gestalten. Im Umgang<br />

mit den Schweden kann man dieser Lagom-Mentalität<br />

auf jeden Fall nicht entkommen.<br />

Will man diese besser verstehen<br />

lernen, bieten sowohl Lola A. Åkerström<br />

als auch Anna Brones in ihren Büchern einen<br />

guten Einblick in den Alltag der<br />

Schweden und in ihre zufriedene Grundhaltung.<br />

(Suzanne Forsström)<br />

•<br />

Ein Dreiklang norwegischer Kunst auf Föhr<br />

Es ist eines der nördlichsten Museen unseres<br />

Landes: das Museum Kunst der<br />

Westküste, im idyllischen Ort Alkersum auf<br />

der Nordseeinsel Föhr gelegen. 2009 gegründet,<br />

vertraut das Haus seitdem der Begegnung<br />

zwischen Tradition und Gegenwart. Entsprechend<br />

fi ndet wuchtige Ölmalerei im dicken<br />

Goldrahmen ebenso ihren Platz wie vordergründig<br />

verwackelte Videokunst; abstrakte<br />

konzeptionelle Kunst begegnet Grafi k und fi ligraner<br />

Zeichnung. Wichtig ist allein, dass der<br />

künstlerische Blick über das Meer zu den Küsten<br />

und den dort lebenden Menschen<br />

schweift. Nun wird man sich in den kommenden<br />

Monaten Norwegen widmen – mittels<br />

eines Dreiklanges: Die Ausstellung »Faszination<br />

Norwegen« bietet Landschaftsmalerei von<br />

der Romantik bis zur Moderne. Gezeigt werden<br />

etwa Werke des Begründers der klassischen<br />

Fjord-Malerei Johan Christian Dahl,<br />

der der angeblich reinen, wilden Natur frönte,<br />

während Edvard Munch in seinen Zeichnungen<br />

und Studien den Weg zurück in die<br />

Zivilisation fand. Ganz der Gegenwart verhaftet,<br />

stellt »Norway Contemporary« sieben<br />

künstlerische Positionen junger norwegischer<br />

Künstler und Künstlerinnen vor. Exemplarisch<br />

zeigt deren Sicht etwa Rune Guneriussen,<br />

wenn er den norwegischen Wald mit banalen<br />

Zimmerlampen bestückt und so ironisch die<br />

Sehnsucht seiner Landsleute nach der heilen<br />

Natur auszuleuchten sucht. Und als Drittes<br />

bietet die Schau »Northern Norway« eine<br />

echte Sensation: Erstmalig werden Arbeiten<br />

des hierzulande kaum bekannten Fotografen<br />

Kåre Kivijärvi vorgestellt. Kivijärvi, 1938 in<br />

Hammerfest als Angehöriger der Minderheit<br />

der Kvenen geboren, arbeitete schon als Zeitungsfotograf,<br />

als er 1959 nach Essen an die<br />

dortige Folkwang-Schule ging, um Fotografi e<br />

Museum Kunst der Westküste<br />

Hauptstraße 1, 25938 Alkersum/Föhr<br />

Tel. 04681-747400<br />

www.mkdw.de<br />

Eröffnung aller drei Ausstellungen:<br />

Sonntag, 4. März.<br />

Die Ausstellungen »Norway<br />

Contemporary« und »Northern Norway«<br />

enden am 24.6.; »Faszination<br />

Norwegen« läuft bis zum 2.9.<br />

als Kunst zu studieren. Anschließend kehrte<br />

er nach Nordnorwegen zurück. Er unternahm<br />

aber auch Reisen nach Grönland, Nepal oder<br />

Nordrussland: Hauptsache, es war dort kalt<br />

und entsprechend einsam. Seine kontraststarken,<br />

zuweilen fast grafi schen und vor<br />

allem effektfreien Schwarz-Weiß-Bilder dürften<br />

in ihrer Strenge im größtmöglichen Gegensatz<br />

zur heutigen Flut an den bunten Bildchen<br />

auf Facebook und Instagram stehen.<br />

(Frank Keil)<br />

•<br />

78 <strong>Nordis</strong>


LESERFORUM & RÆTSEL<br />

Sehr geehrte frau Becker,<br />

ich möchte Sie auf mein Projekt polarkreisportal.de<br />

aufmerksam machen. Ich biete dort täglich Nachrichten aus<br />

dem hohen Norden von ausgewählten politischen Themen<br />

bis zur Kultur. […] Ich würde mich freuen, wenn Sie auch Ihre<br />

Leser auf diesen Service aufmerksam machen würden – als<br />

Ergänzung zum Printmagazin.<br />

mit freundlichen grüßen,<br />

Andrea Seliger<br />

Liebe Frau Seliger,<br />

wir haben uns im Webportal umgeschaut und machen<br />

unsere Leserinnen und Leser sehr gerne auf dieses Projekt<br />

aufmerksam.<br />

Unser Fazit zur Seite:<br />

Wer sich abseits der allgemeinen Nachrichten, die<br />

aus dem Norden zu uns herüberschwappen gezielt<br />

für Themen rund um den Polarkreis interessiert, ist<br />

auf der informativen Plattform goldrichtig aufgehoben.<br />

Ob erzabbaubedingte Stadtumsiedlung in Kiruna,<br />

Ausbeutung arktischen Öls in Norwegen, die Konflikte<br />

zwischen samischer Urbevölkerung und moderner<br />

Industrialisierung oder Unabhängigkeitsbestrebungen<br />

auf den Färöern, die Journalistin und Bloggerin<br />

beleuchtet alle Themen aus einer sachlichen und<br />

gründlich recherchierten Perspektive. Ergänzt wird<br />

das Angebot um Themen aus der Literatur, Musik und<br />

Kultur, die vielleicht insbesondere deshalb so interessant<br />

sind, weil sie fernab der großen Metropolen stattfinden.<br />

Sehr geehrter Herr Backhaus,<br />

Wir sind die Eltern von Paul, der bei der Silvester-Verlosung<br />

das Mini-Stipendium für das Outdoor College Ihres Verlags<br />

gewonnen hat. Wir möchten uns ganz herzlich auch im<br />

Namen unseres Sohnes bei Ihnen hierfür bedanken. Es war<br />

ein tolles Geburtstagsgeschenk für ihn und eröffnet nun<br />

Möglichkeiten für weitere Abenteuer. Schön, dass Sie das<br />

College und die Idee, die dahinter steht, unterstützen.<br />

mit herzlichen grüßen,<br />

nicole und michael Schneider<br />

Vielen Dank. Es freut uns sehr, dass wir das tolle<br />

Schulprojekt als Verlag bereits im dritten Jahr mit dem<br />

Mini-Stipendium unterstützen können. Wer neugierig<br />

geworden ist und mehr erfahren möchte, findet<br />

übrigens auf den Seiten 58+59 in dieser <strong>Nordis</strong>-<br />

Ausgabe einen ausführlicheren Bericht zum Outdoor<br />

College in Sirdal.<br />

grüezi,<br />

Ein kleiner Hinweis zum Artikel »Lautlos durch die Winterlandschaft«<br />

(NM 1/18): […] In der Zwischenzeit gibt es im<br />

Bereich klassisch neben dem Wachs- und den Schuppenskis<br />

wieder neu die Fellskis. Die sind eine solch exzellent gute<br />

Alternative zum Schuppenski, dass es diese bald nicht mehr<br />

geben wird. Auch der Wachsski wird nur noch von Spitzenläufern<br />

und sonstigen Fans gebraucht werden. Man hört<br />

bereits Prophezeiungen, dass bei entsprechenden Verhältnissen<br />

selbst an Weltcuprennen Fellskis zum Einsatz kommen<br />

könnten ...<br />

mit freundlichen grüßen,<br />

Andy Schneider<br />

Lieber Herr Schneider,<br />

vielen, herzlichen Dank für diese ergänzende Information.<br />

In der Tat setzen aktuell viele der großen Langlaufskihersteller<br />

auch zusätzlich auf Fellskier. Ihnen wird allgemein<br />

eine bessere Steigeigenschaft als Schuppen- oder Wachsskiern<br />

bestätigt. Inwieweit sich dieser Ski<br />

im internationalen Wettkampfsport<br />

und als Standardski für Langlauf<br />

etablieren wird, gilt es zu beobachten.<br />

Beste Grüße, Ihr <strong>Nordis</strong>-Team<br />

rÆtSel<br />

In Deutschland kümmern sich der Deutsche Wanderverband<br />

und regionale Gebirgs- und Wandervereine um den Erhalt und<br />

die Pflege von Wanderwegen und Unterkünften. Die älteste<br />

Outdoororganisation dieser Art in Skandinavien wurde 1868<br />

gegründet und feiert in diesem Jahr 150-jähriges Jubiläum.<br />

Wie heißt die organisation, die in ihrem Heimatland ein<br />

netz von mehr als 500 Hütten und Unterkünften betreibt?<br />

Zu gewinnen gibt es diesmal unterstützt von Fjord Line ein<br />

Exemplar von Harri Ahonens Reiseführer: Wanderwege Mittelskandinavien<br />

(Thomas-Kettler-Verlag).<br />

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Einsendeschluss ist der 1. April <strong>2018</strong>.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen<br />

lösung aus 1/18: Die isländische Lebensmotto,<br />

das auf Deutsch so viel wie »Das wird schon« bedeutet,<br />

lautet »Þetta reddast«.<br />

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<strong>Nordis</strong> 79


ZEITZEICHEN<br />

Foto: © Thomas Krämer<br />

umtriebiger<br />

NorWeger<br />

er war dichter, journalist und rebell, gilt als einer der<br />

Protagonisten des nynorsk, hat den norwegischen gebirgswanderverein<br />

det norske turistforeningen (dnt) mitgegründet<br />

und dem höchsten gebirge des landes, dem jotunheimen,<br />

seinen namen gegeben. aasmund olavsson vinje würde am<br />

6. april <strong>2018</strong> seinen 200. geburtstag feiern.<br />

teXt: thoMas krÄMer<br />

ob Olav Aasmundsson und seine<br />

Frau Thorbjørg Gjermundsdatter<br />

ahnen konnten, wie berühmt ihr<br />

am 6. April 1818 geborener Sohn Aasmund<br />

Olavsson Vinje einmal werden sollte? In die<br />

Wiege gelegt worden war ihm das jedenfalls<br />

nicht, waren seine Eltern im heimischen<br />

Vinje doch nur Häusler, also Kleinstbauern<br />

mit eigenem Haus, aber nur wenig Grundbesitz.<br />

Das Geld war knapp, der Drang nach<br />

Bildung jedoch groß – Vinje konnte schon<br />

mit neun Jahren lesen, fühlte sich aber<br />

gleichzeitig auch in der Natur wohl. Seine<br />

Leistungen beeindruckten sein Umfeld, aus<br />

dem einfachen Hütejungen wurde ein Schullehrer<br />

in Mandal, der großes Interesse an<br />

vinje-denkmal<br />

in eidsbugarden.<br />

200. geburtstag<br />

von aasmund<br />

olavsson vinje<br />

Literatur und Politik entwickelte. Vinje studierte<br />

Jura und kam in Christiania – dem<br />

heutigen Oslo – in Kontakt mit Henrik Ibsen,<br />

mit dem der mittlerweile auch journalistisch<br />

und publizistisch tätige Vinje das Wochenblatt<br />

»Andhrimmer« ins Leben rief.<br />

Seine Arbeit als Korrespondent der »Drammens<br />

Tidende« verbesserte ab 1851 seine<br />

wirtschaftliche Situation, die zuvor alles andere<br />

als rosig gewesen war.<br />

NYNORSK-PIONIER<br />

1858 gründete er sein eigenes Blatt, die Wochenzeitung<br />

»Dølen«, in der er vor allem<br />

selbst verfasste Werke veröffentlichte. Ab<br />

dieser Zeit schrieb er seine Texte in dem<br />

vom Sprachwissenschaftler und Dichter Ivar<br />

Aasen wenige Jahre zuvor entwickelten<br />

»Landsmål«, dem heutigen Nynorsk. Damit<br />

leistete Vinje einen Beitrag zur Verbreitung<br />

der auf westnorwegischen Dialekten fußenden<br />

Sprache, die Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

immerhin von einem Drittel der Menschen<br />

gesprochen wurde, mittlerweile aber nur<br />

noch von gut jedem zehnten Norweger im<br />

Alltag genutzt wird. Es folgte eine vom Staat<br />

fi nanziell unterstützte Studienreise nach<br />

England und Schottland, die er im Buch »A<br />

Norseman's Views of Britain and the British«<br />

festhielt, das später auch ins Norwegische<br />

übersetzt wurde. 1865 bekam er eine Stelle<br />

im Justizministerium, die er nach einem<br />

regierungskritischen Artikel 1868 wieder<br />

verlor.<br />

VINJES LIEBE ZU DEN BERGEN<br />

Im Sommer 1860 wanderte Vinje nahezu<br />

ohne Geld in der Tasche durch das Østerd<br />

alen nach Trondheim und durch das<br />

Romsdalen wieder zurück nach Hause. Seine<br />

Eindrücke von dieser Reise schilderte er<br />

im 1861 veröffentlichten Buch »Ferdaminne«,<br />

das zum ersten größeren, ganz in Nynorsk<br />

geschriebenen Werk wurde. In dieser<br />

Zeit entdeckte Vinje auch seine Liebe<br />

zur Natur wieder und baute sich 1868 die<br />

erste Hütte in Eidsbugarden, das heute als<br />

Wiege des Gebirgstourismus im Jotunheimen<br />

gilt. Die Hütte wurde später vom norwegischen<br />

Bankier, Konsul und Bergfreund<br />

Thomas Johannes Heftye übernommen,<br />

der mit Vinje nebst anderen just in jenem<br />

Jahr den norwegischen Gebirgswanderverein<br />

DNT gründete.<br />

GRAN STATT FALKETIND<br />

Am 12. April 1870 – knapp ein Jahr nach<br />

der Hochzeit – starb Vinjes Frau Rosa<br />

Constance Sophie Kjeldseth nach der Geburt<br />

ihres gemeinsamen Sohnes. Von diesem<br />

Schicksalsschlag sollte sich Vinje nicht mehr<br />

erholen. Er lebte einige Monate bei seinem<br />

Halbbruder in Kongsvinger, wurde dann in<br />

das Reichskrankenhaus eingeliefert, aus dem<br />

er sich am 26. Juli selbst entließ. Vinje wollte<br />

zurück ins Fjell, kam aber nur bis Gran in<br />

Hadeland, wo man ihn am Morgen des 30.<br />

Juli tot im Bett fand. Im Nachhinein wurde<br />

ein Krebsgeschwür im Unterleib festgestellt.<br />

Zum Gedenken an die für die Geschichte<br />

des Landes wichtige Persönlichkeit wird in<br />

jedem Jahr am norwegischen Nationalfeiertag,<br />

dem 17. Mai, an seinem Grab an der<br />

Søster-Kirche in Gran ein Kranz niedergelegt.<br />

Sein Jahre zuvor geäußerter Wunsch,<br />

seine letzte Ruhestätte auf dem Gipfel des<br />

Falketind im Jotunheimen zu bekommen,<br />

wurde ihm nicht erfüllt. Aber immerhin<br />

steht ein Vinje-Denkmal vor dem Hotel in<br />

Eidsbugarden.<br />

•<br />

80 <strong>Nordis</strong>


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Blockhüttenurlaub am See<br />

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Dänisch II 19.03.-23.03.<strong>2018</strong><br />

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Schwedische<br />

Konversation 19.03.-23.03.<strong>2018</strong><br />

April <strong>2018</strong><br />

Isländisch IV 03.04.-07.04.<strong>2018</strong><br />

Estnisch VII 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />

Norwegisch II 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />

Norwegisch IV 09.04.-13.04.<strong>2018</strong><br />

Finnisch VII 16.04.-20.04.<strong>2018</strong><br />

Lettisch II 16.04.-20.04.<strong>2018</strong><br />

Schwedisch II 23.04.-27.04.<strong>2018</strong><br />

Norwegische<br />

Konversation 23.04.-27.04.<strong>2018</strong><br />

MAi <strong>2018</strong><br />

Isländisch XVIII 02.05.-06.05.<strong>2018</strong><br />

Finnisch XXII 07.05.-11.05.<strong>2018</strong><br />

Norwegisch III 14.05.-18.05.<strong>2018</strong><br />

Dänisch III 14.05.-18.05.<strong>2018</strong><br />

Finnisch XVI 28.05.-01.06.<strong>2018</strong><br />

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<strong>Nordis</strong> 81


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sind ein Paradies für Kinder. So<br />

vieles gibt es hier zu entdecken und<br />

zu erleben. Ob beim Angeln, Kanufahren<br />

oder Schwimmen oder auf<br />

dem rasanten Zip-Line-Parcours –<br />

Langeweile kommt hier im Glasreich<br />

so schnell keine auf.<br />

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Sowohl für Familien als auch für Paare oder Alleinreisende<br />

sind die strand- bzw. naturnahen Plätze ein wunderbarer<br />

Ausgangspunkt, um die Region und ihre Sehenswürdigkeiten<br />

zu erkunden.<br />

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Der Gendarmstien oder »Gendarmenpfad« ist der erste Europäische<br />

Qualitätswanderweg Dänemarks. Auf dem 75 Kilometer<br />

langen Küstenwanderweg entlang der Flensburger Förde treten<br />

Wanderer in die Fußstapfen der dänischen Grenzgendarmen, die<br />

dort einst noch zu Fuß die Grenze mit Deutschland kontrollierten.<br />

Foto: © Uta de Monte<br />

Foto: © Stefanie Becker<br />

01 02<br />

03 04<br />

05 06<br />

07<br />

09<br />

11<br />

08<br />

10<br />

12<br />

01 jörn backhaus,<br />

geschäftsführung<br />

02 stefanie becker,<br />

chefredaktion<br />

03 tilmann bünz, kolumnist<br />

04 frank ditt mann, herausgeber<br />

05 hans klüche, freie Mitarbeit<br />

06 thomas krämer, freie Mitarbeit<br />

07 ger hard kraus, freie Mit arbeit<br />

08 jukka lampo,<br />

account Manager skandinavien<br />

09 ronja söderblom-frase,<br />

in elternzeit<br />

10 dagmar tigges, korrektorat<br />

11 esther Zisch, grafik<br />

12 hans Zollinger, nordis schweiz<br />

nordis – Das nordeuropa-magazin<br />

Maxstr. 64<br />

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verlag@nordis.com<br />

geschäftsführung: Jörn Backhaus<br />

redaktionsanschrift: Maxstr. 64, 45127 Essen<br />

nordis Schweiz: Hans Zollinger,<br />

Johanniterstrasse 3, CH-8820 Wädenswil<br />

Herausgeber: Frank Dittmann (V.i.S.d.P.)<br />

Chefredaktion: Stefanie Becker (sb)<br />

Korrektorat: Dagmar Tigges<br />

Ständige freie mitarbeit: Frank Keil (fk);<br />

Thomas Krä mer (tk); Gerhard Kraus (gk);<br />

Michael Kube (mku) (Klassik); Hans Klüche (hlrk);<br />

Claudia Rothkamp (cr); Suzanne Forsström (sf)<br />

Kolumne: Tilmann Bünz<br />

Karten: Jochen Fischer Karthographie, Aichach<br />

grafik/layout: Esther Zisch<br />

Druck: Peter Pomp, Bottrop<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Deutschland: Jörn Backhaus,<br />

<strong>Nordis</strong> Verlag GmbH, Maxstr. 64, 45127 Essen,<br />

Tel. 0201-8722-929, Fax: 0201-89425-11,<br />

joern.backhaus@nordis.com<br />

Finnland, Island, Dänemark, Norwegen, Schweden:<br />

Jukka Lampo, <strong>Nordis</strong> Verlag GmbH,<br />

Maxstr. 64, 45127 Essen, Tel. 0201-89425-258,<br />

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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 23<br />

vom 1. Oktober 2017.<br />

Abonnenten-Service:<br />

In Deutschland: <strong>Nordis</strong> Abonnentenservice,<br />

Maxstr. 64, D-45127 Essen, Tel. 02 01-8 72 29-0,<br />

Fax 02 01-89425-11, abo@nordis.com<br />

In der Schweiz: <strong>Nordis</strong> Schweiz Hans Zollinger,<br />

Montelunaweg 2, 7310 Bad Ragaz<br />

Tel. 0041-(0)44-780 25 28<br />

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Deutschland: IPS Pressevertrieb GmbH<br />

Carl-Zeiss-Str. 5, 53340 Meckenheim<br />

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Einzelverkaufspreise: 5 € / 9,80 sFr /<br />

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Jahresabonnement: 28 € (6 Ausgaben, einschl.<br />

Zustellgebühr und USt), 50 sFr<br />

Auslandsabonnement: 28 € zzgl. Auslands -<br />

versand kosten (5 €)<br />

Für Mitglieder der DNF ist der Bezug im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge von Mit ar bei tern<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Re dak tion oder<br />

der Herausgeber wieder. Sämt liche Informa tionen wurden<br />

nach bestem Wissen recherchiert; für die Richtig keit<br />

kann je doch keine Gewähr gegeben werden. Die Redaktion<br />

hat versucht, alle Copyright-Inhaber der Bil der in dieser<br />

Ausgabe ausfindig zu machen und zu kontaktieren. Etwaige<br />

Irrtümer oder fehlende Copyright-Hin weise werden<br />

bei Benachrichtigung in der jeweils kommenden Ausgabe<br />

aufgeführt. Für un verlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fo tos übernehmen Ver lag und Redaktion keine Haf tung.<br />

In allen Fällen höherer Gewalt be steht kein An spruch auf<br />

Nach lieferung und Rück zahlung des Bezugspreises.<br />

Eine Beilage der DNF befindet sich in der<br />

Aboauflage für DNF-Mitglieder. Eine Beilage von<br />

Dansk.de/Feriepartner befindet sich in der<br />

kompletten Auflage. Eine Beilage der Deutschen<br />

Bahn befindet sich in der kompletten Auflage.<br />

Die Beilage „Die nordischen Länder <strong>2018</strong>“ befindet<br />

sich in der gesamten inländischen Aboauflage.<br />

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Management von Deutsche Post DHL Group glich<br />

die beim Transport entstandenen Emissionen durch<br />

Klimaschutzprojekte aus.<br />

<strong>Nordis</strong> Verlag GmbH 2017 | ISSN 0946-1116<br />

Foto: © Erik van de Perre<br />

facebook.com/dasnordismagazin<br />

Deutsch-Norwegische<br />

Freundschaftsgesellschaft e.V.<br />

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