Reisebericht Sankt Petersburg
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SANKT PETERSBURG + KRIM<br />
EIN REISEBERICHT VON DER FRIEDENSGRUPPE<br />
DEUTSCH-RUSSISCHE FREUNDSCHAFT<br />
Hamburg, den 06.07.2018<br />
VERFASST VON VICTORIA TUSCHIK, KATRIN PRÜSS UND ANDREAS KOSACK
Inhalt<br />
Vorbemerkungen ......................................................................................................................................... 2<br />
1. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Samstag, 19.05.2018) ....................................................................................... 3<br />
2. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Sonntag, 20.05.2018) ........................................................................................ 4<br />
3. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Montag, 21.05.2018) ......................................................................................... 8<br />
Sehenswürdigkeiten in St. <strong>Petersburg</strong>: ..................................................................................................... 11<br />
Der Winterpalast: ....................................................................................................................................... 11<br />
„Der Eherne Reiter“.................................................................................................................................. 12<br />
Der Ostrowskij-Platz .................................................................................................................................. 13<br />
Feinkosthändler Jelissejew ........................................................................................................................ 14<br />
Die Isaakskathedrale ................................................................................................................................. 15<br />
Die Auferstehungskirche ........................................................................................................................... 16<br />
Mit der Fähre nach Peterhof ..................................................................................................................... 17<br />
Das Marinski Theater ................................................................................................................................ 19<br />
Vorbermerkung zur Krimreise .................................................................................................................. 20<br />
4. Tag, Krim, Simferopol, Jalta (Dienstag, 22.05.2018) .......................................................................... 21<br />
5. Tag, Krim, Jalta (Mittwoch, 23.05.2018) .............................................................................................. 24<br />
6. Tag, Krim, Jalta (Donnerstag, 24.05.2018) .......................................................................................... 29<br />
7. Tag, Krim, Gontscharnoje, Sapun, Sewastopol (Freitag, 25.05.2018) ................................................ 37<br />
8. Tag, Krim, Jalta, Artek (Samstag, 26.05.2018) .................................................................................... 45<br />
9. Tag, Krim, Jalta (Sonntag, 27.05.2018) ............................................................................................... 53<br />
Danksagung ............................................................................................................................................... 54<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
1
<strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> und Krim: Ein <strong>Reisebericht</strong><br />
von Victoria Tuschik, Katrin Prüss und Andreas Kosack<br />
Vorbemerkungen<br />
Unsere Friedensgruppe "Deutsch-Russische Freundschaft" mit Hauptsitz in Hamburg möchte im<br />
Folgenden über eine Russlandreise (St. <strong>Petersburg</strong> und Krim, 19.05. - 27.05.2018) berichten.<br />
Eine Delegation unserer Gruppe, bestehend aus 11 Teilnehmern reiste in freudiger Erwartung<br />
nach Russland und wir sind im Nachhinein sehr dankbar, dass unsere Erwartungen sogar übertroffen<br />
wurden, wir auf diesem Wege viele Freundschaften geschlossen haben sowie das Land<br />
und die russische Kultur näher kennenlernen durften.<br />
von links: Peter, Astrid, Mirko, Kai, Natalia, Thomas, Katrin, Sveta, Victoria, Frank, Nico, Andreas<br />
Unser deutsches Herz hat die "russische Seele" bewusst erlebt, die „russische Seele“ die sich<br />
z. B. in den Werken von Dostojewski und Tolstoi sowie in denen von Puschkin wiederfindet. Wir<br />
konnten am Ende unserer Reise nachempfinden, dass Rilke in Russland zum ersten Mal „ein<br />
nicht ausdrückbares Gefühl, ein Gefühl von Heimat überkam“.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
2
Unsere Friedensgruppe steht stellvertretend für alle Deutschen, denen friedliche und konstruktive<br />
Beziehungen zwischen dem russischen und dem deutschen Volk am Herzen liegen. In diesem<br />
Sinne verstehen wir uns als Botschafter der deutschen Volksdiplomatie.<br />
Wir erinnern uns gerne an Wladimir Putins "Liebeserklärung" an Deutschland, seine im Jahre<br />
2001 im Deutschen Bundestag auf Deutsch gehaltene vertrauensvolle Rede. Darin bietet der<br />
Präsident Russlands den Deutschen eine umfassende Zusammenarbeit an, mit Verweis auf die<br />
für beide Seiten unbegrenzten Möglichkeiten.<br />
Da die offizielle Politik der Bundesrepublik Deutschland diese ausgestreckte Hand unserer<br />
Meinung nach nicht ergreifen will, sondern sich zum eigenen Schaden an friedensgefährdenden<br />
<strong>Sankt</strong>ionen gegen Russland beteiligt, fühlen wir deutschen Volksdiplomaten uns aufgerufen,<br />
durch eigene Initiative tätig zu werden. Wir wollen den Frieden zwischen unseren Völkern<br />
erhalten und den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen unseren Völkern mit ganz<br />
konkreten Projekten fördern und ausbauen.<br />
An dieser Stelle möchten wir auf unser beiliegendes Kommuniqué verweisen, welches wir auf<br />
den offiziellen Empfängen an unsere russischen Freunde übergeben haben.<br />
1. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Samstag, 19.05.2018)<br />
<strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> ist eine der außergewöhnlichsten Städte, und daher unbedingt eine Reise wert.<br />
Sie liegt auf 44 Inseln im Mündungsdelta der Newa mit 68 Kanälen und Flussarmen. Die von<br />
Peter dem Großen erbaute alte russische Hauptstadt hat sich eine Homogenität der Stile<br />
bewahrt, die bei Städten dieser Größenordnung selten anzutreffen ist. Grund hierfür ist, dass<br />
diese Stadt sich nicht aus sich selbst heraus entwickelte, sondern stilvoll und kompetent geplant<br />
worden ist. Das „Fenster nach Europa“ ist vor allem auch für Besucher interessant, die die<br />
Kultur lieben und sich für Geschichte und Architektur interessieren.<br />
Wir hatten das große Glück, dass wir von unserer Freundin Olga Kusub, die seit Jahrzehnten in<br />
<strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> lebt und gebürtig von der Krim stammt, mit Herz und Seele sowie mit<br />
detailliertem Wissen durch diese wunderschöne Stadt geführt wurden. Sie selbst bezeichnet ihr<br />
<strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> als die „Schönste aller Städte“ - und wahrlich, wer einmal in <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong><br />
war, kann sich nur schwer seinem Zauber entziehen.<br />
Doch fangen wir von vorne an: Um 10:50 Uhr ist der A319 der Rossiya Airlines von Hamburg<br />
nach St. <strong>Petersburg</strong> gestartet, wo wir nach einem ruhigen Flug um 13:45 (14:45 Ortszeit)<br />
angekommen sind. Nach dem Abholen des Gepäcks und dem Durchlaufen der Grenzkontrollen<br />
wurden wir am Ausgang bereits von Olga erwartet, die uns für die nächsten Tage als Führerin<br />
und Dolmetscherin durch St. <strong>Petersburg</strong> begleitet hat. Nico hat einen Kleinbus organisiert, der<br />
uns bis zu einer Metro-Station innerhalb der Stadt gebracht hat, von wo aus wir mit der Metro<br />
Linie 5 bis zur Station Obwodny Kanal weitergefahren sind. Von den super langen Rolltreppen,<br />
den sauberen Stationen und den nicht überfüllten Metros waren wir sofort positiv beeindruckt.<br />
Von der v. g. Station gingen wir noch einen guten Kilometer bis zu unserem Hotel. Eigentlich<br />
nicht viel, aber nach dem bisher schon anstrengenden Tag, zu Fuß, mit Gepäck und bei warmem<br />
Sommerwetter, zog es sich hin. Um 17:00 Uhr kamen wir schließlich gut gelaunt im Hotel<br />
Bristol an, wo wir es uns im Vorraum auf den Sofas bequem gemacht haben. Das Einchecken<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
3
dauerte eine Stunde und unsere Reisepässe wurden an der Rezeption erst einmal einbehalten, da<br />
wohl ein paar mehr Formalitäten zu regeln waren.<br />
Danach sind wir kurz auf unsere Zimmer, jeweils große, saubere und gut ausgestattete Einzelzimmer,<br />
haben uns ein bisschen frisch gemacht und ab ging`s zum Treffpunkt mit Olga an der<br />
Metro-Station Admiralteyskaya. Von dort aus sind wir in ein russisches Lokal gegangen, welches<br />
Olga für uns zum Abendessen ausgesucht hat. Natürlich war es nicht ganz einfach, die russische<br />
Speisekarte zu entschlüsseln. Somit haben wir uns den kulinarischen Empfehlungen von Olga<br />
anvertraut und waren damit sehr gut beraten. Das Essen war sehr gut, es gab typisch russische<br />
Speisen.<br />
Nach dem Abendessen war von Müdigkeit nichts mehr zu spüren und wir ließen uns von Olga<br />
weiter inspirieren, eine kurze Stadtführung zur Isaaks-Kathedrale, zum Senatsplatz mit dem<br />
Reiterdenkmal „Medny Wsadnik“ für den Gründer dieser Stadt, Peter I, zum Admiralitätsgebäude<br />
und zum Schlossplatz mit dem Winterpalast.<br />
Die Abendstimmung im Zentrum von St. <strong>Petersburg</strong> haben alle von uns als etwas Besonderes<br />
empfunden. Der Himmel war zu später Stunde noch recht hell und hatte tatsächlich eine mehr<br />
weiße als blaue Farbe (die berühmten „Weißen Nächte“). Wir empfanden in diesen Momenten<br />
eine tiefe Entspannung und innere Zufriedenheit, ein toller Auftakt an diesem 1. Abend.<br />
Je nach Kondition sind einige von uns dann ins Hotel gefahren, um ihre Müdigkeit gegen einen<br />
sanften Schlaf in den bequemen und großzügigen französischen Doppelbetten einzutauschen.<br />
Andere haben noch einige Zeit die einzigartige nächtliche Stimmung in dieser schönen Stadt<br />
genossen.<br />
2. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Sonntag, 20.05.2018)<br />
Nach einer entspannten Nacht mit mehr oder<br />
weniger Schlaf und einem ausgiebigen, teils<br />
deftigem Frühstück im Hotel war für 10:00 Uhr<br />
ein Treffen mit zwei Abgeordneten des St.<br />
<strong>Petersburg</strong>er Parlaments im Hotel Bristol<br />
geplant. Das verzögerte sich allerdings etwas,<br />
so dass wir erst um 11:00 Uhr begonnen haben.<br />
Wir haben dafür extra einen klimatisierten<br />
Konferenzraum gemietet.<br />
Auf politischer Ebene hatten wir somit die Ehre,<br />
Herrn Ivan Kolpakow, Berater des Vorsitzenden<br />
des Ausschusses für internationale Zusammenarbeit<br />
der Regierung von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> und<br />
Herrn Alexander Konovalov, Berater des Vorsitzenden<br />
des Ausschusses für Jugendpolitik und<br />
Zusammenarbeit mit öffentlichen Organisationen<br />
der Regierung von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> zu einem<br />
persönlichen Gespräch zu treffen.<br />
Von links: Ivan Kolpakow, Andreas Kosack, Victoria Tuschik, Alexander Konovalov<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
4
Sie berichteten von ihrer Arbeit und ihrem Bemühen, den Austausch zwischen Deutschland und<br />
Russland voranzutreiben. Insbesondere auf den Schüleraustausch aber auch auf die Durchführung<br />
vieler kultureller Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung wird Wert gelegt.<br />
<strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> ist weltoffen und will als solches auch wahrgenommen werden.<br />
Mit Teilnehmern der Friedensgruppe<br />
Die russischen Bemühungen um gute Beziehungen zu Deutschland und das Engagement, mit dem<br />
diese Bemühungen auch von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong>er Seite betrieben werden, wurden in diesem<br />
Gespräch sehr deutlich. Umso bedenklicher erscheint die einseitige Berichterstattung in<br />
Deutschland, die nicht Freundschaft, sondern Angst<br />
vor Russland zum Inhalt hat. Über die Bemühungen<br />
von russischer Seite, die deutsch-russische<br />
Freundschaft zu pflegen, wird von den offiziellen<br />
Medien nicht berichtet, was in der deutschen<br />
Öffentlichkeit zu einem völlig verzerrten<br />
realitätsfernen Bild führt. Wir haben in diesem<br />
Gespräch erklärt, dass uns die deutsch-russische<br />
Freundschaft sehr viel bedeutet und wir diese<br />
Botschaft mitnehmen werden nach Deutschland.<br />
Als Zeichen unserer Verbundenheit mit Russland<br />
haben wir als Gastgeschenk eine Skulptur aus<br />
unserer Hauptstadt mitgebracht, die das Wahrzeichen<br />
von Berlin abbildet und gleichzeitig die<br />
nationale Personifikation Russlands darstellt:<br />
Einen Bären. Welches symbolische Geschenk<br />
könnte die tiefe Verbundenheit zwischen Russland<br />
und Deutschland besser ausdrücken ?<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
Von links: Victoria Tuschik Ivan Kolpakow,<br />
Nicolai Uryvskij<br />
5
In einer sehr angenehmen und vertrauensvollen Atmosphäre haben wir dann über unsere zukünftige<br />
Zusammenarbeit gesprochen, Adressen ausgetauscht und Erinnerungsfotos geschossen.<br />
Nach diesem Treffen haben wir uns alltagstauglich umgezogen und sind zur Isaaks-Kathedrale<br />
gefahren, wo wir uns mit Olga getroffen haben. Sie hat uns die wunderschöne Kathedrale<br />
gezeigt und wusste viele interessante Dinge darüber zu berichten.<br />
Olga bei den Erläuterungen in der Isaaks-Kathedrale<br />
Neben dieser tollen und prachtvollen Architektur waren wir angenehm überrascht, dass die<br />
Schüler von russischen Schulgruppen sehr aufmerksam den Erläuterungen des Lehrers folgten<br />
und wissbegierig bei der Sache waren. Das erschien uns nicht wie ein „Pflichtprogramm“ der<br />
Schule, sondern hier war ein ehrliches Interesse für russische Kunst, Kultur und Geschichte<br />
deutlich erkennbar.<br />
Ein Teil unserer Gruppe ist anschließend auf die Kuppel der Kathedrale gestiegen, um die herrliche<br />
Aussicht über die Stadt zu genießen. Die Anderen haben ein nahe gelegenes Lokal aufgesucht<br />
mit genügend freien Plätzen für uns alle. Das ist ab einer gewissen Gruppengröße gar<br />
nicht so einfach. Schließlich haben wir im Lokal „Glück“ drei freie Tische im Freien gefunden.<br />
Eigentlich wollten wir nur eine Kaffee-Pause einbauen, die sich dann aber wegen der tollen<br />
Atmosphäre, der netten Bedienung und den leckeren Speisen und Getränken über zwei Stunden<br />
hingezogen hat. Unser Programm war ja immer sehr eng getaktet, weil wir viel erleben wollten.<br />
Aber hier haben wir zwischendurch „die Seele so richtig baumeln lassen“.<br />
Das Lokal "Glück" heißt übrigens nicht zufällig so.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
6
Glücksmomente vor dem Lokal „Glück“<br />
Was für ein Glück für unseren Nico, als er direkt vor diesem Lokal zwei gute Freundinnen aus<br />
St. <strong>Petersburg</strong> wiedergesehen hat. So klein ist die Welt manchmal eben auch in St. <strong>Petersburg</strong>.<br />
Da es dann schon sehr spät wurde und die Zeit leider nicht stehen blieb, mussten wir<br />
anschließend zur Boots-Anlegestelle eilen, um die Karten für die morgige Fahrt zum Peterhof zu<br />
kaufen. Wir waren aber zu langsam und haben uns zusätzlich noch verlaufen, so dass wir etwas<br />
zu spät kamen. Unsere liebe Olga war ziemlich verzweifelt, da ihr Zeitplan mit uns diesmal nicht<br />
funktionierte. Uns als Gruppe bei den vielen Eindrücken und Erlebnissen immer wieder<br />
zusammenzuhalten und ein getaktetes Programm mit uns durchzuziehen, war nicht immer<br />
einfach.<br />
Anschließend sind wir dann ein Stück über den Newski-Prospekt, die längste Straße in St.<br />
<strong>Petersburg</strong>, geschlendert. Das war ein lohnenswerter Spaziergang, denn hier herrscht ein buntes<br />
Treiben, u. a. mit vielen spontanen Straßenmusikern.<br />
Von da aus ging unser kleiner Rundgang zum Michajlowskaja-Platz mit dem Puschkin-Denkmal<br />
in der Mitte. Auch dort herrschte ein reges Treiben und die Menschen genossen ihre Freizeit auf<br />
dieser kleinen Grünanlage. Auf dem Platz erklang eine wunderschöne Frauenstimme, die<br />
klassische Lieder gesungen hat. Bei genauerem Hinschauen stellte sich heraus, dass es ein Mann<br />
war. Nachdem wir eine Weile gelauscht haben, gingen wir vorbei am Russischen Museum zur<br />
Christi-Auferstehungs-Kirche und weiter in den angrenzenden Park.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
7
3. Tag, <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> (Montag, 21.05.2018)<br />
Auch dieser Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück im großen Speiseraum. Auf einem<br />
großen Fernsehbildschirm wurden Bilder von einer Demonstration in Deutschland gezeigt, die<br />
Frieden mit Russland zum Thema hatte. Zum Glück haben die Medienvertreter in Russland wohl<br />
erkannt, dass eine Diskrepanz besteht zwischen der BRD Staatsmeinung, die von Teilen der<br />
Politik sowie von den Systemmedien vertreten wird, und den demonstrierenden Menschen in<br />
Deutschland.<br />
Heute haben wir einen besonderen Höhepunkt unserer Reise erleben dürfen, den Besuch vom<br />
Peterhof. Nico konnte die Fahrkarten für die Fähre zum Glück noch gestern Nacht übers<br />
Internet buchen, nachdem wir es tagsüber nicht mehr geschafft hatten. Schon die Bootsfahrt über<br />
die Newa bei herrlichem Sommerwetter und schönsten Fotomotiven war ein bewegendes und<br />
gleichzeitig erholsames Erlebnis.<br />
Victoria und Kai; Newa Bootsfahrt zum Peterhof<br />
Die sehr gepflegten Parkanlagen im Peterhof mit unendlich vielen wundervollen Blumen und<br />
prachtvollem Baumbestand, die Vielzahl der Springbrunnen sowie die prunkvolle Architektur<br />
haben uns sehr beeindruckt. Wir haben alle tief durchatmen können. Etwas abseits von der<br />
prunkvollen Schlossanlage, wo sich die Touristen konzentriert aufhielten, konnten wir uns in den<br />
weitläufigen Parkanlagen wunderbar erholen. Für die Erläuterungen von Olga waren wir sehr<br />
dankbar.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
8
oben: Olga und Peter, unten: Kai, Nico, Mirko, Olga, Peter, Andreas, Astrid, und Thomas<br />
Vereinbarungsgemäß würden wir den Peterhof bei unserem nächsten Besuch mit Fahrrädern<br />
erkunden, da wir in der Kürze der Zeit nur einen Bruchteil dieser sehr weitläufigen Parkanlagen<br />
erleben konnten.<br />
Katrin kannte den Peterhof schon von einer früheren Reise und hat St. <strong>Petersburg</strong> an diesem Tag<br />
auf eigene Faust erkundet und danach von einigen sehr interessanten Erlebnissen berichtet:<br />
1. Geldumtausch in einer Bank: Dort geht es grundsätzlich anders zu als in deutschen Banken,<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
9
mit Wartenummern und Extrakabinen, in denen diskret die Bankgeschäfte erledigt werden.<br />
2. Der Sommergarten mit schönen alten Bäumen, die das Stadtleben vergessen lassen,<br />
Springbrunnen und 89 Marmor-Statuen, die im Ausland erworben bzw. die eigens für diesen<br />
Garten hergestellt wurden. 3. Die Trotsky-Brücke, das Newaufer und die Fregatte "Grace", ein<br />
alter Dreimaster aus Holz. Hier liefen Katrin zwei Schulklassen über den Weg, die einen Ausflug<br />
in die Peter & Pauls-Festung auf der Hasen-Insel machten. Es war schön anzusehen, wie sie<br />
artig, aber trotzdem kindlich lebendig und gut angezogen in Schuluniform, einige Mädchen mit<br />
geflochtenen Zöpfen, in Zweierreihen auf dem Weg gingen. 4. Besichtigung der Peter-Pauls-<br />
Kathedrale ,im Innern mit einer großen goldenen Ikonenwand. Auf dem Boden stehen zahlreiche<br />
Marmor-Särge Peters des Großen und seiner Familie. 5. Abschließend Fußbad im kalten Newa-<br />
Wasser und Besichtigung der großen Sand-Skulpturen für ein bevorstehendes Sandfest.<br />
Nach unserer Rückkehr mit den überwältigenden Eindrücken vom Peterhof haben wir das Freiwilligen-Zentrum<br />
für die Fußball WM 2018 in Russland besucht. (www.volspb.ru). Bereits 2017<br />
hat dieses Zentrum beim Fußball Confed Cup mit seinen freiwilligen Helfern für einen<br />
reibungslosen Ablauf der Spiele gesorgt.<br />
Die Fußballweltmeisterschaft 2018 wird in 11 Städten, darunter auch in <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong><br />
ausgerichtet.<br />
Im Freiwilligen Zentrum wurde dem<br />
Besuch unserer Friedensgruppe eine<br />
große Wertschätzung entgegengebracht.<br />
Frau Nikitina Darja<br />
Wasilijewna hat uns u. a. im Rahmen<br />
einer Powerpoint-Präsentation<br />
erläutert, wie im Freiwilligen<br />
Zentrum die Freiwilligen ausgebildet<br />
werden. Interessanterweise wurde<br />
viel Wert auf eine internationale<br />
Besetzung der Freiwilligenkontingente<br />
gelegt.<br />
Powerpoint-Präsentation von Nikitina Darja Wasilijewna<br />
Auf unsere Nachfrage hin wurde erklärt, dass Bewerbungen aus Deutschland nicht vorlagen,<br />
was uns gewundert hat. Der Sport soll schließlich Menschen zusammenbringen und keine<br />
Grenzen aufbauen.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
10
Enttäuscht hat uns auch die Tatsache, dass keine<br />
Delegation aus deutschen Parlamenten in <strong>Sankt</strong><br />
<strong>Petersburg</strong> gewesen ist, um sich die hochprofessionelle<br />
und äußerst engagierte Arbeit, die in<br />
diesem Freiwilligen Zentrum durch die jungen Leute<br />
vor Ort geleistet wird, anzuschauen und zu würdigen.<br />
„Wir würden uns sehr freuen, wenn sich auch<br />
Deutsche bei uns als Freiwillige bewerben würden.“<br />
Diese Worte haben uns sehr nachdenklich gestimmt.<br />
Sollte Sport nicht über der Politik stehen und gerade<br />
junge Generationen miteinander verbinden? Unserer<br />
Gruppe war es eine große Freude und Ehre, Einblick<br />
in die hochprofessionelle und engagierte Arbeit im<br />
Freiwilligencamp haben zu dürfen. Die Fußballweltmeisterschaft<br />
2018 in Russland wird ein großer<br />
Erfolg werden, und das vor allem wegen seiner<br />
hochengagierten und intelligenten Jugend.<br />
Von Links: Nikitina Darja Wasilijewna,<br />
Victoria Tuschik<br />
Ein Teil unserer Gruppe hat dann am Abend eine wunderschöne Ballettvorstellung im Mariinsky<br />
Theater besucht. Das Ballett hat in Russland bekanntlich eine lange Tradition. Die besten<br />
Balletttänzer der Welt kommen aus Russland. Hiervon konnten wir uns selbst überzeugen, als<br />
wir im Marinski Theater die Ballettaufführung „Ein Sommernachtstraum“ mit großer Begeisterung<br />
genießen durften.<br />
Sehenswürdigkeiten in St. <strong>Petersburg</strong>:<br />
Im Folgenden beschreiben wir einige der von uns besuchten Sehenswürdigkeiten von St.<br />
<strong>Petersburg</strong>:<br />
Der Winterpalast:<br />
Das bedeutendste Monument von <strong>Sankt</strong><br />
<strong>Petersburg</strong> ist die Zarenresidenz: Der<br />
Winterpalast (Simnyj dworez). Allein die<br />
immense Größe des Palastes beeindruckt<br />
jeden Besucher. Unbeschreiblich schön<br />
ist die türkisgrüne Farbgebung der<br />
Fassade, von der sich die großen weißen<br />
Säulen, die Fensterrahmungen und<br />
ockerfarbene Stuckverzierungen eindrucksvoll<br />
abheben. Vor dem Winterpalast<br />
befindet sich der weitläufige<br />
Schlossplatz mit der Alexander-Säule.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
Winterpalast<br />
11
Zu den Abendstunden versammeln sich viele Menschen auf diesem Platz, der auch häufig für die<br />
Aufführung von Theater und Musikstücken genutzt wird.<br />
Überhaupt ist <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> eine Stadt mit vielen<br />
jungen Menschen. Auf den Straßen wird viel<br />
musiziert und die Menschen treffen sich, um spontan<br />
zu tanzen oder auch einfach nur mitzusingen.<br />
Das Leben pulsiert in <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong>, gerade in<br />
den Nächten. Gleichwohl ist das kulturelle Erbe der<br />
Stadt stets präsent und wird von den Menschen vor<br />
Ort sehr hoch gehalten.<br />
Nächtliche Stimmung am Newaufer<br />
Wir waren von der St. <strong>Petersburg</strong>er Tradition der „Nacht der Museen“ beeindruckt: In dieser<br />
Nacht dürfen alle Menschen kostenlos die Museen in <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> besuchen. Und wer jetzt<br />
denkt, dass in dieser Nacht nur ältere Menschen unterwegs sind, der irrt. Junge Menschen<br />
beteiligen sich aktiv und markieren per App für ihre Freunde die schönsten Orte. Wir würden<br />
uns für Städte in Deutschland eine solche kostenlose Möglichkeit wünschen. Solche Traditionen<br />
sind ein aktiver Beitrag zur Bewahrung der eigenen Identität und der Vermittlung von Werten.<br />
Menschen treffen sich; Musiker<br />
„Der Eherne Reiter“<br />
Beeindruckend ist auch das berühmte Denkmal Peters I. am Ufer der Newa. „Der Eherne<br />
Reiter“ (Mednyj wsadnik) versinnbildlicht wie kein anderes Denkmal den kulturellen Aufbruch<br />
Russlands in das 18. Jahrhundert. Sein Schöpfer, der französische Bildhauer Etienne-Maurice<br />
Falconet, gab dem 1600 t schweren Granit die Form einer aufbrausenden Welle.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
12
Das aufbäumende Pferd und die erhobene Hand<br />
Peters I. symbolisieren den Aufbruch in die<br />
Zukunft, während das Pferd mit seinen<br />
Hinterbeinen eine Schlange zertritt, dem Sinnbild<br />
für das Böse. Katharina II. hatte das Denkmal in<br />
Auftrag gegeben, was aus der russischen und<br />
lateinischen Inschrift am Sockel unschwer zu entnehmen<br />
ist und gleichzeitig dem großen Selbstbewusstsein<br />
dieser außergewöhnlichen Herrscherin<br />
zollt, die als einzige Herrscherin schon zu Lebzeiten<br />
den Beinamen „Die Große“ trug“: „Peter dem<br />
Ersten von Katharina der Zweiten“.<br />
„Eherner Reiter“<br />
Der Ostrowskij-Platz<br />
Auf dem Ostrowskij-Platz (plotschad Ostrowskogo) ist ein Denkmal<br />
der Zarin zu sehen. Es zeigt Katharina II. in vollem Staatsornat. Zu<br />
ihren Füßen sind ihre engsten Berater und Mitarbeiter abgebildet:<br />
Potjomkin, Alexander Suworow, der Feldmarshall in den Türkenkriegen,<br />
Pjotr Rumjanzews, Oberbefehlshaber der russischen<br />
Truppen im Türkenkrieg 1770, Alexander Besborodko, Kanzler,<br />
Sekretär und Leiter der Außenpolitik, Iwan Betzkoj, Leiter der<br />
Kunstakademie und Baukommission, Wassilij Tschitschagow,<br />
Kommandant der baltischen Flotte, Admiral Grigorij Orlow, der<br />
Dichter und Sänger Gawril Derschawin und die Fürstin Ekaterina<br />
Daschkowa, Präsidentin der Akademie der Wissenschaften.<br />
Alexandra-Fjodorowna-Theater<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
Katharina II.<br />
In Fortsetzung unserer Stadtbesichtigung<br />
haben wir ein weiteres architektonisches<br />
Meisterwerk bewundern dürfen: das Rossis<br />
Alexandra-Fjodorowna-Theater. Die Hauptfassade<br />
wird von zwei Nischen flankiert, in<br />
denen die Musen Melpomene (Schauspiel)<br />
und Terpsichore (Tanz) zu sehen sind. Eine<br />
weitere Skulpturengruppe der Attika mit der<br />
Quadriga Apollons und Fries<br />
vervollständigen das Bild.<br />
13
In unmittelbarer Nähe des Theaters befindet sich<br />
zudem eine Statue des russischen Nationaldichters<br />
Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799-1837),<br />
der zugleich auch als Begründer der modernen<br />
russischen Literatur gilt. Folgende zwei zeitlose<br />
Zitate möchten wir an dieser Stelle gerne<br />
erwähnen.<br />
„Die Selbständigkeit des Menschen ist das<br />
Unterpfand seiner Größe.“<br />
„Es lebe die Vernunft und die Finsternis möge<br />
zugrunde gehen.“<br />
Puschkin-Denkmal<br />
Feinkosthändler Jelissejew<br />
Für alle Leckermäuler ist ein Besuch der Filiale des Feinkosthändlers Jelissejew an der Ecke<br />
des Newskijs zur Malaja Sadowaja uliza empfehlenswert. Der Architekt Gawriil Baraowskik<br />
stattete dieses Gebäude in geradezu überbordendem Maße mit Skulpturen und Dekor aus. Hier<br />
sind viele Köstlichkeiten zu erwerben und ganz nebenbei ein Klavierspiel ohne Klavierspieler zu<br />
bewundern.<br />
Außenansicht des Feinkostgeschäfts Jelissejew<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
Innenansicht des Feinkostgeschäfts Jelissejew<br />
14
Die Isaakskathedrale<br />
Von seiner Baukunst her ist <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong><br />
eine Stadt der Superlative. Die Isaakskathedrale<br />
(Isaakiewskij sobor) wurde von Auguste de<br />
Monteferrand geplant. Ihre Bauzeit betrug vierzig<br />
Jahre. Die 300.000 t schwere Kathedrale ist auf<br />
24.000 Baumstämmen tief gegründet, die in den<br />
sumpfigen Untergrund eingerammt worden<br />
waren. Bereits dies stellt eine technische Höchstleistung<br />
dar. Aber die Aufstellung der insgesamt<br />
112 Granitsäulen mit einem Einzelgewicht bis zu<br />
114 t ist wahrhaft bemerkenswert. Ein Modell in<br />
der Kathedrale zeigt, wie die Aufstellung erfolgt<br />
ist. Der gewaltige Innenraum der Kathedrale<br />
erstrahlt in luxuriöser Pracht. Es wurden 400 kg<br />
Gold, 1000 t Bronze, 16 t Malachit und die<br />
gleiche Menge an Lapislazuli verarbeitet.<br />
Oben: Vorderansicht der Isaakskathedrale<br />
Unten und rechts: Innenansicht der Isaakskathedrale<br />
Vom Dach der Isaakskathedrale haben wir einen wunderschönen Ausblick über die gesamte<br />
Stadt genossen:<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
15
Aussicht von der Isaakskathedrale<br />
Wie bei vielen anderen Gebäuden hatte der Zweite Weltkrieg auch an der Isaakskathedrale<br />
massive Beschädigungen hinterlassen. Umso beeindruckender sind die Restaurierungsleistungen,<br />
die zur vollständigen Wiederherstellung der Kathedrale geführt haben. Die Bilder von den Zerstörungen<br />
der Kathedrale durch den Zweiten Weltkrieg haben wir uns im Innern der Kathedrale<br />
angesehen.<br />
Die Auferstehungskirche<br />
Ein weiteres architektonisches Meisterwerk ist die Auferstehungskirche, auch als Blutkirche oder<br />
Erlöserkirche bekannt. Sie ist nach dem Vorbild der Moskauer Basilius-Kathedrale gestaltet und<br />
als einziges großes Kirchengebäude der Innenstadt, das nicht italienischen und klassizistischen<br />
westlichen Baustilen folgt, entsprechend auffällig.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Die außergewöhnlich schönen, bunten<br />
Ornamente sind der altrussischen Kunst zuzuordnen,<br />
und zwar aus der Epoche vor Peter I.<br />
Erbaut wurde sie von 1883 bis 1912 nach den<br />
Plänen des in Russland sehr bekannten<br />
Architekten Alfred Parlands, an der Stelle, an<br />
der Alexander II. einem Attentat zum Opfer<br />
gefallen war. Wunderschön sind vor allem die<br />
vielen Mosaike.<br />
Die Auferstehungskirche<br />
Mit der Fähre nach Peterhof<br />
Wer u.a. die beeindruckende Nordfassade<br />
des Winterpalastes sehen will, begibt sich<br />
hierzu am besten auf ein Schiff, denn die<br />
gold-grüne Fassade ist dem Fluss<br />
zugewandt. Diese Möglichkeit haben wir<br />
genutzt, als wir mit der Fähre nach Peterhof<br />
(Petergof) übergesetzt sind.<br />
Peter I. hatte 1704 den Auftrag erteilt, an<br />
der Südküste des Finnischen Meerbusens ein<br />
„russisches Versailles“ errichten zu lassen.<br />
Der Zar hatte die Anlage selbst konzipiert.<br />
Newa, Mit der Fähre nach Peterhof<br />
Die atemberaubende Gartenarchitektur prägte in allererster Linie der Landschaftsarchitekt<br />
Jean-Baptiste Leblond: Überall sind Fontänen und Kaskaden zu erleben. So schön Peterhof<br />
heute auch ist, so ist dieser Ort zugleich auch ein mahnendes Symbol in der deutsch-russischen<br />
Geschichte. Die Deutsche Wehrmacht hat während des Zweiten Weltkriegs Peterhof geplündert<br />
und nichts als Schutt und Asche hinterlassen. Peterhof ist heute also eine Rekonstruktion.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Peterhof, das „russische Versailles“<br />
Umso bemerkenswerter ist die Einstellung der Russen uns Deutschen gegenüber: Es gibt keinen<br />
Hass und auch keinen Groll angesichts dieses traurigen Kapitels unserer gemeinsamen<br />
Geschichte. Ganz im Gegenteil: Während unserer Reise haben wir stets eine große Herzlichkeit<br />
und Freundlichkeit gespürt. Die Geschichte des Peterhofs mahnt die verheerenden Folgen des<br />
Krieges an und steht zugleich für Aufbruch und die Hoffnung auf Frieden zwischen den Völkern.<br />
Insofern hat uns der Besuch dieses besonderen Ortes sehr berührt.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Blick auf die Wasserspiele von Peterhof<br />
Das Marinski Theater<br />
Als wir die Rossi-Straße (uliza sodtschego<br />
Rossi) weiter entlang gingen, gelangen<br />
wir zum Marinski Theater, einem<br />
Gebäudekorridor, der von der Rückfront<br />
des Theaters bis zum Lomonossow-Platz<br />
reicht. Das Besondere an diesem<br />
Gebäudekorridor ist, dass zwei 220 m<br />
lange, 22 m breite und 22 m hohe<br />
bauidentische Gebäude gegenübergestellt<br />
sind. Dort hat die Waganowa-<br />
Ballettschule ihren Sitz, aus der so<br />
bedeutende Tänzer wie Nischinskij oder<br />
die Pawlowa hervorgingen.<br />
Innenansicht des Marinski Theaters<br />
Im Marinski Theater entwickelte Marius Petipa die Choreografien seiner berühmtesten Werke,<br />
darunter „Schwanensee“ und „Der Nussknacker“.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Marinski Theaters<br />
Vorbermerkung zur Krimreise<br />
Wir sind auf die Krim gereist, um die Menschen, die Landschaft, die Geschichte und die Kultur<br />
kennenzulernen. Berührt hat uns die Herzlichkeit und Liebenswürdigkeit der Menschen, die trotz<br />
der erdrückenden <strong>Sankt</strong>ionen gegenüber Deutschen offenherzig und hilfsbereit sind. Unsere<br />
Gruppe hatte sich in Jalta in einer entzückenden kleinen Pension, von der wir fußläufig den<br />
Strand und die wunderschöne Strandpromenade erreichen konnten, einquartiert.<br />
Voranstellen möchten wir aber zunächst ein paar Eckdaten zu Jalta: Jalta liegt an der Schwarzmeerküste,<br />
79 km entfernt von Simferopol. Das Halbrund der Bucht ist von einer Hügelkette<br />
umgeben: Im Nordosten die Nikitska Yaila, die zum Kap Martian abfällt, im Westen der Berg<br />
Mogabi, der sich in einer felsigen Hügelkette zum Kap Ai-Todor hinzieht, und dazwischen die<br />
Yaltysnska Yaila. Jalta ist das Verwaltungszentrum der Kurregion Groß-Jalta. Diese Küstenregion<br />
ist 72 km lang und umfasst von Westen nach Osten die Orte Foros, Goluboi Zaliv, Simeiz,<br />
Alupka, Miskhor, Koreiz, Haspra, Oreanda, Livadiya, Yalta, Masandra, Nikita und Hurzuf sowie<br />
etliche kleinere Ortschaften. Die Stadt erhielt ihren Namen vom griechischen Wort „Yalos“, was<br />
„Küste“ bedeutet. Jalta ist vergleichbar mit der Côte d´Azur. Das Klima ist warm, im Sommer<br />
heiß, aber durch den Wind vom Meer stets angenehm. Das Schwarze Meer erstreckt sich bis zum<br />
Horizont, das Krimgebirge fällt schroff zum Meer hinab, die Abhänge sind tiefgrün und hinter<br />
jedem Felssprung tut sich eine neue Bucht auf. Die Häuser der Stadt sind wie Terrassen an den<br />
Abhang gebaut. Besonders atmosphärisch wird Jalta zu seinen Abendstunden, wenn die Strandpromenade<br />
in bunte Lichter gehüllt ist, sich die Menschen treffen, um den Straßenmusikanten<br />
zuzuhören. Die weitläufigen Paläste mit ihren weißen Fassaden und üppigen Portalen sind<br />
umgeben von weitläufigen Parks.<br />
Im Fokus unserer Krimreise stand indes nicht eine klassische Urlaubs-/Erlebnisreise. Wir<br />
wollten mit den Menschen und den Politikern vor Ort ins Gespräch kommen.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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4. Tag, Krim, Simferopol, Jalta (Dienstag, 22.05.2018)<br />
Die Nacht in St. <strong>Petersburg</strong> war sehr kurz, da wir schon gegen 4:30 Uhr aufstehen mussten, um<br />
rechtzeitig am Flughafen zu sein. Die Fahrt dorthin unternahmen wir mit einem Kleinbus-Taxi.<br />
Der Abflug ab St. <strong>Petersburg</strong> war um 8:35 Uhr mit Rossiya Airlines in einer Boeing 777-300.<br />
Nach einem ruhigen Flug mit guter Serviceleistung sind wir um 11:50 Uhr in Simferopol<br />
angekommen.<br />
Am Ausgang wurden wir von unserer guten Freundin Natalja mit einer deutschen Flagge<br />
herzlich begrüßt. Natalia ist u. a. auch sehr engagiert in der deutschen Krimgemeinde. Sie<br />
wartete auf uns in Begleitung von einem Reporter von Russia Today (Lokal-Sender), der gleich<br />
an Ort und Stelle ein Interview mit Andreas gemacht hat. Zwei Fragen des Reporters blieben uns<br />
in Erinnerung.<br />
Die 1. Frage des Reporters, ob unsere Friedensgruppe mit diesem Krimbesuch Angst vor<br />
Repressalien hätte, wurde von uns verneint, denn Angst ist kein guter Ratgeber. „Wir machen<br />
die Liebe und nicht die Angst zu unserem Ratgeber und Wegbegleiter.“<br />
Die 2. Frage des Reporters zielte auf unsere Eindrücke zum neuen Flughafen von Simferopol.<br />
Der Flughafen wurde kurz zuvor im April 2018 in Betrieb genommen und bis auf ein paar<br />
Kleinigkeiten war alles fertig. Wir haben eine tolle und moderne Architektur bestaunt. Wir<br />
waren beeindruckt, dass dieser Flughafen innerhalb von nur 2 Jahren Bauzeit fertiggestellt<br />
wurde. Andreas berichtete dem Reporter, dass der etwas größere Flughafenneubau in Berlin mit<br />
einer geplanten Bauzeit von ca. 5 Jahren (2006-2011) mit heutigem Stand von 2018, also nach<br />
12 Jahren, leider immer noch nicht fertig ist.<br />
Die Außentemperatur auf der Krim betrug angenehme 25° C. Die Fahrt auf der Landstraße nach<br />
Jalta ging vorbei an ausgedehnten Wäldern in hügeliger Landschaft. Das Klima und die<br />
allgemeine Atmosphäre sowie die Straßen-Randbebauung erinnerten uns etwas an die Türkei.<br />
Unsere Pension in Jalta war zentral gelegen, direkt an einem großen Markt. Wir wurden dort<br />
sehr herzlich von Luba, unserer Wirtin und späteren Freundin, begrüßt und in unsere Zimmer<br />
geführt. Wir waren angenehm beeindruckt von den komfortablen, sehr sauberen und hellen<br />
Doppelzimmern.<br />
Nach einer kurzen Erfrischungspause in der Pension sind wir in ein kleines, ortstypisches und<br />
sehr zu empfehlendes Restaurant gleich neben dem Obst- und Gemüsemarkt eingekehrt. Ähnlich<br />
einem türkischen Basar konnten wir eine reiche Auswahl an frischem und hochwertigem Obst<br />
und Gemüse bestaunen. Süße Erdbeeren, Nüsse, Trockenfrüchte, Öl, Gewürze, Süßigkeiten, eine<br />
große Auswahl an Bienenprodukten mit etlichen Honig-Sorten und viele Stände mit Granatapfel-<br />
Saft, Wein und Likör. Frischen Fisch gab es in gekühlten angrenzenden Läden.<br />
Das Obst, das wir natürlich sehr gerne probierten, war reif, voller Süße und Geschmack, im<br />
Gegensatz zum Obst, welches wir in Deutschland „konsumieren“. Viele von uns haben sich<br />
frische Erdbeeren und Granatapfelsaft mit auf das Zimmer genommen.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Nach der Stärkung mit leckeren russischen Speisen stand gleich der erste offizielle<br />
Programmpunkt an. Mit Taxis ging es zur Eissporthalle. Dort haben wir Jurij Gempel getroffen,<br />
dem Leiter des Programms "Volksdiplomatie" in Jalta, mit dem wir vor dem Spiel an einem<br />
Tisch saßen. Wir haben uns einzeln vorgestellt und unsere Beweggründe für diese Reise<br />
geschildert. Es gab auf beiden Seiten ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit und<br />
Planung von gemeinsamen Projekten.<br />
Jurij Gempel leitet seit dem Jahr 2014 das Programm „Volksdiplomatie“ in Jalta und versucht<br />
im Rahmen seiner Möglichkeiten die Völkerverständigung zwischen unseren Nationen aufrechtzuerhalten<br />
bzw. zu stärken.<br />
Dieses Unterfangen gestaltet sich angesichts der <strong>Sankt</strong>ionen als äußerst schwierig: Offizielle<br />
Staatsbesuche finden seit 2014 nicht mehr statt. Insofern möchten wir im Sinne einer deutschen<br />
Volksdiplomatie mit unsrem Besuch auf der Krim ein Zeichen für Frieden und Völkerverständigung<br />
zwischen unseren Nationen setzen. Hier ist ein verstärktes Engagement der Zivilgesellschaft<br />
gefragt.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Uns hat die ungezwungene Atmosphäre des Gesprächs sehr beeindruckt. Hauptproblem ist, dass<br />
die Menschen auf der Krim nicht in den Westen ausreisen können und folglich ein Austausch<br />
nicht stattfindet. Umgekehrt sind viele Deutsche durch die <strong>Sankt</strong>ionen so verschreckt, dass sie es<br />
ebenfalls unterlassen, die Krim zu besuchen.<br />
Nun aber zurück zum Tagesgeschehen:<br />
Zu unserer Überraschung wurden wir Besucher von einem Eishockey Freundschafts-Turnier auf<br />
der hochsommerlichen Krim, mit Beteiligung von einer deutschen und drei russischen Mannschaften.<br />
Die deutsche Mannschaft war<br />
organisiert und zusammengestellt von einem<br />
Deutsch-Russen aus dem Raum Bielefeld.<br />
Die Mannschaft war gemischt zusammengesetzt<br />
mit älteren und jüngeren Männern,<br />
einer Frau und einem Kind. Sie spielten<br />
sehr gut, mit Spaß und Freunde. Die<br />
Deutschen gingen als Sieger aus dem<br />
Turnier hervor. Im Finalspiel haben wir das<br />
letzte Drittel mitgefiebert, in dem wir oben<br />
auf der Tribüne unsere mitgebrachten<br />
Deutschland-Flaggen schwenkten.<br />
Jurij Grempel (Mitte) mit der deutschen Eishockeymannschaft<br />
Siegerehrung Eishockey<br />
Glückwünsche nach dem Finale<br />
Danach fand die Siegerehrung statt. Den Beteiligten war anzumerken, dass es allen viel Spaß<br />
gemacht hat. Jede Mannschaft freute sich über die Auszeichnungen der anderen Mannschaften.<br />
Wir standen auf der Eisfläche, wegen der Kälte zum Teil in unsere Flaggen gehüllt. Durch die<br />
Kälte, die in der Halle herrschte und wegen unserer leichten Sommerbekleidung fröstelten wir<br />
etwas während der Gratulation der Mannschaften.<br />
Vor dem Einkaufszentrum, in dem sich die Eissporthalle befand, haben wir nach dem Spiel mit<br />
den Spielern der deutschen Mannschaft gesprochen und Adressen ausgetauscht.<br />
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© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack
Nach einer folgenden Pause in unserer Pension ist ein Teil unserer Gruppe am späten Nachmittag<br />
an den herrlichen Strand von Jalta gegangen, u. a. um ein erfrischendes Bad im<br />
Schwarzen Meer zu nehmen. Bei einer Wassertemperatur von 19° C und klarem Wasser sowie<br />
mit vorbeischwimmenden Delphinen war das ein sehr schönes Erlebnis. Am Strand und an der<br />
Promenade ist uns eine entspannte und herzliche Atmosphäre der Krimbewohner sehr angenehm<br />
aufgefallen. Wir haben uns hier wirklich sehr wohl gefühlt.<br />
Am späten Abend sind wir dann frisch geduscht über die tolle Uferpromenade von Jalta<br />
geschlendert und in ein nahe gelegenes Restaurant unserer Freundin Luba zum Abendessen<br />
eingekehrt. Schon der Weg dorthin war ein emotionaler Höhepunkt unserer Reise. Die<br />
abendliche Stimmung auf der Uferpromenade von Jalta ist einzigartig, sehr interessant und<br />
gleichzeitig entspannend. Überwiegend die Bewohner von Jalta, einige russische und wenige<br />
ausländische Touristen genießen hier gemeinsam eine besondere Atmosphäre, mit Musikern,<br />
Tänzern, Künstlern, Wahrsagerinnen, Teleskopverleihern, und vieles mehr. Spontan finden sich<br />
Besucher bei den Musizierenden ein und tanzen ausgelassen, für jede Generation war etwas<br />
Passendes dabei, egal ob jung oder alt.<br />
Wir haben es am Beispiel dieser friedlichen und abendlichen Eindrücke als sehr wohltuend<br />
empfunden, wie die russische Nation ihre Identität und herzlichen Traditionen bewahrt. Im Vergleich<br />
zur Hamburger Alsterpromenade waren hier z. B. keine gewaltbereiten, mit Messern<br />
bewaffneten ausländischen Jugendbanden und keine Entfremdung durch ungezügelte Immigration<br />
zu erkennen.<br />
Abschließend möchten wir allen zukünftigen Jalta Besuchern das Restaurant unserer Freundin<br />
Lyuba empfehlen, welches wir während unseres Krimaufenthaltes mehrfach besucht haben. Das<br />
war ein kulinarischer Hochgenuss mit frischen einheimischen und qualitativ hochwertigen<br />
Produkten, begleitet von einer liebvollen und herzlichen Bedienung.<br />
5. Tag, Krim, Jalta (Mittwoch, 23.05.2018)<br />
Heute gab es ein liebevoll zubereitetes Frühstück in der Pension, welches jeweils auf den<br />
einzelnen Zimmern serviert wurde. Frisches Brot, Croissant mit süßer Füllung, Spiegelei, Salat,<br />
Tee oder Kaffee.<br />
Die sprachliche Verständigung mit Lyuba, unserer Wirtin, gestaltete sich zwar etwas schwierig,<br />
da sie weder deutsch noch englisch konnte und viele von uns nur wenig russisch sprachen. Aber<br />
irgendwie klappte es doch, denn die wichtigsten Worte und ein liebes Dankeschön hatten wir<br />
natürlich alle drauf.<br />
Anschließend sind wir in feiner Kleidung zum Rathaus von Jalta gegangen, in dem um 10:00<br />
Uhr ein offizielles Treffen mit dem Bürgermeister und einer 11 köpfigen Delegation der Stadt<br />
Jalta stattfand. Nach einer vorbereiteten Ansprache des Bürgermeisters und einer Rede von<br />
Andreas haben wir uns alle einzeln vorgestellt, woher wir kommen, was wir beruflich tun und<br />
was unsere individuellen Beweggründe für diese Reise sind. Dabei wurden die anfangs neugierig<br />
gespannten Gesichter der russischen Delegation schon in Kürze entspannt und zeigten im<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Verlauf unseres Treffens eine herzliche Freundlichkeit. Es schien so, als ob wir den richtigen<br />
Nerv getroffen und sie wirklich berührt haben. Sie waren uns wirklich dankbar und haben sich<br />
sehr gefreut, dass wir diese Initiative zur Völkerverständigung ergriffen haben. Die Teilnehmer<br />
der russischen Delegation wollen sich mit ihren Möglichkeiten dafür einsetzen, dass zwischen<br />
uns eine beständige Zusammenarbeit entsteht.<br />
Im Rathaus beim Bürgermeister<br />
Der Bürgermeister erklärte, dass ihm sehr an der deutsch-russischen Freundschaft gelegen ist,<br />
sie aber infolge der <strong>Sankt</strong>ionen auch mit vielen Mühen zu kämpfen haben. Hierzu muss man<br />
wissen, dass die wirtschaftliche Haupteinnahmequelle der Krim nach wie vor der Tourismus ist.<br />
Unter diesen <strong>Sankt</strong>ionen leidet diese Haupteinnahmequelle sehr. Die Auswirkungen auf die<br />
Menschen vor Ort kann sich jeder vorstellen. Die <strong>Sankt</strong>ionen tragen also wesentlich zu einer<br />
wirtschaftlichen Destabilisierung der Krim bei. Es ist daher schon zynisch, wenn seitens der<br />
verantwortlichen Politiker erklärt wird, man wolle die „humanitären Hilfen“ aufrechterhalten.<br />
Jeder Tourist, der auf die Krim reist, leistet mehr humanitäre Hilfe als diese politischen Sprechblasen.<br />
Wir waren somit sehr beeindruckt und in unserem Inneren berührt, dass wir vom Bürgermeister<br />
und den Abgeordneten mit so viel Freundlichkeit begrüßt worden sind und die Bereitschaft zum<br />
Dialog ununterbrochen besteht. Eine solche Haltung verdient Respekt. Die entsprechenden<br />
Presseartikel und ein Fernsehbericht spiegeln die russische Wertschätzung unseres Besuches<br />
wieder.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Als Zeichen unserer Verbundenheit mit<br />
der Krim und Russland haben wir als<br />
Gastgeschenk eine Skulptur aus<br />
unserer Hauptstadt mitgebracht, einen<br />
Bären, als Symbol der tiefen<br />
Verbundenheit zwischen Russland und<br />
Deutschland. An dieser Stelle möchten<br />
wir uns auch für die Gasgeschenke des<br />
Bürgermeisters, insbesondere den<br />
wunderschönen Bildband von der<br />
Krim herzlichst bedanken (s. Foto).<br />
Ein Gastgeschenk an unsere Friedensgruppe<br />
Nico und Natalja waren u. a. für die Übersetzung zuständig. Auch die Lokalmedien waren mit<br />
drei Kamerateams dabei. Nach etwa einer Stunde und der Übergabe von Gastgeschenken haben<br />
wir die offizielle Runde beendet.<br />
Im Anschluss haben wir mit ein paar Vertretern der russischen Delegation und den Presseleuten<br />
einen gemeinsamen Gang über die Strandpromenade unternommen. Auf der Promenade sind<br />
dann nochmal Interviews und Filmaufnahmen über spontane Begegnungen mit Passanten aus<br />
Jalta gemacht worden.<br />
Eine ältere Dame mit ihrem kleinen Enkelkind, die auf einer Bank saßen und ein Stück weiter<br />
zwei junge Frauen, die auf der Promenade spazieren gingen, waren zunächst sehr überrascht<br />
über das Interview und dann aber sehr redseelig und angetan von unserer Initiative auf der<br />
Krim.<br />
Gespräch mit der kleinen Valentina und<br />
ihrer Großmutter<br />
Victoria im Interview mit einem Lokalsender<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Jalta, im Gespräch mit zwei jungen Sportlerinnen<br />
von rechts, Viktoria, Lyuba, und<br />
2 Vertreter des Stadtparlamentes<br />
Zwischen unseren Programmpunkten hatten wir nur kleine Pausen, oft in unserer schönen und<br />
zentralen Pension, ein bisschen Zeit für einen frisch gepressten Granatapfelsaft oder für ein<br />
paar süße Erdbeeren und Weintrauben. Die Pension liegt trotz der zentralen Lage sehr ruhig.<br />
Lediglich ein paar Spatzen tobten tschirpend durch die Kirschbäume.<br />
Um 15:30 sind wir dann losgegangen, um uns pünktlich am Lenin-Denkmal zwischen Rathaus<br />
und Strandpromenade zu treffen. Uns erwischte ein heftiger Gewitter-Schauer, dessen Ende wir<br />
unter einem Café-Schirm und dann in einem Café bei frisch gepresstem Saft, Wein oder Kaffee<br />
abgewartet haben. Danach sind wir zur Seilbahn spaziert, die uns auf den Berg befördert hat.<br />
Jalta, Pause im Café an der Promenade<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Seilbahn in Jalta; Andreas<br />
Dort wurden wir zuerst durch das Automuseum geführt, in dem ein paar Enthusiasten tolle<br />
Oldtimer gesammelt und restauriert haben. Bei einigen Gruppenteilnehmern ist der Spieltrieb<br />
erwacht.<br />
Automuseum Jalta<br />
Rennfahrer Nico<br />
Danach wurden wir von der dortigen Restaurantbesitzerin zu hausgemachten Windbeuteln und<br />
Getränken eingeladen. Nach einigen Gruppenfotos vor herrlicher Kulisse (Stadt und Meer) sind<br />
ein paar von uns noch zum Grabmal eines Soldaten aufgestiegen, die Anderen wieder mit der<br />
Gondelbahn nach unten gefahren, um im Meer zu baden. Bis dahin war es ein längerer<br />
Fußmarsch, vorbei an einem schönen Promenaden-Weg, der von kleinen Läden und Restaurants<br />
gesäumt war. Am Weg stand eine kleine Kapelle, die die Keimzelle der Stadt Jalta war. Hier sind<br />
damals die ersten Fischerhäuser entstanden.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Kurze Zeit später haben wir auf der Strandpromenade ein junges Paar getroffen, mit dem unser<br />
Freund Eugen (Sohn von Natalia), befreundet war. Es ergab sich sofort ein nettes Gespräch auf<br />
Englisch und wir haben mit Karin die Adressen ausgetauscht.<br />
Die Wassertemperatur betrug 19°C und es kostete für einige von uns doch etwas Überwindung,<br />
ganz hineinzusteigen. Aber beim Schwimmen schien es dann nicht mehr so kalt. Durch den<br />
steinigen Strand, der hier relativ steil ins Meer abfiel, war das Wasser sehr klar und wir konnten<br />
meterweit in die Tiefe sehen. Das Wasser hat eine wunderschöne türkisgrüne Farbe.<br />
Der Abend stand als Freizeit zur Verfügung. Die letzten von uns waren gegen 2:00 Uhr im Bett.<br />
6. Tag, Krim, Jalta (Donnerstag, 24.05.2018)<br />
Heute hatten wir einen Schul- und Unibesuchstag. Unser erstes Ziel war die "Schule 1", die<br />
heute ihr Abschlussfest feierte. Es war eine der Schulen, die auch Deutsch unterrichtet. Der<br />
Abschluss-Jahrgang (11. Klasse) wurde verabschiedet und die Erstklässler, die nach den<br />
3-monatigen Ferien Ende August hier beginnen, wurden begrüßt.<br />
Bei schönstem sonnigem Wetter (25° C) scharten sich die Schüler zusammen mit ihren Klassen<br />
um den Schulhof herum, so dass der Platz in der Mitte frei blieb. Der war für Vorführungen<br />
vorgesehen. Zunächst marschierten einige Jungs der 11. Klasse militärisch korrekt im<br />
Gleichschritt und salutierten vor der russischen Fahne. Das hat einige von uns an die damaligen<br />
Fahnenappelle in der ehemaligen DDR erinnert.<br />
Danach begann ein buntes, emotionales und warmherziges Kulturprogramm. Die Schulabgänger<br />
haben einen wunderschön getanzten Krimwalzer einstudiert, fast so perfekt wie beim Neujahrskonzert<br />
in Wien. Eine Unzahl von bunten Luftballons stieg in den blauen Himmel auf. Das<br />
Festprogramm bestand aus Reden von Lehrern, der Direktorin und der Verleihung von<br />
Urkunden an die besten Lehrer und Schüler.<br />
Die Abgeordnete Lyubov Gribkova hat sich sofort bereit erklärt, uns schulische Einrichtungen zu<br />
zeigen. Sie ist Abgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit, Tourismus,<br />
auswärtige Angelegenheiten und Umweltschutz. Wir besuchten zwei Schulen.<br />
Das Schulsystem beginnt dort mit der ersten Klasse und endet mit der 11. Klasse. Die Schüler<br />
können sich dann entscheiden, ob sie eine universitäre Ausbildung anstreben oder eine sonstige<br />
Ausbildung. Entscheidet sich der betreffende Schüler für eine universitäre Ausbildung, so muss<br />
er einen Aufnahmetest an der Universität bestehen, erst dann darf er dort studieren. Als wir die<br />
Grundschulen besichtigten, war Einschulungstag. Der Einschulungstag wird in Russland<br />
traditionell sehr intensiv gefeiert. Die Schüler führen Tänze auf und singen. Das Besondere aber<br />
ist, dass die Erstklässler von den Schülern der Abschlussklasse in der Schule willkommen<br />
geheißen werden. Uns alle hat dieses hochemotionale Ereignis tief bewegt. Schüler und Lehrer<br />
weinten gleichermaßen vor Rührung.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
29
Überhaupt waren wir sehr beindruckt von der<br />
engen Beziehung der Schüler zu ihren Lehrern<br />
und zu ihrer Schule. Diese Form der<br />
Identifikation und auch die Verantwortung der<br />
älteren Schüler für die jüngeren kennen wir<br />
aus Deutschland nicht. Schule ist in Russland<br />
vor allem Gemeinschaft und dieses Gefühl<br />
haben wir deutlich wahrgenommen. Auch die<br />
Auszeichnung der Jahrgangsbesten war hochemotional,<br />
für die Eltern, die Lehrer und die<br />
Schüler selbst.<br />
Dem Besuch unserer Friedensgruppe an<br />
der Schule 1 wurde eine hohe<br />
Wertschätzung entgegengebracht, denn<br />
Andreas und Victoria durften je eine Rede<br />
halten. Diese Reden wurden von unserer<br />
liebevollen Begleiterin Natalia übersetzt.<br />
Danach war vorgesehen, dass Andreas und<br />
Victoria die Jahrgangsbesten (11. Klasse)<br />
für ihre besonderen Leistungen auszeichnen.<br />
Das haben die Beiden mit<br />
Freunde wahrgenommen und es war für<br />
unsere gesamte Friedengruppe natürlich<br />
eine besondere Ehre, dass wir diese Auszeichnungen<br />
vornehmen durften.<br />
Zwischendurch liefen die Absolventen der<br />
11. Klasse an den Reihen der Neulinge<br />
vorbei und berührten deren Hände, die<br />
ihnen mit Begeisterung entgegengestreckt<br />
wurden. Die kleineren Kinder zeigten einen<br />
einstudierten Tanz und zum Abschluss<br />
führten die Schulabgänger nochmals einen<br />
Krimwalzer vor. Diesmal tanzten Schüler<br />
und Lehrer zusammen. Da konnten sich<br />
viele die Tränen nicht mehr zurückhalten.<br />
Es war für alle ein sehr bewegendes<br />
Erlebnis.<br />
Schule 1, Blumenübergabe an die Friedensgruppe<br />
Schule 1, Auszeichnung der Jahrgangsbesten<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
30
Wir haben während dieser<br />
Schulveranstaltung eine sehr positive,<br />
fast familiäre Beziehung zwischen<br />
Lehrern und Schülern empfunden und<br />
dass die Kinder und Jugendlichen dieser<br />
Schule mit Freunde und Motivation dabei<br />
sind. Im Vergleich zur aktuellen Schulsituation<br />
in Deutschland sind an dieser<br />
Schule unserer Meinung nach deutliche<br />
Unterschiede im positiven Sinne zu<br />
erkennen.<br />
Schule 1, Krimwalzer<br />
Nach dem Fest gingen wir zu Fuß zur Pension zurück<br />
und nach einer kleinen Erfrischungspause mit frisch<br />
gepresstem Granatapfelsaft fuhren wir von dort aus<br />
mit einem Großraumtaxi zur Schule 12, die uns<br />
ebenfalls eingeladen hatte.<br />
Schule 1, 1. und 11. Klasse<br />
Auch hier wurde unsere Ankunft liebevoll vorbereitet und am<br />
Eingang warteten bereits Schüler und Lehrer auf unser<br />
Eintreffen. Im Lehrerzimmer hatten wir zunächst ein Treffen<br />
mit der sehr freundlichen und an unserem Krimbesuch<br />
interessierten Direktorin. Danach haben wir gemeinsam die<br />
Schule, diesmal im Inneren und bei laufendem Unterricht<br />
besichtigt. Zwei "junge Herren", die schon ganz gut Deutsch<br />
konnten, begleiteten uns ebenfalls. Sie ließen es sich nicht<br />
nehmen, die Rucksäcke von Katrin und Victoria zu tragen, ganz<br />
nach dem Motto: „In Russland gehört es zum guten Stil, Frauen<br />
behilflich zu sein“.<br />
Schule 12, Victoria und 2 Schüler<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
31
Im Gespräch mit den Schülern, die Deutsch lernen, wurde klar der Wunsch artikuliert, später in<br />
Deutschland im Rahmen eines Austauschs studieren zu wollen. Aufgrund der derzeitigen<br />
politischen Lage wird dies für diese jungen Menschen ein Traum bleiben, was uns sehr traurig<br />
und nachdenklich gestimmt hat. Hier konnten wir konkret erkennen, dass die derzeitige Politik<br />
der BRD auch zu Lasten der Jugend geht. Jeder junge Mensch sollte die Möglichkeit haben, Erfahrungen<br />
im Ausland zu sammeln und dort neue Freundschaften schließen zu dürfen. Mit<br />
welchem Recht wird dies den Schülern und Studenten auf der Krim verwehrt?<br />
Beeindruckt waren wir insbesondere auch von den Jüngsten, die sich sehr um das Erlernen der<br />
deutschen Sprache bemühen und deren Vorstellung von Deutschland als eine Nation, in der<br />
Bildung, Wissenschaft und Forschung hoch gehalten wird, tief verwurzelt ist. Die beiden jungen<br />
„Herren“ (s. Foto) konnten sich bereits sehr gut mit uns auf Deutsch verständigen und waren<br />
die Jahrgangsbesten ihrer Schule. Diesen Erfolg verdanken sie im Wesentlichen auch Frau<br />
Natalia Fomina, die ihnen unsere Sprache als Lehrerin näher gebracht hat.<br />
Im Pausenzimmer des Lehrerkollegiums kamen wir spontan mit einigen, an unserem Besuch sehr<br />
interessierten Lehrern ins Gespräch.<br />
In einem Klassenraum war ein Treffen mit Schülern vorbereitet, die bereits gut Deutsch<br />
sprachen, sodass es keiner Übersetzung mehr bedurfte. Sie waren anfangs sehr schüchtern, aber<br />
„das Eis ist sehr schnell aufgetaut“. Eine Schülerin würde sehr gerne in Deutschland studieren,<br />
wenn sie ihren Schulabschluss hat. Hoffentlich sind bis dahin die <strong>Sankt</strong>ionen gegen die Krim<br />
aufgehoben, sodass dies möglich sein wird.<br />
Uns haben die herzliche und respektvolle Atmosphäre sowie die Sauberkeit an dieser Schule<br />
positiv beeindruckt und angenehm berührt. Im Vergleich zur aktuellen Schulsituation in<br />
Deutschland sind unserer Meinung nach auch an dieser Schule deutliche Unterschiede im<br />
positiven Sinne zu erkennen.<br />
Diese Schule befand sich in der Nähe der Universität von Jalta, so dass wir zu unserem nächsten<br />
Ziel zu Fuß gehen konnten.<br />
Die wissenschaftliche Kompetenz der Universität ist beachtlich, was die diversen Publikationen<br />
der Universität belegen, die hier in Deutschland leider nicht publiziert und damit dem wissenschaftlichen<br />
Diskurs entzogen werden.<br />
Die Direktorin der Universität Jalta, Frau Ponomareva Elena Jurjewna, die sich dankenswerter<br />
Weise die Zeit nahm, sich mit uns auszutauschen, schilderte aber ein weiteres Problem, was ihr<br />
persönlich größte Sorge bereitete. Nachdem das Erasmus-Programm infolge der <strong>Sankt</strong>ionen<br />
ruht, wird die Universität durch dieses Programm nicht mehr unterstützt. Generell bestehen<br />
keine Kooperationen, was den universitären Diskurs mit anderen europäischen Universitäten<br />
nahezu vollständig zum Erliegen gebracht hat.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
32
Wissenschaftlicher Kongress der Universität Jalta<br />
Studentinnen der Universität Jalta, Fakultät Musik<br />
Rede von Nicolai Uryvski<br />
An der Uni waren wir als Gäste einer internationalen Konferenz eingeladen. Nico hat dort eine<br />
Rede gehalten und dabei unsere Initiative zur deutsch russischen Völkerverständigung vorgestellt.<br />
Zum Begleitprogramm der Konferenz gehörten u. a. gesanglich anspruchsvolle und beeindruckende<br />
Aufführungen der Musikstudentinnen. Wir bekamen wunderbare Gastgeschenke überreicht,<br />
mit denen niemand von uns gerechnet hatte, handgemalte Aquarelle von Gebäuden oder<br />
Landschaften der Umgebung. Während einer kurzen Pause haben wir uns bedankt und mit<br />
kleinen Gastgeschenken herzlich von unseren Gastgebern verabschiedet.<br />
Das folgende Mittagessen haben wir in der Unimensa eingenommen. Es gab Salate, Suppen,<br />
warme Speisen mit Fleisch oder Fisch, diverse Desserts und Kuchen, alles sehr lecker und zu<br />
günstigen Preisen. Wir haben es uns draußen unter den großen Coca-Cola-Sonnenschirmen und<br />
33<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack
auf Coca-Cola-Stühlen bequem gemacht. Coca-Cola gab es auch zu kaufen. Diese Firmen sind<br />
ja bekanntlich von den <strong>Sankt</strong>ionen nicht betroffen. Warum eigentlich nicht ?<br />
Von der Uni fuhren wir mit Taxis zu unserm nächsten Ziel, dem Liwadija-Palast. Das war die<br />
Sommerresidenz von Alexander II und später seinem Sohn Nikolaus II, dem letzten russischen<br />
Zaren. Weltweit bekannt wurde der Palast durch die Jalta-Konferenz der s. g. alliierten<br />
„Siegermächte“, die hier im Februar 1945 stattfand. Franklin D. Roosevelt, Winston Churchill<br />
und Josef Stalin trafen sich hier, um über das Nachkriegseuropa zu verhandeln. Der Palast<br />
wurde im frühen italienischen Renaissance-Stil, mit einem maurischen Innenhof 1910-1911 neu<br />
gebaut, nachdem der alte wegen erheblicher Grundwasserschäden abgerissen werden musste.<br />
Er besaß damals bereits viele Annehmlichkeiten wie elektrischen Strom, Telefon, Zentralheizung<br />
und einen Fahrstuhl. Wir wurden durch ein paar der insgesamt 116 Räume geführt, immer<br />
begleitet von einem Kameramann einer Lokalzeitung. Er hat am Schluss noch Interviews mit<br />
zwei Gruppenteilnehmern gemacht.<br />
Zar Nikolaus II. ließ die Palastanlage 1910 von dem Jaltaer Architekten Nikolai Krasnow<br />
errichten, der auf Geheiß des Zaren den Palast auch mit Telefon und Strom ausstattete. Der<br />
Haupttrakt der Palastanlage umfasst den<br />
sog. Weißen Palast, der als Wohn- und<br />
Repräsentationsgebäude ausschließlich<br />
für die kaiserliche Familie bestimmt war.<br />
Er ist im Stil der Frührenaissance<br />
konzipiert. Der Audienzsaal ist eine<br />
Kopie des Sitzungssaals des Rates der<br />
Fünfhundert im Dogenpalast zu Venedig.<br />
Der größte Raum im Palast ist der Weiße<br />
Saal mit riesigen Fenstern und kunstvollen<br />
Dekorationen. Eben hier berieten<br />
die Teilnehmer der Jalta-Konferenz.<br />
Vorderansicht des Liwadija-Palast<br />
Neben der Originaleinrichtung haben wir auch viele Fotos der Zarenfamilie bewundert. Der<br />
Weiße Palast erstreckt sich über zwei Stockwerke und hat zwei Innenhöfe. Im italienischen<br />
Innenhof sind auch heute noch viele Rosen angepflanzt, weil die Zarenfamilie diese Blume<br />
besonders schätzte. In diesem Garten wurde auch das Foto von Roosevelt, Churchill und Stalin<br />
gemacht, das damals um die Welt ging. Die Palastanlage umfasst weiter zwei große<br />
Nebentrakte, die für die Minister und den Hofstaat vorgesehen waren.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
34
Der weiße Saal<br />
Der italienische Innenhof<br />
Auf der Anlage befindet sich außerdem eine kleine russisch-orthodoxe Kirche. Umrahmt ist der<br />
Palast von einem annähernd 60 ha großen englischen Landschaftspark. Auf dem Parkgelände<br />
befindet sich auch das Denkmal für den Zar Alexander III., das am 18. November 2017 von<br />
Präsident Wladimir Putin eingeweiht worden ist.<br />
Denkmal des Zaren Alexander III.<br />
Am Abend fand ein weiterer Höhepunkt unserer Reise statt, diesmal ein gemütliches und<br />
freundschaftliches Treffen mit dem Bürgermeister von Jalta und ein paar Vertretern des Stadtparlaments.<br />
Nach einem Spaziergang über die Strandpromenade stiegen wir alle in<br />
Großraumtaxis und wurden zu einem stilvollen und rustikalen Restaurant im Wald oberhalb der<br />
Stadt gefahren. Dort wurden wir mit "Khlebosolstvo", dem traditionellen süßen Hefebrot, das<br />
zusammen mit Salz gereicht wird, empfangen. Danach gab es einen Happen Speckbrot, das<br />
üblicherweise vor dem ersten Wodka gegessen wird. Anschließend wurde dann auf einen sehr<br />
schönen und unterhaltsamen Abend angestoßen.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
35
Die Gastfreundlichkeit, mit der uns der Bürgermeister<br />
im Rahmen eines privaten Abendessens<br />
empfing, war außergewöhnlich. Besonders berührt<br />
hat uns die russische Tradition „Khlebosolstvo“.<br />
Das Brot als Ausdruck der Gunst des Gastgebers<br />
und das Salz als Zeichen seiner Liebe. Eine<br />
größere Wertschätzung kann man seinen Gästen<br />
nicht entgegenbringen.<br />
„Khlebosolstvo“<br />
In einer der Hütten des weitläufigen Restaurant-Komplexes war bereits eine große Tafel für uns<br />
eingedeckt. Brot, leckere Salate, Fleisch- und Käseplatten standen für uns bereit. Zu Trinken gab<br />
es köstlichen Wein, Saft aus Trockenfrüchten, vergorenen Kwass aus Früchten - und natürlich<br />
Wodka. Damit wurde bei jedem Toast angestoßen. So viele Toasts, jeweils in Begleitung mit<br />
einem Wodka, werden in Deutschland nicht ausgesprochen. Für uns Deutschen, die in der Regel<br />
selten einen Wodka trinken, war der angebotene Wodka sehr bekömmlich. Keiner hatte danach<br />
einen schweren Kopf oder andere Wehwehchen, was für die sehr gute Qualität des Wodkas<br />
spricht. Zwischendurch kamen die netten Kellnerinnen immer wieder mit warmen Speisen<br />
herum, die sie am Platz servierten. Getränke wurden reichhaltig und oft nachgeschenkt.<br />
Abendessen mit dem Bürgermeister von Jalta und Vertretern des Stadtparlaments<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
36
Jalta, Außenanlage des Restaurants, Katrin, Astrid, Victoria, Lyuba<br />
Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend, zu dem uns der Bürgermeister eingeladen hat. Es<br />
gab einige sehr offene Reden, in denen wir Gefühle und Meinungen aussprachen, die nur unter<br />
Freunden ausgesprochen werden. Wir waren z. B. berührt und erleichtert, dass unsere russischen<br />
Freunde über die wahren geschichtlichen Hintergründe der zwei Weltkriege sehr gut Bescheid<br />
wissen.<br />
Wir sind nach diesem einmaligen Erlebnis spät nachts voller Zufriedenheit in unsere Pension<br />
gefahren. Der harte Kern von uns (4 Gruppenteilnehmer) ist anschließend zum Mitternachtsbaden<br />
an den Strand spaziert.<br />
7. Tag, Krim, Gontscharnoje, Sapun, Sewastopol (Freitag, 25.05.2018)<br />
Wegen des frühen Aufbruchs gab es heute kein Frühstück. Wir fuhren im Kleinbus u. a. nach<br />
Gontscharnoje, einem deutschen Soldatenfriedhof<br />
(http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/sewastopol-gontscharnoje.html).<br />
Als Reiseführer hatten wir Alina und Albrecht von der deutschen Krimgemeinde dabei, die beide<br />
eine tolle Arbeit gemacht haben. Und natürlich Nico, der uns immer zusammengehalten hat, so<br />
dass niemand verloren ging.<br />
Wir sind zunächst auf der Landstraße oberhalb der Küste gefahren, so dass wir die ganze Zeit<br />
auf der linken Seite das Meer und auf der rechten Seite die Berge sehen konnten. Etwa einen<br />
Kilometer von der Küste entfernt zieht sich eine Hügelkette lang, die zum Teil aus Steilwänden<br />
bis ca. 1.000 Meter Höhe besteht. Die kleineren Hügel sind alle bewaldet, z. T. ist der rötlich-<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
37
aune Fels zu sehen. Die Straße führte vorbei am Katzenberg, wo man dreimal "Miau" rufen<br />
soll, um eine gute Fahrt zu haben.<br />
Wir fuhren durch den einzigen Tunnel der Krim (während der Durchfahrt an einen Wunsch<br />
denken und beim Austritt in die Hände klatschen, damit der in Erfüllung geht) und durch die<br />
einzige Galerie. Weiter ging es zum Drachen- und zum Bärenberg, die aussahen wie ein<br />
schuppiger Echsenrücken bzw. ein liegender Bär.<br />
Während unserer Reise haben wir uns auch<br />
mit einem traurigen Kapitel der deutschrussischen<br />
Geschichte beschäftigt. Wir<br />
besuchten die deutsche Kriegsgräberstätte<br />
bei Sewastopol – Gontscharnoje. Für die<br />
deutschen Gefallenen stellt die Stadtverwaltung<br />
Sewastopol ein etwa fünf Hektar<br />
großes Gelände zur Verfügung. Der Friedhof<br />
liegt 20 Kilometer außerhalb der Stadt in<br />
Richtung Jalta in der Nähe der Ortschaft<br />
Gontscharnoje an einem Berghang inmitten<br />
eines Eichenwaldes. Insgesamt bietet die<br />
Fläche Raum für 40.000 Gefallene. Bislang<br />
haben dort 24.000 Gefallene ihre letzte<br />
Ruhestätte gefunden. Bis heute werden auf<br />
der Krim die sterblichen Überreste deutscher<br />
Gefallener gefunden und dort beigesetzt.<br />
Die vielen Granitstelen mit den unzähligen eingravierten Namen der gefallenen Soldaten<br />
machten uns sehr traurig. Die meisten der Gefallenen waren fast noch Kinder, nicht älter als 20<br />
Jahre. Name und Geburts-/Sterbedatum sind in dicken Namensbüchern festgehalten. Anhand der<br />
Koordinaten für kleine Särge können Hinterbliebene ihren Verwandten auffinden und an dieser<br />
Stelle Blumen auf den Rasen legen.<br />
Der Friedhof wird von der deutschen Kriegsgräberfürsorge über Spenden finanziert und es gibt<br />
auch internationale Jugendprogramme, bei denen Jugendliche als Freiwillige bei der Pflege des<br />
Geländes mithelfen können.<br />
Als wir über den Friedhof gingen und die<br />
nicht enden wollende Zahl der Namen auf<br />
den mannshohen Steinen, die sich auf<br />
deren Vorder- und Rückseite befinden,<br />
lasen, wurde uns bewusst, wie kostbar und<br />
zerbrechlich Frieden ist. Frieden ist keine<br />
Selbstverständlichkeit, was man niemals<br />
vergessen sollte.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
38
Am Hohlkreuz haben wir schließlich<br />
auch in Gedenken an die Gefallenen<br />
Blumen niedergelegt. Viele von uns<br />
waren in Gedanken an Angehörige, die<br />
im Krieg gefallen waren. Wenngleich<br />
dieser Moment ein trauriger und<br />
nachdenklicher war, bin ich der Stadt<br />
Sewastopol sehr dankbar, dass sie den<br />
Deutschen dieses Gelände zur Verfügung<br />
gestellt hat, um ihre Toten zu<br />
ehren. Dies ist keineswegs selbstverständlich<br />
und verdient daher unseren<br />
Respekt.<br />
„Gedeket der Opfer aller Kriege. Ihre Schicksale ahe us zur Versöhug.“<br />
Im Gedenken und bei der Blumenniederlegung<br />
Am Eingang des Friedhofs befindet sich ein Informationsgebäude, in dem Besucher in speziellen<br />
Büchern nachschauen können, ob Verwandte hier bestattet worden sind. Die Dame, die den<br />
Informationsstand betreut, hat uns berichtet, dass hier bereits viele Deutsche Angehörige wiedergefunden<br />
haben. Sie zeigte uns auch persönliche Gegenstände der Soldaten, die teilweise ausgestellt<br />
wurden, was uns alle sehr bewegte.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
39
Persönliche Gegenstände der gefallenen deutschen Soldaten<br />
Weiter ging es zu unserem nächsten Ziel, einem russischen Kriegsdenkmal, dem "Sapun<br />
Mountain Memorial Complex". Vorher haben wir noch kurz an einem Markt gehalten, um rote<br />
Nelken zu kaufen.<br />
Ein paar von uns haben dort auch die Gelegenheit genutzt, um den ersten Kaffee des Tages zu<br />
sich zu nehmen.<br />
Das Denkmal besteht aus einem Gelände mit Museum, vielen Kriegsgeräten, Panzern und einem<br />
Schiff im Freien sowie dem zentralen Denkmal mit dem ewigen Feuer, an dem bereits viele rote<br />
Nelken von anderen Besuchern niedergelegt wurden. Dort haben auch wir unsere Nelken und<br />
einen bunten Blumenstrauß im stillen Gedenken niedergelegt.<br />
Die alten Schützengräben aus dem 2. Weltkrieg waren noch erhalten und es war ein<br />
beklemmendes Gefühl sich vorzustellen, dass hier so viele Menschen gekämpft haben und<br />
gestorben sind. Jedes Jahr gibt es auf dem alten Schlachtfeld diverse Veranstaltungen für<br />
Jugendliche, die hier hautnah die Schrecken des Krieges spüren können, in der Hoffnung, dass<br />
so etwas nie wieder passiert.<br />
Der Sapun ist ein annähernd 240 Meter hoher Höhenzug und liegt etwas über einen Kilometer<br />
südlich der Bucht von Sewastopol. Im Zweiten Weltkrieg fand dort die Schlacht um die Krim<br />
statt.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
40
Blumenniederlegung in Gedenken an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen russischen Soldaten<br />
Der Schrecken des Krieges war hier noch greifbarer. Sapun war Kriegsschauplatz: Die<br />
Verteidigungsanlagen sind teilweise noch erhalten. Insbesondere sind die Schützengräben noch<br />
vorhanden. Die Vorstellung, dass hier Menschen in großer Zahl gestorben sind, ist dort<br />
allgegenwärtig und sollte Mahnung für uns sein.<br />
Blick auf die Verteidigungsanlagen mit Schützengräben<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
41
Von dem Denkmal aus war es nicht mehr weit bis Sewastopol, wo wir ein wenig durch die Stadt<br />
geschlendert sind und ein paar Souvenirs gekauft haben. Die anschließende Pause in einem<br />
kleinen Café hat sehr gut getan.<br />
Malerisch ist auch die im<br />
Landesinneren eingegrabene<br />
Bucht von Sewastopol mit<br />
ihren zahlreichen Ausläufern.<br />
Die Stadt ist von<br />
Amphitheatern ähnlichen<br />
Erhebungen umgeben: im<br />
Norden von den Mekenziievi<br />
Hori, im Südosten vom Sapun-<br />
Hügel und den Feduniny-<br />
Hügeln.<br />
Grafskaya Kai<br />
Sewastopol ist der Sitz der russischen<br />
Schwarzmeerflotte mit Werft, Festung<br />
und Kasernen. Es war Katharina II., die<br />
den Befehl gab, in Sewastopol den<br />
Stützpunkt für die Schwarzmeerflotte zu<br />
bauen. Sewastopol musste sich immer<br />
wieder mutig verteidigen: Während des<br />
Krimkrieges (1853-1856) verteidigte<br />
sich die Stadt 349 Tage gegen die<br />
Angriffe der französischen, englischen<br />
und osmanischen Bündnisarmeen.<br />
Ein Schiff der Schwarzmeerflotte in Sewastopol<br />
Dieser Krieg verwandelte die Stadt in einen Trümmerhaufen. Der Wiederaufbau der Stadt<br />
dauerte 50 Jahre. Der Zweite Weltkrieg forderte aufs Neue den Heldenmut der Stadt heraus. Sie<br />
verteidigte sich vom 30.10.1941 bis zum 30.6.1942 gegen die 200.000 Mann starke deutschrumänische<br />
Armee. Die Stadt wurde ein weiteres Mal völlig zerstört. Aufgrund des beharrlichen<br />
Widerstandes gegen die deutschen und rumänischen Belagerer sowie der hohen Zahl der Todesopfer<br />
wurde Sewastopol 1945 zur „Heldenstadt“ erklärt.<br />
Die zerstörten Gebäude wurden nach dem Krieg sorgsam restauriert. Die historische Anlage der<br />
Straßen auf der Südseite der Stadt, die noch aus der Zeit der Krimkriege stammte, wurde<br />
beibehalten. Neben ihrer immensen Bedeutung als Militärstützpunkt ist die Stadt zugleich auch<br />
zu einem der größten Industrie-, Wissenschafts- und Kulturzentren der Krim geworden. Es gibt<br />
hier das Kowalewski-Institut für die Biologie der Südlichen Meere, das Seeinstitut für<br />
Hydrophysik, das Kriegsmarineinstitut und das Sewastopoler Institut für Präzisionsmaschinen.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
42
Weiter findet man hier auch das Russische Dramatische Lunatscharski-Theater, das<br />
Dramatische Lawrentjew-Theater und ein Tanztheater.<br />
Das Dramatische Lunatscharski-Theater<br />
unsere Gruppe in Sewastopol<br />
Direkt am Kai steht auf einer 10 Meter vom Ufer entfernten kleinen Felseninsel das Denkmal für<br />
die Versenkten Schiffe. Die Säule mit einem Adler auf der Spitze entstand 1905 zum 50. Jahrestag<br />
der Verteidigung von Sewastopol. Auf der Gedenktafel ist zu lesen: „Zum Andenken an die<br />
Schiffe, die in den Jahren 1854-1855 versenkt wurden, um die Einfahrt in den Hafen zu<br />
versperren.“ Das Denkmal ist beeindruckender Beleg für den Mut und die Entschlossenheit der<br />
Sewastopoler während des Krimkrieges: Sie haben ihre Stadt nie aufgegeben, sie mit ihrem<br />
Leben verteidigt und schließlich wieder aufgebaut.<br />
Das Denkmal für die versenkten Schiffe<br />
Sewastopol, Souvenirverkäuferin und unsere Gruppe<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
43
Die Stadt ist auf sieben Hügeln gebaut, die wie Finger ins Meer hineinragen. Wenn es nicht die<br />
Fährverbindungen zwischen diesen "Fingern" geben würde, müsste man mit dem Auto bis zu<br />
40 km von einem Stadtteil bis zum anderen fahren. In der Stadt gibt es über 2.000 Denkmäler,<br />
die an die Kriege erinnern, die die Stadt durchmachen musste. Diese Stadt hatte nicht nur im<br />
Krimkrieg 1853-1856 große strategische Bedeutung und war hart umkämpft.<br />
Auf der Rückfahrt haben wir einen längeren Halt bei Chersones eingelegt, der Ausgrabungsstätte<br />
der antiken griechischen Siedlung, die seit 2013 zum Weltkulturerbe der<br />
UNESCO zählt. Das Gründungsdatum wird auf 422 v.Chr. geschätzt. Es waren etliche Mauerreste<br />
der alten Siedlung zu sehen und noch viele Flächen, die noch nicht ausgegraben wurden.<br />
Die Ruinen der alten Basilika sind auf dem neuen 200 Rubel-Schein zu sehen. Hier befindet sich<br />
auch die 1892 eingeweihte Wladimir-Kirche, deren goldenes Kreuz über die gesamte Stadt<br />
leuchtet.<br />
Beeindruckend ist vor allem die Weitläufigkeit der Anlage der antiken Stadt sowie die restaurierte<br />
und 1852 eingeweihte Wladimir-Kirche. Die 1787 für die St. Nikolaus-Kirche in Taganrog<br />
gegossene „Glocke von Chersones“ steht direkt auf einer Anhöhe, die einen hervorragenden<br />
Überblick über die gesamte Anlage bietet.<br />
Blick über die antiken Ruinen (und auf Kai)<br />
Kai läutet die „Glocke von Chersonnes“<br />
Wladimir-Kirche<br />
Blick auf die antiken Ruienen<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
44
Weiter ging es auf der Landstraße entlang in Richtung Jalta, aber nicht ohne vorher beim<br />
Schwalbennest anzuhalten, welches wir vom gegenüberliegenden Ufer bewundert haben. Ein<br />
schnuckliges kleines Schlösschen, das direkt an einer steilen Felskante 40 m über dem Meer<br />
thront.<br />
Wer auf die Krim reist, sollte sich dieses Postkartenmotiv unbedingt anschauen: Das Kap<br />
Ai-Todor ist das bekannteste Motiv der Haspra, um nicht zu sagen, das Wahrzeichen der Krim.<br />
Die schmale und steile Landzunge ist mit dem über dem Abgrund hängenden Schwalbennest<br />
einer der wohl malerischsten Winkel der Südküste. Unser Reiseführer Albrecht von der<br />
deutschen Krimgemeinde berichtete uns, dass sich hier zuerst eine Villa befand, die auf Wunsch<br />
der Moskauer Millionärin Rachmanowa gebaut wurde. 1911 kaufte dann Baron Stengel, ein<br />
deutscher Ölindustrieller, das Grundstück. Er ließ die Villa abreißen und an ihrer Stelle ein<br />
Schlösschen im Stil einer Ritterburg errichten. Den ganzen Aufwand betrieb der Baron für seine<br />
Geliebte, die aber, so Albrecht, vom Schwalbennest wenig angetan war und den Baron verließ.<br />
Blick auf das Schwalbennest<br />
Nach diesem erlebnisreichen und auch etwas anstrengenden Tag haben wir uns abends noch ein<br />
erfrischendes Bad im Schwarzen Meer gegönnt. Es war eine romantische Abendstimmung. Das<br />
Meer war spiegelglatt und wärmer als vorgestern, diesmal allerdings auch mit kleinen weißen<br />
Quallen. Drei Delphine zeigten sich in ca. 50 m Entfernung, indem sie ein paar Mal kurz auftauchten,<br />
um uns zu grüßen.<br />
8. Tag, Krim, Jalta, Artek (Samstag, 26.05.2018)<br />
Heute fing der Tag ganz entspannt an, bevor es dann mit einem gewohnt vollen Programm<br />
losging. Frühstück gab es um 8:00 Uhr, wieder auf den Zimmern serviert. Heute hat Lyuba<br />
Omelett, Brot, Tomate, Gurke, Petersilie, süßes Rosinen-Gebäck und Tee/Kaffee für uns<br />
zubereitet.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
45
Abfahrt war um 10:00 Uhr mit einem Kleinbus-Taxi zum Artek-Ferienlager in Hursuf<br />
(www.artek.org). Dort mussten wir erst einmal die Formalitäten und die Registrierung erledigen.<br />
Ein Besuch in diesem Jugendlager ist nur mit Voranmeldung und nur in Begleitung<br />
möglich.<br />
Durch das Lager hat uns die bezaubernde Nina geführt, die viele interessante Dinge zu berichten<br />
wusste.<br />
Artek heißt "Wachtel", weil es auf diesem Gelände früher viele Wachteln gab. Es begann 1925<br />
als einfaches Kinder-Erholungslager mit wenigen Zelten. Kaum vorstellbar, denn aktuell sind es<br />
212 Hektar (10 Hektar mehr als das Fürstentum Monaco). Die Standlänge beträgt ganze 5 km.<br />
Auch ein offiziell registrierter Hafen gehört dazu. Dort liegt eine Yacht mit 200 Plätzen für<br />
Ausflüge in die Umgebung. Über die Hälfte der Grundfläche sind Parks mit vielen Bäumen. Im<br />
Sommer sind 3.500 Kinder im Lager, im Winter 2.500. Die Kinder im Alter von 10 bis 17 Jahren<br />
sind jeweils für 21 Tage hier, dann steht das Lager für kurze Zeit leer, bevor die neuen Kinder<br />
kommen. Es sind 25 Kinder in jeder Gruppe. Die weitläufige und hochmoderne Anlage ist unterteilt<br />
nach Interessensgebieten (Biologie, Geschichte, Mathematik, Musik, Sport, ...).<br />
Artek war einer der Höhepunkte unserer Reise. Artek ist eine staatliche Einrichtung, die direkt<br />
am Schwarzen Meer liegt und in der insbesondere hochbegabte Schüler in speziellen Ferienkursen<br />
fortgebildet werden. Die Schüler kommen aus der ganzen Welt. Dieses Jahr waren auch<br />
drei Schüler aus Deutschland da. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kinder die russische<br />
Sprache beherrschen.<br />
Der Lagerkomplex selber ist vollständig<br />
abgeschlossen, um die Sicherheit der Kinder<br />
zu gewährleisten. Die Anlage verfügt u.a.<br />
über ein eigenes Schwimmbad, Sportstadium,<br />
Theater, Wohneinheiten für Schüler und<br />
Lehrer, einen eigenen Strand sowie ein<br />
eigenes Schulschiff, mit dem Ausflüge, z.B.<br />
nach Sewastopol unternommen werden.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
46
Artek, Kinderfoto<br />
Artek mit Traumstrand<br />
Entstehung einer weiteren Schülerwohneinheit<br />
Sportstadium<br />
Die in wunderschöner Natur liegende Anlage wurde vollständig saniert und weiter ausgebaut.<br />
Derzeit wird der Anlage ein weiterer Wohn- und Lernkomplex hinzugefügt.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
47
Besuch des Jugendlagers Artek; von links: Natalia, Nina und unsere Friedensgruppe<br />
Der Aufwand, mit dem hier in die Jugend investiert wird, ist beachtlich. Vergleichbares ist uns<br />
aus Deutschland nicht bekannt. Wenn wir bedenken, dass in Deutschland kaum Geld zur<br />
Reparatur der Schulen zur Verfügung gestellt wird, Kindergärtenplätze fehlen und infolge von<br />
Lehrermangel der Schulunterricht teilweise nicht mehr gewährleistet ist, ist die Einrichtung<br />
Artek umso bemerkenswerter. Gleichzeitig ist diese Anlage aber auch Ausdruck für ein<br />
politisches Selbstverständnis, das in Deutschland derzeitig nicht vorhanden ist: In Russland wird<br />
die Bedeutung der Jugend für die Zukunft der russischen Gesellschaft gesehen und es ist Aufgabe<br />
des Staates in diese Zukunft zu investieren.<br />
Eine weitere Besonderheit in Artek ist der Unterricht in Diplomatie und Politik. Diesem Gebiet<br />
wird große Bedeutung beigemessen, was bereits durch die Größe des Gebäudes deutlich wird.<br />
Das Ziel von Diplomatie ist der Erhalt von Frieden und Wohlstand. Deshalb weist das Schild am<br />
Eingang des Gebäudes auch den Schriftzug „Kinderbotschafter des Friedens“ aus. Die internationale,<br />
friedliche Ausrichtung der Krim und Russlands tritt hier besonders deutlich hervor.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
48
Artek Gebäude „Kinderbotschafter des Friedens“<br />
Übergabe unseres Gastgeschenkes „Welterbe“<br />
Nicolai Uryvskij, Andreas Kosack, Lazareva Nina Egorovna, Victoria Tuschik<br />
Als Gastgeschenk haben wir an Frau Lazareva Nina Egorovna für die Bibliothek von Artek<br />
einen Bildband mit dem Titel „Welterbe: Deutschland lebendige Vergangenheit“ von Florian<br />
Heine und Günther Bayerl übergeben. In diesem wunderschönen Bildband werden alle derzeit<br />
42 Welterbestätten in Deutschland in ausdrucksstarken und mitreißenden Bildern dargestellt.<br />
Wir hoffen, den Kindern so ein Stück unserer wunderschönen Heimat näherbringen zu können.<br />
Im Artek gibt es auch eine eigene Fußballmannschaft. Im Mai 2016 wurde hier ein internationales<br />
Turnier ausgetragen. Das Stadion hat Platz für 7.000 Zuschauer. Insgesamt gibt es<br />
auf dem Gelände neun Plätze, auf denen Sport getrieben wird. Hier werden die Kinder gemäß<br />
ihrer Neigungen und Interessen gefördert und haben eine schöne Zeit. Es ist eine besondere<br />
Auszeichnung, hier sein zu dürfen.<br />
Die Finanzierung erfolgt jetzt durch den Staat, bis 2014 durch private Spenden. Die Ukraine hat<br />
die Infrastruktur angabegemäß etwas verkommen lassen, so dass Russland ab 2014 viel<br />
investieren musste, um hier alles wieder in Ordnung zu bringen und zu sanieren.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
49
Juri Gagarin war sechsmal hier, deshalb wird die Weltraumfahrt besonders ausführlich<br />
behandelt.<br />
2014 hat Wladimir Putin in der Artek-Arena eine Rede gehalten. Die Svetlana Medwedewa<br />
Stiftung (Ehefrau des russischen Ministerpräsidenten) und viele andere Partner, insbesondere<br />
russische Kosmonauten. unterstützten Artek.<br />
Nach dem beeindruckenden Besuch von Artek fuhren wir mit dem Bus wieder zur Pension und<br />
haben eine Erfrischungspause genossen.<br />
Zum Abschluss unserer Reise haben wir im Anschluss noch einen Ausflug in das Krimgebirge<br />
unternommen. Wir wanderten zum Utschan-Su-Wasserfall und die darüber befindlichen<br />
Anhöhen. Der Wasserfall liegt 7 km westlich von Jalta. Der Utschan-Su ist der höchste<br />
Wasserfall auf der Krim (98,5 m hoch). Auf der ersten Stufe des Wasserfalls wurde ein Haus mit<br />
der Funktion einer Wasserfassung aufgebaut, auf dessen Dach eine Adlerskulptur montiert ist.<br />
Der Name des Wasserfalls kommt aus dem Krimtartarischen und bedeutet „fliegendes Wasser“.<br />
Der Weg zum Gipfel ist für ungeübte Wanderer in ca. 1 Stunde zu schaffen. Die Anstrengung<br />
lohnte sich, denn wir wurden mit einem herrlichen Ausblick auf Jalta belohnt. Für uns gehörte<br />
dieser Ausblick zu einem der schönsten Momente auf der Krim.<br />
Joseph von Eichendorffs Worte kamen uns dort in den Sinn:<br />
„Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,<br />
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.“<br />
Unsere Wanderung im Krimgebirge, Ausblick auf Jalta<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
50
Zur Bergwanderung hat Natalja ihren Sohn Eugen und ihre Tochter Anastasia und weitere<br />
Freunde mitgebracht, die auch an unserem Ausflug teilnehmen wollten. Von uns kam ein Teil der<br />
Gruppe mit, so dass wir letztendlich 12 Wanderer waren.<br />
Es war offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel, da es am Parkplatz ein Restaurant, ein Café und<br />
etliche Souvenir-Stände gab. Der Wanderweg führte durch einen Pinien-Eichen Mischwald steil<br />
nach oben, vorbei an einem Aussichtspunkt mit einem herrlichen Blick auf Jalta und das Meer,<br />
einen kleinen Gebirgsbach, in dem wir eine Weile unsere Füße baden konnten (soll 20 Jahre<br />
jünger machen) und zu einem weiteren Aussichtspunkt, an dem wir bei einem Picknick ausgeruht<br />
haben.<br />
Jalta, Ausflug in das Krimgebirge<br />
Jalta, Krimgebirge, den Gipfel erreicht<br />
Krimgebirge, gelebte deutsch russische Freundschaft<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
51
Jalta, Krimgebirge, herzliche spontane Begegnung, russische Familie und Andreas<br />
Die Felswände sind hier zum Teil recht steil und schroff und die schräge Gesteins-Schichtung ist<br />
gut zu erkennen. Es war noch etwas Zeit, um zum nahen Wasserfall zu gehen, der allerdings nur<br />
im Frühjahr zur Schneeschmelze und im Herbst zur Regenzeit Wasser führt. Dann muss es wirklich<br />
beeindruckend sein, wie das Bild mit der Beschreibung der Sehenswürdigkeit vermuten<br />
lässt. Jetzt war nur ein dünnes Rinnsal mit immerhin ca. 100 m Fallhöhe zu erkennen.<br />
Ein Teil unserer Gruppe hat am Abend ein Konzert im Tschechow-Theater besucht. Um 19:00<br />
Uhr fing die Vorstellung an und mit dem Stadtbus haben wir es noch rechtzeitig geschafft. Es<br />
wurden Lieder vom russisch-aserbaidschanischen Komponisten und Sänger Muslim Magomajew<br />
(1942-2008) gespielt. Muslim Magomajew begann als Opernsänger, hat sich in seinen späteren<br />
Jahren aber mehr der Pop-Musik zugewandt und war schon in der damaligen Sowjetunion sehr<br />
populär.<br />
Es war für Hamburger Verhältnisse ein kleines Theater mit 11 Reihen á 15 Plätzen im Parkett<br />
und zwei Balkonen außen herum. Das Symphonieorchester der Krim spielte, abwechselnd<br />
dirigiert von einer Frau und vom Maestro, der zwischendurch auch zu Späßen aufgelegt war.<br />
Zwei wunderschöne Stimmen, ein Mann und eine Frau, haben abwechselnd oder im Duett die<br />
Lieder gesungen. Eine Moderatorin hat vor jedem Lied etwas über den Komponisten erzählt,<br />
wovon wir sprachlich leider wenig verstanden. Wir haben uns trotzdem sehr mit diesen<br />
Menschen verbunden gefühlt, denn das gemeinsame Erlebnis der Musik kann viele Brücken<br />
bauen und Herzen verbinden.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Im zweiten Teil nach der Pause hat das Orchester ein paar russische Volkslieder gespielt, die<br />
vom ganzen Publikum begeistert mitgesungen wurden. Da konnten einige von uns die Tränen<br />
nicht zurückhalten, so sehr hat sie das berührt. Nach jedem Stück, das gespielt wurde, hat das<br />
Publikum im Gleichtakt geklatscht, was bei uns nur am Ende eines Konzerts üblich ist.<br />
Am Schluss rief das ganze Publikum „more“, was wir als Zugabe gedeutet hatten. Es hieß aber<br />
„Meer“ und war ein Aufruf an den Dirigenten, das gleichnamige Lied zu spielen. Das hat er<br />
dann auch getan, mit dem Publikum als Chor. Das war einfach nur schööön. Für einige von uns<br />
war dieses Konzert das bewegendste Erlebnis auf dieser Reise.<br />
Draußen war es spät nach dem Konzert immer noch warm. Der Wind, der den ganzen Nachmittag<br />
schon mit Windstärke 4-5 geblasen hat, ist noch etwas aufgefrischt. Auf der<br />
Strandpromenade war noch viel Betrieb und ein paar Musikgruppen spielten dort. Das war ein<br />
wunderschöner Abschluss dieser Reise und wir haben ein wenig wehmütig an den nächsten Tag<br />
gedacht, der schon der Rückreisetag war. Wir wären sehr gerne noch geblieben und hätten das<br />
Leben hier noch näher kennenlernen wollen.<br />
Die Krim ist wahrhaftig ein Ort voller Magie, aber auch untrennbar mit unserer eigenen<br />
deutschen Geschichte verbunden. Auf unserer Reise waren wir alle zutiefst beeindruckt und<br />
berührt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen – trotz der <strong>Sankt</strong>ionen, die ihnen<br />
aufgebürdet werden, nur weil sie ihr Recht auf Selbstbestimmung ausgeübt haben.<br />
Unsere Gruppenleitung hat sich heute Abend noch zur Lage- und Zukunftsbesprechung mit<br />
Natalja getroffen, damit aus den neuen Kontakten nach Jalta auch wirklich etwas menschlich<br />
Wertvolles und Dauerhaftes zwischen unseren Nationen entstehen kann.<br />
9. Tag, Krim, Jalta (Sonntag, 27.05.2018)<br />
Heute ist Rückreisetag. Um 5:00 Uhr sind wir aufgestanden und um 6:00 gab es Frühstück mit<br />
Frischkäse, gefüllte Blini (Pfannkuchen), Rosinen-Schnecken, eingelegte kleine Feigen, Kaffee<br />
und Tee. Obwohl Lyuba jede Nacht bis 1:00 Uhr in ihrem Restaurant arbeitete, stand sie immer<br />
für uns auf, um Frühstück zu machen. Einfach toll und vielen Dank liebe Lyuba.<br />
Die Abfahrt mit dem Kleinbus-Taxi war um 6:45 Uhr, die Ankunft in Simferopol um 8:15 Uhr.<br />
Die Fahrtkosten pro Person: 410 Rubel (5,50 €). Nach dem Besuch der Souvenir-Läden im<br />
Flughafen und dem Nachtanken von Kaffee ging es ins Flugzeug. Es war ein ruhiger Flug nach<br />
Moskau von 11:00 – 13:20 Uhr. Dort war die Außentemperatur mit 21°C kühler als in Jalta,<br />
aber außer unseren beiden Rauchern hat niemand von uns die frische Moskauer Luft<br />
geschnuppert. Die Wartezeit haben wir in einem Flughafen-Café verbracht.<br />
Der Start des A320 nach Hamburg war pünktlich um 16:05 Uhr. Auch hier gab es die Getränke<br />
wieder aus Coca-Cola Pappbechern, die relativ unscheinbar den Namen der Fluggesellschaft<br />
Aeroflot aufgedruckt hatten. Sogar die Servierwagen hatten an den Seiten großflächige Coca-<br />
Cola Werbung. Auch in den Getränkeautomaten am Moskauer Flughafen gab es fast ausschließlich<br />
Produkte des „Coca-Cola-Imperiums“.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Der Flug verlief ruhig und wir kamen pünktlich und zufrieden in Hamburg an. Es war eine<br />
erlebnisreiche, aktive und sehr schöne Reise. Für viele von uns wird es mit Sicherheit nicht der<br />
letzte Besuch in Russland gewesen sein.<br />
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchten wir uns bedanken bei:<br />
Ivan Kolpakow, Berater des Vorsitzenden des Ausschusses für internationale<br />
Zusammenarbeit der Regierung von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong>, für das sehr informative und fachlich<br />
hoch kompetente Gespräch. Die Aufgabe, die Herr Kolpakow leistet, ist angesichts des<br />
derzeitigen politischen Klimas keine einfache. Umso wichtiger sind der Dialog und die<br />
Kooperation zwischen Deutschland und Russland.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Alexander Konovalov, Berater des Vorsitzenden des Ausschusses für Jugendpolitik und<br />
Zusammenarbeit mit öffentlichen Organisationen der Regierung von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong>, für<br />
sein Engagement und das fachlich sehr kompetente Gespräch. Die Aufgabe der Gestaltung<br />
der Zukunft für die russische Jugend im Rahmen internationaler Kooperation, die von Herrn<br />
Konvalov geleistet wird, ist hoch komplex und erfordert große Weitsicht. Umso wichtiger<br />
erscheint daher auch eine sorgsame Vernetzung mit zivilgesellschaftlichen Organisationen.<br />
Nikitina Darja Wasilijewna für ihr großes Engagement im Rahmen ihrer Tätigkeit im<br />
Freiwilligen Zentrum und insbesondere für ihre kompetenten Ausführungen hinsichtlich der<br />
Planung und Organisation des Großereignisses der Fußballweltmeisterschaft 2018.<br />
Olga Kusub für ihre Geduld und Herzlichkeit, die sie mit uns im Rahmen der Besichtigung<br />
von <strong>Sankt</strong> <strong>Petersburg</strong> hatte. An dieser Stelle möchten wir auch ihren Einsatz zur Situation<br />
auf der Krim erwähnen. Außergewöhnliche Menschen wie sie treffen wir gerne und wir<br />
freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.<br />
Alexey Vladimirowich Chelpanow, dem Bürgermeister von Jalta, für den freundlichen<br />
Empfang und die Ausrichtung des privaten Abendessens. Diese besondere Geste der<br />
Gastfreundschaft bleibt unvergessen.<br />
Lyuba Gribkova, Abgeordnete im Stadtparlament, für die Ermöglichung der Besichtigung<br />
der schulischen Einrichtungen auf Jalta und die überaus kompetente und freundliche<br />
Begleitung.<br />
Jurij Gempel, dem leitenden Verantwortlichen für das Programm „Volksdiplomatie“ in<br />
Jalta, für seine Offenheit und seinen unermüdlichen Einsatz zur Verbesserung der deutschrussischen<br />
Beziehungen. Wir freuen uns bereits jetzt auf die anstehende Zusammenarbeit.<br />
Elena Jurjewna Ponomareva, der Stellvertretenden Dekanin der Universität Jalta, für<br />
ihren bemerkenswerten persönlichen Einsatz, ihren Studenten den wissenschaftlichen<br />
Diskurs zu vermitteln, der ihnen von der EU verweigert wird. Wissenschaft soll Wahrheit<br />
produzieren, was ohne wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen ist. Wir fühlen uns<br />
verpflichtet, dieser von der EU aufoktroyierten Wissenszensur ein Ende zu bereiten.<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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Den Verantwortlichen aus der Regierung, die uns den Besuch in Artek ermöglicht haben.<br />
Unser Dank gilt insbesondere auch Frau Lazareva Nina Egorovna, die uns diese überaus<br />
beeindruckende Anlage von Artek gezeigt hat.<br />
Natalia Fomina, der Leiterin der Gesellschaftlichen Organisation „Lokale nationalkulturelle<br />
Autonomie der Deutschen des Stadtkreises Jalta Republik Krim“, für die<br />
Organisation der gesamten Reise. Zu erwähnen ist hier vor allem ihr unermüdliches<br />
Engagement, mit dem sie sich seit Jahrzehnten um die Freundschaft zwischen unseren<br />
beiden Ländern bemüht, und dies mit beachtlichen persönlichen und eigenen finanziellen<br />
Mitteln. Dieser persönliche Einsatz zeugt von einer Willenskraft und tiefen inneren Überzeugung,<br />
die wir in höchstem Maße bewundern und wertschätzen.<br />
Nicolai Uryvskij, dem Vorsitzenden der Eurasischen Gesellschaft, der den Austausch mit<br />
den Politikern und den Verantwortlichen der Bildungsträger vor Ort ermöglicht hat. Seine<br />
Kenntnisse von den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen auf der Krim waren von<br />
unschätzbarem Wert und resultieren aus seinem jahrelangen Bemühen um die Freundschaft<br />
zwischen unseren Nationen.<br />
Andreas Kosack, dem Leiter der Friedensgruppe deutsch-russische Freundschaft Hamburg,<br />
für die Organisation dieser unglaublichen Reise.<br />
Die deutsch-russische Freundschaft ist trotz der Weltkriege eine historisch gewachsene - echte -<br />
Freundschaft. Sie zu pflegen, sollte das Ziel deutscher Politik sein. Hierzu gehört ein Ende der<br />
<strong>Sankt</strong>ionen gegen Russland.<br />
In diesem Sinne schließen wir mit den Worten von Otto Fürst von Bismarck in seiner Reichstagsrede<br />
vom 04. Dezember 1874:<br />
„Am allermeisten achten wir die Meinung der uns seit einem Jahrhundert und<br />
noch heute intimsten unter den uns befreundeten Mächten, der russischen…“<br />
© Victoria Tuschik, Ass.iur., Andreas Kosack<br />
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