ÖPP/Vergabe• Newsletter - GGSC
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<strong>ÖPP</strong>/<strong>Vergabe•</strong> <strong>Newsletter</strong><br />
Juli 2006<br />
Liebe Mandantschaft,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
mit unserem aktuellen <strong>ÖPP</strong>/-<strong>Vergabe•</strong><br />
<strong>Newsletter</strong> möchten wir Sie wieder über aktuelle<br />
Entwicklungen auf den Gebieten <strong>ÖPP</strong><br />
sowie Vergabe informieren.<br />
Aus unserer <strong>ÖPP</strong>-Beratungspraxis lässt sich<br />
berichten, dass <strong>ÖPP</strong>-Vorhaben auch über die<br />
klassischen <strong>ÖPP</strong>-Bundesländer hinaus an<br />
Bedeutung gewinnen. Inzwischen wurde die<br />
Bekanntmachung zum Vergabeverfahren für<br />
den Brandenburgischen Landtag, das umfassend<br />
von [<strong>GGSC</strong>] betreut wird, veröffentlicht.<br />
Für den Neubau der Heinrich-Böll-<br />
Stiftung in Berlin wird der ebenfalls von<br />
[<strong>GGSC</strong>] betreute Teilnahmewettbewerb in<br />
Kürze abgeschlossen sein. Auch das Informationsbedürfnis<br />
der öffentlichen Auftraggeber<br />
in Bezug auf <strong>ÖPP</strong>-Verfahren ist ungebrochen.<br />
Wir verweisen hierzu auf die<br />
Rubrik [<strong>GGSC</strong>] auf Veranstaltungen.<br />
Unter www.ggsc.de finden Sie weitere Informationen<br />
zu [<strong>GGSC</strong>] sowie unsere aktuellen<br />
Ausgaben der <strong>Newsletter</strong> in den Berei-<br />
chen Abfall, Altlasten, Bau, Energie, Wasser,<br />
Verkehr und Gentechnik.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihr<br />
[<strong>GGSC</strong>]-Anwaltsteam<br />
Übersicht<br />
• Bekanntmachung Brandenburgischer<br />
Landtag veröffentlicht<br />
• OLG Frankfurt: Änderung von Wertungskriterien<br />
auch im Verhandlungsverfahren<br />
nicht zulässig<br />
• Sächsisches OVG: Rechtsschutz<br />
unterhalb der Schwellenwerte<br />
• OLG Düsseldorf: Aufgabenübertragung<br />
auf Zweckverbände und AöR nicht ausschreibungspflichtig<br />
• VK Sachsen: Trendwende beim Umgang<br />
mit fehlenden Eignungsnachweisen?<br />
• Mehr <strong>ÖPP</strong> im ÖPNV?<br />
• Neue Rechtsprechung zur Vergabe von<br />
Versicherungsleistungen: Kommunalversicherer<br />
als VVaG dürfen mitbieten<br />
• Praxistipp<br />
• [<strong>GGSC</strong>] auf Veranstaltungen<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc.de<br />
Stralauer Platz 34 10243 Berlin Fax: 030/726 10 26 10 Web: www.ggsc.de – 1 –
[BEKANNTMACHUNG<br />
BRANDENBURGISCHER LANDTAG<br />
VERÖFFENTLICHT]<br />
Am 07.07.2006 wurde die Bekanntmachung<br />
für das Vergabeverfahren zum Neubau des<br />
Brandenburgischen Landtages im Supplement<br />
zum Amtsblatt der Europäischen Union<br />
veröffentlicht. Damit beginnt das von<br />
[<strong>GGSC</strong>] rechtlich begleitete Vergabeverfahren<br />
zum Bau und Betrieb sowie zur Finanzierung<br />
des Landtagsgebäudes. Als Verfahrensart<br />
wurde der erst durch das <strong>ÖPP</strong>-<br />
Beschleunigungsgesetz in Deutschland eingeführte<br />
wettbewerbliche Dialog gewählt,<br />
der zunächst die Durchführung eines Teilnahmewettbewerbs<br />
vorsieht.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
Gnittke<br />
[OLG FRANKFURT: ÄNDERUNG VON<br />
WERTUNGSKRITERIEN AUCH IM<br />
VERHANDLUNGSVERFAHREN<br />
NICHT ZULÄSSIG]<br />
In Vergabeverfahren zur Begründung einer<br />
<strong>ÖPP</strong>, aber auch sonst bei komplexen Vergaben,<br />
die die Durchführung eines Verhandlungsverfahrens<br />
oder eines wettbewerblichen<br />
Dialogs rechtfertigen, ist es sehr<br />
schwierig, alle Kriterien zur Bewertung der<br />
Angebote bereits vor Aufnahme der Verhandlungen<br />
festzulegen. Vielfach stellt sich<br />
im Lauf der Verhandlungen heraus, dass die<br />
Angebote einiger Bieter für die Vergabestelle<br />
bestimmte Vorteile beinhalten, die sie<br />
gerne bei der Wertung berücksichtigen würde,<br />
während andererseits andere Angebote<br />
vielleicht in bestimmten Punkten nachteilig<br />
sind, die von den Zuschlagskriterien so zuvor<br />
nicht abgebildet worden sind. Daher stellt<br />
sich immer wieder die Frage, inwiefern im<br />
Verhandlungsverfahren oder auch im Rahmen<br />
eines wettbewerblichen Dialogs die<br />
Wertungskriterien im Nachhinein durch Bekanntgabe<br />
gegenüber allen Bieter noch modifiziert<br />
werden können.<br />
Änderung wäre wettbewerbsverzerrend<br />
Das OLG Frankfurt hält dies im Zeitpunkt<br />
nach Abgabe der ersten bzw. indikativen<br />
Angebote nicht mehr für zulässig (Beschluss<br />
v. 28.02.2006, Az.: 11 Verg 15/05 und<br />
16/05). Das Gericht sieht sonst die Gefahr<br />
erheblicher Wettbewerbsverzerrungen, weil<br />
bei einer möglichen Abweichung von den<br />
bisherigen Zuschlagskriterien solche Kriterien<br />
herausgestellt werden könnten, die auf<br />
bereits vorliegende Angebote bestimmter<br />
Bieter zugeschnitten sind. Im Übrigen, so<br />
das Gericht, diene die frühzeitige Festlegung<br />
aller Auftragskriterien der Information der<br />
Interessenten, ob die Teilnahme am Wettbewerb<br />
für sie überhaupt lohnend und die<br />
kostenträchtige Ausarbeitung eines Angebots<br />
erfolgversprechend erscheint. Hierauf<br />
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ichteten die Bieter bereits ihr erstes Angebot<br />
aus.<br />
Konkretisierung aber möglich<br />
Die Modifikation von Zuschlagskriterien, wie<br />
sie das OLG Frankfurt zu beurteilen hatte, ist<br />
zu unterscheiden von einer Konkretisierung,<br />
die nach der Rechtsprechung des EuGH bei<br />
allen Verfahrensarten zulässig ist, wenn folgende<br />
Grenzen beachtet werden: Die bekannt<br />
gegebenen Zuschlagskriterien dürfen<br />
hierdurch keine Modifikation erfahren; die<br />
Konkretisierung darf nicht in einer Weise erfolgen,<br />
dass die Bieter, wäre sie vorher erfolgt,<br />
ihre ersten Angebote anders gestaltet<br />
hätten, und die Konkretisierung darf keine<br />
diskriminierende Wirkung gegenüber einzelnen<br />
Bietern haben.<br />
Weitere Spielräume?<br />
Neben diesem Spielraum verbleibt möglicherweise<br />
noch ein Spielraum der Modifikation<br />
in nur unerheblichem Umfang, wie ihn<br />
das OLG Frankfurt bereits angesprochen hat.<br />
Das Kammergericht hielt es in einem Ausnahmefall<br />
einmal für möglich, an ein „zentrales<br />
Bewertungskriterium“ (tatsächlich<br />
ging es um Leistungsanforderungen) für die<br />
Zuschlagserteilung höhere Anforderungen<br />
zu stellen, als es nach den Verdingungsunterlagen<br />
zu erwarten war, wenn alle noch<br />
beteiligten Bieter Gelegenheit erhalten, ihr<br />
Angebot daraufhin anzupassen (Beschluss v.<br />
03.11.1999, Az.: Kart Verg 3/99).<br />
Bewertung durch [<strong>GGSC</strong>]<br />
Insofern gilt es, erstens vor Versendung der<br />
Verdingungsunterlagen im Verhandlungsverfahren<br />
oder wettbewerblichen Dialog<br />
sehr viel Sorgfalt auf die Formulierung der<br />
Zuschlagskriterien zu verwenden und die<br />
richtige Balance zwischen Offenhaltung für<br />
die Berücksichtigung möglichst vieler Aspekte<br />
einerseits und der erforderlichen Transparenz<br />
andererseits zu finden. Zweitens muss,<br />
sollte dennoch später der Wunsch bestehen,<br />
nach Durchsicht der ersten Angebote Modifikationen<br />
vorzunehmen, behutsam der<br />
Spielraum ausgelotet werden, den die bisher<br />
hierzu ergangenen Entscheidungen lassen.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
Dr. Michels und Rechtsanwältin<br />
Gnittke.<br />
[SÄCHSISCHES OVG:<br />
RECHTSSCHUTZ UNTERHALB DER<br />
SCHWELLENWERTE]<br />
Das Sächsisches OVG hat in einem Beschluss<br />
vom 13.04.2006 (2 E 270/05) in Sachsen den<br />
Weg für ein verwaltungsgerichtliches Vorgehen<br />
gegen Vergaben unterhalb der<br />
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Schwellenwerte freigemacht. Durch den Beschluss<br />
wird eine Entscheidung des VG Leipzig<br />
aufgehoben, das das Vergabeverfahren<br />
zur Vergabe öffentlicher Aufträge allein dem<br />
Zivilrecht zugeordnet hatte und daher den<br />
Rechtsstreit auf den Zivilrechtsweg verweisen<br />
wollte.<br />
Anders sieht dies das Sächsische OVG: Zwischen<br />
Vergabestelle und Bietern bestehe ein<br />
öffentlich-rechtliches Rechtsverhältnis. Die<br />
Auswahl des Auftragnehmers sei als erste<br />
Stufe der Vergabe öffentlicher Aufträge aufgrund<br />
der spezifisch öffentlich-rechtlichen<br />
Vorgaben für diesen Vorgang als öffentlichrechtlich<br />
zu qualifizieren. Erst die zweite<br />
Stufe, nämlich die Erteilung des Zuschlags,<br />
richte sich allein nach zivilrechtlichen Vorschriften.<br />
Gegen das Auswahlverfahren, das<br />
als eigenständiges Verwaltungsverfahren<br />
anzusehen sei, sei damit der Verwaltungsrechtsweg<br />
eröffnet. Das Sächsische OVG<br />
schließt sich damit der rheinlandpfälzischen<br />
Rechtsprechung zur Rechtswegeröffnung<br />
im Unterschwellenbereich an<br />
(OVG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom<br />
25.05.2005, 7 B 10356/05).<br />
Bewertung durch [<strong>GGSC</strong>]<br />
Nach dieser Entscheidung müssen öffentlich-rechtliche<br />
Auftraggeber in Sachsen bei<br />
Vergaben unterhalb der Schwellenwerte<br />
damit rechnen, dass erfolglose Bieter noch<br />
vor Zuschlagserteilung im Wege des einstweiligen<br />
Rechtsschutzes gegen die Vergabeentscheidung<br />
vorgehen.<br />
Da § 9 SächsVergabeDVO in Sachsen auch<br />
für Vergaben unterhalb der Schwellenwerte<br />
die Abgabe einer Information an die Bieter<br />
spätestens sieben Tage vor Vertragsschluss<br />
vorsieht, kann der Rechtswegeröffnung für<br />
solche Vergaben gerade in Sachsen eine besondere<br />
Bedeutung zukommen. Denn durch<br />
die frühzeitige Information, die so in vielen<br />
anderen Bundesländern unterhalb der<br />
Schwellenwerte nicht vorgesehen ist, werden<br />
die Bieter in die Lage versetzt, noch vor<br />
Zuschlagserteilung ein gerichtliches Verfahren<br />
einzuleiten.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
von Bechtolsheim und Rechtsanwältin<br />
Betz<br />
[OLG DÜSSELDORF:<br />
AUFGABENÜBERTRAGUNG AUF<br />
ZWECKVERBÄNDE UND AÖR NICHT<br />
AUSSCHREIBUNGSPFLICHTIG]<br />
Das OLG Düsseldorf bestätigte kürzlich eine<br />
Entscheidung der Vergabekammer Köln,<br />
wonach das Vergaberecht auf die Aufgabenübertragung<br />
auf Zweckverbände und<br />
Anstalten öffentlichen Rechts (AöR) nicht<br />
anwendbar ist (Beschluss des OLG Düsseldorf<br />
vom 21.06.2006, Az.: VII Verg 17/06).<br />
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Über die Entscheidung der Vergabekammer<br />
Köln berichteten wir in unserem<br />
<strong>ÖPP</strong>/<strong>Vergabe•</strong><strong>Newsletter</strong> aus März 2006.<br />
Wer sich näher über den Beschluss des OLG<br />
Düsseldorf und seine Begründung informieren<br />
möchte, kann hierzu unseren Artikel im<br />
Abfall•<strong>Newsletter</strong> aus Juli 2006 (verfügbar<br />
unter www.ggsc.de) lesen. Hervorzuheben<br />
ist, dass unseres Erachtens die Begründung<br />
des OLG Düsseldorf auch für den Abschluss<br />
delegierender Vereinbarungen Geltung beansprucht,<br />
für die das OLG Naumburg jetzt<br />
bereits in zwei Beschlüssen von der Vergabepflichtigkeit<br />
ausging. Es bleibt also weiter<br />
spannend.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
Dr. Michels und Rechtsanwältin<br />
Gnittke<br />
[VK SACHSEN: TRENDWENDE BEIM<br />
UMGANG MIT FEHLENDEN<br />
EIGNUNGSNACHWEISEN?]<br />
Schon bei der Konzeption eines Vergabeverfahrens<br />
steht die Vergabestelle bei der Festlegung<br />
der zu fordernden Eignungsnachweise<br />
vor einem Dilemma: Einerseits wird sie<br />
bestrebt sein, Eignungsnachweise in möglichst<br />
großem Umfang abzufordern, um auf<br />
diese Weise eine fundierte Eignungsprüfung<br />
durchführen zu können. Andererseits lehrt<br />
die Erfahrung, dass häufig auch erfahrene<br />
Bieter unvollständige Eignungsnachweise<br />
einreichen und damit die Wertungsfähigkeit<br />
ihres Angebotes gefährden. Dieses Dilemma<br />
lässt sich nur auflösen, wenn den Vergabestellen<br />
ein einigermaßen großer Spielraum<br />
bei der Nachforderung von Eignungsnachweisen<br />
verbleibt.<br />
VK ließ Nachforderung bisher zu<br />
Zumindest für den Anwendungsbereich der<br />
VOL/A vertrat die Sächsische Vergabespruchpraxis<br />
bisher einen pragmatischen<br />
Ansatz: Sie behandelte fehlende Eignungsnachweise<br />
als fehlende Angaben und Erklärungen<br />
i.S.v. § 25 Nr. 1 Abs. 2 a) VOL/A. Da<br />
§ 25 Nr. 1 Abs. 2 a) VOL/A hinsichtlich des<br />
Ausschlusses ein Ermessen einräumt, ging<br />
die Vergabekammer Sachsen daher regelmäßig<br />
von der Nachforderbarkeit von Unterlagen<br />
gemäß § 7 a Nr. 5 VOL/A aus. Durch<br />
diese Handhabung wurde es den Vergabestellen<br />
im Freistaat Sachsen bisher ermöglicht,<br />
für VOL/A-Vergaben ein hohes Niveau<br />
für den Eignungsnachweis vorzusehen, ohne<br />
dabei dem Risiko zu unterliegen, eine Vielzahl<br />
interessanter Angebote wegen formaler<br />
Unvollständigkeiten ausschließen zu müssen.<br />
Trendwende mit Beschluss aus April<br />
Es steht zu befürchten, dass die Vergabekammer<br />
Sachsen künftig von dieser prag-<br />
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matischen Handhabung abweichen wird: In<br />
einer aktuellen Entscheidung zu einer Bauvergabe<br />
nach VOB/A (Beschluss vom<br />
13.04.2006, 1/SVK/028-06) vertritt die Vergabekammer<br />
Sachsen nunmehr die Auffassung,<br />
fehlende Eignungsnachweise seien<br />
nicht als Erklärungen i.S.d. § 21 Nr. 1 Abs. 1<br />
Satz 1 VOB/A anzusehen. Daher bestehe<br />
auch kein Ermessen im Hinblick auf den Angebotsausschluss.<br />
Angebote, denen die geforderten<br />
Eignungsnachweise nicht beigefügt<br />
sind, seien zwingend auszuschließen.<br />
Die Vergabekammer Sachsen bezieht sich<br />
insoweit auf die Spruchpraxis des OLG Düsseldorf.<br />
Das OLG geht in ständiger Rechtsprechung<br />
sowohl für den Anwendungsbereich<br />
der VOB als auch der VOL davon aus,<br />
dass die Nichtvorlage von geforderten Eignungsnachweisen<br />
mit dem Angebot zum<br />
zwingenden Angebotsausschluss nach § 25<br />
Nr. 2 VOL/A bzw. VOB/A führt.<br />
Bewertung durch [<strong>GGSC</strong>]<br />
Für die Vergabestellen ist es daher in Sachsen<br />
nunmehr um so wichtiger, sich durch die<br />
Abfassung der Verdingungsunterlagen die<br />
Möglichkeit eine Nachforderung von Eignungsnachweisen<br />
offen zu halten. Es bleibt<br />
abzuwarten, wie sich das OLG Dresden zur<br />
Nachforderung von Eignungsnachweisen<br />
positionieren wird. Für die Möglichkeit der<br />
Nachforderung sonstiger Angaben und Erklärungen<br />
hat das OLG Dresden auf deren<br />
Wertungserheblichkeit abgestellt. Dieser<br />
Ansatz ließe sich auf fehlende Eignungsnachweise<br />
übertragen. Eine rigidere Handhabung<br />
bei der Nachforderung von Eignungsnachweisen<br />
ist im Interesse einer effektiven<br />
und wirtschaftlichen Auftragsvergabe<br />
nicht zu wünschen.<br />
Nachfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
von Bechtolsheim und Rechtsanwältin<br />
Betz.<br />
[MEHR <strong>ÖPP</strong> IM ÖPNV?]<br />
Auch im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV) ist <strong>ÖPP</strong> ein aktuelles<br />
Thema. Veränderte Rahmenbedingungen,<br />
insb. Kürzungen der maßgeblichen Bundes-,<br />
Landes- und Kommunalzuschüsse, aber<br />
auch Faktoren wie die demografische Entwicklung<br />
erhöhen den Druck auf kommunale<br />
ÖPNV-Betriebe, auch Kapital und Know-<br />
How privater Unternehmen einzubinden.<br />
Zugleich befindet sich die EU-Verordnung<br />
1191/69, die maßgeblich den Rechtsrahmen<br />
des ÖPNV bestimmt, in der Überarbeitung.<br />
Die am 09.06.2006 vom Verkehrsministerrat<br />
der EU erreichte „politische Einigung“ bedarf<br />
zwar noch der legislativen Umsetzung, die<br />
für das Jahr 2007 erwartet wird. Es zeichnen<br />
sich nunmehr aber die wesentlichen Grundzüge<br />
des neuen Rechtsrahmens ab. Die beihilferechtlich<br />
geprägte Verordnung wirft in<br />
der Praxis Abgrenzungsfragen zum allge-<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc,de<br />
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meinen Vergaberechtsregime auf; sie wird<br />
aber voraussichtlich den Handlungs- und<br />
Organisationspielraum der kommunalen<br />
Aufgabenträger erweitern. Gerade in Fragen<br />
der sog. Inhouse-Beauftragung zeichnet sich<br />
ab, dass <strong>ÖPP</strong>-Gesellschaften im Bereich des<br />
Nahverkehrs z.T. ausschreibungsfrei auch<br />
dann beauftragt werden können, wenn die<br />
sog. Inhouse-Kriterien nicht erfüllt sind.<br />
Darüber hinaus werden bei Einhaltung bestimmter<br />
Schwellenwerte voraussichtlich<br />
ausschreibungsfreie Direktvergaben an kleine<br />
und mittlere Unternehmen möglich sein.<br />
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte<br />
der Extra-Ausgabe des Verkehr-<strong>Newsletter</strong>s,<br />
der Ihnen auf Wunsch gerne zugesandt<br />
wird.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwalt<br />
Dr. Wenzel oder Rechtsanwältin Denzin.<br />
[NEUE RECHTSPRECHUNG ZUR<br />
VERGABE VON<br />
VERSICHERUNGSLEISTUNGEN:<br />
KOMMUNALVERSICHERER ALS VVAG<br />
DÜRFEN MITBIETEN]<br />
In unserem <strong>ÖPP</strong>/<strong>Vergabe•</strong><strong>Newsletter</strong> aus<br />
dem Januar 2006 haben wir berichtet, dass<br />
der Vergabekammer Münster zufolge<br />
mitgliedschaftlich organisierte Kommunalversicherer<br />
nicht als Bieter an Vergabeverfahren<br />
für Versicherungsleistungen teil-<br />
nehmen können. Diese Entscheidung ist<br />
nunmehr vom OLG Düsseldorf aufgehoben<br />
worden. Das OLG Düsseldorf hat am<br />
29.03.2006 (VII Verg 77/05) festgestellt,<br />
dass ein Kommunalversicherer nicht aufgrund<br />
seiner Rechtsform als Versicherungsverein<br />
auf Gegenseitigkeit von einem Vergabeverfahren<br />
ausgeschlossen werden<br />
kann. Insbesondere können die Preisangaben<br />
eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit<br />
(VVaG) – entgegen der Ansicht des<br />
VK Münster, der zufolge die laut Satzung mit<br />
der Mitgliedschaft verbundene Nachschusspflicht<br />
unvereinbar mit dem Erfordernis der<br />
Angaben eines bestimmten Preises sein sollte<br />
– als vollständig angesehen werden. Soweit<br />
in den Verdingungsunterlagen nicht<br />
ausdrücklich gefordert, sind bei der Kalkulation<br />
der Versicherungsprämien sowohl evtl.<br />
Nachschüsse als auch Beitragsrückerstattungen<br />
nicht zu berücksichtigen. Mit der<br />
Entscheidung ist auch klargestellt, dass die<br />
Mitgliedschaft in dem Versicherungsverein<br />
auf Gegenseitigkeit für die betreffenden<br />
Kommunen keine wirtschaftliche Betätigung<br />
i. S. d. § 107 GO NRW ist.<br />
Bewertung durch [<strong>GGSC</strong>]<br />
Der Beschluss ist eine weitere Entscheidung<br />
im Zusammenhang mit der in vielen Märkten<br />
umstrittenen Frage der Beteiligung von<br />
kommunalen Selbstverwaltungsorganisationen<br />
und Zusammenschlüssen als Bieter an<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc,de<br />
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Vergabeverfahren. Sie ist im Hinblick auf die<br />
Aufrechterhaltung gewachsener Strukturen<br />
im Kommunalversicherungswesen zu begrüßen.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] an Frau Rechtsanwältin<br />
Gnittke und Rechtsanwalt Kröcher.<br />
[PRAXISTIPP]<br />
Interne Vergaberichtlinien helfen, Fehler<br />
zu vermeiden<br />
Innerhalb von Kommunen sind viele unterschiedliche<br />
Stellen mit der Vergabe von Leistungen<br />
befasst. Teilweise finden Vergaben<br />
zusätzlich auf der Ebene von Tochtergesellschaften<br />
statt. Um eine einheitliche Praxis<br />
bei der Vergabe zu gewährleisten und Fehler<br />
zu vermeiden, ist es häufig sinnvoll, unter<br />
Beachtung der aktuellen Rechtsprechung<br />
und der Kompetenzen der Beteiligten innerhalb<br />
der einzelnen Kommune Vergaberichtlinien<br />
aufzustellen, die das Verhalten bei der<br />
Vergabe von der Vorbereitung der Verdingungsunterlagen<br />
bis zur Zuschlagserteilung<br />
regeln. [<strong>GGSC</strong>] ist mit der Formulierung und<br />
Überarbeitung derartiger Richtlinien häufiger<br />
befasst und bietet gerne Unterstützung<br />
an.<br />
Rückfragen bei [<strong>GGSC</strong>] bitte an Rechtsanwältin<br />
Dr. Michels oder Rechtsanwältin Jänicke.<br />
[<strong>GGSC</strong> AUF VERANSTALTUNGEN]<br />
Bundesministerium für Verkehr-, Bau- und<br />
Stadtentwicklung:<br />
dungsveranstaltung<br />
interne PPP-Fortbil-<br />
16. und 17.08.2006 in Bonn<br />
Rechtsanwältin Katja Gnittke<br />
„Partnersuche und rechtliche Vorgaben für<br />
die Partnerauswahl bei PPP-Projekten“<br />
vhw Sachsen, Tagung: „Prüfung und Wertung<br />
von Angeboten von A – Z anhand von<br />
Praxisbeispielen“<br />
07.09.2006 in Leipzig<br />
Rechtsanwältin Caroline von Bechtolsheim<br />
und Rechtsanwältin Kora Betz<br />
Information und Anmeldung unter<br />
gst-sn@vhw.de<br />
VKS im VKU, Fachkonferenz Betriebswirtschaftliche<br />
Strategien für die Abfallwirtschaft<br />
und Stadtreinigung<br />
14./15.09.2006 in Berlin<br />
Rechtsanwältin Caroline von Bechtolsheim<br />
„Kommunale Kooperation: Handlungsspielräume<br />
unter der Geltung des Vergaberechts“<br />
Information und Anmeldung unter<br />
Berlin@Obladen.de<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc,de<br />
Stralauer Platz 34 10243 Berlin Fax: 030/726 10 26 10 Web: www.ggsc.de – 8 –
BGW-Kongress GmbH: Kompaktseminar<br />
unterschwellige Vergabe rechtssicher gestalten<br />
26.09.2006 in Köln<br />
Rechtsanwältin Katja Gnittke<br />
„Rechtsgrundlagen und Besonderheiten<br />
im deutschen Vergaberecht“, „Folgen von<br />
Ausschreibungsfehlern“<br />
Die meisten Vergaben finden unterhalb der<br />
Schwellenwerte statt. „Einfacher“ werden<br />
Vergabeverfahren dadurch nicht unbedingt.<br />
Das Seminar bietet eine praktische Anleitung<br />
zur Durchführung von Vergabeverfahren<br />
unterhalb der Schwellenwerte. Informationswünsche<br />
und Anmeldungen können Sie<br />
an Info@bgw-kongress.de bzw. Anmeldung<br />
@bgw-kongress.de oder BGW-Kongress<br />
GmbH, Joseph-Wirmer-Straße 1, 53123<br />
Bonn, Tel.: 0228/2598-100, Fax: 0228/2598-<br />
120, senden.<br />
Kompaktseminar<br />
Praktiker“<br />
27.09.2006 in Bonn<br />
„Bauvertragsrecht für<br />
Rechtsanwälte Dr. Stefan Rude und Ralph<br />
Czarnecki, LL.M.<br />
Der Bauvertrag ist das Kernstück bei der<br />
Vergabe von Bauleistungen. Je eindeutiger<br />
der Vertrag rechtlich ausgestaltet ist, desto<br />
weniger Interpretationsspielräume verbleiben<br />
bei nachträglichen Streitigkeiten.<br />
Das Seminar liefert das notwendige Handwerkszeug<br />
für Mitarbeiter, die in der Praxis<br />
mit Bauverträgen zu tun haben. Es informiert<br />
sowohl über vertragsrechtliche Grundlagen<br />
als auch aktuelle Neuerungen. Auf<br />
vertragsrechtliche Risiken wird besonders<br />
hingewiesen. Die Rechtsprobleme werden<br />
an Beispielen aus der Versorgungswirtschaft<br />
verständlich dargestellt. Das Seminar richtet<br />
sich insbesondere an alle Mitarbeiter aus der<br />
Versorgungswirtschaft, die in der Praxis mit<br />
Bauverträgen zu tun haben.<br />
Eine Anmeldung erfolgt über die BGW Kongress<br />
GmbH, Joseph-Wirmer-Straße 1,<br />
53123 Bonn, Tel.: 0228/2598-100, Fax:<br />
0228/2598-120 oder per E-Post: anmeldung@bgw-kongress.de.<br />
Nähere Informationen<br />
erhalten Sie auch im Internet unter<br />
www.age-seminare.de.<br />
VKS im VKU, Fachtagung der Landesgruppe<br />
Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
28./29.09.2006<br />
Rechtsanwalt Dr. Frank Wenzel<br />
„Neue Entscheidungen des EuGH zum Vergaberecht<br />
und deren Umsetzung in der<br />
Bundesrepublik Deutschland“<br />
Information und Anmeldung unter<br />
m.fey@awb-wetterau.de<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc,de<br />
Stralauer Platz 34 10243 Berlin Fax: 030/726 10 26 10 Web: www.ggsc.de – 9 –
Deutsches Institut für Urbanistik: Das<br />
neue Vergaberecht – Kommunale Strategien<br />
bei Beschaffung und Investition<br />
16. – 18.10.2006 in Berlin<br />
Rechtsanwältin Katja Gnittke<br />
„Komplexe Aufträge in der Vergabepraxis<br />
am Beispiel: Vergabe des Baus, der Finanzierung<br />
und Bewirtschaftung eines Verwaltungsgebäudes“<br />
Information erhalten Sie beim Deutschen Institut<br />
für Urbanistik in Berlin, Telefax:<br />
0330/9001-268. Unter dieser Fax-Nr. und<br />
unter Hackenberg@difu.de sind Anmeldungen<br />
für das Seminar möglich.<br />
Anwaltsbüro Gaßner, Groth, Siederer & Coll. Telefon: 030/726 10 26 0 E-Mail: berlin@ggsc,de<br />
Stralauer Platz 34 10243 Berlin Fax: 030/726 10 26 10 Web: www.ggsc.de – 10 –