ASF-Berlin Newsletter April 2012
ASF-Berlin Newsletter April 2012
ASF-Berlin Newsletter April 2012
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<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Landesfrauenkonferenz hat neuen <strong>ASF</strong>-Landesvorstand gewählt!<br />
Mit beinahe einstimmigen Ergebnis<br />
ist die Bundestagsabgeordnete<br />
Eva Högl auf der Landesfrauenkonferenz<br />
am 23.<br />
März <strong>2012</strong> wieder zur Vorsitzenden<br />
der Arbeitsgemeinschaft<br />
sozialdemokratischen Frauen<br />
(<strong>ASF</strong>) in <strong>Berlin</strong> gewählt worden. Bevor Eva Högl einen<br />
Blick in die Zukunft warf, zog sie Bilanz der letzten<br />
zwei Jahre. Die <strong>ASF</strong> hat sich weiterhin kontinuierlich<br />
an vielen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Internationalen<br />
Frauentag und dem Equal Pay Day beteiligt.<br />
Außerdem begrüßte Eva Högl, dass sich viele von der<br />
<strong>ASF</strong> ins Spiel gebrachte Inhalte im derzeitigen <strong>Berlin</strong>er<br />
Regierungsprogramm wiederfinden. Es ist ein großer<br />
Gewinn für die Zukunft, dass die entsprechende Senatsverwaltung<br />
Arbeit, Integration und Frauen in SPD-<br />
Hand ist – und das auch noch in weiblicher. Die <strong>ASF</strong><br />
wird sich auch zukünftig – und das zur Not auch lautstark<br />
– für frauenpolitische Themen einsetzen. Hier gilt<br />
es, wichtige Schwerpunkte unter anderem in der Arbeits-<br />
und Sozial- sowie der Rentenpolitik besonders<br />
im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahlen<br />
2013 zu setzen. Themen wie Gewalt gegen Frauen,<br />
das Landesgleichstellungsgesetz und Frauen in Führungspositionen<br />
werden selbstverständlich auch auf<br />
der Agenda bleiben.<br />
Entsprec hend äußerte s ic h der SPD -<br />
Landesvorsitzende Michael Müller in seinem Grußwort.<br />
Die Gleichstellung von Frauen und Männer ist<br />
immer noch nicht in allen Bereichen Realität. Die <strong>Berlin</strong>er<br />
SPD wird alles dafür tun, dass die nötigen Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen werden. Staatssekretärin<br />
für Frauen, Barbara Loth, gab einen interessanten Einblick<br />
in ihre neue Tätigkeit. Sie wird dafür Sorge tragen,<br />
dass Frauen den Aufstieg in Führungspositionen<br />
ermöglicht wird. Auch Unterschiede in der Bezahlung<br />
sind absolut nicht hinnehmbar.<br />
Im weiteren Verlauf der Landesfrauenkonferenz wurden<br />
Barbara Scheffer, Sabine Röhrbein, Martina Hart-<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
leib und Anett Baron als stellvertretende Landesvorsitzende<br />
gewählt. Als Schriftführerin wurde Susann<br />
Budras gewählt.<br />
Ebenfalls gewählt wurden die Beisitzerinnen: Sarah<br />
Delere, Dr. Susam Dündar-Isik, Hannelore Gascho,<br />
Christiane Hauschild, Judith Huber, Daniela Kaya,<br />
Serpil Kücük, Carolyn Macmillan, Dr. Gisela Pravda,<br />
Daniela Schacht, Julia Schimeta, Claudia Spielberg.<br />
Ebenfalls gewählt<br />
wurden die Kreisvertreterinnen:<br />
Beryll<br />
Amonat, Nicole Borkenhagen,<br />
Ulla Büntjen,<br />
Arife Gebesoy,<br />
Melitta Kühnlein, Joana<br />
Latorre, Gerhild<br />
Pinkvoss-Müller, Da-<br />
niela Ruhe, Rona<br />
Tietje.<br />
Zusammen mit den<br />
gewählten Beisitzerinnen und den <strong>ASF</strong>-Vorsitzenden<br />
aus den Bezirken ergibt sich somit ein schlagkräftiger<br />
neuer Landesvorstand.<br />
Nach den Wahlen wurden noch eine beeindruckende<br />
Zahl von Anträgen abgestimmt. So sprach sich die<br />
Landesfrauenkonferenz unter anderem dafür aus,<br />
dass die Landesliste zur Bundestagswahl mit einer<br />
Spitzenkandidatin angeführt wird. Außerdem setzte<br />
sich die Landesfrauenkonferenz für den Erhalt des<br />
Unternehmerinnen- und Gründerinnenzentrum Char-<br />
lottenburg-Wilmersdorf ein.<br />
In einem weiteren Antrag<br />
wurde die SPD-Bundestagsfraktion<br />
aufgefordert, sich für<br />
ein Gesamtkonzept zur Umsetzung<br />
der UN-Sicherheitsrats-Resolution<br />
1325 zum<br />
Schutz von Frauen in Kriegen<br />
einzusetzen.<br />
Eva Högl verabschiedet die ehemaligen<br />
Mitglieder des geschäftsführenden Landesvorstand<br />
Der <strong>ASF</strong>-Landesvorstand <strong>Berlin</strong><br />
trifft sich am 25. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>,<br />
19.00 Uhr im <strong>Berlin</strong>er Abgeordnetenhaus.<br />
Raum 304. Gäste<br />
und Interessierte sind immer<br />
gerne gesehen und sehr willkommen.<br />
Kommentare bitte an:<br />
asf.spd.berlin@googlemail.com
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Sharon Adler erhält <strong>Berlin</strong>er Frauenpreis <strong>2012</strong><br />
Die Senatorin für Arbeit, Integration<br />
und Frauen Dilek Kolat hat<br />
am 8. März den diesjährigen<br />
<strong>Berlin</strong>er Frauenpreis an Sharon<br />
Adler verliehen.<br />
Die Journalistin und Fotografin<br />
erhält den Frauenpreis <strong>2012</strong> für<br />
ihren langjährigen professionellen,<br />
journalistischen und politischen<br />
Einsatz zur Förderung der Gleichstellung von<br />
Frauen in der Gesellschaft. Sie setzt sich besonders<br />
dafür ein, jüdische Frauen und jüdisches Leben in der<br />
Stadt sichtbar zu machen. Seit 1987 werden mit dieser<br />
Auszeichnung Frauen geehrt, die sich mit besonderem<br />
Engagement für Frauen und für die Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter einsetzen.<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Senatorin Kolat: „Sharon Adler ist eine engagierte<br />
Streiterin für die Gleichstellung von Frauen, für soziale<br />
Gerechtigkeit und für den Dialog zwischen den Kulturen.<br />
Im Medium des Internets hat sie mit der Gründung<br />
ihres bundesweit bekannten Online-Magazins<br />
für Frauen Aviva eine Öffentlichkeit für Frauen und<br />
eine Vernetzung von Fraueninitiativen dieser Stadt<br />
geschaffen.“<br />
In ihrem Bildband „Damenwahl – Frauen und ihre Autos“<br />
räumt sie mit dem gängigen Frauenbild in Zusammenhang<br />
mit Autos und Technik auf. Mit ihrem Einsatz<br />
trägt sie dazu bei, das vielfältige kreative Schaffen<br />
von Frauen in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.<br />
Mit Sharon Adler haben wir eine würdige Trägerin<br />
des Frauenpreises <strong>2012</strong> gewählt.“<br />
Dr. Christine Bergmann erhält die Louise-Schroeder-Medaille <strong>2012</strong><br />
Am 17. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 18.00 Uhr, im<br />
Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong> wird<br />
Frau Dr. Bergmann von Parlamentspräsident<br />
Ralf Wieland in einer<br />
Feierstunde die Medaille überreicht.<br />
Mit Frau Dr. Bergmann wird eine<br />
Frau geehrt, die unmittelbar nach<br />
der friedlichen Revolution 1989 politische<br />
Verantwortung übernommen hat, als sie im Mai<br />
1990 zur Präsidentin der neuen, in freien Wahlen gewählten<br />
Stadtverordnetenversammlung von Ostberlin<br />
gewählt wurde und im gleichen Jahr auch stellvertretende<br />
Landesvorsitzende der <strong>Berlin</strong>er SPD wurde, die<br />
sich aus Ost und West vereinigt hatte. In diesen Funktionen<br />
wie auch später als Bürgermeisterin von <strong>Berlin</strong><br />
und Senatorin für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen<br />
sowie ab 1998 als Bundesministerin für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend setzte sich Frau Dr.<br />
Bergmann mit großem Engagement und Nachdruck<br />
für die demokratische Umgestaltung der politischen<br />
Strukturen nach der Wiedervereinigung und das Zusammenwachsen<br />
der geteilten Hälften <strong>Berlin</strong>s, für die<br />
Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
von Frauen und ganz allgemein für Chancengleichheit<br />
ein. Sie setzte sich für die Verankerung von Prinzipien<br />
der Gleichstellung auch in der privaten Wirtschaft ein<br />
und schuf Anreize zur stärkeren Integration von Vätern<br />
in die Familienarbeit durch die Neuregelungen<br />
des Elternzeitgesetzes. Ein weiterer Schwerpunkt ihres<br />
Engagements war die Entwicklung von Programmen<br />
gegen häusliche Gewalt.<br />
Geschlechtergerechte Sprache - ein Tool macht es (noch) einfacher<br />
Dank des "Gendering Add-In" können mit einem<br />
Mausklick zum Beispiel Texte in Word auf eine geschlechtergerechte<br />
Sprache überprüft werden. Die<br />
gefundenen Begriffe werden markiert und Vorschläge<br />
zur Ersetzung der entsprechenden Begriffe angeboten.<br />
Zudem ist das Add-In als Open Source Software für<br />
Anpassungen und Erweiterungen gedacht.<br />
Eine kurze Bedienungsanleitung und das Programm<br />
zum Download findet sich unter http://<br />
gendering.codeplex.com/releases/view/68448.
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Wa(h)re Schönheit?<br />
Schönheitsoperationen im Kontext des gesundheitlichen Verbraucherschutzes<br />
von Mechthild Rawert<br />
Der Skandal über die kriminellen<br />
Machenschaften des<br />
Brustimplantateherstellers<br />
PIP war Anlass für mich, im<br />
Rahmen des Tempelhof-<br />
Schöneberger Frauenmärzes<br />
eine Veranstaltung zum<br />
Thema Schönheitsoperationen im Frauenkulturzentrum<br />
BEGINE zu organisieren. Eingeladen hatte ich Susan-<br />
ne Mauersberg, Gesundheitsreferentin vom Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband und Andrea Fabris von<br />
der Unabhängigen Patientenberatung.<br />
Angesichts von über 700 000 Eingriffen jährlich muss<br />
das Thema Schönheitsoperationen auf die Agenda.<br />
Nicht erst der PIP-Skandal macht deutlich, dass der<br />
Wunsch nach Schönheit, nach jugendlichem und vitalem<br />
Aussehen schnell in einem gesundheitlichen und<br />
finanziellen Fiasko enden kann. Denn die Gesetzliche<br />
Krankenkasse trägt - von mir mit beschlossen - bei<br />
nicht-medizinisch bedingten Schönheitsoperationen<br />
weder die Kosten noch das finanzielle Risiko, wenn im<br />
Nachhinein Schäden entstehen.<br />
Der Deutsche Bundestag hat schon einiges getan: Verboten<br />
wurde eine „Vorher-Nachher-Fotowerbung“<br />
durch die ÄrztInnen, es besteht eine zwingende Pflicht<br />
der Einwilligung von Erziehungsberechtigten für Operationen<br />
anstrebende Minderjährige. Ein von mir federführend<br />
erstellter und bereits in 1. Lesung beratener<br />
Antrag mit einem umfangreichen Maßnahmepaket fiel<br />
in der letzten Legislaturperiode leider der Diskontinuität<br />
anheim.<br />
Terminhinweis: Gesund älter werden aber wie?<br />
Gesund älter werden, aber wie? Diese Frage diskutieren<br />
mit Ihnen:<br />
Thomas Isenberg, MdA, gesundheitspolitischer Sprecher<br />
der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus <strong>Berlin</strong>,<br />
Frau Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen,<br />
Ärztliche Leitung Evangelisches Geriatriezentrum <strong>Berlin</strong>,<br />
Prof. Dr. med. Jalid Sehouli, Direktor der Klinik für<br />
Gynäkologie, Charité, Olaf Theuerkauf, Vorstand der<br />
Schönheitschirurgie ist ein verwirrender Begriff - der<br />
Markt dafür ist allerdings ein Millionengeschäft! Auf<br />
diesem Markt agieren viele MedizinerInnen, obwohl sie<br />
keine Weiterbildung zur FachärztIn für Plastische und<br />
Ästhetische Chirurgie absolviert haben. Der Rat von<br />
Susanne Mauersberg daher: Überprüfen Sie die Qualifikationen<br />
des/der OperateurIn im Vorfeld genauestens.<br />
Wichtig ist auch nach der Haftpflichtversicherung der<br />
ÄrztInnen zu fragen, denn diese müssen der Ärztekammer<br />
nicht anzeigen, wenn sie keine Haftpflichtversicherung<br />
mehr haben. Sollten gesundheitliche Schäden<br />
aufkommen, kann ganz schnell noch ein finanzieller<br />
hinzukommen! Sie plädiert für eine verpflichtende unabhängige<br />
Beratung mit angemessenen Fristen. Frauen<br />
und Männer, die einen operativen Eingriff machen<br />
lassen wollen, sollen die Gelegenheit haben, in Ruhe<br />
über Risiken und Auswirkungen der gewünschten<br />
Schönheitsoperation nachdenken können. Andrea<br />
Fabris kennt das Leid der Betroffenen. In die Beratungsstellen<br />
kommen immer wieder PatientInnen, die<br />
vor der Operation nicht ausreichend informiert wurden<br />
und dies auch nicht eingefordert hatten.<br />
Der PIP-Skandal hat nicht nur die Frauen mit Brustimplantaten<br />
verunsichert sondern auch die vielen, die andere<br />
Medizinprodukt wie z.B. künstliche Gelenke operiert<br />
bekommen haben und im Nachhinein festgestellten,<br />
dass diese Medizinprodukte fehlerhaft sind. Aus<br />
diesem Grunde begrüßt sie den Antrag der SPD-<br />
Bundestagsfraktion, der die Verbesserung der Sicherheit<br />
von Medizinprodukten in den Mittelpunkt stellt,<br />
sehr.<br />
Stiftung Männergesundheit<br />
19. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 19:30 – 21:00 Uhr<br />
Abgeordnetenhaus <strong>Berlin</strong>, Raum 304<br />
Niederkirchnerstr. 3-5, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
Begrüßung und Moderation:<br />
Barbara Scheffer, Stellv. <strong>ASF</strong>-Vorsitzende <strong>Berlin</strong><br />
Boris Velter, Vorsitzender der ASG <strong>Berlin</strong>
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Organspende: Gemeinsame Initiative zur Entscheidungslösung ist ein starkes Signal<br />
von Dr. Carola Reimann<br />
Was lange währt, wird endlich gut.<br />
Anfang März haben sich die Vorsitzenden<br />
der fünf Bundestagsfraktionen<br />
sowie die zuständigen Fachpolitiker<br />
auf einen Entwurf zur Neuregelung<br />
der Organspende geeinigt.<br />
Die Initiative für die Einführung einer<br />
Entscheidungslösung ging vom Vorsitzenden<br />
der SPD-Fraktion, Frank-<br />
Walter Steinmeier, aus. Ziel ist es, dass sich jede Bürgerin<br />
und jeder Bürger regelmäßig mit der Frage der<br />
eigenen Spendebereitschaft befasst, eine Entscheidung<br />
trifft und diese auch dokumentiert. Denn nach wie<br />
vor ist die Zahl der Organtransplantationen in Deutschland<br />
auf niedrigem Niveau. Etwa 12.000 Menschen<br />
warten hierzulande auf ein Spenderorgan. Bei vielen<br />
Wartenden verschlechtert sich der Gesundheitszustand<br />
und viel zu viele sterben, weil für sie kein Spenderorgan<br />
zur Verfügung steht.<br />
Lücke zwischen Spendebereitschaft und tatsächlicher<br />
Dokumentation<br />
Aus Umfragen wissen wir, dass die große Mehrheit der<br />
Bürgerinnen und Bürger in Deutschland der Organspende<br />
offen gegenübersteht. Allerdings klafft zwischen<br />
der in Umfragen erhobenen Spendebereitschaft<br />
der Bevölkerung und der tatsächlichen Dokumentation<br />
dieses Willens eine große Lücke. Die Folge ist, dass<br />
das, was im Transplantationsgesetz als Ausnahme vorgesehen<br />
ist, in den Krankenhäusern in der Praxis die<br />
Regel ist. Da entscheiden nämlich meist die Angehörigen<br />
im Todesfall, ob eine Organspende erfolgen soll<br />
oder nicht. Das führt zu einer sehr belastenden Situation,<br />
die die Angehörigen nicht selten überfordert. Aus<br />
vielen Gesprächen weiß ich, dass manche Angehörige<br />
noch Jahre später an ihrer Entscheidung zweifeln, egal<br />
ob sie sich für oder gegen eine Organspende entschieden<br />
haben.<br />
Diese Situation der Überforderung und die große Lücke<br />
zwischen grundsätzlicher Spendebereitschaft und tatsächlich<br />
dokumentierter Organspende wollen wir mit<br />
den nun gefundenen Neuregelungen überwinden.<br />
Tragfähige und vernünftige Lösung<br />
Mit der Entscheidungslösung und dem Gesetzentwurf<br />
zu den technisch-organisatorischen Fragen der Organspende<br />
(u.a. verpflichtende Transplantationsbeauftrage<br />
und eine bessere Absicherung von Lebendspendern)<br />
haben wir eine tragfähige Lösung gefunden. Der fraktionsübergreifende<br />
Vorschlag ist ein starkes und positives<br />
Signal für die Förderung der Organspende. Beide<br />
Gesetzentwürfe sollen noch im ersten Halbjahr <strong>2012</strong><br />
verabschiedet werden.<br />
Welche Regelungen beinhaltet der Gruppenantrag<br />
zur Entscheidungslösung?<br />
Bürgerinnen und Bürger werden durch ihre gesetzliche<br />
oder private Krankenversicherung angeschrieben.<br />
Sie werden dabei über die Organspende<br />
informiert und aufgefordert, sich im Hinblick<br />
auf ihre Organspendebereitschaft zu entscheiden<br />
und diese Entscheidung auf einem Organspendeausweis<br />
zu dokumentieren. Diese<br />
Aufforderung wird dann künftig regelmäßig durch<br />
Kassen erfolgen. Es gibt aber keinen Zwang zur<br />
Entscheidung.<br />
Neben der Information zur Organspende werden<br />
die Kassen künftig auch über das Verhältnis der<br />
Organspendeerklärung zu einer Patientenverfügung<br />
informieren.<br />
Darüber hinaus erhalten die Länder die Verpflichtung,<br />
bei der Ausgabe von amtlichen Ausweisdokumenten<br />
Organspendeausweise zusammen<br />
mit geeignetem Aufklärungsmaterial zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
In einer zweiten Stufe wird die Entscheidung zur<br />
Organspendebereitschaft auch auf der elektronischen<br />
Gesundheitskarte dokumentierbar sein<br />
(voraussichtlich 2016).
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Frauen verdienen mehr!<br />
Etwa 300 Frauen und Männer demonstrierten am<br />
23. März <strong>2012</strong> anlässlich des Equal Pay Days. Frauen<br />
verdienen in Deutschland im Schnitt 23 Prozent<br />
weniger als ihre männlichen Kollegen. „Damit muss<br />
Schluss sein“, so Eva Högl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
Sozialdemokratischer Frauen (<strong>ASF</strong>) in<br />
<strong>Berlin</strong>. "Aus diesem Grund unterstützen wir als <strong>ASF</strong><br />
auch die Aktion des DGB und Deutschen Frauenrats<br />
vor dem Brandenburger Tor zum Equal Pay Day!"<br />
Am „Gleichbezahltag“ haben Frauen in Deutschland<br />
endlich genauso viel Geld in der Tasche wie ihre<br />
männlichen Kollegen schon am Ende des Vorjahres.<br />
Dieses Lohngefälle von knapp drei Monaten zeigt<br />
der heutige Equal Pay Day auf. Also kein Grund zum<br />
Feiern. Denn das bedeutet, dass Frauen in unserem<br />
Land durchschnittlich 23 Prozent weniger Lohn als<br />
Männer verdienen. Damit liegt Deutschland europaweit<br />
auf den hintersten Plätzen. Im EU-Durchschnitt<br />
verdienen Frauen rund 17 Prozent weniger als Männer.<br />
Klar ist, der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern<br />
ist eine Folge von Diskriminierung: Denn<br />
selbst bei gleicher Qualifikation und gleicher Tätigkeit<br />
bei gleichem Alter im gleichen Betrieb liegt der<br />
Durchschnittslohn von Frauen um etwa acht bis 12<br />
Prozent unter dem der Männer. In Artikel 3 Abs. 2<br />
des Grundgesetzes heißt es: „Männer und Frauen<br />
sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche<br />
Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen<br />
und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender<br />
Nachteile hin.“<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Die <strong>ASF</strong> in <strong>Berlin</strong> fordert die Bundesregierung auf,<br />
endlich einzugreifen und eine gesetzliche Regelung<br />
vorzunehmen. Die SPD-Bundestagsfraktion wird<br />
noch vor der Sommerpause einen entsprechenden<br />
Gesetzentwurf vorlegen. „Wenn die Bundesregierung<br />
keine eigenen Ideen zu dem Thema hat, kann<br />
sie dem ja zustimmen“, so Eva Högl weiter.<br />
Die Forderungen der SPD stehen fest:<br />
Gesetz für tatsächliche Lohngleichheit zwischen<br />
Frauen und Männern.<br />
Gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von mindestens<br />
8,50 Euro.<br />
Reguläre Beschäftigung statt prekäre Be-<br />
schäftigung, wie Mini-Jobs oder „kleine“ Teilzeit.<br />
Gleichstellungsgesetz für bessere Aufstiegschancen<br />
in der Privatwirtschaft.<br />
Gesetzliche Mindestquoten für Aufsichtsräte<br />
und Vorstände.<br />
Reform des Bundesgremiengesetzes und die<br />
Einbeziehung der Aufsichtsgremien der Sozialversicherungen<br />
und anderer Körperschaften<br />
des öffentlichen Rechts.<br />
Weitere Fotos vom Equal-Pay-Day sind auch hier zu<br />
finden:<br />
SPD-Bundestagsfraktion<br />
Elke Ferner<br />
SPD
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Der <strong>Berlin</strong>er Gender Datenreport 2011 ist online<br />
Der dritte <strong>Berlin</strong>er Gender Datenreport<br />
ist online. Der Report enthält Grundlagendaten<br />
zu den wichtigsten Bereichen der<br />
Gleichstellungspolitik, die jetzt aktualisiert<br />
und fortgeschrieben wurden.<br />
Gleichstellungspolitik muss sich an den<br />
wirtschaftlichen und soziodemografischen<br />
Verhältnissen ausrichten. Diese bestimmen<br />
die Lebenslagen von Frauen und Männern.<br />
Die im Report bisher aufgezeigten Entwicklungen werden<br />
durch die aktuellen Zahlen bestätigt:<br />
Das traditionelle Familienmodell verliert an Bedeutung;<br />
nur noch in gut der Hälfte der Familien mit Kindern<br />
sind die Eltern verheiratet. Ein Drittel sind Alleinerziehende<br />
– überwiegend Frauen –, die besonders<br />
mit dem Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
sowie geringeren Verdienstmöglichkeiten zu<br />
kämpfen haben und deutlich machen, dass die Anstrengungen<br />
für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie sowie für gut entlohnte Arbeit noch verstärkt<br />
werden müssen.<br />
Mädchen und junge Frauen sind heute in der Bildung<br />
ausgesprochen erfolgreich. Mehr als die Hälfte der<br />
Jugendlichen an Gymnasien sowie der Erstimmatrikulierten<br />
an <strong>Berlin</strong>er Hochschulen sind weiblich. Auch<br />
die Maßnahmen von Senat und Hochschulen zur Förderung<br />
der Chancengleichheit in der akademischen<br />
Laufbahn tragen Früchte. 2010 waren 47 Prozent der<br />
erfolgreich Promovierten und 54 Prozent der Juniorprofessuren<br />
Frauen. Für Professuren insgesamt steht<br />
<strong>Berlin</strong> mit einem Frauenanteil von rund 28 Prozent an<br />
der Spitze der Bundesländer. Das alles sind gute Voraussetzungen<br />
für eine angemessene Beteiligung von<br />
Frauen an der Entwicklung einer wissensbasierten<br />
Wirtschaft und einem hoch qualifizierten Dienstleistungssektor<br />
in <strong>Berlin</strong>.<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Noch haben sich die Bildungserfolge aber nicht adäquat<br />
im Erwerbsleben niedergeschlagen. Frauen arbeiten<br />
vielfach in Branchen, Berufen und Positionen,<br />
die geringeren Lohn und weniger Aufstiegsmöglichkeiten<br />
bieten. Zwar stieg die Erwerbstätigenquote der<br />
Frauen in den vergangenen Jahren auf zurzeit 63,5<br />
Prozent und ist damit nahe an die der Männer herangekommen<br />
(67,5 Prozent). Der Anstieg ging aber zu<br />
großen Teilen in Form befristeter Arbeitsverträge, geringfügiger<br />
Beschäftigung und auch selbständiger Erwerbstätigkeit<br />
vonstatten. Auch hat sich die Teilzeitarbeit<br />
laufend erhöht; sie lag 2010 für sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigte Frauen bei 31 Prozent. Das<br />
ist einer der Gründe dafür, dass die Verdienste sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigter Frauen in <strong>Berlin</strong><br />
um 23 Prozent unter denen der Männer lagen. Die<br />
Lohnlücke im engeren Sinne, das heißt die Differenz<br />
der durchschnittlichen Stundenverdienste<br />
(GenderPayGap), betrug 15,3 Prozent.<br />
Existenzsichernde Arbeit wird für Frauen immer wichtiger.<br />
Damit sie der Teilzeitfalle und prekärer Beschäftigung<br />
entkommen, müssen sich alle Anstrengungen<br />
darauf richten, die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit<br />
durch Ausbau von Kinderbetreuung und<br />
Ganztagsschulen zu verbessern, Niedriglöhne, z. B.<br />
durch Mindestlöhne, einzudämmen sowie für eine angemessene<br />
Bezahlung in Frauenberufen zu sichern.<br />
Auch muss sich die Berufs- und Studienwahl junger<br />
Frauen - unterstützt durch gendersensible Maßnahmen<br />
in Schul- und Berufsbildung - aus dem Spannungsfeld<br />
geschlechtsspezifischer Rollenbilder lösen.<br />
Dann können Frauen auch von einem breiteren Angebot<br />
qualifizierter und gut bezahlter Berufe profitieren.<br />
Da Gleichstellungsfragen auch im Themenfeld Migration<br />
und Integration von besonderer Bedeutung sind,<br />
wurde in der diesjährigen Fortschreibung das Datenangebot<br />
nochmals stärker nach dem Migrationshintergrund<br />
differenziert.
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
SPD-Landesvorstand beschließt Maßnahmenpapier Geschlechtergerechtigkeit<br />
Der SPD-Landesvorstand<br />
hat am 11. Februar <strong>2012</strong><br />
eine Klausur zum Thema<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
abgehalten. Als Ergebnis<br />
hat er das Maßnahmenpapier<br />
zur Geschlechtergerechtigkeit verabschiedet.<br />
Insbesondere soll der Anteil an weiblichen Mitgliedern<br />
in der SPD erhöht werden. Dafür sollen Mitgliederwerbeaktivitäten<br />
durchgeführt werden. Der Landesverband<br />
stellt hierfür kostenloses Material zur Verfügung.<br />
Der Landesvorstand und die Kreise werden aufgefordert,<br />
jeweils ein Vorstandsmitglied als verantwortliche<br />
Ansprechpartnerin zu benennen. Diese Ansprechperson<br />
soll im jeweiligen Kreis die Abteilungen gezielt auf<br />
Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils von Frauen in<br />
Die SPD-<strong>Berlin</strong> erinnert an den 125. Geburtstag von Louise Schröder<br />
Zum 125. Geburtstag von Louise<br />
Schroeder am 2. <strong>April</strong> erinnert die SPD-<br />
<strong>Berlin</strong> an die frühere <strong>Berlin</strong>er Oberbürgermeisterin.<br />
"Nicht von ungefähr haben<br />
die <strong>Berlin</strong>erinnen und <strong>Berlin</strong>er der<br />
amtierenden Oberbürgermeisterin der<br />
Jahre 1947 und 1948 den Namen<br />
,Mutter <strong>Berlin</strong>s’ verliehen", so Michael<br />
Müller. "Louise Schroeder setzte<br />
sich mit all ihrer Kraft für die Freiheit der Stadt ein und<br />
kämpfte leidenschaftlich für die notleidenden Menschen<br />
im Nachkriegs-<strong>Berlin</strong>. Ihr zupackendes und<br />
selbstloses Wirken für die Stadt hat die Menschen ermutigt<br />
und die <strong>Berlin</strong>er Sozialdemokratie nachhaltig<br />
geprägt. Die erste und bislang einzige Frau an der<br />
Spitze unserer Stadt verkörperte in idealer Weise die<br />
Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.“<br />
Am 2. <strong>April</strong> 1887 wurde Louise Schroeder als Kind<br />
einer Arbeiterfamilie in Altona geboren, früh begleitete<br />
sie ihren Vater auf SPD-Versammlungen, 1910 trat sie<br />
selbst ein. 1919 war sie eine der ersten weiblichen<br />
Abgeordneten in der Nationalversammlung, bis 1933<br />
war sie Mitglied des Reichstags, engagiert vor allem in<br />
der politischen Arbeit und in der Mitgliedschaft ansprechen.<br />
Im Rahmen einer Selbstverpflichtung strebt der Landesverband,<br />
die Kreise, die Abteilungen eine 50prozentige<br />
Beteiligung beider Geschlechter an. Gliederungen,<br />
deren Wahlen nicht der Quotenvergabe entsprechen,<br />
werden aufgefordert, hierzu gegenüber dem<br />
Landesvorstand Stellung zu beziehen.<br />
Sollte sich aufgrund der Wahlvorschläge herausstellen,<br />
dass die Quotenvergabe nicht eingehalten werden<br />
kann, so wird die Möglichkeit einer Sitzungsunterbrechung<br />
eingeräumt sowie die Abhaltung eines getrennten<br />
Frauen– und/oder Männerplenums.<br />
Außerdem wird der SPD-Landesverband ein Mentoringprogramm<br />
für junge Frauen in der SPD vorbereiten.<br />
der Sozialpolitik. Sie wirkte u.a. an der Mitversicherung<br />
der Familie in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
mit.<br />
Um in der Nazi-Zeit zu überleben, betrieb sie einen<br />
kleinen Brotladen in Hamburg, ging schließlich nach<br />
zunehmenden Schikanen nach <strong>Berlin</strong>. Nach dem<br />
Kriegsende, gesundheitlich schwer angeschlagen,<br />
nahm sie sofort die Arbeit für die SPD wieder auf und<br />
engagierte sich für die Wiederzulassung der Arbeiterwohlfahrt.<br />
Als stellvertretende Bürgermeisterin <strong>Berlin</strong>s<br />
übernahm sie von Mai 1947 bis Dezember 1948 die<br />
Amtsgeschäfte, als Ernst Reuter von der sowjetischen<br />
Militäradministration an der Ausübung des Amts als<br />
Oberbürgermeister gehindert wurde.<br />
Ernst Reuter übernahm 1948 die Amtsgeschäfte in<br />
den westlichen Sektoren der inzwischen geteilten<br />
Stadt, bis 1951 war Louise Schroeder seine Stellvertreterin.<br />
Seit 1949 gehörte sie auch dem Bundestag<br />
an. Am 4. Juni 1957 starb sie in <strong>Berlin</strong>. Als ein Trauerkorso<br />
ihren Leichnam anschließend über die Transitstrecke<br />
nach Hamburg brachte, trauerten Tausende<br />
am Straßenrand.
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Genitalverstümmelung ein eigenständiger Straftatbestand?<br />
von Dr. Gisela Pravda<br />
Genitalverstümmelung (international:<br />
FGM Female Genital Mutilation) ist die<br />
Entfernung oder Beschädigung der äußeren<br />
weiblichen Geschlechtsorgane. Sie<br />
wird ohne jegliche medizinische Begründung<br />
und oft unter miserablen hygienischen<br />
Bedingungen durchgeführt, ist mit<br />
starken Schmerzen verbunden und kostet<br />
viele Mädchen das Leben. Genitalverstümmelung<br />
kann lebenslang schwere<br />
körperliche und psychische Schäden und chronische<br />
Schmerzen verursachen, sie ist eine Verletzung des<br />
Menschenrechtes auf körperliche Unversehrtheit.<br />
Schwerste Harnwegsinfektionen, Inkontinenz, chronische<br />
Unterleibsentzündungen und Probleme bei der<br />
Menstruation, Unfruchtbarkeit oder eine komplizierte<br />
Schwangerschaft und eine qualvolle Geburt haben die<br />
jungen Frauen zu erwarten. Ihre Lebensqualität ist dauernd<br />
empfindlich beeinträchtigen.<br />
Die Praxis ist nach dem Strafrecht vieler Staaten (unter<br />
anderem aller Staaten der Europäischen Union) eine<br />
Straftat. Bislang jedoch galt die Beschneidung von Frauen<br />
in Deutschland als einfache oder gefährliche Körperverletzung,<br />
gelegentlich als Straftatbestand der gefährlichen<br />
und der schweren Körperverletzung. Genitalverstümmelung<br />
ist also in Deutschland verboten – und findet<br />
trotzdem auch in Deutschland statt.<br />
Genitalverstümmelung ist ein absolutes Tabu, das weder<br />
zwischen Eltern und Kindern noch zwischen Eheleu-<br />
Kleine Anfrage zur Genitalverstümmelung<br />
Von der Expertenmeinung dagegen<br />
vollkommen unbeeindruckt bleibt die<br />
Bundesregierung. Sie sieht derzeit<br />
keinen zwingenden gesetzgeberischer<br />
Handlungsbedarf bei Genitalverstümmelung. Sie<br />
sei nach geltendem Recht bereits strafbar, betont die<br />
Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage<br />
der SPD-Fraktion.<br />
Sie stelle eine vorsätzliche oder gefährliche Köperverletzung<br />
mittels einer Waffe oder eines anderen gefährlichen<br />
Werkzeugs dar. Ob zusätzlich der Tatbestand der<br />
Misshandlung von Schutzbefohlenen erfüllt sei, hänge<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
ten – oft nicht einmal zwischen Schwestern – besprochen<br />
wird. Das führt zu einem besonders schwer einzuschätzendem<br />
Dunkelfeld. Wie soll den Frauen geholfen<br />
werden?<br />
Ein Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen hat das<br />
Thema wieder aufgerufen. SPD-Parlamentarierinnen<br />
haben in einem Fachgespräch der Arbeitsgemeinschaft<br />
Sozialdemokratischer Frauen (<strong>ASF</strong>) eine künftige rechtliche<br />
Lösung diskutiert:<br />
Soll – wie beim Stalking – ein eigenständiger Straftatbestand<br />
geschaffen werden oder soll der Straftatbestand<br />
der Körperverletzung erweitert werden? Am neuerdings<br />
eigenständigen Straftatbestand „Stalking“ ist zu sehen,<br />
wie viele verschiedene Delikte beim „Stalking“ verwirklicht<br />
werden können. Solche Dichte und Komplexität<br />
würde sich in der Einführung eines Gesamtstraftatbestandes<br />
„Genitalverstümmelung“ besser abbilden, den<br />
typischen Unrechtsgehalt der „Genitalverstümmelung“<br />
ausreichend erfassen und in der Strafverfolgung zu einer<br />
anderen Handhabung führen. Ein eigenständiger<br />
Straftatbestand wäre viel wirkungsvoller und abschreckender,<br />
hätte Symbol- und hoffentlich auch<br />
Abschreckungscharakter. Dazu gehört auch die Anwendbarkeit<br />
des deutschen Strafrechts auf Genitalverstümmelungen<br />
bei vorübergehenden Aufenthalten im<br />
Ausland, sie wird durch eine Ergänzung der Auslandsstrafbarkeit<br />
ausgeweitet. Ansatzpunkt für die Aufnahme<br />
von Genitalverstümmelung in den Katalog der Auslandsstraftaten<br />
ist der Schutz von inländischen Rechtsgütern.<br />
von den Umständen des Einzelfalls ab, ebenso ob eine<br />
schwere Köperverletzung wegen Verlustes der Fortpflanzungsfähigkeit<br />
vorliegt.<br />
Der Bundesregierung verfügt über keine „eigenen gesicherten<br />
empirischen Erkenntnisse bzw. Daten“, wie viele<br />
in Deutschland lebende Frauen und Mädchen derzeit<br />
von Genitalverstümmelung betroffen sind. Nach einer<br />
Pressemitteilung der Bundesärztekammer sind in der<br />
Bundesrepublik rund 18.000 davon betroffen sowie<br />
5.000 der hier lebenden Mädchen oder Frauen gefährdet.<br />
Die weibliche Genitalverstümmelung komme vor<br />
allem in Ländern Afrikas vor.
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Scheiden tut weh: Zur aktuellen Situation um das ägyptische Personenstandsrecht<br />
Von Claudia Schmidt<br />
Das umstrittene Gesetz zur Scheidung<br />
durch khula‘, welches Frauen<br />
in Ägypten ermöglicht ein Scheidungsverfahren<br />
ohne Angabe von<br />
Gründen gerichtlich einzuleiten,<br />
trat zwar erst Ende Februar 2000<br />
in Kraft, soll nun aber bereits widerrufen<br />
werden.<br />
Die Sharia‘, die als die Rechtsquelle<br />
der ägyptischen Verfassung gilt<br />
(vgl. Artikel 2), sieht vor, dass sich ausschließlich Männer<br />
einseitig von ihren Ehefrauen durch Verstoßung (al<br />
-talaq) scheiden lassen können – auch in ihrer Abwesenheit.<br />
Das ist nicht nur diskriminierend, sondern verletzt<br />
auch die von Ägypten 1981 ratifizierte UN-<br />
Frauenrechtskonvention. Im Unterschied zu einer<br />
Scheidung durch Verstoßung muss die muslimische<br />
Ehefrau im Falle einer Scheidung durch khula‘ nicht nur<br />
auf alle finanziellen Ansprüche verzichten, sondern<br />
auch die Mitgift des Mannes, die sich meist aus einem<br />
Geldbetrag zusammensetzt, zurückzahlen. Deshalb<br />
wird das Scheidungsverfahren durch khula‘ auch als<br />
„Sich-Freikaufen“ bezeichnet.<br />
Die Mehrheit der Ägypterinnen wird trotz minimaler Reformen<br />
massiv diskriminiert. Dem politischen Wandel<br />
seit dem Abgang von Hosni Mubarak muss auch ein<br />
gesellschaftlicher Wandel folgen, der die alltäglichen<br />
Sorgen und Nöte aller Ägypter_innen ernst nimmt. Besonders<br />
Frauen sind immer noch wegen des patriarchalischen<br />
Gesellschaftsmodells sozio-ökonomisch<br />
benachteiligt, wenn es um familienrechtliche Angelegenheiten<br />
geht. Die Möglichkeit zur Scheidung durch<br />
khula‘ ist zwar (noch) gesetzlich für alle muslimischen<br />
Frauen abgesichert, bildet aber deswegen keineswegs<br />
die soziale Wirklichkeit aller ägyptischen Frauen ab. In<br />
weiten Teilen der Bevölkerung wird ein traditionelles<br />
Rollenverständnis praktiziert. Aus diesem asymmetrischen<br />
Geschlechterverhältnis folgt oft eine wirtschaftliche<br />
Not, die insbesondere Frauen betrifft. Nur in einigen<br />
Ausnahmefällen – meist in der Oberschicht – sind<br />
Frauen in der sozialen Wirklichkeit in der Position, sich<br />
unabhängig eine Scheidung durch khula‘ zu erkaufen.<br />
Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch arm!<br />
Ägyptische Frauen sind im Falle zerrütteter Ehen, die<br />
in nicht wenigen Fällen durch häusliche Gewalt gekennzeichnet<br />
sind, erheblichen sozio-ökonomischen<br />
Benachteiligungen ausgesetzt. Von den über 83 Millionen<br />
Ägypter_innen gehören ungefähr 10 Prozent der<br />
christlichen Minderheit an. Eheschließungen in der<br />
koptisch-orthodoxen Gemeinschaft finden ohne Beteiligung<br />
der Legislative statt. Das Scheidungsverbot führt<br />
daher nicht selten dazu, dass Kopt_innen in ihrer Not<br />
zum Islam konvertieren, weil die Scharia rechtliche<br />
Möglichkeiten bietet, eine Ehe zu annullieren.<br />
Progressive Kräfte wie die ägyptische Frauenrechtlerin<br />
Nawal al-Sa’adawi setzen sich schon lange für eine<br />
faktische Gleichstellung der Geschlechter in Ägypten<br />
ein. Mit der Forderung nach einer Einführung der Zivilehe<br />
würde das unterschiedliche Personenstandsrecht<br />
der drei in Ägypten anerkannten Religionsgemeinschaften<br />
(Judentum, Christentum und Islam) aufgehoben<br />
werden. Damit wäre nicht nur die Religion als zentraler<br />
gesellschaftlicher Motor in die Privatsphäre verdrängt,<br />
sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung<br />
Rechtsstaatlichkeit getan. Drei Viertel der ägyptischen<br />
Abgeordneten– mit einer Frauenquote von nur zwei<br />
Prozent - halten allerdings an einem stark konservativen<br />
Wertekanon fest. So lässt auch die aktuelle Sitzverteilung<br />
im neu gewählten ägyptischen Parlament<br />
vermuten, dass der Weg zu Geschlechtergerechtigkeit<br />
in Ägypten noch lang und steinig sein wird, solange<br />
ägyptische Frauen nicht selbstbestimmt gesellschaftliche<br />
Strukturen mitbestimmen.<br />
Eine mögliche Rücknahme des Gesetzes zur Scheidung<br />
durch khula‘ ist im Lichte demokratischer und<br />
rechtsstaatlicher Strukturen, die die bürgerlichen und<br />
politischen Rechte aller Ägypter_innen garantieren,<br />
können kein wirklicher Rückschritt, aber im Sinne der<br />
frauenpolitischen Rechte auch kein Fortschritt sein.
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen<br />
Termine<br />
3. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 19.00 Uhr<br />
Stammtisch „Eva and friends“, Veranstalterin: Dr. Eva<br />
Högl, MdB, Gaststätte „Lindengarten, Nordufer 15,<br />
13353 <strong>Berlin</strong>, ÖPNV: U-Bhf. Amrumer Straße, U9<br />
17. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 18.00 Uhr<br />
Verleihung der Louise-Schröder-Medaille an Dr.<br />
Christine Bergmann, Abgeordnetenhaus von <strong>Berlin</strong><br />
19. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr<br />
„Zumutung für Mütter oder notwendige Gleichstellung<br />
von Vätern? Aktuelle Regelungsvorschläge zur elterlichen<br />
Verantwortung für nichteheliche Kinder“. Hochschule<br />
für Wirtschaft und Recht <strong>Berlin</strong>, Campus Lich-<br />
tenberg. Informationen<br />
19. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 19.30 – 21.00 Uhr<br />
„Gesünder älter werden—aber wie?“ Abgeordnetenhaus<br />
<strong>Berlin</strong>, Raum 304, Niederkirchnerstr. 3-5, 10117<br />
<strong>Berlin</strong><br />
Die MdA´s Birgit Monteiro, Thomas Isenberg<br />
und Ina Czyborra<br />
13. Abteilung in Friedrichshain zusammen mit<br />
Sven Heinemann, MdA<br />
Ilona Laschütza und Martina Hartleib<br />
Carolyn Macmillan, Lisa Maren<br />
<strong>Newsletter</strong> <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
20. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 16.00 Uhr — 19.00 Uhr<br />
„Sexuelle Identität und Gender - (K)Ein Thema in<br />
Schulbüchern?“, Friedrich-Ebert-Stiftung <strong>Berlin</strong> Haus<br />
1, Hiroshimastr. 17, 10785 <strong>Berlin</strong><br />
24. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 19.30 Uhr<br />
„Thierse trifft: Aydan Özoguz“, Kulturbrauerei Soda<br />
Salon, Eingang Knaackstraße oder Sredzkistraße,<br />
10435 <strong>Berlin</strong><br />
25. <strong>April</strong> <strong>2012</strong>, 19.00 Uhr<br />
<strong>ASF</strong>-Landesvorstand zum Thema: „Gleichstellungspolitik<br />
für Lesben und Schwule – Anträge und<br />
Initiativen der SPD-Bundestagsfraktion“ mit Mechthild<br />
Rawert, MdB, Abgeordnetenhaus <strong>Berlin</strong>, Raum 304,<br />
Niederkirchnerstr. 3-5, 10117 <strong>Berlin</strong><br />
26. <strong>April</strong> <strong>2012</strong><br />
Girls´ Day. Informationen<br />
Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
<strong>ASF</strong>-<strong>Berlin</strong><br />
Müllerstraße 163<br />
13353 <strong>Berlin</strong><br />
V.i.S.d.P.:<br />
Dr. Eva Högl<br />
Redaktion:<br />
Anett Baron, Martina Hartleib,<br />
Daniela Schacht<br />
Satz und Layout:<br />
Martina Hartleib<br />
Internet:<br />
http://www.asf-berlin.de