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Gemeindebrief Siegelbach KL 07 2018

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W A S T U N<br />

Clara, die Tochter des<br />

Autors, reckt das Ladekabel<br />

symbolisch Richtung<br />

Photovoltaik-<br />

Anlage auf der Garage.<br />

Die versorgt die beiden<br />

E-Fahrzeuge auf dem<br />

Haupthaus ist eine<br />

wesentlich größere<br />

montiert<br />

Mit Strom vom Dach Auto fahren<br />

Elektromobilität Technik der Zukunft (Teil I)<br />

B<br />

rauchen wir Elektromobilität?<br />

Tatsächlich kann man diese<br />

Frage, entgegen manchen anderslautenden<br />

Stimmen, mit einem<br />

klaren Ja beantworten. Und dies<br />

nicht aufgrund einiger offensichtlicher<br />

Vorteile, die die Elektromobilität<br />

auch heute schon bietet.<br />

Seit über 100 Jahren arbeiten<br />

unzählige Ingenieure daran, den<br />

Verbrennungsmotor leiser, kräftiger<br />

und gleichzeitig sparsamer zu<br />

machen. Und plötzlich gelingt dies<br />

auf eine gänzlich unerwartete Art<br />

und Weise und zwar so gründlich<br />

und überzeugend, dass dies mittelfristig<br />

dem Verbrennungsmotor<br />

selbst den Garaus machen wird.<br />

Foto: privat<br />

In der letzten Ausgabe ging es<br />

um die Photovoltaik-Anlage für<br />

Pfarrhaus und Kindergarten. Zu<br />

Wort kam unser Nachbar Michael<br />

Lind, ein großer Freund der<br />

neuen Technik. Hier schreibt<br />

nun<br />

MATTHIAS M A T T H I A S SCHWARZS C H W A R Z , der<br />

Bruder der Pfarrfrau, über die<br />

grundlegende Notwendigkeit<br />

umzudenken. In der nächsten<br />

Ausgabe geht es dann um echte<br />

und vermeintliche Probleme<br />

mit der Elektromobilität<br />

Ein Elektrofahrzeug fährt heute so<br />

leise, dass es künstlich Geräusche<br />

erzeugen muss, damit man es nicht<br />

übersieht. Selbst ein elektrischer<br />

Kleinwagen lässt durch sein enormes<br />

Drehmoment an der Ampel jeden<br />

Verbrennungsboliden alt aussehen.<br />

Eine englische Studie bescheinigte<br />

erst kürzlich Taxifahrern<br />

von E-Fahrzeugen, dass diese konzentrierter,<br />

ruhiger und glücklicher<br />

während der Fahrt waren als ihre<br />

Kollegen in einem Dieseltaxi.<br />

»Die Steinzeit ging nicht zu Ende<br />

aus Mangel an Steinen« (Tony Seba),<br />

und auch das Erdölzeitalter<br />

wird nicht enden aus Mangel an<br />

Erdöl und mit ihm der Verbren-<br />

nungsmotor. Der nahezu vollständige<br />

Wandel von der Kutsche zum<br />

Verbrennungsfahrzeug dauerte<br />

rund dreizehn Jahre, und kein Kutschenhersteller<br />

wurde danach Autobauer.<br />

Dies sollte den Autokonzernen<br />

zu denken geben.<br />

D<br />

och der Hauptgrund für den<br />

Wandel sind nicht die vielen<br />

Annehmlichkeiten wie ruhiges<br />

Dahingleiten, purer Fahrspaß, Servicefreundlichkeit<br />

oder das kräftige<br />

Drehmoment. Nein, was den radikalen<br />

Wandel letztendlich herbeiführen<br />

wird, ist die ungeheure<br />

Effizienz der Fortbewegung mit<br />

einem Elektromobil:<br />

Der Wirkungsgrad eines Elektromotors<br />

liegt nahe bei 95%. Und<br />

einschließlich Herstellung und<br />

Transport des Stroms nutzen wir<br />

noch über 70% der aufgewendeten<br />

Energie zur Fortbewegung – während<br />

bei einem Verbrennungsfahrzeug<br />

von der Ölquelle bis zum<br />

Rad nur noch etwa magere 16%<br />

übrig bleiben. Anders ausgedrückt:<br />

Elektrisch fahren wir mit der gleichen<br />

Menge Energie etwa vier bis<br />

fünf Mal so weit.<br />

Das ist das schlagende Argument,<br />

an dem in einem Zeitalter<br />

von knapper werdenden Ressourcen<br />

nichts vorbeiführen wird. Dazu<br />

kommen die Schäden, die wir mit<br />

dem Verbrennen von täglich 14<br />

Mrd. Litern Öl anrichten. Die Folgen<br />

für das Klima, die wir damit<br />

heraufbeschwören, sind unverantwortlich:<br />

Weltweit sterben etwa 8 Mio.<br />

Menschen an Luftverschmutzung,<br />

in Deutschland doppelt so viele wie<br />

durch Verkehrsunfälle.<br />

Die geopolitische Abhängigkeit<br />

vom Öl führt weltweit zu furchtbaren<br />

Kriegen und finanziert die<br />

Waffenlieferung in Krisengebiete,<br />

während der Strom für E-<br />

Fahrzeuge im eigenen Land produziert<br />

wird und so die Wertschöpfung<br />

der heimischen Volkswirtschaft<br />

zugutekommen würde.<br />

Darüber hinaus könnte dies zur<br />

Netzstabilisierung bei einem<br />

wachsenden Anteil von Regenerativen<br />

Energien dienen.<br />

Wir nutzen tagtäglich wie selbstverständlich<br />

elektrische Antriebe<br />

für Bohrmaschine oder Rasierer.<br />

Warum fahren wir weiterhin mit Öl<br />

bei grottenschlechtem Wirkungsgrad<br />

und Gefahr für uns und unsere<br />

Kindeskinder?<br />

Öl zu verbrennen ist tatsächlich<br />

Technik aus dem letzten Jahrhundert<br />

und nicht mehr zeitgemäß,<br />

wenn nicht sogar verantwortungslos.<br />

Elektromobilität ist natürlich<br />

nicht die Lösung aller Probleme,<br />

aber ein zentrales Puzzleteil innerhalb<br />

der wichtigen Energiewende.<br />

In unserer »reichen« westlichen<br />

Welt haben wir besondere Verantwortung,<br />

weil wir durch unseren<br />

Konsum und Lebensalltag tatsächlich<br />

auch die meisten globalen<br />

Schäden verursachen.<br />

S<br />

o ist die richtige Entscheidung<br />

oftmals weniger ein Geldproblem<br />

als vielmehr ein Werteproblem.<br />

Was ist es mir wert, und was<br />

kann ich tun, die Welt zu verbessern?<br />

Öl zu verbrennen ist<br />

Technik aus dem letzten<br />

Jahrhundert <br />

unverantwortlich im<br />

Hinblick auf unsere<br />

Kinder und Enkel<br />

Matthias Schwarz ist<br />

Diplom-Produkt-Designer<br />

und anerkannter<br />

Berater für Elektromobilität<br />

(HWK)<br />

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