Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
W A S T U N<br />
Clara, die Tochter des<br />
Autors, reckt das Ladekabel<br />
symbolisch Richtung<br />
Photovoltaik-<br />
Anlage auf der Garage.<br />
Die versorgt die beiden<br />
E-Fahrzeuge auf dem<br />
Haupthaus ist eine<br />
wesentlich größere<br />
montiert<br />
Mit Strom vom Dach Auto fahren<br />
Elektromobilität Technik der Zukunft (Teil I)<br />
B<br />
rauchen wir Elektromobilität?<br />
Tatsächlich kann man diese<br />
Frage, entgegen manchen anderslautenden<br />
Stimmen, mit einem<br />
klaren Ja beantworten. Und dies<br />
nicht aufgrund einiger offensichtlicher<br />
Vorteile, die die Elektromobilität<br />
auch heute schon bietet.<br />
Seit über 100 Jahren arbeiten<br />
unzählige Ingenieure daran, den<br />
Verbrennungsmotor leiser, kräftiger<br />
und gleichzeitig sparsamer zu<br />
machen. Und plötzlich gelingt dies<br />
auf eine gänzlich unerwartete Art<br />
und Weise und zwar so gründlich<br />
und überzeugend, dass dies mittelfristig<br />
dem Verbrennungsmotor<br />
selbst den Garaus machen wird.<br />
Foto: privat<br />
In der letzten Ausgabe ging es<br />
um die Photovoltaik-Anlage für<br />
Pfarrhaus und Kindergarten. Zu<br />
Wort kam unser Nachbar Michael<br />
Lind, ein großer Freund der<br />
neuen Technik. Hier schreibt<br />
nun<br />
MATTHIAS M A T T H I A S SCHWARZS C H W A R Z , der<br />
Bruder der Pfarrfrau, über die<br />
grundlegende Notwendigkeit<br />
umzudenken. In der nächsten<br />
Ausgabe geht es dann um echte<br />
und vermeintliche Probleme<br />
mit der Elektromobilität<br />
Ein Elektrofahrzeug fährt heute so<br />
leise, dass es künstlich Geräusche<br />
erzeugen muss, damit man es nicht<br />
übersieht. Selbst ein elektrischer<br />
Kleinwagen lässt durch sein enormes<br />
Drehmoment an der Ampel jeden<br />
Verbrennungsboliden alt aussehen.<br />
Eine englische Studie bescheinigte<br />
erst kürzlich Taxifahrern<br />
von E-Fahrzeugen, dass diese konzentrierter,<br />
ruhiger und glücklicher<br />
während der Fahrt waren als ihre<br />
Kollegen in einem Dieseltaxi.<br />
»Die Steinzeit ging nicht zu Ende<br />
aus Mangel an Steinen« (Tony Seba),<br />
und auch das Erdölzeitalter<br />
wird nicht enden aus Mangel an<br />
Erdöl und mit ihm der Verbren-<br />
nungsmotor. Der nahezu vollständige<br />
Wandel von der Kutsche zum<br />
Verbrennungsfahrzeug dauerte<br />
rund dreizehn Jahre, und kein Kutschenhersteller<br />
wurde danach Autobauer.<br />
Dies sollte den Autokonzernen<br />
zu denken geben.<br />
D<br />
och der Hauptgrund für den<br />
Wandel sind nicht die vielen<br />
Annehmlichkeiten wie ruhiges<br />
Dahingleiten, purer Fahrspaß, Servicefreundlichkeit<br />
oder das kräftige<br />
Drehmoment. Nein, was den radikalen<br />
Wandel letztendlich herbeiführen<br />
wird, ist die ungeheure<br />
Effizienz der Fortbewegung mit<br />
einem Elektromobil:<br />
Der Wirkungsgrad eines Elektromotors<br />
liegt nahe bei 95%. Und<br />
einschließlich Herstellung und<br />
Transport des Stroms nutzen wir<br />
noch über 70% der aufgewendeten<br />
Energie zur Fortbewegung – während<br />
bei einem Verbrennungsfahrzeug<br />
von der Ölquelle bis zum<br />
Rad nur noch etwa magere 16%<br />
übrig bleiben. Anders ausgedrückt:<br />
Elektrisch fahren wir mit der gleichen<br />
Menge Energie etwa vier bis<br />
fünf Mal so weit.<br />
Das ist das schlagende Argument,<br />
an dem in einem Zeitalter<br />
von knapper werdenden Ressourcen<br />
nichts vorbeiführen wird. Dazu<br />
kommen die Schäden, die wir mit<br />
dem Verbrennen von täglich 14<br />
Mrd. Litern Öl anrichten. Die Folgen<br />
für das Klima, die wir damit<br />
heraufbeschwören, sind unverantwortlich:<br />
Weltweit sterben etwa 8 Mio.<br />
Menschen an Luftverschmutzung,<br />
in Deutschland doppelt so viele wie<br />
durch Verkehrsunfälle.<br />
Die geopolitische Abhängigkeit<br />
vom Öl führt weltweit zu furchtbaren<br />
Kriegen und finanziert die<br />
Waffenlieferung in Krisengebiete,<br />
während der Strom für E-<br />
Fahrzeuge im eigenen Land produziert<br />
wird und so die Wertschöpfung<br />
der heimischen Volkswirtschaft<br />
zugutekommen würde.<br />
Darüber hinaus könnte dies zur<br />
Netzstabilisierung bei einem<br />
wachsenden Anteil von Regenerativen<br />
Energien dienen.<br />
Wir nutzen tagtäglich wie selbstverständlich<br />
elektrische Antriebe<br />
für Bohrmaschine oder Rasierer.<br />
Warum fahren wir weiterhin mit Öl<br />
bei grottenschlechtem Wirkungsgrad<br />
und Gefahr für uns und unsere<br />
Kindeskinder?<br />
Öl zu verbrennen ist tatsächlich<br />
Technik aus dem letzten Jahrhundert<br />
und nicht mehr zeitgemäß,<br />
wenn nicht sogar verantwortungslos.<br />
Elektromobilität ist natürlich<br />
nicht die Lösung aller Probleme,<br />
aber ein zentrales Puzzleteil innerhalb<br />
der wichtigen Energiewende.<br />
In unserer »reichen« westlichen<br />
Welt haben wir besondere Verantwortung,<br />
weil wir durch unseren<br />
Konsum und Lebensalltag tatsächlich<br />
auch die meisten globalen<br />
Schäden verursachen.<br />
S<br />
o ist die richtige Entscheidung<br />
oftmals weniger ein Geldproblem<br />
als vielmehr ein Werteproblem.<br />
Was ist es mir wert, und was<br />
kann ich tun, die Welt zu verbessern?<br />
Öl zu verbrennen ist<br />
Technik aus dem letzten<br />
Jahrhundert <br />
unverantwortlich im<br />
Hinblick auf unsere<br />
Kinder und Enkel<br />
Matthias Schwarz ist<br />
Diplom-Produkt-Designer<br />
und anerkannter<br />
Berater für Elektromobilität<br />
(HWK)<br />
8<br />
S i e g e l b a c h e r G e m e i n d e b r i e f 4 / 2 0 1 8<br />
S i e g e l b a c h e r G e m e i n d e b r i e f 4 / 2 0 1 8<br />
9