MWR_1_2018_online
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Mein<br />
Wohnrecht<br />
Magazin des Österreichischen Mieterschutzringes<br />
Nr. 1 | Juli <strong>2018</strong><br />
Im Gespräch mit<br />
Dominik Nepp, Philipp Schrangl<br />
und Alfred Wansch<br />
Mieterinfo:<br />
• Konsumentenschutz:<br />
Christoph Erler ÖMZ-Publikumsrat<br />
• uvm.<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
1 / <strong>2018</strong> 1
Inhalt<br />
3<br />
5<br />
6<br />
7<br />
9<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Im Gespräch mit Vizebgm Dominik Nepp<br />
Im Gespräch mit Philipp Schrangl<br />
Im Gespräch mit Alfred Wansch<br />
Fragenbogen mit Rüdiger Grabmayr<br />
Roter Rückzug in der Siedlungsunion<br />
WBV-GÖD: Droht Wien eine zweite BUWOG?<br />
ÖMR-Publikumsrat Dr. Christoph Erler gewählt<br />
Was darf ein Wohnungseigentümer eigentlich ändern?<br />
Grillen auf Balkon und Terrasse<br />
Mitglied werden!<br />
7<br />
14<br />
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2 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Im Gespräch<br />
Im Gepräch mit<br />
Vizebürgermeister Dominik Nepp<br />
Interview Vizebürgermeister Dominik<br />
Nepp – Mein Wohnrecht / Mieterschutzring<br />
Der freiheitliche Wiener Vizebürgermeister<br />
Dominik Nepp im Gespräch<br />
mit „Mein Wohnrecht“ über<br />
leistbares Wohnen, das Versagen Michael<br />
Ludwigs als Wohnbaustadtrat<br />
und Alternativen zu ausgetretenen<br />
Pfaden.<br />
MW: Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,<br />
was erwarten Sie von der neu<br />
gebildeten Wiener Stadtregierung und<br />
ihrem Bürgermeister Michael Ludwig?<br />
DN: Mit einer Wiener Melange hat<br />
die neue Stadtregierung jedenfalls<br />
wenig zu tun; eher mit abgeschmacktem<br />
Automatenkaffee. Wenn ich mir<br />
diese alte Logik hinter wenigen neuen<br />
Gesichtern ansehe, dann findet<br />
sich darin kein Potential für Verbesserung.<br />
Die Leidtragenden der sozialdemokratischen<br />
Lethargie werden<br />
leider die Stadt und ihre Menschen<br />
sein. Zu Michael Ludwig als Bürgermeister<br />
fällt mir an erster Stelle ein,<br />
dass er dieses verantwortungsvolle<br />
Amt bekleidet, ohne sich dem Wähler<br />
gestellt zu haben. Das ist demokratiepolitisch<br />
mehr als bedenklich. Allein<br />
daraus zeichnet sich der Wille der<br />
SPÖ zum Machterhalt um jeden Preis<br />
ab. Nach Michael Häupls Abgang<br />
von der politischen Bühne wären<br />
Neuwahlen den Wienern gegenüber<br />
fairer gewesen. Offensichtlich scheut<br />
man aber diese Wahrheitsprobe!<br />
Die bisherige Gemeinderätin Kathrin<br />
Gaal folgte Michael Ludwig als Wohnbaustadträtin<br />
nach. Sie wird der Fraktion<br />
der Flächenbezirke zugerechnet.<br />
Dominik Nepp<br />
Michael Ludwig stammt als Floridsdorfer<br />
auch aus einem Flächenbezirk<br />
– so wie Kathrin Gaal als Favoritnerin.<br />
Für den sozialen Wohnbau<br />
hat Ludwig als Wohnbaustadtrat in<br />
Wahrheit trotzdem nichts getan. Zumindest<br />
nicht viel Gutes. In Sonntagsreden<br />
sang er Lieder auf den Gemeindebau<br />
und taufte Anlagen häufig<br />
nach mehr oder weniger verdienten<br />
Sozialdemokraten. Hinter den Kulissen<br />
aber hat man dann Finanzinvestoren<br />
im sozialen Wohnbau die Mauer<br />
gemacht. Erst eine Klarstellung des<br />
Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes<br />
durch die nunmehrige Bundesregierung<br />
sicherte den Bestand tausender<br />
geförderter Sozialwohnungen in<br />
Wien. Dieses Versagen Ludwigs sagt<br />
mehr aus, als seine Plakate es jemals<br />
könnten. Unter seiner vordergründig-jovialen<br />
Gemeindewohnungsromantik<br />
verbirgt sich einiges an gefährlichem<br />
Neoliberalismus. Wenn<br />
der Gemeindebau jemals privatisiert<br />
werden sollte, dann durch eine SPÖgeführte<br />
Stadtregierung. Das scheint<br />
festzustehen.<br />
Welchen Kurs erwarten Sie von Kathrin<br />
Gaal?<br />
DN: Bisher hat sie sich im Wohnbau<br />
noch wenig Profil verschafft. Es wäre<br />
ein positives Signal gewesen, jemanden<br />
mit echter Fachkompetenz in<br />
dieses Amt zu bringen. Vor allem ein<br />
notwendiges Signal: Die Wohnkostensteigerungen<br />
in der Bundeshauptstadt<br />
werden wohl nur mehr von den<br />
Baukostensteigerungen übertroffen.<br />
Echte Sozialwohnungen werden in<br />
Wahrheit nicht mehr gebaut, dafür<br />
sind die ökologischen Auflagen viel<br />
zu hoch geworden. Die SPÖ lässt sich<br />
von den Ideen der Grünen treiben.<br />
Das Resultat sind theoretisch energieeffiziente<br />
Anlagen – die sich aber<br />
längst kaum jemand mehr leisten<br />
kann. Offensichtlich will Rot-Grün<br />
den Klimawandel auf dem Rücken<br />
der Sozialwohnungsbewohner bekämpfen.<br />
Sozial ist das nicht!<br />
Trauen Sie der nunmehrigen Stadträtin<br />
hier einen Kurswechsel zu?<br />
Leider ist zu vermuten, dass sie bis<br />
zur Wahl als Statthalterin Michael<br />
Ludwigs den bisherigen Kurs im<br />
Wesentlichen fortführen wird. Wenn<br />
ich an die neue Bauordnung denke,<br />
dann wird das eine der ersten Be-<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
1 / <strong>2018</strong> 3
Im Gespräch<br />
währungsproben für Gaal werden. Hier zeigt sich die<br />
grüne Handschrift überdeutlich: Anstatt überbordende<br />
Auflagen zu streichen, wird der Heizwärmebedarf<br />
nochmals für sakrosankt erklärt. Ökologie soll neben<br />
der Leistbarkeit in der Bauordnung verankert werden –<br />
dabei ist letztere ohnehin schon verloren gegangen. Man<br />
hört nicht einmal auf Ratschläge aus den eigenen Reihen.<br />
Der Verband der Genossenschaften ist traditionell<br />
SPÖ-nahe und warnt seit Jahren vor der gegenwärtigen<br />
Entwicklung: Wien baut an den Lebensrealitäten der<br />
Menschen vorbei. Dabei gäbe es etwa das Beispiel Oberösterreichs.<br />
Hier leistet der FPÖ-Wohnbaulandesrat<br />
Manfred Haimbuchner großartige Arbeit. Geförderte<br />
Wohnungen sind in diesem Bundesland ein Garant für<br />
Leistbarkeit. Es wäre also möglich, aber die Rathauskoalition<br />
will nicht.<br />
Welche Maßnahmen würde die FPÖ für günstigeren<br />
Wohnraum in Wien setzen?<br />
Wir haben gemeinsam mit Experten aus der Branche<br />
Anträge erarbeitet, die wir in den kommenden Sitzungen<br />
einbringen werden. Die Palette reicht von einer Entschlackung<br />
der Bauordnung und der Wohnbauförderung<br />
hin bis zu einer effizienten Bodenpolitik der Stadt.<br />
Leistbare Grundstücke sind eine Voraussetzung für<br />
leistbares Wohnen. Aber leider agieren Rot und Grün<br />
hier faktisch nicht. Die Strategie der Stadt stammt aus<br />
dem Jahre Schnee und eignet sich für die derzeitigen<br />
Herausforderungen nicht mehr. Das büßen unzählige<br />
Wiener jeden Monat mit überhöhten Vorschreibungen.<br />
Und das muss aufhören! Auch die Bauträgerwettbewerbe<br />
wollen wir reformieren. Themenspezifische Bauten<br />
mögen in Einzelfällen tatsächlich Vorbildcharakter haben,<br />
aber letztendlich brauchen wir gute, leistbare Wohnungen<br />
– so schnell wie möglich. Der Bedarf an Stilblüten<br />
ist hingegen mehr als gedeckt.<br />
Wie sehen Sie im Vergleich dazu die Zielsetzungen der<br />
Bundesregierung?<br />
Zentrale Wiener Interessen finden sich im Regierungsprogramm<br />
wieder. Wir sind die Stadt des sozialen<br />
Wohnbaus. Zu dessen Schutz bekennt man sich und<br />
hat – wie erwähnt – auch bereits wirksame Maßnahmen<br />
gesetzt. Diese Bundesregierung wandert nicht auf den<br />
Pfaden des Klassenkampfes. Diese Pfade sind ausgetreten!<br />
Wir sind eine Stadt der Mieter, und die Bundesregierung<br />
geht hier einen Weg des fairen Interessenausgleichs.<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und dieses<br />
Grundbedürfnis sichert die schwarz-blaue Koalition<br />
erfolgreich ab.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Im Gepräch mit<br />
Gelingt es der schwarz-blauen<br />
Bundesregierung, den Stillstand<br />
im Mietrecht zu überwinden? Was<br />
geschieht im sozialen Wohnbau?<br />
Und wie fühlt es sich an, endlich<br />
Probleme zu lösen, anstatt sie lediglich<br />
aufzeigen zu können? Fragen<br />
und Antworten dazu lesen Sie<br />
im Interview mit dem FPÖ-Bautensprecher,<br />
Abg.z.NR Mag. Philipp<br />
Schrangl.<br />
MW: Herr Mag. Schrangl, jegliche<br />
Novellierung des Mietrechts war über<br />
Jahrzehnte hinweg heiß umkämpft.<br />
Diese Regierung hat sich Großes vorgenommen.<br />
Wie beurteilen Sie die geplanten<br />
Eckpfeiler?<br />
PS: Das Mietrecht ist eine sozialpolitisch<br />
sehr sensible Materie.<br />
Als freiheitlicher Bautensprecher<br />
hat bei mir der faire Interessenausgleich<br />
zwischen Mietern und<br />
Vermietern höchste Priorität. Auf<br />
diesen Ausgleich war ich schon<br />
während der Regierungsverhandlungen<br />
sehr bedacht. Mit den bitteren<br />
Früchten des Klassenkampfes<br />
sind wir seit mindestens zehn Jahren<br />
konfrontiert: Rapide steigende<br />
Wohnkosten, vor allem in städtischen<br />
Ballungsräumen wie Wien,<br />
ein hoher Anteil sanierungsbedürftiger<br />
Anlagen und dazu massive<br />
Rechtsunsicherheit bei allen Beteiligten.<br />
Das derzeitige Mietrecht ist<br />
selbst für Juristen über weite Passagen<br />
unverständlich und lässt zu viel<br />
Interpretationsspielraum zu.<br />
Wie sollen diese gewachsenen Problematiken<br />
überwunden werden?<br />
Mit dem Grundsatz der Augenhöhe.<br />
Mieten müssen nachhaltig und<br />
das Zuhause gesichert sein. Ein Vermieter<br />
erzielt ohne Bewohner keine<br />
Einnahmen. Ein Mieter hat auf<br />
Dauer wiederum nichts davon, in<br />
einer sich einem desolaten Zustand<br />
4 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Im Gespräch<br />
FPÖ-Bautensprecher Philipp Schrangl<br />
nähernden Anlage zu leben. Also<br />
müssen wir zu einer Symbiose finden,<br />
daran führt kein Weg vorbei.<br />
Ohne ideologische Scheuklappen ist<br />
das im Detail oft eine Herausforderung,<br />
die viel Einfühlungsvermögen<br />
und Beschäftigung mit der Materie<br />
erfordert – aber machbar.<br />
Welche Erstmaßnahmen sind angedacht,<br />
um den Reformstau zu überwinden?<br />
Über Gedankenspiele sind wir weit<br />
hinaus. Es wurde sogar schon eine<br />
erste Maßnahme umgesetzt. Die<br />
Absicherung des breiten sozialen<br />
Wohnungsbestandes ist uns ein<br />
zentrales Anliegen. Hier gab es in<br />
der Vergangenheit fallweise Grund<br />
zur Sorge, darum haben wir schon<br />
in den ersten Monaten unserer Regierungszeit<br />
eine Klarstellung des<br />
Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes<br />
verabschiedet. Mit dem eindeutigen<br />
Bekenntnis, möglicher<br />
Spekulation im Bereich geförderter<br />
Sozialwohnungen eine klare und<br />
wirksame Absage zu erteilen. Hier<br />
haben wir auch den tendenziell<br />
SPÖ-dominierten Dachverband der<br />
Wohnbaugenossenschaften auf unserer<br />
Seite. Leider hat die SPÖ im<br />
Parlament gegen diesen Schutzmechanismus<br />
für ca. 650.000 Wohnungen<br />
und ihre Bewohner gestimmt.<br />
Aber bleiben wir noch etwas beim<br />
Thema der Gemeinnützigkeit: Auch<br />
hier wurden verstaubte Gräben der<br />
Vergangenheit zugeschüttet. Gemeinnützige<br />
Bauvereinigungen<br />
werden weiterhin ihren Beitrag<br />
zur Stärkung der Eigentumsquote<br />
in Österreich leisten. Gleichzeitig<br />
bleibt aber sichergestellt, dass wir<br />
besonders in städtisch geprägten<br />
Gebieten eine bis weit in den Mittelstand<br />
hineinreichende Versorgung<br />
mit preisgebundenen Genossenschaftswohnungen<br />
zur Miete haben<br />
werden.<br />
Welchen Einblick können Sie unseren<br />
Lesern in mietrechtliche Hintergründe<br />
geben? Welche Überlegungen<br />
liegen dem Regierungsprogramm zugrunde?<br />
Wie eingangs erwähnt ist das Mietrechtsgesetz<br />
durch viele kleine Novellen<br />
und politische Uneinigkeit<br />
zu einem gordischen Knoten geworden.<br />
Er wird aber nicht durchschlagen<br />
werden; vielmehr haben wir<br />
uns innerhalb der Koalition vorgenommen,<br />
ihn aufzulösen. Denn<br />
ein unverständliches Gesetz ist in<br />
seinen Auswirkungen fast zwingend<br />
auch ein<br />
ungerechtes<br />
Gesetz.<br />
Gesetze<br />
müssen so<br />
formuliert<br />
sein, dass<br />
die Bürger<br />
und Menschen,<br />
die<br />
nach diesen<br />
Regelungen<br />
leben, sie<br />
auch verstehen<br />
sollen. Und sie sollen sich auch<br />
mit dem Rechtsempfinden der Menschen<br />
decken. Das wollen und werden<br />
wir erreichen! Wir haben ein<br />
klares Bekenntnis zu Eintrittsrechten<br />
abgelegt, wir werden sie sinnvoll,<br />
treffsicher und damit nachhaltig<br />
regeln. Die Zeit des Flickwerkes<br />
im Wohnrecht muss einem durchdachten,<br />
fairen Zustand weichen.<br />
Der Schwerpunkt der Tätigkeit des<br />
Mieterschutzringes liegt in Wien. Wie<br />
sehen Sie die wohnpolitische Lage in<br />
der Hauptstadt?<br />
Wien unterscheidet sich zunächst<br />
von allen anderen Bundesländern<br />
durch die eindeutige Dominanz<br />
der Miete gegenüber dem Eigentum<br />
und den immens hohen Zuzug,<br />
der die schon vorherrschende<br />
Wohnungsknappheit weiter verschärft<br />
und Wohnraum immer teurer<br />
macht. Dem sozialen Wohnbau<br />
kommt dadurch besondere Bedeutung<br />
zu. Auch in diesem Bereich ist<br />
die Wiener FPÖ ein starker Partner<br />
der Menschen, der Alternativen<br />
aufzeigt. Insbesondere von der SPÖ<br />
würde ich mir mehr Entschlossenheit<br />
zu leistbarem Wohnbau wünschen.<br />
In Oberösterreich geht der<br />
freiheitliche Wohnbaulandesrat Dr.<br />
Manfred einen sehr geraden Weg.<br />
In meinem Heimatbundesland bedeutet<br />
eine geförderte Wohnung<br />
Philipp Schrangl<br />
wieder, dass sie für die Bewohner<br />
wirklich erschwinglich ist. Dabei<br />
wurde nicht bei den Menschen gespart,<br />
sondern es wurden bürokratische<br />
Auswüchse und grüne<br />
Träumereien gestutzt, nicht aber<br />
wirklich sinnvolle Verbesserungen,<br />
die für die Menschen niedrigere<br />
Betriebskosten und Investitionen<br />
in echten Klimaschutz mit sich<br />
bringen. In Wien muss es ebenfalls<br />
zu einer Trendwende von Prestigeprojekten<br />
und dem Selbstzweck<br />
Energieeffizienz hin zu Leistbarkeit<br />
kommen. Erfolgversprechende<br />
Vorbilder dafür gibt es. Aber auch<br />
in diesem Bereich wird es weiterhin<br />
eine starke freiheitliche Kraft brauchen,<br />
um das Eis zu brechen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
1 / <strong>2018</strong> 5
Im Gespräch<br />
Im Gepräch mit<br />
Vorstandsvorsitzenden Alfred Wansch<br />
Dr. Alfred Wansch, Vorstandsvorsitzender<br />
des „Österreichischen Mieterschutzringes<br />
– Wien“ über die<br />
Folgen eines möglichen Entzuges der<br />
Gemeinnützigkeit der WBV- GÖD.<br />
MW: Die Fragestellungen rund um die<br />
„Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft<br />
Öffentlicher Dienst“ beschäftigen<br />
Medien und Politik. Wie schätzt<br />
der „Österreichische Mieterschutzring<br />
– Wien“ die Lage ein?<br />
Alfred Wansch<br />
AW: Viele Bewohner dieser Genossenschaft<br />
haben sich bereits voll Sorge<br />
an uns gewendet. Ich verstehe die<br />
Beunruhigung und kann das Verhalten<br />
des nunmehrigen Bürgermeisters<br />
Michael Ludwig kaum nachvollziehen.<br />
Schließlich predigen Ludwig<br />
und seine Wiener SPÖ in jeder Sonntagsrede<br />
vom „leistbaren Wohnen“.<br />
Aber wenn es Spitz auf Knopf steht,<br />
dann hört man wenig bis nichts.<br />
Entscheidend wird sein, dass die Gemeinnützigkeit<br />
des Unternehmens<br />
erhalten bleibt. Niemand mit einem<br />
Mindestmaß an sozialpolitischer<br />
Verantwortung kann eine zweite BU-<br />
WOG wollen!<br />
Welche konkreten Möglichkeiten hätte<br />
das Wohnbaureferat, um zu agieren?<br />
Die derzeitige Eigentümerstruktur ist<br />
nach Ansicht des Revisionsverbandes<br />
nicht gesetzeskonform. Hier müsste<br />
die Aufsichtsbehörde – die bei der<br />
Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal angesiedelt<br />
ist – meines Erachtens nach<br />
ansetzen. Mit dieser Einschätzung<br />
habe ich das Fachwissen des Revisionsverbandes<br />
und des Wirtschaftsministeriums<br />
auf meiner Seite. Gaal<br />
sollte eine genaue Untersuchung<br />
durch externe Experten beauftragen.<br />
Es fanden in der Vergangenheit<br />
viele Transaktionen statt. Man muss<br />
herausfinden, bis wohin rechtmäßig<br />
rückabzuwickeln ist.<br />
Welche Position vertritt die Stadt<br />
Wien bisher?<br />
Offenkundig möchte man sich nicht<br />
in die Karten blicken lassen. Getreu<br />
dem Motto „nur keine Wellen schlagen“.<br />
Aber dieses Verhalten ist den<br />
tausenden betroffenen Bewohnern<br />
nicht zumutbar. Die an der Übernahme<br />
Beteiligten wirkten bisher<br />
in der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft<br />
jedenfalls wenig segensreich.<br />
„Buntes Wohnen“ etwa existiert<br />
nicht mehr – hier gibt es sogar<br />
konkrete Verbindungen zum Themenkreis<br />
Heumarkt. Mit sozialem<br />
Wohnbau haben derartige Geschehnisse<br />
wenig zu tun. Dabei brauchen<br />
wir in Wien, vor allem angesichts der<br />
derzeitigen Situation auf dem Wohnungsmarkt,<br />
jede einzelne leistbare<br />
Wohnung.<br />
Der Aufsichtsratsvorsitzende der<br />
WBV-GÖD machte dem SPÖ-Wohnbaureferat<br />
gravierende Vorwürfe.<br />
Wenn ein langjähriger, deklarierter<br />
Sozialdemokrat die Welt im roten<br />
Wien nicht mehr versteht, dann<br />
sollten in der SPÖ die Alarmglocken<br />
läuten. Aber diesen Streit überlasse<br />
ich der Sozialdemokratie. Dem Mieterschutzring<br />
und mir geht es ausschließlich<br />
um die Bewohner. Wirklich<br />
dramatisch ist, dass man nicht<br />
längst entschlossen reagiert hat.<br />
Ordnung bei den Eigentümerstrukturen<br />
zu beauftragen wäre schließlich<br />
schon lange vor dem schwarz-blauen<br />
Machtwort im Parlament möglich<br />
gewesen. Fallbeispiele – etwa aus dem<br />
Burgenland und Niederösterreich –<br />
belegen, dass die dafür geeigneten Instrumente<br />
von Anfang an vorhanden<br />
gewesen wären. Dass die SPÖ dann<br />
im Nationalrat auch noch gegen den<br />
Schutz der tausenden Sozialwohnungen<br />
gestimmt hat, spricht Bände über<br />
den Zustand dieser Partei. Offenkundig<br />
bekennen sich die Genossen<br />
unter Führung Christian Kerns zum<br />
Neoliberalismus – anders kann ich<br />
mir diesen Verrat an den Menschen<br />
nicht erklären!<br />
Wie bewerten Sie den ans Tageslicht<br />
gekommenen E-Mailverkehr rund um<br />
ehemals hochrangige Repräsentanten<br />
6 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Fragebogen<br />
der Wiener SPÖ im Zusammenhang mit der<br />
WBV-GÖD?<br />
Sie sprechen vom ehemaligen SPÖ-Stadtrat<br />
Rudolf Schicker. Wenn man davon ausgeht,<br />
dass Wohnbauförderungsgelder objektiv<br />
vergeben werden, dann verstehe ich nicht,<br />
was man sich von ihm erwarten könnte.<br />
Dann wäre er ein ganz normaler Aufsichtsrat,<br />
wie viele andere auch, vielleicht nur etwas<br />
bekannter als der Durchschnitt.<br />
Die Mietervereinigung gab bekannt, dass<br />
die Turbulenzen rund um das Unternehmen<br />
keine Auswirkungen auf die Bewohner hätten.<br />
Was sagen Sie dazu?<br />
Genau an solchen Aussagen zeigt sich, wie<br />
wichtig für die Bewohner eine wirklich unabhängige<br />
Vertretung ist. Wer aus der BU-<br />
WOG gelernt hat, der muss hier zu eindeutigen<br />
Schlüssen kommen. Letztlich ist eine<br />
entfesselte Hausverwaltung gegenüber den<br />
Mietern übermächtig. Ich sehe die Lage im<br />
Fall, dass die Gemeinnützigkeit entzogen<br />
werden sollte, wesentlich kritischer. Das<br />
lehrt die Erfahrung des Mieterschutzringes<br />
mit zahllosen Klienten aus dem ehemals<br />
gemeinnützigen Bereich. Die Aussagen<br />
der Mietervereinigung interpretiere ich als<br />
misslungene Schützenhilfe für die Vogel-<br />
Strauß-Politik Michael Ludwigs.<br />
Welches Szenario erwarten Sie letztlich?<br />
Wenn man der SPÖ einen Hauch von gutem<br />
Willen unterstellen darf, dann sollte<br />
alles geordnete Wege gehen. Der Revisionsverband<br />
und das Wirtschaftsministerium<br />
haben von Anfang an die Möglichkeit<br />
zur Rückabwicklung aufgezeigt. Die Bundesregierung<br />
hat den Bewohnern durch<br />
eine gesetzliche Maßnahme im Parlament<br />
den Rücken gestärkt. Wir werden deutlich<br />
sehen, ob Bürgermeister Michael Ludwig<br />
bzw. Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal<br />
und damit die Wiener Sozialdemokratie<br />
auf der Seite von Finanzinvestoren stehen,<br />
oder auf jener der Bevölkerung. Wir bieten<br />
den Bewohnern der WBV-GÖD jedenfalls<br />
weiter gerne unsere Rechtsberatung<br />
an.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
Fragebogen<br />
Name: Rüdiger Grabmayr<br />
Redakteur bei „Mein Wohnrecht“<br />
Wo möchten Sie am liebsten wohnen?<br />
Ich wohne sehr gerne im 3. Wiener Gemeindebezirk,<br />
jedoch bleibe ich als heimatbewusster<br />
Oberösterreicher auch<br />
immer in Richtung meiner Geburtsstadt<br />
Linz und dem schönen Attersee orientiert.<br />
Was bedeutet Heimat für Sie?<br />
Unser Land und unsere Leute, verbunden durch die gemeinsame deutsche<br />
Sprache, Kultur und das Brauchtum.<br />
Was ist Ihnen wichtig?<br />
Familie, Heimat, Freiheit, Ehre und Tradition.<br />
Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben?<br />
Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit und Heimatliebe.<br />
Was ist ihr Lieblingsbuch?<br />
Eine absolute Auswahl vermag ich bei dieser Frage nicht zu treffen. Es<br />
gibt immer wieder Bücher, die in einem Lebensabschnitt für eine gewisse<br />
Zeit am einprägsamsten sind.<br />
Welche Musik mögen Sie?<br />
Am liebsten mag ich klassische Musik, vor allem Bach und Schubert.<br />
Welches Ereignis war für die Welt das bedeutendste?<br />
Hier ein einziges Ereignis herauszupicken ist natürlich schwer, und kann<br />
der Fragestellung wahrscheinlich nicht vollkommen gerecht werden.<br />
Sehr bedeutend war sicher die Erfindung des Buchdruckes um 1450<br />
durch den Mainzer Johannes Gutenberg.<br />
Was möchten Sie verändern?<br />
In meiner persönlichen Umgebung so viel wie möglich hin zu einem<br />
besseren und allgemein bewussteren Leben.<br />
Welche Werte sollen wir unseren Kindern weitergeben?<br />
Liebe, Ehrlichkeit, Mut, Durchsetzungsfähigkeit, aber auch Stolz für unsere<br />
Traditionen und unsere Kultur.<br />
Es ist gut, dass es den Österreichischen Mieterschutzring mit seiner Zeitschrift<br />
„Mein Wohnrecht“ gibt, weil wir hier für alle Mieter, aber auch<br />
für die Besitzer von Eigentumswohnungen, Information auf hohem Niveau,<br />
aber in allgemein verständlicher Sprache anbieten können. Wir<br />
wollen Ihnen Hilfestellungen bei Rechtsfragen aus Ihrem alltäglichen<br />
Leben geben und zeigen, dass der Österreichische Mieterschutzring bei<br />
allen miet- und wohnrechtlichen Fragen kompetent für Sie da ist.<br />
1 / <strong>2018</strong> 7
Info für Mieter<br />
8 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Info für Mieter<br />
Endstation Dittelgasse?<br />
Schubert Rückzug in der Siedlungsunion<br />
Die Wohnbaugenossenschaft „Siedlungsunion“<br />
sorgte in der Vergangenheit<br />
regelmäßig für Aufsehen.<br />
Probleme mit rapide ansteigenden<br />
Baurechtszinsen, gepaart mit Luxusgagen<br />
für die SPÖ-Gemeinderätin<br />
und Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft,<br />
Ingrid Schubert. Eine<br />
indirekte Auftragsvergabe an das<br />
Unternehmen ihrer Tochter ließ die<br />
Wogen medial und politisch zusätzlich<br />
hochgehen. Eine FPÖ-Anfrage<br />
im Rathaus deckte das moralisch unhaltbare<br />
Vorkommnis auf. Jetzt folgte<br />
Schuberts Rückzug.<br />
Eigennützige Luxus-Gagen<br />
Die „Gemeinnützige Wohnungs- und<br />
Siedlungsgenossenschaft Siedlungsunion<br />
registrierte Genossenschaft<br />
m.b.H.“ zählt zu Lokalmatadoren im<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
Wohnbau in der Donaustadt. Mehr<br />
als 5.600 verwaltete Wohnungen verleihen<br />
der Genossenschaft einiges an<br />
Gewicht. Ob unter der langjährigen<br />
Vorstandsobfrau des Unternehmens,<br />
SPÖ-Gemeinderätin Ingrid Schubert,<br />
echte Gemeinnützigkeit gelebt wurde,<br />
ist freilich fraglich; hier scheiden<br />
sich die Geister. „Spitzengage in der<br />
Siedlungsunion“ titelte etwa die Tageszeitung<br />
„Kurier“ am 29. Mai 2016.<br />
Das großzügige Salär Schuberts wurde<br />
veröffentlicht – und kritisiert: Als<br />
Bereichsleiterin der Genossenschaft<br />
erhielt sie ein Gehalt von monatlich<br />
9.649,70 Euro. Hinzu kam eine Aufwandsentschädigung<br />
als Vorstandsobfrau<br />
im Ausmaß von monatlich 5.078,-<br />
Euro. Durch ihr Gemeinderatsmandat<br />
lukrierte sie weitere 6.601,60 Euro pro<br />
Monat. In Anbetracht ihres damaligen<br />
monatlichen Gesamtbezuges von<br />
Wirtschaftspartner des ÖMR!<br />
Arbeiten Sie mit unseren Wirtschaftspartnern<br />
zusammen und<br />
sparen Sie bares Geld!<br />
Der Österreichische Mieterschutzring,<br />
der sich als serviceorientierte,<br />
moderne Konsumentenschutzorganisation<br />
sieht, hat mit Unternehmen<br />
aus der Privatwirtschaft eine<br />
Wirtschaftskooperation ins Leben<br />
gerufen. Das Ziel der neuen Kooperation<br />
ist dabei ganz klar: Günstigere<br />
Preise für die Mitglieder des Österreichischen<br />
Mieterschutzringes<br />
in ausgewählten heimischen Unternehmen<br />
und Wirtschaftsbetrieben.<br />
Stolz geben wir bekannt, dass mit<br />
dem trendigen Palettenmöbelhersteller<br />
Etco-Plus GesmbH ein erster<br />
Partner gefunden werden konnte.<br />
Die Etco-Plus GesmbH wird<br />
von jetzt an allen Mitgliedern des<br />
Österreichischen Mieterschutzringes<br />
10% Rabatt auf den Kauf neuer,<br />
trendiger Palettenmöbel gewähren!<br />
Wir hoffen, in Zukunft weitere Unternehmen<br />
für eine Wirtschaftspartnerschaft<br />
mit dem Österreichischen<br />
Mieterschutzring begeistern<br />
zu können. Denn wir sind uns<br />
sicher, dass durch die Wirtschaftspartnerschaft<br />
ein Mehrwert entsteht,<br />
sowohl für unsere Mitglieder,<br />
als auch für die beteiligten Unternehmen,<br />
die ein neues, starkes Kundensegment<br />
erschließen können.<br />
Werden Sie möglichst bald Mitglied<br />
beim Österreichischen Mieterschutzring<br />
und genießen Sie<br />
neben der rechtlichen Beratung im<br />
Bereich des gesamten Miet- und<br />
Wohnrechts auch die Vorteile der<br />
neuen Wirtschaftspartnerschaften<br />
des Österreichischen Mieterschutzringes!<br />
21.329,- Euro brutto kann der arbeitende<br />
Wiener nur staunen! Die Aufregung<br />
unter Medien und Einwohnerschaft<br />
sowie im Rathaus war spürbar.<br />
Schließlich sollte in Zeiten akuter<br />
Wohnungsnot schon allein Schuberts<br />
Tätigkeit in der Siedlungsunion ihren<br />
Tag bereits ausfüllen.<br />
Mediation als Werbung für Michael<br />
Ludwig?<br />
Rund 40 Jahre hielt sich Ingrid Schubert<br />
in der Genossenschaft. Über<br />
eine indirekte Auftragsvergabe an<br />
das Unternehmen ihrer Tochter Karin<br />
Schubert, „2move“, dürfte die rote<br />
Rathausmandatarin jetzt gestolpert<br />
sein. In der Dittelgasse errichtet die<br />
„Siedlungsunion“ gemeinsam mit der<br />
„WBV-GÖD“ und der „WBV-GPA“<br />
rund 400 Wohnungen. Anhaltende<br />
Anrainerproteste mündeten schließlich<br />
in eine Bürgerinitiative gegen das<br />
überdimensionierte Projekt. Über den<br />
Projektpartner „WBV-GÖD“ wurde<br />
schließlich „2move“ mit einem kostspieligen<br />
Mediationsprozess beauftragt.<br />
Wie die „Presse“ im Artikel „Das<br />
100.000-Euro-Mediationsprojekt“<br />
vom 4. April <strong>2018</strong> berichtete, sollen<br />
die erbrachten Leistungen nicht eben<br />
überbordend gewesen sein: „Herzstück<br />
der Mediation ist die Website<br />
dittelgasse.wien. Neben Informationen<br />
zum Projekt ist auf der Startseite<br />
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig groß<br />
gefeatured, der die Dittelgasse als Vorzeigeprojekt<br />
lobt. Weiters gab es noch<br />
eine Veranstaltung mit Bürgern im IQ<br />
Aspern, an der rund 50 Personen teilnahmen.“<br />
Ingrid Schubert entgegnete,<br />
dass im Zuge der Mediation umfangreichere<br />
Leistungen erbracht worden<br />
seien. Eine engagierte Anrainerin<br />
argumentiert hingegen, dass es zwar<br />
drei Veranstaltungen gegeben habe,<br />
1 / <strong>2018</strong> 9
Info für Mieter<br />
um die Bevölkerung zu informieren;<br />
zwei davon hätten jedoch außerhalb<br />
des Mediationsprozesses stattgefunden.<br />
Angesprochen auf die ungünstige<br />
Optik einer Beauftragung ihrer eigenen<br />
Tochter meinte Schubert knapp:<br />
„Meine Tochter hat ja kein Berufsverbot,<br />
nur weil sie mit mir verwandt ist,<br />
oder?“ Zusätzlich brisant daran: Es<br />
kann nicht ausgeschlossen werden,<br />
dass zumindest ein Teil der Kosten für<br />
die Mediation im Rahmen der Wohnbauförderung<br />
an die Bewohner weiterverrechnet<br />
wird. Einzig die WBV-GPA<br />
bekannte sich bisher dazu, den auf das<br />
Unternehmen entfallenden Anteil der<br />
Kosten nicht an ihre Bewohner weiter<br />
zu verrechnen.<br />
Kommentar: „kein Fehlverhalten“<br />
Nach Bekanntwerden der Geschehnisse<br />
forderte der FPÖ-Klubobmann<br />
im Wiener Rathaus, Toni Mahdalik,<br />
umgehend personelle Konsequenzen:<br />
„Wem bei dieser Auftragsvergabe nicht<br />
schwindelig wird, der muss Hochseilartist<br />
sein. Als Verantwortungsträgerin<br />
ist Ingrid Schubert jedenfalls unhaltbar<br />
– im Rathaus und in der Siedlungsunion.“<br />
Auch der Mieterschutzring<br />
in Gestalt des Vorstandsvorsitzenden<br />
Dr. Alfred Wansch äußerte massive<br />
Kritik: „Es ist zu klären, ob Schubert<br />
nach den einschlägigen Bestimmungen<br />
des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes<br />
noch als zuverlässig gelten kann.“<br />
Er brachte eine entsprechende Anfrage<br />
im Rathaus ein. Doch der damalige<br />
SPÖ-Wohnbaustadtrat und<br />
nunmehrige Bürgermeister Michael<br />
Ludwig machte seiner Genossin die<br />
Mauer und bezog sich in seiner Anfragebeantwortung<br />
auf Auskünfte der<br />
„Siedlungsunion“. Auch ein mögliches<br />
Fehlverhalten konstatierte Ludwig<br />
nicht: „Da kein Fehlverhalten von<br />
Ingrid Schubert als Obfrau der SIED-<br />
LUNGSUNION festzustellen ist … sind<br />
auch keine aufsichtsbehördlichen Maßnahmen<br />
gegen die Genossenschaft bzw.<br />
gegen die Obfrau zu ergreifen.“<br />
Also viel Wirbel um Nichts – so könnte<br />
man Ludwigs Antwort interpretieren.<br />
Hinter den Kulissen dürfte es sich<br />
freilich anders abgespielt haben, denn<br />
im Rahmen der Generalversammlung<br />
der „Siedlungsunion“ am 29. Mai <strong>2018</strong><br />
legte Schubert ihre Funktion als Vorstandsobfrau<br />
zurück. Vizebürgermeister<br />
Dominik Nepp (FPÖ) begrüßte<br />
diesen Schritt: „Für Entgleisungen wie<br />
in der Causa um das Mediationsverfahren<br />
zum Bauprojekt Dittelgasse darf<br />
es keinen Platz in Wien geben – schon<br />
gar nicht im sozialen Wohnbau.“ Die<br />
Forderungen der FPÖ gehen über die<br />
Siedlungsunion hinaus; auch für den<br />
Mieterschutzring sei Schubert zudem<br />
als Gemeinderätin unhaltbar: „Nachdenklich<br />
stimmt, dass sich der nunmehrige<br />
Bürgermeister Michael Ludwig in<br />
einer aktuellen Anfragebeantwortung<br />
hinter seine Genossin gestellt hat. Das<br />
zeigt eindrucksvoll, in welch morschem<br />
Zustand sich die Wiener SPÖ befindet.“<br />
Gegenüber der „Presse“ bestritt Schubert<br />
freilich jeglichen Zusammenhang<br />
zwischen ihrem Rückzug nach 40 Jahren<br />
Dienst in der Siedlungsunion und<br />
der Mediations-Causa in der Dittelgasse,<br />
und gab dazu folgendes Statement<br />
ab: „Es gab viele Gründe, das war<br />
keiner. In erster Linie war es eine Hofübergabe<br />
an meinen Nachfolger.“<br />
Die Mannschaft des ÖMR Wien<br />
Von links nach rechts: Markus Lenhard, Martina Hofbauer, Alfred Wansch, Rüdiger Grabmayr, Florian Torma, Bernd Moravetz<br />
10 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Info für Mieter<br />
WBV-GÖD: Droht Wien eine zweite BUWOG?<br />
Holt Bgm. Ludwig seine Vergangenheit als Wohnbaustadtrat ein?<br />
Die „Wohnbauvereinigung der Gewerkschaft<br />
Öffentlicher Dienst, gemeinnützige<br />
GmbH“ (WBV-GÖD)<br />
verwaltet rund 3.000 Sozialwohnungen,<br />
die sich großteils in der<br />
Bundeshauptstadt befinden. Nach<br />
umstrittenen Eigentümerwechseln<br />
leitete die Stadt ein Verfahren auf<br />
Entzug der Gemeinnützigkeit ein.<br />
Die Opposition im Rathaus wirft<br />
dem früheren SPÖ-Wohnbaustadtrat<br />
und nunmehrigen Bürgermeister<br />
Michael Ludwig in der heiklen Causa<br />
Versagen vor. Droht Wien in den<br />
kommenden Monaten eine zweite<br />
BUWOG?<br />
„Wie die Stadt Wien um 3.000 Sozialwohnungen<br />
pokert“ betitelte die „Presse“<br />
die Geschehnisse rund um die Wiener<br />
Wohnbaugenossenschaft WBV-GÖD.<br />
Das Unternehmen benannte sich in<br />
unlängst um und firmiert seither unter<br />
„Wohnbauvereinigung GFW Gemeinnützige<br />
GmbH“. Um Verwechslungen<br />
zu vermeiden, bleiben wir im Folgenden<br />
bei WBV-GÖD. Der Hintergrund<br />
der Causa stellt sich immer brisanter<br />
dar: Ursprünglich befand sich die gemeinnützige<br />
Bauvereinigung im Eigentum<br />
der „Gewerkschaft Öffentlicher<br />
Dienst“ (GÖD).<br />
Im Jahr 2003 wurden die Anteile am<br />
Unternehmen an eine Investorengruppe<br />
abgetreten. Der Hintergrund<br />
für den Verkauf sollen wirtschaftliche<br />
Misserfolge und die bevorstehende<br />
Insolvenz gewesen sein, wie die WBV-<br />
GÖD verlautbarte.<br />
Neue Organe wurden installiert, und<br />
ein Kapitalzuschuss sicherte das Überleben<br />
des Unternehmens. Doch die<br />
Geschicke des Bauträgers gestalteten<br />
sich weiterhin wechselhaft: Wirtschaftlicher<br />
Erfolg stellte sich ein –<br />
und der nächste Eigentümerwechsel<br />
bahnte sich an.<br />
Heumarkt-Investor Michael Tojner<br />
im Geschehen<br />
Im Jahr 2015 wurden die Anteile an<br />
der Muttergesellschaft der WBV-GÖD<br />
an eine Schweizer Holding abgetreten,<br />
allerdings ohne die dafür erforderliche<br />
Genehmigung durch die Wiener<br />
Landesregierung einzuholen. Wenig<br />
später wurden die Anteile an eine Gesellschaft<br />
weiterverkauft, die dem umstrittenen<br />
Heumarkt-Investor Michael<br />
Tojner nahestehen soll. Die Vorgänge<br />
wurden im Auftrag der Stadt geprüft.<br />
Der eingeschaltete Revisionsverband<br />
kam zu eindeutigen Erkenntnissen:<br />
Aus Sicht der Prüfer wären die Anteilsübertragungen<br />
seitens der Landesregierung<br />
genehmigungspflichtig<br />
gewesen; ohne diese Genehmigung<br />
wäre das Geschäft rechtsunwirksam.<br />
Zudem sei die gesetzliche Kaufpreisbindung<br />
verletzt worden. Die zuständige<br />
Magistratsabteilung 50 – im<br />
Ressort des damaligen SPÖ-Wohnbaustadtrates<br />
Michael Ludwig verortet<br />
– folgte dieser Rechtsansicht damals<br />
augenscheinlich nicht.<br />
Stattdessen wurde ein Verfahren auf<br />
Entzug der Gemeinnützigkeit eingeleitet.<br />
Denn der neue Eigentümer war<br />
nach Ansicht der Abteilung Angehöriger<br />
des Baugewerbes. Das klingt<br />
zunächst kaum spektakulär, aber nach<br />
den Bestimmungen des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes<br />
ist es diesem<br />
Personenkreis nicht erlaubt, eine<br />
Wohnbaugenossenschaft zu besitzen.<br />
SPÖ unter Druck<br />
Eine Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums<br />
brachte den frischgebackenen<br />
Wiener SPÖ-Vorsitzenden<br />
und Bürgermeister Michael Ludwig<br />
ob dieses Vorgehens in seiner Rolle<br />
als Wohnbaustadtrat unter Druck: es<br />
zeigte konkrete Möglichkeiten auf,<br />
wie geordnete Verhältnisse in der<br />
Eigentümerstruktur durch die MA<br />
50 hergestellt werden könnten. Fälle<br />
aus anderen Bundesländern belegten<br />
ebenfalls den vorhandenen Spielraum,<br />
um die Sozialwohnungssubstanz zu<br />
bewahren. Warum Ludwigs Abteilung<br />
hier eigene Wege ging, erschließt sich<br />
dem Beobachter nicht. „Hier zeigt sich,<br />
wohin sozialistische Wohnpolitik wirklich<br />
führt“, kommentierte die FPÖ die<br />
Vorgänge in der Bundeshauptstadt.<br />
Der FPÖ-Klubobmann im Parlament,<br />
Johann Gudenus, verwies darauf, dass<br />
sich die Bundesregierung zum Schutz<br />
der Sozialwohnungen bekenne. Es<br />
würden Maßnahmen beschlossen<br />
werden, um derartige Vorgänge für<br />
die Zukunft ausschließen zu können.<br />
Wiens freiheitlicher Vizebürgermeister<br />
Dominik Nepp forderte unterdessen<br />
umfassende Aufklärung: „Die<br />
Wiener Sozialdemokratie ist dabei, ihre<br />
wohnpolitische Glaubwürdigkeit zu<br />
verspielen. Michael Ludwig muss ein<br />
eindeutiges Zeichen für die Gemeinnützigkeit<br />
und gesetzeskonforme Eigentümer<br />
setzen.“<br />
Im Laufe des April <strong>2018</strong> wurde im<br />
Parlament – gegen die Stimmen der<br />
SPÖ – eine Klarstellung des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes<br />
verabschiedet.<br />
Darin wurde jedweder<br />
rechtliche Graubereich beseitigt. Nunmehr<br />
ist durch die Bundesregierung<br />
klargestellt, dass spekulative Interessen<br />
keinerlei Platz im gemeinnützigen<br />
Wohnbau haben. Rechtskonforme<br />
Zustände können nunmehr eindeutig<br />
unter Wahrung der Gemeinnützigkeit<br />
des Unternehmens hergestellt werden.<br />
Unter freiheitlicher Federführung hat<br />
Schwarz-Blau den Bewohnern den<br />
Rücken gestärkt. Jetzt liegt es an der<br />
nunmehrigen SPÖ-Wohnbaustadträtin<br />
Kathrin Gaal, für geordnete Zustände<br />
zu sorgen und die Sozialwohnungen<br />
zu schützen. " Seite 12<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
1 / <strong>2018</strong> 11
Info für Mieter<br />
ÖMR nominiert neuen ORF-Publikumsrat!<br />
Dr. Christoph Erler gewählt!<br />
Der „Österreichische Mieterschutzring“,<br />
als ideelle gemeinnützige<br />
Organisation im Bereich<br />
Mieterschutz und Wohnrecht, hat<br />
Herrn Rechtsanwalt Dr. Christoph<br />
Erler für den Bereich Konsumentenschutz<br />
im neuen ORF-<br />
Publikumsrat nominiert. Es freut<br />
uns, allen geneigten Lesern mitteilen<br />
zu dürfen, dass unsere Nominierung<br />
auch von Erfolg gekrönt<br />
war und wir Herrn Dr. Erler nunmehr<br />
als neuen Publikumsrat des<br />
Österreichischen Rundfunks für<br />
den Bereich Konsumentenschutz<br />
vorstellen dürfen!<br />
Der ÖMR als repräsentative Organisation<br />
im Bereich Konsumentenschutz:<br />
Der „Österreichische Mieterschutzring<br />
– Wien“ ist ein gemeinnütziger<br />
Verein, der seine Tätigkeit auf ganz<br />
Österreich erstreckt. Zu den Vereinszwecken<br />
zählen die Förderung,<br />
Besserung und Weiterentwicklung<br />
des Wohnungswesens in ganz Österreich<br />
mit dem Ziel des leistbaren<br />
Wohnens für alle Österreichinnen<br />
und Österreicher.<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis<br />
der Menschen. Unabhängig davon,<br />
in welcher rechtlichen Form<br />
dieses Bedürfnis im Einzelfall befriedigt<br />
wird, setzt sich der Österreichische<br />
Mieterschutzring Wien<br />
in seinem Selbstverständnis und<br />
in seinem statutarischen Auftrag<br />
als Schutzorganisation im weiten<br />
Bereich des Wohnens und der<br />
damit zusammenhängenden Lebensbereiche<br />
für die Menschen<br />
ein.<br />
Dieser Einsatz gilt sowohl in wohnpolitischer<br />
und wohnungswirtschaflticher<br />
Hinsicht, als auch in<br />
rechtlicher Hinsicht für den Einzelnen<br />
als Interessenvertretung<br />
gemäß § 37 MRG. Diese Interessenvertretung<br />
umfasst die Beratung,<br />
aber auch die Vertretung<br />
von Wohnungsmietern und Wohnungseigentümern,<br />
die ihre Eigentumswohnungen<br />
selbst nutzen, vor<br />
Schlichtungsstellen und ordentlichen<br />
Gerichten der Republik Österreich.<br />
Der wesentliche Grundsatz<br />
des Österreichischen Mieterschutzringes<br />
Wien ist seine bedingungslose<br />
Unabhängigkeit von Bauträgern<br />
und Vermietern.<br />
Neben der Auflage von Informationsschriften<br />
und der Herausgabe<br />
des periodisch erscheinenden<br />
Magazins „Mein Wohnrecht“ informiert<br />
der „Österreichische Mieterschutzring<br />
– Wien“ Konsumentinnen<br />
und Konsumenten über<br />
alle Belange und Themenbereiche<br />
des Wohnens, auch bei regelmäßigen<br />
Informationsveranstaltungen<br />
und Seminaren in unseren Räumlichkeiten,<br />
aber ebenso überall im<br />
Stadtgebiet von Wien.<br />
Der Schutz der Menschen im weitreichenden<br />
Bereich des Grundbedürfnisses<br />
Wohnen stellt einen<br />
bedeutsamen Teilbereich des Gesamtbereiches<br />
Konsumentenschutz<br />
dar. Solcherart ist die Repräsentativität<br />
der Mieterschutzorganisation<br />
„Österreichischer Mieterschutzring<br />
– Wien“ für den Bereich Konsumentenschutz<br />
begründet.<br />
Berichte aus dem ORF-Publikumsrat:<br />
Schon in einer der nächsten Ausgaben<br />
wird RA Dr. Erler über seine<br />
spannende und notwendige Tätigkeit<br />
im Publikumsrat des Österreichischen<br />
Rundfunks berichten und<br />
herausstreichen, was er bislang für<br />
uns Konsumenten erreichen konnte.<br />
Der Vorstand des Österreichischen Mieterschutzringes<br />
Fortsetzung von Seite 11<br />
Welche Folgen ein wohl noch nicht<br />
gänzlich auszuschließender Entzug<br />
der Gemeinnützigkeit für die Mieterinnen<br />
und Mieter der WBV-GÖD<br />
hätte, lesen Sie im Interview mit dem<br />
Vorstandsvorsitzenden des „Österreichischen<br />
Mieterschutzringes – Wien“,<br />
LAbg. Dr. Alfred Wansch auf Seite 6.<br />
LAbg GR<br />
Manfred Hofbauer,<br />
MAS<br />
LAbg GR<br />
Dr. Alfred Wansch<br />
LAbg GR<br />
Wolfgang Seidl<br />
LAbg. a.D. Univ.-Prof.<br />
Dr. Herbert Eisenstein<br />
12 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Tipps<br />
Was darf ein Wohnungseigentümer eigentlich ändern?<br />
Von Dipl.-BW Barbara Drahosch,<br />
MBA<br />
Viele Wohnungseigentümer wissen<br />
gar nicht, warum sie eigentlich wenig<br />
bis gar nichts an ihrer Wohnung<br />
oder an den allgemeinen Teilen des<br />
Hauses verändern dürfen.<br />
Natürlich gibt es viele verständliche<br />
Gründe, warum ein Wohnungseigentümer<br />
seine Wohnung verbessern<br />
möchte. Aber nur wenige Wohnungseigentümer<br />
wissen, dass sie gar nicht<br />
Eigentümer der Wohnung, sondern<br />
nur zur Nutzung dieser berechtigt<br />
sind:<br />
Gemäß § 2 Abs 1 Wohnungseigentumsgesetz<br />
(„WEG“) ist Wohnungseigentum<br />
das dem Miteigentümer einer<br />
Liegenschaft eingeräumte dingliche<br />
Recht, ein Wohnungseigentumsobjekt<br />
ausschließlich zu nutzen und allein<br />
darüber zu verfügen. Der Wohnungseigentümer<br />
ist daher nicht Eigentümer<br />
seiner Wohnung, sondern nur Nutzungsberechtigter.<br />
Weiter ist er mit allen anderen<br />
Wohnungseigentümern gemeinsamer<br />
Eigentümer an allen allgemeinen<br />
Teilen der Liegenschaft. Dazu<br />
gehören beispielsweise das Dach,<br />
die Fassade, das Stiegenhaus, der<br />
Fahrradraum, ja sogar die Wohnungsfenster<br />
und Wohnungstüren,<br />
wenn im Wohnungseigentumsvertrag<br />
nichts anderes ausdrücklich<br />
vereinbart ist.<br />
Der Einbau einer Klimaanlage, die<br />
Verglasung der Loggia, die Errichtung<br />
eines Gartenhäuschens im Eigengarten<br />
und der Einbau einer Sicherheitswohnungstüre<br />
sollten niemals ohne<br />
die Zustimmung aller anderen Wohnungseigentümer<br />
durchgeführt werden.<br />
Das gilt auch für die Vermietung<br />
der Wohnung durch Plattformen wie<br />
Airbnb.<br />
Ebenso sollte aber auch eine Inanspruchnahme<br />
allgemeiner Teile der<br />
Liegenschaft niemals ohne Zustimmung<br />
der übrigen Wohnungseigentümer<br />
erfolgen. Über diese Teile der<br />
Liegenschaft verfügen nämlich ebenso<br />
alle Eigentümer einstimmig.<br />
Natürlich darf man innerhalb seiner<br />
Wohnung Bilder aufhängen, eine Küche<br />
einbauen, Fliesen legen, oder das<br />
Badezimmer renovieren.<br />
Im schlimmsten Fall<br />
droht eine Unterlassungsklage,<br />
die meistens<br />
ohne Probleme<br />
durchgeht – Was<br />
ist also der richtige<br />
Weg?<br />
Entweder stimmen<br />
alle anderen Eigentümer<br />
den beabsichtigten<br />
Veränderungen<br />
zu, oder der<br />
Wohnungseigentümer<br />
lässt die Zustimmung<br />
der übrigen<br />
Eigentümer durch<br />
das Gericht ersetzen.<br />
Achtung, das Gericht<br />
kann nur Änderungen<br />
zustimmen, die<br />
auch genehmigungsfähig<br />
sind. Das ist<br />
nicht immer klar.<br />
Daher sollten betroffene<br />
Eigentümer<br />
immer vorher, am<br />
besten mit Experten,<br />
zum Beispiel<br />
mit dem „Österreichischen<br />
Mieterschutzring“<br />
(www.<br />
mieterschutzring.at),<br />
der nun auch eine<br />
eigene Abteilung für<br />
die Vertretung von<br />
Wohnungseigentümern<br />
hat, Kontakt aufnehmen, um<br />
den Sachverhalt abzuklären.<br />
Übrigens, die Hausverwaltung ist<br />
hier der absolut falsche Ansprechpartner,<br />
da es sich um eine Angelegenheit<br />
des Eigentumsrechts handelt.<br />
Die Hausverwaltung ist nur für<br />
die Verwaltung zuständig und kann<br />
daher in solchen Angelegenheiten<br />
nicht tätig werden!<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
1 / <strong>2018</strong> 13
Mein Wohnrecht<br />
Grillen auf Balkon und Terrasse - Was man beachten muss<br />
Allgemeiner Überblick<br />
Ein Thema, das vor allem dann, wenn<br />
es sommerlich wird und die Temperaturen<br />
steigen, an Popularität gewinnt,<br />
ist das Grillen auf Terrasse und Balkon.<br />
Obwohl dies gesetzlich sowohl<br />
für Mietwohnungen, als auch für im<br />
Eigentum befindliche Immobilien erlaubt<br />
ist, gilt es hier einige Dinge zu<br />
beachten. Die gesetzliche Grundlage<br />
ist im sogenannten Nachbarrecht des<br />
ABGB (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch)<br />
im §362, Absatz 2 normiert.<br />
Dadurch sind sowohl direkte als auch<br />
indirekte Einwirkungen wie Rauch,<br />
Geruch und Lärm und Ähnliches untersagt,<br />
wenn diese das gewöhnliche<br />
Maß überschreiten und ortsunüblich<br />
sind.<br />
Überschreitet die im rechtlichen Sinne<br />
als Immission bezeichnete Einwirkung<br />
dieses Maß, können die Anrainer mit<br />
einer Unterlassungsklage vorgehen.<br />
Diese verpflichtet den Beklagten, zukünftige<br />
Einwirkungen – bei sonstigem<br />
Geldersatz – zu unterlassen.<br />
Bei der Verwendung eines für den<br />
Hausgebrauch geeigneten, handelsüblichen<br />
Grillers gibt es mit der Ortsüblichkeit<br />
keine Probleme. Maßstab für<br />
diese Beurteilung ist das Empfinden<br />
des durchschnittlichen Bürgers.<br />
Außerdem sollte auf die Einhaltung<br />
der Ruhezeiten von 22:00 Uhr bis<br />
06:00 Uhr, sofern die Hausordnung<br />
nichts anderes vorsieht, geachtet werden.<br />
Ein Blick in die Hausordnung ist<br />
hierbei immer hilfreich. Gemeinhin<br />
ist es auch ratsam, die Nachbarn von<br />
einer größeren Grillfeier im Voraus<br />
in Kenntnis zu setzen, um Konflikten<br />
schon im Vorfeld aus dem Weg zu gehen.<br />
Grillen bei einer Mietwohnung?<br />
Worauf gilt es hier besonders zu achten?<br />
Dies ist ein besonders sensibler<br />
Bereich, da hier aufgrund des oft engen<br />
Zusammenlebens mit anderen<br />
Mitmenschen die meisten Konflikte<br />
entstehen. Hier ist zuerst auf die Hausordnung<br />
zu verweisen. In dieser können<br />
Sie die wichtigsten Regelungen<br />
nachlesen. Dies ersetzt aber nicht den<br />
Blick in den Mietvertrag; in diesem<br />
können sich noch gesonderte Regelungen<br />
befinden.<br />
Problematisch wird es, wenn sich ein<br />
Mieter nicht an die vereinbarten Regeln<br />
hält; im schlimmsten Fall droht<br />
dann die Kündigung.<br />
Sollten sie unsicher sein, ob und in<br />
welchem Rahmen die Benutzung von<br />
Grillern erlaubt ist, wenden<br />
sie sich unbedingt an die<br />
Spezialistinnen und Spezialisten<br />
des Österreichischen<br />
Mieterschutzrings. Diese<br />
stehen Ihnen mit kompetenter<br />
Auskunft zu Verfügung.<br />
Sollten Sie selbst ein Problem<br />
mit störendem Grillgeruch<br />
von Nachbarn haben,<br />
können sie sich im Bereich der Miete<br />
an den Vermieter wenden. Dieser ist<br />
verpflichtet, sich um die Einhaltung<br />
von Recht und Ordnung zu kümmern.<br />
Ist die Benutzung wesentlicher Teile<br />
des Balkons nur eingeschränkt oder<br />
gar nicht möglich, kann beim Vermieter<br />
eine Mietzinsminderung, ähnlich<br />
wie bei anderen Mängeln wie etwa<br />
Schimmel, geltend gemacht werden.<br />
Grillen bei einer Eigentumswohnung?<br />
Wie verhält sich die Situation in Eigentumsverhältnissen?<br />
Eigentum ist<br />
das Vollrecht an einer Sache. Über diese<br />
kann der Eigentümer im Normalfall<br />
frei verfügen. Bei Wohnungen und<br />
Häusern ist dies allerdings aufgrund<br />
des allgemeinen Zusammenlebens<br />
auch mit Regeln verbunden. Hier ist<br />
zuerst auf die Ortsüblichkeit zu achten.<br />
Da es mit Häusern verständlicherweise<br />
weniger Probleme gibt, wird im<br />
Anschluss das Wohnungseigentum<br />
behandelt. Grundlage hierfür ist das<br />
WEG (Wohnungseigentumsgesetz).<br />
Hier ist ebenfalls, wie bei Mietwohnungen,<br />
auf die Hausordnung zu<br />
achten. Diese wird von der Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
durch<br />
Mehrheitsbeschluss festgelegt. Auch<br />
wenn ein Eigentümer nicht aus der<br />
Wohnung gekündigt werden kann,<br />
können die Nachbarn eine Unterlassung<br />
anstreben.<br />
Bevor es zu derartigen Problemen<br />
kommt, können sie sich gerne von<br />
den Sachverständigen des Österreichischen<br />
Mieterschutzringes beraten<br />
lassen.<br />
Um Problemen aus dem Weg zu gehen,<br />
sind Gasgrill oder Elektrogrill<br />
eine gute Alternative zum herkömmlichen<br />
Holzkohlegrill. Bei diesen ist die<br />
Rauchentwicklung nicht so prägnant.<br />
Dadurch wird, vor allem bei größeren<br />
Wohnungsanlagen, die Gefahr der<br />
Störung diverserNachbarn verringert.<br />
Wenn sie zu diesem Thema noch weiterführende<br />
Fragen haben sollten,<br />
können sie diese natürlich jederzeit<br />
an die Expertinnen und Experten des<br />
Österreichischen Mieterschutzringes<br />
stellen.<br />
14 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT
Werden Sie Mitglied!<br />
Stärken Sie unsere Gemeinschaft!<br />
Name:<br />
Adresse:<br />
Beitrittserklärung<br />
&<br />
Der Österreichische Mieterschutzring<br />
Nur den Interessen seiner Mitglieder verpflichtet!<br />
Wohnen ist ein Grundbedürfnis.<br />
Leistbares Wohnen ist ein Menschenrecht.<br />
In allen Bereichen des Wohnens finden sich Mieter in<br />
eine Rolle als Bittsteller, dem nach Gutdünken Gnade<br />
gewährt oder im Regelfall verweigert wird.<br />
Tel.Nr.:<br />
Die Position der Mieter wird immer schwächer, die<br />
Rechtslage immer undurchsichtiger und Wohnen immer<br />
unleistbarer.<br />
e-Mail:<br />
•<br />
Ich möchte Mitglied werden.<br />
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bekommen.<br />
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ÖMR informiert werde.<br />
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€ 48,-/Jahr / Einschreibgebühr € 49,-<br />
Ich möchte das ÖMR-Magazin<br />
Ich möchte über Veranstaltungen des<br />
Ich habe eine Rechtsschutzversicherung<br />
inkl. Mieten-/Wohnungsrechtschutz<br />
Ich habe keine Rechtsschutzversicherung<br />
Bitte informieren Sie mich über<br />
eine Rechtsschutzversicherung mit<br />
ÖMR-Spezialkonditionen<br />
Bestehende Mieterschutzorganisationen stoßen an<br />
ihre Grenzen, besonders wenn es um den Schutz der<br />
Mieterinteressen im Gemeindebau oder in Wohnungen<br />
gemeinnütziger Bauvereinigungen geht.<br />
Hier will der Österreichische Mieterschutzring ein<br />
starker verlässlicher Partner sein, der allein den Interessen<br />
seiner Mitglieder verpflichtet ist.<br />
Vor Schlichtungsstellen und Gerichten, aber auch in<br />
den täglichen Angelegenheiten des privaten Wohnens.<br />
Wir stellen den Vermietern eine kameradschaftliche<br />
und solidarische Gemeinschaft von Mieterinnen und<br />
Mietern entgegen.<br />
Ich wohne<br />
in Eigentum<br />
Privat<br />
Genossenschaft<br />
Gemeindebau<br />
•<br />
Dafür bürgen das Vorstandsquartett und die starke<br />
kompetente und einsatzbereite Mannschaft des Österreichischen<br />
Mieterschutzringes Wien.<br />
Wien, am ________________<br />
Unterschrift: ____________________________<br />
MEIN WOHNRECHT<br />
Die Beitrittserklärung schicken Sie bitte an<br />
den ÖMR, Schmerlingplatz 2, Top 5, 1010 Wien oder<br />
an buero@mieterschutzring.at.<br />
1 / <strong>2018</strong> 15
Der ÖMR ist präsent in den elektronischen und sozialen Medien<br />
Impressum<br />
Eigentümer, Herausgeber und Verleger:<br />
Österreichischer Mieterschutzring<br />
Schmerlingplatz 2, Top 5, 1010 Wien, Telefon: 01/402 53 56<br />
Email: buero@mieterschutzring.at, Netz: www.mieterschutzring.at<br />
Blattlinie: Information rund ums wohnen<br />
Druck: Digital Image, Fockygase 24/1, 1120 Wien<br />
Bankverbindung: Volksbank Wien<br />
IBAN: AT03 4300 0427 8911 3000 BIC: VBOEATWW<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht der Meinung des Herausgebers entsprechen.<br />
Wenn Sie die Verbandszeitschrift des Österreichischen Mieterschutzringes<br />
„Mein Wohnrecht“ künftig nicht mehr erhalten wollen, schicken Sie uns bitte<br />
eine Nachricht an die im Impressum angegebene Adresse mit dem Betreff<br />
ABMELDEN. Bitte beachten Sie auch unsere Datenschutzerklärung unter http://<br />
www.mieterschutzring.at/datenschutz/.<br />
Sollte der Empfänger verzogen sein, so bitten wir Sie, die<br />
Zeitung weiterzuleiten oder, versehen mit der neuen Anschrift,<br />
an uns zurückzusenden.<br />
16 1 / <strong>2018</strong><br />
MEIN WOHNRECHT