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01-52-Fraenkische-Nacht-August-2018-Alles

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musiktipps<br />

Graham nash<br />

Over The Years<br />

Rhino/Warner<br />

fins<br />

How Will Our Hero Get Out Of This One? From A Mountain<br />

Über die letzten 50 Jahre, all die Zeit mit den<br />

Hollies, die Ära von Crosby, Stills, Nash &<br />

Young und die seiner Solo-Produktionen hat<br />

Graham Nash ein großes Repertoire an unvergesslichen<br />

Kompositionen angesammelt,<br />

aus dem er nun schöpfen konnte. Heraus<br />

kam diese wunderbare Doppel-CD (auch auf<br />

Vinyl und als Digi-Download erschienen). Sowohl<br />

als Komponist solcher Song-Juwelen wie<br />

„Marakesch Express“, als auch als Gitarrist und<br />

Sänger in stilsicherer Mehrstimmigkeit wie bei<br />

„Teach Your Children“, wusste Graham Nash<br />

zu begeistern. Das tut er noch immer und das<br />

hat auch dazu geführt, dass er gleich zweimal<br />

in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen<br />

wurde - einmal zusammen mit den<br />

Hollies und einmal mit CSN&Y. Leider gab es<br />

zuletzt mit David Crosby persönliche Differenzen,<br />

die zu einem Ende dieser fantastischen<br />

anglo-amerikanischen Folkband geführt haben,<br />

so dass Graham Nash live und auf Platte<br />

nur noch solo mit wechselnden Begleitmusikern<br />

zu erleben ist. Da kommt beim Hören<br />

der zweiten CD mit Demo-Originalaufnahmen<br />

von „Just A Song Before I Go“ schon etwas Melancholie<br />

auf im „Déjà Vu“ an eine glorreiche<br />

musikalische Epoche. Helmut Ölschlegel<br />

Erinnert sich noch jemand an Tobias Kuhn?<br />

Anfang der 2000er, als die Weilheimer The<br />

Notwist noch mehr als ein Album pro Dekade<br />

veröffentlichten, die Ingolstädter Slut sich<br />

anschickten die neuen Placebo zu werden<br />

und selbst die Sportfreunde noch halbwegs<br />

erträglich klangen, war der Würzburger mit<br />

seinen Bands Miles und Monta quasi der<br />

ungekrönte König des boomenden bayerischen<br />

Indie-Pops. Letzterer scheint heute<br />

tot, doch lang lebe Andi Fins! Der Exil-<br />

Berliner aus dem Bayerischen Wald beerbt<br />

Kuhn nicht nur stimmlich. Er versteht es<br />

ebenso geschickt, seine überlebensgroßen<br />

Melodien mit ausreichend Understatement<br />

darzubieten, um auch auf kleinen Bühnen<br />

nicht fehl am Platz zu wirken. Nach einem<br />

durchaus geschmackvollen 80s Rock-Soloalbum<br />

und diversen Flirts mit der dunklen<br />

Seite der Macht, u.a. als Tour-Keyboarder<br />

von Mark Forster, frönt Fins auf seinem<br />

Zweitling nun herrlich unzeitgemäßem, von<br />

Piano, funky Basslines und Synthesizern<br />

getragenem West Coast-Sound. An allzu<br />

großem Kitsch schrammt er dabei zielsicher<br />

vorbei, aber selbst ein Tobias Kuhn schreibt<br />

heute für Adel Tawil. Maximilian Beer<br />

florence & The machine<br />

High As Hope<br />

Universal Music<br />

johnny marr<br />

Call The Comet<br />

New Woodoo Records/Warner<br />

„We all have a Hunger“, singt Florence<br />

Welch auf ihrem neuesten Album „High As<br />

Hope” und ja, wir haben alle diesen tiefen<br />

unstillbaren Hunger in uns… nach neuer<br />

Musik von Florence + The Machine. Wie<br />

schon das vorangegangene Album „How<br />

Big How Blue How Beautiful“ klingt „High<br />

As Hope” erwachsener und reifer. Zudem<br />

soll das Album ohne jeglichen Einfluss<br />

von Alkohol entstanden sein. Trotzdem<br />

spart die Britin auch diesmal nicht an<br />

großen Gesten und überladenden Metaphern<br />

– genau den Dingen also, die Florence<br />

+ The Machine so besonders machen.<br />

Auch der typische Tiefgang bis hin<br />

zu dramatischer Melancholie fehlt trotz<br />

anscheinend geordneter Lebensumstände<br />

der Musik nicht. Im Gegenteil: Die Single<br />

„Hunger“ verkörpert als Beispiel den typischen<br />

Florence + The Machine – Sound:<br />

opulent, intensiv, zart und zerbrechlich in<br />

einem – wie auch immer Florence Welch<br />

das hinbekommt. Um diesem wunderbaren<br />

Album nun noch die Krone aufzusetzen:<br />

Florence + The Machine gehen 2<strong>01</strong>9<br />

auf Welttournee und kommen auch nach<br />

Deutschland.<br />

Sabine Mahler<br />

Nachdem sich Morrissey mit zunehmend wirren,<br />

kaum mehr erträglichen Tiraden als Mensch<br />

weitgehend disqualifiziert hat und den unbeschwerten<br />

Genuss seiner Musik praktisch unmöglich<br />

macht, rettet nun Ex-Kollege Johnny<br />

Marr konsternierte Smiths-Jünger vor der inneren<br />

Leere. Nicht wenige sahen den begnadeten<br />

Gitarristen und Songwriter ja schon immer auf<br />

Augenhöhe mit dem exzentrischen Sänger. Bloß<br />

drängte es Marr eben nie in vorderste Front, lieber<br />

stellte er seine Saitenkünste in den Dienst<br />

von Bands wie The The, Electronic, Modest<br />

Mouse oder The Cribs. Nun hat sich der 54-Jährige<br />

wieder einmal aufgerafft und sein drittes Soloalbum<br />

eingespielt. Natürlich kann Marr nicht<br />

Grandezza, Gestus und Charisma eines Morrissey<br />

in die Waagschale werfen, doch gelingt ihm mit<br />

„Call The Comet“ ein kraftvolles, inspiriertes und<br />

erstaunlich frisch klingendes BritRock-Album.<br />

Die energetische Single „The Tracers“, das melancholische<br />

Smiths-Soundalike „Hi Hello“ oder<br />

das komplexe Postrock-Epos „Walk Into The<br />

Sea“ müssen sich vor früheren Geniestreichen<br />

jedenfalls kaum verstecken. Vor allem aber<br />

penetriert Marr die Welt nicht mit rechtspopulistischem,<br />

nationalistischem und islamophobem<br />

Geseier. #teamjohnny Uli Digmayer<br />

KURZ &GUT<br />

Vergnügen ist ja immer subjektiv. „Joy“<br />

nennt sich die nunmehr zweite Kooperation<br />

des Multiinstrumentalisten Ty Segall<br />

mit seinem kongenialen kalifornischen<br />

Konterpart Tim Presley alias White<br />

Fence. Und die Freude ist auch diesmal<br />

eindeutig eine ziemlich kauzige. Psychedelischer<br />

Indie-Retro-Folk-Rock zwischen<br />

The Who, Pink Floyd und MGMT.<br />

Zuckersüße Sixties-Melodien und wirre<br />

Texte auf vertrackten Rhythmen dargeboten.<br />

Ein Album wie gemacht für die<br />

Gartenparty in Nerdhausen. cro<br />

Auch bei The Ophelias verfliegt der<br />

erste Eindruck von Gefälligkeit äußerst<br />

schnell. Die Songs auf „Fog“, dem zweiten<br />

Album der Band aus Cincinnati,<br />

hätten zwar zweifelsohne das Zeug zu<br />

großen Radiohymnen, die vier jungen<br />

Frauen vom Ohio River ziehen es allerdings<br />

vor, diese wieder bis hin zur Unkenntlichkeit<br />

zu zerlegen und aus den<br />

Einzelteilen neue, für Massenmedien viel<br />

zu zerbrechliche Popsongs zu basteln.<br />

Eine sinistres Eins-zu-eins-Vergnügen<br />

mit Kopfhörer. cro<br />

DJ-Toplist > august<br />

Zetti<br />

1. Bing Austria - Ruined Heart<br />

2. Crimpshrine - Another Day<br />

3. Minutemen - Search<br />

4. Nick Cave & The Bad Seeds - Jesus Alone<br />

5. Gometh - Erlösung<br />

6. BEAK> - Ham Green<br />

7. Shellac - Doris<br />

8. Gruppenbild - Tranquility<br />

9. Corner Boys - Be seein you<br />

10. Nervous Norvus - Ape Call<br />

34 www.fraenkische-nacht.de

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