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musiktipps<br />
Graham nash<br />
Over The Years<br />
Rhino/Warner<br />
fins<br />
How Will Our Hero Get Out Of This One? From A Mountain<br />
Über die letzten 50 Jahre, all die Zeit mit den<br />
Hollies, die Ära von Crosby, Stills, Nash &<br />
Young und die seiner Solo-Produktionen hat<br />
Graham Nash ein großes Repertoire an unvergesslichen<br />
Kompositionen angesammelt,<br />
aus dem er nun schöpfen konnte. Heraus<br />
kam diese wunderbare Doppel-CD (auch auf<br />
Vinyl und als Digi-Download erschienen). Sowohl<br />
als Komponist solcher Song-Juwelen wie<br />
„Marakesch Express“, als auch als Gitarrist und<br />
Sänger in stilsicherer Mehrstimmigkeit wie bei<br />
„Teach Your Children“, wusste Graham Nash<br />
zu begeistern. Das tut er noch immer und das<br />
hat auch dazu geführt, dass er gleich zweimal<br />
in die „Rock and Roll Hall of Fame“ aufgenommen<br />
wurde - einmal zusammen mit den<br />
Hollies und einmal mit CSN&Y. Leider gab es<br />
zuletzt mit David Crosby persönliche Differenzen,<br />
die zu einem Ende dieser fantastischen<br />
anglo-amerikanischen Folkband geführt haben,<br />
so dass Graham Nash live und auf Platte<br />
nur noch solo mit wechselnden Begleitmusikern<br />
zu erleben ist. Da kommt beim Hören<br />
der zweiten CD mit Demo-Originalaufnahmen<br />
von „Just A Song Before I Go“ schon etwas Melancholie<br />
auf im „Déjà Vu“ an eine glorreiche<br />
musikalische Epoche. Helmut Ölschlegel<br />
Erinnert sich noch jemand an Tobias Kuhn?<br />
Anfang der 2000er, als die Weilheimer The<br />
Notwist noch mehr als ein Album pro Dekade<br />
veröffentlichten, die Ingolstädter Slut sich<br />
anschickten die neuen Placebo zu werden<br />
und selbst die Sportfreunde noch halbwegs<br />
erträglich klangen, war der Würzburger mit<br />
seinen Bands Miles und Monta quasi der<br />
ungekrönte König des boomenden bayerischen<br />
Indie-Pops. Letzterer scheint heute<br />
tot, doch lang lebe Andi Fins! Der Exil-<br />
Berliner aus dem Bayerischen Wald beerbt<br />
Kuhn nicht nur stimmlich. Er versteht es<br />
ebenso geschickt, seine überlebensgroßen<br />
Melodien mit ausreichend Understatement<br />
darzubieten, um auch auf kleinen Bühnen<br />
nicht fehl am Platz zu wirken. Nach einem<br />
durchaus geschmackvollen 80s Rock-Soloalbum<br />
und diversen Flirts mit der dunklen<br />
Seite der Macht, u.a. als Tour-Keyboarder<br />
von Mark Forster, frönt Fins auf seinem<br />
Zweitling nun herrlich unzeitgemäßem, von<br />
Piano, funky Basslines und Synthesizern<br />
getragenem West Coast-Sound. An allzu<br />
großem Kitsch schrammt er dabei zielsicher<br />
vorbei, aber selbst ein Tobias Kuhn schreibt<br />
heute für Adel Tawil. Maximilian Beer<br />
florence & The machine<br />
High As Hope<br />
Universal Music<br />
johnny marr<br />
Call The Comet<br />
New Woodoo Records/Warner<br />
„We all have a Hunger“, singt Florence<br />
Welch auf ihrem neuesten Album „High As<br />
Hope” und ja, wir haben alle diesen tiefen<br />
unstillbaren Hunger in uns… nach neuer<br />
Musik von Florence + The Machine. Wie<br />
schon das vorangegangene Album „How<br />
Big How Blue How Beautiful“ klingt „High<br />
As Hope” erwachsener und reifer. Zudem<br />
soll das Album ohne jeglichen Einfluss<br />
von Alkohol entstanden sein. Trotzdem<br />
spart die Britin auch diesmal nicht an<br />
großen Gesten und überladenden Metaphern<br />
– genau den Dingen also, die Florence<br />
+ The Machine so besonders machen.<br />
Auch der typische Tiefgang bis hin<br />
zu dramatischer Melancholie fehlt trotz<br />
anscheinend geordneter Lebensumstände<br />
der Musik nicht. Im Gegenteil: Die Single<br />
„Hunger“ verkörpert als Beispiel den typischen<br />
Florence + The Machine – Sound:<br />
opulent, intensiv, zart und zerbrechlich in<br />
einem – wie auch immer Florence Welch<br />
das hinbekommt. Um diesem wunderbaren<br />
Album nun noch die Krone aufzusetzen:<br />
Florence + The Machine gehen 2<strong>01</strong>9<br />
auf Welttournee und kommen auch nach<br />
Deutschland.<br />
Sabine Mahler<br />
Nachdem sich Morrissey mit zunehmend wirren,<br />
kaum mehr erträglichen Tiraden als Mensch<br />
weitgehend disqualifiziert hat und den unbeschwerten<br />
Genuss seiner Musik praktisch unmöglich<br />
macht, rettet nun Ex-Kollege Johnny<br />
Marr konsternierte Smiths-Jünger vor der inneren<br />
Leere. Nicht wenige sahen den begnadeten<br />
Gitarristen und Songwriter ja schon immer auf<br />
Augenhöhe mit dem exzentrischen Sänger. Bloß<br />
drängte es Marr eben nie in vorderste Front, lieber<br />
stellte er seine Saitenkünste in den Dienst<br />
von Bands wie The The, Electronic, Modest<br />
Mouse oder The Cribs. Nun hat sich der 54-Jährige<br />
wieder einmal aufgerafft und sein drittes Soloalbum<br />
eingespielt. Natürlich kann Marr nicht<br />
Grandezza, Gestus und Charisma eines Morrissey<br />
in die Waagschale werfen, doch gelingt ihm mit<br />
„Call The Comet“ ein kraftvolles, inspiriertes und<br />
erstaunlich frisch klingendes BritRock-Album.<br />
Die energetische Single „The Tracers“, das melancholische<br />
Smiths-Soundalike „Hi Hello“ oder<br />
das komplexe Postrock-Epos „Walk Into The<br />
Sea“ müssen sich vor früheren Geniestreichen<br />
jedenfalls kaum verstecken. Vor allem aber<br />
penetriert Marr die Welt nicht mit rechtspopulistischem,<br />
nationalistischem und islamophobem<br />
Geseier. #teamjohnny Uli Digmayer<br />
KURZ &GUT<br />
Vergnügen ist ja immer subjektiv. „Joy“<br />
nennt sich die nunmehr zweite Kooperation<br />
des Multiinstrumentalisten Ty Segall<br />
mit seinem kongenialen kalifornischen<br />
Konterpart Tim Presley alias White<br />
Fence. Und die Freude ist auch diesmal<br />
eindeutig eine ziemlich kauzige. Psychedelischer<br />
Indie-Retro-Folk-Rock zwischen<br />
The Who, Pink Floyd und MGMT.<br />
Zuckersüße Sixties-Melodien und wirre<br />
Texte auf vertrackten Rhythmen dargeboten.<br />
Ein Album wie gemacht für die<br />
Gartenparty in Nerdhausen. cro<br />
Auch bei The Ophelias verfliegt der<br />
erste Eindruck von Gefälligkeit äußerst<br />
schnell. Die Songs auf „Fog“, dem zweiten<br />
Album der Band aus Cincinnati,<br />
hätten zwar zweifelsohne das Zeug zu<br />
großen Radiohymnen, die vier jungen<br />
Frauen vom Ohio River ziehen es allerdings<br />
vor, diese wieder bis hin zur Unkenntlichkeit<br />
zu zerlegen und aus den<br />
Einzelteilen neue, für Massenmedien viel<br />
zu zerbrechliche Popsongs zu basteln.<br />
Eine sinistres Eins-zu-eins-Vergnügen<br />
mit Kopfhörer. cro<br />
DJ-Toplist > august<br />
Zetti<br />
1. Bing Austria - Ruined Heart<br />
2. Crimpshrine - Another Day<br />
3. Minutemen - Search<br />
4. Nick Cave & The Bad Seeds - Jesus Alone<br />
5. Gometh - Erlösung<br />
6. BEAK> - Ham Green<br />
7. Shellac - Doris<br />
8. Gruppenbild - Tranquility<br />
9. Corner Boys - Be seein you<br />
10. Nervous Norvus - Ape Call<br />
34 www.fraenkische-nacht.de