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Der Nervenarzt - FEK Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster

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Briefe an die Herausgeber<br />

Befund nicht<br />

stabilisiert?<br />

Spinales MRT<br />

Blutung?<br />

Befund nicht<br />

stabilisiert?<br />

Weitere Anhebung des<br />

MAP auf > 100 mmHg,<br />

soweit tolerierbar<br />

(Rupturgefahr)<br />

grundsätzlich durch das Anheben des arteriellen<br />

Blutdrucks oder durch die Verminderung<br />

des Drucks im venösen System<br />

infrage. Sie kann aber im hier vorgestellten<br />

Fall keine relevante Rolle gespielt<br />

haben, denn der arterielle Druck lag bereits<br />

über 150 mmHg und klinische Hinweise<br />

auf eine zentralvenöse Stauung fehlten.<br />

Ungeklärt bleibt bislang, warum nach<br />

dieser Intervention die postulierte Verbesserung<br />

der Mikrozirkulation nicht wieder<br />

nach der Drainageentfernung dekompensiert.<br />

Denkbare Erklärungen sind neben<br />

der prolongierten Drucksenkung durch<br />

ein anhaltendes Liquorleck auch anhaltende<br />

positive Effekte durch anspringende<br />

Kollateralzuflüsse.<br />

<strong>Der</strong> Einsatz einer Liquordrainage zur<br />

Behandlung spinal-vaskulärer Komplikationen<br />

der TEVAR ist als effektive Maßnahme<br />

in zahlreichen Fallberichten und<br />

einigen kleinen Serien beschrieben worden.<br />

Mittlerweile unterstützen Metaanalysen<br />

und auch ein Cochrane-Review<br />

die Einschätzung als wirksame Methode<br />

[1, 10, 11]. Solange aber prospektive größere<br />

Serien mit definierten Zielkriterien<br />

508 | <strong>Der</strong> <strong>Nervenarzt</strong> 4 · 2012<br />

Befund postprozedural<br />

verschlechtert?<br />

Initialbefund:<br />

Neurologisch o.B. oder<br />

bekannte De�zite, z.B.<br />

PNP?<br />

Sequenzielle<br />

Druckanpassung auf MAP<br />

>90 mmHg und<br />

Liquordruck < 10 cm H 2 O<br />

Befund<br />

stabilisiert?<br />

Abklemmen des Lumbalkatheters<br />

nach 24h.<br />

Protokollierte Entfernung<br />

nach 48h<br />

Befund<br />

stabilisiert?<br />

Befund postprozedural<br />

unverändert?<br />

Keine weiteren<br />

Maßnahmen<br />

Abklemmen des Lumbalkatheters<br />

nach 24h.<br />

Protokollierte Entfernung<br />

nach 48h<br />

Abb. 2 9 VorgeschlagenerBehandlungspfad<br />

nach TEVAR mit<br />

prä- und postinterventionellerBefunderhebung.<br />

Aus dem Trend<br />

des neurologischen<br />

Verlaufs ergeben sich<br />

die Behandlungsschritte<br />

in einem abgestuften<br />

Vorgehen<br />

und Präzisierungen der Indikation fehlen,<br />

bleibt der Einsatz der Liquordrainage<br />

in dieser Indikation dem Rahmen eines<br />

Heilversuches oder einer Studie vorbehalten.<br />

Die Durchführung eines solchen Heilversuches<br />

macht stets eine Abwägung<br />

gegen die mit der Liquordrainage verbundenen<br />

möglichen Komplikationen wie<br />

Blutungen und Infektionen des Liquorraums<br />

erforderlich. Sowohl die Verletzung<br />

von Nervenwurzeln bei der Drainageanlage<br />

oder die Persistenz eines Liquorlecks<br />

nach ihrer Entfernung sind möglich, letztere<br />

mit möglicher potenzieller Ausbildung<br />

chronischer subduraler Hämatome<br />

und Hygrome [14, 15]. Nicht jede Temperaturerhöhung<br />

muss, wie unser Fall mit<br />

verbliebenem Katheterrest suggeriert, auf<br />

eine entzündliche Veränderung im Liquorraum<br />

zurückzuführen sein. Infrage<br />

kommt neben nosokomialen Infektionen<br />

und Weichteilentzündungen an Einstichstellen<br />

(unter anderem Angiographiekatheter)<br />

das „postinterventionelle inflammatorische<br />

Syndrom“ (PIS). Hierbei handelt<br />

es sich um eine binnen weniger Ta-<br />

ge vorübergehende sterile Entzündungsreaktion<br />

nach Implantation einer Prothese,<br />

die maximal bis zum 7. Tag postinterventionell<br />

auftritt und deren Genese man<br />

in Zusammenhang mit Gewebereaktionen<br />

an der Gefäßwand sieht [13]. Insofern<br />

unterstreicht unser Fall, dass die gesamte<br />

Handhabung der Lumbaldrainage<br />

von der Indikationsstellung über die Anlage<br />

bis zur dokumentierten Komplettentfernung<br />

des Katheters mit ausreichender<br />

Erfahrung ausgeführt werden muss.<br />

<strong>Der</strong> so gehandhabte Einsatz der Liquordrainage<br />

sollte zudem unter dem<br />

Monitoring von arteriellem Blut- und<br />

zentralem Venendruck stattfinden. Unter<br />

diesen Voraussetzungen kann – geleitet<br />

durch prä- und postinterventionell<br />

erhobene neurologische Befunde – ein<br />

Behandlungspfad zur Verbesserung der<br />

Myelonperfusion durch schrittweise Optimierung<br />

des Gewebeumgebungsdrucks<br />

entlang des in . Abb. 2 vorgestellten<br />

Schemas initiiert werden. Dieses Schema<br />

wird gegenwärtig in Anlehnung an andere<br />

Autoren bei uns in einer prospektiven<br />

Datenerfassung eingesetzt [11].<br />

Fazit<br />

Die kontinuierliche lumbale Liquordrainage<br />

bietet sich unter sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägungen<br />

als potenziell<br />

erfolgreiches Therapieelement zur Behandlung<br />

akuter spinaler Ischämien<br />

nach TEVAR an. Ihr zeitnaher Einsatz sollte<br />

im Rahmen von individuellen Heilversuchen<br />

unter Berücksichtigung der Überwachungsmöglichkeiten<br />

und Erfahrungen<br />

mit der Liquordrainage vor Ort sowie<br />

möglicher Kontraindikationen zum<br />

Einsatz kommen. Weitergehende Empfehlungen<br />

bleiben prospektiven Studien<br />

vorbehalten.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. A. Jacobs<br />

Klinik für Neurologie und Psychiatrie, Innere<br />

Medizin, Neurochirurgie und Radiologie,<br />

<strong>Friedrich</strong>-<strong>Ebert</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> GmbH<br />

Friesenstr. 11, 23454 <strong>Neumünster</strong><br />

Arne.Jacobs@fek.de<br />

Interessenkonflikt. <strong>Der</strong> korrespondierende Autor<br />

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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