Jagd & Natur Ausgabe September 2018 | Vorschau

Jagd & Gesellschaft
Einer von uns
allerdings: Er würde nie und niemals einen Hund auf
einer Saufährte schnallen. «Ich lasse doch meinen
besten Freund im Kampf gegen ein wehrhaftes
Schwein nicht allein», ist seine Devise. Doch vor der
Nachsuche kommt eine möglichst genaue (und ehrliche)
Einschätzung der Situation am Ausgangspunkt
Danieli sehr treffend: «Kein Weg zu lange, kein Tobel
zu tief, kein Fasel zu dick – so könnte man seine Einstellung
zur Nachsuche umschreiben. Das kranke
Tier zu erlösen, stand und steht bei ihm an oberster
Stelle. Als jahrelanger Obmann des Zürcher Jagdbezirks
Oberland hat er diesem durch sein innovatives
Jagdforum weit über die Bezirksgrenzen hinaus Respekt
und Beachtung verschafft. In der Jagdkommission
war er stets ein kritischer Geist, der mit seiner
Meinung nicht hinter dem Berg hielt, aber gehört
wurde, weil seinen Stellungnahmen stets Kompetenz
und Erfahrung zugrunde lagen.»
«Jagen ohne Hund ist nichts für mich»
Hunde begleiten Ottavio Danieli seit seiner Kindheit.
Jagen ohne Hund kann er sich nicht vorstellen. Aber
sein Interesse geht über die Jagdhunde hinaus. In
seiner Hundeschule (www.dogexpert-afl-danieli.ch)
werden Hunde aller Rassen ausgebildet. Dabei hat
sich bei ihm eine Gewissheit gebildet: «Das manchmal
so ausgeprägte ‹Rassedenken› bei Hunden halte
ich für sehr fragwürdig. Die Erwartungen an einen
Hund entsprechen vielfach nicht den Fähigkeiten
des Hundehalters. In jedem Wurf Welpen sind alle
verschieden und haben andere charakterliche Eigenschaften,
es gilt, diese zu erkennen und zu fördern.
Der Unterschied zwischen einem Spitzenhund und
einem durchschnittlichen entsteht auf der Jagd genauso
wie im übrigen Sport- und Gebrauchshundewesen
nicht durch die Rasse, sondern durch die individuelle
Veranlagung eines Welpen, durch dessen
Sozialisierung und Ausbildung. Die Rasse ist nur die
Grundlage.» So könne es etwa in jedem Labrador-
Wurf einen «Gischpel» haben, den man dann nicht
unbedingt zu einem Blindenführhund machen sollte.
Oder in einem Wurf Schweisshunde einen, der sich
schwer konzentrieren und motivieren lässt.
folgreichen Ausgang. «Wenn ich sehe, wie ungleich
stärker als bei uns die Jagd in südlichen Gefilden in
das Leben und die Kultur einer grossen Mehrheit der
Bevölkerung integriert ist, mache ich mir schon meine
Gedanken.» Und er würde sich auch ein vermehrtes
Engagement der Jägerschaft wünschen. Als der
Vorstand von «JagdZürich» seinerzeit im Hinblick auf
die sich abzeichnende Abstimmung einen Abstimmungsfonds
eröffnete und der Generalversammlung
beantragte, dass jedes Mitglied jährlich 50 Franken
in diesen Fonds zu zahlen hätte, da war es Ottavio
Danieli, der den Gegenantrag stellte, der Beitrag sei
auf 200 Franken zu erhöhen. Der Vorstand war natürlich
nicht dagegen und Danielis Antrag obsiegte.
Typisch Danieli: Wenn schon, dann richtig …
Freuen würde es ihn, wenn die Allgemeinheit sich
bewusst würde, was wir Jäger alles für die Öffentlichkeit
leisten: Erhaltung von gesunden Wildbeständen,
Nachsuchen und Erlösen von kranken und verletzten
Tieren zu jeder Tag- und Nachtzeit und bei jedem
Wetter, nachhaltige Jagd mit dem Ertrag eines reinen,
biologischen Lebensmittels (Wildfleisch) oder
Wildschutzmassnahmen und Beiträge zur Schadensbezahlung,
um nur einige zu nennen.
«Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Hunden
ist eine Erfüllung, die von keiner Trophäe zu
überbieten ist.»
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den Lochschaft neu definiert
NEUHEIT
Ottavios Sportlerkarriere
begann
mit Judo/
Jiu. Aber auch
Autorennen, Velofahren
oder
Golf waren beliebte
Tätigkeitsfelder.
der Suche (Anschuss oder Unfallstelle): Ist mein
Hund der zu erwartenden Aufgabe gewachsen?
Brauche ich allenfalls zusätzliche Jäger, um einen
Einstand zu umstellen? Welche Gefahren durch
Strassen, Bahnlinien etc. sind zu beachten? Es
braucht jedes Mal eine akribische Analyse der Situation.
Aus seiner immensen Erfahrung heraus ist Danieli
überzeugt, dass die Analyse der vielen Hinweise
vor der eigentlichen Nachsuche entscheidend für
den Erfolg ist.
In seiner Laudatio anlässlich der Ernennung zum
Ehrenmitglied von JagdZürich umschrieb Vereinspräsident
Chrigel Jaques das Engagement von Ottavio
Bei unseren Kindern sind auch nicht alle Rechengenies,
und es ist überhaupt nicht rassenspezifisch.
Oder es wäre fatal zu behaupten, dass die Berner
wirklich langsamer sind als die Zürcher.
Die Zürcher Jagdabschaffungsinitiative
Bezüglich des Ausgangs der kantonalen Abstimmung
vom kommenden September über die Initiative
«Wildhüter statt Jäger», mit der im Kanton Zürich die
freie Jagd abgeschafft werden soll, ist Ottavio Danieli
«nicht ganz so optimistisch wie alle meine Kollegen»,
wie er es formuliert. «Wir haben in den letzten
Jahrzehnten viel zu viel Zeit verloren, um uns in der
Bevölkerung positiv zu positionieren. Dies jetzt alles
im Rahmen eines Abstimmungskampfes nachzuholen,
scheint mir schwierig.» Aber er hofft natürlich mit
jeder Faser seines Körpers auf einen für die Jagd er-
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