Mansfelder Seegebiet - GRÜNE LIGA eV

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Die wichtigste Obstart sind die Aprikosen. Das Mansfelder Seengebiet ist das letzte Gebiet Deutschland, wo Aprikosen großflächig angebaut sind. Diese Plantagen gilt es zu erhalten. Die Aprikose ist die ökologische Frucht, da sie keine Krankheiten kennt, die mit chemie bekämpft werden müßten. Gefährlich ist nur die Scharkakrankheit. Diese Viruskrankheit breitet sich weltweit aus und gefährdet die Vermarktungsfähigkeit der Früchte enorm. In gemeinsamer Arbeit mit der MLU Halle-Wittenberg wurden alle Aprikosenbäume einer Sichtbonitur unterzogen und offensichtlich befallsfreie Exemplare serologisch in ELISA getestet und nach einer speziell entwickelten Methode auf Resistenz überprüft. Es konnten zwei neue Sorten mit dem Sortenmerkmal scharkaresistent zur Anerkennung gebracht werden: eine Auslese der alten Sorte Ambrosia (Virosa) und eine Auslese der alten Sorte Breda (Brevira). Die ersten 500 Bäume standen ab Herbst 1998 den Aprikosenbauern zur Verfügung. In Höhnstedt wurde ein Demonstrations- und Sortengarten für Aprikosen gepflanzt. Die Scharkaresistenz unter Praxisbedingungen wird von der Universität Halle weiter untersuchend begleitet. Jährlich findet eine Aprikosentagung am Süßen See statt, zu der viele Aprikosenbauern, Naturschützer, Vertreter verschiedener Behörden und Interessierte kommen. Internationale Referenten aus der Schweiz, aus Österreich, aus Tschechien und aus Ungarn berichteten bisher über den Aprikosenanbau in ihren Ländern. 1996 wurden schwerpunktmäßig die verschiedenen Vermarktungsmöglichkeiten beleuchtet, während 1997 und 1998 die Anbau- und Sortenproblematik der Aprikosen sowie Züchtungserfolge im Vordergrund standen. 1999 findet die Aprikosentagung am 31. Juli in Höhnstedt statt. Verarbeitung und Vermarktung Der Ab-Hof-Verkauf ist für jeden Anbauer die wahrscheinlich einfachste Methode des Verkaufes und sicher auch die rentabelste. Es gibt keinen Zwischenhändler, und der gesamte Erlös geht an den Produzenten. Diese Variante des Verkaufs hat noch drei weitere Vorteile: Es entstehen erstens keine zusätzlichen Transportkosten, zweitens entfällt eine Sortierung nach Sortenklassen und drittens kann jeder Bauer seinen Preis selbst gestalten. Um den Ab-Hof-Verkauf noch zu verbessern, erarbeiteten die Mitglieder des Landschaftspflegeverbandes ein Direktvermarkterverzeichnis. Jeder Obstanbauer hat die Möglichkeit, sich darin eintragen zu lassen. Dieses Verzeichnis liegt in den umliegenden Städten an öffentlichen Stellen aus, wurde an Einzelhändler verschickt und ist beim Landschaftspflegeverband erhältlich. Um die Aprikosen auch auf Wochenmärkten präsent zu machen, beantragten die Mitglieder des Verbandes in Halle, Hettstett und Eisleben Standgenehmigungen. Die Bereitschaft der Aprikosenanbauer, ihre Ware auf Wochenmärkten selbst zu verkaufen, war leider äußerst gering. Intensiv bemühte sich der Landschaftspflegeverband darum, daß frische Aprikosen während der Erntezeit von den Handelsketten und dem Einzelhandel abgenommen wurden. 1996 gelang es erstmalig, mit Aprikosen den Einstieg in die Handelsketten Kaufland und EDEKA zu bekommen. In den folgenden zwei Jahren fehlte die Masse an Aprikosen zur Belieferung der Ketten in Größenordnungen bester Qualität. Die Ernte reichte nicht aus. Aber durch die breite Öffentlichkeitsarbeit konnte der Direktabsatz wiederbelebt werden. Der Anteil der Aprikosen, die sich nicht als Handelsware für Frischverzehr eignete, ist aufgrund der hiesigen klimatischen Bedingungen relativ hoch. Der Landschaftspflegeverband mußte also nach anderen Möglichkeiten suchen, diese Früchte zu verwerten. Bis zur Wende existierte um das Obstanbaugebiet des Süßen Sees eine vielfältige Verarbeitungsindustrie mit ausreichender Kapazität. Gegenwärtig verarbeiten die in einiger Entfernung gelegenen Marmeladen- und Konservenfabriken aus Preisgründen nur gefrostete, ausländische Ware. Der Landschaftspflegeverband betreibt deshalb im Gebiet des Süßen Sees seit Juli 1996 eine Marmeladenküche. In ihr werden verschiedene Konfitüren und Gelees in Handarbeit nach altbäuerlichen Rezepten wie zu Großmutters Zeiten hergestellt. Die Marmeladen werden derzeit in mehreren Geschäften in Halle und den umliegenden Orten sowie auf Märkten verkauft. Es gibt in den neuen Bundesländern eine einzige Obstbrennerei, die im Norden von Sachsen-Anhalt liegt und länderübergreifend Obst annimmt und zu Obstbränden verarbeitet. Dort wird auch das Mansfelder Obst verarbeitet.Gebrannt wird dort u.a. der leckere Mansfelder Aprikosenbrand und das Kloschwitzer Krischwasser. Zur Herstellung von Säften und Obstweinen arbeiten die Mitarbeiter des Projektes mit Mostereien in Zörbig, Klostermannsfeld und Kulkwitz zusammen. 1997 wurden dort erstmalig Aprikosen gekeltert. Gemeinsam mit den Mostereien entwickelte der Landschaftspflegeverband ein eigenes Etikett. Außerdem wurde die Herstellung von Extrachargen vereinbart. Mehrfach starteten die Mitglieder des Verbandes Sammelaktionen. Außerdem organisierten sie in vier Dörfern Sammelstellen für Äpfel und Birnen als Mostereiware, welche großen Zuspruch erhalten. Dabei kamen insgesamt ca. 50 Tonnen Äpfel, Birnen und Quitten zusammen. Der Verein hat sich im Frühjahr 1997 Streuobstwiesen durch die GÄA zertifizieren lassen und ist nun berechtigt, aus diesem ökologischen Obst Produkte herzustellen. So konnten 1997 ca. 4.000 Flaschen Öko- Apfel- und Birnensaft sowie 600 Flaschen Holundersaft gekeltert werden. Diese Ergebnisse ermöglichten dem
Verband, den Einstieg in eine neue Marktschiene zu wagen. Die Abnahme in die Reformgeschäfte der Region gelingt jedoch noch nicht. Fremdenverkehr und Umweltinformation Die Region hat viel Sehenswertes aufzuweisen: Unter anderem das Kloster Helfta, Schloß Seeburg und verschiedene romanische Kirchen. Aufgezeigt werden soll deshalb auch der Zusammenhang zwischen alter Besiedlung, Landschaft und Nutzung. Die vielen wertvollen Elemente der Mansfelder Kulturlandschaft wie die Weinbergterrassen, die Aprikosenhänge und Quelltäler kommen in Prospekten und Faltblättern an Marktständen verstärkt zur Darstellung. Der Verband konnte letztes Jahr 44 Märkte wahrnehmen. Um das Marktbild weiter zu beleben, bäuerliche Traditionen zu bewahren und zu demonstrieren, konnten zwei Spinnräder und ein Butterfaß gekauft werden. Die Marktvorführungen stoßen bei Alt und Jung auf große Resonanz. In Hohnstedt, dem nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands wird ein Obst- und Weinlehrpfad aufgebaut. In Anbindung an den Lehrpfad entstand dort 1997 der Aprikosengarten. (Herr Ehm, Tel.: 034601/ 22 280) Von zwei Mitarbeiterinnen des Landschaftspflegeverbandes wurde ein Radwanderwegekonzept von Halle und Eisleben rund um den Süßen See und den wieder entstehenden Salzigen See entwickelt. Das Konzept setzte der Landschaftspflegeverband gemeinsam mit dem Landratsamt Eisleben und den Gemeinden um. Zur Zeit läuft noch die Beschilderung. (Frau Treydte, Tel.: s.o.) Das Projekt trug dazu bei, den Landschaftspflegeverband in der Öffentlichkeit stark bekannt zu machen. Unter anderem dadurch wurde er zu einem wichtigen Anlaufort für Fragen des Streuobstanbaus und der Vermarktung regionaler Produkte. In Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsverbänden Lutherstadt Eisleben, Halle-Saalekreis und Pertersberg sollen in diesem Jahr weitere Angebote zur touristischen Erschließung erarbeitet werden. Beispielsweise war die Wanderung zu den Weinbergshütten zum Weinfest „1000 Jahre Wein in Hohnstedt“ ein großer Erfolg. Die Broschüre dazu war nach acht Wochen vergriffen. Darin wurden u.a. 225 Weinbergshütten, wovon 205 erhalten sind, dokumentiert. In dieser Dicht und Vielfalt sind die Weinbergshütten im Mansfelder Land einmalig in Deutschland. Sie gehören auf die Denkmalschutzliste. NAME DES PROJEKTES Vermarktung landschaftstypischer Obstsorten, besonders der Aprikose, im Mansfelder Land PROJEKTTRÄGER Landschaftspflegeverband Östliches Harzvorland e.V. KONTAKTADRESSE Hauptstr. 5, 06347 Friedeburgerhütte Tel./Fax: 034783/ 30 311 PROJEKTLEITERIN Dr. Inge Tischer ANSPRECHPARTNERINNEN Heike Müller, Rosemarie Zander HAUPTSCHWERPUNKTE 1. Langfristige Sicherung der Streuobstbestände in der Region als Grundlage für eine wirtschaftliche Nutzung sowie Verbesserung der Naherholungsmöglichkeiten 2. Verbesserung der Verarbeitungs- und Vermarktungsmöglichkeiten für landschaftstypische Obstsorten 3. Erweiterung der Angebote für den Fremdenverkehr in der Region und Vermittlung von Umweltinformationen FINANZIERUNG - bis Ende März 1998 gab es Stiftungsgelder der Deutschen Bundesstiftung Umwelt - bis Ende März 1999 ABM-Projekt - Anschluß ist beantragt
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