2018/3 Gemeindebrief St. Lukas
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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
„wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Das lässt sich Anfang<br />
September in der <strong>Lukas</strong>kirche einmal ausprobieren. In Kooperation mit Green<br />
City e.V. wird, wenn schon kein ganzer Wald, so doch ein kleines Wäldchen<br />
den Chorraum füllen und der Altar wird mit seinen brennenden Kerzen zur<br />
Lichtung besonderer Art.<br />
Der Resonanzraum Kirche ist das Thema dieses Heftes. Welche Chancen und<br />
Herausforderungen hier liegen erläutert Kantor Tobias Frank.<br />
Am besten, Sie gehen mit Auge, Ohr und Mund selbst auf Erkundung – dazu<br />
gibt es die kommenden Monate wieder reichlich Möglichkeiten in Gottesdiensten,<br />
Konzerten und Veranstaltungen. Mit diesem Heft haben Sie einen<br />
Kompass in der Hand, damit Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht übersehen<br />
und in der Dauerbeschallung der <strong>St</strong>adt die tiefen und die zarten Töne des<br />
Lebens nicht überhören.<br />
Ihr Pfarrer Helmut Gottschling<br />
Auf dem Weg zur Innensanierung<br />
und Gestaltung von <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong><br />
nehmen wir den Kirchenraum in<br />
einer Artikelreihe besonders in den<br />
Blick. Dieses Mal nimmt Kantor<br />
Tobias Frank <strong>St</strong>ellung zum<br />
Klangraum <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong> im Gespräch<br />
mit Pfarrer Helmut Gottschling.<br />
Das ausführliche Interview lesen sie auf<br />
www.sanktlukas.de<br />
„Widerhall“ heißt eine aktuelle Gesprächskonzert-Reihe,<br />
die Du mit der Evangelischen<br />
<strong>St</strong>adtakademie entwickelt hast. Wie findest<br />
Du den „Nachhall“ im Kirchenraum?<br />
Als Organist bevorzuge ich resonante Räume. Der<br />
Nachhall ist wie ein Kleidungsstück, das mich<br />
umhüllt. In Räumen mit großer Akustik fühle ich<br />
mich musikalisch geborgener, sie machen es mir<br />
einfacher musikalische <strong>St</strong>immungen zu erzeugen,<br />
machen mich kreativer und laden zu Klangspielereien<br />
ein. Der Nachhall lässt mich ein Gespür für<br />
die Größe des Raums und seine Winkel entwickeln<br />
und transportiert die <strong>St</strong>immung und Konzentration<br />
der Hörer. Dadurch trete ich in Kontakt mit dem<br />
Raum und dessen Atmosphäre.<br />
Was lässt eines Musikers Herz<br />
hier in <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong> höherschlagen?<br />
Als Organist ist es ein tolles Gefühl, wenn man die<br />
Finger von den Tasten nimmt und der Klang noch<br />
für kurze Zeit im Raum steht und sich allmählich in<br />
den Kuppelschalen bricht.<br />
Die Emporen bieten viele Möglichkeiten für eine<br />
innovative chorische Aufstellung oder etwa bei<br />
Klanginstallationen, die Sänger versteckt aus dem<br />
Kirchenraum heraus den Zuhörer zu überraschen.<br />
Was bereitet Dir als Musiker Bauchschmerzen?<br />
Ich mag zwar die akustischen Gegebenheiten, aber<br />
der große Nachhall geht oftmals auf Kosten der<br />
Klarheit. Es gibt akustisch tote Winkel: trotz Menschen<br />
neben sich fühlt man sich beim gemeinsame<br />
Singen und Beten im Gottesdienst oft allein.<br />
So ergeht es auch dem Sänger im Chor: der Raum<br />
schluckt manches weg und unter der weiten Kuppel<br />
verpufft auch manches.<br />
Auf dem Altar thronen ein Engel mit Schriftrolle<br />
neben und einer mit Harfe. Was heißt das<br />
aus der Sicht eines Kirchenmusikers?<br />
Auf mich wirken sie wie die Wächter („sehr hoch<br />
auf der Zinne“) über die Einheit von Wort und Musik:<br />
beides sind gleichberechtige Werkzeuge der<br />
Verkündigung.<br />
Was macht für dich einen Gottesdienst<br />
„schön“, wie es im Psalm 27 heißt?<br />
Ich mag die räumliche Verzahnung von Liturgie und<br />
Musik. Letztens im Gottesdienst, als unsere Orgel<br />
nicht funktionierte und ich von der Truhenorgel im<br />
Altarraum aus gesungen und gespielt habe, erlebte<br />
ich das Zusammenspiel zwischen Liturgie und Musiker<br />
als wohltuend. Von der Orgelempore aus bin<br />
ich schon sehr weit vom Geschehen entfernt. Gottesdienste<br />
mit besonderer Gestaltung finde ich sehr<br />
spannend. Die Konzentration liegt dabei allerdings<br />
eher auf dem korrekten Ablauf – wer kommt als<br />
nächstes dran, wo haben die Musiker zu stehen, etc.<br />
Solche Gottesdienste sind für mich besondere „Veranstaltungen“<br />
mit den damit verbundenen organisatorischen<br />
Herausforderungen. Innerlich nehme<br />
ich eher bei ganz klassischen Gottesdiensten oder<br />
auch der, mir vertrauten, Form der Evensongs teil.<br />
Für mich ist das auf eine positive Art vorhersehbar<br />
und ich kann mich mehr fallen lassen.<br />
Vor dem Bau der Philharmonie war <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong><br />
schon Konzertsaal dieser <strong>St</strong>adt.<br />
Wie könnte <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong> zum spirituellen<br />
Konzertsaal dieser <strong>St</strong>adt werden?<br />
Das sind wir doch schon! Nur hat sich das noch<br />
nicht in ganz München herumgesprochen. Damit<br />
das passiert, brauchen wir bedeutend mehr Geld<br />
für die kostenintensive Werbung. Sonst bleiben wir<br />
in München nicht im Gespräch.<br />
Sergiu Celibidache und Chick Corea haben<br />
hier schon Konzerte gegeben.<br />
Was ist da aus Deiner Sicht denkbar?<br />
Ich habe wenig Berührungsängste. Ich würde mich<br />
über Kooperationen freuen mit anderen Kultureinrichtungen<br />
und Hochschulen. Theater, Ballett,<br />
<strong>St</strong>reetwork-Projekte, ... alles denkbar. Unser Kirchenraum<br />
hat die Chance für neue künstlerische<br />
und soziale Formate – vorausgesetzt wir haben<br />
den Platz dazu. Da wir bestimmen, wie der Raum<br />
durch wen „bespielt“ wird, bleibt zudem der spirituelle<br />
Geist von <strong>St</strong>. <strong>Lukas</strong> gewahrt.<br />
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