Newsletter_4_18
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
S E I T E 2<br />
Predigt bei der Schlusswallfahrt aus Anlass des<br />
Diözesanjubiläums nach Mariazell<br />
Liebe Religionslehrerinnen!<br />
Liebe Religionslehrer!<br />
Ich möchte zu Jahresbeginn<br />
innerhalb meines<br />
Grußwortes die Predigt<br />
Bischof Wilhelms bei der<br />
Schlusswallfahrt aus Anlass<br />
des Diözesanjubiläums<br />
nach Mariazell vom<br />
letzten Samstag wiedergeben.<br />
Im Vertrauen darauf, dass<br />
Du in diesem Schuljahr<br />
für viele Menschen zu<br />
einem Türöffner hin zu<br />
Jesus werden wirst, wünsche<br />
ich Dir viele segensreiche<br />
Lernmomente….<br />
Walter Prügger<br />
1. Am Ende eines reichen Jubeljahres haben<br />
wir uns als Getaufte im Volk Gottes und der<br />
Kirche von Graz-Seckau – und unter uns<br />
Priester und Diakone – hier bei der "Magna<br />
Mater Austriae" in Mariazell versammelt, um<br />
unser Dasein vor und mit Gott als Gemeinschaft<br />
der Glaubenden zu bedenken. Ja: Maria<br />
ist der Blickwinkel mit dem wir Christen<br />
auf Jesus, den Sohn Gottes schauen. Mir<br />
wurde das im Urlaub vor einigen Wochen<br />
bei einer Meditation neu bewusst, als ich<br />
gelesen habe: "Maria ist wie eine Tür zu<br />
Gott. Eine Tür muss sich öffnen und Durchgang<br />
gewähren, sonst ist sie keine Tür. Die<br />
Jungfrau ist das Nichts, die Leere, das Verschwinden,<br />
das Vergessen, die Reinheit ...<br />
und alle Tugenden des Evangeliums; denn sie<br />
ist Geschöpf, und das Geschöpf ist Liebe,<br />
wenn es ein von Gott erfülltes Nichts ist.<br />
Eine Tür, die immer verschlossen bliebe,<br />
wäre wie eine Mauer. Wer an der Tür stehen<br />
bleibt, gelangt nicht zu Gott. Die Tür ist<br />
für Jesus da ..."[1]<br />
2. Mir jedenfalls hat diese Betrachtung eine<br />
neue Perspektive eröffnet, Maria zu verstehen.<br />
Und überdies öffnet mir dieses Verständnis<br />
eine neue Sicht auf mein Sein als<br />
Bischof, eine neue Interpretation dessen,<br />
wie wir uns als Kirche in der Steiermark zu<br />
verstehen haben, wenn wir Seinem Ruf entsprechen<br />
wollen. Die Maßnahmen, die wir<br />
unserem "Kompass für die Seelsorge", dem<br />
Zukunftsbild also, entsprechend in den kommenden<br />
Jahren setzen werden, bekommen<br />
durch eine solche Sichtweise noch stärkere<br />
Betonung. Denn wir im Heute sind jene, die<br />
Christus zur Welt bringen, wir im Heute<br />
sind als Kirche dazu herausgerufen, Räume<br />
zu eröffnen, in denen Menschen IHM begegnen<br />
können. Geistlich ausgedrückt: wir sind<br />
heute Maria. – Es kann und darf nicht um<br />
uns gehen. Es kann und darf nicht um mich<br />
als Amtsträger gehen. Es geht einzig und<br />
allein um IHN und das Reich Gottes. Ihm<br />
eröffnen wir als Kirche mit den Sakramenten,<br />
mit dem Leben in verschiedenen Erfahrungsräumen<br />
Lebensräume, weil IHN die<br />
Welt auch und gerade im Heute nötig hat,<br />
vielleicht nötiger denn je. Und an dieser<br />
Stelle getraue ich mir auch zu sagen, dass<br />
diese innere und damit wesentliche Sicht<br />
von Kirche als Gemeinschaft derer, die<br />
Christus nachfolgen, auch Anliegen unseres<br />
Papstes ist. Mit ihm gehen wir<br />
gleichsam Hand in Hand - auch<br />
durch so manche Herausforderung<br />
die sich uns stellt im Etablieren<br />
einer solchen alles andere<br />
als selbstreferentiellen Kirche.<br />
3. Maria – und das wird in der<br />
uns so liebgewordenen Zelle<br />
unserer Diözese immer und<br />
immer wieder aufs Neue in Erinnerung<br />
gerufen – lädt ein, selbst wie sie zu<br />
sein, IHM den Vortritt zu lassen, IHM in und<br />
mit unserem ganzen eigenen Dasein zu dienen.<br />
Natürlich: wir tun es heute, eingebettet<br />
in einer ganz einmaligen Geschichte – so wie<br />
ihr Leben eingebettet in eine konkrete Geschichte<br />
uns eben verkündet wurde. Und:<br />
Das, was wir "haben", kann uns dabei zur<br />
Hilfe, genauso aber zum Hindernis werden<br />
im Dienst. Wir werden in unserer Welt aber<br />
nur dann als Zeugen wahr- und ernstgenommen,<br />
wenn alle unsere Werke,die wir als<br />
Kirche, als Diözese zur Verkündigung einsetzen,<br />
letztlich und eigentlich einzig dazu dienen,<br />
den Menschen, ob jung oder alt, Räume<br />
aufzustoßen, damit sie selbst Gott begegnen<br />
und lernen, sich von ihm lieben zu lassen und<br />
auf diese Liebe, die ER ist, zu antworten. All<br />
unser Leben und damit auch all unsere Strukturen<br />
dienen – um es mit einem uns eher<br />
bekannten Wort zum Ausdruck zu bringen,<br />
letztlich der Berufungspastoral im weiten und<br />
damit auch tiefen Sinn.<br />
4. Werden wir mehr und mehr solche Christen<br />
- und werden wir mehr und mehr zu<br />
solchen Dienern der Kirche, ob geweiht o-<br />
der nicht: Türen zu Räumen für Jesus. Werden<br />
wir mehr und mehr Maria ähnlich. Gerade<br />
dann, wenn dies in den vergangenen Jahrhunderten<br />
kirchlichen Lebens gelungen ist,<br />
ist Kirche gewachsen. Bitten wir Gott also<br />
um diesen Geist, bitten wir ihn darum, uns<br />
immer neu zu einer so verstandenen Nachfolge<br />
zu bekehren, damit die Menschen in<br />
unserem Land das Leben haben und es in<br />
Fülle haben.<br />
[1] Leahy Brendan - Povilus Judith (Hg.): Chiara<br />
Lubich - Maria, 24.<br />
S C H U L A M T A K T U E L L