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Fachtagungsnachlese 2018

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<strong>Fachtagungsnachlese</strong><br />

<strong>2018</strong>


INHALT<br />

3 Vorwort<br />

4 Begrüßung und „Vorstellungsrunde“<br />

5 Beraterinnenrunde<br />

6 Runde für BiAs<br />

8 Runde für Interessentinnen und Gäste<br />

8 Neue Wege der Stillberatung - Online-Stillgruppen uns Stillberatung via Social Media<br />

10 Meine Mamma hat einen Rollstuhl<br />

11 Zwischen den Zeilen HÖREN - ein Herausforderung in der Telefonberatung<br />

13 “Essen für 2” - die Ernährung der Mutter in der Stillzeit<br />

15 Die lagerungsbedingte Abplattung des Hinterkopfes (Plagiocephalie)<br />

17 Der Säuglingsschlaf, unter Berücksichtigung des plötzlichen Säuglingstodes<br />

19 Im Dschungel der Beikostempfehlungen<br />

19 Stillen nach sexuellem Missbrauch<br />

21 Gewalt an Frauen und Kindern hat viele Facetten Gewalt erkennen – Opfer unterstützen<br />

22 Langzeitstillen aus psychotherapeutischer Sicht<br />

24 „Mut tut gut!“<br />

25 Ermutigende Erziehung aus der Sicht der Individualpsychologie<br />

26 Stillen x 2, Zwillinge stillen - eine Herausforderung<br />

- 2 -<br />

28 Zu früh geboren - von Geburt bis Entlassung<br />

LLLI Logo Identity<br />

30 Wenn das Regulieren schwer fällt - Unruhezustände bei Babys und Kleinkindern<br />

32 „Doula – unser Beitrag zu einer freudvollen Geburtskultur“<br />

33 Zykluszeit - das Geheimnis meines Körpers neu entdecken<br />

34 Stillen eines Babys mit Down Syndrom – Ein Erfahrungsbericht<br />

36 „Zuviel des Guten“ – Zuviel Milch und wie man mit diesem Phänomen umgehen kann<br />

The LLLI logo identity system<br />

is the cornerstone of<br />

the LLLI identity and should<br />

be treated with respect. The<br />

logo identity system consists<br />

of the logo (“Lisa”), logo type<br />

treatment (the text “La Leche<br />

League International”), and<br />

37 Eindrücke von der Fachtagung<br />

38 Unsere Kinder auf der Faschtagung<br />

39 Vorankündigung 2019<br />

Herausgeber: La Leche Liga Österreich<br />

LLLÖ besitzt die Nutzungsrechte der abgedruckten Fotos.<br />

Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr.<br />

®<br />

Logo “Lisa”<br />

®


FACHTAGUNG <strong>2018</strong><br />

VORWORT VON ANJA HARNISCH<br />

Nach einigen sehr erfolgreichen<br />

und schönen Fachtagungen im<br />

Westen Österreichs, wollten wir die<br />

die Beraterinnen und BiAs wieder<br />

einmal im Osten Österreichs zusammenbringen.<br />

Der Flacklwirt, bei<br />

dem wir schon einige LLL-Fachtagungen<br />

veranstaltet hatten, ist uns<br />

leider mittlerweile zu klein geworden<br />

– so fiel die Wahl diesmal auf<br />

das JUFA Fürstenfeld.<br />

Schon beim ersten Besuch dort<br />

war ich begeistert von der offenen<br />

und freundlichen Umgebung<br />

– wie maßgeschneidert für eine<br />

LLL-Fachtagung! Auch der Leiter<br />

des Hauses war gleich sehr entgegenkommend<br />

und machte einen<br />

äußerst kompetenten Eindruck –<br />

ein Mann, den scheinbar keiner unserer<br />

Wünsche erschüttern konnte.<br />

So war es zum Beispiel für ihn eine<br />

Selbstverständlichkeit, dass Babys<br />

und Kleinkinder im Elternbett schlafen.<br />

Da sich niemand aufdrängte um<br />

die Leitung des Vorhabens zu<br />

übernehmen, habe ich mich dazu<br />

durchgerungen, mich dieser Aufgabe<br />

zum ersten Mal anzunehmen.<br />

Dank eines wirklich großen Teams<br />

(nicht nur unsere kleine Region<br />

Burgenland/Steiermark/Niederösterreich<br />

Süd, sondern auch die<br />

Wiener Beraterinnen) konnten wir<br />

alle Aufgaben gut verteilen, und<br />

so musste ich schlussendlich nur<br />

mehr die Kommunikation mit der<br />

JUFA-Leitung und die Koordination<br />

aller Tätigkeiten übernehmen. Insgesamt<br />

haben wir es so geschafft,<br />

eine gut organisierte Fachtagung,<br />

die laut persönlichen Rückmeldungen<br />

und Feedbackbögen fast allen<br />

sehr gut gefallen hat, auf die Beine<br />

zu stellen.<br />

Im bis fast auf das letzte Bett ausgebuchten<br />

JUFA wurden wir herzlich<br />

empfangen und über das ganze<br />

Wochenende freundlich und flott<br />

bedient. Nur ganz selten kam es zu<br />

Wartezeiten am Buffet und es haben<br />

sowohl große als auch kleine<br />

Gäste genug vorgefunden, um sich<br />

satt zu essen.<br />

Der „Stargast“ unserer Tagung,<br />

Dr. Herbert Renz-Polster, konnte<br />

leider aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht persönlich in Fürstenfeld<br />

sprechen – seine beiden Vorträge<br />

hat er über Skype gehalten, was<br />

leider nicht ganz so klaglos funktioniert<br />

hat wie im Vorjahr. So hoffen<br />

wir, dass wir ihn bald wieder einmal<br />

persönlich bei einer unserer Fachtagungen<br />

begrüßen dürfen. Alle<br />

anderen Vortragenden konnten ihre<br />

Workshops planmäßig halten – die<br />

Idee, manche Workshops doppelt<br />

anzubieten, wurde begeistert aufgenommen<br />

und intensiv genutzt.<br />

Die Kinderbetreuung wurde vom<br />

EKIZ Fürstenfeld übernommen und<br />

wurde, ebenso wie das tolle Kinderprogramm<br />

mit Tanz-, Sing- und<br />

Bastelworkshops, von den Kindern<br />

gerne in Anspruch genommen.<br />

Dank der schönen Umgebung und<br />

des (bis auf ein kräftiges Gewitter)<br />

tollen Wetters, konnten auch die<br />

Väter das einladende Areal des<br />

JUFA Fürstenfeld genießen.<br />

Schlussendlich möchte ich mich<br />

noch einmal bei allen, die mitgeholfen<br />

haben, ganz herzlich bedanken<br />

und hoffe, dass es allen TeilnehmerInnen<br />

und Begleitpersonen gut<br />

gefallen hat.<br />

Natürlich passieren hier und dort<br />

kleine Fehler, und es gibt Verbesserungspotential<br />

– aber ich denke,<br />

Fürstenfeld wird uns bald wiedersehen!<br />

- 3 -


FACHTAGUNG <strong>2018</strong><br />

Begrüßung und Vorstellungsrunde<br />

Harnisch Anja, MA<br />

LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich<br />

e-Learning Autorin<br />

2 Kinder<br />

Mitschrift von Bernadette Nestl<br />

Nach Ankunft der Fachtagungs-Teilnehmerinnen,<br />

fröhlichen Begrüßungen<br />

und ersten Erkundungen durch<br />

das JUFA Fürstenfeld, versammelten<br />

sich alle am frühen Nachmittag<br />

erstmals im größten Seminarraum<br />

des Hotels.<br />

La Leche Liga Österreich Präsidentin<br />

Anja Harnisch begrüßte die LLL<br />

Beraterinnen, BiAs und Interessierten<br />

zur Fachtagung <strong>2018</strong> im steirischen<br />

Thermenland.<br />

Nach organisatorischen Auskünften<br />

zum Haus und Ablauf der Fachtagung,<br />

teilte Anja den Zuhörerinnen<br />

mit, dass es Dr. Herbert Renz-Polster<br />

nicht möglich sein würde, persönlich<br />

zu seinen beiden Vorträgen<br />

zu kommen. Stattdessen hielt er<br />

zwei Vorträge via Skype, mehr dazu<br />

in der folgenden Nachlese.<br />

Auch Aufträge zur Mitarbeit gab<br />

Anja an alle Beraterinnen weiter.<br />

Der Erste betraf den LLL-Stammbaum,<br />

der wieder auf den aktuellen<br />

Stand gebracht werden sollte. Alle<br />

Beraterinnen konnten einen prüfenden<br />

Blick auf den ausgedruckten<br />

Stammbaum werfen, um ihren<br />

Namen zu finden, zu ergänzen<br />

oder ausgeschiedene Mitglieder<br />

zu streichen. Der Stammbaum ist<br />

auch online im Login-Bereich der<br />

LLL-Österreich Website zu finden.<br />

Zweitens gibt es - ebenfalls im Login-Bereich<br />

der Homepage - eine<br />

Ideenbörse. In dieser einfach zu<br />

befüllenden Liste können Verbesserungsvorschläge<br />

und Ideen eingetragen<br />

werden, die La Leche<br />

Liga Österreich in ihrer Aufgabe<br />

weiterbringen sollen. Nach dem<br />

Brainstorming Prinzip gibt es keine<br />

falschen oder schlechten Ideen, jeder<br />

kreative Einfall ist willkommen.<br />

Zum Schluss der Begrüßungsrunde<br />

hatte Anja ebenfalls eine sehr kreative<br />

Idee für die Vorstellungsrunde.<br />

Nach einem Griff ins Zuckerl-Sackerl<br />

fanden sich die Besitzerinnen<br />

gleicher Süßigkeiten zusammen<br />

und nutzten den einladenden Garten<br />

und Spielplatz des Hotels für<br />

erste Kennenlerngespräche.<br />

Dabei waren sich viele schnell einig,<br />

dass La Leche Liga im Allgemeinen<br />

und die Fachtagung im Besonderen<br />

eine Gemeinschaft an gleichgesinnten<br />

Müttern ist, die Motivation und<br />

Kraft für den Alltag mit Familie gibt<br />

und - wie es eine Teilnehmerin so<br />

schön formulierte - “immer noch<br />

Goldes Wert für die Gesellschaft<br />

ist”.<br />

- 4 -


Runde für Beraterinnen<br />

Harnisch Anja, MA<br />

LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich<br />

e-Learning Autorin<br />

2 Kinder<br />

Mitschrift von Cornelia Haidinger<br />

Zuerst wurden die neuen Beraterinnen<br />

begrüßt: Luise Flotzinger, Bettina<br />

Pachoinig, Esther Jäger, Birgit<br />

Obermair und Barbara Nirschi.Außerdem<br />

sind noch fertig geworden,<br />

aber nicht anwesend: Sigrid Moreau,<br />

Agnes Danklmair, Carina Herz,<br />

Bettina Kern, Christina Curreli.<br />

Anschließend besprachen wir das<br />

große Thema Datenschutzgrundverordnung<br />

(DSGVO), das Formular<br />

in der Fachtagungsmappe soll<br />

von allen Beraterinnen ausgefüllt<br />

werden damit die Daten verarbeitet<br />

werden dürfen. Sobald Daten<br />

von Stillgruppenteilnehmerinnen<br />

gespeichert oder aufgeschrieben<br />

werden, tritt die DSGVO in Kraft.<br />

Unklar ist noch, wie genau die<br />

Aufzeichnungspflicht gehandhabt<br />

wird (eigentlich medizinische Daten<br />

10 Jahre Aufbewahrungspflicht).<br />

Bei Aufbewahrung von Daten soll<br />

überlegt werden, wie diese nach<br />

10 Jahren gelöscht/entsorgt werden<br />

können. Wenn weitere Personen<br />

Zugriff zum Computer haben,<br />

müssen diese eine entsprechende<br />

Erklärung unterschreiben, dass die<br />

Daten nicht an Dritte weitergegeben<br />

werden.<br />

Papierdokumente müssen versperrt<br />

abgelegt werden, am PC<br />

muss ein eigenes Benutzerkonto<br />

mit Passwort angelegt werden. Für<br />

die Stillgruppe muss eine eigene<br />

E-Mail Adresse vorhanden sein, die<br />

nicht von Dritten einsichtig ist. Man<br />

kann sich eine eigene „lalecheliga.<br />

at“ E-Mail Adresse anlegen lassen,<br />

diesbezüglich bitte bei Anja Harnsich<br />

melden.<br />

Im letzten Rundmail wurde eine<br />

Stillgruppenteilnehmerinnenliste<br />

mitgeschickt, dies ist ein Vorschlag/Muster.<br />

Für die Datenweiterverarbeitung<br />

müssen die Mütter<br />

ihre Einverständnis abgeben. Alter<br />

und Name der Kinder wurden aufgrund<br />

von Irrelevanz von der Liste<br />

gestrichen. Laut Angelika Seeberger<br />

ist es DSGVO konform zumindest<br />

den Namen der Mutter zu notieren.<br />

Rundmails müssen in BCC<br />

verschickt werden, damit die Mütter<br />

nicht die E-Mail Adressen der<br />

anderen Mütter sehen.<br />

Sobald medizinische Daten, wie<br />

z.B. Gewicht für die weitere Beratung<br />

gebraucht werden, müssen<br />

diese aufgezeichnet werden und<br />

die Mutter muss darauf hingewiesen<br />

werden.<br />

Whatsapp ist für Stillgruppeneinladung<br />

okay, die Mütter können sich<br />

hier selbst wieder abmelden, die<br />

Datenverarbeitung und Speicherung<br />

erfolgt über den Whatsapp<br />

Vertrag. Einladung kann über einen<br />

Link erfolgen, hier kann die Mama<br />

selbst entscheiden, ob sie beitreten<br />

will.<br />

Beratungen über WhatsApp oder<br />

Facebook Messenger und auch<br />

E-Mail sind keine sicheren Medien,<br />

die sicherste Form ist per Telefon<br />

und soll bevorzugt genutzt werden.<br />

Daten von Bias, die aufgehört haben,<br />

sollen nach einem Jahr gelöscht<br />

werden. Papierdokumente<br />

müssen geschreddert werden.<br />

Wie wird intern die Beraterinnenliste<br />

gehandhabt? Sobald alle die Erklärung<br />

unterschrieben haben, wird<br />

die Liste im internen Bereich online<br />

gestellt.<br />

Beraterinnen sind sowohl international<br />

als auch über LLLÖ haftpflichtversichert.<br />

Müssen wir die Mamas am Telefon<br />

auf die DSGVO hinweisen? Bei 0-8-<br />

15 Beratungen sollen keine Daten<br />

wie Telefonnummer oder Adresse<br />

erhoben werden, bei Beratungen,<br />

in denen die medizinische Daten,<br />

wie Gewicht etc. erhoben werden,<br />

schon. Hier werden die Mamas<br />

informiert, dass die Daten aufgeschrieben<br />

werden und diese nur als<br />

Protokoll für den internen Gebrauch<br />

verwendet werden.<br />

Bei kaputtem PC, Handy etc. muss<br />

sichergestellt werden, dass die Daten<br />

sicher gelöscht sind.<br />

- 5 -


Runde für Beraterinnen in Ausbildung<br />

Kergi Leitgeb<br />

LLL Beraterin, IBCLC, Ärztin für Allgemeinmedizin,<br />

Gutachterin BFHI (Baby Friendly Hospital Initiative), Krisenbegleitung für<br />

Babys, Kleinkinder und Familien, 3 Kinder<br />

Mitschrift von Bernadette Nestl<br />

Wir stellen uns vor<br />

Die Runde für die Beraterinnen in<br />

Ausbildung (BiAs) wurde dieses<br />

Jahr von Kergi und Christine geleitet.<br />

Zu Beginn stellten sich Kergi<br />

und Christine selbst vor. Anschließend<br />

gab es eine kurze Runde bei<br />

der sich auch alle anwesenden<br />

BiAs kurz vorgestellt haben, auch<br />

in welcher Stillgruppe sie sind, mit<br />

welcher ACLA (Assistant Coordinator<br />

of Leader Association = Mitarbeiterin<br />

der Ausbildungsabteilung)<br />

sie schreiben, wie weit sie im Ausbildungsprozess<br />

sind und ob es<br />

Fragen oder auch Probleme in Zusammenhang<br />

mit der Ausbildung<br />

gibt.<br />

Im Zuge der Runde hat sich herausgestellt,<br />

dass wir ein bunt gemischter<br />

Haufen sind, mit BiAs die<br />

so frisch dabei sind, dass sie noch<br />

nicht einmal eine ACLA hatten, bis<br />

hin zu Frauen die kurz vor dem<br />

Ende ihrer Ausbildung stehen.<br />

Der Tag hat nur 24 Stunden<br />

BiAs die schon länger in Ausbildung<br />

sind haben unisono bekannt,<br />

dass es länger dauert als gedacht,<br />

weil einem „das Leben“ dazwischenkommt.<br />

Kergi hat hierzu gesagt, dass sich<br />

die La Leche Liga, gerade weil wir<br />

alle Mütter sind und wissen, was<br />

es heißt eine Familie zu haben und<br />

nebenbei eine Ausbildung zu absolvieren,<br />

ganz bewusst zu „Family<br />

first“ bekennt, was bedeutet, dass<br />

die Familie an erster Stelle steht<br />

und Frauen nicht durch die Ausbildung<br />

unter Druck geraten sollen.<br />

Andererseits ist es jedoch für viele<br />

BiAs so, dass es nicht „nur“ die<br />

Familie sondern gerade wenn Frau<br />

schon länger BiA (und nicht mehr in<br />

Karenz) ist, andere Faktoren wie zB<br />

der Wiedereinstieg in den Beruf dazukommen.<br />

Somit ist die Entscheidung,<br />

dass die Ausbildung kein<br />

zeitliches Limit hat, ein Vorteil, der<br />

aber auch einen Nachteil birgt, da<br />

somit andere Dinge dazwischenkommen.<br />

Hierzu hat eine BiA erzählt wie sie<br />

sich selbst motiviert, nämlich indem<br />

sie sich nun selbst das Motto<br />

„Wer will findet Wege, wer nicht will<br />

findet Gründe“ gegeben hat, um<br />

sich selbst bewusst zu machen,<br />

dass Frau immer einen Grund finden<br />

kann, warum Frau jetzt nicht<br />

weitermacht oder etwas anderes<br />

vorzieht, aber wenn wir uns aktiv<br />

damit auseinandersetzen was wir<br />

wollen – und das ist Beraterinnen<br />

werden – dann werden wir auch<br />

Wege finden, die Ausbildung in unserem<br />

Leben unterzubringen.<br />

Fachfragen: Herzstück und<br />

Herausforderung<br />

Neben dem Zeitmanagement wurde<br />

auch angesprochen, dass einen<br />

gerade im Endspurt, bei den<br />

Fachfragen, die Motivation verlässt,<br />

oft weil diese in ihrem Umfang einschüchternd<br />

wirken. Hier hat eine<br />

andere BiA ihre Herangehensweise<br />

als Tipp für alle geteilt, nämlich,<br />

dass Frau sich nicht zu viel auf einmal<br />

vornehmen soll, sondern, dass<br />

sie sich oft hinsetzt und sagt, sie<br />

macht jetzt nur „schnell“ eine Frage<br />

und dann schaut sie sich die<br />

nächste Frage vielleicht noch an<br />

und schreibt ein paar Stichworte<br />

dazu, denn dann steht fürs nächste<br />

Mal auch schon wieder was da und<br />

ihr fällt es leichter, etwas öfter, aber<br />

nur kleine Schritte zu tun.<br />

Kergi hat hier angeregt mit der<br />

ACLA zu besprechen, ob es möglich<br />

ist, nicht alle Fachfragen auf<br />

einmal, sondern in Teilen zu schicken.<br />

Das macht jede ACLA anders,<br />

aber für manche BiAs ist es<br />

leichter, wenn sie Teile, die schon<br />

fertig sind, losschicken können und<br />

damit ein Teil schon weg und erledigt<br />

ist.<br />

Aus der ACLA Praxis hat uns Kergi<br />

dringend davon abgeraten zu<br />

oft über die Fachfragen drüber zu<br />

schauen. Frauen haben oft einen<br />

sehr hohen Anspruch an die Ausarbeitung<br />

der Fachfragen. Kergis<br />

Tipp dazu: Einfach wegschicken,<br />

alles andere führt nur zu Verzögerungen!!!<br />

Es ist keine Diplomarbeit<br />

oder dergleichen, sondern dient<br />

dazu, das notwendige Grundgerüst<br />

an Fachwissen für die Stillberatung<br />

aufzubauen. Die ACLAs sehen sich<br />

die Ausarbeitung an und sollte etwas<br />

fehlen, fordert die ACLA das<br />

mit Sicherheit nach.<br />

Fachfragen als Gruppenarbeit -<br />

ein Versuch<br />

Ein Gruppe Salzburger BiAs hat<br />

nachgefragt, warum es nicht möglich<br />

ist die Fachfragen als Gruppe<br />

zu bearbeiten. Sie haben jedes Monat<br />

ein BiA-Treffen zwischen zwei<br />

Stillgruppen, in denen sie sich ohnehin<br />

über Stillthemen unterhalten.<br />

Würden sie in dieser Zeit gezielt<br />

ausgearbeitete Fachfragen diskutieren<br />

und mitschreiben hätten sie<br />

die Fachfragen gut ausgearbeitet<br />

und mehr gelernt, als wenn jede für<br />

sich die Fachfragen ausarbeitet.<br />

- 6 -


Daraufhin hat uns Kergi erzählt,<br />

dass bereits mit zwei Gruppen versucht<br />

wurde Fachfragen als Gruppe<br />

ausarbeiten zu lassen. Die erste<br />

Gruppe war erfolgreich, die zweite<br />

nicht. Hinzu kam, dass die erste<br />

Gruppe gesagt hat, dass es viel<br />

mehr Arbeit war, als wenn jede Einzelne<br />

die Fragen alleine ausgearbeitet<br />

hätte, weswegen dieses Modell<br />

nicht grundsätzlich vorgesehen<br />

ist, jedoch kann es im Einzelfall vereinbart<br />

werden. Die Ausbildungsabteilung<br />

ist immer bemüht, auch<br />

individuelle Lösungen zu finden.<br />

Das Ziel ist, dass alle Mitglieder<br />

einer Gruppe fertige Beraterinnen<br />

werden, daher muss die Ausarbeitung<br />

in irgendeiner Form kollektiv<br />

erfolgen. Eine extreme Teilung, in<br />

der jede BiA nur einen Teil der Fragen<br />

ausarbeitet und zum Schluss<br />

werden diese zusammengeführt,<br />

ist keinesfalls erstrebenswert.<br />

Der Fluch der Technik<br />

Eine BiA hat ihre Geburtsberichte<br />

sehr ausführlich mit Fotos (in Vorbereitung<br />

eines Buches) aufbereitet<br />

und durch ein technisches<br />

Gebrechen sind die Daten nun<br />

unauffindbar. Da es nie wieder so<br />

wird wie beim ersten Mal und die<br />

BiA hier hängt (ansonsten wäre sie<br />

mit allen Aufgaben der Ausbildung<br />

fertig) war hier die Bitte, ob sie die<br />

Geburtsberichte ausnahmsweise<br />

nicht schriftlich sondern mündlich<br />

(als Aufzeichnung) machen kann,<br />

weil sie sich mit reden leichter tut<br />

als mit schreiben. Auch hier hat<br />

Kergi sehr mitfühlend reagiert und<br />

versprochen, nach Möglichkeit eine<br />

individuelle Lösung zu finden.<br />

Auch ehemalige BiAs sind<br />

willkommen<br />

Eine andere Frage war, ob eine BiA<br />

die die Ausbildung abgebrochen<br />

hat, wieder einsteigen kann. Hierzu<br />

hat Kergi gesagt, dass grundsätzlich<br />

nichts dagegenspricht, sich<br />

jedoch die grundsätzliche Frage<br />

stellt, ob das Stillen für die einzelne<br />

Frau noch die Bedeutung hat, dass<br />

sie sich Zeit dafür nimmt. Daher<br />

soll sich eine Frau die den Wunsch<br />

hegt ihre Ausbildung fortzusetzen<br />

melden, um abzuklären, wie die zukünftige<br />

Beraterin die Stillberatung<br />

in ihr Leben integrieren kann. Denn<br />

das Herzstück der La Leche Liga<br />

sind die Stillgruppen, hier erreichen<br />

wir die Frauen und ermöglichen<br />

Austausch zu Stillen und Leben mit<br />

Kindern.<br />

Von Stillgruppe bis LLL<br />

Babytreff, alles ist möglich<br />

Eine BiA hatte die Theorie, dass wir<br />

viele Frauen mit unseren Stillgruppen<br />

nicht erreichen, weil sie glauben<br />

in eine Stillgruppe geht Frau<br />

nur, wenn Frau Stillprobleme hat.<br />

Daher war ihre Frage, ob es eine<br />

LLL-Vorschrift gibt, die vorschreibt,<br />

dass die Gruppe „Stillgruppe“ heißen<br />

muss, oder ob nicht auch<br />

beispielsweise „LLL-Babytreff“<br />

möglich wäre. Nach Kergis Wissen<br />

gibt es keine derartige Vorschrift<br />

und eine andere Benennung wäre<br />

daher möglich. Sie gab jedoch zu<br />

bedenken, dass sich von einer offenen<br />

Gruppe auch Frauen angesprochen<br />

fühlen können, die in eine<br />

ganz andere Richtung gehen und<br />

deren Ansichten nicht mit den LLL<br />

Grundsätzen vereinbar sind, hier<br />

müsste dann die Beraterin einen<br />

Weg finden das Stillen explizit zu<br />

schützen, was in einer Stillgruppe<br />

(die so heißt) nicht notwendig ist.<br />

Insbesondere wäre Frau unter Umständen<br />

auch sehr stark mit Frauen<br />

konfrontiert die nicht stillen konnten<br />

und hier ein gutes Gruppenklima<br />

herzustellen kann sehr herausfordernd<br />

sein. Es bräuchte vermutlich<br />

eigentlich eigene „Stillgruppen für<br />

Frauen die nicht stillen konnten“.<br />

Weiters sollten wir LLL Beraterinnen<br />

schon – der Funktion nach<br />

– eine Stillgruppe führen und bei<br />

einer offenen Gruppe könnte das<br />

Thema Stillen in den Hintergrund<br />

geraten.<br />

WHO Empfehlung vs.<br />

WHO Kodex<br />

Zum Schluss wollte Kergi noch auf<br />

eine kleine aber feine Unterscheidung<br />

hinweisen. So wird immer<br />

wieder von der WHO Empfehlung<br />

und dem WHO Kodex gesprochen,<br />

das sind aber zwei unterschiedliche<br />

Dinge:<br />

Die WHO empfiehlt Kinder in den<br />

ersten sechs Monaten ausschließlich<br />

zu stillen. Etwa zur Mitte des 1.<br />

Lebensjahres zusätzlich zum Stillen<br />

Beikost einzuführen und bis zum<br />

zweiten Lebensjahr und darüber hinaus<br />

das Stillen fortzusetzen.<br />

Das entspricht der LLL-Philosophie<br />

mit dem Unterschied, dass wir ergänzen,<br />

„so lange Mutter und Kind<br />

wollen“.<br />

Der WHO Kodex ist der 1981 von<br />

der WHO verabschiedete „Internationale<br />

Kodex zur Vermarktung<br />

von Muttermilchersatzprodukten“<br />

(Englisch: International Code of<br />

Marketing of Breast-milk Substitutes).<br />

Das Ziel des WHO-Kodex ist<br />

es, die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten<br />

auf Kosten des<br />

Stillens zu verhindern. Darunter fällt<br />

beispielsweise das Vermarktungsverbot<br />

für Pre-Nahrung (nicht aber<br />

1., 2.,... – die ja auch intensiv beworben<br />

werden). Das Problem ist, dass<br />

Verstöße gegen den WHO Kodex<br />

auf nationalstaatlicher Ebene großteils<br />

nicht sanktioniert werden. Oft<br />

wird auf eine Selbstregulierung der<br />

Industrie gesetzt. Das heißt, wenn<br />

Länder keine eigenen Gesetze<br />

zur Umsetzung des WHO Kodex<br />

machen, verstoßen Unternehmen<br />

zwar gegen den WHO Kodex aber<br />

nicht gegen nationales Recht (daher<br />

auch immer Statements wie<br />

„Wir halten uns an alle nationalen<br />

Gesetzte und Regelungen“).<br />

- 7 -


Runde für Interessentinnen & Gäste<br />

Maria Wiener<br />

LLL Beraterin<br />

DGKP, Kinaesthetics-Grundkurstrainerin<br />

2 Kinder<br />

Mitschrift von Bettina Dutzler<br />

Unsere Gruppe wurde geleitet von<br />

Maria Wiener. Wir waren sechs Personen,<br />

deshalb hat sie vorgeschlagen,<br />

die Stunde ähnlich einer Stillgruppe<br />

zu gestalten. Jede von uns<br />

konnte sich vorstellen und erzählen,<br />

was sie zur Fachtagung geführt<br />

hat und wie der erste Kontakt zur<br />

LLL zustande kam. Dabei kamen<br />

ganz unterschiedliche Geschichten<br />

zu Tage, was sehr interessant war.<br />

Die Zeit war fast zu kurz bemessen,<br />

da jede viel zu erzählen und einzubringen<br />

hatte, aber ein erstes Kennenlernen<br />

und entdecken von Gemeinsamkeiten<br />

war doch möglich.<br />

Ich habe diese Gruppe als sehr positiv<br />

erlebt und denke ich kann für<br />

alle sprechen, wenn ich sage, dass<br />

wir uns sehr wohl gefühlt haben<br />

und herzlich willkommen geheißen<br />

wurden.<br />

Neue Wege der Stillberatung<br />

Anja Harnisch, MA<br />

LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich, e-Learning Autorin, 2 Kinder<br />

& Dipl. Ing. Sigrid Sima-Witasek<br />

LLL Beraterin, techn. Angestellte, 4 Kinder<br />

Workshop – Text von Anja Harnisch<br />

Online-Stillgruppen und Stillberatung via Social Media<br />

Inspiriert durch zwei Aktivitäten<br />

im Rahmen der 60-Jahr-Feier von<br />

La Leche League International,<br />

und zwar einerseits das globale<br />

24h-Online-Meeting und einen Vortrag<br />

zum Thema Online-Meetings<br />

bei der LLLI-Konferenz, sind Sigrid<br />

Sima-Witasek und ich im Mai 2017<br />

ins kalte Wasser gesprungen. Wir<br />

waren von der Idee, Stillgruppentreffen<br />

via Facebook abzuhalten,<br />

fasziniert. Da ich mit Sigrid als Social-Media-Expertin<br />

eine kongeniale<br />

Partnerin gewinnen konnte, war<br />

die Idee naheliegend, es einfach<br />

einmal zu probieren.<br />

Wie läuft eine<br />

Online-Stillgruppe ab?<br />

Im Prinzip läuft eine Online-Stillgruppe<br />

genauso ab, wie eine „richtige“<br />

Stillgruppe: die Gruppe wird<br />

auf der LLL-Facebook-Seite angekündigt,<br />

Mütter melden sich an,<br />

und treffen sich dann zur Startzeit<br />

der Stillgruppe , allerdings nicht in<br />

einem physischen Raum, sondern<br />

im Cyberspace, in unserem Fall vor<br />

ihrem Computer, Tablet oder Handy<br />

sitzend, in der Facebook-Gruppe.<br />

Dort starten wir dann mit einer<br />

Vorstellrunde und der Möglichkeit,<br />

Fragen zu stellen. Wenn die Diskussion<br />

ins Stocken gerät, haben<br />

wir immer zusätzliche Fragen oder<br />

Themen vorbereitet, um keine Langeweile<br />

aufkommen zu lassen.<br />

Meistens jedoch stellen die Mütter<br />

genügend Fragen bzw. ergeben<br />

sich so interessante Diskussionen,<br />

dass das gar nicht notwendig ist.<br />

Anders als beim physischen Treffen<br />

- 8 -


sehen und hören wir uns allerdings<br />

nicht, sondern es handelt sich um<br />

ein reines Chat-Treffen. Es sind also<br />

weder Kamera noch Mikrofon oder<br />

Kopfhörer notwendig.<br />

Wozu Online-Stillgruppen?<br />

Wir wollen mit der Online-Gruppe<br />

allen Müttern die Möglichkeit geben,<br />

LLL-Stillgruppen kennenzulernen.<br />

Für manche Mütter ist die<br />

Hemmschwelle, eine LLL-Gruppe<br />

zu besuchen, zu hoch, da sie nicht<br />

wissen, wer oder was sie dort erwartet.<br />

Für andere ist die nächste<br />

Gruppe einfach zu weit weg, um sie<br />

bequem mit einem wenige Wochen<br />

alten Baby erreichen zu können.<br />

Die Online-Stillgruppe soll den Teilnehmerinnen<br />

das Kennenlernen von<br />

La Leche Liga ermöglichen – schön<br />

wäre es, wenn die eine oder andere,<br />

angeregt durch die Online-Gruppe,<br />

dann auch tatsächlich in eine<br />

unserer Real-Life-Stillgruppen finden<br />

würde. Die Online-Gruppe soll<br />

also unseren Stillgruppen nicht ersetzen,<br />

kann sie aber sehr wohl ergänzen,<br />

um einen Austausch zwischendurch<br />

zu ermöglichen.<br />

Welche Vor- und Nachteile hat<br />

die Online-Stillgruppe<br />

gegenüber einer „richtigen“<br />

Stillgruppe?<br />

Wie ich die Online-Stillgruppe liebe! Beide Kinder schlummern,<br />

ich bin entspannt und wäre dank Sigrid Sima-Witasek gerne eine<br />

Schildkröte...<br />

Die Online-Stillgruppe findet auf Facebook<br />

statt. Das ermöglicht den<br />

Müttern teilzunehmen, ohne darauf<br />

achten zu müssen, ob sie gepflegt,<br />

frisiert, oder korrekt gekleidet sind.<br />

Auch in Jogginghose oder Nachthemd,<br />

bequem am Sofa lümmelnd<br />

oder im Bett stillend, können Sie bei<br />

der Stillgruppe dabei sein – ein riesiger<br />

Vorteil, gerade mit einem sehr<br />

jungen Säugling. Wir veranstalten<br />

unsere Online-Gruppe um 19 Uhr,<br />

eine Zeit zu der vielleicht auch<br />

schon der Partner zuhause ist und<br />

das Baby eine Runde herumtragen,<br />

oder die älteren Geschwister einmal<br />

beschäftigen kann. Vielleicht<br />

auch eine Zeit, zu der das Baby mit<br />

Clusterfeeding beschäftigt ist, und<br />

sowieso keine anderen Aktivitäten<br />

möglich wären. Insgesamt ist die<br />

Online-Gruppe damit eine schnelle<br />

und unkomplizierte Möglichkeit<br />

sich auszutauschen, Tipps und Hilfe<br />

zu erhalten.<br />

Das Internet bietet eine gewisse<br />

Anonymität. Sehr leicht kann man<br />

sich hinter einem Pseudonym verstecken,<br />

oder aber sich auch als jemand<br />

ganz anderer ausgeben. Mit<br />

der Preisgabe persönlicher Daten<br />

sollte man im Internet natürlich zurückhaltend<br />

sein. Daher sind wir als<br />

Beraterinnen gefragt, erstens die<br />

Profile der Teilnehmerinnen genau<br />

zu prüfen und in der Online-Gruppe<br />

darauf zu achten, dass die Mütter<br />

nicht zu viele Daten preisgeben und<br />

möglichst auf die Veröffentlichung<br />

von Fotos verzichten. Auch wenn<br />

die Online-Gruppe einige Vorteile<br />

bietet, dürfen die Nachteile und Gefahren<br />

nicht vernachlässigt werden.<br />

Die Online-Gruppe soll und kann<br />

unsere persönlichen Stillgruppen<br />

nicht ersetzen.<br />

Falls du mehr über die Online-<br />

Gruppe wissen oder selbst eine<br />

starten möchtest, freuen wir uns,<br />

dich einmal als Teilnehmerin,<br />

egal ob als ratsuchende Mutter<br />

oder auch als mithelfende Beraterin,<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

- 9 -


Meine Mama hat einen Rollstuhl<br />

Dipl. Ing. Barbara Sima-Ruml<br />

Sachverständige für barrierefreies Bauen, Land Steiermark<br />

Lehrbeauftragte an der TU Graz und der FH Joanneum<br />

2 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Simone Dueller<br />

In ihrem Vortrag ließ uns Barbara<br />

Sima-Ruml auf sehr humorvolle<br />

Weise an ihrem ereignisreichen Leben<br />

mit zwei Kleinkindern und einem<br />

Rollstuhl teilhaben.<br />

Barbara Sima-Ruml ist Sachverständige<br />

für barrierefreies Bauen<br />

im Land Steiermark. Seit einem<br />

schweren Autounfall in ihrem 18.<br />

Lebensjahr ist sie querschnittsgelähmt.<br />

Um sie besser kennenzulernen und<br />

einen Eindruck zu bekommen, warum<br />

sie heute manche Dinge so tut,<br />

wie sie es eben tut, teilte sie mit uns<br />

zuerst ihre spannende und aufregende<br />

Lebensgeschichte zwischen<br />

dem Unfall und ihrem ersten Kind.<br />

Von Familienausflügen, bei denen<br />

der Rollstuhl auf unwegsamem<br />

Gelände einfach von den Brüdern<br />

getragen wurde, Modeljobs vor der<br />

Kamera und auf dem Laufsteg, die<br />

ihr dann aber schon bald zu oberflächlich<br />

wurden und von sportlichen<br />

Herausforderungen im Triathlon<br />

und Monoski handeln diese<br />

Erinnerungen. Als eine Thrombose<br />

sie dazu zwang, sich wieder vom<br />

Sport abzuwenden, fand sie aber<br />

bald neue Herausforderungen. So<br />

begann sie das Architekturstudium<br />

und wurde Moderatorin für eine<br />

Reisesendung auf Kabel 1, sowie<br />

für die Licht ins Dunkel - Gala.<br />

In ihrer Kolumne „Bekenntnisse einer<br />

4Rad-Diva“ im Magazin Valid<br />

schrieb sie regelmäßig pointierte<br />

Anekdoten aus ihrem Alltag.<br />

Nach dem Studium - mit ca. 30 -<br />

folgte die Heirat und bald schon die<br />

Kinderfrage.<br />

So kam 2014 ihre erste Tochter per<br />

Spontangeburt zur Welt - ganz so,<br />

wie sie es sich vorgestellt hatte,<br />

denn sie selbst hatte nie Zweifel<br />

daran, dass eine Spontangeburt<br />

möglich sein würde. Erste Probleme<br />

gab es dann allerdings beim<br />

Stillen - Stillhütchen, wiederkehrende<br />

Brustentzündungen, offene<br />

Brustwarzen zogen sich durch die<br />

Stillzeit. Auf ihre Schwägerin, unsere<br />

Kollegin Sigrid Sima-Witasek,<br />

wollte sie anfangs nicht gleich zugehen,<br />

weil sie - wie es uns allen so<br />

oft geht - es alleine schaffen wollte.<br />

Sie bekamen die Schwierigkeiten<br />

doch in den Griff und 2017 kam ihr<br />

Sohn zur Welt, ebenfalls wieder per<br />

Spontangeburt. Die gleichen Stillhürden<br />

wie beim ersten Kind bahnten<br />

sich an, doch diesmal hatte sie<br />

darin schon Routine.<br />

Für ein möglichst gutes Handling<br />

mit Baby im Alltag wurde sie erfinderisch<br />

und so teilte sie im Vortrag<br />

mit uns ihre Tricks:<br />

Baby in Schwebeliege, damit sie<br />

es gut rausheben und hineinlegen<br />

kann; Babywippe am Tisch stehend,<br />

zum Füttern; Activity Tower<br />

ab dem Stehalter, da das Kind<br />

so nicht so leicht rausfallen kann;<br />

Schaukel als sichere „Verwahrung“,<br />

wenn z.B. die Große mal die Aufmerksamkeit<br />

braucht.<br />

Auch für Unterwegs hat sie einige<br />

Tipps parat:<br />

Krabbelbaby mit Klettergurt, damit<br />

es leicht mit einer Hand geschnappt<br />

und aufgehoben werden<br />

kann; Baby am Schoß „angeslingt“<br />

(also sitzend am Schoß, mit Sling<br />

fixiert); Familienausflug mit Lastenrad<br />

& Anhänger für Kinder plus<br />

Rollstuhl hinten drauf, sie fährt mit<br />

Handwheel.<br />

Außerdem ist sie eine begeisterte<br />

Tragemama.<br />

Da Barbara Sima-Ruml zwar<br />

scheinbar für fast alles eine erfinderische<br />

Lösung gefunden hat, manche<br />

Situationen mit Kleinkindern<br />

aber doch brenzlig werden können<br />

und schnelle Reaktion erfordern,<br />

hat sie in ihrem Alltag noch drei<br />

abwechselnde Assistentinnen, die<br />

fast schon Teil der Familie sind und<br />

ihr Montag bis Donnerstag jeweils<br />

fünf Stunden zur Seite stehen und<br />

z.B. zum Spielplatz mitgehen etc.<br />

Außerdem kommen die Omas regelmäßig<br />

zu Besuch und helfen mit.<br />

Der Vortrag von Barbara Sima-Ruml<br />

war kurzweilig und erfrischend<br />

und öffnete den Blick für<br />

die Herausforderungen, die sich<br />

ergeben, wenn man als Mutter körperlich<br />

eingeschränkt ist und sich<br />

eigene Handlungswege austüfteln<br />

muss. Er zeigte aber auch, wie viele<br />

Spielmöglichkeiten es gibt, sich<br />

seinen Alltag mit Rollstuhl und Kindern<br />

passend zu gestalten, wenn<br />

man Hilfsangebote und Erfindergeist<br />

gut kombiniert. Ich bin sehr<br />

dankbar für diesen humorvollen<br />

und inspirierenden Vortrag.<br />

- 10 -


Zwischen den Zeilen HÖREN -<br />

eine Herausforderung in der Telefonberatung<br />

Herlinde Lugstein<br />

LLL Beraterin, Fachbearbeiterin für öffentliche Bibliotheken, 3 Kinder<br />

Maria Wiener<br />

LLL Beraterin, DGKP, Kinaesthetics-Grundkurstrainerin, 2 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Christine Arneitz<br />

Zu Beginn des Workshops sammelten die Teilnehmerinnen<br />

ihre persönlichen Anliegen hinsichtlich Telefonberatung:<br />

Sicherheit, Verständlichkeit, „kein Verhör“,<br />

Instinkt, Bauchgefühl, Bestärken, Unterstützen, Mama<br />

abholen & stärken, einen Schritt weiterbringen, Hilfe zu<br />

Selbsthilfe, zeitlich vertrösten, Grenzen der Beraterin<br />

beachten, vertrösten ohne zu vergraulen, Erreichbarkeit,<br />

Problemfindung<br />

Alle Frauen waren sich einig, dass jede Beratung ein<br />

ständiges Weiterlernen ist.<br />

Tipps für die Telefonberatung<br />

• Tel.Nr. der Frau unter dem Thema der Beratung abspeichern<br />

(sollte die Frau erneut anrufen, weiß die<br />

Beraterin sofort den Grund wieso die Frau anruft/<br />

angerufen hat)<br />

• Sollte sich die Frau nach längerer Zeit wieder melden,<br />

kann die Beraterinnen sich erkundigen, wie es ihr mit<br />

dem Thema ergangen ist.<br />

• keine Zeit für eine Beratung? => SMS Text<br />

verschicken mit Bitte um späteren Rückruf<br />

Bücherhinweis<br />

• Beraterinnenhandbuch<br />

• Unterlagen KVB = Kommunikation verbessert<br />

Beziehungen<br />

• Marhsall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation<br />

Grundlagen der<br />

Kommunikation (Zusammenfassung der WS<br />

Unterlagen)<br />

Kommunikation soll wertfrei und bedürfnisorientiert<br />

sein (d.h. auf die Bedürfnisse des Gegenüber eingehen<br />

anstatt Ratschläge zu geben) => Zuhören und nicht<br />

gleich bewerten<br />

Wichtig: Beziehung herstellen => geht die Beziehung<br />

verloren, geht alles verloren. Dies gelingt am besten<br />

durch aktives Zuhören und einfühlsame Antworten.<br />

Antworttypen<br />

Abschneidend: leitet vom Erforschen der Gefühle<br />

weg, man fühlt sich abgeschnitten, ungehört.<br />

Spiegelnd: benennt die offnsichtlichen Gefühle und<br />

Einschätzungen mit der gleichen Intensität, wie sie geäußert<br />

wurden.<br />

Vertiefend: Stärkere Gefühlsstufe, aber nicht immer<br />

verwenden! Beziehen sich immer auf die Person im<br />

Hier und Jetzt, sind immer mitfühlend, nicht bewertend,<br />

vertiefen immer die ausgedrückten Gefühle<br />

Offene Fragen stellen<br />

Warum?<br />

Was würdest du….<br />

Kannst Du mir erzählen….<br />

Woran merkst Du…..<br />

Informationen statt Ratschläge<br />

Erteilt man Ratschläge schwingt unausgesprochen<br />

mangelndes Zutrauen in die Fähigkeiten des anderen<br />

mit.<br />

• Wenn die Person deinen Rat befolgt und Erfolg hat,<br />

kann es sein, dass sie sich abhängig von dir macht.<br />

• Wenn sie deinen Rat befolgt und scheitert, muss sie<br />

die Folgen tragen und du verlierst an Glaubwürdigkeit.<br />

• Wenn sie deinen Rat ablehnt und Erfolg hat, wird sie<br />

dich ablehnen.<br />

• Wenn sie deinen Rat ablehnt und scheitert, wird sich<br />

dich ablehnen oder möglicherweise idealisieren.<br />

Sachinformationen<br />

bereitstellen<br />

Hast Du berücksichtigt….<br />

Hast Du daran gedacht…..<br />

Ist es möglich……<br />

Was würde geschehen, wenn….<br />

Ist dies ein Weg…<br />

Was hindert dich daran….<br />

Beim Informationen geben:<br />

• Gib in kleinen Portionen<br />

• Achte auf Rückmeldungen: sprachliche und/oder<br />

körperliche<br />

• Achte am Telefon auf den Klang der Stimme und auf<br />

Pausen<br />

• Rege Neuformulierungen zur Klärung an<br />

• Lange Informationen schriftlich geben –<br />

Infoblatt/Buch<br />

- 11 -


Informationen positiv<br />

vorbringen<br />

• Vorschläge machen<br />

• Würde es Ihnen helfen zu hören, was andere Frauen<br />

in einer ähnlichen Situation gemacht haben?<br />

• Manche Babys brauchen anscheinend…..<br />

• Vielleicht stellen Sie fest…….<br />

NIE: Sie müssen...<br />

• Wir geben die Informationen weiter, die Mutter<br />

entscheidet was sie annimmt!<br />

• Am Ende des Gesprächs die wichtigsten 2-3 Punkte<br />

nochmals wiederholen<br />

• Reagieren, ohne zu urteilen – als Stillberaterin<br />

müssen wir unsere eigenen Gefühle zurückhalten,<br />

auch wenn wir mit den Ansichten oder Entscheidungen<br />

des Gegenübers nicht einverstanden sind.<br />

Es ist wichtig, die Frau dort abzuholen,<br />

wo SIE ist und nicht wo wir stehen.<br />

Jede Mutter will ihr Bestes für das Baby!<br />

Wenn eine Frau weint, versichere ihr, dass das so gut<br />

ist. Rede, bis sie sich wieder gefasst hat. Eine mitfühlende<br />

Bemerkung kann eine große Hilfe sein.<br />

Ich sehe/höre, dass das schwierig für Sie ist…<br />

Vielen Müttern ist es ähnlich ergangen…<br />

Wie nimmt eine Frau das Problem wahr?<br />

Wenn die Beraterin ein Problem erkennt, das der Mutter<br />

nicht bewusst ist, sie aber mit der Situation zufrieden<br />

ist, soll die Beraterin nur reagieren, wenn eine begründete<br />

Sorge wegen der Gesundheit des Babys besteht.<br />

Positive Bemerkungen können eine wichtige Bestätigung<br />

sein und stärken das Selbstwertgefühl.<br />

Mütter reagieren empfindlich gegenüber Bemerkungen,<br />

die ihre Fähigkeit als Mutter in Frage<br />

stellen.<br />

Wenn mehrere Probleme zur Sprache kommen<br />

Wenn mehrere Themen von der Frau angesprochen<br />

werden, ist es oft schwer zu entscheiden, welches zuerst<br />

behandelt werden soll. Hier hilft es, die Gefühle der<br />

Mutter so in Wort zu fassen, wie sie wahrgenommen<br />

wurden. Die Mutter gibt dann meist den Gesprächsverlauf<br />

vor.<br />

Äußere Dich positiv<br />

Mindestens einmal während des Gesprächs eine Bemerkung<br />

wie z.B. „Ich habe den Eindruck, dass Sie<br />

Ihre Sache als Mutter wirklich gut machen“<br />

Einfühlsame Zusammenfassung:<br />

Alles im Gespräch gesagte, soll in dieser Antwort miteinander<br />

verbunden werden. Sie gibt einen Überblick<br />

über den Gesprächsverlauf.<br />

Schlüsselsätze für eine einfühlsame<br />

Zusammenfassung:<br />

Ich höre, dass du sagst……<br />

Lass sehen, ob ich es verstanden habe….<br />

Ist es das?<br />

Es klingt, als ob….<br />

Frauen kommen zu La Leche Liga in Erwartung von<br />

Informationen und Unterstützung. Es ist überraschend,<br />

dass wir manchmal gar nicht dazu kommen, Informationen<br />

zu geben. Sobald die Person erkennt, was sie<br />

fühlt, ist sie in der Lage, selber mit dem Problem umzugehen.<br />

Wir stärken die Frauen, damit sie ihre Probleme<br />

selber lösen und wachsen können.<br />

- 12 -


Essen für 2<br />

Die Ernährung der Mutter in der Stillzeit<br />

Mag. a Hansi Hubinger-Kasser<br />

LLL Beraterin, Sekretärin/Studentin<br />

abgeschlossenes Chemie-Studium, ClauWi-Trageberaterin, 3 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Maria Gotzmann<br />

Hansi Hubinger-Kasser hat uns im<br />

Workshop Essen für 2 den Kalorien-<br />

und Nährstoffbedarf für Stillende<br />

näher gebracht. Gleich zu<br />

Beginn sollten wir eine Ernährungspyramide<br />

mit kleinen Kärtchen auflegen,<br />

was uns ganz gut gelungen<br />

ist. Den Mehrbedarf für Schwangere<br />

und Stillende zeigt überblicksmäßig<br />

die österreichische Ernährungspyramide<br />

für Schwangere<br />

und Stillende.<br />

Die Empfehlungen orientieren sich<br />

an dem Bedarf von Vollstillenden.<br />

Je nach Alter und körperlicher Aktivität<br />

verbrauchen diese insgesamt<br />

2300 - 3000 kcal/Tag. Circa 500<br />

kcal Mehrbedarf rechnet man für<br />

das Vollstillen, bei Teilstillenden je<br />

nach Stillhäufigkeit 250-300 kcal.<br />

Grundsätzlich werden regelmäßige,<br />

über den Tag verteilte Mahlzeiten,<br />

zB 3 Hauptmahlzeiten und<br />

2 Zwischenmahlzeiten empfohlen,<br />

welche aus abwechslungsreicher,<br />

ausgewogener Mischkost bestehen<br />

und bevorzugt durch schonende<br />

Garmethoden zubereitet sind.<br />

Die Getränke sollten alkoholfrei,<br />

energiearm und ungesüßt sein, zB<br />

Wasser, Mineralwasser, ungesüßte<br />

Früchtetees, stark verdünnte<br />

100%ige Obst und Gemüsesäfte,<br />

von der Menge her mindestens<br />

1,75 - 2 Liter über den Tag verteilt.<br />

Bei Gemüse, Hülsenfrüchten und<br />

Obst sollten Stillende 6 Portionen/<br />

Tag zu sich nehmen, wobei eine<br />

Portion einer geballten Faust entspricht.<br />

Drei Portionen Gemüse/<br />

Hülsenfrüchte und drei Portionen<br />

Obst als Richtwert, abweichen<br />

sollte man eher auf vier Portionen<br />

Gemüse/Hülsenfrüchte und zwei<br />

Portionen Obst. Beispiel: 200-300<br />

g gegartes Gemüse, 150-200 g gekochte<br />

Hülsenfrüchte, 75-100 g Salat,<br />

125-150 g Obst, 200 ml Gemüsesaft<br />

-> Säfte werden als Mahlzeit<br />

gezählt!<br />

Für Getreide und Erdäpfel gelten 5<br />

Portionen täglich, Vollkornprodukte<br />

sind zu bevorzugen.<br />

1 Portion = 50-70 g Brot & Gebäck<br />

(1 Handfläche), 50-60 g Getreideflocken<br />

(1 Handvoll), 200-250<br />

g gekochte Teigwaren (2 Fäuste),<br />

150-180 g gekochtes Getreide (2<br />

Fäuste), 200-250 g Erdäpfel (3-4<br />

mittelgroße)<br />

3 Portionen täglich Milch & Milchprodukte<br />

oder 2 Portionen täglich<br />

und stattdessen 1 zusätzliche Portion<br />

Fisch, mageres Fleisch oder 1<br />

Ei pro Woche, bevorzugt fettärmere<br />

Varianten.<br />

1 Portion = 200 ml Milch (1 Glas),<br />

180-250 g Joghurt (1 Becher), 200<br />

g Topfen und Hüttenkäse (1 Faust),<br />

50-60 g Käse (2 handflächengroße<br />

dünne Scheiben). In der Stillzeit<br />

eine Portion zusätzlich.<br />

Für Fleisch, Fisch und Eier gilt folgendes:<br />

1-2 Portionen Fisch pro Woche (1<br />

Portion = 1 handtellergroßes, fingerdickes<br />

Stück mit ca 150 g)<br />

3 Portionen mageres Fleisch oder<br />

magere Wurstwaren pro Woche<br />

(ingesamt 300-450 g pro Woche)<br />

3 Eier pro Woche<br />

- 13 -


Bei der Menge an Fetten und<br />

Ölen übernimmt man sich leicht:<br />

2-3 Esslöffel pflanzliche Öle, Nüsse<br />

oder Samen täglich gelten als<br />

Richtwert. Hochwertige Öle sind<br />

Oliven-, Raps-, Walnuss-, Soja-<br />

, Lein- und Traubenkernöl. In der<br />

Stillzeit wird eine Portion Öl zusätzlich<br />

empfohlen. Diese sind auf der<br />

Ernährungspyramide neben den<br />

Milchprodukten platziert. Streich-,<br />

Back- und Bratfette (Butter, Schmalz,<br />

Margarine) und fettreiche<br />

Milchprodukte (Obers, Sauerrahm)<br />

sollten sparsam verwendet werden.<br />

Fett-, zucker- und salzreiche Lebensmittel,<br />

sowie energiereiche<br />

Getränke sollten gemieden bzw nur<br />

in geringen Mengen konsumiert<br />

werden. Ein kleines Gläschen Alkohol<br />

bei einem besonderen Anlass<br />

am besten nach einer Stillmahlzeit<br />

trinken, sonst ist Alkohol klarerweise<br />

zu meiden. Achtung: Das<br />

Reaktionsvermögen kann auch bei<br />

geringen Mengen Alkohol herabgesetzt<br />

sein. Nikotin ist ein No-Go:<br />

Nicht nur über die Atemluft eine<br />

Gefahr für das Baby, sondern auch<br />

über die Muttermilch.<br />

Etwas weniger streng ist wird Koffein<br />

gehandhabt: Täglich maximal<br />

2-3 Tassen Kaffee oder 4 Tassen<br />

schwarzer/grüner Tee. Wichtig ist,<br />

hierbei auf die Reaktion des Babys<br />

achten und gegebenenfalls reduzieren!<br />

Von rohen tierischen Produkten<br />

wird wegen Infektionsrisiko abgeraten.<br />

Es gibt jedoch keine eindeutigen<br />

Belege, dass die Erreger in die<br />

Muttermilch übergehen.<br />

Ebenfalls abgeraten wird von fettreichen<br />

Raubfischarten wegen<br />

möglicher Schwermetallbelastung:<br />

Thunfisch, Schwertfisch, Heilbutt,<br />

Hecht, Haifisch, Marlin, Schnapper,<br />

Butterfisch, Königsmakrele<br />

und Ziegelfisch. Angeschnitten<br />

haben wir hierbei noch das Thema<br />

Reis und die mittlerweile recht<br />

bekannte Arsenbelastung. Reis<br />

vorher waschen und/oder den Reis<br />

in mehr Wasser kochen und das<br />

Kochwasser dann wegschütten,<br />

reduziert das Arsen. Basmatireis ist<br />

am wenigsten belastet; Vollkornreis<br />

schneidet schlechter ab, da sich<br />

das Arsen in der Schale einlagert.<br />

Alternativ kann man auf Dinkelreis,<br />

Einkorn-Reis, Rollgerste oder österreichischen<br />

Trockenreis ausweichen.<br />

Abmagerungskuren und einseitige<br />

Schlankheitsdiäten sowie Veganismus<br />

sind laut Ernährungskommission<br />

in der Schwangerschaft und<br />

Stillzeit tabu. Über Veganismus<br />

für Stillende haben wir diskutiert<br />

– Veganerinnen, die sehr gut informiert<br />

sind, sich sehr bewusst ernähren,<br />

ihre Blutwerte regelmäßig<br />

abklären lassen und gegebenenfalls<br />

substituieren, sind nicht das<br />

Problem. Die Gefahr liegt eher darin,<br />

dass manche auf den aktuellen<br />

Vegan-Trend anspringen und sich<br />

durch ihr Halbwissen nicht ausreichend<br />

mit Nährstoffen versorgen<br />

können. In der Beratungssituation<br />

gilt also, die offizielle Nicht-Empfehlung<br />

für Stillende weiterzugeben,<br />

über mögliche Nährstoffdefizite<br />

(Vitamin B12, B2, Vitamin D, sowie<br />

Calcium, Eisen, Zink, Jod und Proteinmangel)<br />

aufzuklären und an regelmäßige,<br />

genaue Kontrollen beim<br />

Arzt hinzuweisen.<br />

Die DACH-Empfehlungen der<br />

Nährstoffe für Stillende:<br />

Der Mehrenergiebedarf liegt bei<br />

Vollstillenden - wie anfangs schon<br />

erwähnt - bei 500 kcal zusätzlich<br />

pro Tag. Der Proteinbedarf lässt<br />

sich mit 1,2 g / kg Körpergewicht<br />

pro Tag (im Vergleich zu 0,8g/kg<br />

KG) errechnen.<br />

Kohlenhydrate sollten mehr als<br />

50% der täglichen Energiezufuhr<br />

ausmachen und Fette sind leicht<br />

erhöht mit circa 30 – 35 % (im Vergleich<br />

zu 30 % bei nicht stillenden,<br />

nicht schwangeren Frauen).<br />

30 g Ballaststoffe pro Tag werden<br />

empfohlen. Diese liefern keine<br />

Energie, sind also keine Nährstoffe,<br />

aber trotzdem wichtig für den Körper.<br />

Von den essentiellen Fettsäuren<br />

sollte die Linolsäure (Omega-6)<br />

circa 2,5 % der täglichen Energiezufuhr<br />

ausmachen, die α-Linolensäure<br />

(Omega-3) circa 0,5 % der<br />

täglichen Energiezufuhr. Zur Erinnerung:<br />

Fette machen 30-35% der<br />

Energiezufuhr aus.<br />

α-Linolensäure wird im menschlichen<br />

Körper in DHA (Docosahexaensäure,<br />

eine Omega-3<br />

Fettsäure, für wichtige Stoffwechselfunktionen<br />

des Körpers) umgewandelt,<br />

das Ausmaß ist aber<br />

umstritten. Studien, in denen α-Linolensäure<br />

substituiert wurde, damit<br />

der Körper selber DHA herstellt,<br />

brachten nicht den gewünschten<br />

Erfolg. Schwangere und Stillende<br />

sollten im Durchschnitt täglich<br />

mindestens 200 mg DHA zu sich<br />

nehmen - über Fisch, Algen oder<br />

Nahrungsergänzungsmittel.<br />

Mancher Vitamin- und Nährstoffbedarf<br />

bleibt in der Stillzeit so hoch<br />

wie in der Schwangerschaft (Vitamin<br />

B6), einige steigern sich (Vitamin<br />

A, E, Zink) und manche reduzieren<br />

sich etwas, aber nicht sehr<br />

(Folsäure, Eisen). Unter folgendem<br />

Link findet man unter --> Stillende<br />

eine Tabelle , diedarüberAufschluss<br />

gibt: https://www.oege.at/index.<br />

php/bildung-information/empfehlungen/personengruppen<br />

eine Tabelle<br />

mit Lebensmittel, in denen Vitamine<br />

und Mineralstoffe zu finden<br />

sind, ist ebenfalls hier zu finden.<br />

Einen kleinen Exkurs machten wir<br />

zu Vitamin D in Muttermilch. Dieses<br />

ist nämlich sehr wenig enthalten<br />

und deckt den Bedarf eines Säuglings<br />

nicht. Um das Vitamin D in der<br />

Muttermilch zu erhöhen, müsste<br />

die Mutter ungefähr die 5-10fache<br />

der täglich empfohlenen Menge<br />

aufnehmen, also 100-200 µg, damit<br />

eine Chance besteht, dass<br />

ausreichend Vitamin D in der Muttermilch<br />

ist. Somit bekommen die<br />

Babys die Vitamin D-Tropfen direkt.<br />

Zum Abschluss bekamen wir noch<br />

Kärtchen mit einzelnen Lebensmitteln<br />

und deren Nähr- und Mineralstoffwerten<br />

und erhaschten einen<br />

Einblick der sehr unterschiedlichen<br />

Zusammensetzungen.<br />

- 14 -


Die lagerungsbedingte Abplattung des<br />

Hinterkopfes (Plagiocephalie)...<br />

Dr. Herbert Renz-Polster<br />

Autor, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler<br />

am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg<br />

4 Kinder<br />

Mitschrift von Hansi Hubinger-Kasser<br />

... woher kommt sie und was können wir tun?<br />

Zum Abschluss des ersten Tages<br />

treffen wir Herbert Renz-Polster<br />

(Kinderarzt, Wissenschaftler, Buchautor:<br />

https://www.kinder-verstehen.de)<br />

via Skype, da er nicht persönlich<br />

vorbeikommen kann. Kurz<br />

nach halb 8 steht die Verbindung<br />

und wir können ihm ohne technische<br />

Schwierigkeiten bis zum<br />

Schluss lauschen.<br />

Gleich zu Beginn erfahren wir,<br />

dass es sich hier um sein aktuelles<br />

Forschungsthema handelt und<br />

er immer wieder mit dem Vorwurf<br />

konfrontiert ist, dass sein erster<br />

Blick dem Hinterkopf gilt. Wir beschäftigen<br />

uns mit der Abplattung<br />

beim “normalen” Kind, also z.B.<br />

keine Frühchen. In diesem Fall sind<br />

90 bis 94% der Abplattungen lagerungsbedingte<br />

Abplattungen (ein<br />

anderer Grund könnte das zu frühe<br />

Schließen der Schädelnähte sein.)<br />

Im Rahmen der normalen (Schädel-)Entwicklung<br />

werden die Babys<br />

im Laufe der ersten Monate immer<br />

“süßer, hübscher”. Mit fünf, sechs<br />

Monaten haben sie einen runden<br />

Hinterkopf, eine Stupsnase, Kulleraugen,<br />

ein fliehendes Kinn, einen<br />

kurzen Hals, eine hohe Stirn, also<br />

alles was unter den Begriff “Kindchenschema”<br />

fällt. Neugeborene<br />

Schimpansen hingegen haben ihre<br />

Gesichtszüge von Anfang an. Diese<br />

werden nur markanter.<br />

Das Kindchenschema entwickelt<br />

sich evolutionär gesehen, weil das<br />

Baby jetzt für andere Versorger,<br />

abgesehen von der Mutter, attraktiv<br />

sein soll. Mitte des ersten Lebensjahres<br />

kann es den Kopf selbst<br />

halten, gut (mit Unterstützung) sitzen<br />

und hat seine Zunge im Griff.<br />

Somit kann mit Beikost begonnen<br />

werden. Wir Menschen haben ein<br />

kooperatives Brutmodell. Das Baby<br />

versucht also Mitversorger zu motivieren.<br />

Das Kindchenschema funktioniert<br />

allerdings so gut, dass sich das<br />

Baby eine Gegenstrategie zulegen<br />

muss, das “Fremdeln”. Hiermit<br />

wählt es aus, wer sich um es kümmern<br />

darf. Dabei werden vertraute<br />

Personen und solche, die sich als<br />

verlässliche Versorger erwiesen haben,<br />

bevorzugt.<br />

Nun entwickeln aber 15-20% der<br />

Babies in den ersten 4 Monaten<br />

eine symmetrische oder asymmetrische<br />

Abplattung des Hinterkopfes.<br />

Letztere entstehen oft, weil das<br />

Baby in Rückenlage eine Seite etwas<br />

bevorzugt, so verkürzt sich der<br />

Halsstreckermuskel auf dieser Seite<br />

und daraufhin wird diese noch<br />

mehr bevorzugt. Durch die Abplattung<br />

hinten entsteht zum Ausgleich<br />

des Schädels auch vorne eine Abplattung,<br />

was zu leicht schiefen Gesichtszügen<br />

führt und dem Kindchenschema<br />

nicht zuträglich ist.<br />

Woher kommt diese<br />

Abplattung eigentlich?<br />

Seit den 80er Jahren wird die Rückenlage<br />

als sichere Schlaflage<br />

empfohlen und seither treten auch<br />

Abplattungen häufiger auf. Also<br />

steigt scheinbar die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

auf Kosten der<br />

Attraktivität. Das überzeugt aus<br />

entwicklungsgeschichtlicher Sicht<br />

nicht wirklich.<br />

Es muss noch mehr Faktoren geben,<br />

die eine Rolle spielen. Es gibt<br />

viele Studien, aber diese zu interpretieren<br />

ist schwierig. Studien sind<br />

immer nur so gut wie die gewählte<br />

Methode. Zudem sind Experimente<br />

schwierig bzw. unmöglich, da es<br />

ethisch nicht vertretbar ist, die Kinder,<br />

die z.B. Woche 1 geboren wurden,<br />

ausschließlich auf dem Bauch<br />

schlafen zu lassen und die Kinder<br />

aus Woche 2 nur auf dem Rücken.<br />

Etwa die Hälfte der Studien findet,<br />

dass das Schlafen in Rückenlage<br />

ein eigenständiger Risikofaktor für<br />

die Abplattung ist, die andere Hälfte<br />

nicht.<br />

Dass die Schwerkraft auf den Kopf<br />

des Babys wirkt, ist aber unbestritten,<br />

also liegt es möglicherweise<br />

an der Dauer. Gefühlt (auch nach<br />

Umfrage im Publikum) haben getragene<br />

Kinder weniger oft Abplattungen.<br />

Der Einfluss des Tragens wird<br />

in Studien aber nicht diskutiert. Die<br />

sogenannte “Tummy Time”, also<br />

die Zeit in Bauchlage, könnte ebenso<br />

Einfluss haben.<br />

Weiters die adäquate oder übertriebene<br />

Verwendung von Babyschalen<br />

als Schlafplatz und Küche in<br />

einem, sowie das Schlafverhalten.<br />

Mittels Infrarotkameras hat man<br />

den Schlaf von Babys im Nahbereich<br />

ihrer stillenden Mütter be-<br />

- 15 -


obachtet. Das Gesicht zeigt zur<br />

Mutter, der Torso ist eher auf dem<br />

Rücken oder seitlich. Die Babys<br />

werden immer wieder umpositioniert<br />

und wachen etwa dreimal<br />

häufiger auf als allein schlafende<br />

Babys. Insgesamt verbringen sie<br />

weniger Zeit im Tiefschlaf und mehr<br />

im seichteren Schlaf. Dieser ist kein<br />

schlechterer Schlaf, sondern derjenige,<br />

in dem sich das Gehirn entwickelt.<br />

Zudem bewegen sich die Babys<br />

im Leichtschlaf immer wieder<br />

selbst ein wenig. Diese häufigen<br />

Lageänderungen spielen vermutlich<br />

eine Rolle für die Schädelform.<br />

Hypothese: Getragene Säuglinge,<br />

die im Nahbereich der stillenden<br />

Mutter schlafen, haben<br />

keine Abplattungen am Hinterkopf.<br />

Betroffenen Eltern kann als “Therapie”<br />

empfohlen werden, den Babytransport<br />

zu ändern, also statt<br />

Kinderwagen und Babyschale<br />

ein Tragetuch oder eine Tragehilfe<br />

zu verwenden, außerdem mehr<br />

“Tummy Time” und eventuell ein<br />

Besuch beim Osteopathen. Allerdings<br />

führt letzteres mitunter zu<br />

Diagnosen, die gar nicht notwendig<br />

sind. (Anmerkung: Renz-Polster<br />

steht KISS - kopfgelenkinduzierte<br />

Symmetriestörung - sehr kritisch<br />

gegenüber, weil es nicht wirklich<br />

nachweisbar ist und er erklärt sich<br />

viele Schrägstellungen des Kopfes<br />

mit Bevorzugungen einer Seite und<br />

anschließender Muskelverkürzung.<br />

Seiner Meinung nach, welcher sich<br />

vermutlich alle Mediziner anschließen,<br />

darf keine Diagnose in den<br />

Raum gestellt werden, die nicht gesichert<br />

ist.)<br />

Oft hilft bereits die Lebensstiländerung,<br />

also das Tragen statt der<br />

Babyschale, um die Kopfhaltung<br />

zu verbessern. In schweren Fällen<br />

wird ein Helm verschrieben. Dessen<br />

Sinn ist aber bei lagerungsbedingter<br />

Abplattung fraglich und<br />

sollte für Fälle, die nicht anders behandelt<br />

werden können, verwendet<br />

werden z.B. nach einer Operation<br />

aufgrund zu früh geschlossener<br />

Schädelnähte.<br />

Fragen aus dem Publikum:<br />

Gibt es noch andere Auswirkungen<br />

außer der Störung des Kindchenschemas?<br />

Ja, bei deutlicher Abplattung sind<br />

die Babys mitunter neurologisch<br />

langsamer. Andererseits werden in<br />

manchen Kulturen die Schädel absichtlich<br />

verformt und diese Babys<br />

haben normale Gehirne.<br />

Bis wann ist die Abplattung reversibel?<br />

Wenn die Abplattung im 2. Lebensjahr<br />

noch deutlich sichtbar ist, wird<br />

sie wahrscheinlich bleiben. “Quadratschädel”<br />

kennt man z.B. aus<br />

Anatolien, wo die Kinder auf den<br />

Rücken neben das Feuer gelegt<br />

worden sind oder bei uns in den<br />

80ern frontale Abplattungen.<br />

Abgesehen von Frühchen und<br />

Schädelnähten, die sich zu früh<br />

schließen, handelt es sich bei Abplattungen<br />

um einen kulturellen<br />

Pflegefehler.<br />

Ist Stillen ein protektiver Faktor?<br />

Ja, durch das häufigere Aufwachen<br />

und Lagenwechsel.<br />

Sind “brave” Kinder häufiger betroffen?<br />

Vermutlich.<br />

Gibt es Auswirkungen auf die Wirbelsäule<br />

oder z.B. erhöhtes Kopfschmerzrisiko?<br />

Nur hypothetisch, nicht nachgewiesen.<br />

Vermutlich verursacht hier das<br />

gesamt Beziehungsmilieu (oft abgelegt,<br />

oft in der Babyschale, wenig<br />

Beziehungsressourcen) Probleme<br />

im späteren Leben.<br />

Es wäre wünschenswert, wenn die<br />

betroffenen Familien mehr miteinander<br />

machen, mehr Zeit zusammen<br />

verbringen.<br />

Zusammenfassend kann man also<br />

sagen, dass der abgeplattete Hinterkopf<br />

ein kultureller Pflegefehler<br />

ist. Babys bzw. ihre Schädel<br />

sind nicht darauf vorbereitet lange<br />

Zeit alleine in Rückenlage in Babyschalen,<br />

Kinderwägen und Betten<br />

zu verbringen. Das Schlafen im<br />

Nahbereich der Mutter und getragen<br />

werden schützen hingegen vor<br />

Abplattungen.<br />

- 16 -


Schlaf Kindlein – und stirb ja nicht weg!<br />

Dr. Herbert Renz-Polster<br />

Autor, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler<br />

am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg<br />

4 Kinder<br />

von Michaela Kyllönen<br />

Schlaf ist die natürlichste Sache<br />

der Welt und gleichzeitig eines der<br />

Themen rund um ein Baby, das Eltern<br />

am meisten verunsichert. Einmal<br />

ist da das Schreckgespenst<br />

„Plötzlicher Kindstod“ und dann<br />

ist da ein quäkender Säugling,<br />

der schon wieder erwacht ist. Da<br />

Babys selten so schlafen, wie sich<br />

die Erwachsenen das vorstellen,<br />

und da jeder „Dahergelaufene“<br />

eine Expertenmeinung dazu zu haben<br />

scheint, wollten wir es genau<br />

wissen und haben uns an Herbert<br />

Renz-Polster gewandt.<br />

Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt,<br />

Buchautor und gefragter Vortragsredner<br />

und gleich zu Beginn<br />

seiner Ausführungen lädt er die<br />

Zuhörenden ein, sich Gedanken<br />

über das eigene Schlafverhalten<br />

zu machen. Schlaf ist ein paradoxes<br />

Verhalten, denn es lässt sich<br />

durch Anstrengung oder Anspannung<br />

NICHT erreichen, so wie wir<br />

das sonst im Leben gewohnt sind.<br />

Wir können den Schlaf weder erzwingen<br />

noch beschleunigen. Der<br />

Schlaf kommt durch Entspannung<br />

und ist somit vergleichbar mit Themen<br />

wie Geburt oder Sexualität.<br />

Das Kerncharakteristikum für einen<br />

guten Schlaf ist die Sicherheit<br />

und das hat uns die Natur so eingepflanzt,<br />

denn wir Menschen sind<br />

im Schlaf schutz- und wehrlos und<br />

müssen, wenn wir müde werden,<br />

uns einen sicheren, Geborgenheit<br />

spendenden Schlafplatz suchen.<br />

Nicht selten erleben Erwachsene<br />

ein regelrechtes Kopfkino mit<br />

100 Fragen, die dann auftauchen,<br />

wenn man müde im Bett liegt: Ist<br />

die Tür abgesperrt? Ist der Herd<br />

abgedreht? Ist das Bügeleisen<br />

ausgesteckt? etc. Wenn wir alle<br />

diese Fragen in Gedanken durchgegangen<br />

sind, wenn wir uns dann<br />

sicher fühlen, können wir uns langsam<br />

entspannen und darauf folgt<br />

wie von selbst der Schlaf.<br />

Seliger Babyschlaf<br />

Auch Kinder sind ähnlich ungeschützt<br />

wie wir Erwachsene und<br />

auch sie haben ein Sicherheitsbedürfnis,<br />

allerdings mit dem großen<br />

Unterschied, dass vor allem wir<br />

Eltern für die Sicherheit zu sorgen<br />

haben, weil unsere Babys und<br />

Kleinkinder das noch nicht selbst<br />

tun können. In diesem Bedürfnis<br />

unterscheiden sich die Kinder<br />

nicht von uns Erwachsenen. Auch<br />

sie müssen sich geborgen fühlen,<br />

um sich entspannen zu können.<br />

Deshalb ist unsere Nähe die Voraussetzung,<br />

dass der Aufbau einer<br />

Schlafheimat gelingt, bei der das<br />

Kind spürt, „Hier komme ich nicht<br />

in Not, hier ist es sicher!“ Dieses<br />

Bindungsprogramm ist elementar.<br />

Schreckgespenst<br />

Plötzlicher Kindstod<br />

Statistisch ist bei jedem sechsten<br />

Kind, das im Säuglingsalter<br />

(zwischen der dritten Lebenswoche<br />

und dem ersten Geburtstag)<br />

verstirbt, der Plötzliche Kindstot<br />

(SIDS=Sudden infant death syndrom)<br />

der Grund. Dabei wird unterschieden<br />

nach SIDS mit Obduktion,<br />

SIDS ohne Obduktion<br />

und dem Erstickungstod. Diese<br />

eigenwilligen Definitionen drücken<br />

ein Stück weit aus, dass<br />

die Forschung bezüglich der Ursachen<br />

noch immer im Dunklen<br />

tappt. Gott sei Dank ist SIDS auch<br />

ein seltenes Ereignis, denn man<br />

spricht von 110 Fällen bei 700.000<br />

Geburten in Deutschland. Trotzdem<br />

gehört es zu den Urängsten<br />

der Eltern, dass ihr Kind irgendwann<br />

eines Morgens tot im Bettchen<br />

liegen könnte. Daher möchte<br />

man alle möglichen Risiken – so<br />

gut es geht – eliminieren.<br />

Seit empfohlen wird, das Baby in<br />

der Rückenlage schlafen zu lassen,<br />

ist der plötzliche Kindstod<br />

deutlich zurück gegangen. Zudem<br />

wird weniger geraucht, die<br />

Schlafumgebung ist weniger ge-<br />

- 17 -


heizt und auch das Stillen, das<br />

deutlich moderner ist als in den<br />

70er Jahren, ist ein Schutzfaktor.<br />

Tatsächlich ist das Schlafen von<br />

Kindern im Elternbett statistisch<br />

gefährlicher, als das solitäre Schlafen<br />

des Babys in seinem Bettchen<br />

im Zimmer der Eltern. Daher ist für<br />

viele Eltern das Mittel der Wahl,<br />

ihr Kind alleine schlafen zu lassen,<br />

auch wenn das Gefühl anders entscheiden<br />

würde und es natürlicher<br />

erscheint, sein Baby gleich dicht<br />

neben sich zu haben.<br />

Herbert Renz-Polster warnt eindringlich<br />

vor Behauptungen, dass<br />

das Schlafen mit der Mutter eine<br />

Gefahr bedeute. Tatsächlich gibt<br />

es wenig Informationen über die<br />

Risiken der einzelnen Schlafarten,<br />

und Experimente für verlässliche<br />

Studien sind ethisch einfach nicht<br />

vertretbar. Daher werden – gerade<br />

bei SIDS – nach dem Todesfall die<br />

Daten dazu mittels Fragebogen<br />

abgefragt und auch ausgewertet.<br />

Man darf davon ausgehen, dass<br />

es für betroffene Eltern nicht leicht<br />

ist, diese schwierigen Fragen völlig<br />

ehrlich zu beantworten und nimmt<br />

an, dass das Bild - das durch diese<br />

Fragebogenmethode eruiert<br />

wird - verzerrt ist.<br />

In der Beratung<br />

Für Eltern ist es wichtig, gut und<br />

genau informiert zu werden, denn<br />

je besser sie wissen, wie eine Sache<br />

richtig gemacht werden kann,<br />

umso kleiner ist das Problem,<br />

umso geringer sind die Ängste.<br />

Es ist ein Problem, wenn Mütter an<br />

unsicheren Schlafplätzen (Couch,<br />

Sessel) mit ihrem Kind einschlafen.<br />

Hat jedoch die stillende Mutter, die<br />

nicht raucht und keinen Alkohol<br />

und keine Drogen konsumiert hat,<br />

ihr Baby bei sich, gibt es kein erhöhtes<br />

Risiko.<br />

Viel eher lässt sich dann beobachten,<br />

dass sich die Schlafzyklen<br />

der Mutter denen des Kindes<br />

angleichen. Der Schlaf des Kindes,<br />

das neben der Mutter liegt,<br />

ist weniger tief. Es hat mehr aktiven<br />

REM-Schlaf, der vor allem für<br />

das Gehirnwachstum von Vorteil<br />

ist. Daher profitiert das Baby davon,<br />

wenn es neben seiner Mutter<br />

schläft, denn es wird angenommen,<br />

dass SIDS vor allem in den<br />

tiefen Schlafphasen auftritt.<br />

Schläft das Baby solitär, ist der<br />

Einsatz eines Schnullers protektiv,<br />

mit allen Folgen, die er auch hat.<br />

Schläft das Baby bei der Mutter,<br />

braucht es kein Substitut, da es<br />

sich vermehrt im Leichtschlaf befindet.<br />

Leider gibt es Fachgesellschaften,<br />

die vom Familienbett abraten<br />

und ihre eigenen Gründe dafür<br />

haben, die jedoch nicht mit SIDS<br />

im Zusammenhang stehen. Das<br />

verunsichert viele Eltern. Erfreulicherweise<br />

hat die Schweizer Gesellschaft<br />

für Pädiatrie eine ganz<br />

neue Empfehlung herausgegeben,<br />

in der statistisch gesehen das solitäre<br />

Schlafen im eigenen Bett, jedoch<br />

im Zimmer der Eltern als die<br />

für Babys sicherste Art gewertet<br />

wird. Zudem schreiben sie weiter,<br />

dass das Elternbett in Ordnung ist,<br />

wenn alle Regeln dabei beachtet<br />

werden.<br />

…und die Väter<br />

Herbert Renz-Polster räumt ein,<br />

dass es bezüglich Väter keine<br />

gesicherte Aussagemöglichkeit<br />

gäbe, weil dazu keine Studien<br />

existieren. Das Baby ist von der<br />

intuitiven Kommunikation auf die<br />

Mutter ausgerichtet, von der auch<br />

der Schutz primär ausgeht, und es<br />

gibt ein erhöhtes Risiko für Kinder,<br />

die mit „fremden Personen außer<br />

der Mutter“ schlafen, eben weil die<br />

intuitive Kommunikation wegfällt.<br />

Da es mittlerweile jedoch viele junge<br />

Väter gibt, die sich sehr intensiv<br />

um ihr Neugeborenes kümmern<br />

und somit auch eine innige Beziehung<br />

aufbauen, ist es mehr als<br />

in Ordnung, wenn das Baby beim<br />

Vater oder zwischen den Eltern<br />

liegt. Auch für den Vater gilt, keine<br />

Drogen, kein Alkohol und keine<br />

Tabakwaren.<br />

Das Thema Babyschlaf ist und<br />

bleibt ein Dauerbrennerthema,<br />

das nur allzu leicht aus der Eltern-Kind-Beziehung<br />

eine Kampfbeziehung<br />

machen kann, wenn<br />

der Blick auf die Gefahren, die<br />

kontroversen Meinungen und das<br />

häufig aufwachende Baby an den<br />

Nerven zerren. Es gilt, gut abzuwägen,<br />

wo und wie es sich in jeder<br />

individuellen Familie gut schlafen<br />

lässt, denn es gibt kein wirksames<br />

Rezept, das für alle gültig ist.<br />

Die Intuition, das Ausschalten<br />

möglicher Risikofaktoren und eine<br />

große Portion Gelassenheit helfen,<br />

gemeinsam sicher durch die Nacht<br />

zu segeln und Geborgenheit aufzusaugen,<br />

die es braucht, um gut<br />

zu schlafen, für die Kleinen und die<br />

Großen.<br />

- 18 -


Im Dschungel der Beikostempfehlungen<br />

Dr. Beate Pietschnig<br />

Kinderfachärztin, IBCLC seit 1996, Zusatzfach Neonatologie<br />

Mitglied der Ernährungskommission der österr. Gesellschaft für Kinder<br />

und Jugendheilkunde, 2 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Esther Jäger<br />

Frau Dr. Pietschnig hat 35 Jahre Ernährungsempfehlungs-Erfahrung.<br />

Sie hat einen Tisch mit verschiedenen<br />

Nahrungsmitteln bereit gestellt.<br />

Die Behälter enthalten eine<br />

abgemessene Menge von je 100<br />

Gramm.<br />

Die Teilnehmerinnen des Workshops<br />

werden aufgefordert die<br />

Nahrungsmittel nach Kalorien zu<br />

sortieren. Anschließend gehen wir<br />

auch den Eisen- und Nährstoffgehalt<br />

der Nahrungsmittel durch. Das<br />

ist sehr interessant und vor allem<br />

lehrreich, wie viele Kalorien wirklich<br />

in den Nahrungsmittel stecken.<br />

Wenn man bedenkt, wie viel ein<br />

Baby/Kleinkind tatsächlich täglich<br />

braucht. Da kommt das Thema auf,<br />

was man Müttern/Eltern empfiehlt,<br />

welche Menge die Kleinen essen<br />

sollen. Eine Portion ist eine Hand<br />

voll – eine KINDERHAND!<br />

Frau Dr. Pietschnig geht mit uns die<br />

Ernährungsempfehlungen durch.<br />

Es gibt sehr viele Empfehlungen zur<br />

Säuglings-/ Kleinkindernährung. Einige<br />

helfen, andere verwirren eher.<br />

Wir besprechen auch alternative<br />

Ernährungsformen wie Vegetarismus<br />

oder Veganismus.<br />

Was ist das Ziel? Was wollen<br />

wir den Eltern mitgeben?<br />

Wir wollen Mütter entkrampfen, sie<br />

dazu motivieren auf ihr Gefühl zu<br />

hören, sie bestmöglich begleiten in<br />

dieser spannenden neuen Zeit mit<br />

Baby.<br />

Keinen Druck ausüben, das Kind<br />

das Tempo bestimmen lassen. Der<br />

Beikostbeginn gestaltet sich sehr<br />

individuell, von Kind zu Kind unterschiedlich.<br />

Nichts passiert von 0<br />

auf 100. Und ganz wichtig, es ist ein<br />

! KINDGESTEUERTER PROZESS !<br />

Praktische Ansätze für Eltern<br />

zum Thema Beikost wären:<br />

- Du kannst (fast) nichts falsch<br />

machen<br />

- das Baby probieren lassen<br />

- ausgewogene Mischkost<br />

(Gläschen oder selber kochen –<br />

Rapsöl dazu)<br />

- regional, saisonal, bio, naturnah<br />

- Signale des Babys/Kindes<br />

beachten!<br />

- gemeinsame Mahlzeiten<br />

Ich habe den Workshop als sehr<br />

ansprechend und lehrreich empfunden,<br />

in angenehm entspannter<br />

Atmosphäre mit einer ganz tollen<br />

Referentin.<br />

Stillberatung nach sexuellem Mißbrauch<br />

Mag. a BSc Christina Schuster-Weingartner<br />

ehemalige LLL-Stillberaterin<br />

Hebamme, Mediatorin<br />

3 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Marie-Luise Flotzinger<br />

Motivation: ist die mögliche<br />

heilende Wirkung des Stillens auf<br />

die Opfer<br />

Ziel: Beleuchtung der psychoemotionalen<br />

Zusammenhänge<br />

Zweck: Entwicklung eines<br />

Beratungskonzepts<br />

Zu diesem Thema gibt es nur wenige<br />

Qualitative Studien – Verstehenslehre.<br />

Wichtig ist die Selbstreflektion!<br />

Oftmals kommt es zu<br />

Vorurteile wenn ein Missbrauch<br />

offenkundig wird, dies ergibt einen<br />

anderen Blick auf die Person. Frau<br />

Schuster – Weingartner hat auf<br />

Grund der fehlenden Studien selbst<br />

Daten erhoben.<br />

Folgen eines Missbrauchs<br />

(abhängig von Ausmaß und Dauer)<br />

- Störungen des Selbstwertgefühl<br />

(da Machtmissbrauch)<br />

- psychische Erkrankungen<br />

(Depression, Angststörung bis<br />

Persönlichkeitsstörung, Essstörung,<br />

Schmerzstörung,<br />

Hyperemesis…)<br />

- 19 -


- Auswirkung auf das Körperbild<br />

(Hass, Ekel, tote Zonen,<br />

Selbstzerstörung)<br />

Psychologischer Aspekt<br />

der Laktation<br />

Wegen der körperlichen Veränderungen<br />

durch SS, Geburt, Wochenbett<br />

und Stillzeit meldet das<br />

Unterbewusstsein „da war doch<br />

was!“ Die Stärke wird beeinflusst<br />

durch den Intensitätsgrad des<br />

Missbrauchs, die Resilienz des Opfers<br />

und den Aufarbeitungsgrad.<br />

Stillen als Trigger<br />

Hier spielen das Unterbewusstsein<br />

und die Stimuli beim Stillen zusammen.<br />

Es tauchen starke negative<br />

Gefühle auf. Es kann dadurch zu<br />

folgenden Problemen kommen:<br />

• Flash Back<br />

• Dissoziation (Flucht aus Körper)<br />

• Gefühl des Erstarrens/<br />

Gefühllosigkeit<br />

• Panikattacken<br />

• Depression bis Suizid ist<br />

postgeburtlich erhöht<br />

• Essstörung, Sucht<br />

• Überstarkes Schamgefühl<br />

(Stillen nur alleine..)<br />

• Posttraumatische Belastungsstörung<br />

• Gesundheitsgefährdendes<br />

Verhalten<br />

• Verminderte Selbstwahrnehmung<br />

der eigene Grenzen und<br />

Bedürfnisse, auch vom Baby<br />

• Störung der Beziehungsfähigkeit<br />

und Beziehungsaufbau zum Baby<br />

• Pessimistische Haltung zum<br />

Körper und zur Milchbildung<br />

• Kein Fühlen, Stillen als<br />

Pflichterfüllung<br />

Bewusste und unbewusste<br />

Strategie um Stillen zu<br />

vermeiden<br />

• Entwicklung immer neuer<br />

Probleme (Suche um Erlaubnis<br />

Abzustillen)<br />

• Intensives Vermeiden von<br />

Aspekten des Stillens (Schmerzhafte<br />

Emotionen kommen hoch)<br />

• Pumpen, Stillhütchen, helles<br />

Zimmer…<br />

• Abstillen – erst danach klappt<br />

der Beziehungsaufbau zum Baby<br />

Werden Stillprobleme<br />

überwunden, kann das eine<br />

heilende Wirkung haben<br />

• Langes Stillen – Korrektur des<br />

negativen Körperbildes<br />

• Neuen Konnotation der Brust<br />

• Formiert neuen Weiblichkeit<br />

• Stillen spiegelt “gutes Muttersein“<br />

Haltung, Wunsch und statistische<br />

Realität des Stillens<br />

• Möchten oft Stillen<br />

• Nach einem Monat ist der<br />

Prozentsatz deutlich niedriger<br />

• Hoffnung/Wunsch und Realität<br />

klaffen auseinander<br />

• Aufarbeitung!!<br />

Das wünschen sich die Mütter<br />

• Sicherer, geschützter Rahmen<br />

• liebevolle Unterstützung<br />

• gute Stillbücher und Beratung<br />

LLL- Stillgruppen bieten<br />

• Rückhalt<br />

• offene mitfühlende Atmosphäre<br />

• Aufbruch der Isolation<br />

• Zugehörigkeitsgefühl<br />

• weibliche Gesellschaft<br />

• Modellcharakter<br />

• soziales Lernen<br />

Bedeutung der Stillberatung<br />

Ziel:<br />

- Aufbau einer Mutter-Kind-Beziehung<br />

(Abwägen Stillen/Flasche )<br />

- Heilungsprozess<br />

- Offenheit für die Bedürfnisse der<br />

Mutter<br />

- Liebevolle Begleitung<br />

Voraussetzung: Offene Haltung<br />

• Überlebende statt Opfer<br />

• Persönlichkeit wahrnehmen<br />

• Kleine Schritte<br />

Wissen und Fertigkeit<br />

• Hintergrundwissen über<br />

Missbrauch und Stillen<br />

• Professionelle Gesprächsführungstechnik<br />

• Achtsam (Trigger vermeiden)<br />

• Formulierung von Bedürfnissen<br />

und Ängsten<br />

Voraussetzung dafür:<br />

• Selbst-/Reflektion<br />

• Supervision<br />

• Setting: mehr Zeit, Störungsfreie<br />

Umgebung, Erreichbarkeit, Abklären<br />

von Grenzen<br />

• Interdisziplinäre Vernetzung<br />

Maßnahmen:<br />

• Beziehungsaufbau<br />

• Klare Grenzen<br />

• Kontinuität / Beständigkeit<br />

• weibliche Mitarbeiterinnen<br />

• Red flags beachten<br />

• Loben und Bestärken..<br />

• Screening auf Missbrauch<br />

schon bei der Anamnese<br />

o Konkrete Ausformulierung vorbereiten<br />

(dann aber nicht ablesen,<br />

sondern in eigenen<br />

Worten sagen)<br />

o Gesprächsbereitschaft signalisieren<br />

und Unterstützung anbieten<br />

o Aufarbeitungsstatus herausfinden<br />

o Details (Trigger vermeiden)<br />

Wann tritt die Situation auf?...<br />

o Bei bestehenden Gefahrensituationen<br />

Gewaltberatungsstellen<br />

vermitteln<br />

o Empowerment<br />

o Anzeigepflicht (gibt es für uns<br />

nicht) Unterstützung der Frau<br />

bei einer Anzeige möglich<br />

o Dokumentation – abklären<br />

Geburts- und Stillvorbereitung:<br />

• Info über Missbrauch<br />

• Vorbereitung was kann passieren<br />

• Anleiten der Frauen<br />

• Literatur<br />

• Wege finden<br />

Intensive Stillhilfe<br />

• Brust nicht berühren<br />

• Kreative Lösungen<br />

• Positives hervorheben<br />

• Schuldgefühle zu Täter schieben<br />

• Zur Selbstliebe anleiten<br />

• Stillgruppe<br />

• Milchpumpe,…<br />

• Notfall: im hier und jetzt abholen,<br />

Blickkontakt, Ansprechen, Anleiten<br />

zum Atmen, nicht alleine lassen.<br />

Zusammenfassung<br />

Erinnerungen tauchen oft auf. Es<br />

muss abgewogen werden ob Stillen<br />

positiv oder negativ erlebt wird.<br />

Möglicherweise ist Abstillen günstig,<br />

um einen Beziehungsaufbau<br />

zum Baby beginnen zu können.<br />

Dies ist ein Bewusstwerdungsprozess<br />

und erfordert eine bedürfnisorientierte<br />

Betreuung. Bei sichtbaren<br />

Vaginalen Verletzungen<br />

sind alle vorsichtiger, unsichtbare<br />

Verletzungen werden<br />

nicht beachtet!<br />

- 20 -


Gewalt an Frauen und Kindern hat<br />

viele Facetten Gewalt erkennen, Opfer unterstützen<br />

Mag. Maria Rösslhumer<br />

Politikwissenschaftlerin und Geschäftsführerin<br />

des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF<br />

Workshop – Mitschrift von Petra Hummer-Krenek<br />

AÖF ist die Dachorganisation der<br />

autonomen Frauenhäuser in Österreich,<br />

gegründet 1988 und ist die<br />

Koordinations-, Service- und Informationsdrehscheibe<br />

für die österreichischen<br />

Frauenhäuser.<br />

Es gibt zwei wichtige Einrichtungen:<br />

1. INFORMATIONSSTELLE GEGEN<br />

GEWALT: www.aoef.at<br />

informationsstelle@aoef.at<br />

2. FRAUENHELPLINE GEGEN<br />

GEWALT: 0800/222 555,<br />

www.frauenhelpline.at<br />

frauenhelpline@aoef.at<br />

Die Frauenhelpline ist die kostenlose<br />

telefonische Beratungseinrichtung<br />

und erste Anlaufstelle für<br />

alle Opfer von familiärer Gewalt in<br />

Österreich. Sie ist rund um die Uhr<br />

besetzt von 0 – 24 Uhr und an 365<br />

Tagen im Jahr erreichbar auch an<br />

Feiertagen, am Wochenende und<br />

in der Nacht. Mehrsprachliche<br />

Beratung zu bestimmten Zeiten:<br />

Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,<br />

Englisch, Rumänisch, Türkisch<br />

(derzeit kein Russisch und<br />

Farsi/Dari).<br />

Zurzeit gibt es 30 Frauenhauseinrichtungen<br />

in Österreich mit 766<br />

Plätzen für Frauen und Kinder, ca.<br />

94 Plätze fehlen (860 Plätze).<br />

Laut Statistik gab es 2017 3.341<br />

Hilfesuchende, davon 1.634 Frauen<br />

und 1.707 Kinder (Anteil Migrantinnen:<br />

über 54%) in den Frauenhäusern.<br />

Bei der Frauenhelpline gab<br />

es 2017 7.945 Anrufe, das sind<br />

durchschnittlich 19 bis 20 Anrufe<br />

täglich. 2016 verhängte die Polizei<br />

8.637 Betretungsverbote, das sind<br />

im Durchschnitt 22 Betretungsverbote<br />

täglich.<br />

Laut einer Studie der Agentur der<br />

EU für Grundrechte aus 2014, erlebt<br />

jede 5. Frau ab ihrem 15. Lebensjahr<br />

physische und/oder sexuelle<br />

Gewalt. Jede 3. Frau wird ab<br />

ihrem 15. Lebensjahr sexuell belästigt<br />

und jede 7. Frau ist ab ihrem 15.<br />

Lebensjahr von Stalking betroffen.<br />

Nur jede 5. Frau weiß, wo sie sich<br />

bei Gewalt hinwenden kann!<br />

Jede 3. Frau hat bereits in der<br />

Kindheit körperliche, sexuelle oder<br />

psychische Gewalt durch Erwachsene<br />

erlebt. Schwangere Frauen<br />

sind besonders von Partnergewalt<br />

betroffen. 42% der Frauen, denen<br />

Gewalt in der Partnerschaft<br />

angetan wurde, waren Opfer von<br />

sexueller und körperlicher Gewalt.<br />

Jedes Jahr werden in Österreich<br />

schätzungsweise 25 bis 30 Frauen<br />

von ihren Partnern oder Ex-Partnern<br />

ermordet. Sie werden von<br />

einem Menschen, dem sie sehr<br />

nahe stehen, erschossen oder erstochen<br />

– manche vor den Augen<br />

ihrer Kinder. Oft ist der Mord der<br />

schreckliche Höhepunkt einer langen<br />

Gewaltgeschichte und meistens<br />

kündigen die Mörder ihre Tat<br />

vorher an.<br />

Es gibt 4 Formen der Gewalt<br />

1. Physische Gewalt: „Einfache<br />

Watsche“ bis hin zu Totschlag/<br />

Mordversuch oder Mord. Besonders<br />

gefährlich: Würgen und Misshandlungen<br />

während der Schwangerschaft.<br />

2. Psychische Gewalt: Isolation,<br />

Einschüchterung, Drohung,<br />

Selbstmorddrohungen, Nötigung<br />

und Zwang, Psychoterror/Stalking,<br />

Missbrauch von Abhängigkeit.<br />

3. Sexuelle Gewalt: Vergewaltigung<br />

und Zwang zu sexuellen Handlungen<br />

gegen den Willen.<br />

4. Finanzielle/Ökonomische Gewalt:<br />

Kein eigenes Bankkonto, Arbeitsverbot.<br />

Die Aufgabe der Gesellschaft ist es,<br />

möglichst viele verschiedene Hilfsmöglichkeiten<br />

und Schutzeinrichtungen<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

2009 wurde ein erster Leitfaden<br />

für Krankenhaus und medizinische<br />

Praxis gemeinsam mit 60 MedizinerInnen<br />

und VertreterInnen von<br />

Polizei und Opferschutz und des<br />

Vereins AÖF entwickelt.<br />

„Gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener<br />

Frauen“<br />

www.bmfj.gv.at/dam/jcr.../Gewalt<br />

gegenFrauenA4_minimiert_Home<br />

page.pdf<br />

ÄrztInnen und PflegerInnen sind<br />

eine wichtige Anlaufstelle, für ca.<br />

jede 3 betroffene Frau (27%) ist dies<br />

die erste Anlaufstelle, (FRA, 2014).<br />

82% der befragten Frauen (FRA,<br />

2014) wünschten sich, dass ÄrztInnen<br />

bei Verdacht auf Gewaltbetroffenheit<br />

adäquat ansprechen sollen<br />

bzw. sollen diese eine bessere<br />

Schulung erhalten.<br />

Erkennen von psychischer Gewalt/verborgene<br />

Gewalt<br />

Betroffene wirkt ängstlich, verschüchtert,<br />

meidet Blickkontakt<br />

und versucht Verletzungen zu verdecken<br />

oder herunterzuspielen.<br />

- 21 -


Erklärungen sind lückenhaft und/<br />

oder widersprüchlich und Erklärungen<br />

zum Entstehen der Verletzung<br />

stimmen nicht mit Art und Lage der<br />

Verletzung überein. Verschiedene<br />

Verletzungen in unterschiedlichen<br />

Heilungsstadien.<br />

Verschleppte Termine, unerklärlicher<br />

Zeitraum zwischen Verletzung<br />

und dem Aufsuchen medizinischer<br />

Hilfe. Wiederholte Besuche wegen<br />

verschiedenartiger multipler Beschwerden.<br />

Besuch von Notfallambulanzen<br />

und Unfallstationen erfolgt<br />

nachts, am Wochenende bzw.<br />

außerhalb der Öffnungszeiten von<br />

Arztpraxen/Doktorhopping.<br />

Chronische Beschwerden, die keine<br />

offensichtlichen physischen<br />

Ursachen haben. Physische Verletzungen<br />

während der Schwangerschaft<br />

und spätes Beginnen<br />

der Schwangerschaftsvorsorge,<br />

häufige Fehlgeburten, häufige Suizidversuche<br />

und -gedanken, Blutergüsse<br />

und Verletzungen an ganz<br />

bestimmten Stellen.<br />

Sensible Gesprächsführung -<br />

WIE SPRECHE ICH ES AN?<br />

Es ist wichtig, eine klare Haltung<br />

gegen Gewalt einzunehmen. Ein<br />

vertrauliches, sicheres und ungestörtes<br />

Gesprächsklima schaffen.<br />

Beim Gespräch, Geduld haben<br />

und die Glaubwürdigkeit nicht vorschnell<br />

anzweifeln. Man sollte beruhigen<br />

und sachlich bleiben.<br />

Gesprächsempfehlungen:<br />

„Kann es sein, dass Sie von einer<br />

anderen Person geschlagen, geschubst,<br />

getreten, verletzt wurden?“<br />

„Ihre Beschwerden können Ausdruck<br />

von Belastung sein. Gibt<br />

es etwas, das Ihnen viel Stress<br />

macht?“<br />

„Wie geht es Ihnen zu Hause?“<br />

„Fühlen Sie sich dort sicher?“<br />

„Viele Frauen erleben Gewalt von<br />

einer nahestehenden Person. War<br />

das bei Ihnen auch schon einmal<br />

der Fall?“<br />

„Wir wissen, dass viele Frauen in ihrer<br />

Familie Gewalt erleben. Deshalb<br />

fragen wir alle unsere Patientinnen<br />

danach: Wurden oder werden Sie<br />

von einer nahe stehenden Person<br />

verletzt, bedroht oder gedemütigt?“<br />

„Die Gewalt fängt nicht an, wenn<br />

einer einen anderen würgt.<br />

Sie fängt an, wenn einer sagt:<br />

„Ich liebe dich.<br />

Du gehörst mir“.<br />

Erich Fried<br />

Langzeitstillen aus<br />

psychotherapeutischer Sicht<br />

Verena Schindler BSc<br />

Kindergärtnerin, Psychologin, Psychotherapeutin<br />

in Ausbildung unter Supervision, Familiengerichtshelferin, 1 Kind<br />

Workshop – Mitschrift von Gabriele Koffler<br />

Der Workshop traf auf großes Interesse<br />

bei den Teilnehmern der<br />

Fachtagung und wurde auf Grund<br />

der hohen Anzahl der Anmeldungen<br />

sogar kurzfristig zwei Mal angeboten.<br />

Wir starteten mit einer allgemeinen<br />

Vorstellungsrunde und einem<br />

Erfahrungsaustausch zum Thema<br />

Langzeitstillen. Da wir als Teilnehmerinnen<br />

alle LLL-Stillberaterinnen<br />

oder BiAs waren, hatten wir alle<br />

große Erfahrung in diesem Bereich.<br />

Es wurde aber von fast jeder Frau<br />

berichtet, dass sie sehr häufig in ihrem<br />

persönlichen Umfeld (Familie,<br />

Freunde, Nachbarn, fremde Personen,<br />

Fachpersonal) wegen dem<br />

Stillen angegriffen wurde, wenn das<br />

Baby älter als einige Wochen war.<br />

So nach dem Motto: „Jetzt wird es<br />

aber schön langsam Zeit, dass das<br />

arme Kind etwas Gescheites zum<br />

Essen bekommt!“<br />

Bei diesem Erfahrungsaustausch<br />

kam in unserer Runde sehr schnell<br />

die Frage auf, von wo diese Informationen<br />

herkommen und ob es<br />

wissenschaftliche Beweise gegen<br />

das Langzeitstillen gibt?<br />

Die aktuellen Empfehlungen von<br />

der WHO und der AAP sind 6 Monate<br />

voll zu stillen und ab dem 7.<br />

Lebensmonat mit der Beikost zu<br />

starten, sowie weiterstillen mindestens<br />

bis zum ersten Geburtstag<br />

und weit ins zweite Lebensjahr hinein,<br />

solange es Mutter und Kind<br />

wünschen. Eine Altersbegrenzung<br />

nach oben gibt es nicht.<br />

Aussagen von Privatpersonen sind<br />

meist unreflektierte, eigene Erfahrungen<br />

oder übernommene Meinungen<br />

unserer Gesellschaft. Beim<br />

Thema Stillen hängt leider die Nahrungsmittelindustrie<br />

mit einem riesigen<br />

finanziellen Hintergrund mit<br />

drin und hat einen großen Einflussfaktor.<br />

In unserer Gesellschaft ist<br />

durch die Flaschenkultur der letzten<br />

zwei Generationen das Wissen<br />

um das Stillen fast verloren gegan-<br />

- 22 -


gen. Stillen ist nicht nur körperliche<br />

Funktion, sondern der Stillerfolg<br />

hängt auch stark vom sozialen Lernen<br />

ab. Die Flasche ist die Norm –<br />

nicht das Stillen!<br />

Beim Fachpersonal (Ärzte, Krankenschwestern,<br />

Hebammen, Psychologen,<br />

Psychotherapeuten,<br />

Ernährungsberatung, Kleinkinderbetreuung,…)<br />

sollte es aber anders<br />

aussehen.<br />

Die Stillberatung vom Fachpersonal<br />

sollte evidencebased sein.<br />

Tatsache ist aber, dass es im medizinischen<br />

Bereich keinen anderen<br />

Bereich gibt, der so wenig evidencebased<br />

und so stark „eminenzbased“<br />

(abgeleitet von Eminenz) gehandhabt<br />

wird.<br />

Bereits in den Ausbildungen (Ärzte,<br />

Krankenschwester, Hebamme,<br />

Psychologe,…) wird meist sehr<br />

wenig / kein Wert auf korrekte Informationen<br />

zum Thema Stillen und<br />

Laktation gelegt.<br />

Sehr häufig kommen die Informationen<br />

über das Thema Stillen von<br />

den Vertretern der Nahrungsmittelindustrie.<br />

Tatsache ist aber…<br />

Es gibt keine Informationen über<br />

negative Auswirkungen des Langzeitstillens<br />

in der Fachliteratur!<br />

Stillen scheint meist gar nicht auf!<br />

Stillen in Kombination mit Bindung<br />

wird aber positiv formuliert.<br />

Stillen ist kein Thema in der Ausbildung<br />

von Psychologen und Psychotherapeuten!<br />

Es gibt dadurch auch kein Fachwissen<br />

in dieser Berufsgruppe!<br />

Von wo kommen dann die vielen<br />

negativen Aussagen, oft sogar<br />

Drohungen, von den Fachleuten?<br />

- Kulturelles / gesellschaftliches<br />

Problem<br />

- Siegmund Freud: „Kinder erleben<br />

Lust beim Stillen“.<br />

- Brust als Nahrungsaufnahme wird<br />

akzeptiert. Gerade wenn es um ein<br />

sehr kleines Baby handelt.<br />

- Brust in der Sexualität wird ebenfalls<br />

akzeptiert.<br />

- Stillen als Lustbefriedigung für<br />

das Baby wird in unserer Gesellschaft<br />

aber nicht akzeptiert.<br />

- Außerdem spielen falsche Vorstellungen,<br />

Unwissenheit, Macht, Neid,<br />

schlechtes Gewissen, Frust, Trauer,<br />

Leistungsdenken, Wohlstandsdenken<br />

und auch unsere Nazi-Geschichte<br />

stark mit hinein.<br />

- Stillen ist es nicht alleine – es ist<br />

das Gesamtkonzept.<br />

- Oft wird auch von missbräuchlichen<br />

Stillbeziehungen gewarnt.<br />

- Missbrauch von Kindern passiert<br />

aber meist außerhalb des Stillens.<br />

- Großes Thema im Zusammenhang<br />

mit Langzeitstillen ist auch<br />

immer wieder die Selbstständigkeit<br />

bzw. Abhängigkeit des Kindes von<br />

der Mutter.<br />

- Es wird auch immer wieder davor<br />

gewarnt, die orale Phase durch das<br />

Stillen unnötig bzw. schädigend zu<br />

verlängern. Die orale Phase bleibt<br />

das ganze Leben erhalten (Essen,<br />

Küssen,…) und das ist nichts<br />

Schlechtes.<br />

- Der Lustgewinn für die Mutter<br />

beim Stillen ist ein absolutes Tabuthema.<br />

Welche Empfehlungen kann<br />

man einer Mutter mitgeben,<br />

wenn sie durch das Langzeitstillen<br />

angegriffen und verunsichert<br />

wird?<br />

- Gegenfragen stellen<br />

- Beim Fachpersonal nach evidenzbasierten<br />

Quellen der Aussagen<br />

fragen (Studien, Fachliteratur, Veröffentlichungen)<br />

- Aushalten, dass das soziale Umfeld<br />

bzw. Fachpersonal die Situation<br />

eines langzeitgestillten Mutter-Kind-Paares<br />

nicht aushaltet.<br />

- Stillen ist für mich etwas sehr intimes<br />

und meine eigene Entscheidung.<br />

In anderen intimen Situationen<br />

(Sexualität) möchte ich auch<br />

gerne meine eigenen Entscheidungen<br />

treffen und mich nicht von anderen<br />

Personen beeinflussen lassen.<br />

Niemand möchte das!<br />

- In der Schwangerschaft und beim<br />

Stillen glaubt jeder, er darf bzw.<br />

kann seine Meinung dazu äußern.<br />

Lernen sich abzugrenzen!<br />

- Austausch mit anderen Müttern,<br />

die in der gleichen Lebensphase<br />

sind bzw. gute Erfahrung mit dem<br />

Thema Langzeitstillen haben.<br />

- Besuch einer LLL-Stillgruppe.<br />

- Information über Langzeitstillgruppen.<br />

Für mich persönlich war dieser<br />

Workshop wieder einmal ein deutlicher<br />

Hinweis, wie wichtig unsere<br />

Arbeit und Erfahrungen in der<br />

Stillberatung sind. Es ist ein sehr<br />

umfangreiches und spannendes<br />

Thema und sollte in unseren Stillgruppen<br />

bzw. Stillberatungsgesprächen<br />

mit jungen Eltern ganz<br />

bewusst Platz finden.<br />

- 23 -


Mut tut gut<br />

Mag. Silke Grangl<br />

Psychologin, Pädagogin<br />

Individualpsychologische Beratung, Encouragingtraining nach Schoenaker,<br />

Encouraging Coach, Mototherapeutin, 3 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Kerstin Schürz-Schmidhammer<br />

Die erste Überraschung dieses<br />

sehr abwechslungsreichen Workshops<br />

war, dass wir nicht so viel loben<br />

sollten, sondern nur ermutigen.<br />

Der Grund dafür liegt einfach daran,<br />

dass das Lob vergangenheitsorientiert<br />

ist und nur nach mehr verlangt.<br />

Im Gegenzug dazu sollten wir unser<br />

häufiges, gut gemeintes „toll<br />

machst du das“, „spitze“, „super“<br />

bleiben lassen und mehr auf das<br />

Kind in der Situation eingehen.<br />

Leider bekommen unsere Kinder<br />

bereits in den ersten Lebensjahren<br />

schon sehr viele Glaubensgrundsätze<br />

mit, die großteils Kritik beinhalten<br />

und kaum eine positive und<br />

stärkende Förderung beinhalten.<br />

Das führt dazu, dass sich sehr viele<br />

Kinder und Jugendliche unbeobachtet<br />

fühlen und denken, dass<br />

sie für ihre Eltern kaum interessant<br />

sind. Kinder möchten, dass wir uns<br />

mit ihnen verbinden, aufmerksam<br />

sind und sie ernsthaft wahrnehmen.<br />

Gefühle wie Wut, Ärger oder<br />

Traurigkeit sind in unserer Gesellschaft<br />

nicht erwünscht. Deshalb<br />

werden diese Emotionen auch selten<br />

sicher begleitet.<br />

Dabei hat jedes Verhalten einen<br />

Grund, eine Ursache und passiert<br />

nicht aus bösartiger Provokation,<br />

sondern nur aus fehlenden Bedürfnissen.<br />

Kinder wollen auch wichtig<br />

sein.<br />

Ein ganz wichtiger Satz sollte für jeden<br />

Menschen sein:<br />

„Ich gehöre dazu, auf mich kommt<br />

es an, ich bin wichtig.“<br />

Wir alle sind entscheidungsfähige<br />

Wesen, die, auch wenn wir es<br />

noch anders vorgelebt bekommen<br />

haben, unsere Verhaltensweisen<br />

ändern können.<br />

Wir können darauf achten, unseren<br />

Kindern ein gutes Fundament<br />

zu bieten, indem wir sie freundlich<br />

und achtsam behandeln. Dies ist<br />

natürlich gerade in Extremsituationen<br />

sehr schwierig, aber umso<br />

wichtiger.<br />

Wir sollten die Zeit nutzen, die wir<br />

haben, um aus den Kindern achtsame<br />

und selbstbewusste Menschen<br />

zu machen.<br />

„Es ist nie zu spät -<br />

aber immer höchste Zeit.“<br />

Alfred Adler<br />

- 24 -


Ermutigende Erziehung aus der Sicht der Individualpsychologie<br />

Man braucht Mut – Für eine bessere Bewältigung der Lebensaufgaben<br />

Memorandum vom Kind an die Erzieher - von Vicky Soltz<br />

1. Verwöhne mich nicht! Ich weiß ganz gut, dass ich<br />

nicht alles, was ich verlange, haben muss. Ich teste<br />

Dich ja nur.<br />

2. Hab´ keine Angst, mit mir bestimmt umzugehen. Ich<br />

ziehe es vor. Dann weiß ich, woran ich bin.<br />

3. Zwinge mich nicht! Das lehrt mich, dass nur Macht<br />

zählt. Ich reagiere besser auf Anleitung.<br />

4. Sei nicht wechselhaft! Das verwirrt mich und ich versuche<br />

umso mehr alles zu erreichen, was ich will.<br />

5. Mach´ keine Versprechungen! Es könnte sein, dass<br />

Du sie nicht einhalten kannst. Das erschüttert mein<br />

Vertrauen zu Dir.<br />

6. Fall´ nicht auf meine Herausforderungen herein,<br />

wenn ich etwas sage oder tue, nur um Dich aus der<br />

Fassung zu bringen! Dann werde ich nämlich versuchen,<br />

noch mehr solche „Siege“ zu erringen.<br />

7. Sorge Dich nicht zu sehr, wenn ich sage „Ich hasse<br />

Dich“! Ich mein´ es ja nicht so, ich möchte nur, dass es<br />

Dir leid tut, wenn Du mir etwas angetan hast.<br />

8. Mach´ nicht, dass ich mich kleiner fühle, als ich bin!<br />

Dann werde ich mich auch wie ein Kamerad benehmen.<br />

9. Tu´ nichts für mich, was ich selbst tun kann! Sonst<br />

fühle ich mich wie ein Baby und stelle Dich weiterhin in<br />

meinen Dienst.<br />

10. Befasse Dich nicht zu sehr mit meinen schlechten<br />

Gewohnheiten! Das veranlasst mich nämlich, sie zu behalten.<br />

11. Korrigiere mich nicht vor anderen Leuten! Es beeindruckt<br />

mich viel mehr, wenn Du ruhig und allein mit mir<br />

sprichst.<br />

12. Versuche nicht, mein Benehmen während eines<br />

Streits zu besprechen! Ich kann zu dieser Zeit nicht so<br />

gut zuhören und meine Mitarbeit ist noch schlechter.<br />

Du kannst ja handeln, aber besprechen sollten wir es<br />

später.<br />

13. Versuche nicht zu predigen! Du wirst Dich wundern,<br />

wie gut ich weiß, was richtig oder falsch ist.<br />

15. Sag´ mir nicht, dass meine Fehler Sünden sind. Ich<br />

muss lernen, Fehler zu machen, ohne zu glauben, dass<br />

ich deshalb schlecht bin.<br />

16. Nörgle nicht! Um mich zu schützen, muss ich tun,<br />

als ob ich taub wäre.<br />

17. Verlange keine Erklärungen für mein falsches Benehmen!<br />

Ich weiß wirklich nicht, warum ich es getan<br />

habe.<br />

18. Stelle meine Ehrlichkeit nicht in Frage! Ich bekomme<br />

leicht Angst und erzähle Lügen.<br />

19. Vergiss nicht, dass ich gerne Experimente mache!<br />

Ich lerne davon, darum lass´ mich experimentieren.<br />

20. Schütze mich nicht vor Folgen! Ich muss aus Erfahrung<br />

lernen.<br />

21. Schenke meinen kleinen Leiden nicht so viel Aufmerksamkeit!<br />

Es könnte sein, dass ich sonst eine<br />

schwache Gesundheit zu schätzen lerne, weil sie mir<br />

so viel Aufmerksamkeit einträgt.<br />

22. Entziehe Dich nicht, wenn ich wirklich etwas wissen<br />

will! Sonst wirst Du merken, dass ich aufhöre zu<br />

fragen und mir woanders Antworten suche.<br />

23. Beantworte dumme, bedeutungslose Fragen nicht!<br />

Ich möchte Dich nur mit mir beschäftigen.<br />

24. Denk´ nicht, es sei unter Deiner Würde, Dich bei<br />

mir zu entschuldigen! Eine ehrliche Entschuldigung erzeugt<br />

bei mir warme Gefühle Dir gegenüber.<br />

25. Werde nicht ängstlich, wenn ich mich fürchte! Denn<br />

dann werde ich noch furchtsamer. Zeig´ mir lieber Mut!<br />

26. Vergiss nicht, dass ich ohne sehr viel Verständnis<br />

und Ermutigung nicht gedeihen kann, aber das brauche<br />

ich Dir doch gar nicht zu sagen, oder?<br />

27. Behandle mich, wie Du Deine Freunde behandelst!<br />

Dann werde ich auch Dein Freund sein.<br />

Denke daran, dass ich mehr von einem Vorbild<br />

als von einem Kritiker lerne!<br />

14. Sorge Dich nicht, dass Du zu wenig Zeit für mich<br />

hast! Was zählt ist, wie wir diese Zeit verbringen.<br />

- 25 -


Stillen x 2, Zwillinge stillen –<br />

eine Herausforderung<br />

Birgit Müller<br />

LLL Beraterin, Dipl. Sozialpädagogin<br />

dzt. Großfamilienmanagerin, 6 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Barbara Nirschi<br />

Erfahrungsbericht vom Stillen eines Zwillingspärchens<br />

Birgit Müller ist Mutter von vier Kindern<br />

als sie erfährt, dass sie Zwillinge<br />

bekommen wird. Ab diesem<br />

Zeitpunkt sah sie überall nur mehr<br />

Zwillingskinderwägen (sensible Phase).<br />

Weltweit nehmen Mehrlingsgeburten<br />

zu. 2011 lag der Rekord bei<br />

3,6% in Ö. Hingegen sind 2017 mit<br />

3,1% wieder weniger Zwillinge in<br />

Österreich auf die Welt gekommen.<br />

Mit zunehmendem Alter steigt die<br />

Wahrscheinlichkeit, denn ab dieser<br />

Zeit wird vermehrt FSA gebildet. 35-<br />

40 Jährige Frauen bekommen doppelt<br />

so oft Zwillinge wie 20-Jährige.<br />

Ein weiterer Grund für steigende<br />

Mehrlingsgeburten mit zunehmendem<br />

Alter sind auch die Invitro-Befruchtungen.<br />

Grundsätzlich ist eine vaginale Geburt<br />

bei Zwillingen möglich, sofern<br />

das „untere“ Baby in Schädellage<br />

liegt. Bei einer Zwillingsschwangerschaft<br />

wird aber meist der Mutter<br />

ein Kaiserschnitt nahegelegt.<br />

Birgit bekam ihre Zwillinge in der<br />

Schwangerschaftswoche 37 + 2 per<br />

Kaiserschnitt, weil sich das zweite<br />

Baby in Querlage befand. Eine vaginale<br />

Geburt wäre für das zweite<br />

Kind ein Risiko gewesen, es hätte<br />

sein können, dass es sich nicht dreht<br />

und wäre möglicherweise quer „runtergerutscht“<br />

und unterversorgt gewesen.<br />

Birgit war zu dem Zeitpunkt<br />

schon Stillberaterin. Trotz PDA lag<br />

sie nach der Geburt im Aufwachraum,<br />

so übernahm ihr Mann das<br />

erste Bonding. Gerade in der ersten<br />

halben Stunde nach der Geburt ist<br />

dies sehr wichtig. Kurz nach der Geburt<br />

meinte eine Schwester zum Vater,<br />

dass das Baby bereits die Brust<br />

suche und ob sie ihm nicht schon<br />

ein Fläschchen geben sollten. Aber<br />

der Vater antwortete ganz geistesgegenwärtig,<br />

dass seine Frau sehr<br />

viel Wert aufs Stillen lege. Birgit<br />

wollte die Zwillinge unbedingt stillen,<br />

doch hatte sie nicht genug Milch<br />

und wog sie deshalb nach jeder<br />

Mahlzeit. Da die Kleinen von Anfang<br />

an etwas Gewichtsprobleme hatten,<br />

versteckte ihr Mann bald die Waage,<br />

damit sie es nicht übertreiben<br />

konnte und wieder zur Ruhe finden<br />

würde. Die Zwillinge wurden ab dem<br />

3. Lebensmonat nicht mehr vollgestillt<br />

da gesundheitliche Probleme<br />

auftauchten. Prinzipiell ist zu sagen,<br />

dass jede (Zwillings-)Geburt anders<br />

verläuft und spezielle Situationen<br />

entstehen können, z.B. Bonding ist<br />

nur mit einem Baby möglich, weil<br />

das andere in den Brutkasten muss.<br />

Fragen wurden in Kleingruppen<br />

ausgearbeitet und danach von Birgit<br />

ergänzt.<br />

Habe ich genug Milch für Zwei?<br />

Meistens ja! Kann sein, muss aber<br />

nicht! Es kommt auch immer drauf<br />

an, ob die Mutter sehr unter Stress<br />

steht und wie sich dieser Stress bei<br />

ihr auswirkt. Ob sie Unterstützung<br />

hat, nicht nur in der ersten Zeit, sondern<br />

das ganze erste Lebensjahr<br />

über. Wie stark sind ihre Verspannungen?<br />

Gedeihen beide Kinder<br />

gut? Die Familie kann und muss individuell<br />

entscheiden, ob gestillt werden<br />

soll oder Fläschchen gegeben<br />

- 26 -


wird, ganz ohne Schuldzuweisung.<br />

Ganz wichtig auch: Zwillingsmamas<br />

bestärken Hilfe zu holen. Am besten<br />

gelingt das, wenn eine andere Zwillingsmama<br />

von ihren Erfahrungen<br />

schildert und die Mama bestärkt ihren<br />

Wünschen nachzugehen.<br />

Muss ich Zwillinge generell<br />

zufüttern?<br />

Nein, wichtig ist es die Perzentilen<br />

der Kinder zu beobachten und bei<br />

medizinischer Notwendigkeit sofort<br />

zu handeln. Auf ein gutes Pumpmanagement<br />

hinzuweisen und eine<br />

gute Unterstützung/Begleitung der<br />

Mutter können wesentlich zum Stillerfolg<br />

beitragen. Auch eine Familienhelferin<br />

zB von der Caritas oder<br />

kurzfristig vom Verein KiB sind eine<br />

gute Unterstützung.<br />

Welche Stillposition?<br />

Welche Stillposition die beste ist,<br />

kann eine jede Mutter nur selbst<br />

herausfinden. Ausprobieren ist<br />

die Lösung. Müller Birgit fand die<br />

Footballhaltung sehr hilfreich beziehungsweise<br />

meinte sie, dass sie<br />

die Kinder „übereinander gestapelt“<br />

hat.<br />

Haben beide gleichzeitig Hunger?<br />

Manchmal. Aber so viel ist klar, eines<br />

schreit immer. Stillen ist nicht<br />

nur Hunger sondern auch Beruhigungsmittel<br />

Nr. 1.<br />

Stillen nach Bedarf?<br />

Prinzipiell ja! Aber dabei auch auf<br />

die Charaktere der Kinder achten.<br />

Es kann ein Zwilling sehr aufbrausend<br />

sein und der andere still und<br />

zufrieden, obwohl er mehr Muttermilch<br />

bräuchte. Es kann auch hilfreich<br />

sein das „stärkere Kind“ zuerst<br />

anzulegen, damit dieses den Milchspendereflex<br />

auslöst und dann das<br />

„schwächere Kind“ anlegen, damit<br />

es schneller zur sättigenderen Milch<br />

kommt.<br />

Tandem oder Einzeln stillen?<br />

Anfangs wird meistens eher tandemgestillt,<br />

da beide Kinder meist<br />

zur selben Zeit die Nähe der Mutter<br />

suchen und es ungemein Zeit spart.<br />

Das ändert sich, sobald die Babys<br />

älter werden. Spätestens, wenn die<br />

Kinder mobiler sind, kommen sie<br />

öfter einzeln kurz „auftanken“ und<br />

versinken dann wieder im Spiel.<br />

Auch aus gesellschaftlichen Gründen<br />

kann es so kommen, dass die<br />

Zwillinge nicht mehr in der Öffentlichkeit<br />

tandemgestillt werden, weil<br />

das Stillen eines größeren Kindes<br />

in der Öffentlichkeit schon die Aufmerksamkeit<br />

erregt und wenn zwei<br />

größere Kinder zeitgleich gestillt<br />

werden, wäre das vermutlich zu viel.<br />

Jedem Kind seine eigene Brust?<br />

Nein, das muss nur unter bestimmten<br />

Umständen sein. Grundsätzlich<br />

ist es am besten beide Seiten anzubieten<br />

auch um an beiden Seiten die<br />

Milchproduktion gut anzuregen, weil<br />

die Säuglinge einen unterschiedlich<br />

stark ausgeprägten Saugreflex haben.<br />

Es kann sein, dass die Kinder<br />

ihren „Lieblingsbrust“ finden, das<br />

kommt aber meist erst sobald sie<br />

mobiler sind. Bekommen die Kinder<br />

zusätzlich die Flasche, soll diese<br />

zwischendurch immer mal wieder<br />

kurz aus dem Mund des Babys herausgenommen<br />

werden, sodass es<br />

auch hier selbst regeln kann wie viel<br />

es trinkt und nicht automatisch austrinken<br />

„muss“. Bei Soor oder anderen<br />

ansteckenden Erkrankungen<br />

ist es jedoch sehr wichtig, darauf zu<br />

achten, dass jedes Kind immer an<br />

derselben Seite trinkt, sodass sie<br />

sich nicht gegenseitig anstecken-<br />

Ein guter Tipp am Rande: Taxidienst<br />

für ältere Kinder können von anderen<br />

übernommen werden z.B. Kind<br />

A muss zum Ballett, Kind B zum<br />

Fußball, mit den Eltern der Kinderfreunde<br />

Gemeinschaften bilden.<br />

Laden Sie sich die Personen ein,<br />

die sie beim Stillen von Zwillingen<br />

unterstützen, die anderen nicht. (frei<br />

gekürzt)<br />

Wichtig auch als Außenstehender<br />

ist es zu unterstützen und nicht zu<br />

bewerten und ggf anbieten Hilfe zu<br />

holen.<br />

- 27 -


Zu früh geboren –<br />

von Geburt bis Entlassung<br />

Jaqueline Lugmayr<br />

DGKS, DKKS, IBCLC, Trageberaterin<br />

2 Kinder<br />

Workshop – Text von Jaqueline Lugmayr<br />

In erster Linie war das Ziel des Vortrages,<br />

nicht aus BiAs oder Beraterinnen<br />

„Fachfrauen“ für Frühgeborene<br />

zu machen. Aber ich bin<br />

der Meinung, dass man nur Dinge<br />

verstehen und zielgeführt reagieren<br />

kann, wenn man sich ein bisschen<br />

Hintergrundwissen angeeignet hat.<br />

Niemand muss und kann alles wissen<br />

und können. Umso schön fand<br />

ich das große Interesse an dem<br />

Thema Frühgeborene und freute<br />

mich über einige „Aha“-Momente<br />

während des Vortrages. Denn sowas<br />

macht dann Sinn!<br />

Interessant war bestimmt schon<br />

mal, dass es in der Definition eines<br />

Frühgeborenen Unterschiede gibt.<br />

So gilt ein geborenes Baby vor der<br />

vollendeten 37. Schwangerschaftswoche<br />

als Frühgeburt. Dazu gibt<br />

es noch weitere Abstufungen, die<br />

allerdings mehr dem medizinischen<br />

Personal hilfreich sind als uns in der<br />

Stillberatung.. Babys, die als Frühchen<br />

geboren werden, haben ab<br />

der 24. SSW eine Überlebenschance.<br />

Je weiter die Schwangerschaft<br />

vorangeschritten ist, desto besser.<br />

Und zwar im genaueren Sinn,<br />

besser für alle, zwar vorhandenen,<br />

aber noch sehr unreifen Organe -<br />

allen voran die Lunge. Denn ab der<br />

24. SSW ist diese „erst“ maschinell<br />

zu beatmen. Vorher wäre es<br />

gar nicht möglich, das Frühchen<br />

mit Sauerstoff zu versorgen. Das<br />

hängt mit einer Substanz namens<br />

Surfactend zusammen. Diese wird<br />

in der 24. SSW gebildet und kleidet<br />

alle Lungenbläschen (Alveolen) von<br />

innen her aus, um diese elastisch<br />

und dehnbar zu machen. Nur so<br />

können sich die Lungenbläschen<br />

(Alveolen) mit Sauerstoff „füllen“.<br />

Das ist auch der Grund für die<br />

„Lungenreife-Spritze“ bei zu früher<br />

Geburtsbestrebungen. Denn durch<br />

dieses cortisonhaltige Medikament<br />

wird die Produktion des Surfactend<br />

angekurbelt. So wird sichergestellt,<br />

dass es zu einer besseren Selbstatmung<br />

oder im Notfall zu einer besseren<br />

Beatmung kommt.<br />

In der Regel werden Frühchen gesund<br />

geboren. Doch durch die Unreife<br />

der Organe kann es zu vielen<br />

verschieden Problemen kommen.<br />

Die Hauptprobleme stellen die<br />

Lunge, die Nieren, das Gehirn, der<br />

Darm, das Herz und das unreife<br />

Immunsystem dar. Diese werden,<br />

so gut wie nur möglich, durch die<br />

sehr gute Intensivmedizin stabilisiert.<br />

Allerdings gibt es keine<br />

„Frühchen-Medikamente“. Medikamente<br />

werden auf das Körpergewicht<br />

des Frühchens herunter<br />

gerechnet. Häufig kommt es da zu<br />

Medikamentengaben von 0,1 ml<br />

über die Venen. Ebenso können<br />

Frühgeborene ohne die pflegerische<br />

Intensivmedizin nicht überleben.<br />

Dazu gehört der Inkubator, die<br />

Ernährung und die Frühchenpflege<br />

(Körperpflege, hohe Hygiene,<br />

Medikamentenverabreichung und<br />

Vitalzeichenkontrolle), die von den<br />

Krankenschwestern durchgeführt<br />

wird.<br />

Die Ursachen einer Frühgeburt sind<br />

sehr unterschiedlich, allen voran Infektionen<br />

während der Schwangerschaft,<br />

aber ebenso die psychische<br />

und physische Belastung in der<br />

Schwangerschaft, Erkrankungen<br />

der Mutter, Mehrlingsschwangerschaft<br />

oder das Alter der Mutter.<br />

Dabei sind nicht alleine die Spätgebärenden<br />

gemeint.<br />

Der Fokus wurde auch auf die<br />

Late Preterm Babys gelegt. Denn<br />

„diese Babys“ können uns im Stillberatungsalltag<br />

eher unterkommen.<br />

Wenn ein Baby zwischen der<br />

34+0 bis 36+6 SSW geboren wird,<br />

spricht man von einem Late Preterm<br />

Baby. Diese wurden noch vor<br />

ein paar Jahren in der klinischen<br />

Stillberatung und Stillunterstützung<br />

nicht so beachtet. Es wurde davon<br />

ausgegangen, dass sie eben „nur“<br />

etwas kleinere Neugeborene waren<br />

und so nicht viel Unterstützung<br />

bräuchten. Allerdings erkannte man<br />

doch schnell, dass durch die hohe<br />

Müdigkeit eines Late Preterm Babys<br />

sich diese nicht selbstständig<br />

zum Stillen melden. Sie verschlafen<br />

quasi ihren Hunger und verlieren<br />

so schnell an Gewicht, was<br />

verheerende Folgen im Bereich<br />

der Entwicklung des Neugeborenen<br />

hätte in Bezug auf Blutzucker,<br />

Blutdruck und Gehirnentwicklung.<br />

Wenn jedoch jetzt ein Late Preterm<br />

Baby geboren wird, was ja keine<br />

allzu große Seltenheit ist, wird sehr<br />

genau darauf geachtet, dass das<br />

Stillen von Anfang an gut ins Laufen<br />

kommt. Babys, die in dieser<br />

Schwangerschaftswoche geboren<br />

wurden, kommen zur Überwachung<br />

auf eine Neonatologie und<br />

werden in Bezug auf Körpertemperatur,<br />

Ernährung, aber auch durch<br />

Regulation des „Reizeinfluss“ intensiv<br />

betreut.<br />

Ebenso wichtig erschien mir das<br />

Thema rund um die Geburt und die<br />

- 28 -


Aufnahmesituation. Viele Einzelheiten<br />

bei der Versorgung einen Frühchens<br />

wie zum Beispiel mögliche<br />

Beatmung, Blutdruckmanschette,<br />

Sauerstoffsensor, grelles Licht,<br />

viele Hände und viele andere eigentlich<br />

„unnatürlichen“ Reize nach<br />

einer Geburt, geben Aufschluss<br />

darauf, was es im Gegenzug zu<br />

einem Neugeborenen für ein Frühchen<br />

bedeutet, geboren zu werden.<br />

Denn ein termingerechtes Neugeborenes<br />

liegt in der Regel nach der<br />

Geburt bei der Mutter auf der Brust<br />

und beginnt im besten Fall zu stillen.<br />

Von daher ist es nur verständlich,<br />

dass Mutter, Kind und Vater in<br />

der kommenden Zeit einiges aufzuarbeiten<br />

haben. Doch mit viel Geduld,<br />

meiner Meinung nach guter<br />

psychologischer und der sowieso<br />

medizinischen Begleitung ist dieser<br />

Weg ebenso gut zu schaffen. Ich<br />

finde, dass es auf einer Neonatologie<br />

ein permanentes Angebot an<br />

psychotherapeutischer Betreuung<br />

geben muss. Quasi eine Dauer-Anlaufstelle<br />

für Mamas/Eltern. Auch<br />

abends, weil da am meisten die<br />

Gedanken der Eltern/Mamas zu<br />

kreisen beginnen. Dieses Angebot<br />

sollte weit über den Entlassungstermin<br />

hinausgehen und allen Müttern/Eltern<br />

in verschiedenen Krankenhäusern<br />

mit Neos zustehen.<br />

Selbstverständlich wurde auch das<br />

Thema Muttermilch vorgetragen.<br />

Nicht, dass ich davon ausging, jemand<br />

belehren zu müssen bei der<br />

LLL. Viel mehr, um ein Verständnis<br />

zu vermitteln, warum sehr häufig<br />

nicht voll gestillt werden kann. Oder<br />

warum zuerst keine Muttermilch,<br />

sondern Frühgeborenennahrung<br />

verabreicht wird. Natürlich wäre<br />

es das allerbeste, wenn Frügeborene<br />

als aller erstes das Kolostrum<br />

bekommen würden. Aber<br />

das hängt leider vom jeweiligen<br />

Krankenhaus, dem Gestationsalter<br />

und dem Gesundheitszustand von<br />

Mutter und Kind zusammen. Es<br />

wird grundsätzlich sehr rasch mit<br />

der Ernährung über eine Magensonde<br />

begonnen. Denn der Körper<br />

braucht, egal wie klein er auch sein<br />

mag, Energiezufuhr. Von Glucose<br />

und Maltodextrin ist man Gott sei<br />

Dank bereits weit abgekommen.<br />

Doch wenn die Mutter zum Beispiel<br />

eine Cytomegalieinfektion<br />

(CMV) hat oder diese ungewiss<br />

ist, wird bei sehr frühen Frühchen<br />

auf Kolostrumgabe verzichtet. Dies<br />

ist allerdings sehr abgängig vom<br />

Krankenhaus. Soweit ich weiß, wird<br />

in Salzburg, immer und von Anfang<br />

an Kolostrum gefüttert. Im KH Wels<br />

wird bei CMV das Kolostrum und<br />

die Muttermilch für mindestens 24<br />

Stunden eingefroren. Bei weiterer<br />

Muttermilch-Ernährung wird selbstverständlich<br />

immer zuerst die Muttermilch<br />

verabreicht. Sollte es dabei<br />

mit der Menge zu knapp werden,<br />

wird mit Frühgeborenennahrung<br />

aufgefüllt. Je älter die Frühgeborenen<br />

werden, desto mehr Menge an<br />

Muttermilch oder Frühgeborenennahrung<br />

erhalten sie. Die Menge<br />

wird nach Körpergewicht, welches<br />

alle drei Tage eruiert wird, berechnet.<br />

Die Ernährung findet zu Anfang<br />

passiv statt. Das bedeutet, dass<br />

die Menge an Muttermilch oder<br />

Nahrung über eine Magensonde<br />

verabreicht wird. Das Baby saugt<br />

dabei an einem in mit Muttermilch<br />

gedrängtem Wattestäbchen, um<br />

die Verbindung des oralen Inputs<br />

mit dem Sättigungsgefühl zu festigen.<br />

Allerdings wird immer ganze<br />

die Menge an Milch verabreicht.<br />

Sie können nicht selbst steuern,<br />

ob und wann sie „eigentlich“ genug<br />

haben. Dies kann durchaus später<br />

zu Schwierigkeiten bei der weiteren<br />

Ernährung führen. Und damit meine<br />

ich nicht nur bei den Kindern.<br />

Auch die Eltern haben, von Anfang<br />

an, einen starken Fokus auf die Ernährung<br />

und Gewicht. Das kann<br />

durchaus zu starken Spannungen<br />

führen.<br />

Eltern werden so bald als möglich<br />

in diePflege und Ernährung miteinbezogen.<br />

Mütter werden über<br />

das Pumpen und aufbewahren<br />

der Muttermilch informiert. Dies<br />

erschwert sich, sobald die Mamas<br />

aus dem Krankenhaus entlassen<br />

werden, denn es ist häufig so, dass<br />

diese weiter weg wohnen und/<br />

oder bereits ältere Kinder zu versorgen<br />

haben. Man merkt ihnen<br />

an, wie schwer es ihnen fällt, nicht<br />

rund um die Uhr bei ihrem Kind<br />

sein zu können. Besonders bei der<br />

Milchmenge ist dieser Stress zu erkennen.<br />

Sobald das frühgeborene<br />

Baby nicht mehr intubiert ist, kann<br />

es täglich zum Kuscheln für drei<br />

Stunden auf die Brust von Mama<br />

oder Papa aus dem Inkubator. Dies<br />

wird als „Känguruhn“ bezeichnet<br />

und ist immer wieder ein besonderer<br />

Moment für die Eltern. An<br />

den Vitalzeichen der Babys, also<br />

Sauerstoffsättigung, Blutdruck und<br />

Körpertemperatur, erkennt man,<br />

dass ihnen diese Kuschelzeit sehr<br />

guttut. Auch medizinisch gesehen<br />

wird Känguruhn befürwortet, da<br />

man bereits weiß, wie sehr es die<br />

gesundheitliche Entwicklung des<br />

Babys fördert.<br />

Nach und nach werden intensivmedizinische<br />

Maßnahmen reduziert.<br />

Das Baby nimmt an Gewicht<br />

zu, stabilisiert sich im Blutdruck,<br />

Atmung und Körpertemperatur. Mit<br />

einem Gewicht von 2500 g wird<br />

das Baby in einen anderen Bereich<br />

(NIMCU) der Station verlegt.<br />

Dort wird Schritt für Schritt darauf<br />

hingearbeitet, dass sich das Baby<br />

von der Magensonde entwöhnen<br />

lässt und die Eltern so viel wie nur<br />

möglich selbst an der Pflege ihres<br />

Babys übernehmen wie Baden,<br />

Wickeln, Ankleiden mit bereits eigenen<br />

Gewand. Die Magensondenentwöhnung<br />

ist wichtig, denn kein<br />

Baby soll primär mit Magensonde<br />

nachhause gehen. Entweder die<br />

vorgegebene (Muttermilch) Trinkmenge<br />

wird gestillt oder über eine<br />

Flasche verabreicht. Ebenso wird<br />

in der Zeit auf der NIMCU Station<br />

darauf geachtet, das sich das Baby<br />

weg von fixen Ernährungszeiten hin<br />

zu ad libitum selbstständig meldet.<br />

Im besten Fall gehen natürlich<br />

Frühgeborene stillend nach Hause.<br />

Der Entlassungstag ist ein ganz<br />

besonderer für die Eltern. Ab da<br />

beginnt „ihr“ Alltag als Familie, obwohl<br />

sie manches Mal schon seit<br />

drei Monaten Eltern sind. Eine Zeit,<br />

die, wie bei anderen „frischgeborenen<br />

Eltern“ auch mit sehr vielen<br />

zu hohen Ansprüchen und falschen<br />

Erwartungen einhergeht. Ehemali-<br />

- 29 -


ge frühgeborene Babys reagieren<br />

oft nicht oder sehr schwach auf<br />

aktuelle Reize. Dies hängt an der<br />

Hirnreife und der damit verbunden<br />

Reizverarbeitung zusammen.<br />

Gleichzeitig sind sie aber schnell<br />

überreizt. Sowas irritiert die Eltern<br />

häufig in ihrem Alltag. Außerdem<br />

haben die Eltern und das Frühchen<br />

in ihrer ersten Kennenlernzeit, also<br />

im Wochenbett, im Krankenhaus<br />

gelebt. Dies kann im „realen“ Leben<br />

außerhalb des Krankenhauses<br />

zu einer schwierigen Beziehungsentwicklung/aufbau<br />

führen. Daher<br />

ist es nur ratsam, sich von außen<br />

so viel Hilfe wie möglich zu holen.<br />

Am besten ist, man holt als Mutter<br />

das Wochenbett nach. Dazu können<br />

auch psychologische Unterstützung,<br />

Haushaltshilfe, Heilbad,<br />

Stillen ad libitum, Stillberatung, Tragetuch<br />

und natürlich der Rückhalt<br />

der Familie beitragen.<br />

Ehemalige Frühgeborene haben<br />

engmaschige ambulante Kontrollen,<br />

vor allem bezüglich ihres Gewichts<br />

und ihrer motorischen und<br />

geistigen Entwicklung, aber auch<br />

beim Beikoststart und überhaupt<br />

Ernährung, Impfungen und Wachstum.<br />

Wichtig dabei ist, den Unterschied<br />

des chronologischen und<br />

korrigierten Alters zu beachten.<br />

Chronologisch ist der tatsächliche<br />

Geburtstermin. Korrigiertes Alter<br />

ist der errechnete Geburtstermin.<br />

Das bedeutet, dass zum Beispiel<br />

ein extrem frühes Frühgeborenes(<<br />

28.SSW) am 1.Geburtstag eigentlich<br />

erst 9 Monate alt ist.<br />

Ernährung spielt bei vielen Frühgeborenen<br />

eine große Rolle. Es<br />

kann eben durch Intubation oder<br />

Magesondenernährung zu ungünstigen<br />

Lernerfolgen geführt haben<br />

und so zu einer Fütterungsstörung<br />

kommen. Dies kann mit Hilfe einer<br />

Logopädie sowie Ergo- und/oder<br />

Physiotherapie unterstützt werden.<br />

Zudem kann es in Bezug auf das<br />

chronologische und korrigierte Alter<br />

des Babys zu neurologischen<br />

Reifungsproblemen führen. Das<br />

bedeutet, dass das Kind zum Beispiel<br />

mit acht Monaten noch gar<br />

nicht sitzen kann, weil es korrigiert<br />

ja noch gar keine acht Monate ist,<br />

sondern jünger. Generell sollte aber<br />

bei Frühgeborenen genauso wie<br />

bei Termingeborenen auf die Beikostreifezeichen<br />

geachtet werden,<br />

also auf den Zungenstoßreflex, Sitzen<br />

mit Unterstützung und Interesse<br />

am Essen, um nur ein paar zu<br />

nennen.<br />

Frühgeborenen wird oft nachgesagt,<br />

dass sie sehr intensive<br />

„Schreiphasen“ haben. Interessant<br />

dazu ist, dass sich diese Unruhephasen<br />

oder auch „Schreiphasen“<br />

ebenso bei termingeborenen<br />

Babys zeigen. Diese kommen in<br />

etwa ab der zweiten Lebenswoche<br />

bin ca. zur sechsten Lebenswoche<br />

vor. Bei ehemaligen Frühgeborenen<br />

zeigen sich diese „Schreiphasen“<br />

eigentlich genau zur selben Zeit,<br />

wenn man vom korrigierten Alter<br />

des Babys ausgeht. Dabei sind<br />

genauso wie bei termingeborenen<br />

Babys viel Hautkontakt, viel Ruhe,<br />

viel Unterstützung in dieser Zeit und<br />

Stressreduktion durch vermeintlich<br />

wichtige Alltagsaufgaben hilfreich.<br />

Die körperliche Entwicklung eines<br />

ehemaligen Frühgeborenen<br />

gleicht sich (korr.) um den zweiten<br />

Geburtstag dem eines Termingeborenen<br />

aus. Die sprachliche und<br />

geistige Entwicklung gleicht sich<br />

(korr.) um den dritten Geburtstag<br />

eines termingeborenen Kindes an.<br />

Sofern das Kind gesund ist, wird<br />

man im Alter von ca. 14 Jahren in<br />

keinem Entwicklungsbereich mehr<br />

erkennen können, dass es sich<br />

um ein ehemaliges Frühgeborenes<br />

handelt.<br />

Wenn das Regulieren schwer fällt –<br />

Unruhezustände bei Babys und Kleinkindern<br />

Karin Opelka<br />

LLL Beraterin, Ergotherapeutin, CranioSacral Therapeutin,<br />

Sensorische Integrationstherapeutin, Trageberaterin, 6 Kinder<br />

Workshop – Text von Karin Opelka<br />

Regulationsstörungen werden als<br />

Diagnosen im ICD-10 genau definiert–<br />

das exzessive Schreien des<br />

Säuglings, Schlafstörungen im Kindesalter,<br />

Fütterungsstörungen und<br />

exzessives Trotzen und Klammern.<br />

Selbstregulation ist die Fähigkeit<br />

des Kindes, das eigene Verhalten<br />

entsprechend den Anforderungen<br />

(kognitiv, sozial, emotional) einer<br />

bestimmten Situation zu steuern.<br />

Je jünger das Kind ist, desto mehr<br />

ist es auf regulierende/modulierende<br />

Hilfe von außen angewiesen.<br />

(wie z.B. beim Einschlafenkönnen<br />

bei Babys) Ist das Selberregulieren<br />

einem Kind nicht gut möglich<br />

oder kommt eine Wahrnehmungsproblematik<br />

(betreffend Oberflächensensibilität,<br />

Gleichgewichtssinn,<br />

Körpereigensinn) dazu, kann<br />

im Rahmen der Ergotherapie eine<br />

sensorische Integrationstherapie<br />

helfen. Auch bei Kleinstkindern ist<br />

dies schon möglich.<br />

Ganz wichtig ist, dass Hilfsmaßnahmen<br />

für belastete Familien<br />

niederschwellig und schnell zu erreichen<br />

sein sollten. Fachpersonen<br />

können zum Beispiel Kinderarzt/<br />

ärztin, Hebamme, Stillberaterin,<br />

Ergo- und PhysiotherapeutIn, Lo-<br />

- 30 -


gopädIn, KinderkrankenpflegerIn,<br />

OsteopathIn, Kinderschlafcoach,<br />

TrageberaterIn sein oder auch Institutionen<br />

wie Eltern-Kind-Zentren,<br />

Schreiambulanzen, Ambulatorien,<br />

Frühe Hilfen.<br />

Exzessives Schreien bei Säuglingen<br />

wird zum Beispiel mit der 3er Regel<br />

definiert (wenn es mindestens<br />

3 Stunden an mindestens 3 Tage<br />

pro Woche über einen Zeitraum<br />

von mindestens 3 Wochen scheinbar<br />

grundlos anfallsartig schreit).<br />

Aber es wird auch hingewiesen,<br />

dass es auf die individuelle Belastung<br />

der Eltern ankommt. Hierbei<br />

kommt das fehlende Ansprechen<br />

auf Beruhigungshilfen und das gehäufte<br />

Auftreten in den Abendstunden<br />

dazu. Beginn ist meist in der<br />

2. Lebenswoche, Höhepunkt in der<br />

6. Lebenswoche und abfallend bis<br />

zum 3. Lebensmonat, auch bis zum<br />

6. Monat möglich. Helfen kann hier<br />

Tragen im Tuch/Tragehilfe, häufiges<br />

Stillen, Reizreduzierung, längere<br />

Tagesschlafphasen, verschiedene<br />

Therapieformen wie Cranio-Sacral-Therapie<br />

und Elterncoaching.<br />

Beim Thema Schlafen ist das Verständnis<br />

der Schlafphasen bei<br />

Babys und Kleinkindern wichtig,<br />

um zu verstehen, warum es zum<br />

Aufwachen kommen kann. Die<br />

Schlafphasen verändern sich auch<br />

ständig mit dem Alter. Nächtliches<br />

Aufwachen ist zum Beispiel rund<br />

um den 1. Geburtstag am häufigsten,<br />

da hier durch die Entwicklung<br />

die Kinder regressierendes Verhalten<br />

zeigen und vermehrt Bindung<br />

und Urvertrauen aufbauen. Die<br />

Definition von Schlafstörungen besagt,<br />

dass diese Kinder nicht öfter<br />

wach werden als andere, aber intensivere<br />

Einschlafhilfen benötigen.<br />

Helfen kann hier das Co-Sleeping<br />

im Familienbett, nächtliches Stillen,<br />

Tragen, ausreichender Tagesschlaf<br />

oder das Einführen von Beruhigungsstrategien<br />

(Stofftier, Schmusetuch,<br />

Schnuller, Geruch der Mutter,...).<br />

Beim Thema Essen können auch<br />

traumatische Erfahrungen (intensivmedizinische<br />

Interventionen, Erkrankungen),<br />

Wahrnehmungsstörungen<br />

oder auch Zwang bei der<br />

Fütterung Einfluss haben. Wichtig<br />

ist hierbei, die Essenssituation der<br />

Familie zu kennen und zu optimieren.<br />

Das Gewicht sollte in der<br />

Perzentilenkurve gut beobachtet<br />

werden um mit stärkeren Interventionen<br />

auf eine zu große Gewichtsabnahme<br />

reagieren zu können.<br />

Fütterungsstörungen sind oft hoch<br />

belastend und erwecken oft tiefsitzende<br />

elterliche Ängste.<br />

Klammern ist eine altersgerechte<br />

Reaktion um Nähe, Schutz und<br />

Beruhigung bei einer vertrauten<br />

Person zu finden. Übermäßiges<br />

Klammern sollte man im familiären<br />

Kontext und in den Situationen des<br />

Auftretens gemeinsam mit den Eltern<br />

reflektieren, um der Ursache<br />

auf den Grund zu kommen. Es kann<br />

dazu kommen, dass das Kind nicht<br />

spielen und erforschen kann, weil<br />

es zu ängstlich ist, sich nicht von<br />

einer Bezugsperson ausreichend<br />

abgrenzen kann oder permanent<br />

Aufmerksamkeit fordert.<br />

Ob Trotzverhalten noch dem Alter<br />

entsprechend ist, kann man<br />

ebenfalls nur individuell ansehen.<br />

Definition wäre mind. 3 Trotzanfälle<br />

pro Tag mit je mind. 15 Minuten<br />

Dauer. Auslöser ist immer ein Konflikt<br />

zwischen kindlichem Wunsch<br />

und elterlichen Absichten. Wichtig<br />

hierbei ist es, die Situationen des<br />

Auftretens durchzuspielen und die<br />

Reaktion darauf als Bezugsperson<br />

zu üben und es nicht persönlich auf<br />

sich zu beziehen.<br />

- 31 -


„Doula – unser Beitrag zu einer<br />

freudvollen Geburtskultur“<br />

Angelika Rodler ehem. LLL-Stillberaterin, Doula, Leiterin des österreichischen<br />

Doulatrainings, Stillberatung in den Elternberatungsstellen des Magistrat<br />

Graz, Kursleiterin für Vorbereitung auf die Geburt und Elternschaft, Obfrau EKiZ<br />

Graz und DiA-Doulas in Austria, Organisation von Fortbildungen rund um die<br />

Geburt, Hüterin der Frauen*Kraft*Werk*Stätte Elysia www.elysia.at, 5 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Karin Enzenhofer<br />

Angelika ist aktuell in der Geburtsvorbereitung,<br />

in der Stillberatung<br />

und seit 1993 als Doula und auch<br />

als Doula-Trainerin tätig. Sie wohnt<br />

in der Steiermark, in Fürstenfeld,<br />

wo sie auch arbeitet und im „Elysia“<br />

Doulas ausbildet.<br />

Wie kam Angelika dazu, eine<br />

Doula sein zu wollen?<br />

Sie wurde von ihrer Schwägerin gebeten,<br />

sie zur Geburt zu begleiten.<br />

Dieses Erlebnis beeindruckte sie<br />

tief und weckte in ihr den Wunsch<br />

in diese Richtung weiter tätig zu<br />

werden. Die erste, naheliegendste<br />

Idee war daher auch, die Hebammenausbildung<br />

zu absolvieren. Von<br />

der Schule gab es aber eine Absage<br />

(die Vorbildung in der Stillberatung<br />

erwies sich als Hindernis!).<br />

Als sie über die Empfehlung auch<br />

die Freundin der Schwägerin zur<br />

Geburt begleitete, vertiefte sich ihr<br />

Wunsch und ließ sie nicht mehr los.<br />

Sie suchte daher nach einem anderen<br />

Weg und erarbeitete in einer<br />

Arbeitsgruppe ein Projekt zum<br />

Thema „Frauen zur Geburt begleiten“.<br />

Dieses Projekt gewann unter<br />

all den Einreichungen den 1.Preis<br />

der Stadt Graz. Es wurde zuerst<br />

durch die Stadt Graz, später durch<br />

das Land unterstützt und wird aktuell<br />

durch den Bereich „Sozialraumorientierung“<br />

gefördert.<br />

Was ist eine „Doula“?<br />

Was sind ihre Aufgaben?<br />

Doulas sind nicht medizinisch ausgebildet<br />

und bieten ihren Dienst<br />

immer zusätzlich zur fachlichen<br />

Begleitung durch Hebammen und<br />

medizinisches Fachpersonal an. Ihr<br />

Anliegen ist es, Frauen/Paare durch<br />

Geburtserfahrungen zu begleiten,<br />

an die sie sich gerne erinnern – unabhängig<br />

von Geburtsort und Geburtsmodus.<br />

(aus www.doula.at)<br />

Doulas verstehen sich als emotionale<br />

Begleitung und Stütze während<br />

der Geburt. Sie geben keine<br />

Ratschläge oder treffen Entscheidungen,<br />

sondern unterstützen<br />

schwangere bzw. gebärende Frauen<br />

in ihren Wünschen und Anfragen.<br />

Dabei tragen sie zum Beispiel<br />

Informationen zusammen, um der<br />

Frau eine kompetente Entscheidung<br />

zu ermöglichen. Diese wird<br />

nie in Frage gestellt oder gewertet.<br />

Immer stehen die Frau und ihre<br />

Wünsche im Mittelpunkt – der Fokus<br />

liegt ausschließlich auf der Frau<br />

(Zitat Angelika: „Göttinnen-Feeling<br />

zu geben, ist unser Job!“)<br />

Die Bezeichnung „Doula“ stammt<br />

von dem altgriechischen Begriff<br />

„doulalei“ ab und bedeutet so viel<br />

wie „Dienerin“, in diesem Zusammenhang<br />

also „Dienerin der Frau“.<br />

Ursprünglich war die Doula-Begleitung<br />

ein freiwilliges Angebot<br />

von erfahrenen Frauen, das im<br />

Sinne der Nachbarschafts- oder<br />

Verwandtschaftshilfe an werdende<br />

Mütter herangetragen wurde. Daraus<br />

hat sich das heutige Berufsbild<br />

der Doula entwickelt.<br />

Doulas bilden eine eigene Berufsgruppe,<br />

die sich in Österreich,<br />

Deutschland und der Schweiz in<br />

Form von Verbänden organisiert.<br />

Im Rahmen dessen werden auch<br />

zertifizierte Doula-Ausbildungen<br />

angeboten, um den Professionalisierungsgrad<br />

zu erhöhen und<br />

gleichbleibende Betreuungsqualität<br />

zu gewährleisten. (aus www.<br />

schwanger.at)<br />

Angelika zeigte uns alte Bilder, Darstellungen<br />

und Reliefe, die bewusst<br />

machten, dass früher durchaus<br />

mehrere Frauen (die Hebamme und<br />

mindestens eine weitere Frau) einer<br />

Gebärenden zur Seite standen.<br />

Erst viel später sind auch Männer<br />

(der Partner und/oder ein Arzt) bei<br />

der Geburt dabei.<br />

Das Angebot der Doula<br />

Das „Basis-Paket“ umfasst ein erstes<br />

Treffen, um sich kennenzulernen<br />

und entscheiden zu können,<br />

ob man von dieser Doula begleitet<br />

werden möchte. Beim zweiten<br />

Treffen werden die Wünsche<br />

der Frau definiert. Ab 14 Tage vor<br />

Termin ist die Doula in Rufbereitschaft.<br />

Schließlich meldet sich die<br />

Frau bei Geburtsbeginn und wird<br />

während der Geburt (egal wo und<br />

wie diese stattfindet oder wie lange<br />

sie dauert) von der Doula begleitet.<br />

Ein Nachgespräch der Geburtserfahrung<br />

beendet die Aufgabe der<br />

Doula.<br />

Da immer Unvorhergesehenes<br />

und Unbeeinflussbares sein kann,<br />

gibt es eine „Back-up-Doula“, die<br />

im Falle einer Verhinderung einspringt.<br />

Das Verhältnis von Doula<br />

und Back-up-Doula ist ein sehr Nahes.<br />

Für das Basispaket sind 350 €<br />

empfohlen – der tatsächliche Preis<br />

liegt aber im Ermessen der Doula.<br />

- 32 -


Was spricht nun für die Geburtsbegleitung<br />

durch eine Doula?<br />

Bemerkenswert ist, dass es keinerlei<br />

negative Begleiterscheinungen<br />

gibt – ausschließlich positive! Einige<br />

dieser positiven Auswirkungen<br />

sind:<br />

- kürzere Geburtsdauer<br />

- besserer Stillbeginn<br />

- geringerer Einsatz von<br />

Schmerzmitteln<br />

- weniger Notkaiserschnitte<br />

- weniger postpartale<br />

Depressionen<br />

- weniger Wehenschmerz<br />

Die WHO wertet die Begleitung<br />

durch eine Doula positiv und empfiehlt<br />

sie besonders im Hinblick auf<br />

die Senkung der Kaiserschnittrate.<br />

Fazit zum Workshop: Angelikas<br />

Leidenschaft für ihren Beruf (ihre<br />

Berufung) war absolut spürbar! Sie<br />

konnte uns einen guten Einblick in<br />

das Betätigungsfeld einer Doula<br />

geben – ich habe dazugelernt!<br />

Auch für uns als Stillberaterinnen ist<br />

die Verbreitung der Doula-Begleitung<br />

positiv zu sehen, wird doch<br />

die Bindung zwischen Mutter und<br />

Neugeborenem unterstützt. Danke,<br />

Angelika, für deinen Beitrag!<br />

Zykluszeit - das Geheimnis meines<br />

Körpers neu entdecken<br />

Sabine Maxwald<br />

Seminarleiterin zu den Themen Schwangerschaft,<br />

Geburt und frühe Kindheit, 3 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Renate Ruech<br />

Wie funktioniert unser Körper?<br />

Sabine bietet zusätzlich zu ihren<br />

Kursen (www.villahase.at) zu Geburtsvorbereitung,<br />

Stillen, Tragen,<br />

etc. auch Aufklärungsworkshops<br />

für Schülerinnen und Schüler (4.<br />

VS bis 2. Klasse NMS/AHS) an. In<br />

diese Workshops geht es nicht um<br />

Aufklärung im Sinne von „Blümchen<br />

und Bienchen“, sondern darum<br />

den Kinder ein Verständnis<br />

dafür zu vermitteln, wie ihre Körper<br />

funktionieren und wie sie sich verändern.<br />

Konzeptuell orientiert sie<br />

sich dabei an MFM (Mädchen Frauen<br />

Meine Tage) von Dr. med. Elisabeth<br />

Raith-Paula.<br />

Im Vorfeld macht Sabine immer<br />

eine Infoveranstaltung für die Eltern,<br />

damit diese wissen, was sie<br />

ihren Kindern erzählt. Dabei hat<br />

sich herausgestellt, dass auch viele<br />

Eltern nicht wissen, wie der Körper<br />

funktioniert.<br />

Sabine hat mit uns im Rahmen<br />

dieses Workshops die Inhalte des<br />

Workshops für Mädchen „Zykluszeit“<br />

angeschnitten.<br />

Innerhalb des Konzepts MFM gibt<br />

es auch einen Workshop für Buben<br />

„Agenten auf dem Weg“. Mehr Infos<br />

dazu und zu MFM im Allgemeinen<br />

sind unter www.mfm-programm.de<br />

zu finden.<br />

Zyklus, was ist das?<br />

Jede Frau kommt mit etwa 400.000<br />

Eiern zur Welt (ca. 200.000 je Eierstock).<br />

Somit hatte jede Frau,<br />

die ein Kind bekommen hat, auch<br />

schon die Eizellen, aus denen ihrer<br />

Enkelkinder entstanden sind oder<br />

entstehen werden, im Bauch, da<br />

die Eizellen schon im Mutterleib gebildet<br />

werden. Frauen bilden keine<br />

neuen Eizellen, sondern mit jedem<br />

Menstruationszyklus werden sie<br />

weniger. Die noch unreife Eizelle<br />

befindet sich in einem Follikel (Eibläschen).<br />

Zu Beginn jedes Zyklus,<br />

beginnen etwa 20 Follikel um die<br />

Wette zu wachsen, eines setzt sich<br />

durch (Leitfollikel) und die Eizelle<br />

darin reift. Wenn der Leitfollikel aufplatzt,<br />

wird das Ei herausgeschleudert<br />

und von einem der Eileiter aufgefangen,<br />

das ist der Eisprung. Die<br />

Länge des Zyklus und damit der<br />

Zeitpunkt des Eisprungs sind von<br />

Frau zu Frau sehr verschieden, nur<br />

etwa 13 % der Frauen haben einen<br />

28-Tage-Zyklus. Die Länge des Zyklus<br />

kann auch von Monat zu Monat<br />

variieren, da diese von vielen<br />

Faktoren abhängig ist. Bei kurzen<br />

Zyklen findet der Eisprung sehr früh<br />

statt (8.-10. Zyklustag), bei Frauen<br />

mit einem längeren Zyklus kann es<br />

auch mehrere Wochen dauern.<br />

Spannend ist, dass sich die Eileiter<br />

frei im Bauchraum bewegen können,<br />

d.h. sollte ein Eileiter nicht intakt<br />

sein, kann der andere die Eier<br />

von beiden Eierstöcken auffangen.<br />

Je Zyklus wird im Regelfall nur ein<br />

Ei von einem Eierstock reif und<br />

springt. Es kann aber auch sein,<br />

dass je Eierstock ein Ei springt und<br />

wenn beide befruchtet werden,<br />

entstehen daraus zweieiige Zwillinge.<br />

Das Ei ist nur max. 18 Stunden<br />

nach dem Eisprung befruchtungsfähig.<br />

Das leere Eibläschen wird zum<br />

Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon<br />

(Progesteron) ausschüttet,<br />

welches sehr wichtig für die<br />

Aufrechterhaltung der Schwangerschaft<br />

ist. Sofern die Eizelle<br />

befruchtet wird, wandert sie über<br />

einen Zeitraum von 5- 10 Tagen in<br />

die Gebärmutter, wo sie sich in der<br />

Gebärmutterschleimhaut einnistet.<br />

- 33 -


Wann ist man also fruchtbar?<br />

Grundsätzlich ist das Klima der<br />

Scheide sauer um eben das Eindringen<br />

von Bakterien, etc. zu verhindern.<br />

Dem Zervixschleim (Gebärmutterhalsschleim)<br />

kommt hier<br />

eine entscheidende Rolle zu. Im<br />

Laufe des weiblichen Zyklus verändert<br />

dieser seine Konsistenz, so<br />

haben viele Frauen direkt nach der<br />

Regel kaum Ausfluss, je näher der<br />

Eisprung rückt, umso klarer wird<br />

er, kurz vor dem Eisprung „zieht er<br />

Fäden“ und erinnert an rohes Eiweiß.<br />

Außerhalb der „fruchtbaren“<br />

Tagen (vor dem Eisprung) können<br />

Spermien innerhalb der Scheide<br />

nur kurzzeitig überleben (max. ½<br />

bis 3 h). Kurz vor dem Eisprung<br />

aber bietet der Zervixschleim den<br />

Spermien Schutz vor dem sauren<br />

Scheidenklima und bietet ihnen<br />

zusätzlich Nahrung und damit<br />

Energie (Zucker im Zervixschleim).<br />

In dieser Phase sind Spermien 2-5<br />

Tage überlebensfähig.<br />

Bei der Berechnung des Eisprungs<br />

und daraus ableitend der fruchtbaren<br />

Tage sind Temperatur und<br />

Konsistenz des Zervixschleims<br />

ausschlaggebend. Neben der<br />

oben erwähnten Veränderung des<br />

Zervixschleims steigt nach dem<br />

Eisprung die Körpertemperatur<br />

um 0,2 – 0,5°C und bleibt bis zur<br />

nächsten Menstruation erhöht.<br />

Möchte man diese Beobachtungen<br />

zur natürlichen Familienplanung<br />

verwenden, benötigt man Beobachtungen<br />

von 12 auswertbaren<br />

Zyklen und auf Basis derer wird bestimmt<br />

innerhalb welcher Zeit eine<br />

Frau sicher nicht fruchtbar ist.<br />

Während der Regelblutung können<br />

Frauen nicht schwanger werden,<br />

allerdings kann es zu Zwischenblutungen<br />

kommen, die fälschlich<br />

als Regelblutung interpretiert werden,<br />

sodass Frauen glauben nicht<br />

fruchtbar zu sein, obwohl sie es tatsächlich<br />

sind.<br />

Blut, wohin damit?<br />

Wir haben unterschiedliche Möglichkeiten<br />

besprochen. Sabine hat<br />

uns dafür Menstruationstassen in<br />

unterschiedlichen Größen mitgebracht,<br />

Schwämme und waschbare<br />

Binden aus Stoff. In vielen Einwegprodukten,<br />

die man im Handel bekommt,<br />

sind Schadstoffe, denen<br />

sich Frauen Monat für Monat aussetzen.<br />

Weiters sind in vielen Binden<br />

und Slipeinlagen Plastikfolien verarbeitet,<br />

die das Auslaufen des Blutes<br />

verhindern sollen, aber damit auch<br />

einen guten Nährboden für Bakterien<br />

und Pilze bieten. Grundsätzlich<br />

ist zu beachten, dass egal wofür<br />

frau sich entscheidet, Damenhygieneartikel<br />

regelmäßig getauscht<br />

bzw. gesäubert werden sollen um<br />

Erkrankungen zu vermeiden.<br />

Alle Produkte, die Menstruationsblut<br />

im Körper auffangen, bergen<br />

das Risiko eines Toxischen<br />

Schocksyndroms (TSS), wobei<br />

TSS sehr selten ist. Beim TTS wird<br />

Magnesium gebunden (zB in sehr<br />

saugfähigen Tampons), dadurch<br />

verändert sich das Scheidenmilieu<br />

und Bakterien (Streptokokken und<br />

Staphylokokken) können ungehemmt<br />

Giftstoffe bilden, die in die<br />

Blutbahn oder die Gebärmutter gelangen<br />

können. Unbehandelt führt<br />

das TSS zum Tod.<br />

Ausgewählte Buchempfehlungen:<br />

Schäufer, Nicole: Vom Mädchen<br />

zur Frau – Ein märchenhaftes Bilderbuch<br />

für alle Mädchen die ihren<br />

Körper neu entdecken, Edition Riedenburg.<br />

Schäufer, Nicole: In der Regel wunderbar<br />

– Ein zauberhafter Menstruationskalender<br />

für alle Mädchen die<br />

ihren Körper neu entdecken, Edition<br />

Riedenburg.<br />

Strömer, Luisa / Wünsch, Eva:<br />

Ebbe & Blut – Alles über die Gezeiten<br />

des weiblichen Zyklus, Gräfe<br />

und Unzer.<br />

Stillen eines Babys mit Down Syndrom –<br />

Ein Erfahrungsbericht<br />

Dipl. Ing. Sigrid Sima-Witasek<br />

LLL Beraterin, techn. Angestellte<br />

4 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Ingrid Krumrei und Manuela Hörschläger<br />

Mit ihrem Erfahrungsbericht hat<br />

Sigrid uns einen sehr persönlichen<br />

Einblick in ihr Erleben gegeben, wie<br />

es sein kann, ein Kind mit Trisomie<br />

21 von Geburt an zu stillen und wie<br />

diese Erfahrungen ihre Arbeit als<br />

Stillberaterin beeinflussen.<br />

Zunächst hat sie die wichtigsten Informationen<br />

zu diesem Gendefekt<br />

angeführt. Weit verbreitete Unwissenheit<br />

darüber, dass Trisomie 21<br />

keine heilbare Krankheit ist und<br />

dass sie weltweit, quer durch alle<br />

Rassen und Völker gleichverteilt,<br />

auftritt, führt leider immer noch zu<br />

vielen Vorurteilen Außenstehender<br />

gegenüber den Betroffenen und<br />

deren Familien. Das äußert sich<br />

auch häufig in verletzender Wortwahl.<br />

Überhaupt ist die Veränderung<br />

der Kommunikation gegenüber<br />

den Eltern mit einem Kind, das<br />

nicht dem Normalitätsschema ent-<br />

- 34 -


spricht, eine der wichtigsten und<br />

prägendsten Erfahrungen.<br />

Die Schwangerschaft, in der kein<br />

Test und kein Screening einen Hinweis<br />

auf den Gendefekt des Kindes<br />

gegeben haben, war unauffällig<br />

und entspannt. Auch die Geburt<br />

verläuft normal. Dann jedoch beginnen<br />

die Schwierigkeiten: Das<br />

Kind wurde nicht auf der Brust gelassen,<br />

sondern vom Kinderarzt auf<br />

die Neo mitgenommen; das erste<br />

Anlegen wurde nicht zugelassen;<br />

erste Stillversuche laufen nicht entspannt,<br />

das Personal füttert immer<br />

nach; sie probiert viele Haltungen,<br />

weil das Baby nur schwer das Vakuum<br />

halten kann; der Bilirubinwert<br />

steigt grenzwertig hoch. Sich fachliche<br />

Hilfe aus ihrem Umkreis zu<br />

holen – Sigrid ist durch ihre Beraterinnentätigkeit<br />

ja eingebunden in<br />

ein Netz von Fachfrauen – fällt ihr<br />

jetzt und auch in der Folgezeit ganz<br />

schwer. Wie schnell sind wir dabei,<br />

den Frauen zu sagen: „Hol dir<br />

Hilfe, wenn du nicht weiter weißt!“<br />

und vergessen dabei, dass es den<br />

Frauen gerade unter Druck ganz<br />

schwer fällt, selber aktiv zu werden!<br />

Das Krankenhauspersonal steht in<br />

seinem Arbeitsalltag immer vor der<br />

Herausforderung abzuschätzen,<br />

was jedes einzelne Mutter-Kind-<br />

Paar bzw. deren Familie an Betreuung<br />

und Unterstützung braucht. Im<br />

Falle von Babys (oder Müttern) mit<br />

besonderen Bedürfnissen ist diese<br />

Herausforderung ungleich größer.<br />

Das bekommt auch Sigrid zu spüren,<br />

zumal bei ihr lange Zeit das<br />

Testergebnissen aussteht, das Personal<br />

von Trisomie 21 ausgeht, für<br />

die Eltern aber alles normal scheint.<br />

Herausforderungen nach<br />

der Entlassung aus dem<br />

Krankenhaus<br />

Der Alltag daheim war geprägt von<br />

vielen Arzt- und Therapeutenbesuchen,<br />

sowie bürokratische Hürden.<br />

Dazu kamen 3 weitere, relativ junge,<br />

Kinder, die ebenfalls Bedürfnisse<br />

hatten. Die Stilleinheiten gestalteten<br />

sich sehr lange, zusätzlich<br />

mussten therapeutische Übungen<br />

durchgeführt werden - es war eine<br />

sehr fordernde Zeit mit relativ wenig<br />

Unterstützung.<br />

Gewichtszunahme<br />

Geburtsgewicht nach 14 Tagen<br />

nicht erreicht, dann werden<br />

Gewichtskurven für Down-Syndrom-Babys<br />

hinzugezogen. Damit<br />

passt dann die Zunahme. Trotzdem<br />

wöchentliches Wiegen. Dadurch<br />

entsteht immenser emotionaler<br />

Druck. Sie erfährt am eigenen Leib<br />

das, was Frauen durchmachen,<br />

denen von der Stillberaterin gesagt<br />

wird: „Wiege ‚einfach‘ regelmäßig,<br />

beobachte das Gewicht!“<br />

Bis zum ersten Geburtstag passt<br />

die Zunahme, dann wirkt sich der<br />

angeborene Herzfehler so aus,<br />

dass die Zunahme nicht mehr<br />

passt. Die Herz-Op mit 19 Monaten<br />

bringt die Gewichtszunahme wieder<br />

auf einen sehr guten Weg.<br />

Beikost<br />

Wunsch nach Normalität – es soll<br />

so laufen, wie bei den anderen Kindern<br />

auch. Schlussendlich wurde<br />

es ein Mix aus BLW (baby led weaning)<br />

und Brei füttern. Das bedeutete<br />

auch Abschied nehmen von<br />

den eigenen Vorstellungen.<br />

Sprache<br />

Sprache kann sehr verletzend sein,<br />

Sigrid erfuhr auch vom Fachpersonal<br />

sehr viele Verletzungen. In<br />

der heutigen Zeit sollte der Begriff<br />

„mongoloid“ nicht mehr verwendet<br />

werden, trotzdem hörte Sigrid<br />

das noch sehr oft, auch von<br />

Fachpersonal. Sie hat sich in ihrem<br />

Down-Syndrom Bekanntenkreis<br />

umgehört und folgende Äußerungen<br />

als negative Beispiele gebracht:<br />

• Beim Augenarzt: „Den müss ma<br />

nicht untersuchen, de sehen eh<br />

nix.“<br />

•„Das muss man sich heutzutage<br />

nicht mehr antun!“<br />

•„Mein Beileid“<br />

•„Das hat man davon, wenn man<br />

heutzutage noch 4 Kinder bekommt.“<br />

•„Da brauchen Sie keine Genetik<br />

machen, das sieht man auch so.“<br />

Es geht auch besser, viel besser<br />

sogar. Auch dafür wurden Beispiele<br />

gebracht:<br />

•Ihr Baby wird wahrscheinlich besonders<br />

anschmiegsam sein, weil<br />

es eine etwas geringere Muskelspannung<br />

hat und sich dadurch so<br />

entzückend kuschelig anfühlt, jeder<br />

wird dieses Kind im Arm tragen<br />

wollen.<br />

•Ihr Baby wird alles lernen, was es<br />

braucht - Unterstützung dafür bekommt<br />

es von Ihnen.<br />

•Vielleicht wird auch Ihr Kind Umarmungen<br />

in großen Mengen verteilen.<br />

•Ihr Kind wird sozial-emotional den<br />

Altersgenossen meist weit voraus<br />

sein. Andere Kinder sollten mit<br />

Ihrem Kind in Kindergarten und<br />

Schule zusammen sein dürfen, damit<br />

sie diese hohe emotionale Intelligenz<br />

lernen können.<br />

• Jedenfalls aber ist Ihr Kind Ihr<br />

Kind - ganz es selbst. Eigentlich mit<br />

niemandem zu vergleichen. Es wird<br />

sich in seiner Entwicklung für vieles<br />

etwas mehr Zeit nehmen und wird<br />

Sie immer wieder überraschen.<br />

Sigrid durfte mit dem Einverständnis<br />

der Mutter auch eine Stillgeschichte<br />

erzählen, die zeigt, wie<br />

wichtig eine professionelle Unterstützung<br />

ist.<br />

„Am Anfang habe ich abgepumpt,<br />

da meine Tochter am CPAP hing.<br />

Ich habe darauf bestanden ihr immer<br />

wieder ein großes Wattestäbchen,<br />

in Muttermilch getaucht zum<br />

Nuckeln zu geben um den Saugreflex<br />

zu stärken. Zu dem Zeitpunkt<br />

wurde sie sondiert. Das Stillen war<br />

mit großen Hürden verbunden, und<br />

das Krankenhaus war nicht wirklich<br />

hilfreich. Im Gegenteil, sie haben<br />

mich wahnsinnig gemacht.<br />

Wenn ich nicht gewusst hätte, dass<br />

ich stillen kann (meine 3 großen<br />

Kinder) hätte ich es nicht geschafft.<br />

Wichtig war meine Hebamme die<br />

mir motivierend, aufbauend, beschwichtigend<br />

und mit sehr viel<br />

Einfühlungsvermögen und Wissen<br />

zur Seite stand. Für mich hat das<br />

DS beim Stillen keine Rolle ge-<br />

- 35 -


spielt. Meine Tochter war ganz einfach<br />

meine Tochter, für die ich die<br />

natürlichste und beste Ernährung<br />

gewählt habe. Wie bei den 3 Großen<br />

auch. Erst mit der Zeit wurde<br />

mir bewusst, wie wichtig das Stillen<br />

für die Mundmotorik ist und es als<br />

schwer gilt Babys mit DS zu stillen.<br />

Für mich war die Nähe des Stillens<br />

nach dem schweren Start sehr<br />

wichtig. Auch für mich war es wichtig.“<br />

Der letzte Satz ist sehr aussagekräftig:<br />

„auch für mich was es wichtig“<br />

– Familien, die sich nach einer<br />

solchen Diagnose in einem emotionalen<br />

Ausnahmezustand befinden,<br />

sehnen sich oft nach möglichst viel<br />

Normalität. So war es auch bei Sigrid<br />

- das erfolgreiche Stillen hat sie<br />

mit der Situation versöhnt. Stillen<br />

ist viel mehr als nur die Ernährung<br />

eines Säuglings.<br />

Zum Abschluß fasst Sigrid nochmals<br />

zusammen, welche Auswirkungen<br />

die Diagnose einerseits auf<br />

ihre Familie, andererseits auch für<br />

sie als Stillberaterin hatte.<br />

Das System „Familie“ wurde zuerst<br />

erschüttert, hat sich aber auf viel<br />

stabilere Basis wieder gefestigt.<br />

Auf ihre Arbeit als Stillberaterin hatte<br />

es viele positive Auswirkungen.<br />

Es kamen und kommen Mamas mit<br />

Babys mit Trisomie21 in ihre Stillgruppe,<br />

sie durfte Artikel übers Stillen<br />

in der Hebammenzeitung und in<br />

einer spezifischen Trisome21-Zeitung<br />

veröffentlichen und auch eine<br />

Einheit an der Fachhochschule für<br />

Hebammen halten. Andererseits<br />

hat sie am eigenen Leib erfahren,<br />

wie sehr manche, gut gemeinte,<br />

Ratschläge Mamas unter Druck<br />

setzen können.<br />

Auch ihre Sicht auf die Probleme<br />

der Frauen hat sich verändert -<br />

manche Fälle gibt sie jetzt weiter,<br />

bei denen sie früher gesagt hätte,<br />

jedes Problem hat seinen Platz.<br />

Am Ende zeigte uns Sigrid noch auf<br />

Youtube den Film vom Welt-Down-<br />

Syndrom-Tag 2014 mit dem Titel<br />

„Dear future mum“, der viele von<br />

uns zu Tränen rührte.<br />

Danke Sigrid für deinen interessanten<br />

Workshop. Dein ehrlicher<br />

und offener Vortrag hat mich sehr<br />

bereichert!<br />

„Zuviel des Guten“ – Zuviel Milch und wie<br />

man mit diesem Phänomen umgehen kann<br />

Mag. a Elisabeth Kasamas<br />

LLL Beraterin, Psychologin<br />

2 Kinder<br />

Workshop – Mitschrift von Birgit Obermair<br />

Das Phänomen der übermäßigen<br />

Milchbildung ist gar nicht so selten.<br />

Die Kinder trinken unruhig, es<br />

scheint, als wäre zu wenig Milch<br />

vorhanden. Die Situation ist für die<br />

Mütter sehr belastend, da oft nicht<br />

erkennbar ist, woran die Unruhe<br />

liegt. Fälschlicherweise wird oft angenommen,<br />

dass zu wenig Milch<br />

vorhanden ist, da sich die Kinder<br />

von der Brust abwenden, die Brust<br />

„anschreien“ oder es auch zu einem<br />

Stillstreik kommt.<br />

Symptome einer übermäßigen<br />

Milchbildung sind:<br />

- spannende Brust auch noch nach<br />

Wochen und Monaten<br />

- starkes Auslaufen oder sogar<br />

Spritzen der Milch, auf der Brustseite,<br />

an der gerade nicht gestillt<br />

wird<br />

- immer wieder kehrende Milchstaus<br />

und Brustentzündungen<br />

- hoher Verbrauch an durchnässten<br />

Stilleinlagen<br />

- Das Kind zeigt unruhiges Verhalten<br />

an der Brust, wendet sich ab<br />

und verschluckt sich häufig, gedeiht<br />

aber grundsätzlich gut.<br />

Maßnahmen um die Milch zu<br />

reduzieren sind:<br />

- nicht zu viele Brustwechsel während<br />

des Stillens, um die Milchbildung<br />

nicht zusätzlich anzuregen<br />

- Blockstillen, dabei wird über<br />

mehrere Stunden nur auf einer Seite<br />

gestillt, während man die andere<br />

Seite einfach „auslaufen“ lässt.<br />

- vor dem Stillen die Brust massieren<br />

und wärmen und etwas Milch<br />

ausstreifen um den starken Milchstrahl<br />

zu reduzieren<br />

- Das Zungenbändchen kontrollieren.<br />

Ein Kind mit zu kurzem Zungenbändchen<br />

regt, durch sehr<br />

lange Stillzeiten, die Milchproduktion<br />

sehr stark an. Gleichzeitig gedeiht<br />

das Kind aber schlecht, da es<br />

durch das verkürzte Zungenbändchen<br />

nicht adäquat saugen kann.<br />

Um eine optimale Zungenfreiheit<br />

zu erreichten kann/muss das Zungenbändchen,<br />

in Ausnahmefällen,<br />

mehrmals durchtrennt werden!<br />

- keine milchbildenden Tees trinken,<br />

wirksame Tees gegen übermäßige<br />

Milchbildung sind Pfefferminz<br />

und Salbeitee<br />

- gegen die Schwerkraft stillen, zurückgelehnt<br />

bzw. „bergauf“ stillen<br />

oder im Liegen stillen<br />

- nach dem Stillen die Brust mit<br />

Topfenauflagen, Coolpacks usw.<br />

kühlen<br />

- 36 -


EINDRÜCKE VON DER FACHTAGUNG<br />

- 37 -


... auf der Fachtagung <strong>2018</strong><br />

UNSERE KINDER...<br />

Das Treffen der Stillberaterinnen war sehr schön und cool.<br />

Mir hat am besten gefallen der Garten und das Kino. Das Tanzen<br />

hat mir auch gefallen. Ich freu mich schon aufs nächste<br />

Jahr, dann kann ich wieder mit Emma und Annika spielen.<br />

Franziska Sima, 9 Jahre<br />

An der Fachtagung ist alles gut,<br />

es war lustig, dass wir oft draußen<br />

waren. Gestört hat mich nichts, es<br />

war cool. Der Ort war schön und<br />

es gab ein gutes Kinderprogramm.<br />

Isabell Münzner, 10 Jahre<br />

- 38 -


FACHTAGUNG 2019<br />

Freitag 17. Mai bis Sonntag 19. Mai 2019<br />

Sonnenresort Maltschacher See<br />

Maltschacher See Straße 5, 9560 Feldkirchen<br />

www.sonnenhotels.de/hotels-resorts/maltschacher-see/hotel<br />

2019 wird die Fachtagung im Herzen<br />

Kärntens, im Sonnenresort am<br />

Maltschacher See, in der Nähe von<br />

Feldkirchen stattfinden.<br />

Das Sonnenresort bietet 252 Appartements<br />

und liegt direkt am<br />

schönen Maltschacher See. Die<br />

Appartements sind zum Großteil<br />

renoviert, bieten Platz für 1 – 6 Personen<br />

und sind durch einen Zaun<br />

vom See getrennt.<br />

Es gibt einen 150 m² großen Indoor-Kinderbereich,<br />

einen großen<br />

Outdoor-Spielplatz, einen Beachvolleyballplatz,<br />

eine Minigolfanlage,<br />

Tennisplätze, eine große Rasenfläche<br />

zum Fußballspielen, Hallenbad,<br />

Sauna und einen Seezugang.<br />

Das gesamte Resort ist autofrei.<br />

Neben dem reichhaltigen Angebot<br />

vor Ort gibt es auch zahlreiche<br />

alternative Möglichkeiten für die<br />

Freizeitgestaltung, so zum Beispiel<br />

(jeweils in 30 bis 35 minütiger Entfernung)<br />

den Affenberg und die<br />

Adlerflugshow in Landskron, den<br />

Wildtierpark Rosegg, Minimundus,<br />

den Zauberwald am Rauschelesee,<br />

das Granatium, eine Wanderung<br />

zu den Liebenfelser Wasserfällen,<br />

die Schifffahrt am Ossiacher<br />

See oder Wörthersee, den Klettergarten<br />

Ossiach, einen Spaziergang<br />

im Naturparadies Bleistätter<br />

Moor oder die Therme Römerbad<br />

in Bad Kleinkirchheim.<br />

Bezüglich der Anreise: es gibt genügend<br />

Parkplätze, aber auch eine<br />

Anreise mit dem Zug und Bus ist<br />

bis Feldkirchen möglich. Es gibt einen<br />

Shuttlebus vom Hotel, der bis<br />

zu 8 Personen mitnehmen kann.<br />

Auf euer Kommen freuen wir uns<br />

schon sehr!<br />

Die Beraterinnen und BiAs<br />

aus Kärnten<br />

- 39 -

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