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<strong>Fachtagungsnachlese</strong><br />
<strong>2018</strong>
INHALT<br />
3 Vorwort<br />
4 Begrüßung und „Vorstellungsrunde“<br />
5 Beraterinnenrunde<br />
6 Runde für BiAs<br />
8 Runde für Interessentinnen und Gäste<br />
8 Neue Wege der Stillberatung - Online-Stillgruppen uns Stillberatung via Social Media<br />
10 Meine Mamma hat einen Rollstuhl<br />
11 Zwischen den Zeilen HÖREN - ein Herausforderung in der Telefonberatung<br />
13 “Essen für 2” - die Ernährung der Mutter in der Stillzeit<br />
15 Die lagerungsbedingte Abplattung des Hinterkopfes (Plagiocephalie)<br />
17 Der Säuglingsschlaf, unter Berücksichtigung des plötzlichen Säuglingstodes<br />
19 Im Dschungel der Beikostempfehlungen<br />
19 Stillen nach sexuellem Missbrauch<br />
21 Gewalt an Frauen und Kindern hat viele Facetten Gewalt erkennen – Opfer unterstützen<br />
22 Langzeitstillen aus psychotherapeutischer Sicht<br />
24 „Mut tut gut!“<br />
25 Ermutigende Erziehung aus der Sicht der Individualpsychologie<br />
26 Stillen x 2, Zwillinge stillen - eine Herausforderung<br />
- 2 -<br />
28 Zu früh geboren - von Geburt bis Entlassung<br />
LLLI Logo Identity<br />
30 Wenn das Regulieren schwer fällt - Unruhezustände bei Babys und Kleinkindern<br />
32 „Doula – unser Beitrag zu einer freudvollen Geburtskultur“<br />
33 Zykluszeit - das Geheimnis meines Körpers neu entdecken<br />
34 Stillen eines Babys mit Down Syndrom – Ein Erfahrungsbericht<br />
36 „Zuviel des Guten“ – Zuviel Milch und wie man mit diesem Phänomen umgehen kann<br />
The LLLI logo identity system<br />
is the cornerstone of<br />
the LLLI identity and should<br />
be treated with respect. The<br />
logo identity system consists<br />
of the logo (“Lisa”), logo type<br />
treatment (the text “La Leche<br />
League International”), and<br />
37 Eindrücke von der Fachtagung<br />
38 Unsere Kinder auf der Faschtagung<br />
39 Vorankündigung 2019<br />
Herausgeber: La Leche Liga Österreich<br />
LLLÖ besitzt die Nutzungsrechte der abgedruckten Fotos.<br />
Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr.<br />
®<br />
Logo “Lisa”<br />
®
FACHTAGUNG <strong>2018</strong><br />
VORWORT VON ANJA HARNISCH<br />
Nach einigen sehr erfolgreichen<br />
und schönen Fachtagungen im<br />
Westen Österreichs, wollten wir die<br />
die Beraterinnen und BiAs wieder<br />
einmal im Osten Österreichs zusammenbringen.<br />
Der Flacklwirt, bei<br />
dem wir schon einige LLL-Fachtagungen<br />
veranstaltet hatten, ist uns<br />
leider mittlerweile zu klein geworden<br />
– so fiel die Wahl diesmal auf<br />
das JUFA Fürstenfeld.<br />
Schon beim ersten Besuch dort<br />
war ich begeistert von der offenen<br />
und freundlichen Umgebung<br />
– wie maßgeschneidert für eine<br />
LLL-Fachtagung! Auch der Leiter<br />
des Hauses war gleich sehr entgegenkommend<br />
und machte einen<br />
äußerst kompetenten Eindruck –<br />
ein Mann, den scheinbar keiner unserer<br />
Wünsche erschüttern konnte.<br />
So war es zum Beispiel für ihn eine<br />
Selbstverständlichkeit, dass Babys<br />
und Kleinkinder im Elternbett schlafen.<br />
Da sich niemand aufdrängte um<br />
die Leitung des Vorhabens zu<br />
übernehmen, habe ich mich dazu<br />
durchgerungen, mich dieser Aufgabe<br />
zum ersten Mal anzunehmen.<br />
Dank eines wirklich großen Teams<br />
(nicht nur unsere kleine Region<br />
Burgenland/Steiermark/Niederösterreich<br />
Süd, sondern auch die<br />
Wiener Beraterinnen) konnten wir<br />
alle Aufgaben gut verteilen, und<br />
so musste ich schlussendlich nur<br />
mehr die Kommunikation mit der<br />
JUFA-Leitung und die Koordination<br />
aller Tätigkeiten übernehmen. Insgesamt<br />
haben wir es so geschafft,<br />
eine gut organisierte Fachtagung,<br />
die laut persönlichen Rückmeldungen<br />
und Feedbackbögen fast allen<br />
sehr gut gefallen hat, auf die Beine<br />
zu stellen.<br />
Im bis fast auf das letzte Bett ausgebuchten<br />
JUFA wurden wir herzlich<br />
empfangen und über das ganze<br />
Wochenende freundlich und flott<br />
bedient. Nur ganz selten kam es zu<br />
Wartezeiten am Buffet und es haben<br />
sowohl große als auch kleine<br />
Gäste genug vorgefunden, um sich<br />
satt zu essen.<br />
Der „Stargast“ unserer Tagung,<br />
Dr. Herbert Renz-Polster, konnte<br />
leider aus gesundheitlichen Gründen<br />
nicht persönlich in Fürstenfeld<br />
sprechen – seine beiden Vorträge<br />
hat er über Skype gehalten, was<br />
leider nicht ganz so klaglos funktioniert<br />
hat wie im Vorjahr. So hoffen<br />
wir, dass wir ihn bald wieder einmal<br />
persönlich bei einer unserer Fachtagungen<br />
begrüßen dürfen. Alle<br />
anderen Vortragenden konnten ihre<br />
Workshops planmäßig halten – die<br />
Idee, manche Workshops doppelt<br />
anzubieten, wurde begeistert aufgenommen<br />
und intensiv genutzt.<br />
Die Kinderbetreuung wurde vom<br />
EKIZ Fürstenfeld übernommen und<br />
wurde, ebenso wie das tolle Kinderprogramm<br />
mit Tanz-, Sing- und<br />
Bastelworkshops, von den Kindern<br />
gerne in Anspruch genommen.<br />
Dank der schönen Umgebung und<br />
des (bis auf ein kräftiges Gewitter)<br />
tollen Wetters, konnten auch die<br />
Väter das einladende Areal des<br />
JUFA Fürstenfeld genießen.<br />
Schlussendlich möchte ich mich<br />
noch einmal bei allen, die mitgeholfen<br />
haben, ganz herzlich bedanken<br />
und hoffe, dass es allen TeilnehmerInnen<br />
und Begleitpersonen gut<br />
gefallen hat.<br />
Natürlich passieren hier und dort<br />
kleine Fehler, und es gibt Verbesserungspotential<br />
– aber ich denke,<br />
Fürstenfeld wird uns bald wiedersehen!<br />
- 3 -
FACHTAGUNG <strong>2018</strong><br />
Begrüßung und Vorstellungsrunde<br />
Harnisch Anja, MA<br />
LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich<br />
e-Learning Autorin<br />
2 Kinder<br />
Mitschrift von Bernadette Nestl<br />
Nach Ankunft der Fachtagungs-Teilnehmerinnen,<br />
fröhlichen Begrüßungen<br />
und ersten Erkundungen durch<br />
das JUFA Fürstenfeld, versammelten<br />
sich alle am frühen Nachmittag<br />
erstmals im größten Seminarraum<br />
des Hotels.<br />
La Leche Liga Österreich Präsidentin<br />
Anja Harnisch begrüßte die LLL<br />
Beraterinnen, BiAs und Interessierten<br />
zur Fachtagung <strong>2018</strong> im steirischen<br />
Thermenland.<br />
Nach organisatorischen Auskünften<br />
zum Haus und Ablauf der Fachtagung,<br />
teilte Anja den Zuhörerinnen<br />
mit, dass es Dr. Herbert Renz-Polster<br />
nicht möglich sein würde, persönlich<br />
zu seinen beiden Vorträgen<br />
zu kommen. Stattdessen hielt er<br />
zwei Vorträge via Skype, mehr dazu<br />
in der folgenden Nachlese.<br />
Auch Aufträge zur Mitarbeit gab<br />
Anja an alle Beraterinnen weiter.<br />
Der Erste betraf den LLL-Stammbaum,<br />
der wieder auf den aktuellen<br />
Stand gebracht werden sollte. Alle<br />
Beraterinnen konnten einen prüfenden<br />
Blick auf den ausgedruckten<br />
Stammbaum werfen, um ihren<br />
Namen zu finden, zu ergänzen<br />
oder ausgeschiedene Mitglieder<br />
zu streichen. Der Stammbaum ist<br />
auch online im Login-Bereich der<br />
LLL-Österreich Website zu finden.<br />
Zweitens gibt es - ebenfalls im Login-Bereich<br />
der Homepage - eine<br />
Ideenbörse. In dieser einfach zu<br />
befüllenden Liste können Verbesserungsvorschläge<br />
und Ideen eingetragen<br />
werden, die La Leche<br />
Liga Österreich in ihrer Aufgabe<br />
weiterbringen sollen. Nach dem<br />
Brainstorming Prinzip gibt es keine<br />
falschen oder schlechten Ideen, jeder<br />
kreative Einfall ist willkommen.<br />
Zum Schluss der Begrüßungsrunde<br />
hatte Anja ebenfalls eine sehr kreative<br />
Idee für die Vorstellungsrunde.<br />
Nach einem Griff ins Zuckerl-Sackerl<br />
fanden sich die Besitzerinnen<br />
gleicher Süßigkeiten zusammen<br />
und nutzten den einladenden Garten<br />
und Spielplatz des Hotels für<br />
erste Kennenlerngespräche.<br />
Dabei waren sich viele schnell einig,<br />
dass La Leche Liga im Allgemeinen<br />
und die Fachtagung im Besonderen<br />
eine Gemeinschaft an gleichgesinnten<br />
Müttern ist, die Motivation und<br />
Kraft für den Alltag mit Familie gibt<br />
und - wie es eine Teilnehmerin so<br />
schön formulierte - “immer noch<br />
Goldes Wert für die Gesellschaft<br />
ist”.<br />
- 4 -
Runde für Beraterinnen<br />
Harnisch Anja, MA<br />
LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich<br />
e-Learning Autorin<br />
2 Kinder<br />
Mitschrift von Cornelia Haidinger<br />
Zuerst wurden die neuen Beraterinnen<br />
begrüßt: Luise Flotzinger, Bettina<br />
Pachoinig, Esther Jäger, Birgit<br />
Obermair und Barbara Nirschi.Außerdem<br />
sind noch fertig geworden,<br />
aber nicht anwesend: Sigrid Moreau,<br />
Agnes Danklmair, Carina Herz,<br />
Bettina Kern, Christina Curreli.<br />
Anschließend besprachen wir das<br />
große Thema Datenschutzgrundverordnung<br />
(DSGVO), das Formular<br />
in der Fachtagungsmappe soll<br />
von allen Beraterinnen ausgefüllt<br />
werden damit die Daten verarbeitet<br />
werden dürfen. Sobald Daten<br />
von Stillgruppenteilnehmerinnen<br />
gespeichert oder aufgeschrieben<br />
werden, tritt die DSGVO in Kraft.<br />
Unklar ist noch, wie genau die<br />
Aufzeichnungspflicht gehandhabt<br />
wird (eigentlich medizinische Daten<br />
10 Jahre Aufbewahrungspflicht).<br />
Bei Aufbewahrung von Daten soll<br />
überlegt werden, wie diese nach<br />
10 Jahren gelöscht/entsorgt werden<br />
können. Wenn weitere Personen<br />
Zugriff zum Computer haben,<br />
müssen diese eine entsprechende<br />
Erklärung unterschreiben, dass die<br />
Daten nicht an Dritte weitergegeben<br />
werden.<br />
Papierdokumente müssen versperrt<br />
abgelegt werden, am PC<br />
muss ein eigenes Benutzerkonto<br />
mit Passwort angelegt werden. Für<br />
die Stillgruppe muss eine eigene<br />
E-Mail Adresse vorhanden sein, die<br />
nicht von Dritten einsichtig ist. Man<br />
kann sich eine eigene „lalecheliga.<br />
at“ E-Mail Adresse anlegen lassen,<br />
diesbezüglich bitte bei Anja Harnsich<br />
melden.<br />
Im letzten Rundmail wurde eine<br />
Stillgruppenteilnehmerinnenliste<br />
mitgeschickt, dies ist ein Vorschlag/Muster.<br />
Für die Datenweiterverarbeitung<br />
müssen die Mütter<br />
ihre Einverständnis abgeben. Alter<br />
und Name der Kinder wurden aufgrund<br />
von Irrelevanz von der Liste<br />
gestrichen. Laut Angelika Seeberger<br />
ist es DSGVO konform zumindest<br />
den Namen der Mutter zu notieren.<br />
Rundmails müssen in BCC<br />
verschickt werden, damit die Mütter<br />
nicht die E-Mail Adressen der<br />
anderen Mütter sehen.<br />
Sobald medizinische Daten, wie<br />
z.B. Gewicht für die weitere Beratung<br />
gebraucht werden, müssen<br />
diese aufgezeichnet werden und<br />
die Mutter muss darauf hingewiesen<br />
werden.<br />
Whatsapp ist für Stillgruppeneinladung<br />
okay, die Mütter können sich<br />
hier selbst wieder abmelden, die<br />
Datenverarbeitung und Speicherung<br />
erfolgt über den Whatsapp<br />
Vertrag. Einladung kann über einen<br />
Link erfolgen, hier kann die Mama<br />
selbst entscheiden, ob sie beitreten<br />
will.<br />
Beratungen über WhatsApp oder<br />
Facebook Messenger und auch<br />
E-Mail sind keine sicheren Medien,<br />
die sicherste Form ist per Telefon<br />
und soll bevorzugt genutzt werden.<br />
Daten von Bias, die aufgehört haben,<br />
sollen nach einem Jahr gelöscht<br />
werden. Papierdokumente<br />
müssen geschreddert werden.<br />
Wie wird intern die Beraterinnenliste<br />
gehandhabt? Sobald alle die Erklärung<br />
unterschrieben haben, wird<br />
die Liste im internen Bereich online<br />
gestellt.<br />
Beraterinnen sind sowohl international<br />
als auch über LLLÖ haftpflichtversichert.<br />
Müssen wir die Mamas am Telefon<br />
auf die DSGVO hinweisen? Bei 0-8-<br />
15 Beratungen sollen keine Daten<br />
wie Telefonnummer oder Adresse<br />
erhoben werden, bei Beratungen,<br />
in denen die medizinische Daten,<br />
wie Gewicht etc. erhoben werden,<br />
schon. Hier werden die Mamas<br />
informiert, dass die Daten aufgeschrieben<br />
werden und diese nur als<br />
Protokoll für den internen Gebrauch<br />
verwendet werden.<br />
Bei kaputtem PC, Handy etc. muss<br />
sichergestellt werden, dass die Daten<br />
sicher gelöscht sind.<br />
- 5 -
Runde für Beraterinnen in Ausbildung<br />
Kergi Leitgeb<br />
LLL Beraterin, IBCLC, Ärztin für Allgemeinmedizin,<br />
Gutachterin BFHI (Baby Friendly Hospital Initiative), Krisenbegleitung für<br />
Babys, Kleinkinder und Familien, 3 Kinder<br />
Mitschrift von Bernadette Nestl<br />
Wir stellen uns vor<br />
Die Runde für die Beraterinnen in<br />
Ausbildung (BiAs) wurde dieses<br />
Jahr von Kergi und Christine geleitet.<br />
Zu Beginn stellten sich Kergi<br />
und Christine selbst vor. Anschließend<br />
gab es eine kurze Runde bei<br />
der sich auch alle anwesenden<br />
BiAs kurz vorgestellt haben, auch<br />
in welcher Stillgruppe sie sind, mit<br />
welcher ACLA (Assistant Coordinator<br />
of Leader Association = Mitarbeiterin<br />
der Ausbildungsabteilung)<br />
sie schreiben, wie weit sie im Ausbildungsprozess<br />
sind und ob es<br />
Fragen oder auch Probleme in Zusammenhang<br />
mit der Ausbildung<br />
gibt.<br />
Im Zuge der Runde hat sich herausgestellt,<br />
dass wir ein bunt gemischter<br />
Haufen sind, mit BiAs die<br />
so frisch dabei sind, dass sie noch<br />
nicht einmal eine ACLA hatten, bis<br />
hin zu Frauen die kurz vor dem<br />
Ende ihrer Ausbildung stehen.<br />
Der Tag hat nur 24 Stunden<br />
BiAs die schon länger in Ausbildung<br />
sind haben unisono bekannt,<br />
dass es länger dauert als gedacht,<br />
weil einem „das Leben“ dazwischenkommt.<br />
Kergi hat hierzu gesagt, dass sich<br />
die La Leche Liga, gerade weil wir<br />
alle Mütter sind und wissen, was<br />
es heißt eine Familie zu haben und<br />
nebenbei eine Ausbildung zu absolvieren,<br />
ganz bewusst zu „Family<br />
first“ bekennt, was bedeutet, dass<br />
die Familie an erster Stelle steht<br />
und Frauen nicht durch die Ausbildung<br />
unter Druck geraten sollen.<br />
Andererseits ist es jedoch für viele<br />
BiAs so, dass es nicht „nur“ die<br />
Familie sondern gerade wenn Frau<br />
schon länger BiA (und nicht mehr in<br />
Karenz) ist, andere Faktoren wie zB<br />
der Wiedereinstieg in den Beruf dazukommen.<br />
Somit ist die Entscheidung,<br />
dass die Ausbildung kein<br />
zeitliches Limit hat, ein Vorteil, der<br />
aber auch einen Nachteil birgt, da<br />
somit andere Dinge dazwischenkommen.<br />
Hierzu hat eine BiA erzählt wie sie<br />
sich selbst motiviert, nämlich indem<br />
sie sich nun selbst das Motto<br />
„Wer will findet Wege, wer nicht will<br />
findet Gründe“ gegeben hat, um<br />
sich selbst bewusst zu machen,<br />
dass Frau immer einen Grund finden<br />
kann, warum Frau jetzt nicht<br />
weitermacht oder etwas anderes<br />
vorzieht, aber wenn wir uns aktiv<br />
damit auseinandersetzen was wir<br />
wollen – und das ist Beraterinnen<br />
werden – dann werden wir auch<br />
Wege finden, die Ausbildung in unserem<br />
Leben unterzubringen.<br />
Fachfragen: Herzstück und<br />
Herausforderung<br />
Neben dem Zeitmanagement wurde<br />
auch angesprochen, dass einen<br />
gerade im Endspurt, bei den<br />
Fachfragen, die Motivation verlässt,<br />
oft weil diese in ihrem Umfang einschüchternd<br />
wirken. Hier hat eine<br />
andere BiA ihre Herangehensweise<br />
als Tipp für alle geteilt, nämlich,<br />
dass Frau sich nicht zu viel auf einmal<br />
vornehmen soll, sondern, dass<br />
sie sich oft hinsetzt und sagt, sie<br />
macht jetzt nur „schnell“ eine Frage<br />
und dann schaut sie sich die<br />
nächste Frage vielleicht noch an<br />
und schreibt ein paar Stichworte<br />
dazu, denn dann steht fürs nächste<br />
Mal auch schon wieder was da und<br />
ihr fällt es leichter, etwas öfter, aber<br />
nur kleine Schritte zu tun.<br />
Kergi hat hier angeregt mit der<br />
ACLA zu besprechen, ob es möglich<br />
ist, nicht alle Fachfragen auf<br />
einmal, sondern in Teilen zu schicken.<br />
Das macht jede ACLA anders,<br />
aber für manche BiAs ist es<br />
leichter, wenn sie Teile, die schon<br />
fertig sind, losschicken können und<br />
damit ein Teil schon weg und erledigt<br />
ist.<br />
Aus der ACLA Praxis hat uns Kergi<br />
dringend davon abgeraten zu<br />
oft über die Fachfragen drüber zu<br />
schauen. Frauen haben oft einen<br />
sehr hohen Anspruch an die Ausarbeitung<br />
der Fachfragen. Kergis<br />
Tipp dazu: Einfach wegschicken,<br />
alles andere führt nur zu Verzögerungen!!!<br />
Es ist keine Diplomarbeit<br />
oder dergleichen, sondern dient<br />
dazu, das notwendige Grundgerüst<br />
an Fachwissen für die Stillberatung<br />
aufzubauen. Die ACLAs sehen sich<br />
die Ausarbeitung an und sollte etwas<br />
fehlen, fordert die ACLA das<br />
mit Sicherheit nach.<br />
Fachfragen als Gruppenarbeit -<br />
ein Versuch<br />
Ein Gruppe Salzburger BiAs hat<br />
nachgefragt, warum es nicht möglich<br />
ist die Fachfragen als Gruppe<br />
zu bearbeiten. Sie haben jedes Monat<br />
ein BiA-Treffen zwischen zwei<br />
Stillgruppen, in denen sie sich ohnehin<br />
über Stillthemen unterhalten.<br />
Würden sie in dieser Zeit gezielt<br />
ausgearbeitete Fachfragen diskutieren<br />
und mitschreiben hätten sie<br />
die Fachfragen gut ausgearbeitet<br />
und mehr gelernt, als wenn jede für<br />
sich die Fachfragen ausarbeitet.<br />
- 6 -
Daraufhin hat uns Kergi erzählt,<br />
dass bereits mit zwei Gruppen versucht<br />
wurde Fachfragen als Gruppe<br />
ausarbeiten zu lassen. Die erste<br />
Gruppe war erfolgreich, die zweite<br />
nicht. Hinzu kam, dass die erste<br />
Gruppe gesagt hat, dass es viel<br />
mehr Arbeit war, als wenn jede Einzelne<br />
die Fragen alleine ausgearbeitet<br />
hätte, weswegen dieses Modell<br />
nicht grundsätzlich vorgesehen<br />
ist, jedoch kann es im Einzelfall vereinbart<br />
werden. Die Ausbildungsabteilung<br />
ist immer bemüht, auch<br />
individuelle Lösungen zu finden.<br />
Das Ziel ist, dass alle Mitglieder<br />
einer Gruppe fertige Beraterinnen<br />
werden, daher muss die Ausarbeitung<br />
in irgendeiner Form kollektiv<br />
erfolgen. Eine extreme Teilung, in<br />
der jede BiA nur einen Teil der Fragen<br />
ausarbeitet und zum Schluss<br />
werden diese zusammengeführt,<br />
ist keinesfalls erstrebenswert.<br />
Der Fluch der Technik<br />
Eine BiA hat ihre Geburtsberichte<br />
sehr ausführlich mit Fotos (in Vorbereitung<br />
eines Buches) aufbereitet<br />
und durch ein technisches<br />
Gebrechen sind die Daten nun<br />
unauffindbar. Da es nie wieder so<br />
wird wie beim ersten Mal und die<br />
BiA hier hängt (ansonsten wäre sie<br />
mit allen Aufgaben der Ausbildung<br />
fertig) war hier die Bitte, ob sie die<br />
Geburtsberichte ausnahmsweise<br />
nicht schriftlich sondern mündlich<br />
(als Aufzeichnung) machen kann,<br />
weil sie sich mit reden leichter tut<br />
als mit schreiben. Auch hier hat<br />
Kergi sehr mitfühlend reagiert und<br />
versprochen, nach Möglichkeit eine<br />
individuelle Lösung zu finden.<br />
Auch ehemalige BiAs sind<br />
willkommen<br />
Eine andere Frage war, ob eine BiA<br />
die die Ausbildung abgebrochen<br />
hat, wieder einsteigen kann. Hierzu<br />
hat Kergi gesagt, dass grundsätzlich<br />
nichts dagegenspricht, sich<br />
jedoch die grundsätzliche Frage<br />
stellt, ob das Stillen für die einzelne<br />
Frau noch die Bedeutung hat, dass<br />
sie sich Zeit dafür nimmt. Daher<br />
soll sich eine Frau die den Wunsch<br />
hegt ihre Ausbildung fortzusetzen<br />
melden, um abzuklären, wie die zukünftige<br />
Beraterin die Stillberatung<br />
in ihr Leben integrieren kann. Denn<br />
das Herzstück der La Leche Liga<br />
sind die Stillgruppen, hier erreichen<br />
wir die Frauen und ermöglichen<br />
Austausch zu Stillen und Leben mit<br />
Kindern.<br />
Von Stillgruppe bis LLL<br />
Babytreff, alles ist möglich<br />
Eine BiA hatte die Theorie, dass wir<br />
viele Frauen mit unseren Stillgruppen<br />
nicht erreichen, weil sie glauben<br />
in eine Stillgruppe geht Frau<br />
nur, wenn Frau Stillprobleme hat.<br />
Daher war ihre Frage, ob es eine<br />
LLL-Vorschrift gibt, die vorschreibt,<br />
dass die Gruppe „Stillgruppe“ heißen<br />
muss, oder ob nicht auch<br />
beispielsweise „LLL-Babytreff“<br />
möglich wäre. Nach Kergis Wissen<br />
gibt es keine derartige Vorschrift<br />
und eine andere Benennung wäre<br />
daher möglich. Sie gab jedoch zu<br />
bedenken, dass sich von einer offenen<br />
Gruppe auch Frauen angesprochen<br />
fühlen können, die in eine<br />
ganz andere Richtung gehen und<br />
deren Ansichten nicht mit den LLL<br />
Grundsätzen vereinbar sind, hier<br />
müsste dann die Beraterin einen<br />
Weg finden das Stillen explizit zu<br />
schützen, was in einer Stillgruppe<br />
(die so heißt) nicht notwendig ist.<br />
Insbesondere wäre Frau unter Umständen<br />
auch sehr stark mit Frauen<br />
konfrontiert die nicht stillen konnten<br />
und hier ein gutes Gruppenklima<br />
herzustellen kann sehr herausfordernd<br />
sein. Es bräuchte vermutlich<br />
eigentlich eigene „Stillgruppen für<br />
Frauen die nicht stillen konnten“.<br />
Weiters sollten wir LLL Beraterinnen<br />
schon – der Funktion nach<br />
– eine Stillgruppe führen und bei<br />
einer offenen Gruppe könnte das<br />
Thema Stillen in den Hintergrund<br />
geraten.<br />
WHO Empfehlung vs.<br />
WHO Kodex<br />
Zum Schluss wollte Kergi noch auf<br />
eine kleine aber feine Unterscheidung<br />
hinweisen. So wird immer<br />
wieder von der WHO Empfehlung<br />
und dem WHO Kodex gesprochen,<br />
das sind aber zwei unterschiedliche<br />
Dinge:<br />
Die WHO empfiehlt Kinder in den<br />
ersten sechs Monaten ausschließlich<br />
zu stillen. Etwa zur Mitte des 1.<br />
Lebensjahres zusätzlich zum Stillen<br />
Beikost einzuführen und bis zum<br />
zweiten Lebensjahr und darüber hinaus<br />
das Stillen fortzusetzen.<br />
Das entspricht der LLL-Philosophie<br />
mit dem Unterschied, dass wir ergänzen,<br />
„so lange Mutter und Kind<br />
wollen“.<br />
Der WHO Kodex ist der 1981 von<br />
der WHO verabschiedete „Internationale<br />
Kodex zur Vermarktung<br />
von Muttermilchersatzprodukten“<br />
(Englisch: International Code of<br />
Marketing of Breast-milk Substitutes).<br />
Das Ziel des WHO-Kodex ist<br />
es, die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten<br />
auf Kosten des<br />
Stillens zu verhindern. Darunter fällt<br />
beispielsweise das Vermarktungsverbot<br />
für Pre-Nahrung (nicht aber<br />
1., 2.,... – die ja auch intensiv beworben<br />
werden). Das Problem ist, dass<br />
Verstöße gegen den WHO Kodex<br />
auf nationalstaatlicher Ebene großteils<br />
nicht sanktioniert werden. Oft<br />
wird auf eine Selbstregulierung der<br />
Industrie gesetzt. Das heißt, wenn<br />
Länder keine eigenen Gesetze<br />
zur Umsetzung des WHO Kodex<br />
machen, verstoßen Unternehmen<br />
zwar gegen den WHO Kodex aber<br />
nicht gegen nationales Recht (daher<br />
auch immer Statements wie<br />
„Wir halten uns an alle nationalen<br />
Gesetzte und Regelungen“).<br />
- 7 -
Runde für Interessentinnen & Gäste<br />
Maria Wiener<br />
LLL Beraterin<br />
DGKP, Kinaesthetics-Grundkurstrainerin<br />
2 Kinder<br />
Mitschrift von Bettina Dutzler<br />
Unsere Gruppe wurde geleitet von<br />
Maria Wiener. Wir waren sechs Personen,<br />
deshalb hat sie vorgeschlagen,<br />
die Stunde ähnlich einer Stillgruppe<br />
zu gestalten. Jede von uns<br />
konnte sich vorstellen und erzählen,<br />
was sie zur Fachtagung geführt<br />
hat und wie der erste Kontakt zur<br />
LLL zustande kam. Dabei kamen<br />
ganz unterschiedliche Geschichten<br />
zu Tage, was sehr interessant war.<br />
Die Zeit war fast zu kurz bemessen,<br />
da jede viel zu erzählen und einzubringen<br />
hatte, aber ein erstes Kennenlernen<br />
und entdecken von Gemeinsamkeiten<br />
war doch möglich.<br />
Ich habe diese Gruppe als sehr positiv<br />
erlebt und denke ich kann für<br />
alle sprechen, wenn ich sage, dass<br />
wir uns sehr wohl gefühlt haben<br />
und herzlich willkommen geheißen<br />
wurden.<br />
Neue Wege der Stillberatung<br />
Anja Harnisch, MA<br />
LLL Beraterin, Präsidentin von LLL Österreich, e-Learning Autorin, 2 Kinder<br />
& Dipl. Ing. Sigrid Sima-Witasek<br />
LLL Beraterin, techn. Angestellte, 4 Kinder<br />
Workshop – Text von Anja Harnisch<br />
Online-Stillgruppen und Stillberatung via Social Media<br />
Inspiriert durch zwei Aktivitäten<br />
im Rahmen der 60-Jahr-Feier von<br />
La Leche League International,<br />
und zwar einerseits das globale<br />
24h-Online-Meeting und einen Vortrag<br />
zum Thema Online-Meetings<br />
bei der LLLI-Konferenz, sind Sigrid<br />
Sima-Witasek und ich im Mai 2017<br />
ins kalte Wasser gesprungen. Wir<br />
waren von der Idee, Stillgruppentreffen<br />
via Facebook abzuhalten,<br />
fasziniert. Da ich mit Sigrid als Social-Media-Expertin<br />
eine kongeniale<br />
Partnerin gewinnen konnte, war<br />
die Idee naheliegend, es einfach<br />
einmal zu probieren.<br />
Wie läuft eine<br />
Online-Stillgruppe ab?<br />
Im Prinzip läuft eine Online-Stillgruppe<br />
genauso ab, wie eine „richtige“<br />
Stillgruppe: die Gruppe wird<br />
auf der LLL-Facebook-Seite angekündigt,<br />
Mütter melden sich an,<br />
und treffen sich dann zur Startzeit<br />
der Stillgruppe , allerdings nicht in<br />
einem physischen Raum, sondern<br />
im Cyberspace, in unserem Fall vor<br />
ihrem Computer, Tablet oder Handy<br />
sitzend, in der Facebook-Gruppe.<br />
Dort starten wir dann mit einer<br />
Vorstellrunde und der Möglichkeit,<br />
Fragen zu stellen. Wenn die Diskussion<br />
ins Stocken gerät, haben<br />
wir immer zusätzliche Fragen oder<br />
Themen vorbereitet, um keine Langeweile<br />
aufkommen zu lassen.<br />
Meistens jedoch stellen die Mütter<br />
genügend Fragen bzw. ergeben<br />
sich so interessante Diskussionen,<br />
dass das gar nicht notwendig ist.<br />
Anders als beim physischen Treffen<br />
- 8 -
sehen und hören wir uns allerdings<br />
nicht, sondern es handelt sich um<br />
ein reines Chat-Treffen. Es sind also<br />
weder Kamera noch Mikrofon oder<br />
Kopfhörer notwendig.<br />
Wozu Online-Stillgruppen?<br />
Wir wollen mit der Online-Gruppe<br />
allen Müttern die Möglichkeit geben,<br />
LLL-Stillgruppen kennenzulernen.<br />
Für manche Mütter ist die<br />
Hemmschwelle, eine LLL-Gruppe<br />
zu besuchen, zu hoch, da sie nicht<br />
wissen, wer oder was sie dort erwartet.<br />
Für andere ist die nächste<br />
Gruppe einfach zu weit weg, um sie<br />
bequem mit einem wenige Wochen<br />
alten Baby erreichen zu können.<br />
Die Online-Stillgruppe soll den Teilnehmerinnen<br />
das Kennenlernen von<br />
La Leche Liga ermöglichen – schön<br />
wäre es, wenn die eine oder andere,<br />
angeregt durch die Online-Gruppe,<br />
dann auch tatsächlich in eine<br />
unserer Real-Life-Stillgruppen finden<br />
würde. Die Online-Gruppe soll<br />
also unseren Stillgruppen nicht ersetzen,<br />
kann sie aber sehr wohl ergänzen,<br />
um einen Austausch zwischendurch<br />
zu ermöglichen.<br />
Welche Vor- und Nachteile hat<br />
die Online-Stillgruppe<br />
gegenüber einer „richtigen“<br />
Stillgruppe?<br />
Wie ich die Online-Stillgruppe liebe! Beide Kinder schlummern,<br />
ich bin entspannt und wäre dank Sigrid Sima-Witasek gerne eine<br />
Schildkröte...<br />
Die Online-Stillgruppe findet auf Facebook<br />
statt. Das ermöglicht den<br />
Müttern teilzunehmen, ohne darauf<br />
achten zu müssen, ob sie gepflegt,<br />
frisiert, oder korrekt gekleidet sind.<br />
Auch in Jogginghose oder Nachthemd,<br />
bequem am Sofa lümmelnd<br />
oder im Bett stillend, können Sie bei<br />
der Stillgruppe dabei sein – ein riesiger<br />
Vorteil, gerade mit einem sehr<br />
jungen Säugling. Wir veranstalten<br />
unsere Online-Gruppe um 19 Uhr,<br />
eine Zeit zu der vielleicht auch<br />
schon der Partner zuhause ist und<br />
das Baby eine Runde herumtragen,<br />
oder die älteren Geschwister einmal<br />
beschäftigen kann. Vielleicht<br />
auch eine Zeit, zu der das Baby mit<br />
Clusterfeeding beschäftigt ist, und<br />
sowieso keine anderen Aktivitäten<br />
möglich wären. Insgesamt ist die<br />
Online-Gruppe damit eine schnelle<br />
und unkomplizierte Möglichkeit<br />
sich auszutauschen, Tipps und Hilfe<br />
zu erhalten.<br />
Das Internet bietet eine gewisse<br />
Anonymität. Sehr leicht kann man<br />
sich hinter einem Pseudonym verstecken,<br />
oder aber sich auch als jemand<br />
ganz anderer ausgeben. Mit<br />
der Preisgabe persönlicher Daten<br />
sollte man im Internet natürlich zurückhaltend<br />
sein. Daher sind wir als<br />
Beraterinnen gefragt, erstens die<br />
Profile der Teilnehmerinnen genau<br />
zu prüfen und in der Online-Gruppe<br />
darauf zu achten, dass die Mütter<br />
nicht zu viele Daten preisgeben und<br />
möglichst auf die Veröffentlichung<br />
von Fotos verzichten. Auch wenn<br />
die Online-Gruppe einige Vorteile<br />
bietet, dürfen die Nachteile und Gefahren<br />
nicht vernachlässigt werden.<br />
Die Online-Gruppe soll und kann<br />
unsere persönlichen Stillgruppen<br />
nicht ersetzen.<br />
Falls du mehr über die Online-<br />
Gruppe wissen oder selbst eine<br />
starten möchtest, freuen wir uns,<br />
dich einmal als Teilnehmerin,<br />
egal ob als ratsuchende Mutter<br />
oder auch als mithelfende Beraterin,<br />
begrüßen zu dürfen.<br />
- 9 -
Meine Mama hat einen Rollstuhl<br />
Dipl. Ing. Barbara Sima-Ruml<br />
Sachverständige für barrierefreies Bauen, Land Steiermark<br />
Lehrbeauftragte an der TU Graz und der FH Joanneum<br />
2 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Simone Dueller<br />
In ihrem Vortrag ließ uns Barbara<br />
Sima-Ruml auf sehr humorvolle<br />
Weise an ihrem ereignisreichen Leben<br />
mit zwei Kleinkindern und einem<br />
Rollstuhl teilhaben.<br />
Barbara Sima-Ruml ist Sachverständige<br />
für barrierefreies Bauen<br />
im Land Steiermark. Seit einem<br />
schweren Autounfall in ihrem 18.<br />
Lebensjahr ist sie querschnittsgelähmt.<br />
Um sie besser kennenzulernen und<br />
einen Eindruck zu bekommen, warum<br />
sie heute manche Dinge so tut,<br />
wie sie es eben tut, teilte sie mit uns<br />
zuerst ihre spannende und aufregende<br />
Lebensgeschichte zwischen<br />
dem Unfall und ihrem ersten Kind.<br />
Von Familienausflügen, bei denen<br />
der Rollstuhl auf unwegsamem<br />
Gelände einfach von den Brüdern<br />
getragen wurde, Modeljobs vor der<br />
Kamera und auf dem Laufsteg, die<br />
ihr dann aber schon bald zu oberflächlich<br />
wurden und von sportlichen<br />
Herausforderungen im Triathlon<br />
und Monoski handeln diese<br />
Erinnerungen. Als eine Thrombose<br />
sie dazu zwang, sich wieder vom<br />
Sport abzuwenden, fand sie aber<br />
bald neue Herausforderungen. So<br />
begann sie das Architekturstudium<br />
und wurde Moderatorin für eine<br />
Reisesendung auf Kabel 1, sowie<br />
für die Licht ins Dunkel - Gala.<br />
In ihrer Kolumne „Bekenntnisse einer<br />
4Rad-Diva“ im Magazin Valid<br />
schrieb sie regelmäßig pointierte<br />
Anekdoten aus ihrem Alltag.<br />
Nach dem Studium - mit ca. 30 -<br />
folgte die Heirat und bald schon die<br />
Kinderfrage.<br />
So kam 2014 ihre erste Tochter per<br />
Spontangeburt zur Welt - ganz so,<br />
wie sie es sich vorgestellt hatte,<br />
denn sie selbst hatte nie Zweifel<br />
daran, dass eine Spontangeburt<br />
möglich sein würde. Erste Probleme<br />
gab es dann allerdings beim<br />
Stillen - Stillhütchen, wiederkehrende<br />
Brustentzündungen, offene<br />
Brustwarzen zogen sich durch die<br />
Stillzeit. Auf ihre Schwägerin, unsere<br />
Kollegin Sigrid Sima-Witasek,<br />
wollte sie anfangs nicht gleich zugehen,<br />
weil sie - wie es uns allen so<br />
oft geht - es alleine schaffen wollte.<br />
Sie bekamen die Schwierigkeiten<br />
doch in den Griff und 2017 kam ihr<br />
Sohn zur Welt, ebenfalls wieder per<br />
Spontangeburt. Die gleichen Stillhürden<br />
wie beim ersten Kind bahnten<br />
sich an, doch diesmal hatte sie<br />
darin schon Routine.<br />
Für ein möglichst gutes Handling<br />
mit Baby im Alltag wurde sie erfinderisch<br />
und so teilte sie im Vortrag<br />
mit uns ihre Tricks:<br />
Baby in Schwebeliege, damit sie<br />
es gut rausheben und hineinlegen<br />
kann; Babywippe am Tisch stehend,<br />
zum Füttern; Activity Tower<br />
ab dem Stehalter, da das Kind<br />
so nicht so leicht rausfallen kann;<br />
Schaukel als sichere „Verwahrung“,<br />
wenn z.B. die Große mal die Aufmerksamkeit<br />
braucht.<br />
Auch für Unterwegs hat sie einige<br />
Tipps parat:<br />
Krabbelbaby mit Klettergurt, damit<br />
es leicht mit einer Hand geschnappt<br />
und aufgehoben werden<br />
kann; Baby am Schoß „angeslingt“<br />
(also sitzend am Schoß, mit Sling<br />
fixiert); Familienausflug mit Lastenrad<br />
& Anhänger für Kinder plus<br />
Rollstuhl hinten drauf, sie fährt mit<br />
Handwheel.<br />
Außerdem ist sie eine begeisterte<br />
Tragemama.<br />
Da Barbara Sima-Ruml zwar<br />
scheinbar für fast alles eine erfinderische<br />
Lösung gefunden hat, manche<br />
Situationen mit Kleinkindern<br />
aber doch brenzlig werden können<br />
und schnelle Reaktion erfordern,<br />
hat sie in ihrem Alltag noch drei<br />
abwechselnde Assistentinnen, die<br />
fast schon Teil der Familie sind und<br />
ihr Montag bis Donnerstag jeweils<br />
fünf Stunden zur Seite stehen und<br />
z.B. zum Spielplatz mitgehen etc.<br />
Außerdem kommen die Omas regelmäßig<br />
zu Besuch und helfen mit.<br />
Der Vortrag von Barbara Sima-Ruml<br />
war kurzweilig und erfrischend<br />
und öffnete den Blick für<br />
die Herausforderungen, die sich<br />
ergeben, wenn man als Mutter körperlich<br />
eingeschränkt ist und sich<br />
eigene Handlungswege austüfteln<br />
muss. Er zeigte aber auch, wie viele<br />
Spielmöglichkeiten es gibt, sich<br />
seinen Alltag mit Rollstuhl und Kindern<br />
passend zu gestalten, wenn<br />
man Hilfsangebote und Erfindergeist<br />
gut kombiniert. Ich bin sehr<br />
dankbar für diesen humorvollen<br />
und inspirierenden Vortrag.<br />
- 10 -
Zwischen den Zeilen HÖREN -<br />
eine Herausforderung in der Telefonberatung<br />
Herlinde Lugstein<br />
LLL Beraterin, Fachbearbeiterin für öffentliche Bibliotheken, 3 Kinder<br />
Maria Wiener<br />
LLL Beraterin, DGKP, Kinaesthetics-Grundkurstrainerin, 2 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Christine Arneitz<br />
Zu Beginn des Workshops sammelten die Teilnehmerinnen<br />
ihre persönlichen Anliegen hinsichtlich Telefonberatung:<br />
Sicherheit, Verständlichkeit, „kein Verhör“,<br />
Instinkt, Bauchgefühl, Bestärken, Unterstützen, Mama<br />
abholen & stärken, einen Schritt weiterbringen, Hilfe zu<br />
Selbsthilfe, zeitlich vertrösten, Grenzen der Beraterin<br />
beachten, vertrösten ohne zu vergraulen, Erreichbarkeit,<br />
Problemfindung<br />
Alle Frauen waren sich einig, dass jede Beratung ein<br />
ständiges Weiterlernen ist.<br />
Tipps für die Telefonberatung<br />
• Tel.Nr. der Frau unter dem Thema der Beratung abspeichern<br />
(sollte die Frau erneut anrufen, weiß die<br />
Beraterin sofort den Grund wieso die Frau anruft/<br />
angerufen hat)<br />
• Sollte sich die Frau nach längerer Zeit wieder melden,<br />
kann die Beraterinnen sich erkundigen, wie es ihr mit<br />
dem Thema ergangen ist.<br />
• keine Zeit für eine Beratung? => SMS Text<br />
verschicken mit Bitte um späteren Rückruf<br />
Bücherhinweis<br />
• Beraterinnenhandbuch<br />
• Unterlagen KVB = Kommunikation verbessert<br />
Beziehungen<br />
• Marhsall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation<br />
Grundlagen der<br />
Kommunikation (Zusammenfassung der WS<br />
Unterlagen)<br />
Kommunikation soll wertfrei und bedürfnisorientiert<br />
sein (d.h. auf die Bedürfnisse des Gegenüber eingehen<br />
anstatt Ratschläge zu geben) => Zuhören und nicht<br />
gleich bewerten<br />
Wichtig: Beziehung herstellen => geht die Beziehung<br />
verloren, geht alles verloren. Dies gelingt am besten<br />
durch aktives Zuhören und einfühlsame Antworten.<br />
Antworttypen<br />
Abschneidend: leitet vom Erforschen der Gefühle<br />
weg, man fühlt sich abgeschnitten, ungehört.<br />
Spiegelnd: benennt die offnsichtlichen Gefühle und<br />
Einschätzungen mit der gleichen Intensität, wie sie geäußert<br />
wurden.<br />
Vertiefend: Stärkere Gefühlsstufe, aber nicht immer<br />
verwenden! Beziehen sich immer auf die Person im<br />
Hier und Jetzt, sind immer mitfühlend, nicht bewertend,<br />
vertiefen immer die ausgedrückten Gefühle<br />
Offene Fragen stellen<br />
Warum?<br />
Was würdest du….<br />
Kannst Du mir erzählen….<br />
Woran merkst Du…..<br />
Informationen statt Ratschläge<br />
Erteilt man Ratschläge schwingt unausgesprochen<br />
mangelndes Zutrauen in die Fähigkeiten des anderen<br />
mit.<br />
• Wenn die Person deinen Rat befolgt und Erfolg hat,<br />
kann es sein, dass sie sich abhängig von dir macht.<br />
• Wenn sie deinen Rat befolgt und scheitert, muss sie<br />
die Folgen tragen und du verlierst an Glaubwürdigkeit.<br />
• Wenn sie deinen Rat ablehnt und Erfolg hat, wird sie<br />
dich ablehnen.<br />
• Wenn sie deinen Rat ablehnt und scheitert, wird sich<br />
dich ablehnen oder möglicherweise idealisieren.<br />
Sachinformationen<br />
bereitstellen<br />
Hast Du berücksichtigt….<br />
Hast Du daran gedacht…..<br />
Ist es möglich……<br />
Was würde geschehen, wenn….<br />
Ist dies ein Weg…<br />
Was hindert dich daran….<br />
Beim Informationen geben:<br />
• Gib in kleinen Portionen<br />
• Achte auf Rückmeldungen: sprachliche und/oder<br />
körperliche<br />
• Achte am Telefon auf den Klang der Stimme und auf<br />
Pausen<br />
• Rege Neuformulierungen zur Klärung an<br />
• Lange Informationen schriftlich geben –<br />
Infoblatt/Buch<br />
- 11 -
Informationen positiv<br />
vorbringen<br />
• Vorschläge machen<br />
• Würde es Ihnen helfen zu hören, was andere Frauen<br />
in einer ähnlichen Situation gemacht haben?<br />
• Manche Babys brauchen anscheinend…..<br />
• Vielleicht stellen Sie fest…….<br />
NIE: Sie müssen...<br />
• Wir geben die Informationen weiter, die Mutter<br />
entscheidet was sie annimmt!<br />
• Am Ende des Gesprächs die wichtigsten 2-3 Punkte<br />
nochmals wiederholen<br />
• Reagieren, ohne zu urteilen – als Stillberaterin<br />
müssen wir unsere eigenen Gefühle zurückhalten,<br />
auch wenn wir mit den Ansichten oder Entscheidungen<br />
des Gegenübers nicht einverstanden sind.<br />
Es ist wichtig, die Frau dort abzuholen,<br />
wo SIE ist und nicht wo wir stehen.<br />
Jede Mutter will ihr Bestes für das Baby!<br />
Wenn eine Frau weint, versichere ihr, dass das so gut<br />
ist. Rede, bis sie sich wieder gefasst hat. Eine mitfühlende<br />
Bemerkung kann eine große Hilfe sein.<br />
Ich sehe/höre, dass das schwierig für Sie ist…<br />
Vielen Müttern ist es ähnlich ergangen…<br />
Wie nimmt eine Frau das Problem wahr?<br />
Wenn die Beraterin ein Problem erkennt, das der Mutter<br />
nicht bewusst ist, sie aber mit der Situation zufrieden<br />
ist, soll die Beraterin nur reagieren, wenn eine begründete<br />
Sorge wegen der Gesundheit des Babys besteht.<br />
Positive Bemerkungen können eine wichtige Bestätigung<br />
sein und stärken das Selbstwertgefühl.<br />
Mütter reagieren empfindlich gegenüber Bemerkungen,<br />
die ihre Fähigkeit als Mutter in Frage<br />
stellen.<br />
Wenn mehrere Probleme zur Sprache kommen<br />
Wenn mehrere Themen von der Frau angesprochen<br />
werden, ist es oft schwer zu entscheiden, welches zuerst<br />
behandelt werden soll. Hier hilft es, die Gefühle der<br />
Mutter so in Wort zu fassen, wie sie wahrgenommen<br />
wurden. Die Mutter gibt dann meist den Gesprächsverlauf<br />
vor.<br />
Äußere Dich positiv<br />
Mindestens einmal während des Gesprächs eine Bemerkung<br />
wie z.B. „Ich habe den Eindruck, dass Sie<br />
Ihre Sache als Mutter wirklich gut machen“<br />
Einfühlsame Zusammenfassung:<br />
Alles im Gespräch gesagte, soll in dieser Antwort miteinander<br />
verbunden werden. Sie gibt einen Überblick<br />
über den Gesprächsverlauf.<br />
Schlüsselsätze für eine einfühlsame<br />
Zusammenfassung:<br />
Ich höre, dass du sagst……<br />
Lass sehen, ob ich es verstanden habe….<br />
Ist es das?<br />
Es klingt, als ob….<br />
Frauen kommen zu La Leche Liga in Erwartung von<br />
Informationen und Unterstützung. Es ist überraschend,<br />
dass wir manchmal gar nicht dazu kommen, Informationen<br />
zu geben. Sobald die Person erkennt, was sie<br />
fühlt, ist sie in der Lage, selber mit dem Problem umzugehen.<br />
Wir stärken die Frauen, damit sie ihre Probleme<br />
selber lösen und wachsen können.<br />
- 12 -
Essen für 2<br />
Die Ernährung der Mutter in der Stillzeit<br />
Mag. a Hansi Hubinger-Kasser<br />
LLL Beraterin, Sekretärin/Studentin<br />
abgeschlossenes Chemie-Studium, ClauWi-Trageberaterin, 3 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Maria Gotzmann<br />
Hansi Hubinger-Kasser hat uns im<br />
Workshop Essen für 2 den Kalorien-<br />
und Nährstoffbedarf für Stillende<br />
näher gebracht. Gleich zu<br />
Beginn sollten wir eine Ernährungspyramide<br />
mit kleinen Kärtchen auflegen,<br />
was uns ganz gut gelungen<br />
ist. Den Mehrbedarf für Schwangere<br />
und Stillende zeigt überblicksmäßig<br />
die österreichische Ernährungspyramide<br />
für Schwangere<br />
und Stillende.<br />
Die Empfehlungen orientieren sich<br />
an dem Bedarf von Vollstillenden.<br />
Je nach Alter und körperlicher Aktivität<br />
verbrauchen diese insgesamt<br />
2300 - 3000 kcal/Tag. Circa 500<br />
kcal Mehrbedarf rechnet man für<br />
das Vollstillen, bei Teilstillenden je<br />
nach Stillhäufigkeit 250-300 kcal.<br />
Grundsätzlich werden regelmäßige,<br />
über den Tag verteilte Mahlzeiten,<br />
zB 3 Hauptmahlzeiten und<br />
2 Zwischenmahlzeiten empfohlen,<br />
welche aus abwechslungsreicher,<br />
ausgewogener Mischkost bestehen<br />
und bevorzugt durch schonende<br />
Garmethoden zubereitet sind.<br />
Die Getränke sollten alkoholfrei,<br />
energiearm und ungesüßt sein, zB<br />
Wasser, Mineralwasser, ungesüßte<br />
Früchtetees, stark verdünnte<br />
100%ige Obst und Gemüsesäfte,<br />
von der Menge her mindestens<br />
1,75 - 2 Liter über den Tag verteilt.<br />
Bei Gemüse, Hülsenfrüchten und<br />
Obst sollten Stillende 6 Portionen/<br />
Tag zu sich nehmen, wobei eine<br />
Portion einer geballten Faust entspricht.<br />
Drei Portionen Gemüse/<br />
Hülsenfrüchte und drei Portionen<br />
Obst als Richtwert, abweichen<br />
sollte man eher auf vier Portionen<br />
Gemüse/Hülsenfrüchte und zwei<br />
Portionen Obst. Beispiel: 200-300<br />
g gegartes Gemüse, 150-200 g gekochte<br />
Hülsenfrüchte, 75-100 g Salat,<br />
125-150 g Obst, 200 ml Gemüsesaft<br />
-> Säfte werden als Mahlzeit<br />
gezählt!<br />
Für Getreide und Erdäpfel gelten 5<br />
Portionen täglich, Vollkornprodukte<br />
sind zu bevorzugen.<br />
1 Portion = 50-70 g Brot & Gebäck<br />
(1 Handfläche), 50-60 g Getreideflocken<br />
(1 Handvoll), 200-250<br />
g gekochte Teigwaren (2 Fäuste),<br />
150-180 g gekochtes Getreide (2<br />
Fäuste), 200-250 g Erdäpfel (3-4<br />
mittelgroße)<br />
3 Portionen täglich Milch & Milchprodukte<br />
oder 2 Portionen täglich<br />
und stattdessen 1 zusätzliche Portion<br />
Fisch, mageres Fleisch oder 1<br />
Ei pro Woche, bevorzugt fettärmere<br />
Varianten.<br />
1 Portion = 200 ml Milch (1 Glas),<br />
180-250 g Joghurt (1 Becher), 200<br />
g Topfen und Hüttenkäse (1 Faust),<br />
50-60 g Käse (2 handflächengroße<br />
dünne Scheiben). In der Stillzeit<br />
eine Portion zusätzlich.<br />
Für Fleisch, Fisch und Eier gilt folgendes:<br />
1-2 Portionen Fisch pro Woche (1<br />
Portion = 1 handtellergroßes, fingerdickes<br />
Stück mit ca 150 g)<br />
3 Portionen mageres Fleisch oder<br />
magere Wurstwaren pro Woche<br />
(ingesamt 300-450 g pro Woche)<br />
3 Eier pro Woche<br />
- 13 -
Bei der Menge an Fetten und<br />
Ölen übernimmt man sich leicht:<br />
2-3 Esslöffel pflanzliche Öle, Nüsse<br />
oder Samen täglich gelten als<br />
Richtwert. Hochwertige Öle sind<br />
Oliven-, Raps-, Walnuss-, Soja-<br />
, Lein- und Traubenkernöl. In der<br />
Stillzeit wird eine Portion Öl zusätzlich<br />
empfohlen. Diese sind auf der<br />
Ernährungspyramide neben den<br />
Milchprodukten platziert. Streich-,<br />
Back- und Bratfette (Butter, Schmalz,<br />
Margarine) und fettreiche<br />
Milchprodukte (Obers, Sauerrahm)<br />
sollten sparsam verwendet werden.<br />
Fett-, zucker- und salzreiche Lebensmittel,<br />
sowie energiereiche<br />
Getränke sollten gemieden bzw nur<br />
in geringen Mengen konsumiert<br />
werden. Ein kleines Gläschen Alkohol<br />
bei einem besonderen Anlass<br />
am besten nach einer Stillmahlzeit<br />
trinken, sonst ist Alkohol klarerweise<br />
zu meiden. Achtung: Das<br />
Reaktionsvermögen kann auch bei<br />
geringen Mengen Alkohol herabgesetzt<br />
sein. Nikotin ist ein No-Go:<br />
Nicht nur über die Atemluft eine<br />
Gefahr für das Baby, sondern auch<br />
über die Muttermilch.<br />
Etwas weniger streng ist wird Koffein<br />
gehandhabt: Täglich maximal<br />
2-3 Tassen Kaffee oder 4 Tassen<br />
schwarzer/grüner Tee. Wichtig ist,<br />
hierbei auf die Reaktion des Babys<br />
achten und gegebenenfalls reduzieren!<br />
Von rohen tierischen Produkten<br />
wird wegen Infektionsrisiko abgeraten.<br />
Es gibt jedoch keine eindeutigen<br />
Belege, dass die Erreger in die<br />
Muttermilch übergehen.<br />
Ebenfalls abgeraten wird von fettreichen<br />
Raubfischarten wegen<br />
möglicher Schwermetallbelastung:<br />
Thunfisch, Schwertfisch, Heilbutt,<br />
Hecht, Haifisch, Marlin, Schnapper,<br />
Butterfisch, Königsmakrele<br />
und Ziegelfisch. Angeschnitten<br />
haben wir hierbei noch das Thema<br />
Reis und die mittlerweile recht<br />
bekannte Arsenbelastung. Reis<br />
vorher waschen und/oder den Reis<br />
in mehr Wasser kochen und das<br />
Kochwasser dann wegschütten,<br />
reduziert das Arsen. Basmatireis ist<br />
am wenigsten belastet; Vollkornreis<br />
schneidet schlechter ab, da sich<br />
das Arsen in der Schale einlagert.<br />
Alternativ kann man auf Dinkelreis,<br />
Einkorn-Reis, Rollgerste oder österreichischen<br />
Trockenreis ausweichen.<br />
Abmagerungskuren und einseitige<br />
Schlankheitsdiäten sowie Veganismus<br />
sind laut Ernährungskommission<br />
in der Schwangerschaft und<br />
Stillzeit tabu. Über Veganismus<br />
für Stillende haben wir diskutiert<br />
– Veganerinnen, die sehr gut informiert<br />
sind, sich sehr bewusst ernähren,<br />
ihre Blutwerte regelmäßig<br />
abklären lassen und gegebenenfalls<br />
substituieren, sind nicht das<br />
Problem. Die Gefahr liegt eher darin,<br />
dass manche auf den aktuellen<br />
Vegan-Trend anspringen und sich<br />
durch ihr Halbwissen nicht ausreichend<br />
mit Nährstoffen versorgen<br />
können. In der Beratungssituation<br />
gilt also, die offizielle Nicht-Empfehlung<br />
für Stillende weiterzugeben,<br />
über mögliche Nährstoffdefizite<br />
(Vitamin B12, B2, Vitamin D, sowie<br />
Calcium, Eisen, Zink, Jod und Proteinmangel)<br />
aufzuklären und an regelmäßige,<br />
genaue Kontrollen beim<br />
Arzt hinzuweisen.<br />
Die DACH-Empfehlungen der<br />
Nährstoffe für Stillende:<br />
Der Mehrenergiebedarf liegt bei<br />
Vollstillenden - wie anfangs schon<br />
erwähnt - bei 500 kcal zusätzlich<br />
pro Tag. Der Proteinbedarf lässt<br />
sich mit 1,2 g / kg Körpergewicht<br />
pro Tag (im Vergleich zu 0,8g/kg<br />
KG) errechnen.<br />
Kohlenhydrate sollten mehr als<br />
50% der täglichen Energiezufuhr<br />
ausmachen und Fette sind leicht<br />
erhöht mit circa 30 – 35 % (im Vergleich<br />
zu 30 % bei nicht stillenden,<br />
nicht schwangeren Frauen).<br />
30 g Ballaststoffe pro Tag werden<br />
empfohlen. Diese liefern keine<br />
Energie, sind also keine Nährstoffe,<br />
aber trotzdem wichtig für den Körper.<br />
Von den essentiellen Fettsäuren<br />
sollte die Linolsäure (Omega-6)<br />
circa 2,5 % der täglichen Energiezufuhr<br />
ausmachen, die α-Linolensäure<br />
(Omega-3) circa 0,5 % der<br />
täglichen Energiezufuhr. Zur Erinnerung:<br />
Fette machen 30-35% der<br />
Energiezufuhr aus.<br />
α-Linolensäure wird im menschlichen<br />
Körper in DHA (Docosahexaensäure,<br />
eine Omega-3<br />
Fettsäure, für wichtige Stoffwechselfunktionen<br />
des Körpers) umgewandelt,<br />
das Ausmaß ist aber<br />
umstritten. Studien, in denen α-Linolensäure<br />
substituiert wurde, damit<br />
der Körper selber DHA herstellt,<br />
brachten nicht den gewünschten<br />
Erfolg. Schwangere und Stillende<br />
sollten im Durchschnitt täglich<br />
mindestens 200 mg DHA zu sich<br />
nehmen - über Fisch, Algen oder<br />
Nahrungsergänzungsmittel.<br />
Mancher Vitamin- und Nährstoffbedarf<br />
bleibt in der Stillzeit so hoch<br />
wie in der Schwangerschaft (Vitamin<br />
B6), einige steigern sich (Vitamin<br />
A, E, Zink) und manche reduzieren<br />
sich etwas, aber nicht sehr<br />
(Folsäure, Eisen). Unter folgendem<br />
Link findet man unter --> Stillende<br />
eine Tabelle , diedarüberAufschluss<br />
gibt: https://www.oege.at/index.<br />
php/bildung-information/empfehlungen/personengruppen<br />
eine Tabelle<br />
mit Lebensmittel, in denen Vitamine<br />
und Mineralstoffe zu finden<br />
sind, ist ebenfalls hier zu finden.<br />
Einen kleinen Exkurs machten wir<br />
zu Vitamin D in Muttermilch. Dieses<br />
ist nämlich sehr wenig enthalten<br />
und deckt den Bedarf eines Säuglings<br />
nicht. Um das Vitamin D in der<br />
Muttermilch zu erhöhen, müsste<br />
die Mutter ungefähr die 5-10fache<br />
der täglich empfohlenen Menge<br />
aufnehmen, also 100-200 µg, damit<br />
eine Chance besteht, dass<br />
ausreichend Vitamin D in der Muttermilch<br />
ist. Somit bekommen die<br />
Babys die Vitamin D-Tropfen direkt.<br />
Zum Abschluss bekamen wir noch<br />
Kärtchen mit einzelnen Lebensmitteln<br />
und deren Nähr- und Mineralstoffwerten<br />
und erhaschten einen<br />
Einblick der sehr unterschiedlichen<br />
Zusammensetzungen.<br />
- 14 -
Die lagerungsbedingte Abplattung des<br />
Hinterkopfes (Plagiocephalie)...<br />
Dr. Herbert Renz-Polster<br />
Autor, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler<br />
am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg<br />
4 Kinder<br />
Mitschrift von Hansi Hubinger-Kasser<br />
... woher kommt sie und was können wir tun?<br />
Zum Abschluss des ersten Tages<br />
treffen wir Herbert Renz-Polster<br />
(Kinderarzt, Wissenschaftler, Buchautor:<br />
https://www.kinder-verstehen.de)<br />
via Skype, da er nicht persönlich<br />
vorbeikommen kann. Kurz<br />
nach halb 8 steht die Verbindung<br />
und wir können ihm ohne technische<br />
Schwierigkeiten bis zum<br />
Schluss lauschen.<br />
Gleich zu Beginn erfahren wir,<br />
dass es sich hier um sein aktuelles<br />
Forschungsthema handelt und<br />
er immer wieder mit dem Vorwurf<br />
konfrontiert ist, dass sein erster<br />
Blick dem Hinterkopf gilt. Wir beschäftigen<br />
uns mit der Abplattung<br />
beim “normalen” Kind, also z.B.<br />
keine Frühchen. In diesem Fall sind<br />
90 bis 94% der Abplattungen lagerungsbedingte<br />
Abplattungen (ein<br />
anderer Grund könnte das zu frühe<br />
Schließen der Schädelnähte sein.)<br />
Im Rahmen der normalen (Schädel-)Entwicklung<br />
werden die Babys<br />
im Laufe der ersten Monate immer<br />
“süßer, hübscher”. Mit fünf, sechs<br />
Monaten haben sie einen runden<br />
Hinterkopf, eine Stupsnase, Kulleraugen,<br />
ein fliehendes Kinn, einen<br />
kurzen Hals, eine hohe Stirn, also<br />
alles was unter den Begriff “Kindchenschema”<br />
fällt. Neugeborene<br />
Schimpansen hingegen haben ihre<br />
Gesichtszüge von Anfang an. Diese<br />
werden nur markanter.<br />
Das Kindchenschema entwickelt<br />
sich evolutionär gesehen, weil das<br />
Baby jetzt für andere Versorger,<br />
abgesehen von der Mutter, attraktiv<br />
sein soll. Mitte des ersten Lebensjahres<br />
kann es den Kopf selbst<br />
halten, gut (mit Unterstützung) sitzen<br />
und hat seine Zunge im Griff.<br />
Somit kann mit Beikost begonnen<br />
werden. Wir Menschen haben ein<br />
kooperatives Brutmodell. Das Baby<br />
versucht also Mitversorger zu motivieren.<br />
Das Kindchenschema funktioniert<br />
allerdings so gut, dass sich das<br />
Baby eine Gegenstrategie zulegen<br />
muss, das “Fremdeln”. Hiermit<br />
wählt es aus, wer sich um es kümmern<br />
darf. Dabei werden vertraute<br />
Personen und solche, die sich als<br />
verlässliche Versorger erwiesen haben,<br />
bevorzugt.<br />
Nun entwickeln aber 15-20% der<br />
Babies in den ersten 4 Monaten<br />
eine symmetrische oder asymmetrische<br />
Abplattung des Hinterkopfes.<br />
Letztere entstehen oft, weil das<br />
Baby in Rückenlage eine Seite etwas<br />
bevorzugt, so verkürzt sich der<br />
Halsstreckermuskel auf dieser Seite<br />
und daraufhin wird diese noch<br />
mehr bevorzugt. Durch die Abplattung<br />
hinten entsteht zum Ausgleich<br />
des Schädels auch vorne eine Abplattung,<br />
was zu leicht schiefen Gesichtszügen<br />
führt und dem Kindchenschema<br />
nicht zuträglich ist.<br />
Woher kommt diese<br />
Abplattung eigentlich?<br />
Seit den 80er Jahren wird die Rückenlage<br />
als sichere Schlaflage<br />
empfohlen und seither treten auch<br />
Abplattungen häufiger auf. Also<br />
steigt scheinbar die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
auf Kosten der<br />
Attraktivität. Das überzeugt aus<br />
entwicklungsgeschichtlicher Sicht<br />
nicht wirklich.<br />
Es muss noch mehr Faktoren geben,<br />
die eine Rolle spielen. Es gibt<br />
viele Studien, aber diese zu interpretieren<br />
ist schwierig. Studien sind<br />
immer nur so gut wie die gewählte<br />
Methode. Zudem sind Experimente<br />
schwierig bzw. unmöglich, da es<br />
ethisch nicht vertretbar ist, die Kinder,<br />
die z.B. Woche 1 geboren wurden,<br />
ausschließlich auf dem Bauch<br />
schlafen zu lassen und die Kinder<br />
aus Woche 2 nur auf dem Rücken.<br />
Etwa die Hälfte der Studien findet,<br />
dass das Schlafen in Rückenlage<br />
ein eigenständiger Risikofaktor für<br />
die Abplattung ist, die andere Hälfte<br />
nicht.<br />
Dass die Schwerkraft auf den Kopf<br />
des Babys wirkt, ist aber unbestritten,<br />
also liegt es möglicherweise<br />
an der Dauer. Gefühlt (auch nach<br />
Umfrage im Publikum) haben getragene<br />
Kinder weniger oft Abplattungen.<br />
Der Einfluss des Tragens wird<br />
in Studien aber nicht diskutiert. Die<br />
sogenannte “Tummy Time”, also<br />
die Zeit in Bauchlage, könnte ebenso<br />
Einfluss haben.<br />
Weiters die adäquate oder übertriebene<br />
Verwendung von Babyschalen<br />
als Schlafplatz und Küche in<br />
einem, sowie das Schlafverhalten.<br />
Mittels Infrarotkameras hat man<br />
den Schlaf von Babys im Nahbereich<br />
ihrer stillenden Mütter be-<br />
- 15 -
obachtet. Das Gesicht zeigt zur<br />
Mutter, der Torso ist eher auf dem<br />
Rücken oder seitlich. Die Babys<br />
werden immer wieder umpositioniert<br />
und wachen etwa dreimal<br />
häufiger auf als allein schlafende<br />
Babys. Insgesamt verbringen sie<br />
weniger Zeit im Tiefschlaf und mehr<br />
im seichteren Schlaf. Dieser ist kein<br />
schlechterer Schlaf, sondern derjenige,<br />
in dem sich das Gehirn entwickelt.<br />
Zudem bewegen sich die Babys<br />
im Leichtschlaf immer wieder<br />
selbst ein wenig. Diese häufigen<br />
Lageänderungen spielen vermutlich<br />
eine Rolle für die Schädelform.<br />
Hypothese: Getragene Säuglinge,<br />
die im Nahbereich der stillenden<br />
Mutter schlafen, haben<br />
keine Abplattungen am Hinterkopf.<br />
Betroffenen Eltern kann als “Therapie”<br />
empfohlen werden, den Babytransport<br />
zu ändern, also statt<br />
Kinderwagen und Babyschale<br />
ein Tragetuch oder eine Tragehilfe<br />
zu verwenden, außerdem mehr<br />
“Tummy Time” und eventuell ein<br />
Besuch beim Osteopathen. Allerdings<br />
führt letzteres mitunter zu<br />
Diagnosen, die gar nicht notwendig<br />
sind. (Anmerkung: Renz-Polster<br />
steht KISS - kopfgelenkinduzierte<br />
Symmetriestörung - sehr kritisch<br />
gegenüber, weil es nicht wirklich<br />
nachweisbar ist und er erklärt sich<br />
viele Schrägstellungen des Kopfes<br />
mit Bevorzugungen einer Seite und<br />
anschließender Muskelverkürzung.<br />
Seiner Meinung nach, welcher sich<br />
vermutlich alle Mediziner anschließen,<br />
darf keine Diagnose in den<br />
Raum gestellt werden, die nicht gesichert<br />
ist.)<br />
Oft hilft bereits die Lebensstiländerung,<br />
also das Tragen statt der<br />
Babyschale, um die Kopfhaltung<br />
zu verbessern. In schweren Fällen<br />
wird ein Helm verschrieben. Dessen<br />
Sinn ist aber bei lagerungsbedingter<br />
Abplattung fraglich und<br />
sollte für Fälle, die nicht anders behandelt<br />
werden können, verwendet<br />
werden z.B. nach einer Operation<br />
aufgrund zu früh geschlossener<br />
Schädelnähte.<br />
Fragen aus dem Publikum:<br />
Gibt es noch andere Auswirkungen<br />
außer der Störung des Kindchenschemas?<br />
Ja, bei deutlicher Abplattung sind<br />
die Babys mitunter neurologisch<br />
langsamer. Andererseits werden in<br />
manchen Kulturen die Schädel absichtlich<br />
verformt und diese Babys<br />
haben normale Gehirne.<br />
Bis wann ist die Abplattung reversibel?<br />
Wenn die Abplattung im 2. Lebensjahr<br />
noch deutlich sichtbar ist, wird<br />
sie wahrscheinlich bleiben. “Quadratschädel”<br />
kennt man z.B. aus<br />
Anatolien, wo die Kinder auf den<br />
Rücken neben das Feuer gelegt<br />
worden sind oder bei uns in den<br />
80ern frontale Abplattungen.<br />
Abgesehen von Frühchen und<br />
Schädelnähten, die sich zu früh<br />
schließen, handelt es sich bei Abplattungen<br />
um einen kulturellen<br />
Pflegefehler.<br />
Ist Stillen ein protektiver Faktor?<br />
Ja, durch das häufigere Aufwachen<br />
und Lagenwechsel.<br />
Sind “brave” Kinder häufiger betroffen?<br />
Vermutlich.<br />
Gibt es Auswirkungen auf die Wirbelsäule<br />
oder z.B. erhöhtes Kopfschmerzrisiko?<br />
Nur hypothetisch, nicht nachgewiesen.<br />
Vermutlich verursacht hier das<br />
gesamt Beziehungsmilieu (oft abgelegt,<br />
oft in der Babyschale, wenig<br />
Beziehungsressourcen) Probleme<br />
im späteren Leben.<br />
Es wäre wünschenswert, wenn die<br />
betroffenen Familien mehr miteinander<br />
machen, mehr Zeit zusammen<br />
verbringen.<br />
Zusammenfassend kann man also<br />
sagen, dass der abgeplattete Hinterkopf<br />
ein kultureller Pflegefehler<br />
ist. Babys bzw. ihre Schädel<br />
sind nicht darauf vorbereitet lange<br />
Zeit alleine in Rückenlage in Babyschalen,<br />
Kinderwägen und Betten<br />
zu verbringen. Das Schlafen im<br />
Nahbereich der Mutter und getragen<br />
werden schützen hingegen vor<br />
Abplattungen.<br />
- 16 -
Schlaf Kindlein – und stirb ja nicht weg!<br />
Dr. Herbert Renz-Polster<br />
Autor, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler<br />
am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg<br />
4 Kinder<br />
von Michaela Kyllönen<br />
Schlaf ist die natürlichste Sache<br />
der Welt und gleichzeitig eines der<br />
Themen rund um ein Baby, das Eltern<br />
am meisten verunsichert. Einmal<br />
ist da das Schreckgespenst<br />
„Plötzlicher Kindstod“ und dann<br />
ist da ein quäkender Säugling,<br />
der schon wieder erwacht ist. Da<br />
Babys selten so schlafen, wie sich<br />
die Erwachsenen das vorstellen,<br />
und da jeder „Dahergelaufene“<br />
eine Expertenmeinung dazu zu haben<br />
scheint, wollten wir es genau<br />
wissen und haben uns an Herbert<br />
Renz-Polster gewandt.<br />
Herbert Renz-Polster ist Kinderarzt,<br />
Buchautor und gefragter Vortragsredner<br />
und gleich zu Beginn<br />
seiner Ausführungen lädt er die<br />
Zuhörenden ein, sich Gedanken<br />
über das eigene Schlafverhalten<br />
zu machen. Schlaf ist ein paradoxes<br />
Verhalten, denn es lässt sich<br />
durch Anstrengung oder Anspannung<br />
NICHT erreichen, so wie wir<br />
das sonst im Leben gewohnt sind.<br />
Wir können den Schlaf weder erzwingen<br />
noch beschleunigen. Der<br />
Schlaf kommt durch Entspannung<br />
und ist somit vergleichbar mit Themen<br />
wie Geburt oder Sexualität.<br />
Das Kerncharakteristikum für einen<br />
guten Schlaf ist die Sicherheit<br />
und das hat uns die Natur so eingepflanzt,<br />
denn wir Menschen sind<br />
im Schlaf schutz- und wehrlos und<br />
müssen, wenn wir müde werden,<br />
uns einen sicheren, Geborgenheit<br />
spendenden Schlafplatz suchen.<br />
Nicht selten erleben Erwachsene<br />
ein regelrechtes Kopfkino mit<br />
100 Fragen, die dann auftauchen,<br />
wenn man müde im Bett liegt: Ist<br />
die Tür abgesperrt? Ist der Herd<br />
abgedreht? Ist das Bügeleisen<br />
ausgesteckt? etc. Wenn wir alle<br />
diese Fragen in Gedanken durchgegangen<br />
sind, wenn wir uns dann<br />
sicher fühlen, können wir uns langsam<br />
entspannen und darauf folgt<br />
wie von selbst der Schlaf.<br />
Seliger Babyschlaf<br />
Auch Kinder sind ähnlich ungeschützt<br />
wie wir Erwachsene und<br />
auch sie haben ein Sicherheitsbedürfnis,<br />
allerdings mit dem großen<br />
Unterschied, dass vor allem wir<br />
Eltern für die Sicherheit zu sorgen<br />
haben, weil unsere Babys und<br />
Kleinkinder das noch nicht selbst<br />
tun können. In diesem Bedürfnis<br />
unterscheiden sich die Kinder<br />
nicht von uns Erwachsenen. Auch<br />
sie müssen sich geborgen fühlen,<br />
um sich entspannen zu können.<br />
Deshalb ist unsere Nähe die Voraussetzung,<br />
dass der Aufbau einer<br />
Schlafheimat gelingt, bei der das<br />
Kind spürt, „Hier komme ich nicht<br />
in Not, hier ist es sicher!“ Dieses<br />
Bindungsprogramm ist elementar.<br />
Schreckgespenst<br />
Plötzlicher Kindstod<br />
Statistisch ist bei jedem sechsten<br />
Kind, das im Säuglingsalter<br />
(zwischen der dritten Lebenswoche<br />
und dem ersten Geburtstag)<br />
verstirbt, der Plötzliche Kindstot<br />
(SIDS=Sudden infant death syndrom)<br />
der Grund. Dabei wird unterschieden<br />
nach SIDS mit Obduktion,<br />
SIDS ohne Obduktion<br />
und dem Erstickungstod. Diese<br />
eigenwilligen Definitionen drücken<br />
ein Stück weit aus, dass<br />
die Forschung bezüglich der Ursachen<br />
noch immer im Dunklen<br />
tappt. Gott sei Dank ist SIDS auch<br />
ein seltenes Ereignis, denn man<br />
spricht von 110 Fällen bei 700.000<br />
Geburten in Deutschland. Trotzdem<br />
gehört es zu den Urängsten<br />
der Eltern, dass ihr Kind irgendwann<br />
eines Morgens tot im Bettchen<br />
liegen könnte. Daher möchte<br />
man alle möglichen Risiken – so<br />
gut es geht – eliminieren.<br />
Seit empfohlen wird, das Baby in<br />
der Rückenlage schlafen zu lassen,<br />
ist der plötzliche Kindstod<br />
deutlich zurück gegangen. Zudem<br />
wird weniger geraucht, die<br />
Schlafumgebung ist weniger ge-<br />
- 17 -
heizt und auch das Stillen, das<br />
deutlich moderner ist als in den<br />
70er Jahren, ist ein Schutzfaktor.<br />
Tatsächlich ist das Schlafen von<br />
Kindern im Elternbett statistisch<br />
gefährlicher, als das solitäre Schlafen<br />
des Babys in seinem Bettchen<br />
im Zimmer der Eltern. Daher ist für<br />
viele Eltern das Mittel der Wahl,<br />
ihr Kind alleine schlafen zu lassen,<br />
auch wenn das Gefühl anders entscheiden<br />
würde und es natürlicher<br />
erscheint, sein Baby gleich dicht<br />
neben sich zu haben.<br />
Herbert Renz-Polster warnt eindringlich<br />
vor Behauptungen, dass<br />
das Schlafen mit der Mutter eine<br />
Gefahr bedeute. Tatsächlich gibt<br />
es wenig Informationen über die<br />
Risiken der einzelnen Schlafarten,<br />
und Experimente für verlässliche<br />
Studien sind ethisch einfach nicht<br />
vertretbar. Daher werden – gerade<br />
bei SIDS – nach dem Todesfall die<br />
Daten dazu mittels Fragebogen<br />
abgefragt und auch ausgewertet.<br />
Man darf davon ausgehen, dass<br />
es für betroffene Eltern nicht leicht<br />
ist, diese schwierigen Fragen völlig<br />
ehrlich zu beantworten und nimmt<br />
an, dass das Bild - das durch diese<br />
Fragebogenmethode eruiert<br />
wird - verzerrt ist.<br />
In der Beratung<br />
Für Eltern ist es wichtig, gut und<br />
genau informiert zu werden, denn<br />
je besser sie wissen, wie eine Sache<br />
richtig gemacht werden kann,<br />
umso kleiner ist das Problem,<br />
umso geringer sind die Ängste.<br />
Es ist ein Problem, wenn Mütter an<br />
unsicheren Schlafplätzen (Couch,<br />
Sessel) mit ihrem Kind einschlafen.<br />
Hat jedoch die stillende Mutter, die<br />
nicht raucht und keinen Alkohol<br />
und keine Drogen konsumiert hat,<br />
ihr Baby bei sich, gibt es kein erhöhtes<br />
Risiko.<br />
Viel eher lässt sich dann beobachten,<br />
dass sich die Schlafzyklen<br />
der Mutter denen des Kindes<br />
angleichen. Der Schlaf des Kindes,<br />
das neben der Mutter liegt,<br />
ist weniger tief. Es hat mehr aktiven<br />
REM-Schlaf, der vor allem für<br />
das Gehirnwachstum von Vorteil<br />
ist. Daher profitiert das Baby davon,<br />
wenn es neben seiner Mutter<br />
schläft, denn es wird angenommen,<br />
dass SIDS vor allem in den<br />
tiefen Schlafphasen auftritt.<br />
Schläft das Baby solitär, ist der<br />
Einsatz eines Schnullers protektiv,<br />
mit allen Folgen, die er auch hat.<br />
Schläft das Baby bei der Mutter,<br />
braucht es kein Substitut, da es<br />
sich vermehrt im Leichtschlaf befindet.<br />
Leider gibt es Fachgesellschaften,<br />
die vom Familienbett abraten<br />
und ihre eigenen Gründe dafür<br />
haben, die jedoch nicht mit SIDS<br />
im Zusammenhang stehen. Das<br />
verunsichert viele Eltern. Erfreulicherweise<br />
hat die Schweizer Gesellschaft<br />
für Pädiatrie eine ganz<br />
neue Empfehlung herausgegeben,<br />
in der statistisch gesehen das solitäre<br />
Schlafen im eigenen Bett, jedoch<br />
im Zimmer der Eltern als die<br />
für Babys sicherste Art gewertet<br />
wird. Zudem schreiben sie weiter,<br />
dass das Elternbett in Ordnung ist,<br />
wenn alle Regeln dabei beachtet<br />
werden.<br />
…und die Väter<br />
Herbert Renz-Polster räumt ein,<br />
dass es bezüglich Väter keine<br />
gesicherte Aussagemöglichkeit<br />
gäbe, weil dazu keine Studien<br />
existieren. Das Baby ist von der<br />
intuitiven Kommunikation auf die<br />
Mutter ausgerichtet, von der auch<br />
der Schutz primär ausgeht, und es<br />
gibt ein erhöhtes Risiko für Kinder,<br />
die mit „fremden Personen außer<br />
der Mutter“ schlafen, eben weil die<br />
intuitive Kommunikation wegfällt.<br />
Da es mittlerweile jedoch viele junge<br />
Väter gibt, die sich sehr intensiv<br />
um ihr Neugeborenes kümmern<br />
und somit auch eine innige Beziehung<br />
aufbauen, ist es mehr als<br />
in Ordnung, wenn das Baby beim<br />
Vater oder zwischen den Eltern<br />
liegt. Auch für den Vater gilt, keine<br />
Drogen, kein Alkohol und keine<br />
Tabakwaren.<br />
Das Thema Babyschlaf ist und<br />
bleibt ein Dauerbrennerthema,<br />
das nur allzu leicht aus der Eltern-Kind-Beziehung<br />
eine Kampfbeziehung<br />
machen kann, wenn<br />
der Blick auf die Gefahren, die<br />
kontroversen Meinungen und das<br />
häufig aufwachende Baby an den<br />
Nerven zerren. Es gilt, gut abzuwägen,<br />
wo und wie es sich in jeder<br />
individuellen Familie gut schlafen<br />
lässt, denn es gibt kein wirksames<br />
Rezept, das für alle gültig ist.<br />
Die Intuition, das Ausschalten<br />
möglicher Risikofaktoren und eine<br />
große Portion Gelassenheit helfen,<br />
gemeinsam sicher durch die Nacht<br />
zu segeln und Geborgenheit aufzusaugen,<br />
die es braucht, um gut<br />
zu schlafen, für die Kleinen und die<br />
Großen.<br />
- 18 -
Im Dschungel der Beikostempfehlungen<br />
Dr. Beate Pietschnig<br />
Kinderfachärztin, IBCLC seit 1996, Zusatzfach Neonatologie<br />
Mitglied der Ernährungskommission der österr. Gesellschaft für Kinder<br />
und Jugendheilkunde, 2 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Esther Jäger<br />
Frau Dr. Pietschnig hat 35 Jahre Ernährungsempfehlungs-Erfahrung.<br />
Sie hat einen Tisch mit verschiedenen<br />
Nahrungsmitteln bereit gestellt.<br />
Die Behälter enthalten eine<br />
abgemessene Menge von je 100<br />
Gramm.<br />
Die Teilnehmerinnen des Workshops<br />
werden aufgefordert die<br />
Nahrungsmittel nach Kalorien zu<br />
sortieren. Anschließend gehen wir<br />
auch den Eisen- und Nährstoffgehalt<br />
der Nahrungsmittel durch. Das<br />
ist sehr interessant und vor allem<br />
lehrreich, wie viele Kalorien wirklich<br />
in den Nahrungsmittel stecken.<br />
Wenn man bedenkt, wie viel ein<br />
Baby/Kleinkind tatsächlich täglich<br />
braucht. Da kommt das Thema auf,<br />
was man Müttern/Eltern empfiehlt,<br />
welche Menge die Kleinen essen<br />
sollen. Eine Portion ist eine Hand<br />
voll – eine KINDERHAND!<br />
Frau Dr. Pietschnig geht mit uns die<br />
Ernährungsempfehlungen durch.<br />
Es gibt sehr viele Empfehlungen zur<br />
Säuglings-/ Kleinkindernährung. Einige<br />
helfen, andere verwirren eher.<br />
Wir besprechen auch alternative<br />
Ernährungsformen wie Vegetarismus<br />
oder Veganismus.<br />
Was ist das Ziel? Was wollen<br />
wir den Eltern mitgeben?<br />
Wir wollen Mütter entkrampfen, sie<br />
dazu motivieren auf ihr Gefühl zu<br />
hören, sie bestmöglich begleiten in<br />
dieser spannenden neuen Zeit mit<br />
Baby.<br />
Keinen Druck ausüben, das Kind<br />
das Tempo bestimmen lassen. Der<br />
Beikostbeginn gestaltet sich sehr<br />
individuell, von Kind zu Kind unterschiedlich.<br />
Nichts passiert von 0<br />
auf 100. Und ganz wichtig, es ist ein<br />
! KINDGESTEUERTER PROZESS !<br />
Praktische Ansätze für Eltern<br />
zum Thema Beikost wären:<br />
- Du kannst (fast) nichts falsch<br />
machen<br />
- das Baby probieren lassen<br />
- ausgewogene Mischkost<br />
(Gläschen oder selber kochen –<br />
Rapsöl dazu)<br />
- regional, saisonal, bio, naturnah<br />
- Signale des Babys/Kindes<br />
beachten!<br />
- gemeinsame Mahlzeiten<br />
Ich habe den Workshop als sehr<br />
ansprechend und lehrreich empfunden,<br />
in angenehm entspannter<br />
Atmosphäre mit einer ganz tollen<br />
Referentin.<br />
Stillberatung nach sexuellem Mißbrauch<br />
Mag. a BSc Christina Schuster-Weingartner<br />
ehemalige LLL-Stillberaterin<br />
Hebamme, Mediatorin<br />
3 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Marie-Luise Flotzinger<br />
Motivation: ist die mögliche<br />
heilende Wirkung des Stillens auf<br />
die Opfer<br />
Ziel: Beleuchtung der psychoemotionalen<br />
Zusammenhänge<br />
Zweck: Entwicklung eines<br />
Beratungskonzepts<br />
Zu diesem Thema gibt es nur wenige<br />
Qualitative Studien – Verstehenslehre.<br />
Wichtig ist die Selbstreflektion!<br />
Oftmals kommt es zu<br />
Vorurteile wenn ein Missbrauch<br />
offenkundig wird, dies ergibt einen<br />
anderen Blick auf die Person. Frau<br />
Schuster – Weingartner hat auf<br />
Grund der fehlenden Studien selbst<br />
Daten erhoben.<br />
Folgen eines Missbrauchs<br />
(abhängig von Ausmaß und Dauer)<br />
- Störungen des Selbstwertgefühl<br />
(da Machtmissbrauch)<br />
- psychische Erkrankungen<br />
(Depression, Angststörung bis<br />
Persönlichkeitsstörung, Essstörung,<br />
Schmerzstörung,<br />
Hyperemesis…)<br />
- 19 -
- Auswirkung auf das Körperbild<br />
(Hass, Ekel, tote Zonen,<br />
Selbstzerstörung)<br />
Psychologischer Aspekt<br />
der Laktation<br />
Wegen der körperlichen Veränderungen<br />
durch SS, Geburt, Wochenbett<br />
und Stillzeit meldet das<br />
Unterbewusstsein „da war doch<br />
was!“ Die Stärke wird beeinflusst<br />
durch den Intensitätsgrad des<br />
Missbrauchs, die Resilienz des Opfers<br />
und den Aufarbeitungsgrad.<br />
Stillen als Trigger<br />
Hier spielen das Unterbewusstsein<br />
und die Stimuli beim Stillen zusammen.<br />
Es tauchen starke negative<br />
Gefühle auf. Es kann dadurch zu<br />
folgenden Problemen kommen:<br />
• Flash Back<br />
• Dissoziation (Flucht aus Körper)<br />
• Gefühl des Erstarrens/<br />
Gefühllosigkeit<br />
• Panikattacken<br />
• Depression bis Suizid ist<br />
postgeburtlich erhöht<br />
• Essstörung, Sucht<br />
• Überstarkes Schamgefühl<br />
(Stillen nur alleine..)<br />
• Posttraumatische Belastungsstörung<br />
• Gesundheitsgefährdendes<br />
Verhalten<br />
• Verminderte Selbstwahrnehmung<br />
der eigene Grenzen und<br />
Bedürfnisse, auch vom Baby<br />
• Störung der Beziehungsfähigkeit<br />
und Beziehungsaufbau zum Baby<br />
• Pessimistische Haltung zum<br />
Körper und zur Milchbildung<br />
• Kein Fühlen, Stillen als<br />
Pflichterfüllung<br />
Bewusste und unbewusste<br />
Strategie um Stillen zu<br />
vermeiden<br />
• Entwicklung immer neuer<br />
Probleme (Suche um Erlaubnis<br />
Abzustillen)<br />
• Intensives Vermeiden von<br />
Aspekten des Stillens (Schmerzhafte<br />
Emotionen kommen hoch)<br />
• Pumpen, Stillhütchen, helles<br />
Zimmer…<br />
• Abstillen – erst danach klappt<br />
der Beziehungsaufbau zum Baby<br />
Werden Stillprobleme<br />
überwunden, kann das eine<br />
heilende Wirkung haben<br />
• Langes Stillen – Korrektur des<br />
negativen Körperbildes<br />
• Neuen Konnotation der Brust<br />
• Formiert neuen Weiblichkeit<br />
• Stillen spiegelt “gutes Muttersein“<br />
Haltung, Wunsch und statistische<br />
Realität des Stillens<br />
• Möchten oft Stillen<br />
• Nach einem Monat ist der<br />
Prozentsatz deutlich niedriger<br />
• Hoffnung/Wunsch und Realität<br />
klaffen auseinander<br />
• Aufarbeitung!!<br />
Das wünschen sich die Mütter<br />
• Sicherer, geschützter Rahmen<br />
• liebevolle Unterstützung<br />
• gute Stillbücher und Beratung<br />
LLL- Stillgruppen bieten<br />
• Rückhalt<br />
• offene mitfühlende Atmosphäre<br />
• Aufbruch der Isolation<br />
• Zugehörigkeitsgefühl<br />
• weibliche Gesellschaft<br />
• Modellcharakter<br />
• soziales Lernen<br />
Bedeutung der Stillberatung<br />
Ziel:<br />
- Aufbau einer Mutter-Kind-Beziehung<br />
(Abwägen Stillen/Flasche )<br />
- Heilungsprozess<br />
- Offenheit für die Bedürfnisse der<br />
Mutter<br />
- Liebevolle Begleitung<br />
Voraussetzung: Offene Haltung<br />
• Überlebende statt Opfer<br />
• Persönlichkeit wahrnehmen<br />
• Kleine Schritte<br />
Wissen und Fertigkeit<br />
• Hintergrundwissen über<br />
Missbrauch und Stillen<br />
• Professionelle Gesprächsführungstechnik<br />
• Achtsam (Trigger vermeiden)<br />
• Formulierung von Bedürfnissen<br />
und Ängsten<br />
Voraussetzung dafür:<br />
• Selbst-/Reflektion<br />
• Supervision<br />
• Setting: mehr Zeit, Störungsfreie<br />
Umgebung, Erreichbarkeit, Abklären<br />
von Grenzen<br />
• Interdisziplinäre Vernetzung<br />
Maßnahmen:<br />
• Beziehungsaufbau<br />
• Klare Grenzen<br />
• Kontinuität / Beständigkeit<br />
• weibliche Mitarbeiterinnen<br />
• Red flags beachten<br />
• Loben und Bestärken..<br />
• Screening auf Missbrauch<br />
schon bei der Anamnese<br />
o Konkrete Ausformulierung vorbereiten<br />
(dann aber nicht ablesen,<br />
sondern in eigenen<br />
Worten sagen)<br />
o Gesprächsbereitschaft signalisieren<br />
und Unterstützung anbieten<br />
o Aufarbeitungsstatus herausfinden<br />
o Details (Trigger vermeiden)<br />
Wann tritt die Situation auf?...<br />
o Bei bestehenden Gefahrensituationen<br />
Gewaltberatungsstellen<br />
vermitteln<br />
o Empowerment<br />
o Anzeigepflicht (gibt es für uns<br />
nicht) Unterstützung der Frau<br />
bei einer Anzeige möglich<br />
o Dokumentation – abklären<br />
Geburts- und Stillvorbereitung:<br />
• Info über Missbrauch<br />
• Vorbereitung was kann passieren<br />
• Anleiten der Frauen<br />
• Literatur<br />
• Wege finden<br />
Intensive Stillhilfe<br />
• Brust nicht berühren<br />
• Kreative Lösungen<br />
• Positives hervorheben<br />
• Schuldgefühle zu Täter schieben<br />
• Zur Selbstliebe anleiten<br />
• Stillgruppe<br />
• Milchpumpe,…<br />
• Notfall: im hier und jetzt abholen,<br />
Blickkontakt, Ansprechen, Anleiten<br />
zum Atmen, nicht alleine lassen.<br />
Zusammenfassung<br />
Erinnerungen tauchen oft auf. Es<br />
muss abgewogen werden ob Stillen<br />
positiv oder negativ erlebt wird.<br />
Möglicherweise ist Abstillen günstig,<br />
um einen Beziehungsaufbau<br />
zum Baby beginnen zu können.<br />
Dies ist ein Bewusstwerdungsprozess<br />
und erfordert eine bedürfnisorientierte<br />
Betreuung. Bei sichtbaren<br />
Vaginalen Verletzungen<br />
sind alle vorsichtiger, unsichtbare<br />
Verletzungen werden<br />
nicht beachtet!<br />
- 20 -
Gewalt an Frauen und Kindern hat<br />
viele Facetten Gewalt erkennen, Opfer unterstützen<br />
Mag. Maria Rösslhumer<br />
Politikwissenschaftlerin und Geschäftsführerin<br />
des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF<br />
Workshop – Mitschrift von Petra Hummer-Krenek<br />
AÖF ist die Dachorganisation der<br />
autonomen Frauenhäuser in Österreich,<br />
gegründet 1988 und ist die<br />
Koordinations-, Service- und Informationsdrehscheibe<br />
für die österreichischen<br />
Frauenhäuser.<br />
Es gibt zwei wichtige Einrichtungen:<br />
1. INFORMATIONSSTELLE GEGEN<br />
GEWALT: www.aoef.at<br />
informationsstelle@aoef.at<br />
2. FRAUENHELPLINE GEGEN<br />
GEWALT: 0800/222 555,<br />
www.frauenhelpline.at<br />
frauenhelpline@aoef.at<br />
Die Frauenhelpline ist die kostenlose<br />
telefonische Beratungseinrichtung<br />
und erste Anlaufstelle für<br />
alle Opfer von familiärer Gewalt in<br />
Österreich. Sie ist rund um die Uhr<br />
besetzt von 0 – 24 Uhr und an 365<br />
Tagen im Jahr erreichbar auch an<br />
Feiertagen, am Wochenende und<br />
in der Nacht. Mehrsprachliche<br />
Beratung zu bestimmten Zeiten:<br />
Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch,<br />
Englisch, Rumänisch, Türkisch<br />
(derzeit kein Russisch und<br />
Farsi/Dari).<br />
Zurzeit gibt es 30 Frauenhauseinrichtungen<br />
in Österreich mit 766<br />
Plätzen für Frauen und Kinder, ca.<br />
94 Plätze fehlen (860 Plätze).<br />
Laut Statistik gab es 2017 3.341<br />
Hilfesuchende, davon 1.634 Frauen<br />
und 1.707 Kinder (Anteil Migrantinnen:<br />
über 54%) in den Frauenhäusern.<br />
Bei der Frauenhelpline gab<br />
es 2017 7.945 Anrufe, das sind<br />
durchschnittlich 19 bis 20 Anrufe<br />
täglich. 2016 verhängte die Polizei<br />
8.637 Betretungsverbote, das sind<br />
im Durchschnitt 22 Betretungsverbote<br />
täglich.<br />
Laut einer Studie der Agentur der<br />
EU für Grundrechte aus 2014, erlebt<br />
jede 5. Frau ab ihrem 15. Lebensjahr<br />
physische und/oder sexuelle<br />
Gewalt. Jede 3. Frau wird ab<br />
ihrem 15. Lebensjahr sexuell belästigt<br />
und jede 7. Frau ist ab ihrem 15.<br />
Lebensjahr von Stalking betroffen.<br />
Nur jede 5. Frau weiß, wo sie sich<br />
bei Gewalt hinwenden kann!<br />
Jede 3. Frau hat bereits in der<br />
Kindheit körperliche, sexuelle oder<br />
psychische Gewalt durch Erwachsene<br />
erlebt. Schwangere Frauen<br />
sind besonders von Partnergewalt<br />
betroffen. 42% der Frauen, denen<br />
Gewalt in der Partnerschaft<br />
angetan wurde, waren Opfer von<br />
sexueller und körperlicher Gewalt.<br />
Jedes Jahr werden in Österreich<br />
schätzungsweise 25 bis 30 Frauen<br />
von ihren Partnern oder Ex-Partnern<br />
ermordet. Sie werden von<br />
einem Menschen, dem sie sehr<br />
nahe stehen, erschossen oder erstochen<br />
– manche vor den Augen<br />
ihrer Kinder. Oft ist der Mord der<br />
schreckliche Höhepunkt einer langen<br />
Gewaltgeschichte und meistens<br />
kündigen die Mörder ihre Tat<br />
vorher an.<br />
Es gibt 4 Formen der Gewalt<br />
1. Physische Gewalt: „Einfache<br />
Watsche“ bis hin zu Totschlag/<br />
Mordversuch oder Mord. Besonders<br />
gefährlich: Würgen und Misshandlungen<br />
während der Schwangerschaft.<br />
2. Psychische Gewalt: Isolation,<br />
Einschüchterung, Drohung,<br />
Selbstmorddrohungen, Nötigung<br />
und Zwang, Psychoterror/Stalking,<br />
Missbrauch von Abhängigkeit.<br />
3. Sexuelle Gewalt: Vergewaltigung<br />
und Zwang zu sexuellen Handlungen<br />
gegen den Willen.<br />
4. Finanzielle/Ökonomische Gewalt:<br />
Kein eigenes Bankkonto, Arbeitsverbot.<br />
Die Aufgabe der Gesellschaft ist es,<br />
möglichst viele verschiedene Hilfsmöglichkeiten<br />
und Schutzeinrichtungen<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
2009 wurde ein erster Leitfaden<br />
für Krankenhaus und medizinische<br />
Praxis gemeinsam mit 60 MedizinerInnen<br />
und VertreterInnen von<br />
Polizei und Opferschutz und des<br />
Vereins AÖF entwickelt.<br />
„Gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener<br />
Frauen“<br />
www.bmfj.gv.at/dam/jcr.../Gewalt<br />
gegenFrauenA4_minimiert_Home<br />
page.pdf<br />
ÄrztInnen und PflegerInnen sind<br />
eine wichtige Anlaufstelle, für ca.<br />
jede 3 betroffene Frau (27%) ist dies<br />
die erste Anlaufstelle, (FRA, 2014).<br />
82% der befragten Frauen (FRA,<br />
2014) wünschten sich, dass ÄrztInnen<br />
bei Verdacht auf Gewaltbetroffenheit<br />
adäquat ansprechen sollen<br />
bzw. sollen diese eine bessere<br />
Schulung erhalten.<br />
Erkennen von psychischer Gewalt/verborgene<br />
Gewalt<br />
Betroffene wirkt ängstlich, verschüchtert,<br />
meidet Blickkontakt<br />
und versucht Verletzungen zu verdecken<br />
oder herunterzuspielen.<br />
- 21 -
Erklärungen sind lückenhaft und/<br />
oder widersprüchlich und Erklärungen<br />
zum Entstehen der Verletzung<br />
stimmen nicht mit Art und Lage der<br />
Verletzung überein. Verschiedene<br />
Verletzungen in unterschiedlichen<br />
Heilungsstadien.<br />
Verschleppte Termine, unerklärlicher<br />
Zeitraum zwischen Verletzung<br />
und dem Aufsuchen medizinischer<br />
Hilfe. Wiederholte Besuche wegen<br />
verschiedenartiger multipler Beschwerden.<br />
Besuch von Notfallambulanzen<br />
und Unfallstationen erfolgt<br />
nachts, am Wochenende bzw.<br />
außerhalb der Öffnungszeiten von<br />
Arztpraxen/Doktorhopping.<br />
Chronische Beschwerden, die keine<br />
offensichtlichen physischen<br />
Ursachen haben. Physische Verletzungen<br />
während der Schwangerschaft<br />
und spätes Beginnen<br />
der Schwangerschaftsvorsorge,<br />
häufige Fehlgeburten, häufige Suizidversuche<br />
und -gedanken, Blutergüsse<br />
und Verletzungen an ganz<br />
bestimmten Stellen.<br />
Sensible Gesprächsführung -<br />
WIE SPRECHE ICH ES AN?<br />
Es ist wichtig, eine klare Haltung<br />
gegen Gewalt einzunehmen. Ein<br />
vertrauliches, sicheres und ungestörtes<br />
Gesprächsklima schaffen.<br />
Beim Gespräch, Geduld haben<br />
und die Glaubwürdigkeit nicht vorschnell<br />
anzweifeln. Man sollte beruhigen<br />
und sachlich bleiben.<br />
Gesprächsempfehlungen:<br />
„Kann es sein, dass Sie von einer<br />
anderen Person geschlagen, geschubst,<br />
getreten, verletzt wurden?“<br />
„Ihre Beschwerden können Ausdruck<br />
von Belastung sein. Gibt<br />
es etwas, das Ihnen viel Stress<br />
macht?“<br />
„Wie geht es Ihnen zu Hause?“<br />
„Fühlen Sie sich dort sicher?“<br />
„Viele Frauen erleben Gewalt von<br />
einer nahestehenden Person. War<br />
das bei Ihnen auch schon einmal<br />
der Fall?“<br />
„Wir wissen, dass viele Frauen in ihrer<br />
Familie Gewalt erleben. Deshalb<br />
fragen wir alle unsere Patientinnen<br />
danach: Wurden oder werden Sie<br />
von einer nahe stehenden Person<br />
verletzt, bedroht oder gedemütigt?“<br />
„Die Gewalt fängt nicht an, wenn<br />
einer einen anderen würgt.<br />
Sie fängt an, wenn einer sagt:<br />
„Ich liebe dich.<br />
Du gehörst mir“.<br />
Erich Fried<br />
Langzeitstillen aus<br />
psychotherapeutischer Sicht<br />
Verena Schindler BSc<br />
Kindergärtnerin, Psychologin, Psychotherapeutin<br />
in Ausbildung unter Supervision, Familiengerichtshelferin, 1 Kind<br />
Workshop – Mitschrift von Gabriele Koffler<br />
Der Workshop traf auf großes Interesse<br />
bei den Teilnehmern der<br />
Fachtagung und wurde auf Grund<br />
der hohen Anzahl der Anmeldungen<br />
sogar kurzfristig zwei Mal angeboten.<br />
Wir starteten mit einer allgemeinen<br />
Vorstellungsrunde und einem<br />
Erfahrungsaustausch zum Thema<br />
Langzeitstillen. Da wir als Teilnehmerinnen<br />
alle LLL-Stillberaterinnen<br />
oder BiAs waren, hatten wir alle<br />
große Erfahrung in diesem Bereich.<br />
Es wurde aber von fast jeder Frau<br />
berichtet, dass sie sehr häufig in ihrem<br />
persönlichen Umfeld (Familie,<br />
Freunde, Nachbarn, fremde Personen,<br />
Fachpersonal) wegen dem<br />
Stillen angegriffen wurde, wenn das<br />
Baby älter als einige Wochen war.<br />
So nach dem Motto: „Jetzt wird es<br />
aber schön langsam Zeit, dass das<br />
arme Kind etwas Gescheites zum<br />
Essen bekommt!“<br />
Bei diesem Erfahrungsaustausch<br />
kam in unserer Runde sehr schnell<br />
die Frage auf, von wo diese Informationen<br />
herkommen und ob es<br />
wissenschaftliche Beweise gegen<br />
das Langzeitstillen gibt?<br />
Die aktuellen Empfehlungen von<br />
der WHO und der AAP sind 6 Monate<br />
voll zu stillen und ab dem 7.<br />
Lebensmonat mit der Beikost zu<br />
starten, sowie weiterstillen mindestens<br />
bis zum ersten Geburtstag<br />
und weit ins zweite Lebensjahr hinein,<br />
solange es Mutter und Kind<br />
wünschen. Eine Altersbegrenzung<br />
nach oben gibt es nicht.<br />
Aussagen von Privatpersonen sind<br />
meist unreflektierte, eigene Erfahrungen<br />
oder übernommene Meinungen<br />
unserer Gesellschaft. Beim<br />
Thema Stillen hängt leider die Nahrungsmittelindustrie<br />
mit einem riesigen<br />
finanziellen Hintergrund mit<br />
drin und hat einen großen Einflussfaktor.<br />
In unserer Gesellschaft ist<br />
durch die Flaschenkultur der letzten<br />
zwei Generationen das Wissen<br />
um das Stillen fast verloren gegan-<br />
- 22 -
gen. Stillen ist nicht nur körperliche<br />
Funktion, sondern der Stillerfolg<br />
hängt auch stark vom sozialen Lernen<br />
ab. Die Flasche ist die Norm –<br />
nicht das Stillen!<br />
Beim Fachpersonal (Ärzte, Krankenschwestern,<br />
Hebammen, Psychologen,<br />
Psychotherapeuten,<br />
Ernährungsberatung, Kleinkinderbetreuung,…)<br />
sollte es aber anders<br />
aussehen.<br />
Die Stillberatung vom Fachpersonal<br />
sollte evidencebased sein.<br />
Tatsache ist aber, dass es im medizinischen<br />
Bereich keinen anderen<br />
Bereich gibt, der so wenig evidencebased<br />
und so stark „eminenzbased“<br />
(abgeleitet von Eminenz) gehandhabt<br />
wird.<br />
Bereits in den Ausbildungen (Ärzte,<br />
Krankenschwester, Hebamme,<br />
Psychologe,…) wird meist sehr<br />
wenig / kein Wert auf korrekte Informationen<br />
zum Thema Stillen und<br />
Laktation gelegt.<br />
Sehr häufig kommen die Informationen<br />
über das Thema Stillen von<br />
den Vertretern der Nahrungsmittelindustrie.<br />
Tatsache ist aber…<br />
Es gibt keine Informationen über<br />
negative Auswirkungen des Langzeitstillens<br />
in der Fachliteratur!<br />
Stillen scheint meist gar nicht auf!<br />
Stillen in Kombination mit Bindung<br />
wird aber positiv formuliert.<br />
Stillen ist kein Thema in der Ausbildung<br />
von Psychologen und Psychotherapeuten!<br />
Es gibt dadurch auch kein Fachwissen<br />
in dieser Berufsgruppe!<br />
Von wo kommen dann die vielen<br />
negativen Aussagen, oft sogar<br />
Drohungen, von den Fachleuten?<br />
- Kulturelles / gesellschaftliches<br />
Problem<br />
- Siegmund Freud: „Kinder erleben<br />
Lust beim Stillen“.<br />
- Brust als Nahrungsaufnahme wird<br />
akzeptiert. Gerade wenn es um ein<br />
sehr kleines Baby handelt.<br />
- Brust in der Sexualität wird ebenfalls<br />
akzeptiert.<br />
- Stillen als Lustbefriedigung für<br />
das Baby wird in unserer Gesellschaft<br />
aber nicht akzeptiert.<br />
- Außerdem spielen falsche Vorstellungen,<br />
Unwissenheit, Macht, Neid,<br />
schlechtes Gewissen, Frust, Trauer,<br />
Leistungsdenken, Wohlstandsdenken<br />
und auch unsere Nazi-Geschichte<br />
stark mit hinein.<br />
- Stillen ist es nicht alleine – es ist<br />
das Gesamtkonzept.<br />
- Oft wird auch von missbräuchlichen<br />
Stillbeziehungen gewarnt.<br />
- Missbrauch von Kindern passiert<br />
aber meist außerhalb des Stillens.<br />
- Großes Thema im Zusammenhang<br />
mit Langzeitstillen ist auch<br />
immer wieder die Selbstständigkeit<br />
bzw. Abhängigkeit des Kindes von<br />
der Mutter.<br />
- Es wird auch immer wieder davor<br />
gewarnt, die orale Phase durch das<br />
Stillen unnötig bzw. schädigend zu<br />
verlängern. Die orale Phase bleibt<br />
das ganze Leben erhalten (Essen,<br />
Küssen,…) und das ist nichts<br />
Schlechtes.<br />
- Der Lustgewinn für die Mutter<br />
beim Stillen ist ein absolutes Tabuthema.<br />
Welche Empfehlungen kann<br />
man einer Mutter mitgeben,<br />
wenn sie durch das Langzeitstillen<br />
angegriffen und verunsichert<br />
wird?<br />
- Gegenfragen stellen<br />
- Beim Fachpersonal nach evidenzbasierten<br />
Quellen der Aussagen<br />
fragen (Studien, Fachliteratur, Veröffentlichungen)<br />
- Aushalten, dass das soziale Umfeld<br />
bzw. Fachpersonal die Situation<br />
eines langzeitgestillten Mutter-Kind-Paares<br />
nicht aushaltet.<br />
- Stillen ist für mich etwas sehr intimes<br />
und meine eigene Entscheidung.<br />
In anderen intimen Situationen<br />
(Sexualität) möchte ich auch<br />
gerne meine eigenen Entscheidungen<br />
treffen und mich nicht von anderen<br />
Personen beeinflussen lassen.<br />
Niemand möchte das!<br />
- In der Schwangerschaft und beim<br />
Stillen glaubt jeder, er darf bzw.<br />
kann seine Meinung dazu äußern.<br />
Lernen sich abzugrenzen!<br />
- Austausch mit anderen Müttern,<br />
die in der gleichen Lebensphase<br />
sind bzw. gute Erfahrung mit dem<br />
Thema Langzeitstillen haben.<br />
- Besuch einer LLL-Stillgruppe.<br />
- Information über Langzeitstillgruppen.<br />
Für mich persönlich war dieser<br />
Workshop wieder einmal ein deutlicher<br />
Hinweis, wie wichtig unsere<br />
Arbeit und Erfahrungen in der<br />
Stillberatung sind. Es ist ein sehr<br />
umfangreiches und spannendes<br />
Thema und sollte in unseren Stillgruppen<br />
bzw. Stillberatungsgesprächen<br />
mit jungen Eltern ganz<br />
bewusst Platz finden.<br />
- 23 -
Mut tut gut<br />
Mag. Silke Grangl<br />
Psychologin, Pädagogin<br />
Individualpsychologische Beratung, Encouragingtraining nach Schoenaker,<br />
Encouraging Coach, Mototherapeutin, 3 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Kerstin Schürz-Schmidhammer<br />
Die erste Überraschung dieses<br />
sehr abwechslungsreichen Workshops<br />
war, dass wir nicht so viel loben<br />
sollten, sondern nur ermutigen.<br />
Der Grund dafür liegt einfach daran,<br />
dass das Lob vergangenheitsorientiert<br />
ist und nur nach mehr verlangt.<br />
Im Gegenzug dazu sollten wir unser<br />
häufiges, gut gemeintes „toll<br />
machst du das“, „spitze“, „super“<br />
bleiben lassen und mehr auf das<br />
Kind in der Situation eingehen.<br />
Leider bekommen unsere Kinder<br />
bereits in den ersten Lebensjahren<br />
schon sehr viele Glaubensgrundsätze<br />
mit, die großteils Kritik beinhalten<br />
und kaum eine positive und<br />
stärkende Förderung beinhalten.<br />
Das führt dazu, dass sich sehr viele<br />
Kinder und Jugendliche unbeobachtet<br />
fühlen und denken, dass<br />
sie für ihre Eltern kaum interessant<br />
sind. Kinder möchten, dass wir uns<br />
mit ihnen verbinden, aufmerksam<br />
sind und sie ernsthaft wahrnehmen.<br />
Gefühle wie Wut, Ärger oder<br />
Traurigkeit sind in unserer Gesellschaft<br />
nicht erwünscht. Deshalb<br />
werden diese Emotionen auch selten<br />
sicher begleitet.<br />
Dabei hat jedes Verhalten einen<br />
Grund, eine Ursache und passiert<br />
nicht aus bösartiger Provokation,<br />
sondern nur aus fehlenden Bedürfnissen.<br />
Kinder wollen auch wichtig<br />
sein.<br />
Ein ganz wichtiger Satz sollte für jeden<br />
Menschen sein:<br />
„Ich gehöre dazu, auf mich kommt<br />
es an, ich bin wichtig.“<br />
Wir alle sind entscheidungsfähige<br />
Wesen, die, auch wenn wir es<br />
noch anders vorgelebt bekommen<br />
haben, unsere Verhaltensweisen<br />
ändern können.<br />
Wir können darauf achten, unseren<br />
Kindern ein gutes Fundament<br />
zu bieten, indem wir sie freundlich<br />
und achtsam behandeln. Dies ist<br />
natürlich gerade in Extremsituationen<br />
sehr schwierig, aber umso<br />
wichtiger.<br />
Wir sollten die Zeit nutzen, die wir<br />
haben, um aus den Kindern achtsame<br />
und selbstbewusste Menschen<br />
zu machen.<br />
„Es ist nie zu spät -<br />
aber immer höchste Zeit.“<br />
Alfred Adler<br />
- 24 -
Ermutigende Erziehung aus der Sicht der Individualpsychologie<br />
Man braucht Mut – Für eine bessere Bewältigung der Lebensaufgaben<br />
Memorandum vom Kind an die Erzieher - von Vicky Soltz<br />
1. Verwöhne mich nicht! Ich weiß ganz gut, dass ich<br />
nicht alles, was ich verlange, haben muss. Ich teste<br />
Dich ja nur.<br />
2. Hab´ keine Angst, mit mir bestimmt umzugehen. Ich<br />
ziehe es vor. Dann weiß ich, woran ich bin.<br />
3. Zwinge mich nicht! Das lehrt mich, dass nur Macht<br />
zählt. Ich reagiere besser auf Anleitung.<br />
4. Sei nicht wechselhaft! Das verwirrt mich und ich versuche<br />
umso mehr alles zu erreichen, was ich will.<br />
5. Mach´ keine Versprechungen! Es könnte sein, dass<br />
Du sie nicht einhalten kannst. Das erschüttert mein<br />
Vertrauen zu Dir.<br />
6. Fall´ nicht auf meine Herausforderungen herein,<br />
wenn ich etwas sage oder tue, nur um Dich aus der<br />
Fassung zu bringen! Dann werde ich nämlich versuchen,<br />
noch mehr solche „Siege“ zu erringen.<br />
7. Sorge Dich nicht zu sehr, wenn ich sage „Ich hasse<br />
Dich“! Ich mein´ es ja nicht so, ich möchte nur, dass es<br />
Dir leid tut, wenn Du mir etwas angetan hast.<br />
8. Mach´ nicht, dass ich mich kleiner fühle, als ich bin!<br />
Dann werde ich mich auch wie ein Kamerad benehmen.<br />
9. Tu´ nichts für mich, was ich selbst tun kann! Sonst<br />
fühle ich mich wie ein Baby und stelle Dich weiterhin in<br />
meinen Dienst.<br />
10. Befasse Dich nicht zu sehr mit meinen schlechten<br />
Gewohnheiten! Das veranlasst mich nämlich, sie zu behalten.<br />
11. Korrigiere mich nicht vor anderen Leuten! Es beeindruckt<br />
mich viel mehr, wenn Du ruhig und allein mit mir<br />
sprichst.<br />
12. Versuche nicht, mein Benehmen während eines<br />
Streits zu besprechen! Ich kann zu dieser Zeit nicht so<br />
gut zuhören und meine Mitarbeit ist noch schlechter.<br />
Du kannst ja handeln, aber besprechen sollten wir es<br />
später.<br />
13. Versuche nicht zu predigen! Du wirst Dich wundern,<br />
wie gut ich weiß, was richtig oder falsch ist.<br />
15. Sag´ mir nicht, dass meine Fehler Sünden sind. Ich<br />
muss lernen, Fehler zu machen, ohne zu glauben, dass<br />
ich deshalb schlecht bin.<br />
16. Nörgle nicht! Um mich zu schützen, muss ich tun,<br />
als ob ich taub wäre.<br />
17. Verlange keine Erklärungen für mein falsches Benehmen!<br />
Ich weiß wirklich nicht, warum ich es getan<br />
habe.<br />
18. Stelle meine Ehrlichkeit nicht in Frage! Ich bekomme<br />
leicht Angst und erzähle Lügen.<br />
19. Vergiss nicht, dass ich gerne Experimente mache!<br />
Ich lerne davon, darum lass´ mich experimentieren.<br />
20. Schütze mich nicht vor Folgen! Ich muss aus Erfahrung<br />
lernen.<br />
21. Schenke meinen kleinen Leiden nicht so viel Aufmerksamkeit!<br />
Es könnte sein, dass ich sonst eine<br />
schwache Gesundheit zu schätzen lerne, weil sie mir<br />
so viel Aufmerksamkeit einträgt.<br />
22. Entziehe Dich nicht, wenn ich wirklich etwas wissen<br />
will! Sonst wirst Du merken, dass ich aufhöre zu<br />
fragen und mir woanders Antworten suche.<br />
23. Beantworte dumme, bedeutungslose Fragen nicht!<br />
Ich möchte Dich nur mit mir beschäftigen.<br />
24. Denk´ nicht, es sei unter Deiner Würde, Dich bei<br />
mir zu entschuldigen! Eine ehrliche Entschuldigung erzeugt<br />
bei mir warme Gefühle Dir gegenüber.<br />
25. Werde nicht ängstlich, wenn ich mich fürchte! Denn<br />
dann werde ich noch furchtsamer. Zeig´ mir lieber Mut!<br />
26. Vergiss nicht, dass ich ohne sehr viel Verständnis<br />
und Ermutigung nicht gedeihen kann, aber das brauche<br />
ich Dir doch gar nicht zu sagen, oder?<br />
27. Behandle mich, wie Du Deine Freunde behandelst!<br />
Dann werde ich auch Dein Freund sein.<br />
Denke daran, dass ich mehr von einem Vorbild<br />
als von einem Kritiker lerne!<br />
14. Sorge Dich nicht, dass Du zu wenig Zeit für mich<br />
hast! Was zählt ist, wie wir diese Zeit verbringen.<br />
- 25 -
Stillen x 2, Zwillinge stillen –<br />
eine Herausforderung<br />
Birgit Müller<br />
LLL Beraterin, Dipl. Sozialpädagogin<br />
dzt. Großfamilienmanagerin, 6 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Barbara Nirschi<br />
Erfahrungsbericht vom Stillen eines Zwillingspärchens<br />
Birgit Müller ist Mutter von vier Kindern<br />
als sie erfährt, dass sie Zwillinge<br />
bekommen wird. Ab diesem<br />
Zeitpunkt sah sie überall nur mehr<br />
Zwillingskinderwägen (sensible Phase).<br />
Weltweit nehmen Mehrlingsgeburten<br />
zu. 2011 lag der Rekord bei<br />
3,6% in Ö. Hingegen sind 2017 mit<br />
3,1% wieder weniger Zwillinge in<br />
Österreich auf die Welt gekommen.<br />
Mit zunehmendem Alter steigt die<br />
Wahrscheinlichkeit, denn ab dieser<br />
Zeit wird vermehrt FSA gebildet. 35-<br />
40 Jährige Frauen bekommen doppelt<br />
so oft Zwillinge wie 20-Jährige.<br />
Ein weiterer Grund für steigende<br />
Mehrlingsgeburten mit zunehmendem<br />
Alter sind auch die Invitro-Befruchtungen.<br />
Grundsätzlich ist eine vaginale Geburt<br />
bei Zwillingen möglich, sofern<br />
das „untere“ Baby in Schädellage<br />
liegt. Bei einer Zwillingsschwangerschaft<br />
wird aber meist der Mutter<br />
ein Kaiserschnitt nahegelegt.<br />
Birgit bekam ihre Zwillinge in der<br />
Schwangerschaftswoche 37 + 2 per<br />
Kaiserschnitt, weil sich das zweite<br />
Baby in Querlage befand. Eine vaginale<br />
Geburt wäre für das zweite<br />
Kind ein Risiko gewesen, es hätte<br />
sein können, dass es sich nicht dreht<br />
und wäre möglicherweise quer „runtergerutscht“<br />
und unterversorgt gewesen.<br />
Birgit war zu dem Zeitpunkt<br />
schon Stillberaterin. Trotz PDA lag<br />
sie nach der Geburt im Aufwachraum,<br />
so übernahm ihr Mann das<br />
erste Bonding. Gerade in der ersten<br />
halben Stunde nach der Geburt ist<br />
dies sehr wichtig. Kurz nach der Geburt<br />
meinte eine Schwester zum Vater,<br />
dass das Baby bereits die Brust<br />
suche und ob sie ihm nicht schon<br />
ein Fläschchen geben sollten. Aber<br />
der Vater antwortete ganz geistesgegenwärtig,<br />
dass seine Frau sehr<br />
viel Wert aufs Stillen lege. Birgit<br />
wollte die Zwillinge unbedingt stillen,<br />
doch hatte sie nicht genug Milch<br />
und wog sie deshalb nach jeder<br />
Mahlzeit. Da die Kleinen von Anfang<br />
an etwas Gewichtsprobleme hatten,<br />
versteckte ihr Mann bald die Waage,<br />
damit sie es nicht übertreiben<br />
konnte und wieder zur Ruhe finden<br />
würde. Die Zwillinge wurden ab dem<br />
3. Lebensmonat nicht mehr vollgestillt<br />
da gesundheitliche Probleme<br />
auftauchten. Prinzipiell ist zu sagen,<br />
dass jede (Zwillings-)Geburt anders<br />
verläuft und spezielle Situationen<br />
entstehen können, z.B. Bonding ist<br />
nur mit einem Baby möglich, weil<br />
das andere in den Brutkasten muss.<br />
Fragen wurden in Kleingruppen<br />
ausgearbeitet und danach von Birgit<br />
ergänzt.<br />
Habe ich genug Milch für Zwei?<br />
Meistens ja! Kann sein, muss aber<br />
nicht! Es kommt auch immer drauf<br />
an, ob die Mutter sehr unter Stress<br />
steht und wie sich dieser Stress bei<br />
ihr auswirkt. Ob sie Unterstützung<br />
hat, nicht nur in der ersten Zeit, sondern<br />
das ganze erste Lebensjahr<br />
über. Wie stark sind ihre Verspannungen?<br />
Gedeihen beide Kinder<br />
gut? Die Familie kann und muss individuell<br />
entscheiden, ob gestillt werden<br />
soll oder Fläschchen gegeben<br />
- 26 -
wird, ganz ohne Schuldzuweisung.<br />
Ganz wichtig auch: Zwillingsmamas<br />
bestärken Hilfe zu holen. Am besten<br />
gelingt das, wenn eine andere Zwillingsmama<br />
von ihren Erfahrungen<br />
schildert und die Mama bestärkt ihren<br />
Wünschen nachzugehen.<br />
Muss ich Zwillinge generell<br />
zufüttern?<br />
Nein, wichtig ist es die Perzentilen<br />
der Kinder zu beobachten und bei<br />
medizinischer Notwendigkeit sofort<br />
zu handeln. Auf ein gutes Pumpmanagement<br />
hinzuweisen und eine<br />
gute Unterstützung/Begleitung der<br />
Mutter können wesentlich zum Stillerfolg<br />
beitragen. Auch eine Familienhelferin<br />
zB von der Caritas oder<br />
kurzfristig vom Verein KiB sind eine<br />
gute Unterstützung.<br />
Welche Stillposition?<br />
Welche Stillposition die beste ist,<br />
kann eine jede Mutter nur selbst<br />
herausfinden. Ausprobieren ist<br />
die Lösung. Müller Birgit fand die<br />
Footballhaltung sehr hilfreich beziehungsweise<br />
meinte sie, dass sie<br />
die Kinder „übereinander gestapelt“<br />
hat.<br />
Haben beide gleichzeitig Hunger?<br />
Manchmal. Aber so viel ist klar, eines<br />
schreit immer. Stillen ist nicht<br />
nur Hunger sondern auch Beruhigungsmittel<br />
Nr. 1.<br />
Stillen nach Bedarf?<br />
Prinzipiell ja! Aber dabei auch auf<br />
die Charaktere der Kinder achten.<br />
Es kann ein Zwilling sehr aufbrausend<br />
sein und der andere still und<br />
zufrieden, obwohl er mehr Muttermilch<br />
bräuchte. Es kann auch hilfreich<br />
sein das „stärkere Kind“ zuerst<br />
anzulegen, damit dieses den Milchspendereflex<br />
auslöst und dann das<br />
„schwächere Kind“ anlegen, damit<br />
es schneller zur sättigenderen Milch<br />
kommt.<br />
Tandem oder Einzeln stillen?<br />
Anfangs wird meistens eher tandemgestillt,<br />
da beide Kinder meist<br />
zur selben Zeit die Nähe der Mutter<br />
suchen und es ungemein Zeit spart.<br />
Das ändert sich, sobald die Babys<br />
älter werden. Spätestens, wenn die<br />
Kinder mobiler sind, kommen sie<br />
öfter einzeln kurz „auftanken“ und<br />
versinken dann wieder im Spiel.<br />
Auch aus gesellschaftlichen Gründen<br />
kann es so kommen, dass die<br />
Zwillinge nicht mehr in der Öffentlichkeit<br />
tandemgestillt werden, weil<br />
das Stillen eines größeren Kindes<br />
in der Öffentlichkeit schon die Aufmerksamkeit<br />
erregt und wenn zwei<br />
größere Kinder zeitgleich gestillt<br />
werden, wäre das vermutlich zu viel.<br />
Jedem Kind seine eigene Brust?<br />
Nein, das muss nur unter bestimmten<br />
Umständen sein. Grundsätzlich<br />
ist es am besten beide Seiten anzubieten<br />
auch um an beiden Seiten die<br />
Milchproduktion gut anzuregen, weil<br />
die Säuglinge einen unterschiedlich<br />
stark ausgeprägten Saugreflex haben.<br />
Es kann sein, dass die Kinder<br />
ihren „Lieblingsbrust“ finden, das<br />
kommt aber meist erst sobald sie<br />
mobiler sind. Bekommen die Kinder<br />
zusätzlich die Flasche, soll diese<br />
zwischendurch immer mal wieder<br />
kurz aus dem Mund des Babys herausgenommen<br />
werden, sodass es<br />
auch hier selbst regeln kann wie viel<br />
es trinkt und nicht automatisch austrinken<br />
„muss“. Bei Soor oder anderen<br />
ansteckenden Erkrankungen<br />
ist es jedoch sehr wichtig, darauf zu<br />
achten, dass jedes Kind immer an<br />
derselben Seite trinkt, sodass sie<br />
sich nicht gegenseitig anstecken-<br />
Ein guter Tipp am Rande: Taxidienst<br />
für ältere Kinder können von anderen<br />
übernommen werden z.B. Kind<br />
A muss zum Ballett, Kind B zum<br />
Fußball, mit den Eltern der Kinderfreunde<br />
Gemeinschaften bilden.<br />
Laden Sie sich die Personen ein,<br />
die sie beim Stillen von Zwillingen<br />
unterstützen, die anderen nicht. (frei<br />
gekürzt)<br />
Wichtig auch als Außenstehender<br />
ist es zu unterstützen und nicht zu<br />
bewerten und ggf anbieten Hilfe zu<br />
holen.<br />
- 27 -
Zu früh geboren –<br />
von Geburt bis Entlassung<br />
Jaqueline Lugmayr<br />
DGKS, DKKS, IBCLC, Trageberaterin<br />
2 Kinder<br />
Workshop – Text von Jaqueline Lugmayr<br />
In erster Linie war das Ziel des Vortrages,<br />
nicht aus BiAs oder Beraterinnen<br />
„Fachfrauen“ für Frühgeborene<br />
zu machen. Aber ich bin<br />
der Meinung, dass man nur Dinge<br />
verstehen und zielgeführt reagieren<br />
kann, wenn man sich ein bisschen<br />
Hintergrundwissen angeeignet hat.<br />
Niemand muss und kann alles wissen<br />
und können. Umso schön fand<br />
ich das große Interesse an dem<br />
Thema Frühgeborene und freute<br />
mich über einige „Aha“-Momente<br />
während des Vortrages. Denn sowas<br />
macht dann Sinn!<br />
Interessant war bestimmt schon<br />
mal, dass es in der Definition eines<br />
Frühgeborenen Unterschiede gibt.<br />
So gilt ein geborenes Baby vor der<br />
vollendeten 37. Schwangerschaftswoche<br />
als Frühgeburt. Dazu gibt<br />
es noch weitere Abstufungen, die<br />
allerdings mehr dem medizinischen<br />
Personal hilfreich sind als uns in der<br />
Stillberatung.. Babys, die als Frühchen<br />
geboren werden, haben ab<br />
der 24. SSW eine Überlebenschance.<br />
Je weiter die Schwangerschaft<br />
vorangeschritten ist, desto besser.<br />
Und zwar im genaueren Sinn,<br />
besser für alle, zwar vorhandenen,<br />
aber noch sehr unreifen Organe -<br />
allen voran die Lunge. Denn ab der<br />
24. SSW ist diese „erst“ maschinell<br />
zu beatmen. Vorher wäre es<br />
gar nicht möglich, das Frühchen<br />
mit Sauerstoff zu versorgen. Das<br />
hängt mit einer Substanz namens<br />
Surfactend zusammen. Diese wird<br />
in der 24. SSW gebildet und kleidet<br />
alle Lungenbläschen (Alveolen) von<br />
innen her aus, um diese elastisch<br />
und dehnbar zu machen. Nur so<br />
können sich die Lungenbläschen<br />
(Alveolen) mit Sauerstoff „füllen“.<br />
Das ist auch der Grund für die<br />
„Lungenreife-Spritze“ bei zu früher<br />
Geburtsbestrebungen. Denn durch<br />
dieses cortisonhaltige Medikament<br />
wird die Produktion des Surfactend<br />
angekurbelt. So wird sichergestellt,<br />
dass es zu einer besseren Selbstatmung<br />
oder im Notfall zu einer besseren<br />
Beatmung kommt.<br />
In der Regel werden Frühchen gesund<br />
geboren. Doch durch die Unreife<br />
der Organe kann es zu vielen<br />
verschieden Problemen kommen.<br />
Die Hauptprobleme stellen die<br />
Lunge, die Nieren, das Gehirn, der<br />
Darm, das Herz und das unreife<br />
Immunsystem dar. Diese werden,<br />
so gut wie nur möglich, durch die<br />
sehr gute Intensivmedizin stabilisiert.<br />
Allerdings gibt es keine<br />
„Frühchen-Medikamente“. Medikamente<br />
werden auf das Körpergewicht<br />
des Frühchens herunter<br />
gerechnet. Häufig kommt es da zu<br />
Medikamentengaben von 0,1 ml<br />
über die Venen. Ebenso können<br />
Frühgeborene ohne die pflegerische<br />
Intensivmedizin nicht überleben.<br />
Dazu gehört der Inkubator, die<br />
Ernährung und die Frühchenpflege<br />
(Körperpflege, hohe Hygiene,<br />
Medikamentenverabreichung und<br />
Vitalzeichenkontrolle), die von den<br />
Krankenschwestern durchgeführt<br />
wird.<br />
Die Ursachen einer Frühgeburt sind<br />
sehr unterschiedlich, allen voran Infektionen<br />
während der Schwangerschaft,<br />
aber ebenso die psychische<br />
und physische Belastung in der<br />
Schwangerschaft, Erkrankungen<br />
der Mutter, Mehrlingsschwangerschaft<br />
oder das Alter der Mutter.<br />
Dabei sind nicht alleine die Spätgebärenden<br />
gemeint.<br />
Der Fokus wurde auch auf die<br />
Late Preterm Babys gelegt. Denn<br />
„diese Babys“ können uns im Stillberatungsalltag<br />
eher unterkommen.<br />
Wenn ein Baby zwischen der<br />
34+0 bis 36+6 SSW geboren wird,<br />
spricht man von einem Late Preterm<br />
Baby. Diese wurden noch vor<br />
ein paar Jahren in der klinischen<br />
Stillberatung und Stillunterstützung<br />
nicht so beachtet. Es wurde davon<br />
ausgegangen, dass sie eben „nur“<br />
etwas kleinere Neugeborene waren<br />
und so nicht viel Unterstützung<br />
bräuchten. Allerdings erkannte man<br />
doch schnell, dass durch die hohe<br />
Müdigkeit eines Late Preterm Babys<br />
sich diese nicht selbstständig<br />
zum Stillen melden. Sie verschlafen<br />
quasi ihren Hunger und verlieren<br />
so schnell an Gewicht, was<br />
verheerende Folgen im Bereich<br />
der Entwicklung des Neugeborenen<br />
hätte in Bezug auf Blutzucker,<br />
Blutdruck und Gehirnentwicklung.<br />
Wenn jedoch jetzt ein Late Preterm<br />
Baby geboren wird, was ja keine<br />
allzu große Seltenheit ist, wird sehr<br />
genau darauf geachtet, dass das<br />
Stillen von Anfang an gut ins Laufen<br />
kommt. Babys, die in dieser<br />
Schwangerschaftswoche geboren<br />
wurden, kommen zur Überwachung<br />
auf eine Neonatologie und<br />
werden in Bezug auf Körpertemperatur,<br />
Ernährung, aber auch durch<br />
Regulation des „Reizeinfluss“ intensiv<br />
betreut.<br />
Ebenso wichtig erschien mir das<br />
Thema rund um die Geburt und die<br />
- 28 -
Aufnahmesituation. Viele Einzelheiten<br />
bei der Versorgung einen Frühchens<br />
wie zum Beispiel mögliche<br />
Beatmung, Blutdruckmanschette,<br />
Sauerstoffsensor, grelles Licht,<br />
viele Hände und viele andere eigentlich<br />
„unnatürlichen“ Reize nach<br />
einer Geburt, geben Aufschluss<br />
darauf, was es im Gegenzug zu<br />
einem Neugeborenen für ein Frühchen<br />
bedeutet, geboren zu werden.<br />
Denn ein termingerechtes Neugeborenes<br />
liegt in der Regel nach der<br />
Geburt bei der Mutter auf der Brust<br />
und beginnt im besten Fall zu stillen.<br />
Von daher ist es nur verständlich,<br />
dass Mutter, Kind und Vater in<br />
der kommenden Zeit einiges aufzuarbeiten<br />
haben. Doch mit viel Geduld,<br />
meiner Meinung nach guter<br />
psychologischer und der sowieso<br />
medizinischen Begleitung ist dieser<br />
Weg ebenso gut zu schaffen. Ich<br />
finde, dass es auf einer Neonatologie<br />
ein permanentes Angebot an<br />
psychotherapeutischer Betreuung<br />
geben muss. Quasi eine Dauer-Anlaufstelle<br />
für Mamas/Eltern. Auch<br />
abends, weil da am meisten die<br />
Gedanken der Eltern/Mamas zu<br />
kreisen beginnen. Dieses Angebot<br />
sollte weit über den Entlassungstermin<br />
hinausgehen und allen Müttern/Eltern<br />
in verschiedenen Krankenhäusern<br />
mit Neos zustehen.<br />
Selbstverständlich wurde auch das<br />
Thema Muttermilch vorgetragen.<br />
Nicht, dass ich davon ausging, jemand<br />
belehren zu müssen bei der<br />
LLL. Viel mehr, um ein Verständnis<br />
zu vermitteln, warum sehr häufig<br />
nicht voll gestillt werden kann. Oder<br />
warum zuerst keine Muttermilch,<br />
sondern Frühgeborenennahrung<br />
verabreicht wird. Natürlich wäre<br />
es das allerbeste, wenn Frügeborene<br />
als aller erstes das Kolostrum<br />
bekommen würden. Aber<br />
das hängt leider vom jeweiligen<br />
Krankenhaus, dem Gestationsalter<br />
und dem Gesundheitszustand von<br />
Mutter und Kind zusammen. Es<br />
wird grundsätzlich sehr rasch mit<br />
der Ernährung über eine Magensonde<br />
begonnen. Denn der Körper<br />
braucht, egal wie klein er auch sein<br />
mag, Energiezufuhr. Von Glucose<br />
und Maltodextrin ist man Gott sei<br />
Dank bereits weit abgekommen.<br />
Doch wenn die Mutter zum Beispiel<br />
eine Cytomegalieinfektion<br />
(CMV) hat oder diese ungewiss<br />
ist, wird bei sehr frühen Frühchen<br />
auf Kolostrumgabe verzichtet. Dies<br />
ist allerdings sehr abgängig vom<br />
Krankenhaus. Soweit ich weiß, wird<br />
in Salzburg, immer und von Anfang<br />
an Kolostrum gefüttert. Im KH Wels<br />
wird bei CMV das Kolostrum und<br />
die Muttermilch für mindestens 24<br />
Stunden eingefroren. Bei weiterer<br />
Muttermilch-Ernährung wird selbstverständlich<br />
immer zuerst die Muttermilch<br />
verabreicht. Sollte es dabei<br />
mit der Menge zu knapp werden,<br />
wird mit Frühgeborenennahrung<br />
aufgefüllt. Je älter die Frühgeborenen<br />
werden, desto mehr Menge an<br />
Muttermilch oder Frühgeborenennahrung<br />
erhalten sie. Die Menge<br />
wird nach Körpergewicht, welches<br />
alle drei Tage eruiert wird, berechnet.<br />
Die Ernährung findet zu Anfang<br />
passiv statt. Das bedeutet, dass<br />
die Menge an Muttermilch oder<br />
Nahrung über eine Magensonde<br />
verabreicht wird. Das Baby saugt<br />
dabei an einem in mit Muttermilch<br />
gedrängtem Wattestäbchen, um<br />
die Verbindung des oralen Inputs<br />
mit dem Sättigungsgefühl zu festigen.<br />
Allerdings wird immer ganze<br />
die Menge an Milch verabreicht.<br />
Sie können nicht selbst steuern,<br />
ob und wann sie „eigentlich“ genug<br />
haben. Dies kann durchaus später<br />
zu Schwierigkeiten bei der weiteren<br />
Ernährung führen. Und damit meine<br />
ich nicht nur bei den Kindern.<br />
Auch die Eltern haben, von Anfang<br />
an, einen starken Fokus auf die Ernährung<br />
und Gewicht. Das kann<br />
durchaus zu starken Spannungen<br />
führen.<br />
Eltern werden so bald als möglich<br />
in diePflege und Ernährung miteinbezogen.<br />
Mütter werden über<br />
das Pumpen und aufbewahren<br />
der Muttermilch informiert. Dies<br />
erschwert sich, sobald die Mamas<br />
aus dem Krankenhaus entlassen<br />
werden, denn es ist häufig so, dass<br />
diese weiter weg wohnen und/<br />
oder bereits ältere Kinder zu versorgen<br />
haben. Man merkt ihnen<br />
an, wie schwer es ihnen fällt, nicht<br />
rund um die Uhr bei ihrem Kind<br />
sein zu können. Besonders bei der<br />
Milchmenge ist dieser Stress zu erkennen.<br />
Sobald das frühgeborene<br />
Baby nicht mehr intubiert ist, kann<br />
es täglich zum Kuscheln für drei<br />
Stunden auf die Brust von Mama<br />
oder Papa aus dem Inkubator. Dies<br />
wird als „Känguruhn“ bezeichnet<br />
und ist immer wieder ein besonderer<br />
Moment für die Eltern. An<br />
den Vitalzeichen der Babys, also<br />
Sauerstoffsättigung, Blutdruck und<br />
Körpertemperatur, erkennt man,<br />
dass ihnen diese Kuschelzeit sehr<br />
guttut. Auch medizinisch gesehen<br />
wird Känguruhn befürwortet, da<br />
man bereits weiß, wie sehr es die<br />
gesundheitliche Entwicklung des<br />
Babys fördert.<br />
Nach und nach werden intensivmedizinische<br />
Maßnahmen reduziert.<br />
Das Baby nimmt an Gewicht<br />
zu, stabilisiert sich im Blutdruck,<br />
Atmung und Körpertemperatur. Mit<br />
einem Gewicht von 2500 g wird<br />
das Baby in einen anderen Bereich<br />
(NIMCU) der Station verlegt.<br />
Dort wird Schritt für Schritt darauf<br />
hingearbeitet, dass sich das Baby<br />
von der Magensonde entwöhnen<br />
lässt und die Eltern so viel wie nur<br />
möglich selbst an der Pflege ihres<br />
Babys übernehmen wie Baden,<br />
Wickeln, Ankleiden mit bereits eigenen<br />
Gewand. Die Magensondenentwöhnung<br />
ist wichtig, denn kein<br />
Baby soll primär mit Magensonde<br />
nachhause gehen. Entweder die<br />
vorgegebene (Muttermilch) Trinkmenge<br />
wird gestillt oder über eine<br />
Flasche verabreicht. Ebenso wird<br />
in der Zeit auf der NIMCU Station<br />
darauf geachtet, das sich das Baby<br />
weg von fixen Ernährungszeiten hin<br />
zu ad libitum selbstständig meldet.<br />
Im besten Fall gehen natürlich<br />
Frühgeborene stillend nach Hause.<br />
Der Entlassungstag ist ein ganz<br />
besonderer für die Eltern. Ab da<br />
beginnt „ihr“ Alltag als Familie, obwohl<br />
sie manches Mal schon seit<br />
drei Monaten Eltern sind. Eine Zeit,<br />
die, wie bei anderen „frischgeborenen<br />
Eltern“ auch mit sehr vielen<br />
zu hohen Ansprüchen und falschen<br />
Erwartungen einhergeht. Ehemali-<br />
- 29 -
ge frühgeborene Babys reagieren<br />
oft nicht oder sehr schwach auf<br />
aktuelle Reize. Dies hängt an der<br />
Hirnreife und der damit verbunden<br />
Reizverarbeitung zusammen.<br />
Gleichzeitig sind sie aber schnell<br />
überreizt. Sowas irritiert die Eltern<br />
häufig in ihrem Alltag. Außerdem<br />
haben die Eltern und das Frühchen<br />
in ihrer ersten Kennenlernzeit, also<br />
im Wochenbett, im Krankenhaus<br />
gelebt. Dies kann im „realen“ Leben<br />
außerhalb des Krankenhauses<br />
zu einer schwierigen Beziehungsentwicklung/aufbau<br />
führen. Daher<br />
ist es nur ratsam, sich von außen<br />
so viel Hilfe wie möglich zu holen.<br />
Am besten ist, man holt als Mutter<br />
das Wochenbett nach. Dazu können<br />
auch psychologische Unterstützung,<br />
Haushaltshilfe, Heilbad,<br />
Stillen ad libitum, Stillberatung, Tragetuch<br />
und natürlich der Rückhalt<br />
der Familie beitragen.<br />
Ehemalige Frühgeborene haben<br />
engmaschige ambulante Kontrollen,<br />
vor allem bezüglich ihres Gewichts<br />
und ihrer motorischen und<br />
geistigen Entwicklung, aber auch<br />
beim Beikoststart und überhaupt<br />
Ernährung, Impfungen und Wachstum.<br />
Wichtig dabei ist, den Unterschied<br />
des chronologischen und<br />
korrigierten Alters zu beachten.<br />
Chronologisch ist der tatsächliche<br />
Geburtstermin. Korrigiertes Alter<br />
ist der errechnete Geburtstermin.<br />
Das bedeutet, dass zum Beispiel<br />
ein extrem frühes Frühgeborenes(<<br />
28.SSW) am 1.Geburtstag eigentlich<br />
erst 9 Monate alt ist.<br />
Ernährung spielt bei vielen Frühgeborenen<br />
eine große Rolle. Es<br />
kann eben durch Intubation oder<br />
Magesondenernährung zu ungünstigen<br />
Lernerfolgen geführt haben<br />
und so zu einer Fütterungsstörung<br />
kommen. Dies kann mit Hilfe einer<br />
Logopädie sowie Ergo- und/oder<br />
Physiotherapie unterstützt werden.<br />
Zudem kann es in Bezug auf das<br />
chronologische und korrigierte Alter<br />
des Babys zu neurologischen<br />
Reifungsproblemen führen. Das<br />
bedeutet, dass das Kind zum Beispiel<br />
mit acht Monaten noch gar<br />
nicht sitzen kann, weil es korrigiert<br />
ja noch gar keine acht Monate ist,<br />
sondern jünger. Generell sollte aber<br />
bei Frühgeborenen genauso wie<br />
bei Termingeborenen auf die Beikostreifezeichen<br />
geachtet werden,<br />
also auf den Zungenstoßreflex, Sitzen<br />
mit Unterstützung und Interesse<br />
am Essen, um nur ein paar zu<br />
nennen.<br />
Frühgeborenen wird oft nachgesagt,<br />
dass sie sehr intensive<br />
„Schreiphasen“ haben. Interessant<br />
dazu ist, dass sich diese Unruhephasen<br />
oder auch „Schreiphasen“<br />
ebenso bei termingeborenen<br />
Babys zeigen. Diese kommen in<br />
etwa ab der zweiten Lebenswoche<br />
bin ca. zur sechsten Lebenswoche<br />
vor. Bei ehemaligen Frühgeborenen<br />
zeigen sich diese „Schreiphasen“<br />
eigentlich genau zur selben Zeit,<br />
wenn man vom korrigierten Alter<br />
des Babys ausgeht. Dabei sind<br />
genauso wie bei termingeborenen<br />
Babys viel Hautkontakt, viel Ruhe,<br />
viel Unterstützung in dieser Zeit und<br />
Stressreduktion durch vermeintlich<br />
wichtige Alltagsaufgaben hilfreich.<br />
Die körperliche Entwicklung eines<br />
ehemaligen Frühgeborenen<br />
gleicht sich (korr.) um den zweiten<br />
Geburtstag dem eines Termingeborenen<br />
aus. Die sprachliche und<br />
geistige Entwicklung gleicht sich<br />
(korr.) um den dritten Geburtstag<br />
eines termingeborenen Kindes an.<br />
Sofern das Kind gesund ist, wird<br />
man im Alter von ca. 14 Jahren in<br />
keinem Entwicklungsbereich mehr<br />
erkennen können, dass es sich<br />
um ein ehemaliges Frühgeborenes<br />
handelt.<br />
Wenn das Regulieren schwer fällt –<br />
Unruhezustände bei Babys und Kleinkindern<br />
Karin Opelka<br />
LLL Beraterin, Ergotherapeutin, CranioSacral Therapeutin,<br />
Sensorische Integrationstherapeutin, Trageberaterin, 6 Kinder<br />
Workshop – Text von Karin Opelka<br />
Regulationsstörungen werden als<br />
Diagnosen im ICD-10 genau definiert–<br />
das exzessive Schreien des<br />
Säuglings, Schlafstörungen im Kindesalter,<br />
Fütterungsstörungen und<br />
exzessives Trotzen und Klammern.<br />
Selbstregulation ist die Fähigkeit<br />
des Kindes, das eigene Verhalten<br />
entsprechend den Anforderungen<br />
(kognitiv, sozial, emotional) einer<br />
bestimmten Situation zu steuern.<br />
Je jünger das Kind ist, desto mehr<br />
ist es auf regulierende/modulierende<br />
Hilfe von außen angewiesen.<br />
(wie z.B. beim Einschlafenkönnen<br />
bei Babys) Ist das Selberregulieren<br />
einem Kind nicht gut möglich<br />
oder kommt eine Wahrnehmungsproblematik<br />
(betreffend Oberflächensensibilität,<br />
Gleichgewichtssinn,<br />
Körpereigensinn) dazu, kann<br />
im Rahmen der Ergotherapie eine<br />
sensorische Integrationstherapie<br />
helfen. Auch bei Kleinstkindern ist<br />
dies schon möglich.<br />
Ganz wichtig ist, dass Hilfsmaßnahmen<br />
für belastete Familien<br />
niederschwellig und schnell zu erreichen<br />
sein sollten. Fachpersonen<br />
können zum Beispiel Kinderarzt/<br />
ärztin, Hebamme, Stillberaterin,<br />
Ergo- und PhysiotherapeutIn, Lo-<br />
- 30 -
gopädIn, KinderkrankenpflegerIn,<br />
OsteopathIn, Kinderschlafcoach,<br />
TrageberaterIn sein oder auch Institutionen<br />
wie Eltern-Kind-Zentren,<br />
Schreiambulanzen, Ambulatorien,<br />
Frühe Hilfen.<br />
Exzessives Schreien bei Säuglingen<br />
wird zum Beispiel mit der 3er Regel<br />
definiert (wenn es mindestens<br />
3 Stunden an mindestens 3 Tage<br />
pro Woche über einen Zeitraum<br />
von mindestens 3 Wochen scheinbar<br />
grundlos anfallsartig schreit).<br />
Aber es wird auch hingewiesen,<br />
dass es auf die individuelle Belastung<br />
der Eltern ankommt. Hierbei<br />
kommt das fehlende Ansprechen<br />
auf Beruhigungshilfen und das gehäufte<br />
Auftreten in den Abendstunden<br />
dazu. Beginn ist meist in der<br />
2. Lebenswoche, Höhepunkt in der<br />
6. Lebenswoche und abfallend bis<br />
zum 3. Lebensmonat, auch bis zum<br />
6. Monat möglich. Helfen kann hier<br />
Tragen im Tuch/Tragehilfe, häufiges<br />
Stillen, Reizreduzierung, längere<br />
Tagesschlafphasen, verschiedene<br />
Therapieformen wie Cranio-Sacral-Therapie<br />
und Elterncoaching.<br />
Beim Thema Schlafen ist das Verständnis<br />
der Schlafphasen bei<br />
Babys und Kleinkindern wichtig,<br />
um zu verstehen, warum es zum<br />
Aufwachen kommen kann. Die<br />
Schlafphasen verändern sich auch<br />
ständig mit dem Alter. Nächtliches<br />
Aufwachen ist zum Beispiel rund<br />
um den 1. Geburtstag am häufigsten,<br />
da hier durch die Entwicklung<br />
die Kinder regressierendes Verhalten<br />
zeigen und vermehrt Bindung<br />
und Urvertrauen aufbauen. Die<br />
Definition von Schlafstörungen besagt,<br />
dass diese Kinder nicht öfter<br />
wach werden als andere, aber intensivere<br />
Einschlafhilfen benötigen.<br />
Helfen kann hier das Co-Sleeping<br />
im Familienbett, nächtliches Stillen,<br />
Tragen, ausreichender Tagesschlaf<br />
oder das Einführen von Beruhigungsstrategien<br />
(Stofftier, Schmusetuch,<br />
Schnuller, Geruch der Mutter,...).<br />
Beim Thema Essen können auch<br />
traumatische Erfahrungen (intensivmedizinische<br />
Interventionen, Erkrankungen),<br />
Wahrnehmungsstörungen<br />
oder auch Zwang bei der<br />
Fütterung Einfluss haben. Wichtig<br />
ist hierbei, die Essenssituation der<br />
Familie zu kennen und zu optimieren.<br />
Das Gewicht sollte in der<br />
Perzentilenkurve gut beobachtet<br />
werden um mit stärkeren Interventionen<br />
auf eine zu große Gewichtsabnahme<br />
reagieren zu können.<br />
Fütterungsstörungen sind oft hoch<br />
belastend und erwecken oft tiefsitzende<br />
elterliche Ängste.<br />
Klammern ist eine altersgerechte<br />
Reaktion um Nähe, Schutz und<br />
Beruhigung bei einer vertrauten<br />
Person zu finden. Übermäßiges<br />
Klammern sollte man im familiären<br />
Kontext und in den Situationen des<br />
Auftretens gemeinsam mit den Eltern<br />
reflektieren, um der Ursache<br />
auf den Grund zu kommen. Es kann<br />
dazu kommen, dass das Kind nicht<br />
spielen und erforschen kann, weil<br />
es zu ängstlich ist, sich nicht von<br />
einer Bezugsperson ausreichend<br />
abgrenzen kann oder permanent<br />
Aufmerksamkeit fordert.<br />
Ob Trotzverhalten noch dem Alter<br />
entsprechend ist, kann man<br />
ebenfalls nur individuell ansehen.<br />
Definition wäre mind. 3 Trotzanfälle<br />
pro Tag mit je mind. 15 Minuten<br />
Dauer. Auslöser ist immer ein Konflikt<br />
zwischen kindlichem Wunsch<br />
und elterlichen Absichten. Wichtig<br />
hierbei ist es, die Situationen des<br />
Auftretens durchzuspielen und die<br />
Reaktion darauf als Bezugsperson<br />
zu üben und es nicht persönlich auf<br />
sich zu beziehen.<br />
- 31 -
„Doula – unser Beitrag zu einer<br />
freudvollen Geburtskultur“<br />
Angelika Rodler ehem. LLL-Stillberaterin, Doula, Leiterin des österreichischen<br />
Doulatrainings, Stillberatung in den Elternberatungsstellen des Magistrat<br />
Graz, Kursleiterin für Vorbereitung auf die Geburt und Elternschaft, Obfrau EKiZ<br />
Graz und DiA-Doulas in Austria, Organisation von Fortbildungen rund um die<br />
Geburt, Hüterin der Frauen*Kraft*Werk*Stätte Elysia www.elysia.at, 5 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Karin Enzenhofer<br />
Angelika ist aktuell in der Geburtsvorbereitung,<br />
in der Stillberatung<br />
und seit 1993 als Doula und auch<br />
als Doula-Trainerin tätig. Sie wohnt<br />
in der Steiermark, in Fürstenfeld,<br />
wo sie auch arbeitet und im „Elysia“<br />
Doulas ausbildet.<br />
Wie kam Angelika dazu, eine<br />
Doula sein zu wollen?<br />
Sie wurde von ihrer Schwägerin gebeten,<br />
sie zur Geburt zu begleiten.<br />
Dieses Erlebnis beeindruckte sie<br />
tief und weckte in ihr den Wunsch<br />
in diese Richtung weiter tätig zu<br />
werden. Die erste, naheliegendste<br />
Idee war daher auch, die Hebammenausbildung<br />
zu absolvieren. Von<br />
der Schule gab es aber eine Absage<br />
(die Vorbildung in der Stillberatung<br />
erwies sich als Hindernis!).<br />
Als sie über die Empfehlung auch<br />
die Freundin der Schwägerin zur<br />
Geburt begleitete, vertiefte sich ihr<br />
Wunsch und ließ sie nicht mehr los.<br />
Sie suchte daher nach einem anderen<br />
Weg und erarbeitete in einer<br />
Arbeitsgruppe ein Projekt zum<br />
Thema „Frauen zur Geburt begleiten“.<br />
Dieses Projekt gewann unter<br />
all den Einreichungen den 1.Preis<br />
der Stadt Graz. Es wurde zuerst<br />
durch die Stadt Graz, später durch<br />
das Land unterstützt und wird aktuell<br />
durch den Bereich „Sozialraumorientierung“<br />
gefördert.<br />
Was ist eine „Doula“?<br />
Was sind ihre Aufgaben?<br />
Doulas sind nicht medizinisch ausgebildet<br />
und bieten ihren Dienst<br />
immer zusätzlich zur fachlichen<br />
Begleitung durch Hebammen und<br />
medizinisches Fachpersonal an. Ihr<br />
Anliegen ist es, Frauen/Paare durch<br />
Geburtserfahrungen zu begleiten,<br />
an die sie sich gerne erinnern – unabhängig<br />
von Geburtsort und Geburtsmodus.<br />
(aus www.doula.at)<br />
Doulas verstehen sich als emotionale<br />
Begleitung und Stütze während<br />
der Geburt. Sie geben keine<br />
Ratschläge oder treffen Entscheidungen,<br />
sondern unterstützen<br />
schwangere bzw. gebärende Frauen<br />
in ihren Wünschen und Anfragen.<br />
Dabei tragen sie zum Beispiel<br />
Informationen zusammen, um der<br />
Frau eine kompetente Entscheidung<br />
zu ermöglichen. Diese wird<br />
nie in Frage gestellt oder gewertet.<br />
Immer stehen die Frau und ihre<br />
Wünsche im Mittelpunkt – der Fokus<br />
liegt ausschließlich auf der Frau<br />
(Zitat Angelika: „Göttinnen-Feeling<br />
zu geben, ist unser Job!“)<br />
Die Bezeichnung „Doula“ stammt<br />
von dem altgriechischen Begriff<br />
„doulalei“ ab und bedeutet so viel<br />
wie „Dienerin“, in diesem Zusammenhang<br />
also „Dienerin der Frau“.<br />
Ursprünglich war die Doula-Begleitung<br />
ein freiwilliges Angebot<br />
von erfahrenen Frauen, das im<br />
Sinne der Nachbarschafts- oder<br />
Verwandtschaftshilfe an werdende<br />
Mütter herangetragen wurde. Daraus<br />
hat sich das heutige Berufsbild<br />
der Doula entwickelt.<br />
Doulas bilden eine eigene Berufsgruppe,<br />
die sich in Österreich,<br />
Deutschland und der Schweiz in<br />
Form von Verbänden organisiert.<br />
Im Rahmen dessen werden auch<br />
zertifizierte Doula-Ausbildungen<br />
angeboten, um den Professionalisierungsgrad<br />
zu erhöhen und<br />
gleichbleibende Betreuungsqualität<br />
zu gewährleisten. (aus www.<br />
schwanger.at)<br />
Angelika zeigte uns alte Bilder, Darstellungen<br />
und Reliefe, die bewusst<br />
machten, dass früher durchaus<br />
mehrere Frauen (die Hebamme und<br />
mindestens eine weitere Frau) einer<br />
Gebärenden zur Seite standen.<br />
Erst viel später sind auch Männer<br />
(der Partner und/oder ein Arzt) bei<br />
der Geburt dabei.<br />
Das Angebot der Doula<br />
Das „Basis-Paket“ umfasst ein erstes<br />
Treffen, um sich kennenzulernen<br />
und entscheiden zu können,<br />
ob man von dieser Doula begleitet<br />
werden möchte. Beim zweiten<br />
Treffen werden die Wünsche<br />
der Frau definiert. Ab 14 Tage vor<br />
Termin ist die Doula in Rufbereitschaft.<br />
Schließlich meldet sich die<br />
Frau bei Geburtsbeginn und wird<br />
während der Geburt (egal wo und<br />
wie diese stattfindet oder wie lange<br />
sie dauert) von der Doula begleitet.<br />
Ein Nachgespräch der Geburtserfahrung<br />
beendet die Aufgabe der<br />
Doula.<br />
Da immer Unvorhergesehenes<br />
und Unbeeinflussbares sein kann,<br />
gibt es eine „Back-up-Doula“, die<br />
im Falle einer Verhinderung einspringt.<br />
Das Verhältnis von Doula<br />
und Back-up-Doula ist ein sehr Nahes.<br />
Für das Basispaket sind 350 €<br />
empfohlen – der tatsächliche Preis<br />
liegt aber im Ermessen der Doula.<br />
- 32 -
Was spricht nun für die Geburtsbegleitung<br />
durch eine Doula?<br />
Bemerkenswert ist, dass es keinerlei<br />
negative Begleiterscheinungen<br />
gibt – ausschließlich positive! Einige<br />
dieser positiven Auswirkungen<br />
sind:<br />
- kürzere Geburtsdauer<br />
- besserer Stillbeginn<br />
- geringerer Einsatz von<br />
Schmerzmitteln<br />
- weniger Notkaiserschnitte<br />
- weniger postpartale<br />
Depressionen<br />
- weniger Wehenschmerz<br />
Die WHO wertet die Begleitung<br />
durch eine Doula positiv und empfiehlt<br />
sie besonders im Hinblick auf<br />
die Senkung der Kaiserschnittrate.<br />
Fazit zum Workshop: Angelikas<br />
Leidenschaft für ihren Beruf (ihre<br />
Berufung) war absolut spürbar! Sie<br />
konnte uns einen guten Einblick in<br />
das Betätigungsfeld einer Doula<br />
geben – ich habe dazugelernt!<br />
Auch für uns als Stillberaterinnen ist<br />
die Verbreitung der Doula-Begleitung<br />
positiv zu sehen, wird doch<br />
die Bindung zwischen Mutter und<br />
Neugeborenem unterstützt. Danke,<br />
Angelika, für deinen Beitrag!<br />
Zykluszeit - das Geheimnis meines<br />
Körpers neu entdecken<br />
Sabine Maxwald<br />
Seminarleiterin zu den Themen Schwangerschaft,<br />
Geburt und frühe Kindheit, 3 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Renate Ruech<br />
Wie funktioniert unser Körper?<br />
Sabine bietet zusätzlich zu ihren<br />
Kursen (www.villahase.at) zu Geburtsvorbereitung,<br />
Stillen, Tragen,<br />
etc. auch Aufklärungsworkshops<br />
für Schülerinnen und Schüler (4.<br />
VS bis 2. Klasse NMS/AHS) an. In<br />
diese Workshops geht es nicht um<br />
Aufklärung im Sinne von „Blümchen<br />
und Bienchen“, sondern darum<br />
den Kinder ein Verständnis<br />
dafür zu vermitteln, wie ihre Körper<br />
funktionieren und wie sie sich verändern.<br />
Konzeptuell orientiert sie<br />
sich dabei an MFM (Mädchen Frauen<br />
Meine Tage) von Dr. med. Elisabeth<br />
Raith-Paula.<br />
Im Vorfeld macht Sabine immer<br />
eine Infoveranstaltung für die Eltern,<br />
damit diese wissen, was sie<br />
ihren Kindern erzählt. Dabei hat<br />
sich herausgestellt, dass auch viele<br />
Eltern nicht wissen, wie der Körper<br />
funktioniert.<br />
Sabine hat mit uns im Rahmen<br />
dieses Workshops die Inhalte des<br />
Workshops für Mädchen „Zykluszeit“<br />
angeschnitten.<br />
Innerhalb des Konzepts MFM gibt<br />
es auch einen Workshop für Buben<br />
„Agenten auf dem Weg“. Mehr Infos<br />
dazu und zu MFM im Allgemeinen<br />
sind unter www.mfm-programm.de<br />
zu finden.<br />
Zyklus, was ist das?<br />
Jede Frau kommt mit etwa 400.000<br />
Eiern zur Welt (ca. 200.000 je Eierstock).<br />
Somit hatte jede Frau,<br />
die ein Kind bekommen hat, auch<br />
schon die Eizellen, aus denen ihrer<br />
Enkelkinder entstanden sind oder<br />
entstehen werden, im Bauch, da<br />
die Eizellen schon im Mutterleib gebildet<br />
werden. Frauen bilden keine<br />
neuen Eizellen, sondern mit jedem<br />
Menstruationszyklus werden sie<br />
weniger. Die noch unreife Eizelle<br />
befindet sich in einem Follikel (Eibläschen).<br />
Zu Beginn jedes Zyklus,<br />
beginnen etwa 20 Follikel um die<br />
Wette zu wachsen, eines setzt sich<br />
durch (Leitfollikel) und die Eizelle<br />
darin reift. Wenn der Leitfollikel aufplatzt,<br />
wird das Ei herausgeschleudert<br />
und von einem der Eileiter aufgefangen,<br />
das ist der Eisprung. Die<br />
Länge des Zyklus und damit der<br />
Zeitpunkt des Eisprungs sind von<br />
Frau zu Frau sehr verschieden, nur<br />
etwa 13 % der Frauen haben einen<br />
28-Tage-Zyklus. Die Länge des Zyklus<br />
kann auch von Monat zu Monat<br />
variieren, da diese von vielen<br />
Faktoren abhängig ist. Bei kurzen<br />
Zyklen findet der Eisprung sehr früh<br />
statt (8.-10. Zyklustag), bei Frauen<br />
mit einem längeren Zyklus kann es<br />
auch mehrere Wochen dauern.<br />
Spannend ist, dass sich die Eileiter<br />
frei im Bauchraum bewegen können,<br />
d.h. sollte ein Eileiter nicht intakt<br />
sein, kann der andere die Eier<br />
von beiden Eierstöcken auffangen.<br />
Je Zyklus wird im Regelfall nur ein<br />
Ei von einem Eierstock reif und<br />
springt. Es kann aber auch sein,<br />
dass je Eierstock ein Ei springt und<br />
wenn beide befruchtet werden,<br />
entstehen daraus zweieiige Zwillinge.<br />
Das Ei ist nur max. 18 Stunden<br />
nach dem Eisprung befruchtungsfähig.<br />
Das leere Eibläschen wird zum<br />
Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon<br />
(Progesteron) ausschüttet,<br />
welches sehr wichtig für die<br />
Aufrechterhaltung der Schwangerschaft<br />
ist. Sofern die Eizelle<br />
befruchtet wird, wandert sie über<br />
einen Zeitraum von 5- 10 Tagen in<br />
die Gebärmutter, wo sie sich in der<br />
Gebärmutterschleimhaut einnistet.<br />
- 33 -
Wann ist man also fruchtbar?<br />
Grundsätzlich ist das Klima der<br />
Scheide sauer um eben das Eindringen<br />
von Bakterien, etc. zu verhindern.<br />
Dem Zervixschleim (Gebärmutterhalsschleim)<br />
kommt hier<br />
eine entscheidende Rolle zu. Im<br />
Laufe des weiblichen Zyklus verändert<br />
dieser seine Konsistenz, so<br />
haben viele Frauen direkt nach der<br />
Regel kaum Ausfluss, je näher der<br />
Eisprung rückt, umso klarer wird<br />
er, kurz vor dem Eisprung „zieht er<br />
Fäden“ und erinnert an rohes Eiweiß.<br />
Außerhalb der „fruchtbaren“<br />
Tagen (vor dem Eisprung) können<br />
Spermien innerhalb der Scheide<br />
nur kurzzeitig überleben (max. ½<br />
bis 3 h). Kurz vor dem Eisprung<br />
aber bietet der Zervixschleim den<br />
Spermien Schutz vor dem sauren<br />
Scheidenklima und bietet ihnen<br />
zusätzlich Nahrung und damit<br />
Energie (Zucker im Zervixschleim).<br />
In dieser Phase sind Spermien 2-5<br />
Tage überlebensfähig.<br />
Bei der Berechnung des Eisprungs<br />
und daraus ableitend der fruchtbaren<br />
Tage sind Temperatur und<br />
Konsistenz des Zervixschleims<br />
ausschlaggebend. Neben der<br />
oben erwähnten Veränderung des<br />
Zervixschleims steigt nach dem<br />
Eisprung die Körpertemperatur<br />
um 0,2 – 0,5°C und bleibt bis zur<br />
nächsten Menstruation erhöht.<br />
Möchte man diese Beobachtungen<br />
zur natürlichen Familienplanung<br />
verwenden, benötigt man Beobachtungen<br />
von 12 auswertbaren<br />
Zyklen und auf Basis derer wird bestimmt<br />
innerhalb welcher Zeit eine<br />
Frau sicher nicht fruchtbar ist.<br />
Während der Regelblutung können<br />
Frauen nicht schwanger werden,<br />
allerdings kann es zu Zwischenblutungen<br />
kommen, die fälschlich<br />
als Regelblutung interpretiert werden,<br />
sodass Frauen glauben nicht<br />
fruchtbar zu sein, obwohl sie es tatsächlich<br />
sind.<br />
Blut, wohin damit?<br />
Wir haben unterschiedliche Möglichkeiten<br />
besprochen. Sabine hat<br />
uns dafür Menstruationstassen in<br />
unterschiedlichen Größen mitgebracht,<br />
Schwämme und waschbare<br />
Binden aus Stoff. In vielen Einwegprodukten,<br />
die man im Handel bekommt,<br />
sind Schadstoffe, denen<br />
sich Frauen Monat für Monat aussetzen.<br />
Weiters sind in vielen Binden<br />
und Slipeinlagen Plastikfolien verarbeitet,<br />
die das Auslaufen des Blutes<br />
verhindern sollen, aber damit auch<br />
einen guten Nährboden für Bakterien<br />
und Pilze bieten. Grundsätzlich<br />
ist zu beachten, dass egal wofür<br />
frau sich entscheidet, Damenhygieneartikel<br />
regelmäßig getauscht<br />
bzw. gesäubert werden sollen um<br />
Erkrankungen zu vermeiden.<br />
Alle Produkte, die Menstruationsblut<br />
im Körper auffangen, bergen<br />
das Risiko eines Toxischen<br />
Schocksyndroms (TSS), wobei<br />
TSS sehr selten ist. Beim TTS wird<br />
Magnesium gebunden (zB in sehr<br />
saugfähigen Tampons), dadurch<br />
verändert sich das Scheidenmilieu<br />
und Bakterien (Streptokokken und<br />
Staphylokokken) können ungehemmt<br />
Giftstoffe bilden, die in die<br />
Blutbahn oder die Gebärmutter gelangen<br />
können. Unbehandelt führt<br />
das TSS zum Tod.<br />
Ausgewählte Buchempfehlungen:<br />
Schäufer, Nicole: Vom Mädchen<br />
zur Frau – Ein märchenhaftes Bilderbuch<br />
für alle Mädchen die ihren<br />
Körper neu entdecken, Edition Riedenburg.<br />
Schäufer, Nicole: In der Regel wunderbar<br />
– Ein zauberhafter Menstruationskalender<br />
für alle Mädchen die<br />
ihren Körper neu entdecken, Edition<br />
Riedenburg.<br />
Strömer, Luisa / Wünsch, Eva:<br />
Ebbe & Blut – Alles über die Gezeiten<br />
des weiblichen Zyklus, Gräfe<br />
und Unzer.<br />
Stillen eines Babys mit Down Syndrom –<br />
Ein Erfahrungsbericht<br />
Dipl. Ing. Sigrid Sima-Witasek<br />
LLL Beraterin, techn. Angestellte<br />
4 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Ingrid Krumrei und Manuela Hörschläger<br />
Mit ihrem Erfahrungsbericht hat<br />
Sigrid uns einen sehr persönlichen<br />
Einblick in ihr Erleben gegeben, wie<br />
es sein kann, ein Kind mit Trisomie<br />
21 von Geburt an zu stillen und wie<br />
diese Erfahrungen ihre Arbeit als<br />
Stillberaterin beeinflussen.<br />
Zunächst hat sie die wichtigsten Informationen<br />
zu diesem Gendefekt<br />
angeführt. Weit verbreitete Unwissenheit<br />
darüber, dass Trisomie 21<br />
keine heilbare Krankheit ist und<br />
dass sie weltweit, quer durch alle<br />
Rassen und Völker gleichverteilt,<br />
auftritt, führt leider immer noch zu<br />
vielen Vorurteilen Außenstehender<br />
gegenüber den Betroffenen und<br />
deren Familien. Das äußert sich<br />
auch häufig in verletzender Wortwahl.<br />
Überhaupt ist die Veränderung<br />
der Kommunikation gegenüber<br />
den Eltern mit einem Kind, das<br />
nicht dem Normalitätsschema ent-<br />
- 34 -
spricht, eine der wichtigsten und<br />
prägendsten Erfahrungen.<br />
Die Schwangerschaft, in der kein<br />
Test und kein Screening einen Hinweis<br />
auf den Gendefekt des Kindes<br />
gegeben haben, war unauffällig<br />
und entspannt. Auch die Geburt<br />
verläuft normal. Dann jedoch beginnen<br />
die Schwierigkeiten: Das<br />
Kind wurde nicht auf der Brust gelassen,<br />
sondern vom Kinderarzt auf<br />
die Neo mitgenommen; das erste<br />
Anlegen wurde nicht zugelassen;<br />
erste Stillversuche laufen nicht entspannt,<br />
das Personal füttert immer<br />
nach; sie probiert viele Haltungen,<br />
weil das Baby nur schwer das Vakuum<br />
halten kann; der Bilirubinwert<br />
steigt grenzwertig hoch. Sich fachliche<br />
Hilfe aus ihrem Umkreis zu<br />
holen – Sigrid ist durch ihre Beraterinnentätigkeit<br />
ja eingebunden in<br />
ein Netz von Fachfrauen – fällt ihr<br />
jetzt und auch in der Folgezeit ganz<br />
schwer. Wie schnell sind wir dabei,<br />
den Frauen zu sagen: „Hol dir<br />
Hilfe, wenn du nicht weiter weißt!“<br />
und vergessen dabei, dass es den<br />
Frauen gerade unter Druck ganz<br />
schwer fällt, selber aktiv zu werden!<br />
Das Krankenhauspersonal steht in<br />
seinem Arbeitsalltag immer vor der<br />
Herausforderung abzuschätzen,<br />
was jedes einzelne Mutter-Kind-<br />
Paar bzw. deren Familie an Betreuung<br />
und Unterstützung braucht. Im<br />
Falle von Babys (oder Müttern) mit<br />
besonderen Bedürfnissen ist diese<br />
Herausforderung ungleich größer.<br />
Das bekommt auch Sigrid zu spüren,<br />
zumal bei ihr lange Zeit das<br />
Testergebnissen aussteht, das Personal<br />
von Trisomie 21 ausgeht, für<br />
die Eltern aber alles normal scheint.<br />
Herausforderungen nach<br />
der Entlassung aus dem<br />
Krankenhaus<br />
Der Alltag daheim war geprägt von<br />
vielen Arzt- und Therapeutenbesuchen,<br />
sowie bürokratische Hürden.<br />
Dazu kamen 3 weitere, relativ junge,<br />
Kinder, die ebenfalls Bedürfnisse<br />
hatten. Die Stilleinheiten gestalteten<br />
sich sehr lange, zusätzlich<br />
mussten therapeutische Übungen<br />
durchgeführt werden - es war eine<br />
sehr fordernde Zeit mit relativ wenig<br />
Unterstützung.<br />
Gewichtszunahme<br />
Geburtsgewicht nach 14 Tagen<br />
nicht erreicht, dann werden<br />
Gewichtskurven für Down-Syndrom-Babys<br />
hinzugezogen. Damit<br />
passt dann die Zunahme. Trotzdem<br />
wöchentliches Wiegen. Dadurch<br />
entsteht immenser emotionaler<br />
Druck. Sie erfährt am eigenen Leib<br />
das, was Frauen durchmachen,<br />
denen von der Stillberaterin gesagt<br />
wird: „Wiege ‚einfach‘ regelmäßig,<br />
beobachte das Gewicht!“<br />
Bis zum ersten Geburtstag passt<br />
die Zunahme, dann wirkt sich der<br />
angeborene Herzfehler so aus,<br />
dass die Zunahme nicht mehr<br />
passt. Die Herz-Op mit 19 Monaten<br />
bringt die Gewichtszunahme wieder<br />
auf einen sehr guten Weg.<br />
Beikost<br />
Wunsch nach Normalität – es soll<br />
so laufen, wie bei den anderen Kindern<br />
auch. Schlussendlich wurde<br />
es ein Mix aus BLW (baby led weaning)<br />
und Brei füttern. Das bedeutete<br />
auch Abschied nehmen von<br />
den eigenen Vorstellungen.<br />
Sprache<br />
Sprache kann sehr verletzend sein,<br />
Sigrid erfuhr auch vom Fachpersonal<br />
sehr viele Verletzungen. In<br />
der heutigen Zeit sollte der Begriff<br />
„mongoloid“ nicht mehr verwendet<br />
werden, trotzdem hörte Sigrid<br />
das noch sehr oft, auch von<br />
Fachpersonal. Sie hat sich in ihrem<br />
Down-Syndrom Bekanntenkreis<br />
umgehört und folgende Äußerungen<br />
als negative Beispiele gebracht:<br />
• Beim Augenarzt: „Den müss ma<br />
nicht untersuchen, de sehen eh<br />
nix.“<br />
•„Das muss man sich heutzutage<br />
nicht mehr antun!“<br />
•„Mein Beileid“<br />
•„Das hat man davon, wenn man<br />
heutzutage noch 4 Kinder bekommt.“<br />
•„Da brauchen Sie keine Genetik<br />
machen, das sieht man auch so.“<br />
Es geht auch besser, viel besser<br />
sogar. Auch dafür wurden Beispiele<br />
gebracht:<br />
•Ihr Baby wird wahrscheinlich besonders<br />
anschmiegsam sein, weil<br />
es eine etwas geringere Muskelspannung<br />
hat und sich dadurch so<br />
entzückend kuschelig anfühlt, jeder<br />
wird dieses Kind im Arm tragen<br />
wollen.<br />
•Ihr Baby wird alles lernen, was es<br />
braucht - Unterstützung dafür bekommt<br />
es von Ihnen.<br />
•Vielleicht wird auch Ihr Kind Umarmungen<br />
in großen Mengen verteilen.<br />
•Ihr Kind wird sozial-emotional den<br />
Altersgenossen meist weit voraus<br />
sein. Andere Kinder sollten mit<br />
Ihrem Kind in Kindergarten und<br />
Schule zusammen sein dürfen, damit<br />
sie diese hohe emotionale Intelligenz<br />
lernen können.<br />
• Jedenfalls aber ist Ihr Kind Ihr<br />
Kind - ganz es selbst. Eigentlich mit<br />
niemandem zu vergleichen. Es wird<br />
sich in seiner Entwicklung für vieles<br />
etwas mehr Zeit nehmen und wird<br />
Sie immer wieder überraschen.<br />
Sigrid durfte mit dem Einverständnis<br />
der Mutter auch eine Stillgeschichte<br />
erzählen, die zeigt, wie<br />
wichtig eine professionelle Unterstützung<br />
ist.<br />
„Am Anfang habe ich abgepumpt,<br />
da meine Tochter am CPAP hing.<br />
Ich habe darauf bestanden ihr immer<br />
wieder ein großes Wattestäbchen,<br />
in Muttermilch getaucht zum<br />
Nuckeln zu geben um den Saugreflex<br />
zu stärken. Zu dem Zeitpunkt<br />
wurde sie sondiert. Das Stillen war<br />
mit großen Hürden verbunden, und<br />
das Krankenhaus war nicht wirklich<br />
hilfreich. Im Gegenteil, sie haben<br />
mich wahnsinnig gemacht.<br />
Wenn ich nicht gewusst hätte, dass<br />
ich stillen kann (meine 3 großen<br />
Kinder) hätte ich es nicht geschafft.<br />
Wichtig war meine Hebamme die<br />
mir motivierend, aufbauend, beschwichtigend<br />
und mit sehr viel<br />
Einfühlungsvermögen und Wissen<br />
zur Seite stand. Für mich hat das<br />
DS beim Stillen keine Rolle ge-<br />
- 35 -
spielt. Meine Tochter war ganz einfach<br />
meine Tochter, für die ich die<br />
natürlichste und beste Ernährung<br />
gewählt habe. Wie bei den 3 Großen<br />
auch. Erst mit der Zeit wurde<br />
mir bewusst, wie wichtig das Stillen<br />
für die Mundmotorik ist und es als<br />
schwer gilt Babys mit DS zu stillen.<br />
Für mich war die Nähe des Stillens<br />
nach dem schweren Start sehr<br />
wichtig. Auch für mich war es wichtig.“<br />
Der letzte Satz ist sehr aussagekräftig:<br />
„auch für mich was es wichtig“<br />
– Familien, die sich nach einer<br />
solchen Diagnose in einem emotionalen<br />
Ausnahmezustand befinden,<br />
sehnen sich oft nach möglichst viel<br />
Normalität. So war es auch bei Sigrid<br />
- das erfolgreiche Stillen hat sie<br />
mit der Situation versöhnt. Stillen<br />
ist viel mehr als nur die Ernährung<br />
eines Säuglings.<br />
Zum Abschluß fasst Sigrid nochmals<br />
zusammen, welche Auswirkungen<br />
die Diagnose einerseits auf<br />
ihre Familie, andererseits auch für<br />
sie als Stillberaterin hatte.<br />
Das System „Familie“ wurde zuerst<br />
erschüttert, hat sich aber auf viel<br />
stabilere Basis wieder gefestigt.<br />
Auf ihre Arbeit als Stillberaterin hatte<br />
es viele positive Auswirkungen.<br />
Es kamen und kommen Mamas mit<br />
Babys mit Trisomie21 in ihre Stillgruppe,<br />
sie durfte Artikel übers Stillen<br />
in der Hebammenzeitung und in<br />
einer spezifischen Trisome21-Zeitung<br />
veröffentlichen und auch eine<br />
Einheit an der Fachhochschule für<br />
Hebammen halten. Andererseits<br />
hat sie am eigenen Leib erfahren,<br />
wie sehr manche, gut gemeinte,<br />
Ratschläge Mamas unter Druck<br />
setzen können.<br />
Auch ihre Sicht auf die Probleme<br />
der Frauen hat sich verändert -<br />
manche Fälle gibt sie jetzt weiter,<br />
bei denen sie früher gesagt hätte,<br />
jedes Problem hat seinen Platz.<br />
Am Ende zeigte uns Sigrid noch auf<br />
Youtube den Film vom Welt-Down-<br />
Syndrom-Tag 2014 mit dem Titel<br />
„Dear future mum“, der viele von<br />
uns zu Tränen rührte.<br />
Danke Sigrid für deinen interessanten<br />
Workshop. Dein ehrlicher<br />
und offener Vortrag hat mich sehr<br />
bereichert!<br />
„Zuviel des Guten“ – Zuviel Milch und wie<br />
man mit diesem Phänomen umgehen kann<br />
Mag. a Elisabeth Kasamas<br />
LLL Beraterin, Psychologin<br />
2 Kinder<br />
Workshop – Mitschrift von Birgit Obermair<br />
Das Phänomen der übermäßigen<br />
Milchbildung ist gar nicht so selten.<br />
Die Kinder trinken unruhig, es<br />
scheint, als wäre zu wenig Milch<br />
vorhanden. Die Situation ist für die<br />
Mütter sehr belastend, da oft nicht<br />
erkennbar ist, woran die Unruhe<br />
liegt. Fälschlicherweise wird oft angenommen,<br />
dass zu wenig Milch<br />
vorhanden ist, da sich die Kinder<br />
von der Brust abwenden, die Brust<br />
„anschreien“ oder es auch zu einem<br />
Stillstreik kommt.<br />
Symptome einer übermäßigen<br />
Milchbildung sind:<br />
- spannende Brust auch noch nach<br />
Wochen und Monaten<br />
- starkes Auslaufen oder sogar<br />
Spritzen der Milch, auf der Brustseite,<br />
an der gerade nicht gestillt<br />
wird<br />
- immer wieder kehrende Milchstaus<br />
und Brustentzündungen<br />
- hoher Verbrauch an durchnässten<br />
Stilleinlagen<br />
- Das Kind zeigt unruhiges Verhalten<br />
an der Brust, wendet sich ab<br />
und verschluckt sich häufig, gedeiht<br />
aber grundsätzlich gut.<br />
Maßnahmen um die Milch zu<br />
reduzieren sind:<br />
- nicht zu viele Brustwechsel während<br />
des Stillens, um die Milchbildung<br />
nicht zusätzlich anzuregen<br />
- Blockstillen, dabei wird über<br />
mehrere Stunden nur auf einer Seite<br />
gestillt, während man die andere<br />
Seite einfach „auslaufen“ lässt.<br />
- vor dem Stillen die Brust massieren<br />
und wärmen und etwas Milch<br />
ausstreifen um den starken Milchstrahl<br />
zu reduzieren<br />
- Das Zungenbändchen kontrollieren.<br />
Ein Kind mit zu kurzem Zungenbändchen<br />
regt, durch sehr<br />
lange Stillzeiten, die Milchproduktion<br />
sehr stark an. Gleichzeitig gedeiht<br />
das Kind aber schlecht, da es<br />
durch das verkürzte Zungenbändchen<br />
nicht adäquat saugen kann.<br />
Um eine optimale Zungenfreiheit<br />
zu erreichten kann/muss das Zungenbändchen,<br />
in Ausnahmefällen,<br />
mehrmals durchtrennt werden!<br />
- keine milchbildenden Tees trinken,<br />
wirksame Tees gegen übermäßige<br />
Milchbildung sind Pfefferminz<br />
und Salbeitee<br />
- gegen die Schwerkraft stillen, zurückgelehnt<br />
bzw. „bergauf“ stillen<br />
oder im Liegen stillen<br />
- nach dem Stillen die Brust mit<br />
Topfenauflagen, Coolpacks usw.<br />
kühlen<br />
- 36 -
EINDRÜCKE VON DER FACHTAGUNG<br />
- 37 -
... auf der Fachtagung <strong>2018</strong><br />
UNSERE KINDER...<br />
Das Treffen der Stillberaterinnen war sehr schön und cool.<br />
Mir hat am besten gefallen der Garten und das Kino. Das Tanzen<br />
hat mir auch gefallen. Ich freu mich schon aufs nächste<br />
Jahr, dann kann ich wieder mit Emma und Annika spielen.<br />
Franziska Sima, 9 Jahre<br />
An der Fachtagung ist alles gut,<br />
es war lustig, dass wir oft draußen<br />
waren. Gestört hat mich nichts, es<br />
war cool. Der Ort war schön und<br />
es gab ein gutes Kinderprogramm.<br />
Isabell Münzner, 10 Jahre<br />
- 38 -
FACHTAGUNG 2019<br />
Freitag 17. Mai bis Sonntag 19. Mai 2019<br />
Sonnenresort Maltschacher See<br />
Maltschacher See Straße 5, 9560 Feldkirchen<br />
www.sonnenhotels.de/hotels-resorts/maltschacher-see/hotel<br />
2019 wird die Fachtagung im Herzen<br />
Kärntens, im Sonnenresort am<br />
Maltschacher See, in der Nähe von<br />
Feldkirchen stattfinden.<br />
Das Sonnenresort bietet 252 Appartements<br />
und liegt direkt am<br />
schönen Maltschacher See. Die<br />
Appartements sind zum Großteil<br />
renoviert, bieten Platz für 1 – 6 Personen<br />
und sind durch einen Zaun<br />
vom See getrennt.<br />
Es gibt einen 150 m² großen Indoor-Kinderbereich,<br />
einen großen<br />
Outdoor-Spielplatz, einen Beachvolleyballplatz,<br />
eine Minigolfanlage,<br />
Tennisplätze, eine große Rasenfläche<br />
zum Fußballspielen, Hallenbad,<br />
Sauna und einen Seezugang.<br />
Das gesamte Resort ist autofrei.<br />
Neben dem reichhaltigen Angebot<br />
vor Ort gibt es auch zahlreiche<br />
alternative Möglichkeiten für die<br />
Freizeitgestaltung, so zum Beispiel<br />
(jeweils in 30 bis 35 minütiger Entfernung)<br />
den Affenberg und die<br />
Adlerflugshow in Landskron, den<br />
Wildtierpark Rosegg, Minimundus,<br />
den Zauberwald am Rauschelesee,<br />
das Granatium, eine Wanderung<br />
zu den Liebenfelser Wasserfällen,<br />
die Schifffahrt am Ossiacher<br />
See oder Wörthersee, den Klettergarten<br />
Ossiach, einen Spaziergang<br />
im Naturparadies Bleistätter<br />
Moor oder die Therme Römerbad<br />
in Bad Kleinkirchheim.<br />
Bezüglich der Anreise: es gibt genügend<br />
Parkplätze, aber auch eine<br />
Anreise mit dem Zug und Bus ist<br />
bis Feldkirchen möglich. Es gibt einen<br />
Shuttlebus vom Hotel, der bis<br />
zu 8 Personen mitnehmen kann.<br />
Auf euer Kommen freuen wir uns<br />
schon sehr!<br />
Die Beraterinnen und BiAs<br />
aus Kärnten<br />
- 39 -