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TheaterCourier Oktober 2018

TheaterCourier Oktober 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Neuerfindung Kabarett Breschke & Schuch - Ausstellung Spandlitz - HOPE-Gala - Semperopernball - Erik Lehmann - Maxe Baumann - AUGUST Theater - Comödie Dinner for One - Das Licht auf der Piazza - Theaterkalender - Sonderausstellung Richard-Wagner-Stätten - Sonja Bretschneider - Holger John - Schloss Übigau - DAVE Festival - Kolumne Manuel Schöbel uvm.

TheaterCourier Oktober 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Neuerfindung Kabarett Breschke & Schuch - Ausstellung Spandlitz - HOPE-Gala - Semperopernball - Erik Lehmann - Maxe Baumann - AUGUST Theater - Comödie Dinner for One - Das Licht auf der Piazza - Theaterkalender - Sonderausstellung Richard-Wagner-Stätten - Sonja Bretschneider - Holger John - Schloss Übigau - DAVE Festival - Kolumne Manuel Schöbel uvm.

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<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

Spandlitz im<br />

Pirnaer<br />

Rathaus<br />

Seite 3<br />

Zwei mit Herz<br />

und Seele fürs<br />

Komische<br />

Seite 5<br />

Landesbühnen<br />

mit viel „Licht<br />

auf der Piazza“<br />

Seite 6<br />

Porträt:<br />

Restauratorin<br />

Bretschneider<br />

Seite 12<br />

Warhol & Co.<br />

sind „Die<br />

Unbegabten“<br />

Seite 13<br />

DAVE-Festival<br />

No. 5 erobert<br />

die Clubs<br />

Seite 14<br />

grafik & druck I verteilung I plakatierung<br />

DAS ORIGINAL<br />

- GRATIS -<br />

KUNST- UND KULTURZEITUNG<br />

- für Sachsen -<br />

Kinokritik:<br />

Brechts<br />

3Groschenfilm<br />

Seite 15<br />

Manuel<br />

Schöbel hat<br />

das letzte Wort<br />

Seite 16<br />

MEHR MUSIK UND KLEINKUNST IM KABARETT BRESCHKE & SCHUCH<br />

Thomas Schuch und Micha Winkler krempeln<br />

die Spielstätte um Seite 2<br />

© PR


Seite 2 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

TITELSTORY<br />

Kabarett Breschke & Schuch erfindet sich neu<br />

Politisches Kabarett<br />

weiterhin, aber plus:<br />

Musical, Talkshow,<br />

Lesung, Tanz und viel<br />

Musik<br />

„Auftakt-Furioso“ hieß die Spielzeiteröffnung<br />

bei Breschke & Schuch und furios<br />

war sie auch, denn nach 20 Jahren<br />

erfindet sich das Kabarett praktisch neu.<br />

Zur Erinnerung: 1998 bauten Thomas<br />

Schuch sowie Monika und Manfred Breschke<br />

die ehemaligen Räume der Landesdruckerei<br />

am Wettiner Platz aus und<br />

gründen nach vielen gemeinsamen Jahren<br />

bei der Herkuleskeule ihr eigenes Kabarett.<br />

Die erste Inszenierung war „Tanz<br />

im Glück“. Viele weitere folgten und die<br />

Spielstätte etablierte sich als politisches<br />

Kabarett. Bis sie 2002 von Elbe und Weißeritz<br />

gleichsam überflutet wurde. Gemeinsam<br />

mit vielen Freunden wurde<br />

entschlammt und neu aufgebaut – nach<br />

zwei Monaten ging es interimsweise weiter<br />

mit „Wasser wollt“.<br />

2005 wurde die „Striezelmarktwirtschaft“<br />

überarbeitet und ist bis heute der<br />

Jahresrückblick im Dezember – natürlich<br />

mit ständig neuen Inhalten. 2014 wurde<br />

erstmals der Satire-Preis ausgelobt und<br />

hat sich bis heute zu einem vielbeachte-<br />

Neuer Programmpunkt: Musikalische Lesung mit Gunther Emmerlich und dem Dresden Swing Quartett<br />

ten Event gemausert. Als 2016 erst Monika<br />

und ein Jahr später Manfred Breschke<br />

in den (fast)Ruhestand gingen, arbeitete<br />

Thomas Schuch als alleiniger Geschäftsführer,<br />

Stückeschreiber, Kabarettist usw.<br />

weiter, oftmals unter Aufbietung aller<br />

Kräfte. Verstärkung musste her!<br />

Da traf es sich gut, dass der in Meißen<br />

geborene Musiker und Komponist Micha<br />

Winkler bereits länger mit dem Gedanken<br />

an eine eigene Spielstätte „schwanger“<br />

ging. „Wir kennen uns schon viele<br />

Jahre, haben einen gemeinsamen Freundes-<br />

und Bekanntenkreis und einen guten<br />

Draht miteinander“, meint Winkler,<br />

langjähriger Leiter des Dresden Bigband<br />

e.V. Der 46-Jährige wird offiziell ab<br />

nächstem Jahr mit einsteigen. Dann steht<br />

auch eine Namensänderung an, die aber<br />

noch nicht verraten wird. Nur so viel: Es<br />

werden keine Personen mehr genannt –<br />

und die bisherige Marke bleibt bestehen.<br />

Die jetzige Spielzeit wurde bereits gemeinsam<br />

gestaltet. „Wir machen natürlich<br />

politisches Kabarett weiter, öffnen<br />

uns aber, werden vielfältiger, machen<br />

mehr Musik und gehen in Richtung<br />

Kleinkunst“, so Schuch.<br />

Neben bewährten Programmen wird es<br />

erstmals am 7./8. <strong>Oktober</strong> eine musikalische<br />

Lesung mit Gunther Emmerlich<br />

und dem Dresden Swing Quartett geben.<br />

Stichwort mehr Musik: Unter der Leitung<br />

von Micha Winkler gibt es am 29. <strong>Oktober</strong><br />

ein Jubiläums- und CD-Releasekonzert<br />

mit der Dresden Bigband und Pascal von<br />

Wroblewsky. Unter dem Motto „Die Bürde<br />

des weisen Mannes“ kommt der erste<br />

Satire-Preisträger René Sydow am 3.<br />

November zum Gastspiel. „Einen Kessel<br />

Flaches“ wäscht Peter Flache am 15. November<br />

– sicher ohne Wäsche aber mit<br />

viel (Spaß-)Pulver.<br />

Neu ist auch das „Musikalische Verhör“,<br />

bei dem Winkler auf „fragwürdige“ Gäste<br />

treffen wird, dazu gibt es passende und<br />

unpassende Musik. Am 18. November<br />

sitzt Dresdens Kulturbürgermeisterin<br />

Annekatrin Klepsch dort auf dem heißen<br />

Stuhl. Ab 26. November gibt es das Special<br />

„20 Jahre Breschke & Schuch“. „Eigentlich<br />

Kabarett Breschke & Schuch<br />

www.kabarett-breschke-schuch.de<br />

Tickethotline: 0351 - 490 40 09<br />

© PR<br />

sind wir sogar schon seit 27 Jahren ein<br />

Duo. Silberhochzeit war also schon. So<br />

lange halten die wenigsten Ehen... So einen<br />

Partner findet man nur einmal“, lobt<br />

Thomas Schuch. So ganz kann sich Breschke<br />

nicht ins Rentnerdasein zurückziehen<br />

und kommt gerne mal als Fels in<br />

der Kabarett-Brandung zurück.<br />

Am 2. Dezember hat das Kinder-Weihnachtsmusical<br />

„Katrinchen Zimtstern“<br />

Premiere. „Auf diese Uraufführung freuen<br />

wir uns besonders, denn es ist ein<br />

wunderbares Adventsabenteuer für große<br />

und kleine Leute ab fünf Jahre“, schwärmt<br />

Winkler. Es basiert auf dem gleichnamigen<br />

Kinderbuch von Bastian Backstein,<br />

wurde für die Bühne von Claudia Alice<br />

bearbeitet, musikalisch umgesetzt von<br />

Micha Winkler, Esther Undisz führt Regie.<br />

Iris Pickhard spielt das Katrinchen.<br />

Zu den Urgesteinen gehören auch die<br />

„Dresdner Salondamen“, die am 19. Dezember<br />

behaupten „Frauen sind keine<br />

Engel“?<br />

Im Zuge der Neuorientierung freute sich<br />

Dixieland-Chef Joachim Schlese, dass<br />

dann regelmäßig Dixielandmusik erklingt.<br />

Begeistert ist auch Jens Hauswald,<br />

denn die Dresden Bigband fand hier an<br />

einem spielfreien Tag eine Probenstätte<br />

für die rund 20 Musiker. Nur sitzen und<br />

zugucken gilt nicht, also gibt‘s künftig<br />

auch Late Night Aftershow-Partys –<br />

Hotten im Kabarett mit Live-Band und<br />

DJ (erstmals am 19. <strong>Oktober</strong> mit Placebo<br />

Flamingo). So, das war‘s – erst mal...<br />

Regine Eberlein


www.theatercourier.de<br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> | Seite 3<br />

KULTURNEWS<br />

Spandlitz im Pirnaer Rathaus<br />

Angst oder Irrtum –<br />

rätselhafte Stimmungen<br />

im Rathaus<br />

Bis zum 7. Dezember sind rund 30 Gemälde<br />

und Zeichnungen des Dresdner Malers<br />

und Bildhauers Spandlitz unter dem<br />

Motto „Schwer auszumachen“ im Pirnaer<br />

Rathaus am Markt und im Stadthaus III<br />

der Stadtverwaltung zu den üblichen Öffnungszeiten<br />

zu sehen. Die Mehrdeutigkeit<br />

seiner Gemälde und Zeichnungen ist zentrales<br />

Spielzeug von Spandlitz. Der große<br />

Interpretationsspielraum zwischen Angst<br />

und Neugierde, Leichtigkeit, Heiterkeit<br />

sowie Melancholie ist für den Betrachter<br />

packend und undurchsichtig zugleich.<br />

„Schwer auszumachen“<br />

Rathaus Pirna<br />

01.10. - 07.12.18<br />

www.spandlitz.com<br />

Feenkleider und Lederhose beim 14. Semperopernball<br />

Überraschung:<br />

Debütantinnenkleider<br />

sind diesmal zart und<br />

eisblau<br />

Die Überraschung ist den Ball-Machern<br />

gelungen: 2019 werden sich die Debütantinnen<br />

in einem wahren Elsa-Eisköniginnenkleid<br />

beim Eröffnungswalzer „Träume<br />

auf dem Ozean“ vom ungarischen Komponisten<br />

Josef Gundl zur Choreografie von<br />

Tassilo und Sabine Lax in der Semperoper<br />

drehen. Die Kleider sind hellblau und elfenhaft-zart,<br />

bestehen aus mit Pailletten<br />

besetzter Spitze, Tüll und Strasssteinen,<br />

die sich zu Blüten als Gürtel zusammensetzen.<br />

Blütenranken aus Spitze auf dem<br />

Tüll-Rock vervollständigen das Bild. Zu<br />

sehen ist es übrigens im Store von Mandel<br />

Fashion in der QF-Passage.<br />

Und die nächste Überraschung: Volks-<br />

Rock‘n‘Roller Andreas Gabalier wird als<br />

Mitternachtsgast nach zweimal André<br />

Rieu das größte kulturelle Ereignis Sachsens<br />

jünger und peppiger machen. „Das<br />

wird mein allererster Ball in Deutschland<br />

„Den Blicken entzogen“<br />

13. HOPE-Gala am 27. <strong>Oktober</strong><br />

Nach einem kurzen<br />

Abstecher in den Kulturpalast<br />

im Vorjahr kehrt<br />

die Gala wieder an die<br />

gewohnte Örtlichkeit im<br />

Schauspielhaus zurück<br />

Bereits 1,4 Millionen Euro konnten für<br />

Kinder und Familien, die mit dem HI-Virus<br />

infiziert wurden, gesammelt werden.<br />

Cathy Hummels und René Kindermann<br />

werden die diesjährige Benefiz-Gala zugunsten<br />

des südafrikanischen Projekts<br />

moderieren. Mit dabei sein werden u.a.<br />

Startenor Paul Potts, Schlagersänger<br />

Nino de Angelo und Julian Roth von The<br />

sein – und eine große Ehre für mich und<br />

meine Band. Wir werden uns etwas ganz<br />

Spezielles einfallen lassen“, verspricht<br />

der 33-Jährige, der sonst ganze Stadien<br />

füllt. Sein Hit „Sing a Liad für di“ hielt<br />

sich in den österreichischen Charts 132<br />

Wochen – Rekord! Es wird also „Hulapalu“<br />

in der Semperoper geben! Der vielfach<br />

ausgezeichnete Österreicher hat auch in<br />

Deutschland eine riesige Fan-Gemeinde<br />

und versprach „Ja, eine Lederhose – vielleicht<br />

in eleganter Form – gehört auch<br />

beim Opernball zu mir“. Walzer tanzen<br />

kann er übrigens auch, da hätte schon seine<br />

Mutter darauf geachtet, dass er, ebenso<br />

seine Geschwister, zur Tanzstunde ging.<br />

Sein Bruder hat in Graz eine Tanzschule.<br />

Und weil die 100 Debütantenpaare der Höhepunkt<br />

des Balles sind, wurde für Eltern<br />

und Familie ein Extra-Paket geschnürt, so<br />

dass sie ihre Kinder hautnah erleben können.<br />

Schließlich heißt das Motto „Faszination<br />

Dresden – Träume werden wahr“.<br />

Regine Eberlein<br />

Andreas Gabalier und <strong>TheaterCourier</strong>-<br />

Redakteurin Regine Eberlein<br />

14. Semperopernball<br />

01.02.19<br />

www.semperopernball.de<br />

Tickethotline: 0351 - 484 54 66<br />

© Spandlitz<br />

Voice Kids. Die After Show Party findet<br />

im Ostrapark statt.<br />

13. HOPE-Gala<br />

27.10.18<br />

www.hopegala.de<br />

© privat<br />

ACHTUNG, LEHMANN!<br />

Schon gehört: Die Kinder-Medien-Studie<br />

<strong>2018</strong> sagt, dass sich 41 Prozent der<br />

4- bis 13-Jährigen an erster Stelle ein<br />

Smartphone wünschen. In Frankreich<br />

liefe dieser Wunsch ins Leere, denn da<br />

wurde kürzlich ein Gesetz verabschiedet,<br />

das allen Kindern das Handy an<br />

Schulen verbietet. Viele französische<br />

Kinder sollen daraufhin auf Google<br />

Maps verzweifelt den Standort der<br />

Bastille gesucht haben. Und auch wenn<br />

in Deutschland bereits 48 Prozent der<br />

eingangs genannten Altersgruppe ein<br />

Handy besitzt, ist keine Generation<br />

mehr sicher vor der digitalen Revolution.<br />

Nicht umsonst wird in jedem guten<br />

Kabarettprogramm der alte Witz von<br />

den zahlreichen Rentnern, die jedes<br />

Jahr im Internet verschwinden, weil sie<br />

aus Versehen die Tasten Alt und Entfernen<br />

drückten, bemüht. Ein Gag, über<br />

den hippe Senioren nur müde lächeln<br />

können, denn Tastatur war gestern!<br />

Heute wird auch bei den Älteren gern<br />

die digitale Freundin Siri angequatscht.<br />

Da gerät die Oma, die im Sessel gegenüber<br />

sitzt, schnell in Vergessenheit.<br />

Auch ganz ohne Demenz.<br />

Die Franzosen verteidigen ihr Handyverbot<br />

u. a. mit dem Argument, Handys<br />

stören die körperliche Betätigung auf<br />

dem Schulhof. Das ist natürlich richtig.<br />

Wer sich Pornovideos zuschickt, Mitschüler<br />

via WhatsApp und Facebook<br />

mobbt und mit Bitcoins im Darknet<br />

handelt, der hat bis zum nächsten Klingelzeichen<br />

nicht genug Zeit, um den<br />

Klassenstreber zu vermöbeln.<br />

Der Bericht „The Future of Jobs“, den<br />

das Weltwirtschaftsforum gerade veröffentlichte,<br />

sagt: Bis 2025 wird mehr<br />

Arbeit von Robotern erledigt als von<br />

Menschen. Millionen Jobs werden wegfallen.<br />

Doch der Bedarf an Datenanalysten,<br />

Softwareentwicklern und Social-<br />

Media-Spezialisten wird steigen. Na<br />

bitte, unsere Kinder sind also bestens<br />

gerüstet!<br />

Satirische Kolumne von<br />

Erik Lehmann<br />

www.knabarett.de<br />

Erik Lehmann<br />

© Robert Jentzsch


Seite 4 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

THEATER<br />

Maxe Baumann und Olga die Straffe: Adlershofer TV-Kult auf der Bühne<br />

PR-Anzeige<br />

Der Schwank zum<br />

Jahreswechsel rund ums<br />

Ferienheim Bergkristall<br />

ab 30. November im<br />

Boulevardtheater Dresden<br />

Der rüstige Rentner Maxe Baumann sitzt<br />

zufrieden auf dem Altenteil. Den bevorstehenden<br />

Jahreswechsel plant er wie<br />

immer ganz in Ruhe zu verbringen, kippt<br />

aber direkt aus den Pantoffeln, als er erfährt,<br />

sein alter Freund Oberpichler habe<br />

ihm ein Hotel vererbt! Maxe ist baff und<br />

macht sich dennoch auf den Weg, seine<br />

neue Wirkungsstätte in Augenschein zu<br />

nehmen.<br />

Was der frisch gebackene Hotelier erst bei<br />

seiner Anreise erfährt: Bei diesem Haus<br />

handelt es sich um das populäre ehemalige<br />

Ferienheim Bergkristall! Doch leider<br />

ist dieses mehr als heruntergekommen.<br />

Die Belegschaft aus drei liebenswürdigen,<br />

aber nur sehr bedingt fähigen Mitarbeitern<br />

übersteigt sogar die Anzahl<br />

der Gäste, und zu allem Überfluss hat der<br />

verstorbene Oberpichler noch vor seinem<br />

Ableben die 4-Sterne-Kategorie für das<br />

Hotel beantragt. Diese soll nun mittels eines<br />

Prüfers getestet werden, welcher kurz<br />

vor Silvester inkognito anreisen will.<br />

Schlimmer kann es nicht kommen, denkt<br />

Maxe, wird aber schlagartig eines Besseren<br />

belehrt. Denn schon schneit die<br />

nächste Katastrophe durch die Hoteltür.<br />

Die einzigen Gäste zum Jahreswechsel:<br />

Olga Knopf mit ihrer Nichte Paula. Jetzt<br />

nur nicht durchdrehen, denkt Maxe, der<br />

Olga noch von früher kennt, und mit ihr<br />

schon manches Glas geleert hat. So stürzt<br />

sich „olle Maxe“ in seine neue Arbeit als<br />

Hoteldirektor, um dem bald eintreffenden<br />

Prüfer ein 4-Sterne-Hotel erster Güte zu<br />

Jürgen Mai<br />

© Robert Jentzsch<br />

präsentieren. Gemeinsam mit der Belegschaft<br />

und den zwei einzigen Gästen wird<br />

das Haus zum Nobelschuppen um-improvisiert<br />

– samt Wellness-Areal und Showprogramm<br />

am Silvesterabend. Freuen Sie<br />

sich auf ein turbulentes Verwechslungsspektakel,<br />

bei dem Jürgen Mai Regie<br />

führte. Und am Ende fliegt nicht nur die<br />

Kuh, sondern auch die Löcher aus dem<br />

Käse…<br />

Jürgen Mai spielt Maxe Baumann<br />

Der Tausendsassa vor und hinter dem<br />

Vorhang spielte in über 100 TV- und<br />

Filmproduktionen, wie z.B. „Autobahnpolizei“,<br />

„Der letzte Zeuge“, „In aller<br />

Freundschaft“ sowie mehrere „Polizeirufe“<br />

und „Tatorte“. In Dresden spielte<br />

Jürgen Mai in 19 Inszenierungen u. a. in<br />

„Die Hexe Baba Jaga“ und „Spuk unterm<br />

Riesenrad“. Neben seiner schauspielerischen<br />

Tätigkeit führt er regelmäßig Regie.<br />

Am Boulevardtheater Dresden inszenierte<br />

er u. a. „Herr Doktor, die Kanüle klemmt!“,<br />

„Herr Pastor, Ihre Kutte rutscht!“ und<br />

„Die Olsenbande dreht durch“.<br />

Besetzung<br />

Maxe Baumann (Jürgen Mai)<br />

Olga Knopf (Beate Laaß)<br />

Paula Federau (Alice Erk)<br />

Viktoria Besenbrenner (Ulrike Mai)<br />

Moritz Adam (David Gundlach)<br />

Paul Wittkugel (Manuel Krstanovic)<br />

Dr. Bernhard Brenner (Andreas Köhler)<br />

Sieglinde Bauch (Mandy Partzsch)<br />

„Maxe Baumann und Olga die Straffe“<br />

Boulevardtheater Dresden<br />

30.11. - 10.12.18 | 29.12.18 - 01.01.19<br />

05.01. - 13.01.19<br />

www.boulevardtheater.de/maxe<br />

Tickethotline: 0351 - 26 35 35 26<br />

Seit 35 Jahren: Kein Puppentheater, sondern ein Theater mit Puppen!<br />

„AUGUST macht Firlefanz“<br />

ist das Motto für das<br />

Jubiläum<br />

Firlefanz hieß das Theater von Randi und<br />

Grigorij Kästner-Kubsch früher, seit 2011<br />

sind die beiden Puppenspieler wieder in<br />

Dresden und AUGUST ist jetzt der Namensgeber.<br />

Dresdens einzige Spielstätte,<br />

die auch für Erwachsene Geschichten<br />

mit Puppen erzählt, feierte dieser Tage<br />

35jähriges Bestehen. Dazu gehört auch<br />

eine Ausstellung von rund 140 Puppen,<br />

Randi und Grigorij Kästner-Kubsch sind Puppenspieler mit Leib und Seele<br />

die bis Ende <strong>Oktober</strong> zu sehen ist. Die älteste<br />

Puppe ist von 1983 und gehörte zum<br />

Stück „Drei Wünsche“, gestaltet hat sie<br />

Randi Kästner-Kubsch.<br />

Zum Jubiläum begrüßte natürlich eine<br />

Puppe die Gäste, darunter auch Annekatrin<br />

Klepsch, Zweite Bürgermeisterin und<br />

Beigeordnete im Geschäftsbereich Kultur<br />

und Tourismus der Stadt Dresden: „Gerade<br />

solche kleinen Orte tragen stark zum<br />

vielfältigen Kulturleben unserer Stadt bei.<br />

Wir wissen, dass es oft nicht so einfach ist,<br />

diese wirtschaftlich zu betreiben. Deshalb<br />

© Eberlein<br />

wollen wir im Herbst den Stadtrat dazu<br />

bewegen, mehr Geld für Kultur und eben<br />

auch zur Förderung kleinerer Bühnen einzustellen.<br />

Diese Orte des Dialogs sind Orte<br />

des Miteinanders, die auch zur erfolgreichen<br />

Bewerbung von Dresden zur Kulturhauptstadt<br />

Europas 2025 beitragen.“<br />

Interessantes zur Geschichte des AUGUST-<br />

Theaters, seiner Betreiber und über Puppen<br />

überhaupt erzählte Jens Rebehn, der<br />

seit 1997 Konservator der Puppensammlung<br />

bei den Staatlichen Kunstsammlungen<br />

Dresden und ein Kenner der Szene<br />

ist. Zum Beispiel, dass es in der DDR etwa<br />

100 private Puppentheater gab, die nur<br />

aufgrund eines Freiraumes existieren<br />

konnten und dass eine feste Spielstätte<br />

eine wichtige künstlerische Basis ist, die<br />

finanziellen Mittel dafür aber auf Gastspielen<br />

verdient werden. Und ein Puppenspieler<br />

mit seinen Auftritten vor Kindern<br />

das Geld für Inszenierungen für Erwachsene<br />

einspielt. „Umso mehr freut es mich,<br />

dass dieses kleine Theater mit seinen<br />

rund 70 Plätzen jetzt dieses Jubiläum feiern<br />

kann – herzlichen Glückwunsch!“<br />

Dresden hat Deutschlands zweitgrößte<br />

Puppentheatersammlung, die 1952 gegründet<br />

wurde und seit 1968 zu den<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden<br />

gehört. Dazu gehören rund 120.000 Objekte,<br />

ein umfangreiches Archiv und eine<br />

Bibliothek mit 10.000 Bänden. Die einzigartige<br />

Sammlung soll bis 2020 im Kraftwerk<br />

Mitte ein neues Zuhause finden.<br />

Bis vor kurzem war im August-Theater<br />

auch die Mimenbühne untergebracht,<br />

deren Leiter Ralf Herzog dieser Tage vor<br />

allem aufgrund finanzieller Engpässe die<br />

Reißleine zog. Das Internationale Pantomimefestival<br />

ist allerdings bereits langfristig<br />

organisiert und wird vom 8. bis 11.<br />

November zum 35. Mal stattfinden.<br />

Theaterchef Grigorij Kästner-Kubsch<br />

bedauert, dass die Symbiose Puppentheater<br />

und Mimenbühne zu Ende geht:<br />

„Aber wir wollen die Sparte Pantomime<br />

nicht aufgeben, sondern in unseren Räumen<br />

Gastspiele veranstalten.“ Auch das<br />

Pantomimefestival soll weiterbestehen,<br />

denn ab nächstem Jahr will er gemeinsam<br />

mit erfahrenen Mitstreitern dieses<br />

traditionelle Festival organisieren. „Als<br />

Puppenspieler muss man vieles können,<br />

man ist Kraftfahrer, Bühnenarbeiter, PR-<br />

Manager, Künstler, Stückeschreiber und<br />

Organisator.“<br />

Regine Eberlein<br />

AUGUST Theater Dresden<br />

www.august-theater.de<br />

Tickethotline: 0351 - 266 617 72


Seite 6 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

THEATER<br />

In den Landesbühnen leuchtet „Das Licht auf der Piazza“<br />

Vom Broadway nach<br />

Radebeul: Erst Buch<br />

(1960), dann Film (1962),<br />

später Musical (2003)<br />

Im Italien der 50er Jahre, konkret in Florenz<br />

und Rom, macht die Amerikanerin<br />

Margaret mit ihrer Tochter Clara Urlaub:<br />

Diese ist zwar schon 26, wegen eines Unfalles<br />

im Kindesalter aber geistig zurückgeblieben,<br />

was sich vor allem in unkonventioneller<br />

Kommunikation mit ihrer<br />

Umgebung zeigt. Doch trotz aller Ablenkungs-<br />

und Behütungsversuche ihrer<br />

Mutter verliebt sich der junge Florentiner<br />

Fabrizio in die zarte hübsche Clara und<br />

diese in ihn. Seine typisch italienische<br />

Großfamilie schließt sie so wie sie ist sofort<br />

in ihr Herz – zumal der in Amerika<br />

gebliebene Vater ein passabler Geschäftsmann<br />

ist und „in Tabak macht“. Immer<br />

wieder versucht die Mutter auf die Besonderheit<br />

ihres Kindes zu verweisen, doch in<br />

der lauten, direkten Großfamilie kommt<br />

sie nicht zu Wort. Sie erlebt und sieht, wie<br />

ihre geliebte Tochter in der Liebe zu Fabrizio<br />

aufblüht und immer selbständiger<br />

wird. Das veranlasst sie, auch über ihre<br />

Ehe nachzudenken... und genau wie Clara<br />

verändert sie sich und trifft wichtige Entscheidungen.<br />

Lange hat sich Regisseur Sebastian Ritschel,<br />

neben anderen Theatern, um die<br />

Aufführungsrechte der psychologisch anspruchsvollen<br />

Geschichte bemüht und<br />

konnte jetzt die deutschsprachige Erstaufführung<br />

an die Landesbühnen Sachsen<br />

holen, mit einer besonderen Vereinbarung.<br />

Die anrührende Liebesgeschichte vom<br />

Finden und Loslassen steht unter einem<br />

besonderen Stern in einem besonderen<br />

Michael König, Gero Wendorff, Anna Preckeler und Sarah Schütz (von links)<br />

Licht. Herrlich spontan, oft naiv, aber immer<br />

voller Herzlichkeit und zunehmend<br />

selbstreflektierter spielt und singt die elfenhafte<br />

Sopranistin Anna Preckeler die<br />

Clara. Anrührend ist die Szene, als sie feststellt,<br />

dass sie „anders“ ist und nur schwer<br />

damit umgehen kann. Die wohl größte<br />

Entwicklung macht ihre Mutter (mit viel<br />

verdientem Applaus bedacht: Sarah Schütz)<br />

durch. Sie bevormundet, behütet, lenkt von<br />

Schuldgefühlen über den Unfall getrieben<br />

ihre eigentlich erwachsene Tochter, wird<br />

kurzfristig gar zum „Wachhund“, ehe sie<br />

nach einem Wutanfall von Clara („Daddy<br />

liebt dich nicht!“) erschüttert anfängt,<br />

über sich und ihre Rolle nachzudenken.<br />

Sie schafft es, sich ihrem insistierenden<br />

Mann entgegenzustellen und das Glück ihrer<br />

Tochter zu sehen. Eine Unmöglichkeit<br />

zur damaligen Zeit: Frauen, bzw. nichtarbeitende<br />

Ehefrauen, hatten nicht aufzumucken!<br />

Dazu hat sicher auch der Blick in<br />

die temperamentvolle italienische Großfamilie,<br />

aus der Fabrizio kommt, beigetragen.<br />

Und Fabrizio? Gero Wendorff spielt und<br />

singt ihn als schockverliebten Schwiegermutterliebling<br />

ohne Ecken und Kanten, dafür<br />

charmant, liebenswert. Offen bleibt, wie<br />

er sich verhält, wenn dieser Zustand vorbei<br />

ist. Erstaunlicherweise kann der Zuschauer<br />

die teilweise recht langen italienischen<br />

(gesprochenen) Phasen auch ohne Sprachkenntnisse<br />

intuitiv erfassen. Bilder in einem<br />

großen güldenen Rahmen im Hintergrund<br />

der Bühne zeigen die jeweiligen<br />

Standorte. Er wird aber auch genutzt, um<br />

© Pawel Sosnowski<br />

Telefonate zwischen Margaret in Italien<br />

und ihrem Mann in Amerika darzustellen.<br />

Und in diesem von der Welt abgeschotteten<br />

Raum befindet sich am Ende das glückliche<br />

Brautpaar. Und ihre Mutter bemerkt mit<br />

Staunen endlich auch dieses ganz besondere<br />

Licht auf der Piazza. Ein Ohren- und<br />

Augenschmaus mit Sternchen!<br />

Regine Eberlein<br />

„Das Licht auf der Piazza“<br />

Landesbühnen Sachsen<br />

06.10. | 04.11. | 07.12. | 14.12. | 28.12.18<br />

www.landesbuehnen-sachsen.de<br />

Tickethotline: 0351 - 895 42 14<br />

1. SÄCHSISCHES MUNDART-THEATER<br />

MALZAU,<br />

DEINE KURSACHSEN!<br />

Eine sächsische Schlammschlacht<br />

mit Heilwirkung<br />

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Lachmuskelkater garantiert!<br />

Infos & Tickets<br />

(03528)<br />

48 70 70<br />

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„ECHTE“ FRAUENPOWER<br />

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19. – 21. November<br />

Joy Peters<br />

Lieblingslieder<br />

30. <strong>Oktober</strong><br />

3. <strong>Oktober</strong> · 26. <strong>Oktober</strong><br />

KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN


www.theatercourier.de<br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> | Seite 11<br />

PREMIEREN<br />

THEATER<br />

STAATSSCHAUSPIEL DRESDEN<br />

SCHAUSPIEL LEIPZIG<br />

Geächtet<br />

Schauspiel von Ayad Akhtar<br />

PREMIERE: 06.10.<strong>2018</strong><br />

Ännie<br />

Schauspiel von Thomas Melle<br />

PREMIERE: 19.10.<strong>2018</strong><br />

Demnächst soll der aufstrebende pakistanische<br />

New Yorker Anwalt Amir Kapoor<br />

zum Partner der jüdischen Kanzlei<br />

werden, in der er arbeitet. Er ist verheiratet<br />

mit der erfolgreichen Künstlerin<br />

Emily und ein Vorbild an Integration.<br />

Doch als sie bei Emilys Galerist Isaac und<br />

Amirs Kollegin Jory zu einem gemeinsamen<br />

Abendessen eingeladen werden,<br />

zeigt die glänzende Fassade mit zunehmendem<br />

Alkoholkonsum schnell ihre<br />

Risse. Unterdrückte Vorurteile und rassistische<br />

Klischees werden auf den Tisch<br />

gepackt. Religiöse Konflikte und karrieristische<br />

Bestrebungen wechseln sich<br />

mit persönlichen Verletzungen und Eifersucht<br />

ab, bis die unterschwelligen Bil-<br />

© Sebastian Hoppe<br />

der, die man sich vom anderen gemacht<br />

hat, plötzlich Wirklichkeit werden. Ayad<br />

Akhtars Erfolgskomödie wurde 2013 mit<br />

dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und<br />

erhielt 2017 den Nestroy-Preis.<br />

Zwei Jahre sind vergangen, seit die 16-jährige<br />

Ännie verschwunden ist. Als uneheliches<br />

Kind in einer Affäre gezeugt, von<br />

einer alleinerziehenden Mutter am Rand<br />

der Gesellschaft aufgezogen, galt sie als<br />

hochbegabtes Genie und war zugleich Außenseiterin<br />

und Faszinationsobjekt – und<br />

wird es in ihrer unerklärlichen Abwesenheit<br />

nur umso stärker. Die Ungewissheit<br />

um ihren Verbleib verführt die Bewohner<br />

des Ortes zu den unterschiedlichsten Spekulationen.<br />

Den tatsächlichen Grund für<br />

ihr Verschwinden kann unterdessen auch<br />

der privat ermittelnde ehemalige Polizist<br />

Fred, der sich als biologischer Vater wähnt,<br />

nicht aufklären. Und so avanciert Ännie in<br />

ihrer mystischen Abwesenheit zur omni-<br />

© Rolf Arnold<br />

präsenten Projektionsfläche der sie umgebenden<br />

Figuren… „Ännie“ ist die dritte Inszenierung,<br />

in der Regisseur Yves Hinrichs<br />

mit Mitgliedern des Jugendclubs und des<br />

Schauspielensembles zusammenarbeitet.<br />

LANDESBÜHNEN SACHSEN<br />

TJG. THEATER JUNGE GENERATION<br />

Dantons Tod<br />

Drama von Georg Büchner<br />

PREMIERE: 13.10.<strong>2018</strong><br />

Leon zeigt Zähne<br />

Schauspiel nach dem Roman von Silke<br />

PREMIERE: 20.10.<strong>2018</strong><br />

1794 sind George Danton und Maximilien<br />

de Robespierre, einst Kampfgefährten<br />

und Anführer der Französischen Revolution,<br />

zu erbitterten Feinden geworden.<br />

Unter Robespierre wurde eine Schreckensherrschaft<br />

errichtet, deren Inbegriff<br />

die Guillotine ist, während Danton<br />

an seiner Schuld für die einst von ihm<br />

verantworteten „Septembermorde“ leidet<br />

und sich nun gegen eine Rechtsvorstellung<br />

wendet, die mit Terror und Gewalt<br />

erzwungen werden soll. Beide sind taub<br />

für den Protest des im fünften Revolutionsjahr<br />

immer noch hungernden Volkes.<br />

Doch mit welchen Mitteln soll der Kampf<br />

fortgeführt werden? Wie lassen sich Freiheit,<br />

Gleichheit und Brüderlichkeit mit<br />

© Martin Reißmann<br />

der herrschenden Grausamkeit vereinbaren?<br />

Was passiert, wenn die Parteien<br />

hinter verschlossenen Türen verbissen<br />

ihre Positionen verteidigen, während sich<br />

draußen der „Bürger“ radikalisiert?<br />

Wolfrum<br />

Leon ist schüchtern. Doch das möchte<br />

er nicht länger sein, er will endlich einmal<br />

seine Meinung laut sagen können.<br />

Sein Vater kann ihm da auch nicht weiterhelfen.<br />

„Zeig Zähne!“ ist sein einziger<br />

Ratschlag. Aber wie geht das? Bei seiner<br />

Oma findet Leon in der Frauenzeitschrift<br />

„Cordula“ die Antwort. So kauft<br />

Leon seinem Gitarrenlehrer Zahnbürste<br />

und Mundwasser, damit dieser beim Unterricht<br />

keinen Mundgeruch mehr hat.<br />

Auch seinem Mitschüler macht er klar,<br />

dass er in der Pause ab sofort beim Fußball<br />

mitspielen wird. Und als Leon sich<br />

schließlich mit Ida anfreundet, gelingt<br />

selbst der Sprung vom Drei-Meter-Brett.<br />

© Marco Prill<br />

Silke Wolfrum erzählt in ihrem Roman<br />

humorvoll davon, wie man seine eigenen<br />

Schwächen akzeptieren lernt, daraus<br />

Stärken werden und man dabei manchmal<br />

auch etwas aufs Spiel setzen muss.<br />

GERHART-HAUPTMANN-THEATER ZITTAU<br />

EDUARD-VON-WINTERSTEIN-THEATER<br />

Der Neurosen-Kavalier<br />

Eine „Psycho-Komödie“ in vier Sitzungen<br />

PREMIERE: 13.10.<strong>2018</strong><br />

Irving Berlin‘s Annie Get Your Gun<br />

Broadwaymusical von Irving Berlin<br />

PREMIERE: 28.10.<strong>2018</strong><br />

Es ist Vorweihnachtszeit und der Warenhausdieb<br />

Felix Bollmann flüchtet<br />

sich nach seinem erfolgreichen Überfall<br />

auf ein bekanntes Kaufhaus ausgerechnet<br />

in die Psychotherapie-Praxis von<br />

Dr. Otto. Wie der Zufall es will, hat Dr.<br />

Otto gerade seinen Urlaub angetreten<br />

und seine sehr blonde Sprechstundenhilfe<br />

Fräulein Engel wartet bereits ungeduldig<br />

auf dessen Vertretung Dr. de<br />

Witt. Um der Polizei längerfristig zu<br />

entkommen, lässt Bollmann Fräulein<br />

Engel gerne in dem Glauben, er sei der<br />

Vertretungsarzt und schon hat er seine<br />

erste Patientin auf der Couch liegen. Mit<br />

gesundem Menschenverstand, Einfühlungsvermögen<br />

und ungewöhnlichen<br />

© Michael Szyszka<br />

Methoden feiert er bei seinen Patienten<br />

bald triumphale Erfolge. „Der Neurosen-Kavalier“<br />

wurde 1986 uraufgeführt<br />

und zählt zu den erfolgreichsten deutschen<br />

Boulevardstücken.<br />

Ohio, 1900. Buffalo Bill’s Wild-West-<br />

Show kommt in die Stadt und wirbt für<br />

das Wettschießen, bei der man 100 Dollar<br />

gewinnen kann, wenn man den Star der<br />

Show, den Meisterschützen Frank Butler,<br />

besiegt. Annie Oakley, die ihre vier<br />

jüngeren Geschwister allein versorgen<br />

muss, verliebt sich bei einer zufälligen<br />

Begegnung sofort in ihn. Sie nimmt am<br />

Abend an dem angepriesenen Wettschießen<br />

teil, steht unversehens ihrem<br />

Schwarm gegenüber – und gewinnt! Buffalo<br />

Bill bietet ihr daraufhin einen Job<br />

in der Wild-West-Show an und sie wird<br />

Franks Assistentin. Frank, der ihren Erfolg<br />

nicht ertragen kann, wechselt zum<br />

Konkurrenzunternehmen Pawnee Bill’s<br />

© Fotolia.com – Axel Gutjahr<br />

Historic Wild West Show. Einige Monate<br />

später geht beiden Shows das Geld aus,<br />

woraufhin eine Fusionierung beschlossen<br />

wird. Annie und Frank treffen sich<br />

wieder – und es knallt.


www.theatercourier.de<br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> | Seite 13<br />

AUSSTELLUNG<br />

Holger John mischt Dresden mit „Die Unbegabten“ auf<br />

... die da Andy Warhol,<br />

Jeff Koons, Keith Haring,<br />

Roy Lichtenstein oder<br />

Gerhard Richter heißen!<br />

Super Future Kid flog extra aus London ein<br />

© Eberlein<br />

Der Titel der Ausstellung in der Neustädter<br />

Galerie ist pure Provokation – und soll<br />

das oft beschauliche Dresdner Publikum<br />

munter machen. Von „beschaulich“ war<br />

zur Vernissage allerdings wenig zu merken.<br />

Vor der Galerie machte der auf dem<br />

Kopf stehende Superman von Markus<br />

Wittmers mit dem Titel „Auch Helden<br />

haben schlechte Tage“ auf sich aufmerksam.<br />

Ebenso der 1959er, fast sechs Meter<br />

lange, chromglänzende Cadillac, die Rollschuh-Mädchen,<br />

das Luftblasen speiende<br />

Glücksmobil und die Live-Musik.<br />

„Alles ist Kunst“, meint Holger John. Er hat<br />

in dieser Ausstellung über 50 Werke von<br />

rund 20 Künstlern – Originale, Plastiken<br />

und Druckgrafiken – teilweise als Leihgabe<br />

von den privaten Sammlern oder zum<br />

Verkauf versammelt. „Es gibt Werke, die<br />

sind etwa ab 1.800 Euro zu kaufen, andere<br />

sind so teuer, dass wir alle zusammenlegen<br />

müssten und das in einem Leben<br />

nicht erarbeiten könnten“, grinst er verschmitzt.<br />

Dazu gehören sicher die vier (!) Druckgrafiken<br />

von Andy Warhol. Auch wenn es<br />

„nur“ Nummer 90 von insgesamt 300 Exemplaren<br />

ist – einen Warhol erkennt man<br />

immer und Marylin Monroe sowieso. Von<br />

Jeff Koons glänzt ein blauer Hund, der wie<br />

ein aufgeblasener und dann abgebundener<br />

Luftballon aussieht, in einer Vitrine.<br />

Gerhard Richter ist mit Schwarz-Rot-Gold<br />

vertreten – der Deutschlandflagge. Selbst<br />

Trump ist da, als Figur mit einer Raketenkappe<br />

auf der unverkennbaren Haartolle<br />

und einer Lunte zum Anzünden – sehr<br />

witzig. Der Weltraum wartet...<br />

Doch nicht nur einzigartige Kunstwerke<br />

von „unbegabten“ Künstlern hat Holger<br />

John versammelt, er hat sie auch noch auf<br />

einem Kunstwerk präsentiert: Die Warhols<br />

wirken auf der silbernen, mit Bananen<br />

verzierten Tapete von Tapeten und<br />

Uhren (ja, so was gibt es in Dresden!) doppelt<br />

gut.<br />

Neben vielen Gästen aus der Kunstszene<br />

waren auch ausstellende Künstler wie<br />

Damian Hirst, Bernd Kirschner, Kosmo<br />

Mars und, extra aus London eingeflogen,<br />

Super Future Kid da. Die junge Ostdeutsche<br />

hat einen ganz eigenen, herrlich<br />

bunten Malstil und ist derzeit auf dem<br />

Unverkennbar ein Warhol<br />

amerikanischen Markt unwahrscheinlich<br />

gefragt. Deshalb: Unbedingt angucken!<br />

Regine Eberlein<br />

„Die Unbegabten“<br />

Galerie Holger John<br />

bis 18.11.18<br />

www.galerie-holgerjohn.com<br />

Infotelefon: 0162 - 4 77 27 39<br />

© Eberlein<br />

Schloss Übigau ist wie eine Schatztruhe mit vielen Überraschungen<br />

Denkmäler bleiben und<br />

erzählen vom Gestern,<br />

Heute und Morgen<br />

Als bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung<br />

des diesjährigen Tag des<br />

offenen Denkmals im Schloss Übigau<br />

der Beatles-Titel „Yesterday“ – das Gestern<br />

– erklang, ging ein Murmeln durch<br />

die vielen Besucher. Ja, hier im Festsaal<br />

vom Barockschloss Übigau ist man von<br />

sehr viel Gestern umgeben – aber mit<br />

dem Blick auf das Heute und Morgen.<br />

Es ist unübersehbar: Endlich, endlich<br />

hat sich etwas getan, der Zahn der Zeit<br />

nagt nicht mehr daran und es gibt Hoffnung<br />

für das ehemalige Lustschloss von<br />

August dem Starken. Die Dresdner lieben<br />

es und haben in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder den Finger in die<br />

Wunde gelegt: Was wird damit, kann<br />

die Stadt den jeweiligen Besitzern nicht<br />

mal ordentlich auf die Finger klopfen,<br />

damit dieses einzigartige Zeugnis früherer<br />

Baukunst (1726 von Baumeister<br />

Eosander von Göthe erbaut) nicht noch<br />

mehr verfällt.<br />

Seit kurzem hat es neue Eigentümer, u. a.<br />

den Dresdner Bauunternehmer Frank<br />

Wiesner (ja, der Wiesner, der das Narrenhäusel<br />

wieder aufbauen will). Monatelang<br />

haben Fachleute wie Diplom-<br />

Restaurator Martin Lehmann im Auftrag<br />

des Denkmalschutzamtes die Substanz<br />

untersucht und so manche Überraschung<br />

erlebt: Die Wände waren teilweise<br />

mit bemalten Leinwänden bespannt,<br />

es fanden sich Fragmente von Gemälden,<br />

im Dachgeschoss wurde ein Saal<br />

eingerichtet, der die Form des Daches<br />

veränderte, so dass die beiden Steinvasen<br />

verschwanden und stattdessen zwei<br />

Schornsteine entstanden. Die umlaufenden<br />

Galerien wurden etwa 1845 bis auf<br />

die elbseitige Front zugemauert. August<br />

der Starke hat sich wahrscheinlich kaum<br />

hier aufgehalten, es hatte viele Eigentümer,<br />

u. a. saß Andreas Schubert gleich nebenan,<br />

konstruierte seine „Saxonia“ und<br />

bastelte an einer Dampfmaschine. Später<br />

zog die Betriebsleitung der Schiffswerft<br />

Übigau ein.<br />

„Erstaunlich ist auch, dass wir noch<br />

handgeblasene Fensterscheiben gefunden<br />

haben. Es gibt keinen vergleichbaren<br />

Fund von Barockkultur dieser Größe in<br />

Dresden, an dem so viel Geschichte abzulesen<br />

ist“, so Lehmann.<br />

Deshalb freute sich auch Kulturbürgermeisterin<br />

Annekatrin Klepsch in ihrer<br />

Eröffnungsrede über die Aktivitäten, die<br />

sich allerdings nicht nur auf dieses Objekt,<br />

sondern auf viele andere in und um<br />

Dresden bezogen. „Überall auf der Welt<br />

Schloss Übigau wird bald wieder in neuem Glanz erstrahlen<br />

werden immer wieder Zeugnisse des<br />

Könnens und der Kultur der Menschen<br />

vernichtet, durch Massentourismus,<br />

Klimawandel und religiöse Kriege. <strong>2018</strong><br />

ist das Jahr des kulturellen Erbes und es<br />

ist gut und richtig, dass wir vor Ort diese<br />

kulturellen Einzigartigkeiten bewahren.<br />

Denkmalpflege ist wichtig für kommende<br />

Generationen. Und dazu tragen<br />

vor allem die vielen engagierten ehrenamtlichen<br />

Denkmalpfleger bei, ohne die<br />

das alles gar nicht möglich wäre.“<br />

Fazit: Die vielen interessierten Besucher<br />

konnten sehen, dass ein Anfang<br />

© Eberlein<br />

gemacht wurde. Jetzt werden die neuen<br />

Eigentümer gemeinsam mit den<br />

Denkmalschützern überlegen, wie das<br />

Schloss saniert und restauriert sowie<br />

einer neuen, sinnvollen Nutzung zugeführt<br />

werden kann. Lassen wir uns<br />

überraschen und so viel ist sicher: Der<br />

nächste Tag des offenen Denkmals ist<br />

am Sonntag, 8. September 2019. Und<br />

sollte Schloss Übigau dann wieder für<br />

Besucher offen sein, ist das Interesse<br />

sicher riesengroß.<br />

Regine Eberlein


Seite 14 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

MUSIK<br />

DAVE Festival: Clubkultur vom Feinsten überall in Dresden<br />

Das Motto „Other Worlds“<br />

soll zum Weiterdenken<br />

anregen<br />

In der eher mit klassischer Musik auftretenden<br />

Barockstadt Dresden – nun vielleicht<br />

noch ein bisschen Pop, Rock und<br />

einer Kaisermania – entwickelt sich rasant<br />

eine elektronische Musikszene, die begeistert<br />

in den Clubs angenommen wird. Vom<br />

19. bis 28. <strong>Oktober</strong> findet zum fünften Male<br />

das DAVE Festival statt – organisiert von<br />

derzeit 20 Begeisterten, die sich 2016 zum<br />

Verein DAVE e. V. zusammenschlossen. Mit<br />

dem Ziel, „die Wahrnehmung der elektronischen<br />

Musikszene als Bestandteil der<br />

Dresdner Kulturlandschaft zu fördern, die<br />

lokale Szene innerhalb und außerhalb der<br />

Stadtgrenzen zu repräsentieren und sich<br />

gezielt für die Förderung des Nachwuchses<br />

in der Szene einzusetzen – kurz: Kunst<br />

und Kultur zu fördern“.<br />

Wie das Event angenommen wird, zeigt<br />

sich bei den Besucherzahlen: Im Vorjahr<br />

kamen zu den 70 Veranstaltungen über<br />

10.000 Gäste. „Wir haben auch dieses Jahr<br />

wieder 70 Termine in 30 Dresdner Locations<br />

im Programm“, so Pressesprecher<br />

Philipp Demankowski. „Highlights? Oh,<br />

zum Beispiel Twilight Sounds, Encounter<br />

Scenes, Beyond the Club, Workshops, Modular<br />

Monster – und viele andere.“ Und<br />

nachdem im Vorjahr mit „Transgressionen“<br />

Grenzen überschritten wurden,<br />

wird die andere Seite nun erkundet. Mit<br />

anderen Formaten, neuen Reflektionen,<br />

aber auch mit Variationen beliebter Veranstaltungen<br />

aus den letzten Jahren. So<br />

wird mit dem „Artist in Residence“- und<br />

dem „Artist in Focus“-Programm wieder<br />

jeweils ein lokaler und ein überregionaler<br />

Künstler in verschiedenen Veranstaltungsformaten<br />

im Fokus stehen. Zu<br />

ersterem wurde bereits Robert Henke<br />

gekürt, der als Musiker mit dem Projekt<br />

Monolake sowie als Sound Designer,<br />

Gründer und Entwickler für Ableton Live<br />

seit 25 Jahren ein unermüdlicher Impulsgeber<br />

für die Clubkultur ist. „Artist in Focus“<br />

ist der Dresdner Moritz Simon Geist,<br />

der mit seinem Projekt SONIC ROBOTS<br />

die technische Seite der „Other Worlds“<br />

zeigen will.<br />

„Ganz wichtig ist auch die Nachwuchsförderung“,<br />

betont Philipp Demankowski.<br />

20 Workshops, Diskussions-Panels und<br />

Formate wie der DJ-Contest werden angeboten.<br />

Zu den Besonderheiten gehören<br />

dieses Jahr „Twillight Sounds“, eine Ambientnacht<br />

mit Schlafmöglichkeit im Kleinen<br />

Haus, das Wandelkonzert-Format<br />

„Encounter Scenes“ im Residenzschloss<br />

DJ Tereza wird am 19. <strong>Oktober</strong> in der Groovestation ihren ganz eigenen Sound kreieren<br />

und die große Abschlussveranstaltung<br />

„Beyond The Club“ im Schauspielhaus. Regionale<br />

Plattenfirmen finden sich auf dem<br />

DAVE-Labelmarkt in der Scheune zusammen<br />

und ausschließlich um Modularsynthese<br />

wird es ein ganzes Wochenende im<br />

Zentralwerk gehen. Auch Film spielt wieder<br />

eine Rolle, zum Beispiel bei der Neuvertonung<br />

des Horrorfrühwerks „Häxan“<br />

im Militärhistorischen Museum sowie bei<br />

der Musikfilmreihe „Music in Motion“.<br />

„Natürlich wird es auch Clubnächte geben,<br />

denn dort haben sich ja die meisten<br />

der durchweg ehrenamtlich tätigen Mitglieder<br />

kennengelernt“, so Demankowski,<br />

DAVE Festival<br />

19. - 28.10.18<br />

www.dave-festival.de<br />

© Jim Gramming<br />

„der Höhepunkt wird sicher die DAVE<br />

Off-Party im Sektor Evolution am zweiten<br />

Samstag.“<br />

Die Stadtoberen haben das Engagement<br />

und das Festival rund um elektronische<br />

Musik bereits 2016 mit dem Förderpreis<br />

und einem Preisgeld von 5.000 Euro gewürdigt.<br />

Regine Eberlein<br />

Janowski mit Strauss und Bruckner<br />

PR-Anzeige<br />

JETZT TICKETS<br />

SICHERN!<br />

HAYDN UND<br />

BRUCKNER<br />

20. OKT <strong>2018</strong>, SA, 19.30 UHR<br />

21. OKT <strong>2018</strong>, SO, 18.00 UHR<br />

KULTURPALAST<br />

Janowski mit<br />

Bruckner<br />

Haydn: Sinfonie Nr. 100 G-Dur „Militär“<br />

Bruckner: Messe Nr. 3 f-Moll<br />

Marek Janowski | Dirigent<br />

Camilla Nylund, Christa Mayer,<br />

Bernhard Berchtold,<br />

Günther Groissböck | Solisten<br />

MDR Rundfunkchor<br />

Dresdner Philharmonie<br />

dresdnerphilharmonie.de<br />

© www.annas-foto.de<br />

Mit zwei Programmen ist<br />

Marek Janowski, neuer<br />

Chefdirigent der Dresdner<br />

Philharmonie ab<br />

der Saison 2019/20, im<br />

Herbst dieses Jahres im<br />

Kulturpalast zu erleben<br />

Richard Strauss‘ Sinfonia domestica ist<br />

ein ungemein farbenreiches und nuanciertes<br />

Werk für großbesetztes Orchester.<br />

Hintergründig gewitzt kommt<br />

es als „Tagesablauf einer bürgerlichen<br />

Familie“ daher. Eheglück und -leid, Kinderlachen<br />

und Verwandtenbesuch – ein<br />

Abbild bürgerlicher Häuslichkeit als<br />

Sinfonie? Die Skepsis unter den Zeitgenossen<br />

von Richard Strauss war groß,<br />

viele lehnten es ab, eine Art familiären<br />

Tagesablauf in den Konzertsaal zu bringen.<br />

Hinzu kommt, dass Strauss dafür<br />

einen enormen Orchesterapparat verlangt<br />

und höchste spieltechnische Herausforderungen<br />

an die Musiker stellt.<br />

Aber gerade das macht das Werk für Janowski<br />

interessant, es zählt für ihn zu<br />

den brillantesten Orchesteretüden.<br />

Ein hochkarätiges Solistenensemble<br />

und der renommierte MDR Rundfunkchor<br />

werden schließlich gemeinsam<br />

mit der Dresdner Philharmonie Anton<br />

Bruckners f-Moll-Messe aufführen. Sie<br />

galt zunächst als „unsingbar“ und stellt<br />

auch heute noch hohe Anforderungen<br />

an die Sänger – Grund genug, ein Solistenensemble<br />

der Spitzenklasse für<br />

dieses Konzert einzuladen. Gleichwohl<br />

ist sie ganz „Bruckner“ und überzeugt<br />

durch Momente innigsten Ausdrucks<br />

wie großes sinfonisches Register.<br />

Janowski mit Strauss<br />

13.10. | 14.10.18<br />

www.dresdnerphilharmonie.de<br />

Tickethotline: 0351 - 4 866 866<br />

Chefdirigent Marek Janowski<br />

© Markenfotografie


www.theatercourier.de<br />

<strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> | Seite 15<br />

KINO<br />

Film im Film mit Starbesetzung: „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“<br />

Woran Brecht vor 90<br />

Jahren scheiterte, setzte<br />

Joachim A. Lang heute um<br />

Vorab: Ein „Anguck“-Film ist das nicht!<br />

Obwohl es Ohrwurm für Ohrwurm auf die<br />

Ohren gibt, ein kluges Brecht-Zitat auf das<br />

andere folgt und die Bilder – zumindest<br />

die der lebenshungrigen, feierwütigen<br />

Endzwanziger Jahre – viele harmonische<br />

Momente ergeben. Wer sich als Zuschauer<br />

nicht jede Minute konzentriert, könnte<br />

Mühe haben, den verschiedenen Handlungsebenen<br />

zu folgen. Gut so, denn<br />

Helene Weigel (Meike Droste) und Bertolt Brecht (Lars Eidinger) im „Dreigroschenfilm“<br />

© Stephan Pick<br />

raschelndes Bonbonpapier, Nachfragen<br />

beim Nachbarn und sonst übliche Kinogeräusche<br />

bleiben da aus...<br />

Zur Handlung: Im August 1928 wird Bertolt<br />

Brechts (Lars Eidinger) Uraufführung<br />

der „Dreigroschenoper“ mit der Musik<br />

von Kurt Weill (Robert Stadlober) im Berliner<br />

Schiffbauerdamm unerwartet ein<br />

Riesenerfolg. „Die Dreigroschenoper ist<br />

ein Versuch, der völligen Verblödung der<br />

Oper entgegenzuwirken“, kommentiert<br />

der Dichter und plant alsbald einen Film<br />

von der Geschichte um den Ganoven Mackie<br />

Messer (Tobias Moretti), der mit Polly<br />

(Hannah Herzsprung), der Tochter des<br />

Bettlerkönigs Peachum (Joachim Król),<br />

heimlich die Ehe eingeht. Doch die Vorstellungen<br />

des Autors und die der Filmfirma<br />

– und somit der Geldgeber – triften<br />

immer mehr auseinander und enden vor<br />

Gericht. Brecht will künstlerische Freiheit<br />

haben und knallharten Kapitalismus zeigen,<br />

die Filmfirma einen „gefälligen Film<br />

machen, der das Publikum mitnimmt“.<br />

Er verliert den Prozess: „Die Filmindustrie<br />

ist zu doof, die muss erst bankrott<br />

gehen“. Und wir sehen ihn schließlich im<br />

Zug mit seiner Frau Helene Weigel (Meike<br />

Droske) die Pässe vorweisen auf den Weg<br />

ins Exil. Und sein Filmprojekt? Kam „in<br />

echt“ mit der Bemerkung „Frei nach Bertolt<br />

Brecht“ in die Kinos.<br />

Doch bis dahin erlebt der Zuschauer die<br />

Elite deutscher Schauspieler – die sogar<br />

alle Songs – nach umfangreicher Probenarbeit<br />

– selbst singen. Und das sogar gut.<br />

Besonders haften bleibt Joachim Król als<br />

Peachum, wie er seine „Mitarbeiter“ rekrutiert,<br />

in fünf Bettlerarten einteilt, um<br />

so möglichst viel Mitleid (gleich Spenden)<br />

zu ergattern und schließlich Mackie Messers<br />

dicken Freund, Tiger Brown (Christian<br />

Redl), erfolgreich erpresst. Auch Claudia<br />

Michelsen als Frau des Bettlerkings spielt<br />

und singt hervorragend. Macheath (Tobias<br />

Moretti) ist ein echter Gauner, der auf die<br />

Zeichen der Zeit reagiert, ehe sie passieren,<br />

natürlich mit dem berühmten Spruch über<br />

die Banken. Hannah Herzsprung als Polly<br />

entwickelt sich rasend schnell vom verliebten<br />

Häschen zur knallharten Bankchefin<br />

– aber sehr überzeugend. Und Eidinger<br />

als Brecht? Natürlich mit der obligatorischen<br />

Zigarre, optisch überzeugend – aber<br />

war er wirklich so ein arroganter, auf jede<br />

Situation mit einem zynischen Spruch reagierender,<br />

wenig empathischer Zyniker?<br />

Sowohl Drehbuch als auch Regie hat Joachim<br />

A. Lang übernommen. Er verlangt<br />

– genau wie Brecht – die unbedingte Aufmerksamkeit<br />

und viel Mitdenken, indem<br />

er nicht nur verschiedene Handlungsebenen<br />

wie Oper, Film, Originalszenen<br />

aus der Zeit (Blutbad 1929 in Berlin), sondern<br />

auch das Ansprechen der Zuschauer<br />

durch seine Protagonisten einbaut. Selbst<br />

Brechts Stimme ist im Originalton zu<br />

hören - die Zitate sind übrigens alle original.<br />

Allerdings prasseln sie oftmals von<br />

der Leinwand, ehe man sie verinnerlichen<br />

kann. Und Gänsehaut stellt sich ein, weil<br />

so vieles, was Brecht vor 90 Jahren feststellte,<br />

fast tagaktuell ist. Es ist eben kein<br />

bloßer „Anguck“-Film...<br />

Regine Eberlein<br />

Nie schneller als „25 km/h“<br />

Zwei Brüder auf dem Findungstrip<br />

– Komödie mit<br />

deutscher Starbesetzung<br />

Christian (Lars Eidinger) und<br />

Georg (Bjarne Mädel) auf Tour<br />

© Gordon Timpen Sony<br />

Pictures Releasing GmbH<br />

Christian (Lars Eidinger) und Georg (Bjarne<br />

Mädel) sind Brüder und haben sich<br />

aufgrund einer sehr unterschiedlichen<br />

Entwicklung seit über 30 Jahren nicht gesehen.<br />

Ausgerechnet auf der Beerdigung<br />

ihres Vaters treffen sie sich wieder. Während<br />

Tischler Georg den Vater jahrelang<br />

bis zu dessen Tod gepflegt hat, war Manager<br />

Christian seit ewiger Zeit nicht mehr<br />

in der Heimat. Anfangs herrscht zwischen<br />

beiden auf dem Leichenschmaus Funkstille<br />

– doch mit jedem Glas Alkohol kommen<br />

die unterschiedlichen Brüder mehr ins Gespräch.<br />

Und dann haben sie eine Schnapsidee:<br />

Sie beschließen, die Mofa-Tour quer<br />

durch Deutschland nachzuholen, die sie<br />

schon als Jugendliche geplant hatten. Also<br />

schwingen sich die beiden Ü-40er kurzerhand<br />

auf ihre Knatterbüchsen und gehen<br />

auf Tour vom Schwarzwald bis nach Rügen.<br />

Auch der anfängliche Kater kann sie<br />

nicht von der Umsetzung ihres Teenagertraums<br />

abhalten. Unterwegs machen sie<br />

so manche schräge Bekanntschaft und<br />

erleben völlig verrückte Situationen und<br />

viele Abenteuer auf ihrer ungeplanten,<br />

plötzlichen Reise – und finden nach jahrzehntelanger<br />

Entfremdung auch wieder<br />

brüderliche Gemeinsamkeiten. Und bei<br />

alledem war eins Bedingung: Nicht mehr<br />

als 25 km/h! Denn Mofas sind Motorfahrräder<br />

oder Fahrräder mit Hilfsmotor. Es<br />

geht also langsam vorwärts und es bleibt<br />

genügend Zeit für zwischenmenschliche<br />

Begegnungen und Gespräche. Regisseur<br />

Markus Goller hat in dem Road Movie eine<br />

Starbesetzung versammelt: Lars Eidinger<br />

als Christian, Bjarne Mädel als Georg, Sandra<br />

Hüller, Jella Haase, Alexandra Maria<br />

Lara, Martin Brambach und selbst Franka<br />

Potente und Wotan Wilke Möhring stehen<br />

auf der Besetzungsliste. Gefilmt hat er an<br />

vielen Orten in Deutschland, u.a. in Berlin<br />

und Brandenburg, aber auch NRW und<br />

Schleswig-Holstein.<br />

„25 km/h“<br />

Kinostart: 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

Länge: 116 Minuten<br />

MAMMA MIA!<br />

www.boulevardtheater.de<br />

CAROLIN<br />

FORTEN-<br />

BACHER<br />

ABBA<br />

MACHT GLÜCKLICH<br />

31. OKTOBER<br />

STILLE<br />

NACHT<br />

16. DEZEMBER<br />

KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN


Seite 16 | <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong><br />

www.theatercourier.de<br />

LEUTE, LEUTE<br />

GEWINNSPIELE<br />

Das letzte Wort hat ...<br />

Intendant der Landesbühnen Sachsen Manuel Schöbel<br />

Jahrmarktfest<br />

Wir verlosen für die Vorstellung „Jahrmarktsfest<br />

in Kötzschenbroda“ am<br />

28. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> in den Landesbühnen<br />

Sachsen 2x2 Tickets.<br />

© Hagen König<br />

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dem Kennwort „Jahrmarktfest“<br />

bis zum 18. <strong>Oktober</strong> <strong>2018</strong> an:<br />

gewinnspiel@theatercourier.de<br />

© Hagen König<br />

MANUEL SCHÖBEL (58)<br />

Autor, Regisseur, Intendant<br />

Der Dresdner kommt aus einer Theaterfamilie<br />

und studierte Theaterwissenschaft<br />

an der Humboldt-Uni in Berlin.<br />

Er schrieb zahlreiche Theaterstücke und<br />

Hörspiele und arbeitete als freischaffender<br />

Regisseur in Deutschland, aber auch<br />

Norwegen, Australien und Russland.<br />

Von 1984 bis 1991 war er Chefdramaturg<br />

und Regisseur am tjg, später Intendant<br />

des caroussell-theaters in Berlin sowie<br />

des Mittelsächsischen Theaters Freiberg<br />

und Döbeln. Seit 2011 ist er Intendant<br />

der Landesbühnen Sachsen.<br />

www.landesbuehnen-sachsen.de<br />

APASSIONATA<br />

Wir verlosen für die Vorstellung „APAS-<br />

SIONATA – Der magische Traum“ am<br />

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Mischung aus Pferden, Reitern,<br />

Akrobatik, phantastischen Animationen,<br />

Laser-Spezialeffekten und einem spektakulären<br />

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Freiheit, Gleichheit,<br />

Brüderlichkeit<br />

Diesem Dreiklang der französischen<br />

Revolution sind nicht nur wir an den<br />

Landesbühnen in dieser Spielzeit auf<br />

der Spur. In verschiedenen Theatern<br />

wird untersucht, wie diese Werte zu<br />

verteidigen sind. Dabei hoffe ich, dass<br />

die Dreieinigkeit dieser drei Worte bewahrt<br />

werden kann. Schon oft hat man<br />

uns Menschen in der Vergangenheit<br />

weismachen wollen, dass die Freiheit<br />

nur zu haben ist, wenn die Gleichheit<br />

als Ideal preisgegeben wird. Die Freiheit<br />

wurde dabei klein geredet.<br />

Als ginge es in erster Linie um die Freiheit,<br />

zu gewinnen. Oder um die Freiheit,<br />

mehr als andere zu erwerben. Dann<br />

prallt die Freiheit sehr schnell an die<br />

Grenzen, die der Mangel ihr setzt. Die<br />

Freiheit zu reisen oder die Freiheit,<br />

seinen Wohnsitz frei zu bestimmen,<br />

gilt dann nicht für alle. Dann hängt die<br />

Freiheit wieder an der Gnade der Geburt<br />

am richtigen Ort und in der richtigen<br />

Familie.<br />

Bleibt mir vom Leib mit einer solchen<br />

Freiheit; sie ist eine Freiheit der Wenigen<br />

auf Kosten der Vielen. Ohne die<br />

Brüderlichkeit, die am Ende der Losung<br />

steht, ist die Freiheit nicht halb<br />

so viel wert. Wir dürfen und müssen<br />

dabei im selben Atemzug wie Brüderlichkeit<br />

längst auch Schwesterlichkeit<br />

denken. Oder wir ersetzen es einfach<br />

durch das schöne Wort Menschlichkeit.<br />

Das Wort Menschlichkeit wird in<br />

unserem Sprachgebrauch oft auf Hilfsbereitschaft<br />

in einer Form des „Sichhinab-Neigens“<br />

– also sehr begrenzt<br />

verstanden. Menschlichkeit muss aber<br />

das Leben auf Augenhöhe mit den anderen<br />

beinhalten, die Erkenntnis, sich<br />

selbst nichts Besseres zu dünken und<br />

die Einlösung der alten (christlichen)<br />

Aufforderung: Liebe deinen Nächsten<br />

wie dich selbst.<br />

Und so sind wir beim zentralen Begriff<br />

aus unserem Dreiklang angekommen,<br />

bei der Gleichheit. Wir müssen einander<br />

nicht gleichen, um einander gleich<br />

zu sein. Ein jeder kann anders aussehen<br />

und doch den gleichen Teil von Erde,<br />

Luft und Wasser beanspruchen dürfen.<br />

Einem jeden kann etwas anderes das<br />

Liebste und Wichtigste im Leben sein.<br />

Ein jeder ist anders begünstigt durch<br />

Gesundheit, Weisheit und Empathie.<br />

Genau so laufen die Theaterfiguren<br />

durch die dramatische Handlung. Sie<br />

können irren, indem sie das Glück im<br />

Golde wähnen oder darin, über allen<br />

anderen zu stehen. Doch sie fassen das<br />

Glück nur, wenn es gelingt, als Gleiche<br />

unter Gleichen zu sein. Und nichts müssen<br />

sie dabei aufgeben von ihrer Einzigartigkeit.<br />

Im Innern jedes Menschen<br />

– das zeigt sich sehr deutlich auf dem<br />

Theater – liegt seine Unverwechselbarkeit,<br />

seine Größe und so könnte man sagen:<br />

Dies sei mein Ideal: unter Gleichen<br />

sich als König fühlen.<br />

Ihr Manuel Schöbel<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>TheaterCourier</strong>, Freiberger Str. 39, 01067 Dresden<br />

Telefon: 0351 - 65 29 62 13<br />

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(haftungsbeschränkt)<br />

Geschäftsführer Olaf Maatz<br />

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Julia Meißner | Claire Schneider<br />

Anzeigenvertrieb: Format Media GmbH<br />

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Druck:<br />

Dresdner Druck- und Verlagshaus<br />

GmbH & Co. KG<br />

Redaktionsschluss 24.09.<strong>2018</strong><br />

Für alle in diesem Heft aufgeführten Termine übernimmt<br />

der <strong>TheaterCourier</strong> keine Gewähr.<br />

DIE HERZOGIN VON CHICAGO<br />

EMMERICH KÁLMÁN<br />

Ab 20. Okt. <strong>2018</strong>, Musikalische Komödie<br />

TICKETS +49 (0)341-12 61 261 | WWW.OPER-LEIPZIG.DE

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