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Behandlung der Neurodermitis mit - Universitäts-Hautklinik

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STAND 04/2006<br />

<strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is <strong>mit</strong><br />

Informationsmaterial <strong>der</strong><br />

Atopie-Sprechstunde<br />

<strong>Universitäts</strong>-<strong>Hautklinik</strong> Mainz<br />

Calcineurin-Inhibitoren?<br />

Die Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is ist eine stark juckende, ekzematöse<br />

Hauterkrankung, von <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s junge Menschen<br />

betroffen sind. Daher ist es bei dieser Erkrankung<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, langfristig gut wirksame und<br />

nebenwirkungsarme Therapien zu finden und<br />

durchzuführen.<br />

Seit einigen Jahren sind auch in Deutschland neue<br />

Substanzen verfügbar, die die <strong>Behandlung</strong> von<br />

Ekzemen allgemein, und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is, stark verbessert haben. Dies sind<br />

Pimecrolimus und Tacrolimus.<br />

Ihr Arzt/Ihre Ärztin hat Ihnen nun eins <strong>der</strong> neuen<br />

Präparate verschrieben und wir wollen Ihnen <strong>mit</strong> Hilfe<br />

dieses Informationsblatts weitere Informationen zu<br />

diesen Produkten zukommen lassen.<br />

Wie wirken Pimecrolimus umd Tacrolimus?<br />

Pimecrolimus und Tacrolimus sind natürliche<br />

Produkte von Mikroorganismen (Pilzen). Sie werden<br />

heute synthetisch hergestellt und sind als<br />

Cremes/Salben seit dem Jahr 2002 auf dem deutschen<br />

Markt zugelassen.<br />

Diese Substanzen werden von <strong>der</strong> Haut aufgenommen<br />

und verhin<strong>der</strong>n dort die Produktion von Botenstoffen,<br />

welche für die Entstehung von Ekzemen<br />

verantwortlich sind.<br />

Im Gegensatz zu Kortison-haltigen Präparaten haben<br />

klinische Studien gezeigt, dass diese Produkte nur in zu<br />

vernachlässigbaren kleinen Mengen ins Blut<br />

aufgenommen wird, und dass keine Anreicherung im<br />

Körper nachgewiesen werden kann. Dies gilt<br />

insbeson<strong>der</strong>e für Pimecrolimus. Daher kommt es nicht<br />

zu einer Unterdrückung des gesamten Immunsystems<br />

(systemischen Immunsuppression).<br />

Hier nun Tipps zur richtigen Anwendung von<br />

Tacrolimus/Pimecrolimus bei <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is:<br />

Wie/wie lange/wieviel soll gecremt werden?<br />

� Sie sollten un<strong>mit</strong>telbar bei Auftreten <strong>der</strong> ersten<br />

Zeichen eines neuen Ekzems beginnen,<br />

Tacrolimus/Pimecrolimus zu verwenden, um den<br />

vollständigen Ausbruch eines akuten<br />

Ekzemschubes zu verhin<strong>der</strong>n, beziehungsweise<br />

dessen Verlauf deutlich abzuschwächen.<br />

� Sie sollten so lange verwendet werden, bis die<br />

Symptome auf <strong>der</strong> betroffenen Haut vollständig<br />

abgeheilt sind.<br />

� Bei einer geringen Ausprägung des Ekzems ist es<br />

völlig ausreichend, die Cremes o<strong>der</strong> Salben einmal<br />

täglich in einer dünnen Schicht aufzutragen. Diese<br />

Dosierung kann bei stärkeren Beschwerden <strong>der</strong><br />

Haut bis auf 2 mal täglich erhöht werden.<br />

� Wenn die Salbe o<strong>der</strong> Creme eingezogen ist, können<br />

dort anschließend normale rückfettende<br />

Pflegeprodukte in gewohnter Weise verwendet<br />

werden.<br />

Wann/wo dürfen Tacrolimus/Pimecrolimus nicht<br />

verwendet werden?<br />

� Die Anwendung von diesen Präparaten ist ohne<br />

ausdrückliche Anweisung ihres Hautarztes bei<br />

Kin<strong>der</strong>n unter 2 Jahren nicht empfohlen.<br />

� Der Kontakt <strong>mit</strong> den Schleimhäuten (z.B. Augen)<br />

sollte vermieden werden. Wenn dies passiert ist,<br />

waschen Sie die betroffene Stelle <strong>mit</strong> Wasser<br />

sorgfältig ab.<br />

� Wichtig: Sie sollten auf jeden Fall sehr sorgsam <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Sonne umgehen und Sonnenschutzcremes <strong>mit</strong><br />

hohem Sonnenschutzfaktor verwenden (bei<br />

Kin<strong>der</strong>n beginnt dieser ab einem Lichtschutzfaktor<br />

von größer als 15!), da die Haut durch die


Anwendung <strong>der</strong> Produkte möglicherweise etwas<br />

empfindlicher auf UV Bestrahlung reagieren kann.<br />

� Die Anwendung auf offenen, akut entzündeten<br />

Hautstellen sollte nur eingeschränkt erfolgen.<br />

� Wenn sich auf <strong>der</strong> Haut Zeichen einer Infektion<br />

finden (z.B. honiggelbe Krusten wie bei bakterieller<br />

Infektion), dann sollten Tacrolimus/Pimecrolimus<br />

ebenso wie Kortison-Präparate nicht an dieser<br />

Stelle verwendet werden.<br />

Nebenwirkungen<br />

Da Tacrolimus/Pimecrolimus im Gegensatz zu<br />

Kortison gezielter in <strong>der</strong> Haut wirkt, kommt es nicht<br />

zu den Nebenwirkungen, die von kortisonhaltigen<br />

Präparaten bekannt sind.<br />

Bei <strong>der</strong> Anwendung von Tacrolimus/Pimecrolimus<br />

kann es gelegentlich zu Brennen, Juckreiz o<strong>der</strong><br />

Hautrötung an <strong>der</strong> Anwendungsstelle kommen. Diese<br />

Symptome haben meistens einen schwachen/mäßigen<br />

Schweregrad und sollten nach drei Tagen nicht mehr<br />

neu auftreten. Die Langzeitnebenwirkungen von an<br />

<strong>der</strong> Haut angewendetem Kortison treten hier nicht auf.<br />

Daher sind Tacrolimus/Pimecrolimus beson<strong>der</strong>s gut<br />

zur Ekzembehandlung im Gesicht und an<strong>der</strong>en,<br />

empfindlichen Körperpartien geeignet.<br />

„Black Box Warnung“<br />

Elidel Creme®, Douglan Creme® (Pimecrolimus) und<br />

Protopic Salbe® (Tacrolimus) wurden im Rahmen von<br />

zahlreichen klinischen Studien, an denen nahezu<br />

40.000 Patienten teilgenommen haben, gründlich<br />

geprüft, und in <strong>der</strong> Folge als sehr gut wirksam und<br />

sicher für die <strong>Behandlung</strong> <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is bewertet.<br />

Nach <strong>der</strong> Zulassung sind bisher mehr als 7,5 Millionen<br />

Patienten weltweit - mehr als die Hälfte davon Kin<strong>der</strong><br />

- erfolgreich behandelt worden.<br />

Im Jahr 2005 wurden beson<strong>der</strong>s in den USA einzelne<br />

Fälle (ca. 10) von Kin<strong>der</strong>n beschrieben, die bei<br />

Neuro<strong>der</strong><strong>mit</strong>is unter Therapie <strong>mit</strong><br />

Tacrolimus/Pimecrolimus Lymphome (Blutkrebs)<br />

entwickelt haben. Bei einer genauen Analyse hat sich<br />

jedoch gezeigt, dass diese Lymphome nicht im<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> zu sehen sind.<br />

Dennoch wurden seit diesem Jahr weltweite<br />

Überwachungsprogramme zum Schutz <strong>der</strong> Patienten<br />

aufgelegt.<br />

Wegen <strong>der</strong> im Vergleich zu Kortison nur „kurzen“<br />

Erfahrung <strong>mit</strong> den Substanzen (Kortison: ca. 60 Jahre,<br />

Tacrolimus/Pimecrolimus: ca. 10 Jahre) sind<br />

möglicherweise noch nicht alle Nebenwirkungen im<br />

Detail bekannt geworden.<br />

Daher raten wir bei <strong>der</strong> Anwendung dieser neuen<br />

Lokaltherapie, ebenso wie bei Kortison-Präparaten, zu<br />

einer gewissen Vorsicht. Daher sollte, wenn die Haut<br />

ekzemfrei ist, unbedingt eine <strong>Behandlung</strong>spause genau<br />

wie bei Kortison eingelegt werden!<br />

Genauere Informationen zu den Präparaten:<br />

Douglan® und Elidel®<br />

Der Wirkstoff dieser Cremes heißt Pimecrolimus,<br />

wurde aus dem Pilz Streptomyces hygroscopicus isoliert und<br />

wird zu <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Calcineurin-Inhibitoren<br />

gezählt.<br />

Packungsgrößen:<br />

Elidel® Creme gibt es als eine 1% ige Creme <strong>mit</strong> 15 g,<br />

30 g und 100 g pro Packung<br />

Douglan® Creme ist ebenfalls als 1%ige Creme in den<br />

Größen 15 g, 30 g und 100 g erhältlich.<br />

Protopic®<br />

Der Wirkstoff von Protopic heißt Tacrolimus und<br />

wurde aus einem Pilz (Streptomyces tsukukaensis) isoliert.<br />

Tacrolimus gehört wie Elidel und Douglan zur Gruppe<br />

<strong>der</strong> Calcineurin-Inhibitoren.<br />

Packungsgrößen:<br />

Protopic® ist in Salbenbasis <strong>mit</strong> einer Konzentration<br />

von 0,03% und 0,1% <strong>mit</strong> jeweils 30 g und 60 g pro<br />

Tube erhältlich.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie in <strong>der</strong><br />

Atopie-Sprechstunde<br />

Univ.-<strong>Hautklinik</strong><br />

Sprechzeiten: Di + Mi, 14.00- 15.30<br />

Anmeldung: Tel. 06131-172913<br />

Verantwortlich: PD. Dr. Esther von Stebut<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:<br />

Dr. Peri Caucig<br />

Dr. Gabi Meng<br />

Dr. Boris Grundt


STAND 04/2006

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