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Offener Brief an Stadträtin Ulli Sima

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<strong>Offener</strong> <strong>Brief</strong> <strong>an</strong> <strong>Stadträtin</strong> <strong>Ulli</strong> <strong>Sima</strong>:<br />

Sehr geehrte Fr. <strong>Sima</strong><br />

Ich bin Tierarzt und züchte seit 27 Jahren Bullterrier.<br />

Hunde, die allesamt bei ver<strong>an</strong>twortungs- und<br />

liebevollen Menschen, zu einem Großteil in Familien<br />

mit Kindern, leben.<br />

All diese Personen wurden schon vor Jahren durch<br />

die willkürliche Einführung der Rasseliste, <strong>an</strong> der<br />

besonders Sie federführend beteiligt waren,<br />

schik<strong>an</strong>iert. Diese ver<strong>an</strong>twortungsvollen<br />

Hundebesitzer haben allesamt die bisherigen<br />

Auflagen erfüllt und sind niemals auffällig<br />

geworden.<br />

WAS HABEN DIESE PERSONEN MIT EINER<br />

ALKOHOLISIERTEN UND UNVERANTWORTLICHEN<br />

HUNDEBESITZERIN ZU TUN?<br />

Es ist erschreckend, dass Politiker, die Hetze und<br />

Verallgemeinerungen gegen z.B. Asyl<strong>an</strong>ten<br />

verurteilen und davor warnen, nicht alle in einen<br />

Topf zu schmeißen, wenn Mal wieder ein grausames<br />

Gewaltverbrechen geschieht, nun genau zu einer<br />

solchen Hetze aufrufen gegen Personen, die<br />

Besitzer eines Hundes einer mehr als fragwürdigen<br />

Liste sind.<br />

Wenn ein BMW Fahrer in Salzburg ein Kind totfährt,<br />

werden auch nicht alle <strong>an</strong>deren BMW Fahrer zur<br />

Nachschulung verpflichtet. Warum eigentlich nicht?<br />

Ihre Partei verwehrt sich gegen Ausgrenzung von<br />

Minderheiten und ruft zu Sachlichkeit und Toler<strong>an</strong>z<br />

auf. Wie passt nun ihre Vorgehensweise, wodurch eine Minderheit von Hundebesitzern vollkommen<br />

ungerechtfertigt kriminalisiert und ausgegrenzt wird in das werte Parteiprogramm? Aber ja, m<strong>an</strong> hat<br />

sich ja schon öfter im Winde gedreht, wenn es um Wählerf<strong>an</strong>g geht. Da werden schnell Prinzipien<br />

und Vernunft über den Haufen geworfen.<br />

Ich hatte schon vor Einführung des verpflichtenden Hundeführscheins das zweifelhafte Vergnügen im<br />

Rahmen eines Interviews mit einer Zeitung zu diesem Thema, Ihre Bek<strong>an</strong>ntschaft zu machen.<br />

Schon damals haben Sie bewiesen, dass es Ihnen nicht um eine sinnvolle Regelung geht, sondern<br />

Ihnen nur dar<strong>an</strong> gelegen ist, mit einer Anlassgesetzgebung einen Großteil der Wählerschaft zu<br />

beeindrucken. Fakten werden dieser Wählerschaft bewusst vorenthalten.<br />

Diese Wählerschaft weiß auch nicht, dass sie zwar eine glorreiche Liste mit zahlreichen Auflagen für<br />

die Besitzer ins Leben gerufen, es aber in all den Jahren nicht der Mühe wert gefunden haben, die<br />

erforderlichen Möglichkeiten zu schaffen, für entsprechende Kontrollen zu sorgen.<br />

Das ist wie die Einführung eines Tempolimits, ohne die Möglichkeit der Geschwindigkeitsmessung.<br />

Alles Augenauswischerei. Niem<strong>an</strong>d ist zuständig, bzw. traut sich in Problembezirken zu kontrollieren.<br />

Ich hatte schon damals <strong>an</strong>geregt, nach dem Modell der Parkraumüberwachung, eine Gruppe zur<br />

Kontrolle der Einhaltung dieser Regelungen ins Leben zu rufen, ähnlich dem Ordnungsamt in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d. Bis heute ist hier NICHTS geschehen. Das wäre ja auch viel mühsamer, als einen<br />

unüberlegten Gesetzesentwurf rauszuhauen.<br />

Es macht absolut KEINEN SINN ein Gesetz zu verschärfen, für dessen Einhaltung m<strong>an</strong> schon bisher<br />

nicht sorgen konnte (oder wollte). Aber um SINN ist es Ihnen ja leider nur selten geg<strong>an</strong>gen.<br />

In der ZIB 2 hat der Vizek<strong>an</strong>zler <strong>an</strong>gedacht, das oberösterreichische Modell bundesweit einzuführen.


Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Dort gibt es nämlich keine Liste, sondern Besitzer<br />

auffällig gewordener Hunde, egal welcher Rasse, werden zum Rapport gerufen und JEDER<br />

Hundebesitzer muss einen Sachkundenachweis erbringen.<br />

Jeder Biss ist einer zu viel, da gebe ich Ihnen durchaus recht. Ich würde in diesen Fällen die Strafen<br />

auch weit höher <strong>an</strong>setzen. Sie allerdings bestrafen pauschal unbescholtene Bürger und verschließen<br />

sich jeder vernünftigen Argumentation, die die Sinnlosigkeit ihres Vorhabens aufzeigt. Traurig auch,<br />

dass wir diese g<strong>an</strong>ze Diskussion nicht hätten, wäre der Besitzer eines nicht der Liste <strong>an</strong>gehörenden<br />

Hundes für diesen bedauerlichen Vorfall ver<strong>an</strong>twortlich. Solche Fälle gibt es nämlich auch, die<br />

mediale Darstellung sieht d<strong>an</strong>n jedoch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders aus.<br />

Es steht zu hoffen, dass doch auch vernünftige Personen in die Finalisierung des Gesetzes mit<br />

einbezogen sind.<br />

Jeder Besitzer eines nicht Listenhundes, der bisher der unausgegorenen Argumentation von Fr. <strong>Sima</strong><br />

auf den Leim geg<strong>an</strong>gen ist, sei im Übrigen gewarnt. Der Willkür einer mutwilligen Erweiterung der<br />

Liste ist sicher keine Grenze gesetzt.<br />

Dieses aus der Hüfte geschossene, völlig unausgegorene Gesetz, bringt keinerlei Nutzen, wird auch<br />

keinen Hundebiss (zumal die überwiegende Mehrheit im Privatbereich passiert) verhindern, sondern<br />

ist eine reine Schik<strong>an</strong>e unbescholtener Bürger um die bewusst falsch informierte Bevölkerung in den<br />

Glauben zu versetzen, dass etwas Sinnvolles unternommen wurde.<br />

Zum Abschluss ein gut gemeinter Rat: kümmern Sie sich einmal um die Umsetzung bestehender<br />

Gesetze, bevor Sie neue, sinnlose und wieder nicht exekutierbare, in Kraft setzen wollen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Mag. Regina Bregenzer

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