Download Ausgabe 110 - Gemeinnützige Werkstätten und ...
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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
JIT <strong>und</strong> JIS ...<br />
JIT <strong>und</strong> JIS – Bei diesen beiden Kürzeln<br />
handelt es sich nicht um neue Begriffe<br />
aus der Internetszene, sondern um die<br />
Abkürzung gängiger Verfahren zur Materialbelieferung<br />
in der Wirtschaft, insbesondere<br />
bei Großserienfertigern wie dem<br />
Automotivebereich.<br />
JIT – Just in time bedeutet, dass<br />
die Warenanlieferung zu bestimmten,<br />
defi nierten Zeiten in der Regel mehrfach<br />
täglich erfolgen muss. Damit sollen die<br />
Warenbestände in der Fertigung unserer<br />
Auftraggeber möglichst gering gehalten<br />
werden.<br />
JIS – Just in sequence bedeutet eine<br />
Warenanlieferung in der Reihenfolge, die<br />
dem Produktionsablauf unseres Auftraggebers<br />
entspricht. Die gelieferten Teile<br />
fl ießen direkt in den Fertigungsprozess<br />
ein. Damit sind (zumindest theoretisch)<br />
dort keine Puffer mehr erforderlich. Dies<br />
bedeutet aber auch, dass jede Störung<br />
im Lieferprozess auch zu einer Störung<br />
im Produktionsprozess unseres Auftraggebers<br />
führt.<br />
Beide Verfahren stellen an den Zulieferbetrieb,<br />
also auch an unsere <strong>Werkstätten</strong>,<br />
hohe Anforderungen in der Disposition,<br />
in der Arbeitsplanung, in der<br />
Gestaltung, Durchführung <strong>und</strong> Absicherung<br />
der Produktionsprozesse sowie in<br />
der Lagerwirtschaft <strong>und</strong> Logistik.<br />
Man kann nun fragen (<strong>und</strong> diese Frage<br />
wurde auch mehrfach gestellt), ob diese<br />
Art von Produktion <strong>und</strong> Produktionssteuerung<br />
überhaupt für <strong>Werkstätten</strong> für behinderte<br />
Menschen geeignet <strong>und</strong> diesen<br />
zumutbar sei.<br />
Nun, zum einen ist es unumgänglich,<br />
die Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen unserer<br />
Auftraggeber nicht nur zu kennen,<br />
sondern auch umzusetzen, wenn wir weiterhin<br />
als qualifi zierte Partner akzeptiert<br />
werden <strong>und</strong> im Geschäft bleiben wollen.<br />
Der Ansatz für die Arbeitsgestaltung<br />
in unseren <strong>Werkstätten</strong> kann nicht sein:<br />
"Diese Arbeit passt für uns nicht", sondern:<br />
"Wie können wir diese Anforderungen<br />
für die Werkstattbeschäftigten passend<br />
machen?"<br />
Diese Notwendigkeit, Arbeitsanforderungen<br />
für die Werkstattbeschäftigten<br />
passend zu machen, also die Arbeit so zu<br />
organisieren, dass sie von den Werkstattbeschäftigten<br />
mit ihren Möglichkeiten<br />
umgesetzt werden kann, ist die zentrale<br />
Aufgabe unserer Werkstattfachkräfte, die<br />
durch die Zusatzqualifi kation als Fachkraft<br />
für Arbeit <strong>und</strong> Berufsförderung dafür<br />
auch ausgebildet werden.<br />
Natürlich gehört auch die Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> Anleitung der Werkstattbeschäftigten<br />
durch die Fachkräfte <strong>und</strong> das<br />
zentrale Fortbildungsreferat, die Bereitstellung<br />
geeigneter Betriebsmittel durch<br />
LEITARTIKEL | GWW AKTUELL <strong>110</strong> | 2009<br />
3<br />
2<br />
unsere Entwicklungs- <strong>und</strong> Vorrichtungsabteilung<br />
<strong>und</strong> die Organisation des EDV-<br />
Hintergr<strong>und</strong>es dazu, dass die Umsetzung<br />
dieser Anforderungen gelingen kann.<br />
Dass dies in guter Weise umgesetzt<br />
werden kann <strong>und</strong> dabei auch neue Arbeits-<br />
<strong>und</strong> Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
für die <strong>Werkstätten</strong> entstehen, wird in der<br />
Werkstatt in Sindelfi ngen bei der Scheibenfertigung,<br />
in Magstadt bei der Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> Just-in-sequence-Lieferung<br />
von Einstiegsschienen, in Gültstein<br />
mit Bauteilen für die neue E-Klasse <strong>und</strong> in<br />
Nagold mit der Montage <strong>und</strong> Anlieferungen<br />
von Pumpentriebwerken eindrucksvoll<br />
umgesetzt.<br />
Uns auf die Erwartungen <strong>und</strong> Entwicklungen<br />
unserer K<strong>und</strong>en einzulassen,<br />
nicht vordergründig die Probleme, sondern<br />
die Entwicklungschancen zu sehen<br />
<strong>und</strong> diese kreativ umzusetzen, ist uns in<br />
der Vergangenheit immer wieder in guter<br />
Weise gelungen <strong>und</strong> wird auch zukünftig<br />
die beste Möglichkeit bleiben, die Auslastung<br />
unserer <strong>Werkstätten</strong> mit inhaltlich<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich sinnvoller Arbeit sicherzustellen.<br />
Ihr<br />
Rainer Knapp · Geschäftsführer