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Der feine Unterschied zwischen Klatsch<br />
und echten Neuigkeiten:<br />
GRAZIA eröffnet mit der Rubrik NEWS<br />
auch etwas andere Perspektiven.<br />
NEWS für Frauen, die es schneller, besser, gründlicher<br />
wissen wollen. GRAZIA will mit dieser Rubrik weder mit den<br />
Abendnachrichten noch dem Börsenbericht konkurrieren.<br />
Mit NEWS bezeichnen wir die Art von Nachrichten, Tipps<br />
und Entdeckungen, die für anspruchsvolle, selbstbewusste<br />
Frauen von hoher Relevanz sind. Das kann die Welt aus<br />
der Sicht von Michelle Obama sein, das ist aber ebenso der<br />
Dernier cri aus der Welt des Prêt-à-Porter oder die neueste<br />
Adresse für Designermöbel und Kunst der Avantgarde.<br />
Wer GRAZIA hat, hat die Highlights.<br />
REPORT<br />
Haben wir durch<br />
die Finanzkrise wirklich<br />
BESSEREN SEX?<br />
Neue Studien versichern uns, dass die<br />
Wirtschaftsfl aute unser Liebesleben verändert.<br />
Ist da was dran? Werden wir in Zukunft<br />
weniger verdienen, aber dafür wenigstens mehr<br />
Spaß im Bett haben?<br />
Genug von den schlechten Nachrichten? Von den Berichten<br />
über verzocktes Geld, marode Unternehmen, unsichere<br />
Jobs? Sie wollen endlich mal wieder was Schönes<br />
lesen? Bitte sehr: Dank der Krise haben wir wieder mehr<br />
Sex. Und wir müssen noch nicht mal was dafür tun! Nach<br />
einer Untersuchung der amerikanischen Anthro pologin<br />
Helen Fisher kommen sich Menschen in Krisenzeiten<br />
nämlich automatisch näher. Der Grund: Stress, wie er<br />
etwa durch Geldnot und Zukunftssorgen ausgelöst wird,<br />
aktiviert eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin – einem<br />
Hormon, das unter anderem für romantische Gefühle<br />
sorgt. Fisher: „Unter Belastung wächst die Anziehung<br />
zu anderen – man ist einfach anfälliger.“<br />
Eine andere Theorie, gleiches Ergebnis: Der Körper<br />
produziert beim Sex das Hormon Oxytocin, welches bewirkt,<br />
dass man danach entspannt und schläfrig ist. Also<br />
Sex als Ablenkung von der Krise? Dafür würde sprechen,<br />
dass im letzten Jahr nach Angaben der Deutschen Latex<br />
Forschungs gemeinschaft mehr Kondome verkauft wurden<br />
als je zuvor, und zwar 215 Millionen Stück (zum<br />
Vergleich: 2007 waren es 209 Millionen).<br />
Der Erotikversand LustundLiebe wiede rum glaubt,<br />
dass die Menschen sich in schlech ten Zeiten einfach auf<br />
das Wesentliche besinnen – und hat auch gleich einen<br />
Namen dafür gefunden: „Sex-Cocooning“. Zum selbst<br />
ernannten Trend präsentiert der Versand die passenden<br />
Umfrageergebnisse. Demnach gaben acht von zehn Befragten<br />
an, wieder mehr Zeit mit dem Partner verbringen<br />
zu wollen. Um zu sparen! Das Geld, das sie nicht mehr in<br />
teure Reisen und Restaurantbesuche investierten, würden<br />
sie stattdessen für Sexspielzeuge ausgeben.<br />
Zwar sind die Antworten bei Sexumfragen generell etwa<br />
so ehrlich wie ein Kompliment beim ersten Date. Aber<br />
zumindest sind die Resultate in diesem Fall erstaunlich<br />
plausibel. Um Kosten zu senken, macht es Sinn, zuerst<br />
an den Extras zu sparen. Statt eines schicken Vier-Gänge-<br />
Menüs kocht man zu Hause, statt eines Kinobesuchs leiht<br />
man eine DVD, statt samstags shoppen zu gehen, bleibt<br />
man lieber länger im Bett liegen. Man hat vielleicht<br />
weniger Geld, aber dafür umso mehr Zeit füreinander.<br />
Und kommt sich so zwangsläufig näher.<br />
Arm, aber sexy? Nun ja. Sex setzt eben nicht nur voraus,<br />
dass man sich einander nahe fühlt, sondern auch Verlan-<br />
Was die Rezession noch<br />
macht (außer Ärger und Angst):<br />
In Singapur sind Fitnesskurse<br />
überfüllt. Alle wollen sorgenbedingte<br />
gen, Gelöstheit, Sorglosigkeit.<br />
Man muss kein Exper-<br />
Verspannungen wegturnen.<br />
In Japan wird unter Jugendlichen<br />
te sein, um zu wissen, dass<br />
die Landwirtschaft als Berufsziel<br />
Jobsorgen und Zukunftsängste<br />
eher das Gegenteil Werte als der Finanzsektor.<br />
wieder attraktiv. Sie biete stabilere<br />
bewirken. Statt die gewonnene<br />
Freizeit mit Morgen-, ging die Krise früher los, McDonald’s<br />
In den USA boomt Fastfood. Dort<br />
Nachmittags- und Abend- verdoppelte 2008 seinen Gewinn.<br />
Sex zu verbringen, sitzt man In Deutschland wollen alle Bio<br />
vermutlich eher gemeinsam<br />
über dem Taschenrech-<br />
beim Reisen und Ausgehen.<br />
essen. Qualität punktet, gespart wird<br />
ner und grübelt über die<br />
Haushaltskosten.<br />
So gab in einer Studie für das Online-Nachrichtenportal<br />
The Daily Beast zwar die Hälfte der Befragten an, dass<br />
Sex in schlechten Zeiten eine gute Ablenkung sei. Allerdings<br />
sagten auch 28 Prozent, dass sie mehr mit ihrem<br />
Partner streiten würden. Die meisten Befragten waren<br />
außerdem der Meinung, dass jemand, der viel Geld verdiene,<br />
auch öfter Sex habe. Dr. Thomas Pollett von der<br />
Newcastle University geht in einer aktuellen Studie sogar<br />
noch weiter: Er glaubt, dass der Reichtum des Partners<br />
der entscheidende Faktor für die weibliche Befriedigung<br />
sei. Na toll.<br />
Und was stimmt nun? Haben wir mehr Sex? Oder<br />
doch weniger? Wegen der Krise? Trotz der Krise? Was<br />
beweisen Umfragen, außer, dass die Ergebnisse immer<br />
demjenigen entgegenzukommen scheinen, der die Umfrage<br />
leitet? Und wenn an den jeweiligen Ergebnissen<br />
doch etwas dran ist, warum zum Teufel ist uns bisher<br />
nicht aufgefallen, dass sich überhaupt irgendwas am eigenen<br />
Sexleben verändert hat? Auf die letzte Frage gibt<br />
es natürlich eine ziemlich einfache Antwort: Es hat sich<br />
nichts verändert. Das steht in keiner Umfrage, und das<br />
sagt auch kein Sexforscher, sondern ein Ökonom. Der<br />
Brite Madsen Pirie analysiert seit drei Jahrzehnten die<br />
Auswirkungen der freien Marktwirtschaft und kommt<br />
zu folgendem Ergebnis: „Essen, Trinken und Sex sind<br />
normalerweise nicht von Rezessionen betroffen. Die<br />
Menschen ändern vielleicht kurzfristig ihre Prioritäten.<br />
Aber eigentlich machen sie weiter wie zuvor.“ Es gibt<br />
also etwas, auf das die Krise keinen Einfluss hat. Ist das<br />
nicht schön?<br />
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