8 Vieh und Fleisch - Bayern
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Agrarmärkte 2011/2012 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
8 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
8.1 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Erzeugung - 8-1 Einhergehend mit dem globalen<br />
Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> der positiven Entwicklung<br />
der Weltwirtschaft <strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en mit einer höheren<br />
Kaufkraft für einen größeren Anteil der Weltbevölkerung<br />
nimmt die Nachfrage nach <strong>Fleisch</strong> permanent zu.<br />
Dem entsprechend positiv entwickelt sich auch die<br />
Weltfleischerzeugung. Seit 1990 beträgt ihr Zuwachs<br />
63 %.<br />
Mehr als verdoppelt hat sich seit 1990 die Produktion<br />
in Asien <strong>und</strong> Südamerika. Schwächer war der Produktionszuwachs<br />
in Nord- <strong>und</strong> Zentralamerika, Afrika<br />
<strong>und</strong> Ozeanien. In Europa ging die Produktion von<br />
1990 bis 2000 um fast 20 % zurück, um sich dann mit<br />
geringen Schwankungen zu stabilisieren. Seit 2007<br />
steigt sie beständig an. Auf Kontinenten mit hohem<br />
<strong>Fleisch</strong>verbrauch ist auch die Produktion besonders<br />
hoch. Über 40 % der globalen <strong>Fleisch</strong>erzeugung findet<br />
in Asien statt, knapp 20 % in Nordamerika <strong>und</strong><br />
Europa.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der beschriebenen Faktoren nehmen<br />
<strong>Fleisch</strong>produktion <strong>und</strong> -verbrauch Jahr für Jahr zu. Auf<br />
den einzelnen Kontinenten <strong>und</strong> dort zwischen den<br />
verschiedenen Staaten verläuft die Entwicklung jedoch<br />
nicht gleich. Regionale Besonderheiten wie Naturkatastrophen<br />
<strong>und</strong> Dürren, Seuchenausbrüche oder für<br />
die Produktion ungünstige politische Rahmenbedingungen<br />
führen zu geringerem Wachstum oder Produktionsrückgang.<br />
Andererseits sorgt insbesondere Wirtschaftswachstum<br />
für besseres Einkommen <strong>und</strong> damit<br />
zu einer höheren Nachfrage nach dem teureren Lebensmittel<br />
<strong>Fleisch</strong>. Dies kann neben einer Steigerung<br />
der Inlandsproduktion auch zu einer Nachfragebelebung<br />
auf dem Weltmarkt führen, wovon dann Produzenten<br />
- auch auf anderen Kontinenten - profitieren.<br />
8-1 Nach <strong>Fleisch</strong>arten hat die Erzeugung von<br />
Schweinefleisch mit 37 % den größten Anteil, gefolgt<br />
von Geflügelfleisch (34 %), Rindfleisch (22 %) sowie<br />
Schaf- <strong>und</strong> Ziegenfleisch mit 5 %. Besonders ausgeprägt<br />
ist die Produktionssteigerung bei Geflügelfleisch.<br />
Innerhalb von 20 Jahren hat sich die Erzeugung mehr<br />
als verdoppelt, seit 2000 ist sie um r<strong>und</strong> 44 % angestiegen.<br />
Obwohl auch die Schweinefleischproduktion<br />
in diesem Zeitraum um über 20 % gesteigert wurde,<br />
kann das Wachstum von Schweinefleisch mit dem von<br />
Geflügel nicht mithalten. Nachrangig ist die <strong>Fleisch</strong>produktion<br />
mit Wiederkäuern. Diese haben eine<br />
schlechtere Futterverwertung <strong>und</strong> benötigen deshalb<br />
wesentlich größere Futtermengen pro kg Zuwachs.<br />
Dies führt zu ansteigenden Produktionskosten, sowie<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
zu höheren Verbraucherpreisen <strong>und</strong> dies begrenzt die<br />
Nachfrage.<br />
Welthandel - Etwa 27,4 Mio. t <strong>Fleisch</strong>, 9 % der Erzeugung,<br />
wurden 2011 laut FAO exportiert. Gegenüber<br />
dem Vorjahr ist dies eine Steigerung um 0,9 Mio. t<br />
oder 3,6 %. Damit setzt sich der Trend des letzten Jahres<br />
weiter fort, nachdem 2009, verursacht durch die<br />
Finanzkrise, der Welthandel mit <strong>Fleisch</strong>, aber auch<br />
anderen Wirtschaftsgütern einbrach. In den Zahlen der<br />
FAO ist allerdings der Intra-Handel zwischen den Mitgliedstaaten<br />
der EU nicht enthalten. Geflügelfleisch<br />
mit einem Handelsanteil von etwa 44 % wird international<br />
stärker gehandelt als Schweinefleisch mit 24 %<br />
<strong>und</strong> Rindfleisch mit 28 %. Im Jahr 2011 waren die<br />
größten Exporteure bei Schweinefleisch die USA, die<br />
EU <strong>und</strong> Kanada. Am meisten eingeführt wurde nach<br />
Japan, China <strong>und</strong> die russische Föderation. Bei Rindfleisch<br />
exportieren Brasilien, die USA <strong>und</strong> Australien<br />
am meisten. Die USA, die russische Föderation <strong>und</strong><br />
Japan sind auf dem Weltmarkt für Rindfleisch die<br />
wichtigsten Abnehmer. Bei Geflügelfleisch sind Brasilien<br />
<strong>und</strong> die USA vor der EU die bedeutenden Exporteure.<br />
Nach China, Japan <strong>und</strong> in die EU wurde am<br />
meisten Geflügelfleisch geliefert.<br />
Verbrauch - Der weltweite <strong>Fleisch</strong>verbrauch lag 2011<br />
bei ca. 42,1 kg/Kopf, davon 15,7 kg Schweine-,<br />
14,4 kg Geflügel- <strong>und</strong> 9,2 kg Rindfleisch. Die Akzeptanz<br />
bzw. Präferenz der verschiedenen <strong>Fleisch</strong>arten ist<br />
allerdings in den Weltregionen sehr verschieden. Aus-<br />
Tab. 8-1 Weltfleischerzeugung<br />
(Nettoerzeugung)<br />
in Mio. t 1990 2000 2009 2010<br />
nach Erzeugungsregionen<br />
2011<br />
�<br />
11/10<br />
in %<br />
Asien 51,1 90,8 119,1 123,2 123,6 +0,3<br />
Europa 63,9 51,7 54,9 56,3 57,1 +1,4<br />
Nord- <strong>und</strong> Zentralamerika<br />
35,7 48,0 54,4 55,0 55,4 +0,7<br />
Südamerika 15,9 26,1 34,6 35,2 38,6 +9,7<br />
Afrika 8,8 11,4 16,6 17,3 14,2 -17,9<br />
Ozeanien 4,5 5,4 5,8 5,7 5,8 +1,8<br />
nach <strong>Fleisch</strong>arten<br />
Schweinefleisch 69,9 89,8 106,4 109,3 110,2 +0,8<br />
Geflügelfleisch 40,9 68,2 94,2 97,9 101,1 +3,3<br />
Rindfleisch 55,3 59,1 65,0 65,7 64,6 -1,7<br />
Schaf- <strong>und</strong> Zie- 9,7 11,4 13,6 13,7 13,7 ±0,0<br />
genfleisch<br />
sonstiges<br />
<strong>Fleisch</strong><br />
4,0 4,9 6,0 6,1 5,1 -16,4<br />
Welt 179,9 233,4 285,3 292,7 294,7 +0,7<br />
Quelle: FAO Stand: 13.02.2012<br />
157
<strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Abb. 8-1 Weltfleischerzeugung 2011<br />
(über den Markt)<br />
Quelle: FAO<br />
schlaggebend für die Akzeptanz sind vor allem religiöse<br />
Tabus, traditionelle Gewohnheiten sowie die Verfügbarkeit<br />
der <strong>Fleisch</strong>art. Die Präferenz sowie der<br />
<strong>Fleisch</strong>verbrauch korrelieren stärker mit dem verfügbaren<br />
Einkommen <strong>und</strong> damit der Kaufkraft.<br />
Der <strong>Fleisch</strong>verbrauch weltweit stieg von 27 kg im Jahr<br />
1970 auf die genannten 42,1 kg in 2011 an. Sowohl<br />
bei der absoluten Höhe wie auch beim Zuwachs des<br />
<strong>Fleisch</strong>verbrauches gibt es riesige Unterschiede. Am<br />
wenigsten <strong>Fleisch</strong> wird auf dem indischen Subkontinent<br />
in Indien <strong>und</strong> Bangladesch mit unter<br />
4 kg/Einwohner jährlich verbraucht. Vorrangig handelt<br />
es sich dabei um Rind- <strong>und</strong> Geflügelfleisch. Unter<br />
10 kg liegt in vielen schwarz- <strong>und</strong> zentralafrikanischen<br />
Staaten der <strong>Fleisch</strong>verbrauch. Bei über 100 kg<br />
liegt der <strong>Fleisch</strong>verbrauch in den USA, Brasilien,<br />
Hongkong <strong>und</strong> Spanien, knapp unter 100 kg in Kanada,<br />
Australien, weiteren Mitgliedstaaten der EU, Chile<br />
<strong>und</strong> Argentinien. Ehemaligen Entwicklungs- oder<br />
Schwellenländern ist es durch ein vehementes Wirtschaftswachstum<br />
gelungen, enorme Kaufkraft zu<br />
schaffen, was sich auch in einem verstärkten <strong>Fleisch</strong>konsum<br />
niederschlägt. Beispielsweise hat sich in Südkorea<br />
der <strong>Fleisch</strong>konsum von 1970 mit gut 5 kg auf<br />
über 60 kg mehr als verzehnfacht. Auf einem ähnlichen<br />
Niveau lag 2007 die Volksrepublik China als bevölkerungsreichste<br />
Nation, dort ist der <strong>Fleisch</strong>verzehr<br />
im Jahr 2011 auf über 50 kg angestiegen.<br />
Differenziert nach <strong>Fleisch</strong>arten steht Schweinefleisch<br />
an der Spitze des Weltfleischverbrauchs, gefolgt von<br />
Geflügel- <strong>und</strong> Rindfleisch. In Zukunft dürfte weltweit<br />
der Verbrauch an Geflügelfleisch gegenüber den anderen<br />
<strong>Fleisch</strong>arten weiter an Bedeutung gewinnen <strong>und</strong><br />
158<br />
Schaf<strong>und</strong><br />
Ziegenfleisch<br />
5%<br />
Rindfleisch<br />
22%<br />
294,7 Mio. t<br />
Geflügelfleisch<br />
34%<br />
sonstiges<br />
<strong>Fleisch</strong><br />
2%<br />
Schweinefleisch<br />
37%<br />
Agrarmärkte 2011/2012<br />
Schweinefleisch in naher Zukunft möglicherweise von<br />
der Spitze verdrängen.<br />
Für die Zukunft ist mit einer weiteren Ausdehnung der<br />
<strong>Fleisch</strong>produktion in Asien (China, Thailand, Vietnam,<br />
Indien) <strong>und</strong> Südamerika (Brasilien, Argentinien, Chile)<br />
zu rechnen. Auf dem afrikanischen Kontinent wächst<br />
die Bevölkerung schneller als die Produktion. Für<br />
Russland werden weiter <strong>Fleisch</strong>importe notwendig<br />
sein, da die Tierproduktion nach wie vor nicht auf das<br />
Niveau vor der Umbruchphase zurückgekehrt ist. Dafür<br />
sind vor allem aus dem Rohstoffhandel Devisen<br />
vorhanden. Die USA <strong>und</strong> Europa werden weiter versuchen,<br />
ihr Exportpotential zu halten oder auszudehnen.<br />
Selbstversorgungsgrad - 8-2 Der Selbstversorgungsgrad<br />
(SVG) der EU-27 lag bei <strong>Fleisch</strong> 2011 bei<br />
111 %. Extreme Überschüsse weisen Dänemark<br />
(376 %), Irland (261 %) <strong>und</strong> die Niederlande (224 %)<br />
auf. Deutschland liegt, durch die Ausdehnung der<br />
Schweine- <strong>und</strong> Geflügelfleischproduktion in den letzten<br />
Jahren, mit 117 % zwischenzeitlich deutlicher<br />
über dem EU-Durchschnitt. Von den neu aufgenommenen<br />
Mitgliedern errechnen sich lediglich für Polen<br />
(112 %) sowie Ungarn (116 %) Exportüberschüsse, für<br />
Polen mit steigender, für Ungarn mit rückläufiger Tendenz.<br />
EU-Staaten mit geringen SVG’s sind die südeuropäischen<br />
Staaten Bulgarien (53 %) <strong>und</strong> Griechenland<br />
(54 %, Stand 2007), Tschechien (69 %), das Vereinigte<br />
Königreich (76 %) <strong>und</strong> Italien (83 %), ebenso<br />
ein Großteil der Neumitglieder.<br />
Bei den einzelnen <strong>Fleisch</strong>arten werden die Unterschiede<br />
noch deutlicher. Bei Rind- <strong>und</strong> Kalbfleisch<br />
reicht die Spanne beim Selbstversorgungsgrad 2011<br />
von 56 % in Schweden bis zu 629 % in Irland.<br />
Deutschland ist mit 112 % Nettoexporteur.<br />
Bei Schweinefleisch produzieren die Dänen mehr als<br />
das sechsfache ihres Eigenverbrauchs, die Niederlande<br />
<strong>und</strong> Belgien mehr als das doppelte. Geringe Selbstversorgungsgrade<br />
weisen das Vereinigte Königreich<br />
sowie die Mehrzahl der südeuropäischen Mitgliedstaaten<br />
auf. In Deutschland wurden 115 % des Verbrauchs<br />
selbst erzeugt. Bei Schaf- <strong>und</strong> Ziegenfleisch<br />
steht mit 371 % Irland vor Ungarn (277 %). In Belgien/Luxemburg<br />
als Schlusslicht beläuft sich der SVG<br />
auf magere 11 %. Deutschland erzeugt bei ebenfalls<br />
leicht rückläufiger Tendenz mit 50 % die Hälfte des<br />
Bedarfs an Schaf- <strong>und</strong> Ziegenfleisch selbst.<br />
Mit einem aktuellen SVG von 108 % hat Deutschland<br />
das zweite Jahr in Folge keinen Zufuhrbedarf an Geflügelfleisch<br />
mehr. Im Vereinigten Königreich (93 %<br />
SVG), Schweden (95 % SVG) <strong>und</strong> Portugal (92 %<br />
SVG) kann der Eigenbedarf zwar nicht vollständig gedeckt<br />
werden, dennoch ist der benötigte Anteil an Zu-<br />
SCHWÄBISCH GMÜND
Agrarmärkte 2011/2012 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Tab. 8-2 Selbstversorgungsgrad <strong>und</strong> Pro-Kopf-Verbrauch von <strong>Fleisch</strong> in der EU<br />
2011 s Selbstversorgungsgrad (in %) Pro-Kopf-Verbrauch (in kg)<br />
fuhren nur sehr gering. Den höchsten Selbstversorgungsgrad<br />
in der EU-27 haben die Niederlande mit<br />
205 %.<br />
Pro-Kopf-Verbrauch - 8-2 Die Einwohner der EU-<br />
27 verbrauchten 2011 zusammen 43,9 Mio. t <strong>Fleisch</strong><br />
(einschließlich Geflügel). Das meiste <strong>Fleisch</strong> wurde<br />
entsprechend der Bevölkerungszahl mit 7,29 Mio. t in<br />
Deutschland verbraucht. Es folgen Frankreich mit<br />
6,40 Mio. t, Italien mit 5,35 Mio. t <strong>und</strong> Spanien mit<br />
4,73 Mio. t.<br />
Beim Vergleich des Pro-Kopf-Verbrauchs an <strong>Fleisch</strong><br />
(Nahrung, Futter, industrielle Verwertung <strong>und</strong> Verluste)<br />
in den einzelnen Mitgliedstaaten gibt es nach wie vor<br />
beachtliche Unterschiede. Danach gehören die deutschen<br />
Konsumenten nicht zu den größten <strong>Fleisch</strong>essern:<br />
Der <strong>Fleisch</strong>verbrauch der Deutschen lag 2011<br />
bei durchschnittlich 89,2 Kilogramm <strong>und</strong> damit nur<br />
2 kg über dem EU-27-Durchschnitt von 87,4 kg bzw.<br />
im Mittelfeld auf der Verbrauchsskala. Im Jahr 2011<br />
wurden in der EU 41,0 kg Schweinefleisch, 23,4 kg<br />
Geflügelfleisch <strong>und</strong> 15,8 kg Rind- <strong>und</strong> Kalbfleisch pro<br />
Kopf verbraucht. Mit 2,1 kg pro Kopf <strong>und</strong> Jahr spielt<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
<strong>Fleisch</strong><br />
ins-<br />
gesamt<br />
�<br />
Rind-<br />
<strong>und</strong><br />
Kalb-<br />
fleisch<br />
Schweine-<br />
fleisch<br />
Schaf-<br />
<strong>und</strong><br />
Ziegen-<br />
fleisch<br />
Geflügel-<br />
fleisch<br />
<strong>Fleisch</strong><br />
ins-<br />
gesamt<br />
Rind-<br />
<strong>und</strong><br />
Kalb-<br />
fleisch<br />
Schweine-<br />
fleisch<br />
Schaf-<br />
<strong>und</strong><br />
Ziegen-<br />
fleisch<br />
Geflügel-<br />
fleisch<br />
Dänemark 376 88 639 31 135 115,8 28,0 56,8 1,1 24,1<br />
Irland 261 629 150 371 108 92,9 20,5 35,5 2,9 29,5<br />
Niederlande 224 120 268 73 205 84,8 18,7 41,4 1,4 22,4<br />
Estland 176 . . . . 81,8 14,2 44,8 . .<br />
Belgien/Lux. 174 155 225 11 190 87,0 16,4 41,4 2,0 16,8<br />
Spanien 127 89 129 125 101 102,6 12,8 . 2,5 30,5<br />
Deutschland 117 112 115 50 108 89,2 13,1 54,0 1,0 18,9<br />
Ungarn 116 172 . 277 143 . 2,8 . 0,3 28,5<br />
Polen 112 257 86 285 128 85,4 . 53,2 0,0 23,5<br />
Österreich 110 148 107 71 74 99,3 17,7 56,4 1,3 20,5<br />
Finnland 107 . 112 50 105 . 18,5 32,6 0,4 16,9<br />
Frankreich 107 112 107 53 118 98,3 25,4 32,8 3,4 23,7<br />
Litauen 106 . 91 . 93 . 9,2 38,8 . 22,0<br />
Zypern 93 . 98 . . 134,3 8,7 69,6 . .<br />
Italien 83 65 69 45 111 88,3 22,6 37,1 1,3 18,3<br />
V. Königreich 76 82 54 105 93 79,8 . 22,1 4,4 28,8<br />
Tschechien 69 112 62 84 78 78,7 7,6 42,4 0,2 24,0<br />
Bulgarien 53 . 36 630 . 54,1 6,7 . 0,1 .<br />
Rumänien . 130 . 173 . 64,3 5,9 31,1 2,6 .<br />
Schweden . 56 81 42 95 76,4 26,2 . 1,3 11,8<br />
Portugal . . 73 . 92 105,3 18,3 43,9 2,2 33,8<br />
Slowakei . . . 171 70 . . 29,4 0,2 20,2<br />
Lettland . . 75 . 54 . 11,7 . . 19,4<br />
Griechenland . . . 92 82 76,7 12,3 . 10,0 20,5<br />
Malta . . . . . . 13,4 33,5 . .<br />
Slowenien . 93 . 100 . 92,7 21,5 . . .<br />
EU–27 111 98 112 83 104 87,4 15,8 41,0 2,1 23,4<br />
Quelle: AMI Stand: 24.04.2012<br />
der Verbrauch von Schaf- <strong>und</strong> Ziegenfleisch aber auch<br />
von sonstigem <strong>Fleisch</strong> <strong>und</strong> Innereien eine untergeordnete<br />
Rolle.<br />
Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von <strong>Fleisch</strong> mit<br />
134,3 kg jährlich hat Zypern vor Dänemark (115,8 kg)<br />
<strong>und</strong> Portugal (105,3 kg), besonders niedrig ist er in<br />
vielen osteuropäischen Mitgliedstaaten. In Bulgarien<br />
beträgt er nur 54,1 kg (2011).<br />
Bei den einzelnen <strong>Fleisch</strong>arten spiegeln sich die teilweise<br />
sehr unterschiedlichen Verzehrgewohnheiten in<br />
der EU wider. Über alle <strong>Fleisch</strong>arten gibt es beim Pro-<br />
Kopf-Verbrauch zwischen den Mitgliedern erhebliche<br />
Unterschiede. Deutschland liegt nur beim Schweinefleischverbrauch<br />
über dem Durchschnitt der Gemeinschaft<br />
<strong>und</strong> von der Verbrauchsmenge am oberen Ende<br />
der Spanne. Bei den anderen <strong>Fleisch</strong>arten ist der Verbrauch<br />
unterdurchschnittlich.<br />
8-2 In Deutschland wurde 2011 insgesamt<br />
89,2 kg <strong>Fleisch</strong> pro Kopf <strong>und</strong> Jahr <strong>und</strong> damit etwas<br />
weniger als im Vorjahr (-0,9 kg) verbraucht. Den größten<br />
Anteil hat Schweinefleisch mit 54,0 kg (-1,1 kg),<br />
159
<strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Abb. 8-2 <strong>Fleisch</strong>verbrauch in Deutschland (brutto)<br />
kg/Kopf<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Quellen: BMELV; AMI<br />
gefolgt von Geflügelfleisch mit 18,9 kg (-0,4 kg) <strong>und</strong><br />
Rindfleisch mit 13,1 kg (+0,5 kg) pro Kopf. Auf Schaf-,<br />
Ziegen-, Pferdefleisch, Innereien sowie sonstiges<br />
<strong>Fleisch</strong> entfielen 2010 lediglich 3,1 kg (- 0,2 kg).<br />
Verzehr - Beim <strong>Fleisch</strong>verbrauch ist zu beachten, dass<br />
der tatsächliche menschliche Verzehr deutlich unter<br />
dem Verbrauch liegt, da Knochen <strong>und</strong> Abschnitte<br />
nicht eingerechnet werden. Bei <strong>Fleisch</strong> insgesamt lag<br />
der menschliche Verzehr 2010 bei 61,7 kg, d.h. abhängig<br />
von der <strong>Fleisch</strong>art im Schnitt bei 69 % des<br />
Verbrauchs, davon 8,6 kg Rindfleisch, 39,7 kg<br />
Schweinefleisch, 11,5 kg Geflügelfleisch <strong>und</strong> 1,9 kg<br />
sonstiges <strong>Fleisch</strong>.<br />
Nachfrage - 8-3 8-3 In den letzten Jahren<br />
gab es sowohl bezüglich der absoluten Höhe des Verbrauchs<br />
wie auch hinsichtlich der Wertigkeit einzelner<br />
<strong>Fleisch</strong>arten in der Verbrauchergunst z.T. unterschiedliche<br />
Entwicklungen. Ursachen dieser sich wandelnden<br />
Nachfrage sind sowohl in den sich ändernden<br />
Verbraucherstrukturen <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Ernährungsgewohnheiten,<br />
einer stärkeren Berücksichtigung<br />
von Ges<strong>und</strong>heitsaspekten, in der Diskussion ethischer<br />
Gr<strong>und</strong>sätze in der Nutztierhaltung, wie auch in immer<br />
wieder auftretenden Tierseuchen <strong>und</strong> Lebensmittelskandalen<br />
zu suchen.<br />
Bei den Tierseuchen hat ab November 2000 die BSE-<br />
Krise in Deutschland zu drastischen Verbrauchsverschiebungen<br />
geführt. Die private Rindfleischnachfrage<br />
160<br />
4,2<br />
19,2<br />
29,4<br />
8,4<br />
24,0<br />
38,4<br />
9,8<br />
23,3<br />
50,2<br />
12,4<br />
22,1<br />
60,1<br />
12,2<br />
21,2<br />
56,2<br />
12,5<br />
19,2<br />
54,5<br />
12,4<br />
19,7<br />
56,1<br />
12,8<br />
17,5<br />
55,5<br />
13,4<br />
16,6<br />
54,9<br />
14,1<br />
15,2<br />
54,7<br />
14,8<br />
14,5<br />
53,8<br />
15,2<br />
15,1<br />
56,1<br />
15,3<br />
15,1<br />
56,9<br />
16,0<br />
14,0<br />
54,2<br />
18,2<br />
9,9<br />
54,0<br />
12,0<br />
54,0<br />
12,5<br />
54,7<br />
12,4<br />
54,0<br />
Agrarmärkte 2011/2012<br />
Geflügelfleisch Rind- <strong>und</strong> Kalbfleisch Schweinefleisch<br />
60 70 80 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11<br />
17,2<br />
17,6<br />
17,8<br />
sank zeitweilig um mehr als 2/3. Fünf Jahre nach dem<br />
Höhepunkt der Krise hat sich der Rindfleischverbrauch<br />
weitgehend normalisiert, 2010 wurden noch<br />
etwa 17 % weniger konsumiert als 1999. Rindfleisch<br />
verlor in Deutschland allerdings auch schon vor der<br />
BSE-Diskussion auf Gr<strong>und</strong> seiner aufwändigeren Zubereitung<br />
im Verbrauch.<br />
In der Folge verlagerte sich die Nachfrage weg vom<br />
Rindfleisch hin zu Schweine- <strong>und</strong> Geflügelfleisch <strong>und</strong><br />
bewirkte auf diesen Märkten eine deutliche Produktionsausdehnung.<br />
Dies führte in den Jahren 2002 <strong>und</strong><br />
Tab. 8-3 Private Nachfrage nach <strong>Fleisch</strong> in<br />
Deutschland<br />
In 1.000 t 1) 2009 2010 2011<br />
1.HJ 2.HJ 1.HJ 2.HJ 1.HJ 2.HJ<br />
Schwein 298,9 291,2 293,5 286,2 285,8 283,0<br />
Geflügel 190,7 205,8 194,6 208,0 184,0 197,5<br />
Rind 85,4 94,9 87,5 93,7 83,5 93,5<br />
<strong>Fleisch</strong> insg. 654,1 678,1 658,4 671,2 629,8 657,8<br />
in % zum Vorjahreszeitraum<br />
Schwein -5,1 -2,6 -1,8 -1,7 -2,6 -1,1<br />
Geflügel +4,4 +5,1 +2,0 +1,1 -5,4 -5,0<br />
Rind +0,1 -0,1 +2,5 -1,3 -4,6 -0,2<br />
<strong>Fleisch</strong> insg. -0,7 +0,9 +0,7 -1,0 -4,3 -2,0<br />
1) ohne Großeinkäufe über 10 kg<br />
17,5<br />
12,0<br />
54,0<br />
16,7<br />
11,9<br />
54,4<br />
17,8<br />
12,7<br />
55,4<br />
18,3<br />
12,3<br />
54,4<br />
18,8<br />
12,5<br />
54,1<br />
19,3<br />
12,6<br />
55,1<br />
18,9<br />
13,1<br />
54,0<br />
Quellen: ZMP; AMI Stand: 13.02.2012<br />
SCHWÄBISCH GMÜND
Agrarmärkte 2011/2012 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
2003 zu erheblichen Problemen auf dem Markt, da<br />
sich nach dem Abflauen der BSE-Diskussion die<br />
Nachfrage nach diesen Produkten wieder normalisierte.<br />
Hingegen hatten die im Winter 2005/2006 in<br />
Deutschland festgestellten Fälle der Vogelgrippe im Inland<br />
nur kurzfristige, <strong>und</strong> im Vergleich zu BSE, unmaßgebliche<br />
Auswirkungen auf den Verbrauch von<br />
Geflügelfleisch. In anderen EU-Staaten waren die Reaktionen<br />
der Verbraucher auf Ausbrüche der Vogelgrippe<br />
wesentlich ausgeprägter. In Frankreich <strong>und</strong> Italien<br />
halbierte sich der Verbrauch von Geflügelfleisch<br />
für einige Monate im Jahr 2006. Die Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise<br />
seit Ende 2008 <strong>und</strong> die für viele Konsumenten<br />
unmittelbaren oder mittelbaren Auswirkungen<br />
führten 2009 zu Veränderungen im <strong>Fleisch</strong>verbrauch.<br />
Profitiert hat bislang der Absatz von Geflügelfleisch,<br />
der seit 2006 kontinuierlich anstieg. 2011 kam es aber<br />
im Vergleich zu den Vorjahren erstmals wieder zu einer<br />
rückläufigen Nachfrage. Ein Gr<strong>und</strong> dafür war die<br />
Ende des Jahres aufkommende Diskussion um den Antibiotika-Einsatz<br />
in der Tierhaltung, bei welcher besonders<br />
der Geflügelfleischsektor in den Fokus der Öffentlichkeit<br />
rückte. Auch Rind- <strong>und</strong> Schweinefleisch<br />
wurde dementsprechend verhaltener nachgefragt als<br />
im Vorjahr, nur der Absatz von Rindfleisch stabilisierte<br />
sich im letzten Halbjahr wieder. Das Konsumentenverhalten<br />
unterstrich damit erneut den schon länger<br />
zu beobachtenden Trend einer insgesamt nachlassenden<br />
<strong>Fleisch</strong>nachfrage in den vergangenen Jahren.<br />
Umsätze - Die Umsätze für <strong>Fleisch</strong>waren <strong>und</strong> Wurst<br />
nach GfK-Haushaltspanel <strong>und</strong> AMI in Deutschland<br />
beliefen sich 2011 auf 9,49 Mrd. € (+1,1 % gg. Vj.),<br />
gegenüber 9,39 Mrd. € in 2010 (-1,3 % gg. Vj.). Berücksichtigt<br />
man aber zusätzlich den Mengenumsatz,<br />
verteuerten sich <strong>Fleisch</strong>waren <strong>und</strong> Wurst in 2011 um<br />
1,9 % während sie 2010 um 1,7 % günstiger abgesetzt<br />
wurden. Denn 2011 wurden r<strong>und</strong> 1,25 Mio. t <strong>Fleisch</strong>-<br />
<strong>und</strong> Wurstwaren über alle Einkaufsstätten abgesetzt,<br />
2009 <strong>und</strong> 2010 waren es noch jeweils r<strong>und</strong><br />
1,26 Mio. t.<br />
Die monetären Umsätze für Rotfleisch (Rind, Schwein,<br />
Kalb, Sonstiges) sind nur gut halb so hoch wie die für<br />
<strong>Fleisch</strong>waren <strong>und</strong> Wurst. 2011 betrug der Umsatz mit<br />
Rotfleisch 5,43 Mrd. €, r<strong>und</strong> 190 Mio. mehr als noch<br />
2010 (+3,6 %). Bereinigt man den Umsatz um Mengenverschiebungen,<br />
so verteuerte sich Rotfleisch 2011<br />
um 6 % nach einem Rückgang von 1,2 % von 2009<br />
auf 2010. Reines Rindfleisch wurde 2011 deutlich<br />
weniger gekauft (-2,3 %). 2010 wurde die Kaufmenge<br />
im Vergleich zum Vorjahr unwesentlich gesteigert<br />
(+0,5 %). 2010 bescherte die Ausdehnung in der<br />
Schweinemast <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Mehrproduktion<br />
an <strong>Fleisch</strong> bei stagnierender Nachfrage den<br />
deutschen Verbrauchern günstigeres Schweinefleisch.<br />
Von 2009 auf 2010 verbilligte sich Schweinefleisch<br />
um 2,2 %, in 2011 war es mit +4,4 % durch die boo-<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Abb. 8-3 Private Nachfrage nach <strong>Fleisch</strong> in<br />
Deutschland<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
-10%<br />
-20%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
-10%<br />
-20%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
-10%<br />
-20%<br />
-30%<br />
-40%<br />
-50%<br />
-60%<br />
Quellen: ZMP; AMI<br />
Schweinefleisch<br />
Geflügelfleisch<br />
Rindfleisch<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1.Hj<br />
2.Hj<br />
1999 20002001 20022003 20042005200620072008 20092010 2011<br />
menden Absatzmöglichkeiten im Export wieder deutlich<br />
teurer. Der Umsatz konnte im vergangenen Jahr<br />
trotz der gesunkenen Verbrauchernachfrage um<br />
70,3 Mio. € gesteigert werden. 2010 wurde mit<br />
Schweinefleisch noch um 115 Mio. weniger Umsatz<br />
generiert als im Vorjahr. Ähnlich war der Rückgang<br />
bei gemischtem <strong>Fleisch</strong> (Schwein/Rind), das 2010 um<br />
3,1 % günstiger angeboten wurde als in den beiden<br />
vorangegangenen Jahren. 2011 konnte der Umsatz<br />
ebenfalls wieder gesteigert werden (+4,8 %).<br />
2011 wurde weniger Geflügelfleisch abgesetzt als im<br />
Vorjahr <strong>und</strong> damit der Trend der Vorjahre unterbrochen<br />
(Veränderung gg. Vj.: 2011: -5,2 %, 2010:<br />
+1,5 %, 2009: +4,5 %). Über alle Einkaufsstätten<br />
wurde mit Geflügelfleisch 2011 ein Umsatz von<br />
1,82 Mrd. € erzielt, 40 Mio. mehr als 2010. Nach den<br />
zunächst großen, dann etwas moderater ausfallenden<br />
Preisrücknahmen der vergangenen Jahre, verteuerte<br />
sich Geflügelfleisch für die Verbraucher im Jahr 2011<br />
mit +7,9 % deutlich.<br />
2011 wurden 2,54 Mio. t Rot- <strong>und</strong> Weißfleisch,<br />
<strong>Fleisch</strong>- <strong>und</strong> Wurstwaren an private Haushalte abgesetzt,<br />
was marginal unter dem Niveau des Vorjahres<br />
liegt. Der Umsatz stieg jedoch um 335 Mio. € auf<br />
16,7 Mrd. € (+2,0 %).<br />
Absatzwege - 8-4 Im Absatz für <strong>Fleisch</strong>waren,<br />
Wurst <strong>und</strong> Frischfleisch vollziehen sich in Deutschland<br />
in den letzten Jahren tiefgreifende Veränderun-<br />
161
<strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Abb. 8-4 Einkaufsstätten privater Haushalte für <strong>Fleisch</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong>waren<br />
162<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Quelle: ZMP/AMI auf Basis GfK<br />
Discounter<br />
Sonst. Food-Vollsort.<br />
SB-Warenhäuser<br />
Verbrauchermarkt<br />
LEH
Agrarmärkte 2011/2012 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Tab. 8-4 Rinderbestand nach Ländern<br />
in 1.000<br />
Tiere<br />
wird, wenngleich die Steigerungsraten der letzten Jahre<br />
wahrscheinlich nicht mehr erreicht werden können.<br />
8.2 Entwicklung der <strong>Vieh</strong>bestände<br />
Rinder - 8-4 Im Mai 2011 wurden etwa 145.000<br />
Rinder weniger in Deutschland gezählt als im Jahr zuvor.<br />
Der Bestandsabbau in Süddeutschland liegt etwa<br />
auf deutschem Niveau. Der Milchkuhbestand konnte<br />
2011 allerdings einen geringen Anstieg verzeichnen,<br />
welcher nur in Baden-Württemberg gleich hoch ausfiel.<br />
In <strong>Bayern</strong> wurden geringfügig weniger Tiere als<br />
im Vorjahr gezählt. In den ostdeutschen B<strong>und</strong>esländern<br />
hat sich der Trend im vergangenen Jahr gewendet.<br />
Nach bislang rückläufigen Tierzahlen waren 2011<br />
Bestandszunahmen zu verzeichnen. Mit Ausnahme<br />
von Schleswig-Holstein <strong>und</strong> Rheinland-Pfalz, wo weniger<br />
Milchkühe gezählt wurden, konnte der deutschlandweite<br />
Trend auch in den übrigen B<strong>und</strong>esländern<br />
bestätigt werden. Zwischen den einzelnen B<strong>und</strong>esländern<br />
<strong>und</strong> in flächenstarken B<strong>und</strong>esländern auch zwischen<br />
einzelnen Regionen nimmt die Spezialisierung<br />
<strong>und</strong> Konzentration in der Rinderhaltung <strong>und</strong> noch viel<br />
stärker in der Milchproduktion immer weiter zu. Dafür<br />
dürften zwei Faktoren nicht unerheblich sein. Einerseits<br />
die zunehmende Mechanisierung in der Milchviehhaltung,<br />
die mit der Praxisreife des Melkroboters<br />
einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Zum<br />
anderen aber auch <strong>und</strong> gestützt durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) die Flächenkonkurrenz von<br />
Rindfleisch- <strong>und</strong> Milchproduktion gegenüber der<br />
Energieproduktion, die in den letzten Jahren zu Lasten<br />
der Rinderhaltung ging.<br />
Schweine - 8-5 Der im Mai 2011 für Deutschland<br />
ermittelte Schweinebestand hat im Vergleich zum Vorjahr<br />
um knapp 1 % zugenommen. Es wurden r<strong>und</strong><br />
250.000 Schweine mehr gezählt. Anders ist die Situa-<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Rinder insgesamt Milchkühe<br />
Mai 10 Mai 11<br />
�<br />
11/10<br />
in %<br />
Mai<br />
10<br />
Mai<br />
11<br />
11/10<br />
in %<br />
<strong>Bayern</strong> 3.350 3.305 -1,4 1.244 1.242 -0,1<br />
NS / HH / HB 2.548 2.534 -0,5 781 786 +0,7<br />
N.-Westf. 1.431 1.404 -1,9 398 398 +0,0<br />
S.-Holstein 1.137 1.124 -1,2 373 367 -1,6<br />
Bad.-Württ. 1.027 1.014 -1,3 353 353 +0,1<br />
Brandenb.,B. 571 565 -1,0 159 159 +0,2<br />
Meck.-Vorp. 552 553 0,3 172 175 +1,7<br />
Sachsen 504 499 -1,0 186 187 +0,3<br />
Hessen 472 466 -1,3 149 149 +0,2<br />
R.-Pfalz 374 367 -1,8 119 118 -0,6<br />
Thüringen 347 339 -2,3 109 110 +0,3<br />
S.-Anhalt 343 342 -0,2 123 124 +1,1<br />
Saarland 50 50 -0,6 14 14 +0,6<br />
Deutschland 12.706 12.563 -1,1 4.182 4.187 +0,1<br />
Quelle: DESTATIS Stand: 13.02.2012<br />
Tab. 8-5 Schweinebestand nach Ländern<br />
in 1.000<br />
Tiere<br />
Schweine insgesamt Zuchtsauen<br />
Mai 10 Mai 11<br />
�<br />
11/10<br />
in %<br />
Mai<br />
10<br />
tion in der Zuchtsauenhaltung einzuschätzen, denn<br />
dort ging der Bestand um 2,4 % zurück, was durch<br />
Leistungssteigerungen der verbleibenden Betriebe<br />
nicht kompensiert werden kann. Süddeutschland verliert<br />
in der Zuchtsauenhaltung in besonderem Maße,<br />
aber auch in Hessen, Schleswig-Holstein, Rheinland-<br />
Pfalz <strong>und</strong> im Saarland hat von 2010 auf 2011 ein eklatanter<br />
Einbruch in der Ferkelproduktion stattgef<strong>und</strong>en.<br />
Im Saldo wurde die Ferkelerzeugung in Ostdeutschland<br />
weiter deutlich ausgebaut. Außerdem hat die<br />
Zahl der Mastschweineplätze, neben Niedersachen<br />
ausschließlich in den ostdeutschen B<strong>und</strong>esländern<br />
zugenommen. Damit nimmt auch in der Schweineproduktion<br />
die regionale Spezialisierung immer stärker<br />
zu. Im Saldo für Deutschland kann das Wachstum<br />
in der Ferkelproduktion mit dem in der Mast nicht<br />
Schritt halten, woraus ein Jahr für Jahr ansteigendes<br />
Ferkeldefizit resultiert, das von dänischen <strong>und</strong> niederländischen<br />
Zuchtsauenhaltern ausgeglichen wird.<br />
8.3 Strukturen in der Schlacht- <strong>und</strong><br />
<strong>Fleisch</strong>wirtschaft<br />
Mai<br />
11<br />
11/10<br />
in %<br />
NS / HH / HB 8.035 8.058 0,3 581 551 -5,1<br />
N.-Westf. 6.370 6.428 0,9 478 461 -3,6<br />
<strong>Bayern</strong> 3.527 3.472 -1,6 326 311 -4,6<br />
Bad.-Württ. 2.090 2.076 -0,7 239 220 -8,0<br />
S.-Holstein 1.556 1.521 -2,2 114 105 -7,7<br />
S.-Anhalt 1.061 1.197 12,8 120 140 16,7<br />
Thüringen 748 833 11,4 90 102 13,4<br />
Meck.-Vorp. 761 815 7,1 79 84 6,4<br />
Brandenb.,B. 793 814 2,6 100 100 -0,6<br />
Sachsen 644 651 1,1 73 77 5,4<br />
Hessen 670 650 -3,1 56 52 -7,2<br />
R.-Pfalz 243 236 -2,9 20 19 -6,1<br />
Saarland 10 8 -20,4 1 1 -14,3<br />
Deutschland 26.509 26.758 +0,9 2.275 2.221 -2,4<br />
Quelle: DESTATIS Stand: 13.02.2012<br />
Deutschland - 8-6 Die Top-10-Unternehmen der<br />
deutschen <strong>Fleisch</strong>branche schlachteten, zerlegten <strong>und</strong><br />
verkauften 2010 mit 45,1 Mio. Schweinen <strong>und</strong><br />
2,7 Mio. Rindern (2009) den Großteil der deutschen<br />
Schlachtungen von 58 bzw. 3,79 Mio. Tieren. Bei den<br />
Schweineschlachtungen liegt Tönnies an erster Stelle,<br />
vor der VION-Gruppe <strong>und</strong> Westfleisch. Bei den Rinderschlachtungen<br />
führt VION vor Tönnies <strong>und</strong> Westfleisch<br />
sowie Müller-<strong>Fleisch</strong>.<br />
Deutschland ist aufgr<strong>und</strong> der Einwohnerzahl, der<br />
Kaufkraft <strong>und</strong> der Schlachttiererzeugung ein attraktiver<br />
Standort für die Schlacht- <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong>branche. Der<br />
deutsche <strong>Fleisch</strong>markt ist - verglichen mit anderen EU-<br />
Ländern - vergleichsweise klein strukturiert.<br />
163
<strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Tab. 8-6 Top-Liste der deutschen <strong>Fleisch</strong>branche<br />
164<br />
Agrarmärkte 2011/2012<br />
Nr. Unternehmen gehört zu ...<br />
Marken Be- Umsatz Schlachtungen Umsatz<br />
11 10<br />
ist beteiligt an ...<br />
triebe<br />
2010 Schweine<br />
2010<br />
Rinder<br />
2010<br />
Geflügel<br />
2010<br />
�<br />
1 1 B. & C. Tönnies, Weidemark, Westfalen Krone, Tillman’s, Landdiele,<br />
() BW Mrd. € Nr. Mio. Nr. 1000 Nr. Mrd. €<br />
4 4,30 1 15,4 2 400<br />
Rheda-Wiedenbrück Schlachthof Brorup (DK), Wernhoff<br />
Transport GmbH, Koop. m.<br />
Zur Mühlen International<br />
Westfalen Krone<br />
2 n.e. Vion Food Germany, Moksel, Vion Hamburg, Süd- Quist, Hackplus, 40 (4) 3,70 2 10,0 1 953<br />
Düsseldorf (erstmals fleisch<br />
Weimarer, Lutz, Food<br />
als Gruppe erfasst)<br />
Familiy, Vegetaria, Bio<br />
plus, Salomon, Artland,<br />
WurstWorld<br />
3 2 PHW-Gruppe, Visbeck<br />
(Lohmann &<br />
Co. / Wiesenhof)<br />
insgesamt 35 Unternehmen Wiesenhof 35 2,10 1 2096<br />
4 3 Westfleisch eG, Gustoland, Westfalenland, Gustoland, Westfalen- 8 1,93 3 7,2 3 319<br />
Münster<br />
IceHouse Conv. GmbH, Westfood<br />
FVZ, Hanwei (Shanghai)<br />
u.a.<br />
land<br />
5 4 A. Moksel AG - A Vion, u. a. Nocker, Salomon, Food Family 16 (3) 1,68<br />
Vion Company -, Vion Hilden, Vion Convenience,<br />
Buchloe<br />
Vion Crailsheim, Vion Import<br />
/Export, Vion SBL Landshut,<br />
Vion EGN Vilshofen, Vion FKM<br />
Furth im Wald, Vion Pfarrkirchen,<br />
Vion Straubing<br />
6 6 Vion Food Hamburg Vion, Weimarer, Heiter, Vion<br />
Convinience, Bonn <strong>Fleisch</strong><br />
15 1,55<br />
7 5 Heristo AG, Bad Stockmeyer, Riedl, Balcerzak, Stockmeyer, ProVital,<br />
1,54<br />
Rothenfelde Appel, Buss, Peter Paulsen, Sa- Ferdi Fuchs, Riedl, Balturn<br />
Pet Food, Steakmeister, cerzak, Appel, Haver-<br />
Haverland, u.a.<br />
land, u.a.<br />
8 7 Wiesenhof Geflügel-<br />
Gruppe, Visbek<br />
PHW Wiesenhof, Bruzzler 12 1,23<br />
9 8 zur Mühlen Gruppe Bökl<strong>und</strong>er, Plumrose, Könecke, Bökl<strong>und</strong>er, Könecke, 7 0,83<br />
Bökl<strong>und</strong><br />
Redlefsen, Schulte, Anhalter, Redlefsen, Schulte,<br />
Zerbster, Könecke (PL) Plumrose, Zerbster O.,<br />
Jensen's, Heine's,<br />
Naumburger<br />
10 10 Sprehe Geflügel- <strong>und</strong> Astenhof, Sprehe frisch, Wern- Sprehe Feinkost, As- 9 0,72 2 720<br />
Tiefkühlfeinkost<br />
Handels GmbH &<br />
Co. KG, Lorup<br />
ke, Daut<br />
tenhof<br />
11 12 Müller-Gruppe, Bir- Müller <strong>Fleisch</strong>, Ulmer <strong>Fleisch</strong>,<br />
3 (2) 0,72 10 1,4 4 315<br />
kenfeld<br />
Bayreuther <strong>Fleisch</strong><br />
12 9 Gebr. Stolle GmbH & Fusion mit Friki Deutschland Stolle, Handelsmarken 4 0,71<br />
3 705<br />
Co. KG, Visbek geplant<br />
(2009)<br />
13 15 Franz-Josef Rothköt- Rothkötter Kraftfutterwerk<br />
0,67 4 670<br />
ter GmbH & Co. KG, (100%), Emsland Frischgeflügel,<br />
Meppen-Versen Emsland Brüterei, Heidemark<br />
Vertrieb (50%)<br />
14 11 Kaufland <strong>Fleisch</strong>wa- Schwarz-Gruppe Purland 3 0,65<br />
ren SB GmbH & Co.<br />
KG, Neckarsulm<br />
s<br />
(2009)<br />
15 13 Südfleisch Holding Vion, an Südfleisch GmbH, Lutz,<br />
12 0,63<br />
AG, München Südost-<strong>Fleisch</strong>, Atlas, <strong>Bayern</strong>-<br />
Lamm<br />
22 22 Edeka Südwest Edeka Südwest ...echt gut, Gutfleisch, 3 (1) 0,45<br />
<strong>Fleisch</strong> GmbH Of-<br />
Lust auf Leicht, Steak<br />
fenburg<br />
No. 1<br />
30 32 Vion Crailsheim via Moksel zu Vion (3) 0,38<br />
31 27 Emil Färber, Em- Teterower <strong>Fleisch</strong>, <strong>Fleisch</strong>markt<br />
36 0,37 6 158<br />
mendingen<br />
Gärtringen, Breisgau food service,<br />
Bonath<br />
(15)<br />
40 40 Velisco Vertriebs Kalvelage Gutstetten 2 (1) 0,25<br />
6 250<br />
GmbH & Co. KG, Rot<br />
am See<br />
(2009)<br />
75 52 Schwarzwaldhof<br />
<strong>Fleisch</strong>- <strong>und</strong> Wurstwaren<br />
GmbH, Blumberg<br />
Edeka Südwest Schwarzwaldhof (1) 0,14<br />
Quelle: afz-allgemeine fleischer zeitung Stand: 23.02.2012<br />
SCHWÄBISCH GMÜND
Agrarmärkte 2011/2012 <strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Die deutsche <strong>Fleisch</strong>industrie war in den letzten Jahren<br />
durch einen hohen Wettbewerb um Schlachttiere,<br />
Überkapazitäten, Preisdruck von Seiten der Abnehmer<br />
<strong>und</strong> eine zum Teil ungünstige Kostenstruktur gekennzeichnet.<br />
Notwendige Kooperationen zwischen den<br />
führenden Unternehmen kamen nicht zustande. Vor<br />
diesem Hintergr<strong>und</strong> engagierten sich die beiden europäischen<br />
Marktführer, der genossenschaftliche dänische<br />
<strong>Fleisch</strong>konzern Danish Crown <strong>und</strong> viel stärker<br />
die ebenfalls genossenschaftliche niederländische<br />
VION Food Group in Deutschland <strong>und</strong> übernahmen<br />
in Bedrängnis geratene Unternehmen. In geringerem<br />
Umfang übernahmen auch inländische Unternehmen<br />
Standorte der Wettbewerber.<br />
Danish Crown - In der Unternehmensgruppe Danish<br />
Crown ist der überwiegende Anteil der genossenschaftlichen<br />
dänischen Schlachtbetriebe aufgegangen.<br />
Nach eigenen Angaben ist Danish Crown das größte<br />
Schlachtunternehmen Europas <strong>und</strong> das zweitgrößte<br />
Schlachtunternehmen für Schweine weltweit. Insgesamt<br />
werden im Gesamtunternehmen r<strong>und</strong> 23.500<br />
Mitarbeiter beschäftigt. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr<br />
2010/11 bei knapp 7 Mrd. €.<br />
Hauptgeschäftsfeld sind die Schweineschlachtungen,<br />
wo 2011 an 18 Standorten r<strong>und</strong> 18,9 Mio. Schweine<br />
geschlachtet <strong>und</strong> zerlegt wurden, davon ca. 16,4 Mio.<br />
in Dänemark. Etwa 90 % der in Dänemark erzeugten<br />
Schweine werden von Danish Crown geschlachtet.<br />
Der Rinderbereich ist bei den dänischen Schlachtungen<br />
nicht so stark ausgeprägt. In 2011 wurden an sieben<br />
Standorten (davon einer in Deutschland) etwa<br />
397.000 Rinder geschlachtet, davon r<strong>und</strong> 76 % in<br />
Dänemark. Anfang Oktober 2010 wurde bekannt gegeben,<br />
dass Danish Crown D&S in Essen/Oldenburg<br />
übernimmt, das viertgrößte Unternehmen bei den<br />
Schweineschlachtungen in Deutschland, um sich so<br />
auf dem deutschen Markt zu etablieren.<br />
Über 90 % des Schweinefleisches sowie der <strong>Fleisch</strong>erzeugnisse<br />
werden international exportiert.<br />
Hauptabsatzmärkte sind die EU-Länder, allen voran<br />
Deutschland <strong>und</strong> Großbritannien sowie Japan, Russland<br />
<strong>und</strong> die USA. Den größten Teil des Exports machen<br />
gekühlte oder tiefgefrorene Teilstücke aus.<br />
Danish Crown ist damit nach eigenen Angaben der<br />
weltweit größte Schweinefleischexporteur. Im Rinderbereich<br />
beträgt der Exportanteil ca. 50 %.<br />
VION N.V. - Die VION N.V. mit Sitz im niederländischen<br />
Eindhoven gehört zu den größten Nahrungsmittelkonzernen<br />
weltweit. Als Holding für die vielen<br />
Tochterfirmen mit weltweit verteilten Standorten ging<br />
sie ursprünglich aus dem niederländischen Bauernverband<br />
ZLTO mit r<strong>und</strong> 18.000 Landwirten hervor, die<br />
auch heute noch Anteilseigner sind.<br />
SCHWÄBISCH GMÜND<br />
Im Jahr 2010 wurde in den beiden Geschäftsfeldern<br />
Food (Schlachtung <strong>und</strong> Verarbeitung <strong>und</strong> Konfektionierung<br />
von Schweine-, Rind-, Lamm- <strong>und</strong> Geflügelfleisch)<br />
sowie Ingredients (Verarbeitung von<br />
Schlachtnebenprodukten zu Nahrungs- <strong>und</strong> Futtermitteln,<br />
Pharmaprodukten <strong>und</strong> Bioenergie) von 26.756<br />
Mitarbeitern r<strong>und</strong> 8,9 Mrd. € Umsatz <strong>und</strong> 191 Mio.<br />
Gewinn erzielt. Bemerkenswert ist, dass der Umsatz<br />
im Stammland Niederlande mit unter 1 Mrd. € nur an<br />
dritter Stelle liegt. R<strong>und</strong> ein Drittel des Umsatzes wird<br />
in Deutschland generiert, ein Viertel im Vereinigten<br />
Königreich. Dies gelang durch den fortgesetzten Zukauf<br />
von Unternehmen, wie der Moksel-Gruppe (einschl.<br />
FZ Südwest GmbH mit den Standorten Crailsheim,<br />
Leutkirch <strong>und</strong> Riedlingen), der ehemaligen Südfleisch<br />
Holding <strong>und</strong> der Nordfleisch-Gruppe, um nur<br />
die großen Unternehmen in der Schlachtbranche zu<br />
nennen. Nach dem dänischen Unternehmen Danish<br />
Crown hat sich damit ein weiterer Branchenriese am<br />
deutschen Markt etabliert.<br />
Während Danish Crown seinen Schwerpunkt eindeutig<br />
bei Schweinefleisch hat <strong>und</strong> in Deutschland bisher<br />
überwiegend im Verkauf tätig ist, ist VION mit ausgeglichenem<br />
Sortiment aktiv. Allerdings hat die VION-<br />
Gruppe in einigen Regionen Deutschlands auch mit<br />
strukturellen Problemen zu kämpfen. Während der<br />
größte Mitbewerber, Tönnies, in Deutschland lediglich<br />
an 3 Standorten Schweine <strong>und</strong> an 3 Standorten Rinder<br />
schlachtet, unterhält der VION-Konzern in Europa 40<br />
Betriebsstätten für Schlachtung <strong>und</strong> Zerlegung.<br />
Tönnies - Die Tönnies-Gruppe mit ihren Standorten in<br />
Rheda-Wiedenbrück, Weißenfels <strong>und</strong> Sögel sowie einem<br />
Schlachtbetrieb in Dänemark hat 2011 15,4 Mio.<br />
Schweine geschlachtet <strong>und</strong> zerlegt. Damit ist Tönnies<br />
bei den Schweineschlachtungen in Deutschland<br />
Marktführer mit einem Anteil von 25,9 % an den<br />
Schlachtungen. Besonders innovativ wird im Hause<br />
Tönnies das Thema Ebermast bearbeitet. Mit einer<br />
Wochenschlachtung von etwa 28.000 Tieren (+87 %<br />
gg. 2009) <strong>und</strong> eigener Abrechnungsmaske ab<br />
01.07.2012 ist man allen Wettbewerbern voraus.<br />
Nach Firmenangaben liegt für <strong>Fleisch</strong> der Exportanteil<br />
bei 55 %, dennoch dürfte der deutsche LEH, an den<br />
v.a. SB-verpacktes <strong>Fleisch</strong> abgesetzt wird, wichtigster<br />
Abnehmer sein. Mit 7.600 Mitarbeitern wurden 2010<br />
4,3 Mrd. € Umsatz erwirtschaftet. Die geplante Übernahme<br />
von Tummel in Schöppingen wurde vonseiten<br />
des Kartellamtes untersagt. Tummel, 2010 die Nummer<br />
8 unter den deutschen Schweineschlachtern, ist<br />
im Hälftengeschäft aktiv <strong>und</strong> zerlegt zudem Altsauen<br />
für andere Unternehmen. Durch eine Übernahme<br />
würde die marktbeherrschende Stellung von Tönnies<br />
weiter ausgebaut werden. Seit Mitte 2011 hat Tönnies<br />
die Rinderschlachtung in Kempten übernommen <strong>und</strong><br />
verstärkt damit den Wettbewerb am Rindfleischmarkt<br />
in Süddeutschland.<br />
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<strong>Vieh</strong> <strong>und</strong> <strong>Fleisch</strong><br />
Westfleisch - Auch das genossenschaftliche Schlachtunternehmen<br />
Westfleisch baut seine Marktstellung in<br />
Deutschland <strong>und</strong> Europa weiter aus. Durch die Übernahme<br />
von Barfuss im Jahr 2004 wurden die Kapazitäten<br />
verdoppelt. Gleichermaßen stark vertreten ist die<br />
Westfleisch bei den Schweine- <strong>und</strong> Rinderschlachtungen.<br />
Ihre Stärken liegen im hohen Zerlegeanteil für<br />
den SB-Bereich sowie in einem für die Branche überdurchschnittlichen<br />
Engagement auf verschiedenen<br />
Drittlandsmärkten, das bei r<strong>und</strong> 40 % liegt. Im Jahr<br />
2011 wurden mit knapp 2.000 Mitarbeitern 2,2 Mrd. €<br />
Umsatz erwirtschaftet. Die Westfleisch nimmt sowohl<br />
bei den Schweine-, als auch bei den Rinderschlachtungen<br />
Rang 3 in Deutschland ein. Besonders intensiv<br />
nimmt sich die Westfleisch der Themen Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> CO2-Bilanz an.<br />
Neben den Branchengrößen haben einige mittelständische<br />
Unternehmen ihre Schlacht- <strong>und</strong> Zerlegekapazitäten<br />
ausgedehnt. Für Süddeutschland trifft dies<br />
im Besonderen für Müller-<strong>Fleisch</strong> zu. An den badenwürttembergischen<br />
Standorten in Birkenfeld <strong>und</strong> Ulm<br />
wird seit Jahren fortlaufend investiert, wobei noch<br />
nicht alle Maßnahmen abgeschlossen sind. Am Standort<br />
Birkenfeld wurde in die Zerlegung <strong>und</strong> SB-<strong>Fleisch</strong>-<br />
Produktion investiert, in Ulm wurde 2009 die Schweineschlachtung<br />
verdoppelt. Um in <strong>Bayern</strong> neue Märkte<br />
zu erschließen bestand seit Juli 2007 eine Beteiligung<br />
am Schlachthof in Bayreuth, seit 2010 ist die Müller-<br />
Gruppe dort Mehrheitseigner. Im Geschäftsjahr<br />
2010/2011 wurde mit 1.400 Mitarbeitern ein Umsatz<br />
von 717 Mio. € erwirtschaftet. Bei den Schweineschlachtungen<br />
rangiert Müller-<strong>Fleisch</strong> im deutschen<br />
Vergleich auf Rang 10, bei den Rinderschlachtungen<br />
auf Rang 4. Durch die Betriebsausrichtung zu zerlegter<br />
Ware, SB-verpacktem <strong>Fleisch</strong> <strong>und</strong> weiterveredelten<br />
Convenience-Produkten für den deutschen LEH ist der<br />
Exportanteil mit 25 % im Branchenvergleich unterdurchschnittlich.<br />
Ähnliche Entwicklungen wie bei der<br />
Müller-Gruppe laufen auch in Nordwestdeutschland<br />
ab. Dort konnten einige Mittelständler zu den Großen<br />
der Branche aufschließen, wodurch sich in der Vermarktung<br />
regionale Alternativen ergeben.<br />
Die Produktion von Mastgeflügel läuft überwiegend in<br />
völlig anderen Bahnen. Große integrierte Unternehmen<br />
bieten den Mästern Verträge, in denen die Abnahme<br />
der Schlachttiere garantiert wird. Gleichzeitig<br />
bestehen Vorgaben zum Küken- <strong>und</strong> Futtermittelbezug<br />
sowie zu den Produktions- <strong>und</strong> Haltungsbedingungen.<br />
Die Bindung an den Schlachtbetrieb ist damit um ein<br />
Vielfaches höher als bei der Rotfleischproduktion. Das<br />
bedeutendste Unternehmen in der Geflügelfleischbranche<br />
ist die PHW-Gruppe.<br />
Ausblick - Der Konzentrationsprozess in der europäischen<br />
Schlachtbranche wird sich weiter fortsetzen.<br />
Die Schlachtbranche betrachtet den sogenannten Ver-<br />
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Agrarmärkte 2011/2012<br />
edelungssektor (Weiterverarbeitung innerhalb des Unternehmens)<br />
weiterhin als größtes strategisches<br />
Wachstumsgebiet. Dagegen wird die Möglichkeit von<br />
Ertragsverbesserungen im Schlachtsektor wegen des<br />
internationalen Wettbewerbsdrucks als relativ begrenzt<br />
eingeschätzt. Vielmehr gilt es, durch eine möglichst<br />
optimale Auslastung der vorhandenen Infrastruktur,<br />
von der Schlachtung bis zur Weiterverarbeitung,<br />
einerseits Stückkosten zu senken, gleichzeitig aber ein<br />
möglichst breit gefächertes, hygienisch einwandfreies,<br />
Angebot von Schlachtkörperhälften über Teilstücke<br />
<strong>und</strong> SB-Verpackungen bis hin zu Halbfertig- <strong>und</strong> Fertigprodukten<br />
zu produzieren. Außerdem sollten nach<br />
Möglichkeit auch die Schlachtnebenprodukte gut<br />
verwertet werden können, um dem Ziel der Kostenführerschaft<br />
näher zu kommen. Die globale Wettbewerbssituation<br />
hat sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> der zunehmenden<br />
Internationalisierung in der <strong>Fleisch</strong>branche<br />
verschärft. Große, international agierende Konzerne<br />
bestimmen den deutschen Rotfleischmarkt mit.<br />
Nur die Großen in der Branche, die ihre Produktion<br />
konsequent auf Effizienz <strong>und</strong> Kostenminimierung ausgerichtet<br />
haben, können die von den großen Ketten im<br />
Lebensmitteleinzelhandel benötigten Mengen überhaupt<br />
liefern.<br />
Häufig wird erwartet, dass sich die Preissituation für<br />
die Schlachtvieherzeuger gr<strong>und</strong>legend verbessert,<br />
wenn die erzeugungsnahen Vermarktungsstrukturen<br />
sich in ähnliche Größenordnungen entwickeln, wie<br />
ihre großen Abnehmer im Lebensmitteleinzelhandel.<br />
Für eine solche Besserung sind jedoch bisher keine<br />
Anzeichen erkennbar. Denn selbst wenn sich die Position<br />
der <strong>Fleisch</strong>unternehmen gegenüber ihren Abnehmern<br />
verbessert, ist damit nicht automatisch eine<br />
Verbesserung der Situation für die Schlachtvieherzeuger<br />
verb<strong>und</strong>en. Dennoch werden die Schlachtviehvermarktungseinrichtungen<br />
nicht umhin kommen, die<br />
Strukturen an die Abnehmerseite anzupassen <strong>und</strong> auf<br />
diese Weise Kosten einzusparen <strong>und</strong> wettbewerbsfähiger<br />
zu werden. Ob eine Verbesserung eintritt oder<br />
nicht, hängt zudem auch davon ab, ob die Schlachtbetriebe<br />
beim Einkauf tatsächlich untereinander im<br />
Wettbewerb stehen. Letztendlich ist dafür auch die<br />
Angebotsentwicklung von ganz entscheidender Bedeutung.<br />
Für Süddeutschland kam es durch die Übernahme<br />
der Südfleisch durch VION zu einer gravierenden<br />
Verengung der Abnehmerseite, die durch den<br />
Markteintritt von Tönnies in Kempten <strong>und</strong> das Wachstum<br />
der Müller-Gruppe entschärft wird. Die Landwirtschaft<br />
als Produzent der Schlachttiere wird sich künftig<br />
bei der Vermarktung auf wachsende Schlachtunternehmen<br />
mit europäischer oder sogar internationaler<br />
Ausrichtung einstellen müssen, welche die <strong>Fleisch</strong>vermarktung<br />
zunehmend über SB-verpackte Ware tätigen.<br />
Allerdings gerät damit die Preisgestaltung zunehmend<br />
in den Wirkungsbereich der Schlachtunternehmen<br />
<strong>und</strong> Discounter.<br />
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