Immobilia 2011/06 - SVIT
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Immobilienwirtschaft<br />
immo-monitoring<br />
Der «wahre» Immobilienwert<br />
Immobilien dienen seit jeher als Hort von «sicheren», stabilen und nachhaltigen<br />
Werten. Wüest und Partner beleuchten im aktuellen Immo-Monitoring die Frage<br />
nach dem «wahren» Immobilienwert.<br />
Risiko-Rendite-Verhältnisse diverser Anlagen<br />
(1989–2009); Quellen: SNB; Thomson Reuters; Wüest & Partner<br />
Büroimmobilien: Prämie auf Bundesobligationen<br />
(in Basispunkten); Quelle: Wüest & Partner<br />
8%<br />
Rendite pro Jahr<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
Büroimmobilien<br />
(Zielrendite)<br />
Immobilienfonds<br />
Basisprämie (150 Basispunkte)<br />
Aktien<br />
Topobjekte Risikoreichere Objekte<br />
Basisprämie auf Obligationen 150 150<br />
Altersentwertung 100 150<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
Bundesobligationen<br />
(20 Jahre)<br />
Standardabweichung<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Leerstandsrisiko 20 100<br />
Zwischenergebnis 270 400<br />
Abzug für steigende Miete –160 0<br />
«Faire» Prämie 110 400<br />
Quellen: SNB; Thomson Reuters; Wüest & Partner<br />
Die Einordnung verschiedener Anlagemöglichkeiten in ein Risiko-Rendite-Schema ermöglicht eine erste Einschätzung der realisierbaren Immobilienpreise.<br />
christoph zaborowsky*<br />
Im Zusammenhang mit den aktuell bemerkenswert<br />
tiefen Immobilienrenditen stellt<br />
sich häufig die Frage, bei welchem Renditeniveau<br />
Immobilien «richtig» bepreist<br />
sind. Richtig bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass sich der Preis einer Immobilie<br />
entsprechend ihrem Risiko und im<br />
Kontext zu alternativen Anlagemöglichkeiten<br />
ergibt. Gleich wie bei Aktien wäre dies<br />
eine Basis, um den «wahren» Wert von Immobilien<br />
näher bestimmen zu können.<br />
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<br />
Was aber ist der «wahre» Wert? Mittels<br />
der Abfrage des aktuellen Börsenkurses<br />
kann bei kotierten Aktien der aktuell gehandelte<br />
Wert eines Titels problemlos festgestellt<br />
werden. Der Marktwert einer Immobilie<br />
wird durch die Bewertung eines<br />
Schätzers bestimmt, wobei sich allerdings<br />
deren Wertbestimmung deutlich schwieriger<br />
gestaltet als bei einer kotierten Aktie.<br />
Der Schätzpreis ist im Kern ein Näherungswert,<br />
der den aktuellen Marktgegebenheiten<br />
entsprechen sollte. Ob die Immobilie<br />
hinsichtlich ihrer Qualitäten und Risiken<br />
damit überzahlt ist oder nicht, bleibt offen.<br />
Am Aktienmarkt versuchen Analysten, in<br />
Ergänzung zum aktuellen Börsenkurs zu<br />
ermitteln, ob der Börsenkurs über oder unter<br />
dem inneren Wert eines Titels liegt. Inwieweit<br />
lässt sich dies auch bei Immobilien<br />
durchführen?<br />
Faire Prämie auf die Obligation. Die Einordnung<br />
verschiedener Anlagemöglichkeiten<br />
in das allgemeine Risiko-Rendite-Schema<br />
ist der erste Schritt zur besseren Einschätzung<br />
der aktuell realisierbaren Immobilienpreise.<br />
Zu diesem Zweck können effektive<br />
Immobilienrenditen den erwünschten<br />
Aufschlägen auf risikolose Anlagen gegenübergestellt<br />
werden. Am Beispiel von<br />
Grossbritannien zeigt eine entsprechende<br />
Analyse das erstaunliche Resultat, dass die<br />
Immobilien hier bereits zwei Jahre nach einem<br />
Preis einbruch wieder zu teuer angeboten<br />
wurden. Auch in der Schweiz lässt<br />
www.visualisierung.ch<br />
sich das Risiko-Rendite-Verhältnis von Aktien,<br />
Obligationen und Immobilienfonds in<br />
dem erwarteten, leicht degressiven Schema<br />
darstellen: Mit steigender Rendite fällt<br />
das Risiko etwas erhöht aus.<br />
Renditen für Büroimmobilien sollten<br />
erwartungsgemäss in der Schweiz durchschnittlich<br />
150 Basispunkte höher liegen<br />
als jene der Bundesobligationen, wodurch<br />
sie sich zwischen Obligationen und den Immobilienfonds<br />
platzieren. Vergessen werden<br />
darf dabei nicht die Gebäudealterung,<br />
denn ohne Inflation und Mietzinsanstieg<br />
verliert eine Immobilie<br />
13<br />
jährlich mindestens<br />
ein Prozent an Wert. Um diesen Wertverlust<br />
auszugleichen, bedarf es eines weiteren<br />
Renditeaufschlags auf die risikoarme<br />
Anlage. Ein nächster Aufschlag resultiert<br />
aus dem Leerstandsrisiko. Dieser wird bei<br />
den Top objekten mit zirka 20 Basispunkten<br />
angesetzt, was einem Leerstandsrisiko von<br />
rund fünf Prozent entspricht. Für risikoreichere<br />
Objekte in der Schweiz bewegt sich<br />
der Zuschlag um die 100 Basispunkte, was<br />
20 Prozent Leerstandsrisiko entspricht. In<br />
Ergänzung dazu besitzt die Liegenschaft<br />
ein Mietsteigerungspotenzial. Für die realen<br />
Mieten von Prime-Büro objekten kann<br />
davon ausgegangen werden, dass sie deutlich<br />
mehr als ein Prozent pro Jahr steigen.<br />
Diese Mietzunahme und die damit verbundene<br />
Wertsteigerung ist von der Prämie<br />
abziehbar (Annahme: 160 Basispunkte).<br />
20 | immobilia Juni <strong>2011</strong>