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Kreuzbund Münster Jubiläumsmagazin

Unser Magazin gibt einen Einblick in die Sucht-Selbsthilfe des Kreuzbund Münster. Lesenswerte Berichte von Betroffenen und Angehörigen, Buchtipps, wichtige Adressen und persönliche Einblicke mit viel Lebensfreude!

Unser Magazin gibt einen Einblick in die Sucht-Selbsthilfe des Kreuzbund Münster. Lesenswerte Berichte von Betroffenen und Angehörigen, Buchtipps, wichtige Adressen und persönliche Einblicke mit viel Lebensfreude!

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30 Jahre <strong>Kreuzbund</strong>gruppe <strong>Münster</strong>-Roxel<br />

Lebensfreude!<br />

Sucht-Selbsthilfe mit


DIE SELBSTHILFE-<br />

KONTAKTSTELLE MÜNSTER<br />

GRATULIERT!<br />

In Selbsthilfegruppen schließen sich<br />

Menschen mit gleichen Problemen<br />

zusammen, um sich gegenseitig zu<br />

unterstützen und Verantwortung für das<br />

eigene Leben zu übernehmen. In der<br />

Gruppe finden sie Austausch und Zuspruch<br />

von anderen und merken, „ich<br />

bin nicht allein“. Dies ist die Grundidee<br />

der Selbsthilfe. Selbsthilfe als gelebte<br />

Solidarität und aktives Miteinander ist<br />

auch für die Zukunft ein großer Wert.<br />

Wir gratulieren ganz herzlich zum<br />

30jährigen Jubiläum des <strong>Kreuzbund</strong><br />

<strong>Münster</strong>-Roxel. 30 Jahre sind eine wahrlich<br />

lange Zeit! Für uns ist es schön zu<br />

sehen, dass Sie bereits so lange erfolgreich<br />

arbeiten und eine große Bereitschaft<br />

haben, Neues auszuprobieren und<br />

sich dem Wandel der Zeiten zu stellen.<br />

Für die Zukunft wünschen wir weiterhin<br />

viel Erfolg, viele lebendige Begegnungen,<br />

Freude, Elan und Kreativität.<br />

Ihr Team der<br />

Selbsthilfe-Kontaktstelle<br />

selbsthilfe-muenster.de<br />

<br />

<br />

Don’t worry, be happy!<br />

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

der <strong>Kreuzbund</strong> Gruppe <strong>Münster</strong> Roxel,<br />

liebe „Weggefährtinnen und<br />

Weggefährten“!<br />

Genau vor 30 Jahren hat Bobby Mc Ferrin den Song<br />

„Don´t worry, be happy“ geschrieben, in dem er immer<br />

wieder Mut macht, bei Problemen und Ärger im Leben<br />

aufzustehen und fröhlich zu sein. Diese Haltung<br />

vermitteln auch Sie in Ihrer Selbsthilfegruppe.<br />

Traditionell gibt es eine langjährige Zusammenarbeit mit<br />

dem <strong>Kreuzbund</strong>, nicht nur als Fachverband der Caritas,<br />

sondern auch durch unzählige persönliche Begegnungen<br />

von Betroffenen, Angehörigen und Gruppenleitungen<br />

mit unserem Team der Caritas Beratungsstelle. Ihre<br />

wichtige Arbeit der Suchtselbsthilfe ergänzt unsere<br />

professionelle Suchthilfe in der Beratungsstelle und ist<br />

damit ein unverzichtbares Angebot mit eigenständigem<br />

Profil.<br />

Gemeinsam entwickeln wir uns weiter, um den<br />

Veränderungen in der Gesellschaft gerecht zu werden:<br />

Ambulante Behandlungsmodelle, neue Suchtformen<br />

und eine wachsende Individualisierung der Menschen.<br />

Hier heißt die große Aufgabe, bisherig Erfolgreiches zu<br />

bewahren und mit Neuem zu bereichern.<br />

Ganz herzliche Glückwünsche zum 30-jährigem Jubiläum,<br />

für die Zukunft viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und uns<br />

gemeinsam eine weiterhin gute Zusammenarbeit.<br />

Ihre Caritas Suchtberatung<br />

Annette Lünnemann (Sekretariat),<br />

Andreas Duttmann, Verena Fieke,<br />

Fabian Gottschlich, Jennifer Marr<br />

<br />

caritas-ms.de/suchtberatung


Inhalt<br />

Seite<br />

GLÜCKWÜNSCHE<br />

EDITORIAL, INHALT<br />

2-3<br />

Liebe Weggefährtinnen<br />

und Weggefährten,<br />

Seit dreißig Jahren treffen sich in unserer Gruppe jede Woche<br />

Frauen und Männer, die entweder selber von einem Suchtmittel<br />

abhängig sind oder die Angehörige haben, die suchtkrank sind.<br />

Sie alle haben ein Ziel: sie wollen ihr Leben zukünftig ohne das<br />

Suchtmittel gestalten, das bislang ihr Leben einschränkt.<br />

Und das ist in den vergangenen dreißig Jahren den meisten<br />

Gruppenbesuchern gelungen. Oft gehört eine Therapie dazu,<br />

stationär oder ambulant, nicht wenige schaffen es aber auch<br />

lediglich durch die Unterstützung der übrigen Gruppenmitglieder.<br />

Denn wir alle sind diesen Weg gegangen. Wir wissen, wie es ist,<br />

abhängig zu sein UND wie befreiend das Leben ohne Alkohol ist.<br />

Und wir können mit Überzeugung sagen: ja, es gibt ein Leben in<br />

zufriedener Abstinenz! Ein Leben, das wieder von Lebensfreude<br />

geprägt ist und nicht von Heimlichkeiten, Lügen, verstecken und<br />

schlechtem Gewissen.<br />

Ich lade daher jeden herzlich ein, der selber betroffen ist oder<br />

Fragen zu diesen Themen hat sich mit uns in Verbindung zu setzen.<br />

Ein erster Gruppenbesuch ist jederzeit möglich, ist kostenlos<br />

und unverbindlich. Auch für persönliche Gespräche außerhalb<br />

der Gruppenabende stehen wir zur Verfügung.<br />

Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter, denn wir wissen:<br />

das Leben ist viel zu schön, als es nur benebelt wahrzunehmen!<br />

Dieter Babetzky<br />

LEITER KREUZBUND STADTVERBAND MÜNSTER<br />

KREUZBUND ALLGEMEIN<br />

UNSER MOTTO / UNSER ZIEL<br />

GESCHICHTE DES KREUZBUNDS<br />

GRUPPE WIRKT! WAS GUTE<br />

GRUPPENARBEIT AUSMACHT<br />

SELBSTHILFE -<br />

WIE GEHT DAS EIGENTLICH?<br />

KREUZBUND MÜNSTER<br />

WIR VOR ORT<br />

ZITATE<br />

DAS SIND WIR<br />

MULTIMEDIA<br />

KOMMENTAR<br />

UNHEILBAR KRANK.<br />

UND GESÜNDER DENN JE.<br />

KLARAKTERSTARK<br />

BUCHTIPPS<br />

ANGEHÖRIGE<br />

FAMILIENKRANKHEIT<br />

ALKOHOL<br />

DER LANGE WEG<br />

ZUM KREUZBUND<br />

BUNTES<br />

BULLSHIT BINGO<br />

MYTHEN & IRRTÜMER<br />

ADRESSEN & HILFEN<br />

IMPRESSUM<br />

4-5<br />

6-7<br />

8-9<br />

10-11<br />

12-13<br />

14-15<br />

16-17<br />

18-21<br />

22-23<br />

24-27<br />

28-31<br />

32-33<br />

34-35


ÜBER UNS<br />

UNSER MOTTO:<br />

gemeinsam. suchtfrei. leben.<br />

SUCHT – vor allem Alkoholsucht – ist eine<br />

Krankheit, die sich in allen Alters- und<br />

Gesellschaftsschichten findet und meist<br />

lange Zeit gar nicht auffällt.<br />

SUCHT KANN JEDEN TREFFEN.<br />

Dennoch ist das Eingeständnis, süchtig zu<br />

sein, ein Schritt, der erst einmal riesige<br />

Überwindung kostet. Doch erst nach<br />

diesem ersten Schritt kann die Genesung<br />

beginnen.<br />

In unseren Gruppen findest Du Betroffene,<br />

die die Krankheit mit all ihren Tiefen am<br />

eigenen Leib kennengelernt haben und<br />

von ihren individuellen (und oft sehr unterschiedlichen)<br />

Genesungswegen berichten<br />

– ganz offen und ungeschönt.<br />

Diese Fülle an persönlichen Erfahrungen,<br />

die sich nicht nur auf die Bereiche Sucht<br />

und Abhängigkeit beschränkt, sondern<br />

auch häufige „Begleitkrankheiten“ wie<br />

Depression oder Ängste mit einschließt,<br />

kann Dir nicht nur wertvolle Tipps im<br />

Umgang mit der eigenen Erkrankung,<br />

sondern auch zu Therapiemöglichkeiten<br />

und weiteren Hilfsangeboten geben.<br />

KEINERLEI VERZICHT<br />

Und das Wichtigste: Ein Leben ohne<br />

Alkohol bedeutet keinerlei Verzicht,<br />

sondern hält ungeahnte Bereicherungen<br />

parat! Zufriedene Abstinenz ist möglich<br />

und dafür sind unsere Gruppenmitglieder<br />

der sichtbare Beweis.<br />

4


UNSER ZIEL:<br />

Hilfe auf Augenhöhe<br />

Der <strong>Kreuzbund</strong> ist ein Fachverband des<br />

Deutschen Caritas-Verbandes, der als<br />

Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft Hilfe<br />

für Suchtkranke und deren Angehörige<br />

anbietet.<br />

Rund 24.000 Menschen treffen sich<br />

wöchentlich in den <strong>Kreuzbund</strong>gruppen.<br />

Damit ist der <strong>Kreuzbund</strong> der zahlenmäßig<br />

größte deutsche Sucht-Selbsthilfeverband.<br />

Deutschlandweit gibt es rund 1.400<br />

<strong>Kreuzbund</strong> Selbsthilfegruppen, die JEDEM<br />

Menschen unabhängig seines Alters,<br />

seiner Konfession, seiner politischen<br />

oder privaten Ansichten offenstehen.<br />

Als Reaktion auf den Alkoholmissbrauch<br />

bei Jugendlichen wurde der Arbeitsbereich<br />

„Junger <strong>Kreuzbund</strong>“ gegründet.<br />

Unser gemeinnützige, eingetragene<br />

Verein finanziert sich aus Eigenmitteln<br />

(Mitgliedsbeiträgen), Spenden und zweckgebundenen<br />

Drittmitteln öffentlicher und<br />

kirchlicher Stellen.<br />

Weitere Details zu unseren Verbandsstrukturen<br />

und Organisationsform,<br />

können auf der Webseite des <strong>Kreuzbund</strong><br />

Bundesverbandes eingesehen werden:<br />

kreuzbund.de<br />

5


GESCHICHTE<br />

Der schwedische Arzt Magnus Huss definierte als<br />

erster die Auffassung von Alkoholismus als Krankheit.<br />

1849<br />

Rektor Josef Neumann gründet am 23.2.1896 den<br />

Katholischen Verein gegen den Missbrauch<br />

„geistiger Getränke“ und legte damit den<br />

Grundstein des <strong>Kreuzbund</strong>es.<br />

1896<br />

Gründung der ersten katholischen<br />

Trinkerheilanstalt” - das<br />

“<br />

Kamillus-Haus in Essen - durch<br />

den Kamillianer-Orden .<br />

1901<br />

Die Ge<br />

Pater Elpidius Weiergans OFM<br />

beginnt seine Aufsehen<br />

erregenden Werbepredigten<br />

für das<br />

Kreuzbündnis und gegen<br />

den Elendsalkoholismus.<br />

1905<br />

des Kre<br />

Das St. Anna-Haus in Mündt (Kreis Jülich) wird als erste<br />

katholische “<br />

Trinkerheilstätte” für Frauen eröffnet.<br />

1906<br />

Das Kreuzbündnis wird erstmals offiziell als Fachorganisation<br />

des Deutschen Caritasverbandes (Freiburg) genannt.<br />

1917<br />

6


2018<br />

30 Jahre <strong>Kreuzbund</strong>gruppe St. Pantaleon. Die Gruppe<br />

umfasst 26 Mitglieder im Alter von 33 - 83 Jahren und<br />

beweist jede Woche aufs Neue, dass abstinentes Leben<br />

richtig viel Spaß machen kann!<br />

2006<br />

Eintragung des <strong>Kreuzbund</strong> Diözesanverband<br />

<strong>Münster</strong> als gemeinnütziger Verein.<br />

1996<br />

100 Jahre <strong>Kreuzbund</strong><br />

1988<br />

schichte<br />

uzbundes<br />

1968<br />

Die <strong>Kreuzbund</strong>gruppe<br />

St. Pantaleon in <strong>Münster</strong>-Roxel<br />

wird gegründet.<br />

Das Bundessozialgericht<br />

erkennt Alkoholismus als<br />

Krankheit an, d.h. Krankenund<br />

Rentenversicherung<br />

müssen für die Behandlung<br />

aufkommen.<br />

1952<br />

Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) erkennt Alkoholismus<br />

als Krankheit an.<br />

1964<br />

Angehörige ausdrücklich willkommen!<br />

Einführung der modernen<br />

Gruppenarbeit im <strong>Kreuzbund</strong> unter<br />

Einbeziehung der Partner/innen<br />

von Betroffenen.<br />

1930er<br />

1951<br />

Dr. Elvin Morton Jellinek stellt sein Einteilungsmodell der Trinkertypen vor. Seine<br />

Schlussfolgerung ist, dass eine Alkoholabhängigkeit in vier Phasen (Voralkoholische<br />

Phase, Anfangsphase, Kritische Phase, Chronische Phase) verläuft und es fünf<br />

Trinkertypen gibt (Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon).<br />

Die Anonymen Alkoholiker entwickeln<br />

ihr bekanntes 12-Schritte-Programm.<br />

7


DAS SIND WIR<br />

GRUPPE WIRKT!<br />

Die Selbsthilfegruppe als mein Anker.<br />

Text: Gunhild Ahmann,<br />

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, <strong>Kreuzbund</strong> e.V.<br />

Zusammengehörigkeit, Vertrauen, Respekt und<br />

Toleranz – das kennzeichnet eine gute Gruppe.<br />

Und sie macht auch Freude! So formulieren es die<br />

ca. 20 Mitglieder der <strong>Kreuzbund</strong>-Gruppe <strong>Münster</strong>-<br />

Roxel. Die Altersspanne der Gruppenbesucher/<br />

-innen reicht von 33 bis 83 Jahre. Auch die<br />

Dauer der Mitgliedschaft ist sehr unterschiedlich<br />

- von sechs Monaten bis zu 28 Jahren. Diese<br />

Mischung empfinden alle als belebend, denn sie<br />

können von ihren jeweiligen Erfahrungen lernen.<br />

„Jeder kommt zu Wort, darf seine Probleme<br />

vorbringen und wird ernst genommen. Dabei<br />

achten wir auf eine ausgewogene Sprache und<br />

Diskussionskultur“, sagt Werner. „Wir sehen den<br />

Menschen als Ganzes, die Suchtkrankheit ist zwar<br />

das verbindende Thema und bleibt immer präsent,<br />

wir sprechen aber auch über andere Probleme und<br />

haben offene Ohren für alles“. Insofern bedeutet<br />

die Gruppe echte Lebensbegleitung und eine<br />

Unterstützung bei der Problembewältigung. Nur<br />

ein Thema ist tabu, und das ist Politik.<br />

8


Alle Gruppenmitglieder sind gleichberechtigt, eine<br />

Cliquenbildung wird vermieden. „Die Gruppe gehört<br />

einfach dazu und ist fester Bestandteil meines<br />

Lebens“, bekräftigt das langjährige Gruppenmitglied<br />

Erich. Renate war zehn Jahre trocken ohne<br />

eine Gruppe zu besuchen, mit der Gruppe findet<br />

sie es aber einfacher.<br />

„Die Gruppe ist auf jeden Fall<br />

eine Bereicherung, und sie ist<br />

gut für die Seele“.<br />

Auch Thomas, der die Gruppe seit einem halben<br />

Jahr besucht, fühlt sich dort gut aufgehoben. „Die<br />

Gruppe gibt mir Mut und Kraft für die nächste<br />

Woche ohne Alkohol, sie stärkt mich. Außerdem<br />

erhalte ich hilfreiche Informationen über die Alkoholabhängigkeit<br />

und Tipps zur Überwindung<br />

des Suchtdrucks, denn das Suchtgedächtnis kann<br />

jederzeit wieder zuschlagen“, betont er.<br />

Natürlich wird die Gruppenarbeit auch von äußeren<br />

Faktoren beeinflusst. Das Sitzen im Stuhlkreis<br />

erleichtert den Austausch, ist die Gruppe überzeugt.<br />

Dass die Gruppenstunde pünktlich beginnt<br />

und pünktlich endet, ist selbstverständlich, ebenso,<br />

dass es keine Ablenkungen gibt durch Kaffee oder<br />

Süßigkeiten, die herumgereicht werden. In den<br />

Sommerferien trifft sich die Gruppe unter freiem<br />

Himmel im Botanischen Garten hinter dem Schloss<br />

in <strong>Münster</strong> – ein Gruppenraum der besonderen Art<br />

unter Palmen in einer prächtig blühenden Kulisse!<br />

Damit die Gruppe auch über einen längeren Zeitraum<br />

interessant und anregend bleibt, ist es wichtig,<br />

dass auch neue Gruppenbesucher kommen,<br />

die die gemeinsame Suchtproblematik für alle in<br />

Erinnerung rufen. „Hinter einer lebendigen Gruppe<br />

steckt auch viel Vorbereitung“, erklärt Verena, die<br />

sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Wenn<br />

niemand ein aktuelles Thema vorbringt, hat die<br />

Gruppenleitung ein Thema in Petto, das zur Diskussion<br />

gestellt wird. Außerdem gibt es neben<br />

den Gruppenstunden noch gemeinsame Freizeitaktivitäten,<br />

z.B. ein Besuch der Parklandschaft von<br />

NaturaGart in Ibbenbüren. Insofern ist eine aktive<br />

Gruppenleitung notwendig.<br />

Eine Sucht-Selbsthilfegruppe unterscheidet sich<br />

von anderen Selbsthilfegruppen. Bei anderen chronischen<br />

Krankheiten geht es vorrangig um die Vermittlung<br />

von Informationen, z.B. über medizinische<br />

Neuigkeiten und Forschungsergebnisse, Therapieansätze<br />

sowie behördliche Angelegenheiten. „In<br />

anderen Selbsthilfegruppen herrscht eine andere<br />

Mentalität – oft weit entfernt von Lebensfreude,“<br />

hat Verena beobachtet. Die Gruppe muss auch<br />

Spaß machen, findet sie.<br />

Björn sieht noch einen weiteren wichtigen Unterschied:<br />

„Hinter jeder Sucht steckt ja etwas, z.B.<br />

Ängste, mangelndes Selbstwertgefühl oder eine<br />

Depression, und deswegen ist es notwendig, über<br />

Gefühle zu sprechen, anders als bei Rheuma. Und<br />

das macht es bei uns so vertraut“.<br />

Im September 2018 hat die Gruppe ihr 30-jähriges<br />

Bestehen gefeiert. Auch wenn es immer schwieriger<br />

wird, Gruppenmitglieder zur ehrenamtlichen<br />

Mitarbeit zu motivieren, und die katholische Kirche<br />

im Umfeld des Verbandes weiter Mitglieder verliert,<br />

sind die Gruppenbesucher/innen zuversichtlich,<br />

was die Zukunft des <strong>Kreuzbund</strong>es betrifft.<br />

„Einen gewissen Stamm wird es auch in 30 Jahren<br />

noch geben, denn bei uns steht der Mensch im<br />

Mittelpunkt“ – so die übereinstimmende Meinung.<br />

◼<br />

9


GRUPPEN<br />

SELBSTHILFE?<br />

WIE GEHT DAS<br />

EIGENTLICH?<br />

10


WIE IST DER ABLAUF EINER<br />

GRUPPENSTUNDE?<br />

Der Beginn der Gruppenstunde erfolgt pünktlich (!) mit Begrüßung durch<br />

den/die Gruppenleiter/in. Wer ein aktuelles Problem hat, beginnt dann und<br />

bekommt so viel Redezeit wie nötig. Anschließend erzählt jede(r) von der<br />

letzten Woche, von seinen Nöten und Probleme – und von seinen Erfolgen,<br />

nämlich wie er die letzte Woche trocken überstanden hat. Wenn es die Zeit<br />

zulässt wird dann noch über ein Thema, das in der Regel mit der Suchtkrankheit<br />

zu tun hat, gesprochen.<br />

Niemand MUSS etwas sagen oder erzählen. Jeder gibt nur soviel von sich<br />

preis, wie er/sie mag. Es findet kein Verhör statt. Du allein bestimmst, was<br />

Du mit uns teilen möchtest. Und alles Gesagte BLEIBT auch innerhalb der<br />

Gruppe!<br />

GIBT ES VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN<br />

GRUPPENBESUCH?<br />

Obersten Wert legen wir darauf, dass niemand alkoholisiert oder unter Drogeneinfluss<br />

in die Gruppenstunde kommt. Dies ist zum Schutz der anderen<br />

Gruppenbesucher unabdingbar. Sollte Dir dies nicht gelingen, Du hast aber<br />

Redebedarf, so sind wir immer auch telefonisch erreichbar.<br />

Unsere Gruppenbesucher sind entweder selbst suchtkrank oder Angehörige<br />

eines Suchtkranken. Es sind keine Therapieerfahrungen erforderlich, auch<br />

keine ärztlichen Berichte, Krankenversicherung oder ähnliches. Ein Gruppenbesuch<br />

ist kostenlos und unverbindlich möglich.<br />

WAS PASSIERT BEI EINEM RÜCKFALL?<br />

Wir sprechen über die Ursache(n) dieses Rückfalls und überlegen gemeinsam,<br />

was getan werden kann, um zukünftige Rückfälle zu vermeiden. Niemand soll<br />

sich für einen Rückfall schämen! In der Gruppe findet KEINERLEI Verurteilung des<br />

Gruppenmitglieds statt, denn für viele gehörte ein Rückfall auch zur eigenen<br />

Genesungsgeschichte. Wichtig ist uns daher ein konstruktiver Austausch, um<br />

weitere Rückfälle zukünftig zu vermeiden.<br />

Weitere häufige Fragen beantworten<br />

wir auf unserer Webseite:<br />

kreuzbund-muenster.de/faqs-haeufige-fragen/<br />

11


GRUPPEN<br />

SELBSTHILFE VOR ORT<br />

WIR SIND DORT, WO DU BIST!<br />

Wohnortnähe ist ein wichtiger Faktor, damit sich der Gruppenbesuch gut in den Lebensalltag<br />

integrieren lässt. Neben unserer mitgliederstärksten Gruppe in Roxel, gibt es noch weitere<br />

fünf <strong>Kreuzbund</strong>gruppen in <strong>Münster</strong>, die sich quer über das Stadtgebiet verteilen.<br />

Sicher auch in Deiner Nähe!<br />

Der <strong>Kreuzbund</strong>-Gruppenfinder zeigt Dir anhand<br />

deiner Postleitzahl alle Gruppen in Deiner Nähe:<br />

12<br />

http://bit.ly/gruppenfinder


WARUM GEHST DU IN DIE KREUZBUNDGRUPPE?<br />

„Weil ich dort ganz offen<br />

über meine Probleme<br />

reden kann und wirklich<br />

verstanden werde.“<br />

"Weil ich seitdem<br />

meinen suchtkranken<br />

Partner besser<br />

verstehen kann!“<br />

„Der regelmäßige<br />

Gruppenbesuch<br />

hilft mir, trocken<br />

zu bleiben!“<br />

„Hier treffe ich<br />

wundervolle Menschen,<br />

die es schaffen zufrieden<br />

UND abstinent z u le b e n .“<br />

"Hier erwartet<br />

man auf die Frage<br />

‘wie geht es dir?’ kein<br />

simples ‘gut’, sondern<br />

eine ehrliche Antwort.“<br />

„In der Gruppe kann<br />

ich einfach ICH sein.“<br />

"Weil`s mir<br />

einfach<br />

gut<br />

tut!“<br />

„Weil ich dort<br />

kein Bücherwissen,<br />

sondern praktische Tipps<br />

zum Umgang mit meiner<br />

Sucht bekomme.“<br />

13


ÜBER UNS<br />

Immer ein Platz<br />

für DICH frei!<br />

14


Gruppenausflüge -<br />

<strong>Kreuzbund</strong> on tour<br />

Das Gruppenleben findet auch<br />

außerhalb der Gruppenstunden<br />

statt. So gehen wir auch mal<br />

zusammen Eis essen, grillen<br />

oder unternehmen Tagesausflüge,<br />

wie hier z.B. 2017 ins<br />

Naturkundemuseum oder den<br />

Mühlenhof.<br />

Weihnachtszeit,<br />

schwere Zeit?<br />

Selbsthilfe hat keine<br />

Öffnungszeiten, sondern ist<br />

das ganze Jahr über für Hilfesuchende<br />

erreichbar. So gibt<br />

es auch Treffen zwischen den<br />

Jahren. Gemütlich mit selbst<br />

gebackenen Plätzchen, Tee und<br />

sogar Kaminfeuer. Damit auch<br />

in dieser krisenanfälligen Zeit<br />

niemand alleine ist.<br />

Reden unter freiem<br />

Himmel<br />

Es muss nicht immer das Pfarrheim<br />

sein. In den Sommerferien<br />

zieht es uns z.B. gerne in die<br />

traumhafte Kulisse des Botanischen<br />

Gartens. Laue Sommerabende<br />

mitten im Grünen, tolle<br />

Menschen und offene Gespräche.<br />

Was will man mehr?!<br />

15


INTERNET<br />

KREUZBUND<br />

MULTIMEDIAL<br />

IMMER GUT VERNETZT<br />

16


kreuzbund-muenster.de<br />

Auf unserer Webseite findest Du nicht nur alle<br />

Kontaktdaten und unsere Gruppen inkl. Wegbeschreibung,<br />

sondern erfährst im Bereich<br />

“<br />

Aktuelles” auch, was es gerade Neues<br />

gibt. Unter<br />

“<br />

FAQs” beantworten wir<br />

häufige Fragen zum <strong>Kreuzbund</strong> allgemein, zu<br />

Gruppenbesuchen u.v.m. Unsere Buchtipps, Doku-<br />

Empfehlungen und was sonst so sehens- und lesenswert<br />

ist, findest Du mit einem Klick auf “Medien &<br />

Empfehlungen”.<br />

TIPP:<br />

Nichts mehr verpassen? Aboniere unseren Newsletter<br />

und erhalte alle Neuigkeiten einfach per E-Mail!<br />

facebook.com/<strong>Kreuzbund</strong>Muenster<br />

Auf unserer Facebookseite posten wir regelmäßig<br />

Interessantes und Wissenswertes rund um<br />

(Alkohol-)Sucht, Suchthilfe, unsere Aktivitäten<br />

u.v.m. Folgen lohnt sich!<br />

TIPP:<br />

Du willst nicht, dass Deine Freunde sehen, dass<br />

Dir “<br />

<strong>Kreuzbund</strong> <strong>Münster</strong>” gefällt? Kein Problem.<br />

Das kannst Du unter Deinen Einstellungen verhindern,<br />

indem Du dort die Sichtbarkeit Deiner Gefällt-mir-Angaben<br />

deaktivierst. Oder Du klickst einfach<br />

auf “<br />

abonieren” und hast unsere Beiträge in<br />

deiner Timeline.<br />

FILM AB!<br />

Die besondere Stimmung in einer gut funktionierenden<br />

Selbsthilfegruppe ist für Außenstehende<br />

schwer greifbar. Die Lebendigkeit, das Vertrauen<br />

und die Offenheit sind einfach etwas ganz Besonderes.<br />

Daher sind wir besonders stolz auf unseren eigenen<br />

Image-Film, der nicht nur<br />

Infos zum <strong>Kreuzbund</strong> vermittelt,<br />

sondern vor allem den Zauber<br />

und den emotionalen Kern<br />

unserer Gruppenarbeit auf einzigartige<br />

Weise verdeutlicht.<br />

Anschauen lohnt sich!<br />

17


KOMMENTAR<br />

UNHEILBAR KRANK.<br />

UND GESÜNDER DENN JE.<br />

Das Paradoxon trockener Alkoholiker/innen.<br />

Sucht zählt zu den Krankheiten, die unveränderliche<br />

Spuren im Gehirn hinterlassen und die als unheilbar<br />

gelten. Noch gravierender als die neurologischen<br />

Veränderungen wiegen allerdings die Auswirkungen<br />

auf die eigene Identität und das Selbstbild.<br />

Sucht zersetzt Stück für Stück die eigene Persönlichkeit.<br />

Sie merzt Vorlieben aus, trägt einst vorhandene<br />

Fähigkeiten ab, neutralisiert Interessen und<br />

den inneren Antrieb. Nein, letzteres beseitigt sie<br />

nicht, sondern absorbiert jegliche noch vorhandene<br />

Motivation zum Zwecke ihrer Selbsterhaltung.<br />

Bis ich nicht mehr die gute Freundin bin, die ich<br />

einmal war. Oder die fürsorgliche Mutter. Der engagierte<br />

Kollege. Oder der liebevolle Ehemann. Bis<br />

ich völlig das Gefühl für mich selbst verliere, mich<br />

frage, wer ICH eigentlich bin. Und schließlich vor<br />

dieser Frage kapitulieren muss. Ein unaushaltbarer<br />

Zustand. Nur erträglich mit Alkohol. Betäubung für<br />

ein inneres Loch, in dem ich zu versinken drohte.<br />

Und in dem ich auch ganz sicher versunken wäre,<br />

hätte ich nicht den Schritt in den Entzug gewagt.<br />

Ein letzter kleiner Rest Überlebenswille, der<br />

dank etablierter Hilfsstrukturen im deutschen


19


KOMMENTAR<br />

Gesundheitswesen, engagierter Pfleger/innen,<br />

kompetenten Therapeut/innen, sowie einem<br />

15- wöchigem Klinikaufenthalt wieder wachsen<br />

konnte. Eine Chance, die Süchtige übrigens erst<br />

seit 50 Jahren haben.<br />

Denn erst seit dem 18. Juni 1968<br />

erhalten wir den sozialgesetzlichen<br />

Diagnosestempel „Krankheit“.<br />

Das ist zum einen die Zugangsberechtigung zu<br />

lebensrettenden Behandlungen. Zum anderen<br />

erhalten wir ‒ egal wie erfolgreich die Behandlungen<br />

abgeschlossen werden ‒ niemals den<br />

Stempel „gesund“ oder gar „geheilt“. Wir sind<br />

und bleiben Süchtige. Ein Leben lang.<br />

Nun kann man sich dagegen sträuben, denn die<br />

meisten trockenen Alkoholiker/innen fühlen<br />

sich gesünder denn je und strahlen so vor Stolz<br />

und vor Freude über ihr abstinentes Leben, dass<br />

niemand auf die Idee käme, sie als „krank“ zu<br />

bezeichnen.<br />

Doch diese „Unheilbarkeit“ bewahrt<br />

auch vor dem Fehler, eine<br />

Sucht als abgehakt zu betrachten.<br />

Denn das ist sie niemals.<br />

Sie begleitet mich und ich tue gut<br />

daran, stets ein wachsames Auge<br />

auf sie zu haben.<br />

Und was meine Sucht noch ist? Ein Teil meiner<br />

Identität! Sie hat mich komplett zersetzt. Mich<br />

herunterradiert bis auf einen Berg voller Fragezeichen.<br />

Aber sie hat mir auch die Chance<br />

gegeben, mich zu finden und neu aufzubauen.<br />

Voller Stärke. Und mit einem „JA!“ zum Leben.<br />

MEINEM Leben! Ein Prozess, der sich jeden Tag<br />

fortsetzt und genauso wenig einen Abschluss<br />

findet wie meine Diagnose.<br />

Es werden immer mal wieder Stimmen laut, die<br />

Suchtkrankheiten nicht als „Krankheit“ eingestuft<br />

sehen wollen. Und als „unheilbare“ schon<br />

mal bitte gar nicht. Selbstheilung sei außerdem<br />

die Regel. Wenn man nur wolle.. Ein Schlag ins<br />

Gesicht aller, die durch den mühsamen und<br />

aufreibenden Prozess einer monatelangen<br />

Therapie gegangen sind. Und für mich auch ein<br />

Angriff auf meine Identität.<br />

Eine Krankheit sollte nichts sein,<br />

unter dem man sein Haupt senken<br />

und sich schämen muss!<br />

20


ZUR PERSON<br />

Sucht ist weder eine Willensschwäche, noch<br />

eine schlechte Angewohnheit. Sie ist eine<br />

Krankheit. Und zwar eine, die man überwinden<br />

kann, wenn man (professionelle) Hilfe annimmt<br />

und den Mut hat, sich seinen inneren Fragezeichen<br />

und Ängsten zu stellen.<br />

Ein Mut, der sich lohnt! Mir hat er eine gehörige<br />

Portion Resilienz verschafft und wahre Lebensfreude<br />

überhaupt erst ermöglicht. Daher bin ich<br />

dankbar für die gesetzliche Anerkanntheit der<br />

Krankheit, sehe aber starken Nachholbedarf in<br />

der gesellschaftlichen Akzeptanz.<br />

Ein Umstand, den wir selbst ändern können,<br />

indem wir uns nicht schamhaft hinter unserer<br />

Diagnose verstecken, sondern mit erhobenem<br />

Haupt ein Beispiel sind, für zufriedene<br />

Abstinenz und die Möglichkeit, einer unheilbaren<br />

Krankheit gehörig in den Hintern zu treten!<br />

◼<br />

Verena<br />

Text: Verena Krotoszynski<br />

Hi, ich bin Verena<br />

und ich bin KLARakterstark!<br />

Ich finde diese Wortneuschöpfung aus “<br />

Klar(heit)”<br />

und “<br />

charakterstark” treffender als zu sagen, ich<br />

lebe “<br />

abstinent” oder “<br />

trocken” etc., da jene<br />

Begriffe gedanklich oft lediglich mit Verzicht und<br />

Entbehrung assoziiert werden.<br />

Dass ein klares und nüchternes Leben jedoch eine<br />

immense Bereicherung birgt, weiß jeder, der es<br />

geschafft hat, von seiner Sucht loszukommen. Und<br />

dafür ist ebenfalls eine gehörige Portion Charakterstärke<br />

und Mut nötig!<br />

Im Laufe meiner Therapie habe ich jedenfalls sehr<br />

viel Stärke gewonnen und möchte auch andere<br />

dazu inspirieren, sich ihrer Sucht, ihren Sorgen und<br />

Ängsten zu stellen. Es lohnt sich! Und Du bist auf<br />

Deinem Weg nicht alleine!<br />

Ich habe aus den Erfahrungen meiner härtesten Zeit<br />

nicht nur eine Stärke gemacht, sondern inzwischen<br />

sogar eine berufliche Existenz. Denn KLARakterstark<br />

ist auch der Name meiner Werbeagentur, die speziell<br />

auf Öffentlichkeitsarbeit für Selbsthifegruppen<br />

ausgerichtet ist.<br />

Ich ermögliche es gesundheitlichen Selbsthilfe-gruppen<br />

krankenkassengefördert (!) und risikofrei, mithilfe<br />

ihrer eigene (neuen) Webseite, Flyer,<br />

Newsletter u.v.m. bekannter zu werden und neue<br />

Gruppenmitglieder zu finden.<br />

Ja, Selbsthilfe wirkt und macht Spaß! Probier´s aus!<br />

klarakterstark.de<br />

verena@klarakterstark.de<br />

Verena<br />

21


BUCHTIPPS<br />

DER SCHWERSTE SCHRITT<br />

Bin ich´s oder nicht? Die Angst vor dem<br />

Ja” verlängert das Leiden!<br />

“<br />

Bis zur Krankheitseinsicht und Therapiestart vergehen<br />

bei Betroffenen im Schnitt 15 Jahre. Dabei<br />

ist ein frühes Erkennen und Behandeln von Suchterkrankungen<br />

immens vorteilhaft für die erfolgreiche<br />

Behandlung.<br />

Doch das Sträuben gegen die Tatsache, Alkoholiker<br />

oder Alkoholikerin zu sein, ist menschlich. So<br />

stellt das Bekennen oft erst einmal eine Identitätskrise<br />

dar. Wer wollte in seinem Leben schließlich<br />

mal süchtig werden?? Eben. Und die befürchtete<br />

Stigmatisierung als Süchtiger tut ihr übriges.<br />

Bist Du<br />

ALKOHOLIKER?<br />

22<br />

Ja<br />

Nein<br />

Vielleicht<br />

Dabei wird es von Betroffenen sogar oft als unglaublich<br />

befreiend empfunden, endlich nicht<br />

mehr zwanghaft ein Selbstbild aufrecht erhalten<br />

zu müssen, das eigentlich schon längst nicht mehr<br />

die ganzen Lügen, Entzugserscheinungen und Entgleisungen<br />

leugnen kann.<br />

Ja, ich bin Alkoholiker/in. Vier Worte, die den<br />

Beginn der eigenen Genesung einläuten. Doch<br />

dahin erst einmal zu kommen, ist ein Kraftakt. Wir<br />

empfehlen jedem, der unsicher ist oder mit sich<br />

ringt, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Die Erfahrungen<br />

unserer Gruppenmitglieder können eine<br />

gute Orientierung und Hilfe sein.<br />

Wer sich dies jedoch (noch) nicht<br />

zutraut, kann auch versuchen, mit<br />

Hilfe folgender Bücher für sich<br />

Antworten zu finden:<br />

i<br />

Diese und weitere Buchtipps<br />

findest Du auch auf unserer Webseite!


Pflichtlektüre und<br />

Einsteigerwerk<br />

Jetzt ist es genug!<br />

Leben ohne Alkohol<br />

“Ich habe bisher noch kein Buch zum Thema<br />

Alkoholsucht gelesen, das es geschafft hat, so<br />

grandios und effektiv die Denkweisen von Süchtigen<br />

auf den Punkt zu bringen. Die unzähligen<br />

Momente, in denen das süchtige Denken längst<br />

das Leben bestimmt hat und die Argumentationsketten<br />

des jahrelangen Selbstbetrugs werden<br />

bestens nachvollziehbar dargelegt. Absolute<br />

Leseempfehlung für Betroffene, Angehörige und<br />

Interessierte!“<br />

Verena<br />

Autor:<br />

Viktor Sommer<br />

ISBN-13:<br />

978-3423342223<br />

ALK - Ein fast<br />

medizinisches Sachbuch<br />

Autor:<br />

Simon Borowiak<br />

ISBN-13:<br />

978-3453600485<br />

Lachen ausdrücklich<br />

erlaubt!<br />

Der Humor von Alkoholikern - gerade untereinander<br />

- ist mitunter speziell. Aber es ist für einen<br />

Betroffenen so wichtig und befreiend AUCH die<br />

lustigen Seiten seiner Krankheit zu sehen und<br />

das eigene Schicksal einfach mal mit Humor zu<br />

betrachten. Und wenn sich einer mit trockenem<br />

Humor auskennt, dann doch wohl WIR! ;-)<br />

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!<br />

Werner<br />

Lesetipp für Angehörige<br />

“Woher kennt die Autorin mich so genau??” Das<br />

war mein Gedanke beim Lesen dieses Buches.<br />

Lange hatte ich nach Erklärungen für meine Verhaltensweisen<br />

im Umgang mit meinem alkoholkranken<br />

Vater gesucht, bis ich während meiner<br />

Therapiezeit auf dieses zeitlose Buch stieß. Nun<br />

konnte ich endlich so vieles verstehen und war<br />

froh, dass es sogar einen Namen dafür gibt:<br />

Co-Abhängigkeit.”<br />

Bernhard<br />

Co-Abhängigkeit<br />

Die Sucht hinter der Sucht<br />

Autor:<br />

Anne Wilson Schaef<br />

ISBN-13:<br />

978-3453095397<br />

23


ANGEHÖRIGE<br />

Das Leben mit<br />

ihm war die Hölle<br />

24


Familienkrankheit<br />

Alkohol<br />

Während Betroffenen vielfältige<br />

Therapieangebote und Unterstützung<br />

zustehen, sie in Kliniken viel über<br />

ihre Erkrankung lernen und neue<br />

Verhaltensweisen trainieren können,<br />

erfahren ihre Angehörigen zu Hause<br />

kaum etwas über ihren Beitrag<br />

zur Genesung und Abstinenz ihres<br />

Familienmitglieds.<br />

Ein destruktives, dysfunktionales<br />

Familienumfeld ist eines der größten<br />

Rückfallrisiken für Suchtkranke. Doch<br />

auch wenn Partnerschaft und familiäre<br />

Verbundenheit vorhanden sind, stellt<br />

die wiedererstarkte Selbständigkeit<br />

und Aktivität des Betroffenen das<br />

Rollensystem der Familie vor neue<br />

Herausforderungen.<br />

Hat z.B. die Ehefrau jahrelang die<br />

Aufgaben mitübernehmen müssen,<br />

die früher einmal der Betroffene<br />

abgedeckt hat, so lässt sie sich diese<br />

Aufgabenfelder nur schwerlich wieder<br />

nehmen. Sei es aus Misstrauen in<br />

die ungewohnte Stabilität ihres<br />

Mannes oder weil ihr das größere<br />

Maß Verantwortung ein Gefühl von<br />

Selbstvertrauen und Wichtigkeit gibt,<br />

das sie nicht mehr missen möchte.<br />

Es ist wichtig, solches Konfliktpotenzial<br />

frühzeitig zu erkennen, um dauerhafte<br />

Lebensqualität für ALLE Beteiligten<br />

zu ermöglichen. Daher raten wir<br />

Angehörigen, sich umfassend über die<br />

Krankheit zu informieren und selbst<br />

auch Beratungsstellen und/oder eine<br />

Selbsthilfegruppe zu besuchen!<br />

25


ANGEHÖRIGE<br />

Unser Angebot richtet sich ausdrücklich<br />

auch an Angehörige von Suchtkranken!<br />

Und in unseren Gruppen gibt es einen enormen Erfahrungsschatz von<br />

Menschen, die ihr Leben und ihre familiären und sozialen Beziehungen<br />

neu definieren und aufstellen mussten. Wie sie und ihre Angehörigen<br />

das geschafft haben, erzählen sie Dir gerne!<br />

Komm´einfach vorbei!<br />

26


Partner/in eines Süchtigen - Priorität: Selbstfürsorge<br />

So deprimierend es ist, Du kannst ihn nicht vom Trinken abhalten. Egal was Du tust. Das kann nur er<br />

selbst. Das einzige, was DU als Partner/in oder Angehörige/r eines Suchtkranken in der Hand hast ist,<br />

Dich um Dich selbst zu kümmern. Nicht im Sinne von Egoismus, sondern im Sinne von Selbstschutz<br />

und Selbstfürsorge. Das Leben eines Süchtigen dreht sich völlig um das Suchtmittel und Angehörige<br />

müssen stark aufpassen, dass sie selbst nicht ebenfalls mit in diesen Abgrund gezogen werden. Du<br />

siehst völlig klar und nüchtern, was mit Deinem Partner geschieht. Du siehst die Wesensveränderungen<br />

und erkennst sie/ihn oft nicht mehr wieder. Er/sie nimmt das nicht wahr, sondern hält sich für<br />

völlig normal. Und Dich für lästig/störend, wenn Du versuchst, Dich zwischen ihn und sein Suhtmittel<br />

zu stellen. Das hat NICHTS mit DIR zu tun! Nimm das auf keinen Fall persönlich! Dein Partner ist<br />

krank. Nicht willensschwach oder gar böse.<br />

Gehen oder bleiben? Konsequenzen sind wichtig. Wenn Du seine/ihre Sucht als Co-Abhängige/r unterstützt,<br />

verlängerst Du nur euer beider Leiden! Stattdessen informiere Dich über Alkoholismus/Sucht<br />

und rede mit Menschen, die ebenfalls betroffen sind. In unseren Reihen sitzen Männer und Frauen,<br />

die gemeinsam mit ihrem Partner die Sucht überwanden, solche, die sich schweren Herzens getrennt<br />

haben oder auch jene, dessen Partner die Sucht nicht überlebte. Alles Erfahrungen, die auch Dich ein<br />

Stück auf Deinem Wege weiterbringen können. Daher: komm´einfach vorbei!<br />

Kinder von Suchtkranken - Du bist ok!<br />

Kinder aus Suchtfamilien sind eine Hochrisikogruppe für Sucht. Wenn sich das Leben der Eltern nur<br />

um die eigene Sucht dreht, wird das eigene Kind mitunter zum Störfaktor und/oder Ziel von Wut und<br />

Aggressionen. Die Bedürfnisse der Kinder fallen häufig unter den Tisch, Versprechen werden gebrochen.<br />

Sie fühlen sich für ihre Eltern verantwortlich und übernehmen früh Aufgaben, für die sie noch<br />

viel zu klein sind. So erledigen sie z. B. den Haushalt, versorgen jüngere Geschwister, kontrollieren den<br />

Alkoholkonsum des süchtigen Elternteils, besorgen Alkohol oder gießen Alkohol in den Abfluss. Oft<br />

verhalten sich die Kinder, als wären sie die Eltern ihrer Eltern.<br />

Sicher ist nur die Unsicherheit. Die Stimmungsschwankungen der Eltern versucht das Kind oft auszugleichen,<br />

reagiert hochangepasst, überloyal und ungeachtet seiner eigenen Emotionen. Das prägt.<br />

Kein Wunder, dass es im späteren Leben kaum möglich ist, gesunde und funktionierende Beziehungen<br />

zu Freunden und Partner/-in aufzubauen. Oft fällt dabei die Wahl auf einen alkohol-/suchtkranken<br />

Partner, wodurch sich die Geschichte quasi wiederholt. Nicht verwunderlich, denn die Unsicherheit<br />

und Labilität eines suchtbelasteten Zuhauses ist ja nun einmal das gewohnte Lebensumfeld.<br />

Du bist ok! Deine Eltern sind/waren krank. In unseren Gruppen findest Du Menschen mit ähnlichen<br />

Erfahrungen, die Dir das Gefühl geben können, nicht alleine zu sein. Wie sie ihre Kindheit erlebt haben<br />

und wie sie heute zufrieden und suchtfrei leben können, erzählen sie Dir gerne.<br />

27


ANGEHÖRIGE<br />

DER LANGE WEG<br />

ZUM KREUZBUND<br />

Bericht einer Angehörigen<br />

Wie ist das eigentlich alles angefangen mit dem Alkohol<br />

und dem Alkoholismus meines Mannes? Das frage<br />

ich mich heute (7 Jahre nach seinem Tod) immer noch<br />

manchmal. In unseren beiden Familien war Alkoholkonsum<br />

normal, nicht übermäßig, aber bei Feiern,<br />

beim Grillen, auf Geburtstagen etwas mehr, beim<br />

Kegeln, mit Freunden, nach dem Kino, in der Woche<br />

eigentlich nur im Sommer auf der Terrasse. Und am<br />

Wochenende zum Essen, dann auch schon mal Wein.<br />

Also nichts Außergewöhnliches – alle hatten ja auch<br />

einen Beruf und einen wertvollen Führerschein.<br />

Ein paar Jahre nach dem Studium hatten wir beide<br />

zwei gute Jobs, zwei Kinder, zwei Häuser, zwei Autos,<br />

mindestens zwei Mal Urlaub im Jahr (zu viert) - kurzum:<br />

uns ging’s richtig gut.<br />

Alkohol gehörte auch zu diesem Leben. Selbstverständlich<br />

hatten wir immer und reichlich Alkohol im<br />

Haus. Bier und Wein wurde kastenweise gekauft und<br />

die sonstigen Alkoholika hatten ihr festes Fach im Kühlschrank<br />

und von Sherry bis Cognac präsentierte man<br />

alles mit passenden Gläsern im Wohnzimmer: das war<br />

Lifestyle! Wie in „Schöner Wohnen“!<br />

28


Selbst berufstätig habe ich nicht so schnell gemerkt,<br />

dass mein Mann sich gerne selbst bediente<br />

– auch wenn kein Besuch da war. Die ersten Hinweise<br />

von außen habe ich noch mit großer Empörung<br />

zurückgewiesen und meinen Mann in Schutz<br />

genommen vor so viel Missgunst. Mehr noch: ich<br />

habe sein Trinken weitestgehend gerechtfertigt.<br />

Aber der Samen der Skepsis war gesät und die Saat<br />

ging auf. Ich beobachtete meinen Mann und merkte<br />

schnell, dass er immer früher und somit immer<br />

mehr „Feierabendbierchen” trank oder schon getrunken<br />

hatte, wenn ich später nach Hause kam.<br />

Zur Rede stellen nutzte nichts, es wurde immer<br />

alles als „normal“ oder sogar „verdient“ hingestellt.<br />

Seine Heimlichtuerei wurde schnell schlimmer als<br />

von Bier auf Härteres gewechselt wurde. Der Gipfel<br />

war erreicht als ich im Schuppen im Altpapier eine<br />

Schnapsflasche fand und mir plötzlich völlig klar<br />

wurde, warum er ständig jeden kleinen Papierfitzel<br />

in die große Tonne brachte und nicht wie üblich in<br />

der Kiste in der Küche sammelte.<br />

Die Alkoholabhängigkeit war da! Mein Mann war<br />

ein Trinker – warum es nicht bei seinem volkstümlichen<br />

Namen nennen? Alle hatten Recht und nur<br />

ich – ich blöde Kuh – merkte es als letzte. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war mein Mann selbst meilenweit davon<br />

entfernt sich abhängig oder krank oder benachteiligt<br />

zu fühlen – das sollte sich aber ändern. Der<br />

Abstieg kündigte sich schon an.<br />

Es folgten Jahre der (lautstarken) Auseinandersetzungen,<br />

Streitigkeiten, gegenseitigen Schuldzuweisungen<br />

und Vorwürfe, Tränen und verheulten<br />

Sonntage und ja, auch immer einer gewissen<br />

Maskerade nach außen.<br />

Irgendwann war ich so weit, dass ich die Scheidung<br />

einreichte. Das rüttelte meinen Mann dann<br />

plötzlich wach. Er flehte mich an (war es Liebe<br />

oder eher der Selbsterhaltungstrieb?), sich nicht<br />

von ihm zu trennen, er würde nun einen Entzug<br />

machen usw. usw. usw. usw.<br />

Vielleicht ein bisschen naiv, auf jeden Fall gutgläubig<br />

zog ich die Scheidung zurück und er machte<br />

eine sechs Wochen lange Entwöhnung. Da ich mich<br />

„medizinisch“ bis dahin noch nicht mit Alkoholismus<br />

und Sucht beschäftigt hatte, war ich in dem<br />

festen Glauben, in sechs Wochen seien wir mit dem<br />

Problem fertig. Es folgte auch die bis zu seinem Tod<br />

längste trockene Phase, die über ein Jahr dauerte,<br />

so dass ich mein Gefühlschaos beim Rückfall hier<br />

nicht mehr beschreiben will.<br />

Nach theoretischer Beschäftigung<br />

mit dem Thema Alkoholismus, vielen<br />

Gesprächen und Internetrecherchen<br />

war mir nun schon etwas klarer, um<br />

was es sich hier handelt und dass wir<br />

beide da allein nicht rauskommen.<br />

Bei einer zweiten Therapie bei der Caritas wurde<br />

mein Mann auf Selbsthilfegruppen aufmerksam,<br />

die auch aufgrund ihrer Kostenlosigkeit interessant<br />

für uns geworden waren.<br />

Nach einem kurzen Gastspiel bei den Anonymen<br />

Alkoholikern sind wir auf den <strong>Kreuzbund</strong> gekommen.<br />

Da es sich dort um eine Gruppe handelt, in<br />

die der Partner/die Partnerin mitgeht, war ich nun<br />

auch in die Pflicht genommen und auch bereit<br />

dazu. Meine Einstellung dazu war recht fatalistisch:<br />

schlimmer konnte es ja nicht mehr werden… Das<br />

war 2006. Was dann folgte, klingt wie ein Märchen.


ANGEHÖRIGE<br />

Die 5 Jahre im <strong>Kreuzbund</strong>, die Menschen und ihre<br />

Geschichten, ihre Hilfe und Unterstützung werde<br />

ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.<br />

Auf die ersten vorsichtigen Wochen, in denen man<br />

dann Stückchen für Stückchen sein Leben preisgab<br />

und keine Verachtung erntete, sondern echtes<br />

Mitgefühl, folgte nach und nach die Erkenntnis<br />

wirklich nicht allein zu sein mit dieser Problematik<br />

und als Mitbetroffene endlich mal einen Platz gefunden<br />

zu haben, an dem man aus seinem Herzen<br />

keine Mördergrube machen musste.<br />

Es gab tatsächlich Menschen, die das<br />

gleiche katastrophal-klägliche Leben<br />

mit einem alkoholabhängigen Partner<br />

hatten und die dieselben ‘<br />

asozialen’<br />

(so kam ich mir zuhause oft<br />

vor) Erfahrungen gemacht<br />

haben.<br />

Manchmal habe ich mich auf die Gruppenabende<br />

richtig gefreut – es wurde Gott sei Dank – auch<br />

nichts verlangt. Es gab keinen Druck, keine Erwartungshaltung,<br />

(fast) keine Hausaufgaben, aber es<br />

gab viel Hilfe: auch außerhalb der Gruppenabende<br />

konnte man die anderen Mitglieder anrufen, was<br />

ich mehrmals bei den immer wieder auftretenden<br />

Alkoholeskapaden meines Mannes in Anspruch<br />

genommen habe.<br />

Mittlerweile gab es nur<br />

noch sogenannte Trinkpausen<br />

– und ich besuchte<br />

auch manches Mal die<br />

Gruppe allein.<br />

30


Durch die ständige Beschäftigung mit dem Problem<br />

und besonders mit der Prävention habe ich<br />

auch viel gelernt über Alkoholismus.<br />

Zusammenleben deutlich erträglicher gemacht.<br />

Ich hatte mehr Verständnis für ihn (nicht für seine<br />

Trinktouren) und er wurde – ebenfalls ermutigt<br />

durch die Gruppe – auch offener und hat schon<br />

mal über seine Gefühle geredet. Leider musste<br />

ich auch lernen, dass diese Krankheit nicht<br />

heilbar ist im klinischen Sinne,<br />

sondern dass<br />

man schon<br />

IMMER an<br />

der Prävention<br />

bzw.<br />

Rückfallvermeidung<br />

arbeiten muss.<br />

Aber auch, dass das<br />

gut gehen kann.<br />

Bei uns ging es nicht gut.<br />

Mein Mann ist 2011 gestorben.<br />

Kontakte zum <strong>Kreuzbund</strong><br />

habe ich immer noch.<br />

Das Wichtigste<br />

ist für die<br />

Ewigkeit, nämlich dass es<br />

sich um eine Krankheit handelt und der<br />

Partner krank ist und nicht willensschwach.<br />

Dieses Wissen hat mich insgesamt in meiner<br />

Situation milder gestimmt und unser alltägliches<br />

Im Nachhinein: Ich möchte diese Zeilen<br />

als Appell an alle mitbetroffenen Partner/<br />

-innen verstanden wissen, das Selbsthilfe-<br />

Angebot des <strong>Kreuzbund</strong>s wenigstens auszuprobieren.<br />

Gerade die Mitbetroffenen erhalten hier<br />

den oft so notwendigen Beistand, den Familie,<br />

Freunde und Nachbarn in dieser Form nicht leisten<br />

können. Aus meiner Sicht ist gerade für die mehr<br />

oder weniger co-abhängig reagierenden Partner<br />

immer ein Mehrwert drin.<br />

Regina R.<br />

◼<br />

TRAUT EUCH – GEHT ZUR GRUPPE!<br />

31


HUMOR<br />

Alkoholiker Bullshit Bingo<br />

Aus eigener Erfahrung wissen wir, die Palette von Ausreden und Beispielen von nassem Denken ist lang und<br />

Alkoholiker/innen entwickeln eine äußerst rege Phantasie, wenn es darum geht, ihr Trinkverhalten zu beschönigen<br />

oder zu leugnen. Dahinter steckt die Angst vor der Krankheitseinsicht und den Auswirkungen, die es mit<br />

sich bringt, wenn man sich seinen (Lebens-)Problemen stellen muss.<br />

Ich hab<br />

alles im<br />

Griff!<br />

Mein Chef /<br />

Kumpel hat einen<br />

ausgegeben,<br />

da MUSSTE ich<br />

mittrinken.<br />

Den Alkohol<br />

hab ich hier<br />

nur für Gäste /<br />

hat mir jemand<br />

geschenkt.<br />

MORGEN<br />

hör´ ich auf,<br />

versprochen!<br />

Der Schnaps<br />

war nur wegen<br />

meiner Prüfungsangst.<br />

Ach, die<br />

ganzen leeren<br />

Flaschen sind<br />

noch von der<br />

Party neulich.<br />

Ich könnte<br />

jederzeit<br />

aufhören!<br />

Das letzte Mal<br />

hab ich vor<br />

drölfzigtausend<br />

Jahren was<br />

getrunken.<br />

Morgens ´n<br />

Sektchen is ja<br />

NUR wegen<br />

meinem<br />

Kreislauf.<br />

Zum Fisch /<br />

Spargel/Grillen<br />

passt nur<br />

Bier / Wein.<br />

Ich hab nichts<br />

getrunken, das<br />

ist das neue<br />

Rasierwasser /<br />

Parfüm.<br />

Ich trink ja<br />

auch nix<br />

Hartes.<br />

Meine Oma ist<br />

157 geworden<br />

und hat jeden<br />

Tag 3 Schnaps<br />

getrunken.<br />

Na das<br />

Gläschen hab<br />

ich mir jetzt<br />

verdient!<br />

Mein Nachbar<br />

/ Kollege /<br />

Freundin / Onkel<br />

(...) trinkt doch<br />

viel mehr als ich.<br />

´n Feierabendbierchen<br />

werd´<br />

ich doch wohl<br />

noch dürfen!<br />

Ich trinke nur<br />

wegen des<br />

guten<br />

Geschmacks.<br />

Rotwein<br />

ist gut<br />

fürs Herz.<br />

Fußballmannschaft<br />

hat<br />

verloren / Beziehungsprobleme<br />

/<br />

Stress im Job, ....<br />

Ein<br />

Gläschen<br />

in Ehren....<br />

Jetzt sei kein<br />

Spielverderber,<br />

trink lieber<br />

einen mit!<br />

Die Flasche war<br />

schon offen /<br />

den Rest wegzuschütten<br />

wäre zu<br />

schade gewesen.<br />

Ich hab grad nur<br />

ein Mon Cherie /<br />

Weinbrandbohne<br />

/ Rumkugel<br />

gegessen.<br />

Der Alkohol<br />

war grad im<br />

Angebot, sonst<br />

hab ich NIE<br />

was daheim.<br />

Ich hab kein<br />

Problem mit<br />

Alkohol -<br />

nur ohne!<br />

Treffer? Du erkennst Dich oder Deine(n) Angehörigen wieder? Dann ist´s Zeit, mal<br />

mit jemandem drüber zu reden. Dir und Deiner (eurer) Gesundheit zuliebe.<br />

32


Alkohol Mythen<br />

& Irrtümer<br />

Tabak macht Krebs, aber<br />

“<br />

Alkohol doch nicht!”<br />

Im Gegenteil: Experten rechneten Alkoholkonsum<br />

sogar zu den weltweiten „Top Ten“ der Krebsrisikofaktoren.<br />

Besonders häufig sind durch Alkohol verursachte<br />

Tumore im oberen Verdauungstrakt (Speiseröhre,<br />

Mundhöhle und Rachenraum), an der Leber<br />

und im Dickdarm/Enddarm sowie bei Frauen in der<br />

Brust. Über eine chronische Entzündung und Verfettung<br />

der Leber kann Alkohol zu einer so genannten<br />

Schrumpfleber führen, die wiederum ein hohes<br />

Krebsrisiko darstellt.<br />

Rotwein ist gesund für´s Herz”<br />

“<br />

Es ist nicht der Rotwein, der eine schützende<br />

Wirkung für das Herz hat, sondern die darin enthaltenen<br />

Flavonoide, die auch im Tee oder Traubensaft<br />

enthalten sind. Eine lebensverlängernde<br />

Wirkung ist Experten allerdings nicht bekannt.<br />

Also lieber hoch die Tee-Tassen! ;-)<br />

Meine Kinder merken<br />

“<br />

nicht, wenn ich trinke”<br />

Kinder merken mehr als man denkt! Auch<br />

wenn Erwachsene versuchen, den Alkoholkonsum<br />

zu verstecken. Kinder haben feine<br />

Antennen dafür, wenn etwas mit ihren Eltern<br />

nicht stimmt oder es ihnen s<br />

chlecht geht. Gerade in<br />

alkoholbelasteten Familien<br />

bestimmen Stimmungsschwankungen,<br />

Unsicherheit, Verlassenheit,<br />

Ablehnung, Enttäuschung, Verrat und Misstrauen<br />

– sowie als das andere Extrem:<br />

Momente übergroßer Zuwendung – das<br />

Zusammenleben. Schuld- und Schamgefühle<br />

sowie Versagensängste sind fatale Folgen<br />

und bewirken Entwicklungsdefizite.<br />

Alkohol verkocht im Essen”<br />

“<br />

Ein Schuss Likör oder ein ganzes Glas Wein - alkoholische Getränke<br />

können Speisen ein besonderes Aroma verleihen. Dass<br />

der Alkoholgehalt beim Kochen verdampft, ist jedoch eine<br />

Mär: Zwar verdunstet Alkohol bei 78 Grad Celsius, doch der<br />

Alkohol verbindet sich mit Fett. Und das hält die Alkoholmoleküle<br />

fest. Daher ist eine Rotweinsauce, Coq au Vin,<br />

Herrencreme, etc. weder für Alkoholiker noch für<br />

Schwangere oder Kinder unbedenklich! (Trockene)<br />

Alkoholiker sollten auf JEDE Art Alkohol - auch im<br />

Essen - verzichten!<br />

“<br />

Zufriedene Abstinenz gibt´s nicht”<br />

Vonwegen! Komm einfach vorbei,<br />

wir beweisen Dir gerne das Gegenteil!<br />

33


ADRESSEN<br />

PROFESSIONELLE UND<br />

EHRENAMTLICHE HILFEN<br />

So wichtig und hilfreich die Besuche von Selbsthilfegruppen sind,<br />

die wenigsten Erkrankten schaffen den Absprung aus der Sucht ohne<br />

Unterstützung von professionellen und medizinisch/therapeutischen<br />

Angeboten. Daher ist bei der Behandlung von Suchterkrankungen gut<br />

zu wissen, wo man Hilfe findet.<br />

(lacht) Na, wenn einer weiß, wie man trocken<br />

bleibt, dann wohl wir! Dieser Schnappschuss<br />

entstand auf unserer Jahresfahrt zum Möhnesee<br />

2018. Aber ja, mein Rettungsring ist seit<br />

über 17 Jahren tatsächlich der <strong>Kreuzbund</strong>. Und<br />

mein Wille zur Abstinenz natürlich.<br />

Dieter<br />

34


Wo findest Du in <strong>Münster</strong> Hilfe?<br />

Nur keine Scheu! Niemand muss sich für seine<br />

Erkrankung schämen! Sucht ist keine Endstation,<br />

wenn man sich Hilfe sucht und nicht aufgibt.<br />

Ganz wichtig: NIEMALS einen kalten Entzug<br />

durchführen! Das ist lebensgefährlich!<br />

Offene Sprechstunde<br />

Online-Beratung!<br />

Caritas <strong>Münster</strong><br />

Josefstraße 2, 48151 <strong>Münster</strong><br />

Annette Lünnemann<br />

0251 / 53 00 93 41<br />

suchtberatung@caritas-muenster.de<br />

www.caritas-muenster.de<br />

IMPRESSUM<br />

Diözesanverband <strong>Kreuzbund</strong> e.V.<br />

Stadtverband <strong>Münster</strong><br />

<br />

KREUZBUND<br />

<strong>Münster</strong><br />

c/o Pfarrbüro St. Pantaleon<br />

Alte Dorfstraße 6<br />

48161 <strong>Münster</strong><br />

Offene Sprechstunde!<br />

<strong>Münster</strong><br />

Suchtambulanz<br />

LWL Klinik <strong>Münster</strong><br />

Friedrich-Wilhelm-Weber-Str. 30<br />

48147 <strong>Münster</strong><br />

0251 / 91 555-2601<br />

www.lwl-klinik-muenster.de<br />

Notaufnahme, 24h<br />

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