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Film, Sound, Media, N° 7

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november 2018<br />

<strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong><br />

Das Magazin für die<br />

österreichische Entertainment-<br />

& Medienbranche<br />

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“


2


EDITORIAL<br />

Inhalt<br />

november 2018<br />

Österreichischer Content ist international sehr gefragt. Bei der kürzlich<br />

abgehaltenen TV-Messe Mipcom in Cannes etwa, hatten österreichische Formate<br />

wie „Universum“, „Schnell ermittelt“ oder „Beer-Tastic“ große Verkaufserfolge, wie<br />

die ORF-Enterprise vermeldet (siehe auch Seite 48).<br />

Auch im Musical-Bereich sind heimische Produktionen international sehr<br />

gefragt. Immerhin über eine Million BesucherInnen (doppelt soviel wie in Österreich)<br />

strömen jährlich zu Aufführungen wie „Elisabeth“ oder „Rebecca“ in Theatern<br />

auf der ganzen Welt, berichtet VBW-Chef Franz Patay im Interview (ab Seite 14).<br />

Dass heimischer Content auch hierzulande auf entsprechendes Interesse<br />

stößt, zeigt nicht nur die aktuelle Diskussion um die Neuausrichtung der Ö3-Austria<br />

Top 40 (Sie wissen schon, RAF Camora & Co), sondern auch die bereits 13. Auflage<br />

der Edition Österreichischer <strong>Film</strong>, die die Firma Hoanzl kürzlich präsentierte<br />

(Seite 29). Umso gefragter sind auch entsprechende Ausbildungsstätten für künftige<br />

kreative Content-GestalterInnen. Zwei davon sind in vorliegender Ausgabe<br />

vorgestellt. Die neugestaltete SAE und die renommierte Donauni, die mit neuen<br />

Programmen und Studienangeboten den kreativen Zeitgeist abdecken wollen.<br />

Dieser FS&M-Ausgabe ist ein Folder von WH-<strong>Media</strong> beigelegt, der die<br />

Neuausrichtung des Wiener Medienhauses darstellt. Im Interview (Seite 44) geben<br />

die beiden Geschäftsführer Einblick über ihre künftige Strategie.<br />

Die nächste <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Ausgabe erscheint Anfang Dezember<br />

- mit entsprechenden Rück- und Ausblicken der Branche.<br />

Hannes Hochstöger, Herausgeber<br />

PS: Newsletter einfach auf www.filmsoundmedia.at bestellen!<br />

Cover: Aufbruch zum Mond (Universal Pictures)<br />

Er gehört zu den größten Helden des 20. Jahrhunderts: Neil<br />

Armstrong, der erste Mann auf dem Mond. „Aufbruch zum<br />

Mond“ erzählt aus Armstrongs Leben und von den enormen<br />

Konflikten und Entbehrungen, mit denen der Pilot vor<br />

und während seiner legendären Mission konfrontiert war.<br />

Gleichzeitig schildert der <strong>Film</strong> auf ergreifende Weise die<br />

hochdramatischen Ereignisse des amerikanischen Raumfahrtprogramms<br />

zwischen 1961 und 1969. Das Drehbuch zu<br />

„Aufbruch zum Mond“ basiert auf der offiziellen Biografie von Historiker James R. Hansen.<br />

Dieses „herausragende, makellos recherchierte Glanzstück” (London Times) avancierte<br />

zu einem New-York-Times-Bestseller. „Aufbruch zum Mond“ führt erneut ein gefeiertes<br />

Kreativ-Duo zusammen: Regisseur Damien Chazelle und Kultdarsteller Ryan Gosling<br />

(Blade Runner 2045, Drive, Crazy, Stupid, Love). Mit dem sechsfach Oscar-prämierten La<br />

La Land, für das Damien Chazelle als bester Regisseur ausgezeichnet und Gosling bereits<br />

zum zweiten Mal für seine darstellerische Leistung nominiert wurde, sorgten beide für<br />

eine der großen Kinosensationen der letzten Jahre. An Goslings Seite ist Shootingstar<br />

Claire Foy als Armstrongs Ehefrau zu sehen, bekannt aus der Erfolgsserie The Crown. Für<br />

ihre darstellerische Leistung als Elizabeth II. wurde sie mit einem Golden Globe und einem<br />

Screen Actors Guild Award ausgezeichnet. Auch hinter der Kamera konnten Chazelle &<br />

Gosling die Top-Talente Hollywoods für „Aufbruch zum Mond“ vereinen – angefangen<br />

bei Drehbuchautor Josh Singer, der für sein Skript zu Spotlight einen Oscar® erhielt und<br />

aktuell für das Drehbuch Die Verlegerin verantwortlich zeichnet. Wyck Godfrey und Marty<br />

Bowen, die mit der Twilight-Saga eines der erfolgreichsten <strong>Film</strong>-Franchises der jüngeren<br />

Vergangenheit in die Kinos brachten, produzieren „Aufbruch zum Mond“ gemeinsam mit<br />

Chazelle und Gosling. Außerdem sind weitere hochkarätige frühere Mitstreiter des Regisseurs<br />

dabei, darunter Kameramann Linus Sandgren und Komponist Justin Hurwitz – beide<br />

Oscar-preisgekrönt für La La Land – sowie Cutter Tom Cross, der die begehrte Statuette für<br />

Chazelles Whiplash in Empfang nehmen konnte.<br />

Aufbruch zum Mond, ab 8. November im Kino<br />

musicbiz<br />

4 news<br />

12 SAe: das Studium als Auftakt<br />

14 vbW: Rekordsaison<br />

15 Glamour: Hollywood in Vienna<br />

18 Donauuni: Pimp Up Your Career<br />

20 Außenwirtschaft: Back To The Future<br />

filmbiz<br />

22 news<br />

26 Sodom: der digitale Sündenfall<br />

29 Ö. <strong>Film</strong>: Edition Vol. 13<br />

32 <strong>Film</strong>porträt: Womit haben wir das verdient?<br />

34 Leinwand: Gartenbaukino als Wahrzeichen<br />

36 Kino: Golden Tickets 2018<br />

media<br />

40 news<br />

44 WH-media: Kernkompetenz „mediare“<br />

46 IP-Österreich: Programmpräsentations-Reigen<br />

48 mipcom: Erfolge für ORF-Enterprise<br />

50 orF-Kultur: Immer einen Schritt voraus<br />

rubriken<br />

35 brief von der Akademie<br />

49 reden-wir.at<br />

52 bücher, DvDs & Co<br />

54 soundmobil<br />

55 dates<br />

58 Steirer-mika & Comp.<br />

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85,<br />

e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion:<br />

Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & Handels-<br />

GmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />

3


musicbiz<br />

Foto © Dietmar Lipkovich<br />

Platinregen für EAV<br />

Thomas Spitzer, Dietmar Lienbacher (Managing Director Sony Music Austria),<br />

Klaus Eberhartinger<br />

„Alles ist erlaubt“ - dieser Titel des neuen, aber letzten Studioalbums<br />

der Ersten Allgemeinen Verunsicherung wurde bei<br />

einem Pressetermin von den zahlreich erschienenen Medienvertretern<br />

allzu wörtlich genommen. Als der EAV-Mastermind<br />

Thomas Spitzer und Ausnahmeperformer Klaus Eberhartinger<br />

vor einem monströsen EAV-Logo für die Kameras posierten,<br />

kam es in der Hermanngasse in 1070 Wien vor dem traditionsreichen<br />

Musikerlokal der 80er und 90er Jahre, dem Restaurant<br />

Wiener, zu einem Verkehrsstau, der aber rasch aufgelöst<br />

werden konnte. Nach kurzer Begrüßung der Gäste überreichte<br />

Dietmar Lienbacher, Managing Director Sony Music Austria,<br />

für das letzte äußerst erfolgreiche Album „Werwolf Attacke“<br />

Platinawards an Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger. Das<br />

Wort ergriff daraufhin der steirische Kabarettist und Musiker<br />

Paul Pizzera, der es mit seiner überaus launigen Laudatio<br />

schaffte, den Bogen von den alten EAV-Hits bis hin zum neuen<br />

Werk „Alles ist erlaubt“ zu spannen. Die EAV hat „uns gezeigt,<br />

dass Tradition nicht bedeutet, die Asche aufzubewahren, sondern<br />

das Feuer weiterzugeben.“, so Paul Pizzera.<br />

Thomas Spitzer zitierte in einer Dankesrede aus seinem Lieblingssong<br />

„Gegen den Wind“ als Appell für alle Kunstschaffenden:<br />

„Wird die Liebe erst zur Lanze und zum Schwert unser<br />

Verstand, legen wir die Waffen nieder Hand in Hand“ Klaus<br />

Eberhartinger: „Bevor wir nach 40 Jahren EAV in den unverdienten<br />

Unruhestand gehen haben wir ab Februar 2019 70<br />

Konzerte zu absolvieren! Da ist kein Platz für Sentimentalitäten!“<br />

Goldener Ben Zucker<br />

Im Rahmen der TV-Sendung „Starnacht aus der Wachau“<br />

wurde an den Musiker Ben Zucker Gold für das im Juni 2017<br />

erschienene Debüt-Album „Na und!?“(Universal) verliehen.<br />

Mit der gleichnamigen Singleauskopplung eroberte er die<br />

Herzen seiner österreichischen Fans im Sturm. Das Video zum<br />

Nachfolgehit „Was für eine geile Zeit“ drehte der charismatische<br />

Berliner sogar in Österreich. Auch live konnte Ben Zucker<br />

die Österreicher begeistern: als Support für niemand Geringeren<br />

als Helene Fischer bei ihrem Stadionkonzert am 11. Juli in<br />

Wien. Sein Erfolg in Österreich ist kein Wunder, sondern das<br />

Ergebnis seiner außergewöhnlichen<br />

rau-warmen<br />

Stimme, seiner sympathischen<br />

Persönlichkeit<br />

und seiner Songs. Diese<br />

Lieder sind Geschichten,<br />

die mitten aus dem<br />

Leben stammen und<br />

dadurch so ehrlich und<br />

erfrischend sind und<br />

zugleich berühren.<br />

Ben Zucker dazu: „Mit<br />

dem Album ist es wie<br />

mit Tattoos: Drauf<br />

Cornelius Ballin & Ben Zucker<br />

kommt nur, was mich<br />

nicht mehr loslässt.“ Ob Ballade oder Up-Tempo-Song, es sind<br />

viele verschiedene Facetten, die Ben Zucker auf seinem Debüt-<br />

Album präsentiert und die die Menschen nicht mehr loslassen.<br />

Cornelius Ballin, General Manager Universal Music Austria:<br />

„Mit Ben Zucker bekommt ein überaus sympathischer und<br />

talentierter Künstler eine Gold-Auszeichnung, der erst vor<br />

gut einem Jahr seinen ersten österreichischen TV-Auftritt bei<br />

der „Starnacht am Wörthersee“ hatte. Da ist es eine besondere<br />

Freude, dass wir ihn nun in der Wachau mit Gold ehren<br />

können. Wir sind uns sicher, dass noch viele Preise und Erfolge<br />

folgen werden.<br />

Zweikanalton & UMA<br />

Die aus der Nähe<br />

von Linz stammenden<br />

Brüder Markus<br />

(Piano, Gesang) und<br />

Thomas Danninger<br />

(Gitarre, Gesang)<br />

machen schon seit<br />

Kindesbeinen an<br />

gemeinsam Musik<br />

und veröffentlichten<br />

früh Hitcovers und<br />

eigene Songs auf<br />

YouTube. Eigene<br />

Markus & Thomas Danninger alias Zweikanalton<br />

Kompositionen<br />

standen danach mehr und mehr im Fokus der Beiden und mit<br />

Songs wie „Es fühlt sich wie Fliegen an“, „Momente“ und den<br />

Fan-Hits „Wunder“ und „Zukunfts-Ich“ stieg ihr Bekanntheitsgrad<br />

im Jahr 2017 rasch an. Ö3 entdeckte die Band und lud sie<br />

zu einem gefeierten Auftritt zum Ö3 Weihnachtswunder nach<br />

Linz ein. Auch in Deutschland wurde man auf das österreichische<br />

Duo aufmerksam: Im März 2018 wurde ihnen der Steiger<br />

Award in der Kategorie „Newcomer“ verliehen. Eine Ehre, die<br />

sie mit Stars wie Tokio Hotel oder Tim Bendzko teilen. Mit<br />

„Ohne dich kann das kein Sommer sein“ lieferten Markus und<br />

Thomas den österreichischen Sommerhit 2018 ab und mit bislang<br />

knapp 700 Einsätzen und einer Top-Platzierung von 34 in<br />

den Airplay-Charts, einen der meistgespielten österreichischen<br />

4


Titel des Jahres. Von nun an ist neben dem Musikmanager Christian<br />

Knoll, auch Universal Music als starker Partner mit im Boot und<br />

gemeinsam arbeitet man bereits an der Folgesingle und an einem<br />

Album, welches für 2019 geplant ist. „Wir sind unfassbar stolz und<br />

dankbar für das, was wir Beide gemeinsam mit unseren Fans bis hierhin<br />

geschafft haben. Durch die Zusammenarbeit mit dem Team von<br />

Universal hat sich für uns nicht nur ein Traum verwirklicht, sondern<br />

wir haben jetzt auch einen starken Label Partner, der uns hilft unsere<br />

Ideen und Pläne für die Zukunft umzusetzen – wir können´s kaum<br />

erwarten“, sagen Zweikanalton. Cornelius Ballin, Geschäftsführer<br />

Universal Music Austria ergänzt: „Markus und Thomas haben uns<br />

sofort fasziniert, weil sie durch ihren zweistimmigen Gesang einen<br />

unverwechselbaren <strong>Sound</strong> haben. Dazu haben uns ihre gefühlvollen<br />

und authentischen Texte und ihr Talent zum Songschreiben voll<br />

überzeugt. Wir freuen uns auf gemeinsame weitere Erfolge!“<br />

Norbert Schneider im Studio 44<br />

Dietmar Hoscher & Norbert Schneider<br />

Ob Blues, Wienerlied, Chanson oder Rock & Pop – Norbert Schneider<br />

fühlt sich in so vielen Genres heimisch, dass er jeden Stilwechsel<br />

virtuos meistert und immer wieder mit gewagten Kombinationen zu<br />

überzeugen weiß. Genau darin liegt auch die Stärke des Tonträgers<br />

„So wie’s is“, den Norbert Schneider am Mittwoch, den 3. Oktober,<br />

im Studio 44 von Casinos Austria und den Österreichischen<br />

Lotterien im Rahmen der Casinos Austria Music Line präsentierte.<br />

„Norbert Schneider ist ein unglaublich vielseitiger Musiker, der<br />

in keine Schublade passt“, zeigte sich Casinos Austria Vorstandsdirektor<br />

Dietmar Hoscher beeindruckt, „seine Musik ist auf ihre<br />

Weise zutiefst wienerisch und zugleich sehr international. Casinos<br />

Austria sieht es als Teil seiner gesellschaftlichen Verantwortung,<br />

derartige, heimische Musikproduktionen zu fördern.“ Nachdem<br />

Norbert Schneider mit seiner letzten CD „Neuaufnahme“ in die<br />

Welt des verstorbenen Georg Danzer eingetaucht war (die CD<br />

wurde mittlerweile mit Gold ausgezeichnet), legt er auf „So wie’s is“<br />

wieder ausschließlich eigene Songs vor. Die Texte sind durchwegs<br />

im Wiener Dialekt gehalten, musikalisch reicht der Bogen von der<br />

bereits als Single erfolgreichen Gute-Laune-Nummer „Ollas wiad<br />

guat“ über Blues („Magnolie“) bis zur rein instrumentalen Gypsy-<br />

Jazz-Improvisation „Rendezvous in Badekleidung“.<br />

Licht ins Dunkel Vol. 6<br />

Die Aktion „Licht ins Dunkel“ fördert alljährlich hunderte Sozial- und<br />

Behindertenprojekte in ganz Österreich. Darunter die Anschaffung<br />

von Heilbehelfen, die Errichtung und Modernisierung von Therapieund<br />

Behinderteneinrichtungen, berufsbegleitende Maßnahmen und<br />

persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderung sowie rasche<br />

und unbürokratische Hilfe für Familien und Kinder in Not. Allein im<br />

Vorjahr konnten mit 14,2 Millionen Euro 388 Projekte unterstützt und<br />

durch den „Licht ins Dunkel“-Soforthilfefonds über 15.592 Kindern<br />

und ihren Familien geholfen werden.<br />

Zum sechsten<br />

Mal gibt es nun<br />

– mittlerweile ist<br />

es schon Tradition<br />

geworden – eine<br />

Silberscheibe<br />

mit Beiträgen<br />

prominenter<br />

österreichischer<br />

Künstlerinnen<br />

und Künstler, die<br />

„Licht ins Dunkel“<br />

unterstützen.<br />

Sie ist ein perfektes Geschenk (eventuell an sich selbst): als tönende<br />

Jahresschau, als Mitbringsel, als kleine Aufmerksamkeit mit großem<br />

Inhalt. Diese CD besitzt zudem einen entscheidenden Mehrwert:<br />

5 Euro gehen direkt an eine der größten Spendenkampagnen des<br />

Landes. Die diesjährige CD ist der früh verstorbenen Sissy Mayerhoffer<br />

gewidmet, die dieses Projekt immer tatkräftig unterstützte und<br />

liebevoll begleitete. Als Leiterin der ORF-Abteilung Humanitarian<br />

Broadcasting war sie ein mächtiger Aktivposten für „Licht ins Dunkel“<br />

und seelenverwandte Aktionen.<br />

Die heurige Compilation versammelt Fixsterne der österreichischen<br />

Musiklandschaft – von Wolfgang Ambros bis Parov Stelar, von Christina<br />

Stürmer über Ina Regen und Conchita Wurst bis zur EAV (um nur<br />

ein paar zu nennen). Und natürlich auch Newcomer, junge Kräfte und<br />

aktuelle Bands wie etwa Mavi Phoenix, Avec, Josh., Wenzel Beck oder<br />

die Prater WG.<br />

So ist „Licht ins Dunkel 2018/2019“ die aktuelle Fortsetzung einer<br />

jährlich erscheinende Compilation, die einen repräsentativen<br />

Querschnitt durch die Szene bietet und generell Aufmerksamkeit für<br />

Musik aus Österreich schafft. Im Vorjahr wurden mit diesem Tonträger<br />

annähernd 20.000 Euro Spenden für „Licht ins Dunkel“ erlöst. Als<br />

Galionsfiguren der diesjährigen CD treten Robert Palfrader und Rudi<br />

Roubinek in Erscheinung – in ihren Paraderollen als Kaiser Robert<br />

Heinrich I. und Obersthofmeister Seyffenstein.<br />

Sieben Organisationen sind Mitglieder des Vereins „Licht ins Dunkel“:<br />

Lebenshilfe Österreich, „Rettet das Kind“, Gesellschaft Österreichischer<br />

Kinderdörfer, Österreichische Kinderfreunde, Österreichisches<br />

Komitee für UNICEF, Caritas Österreich und Diakonie Österreich.<br />

5


musicbiz<br />

Warner Music Night Vienna<br />

Auch bei den Streamingplattforen mischt Josh. ganz vorne mit:<br />

Platz 1 bei iTunes, Platz 1 in den Spotify Viral Top 50 Charts<br />

Österreich, Platz 2 in den Shazam Top 100 Charts Österreich,<br />

mittlerweile knapp 10.557.000 Streams bei Youtube. Mit rund<br />

22.000 Singleverkäufen (Mitte Oktober) erhielt er seinen ersten<br />

Goldaward anlässlich der Warner Music Night beim Waves Vienna<br />

verliehen. Und auch in Deutschland hinterlässt „Cordula<br />

Grün“ ihre Spuren: Dauer-Airplay auf Bayern 3, Radio OHR,<br />

1 Live, Delta Radio oder Sputnik, Auftritte bei diversen Shows<br />

und Erfolge in den deutschen Playlists sollten Josh. auch beim<br />

großen Nachbarn zum Erfolg führen.<br />

l-r: Franz Pleterski (Marketing Director, Warner Music Austria), Klaus Hoffmann<br />

(Management Josh.), Florian Cojocaru (Produzent/Echopilot), Martin Kromar<br />

(Produzent/Echopilot), Stephan Mattner (A&R Consultent), Martina Büttner<br />

(Brand Manager Marketing, Warner Music Austria)<br />

Warner Music Austria lud zur bereits fünften Warner Music<br />

Night Vienna und präsentierte im Rahmen des Waves Festival<br />

im Wiener WUK talentierte, neue Künstler. Das großartige<br />

Line-Up bestand aus dem österreichischen Chart-Stürmer<br />

Josh., der die Labelnight gebührend eröffnete und für seine<br />

Single „Cordula Grün“ an diesem Abend auch noch mit Gold<br />

ausgezeichnet wurde! UK-Newcomer Ten Tonnes ist mit<br />

seinem bisherigen EPs und der aktuellen Single G.I.V.E gerade<br />

am Durchstarten und konnte mit seinem Auftritt ebenso neue<br />

Fans gewinnen, wie auch Soulsänger Zak Abel, der nach<br />

seinem Debütalbum 2017 nun auch live mit seiner Energie und<br />

Stimme das Festivalpublikum überzeugte. Für beide Engländer<br />

war es die erste Österreich Show. Den Abschluss macht die<br />

Niederländerin Kovacs, die mit ihrem enigmatischen <strong>Sound</strong><br />

das voll gefüllte WUK begeisterte. Franz Pleterski, Marketing<br />

Director Warner Music Austria resümiert: „19 Künstler sind<br />

in den vergangenen 5 Jahren bei der Labelnight aufgetreten<br />

und haben einige Tausend musikinteressierte Festivalbesucher<br />

begeistert. Unter ihnen waren auch Kwabs, Jamie Lawson oder<br />

Anne-Marie, die in den Monaten und Jahren darauf beachtliche<br />

Erfolge feiern konnten. Die Warner Music Night in Wien<br />

ist für einen Abend im Jahr der Platz, wo Musik entdeckt und<br />

auch Geschichte geschrieben wird. Im Falle von Josh. war es<br />

seine erste Goldene und auch das erste Edelmetall, das jemals<br />

auf der Warner Music Night Vienna überreicht wurde.“<br />

Josh. auf<br />

Erfolgswelle<br />

Mit „Cordula Grün“<br />

schwebt Josh. nun schon<br />

seit Wochen auf einer<br />

Erfolgswelle. So ist der Hit<br />

seit über sieben Wochen<br />

in den Charts auf Platz 5<br />

(Stand Mitte Oktober) Am<br />

Münchner Oktoberfest<br />

wurde er zum „Wiesn Hit<br />

des Jahres 2018“ gewählt.<br />

Josh.<br />

Wiener Stadthalle:<br />

Programm 18/19<br />

Wolfgang Fischer, Kurt Gollowitzer, Peter Hanke<br />

Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle,<br />

präsentierte gemeinsam mit Wien Holding Geschäftsführer<br />

Kurt Gollowitzer und Peter Hanke, amtsführender Stadtrat<br />

für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales,<br />

das Programm der Wiener Stadthalle. „Vom Rockkonzert über<br />

klassische Musik bis hin zu Sportereignissen und TV-Shows:<br />

Kaum eine Veranstaltungs-Location in Österreich kann mit<br />

so vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufwarten wie die Wiener<br />

Stadthalle. Wir freuen uns sehr auf die neue Saison in der<br />

wieder ein Programmhighlight auf das nächste folgen wird“,<br />

stimmte Wolfgang Fischer auf die nächsten Monate ein.<br />

Bei der Präsentation des Programms wurde ein Wegbegleiter<br />

der Wiener Stadthalle der letzten Jahre geehrt: Kurt Gollowitzer,<br />

früherer Stadthallen-Geschäftsführer und jetziger Wien<br />

Holding-Chef erhielt den von Künstler Tomas Eller geschaffenen<br />

„Wiener Stadthallen Flügel“. Wolfgang Fischer überreichte<br />

den Preis an Kurt Gollowitzer für seine Verdienste als langjähriger<br />

kaufmännischer Geschäftsführer der Wiener Stadthalle und<br />

seine Freundschaft gegenüber der Wiener Institution.<br />

„Die Wiener Stadthalle ist eines der Flaggschiffe im Kulturbereich<br />

der Wien Holding. Vielfalt ist hier Programm. Das zeigen<br />

auch die Konzerte, Shows und Sportevents, die in der kommenden<br />

Saison in der Wiener Stadthalle über die Bühne gehen.<br />

Eine große Arena, wie die Wiener Stadthalle, hat einen enormen<br />

Stellenwert für die Kultur und den Tourismus in der Stadt,<br />

aber auch für die Wienerinnen und Wiener selbst. Abend für<br />

Abend kann man hier nicht nur Entertainment auf höchstem<br />

Niveau, sondern vor allem jede Menge Emotionen und große<br />

Gefühle erleben“, so Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer.<br />

Stadtrat Peter Hanke betonte: „Wien ist eine der attraktivsten<br />

Städte für weltweit tätige VeranstalterInnen, denn so gut wie<br />

Foto © Tuma<br />

6


musicbiz<br />

alle europäischen Tourneerouten laufen in Wien zusammen<br />

oder überschneiden sich hier. Die Wiener Stadthalle ist darüber<br />

hinaus mit über 100 Millionen Euro Wertschöpfung pro<br />

Jahr ein wesentlicher Wirtschaftsmotor in der Stadt und sichert<br />

mit rund 300 Veranstaltungen und 1 Million BesucherInnen<br />

pro Jahr nachhaltig Arbeitsplätze.“<br />

Für Vorfreude auf das Programm sorgten zwei Künstler mit<br />

ihren Live-Auftritten: Der österreichische Newcomer und<br />

Singer-Songwriter Luke Andrews sowie Willi Resetarits, der mit<br />

seinen Bands einen Vorgeschmack auf seine „Geburtstagskonzerte<br />

zum 70er“ am 04. und 05. Jänner präsentierte.<br />

So folgt nach der Jubiläumssaison wieder ein abwechslungsreicher<br />

Mix mit internationalen Stars wie Elton John, Paul<br />

McCartney, österreichischen Top-Acts wie Andreas Gabalier,<br />

EAV und Pizzera & Jaus. Herbert Grönemeyer tritt 2019 gleich<br />

zweimal auf und auch die Lachmuskeln werden mit dem 4. Kabarettgipfel<br />

und Programmen von Martina Schwarzmann und<br />

Monika Gruber beansprucht. Die Weihnachtszeit wird wieder<br />

besinnlich bis rockig und ab 19. Dezember ziehen die meisten<br />

Schwäne mit dem Shanghai Ballett ein. Eine Bandbreite an<br />

Musicals von ABBA über Andrew Lloyd Webber bis hin zu<br />

einem Best Of spielen in der Halle F groß auf und die <strong>Sound</strong>tracks<br />

großer Leinwandstücke werden auf die Bühne gebracht.<br />

Glockenspiel, Melodika ... Mit dieser breiten Palette bestritt<br />

Die Kammer, angeführt von den beiden Bandleadern, Gründern<br />

und (Akustik-)Gitarristen Marcus Testory und Matthias<br />

Ambré, das exklusive Konzert am Mittwoch, 10. Oktober, im<br />

Studio 44 von Casinos Austria und den Österreichischen Lotterien.<br />

Die acht Virtuosen präsentierten bei diesem Anlass ihr<br />

jüngstes Album „Season 4 – Some T#ings Wrong“. Produktion<br />

und Präsentation des Tonträgers wurden von der Casinos<br />

Austria Music Line unterstützt. „Es ist ein wahres Vergnügen,<br />

mitanzuhören, wie kraftvoll akustische Musik rocken kann“,<br />

Anna-Fay lebt den Augenblick<br />

„Leb den Augenblick“<br />

- dieser Satz<br />

aus Anna-Fay`s<br />

Debütalbum „Augenblick“<br />

könnte die<br />

Persönlichkeit der<br />

Wiener Sängerin<br />

wohl kaum besser<br />

beschreiben. So wurde<br />

sie 2016 für ihren<br />

Song „Ich kick dich<br />

raus“ als beste Komponistin<br />

Österreichs<br />

(ÖKB Award) nominiert<br />

und erzielte mit<br />

weiteren Singles, wie Anna-Fay & Erwin Bader<br />

z.B. „Rückenwind“ Airplay`s in Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz, Italien und den Niederlanden. Die Künstlerin lebt für<br />

ihre Musik - ihre Songs, ihre Texte, sie singt über das Leben<br />

und die Liebe, den Alltag und ihre Träume.<br />

Anna-Fay präsentierte die CD live mit ihren musikalischen<br />

Mitstreitern Dominik Kostal (drums), Simon Fleischanderl<br />

(bass), Bernhard Krinner (guit) und Andi Vanura (key). Produziert<br />

wurde das Album „Augenblick“ von Erwin Bader.<br />

Die Kammer im Studio 44<br />

Schon der Aufmarsch auf der Bühne fällt bei der Band Die<br />

Kammer beeindruckend aus: eine achtköpfige Formation in<br />

rein akustischer Besetzung, neben Gitarren, Bass und Drums<br />

steht ein bunter Reigen an Instrumenten bereit, wie Cello,<br />

Violine, Viola, Tuba, Mandoline, Zither, Drehorgel, Bouzouki,<br />

©<br />

Foto © Gary Milanog<br />

Dietmar Hoscher im Kreise der Kammer<br />

freute sich Casinos Austria Vorstand Dietmar Hoscher, „auch<br />

wenn einem bei den Texten dann manchmal das Lächeln im<br />

Gesicht gefriert. Diese Mischung aus tiefschürfender Lyrik<br />

und spannend arrangierter Musik macht Die Kammer zu<br />

einem unverwechselbaren Erlebnis.“ Casinos Austria hat dieses<br />

Projekt im Rahmen seiner CSR-Partnerschaften gefördert, und<br />

Hoscher weiter: „Wir sehen es als Teil unserer gesellschaftlichen<br />

Verantwortung, die kulturelle Vielfalt in der österreichischen<br />

Musikszene zu unterstützen.“ Der Titel der aktuellen<br />

Produktion verweist übrigens auf die Arbeitsweise der Kammer:<br />

Die Musiker teilen ihr Schaffen in sogenannte „Seasons“<br />

ein, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen. Mit<br />

„Some T#ings Wrong“ wird die vierte Season eingeläutet,<br />

auf die Präsentation wird eine ausgedehnte Tournee folgen.<br />

Der Albumtitel enthält auch bereits das Motto der Season: Es<br />

geht um die großen und kleinen Widrigkeiten des Daseins, um<br />

Niederlagen und Konflikte, die in teils melancholischen, teils<br />

trotzig-wilden Songs abgehandelt werden.<br />

Großaufgebot an Stargästen<br />

Mit einem großartigen Konzert – genau am 20. Geburtstag<br />

- feierte radio klassik Stephansdom seine ersten 20 Jahre und<br />

zugleich auch den Sendestart in Graz.<br />

Ein Großaufgebot an Stargästen gratulierte musikalisch: die<br />

Sopranistin Chen Reiss, das Sängerehepaar Monica und Adrian<br />

Eröd, der Arnold Schoenberg Chor unter der Leitung von<br />

Erwin Ortner, der Percussionist Christoph Sietzen, Organist<br />

Peter Frisée, der am Sender die wöchentliche Sendung „Orgel<br />

City Vienna“ betreut, und der international gefragte junge<br />

Stargeiger Emmanuel Tjeknavorian, der auf radio klassik<br />

7


musicbiz<br />

Foto © Franz Josef Ruprecht<br />

l-r: Chen Reiss, Christoph Sietzen und<br />

Emmanuel Tjeknavorian<br />

Stephansdom<br />

seine nach seinem<br />

Spitznamen<br />

„Klassik-Tjek“<br />

genannte monatliche<br />

Sendung hat.<br />

Und, für Insider<br />

fast eine Sensation:<br />

Peter Planyavsky,<br />

emeritierter<br />

Orgelprofessor und<br />

langjähriger Domorganist,<br />

kehrte<br />

nach vielen Jahren<br />

an die alte Stätte<br />

seines Wirkens zurück und spielt die österreichische Erstaufführung<br />

seines Werkes „Noch eine Toccata“.<br />

Rock in der WKO angekommen<br />

Seit 2002 verleiht die<br />

Sparte Handel der<br />

WKO Steiermark den<br />

„Handelsmerkur“.<br />

Der „Handelsmerkur“<br />

ist ein Preis, der<br />

jährlich an Unternehmen<br />

bzw. Unternehmerpersönlichkeiten<br />

vergeben wird, die herausragende<br />

Leistungen<br />

in der heimischen<br />

Wirtschaft erbracht haben. Aus nahezu 100 Bewerbungen war<br />

eine Endauswahl getroffen und von einer hochrangigen Jury<br />

bewertet. In der Kategorie über 10 Mitarbeiter, konnte sich<br />

Napalm Records den Preis sichern. Mit Büros in Eisenerz,<br />

Berlin & New York, sowie den neuesten Signings von The<br />

Smashing Pumpkins und Limp Bizkit, zählt das Label zu den<br />

weltweit führenden Plattenfirmen in Sachen Rock & Metal.<br />

Napalm Records CEO Markus Riedler über die Auszeichnung:<br />

„Was für eine wunderbare Auszeichnung der WKO Steiermark,<br />

ein Preis für besondere unternehmerische Leistung, vielen<br />

Dank! Dieser Preis steht für die großartige Arbeit unseres<br />

Teams über die letzten 25 Jahre, aus einer Kinderzimmer Idee<br />

wurde ein international erfolgreiches Unternehmen, welches<br />

noch lange nicht am Ende ist!“ Napalm Records CEO Thomas<br />

Caser, der den Preis auch persönlich entgegennahm:<br />

„Ein schönes und für uns sehr wertvolles Zeichen der Wertschätzung<br />

in unserer Heimat, worauf wir sehr stolz sind. Diese<br />

Auszeichnung motiviert uns auch weiterhin hart zu arbeiten<br />

und wir blicken positiv in die Zukunft!<br />

Tennis & Kultur<br />

l-r: Peter Buchmüller (WKO), Martin Schaller<br />

(Raiffeisen), Thomas Caser (Napalm Records),<br />

Jürgen Roth (WKO), Gerhard Wolmuth (WKO)<br />

Auf den Tennisplätzen rund um den Globus spielen sie die<br />

erste Geige, kurz vor Beginn des Tennisturniers in der Wiener<br />

Stadthalle schauten die Tennis-Asse Kevin Anderson, Kei<br />

Nishikori, Lucas Pouille und Philipp Kohlschreiber, in der<br />

Staatsoper vorbei, um in den Genuss einer exklusiven Führung<br />

zu kommen. Kurz vor einer Probe schlenderte das Quartett<br />

über die Bühne und genoss anschließend den Blick von<br />

der Mittelloge in den Zuschauerbereich. Danach zeigte Eva<br />

Dintsis, die Generalsekretärin des Opernballs und Leiterin des<br />

l-r: Kei Nishikori, Kevin Anderson, Dominique Meyer, Lucas Pouille,<br />

Philipp Kohlschreiber<br />

Führungsreferates, den interessierten Stars auch den Teesalon,<br />

ehe es auf der Feststiege noch zu einem kurzen Treffen mit<br />

Staatsoperndirektor Dominique Meyer kam.<br />

„Die Wiener Staatsoper ist ein sehr imposantes Bauwerk. Ich<br />

war zwar schon einige Mal in Wien, bin aber jedes Mal aufs<br />

Neue überrascht, was diese Stadt an Sehenswürdigkeiten<br />

zu bieten hat“, zeigte sich der Weltranglisten-Achte Kevin<br />

Anderson von der Sightseeing-Tour durch das Haus am Ring<br />

beeindruckt.<br />

Sommernachwehen<br />

Mit Jonas Kaufmann nochmals den Sommer zurück zu holen,<br />

ist auch nicht das Schlechteste und zwar am besten mit dem<br />

Album „Eine italienische Nacht“ (Sony), das eine Liveeinspielung<br />

seines Konzertes aus der Waldbühne Berlin ist.<br />

Es war ein traumhafter italienischer Konzertabend für zehntausende<br />

begeisterte Besucher der Berliner Waldbühne und<br />

für Millionen Zuschauer am TV-Bildschirm. Und für Jonas<br />

Kaufmann ein weiterer triumphaler Erfolg in der einzigartigen<br />

Karriere des deutschen Klassik-Superstars. Mit dem großartigen<br />

Rundfunk-Sinfonieorchester<br />

Berlin und einer<br />

umwerfenden Gastsolistin,<br />

der Mezzosopranistin<br />

Anita Rachvelishvili, bot<br />

Jonas Kaufmann ein Konzert<br />

voller wunderschöner<br />

Melodien: eine „italienische<br />

Nacht“ mit Highlights<br />

aus der berühmten Oper<br />

„Cavalleria Rusticana“ von<br />

Mascagni, teilweise im Duett<br />

mit der umwerfenden<br />

Anita Rachvelishvili, die als derzeit beste „Carmen“ der Welt<br />

Furore macht, mit nostalgischen italienischen Hits von „Voglio<br />

vivere così“ bis zu „Non ti scordar di me“ und Pop-Hits wie<br />

„Caruso“. Zum Dahinschmelzen und sogar für eingefleischte<br />

Klassikfans eine Empfehlung, da es viele der Titel noch nicht<br />

auf CD gab, zumindest von Jonas Kaufmann. Und weil er ja<br />

auch so ansehnlich ist, kann man sich überhaupt gleich die filmische<br />

Version des Konzerts auf DVD oder Blu-ray besorgen.<br />

8


musicbiz<br />

Unübertroffen:<br />

Qualtinger singt!<br />

Provokant, feingeistig, auf den Punkt gebracht: Helmut<br />

Qualtinger war ein Unikat. Wie kein zweiter verstand er es<br />

sich an Grenzen zu begeben und seinem Publikum den Spiegel<br />

vorzuhalten. Die Sammlung der „Schwarzen Lieder“ hat zum<br />

Gesamtbild der Qualtinger-Saga Erhebliches beigetragen.<br />

Am 08.10.2018 wäre Helmut Qualtinger 90 Jahre als geworden.<br />

Zu diesem Anlass veröffentlicht Preiser Records in Zusammenarbeit<br />

mit Austro Vinyl die „Schwarzen Lieder“ in der<br />

Sonderausführung Vinyl inklusive CD in limitierter Auflage.<br />

„Back to the<br />

roots“ sozusagen.<br />

Seit dem Abgang<br />

Helmut Qualtingers<br />

von der<br />

Kabarett-Szene<br />

im Jahr 1961<br />

wurde immer<br />

wieder versucht,<br />

eine Nachfolge<br />

für Gerhard<br />

Bronners maßgeschneiderte<br />

Chansons zu<br />

finden. Erfolglos.<br />

Genauso wenig<br />

ist es Gerhard Bronner gelungen, mit einem anderen Interpreten<br />

die Qualtinger-Nummern neu zu beleben; die Beiden<br />

waren voneinander abhängig. Qualtinger als Sänger brodelte<br />

allerdings im Hintergrund. Bereits bestehende Gedichte von<br />

H.C. Artmann wurden erstmals 1963 auf der Platte „Kinderverzahrer<br />

und andere Wiener“ veröffentlicht. Es folgten 1964<br />

Moritaten von Friedrich Polakovics editiert und ebenfalls in der<br />

Vertonung von Ernst Kölz. Neben Helmut Qualtinger erschien<br />

zum ersten Mal kurt Sowinetz als Sänger auf einer Schallplatte.<br />

Beide Produktionen wurden vom Publikum gefeiert, weshalb<br />

man sich 1966 entschloss insgesamt 9 weitere Artmann<br />

Gedichte, sowie fünf Vertonungen von Gedichten Gerhard<br />

Rühms aufzunehmen. „Helmut Qualtinger singt Schwarze<br />

Lieder“ war geboren.<br />

Willemsensche Liebeserklärungen<br />

an die Musik<br />

Wenn man diese Geschichten über Musik liest – und man kann<br />

wahllos eine aussuchen – wird einem wieder das Fehlen des leider<br />

viel zu früh verstorbenen Roger Willemsen bewusst. Der so<br />

umfassend Gebildete, der als Dozent, Übersetzer, Korrespondent,<br />

Moderator, Regisseur und Produzent tätig war und das<br />

Publikum mit seiner eigenen Begeisterung ansteckte, verehrte<br />

wohl von allen Künsten die Musik am meisten.<br />

Sie war von früh an Komplizin, als es darum ging, das Leben<br />

zu verdichten. Willemsens Liebeserklärungen an den Jazz, seine<br />

Verbeugungen vor den klassischen Komponisten, seine scharfe<br />

Verteidigung der künstlerischen Existenz, vor allem aber sein<br />

tiefes Verständnis für die Musiker<br />

und ihre Themen sind legendär.<br />

Seine einzigartigen Texte „Über<br />

Musik“ sind weit mehr als das:<br />

Sie sind Ausdruck eines Lebens<br />

„entlang jener Linie, an der man<br />

Dinge macht, die aus Freude bestehen<br />

oder aus Aufregung, aber<br />

nie aus Gleichgültigkeit“. Roger<br />

Willemsens Hommage an die<br />

Musik und ihre Heldinnen und<br />

Helden gibt einem das Gefühl, am<br />

Leben zu sein.<br />

Roger Willemsen: Musik!<br />

Über ein Lebensgefühl<br />

(S. Fischer)<br />

Morak live in der<br />

Albertinapasage<br />

Im Rahmen der Präsentation seines neuen Albums in der<br />

Wiener Albertinapassage war Franz Morak nach Jahren wieder<br />

einmal live auf der Bühne zu erleben. Nachzuhören sind die<br />

Songs auf „Leben frisst rohes Fleisch“ (Hoanzl) sowie der Box<br />

„morak/alles“ mit dem Gesamtwerk. Franz Morak dankte<br />

Freunden und Weggefährten,<br />

allen voran<br />

Christian Kolonovits,<br />

der ihn als Komponist<br />

und gemeinsam mit<br />

anderen Musikern<br />

auch live auf der<br />

Bühne begleitet hatte,<br />

für sein „unvorstellbares<br />

Einfühlungsvermögen“.<br />

Gottfried<br />

Helnwein, der mit dem<br />

neuen Cover eine jahrelange<br />

Arbeit zu Ende<br />

Franz Morak<br />

gebracht hatte und Rudi Dolezal für die Videos zum Album<br />

und „für seine professionelle Zuwendung, er ist ein Glücksfall“.<br />

Mit einem kurzen Konzert lud Morak dann dazu ein, sich mit<br />

ihm auf die (künstlerische) Suche nach dem Unmöglichen zu<br />

machen. „Das Album ist aus einer neuen Verfasstheit entstanden,<br />

die, wie ich meine, dem Zeitgeist entspricht.“<br />

Neue Songs über den Lärm der Zeit, ihre Gier, ihre Ängste<br />

und ihre Einsamkeit – Franz Morak meldet sich mit neuem Album<br />

und einer CD-Box zum musikalischen Gesamtkunstwerk<br />

zurück. In „Leben frisst rohes Fleisch“ seziert er den Lärm der<br />

Zeit, ihre Gier, ihre Ängste und ihre Einsamkeit.<br />

Seine Programmatik umfasst das „Wägbare als das Ausweglose,<br />

die Ausnahme als Zustand, die Dinge als Maß“. In gewohnter<br />

Schärfe und tiefgründiger Abstraktion gibt Morak – wie<br />

immer, wenn es um Kunst und Politik geht – alles. Das Album<br />

ist Teil der CD-Box „morak/alles“ mit dem musikalischen Gesamtkunstwerk<br />

von Franz Morak. Neben einer DVD mit seiner<br />

legendären Lesung der „Walpurgnisnacht“ von Karl Kraus<br />

umfasst die Box auch ein umfangreiches Booklet mit Fotos,<br />

Textpassagen und Kommentaren über Franz Morak.<br />

9


musicbiz<br />

25 Jahre Franui<br />

In nahezu gleicher<br />

Besetzung seit 25<br />

Jahren spielen<br />

Franui heute nicht<br />

mehr im Heustadel<br />

am Talschluss,<br />

wo alles begann,<br />

sondern auf den<br />

großen Bühnen<br />

Europas: im Jänner<br />

2019 geben sie<br />

mit „Himmelerde“<br />

Franui<br />

ihr Debüt an der Staatsoper Unter den Linden Berlin und<br />

spielen in der Philharmonie de Paris „Alles wieder gut“, ein<br />

Liederabend mit dem Bariton Florian Boesch. Neben zahlreichen<br />

weiteren Höhepunkten (u.a. die Wiederaufnahmen „Wien<br />

ohne Wiener“ am Volkstheater Wien und „Ausschließlich<br />

Inländer“ am Schauspielhaus Zürich) sind Franui in der Saison<br />

2018/2019 Porträtkünstler im Wiener Konzerthaus und gestalten<br />

dort, inklusive dem Festival Gemischter Satz, insgesamt<br />

sieben Abende mit Gästen wie den Schauspielern Sven-Eric<br />

Bechtolf, Regina Fritsch und André Wilms.<br />

25 Jahre Franui - das muss gefeiert werden!; und gefeiert wird<br />

groß: am 11.11. geben Franui ihr Geburtstagskonzert im<br />

Wiener Konzerthaus. Mit zahlreichen Freunden und Wegbegleitern,<br />

den Schauspielern Sven-Eric Bechtolf, Dörte Lyssewski<br />

und Peter Simonischek sowie Florian Boesch, Nikolaus<br />

Habjan, Wolfgang Mitterer, Karsten Riedel und Christian<br />

Seiler, lassen Franui an diesem Abend das letzte Vierteljahrhundert<br />

hochleben.<br />

Die Jubiläums-CD „Ständchen der Dinge“ (col legno) ist eben<br />

mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik 2018<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Voice Mania: Stimmkunst<br />

at its best!<br />

Zum 21. Mal findet das internationale<br />

Konzert-Festival der<br />

Vokal-Akrobatik in Wien statt.<br />

Mehr als 300 Gruppen und Soli<br />

aus aller Welt hat Voice Mania die<br />

A-cappella-Szene, Gesang ohne<br />

Instrumente, von der Geburt als<br />

neues Genre vokalakrobatischer<br />

Stimmkunst bis heute begleitet,<br />

mitgeprägt und auf Bühnen etabliert.<br />

Mit 28 Acts aus 12 Ländern<br />

(Europa, USA, Kanada, Mexiko, Zimbabwe, Chile, Ägypten,<br />

Israel) ist das internationale Festival wie nie zuvor pulsierendes<br />

Stimmungsbarometer für Kreativ-Konzepte, was die menschliche<br />

Stimme alles kann. Als Auftakt zu 21 Jahren Voice Mania<br />

findet am 9. November „Balcanto“ statt. Bei freiem Eintritt<br />

singen, schmettern, swingen KünstlerInnen auf Balkonen der<br />

City Jodler-Funk bis Pop-Jazz und Gospel-Blues.<br />

Voice Mania: 9. Nov.-2. Dez. www.voicemania.at<br />

Yiddish Culture Festival<br />

Roman Grinberg<br />

Als Kurt Rosenkranz vor fast einem Vierteljahrhundert den<br />

„Jüdischen Kulturherbst“ ins Leben rief, ahnte er vielleicht<br />

nicht, wie wertvoll seine Idee bald sein würde. Heute scheint<br />

alles, was Juden und Nicht-Juden miteinander verbinden kann,<br />

unverzichtbar. Längst überwunden geglaubte Vorurteile gegen<br />

jüdische Österreicherinnen und<br />

Österreicher sind in den letzten<br />

Jahren wieder zum Vorschein<br />

gekommen. Toleranz zwischen<br />

Menschen verschiedener Religion<br />

und ethnischer Herkunft ist<br />

heute alles andere als selbstverständlich.<br />

Unter Roman<br />

Grinbergs neuer Führung hat<br />

der Kulturherbst nicht nur einen<br />

neuen Namen bekommen –<br />

„Yiddish Culture Festival“ -, es<br />

wurden auch neue künstlerische<br />

Akzente gesetzt. Gesang und<br />

Erzählung ergänzen einander<br />

bei jeder Vorstellung. Im Mittelpunkt<br />

steht das Jiddische – jene<br />

Sprache, die selbst so musikalisch<br />

klingt, und die mit ihrem reichen Wortschatz Ost und<br />

West verbindet. Der Völkermord der Nazis hat auch das Jiddische<br />

beinahe ausgelöscht. Umso wichtiger ist es den Veranstaltern<br />

des Festivals, die Sprache eines Sholem Aleichem oder<br />

Mordechai Gebirtig wieder funkeln zu lassen. Im Mittelpunkt<br />

des Festivals stehen das Jiddische, Gesang und Erzählungen.<br />

Das Festival geht heuer vom 25.11- 13.12 über die Bühnen<br />

vom Theater am Spittelberg, Muth, Vindobona und Metropol.<br />

Coldplay im Kino<br />

20 Jahre als Band - Coldplay haben es geschafft<br />

und blicken in diesem Dokumentarfilm<br />

auf ihre zwei Dekaden als Band,<br />

Freunde und musikalische Superstars<br />

zurück. Der <strong>Film</strong> ist betitelt wie das letzte<br />

Album, „A Head Full Of Dreams“ (2015)<br />

und hält Material aus 20 Jahren Bandgeschichte<br />

bereit. „We’ve been through so<br />

much together, but what’s incredible to<br />

me is that we’ve stuck together as a pack“,<br />

so Leadsänger Chris Martin, „The truth is that, really, without the other three,<br />

each of us would be kind of screwed“.<br />

„A Head Full Of Dreams“ wird am 14. November für einen Abend in mehr als<br />

2.000 Kinos auf der ganzen Welt gezeigt. In Österreich sind folgende Kinos<br />

dabei: UCI Millennium/SCS/Annehof, FMZ Kino Imst, CineCity Hollywood Megaplex<br />

Gasometer/Pluscity/St. Pölten, Metropol Kino, Stadtkino Villach, <strong>Film</strong>casino,<br />

Haydn, Cinema Paradiso Baden/St. Pölten<br />

Kurz nach Kinorelease wird der <strong>Film</strong> dann exklusiv auf Amazon Prime Video zu<br />

streamen sein.<br />

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musicbiz<br />

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musicbiz<br />

„Dein Studium ist erst<br />

der Auftakt“<br />

Getreu diesem Motto wurde kürzlich der neue SAE-Campus im ersten Wiener Bezirk eröffnet. Campus Manager<br />

und Geschäftsführer SAE Austria Christian Ruff bat <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong> zu einem Lokalaugenschein, der es<br />

wahrlich in sich hatte.<br />

„Wir haben mit<br />

dem neuen Campus<br />

etwas entworfen,<br />

das uns ein<br />

Alleinstellungsmerkmal<br />

bringt.“<br />

Digital <strong>Film</strong> Production Studio<br />

vom Feinsten<br />

Wie kam es zur Errichtung<br />

des neuen SAE-Campus in<br />

Wien?<br />

CHRISTIAN RUFF: Das SAE-<br />

Institute (ursprünglich School<br />

of Audio Engineering) wurde<br />

1977 von Tom Misner gegründet<br />

(2011 vom weltweit größten<br />

privaten australischen Bildungsanbieter<br />

Navitas gekauft)<br />

und betreibt mittlerweile 54<br />

Standorte in 26 Ländern. Das<br />

Wiener Institut wurde 1987<br />

eröffnet und war damit der<br />

achte SAE-Standort und nach<br />

München und Frankfurt der<br />

dritte im deutschsprachigen<br />

Raum. Nach durchaus erfolgreichen<br />

20 Jahren mit Sitz an<br />

der linken Wienzeile und einem<br />

stetigen Wachstum an Studierenden<br />

wurde es nun Zeit für<br />

Christian Ruff<br />

einen Neustart. Und wir versuchen mit dem neuen<br />

Standort in der Hohenstaufengasse im ersten Bezirk<br />

einen Flagship-Campus zu errichten, der zeigen soll,<br />

was eine moderne Bildungseinrichtung in den Bereichen<br />

<strong>Film</strong>-, Musik- und Games-Business inklusive<br />

Animation, Web und Crossmedia möglich ist. Wien<br />

ist dafür der ideale Standort,<br />

hier atmet man Kultur und ich<br />

denke, wir haben mit dem neuen<br />

Campus etwas entworfen,<br />

das uns ein Alleinstellungsmerkmal<br />

bringt.<br />

Wie ist Ihr Bildungsansatz?<br />

RUFF: Unser Motto lautet: Dein<br />

Studium ist erst der Anfang. Damit<br />

meinen wir die Rolle unseres<br />

Instituts als kreativen Hub<br />

im Herzen der Stadt, in dem<br />

sich künftig Kultur- und Medienschaffende,<br />

AbsolventInnen,<br />

StudentInnen und KünstlerInnen<br />

permanent begegnen,<br />

unterstützen und inspirieren.<br />

Wir wollen das State-of-The<br />

Art-Institut sein und haben auf<br />

sieben Stockwerken entsprechenden<br />

Platz für aktuell an die<br />

570 Studierende, eine Zahl, die<br />

wir künftig gerne noch weiter erhöhen wollen. Derzeit<br />

machen sich jährlich 150 AbsolventInnen auf<br />

den Weg, von Wien aus die Welt der Medienbranche<br />

zu erobern. Ab sofort haben unsere StudentInnen<br />

die Möglichkeit, mit modernster Technik gepaart<br />

mit spezialisierten Vortragenden aus Wissenschaft<br />

und Praxis, das Maximum an Ausbildung in ihren<br />

jeweiligen Spezialgebieten zu erhalten. Die Fachbereiche<br />

umfassen Digital <strong>Film</strong> Production, Webdesign<br />

& Development, Audio Engeneering, Music Business,<br />

Visual FX & 3D Animation, Games Programming<br />

und Game Art & 3D Animation sowie Cross <strong>Media</strong><br />

Production – jeweils als SAE Diploma und als Bachelorstudium<br />

in Partnerschaft mit der Middlesex<br />

University in London. Wir bieten also umfassende<br />

Möglichkeiten, von Beginn an Theorie und Praxis<br />

auf optimale Weise zu verbinden, bis hin zu berufsbegleitenden<br />

Angeboten.<br />

Wie lauten die Kursgebühren?<br />

RUFF: Für die Diploma Lehrgänge, die 24 Monate<br />

dauern, fallen 14.000.- Euro an, für den nachfolgenden<br />

Bachelor rund 9.000.- Euro. Generell wollen wir<br />

den Campus über den Studien-Betrieb hinaus der<br />

Kultur- und Kunstszene dieser Stadt öffnen. Er soll<br />

ein Ort der Begegnung werden. Und von Beginn an<br />

12


musicbiz<br />

liegt ein großer Fokus auf Praxis und Networking. Eine Besonderheit<br />

möchte ich noch hervorheben: im dritten Stock des<br />

neuen SAE-Campus haben unsere AbsolventInnen die Möglichkeit,<br />

im Anschluss an das Studium direkt einen neuen Arbeitsplatz<br />

zu beziehen. Der offene Co-Working-Space bietet<br />

bis zu 44 Arbeitsplätze für AbsolventInnen und externe Interessierte<br />

aus der Medienbranche. Unser Institut ist eigentlich<br />

auch eine Verneigung vor der Stadt Wien. Die diversen Studios<br />

sind nach Künstlern benannt – von Bilderbuch bis Falco, die<br />

Klassenräume nach Bezirken, usw. Wir wollen einen Ort der<br />

Begegnung und des Austausches schaffen. Nur ein aktuelles<br />

Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit, stellvertretend für<br />

viele andere: Anfang Oktober gewährte Hollywood-FX-Spezialist<br />

Yafes Sahin persönliche Einblicke in seine künstlerische<br />

Arbeit als Technical Director von Disney, DNEG und Sony Pictures<br />

im Rahmen einer exklusiven SAE-Masterclass. In Los Angeles<br />

wirkte Yafes Sahin als Technical Director der Walt Disney<br />

Animation Studios unter anderem federführend an den 3D-<br />

Animationsfilmen „Zootopia“ und „Moana“ mit, die weltweit<br />

ein Millionenpublikum in die Kinos lockten. Seitdem hauchte<br />

der österreichische FX-Spezialist mit seinen Computeranimationen<br />

für das britische Unternehmen DNEG (Double Negativ)<br />

zahlreichen Science-Fiction- und Action-<strong>Film</strong>en wie „Pacific<br />

Rim II“, „American Assasin“ oder „Dunkirk“ Leben ein. Seit 2017<br />

steht Yafes Sahin bei Sony Pictures Imageworks unter Vertrag<br />

und ist aktuell für die Visualisierung des nächsten Animations-<br />

Blockbusters „Spiderman: Into the Spider-Verse“ verantwortlich.<br />

Ich denke hier zeigt sich der Spirit unseres europäischen<br />

Flagship-Campus sehr deutlich.<br />

Wird das Kurs-Portfolio weiter ausgebaut?<br />

RUFF: Wie schon erwähnt sind wir interessiert, die Studentinnen–Zahlen<br />

weiter zu erhöhen. Wir passen unser Angebot natürlich<br />

den aktuellsten Strömungen der Branchen an – inhaltlich<br />

wie technisch. Für 2019 ist gerade ein neuer Studiengang<br />

„Music-Business“ in Vorbereitung.<br />

Individuell gestaltetes State-of-the-Art-Tonstudio<br />

Hörsaal einmal anders<br />

Ifpi-Studie zum Musikverhalten<br />

Pro Woche hören die Menschen weltweit<br />

17,8 Stunden Musik und zwar am häufigsten<br />

im Auto. Das sind Ergebnisse des von der<br />

International Federation of the Phonographic<br />

Industry (IFPI), veröffentlichten „Music<br />

Consumer Insight Report 2018“. Die von<br />

AudienceNet durchgeführte Studie hat die<br />

Musiknutzung in insgesamt 20 der weltweit<br />

größten Musikmärkte untersucht. Befragt<br />

wurden Internet-Nutzer im Alter zwischen<br />

16 und 64 Jahren in Argentinien, Australien,<br />

Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland,<br />

Italien, Japan, Mexiko, den Niederlanden,<br />

Polen, Russland, Südafrika, Südkorea,<br />

Spanien, Schweden, UK und den USA. Die<br />

Untersuchung wurde darüber hinaus in China<br />

und Indien durchgeführt, diese Ergebnisse<br />

sind jedoch nicht in die globalen Zahlen<br />

eingeflossen.<br />

Die wichtigsten Erkenntnisse des Reports:<br />

• Der mit 66 Prozent der Befragten am häufigsten genannte Ort, an dem Musik<br />

gehört wird, ist das Auto. Deutschland liegt hier mit 77 Prozent deutlich über dem<br />

Durchschnitt nach Südafrika (80 Prozent) und vor den USA (75 Prozent).<br />

• Streaming ist praktisch allgegenwärtig: 86% hören Musik über On-Demand-<br />

Dienste. Junge Musikkonsumenten sind die aktivsten Streamer, hierbei nutzen<br />

57% der 16- bis 24-Jährigen einen kostenpflichtigen Audio-Streaming-Dienst.<br />

• Auf den wachstumsstarken Musikmärkten ist lizenzierte Musik vorherrschend: In<br />

China und Indien etwa nutzen jeweils 96% der Verbraucher lizenzierte Angebote.<br />

• User-Upload-Dienste dominieren weiterhin die On-Demand-Nutzung: Fast die<br />

Hälfte der Zeit, in der Musik gestreamt wird, wird auf YouTube verbracht.<br />

• Urheberrechtsverletzungen bleiben ein erhebliches Problem: Mehr als ein Drittel<br />

(38%) der Verbraucher beziehen Musik auf rechtsverletzenden Wegen, wobei die<br />

vorherrschende Methode (32%) hier das Streamripping ist.<br />

13


musicbiz<br />

VBW: Rekordsaison<br />

Die Vereinigten Bühnen Wien verzeichnen die erfolgreichste Saison seit Bestehen. Geschäftsführer Franz Patay zieht<br />

im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview Bilanz und gibt Einblick hinter die Kulissen von Raimund Theater, Ronacher<br />

und Theater an der Wien.<br />

Foto © Johannes Ifkovits<br />

Franz Patay<br />

„Zwischen 250.000<br />

und 300.000 BesucherInnen<br />

müssen<br />

bei den VBW eine<br />

Produktion sehen,<br />

um einen Erfolg zu<br />

ermöglichen.“<br />

Wie sieht Ihre Bilanz<br />

der abgelaufenen<br />

VBW-Saison aus?<br />

FRANZ PATAY: Es war<br />

die erfolgreichste Saison<br />

der VBW seit es Aufzeichnungen<br />

gibt, also seit<br />

rund 30 Jahren. In der<br />

Saison 2017/18 konnten<br />

wir in unseren Theatern<br />

über 640.000 BesucherInnen<br />

begrüßen. „Tanz<br />

der Vampire“ verzeichnete<br />

rund 252.100 BesucherInnen<br />

und erzielte<br />

eine Auslastung von 99,8<br />

%. Ähnlich bilanziert<br />

auch „I Am From Austria“<br />

mit rund 301.200 BesucherInnen und ebenfalls<br />

einer Auslastung des Raimund Theaters von annähernd<br />

100 %. Unsere Opernaufführungen im Theater<br />

an der Wien erreichten eine Auslastung von<br />

95,4 %. Wir befinden uns mit den VBW-Theatern<br />

am obersten Limit, viel mehr ist eigentlich nicht<br />

möglich. Neben dem äußerst<br />

erfreulichen Zuschauerzuspruch<br />

waren auch die Kritiken<br />

durchwegs positiv. Quantität<br />

und Qualität unserer<br />

Aufführungen stimmen und<br />

wir versuchen nun alles, um<br />

weiterhin auf dieser Erfolgswelle<br />

zu schwimmen.<br />

Die Herbstsaison hat vor<br />

kurzem gestartet. Welches<br />

Potenzial sehen Sie?<br />

PATAY: Aufgrund des großen<br />

Erfolges haben wir „I Am<br />

From Austria“ um eine Saison<br />

verlängert, und der Vorverkauf<br />

hat auch für die neue<br />

Spielzeit sehr ermutigend begonnen.<br />

Selbiges gilt für „Bodyguard“,<br />

das jeden Abend<br />

Publikumshit „Bodyguard“<br />

Standing Ovations des Publikums erhält und als<br />

drittes VBW-Musical in Folge bereits bei der Premiere<br />

einen Rekordticketvorverkauf verzeichnen<br />

konnte. Das ist natürlich sehr erfreulich, zumal wir<br />

ein höchst volatiles Geschäft betreiben mit einigen<br />

unabwägbaren Parametern. Man entscheidet<br />

sich Jahre vor einer Premiere für das eine oder<br />

andere Stück, ungewiss wie sich die politische Situation<br />

entwickelt, oder wohin der jeweilige Publikumsgeschmack<br />

tendiert. Auch unabwägbare<br />

Einflüsse wie zB. der Terroranschlag auf ein Pariser<br />

Theater, das dort im Anschluss den Theaterbetrieb<br />

der ganzen Stadt nahezu lahmgelegt hat, etc. Zwischen<br />

250.000 und 300.000 BesucherInnen müssen<br />

bei den VBW eine Musical-Produktion sehen,<br />

um einen Erfolg zu ermöglichen. Das ist schon ein<br />

großes Rad, an dem wir drehen und ein großes<br />

ökonomisches Risiko.<br />

Wie drückt sich das in Zahlen aus?<br />

PATAY: Die VBW erhalten ca. 50% ihres Jahresbudgets<br />

von ca. 80 Millionen als Subvention der Stadt<br />

Wien. Wir beschäftigen rund 700 bis 800 MitarbeiterInnen,<br />

davon 60 % in der Technik, 30 % KünstlerInnen<br />

und 10 % Administration. Um Musiktheater<br />

zu machen, benötigt man Menschen, alles ist live<br />

und kein <strong>Film</strong>. Allein das Theater an der Wien feiert<br />

jeden Monat eine Premiere. Die hervorragenden<br />

Zahlen der abgelaufenen Saison machen daraus<br />

einen Rekord. Wir hoffen diesen Schwung auch<br />

weiterhin mitnehmen zu können, für diese Saison<br />

schaut es jedenfalls sehr gut aus.<br />

Die VBW sind auch international tätig, wie<br />

entwickelt sich dieser Markt?<br />

PATAY: Im vergangenen Jahr gab es über 1.000<br />

Vorstellungen von VBW-Musicals außerhalb Wiens<br />

mit rund einer Million BesucherInnen, fast doppelt<br />

so viele wie in Österreich. Wir sind in 21 Ländern<br />

aktiv. Produktionen wie „Elisabeth“, „Rebecca“ oder<br />

Foto © Deen van Meer<br />

14


musicbiz<br />

„Rudolf“ sind in vielen Regionen dieser Welt nach<br />

wie vor sehr nachgefragt. Speziell im asiatischen<br />

Raum werden unsere „Tragödien“ sehr gefeiert.<br />

Dieser Tage geht der Sprechtheater-Preis Nestroy<br />

im Theater an der Wien über die Bühne.<br />

Wie das?<br />

PATAY: Der Nestroy-Preis ist eine der wichtigsten<br />

Auszeichnungen im Sprechtheater-Bereich und<br />

wird vom Wiener Bühnenverein veranstaltet – bestehend<br />

aus den Bundestheatern, VBW, Theater in<br />

der Josefstadt, Volkstheater und Theater der Jugend.<br />

Mit dem Theater an der Wien als Opernhaus haben<br />

wir sozusagen einen neutralen Ort für die Gala gefunden.<br />

36 Nominierte und drei bereits fixierte Preisträger<br />

in 13 Kategorien stehen am 17. November im<br />

Theater an der Wien im Mittelpunkt der 19. Nestroy-<br />

Gala. Durch den Abend führen Maria Happel, Viktor<br />

Gernot und Peter Fässlacher. Die Gestaltung der<br />

Preisverleihung einerseits für das Publikum im Saal,<br />

das aus den größten Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />

Kreativen und Theatermachern der heimischen<br />

Kulturszene besteht, und dem theaterinteressierten<br />

Publikum vor den Fernsehern andererseits,<br />

ist eine besondere Herausforderung. Durch die enge<br />

Kooperation mit ORF III, dem Moderatoren-Trio mit<br />

Publikumslieblingen beider Welten – dem Theater<br />

und dem Fernsehen – sowie der musikalischen Begleitung<br />

von Musikerinnen und Musikern des VBW-<br />

Orchesters gelingt dieser Spagat. In einer populären<br />

Spezialkategorie darf zudem auch wieder das Publikum<br />

mitentscheiden und eine Preisträgerin oder<br />

einen Preisträger selbst wählen.<br />

Hollywood in Vienna<br />

Die beiden Musiker Martin Gellner & Werner Stranka (Beat4Feet) standen schon immer für große musikalische<br />

Offenheit, in ihrem Studio wurden die unterschiedlichsten Stile produziert, wobei in den letzten Jahren ein Schwerpunkt<br />

dem Musical galt. Nun dirigierte Martin Gellner heuer erstmals die Konzerte von „Hollywood in Vienna“.<br />

Wie kommen Sie – aus dem Pop-/Musicalbereich<br />

stammend- zur Ehre des Dirigats bei den Konzerten<br />

„Hollywood in Vienna“?<br />

MARTIN GELLNER: Nachdem ich durch mein Studium<br />

von der klassischen Musik komme und seit<br />

Jahren als Arrangeur und musical supervisor für<br />

diese Veranstaltung und auch der aktuellen Tour «<br />

The World of Hans Zimmer » tätig bin, war es naheliegend,<br />

diese Aufgabe dieses Jahr zu übernehmen.<br />

Orchestrale Musik zu arrangieren ist eine meiner<br />

Lieblingstätigkeiten überhaupt und es ist künstlerisch<br />

sehr inspirierend, für Komponisten wie James<br />

Horner, Randy Newman usw zu arrangieren. Für die<br />

konzertante Realisation von <strong>Film</strong>musik gehört auch,<br />

gerade im musikalischen Bereich, viel Recherche<br />

dazu. Die Scores, die man aus <strong>Film</strong>en kennt, werden<br />

im Studio aufgenommen, sind aber vorerst nicht für<br />

eine Livedarbietung mit großem Orchester geplant.<br />

Unsere Arbeit fängt daher schon in einem sehr frühen<br />

Stadium an, vorhandenes Material zu sichten,<br />

für große Besetzung zu orchestrieren sowie teilweise<br />

aus mehreren kurzen cues für die Aufführung im<br />

Konzertsaal einen großen musikalischen Bogen zu<br />

arrangieren, der auch ohne <strong>Film</strong>handlung für sich<br />

alleine steht. Mich fasziniert die Beschäftigung mit<br />

<strong>Film</strong>musik auch, weil sie zur Geschichte Österreichs<br />

gehört, in diesem Fall leider zur unrühmlichen.<br />

Opernkomponisten wie Max Steiner oder Erich Maria<br />

Korngold, die Österreich verlassen mussten, wurden<br />

in Hollywood zu gefragten <strong>Film</strong>komponisten,<br />

da sie es perfekt verstanden,<br />

dramatische Musik zu schreiben.<br />

Sie kreierten mit umfangreicher<br />

Orchestrierung und<br />

romantischer Melodieführung<br />

den typischen »Hollywood<br />

<strong>Sound</strong>«, <strong>Film</strong>musik und Sinfonien<br />

sind einander sehr ähnlich.<br />

Um nochmals auf Ihre Erfolge<br />

im Musical zu kommen,<br />

Sie sind sozusagen eher für<br />

das Große, Pathetische zu<br />

haben als für den simplen<br />

Popsong?<br />

GELLNER: Ich schließe nichts<br />

aus, aber mir gefällt bei dieser<br />

Arbeit – ob Musical, Oper oder<br />

<strong>Film</strong> – eben der Umstand, dass<br />

Musik ein Teil des Ganzen ist.<br />

Erst durch das Zusammenspiel<br />

von Bühne, Licht, Schauspiel,<br />

Choreografie und Musik entstehen<br />

herausragende Performances oder wie bei<br />

„Hollywood in Vienna“ eben durch Musik und <strong>Film</strong>.<br />

Es macht Spaß einen großen Chor und Orchester<br />

zu leiten und das Entstehen solcher Konzerte von<br />

Anfang an zu begleiten. Man braucht unglaublich<br />

viel Energie, um so viele hochtalentierte Musiker zu<br />

einer Einheit zu bilden und viel Zeit in der Vorbereitung.<br />

Aber um auf den erwähnten Popsong zurück-<br />

Martin Gellner<br />

15


musicbiz<br />

Hollywoodfeeling im Wiener<br />

Konzerthaus<br />

zukommen, möchte ich gerne eine Anekdote mit<br />

Ute Lemper erzählen. Nachdem wir auch den Life<br />

Ball seit Jahren musikalisch betreuen, wurden wir<br />

letztes Jahr von Ute Lemper persönlich gefragt, ob<br />

wir für sie „Sag mir, wo die Blumen sind“ für die Eröffnung<br />

am Rathausplatz arrangieren würden. Das war<br />

sehr ungewöhnlich, da es doch ein ganz reduzierter<br />

Folksong ist, aber so wie Ute Lemper es dann in unserer<br />

Umsetzung sang, war es Gänsehautfeeling pur<br />

– und das mit großer Besetzung!<br />

Was ist der Unterschied zu einem herkömmlichen<br />

Dirigat und dem eines mit Bildbegleitung?<br />

GELLNER: Letzteres ist sehr technisch, ich sitze quasi<br />

in einem Cockpit und steuere auch die, Timecodes<br />

- man muss sehr fokussiert sein, denn im Gegensatz<br />

zu einer normalen konzertanten Aufführung müssen<br />

der Score und <strong>Film</strong> synchron sein, damit das<br />

Geschehen am Screen mit der Musik entsprechend<br />

dramatisch unterstützt wird. Das funktioniert mit<br />

optischen und/oder akustischen synchronisations<br />

tracks (Clicks, Punches, Streamers) – auch eine Technik,<br />

die z.B. Max Steiner pioniert hat.<br />

Kommen die Leute wegen der Musik oder wegen<br />

der <strong>Film</strong>e ins Konzert?<br />

GELLNER: Ich denke beides, überraschend für viele<br />

ist wohl der Aufwand, der hinter konzertant aufgeführter<br />

symphonischer <strong>Film</strong>musik steckt. Ich spreche<br />

jetzt nicht nur von den Arrangements, sondern<br />

tatsächlich von der Anzahl an Musikern. Wenn ikonografische<br />

Stücke wie King Kong, Der weiße Hai,<br />

König der Löwen uvm. dann von Chor und Orchester<br />

in voller Lautstärke mit voller Wucht erklingen,<br />

lässt das niemanden kalt und das Schöne ist, dass<br />

<strong>Film</strong>musik für jeden etwas zu bieten hat, sie umfasst<br />

alle Genres, es gibt keine Abgrenzungen. <strong>Film</strong>musik<br />

bringt auch ein neues Publikum in den klassischen<br />

Konzertsaal.<br />

Haben SIe persönlich LIeblingsfilmmusikkomponisten?<br />

GELLNER: Alle, die bis dato mit dem Max Steiner<br />

Award ausgezeichnet wurden, waren es wert, in dieser<br />

hochkarätigen Liste fehlen glaube ich nur mehr<br />

John Williams und Ennio Morricone. Der heuer ausgezeichnete<br />

Hans Zimmer ist ein ganz Großer in seinem<br />

Bereich, von den einen wird er als „Rockstar der<br />

<strong>Film</strong>musik“ beschrieben, für die anderen gilt er seit<br />

mehr als 20 Jahren als einer der innovativsten Symphoniker<br />

der Traumfabrik. Zimmer führt mit Remote<br />

Control Productions ein großes Musikunternehmen,<br />

aus dem schon viele andere Komponisten selbst zu<br />

Stars wurden. Bei « Hollywood in Vienna » präsentieren<br />

wir „Highlights“ der Produktion „The World of<br />

Hans Zimmer“, wo wir ( Beat4Feet) als Music Supervisor<br />

agierten, Produzenten: Semmel Concerts und<br />

RCI Global - künstlerische Produktion Sandra Tomek.<br />

Sie persönlich leben die Hälfte des Jahres in<br />

den USA, haben Sie dadurch einen anderen<br />

Blickwinkel auf die Musikbranche bzw. mehr<br />

Kontakt?<br />

GELLNER: Als wir mit Beat4Feet begannen, war es<br />

immer unser Traum, in den USA Erfolg zu haben<br />

bzw. dort zu arbeiten, das hat sich aber im Zuge der<br />

technischen Entwicklungen insofern geändert, da<br />

durch die globale Vernetzung der physische Wohnsitz<br />

nicht mehr so relevant ist. Wir arbeiten viel mit<br />

amerikanischen Künstlern zusammen, und es ist oft<br />

umgekeht, dass jeder gerne nach Wien, die Stadt der<br />

Musik, kommt, um hier zu produzieren. Was mir zB.<br />

in den US-Städten gefällt ist der Livecharakter der<br />

Musikbranche, da kann man in eine x-beliebige Bar<br />

gehen und es werden dort fast immer ausgezeichnete<br />

Musiker auftreten. Ich bin auch ein genauer<br />

Beobachter der Musicalszene und da gilt das Gesetz<br />

des Broadways: man muss dort auftreten, um zu einer<br />

gewissen Relevanz zu kommen. Mag sein, dass<br />

oft Stücke dort wirtschaftlich ein Minusgeschäft<br />

sind, aber sie brauchen den Stempel Broadway, um<br />

danach auf Tournee gehen zu können und auf internationalen<br />

Märkten Geld zu verdienen. Das ist wie<br />

mit CDs heutzutage, die sind auch oft mehr ein Marketingtool<br />

für Bands und nicht so wie früher eine für<br />

sich stehende Verdienst Möglichkeit. Und es wird in<br />

den Highschools viel mehr Wert auf Musik gelegt,<br />

fast jede Schule hat ihren eigenen Chor und Orchester,<br />

witzigerweise bekamen wir sogar Anfragen,<br />

ob unser Song „Ching Ching Bling Bling“ aus dem<br />

Musical „Rockville“ für Chorwettbewerbe verwendet<br />

werden darf. Popkultur nimmt im normalen Bildungslauf<br />

einen anderen Stellenwert ein als bei uns.<br />

Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />

GELLNER: Wir arbeiten gerade an einem schrägen<br />

Horromusical, die Verbindung von Magic Show<br />

und Musical finde ich vielversprechend, wir würden<br />

gerne auch mehr für <strong>Film</strong>projekte arbeiten, da<br />

wir uns da eine Expertise erarbeitet haben und wir<br />

das Zusammenspiel von mehreren künstlerischen<br />

Richtungen extrem interessant und herausfordernd<br />

finden. Und nachdem wir schon so lange in der Musikbranche<br />

tätig sind, begegnen wir dem Berufsleben<br />

mit einer gewissen Entspanntheit: Irgendetwas<br />

ergibt sich immer!<br />

ORF III sendet den Mitschnitt des Konzerts<br />

„Hollywood in Vienna“ am 18. November 2018<br />

um 21.15 Uhr.<br />

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musicbiz<br />

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musicbiz<br />

Pimp up Your Career in der<br />

<strong>Film</strong>- & Medienindustrie<br />

Im Februar 2019 startet an der Donau-Universität Krems das berufsbegleitendes Studienangebot „Music<br />

Production for Applied <strong>Media</strong>“, das KomponistInnen und MusikproduzentInnen für eine Karriere in der <strong>Film</strong>und<br />

Medienindustrie fit machen soll. Das Programm vermittelt fundierte theoretische Kenntnisse in Verbindung<br />

mit hands-on Workshops mit international erfolgreichen KomponistInnen und ProduzentInnen, darunter<br />

Oscar- und Grammy-Gewinner.<br />

Donau-Universität Krems<br />

Die <strong>Film</strong>- und Medienindustrie hat im letzten Jahrzehnt<br />

einen dramatischen Paradigmenwechsel<br />

vollzogen, Musik ist unverzichtbarer Bestandteil von<br />

Medieninhalten geworden. Das macht die <strong>Film</strong>- und<br />

Medienindustrie zu einem der wichtigsten, wenn<br />

nicht zu DEM Zukunftsmarkt für Musikschaffende.<br />

Die Donau-Universität Krems bietet mit ihrem<br />

neuen berufsbegleitenden Studienprogramm „Music<br />

Production for Applied <strong>Media</strong>“ eine modulare,<br />

fachspezifische Weiterbildung auf internationalem<br />

Top-Niveau für KomponistInnen, ProduzentInnen,<br />

Ton- und MedienkünstlerInnen, MusikerInnen und<br />

MusikwissenschaftlerInnen an, die eine Karriere in<br />

der <strong>Film</strong>-, Gaming- oder Medienindustrie anstreben.<br />

Zum Lehrkörper gehören unter anderen:<br />

Dan Forden, Produzent für Warner Interactive<br />

Games, Komponist der „Mortal Kombat“ Serie und<br />

vom Mega Hit Game „Injustice“<br />

John Groves, Musikproduzent und internationaler<br />

<strong>Sound</strong> Branding Experte<br />

Andy Hill, Grammy Award Gewinner und ehemaliger<br />

Disney Musik-Supervisor, u.a. für “König der<br />

Löwen” und “Die Schöne und das Biest”<br />

Miguel Kertsman, international erfolgreicher<br />

Orchesterkomponist, preisgekrönter Produzent,<br />

Pädagoge und Musikmanager<br />

Darcy Proper, Oscar- und Grammy Gewinnerin im<br />

Bereich Audio Mastering, tätig für Bob Dylan, Miles<br />

Davis, Eric Clapton, Johnny Cash, Ray Charles, Toto ...<br />

Music Production for Applied <strong>Media</strong> (AE)<br />

Start: 4. Februar 2019<br />

Dauer: 3 Semester (60 ECTS Credits) berufsbegleitend;<br />

3 Module am Campus der Donau-Universität Krems<br />

+ E-Learning + Abschlussprojekt<br />

Abschluss: Akademischer Experte<br />

Jetzt bewerben – bis 1. Dezember 2018<br />

andrea.kaufmann@donau-uni.ac.at<br />

www.donau-uni.ac.at/music-for-media<br />

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musicbiz<br />

„Arroganz und Diventum daheim lassen“<br />

Miguel Kertsman ist ein international erfolgreicher Orchesterkomponist,<br />

preisgekrönter Produzent, Solokünstler, Pädagoge<br />

und Musikmanager. Seit 2012 ist er als Lehrgangsleiter am<br />

Zentrum für Angewandte Musikforschung der Donau-Universität<br />

Krems tätig und wird ab Februar 2019 auch das neue akademische<br />

Expertenprogramm „Music Production for Applied <strong>Media</strong>“ leiten.<br />

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Studiengang für Musik und<br />

interaktive Medien ins Leben zu rufen?<br />

MIGUEL KERTSMAN: Als ich 2008 an der Tribeca Flashpoint <strong>Media</strong><br />

Arts Academy in Chicago als Artist-in-Residence und Vortragender<br />

tätig war, erkannte ich den Bedarf für eine strukturierte Ausbildung<br />

im Bereich Musikkomposition und -produktion für Medien. Diese<br />

sollte Musiker und Komponisten unabhängig von musikalischen<br />

Genres oder ihrem persönlichen Background ansprechen und musikalische<br />

Aspekte mit technischem, wissenschaftlichem, juristischem<br />

und kaufmännischem Know-how verbinden.<br />

Was zeichnet dieses Programm aus?<br />

KERTSMAN: Das Studium ist international ausgerichtet und thematisch<br />

breit angelegt, es spannt in drei Studiensemestern einen inhaltlichen<br />

Bogen von Ästhetik, Akustik, <strong>Sound</strong> Design<br />

und Musikproduktion hin zu Komposition<br />

und Orchestrierung.<br />

Was macht die <strong>Film</strong>- und Medienindustrie<br />

so reizvoll für (junge) KomponistInnen?<br />

Welche Herausforderungen sehen Sie?<br />

KERTSMAN: Musik für Medien zu schreiben<br />

und zu produzieren ist in vielerlei Hinsicht sehr<br />

spannend. Die große künstlerische Bandbreite<br />

in Verbindung mit Teamarbeit macht Medienmusikaktivitäten<br />

für viele junge Musikschaffende<br />

attraktiv. Wenn man selbst <strong>Film</strong>e oder Games<br />

liebt, ist es faszinierend einen Beitrag zu solch<br />

einem Großprojekt zu liefern. In diesem Sinne<br />

hat man in diesem Berufsfeld eine doppelte Dosis<br />

von „tun, was man liebt.“<br />

Die Herausforderungen sind dieselben wie in<br />

vielen anderen Berufsfeldern: die Frage von<br />

Angebot und Nachfrage, sinkende Vergütung<br />

aufgrund höherer Konkurrenz, die kostengünstige<br />

und daher leicht verfügbare Technologie<br />

Miguel Kertsman<br />

verringert die Kluft zwischen Profis, Halbprofis<br />

und Laien. Die Grundlagen für den Beruf bleiben jedoch dieselben:<br />

Man muss sein Handwerk beherrschen, sich überzeugend präsentieren,<br />

wissen, wie man mit anderen kommuniziert und wie man seine<br />

Musik verkauft, und vor allem: Arroganz und Diventum sollte man<br />

zuhause lassen! Mit diesen Fähigkeiten, einem guten Netzwerk gibt<br />

es wunderbare Chancen, die nur darauf warten, ergriffen zu werden.<br />

Sie hatten Mitte September einen weltweiten Album Release<br />

mit über 60.000 Streams auf Spotify und 100.000 Video-Klicks<br />

auf Facebook und Youtube alleine in den ersten vier Wochen. Ist<br />

der Markt für klassische Aufnahmen doch nicht „tot“?<br />

KERTSMAN: Das hat mich sehr gefreut, denn für zeitgenössische<br />

klassische Musik sind diese Zahlen wirklich großartig! Klassische Musikaufnahmen<br />

sind definitiv nicht „tot“. Ich glaube, dass Menschen<br />

Musik immer lieben werden, da Musik ein wesentlicher Teil des<br />

Menschseins ist. Natürlich ist der Markt für Aufnahmen und klassische<br />

Konzertmusik nicht mehr das, was er vor 25 Jahren war. ABER<br />

– obwohl die Dimensionen heutzutage andere sind, ist die Verbindung<br />

zur Musik dennoch da, solange Menschen Musik genießen und<br />

KomponistInnen Musik schreiben.<br />

Was empfehlen Sie jungen KomponistInnen, um im internationalen<br />

Musik-Business Erfolg zu haben?<br />

KERTSMAN: Definiere Erfolg für dich selbst! Sei geduldig und verstehe,<br />

dass Dinge Zeit brauchen, um sich zu entwickeln; Sei unvoreingenommen,<br />

selbstbewusst aber bleib’ am Boden. Sei immer professionell<br />

und suche nach potenziellen Projektpartnern in Schulen, Foren,<br />

Chats, Konferenzen ... Denn: die eine junge Dame oder der eine junge<br />

Herr, der gerade ein Bier an der Ecke trinkt, könnte der nächste Spielberg<br />

sein!<br />

Sie sind ein international erfolgreicher Orchesterkomponist.<br />

Welche Berührungspunkte hatten Sie bislang mit der <strong>Film</strong>- und<br />

Medienbranche?<br />

KERTSMAN: Als ich im Alter von 22 Jahren meine Karriere in New<br />

York begann, schrieb ich einige ziemlich profitable Medienkompositionen<br />

als Auftragswerke in fremdem Namen. Ich hätte zwar auf<br />

diesem Weg weitermachen können, aber eine Tätigkeit als <strong>Film</strong>- und<br />

Medienkomponist hätte mich wohl daran gehindert, als Komponist<br />

für die klassische Konzertbühne erfolgreich zu werden. Und das war<br />

nun einmal mein Ziel. Für einen Künstler, der als Medienkomponist<br />

bekannt wurde, ist es schwierig, in der klassischen Musikszene Fuß zu<br />

fassen. Ich finde es bedauerlich, dass das alles in Schubladen eingeteilt<br />

werden muss. Ein Komponist ist ein Komponist – ob für Bühne,<br />

Theater oder <strong>Film</strong> sollte keinen Unterschied machen.<br />

2008/09 an der Tribeca Flashpoint <strong>Media</strong> Arts Academy hatte ich<br />

größere Medien- und <strong>Film</strong>projekte. Die Regisseure waren begeistert,<br />

mit einem „international etablierten klassischen Komponisten“<br />

zu arbeiten. Ich arbeite heute mit Indie-Künstlern zusammen und<br />

schreibe Musik für künstlerisch anspruchsvolle <strong>Film</strong>projekte, Game<br />

<strong>Sound</strong>tracks oder neuartige Medienprojekte. Im Moment stehe ich<br />

kurz vor der Veröffentlichung des Game-<strong>Sound</strong>tracks „Knight Light“,<br />

in dem stilistisch eher Progressive Rock im Vordergrund steht.<br />

Foto © Elle Halley<br />

19


musicbiz<br />

„Back To The Future“<br />

Die Creative Industries der Außenwirtschaft Austria in der Wirtschaftskammer sind sehr bemüht, österreichische<br />

Companies aus der Musik- und <strong>Film</strong>industrie international zu vernetzen. Reanne Leuning, Projektleiterin des<br />

„Go International“-Programms für die Kreativwirtschaft, erläutert im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview die<br />

Strategie und kommende Projekte.<br />

Wie sind die Creative Industries<br />

der WKO strukturiert?<br />

REANNE LEUNING: Die Creative<br />

Industries sind in der<br />

Außenwirtschaft angesiedelt,<br />

das Budget kommt vom<br />

Wirtschaftsministerium und<br />

wird vom sogenannten „Go<br />

International“-Programm finanziert.<br />

Dieses hat zum Ziel<br />

österreichische Unternehmen<br />

beim Export zu unterstützen.<br />

Seit einem Jahr haben wir dafür<br />

auch eine neue Innovationsabteilung<br />

etabliert, die speziell unter anderem inter-<br />

Reanne Leuning<br />

nationales Know How nach Österreich bringen soll.<br />

Wie sieht die Export-Unterstützung<br />

konkret aus?<br />

LEUNING: Die Unterstützung<br />

setzt sich aus Beratung, Veranstaltungen<br />

und Events bis hin<br />

zu finanziellen Förderungen<br />

zusammen. Hier sollen der Europa-Scheck<br />

für KMU und der<br />

Export-Scheck für Fernmärkte<br />

entsprechende Mittel bereitstellen.<br />

Bis zu 8.000.- Euro für europäische<br />

Projekte oder bis zu<br />

12.000.- Euro in den Fernmärkten<br />

werden bereitgestellt. Vor-<br />

Produzent Veit Heiduschka mit Kollegen aus Indien<br />

aussetzung dafür ist eine Wirtschaftskammer-Mitgliedschaft<br />

und ein neues Auslands-Projekt.<br />

Diese Schecks sind im Moment<br />

zwar leider ausgebucht, wir gehen<br />

aber fix davon aus, dass das<br />

Programm ab April 2019 fortgesetzt<br />

wird. Darüber hinaus<br />

bieten wir auch ein Programm<br />

zum Austausch von Mitarbeiterinnen<br />

mit vergleichbaren internationalen<br />

Firmen. Alle die genannten<br />

Förderungen sind sehr<br />

leicht zu beantragen und man<br />

Austrian Performance bei der SXSW in Austin<br />

erhält umgehend Feedback.<br />

Was bieten Sie speziell den Companies aus der<br />

Musik- und <strong>Film</strong>branche?<br />

LEUNING: Stichworte wie Streaming, Digitalisierung<br />

und New Business-Modelle betreffen im Grunde<br />

alle Branchen gleich. Wir versuchen besonderen<br />

Augenmerk auf entsprechend<br />

fundierte Beratung zu legen<br />

und als Schnittstelle zwischen<br />

den speziellen Bedürfnissen<br />

und den internationalen Märkten<br />

zu fungieren. Hier können<br />

wir ein umfangreiches Netzt<br />

von AußenwirtschaftsCentern<br />

anbieten. 110 Büros in 70 Ländern<br />

sind da, um die Unternehmen<br />

vor Ort zu unterstützen<br />

und zu vernetzen. Regelmäßige,<br />

sehr fokussierte Veranstaltungen<br />

und Events sollen dazu<br />

beitragen, individuell und maßgeschneidert in neue<br />

Märkte zu kommen. Als ein repräsentatives aktuelles<br />

Beispiel sei unser Music-Tech-Hackathon in Tel<br />

Aviv erwähnt, wo wir Protagonisten aus Österreich<br />

und Israel zu einem intensiven Workshop geladen<br />

haben. Hieraus haben sich bereits sehr interessante<br />

Projekte entwickelt.<br />

Welchen Stellenwert stellen Messeauftritte o.ä.<br />

dar?<br />

LEUNING: Einen ganz wesentlichen. Zum einen gibt<br />

es Messeauftritte, die wir selber organisieren wie zB.<br />

im Musikbereich unser Stand auf der Womex oder<br />

bei der Jazzahead in Bremen. Hier sind jeweils bis<br />

zu 30 Firmen aus Österreich vertreten. Daneben<br />

unterstützen wir auch den Austrian Music Export<br />

etwa beim Reeperbahnfestival in Hamburg oder<br />

beim Eurosonic Noorderslag Festival in Groningen.<br />

Die Musikbranche ist ein Bereich, der viel Aufmerksamkeit<br />

verdient, weil sie ein wichtiger und herausragender<br />

Image-Faktor für Österreich ist. Dasselbe<br />

gilt auch für den <strong>Film</strong>bereich. Dieser wird zB. bei<br />

unserem Messeauftritt bei der SouthbySouthwest,<br />

kurz SXSW, in Austin Texas in den Vordergrund gestellt.<br />

Hier treffen sich 400.000 Besucherinnen an der<br />

Schnittstelle zwischen Innovation, Technologie und<br />

Content. Die Außenwirtschaft Austria lädt daher aktuell<br />

zur Zukunftsreise Digital Impact: Investitionen<br />

in die digitale Zukunft. Im Verlauf der Reise bieten<br />

wir einen Überblick über die wichtigsten Trends und<br />

Leitlinien digitaler Transformation für die nächsten<br />

zehn Jahre, ermöglichen den Austausch mit über<br />

500 Startups und innovativen Unternehmen, geben<br />

gezielte Fachinputs und führen durch eine Auswahl<br />

von 600 Detailvorträgen zu allen Branchen und<br />

Aspekten des digitalen Lebens. An die SXSW ist im<br />

März 2019 auch ein Musikfestival angegliedert, wo<br />

20


musicbiz<br />

auch österreichische Bands im Rampenlicht stehen.<br />

Erwähnenswert ist auch unser Bollywood-Schwerpunkt.<br />

Mit dem Ziel, Österreich als Kulisse für künftige<br />

Bollywood-<strong>Film</strong>e zu erkunden, waren Anfang<br />

September sechs Produzentinnen und Produzenten<br />

der renommiertesten Produktionshäuser Indiens<br />

zu Gast in Österreich. Neben Wien und Tirol - einer<br />

bereits sehr beliebten Destination für indische<br />

<strong>Film</strong>schaffende – besuchte die Delegation auch<br />

Graz, die Regionen Schladming-Dachstein und<br />

Zell am See- Kaprun sowie Salzburg. Als besonderes<br />

Highlight wurde ein Memorandum of Understanding<br />

zwischen beiden Ländern unterzeichnet.<br />

Organisiert wurde die Reise von der Außenwirtschaft<br />

Austria, der Internationalisierungs- und Innovationsagentur<br />

der österreichischen Wirtschaft,<br />

in Kooperation mit Robinville, dem zentralen Ansprechpartner<br />

für Bollywood-<strong>Film</strong>produktionen in<br />

Österreich und Repräsentant von österreichischen<br />

Tourismusverbänden und -Unternehmen sowie<br />

<strong>Film</strong> Commissions in Indien.<br />

Gibt es konkrete Projekte 2019?<br />

LEUNING: Im März unsere schon erwähnte Initiative<br />

auf der SXSW in Texas. In deren Anschluss planen wir<br />

ein Teaser-Event für unser neues Projekt „Landing<br />

Zones“, wo wir Co-Working-Spaces an verschiedenen<br />

Hot Spots der Kreativ-Szenen anbieten. Den Beginn<br />

machen wir in Los Angeles. Generell wollen wir<br />

unseren Fokus künftig verstärkt auf den Musik- und<br />

<strong>Film</strong>bereich legen, weil hier sehr großes Potential<br />

vorhanden und der Imagefaktor für Österreich sehr<br />

groß ist. Im April 2019 wird das neue Go International-Programm<br />

für weitere vier Jahre festgelegt.<br />

Reggae-Feeling mit Inner Circle in der WKO<br />

Foto © Patrick Muennich<br />

Waves Clubfestival fest etabliert<br />

Ende September machte<br />

das Festival Waves Vienna<br />

den neunten Wiener<br />

Gemeindebezirk erneut<br />

zum Hotspot für Musikschaffende<br />

und Musikfans<br />

aus aller Welt. Rund 100<br />

Acts traten in der Festivalzentrale,<br />

dem WUK,<br />

und in Off-Locations auf.<br />

Das Entdeckerfestival bot<br />

neuen internationalen und<br />

heimischen Künstlerinnen<br />

und Künstlern eine Bühne.<br />

Gleichzeitig waren etablierte Gruppen wie Neneh Cherry (SE), The<br />

Go Team! (UK) und Mile me Deaf (AT) im genrereichen Line-Up<br />

vertreten. Für Gänsehaut sorgte der portugiesische Komponist<br />

Rodrigo Leao mit einer beeindruckenden, neuen Bühnenshow.<br />

WWWater aus Belgien, mit Soulwax-Drummer Steve Slingeneyer,<br />

brachten das Publikum in der HLMW9 zum Tanzen. Und bei der<br />

Labelnight von Warner Music waren Zac Abel und Kovacs echte<br />

Bühnenprofis. „Wir spüren, dass wir einen festen Platz in der Festivallandschaft<br />

eingenommen haben – österreichweit und darüber<br />

hinaus“, freut sich Festivaldirektor Thomas Heher. Denn zahlreiche<br />

der Festivalgäste reisen für das Showcasefestival aus dem Ausland<br />

an – ob aus den diesjährigen Partnerländern Portugal und Slowakei,<br />

ob aus dem UK, der Schweiz, der Ukraine oder Amerika.<br />

Auch eine Conference, Workshops und der Music Hack Day zählen<br />

zum Programm des österreichweit einzigartigen Festivalkonzepts.<br />

Musik-Exportpreis verliehen<br />

l-r: Thomas Heher, Dora de Goederen, Franz Hergovich, Tamara Leichtfried,<br />

Susi Ondrusova, Viktoria Kirner, Tatjana Domany<br />

Auch zahlreiche österreichische Acts konnten am Waves<br />

Vienna gehört und kennengelernt werden. Eine der<br />

am Festival auftretenden österreichischen Bands hatte<br />

die Chance, den Musik-Exportpreis „XA“ verliehen zu<br />

bekommen. Eine Expertenjury aus Labelbetreibern, Veranstaltern,<br />

Bookern und Musikjournalisten bewertete die<br />

Auftritte der neun nominierten Acts und wählte DIVES<br />

zum Sieger. Neben einem Preisgeld von 3.500 Euro hat<br />

sich das Trio damit auch die Unterstützung von Austrian<br />

Music Export, FM4 und Waves Vienna gesichert, zum<br />

Beispiel durch Einladung zu Partnerfestivals. „XA“ ist eine<br />

Initiative von mica - music austria, Austrian Music Export,<br />

SKE/Austromechana, FM4 und Waves Vienna.<br />

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filmbiz<br />

Europaquote für<br />

Streamingportale<br />

Das Europa-Parlament hat für eine verpflichtende 30-Prozent-<br />

Quote von europäischen <strong>Film</strong>produktionen auf Videoplattformen<br />

wie Netflix und Amazon Prime gestimmt. Das neue Gesetz<br />

legt auch einheitliche Regeln für Jugendschutz, Werbung und<br />

Produktplatzierung fest. Ab Dezember 2018 sollen die neuen<br />

Regeln in Kraft treten, zusätzlich können die Länder eigene<br />

Subklauseln einführen wie zB. eine eigene Quote für nationale<br />

<strong>Film</strong>e. Auswirkungen werden die neuen Regelungen aber erst ab<br />

2020 haben, da die EU-Mitgliedsstaaten 21 Monate Zeit haben,<br />

um ihre individuellen Richtlinien festzusetzen. Auch wenn behauptet<br />

wird, dass zB. Netflix schon beinahe 30 % europäischen<br />

<strong>Film</strong>anteil in seiner Bibliothek hat, wird man an den bald zu<br />

veröffentlichten Zahlen die richtige Größenordnung erkennen.<br />

In jedem Fall wird mit dieser Entscheidung des EU-Parlaments<br />

die europäische Vielfalt an FIlmkultur verstärkt.<br />

Neue GF für VIS<br />

Das internationale Kurzfilmfestival VIS Vienna Shorts freut<br />

sich sehr, die neue kaufmännische Leitung ab der Saison<br />

2018/19 bekanntgeben zu dürfen: Doris Bauer, langjährige<br />

Geschäftsführerin der Delikatessen-Videothek <strong>Film</strong>galerie 8½<br />

und Mitgründerin sowie Leiterin des Freiluftkinos espressofilm,<br />

hat mit September die Agenden des bisherigen Geschäftsführers<br />

Benjamin Gruber übernommen, der das Festival nach acht<br />

Jahren verlässt. Doris Bauer, die dem Festival seit vielen Jahren<br />

eng verbunden ist und seit 2011 als Programmleiterin des internationalen<br />

Wettbewerbs „Fiction & Documentary“ fungiert,<br />

übernahm bereits im Frühjahr interimistisch einige Agenden<br />

der Geschäftsführung und wird VIS künftig gemeinsam mit<br />

Content-Schutz Treffen in Wien<br />

Die Bekämpfung von illegalen kommerziellen Internet-Portalen, die den<br />

legalen Markt schädigen, sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung,<br />

zählen zu den Kernaufgaben von Content-Schutz-Organisationen. Dazu<br />

gehören auch die enge Zusammenarbeit und der regelmäßige Erfahrungsaustausch<br />

auf regionaler und internationaler Ebene, um die legale audiovisuelle<br />

Wirtschaft zu stärken. Zu diesem Zweck haben sich die deutsche Gesellschaft<br />

zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU), der österreichische<br />

Verein für Anti-Piraterie der <strong>Film</strong>- und Videobranche (VAP) sowie die Schweizerische<br />

Vereinigung zur Bekämpfung der Piraterie (SAFE) Mitte Oktober in<br />

Wien zum strategischen Austausch getroffen. Unter anderem diskutiert wurde<br />

die (teilweise sehr unterschiedliche) Entwicklung in der Rechtsverfolgung und<br />

Urheberrechtspolitik in den deutschsprachigen Ländern und Erkenntnisse aus<br />

Best Practices, etwa zu Follow the Money (Verhinderung von Werbeplatzierung<br />

in rechtswidrigen Werbeumfeldern). Engere Kooperation auf der Kommunkationsebene<br />

wurde vereinbart. Die Entwicklung der europäischen Urheberrechtspolitik<br />

mit Schwerpunkt Rechtsverfolgung unter der Ägide der österreichischen<br />

Ratspräsidentschaft bildete einen wesentlichen Schwerpunkt.<br />

Foto © Wolfgang Wössner<br />

Daniel Ebner leiten. Ebner ist<br />

seit 2010 für die künstlerischen<br />

Belange des Festivals verantwortlich.„Ein<br />

<strong>Film</strong>festival muss heute<br />

aufmerksam und neugierig sein,<br />

teils streitbar und widerständig, mit<br />

deutlichem Profil und klarer Haltung“,<br />

so die neue Geschäftsführerin.<br />

„VIS Vienna Shorts soll daher<br />

zeitgenössisches Kino am Puls der<br />

Zeit präsentieren und sich verstärkt<br />

als kulturelles Ereignis und internationales<br />

Aushängeschild der Stadt<br />

Doris Bauer<br />

Wien positionieren.“<br />

VIS Vienna Shorts wird 2019 zum 16. Mal stattfinden. Die<br />

Einreichperiode für die nächste Festivalausgabe ist gestartet.<br />

Das Festival erhält jährlich mehr als 4.000 Kurzfilme aus aller<br />

Welt zugesandt und lockt in der Festivalwoche rund 10.000<br />

BesucherInnen und über 500 Akkreditierte aus aller Welt an.<br />

Österreichische Kurzfilmschau<br />

2018 - around the world!<br />

Die Österreichische Kurzfilmschau 2018 – ein Kooperationsprojekt<br />

des Bundesministeriums für Europa, Integration und<br />

Äußeres & der Akademie des Österreichischen <strong>Film</strong>s – tourt<br />

seit Jänner bereits zum sechsten Mal um den Globus. Ihr Ziel:<br />

dem jungen österreichischen Kurzfilm ein internationales<br />

Publikum zu erschließen. Die zum Österreichischen <strong>Film</strong>preis<br />

2018 eingereichten Kurzfilme umfassen Kurzspielfilm und<br />

Dokumentarfilm ebenso wie Musikvideo, Animations- und<br />

Experimentalfilm.<br />

Neben europäischen Ländern wie Spanien oder Großbritannien<br />

gastierte man heuer unter anderem wieder in Mexiko:<br />

Im September wurde die Schau beim größten Kurzfilmfestival<br />

Lateinamerikas, dem Shorts Mexiko, gezeigt. Dabei werden die<br />

<strong>Film</strong>e aus Österreich bis Ende des Jahres insgesamt 24-mal vorgeführt<br />

– ein neuer Rekord an Präsentationen in einem Land!<br />

Und noch einen weiteren Grund zur Freude gibt es: 2018 wird<br />

die Österreichische Kurzfilmschau im Rahmen des <strong>Film</strong>festivals<br />

Cine Europa erstmals auf den Philippinen zu sehen sein.<br />

Screening: Österreichische<br />

Kurzfilmschau 2019<br />

Das erste öffentliche Screening der zum Österreichischen<br />

<strong>Film</strong>preis 2019 eingereichten 14 Kurzfilme findet am Sonntag,<br />

den 11. November 2018 von 11.00 bis 18.00 Uhr im mumok<br />

Kino statt. Erwartet werden die <strong>Film</strong>schaffenden selbst sowie<br />

Mitglieder der Wahlgruppe Kurzfilm, bestehend aus jeweils zwei<br />

Vertreter/innen aller Berufsgruppen der Akademie. Weiters vor<br />

Ort: der Kooperationspartner VIS Vienna Shorts und Vertreter/<br />

22


innen der Shortynale Kurzfilmfestival Klosterneuburg. Neben<br />

der Möglichkeit zur <strong>Film</strong>betrachtung bietet der Tag somit auch<br />

Gelegenheit für professionellen Austausch in Sachen Kurzfilm.<br />

Der Eintritt ist für alle frei!<br />

40 Jahre Medienwerkstatt<br />

Seit 40 Jahren ist<br />

die Medienwerkstatt<br />

Wien eine<br />

Schlüsselstelle in<br />

der österreichischen<br />

Medienlandschaft.<br />

Als Verein<br />

Medienzentren<br />

wurde 1978 ein<br />

nichtkommerzielles<br />

Videostudio<br />

gegründet, das im<br />

Gefolge alternativer<br />

und emanzipatorischer Bewegungen (wie der Arena-<br />

Besetzung) als Ort künstlerischer Praxis dienen sollte – und<br />

konnte. Als Kollektiv geführt, wurde die Medienwerkstatt zum<br />

nationalen Knotenpunkt unabhängiger Medienproduktion,<br />

der Künstler/innen eine Infrastruktur für kontinuierliche<br />

Arbeit bot und im Lauf der Jahre als wachsendes Archiv mit<br />

Vertrieb und regelmäßigen Veranstaltungen zum international<br />

renommierten, umfassenden Vermittlungszentrum. Die<br />

kritisch-gesellschaftspolitische Grundtendenz der Anfangsjahre<br />

(aufs Schönste belegt im Gegenöffentlichkeits-Interventions-<br />

Programm Bewegtes Wien) erweiterte sich dabei schnell zu experimenteller<br />

Vielfalt, in der die Handschrift von Generationen<br />

wesentlicher heimischer Künstler/innen gedeihen konnte. Zwischen<br />

eigensinnigem dokumentarischem Blick und Videokunst-<br />

Abstraktion ist alles möglich: Partly truth and partly fiction,<br />

aber dabei eben keine walking contradiction, sondern unter<br />

dem Medienwerkstattbanner geeinte Vielfältigkeit.<br />

Dem <strong>Film</strong>museum ist es ein Fest, das Medienwerkstatt-Jubiläum<br />

mitzufeiern und einen Querschnitt durch die Bandbreite ihrer<br />

Produktion zu präsentieren, erweitert um kleine Partnerfilm-<br />

Perlen: Vom Widerstandsklassiker Küchengespräche mit Rebellinnen<br />

(1984) über faszinierende Feldforschung im Reich der<br />

Grenzwissenschaften (Paranormal, 1997) bis zur Premiere von<br />

Manfred Neuwirths neuestem Dokumentar-Essay „Snowischnee“<br />

(2018). Die historischen Videos der Medienwerkstatt werden in<br />

digitalen Versionen – größtenteils neu remastered – gezeigt.<br />

22. bis 26. November 2018, Österreichisches <strong>Film</strong>museum<br />

This Human World<br />

Zum bereits elften Mal findet heuer das International Human<br />

Rights <strong>Film</strong> Festival this human world statt. Vom 29. November<br />

bis 10. Dezember 2018 werden in vier Wiener Kinos und<br />

diversen Side-Locations die Rechte der Menschen und deren<br />

Durchsetzung in den Fokus gerückt. In seinem elften Jahr und<br />

zeitgleich dem 70jährigen Bestehen der UN-Menschenrechts-<br />

Charta hat ‚this human world‘ mit all seinen massiven Themenspektren<br />

absolut nichts an Relevanz verloren sondern wird,<br />

im Gegenteil, immer wichtiger. An den insgesamt 12 Festivaltagen<br />

wird eine enorme Bandbreite an rund 90 Spiel-, Dokumentar-<br />

und Kurzfilmen, bewegend, dreckig, erschütternd,<br />

grausam und doch immer wieder mit einem Augenzwinkern<br />

samt umfangreichem Rahmenprogramm zu sehen sein.<br />

www.thishumanworld.com.<br />

Auf der Suche nach<br />

Geschichten<br />

Anlässlich des<br />

20. Geburtstages<br />

von Cine<br />

Tirol wurden 14<br />

deutschsprachige<br />

DrehbuchautorInnen<br />

nach<br />

Tirol eingeladen,<br />

um sich<br />

im Rahmen der<br />

Veranstaltung<br />

„Cine Tirol &<br />

Script“ auf die<br />

Suche nach<br />

l-r: Tereza Kotyk/Drehbuchautorin & Regisseurin, Linda<br />

Seger/Script Consultant, Johannes Köck/Leiter Cine Tirol<br />

packenden, berührenden und unterhaltsamen Geschichten mit<br />

hohem regionalen Bezug zu machen. Das Programm führte<br />

die Gruppe mit den Innsbrucker Nordkettenbahnen bis aufs<br />

Hafelekar, ins Tiroler Volkskunstmuseum und die Hofkirche<br />

sowie ins geschichtsträchtige Hotel Goldener Adler. „Heimgeleuchtet“<br />

wurden die interessierten TeilnehmerInnen von<br />

einem Nachtwächter, der sie auf den Stadtturm und durch<br />

die dunklen Gassen Innsbrucks führte. Den Abschluss der<br />

Veranstaltung bildete ein eintägiger, exklusiver Workshop mit<br />

Linda Seger, einer der renommiertesten amerikanischen Drehbuchberaterinnen,<br />

die als Begründerin des Script-Consulting<br />

gilt. „Tirol ist reich an Geschichte und voll von Geschichten”,<br />

betonte der Cine Tirol Leiter Johannes Köck. “Das Programm<br />

unserer Veranstaltung möge die DrehbuchautorInnen inspirieren,<br />

neue <strong>Film</strong>stoffe in unserem Land zu entdecken und<br />

darüber erfolgversprechende Drehbücher zu schreiben, damit<br />

über die Zeit spannende, berührende und unterhaltsame <strong>Film</strong>e<br />

mit starkem Tirol-Bezug entstehen können. Es ist ein besonderer<br />

Glücksfall, dass wir die sehr bekannte Drehbuchberaterin<br />

Linda Seger gewinnen konnten, einen Workshop mit den TeilnehmerInnen<br />

aus Österreich und Deutschland durchzuführen.<br />

Linda Segers langjährige Erfahrung und ihr beeindruckender<br />

Erfolg sind die Grundlage ihrer überaus wertvollen Tipps, aus<br />

ersten Ideen oder aus Romanvorlagen tolle Drehbücher zu verfassen.<br />

Denn nach wie vor gilt das Billy Wilder zugeschriebene<br />

Zitat: Für einen guten <strong>Film</strong> braucht man drei Dinge – ein gutes<br />

Buch, ein gutes Buch, ein gutes Buch!”<br />

Foto © Cine Tirol<br />

23


filmbiz<br />

Foto © Timm Fleissgarten<br />

Rekord bei den Cannes<br />

Corporate <strong>Media</strong> &<br />

TV Awards<br />

Die Rekordausgabe der Cannes Corporate <strong>Media</strong> & TV<br />

Awards mit 1029 Einreichungen endete mit der Vergabe des<br />

Grand Prix im Zuge der Preisverleihung in Cannes. Das Festival<br />

knackte erstmals die Hürde von 1.000 Einreichungen und<br />

freut sich somit über anhaltende Beliebtheit bei Auftraggebern,<br />

Produzenten und Agenturen. Die über 200 Gold-, Silber- und<br />

Schwarz-Preisträger der diesjährigen Ausgabe stammen aus<br />

mehr als 30 Ländern.<br />

Internationale Auszeichnungen<br />

für „Joy“<br />

Nach den Auszeichnungen in Venedig mit dem begehrten Label<br />

von Europa Cinemas als Bester Europäischer <strong>Film</strong> und dem<br />

mit 10.000 Euro dotierten Hearst <strong>Film</strong> Award für die beste<br />

weibliche Regie darf sich Sudabeh Mortezais Spielfilm Joy über<br />

weitere Auszeichnungen bei den eben zu Ende gegangenen <strong>Film</strong><br />

Festivals in Chicago<br />

und London freuen:<br />

Hauptpreis im Wettbewerb<br />

für den besten<br />

Spielfilm beim BFI<br />

London <strong>Film</strong> Festival<br />

und Silberner Hugo<br />

Special Jury Preis<br />

beim Chicago International<br />

<strong>Film</strong> Festival.<br />

Begründung London<br />

von Lenny Abrahamson,<br />

Official Competition<br />

President: “Joy<br />

is a provocative and<br />

unique film offering a<br />

Sudabeh Mortezai & Lenny Abrahamson<br />

devastating portrait of human resilience in the most inhuman of<br />

environments. A raw, fresh view on sex trafficking with a sharp<br />

feminist perspective sewn in throughout — director Sudabeh<br />

Mortezai successfully immerses us in the women’s lives with her<br />

documentarist approach exploring the traps of abuse and extortion<br />

without ever becoming exploitative itself.”<br />

Der reguläre Kinostart in Österreich ist am 18.1.2019.<br />

Festival-Chef Alexander Kammel (r) überreicht den Weißen Delphin an die<br />

britische Produktionsfirma <strong>Media</strong> Zoo Ltd.<br />

Die Abräumer des Abends<br />

Der weiße Delphin, der Grand Prix, ging dieses Jahr zum<br />

ersten Mal seit Bestehen des Festivals an eine Produktionsfirma<br />

aus Großbritannien. <strong>Media</strong> Zoo Ltd. konnte sich mit ihrer<br />

Produktion „Santander – Losing Mr Renton“ für das Unternehmen<br />

Santander den weißen Delphin sichern. „Dieses Video<br />

bewegt und lässt am Ende keinen Zuschauer unberührt. Es<br />

bedarf großen Mutes, dass ein Unternehmen ein so sensibles<br />

internes Problem thematisiert und damit eine intelligente Debatte<br />

innerhalb der Bank startet.“, kommentiert der Jurypräsident<br />

Sebastian Pfotenhauer.<br />

Der blaue Delphin für die erfolgreichste Produktionsfirma des<br />

Jahres ging mit sechs Prämierungen bereits zum zweiten Mal<br />

an M2<strong>Film</strong> aus Dänemark. „Dass der blaue Delphin zwei Jahre<br />

in Folge an dieselbe Produktionsfirma gegangen ist, gab es bei<br />

den Cannes Corporate <strong>Media</strong> & TV Awards noch nie. Ich<br />

kann M2<strong>Film</strong> nur zu ihrem kontinuierlichen Erfolg gratulieren.“,<br />

kommentiert der Festivaldirektor Alexander V. Kammel.<br />

Der DACH-Raum<br />

Auch dieses Jahr konnten Produktionen aus der DACH-Region<br />

die Jury überzeugen. Insgesamt wurden 66 Preise an Einreicher<br />

aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Zu den<br />

Gewinnern durften sich unter anderem Siemens Schweiz, Cinecore,<br />

Serviceplan, Terra Mater Factual Studios, Royal <strong>Film</strong><br />

Company, Birkenstock und viele weitere zählen.<br />

Deutscher Menschenrechtspreis für „Styx“<br />

Bei der Berlinale ist er heuer im Februar in der Sektion Panorama Special<br />

gestartet, im Sommer zum regulären Kinostart in Deutschland erhielt Styx<br />

fulminante Kritiken (zB. SZ), zu uns kommt er am 23. 11. in die Kinos, davor<br />

gibt es wieder eine erfreuliche Meldung : Der <strong>Film</strong> des österreichischen Regisseurs<br />

Wolfgang Fischer mit<br />

Susanne Wolff in der Hauptrolle<br />

wurde soeben mit dem<br />

Deutschen Menschenrechts-<br />

Preis ausgezeichnet.<br />

Rike - Ärztin aus Europa,<br />

40 Jahre alt - verkörpert<br />

eine westliche Vorstellung<br />

von Glück und Erfolg. Sie<br />

ist gebildet, selbstbewusst,<br />

zielstrebig und engagiert. Alleine sticht sie im Mittelmeer mit ihrem Segelboot<br />

in See, als sie sich nach einem Sturm auf hoher See in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

eines überladenen, havarierten Fischerbootes wieder findet. Mehrere<br />

Dutzend Menschen drohen zu ertrinken. Rike folgt zunächst der gängigen<br />

Rettungskette und fordert per Funk Unterstützung an. Als ihre Hilfsgesuche<br />

unbeantwortet bleiben, die Zeit drängt und sich eine Rettung durch Dritte als<br />

unwahrscheinlich herausstellt, wird Rike gezwungen zu handeln. Bildgewaltig<br />

erzählt Regisseur Wolfgang Fischer in „Styx“ von einer starken Frau, die auf<br />

einem Segeltörn unvermittelt aus ihrer heilen Welt gerissen wird.<br />

24


filmbiz<br />

Österreichische EU-Ratspräsidentschaft<br />

und das Urheberrecht –<br />

Behind the Scenes<br />

Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft geht in<br />

die Halbzeit und – wie man hört – das EU-Urheberrechtspaket<br />

in die entscheidende Schlussphase des<br />

sogenannten Trilogs – ein Verhandlungsprozess, in<br />

dem die Positionen des Kommissionsvorschlags mit<br />

den Beschlüssen des Parlaments und des Rats verhandelt<br />

werden.<br />

Zu den wesentlichen Punkten dieses Pakets gibt es<br />

Beschlüsse der EU-Organe, die sich aber juristisch in<br />

manchen Details recht einschneidend unterscheiden.<br />

Wenn also aus diesem Trilog-Prozess auch keine<br />

neuen In- oder Outputs zu erwarten sind, kommt es<br />

doch auf die gescheite Mischkulanz der bestehenden<br />

Vorschläge an. Es scheint ein großes Interesse zu<br />

geben, im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft,<br />

das große Paket abzuschließen oder zumindest<br />

der nächsten Präsidentschaft 2019 „schlüsselfertig“<br />

zu übergeben.<br />

Derzeit ist keine Absicht zu beobachten, den Prozess<br />

so lange zu strecken, dass nach der EU-Parlamentswahl<br />

im Frühjahr 2019, sich die nächste Kommission<br />

und das neue Parlament mit diesem Paket befassen<br />

sollen. Das wäre auch keine begrüßenswerte Taktik,<br />

steht doch hinter diesem Paket ein mehrjähriger Behandlungsprozess.<br />

Nicht alle Ergebnisse sind bislang<br />

befriedigend. So wurde zwar die Value-GAP-Bestimmung,<br />

die Lizenzierungspflichten für die „YouTubes<br />

dieser Welt“ (Online-Sharing-Services) vorsehen,<br />

vom EU-Parlament am 12.9. beschlossen, die Detailvorschriften<br />

sind aber noch in Diskussion und geben<br />

durchaus Anlass zur Sorge. Will man urheberrechtliche<br />

Verpflichtungen wirklich von der Größe des jeweiligen<br />

Online-Sharing-Services abhängig machen<br />

(Ausnahmebestimmung für kleine Unternehmen)?<br />

Will man das bestehende und an sich bewährte Content-ID-Verfahren<br />

von Youtube vielleicht gar in Frage<br />

stellen und den Rechteinhaber selbst zwingen, das<br />

Internet nach Rechtsverletzungen zu untersuchen.<br />

Das wäre wohl das Gegenteil der geplanten Rechtssicherheit<br />

für die Urheber.<br />

Auch das Urhebervertragsrecht wird vor allem die<br />

<strong>Film</strong>wirtschaft und ihre Kreativen noch weiter beschäftigen,<br />

machen sich in dieser Branche die Änderungen<br />

am ehesten bemerkbar. Natürlich stehen wir<br />

für faire, angemessene und transparente Vergütung<br />

der Urheber ein – die <strong>Film</strong>produktionswirtschaft<br />

selbst leidet ja gelegentlich unter mangelnder Transparenz<br />

ihrer Vertragspartner.<br />

Ein Administrations-Gau à la DSGVO nützt aber weder<br />

der <strong>Film</strong>produktion, noch den Urhebern, noch<br />

der Entwicklung und Herstellung von <strong>Film</strong>-Content in<br />

Europa und der kulturellen Diversität. Hier gilt es, die<br />

angemessenen Ziele mit Augenmaß zu verfolgen und<br />

sich auch daran zu erinnern, dass es zwischen allen Beteiligten<br />

der Wirtschaft und Urhebern und Interpreten<br />

eine Vielzahl von geschäftlichen Transaktionen gibt,<br />

bei welchen es keine über das ursprünglich vereinbarte<br />

Entgelt hinausgehenden Verwertungseinnahmen<br />

gibt und bei denen daher obligatorische Transparenz-<br />

Bestimmungen oder gar Widerrufsbestimmungen<br />

nichts gebären außer Bürokratie-Monster.<br />

Über das Ursprungslandprinzip in der SAT/CAP-<br />

Verordnung (ein Teil des EU-Urheberpakets) wurde<br />

wiederholt berichtet. Warum gerade ein im internationalen<br />

Umfeld relativ kleiner öffentlich-rechtlicher<br />

Sender wie der ORF dieses Prinzip befürwortet,<br />

bringt es ihm doch auch Probleme in der Exklusivität<br />

seiner fernsehnahen Online-Dienstleistungen, habe<br />

ich allerdings nie verstanden. Und ein Ergebnis, das<br />

ein erfolgreiches Koproduktionsmodell, zwischen<br />

Fernsehproduzentinnen und Sendern gefährdet,<br />

wäre ein Widerspruch zu einer jahrelangen Doktrin<br />

auch innerhalb der EU – nämlich, dass die unabhängige<br />

Produktionswirtschaft, der beste Garant für innovative-<br />

und kostengünstige Entwicklung, Herstellung-<br />

und Verwertung von Produktionen ist. Wenn<br />

die in Diskussion befindlichen Interpretationen über<br />

die Reichweite des Ursprungslandsprinzip diesen<br />

Effekt hätten, wäre das hochgradig kontraproduktiv.<br />

Österreich versteht sich im Rahmen seiner Präsidentschaft<br />

als <strong>Media</strong>tor und nicht als Opinion-Leader.<br />

Trotzdem wäre es wünschenswert, dass auch die<br />

Stimme der österreichischen Produktionswirtschaft<br />

in diesem Prozess entsprechend Gehör findet. Letztlich<br />

ist es die europäische Content-Wirtschaft, die<br />

unter fehlgeleiteten Bestimmungen, noch viele Jahre<br />

leiden würde, wenn die Verkehrszeichen in die falsche<br />

Richtung zeigten.<br />

Werner Müller, GF FAMA<br />

25


filmbiz<br />

Der digitale Sündenfall<br />

Bis jetzt ein Hit bei über dreißig internationalen <strong>Film</strong>festivals, der schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet<br />

wurde, sollte der Dokumentarfilm „Welcome to Sodom“ auch im normalen Kino (23.11.) für Interesse sorgen.<br />

Der ganze Wahnsinn auf der größten Müllhalde der Welt wird so eindringlich gezeigt, dass man sich vielleicht<br />

überlegt, auf das nächste Handy zu verzichten. Ein Gespräch mit den beiden <strong>Film</strong>emachern Christian Krönes<br />

& Florian Weigensamer.<br />

Christian Krönes<br />

Florian Weigensamer<br />

Was war Ihre Intention, einen <strong>Film</strong> über die<br />

größte Elektromüllhalde der Welt zu drehen?<br />

CHRISTIAN KRÖNES: Das Thema „Elektromüll“ ist in<br />

jüngster Zeit durch unterschiedliche Medien zunehmend<br />

in unser Bewusstsein gerückt. Wir wollten diese<br />

Sensibilisierung der Öffentlichkeit ganz bewusst<br />

nutzen und mit „Welcome to Sodom“ erstmals jenen<br />

Menschen ein Gesicht und eine Stimme geben, die<br />

am untersten und schmutzigsten<br />

Ende der Wertschöpfungskette<br />

des Technologiezeitalters<br />

stehen.<br />

FLORIAN WEIGENSAMER:<br />

Unser Ziel war es, über einen<br />

längeren Zeitraum in den<br />

einzigartigen Kosmos von<br />

Agbogbloshie einzutauchen<br />

und die Geschichte von diesem<br />

Schauplatz ausgehend<br />

zu entwickeln. Der <strong>Film</strong> ist<br />

keine Anklage, sondern eine<br />

Reflexion auf die globalisierte<br />

Gesellschaft, die einmal<br />

mehr zum Nachdenken über<br />

Konsumverhalten und Nachhaltigkeit<br />

anregen soll.<br />

“Sodom is like a Beast.<br />

Sometimes you kill the Beast. Sometimes the<br />

Beast kills you,” schildert einer der Protagonisten<br />

Ihres <strong>Film</strong>s, wie haben Sie die Dreharbeiten<br />

überstanden?<br />

KRÖNES: Sodom ist zwar einer der unwirtlichsten<br />

Orte unseres Planeten, aber auch ein wunderbares<br />

Universum aus Einfallsreichtum, Phantasie und<br />

menschlichem Geschick. An diesem Ort wird wirklich<br />

alles verwertet und es bleibt eigentlich nichts<br />

übrig. Wenn man das erste Mal dorthin kommt, verschlägt<br />

es einem sprichwörtlich den Atem, man wird<br />

erschlagen vom Lärm, von der Hitze, vom Schmutz,<br />

dem Rauch, der einen metallischen Geschmack im<br />

Mund hinterlässt, aber man gewöhnt sich langsam<br />

daran. Es wird ja empfohlen, sich nicht länger als 2<br />

Stunden an diesem Ort aufzuhalten, der als einer der<br />

giftigsten der Erde gilt. Wir haben insgesamt knapp<br />

drei Monate dort verbracht, die prägend waren.<br />

WEIGENSAMER: Wir pendelten täglich zwischen<br />

ganz unterschiedlichen Welten. Nach langen Drehtagen<br />

in diesem apokalyptischen Setting konnten<br />

wir abends zum Glück in unser Hotel zurückkehren,<br />

wo wir ein wenig Normalität vorfanden, sauberes<br />

Wasser und Elektrizität. Und natürlich war es wichtig<br />

vor Ort einen erfahrenen Line - Producer zu haben,<br />

der die Hierarchien kannte. Der wusste, wie man auf<br />

die Leute zugeht, Situationen einschätzen konnte<br />

und uns warnte, wenn die Stimmung mal kippte,<br />

denn ungefährlich war das Unternehmen nicht.<br />

Wie gelang es Ihnen, das Vertrauen der Menschen<br />

zu gewinnen?<br />

WEIGENSAMER: Das war ein sehr langwieriger Prozess,<br />

da die Bewohner sehr misstrauisch sind, speziell<br />

Medien und NGOs gegenüber, die es zwar gut<br />

meinen, wenn sie von der Notwendigkeit der Schließung<br />

der Müllhalde sprechen, aber damit würde<br />

natürlich die Existenzgrundlage dieser Menschen<br />

vernichtet. Wichtig war, dass wir den Menschen auf<br />

Augenhöhe begegnet sind. Wir haben versucht, unseren<br />

europäischen Blick auf das Geschehen vor Ort<br />

abzulegen und ihre Perspektive auf diesen Ort, auf<br />

das Leben zu entdecken. Anfangs war das schwierig,<br />

weil als weißer Europäer mit Kameraequipment<br />

agiert man dort ja nicht gerade unauffällig.<br />

KRÖNES: Aber nachdem wir jeden Tag aufs Neue<br />

wieder da waren, hat sich diese Distanz nach einigen<br />

Wochen in Neugier verwandelt. Die Menschen<br />

wollten wissen: Was wollen die eigentlich hier. Und<br />

nachdem sie erkannt haben, dass wir sie nicht benutzen<br />

wollen, aus ihren Geschichten keinen Profit<br />

schlagen wollen, sondern uns ernsthaft mit ihnen<br />

auseinandersetzen, sind dann immer mehr Leute<br />

auf uns zugekommen und haben uns ihre Geschich-<br />

26


filmbiz<br />

ten anvertraut. Diese Menschen und ihre Schicksale<br />

werden leider oft von Journalisten auf der Suche<br />

nach einer schnellen, reißerischen Story, aber auch<br />

von so manchen NGOs, die nur ihrem Eigeninteresse<br />

nach handeln, missbraucht.<br />

Wenn man sich so lange so intensiv in außergewöhnlichen<br />

Umständen befindet, fehlt dann<br />

irgendwann die professionelle Distanz?<br />

KRÖNES: Das war grundsätzlich ein Thema, das wir<br />

viel diskutierten, wie sehr kann man Abstand halten,<br />

wieviel Distanz braucht man als <strong>Film</strong>emacher. Aber<br />

um so einen <strong>Film</strong> zu realisieren, ist es auch wichtig,<br />

den Menschen Empathie entgegenzubringen. Und<br />

wir haben natürlich in schwierigen Situationen<br />

ausgeholfen, wenn es um Essen oder notwendige<br />

Medikamente ging. Aber es gab auch Momente, in<br />

denen wir an unsere Grenzen gestoßen sind, etwa<br />

als uns eine Frau bat, ihr Kind doch nach Europa mitzunehmen.<br />

WEIGENSAMER: Europa wird als das utopische<br />

Schlaraffenland gesehen. Aber die Vorstellungen<br />

der Leute sind von falschen Bildern geprägt. Sie<br />

selbst kämpfen um das tägliche Überleben und<br />

finden dann auf den alten Mobiltelefonen und<br />

nicht gelöschten Festplatten der Computer Bilder<br />

von Festen und Urlauben. Das weckt natürlich den<br />

Wunsch, diese fremde Welt kennenzulernen. Wir<br />

hoffen, dass unser <strong>Film</strong> auch dazu beitragen kann,<br />

das überall in Europa forcierte Vorurteil, das Bild<br />

über Wirtschaftsflüchtlinge ein wenig zurechtzurücken.<br />

Wer „Welcome to Sodom“ gesehen hat, wird<br />

wahrscheinlich das Wort „Wirtschaftsflüchtling“<br />

nicht mehr abwertend gebrauchen.<br />

Wie war die Kameraarbeit angelegt?<br />

KRÖNES: Wir sind mit einem Grundsatz in die<br />

Dreharbeiten gegangen und haben ihn auch konsequent<br />

umgesetzt: Nämlich nichts zu inszenieren,<br />

sondern genau zu beobachten und sensibel zu dokumentieren.<br />

Wir wollten den Zuschauern dasselbe<br />

Kameramann Christian Kermer<br />

Gefühl vermitteln, das wir während der ersten Zeit<br />

verspürten, als wir an diesen Ort kamen. Entdecken,<br />

schauen, anfangs nicht verstehen. Unser Kameramann<br />

Christian Kermer hat eine sehr zurückhaltende,<br />

epische Bildsprache gefunden, die es dem<br />

Zuseher ermöglicht, selbst zu entdecken. Wir wollten<br />

nicht allzu sehr leiten. Die Protagonisten waren<br />

völlig frei in dem, was sie vor der Kamera tun.<br />

WEIGENSAMER: Durch die subtile Kameraarbeit<br />

von Christian Kermer wird dieser apokalyptische<br />

Schauplatz, werden die Lebensumstände der Menschen<br />

für den Zuseher erfahrbar. Um diesen Un-Ort<br />

zu verstehen, muss man tiefer blicken. Das gelingt<br />

nicht mit Bildern, die schockieren oder noch schlimmer,<br />

die Armut ästhetisieren. Wir wollten den Zuschauer<br />

in dieses unwirkliche Setting eintauchen<br />

und fühlen lassen, was Arbeit und Leben an einem<br />

so gnadenlosen Ort bedeutet.<br />

Wie lange sind Sie am Schnitt gesessen?<br />

KRÖNES: Sehr lange, da wir auch sehr viel Material<br />

hatten. Der Schnitt war eine besondere Herausforderung,<br />

um den vielen Facetten an diesem unglaublichen<br />

Ort gerecht zu werden. Uns Europäer erinnert<br />

diese Deponie an ein apokalyptisches Endzeitszenario<br />

wie aus einem Science-Fiction <strong>Film</strong>, aber für<br />

die Menschen die dort arbeiten, ist es auch ein Ort<br />

voller Perspektiven und Lebensfreude. Auch diese<br />

Gegensätze hat Christian Kermer, der auch für den<br />

<strong>Film</strong>schnitt verantwortlich war, sehr ausgewogen<br />

verbunden.<br />

Der Frauenanteil im <strong>Film</strong> entspricht einem<br />

durchschnittlichen Hollywood-Action-<strong>Film</strong>. Wo<br />

sind sie geblieben?<br />

WEIGENSAMER: Agbogbloshie wird hauptsächlich<br />

von Moslems aus dem Norden Ghanas bewohnt,<br />

da gibt es eine strikte Trennung. Es ist eine durchaus<br />

männlich dominierte Gesellschaft. Die Frauen<br />

kümmern sich ausschließlich um die Zubereitung<br />

der Mahlzeiten, verkaufen Waren und versorgen die<br />

Arbeiter mit Wasser. Außerdem haben wir mit dem<br />

Mädchen, das vorgibt ein Junge zu sein, denke ich,<br />

eine besonders interessante Figur im <strong>Film</strong>.<br />

Wollen und können Sie mit Ihren Dokumentarfilmen<br />

die Welt verbessern?<br />

KRÖNES: Ich glaube nicht,<br />

dass wir mit <strong>Film</strong>en die Welt<br />

verändern können, aber die<br />

Hoffnung bleibt, dass wir mit<br />

unseren Projekten zumindest<br />

ein wenig zum Nachdenken<br />

anregen. Sodom ist<br />

das Ergebnis eines globalen<br />

Problems, es gäbe nur systemische<br />

Lösungen, aber da<br />

ist von keiner Seite Aktivität<br />

zu bemerken. Für Europa ist<br />

diese Art der Müllentsorgung<br />

die billigste Möglichkeit den<br />

Elektroschrott los zu werden,<br />

für die Ghanaer ist es ein Weg,<br />

zumindest ein wenig Geld zu<br />

verdienen. Zynisch betrachtet<br />

ist es also eine win-win-Situation für beide Seiten.<br />

WEIGENSAMER:<br />

Es ist der Sündenfall der westlichen Welt, der aber<br />

in Afrika stattfindet und es werden die Falschen<br />

bestraft. Es würde schon genügen, diesen Kontinent<br />

nicht länger auszubeuten. Unser <strong>Film</strong> ist ein<br />

Versuch, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen,<br />

einen Blickwinkel aufzuzeigen und eventuell auch<br />

zu verändern.<br />

„Welcome to Sodom“<br />

Der Dokumentarfilm „Welcome to<br />

Sodom“ lässt die Zuschauer hinter<br />

die Kulissen von Europas größter<br />

Müllhalde mitten in Ghana, Afrika<br />

blicken und portraitiert die Verlierer<br />

der digitalen Revolution. Dabei<br />

stehen nicht die Mechanismen des<br />

illegalen Elektroschrotthandels<br />

im Vordergrund, sondern die<br />

Lebensumstände und Schicksale<br />

von Menschen, die das recyclen<br />

was die Erste Welt nicht mehr<br />

braucht. Elektronik-Hersteller<br />

vermelden Rekordabsätze, dank<br />

immer rascherer Produktzyklen-<br />

Smartphones, Flatscreens und<br />

Computer sind in kürzester Zeit<br />

„Altware“. Die Müllhalde von<br />

Agbogbloshie bei Accra wird<br />

höchstwahrscheinlich auch<br />

letzte Destination für die Tablets,<br />

Smartphones und Computer sein,<br />

die wir heute in Europa kaufen.<br />

Regie: Florian Weigensamer &<br />

Christian Krönes<br />

Kamera & Schnitt:<br />

Christian Kermer<br />

Buch: Roland Schrotthofer &<br />

Florian Weigensamer<br />

Produktion: Blackbox <strong>Film</strong> &<br />

Medienproduktion<br />

Kinostart: 23. November<br />

27


filmbiz<br />

„Wie macht man Gestank<br />

hörbar?“<br />

Wenn man den beiden jungen Musikern Jürgen Kloihofer & Felix Sturmberger gegenüber sitzt, kann man nicht<br />

anders, als sich von ihrem Enthusiasmus anstecken zu lassen. Das <strong>Sound</strong>design für den Dokumentarfilm „Welcome<br />

to Sodom“ zu gestalten, betrachten sie als eines ihrer bisherigen beruflichen Highlights, wobei die Kundenliste ihres<br />

Tonstudios „heimwerk.audio“ auch sonst nicht schlecht klingt.<br />

Jürgen Kloihofer &<br />

Felix Sturmbeger<br />

Was waren Ihre Ausgangsüberlegungen zum<br />

Thema <strong>Sound</strong> für einen <strong>Film</strong>, der auf einer Müllhalde<br />

gedreht wurde, wo Höllenlärm herrscht?<br />

JÜRGEN KLOIHOFER: Man ist anfangs etwas erschlagen,<br />

aber je länger man sich mit dem befasst,<br />

was man als Lärm bezeichnen könnte, desto mehr<br />

entdeckt man darin rhythmische, fast musikalische<br />

Strukturen, die diesen Ort auch auszeichnen. Für uns<br />

war also schnell klar, dass wir erstens diesen einzigartigen<br />

<strong>Sound</strong> auch in der <strong>Film</strong>musik aufgreifen müssen<br />

und zweitens, dass der <strong>Film</strong> nach einer flächigen<br />

<strong>Film</strong>musik verlangt, da in Sodom allein die Arbeit in<br />

Form des Hämmerns den Rhythmus vorgibt.<br />

FELIX STURMBERGER: Es geht aber auch um ein<br />

Sichtbar- , oder eher um ein Hörbarmachen der<br />

Menschen, die dort leben. Die <strong>Sound</strong>ebene eines<br />

<strong>Film</strong>es steht meistens im Schatten der Bilder, weil sie<br />

unbewusst wahrgenommen wird. Das kann durchaus<br />

sehr nützlich sein, um subtile Botschaften zu<br />

transportieren. Auch Sodom ist ein blinder, versteckter<br />

Ort, den man nicht sehen will und ihn verdrängt.<br />

Im <strong>Sound</strong>track haben wir daher durch das Sampeln<br />

unserer Alltags- und Arbeitsgeräte einen Hinweis<br />

aus Europa versteckt. Man kann seine Augen vor<br />

dem Elend verschließen, deshalb wollten wir unsere<br />

Mitverantwortung dafür im <strong>Sound</strong>track hörbar<br />

machen. Dafür haben wir spezielle Geräte namens<br />

Elektrosluch und Priezor verwendet.<br />

Was sind das für Geräte?<br />

KLOIHOFER: Das sind vom slowakischen <strong>Sound</strong>künstler<br />

Jonáš Gruska (LOM) entwickelte Geräte, die<br />

nach einem ähnlichem Prinzip wie die Tonabnehmer<br />

einer E-Gitarre funktionieren. Kurz gesagt kann<br />

man damit elektomagnetische Felder hörbar machen.<br />

Wir nahmen die elektronischen Alltagsgeräte,<br />

deren Entsorgung im <strong>Film</strong> die Hauptkomponente<br />

der Arbeit ist, auf, recycelten sie und komponierten<br />

daraus musikalische Flächen. Für die Aufbereitung<br />

der Samples wie etwa eines Laptops oder einer<br />

Playstation, nutzen wir einen Granularsynthesizer,<br />

den Granulator von Robert Henke. Die O-Töne haben<br />

wir auf ähnliche Weise in die Musik einfließen<br />

lassen. So wurden verschiedene perkussive <strong>Sound</strong>s<br />

wie, Hämmer, aber auch der Ruf des Muezzins und<br />

Motorengeräusche gesampelt, um so den „<strong>Sound</strong> of<br />

Sodom“ in der Musik hörbar zu machen.<br />

STURMBERGER: Der <strong>Film</strong> war für uns eine Herzensangelegenheit.<br />

Wir haben uns richtig hineingelebt.<br />

Es war eine sehr intensive Zeit und daher gut von<br />

Produzentenseite eine Deadline zu haben. Auch Martin<br />

Löcker, der die Mischung übernommen hat, war<br />

eine große Hilfe, um die richtige Balance zu finden<br />

was den Musikeinsatz angeht. Er hat uns mit seinen<br />

frischen Ohren etwas eingebremst und uns geraten,<br />

einige Tracks aus dem <strong>Film</strong> zu streichen. Das ist zwar<br />

manchmal bitter, aber auch unglaublich wichtig, weil<br />

es sonst passieren kann, dass man den Überblick verliert.<br />

Wir saßen drei Monate an dem <strong>Film</strong> und hätten<br />

sicher auch nochmal so lang daran gearbeitet, hätten<br />

wir tatsächlich jede einzelne Idee umgesetzt.<br />

Wieviel ist davon im <strong>Film</strong> zu hören?<br />

KLOIHOFER: Durch das <strong>Sound</strong> Design wollten wir<br />

Sodom für die ZuseherInnen fühlbar machen. Es<br />

gibt gewisse Perspektiven die man allein durch Bilder<br />

nicht darstellen kann. Das sind kleine Details,<br />

die viele ZuseherInnen nicht bewusst wahrnehmen,<br />

aber einen großen Einfluss auf die Erscheinung einer<br />

Szene haben. Ein simples Beispiel: Wie kann<br />

man Gestank hörbar machen? Wir haben da viel mit<br />

<strong>Sound</strong>s von Fliegen gearbeitet und fast jede einzelne,<br />

die durchs Bild fliegt, nachvertont. Wir haben sogar<br />

eine Lieblingsfliege, die in einer Szene direkt auf<br />

das Publikum zufliegt. (lacht)<br />

STURMBERGER: Für den Charakter Americo, der<br />

28


filmbiz<br />

sich selbst als Businessman bezeichnet, haben wir<br />

aus Samples von Geräuschen von Ölfässern eine<br />

surreale <strong>Sound</strong>scape erstellt, um seinen Traum vom<br />

großen Deal zu transportieren. So haben wir uns<br />

Szene für Szene durch den <strong>Film</strong> gearbeitet. So wie<br />

die Menschen im <strong>Film</strong> unseren Elektromüll recyceln,<br />

haben wir probiert den O-Ton zu recyclen und daraus<br />

die Musik zu gestalten.<br />

Inwieweit hat Sie die Thematik des <strong>Film</strong>s berührt?<br />

KLOIHOFER: Wenn man soviel Zeit mit dem <strong>Film</strong><br />

verbringt wie wir, dann beginnt man sich stark mit<br />

den Charakteren zu identifizieren. Wenn man ein<br />

zwölfjähriges Kind sieht, welches im verbrannten<br />

Boden nach Metallresten sucht, um Geld damit zu<br />

verdienen, denkt man natürlich sofort was man<br />

selbst in dem Alter gemacht hat. Wir sind mit Spielekonsolen<br />

aufgewachsen, von denen sicher viele in<br />

Agbogbloshie gelandet sind.<br />

STURMBERGER: Im Studio denkt man oft: „Das wär<br />

doch noch ein netter neuer Synthesizer“ oder „Dieses<br />

Mikrofon sollte ich mir vielleicht noch kaufen.“<br />

Wenn man dann mit einem Musiker konfrontiert<br />

wird, der auf der Müllhalde lebt und arbeitet und<br />

dort in einem improvisierten Tonstudio seine Musik<br />

produziert, landet man schnell wieder am Boden<br />

der Realität. Dann lernt man das, was man hat wieder<br />

ganz neu zu schätzen.<br />

Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />

STURMBERGER: Vielleicht sollten wir endlich unser<br />

Album fertigstellen. Wir kennen uns ja bereits seit<br />

dem gemeinsamen Multimediaart Studium an der<br />

FH Salzburg und da ist schon seit dieser Zeit viel Material<br />

zusammengekommen. Es fehlt nur mehr der<br />

letzte, entscheidende Schritt.<br />

Auf www.heimwerk.audio findet man auch ein<br />

Making Of zum <strong>Sound</strong> Design von „Welcome To<br />

Sodom“ und andere Arbeiten.<br />

Edition „Der österreichische<br />

<strong>Film</strong>“ Vol. 13<br />

Der „Kanon des österreichischen <strong>Film</strong>s“ ist um eine Staffel reicher und steht jetzt bei der Glückszahl 13: in der Reihe<br />

„Der österreichische <strong>Film</strong>. Edition Der Standard“, die von der Firma Hoanzl ins Leben gerufen wurde, sind soeben<br />

15 neue Titel, von Dokumentation über Drama bis zur Komödie, die allesamt das Zeug zum Klassiker haben - oder<br />

es schon sind, erschienen. Mehr als 300 hochwertige Produktionen sind bis dato in dieser DVD-Reihe versammelt.<br />

Fotos © Markus Wache<br />

Bei der traditionellen Präsentation im Metro Kino<br />

herrschte - trotz vieler Unkenrufe zum Tode der DVD<br />

- unter den Anwesenden Aufbruchsstimmung, vermittelt<br />

am besten vom Chef Georg Hoanzl: „Ich habe<br />

nicht gewusst, ob ich mit diesem Projekt baden<br />

gehe. Aber ich habe mir gedacht: wenn ich scheitere,<br />

dann für so eine gute Idee. […] Der österreichische<br />

<strong>Film</strong> ist das Risiko wert.“<br />

Gerlinde Seitner, Georg Hoanzl, Roland Teichmann<br />

Nach einführenden Worten<br />

von Florian Widegger (<strong>Film</strong>archiv<br />

Austria) und Begrüßung<br />

durch den Gastgeber<br />

Georg Hoanzl sprach unter<br />

der Moderation von Standard-<strong>Film</strong>kritiker<br />

Dominik<br />

Kamalzadeh Kulturstadträtin<br />

Veronica Kaup-Hasler<br />

über die kulturpolitische<br />

Bedeutung der Edition. Im<br />

Anschluss daran gab Daniela<br />

Padalewski-Gerber, die<br />

Obfrau des Verband <strong>Film</strong>schnitt<br />

Austria mit ihrem<br />

Team einen Einblick in das<br />

Thema <strong>Film</strong>schnitt.<br />

Sehr erfreulich auch, dass<br />

Wiens Kulturstadträtin Veronica<br />

Kaup-Hasler in die<br />

Fußstapfen ihres Vorgängers tritt und sich als ebenso<br />

große <strong>Film</strong>freundin ausweist. Und trotz ihrer visionären<br />

Gedanken, die ihr für viele Projekte in Wien<br />

Georg Hoanzl<br />

29


filmbiz<br />

vorschweben, glaubt sie an das „alte“ Medium DVD:<br />

„Die Edition ist ein Grund, für alle die keinen mehr<br />

haben, sich einen DVD-Player anzuschaffen und<br />

an das Medium zu glauben. Es ist so wichtig, diese<br />

Bandbreite zu haben. Auch für Bereiche des <strong>Film</strong>s,<br />

die einer Verwertungslogik wie wir sie sonst kennen<br />

einfach nicht standhalten […] die aber maßgebliche<br />

Kunstwerke sind.“<br />

Beim geselligen Miteinander mit Speis und Trank<br />

klang der Abend schließlich aus.<br />

Die 15 aktuellen Titel<br />

#296: Wilde Maus (Josef Hader)<br />

#297: Untitled (Michael Glawogger / Monika Willi)<br />

#298: Hotel Rock‘n‘Roll (Michael Ostrowski / Helmut Köpping)<br />

#299: L‘ANIMALE (Katharina Mückstein)<br />

#300: 1918 - Augenblicke der Geschichte (Archivaufnahmen)<br />

#301: Die Liebhaberin (Lukas Valenta Rinner)<br />

#302: Was uns bindet (Ivette Löcker)<br />

#303: Die Hölle (Stefan Ruzowitzky)<br />

#304: Menschenfrauen (Valie Export)<br />

#305: Wie die anderen (Constantin Wulff)<br />

#306: Western (Valeska Grisebach)<br />

#307: Im Keller (Ulrich Seidl)<br />

#308: Bewegung in der Timeline: Audiovisionen aus der Medienwerkstatt<br />

Wien<br />

#309: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika (Maria<br />

Schrader)<br />

#310: Was hat uns bloß so ruiniert (Marie Kreutzer)<br />

„Best of Kabarett“<br />

Und weiter geht es mit dem heißen Herbst für Hoanzl,<br />

denn auch die Edition „Best of Kabarett“ feiert<br />

den 10. Geburtstag gleich mit fünf neuen Titeln.<br />

2008 startete die Edition „Best of Kabarett“ mit 40<br />

Titeln; heute, 10 Jahre später, ist die Edition mit 158<br />

Titeln die umfassendste Sammlung von österreichischem<br />

Kabarett und Satire.<br />

Die jüngste Staffel bringt eine Hommage von Andreas<br />

Vitásek an Otto Grünmandl („Grünmandl“) und<br />

Lukas Resetarits‘ mittlerweile 26. Soloprogramm<br />

„70er - leben lassen“. Den Generationssprung machen<br />

Klaus Eckel („Zuerst die gute Nachricht“), Alex<br />

Kristan („Jetlag für Anfänger“) und Thomas Stipsits &<br />

Manuel Rubey („Gott & Söhne“).<br />

Qualtinger-Jubiläumsbox<br />

Ein fixer Bestandteil der Edition Best of Kabarett ist<br />

(seit der allerersten DVD!) Helmut Qualtinger. Der<br />

Kabarettist, Schauspieler, Satiriker und Ausnahmekünstler<br />

wäre heuer 90 Jahre alt geworden. Zu diesem<br />

Anlass veröffentlicht Hoanzl eine umfassende<br />

Jubiläumsbox, die<br />

auf 10 DVDs im<br />

wertigen Schuber<br />

zahlreiche Klassiker<br />

enthält wie<br />

Herr Karl, Kurzer<br />

Prozess, alle Teile<br />

der Alpensaga<br />

und auch ein<br />

<strong>Film</strong>portrait seines<br />

Freundes und<br />

We g g e f ä h r t e n<br />

André Heller.<br />

Erhältlich sind<br />

die DVDs im<br />

Handel sowie<br />

auf www.hoanzl.<br />

Österreichischer <strong>Film</strong>preis 2019<br />

Insgesamt wurden 42 österreichische<br />

Das zweistufige Wahlverfahren ist geheim<br />

Kinofilme – plus 14 Kurzfilme – zum Auswahlverfahren<br />

für den 9. Österreichischen<br />

sicht der 21 Spielfilme, 21 Dokumentarfil-<br />

und wird notariell überwacht: Nach An-<br />

<strong>Film</strong>preis angemeldet. Teilnahmekriterien<br />

me und 14 Kurzfilme stimmen die wahlberechtigten<br />

(Ordentlichen) Mitglieder über<br />

der Spiel- und Dokumentarfilme sind laut<br />

Richtlinien ein Kinostart im Zeitraum 1.<br />

die Nominierungen in 16 Preiskategorien<br />

Oktober 2017 bis 30. November 2018,<br />

ab. Diese werden der Öffentlichkeit am 6.<br />

der Nachweis einer erheblichen österreichischen<br />

kulturellen Prägung, sowie<br />

renz präsentiert. Anschließend startet der<br />

Dezember im Rahmen einer Pressekonfe-<br />

bei internationalen Koproduktionen die<br />

2. Wahldurchgang, bei dem die Preisträgerinnen<br />

und Preisträger bestimmt werden.<br />

Anerkennung der Koproduktion durch das<br />

Bundesministerium für Digitalisierung und Marlene Ropac & Michael Sturminger<br />

Am 24. Jänner findet in der Burg<br />

Wirtschaftsstandort (bmdw). Kurzfilme<br />

Perchtoldsdorf (Niederösterreich) der<br />

qualifizieren sich aufgrund von Auszeichnungen und Festivalerfolgen<br />

des vergangenen Jahres für die Teilnahme.<br />

Am 30. Jänner geht schließlich die Preisverleihung im<br />

Abend der Nominierten statt.<br />

Die <strong>Film</strong>e werden den derzeit 513 Akademie-Mitgliedern (430 Wiener Rathaus über die Bühne. Beide Abende werden von<br />

Ordentliche, 78 Außerordentliche und 5 Fördernde Mitglieder) Regisseur und Akademiemitglied Michael Sturminger inszeniert.<br />

zur Sichtung als Video-on-Demand zur Verfügung gestellt. Die Das öffentliche Screening der 14 eingereichten Kurzfilme<br />

Akademie kooperiert hierfür auch heuer wieder mit dem österreichischen<br />

VOD-Portal Flimmit (www.flimmit.com).<br />

im mumok kino statt. Eintritt<br />

findet am Sonntag, 11. November 2018 ganztätig ab 11 Uhr<br />

frei!<br />

30


filmbiz<br />

31


filmbiz<br />

„Das Private ist<br />

immer politisch“<br />

Drehbücher wurden von Eva Spreitzhofer schon etliche verfilmt, nun bekam sie die Chance, für ihr Herzensprojekt<br />

selbst Regie zu führen. Warum ihr <strong>Film</strong> „Womit haben wir das verdient?“ genau jetzt wichtig ist und was sich an<br />

der Geschlechterverteilung ändern sollte, erklärt die eloquente <strong>Film</strong>expertin im FSM-Interview.<br />

Eva Spreitzhofer<br />

„Es ist doch völlig<br />

absurd, dass<br />

wir jetzt ernsthaft<br />

wieder ein<br />

Religionsthema auf<br />

der Tagesordnung<br />

haben, dass es<br />

einen Backlash in<br />

der Frauenbewegung<br />

gibt, dass das<br />

konservative<br />

Frauenbild exakt<br />

mit dem von<br />

vielen Islamisten<br />

korrespondiert.“<br />

Was ist Ihr erstes Erkenntnis als Neoregisseurin?<br />

EVA SPREITZHOFER: Es war großartig, mein<br />

Drehbuch genauso umzusetzen, wie ich das für<br />

richtig halte. Ich werde deshalb in Zukunft auch<br />

kein Buch von mir mehr aus der Hand geben. Ich<br />

wusste, welche Stimmung ich beim Drehen haben<br />

will und mit wem ich gerne arbeiten möchte. Meine<br />

Dialoge sind sehr genau auf Pointe und Timing<br />

geschrieben. Ich weiß, warum ich welche Figur was<br />

und wann sagen lasse und weiß dadurch auch,<br />

wenn von den SchauspielerInnen etwas anderes<br />

kommt, als im Buch steht, ob es für die Geschichte<br />

gut ist oder nur gerade jetzt am Set lustig ist.<br />

Die Schauspielriege ist beeindruckend, von<br />

Burgtheaterstar Caroline Peters über den<br />

vielbeschäftigten Simon Schwarz, dem Nachwuchstalent<br />

Chantal Zitzenbacher bis zu den<br />

kleinsten Nebenrollen. Wie gelang es Ihnen<br />

als Regiedebütantin die Créme de la créme in<br />

kürzester Zeit für Ihr Projekt zu begeistern ?<br />

SPREITZHOFER: Sie mochten das Buch unheimlich<br />

gerne und es hat jede Rolle, egal wie klein sie<br />

ist, eine große Wichtigkeit. Nahezu jeder Satz ist<br />

eine Pointe, das lieben komödiantische SchauspielerInnen<br />

natürlich. Und dass wir ein Thema behandeln,<br />

das so politisch aktuell und brisant ist, war natürlich<br />

auch ein Kriterium. Meine Casterin Eva Roth<br />

und ich haben im Vorfeld auch sehr genau überlegt,<br />

wen wir uns ansehen wollen und haben sehr<br />

gezielt gecastet. Und Caroline Peters hat sich großartigerweise<br />

sehr viel Zeit genommen, um auszuprobieren,<br />

wer in diese Patchwork-Familie passt.<br />

Sie sprachen gerade das Thema Politik an: wie<br />

weit ist das Kopftuch die tragende Message<br />

des <strong>Film</strong>s?<br />

SPREITZHOFER: Wir saßen vor einigen Jahren in<br />

einer Runde von Eltern zusammen, unsere Kinder<br />

waren gerade am Beginn der Pubertät, und<br />

wir haben uns darüber unterhalten, was jetzt<br />

wohl alles auf uns zukommen wird. Alle haben<br />

die für sie schlimmsten Dinge aufgezählt: Drogen,<br />

Schwangerschaft, Schule abbrechen, dass<br />

das Kind rechtsradikal werden könnte ... Ich hab<br />

gesagt, das Schlimmste für mich als Atheistin und<br />

Feministin wäre, wenn meine Tochter plötzlich mit<br />

Kopftuch vor mir stehen und mir erklären würde,<br />

sie ist jetzt voll religiös geworden. Die Vorstellung<br />

fanden alle total lustig und die Idee zur Komödie<br />

war geboren. Dass das Thema so eskalieren würde,<br />

war damals noch nicht absehbar. Ich denke, wir<br />

haben den <strong>Film</strong> genau zur richtigen Zeit gedreht.<br />

Wir dürfen wichtige Themen nicht den rechten<br />

Parteien überlassen. Es ist doch völlig absurd, dass<br />

wir jetzt ernsthaft wieder ein Religionsthema auf<br />

der Tagesordnung haben, dass es einen Backlash<br />

in der Frauenbewegung gibt, dass das konservative<br />

Frauenbild exakt mit dem von vielen Islamisten<br />

korrespondiert. Es geht eben nicht um irgendeine<br />

Kopfbedeckung, sondern um ein Thema das von<br />

allen Seiten ideologisch vereinnahmt wird. Der<br />

Spruch „alles Private ist politisch“ bewahrheitet<br />

sich immer wieder.<br />

Im <strong>Film</strong> wird so ziemlich jedes Milieu gezeigt:<br />

die liberale Patchworkfamilie mit ihrem erweiterten<br />

Freundeskreis, die Gläubigen in der<br />

Moschee, die türkische Bäckerin, die katholische<br />

Braut, - wie vertraut waren Sie mit diesen<br />

Umfeldern?<br />

SPREITZHOFER: Ich liebe es, zu recherchieren und<br />

habe für diesen <strong>Film</strong> mit sehr vielen, sehr unterschiedlichen<br />

Menschen geredet, sehr viel beobachtet<br />

und viel gelernt und bin zur Islamspezialistin<br />

geworden, obwohl ich komplett antireligiös<br />

32


filmbiz<br />

bin. Im <strong>Film</strong> kommen viele verschiedene Perspektiven<br />

vor, die immer wieder eine andere Sicht auf die<br />

Dinge ermöglichen. Ich wollte, dass unterschiedliche<br />

Gruppen über unterschiedliche Dinge gemeinsam<br />

lachen können, wie in den erfolgreichen<br />

Disneyfilmen à la „Findet Nemo“, wo Kinder über<br />

anderes lachen, als Erwachsene. Und ich wollte<br />

eine Komödie machen, die wie eine französische<br />

Komödie wirkt – ein gesellschaftspolitisches Thema<br />

über das man lachen kann und nachdenken.<br />

Eine Stärke des <strong>Film</strong>s sind die spritzigen Dialoge,<br />

offenbar Ihr Markenzeichen, es stand somit<br />

außer Frage eine Komödie zu drehen?<br />

SPREITZHOFER: Für die Hauptperson Wanda tritt<br />

das Schlimmste ein, was sie sich vorstellen kann,<br />

als ihre Tochter zur gläubigen Muslima mutiert<br />

und das ist immer die beste Voraussetzung für eine<br />

Komödie. So ein komplexes Thema eignet sich am<br />

Besten für eine Komödie, weil man dann überspitzter<br />

erzählen kann. Außerdem lache ich selbst gerne<br />

und viel zu selten im Kino. Es ist intelligente Unterhaltung<br />

und je mehr Menschen sich differenziert<br />

mit dieser Thematik auseinandersetzen, umso besser.<br />

Alles, was in meinem <strong>Film</strong> vorkommt, gibt es in<br />

Wirklichkeit. Für jedes einzelne YouTube-Video im<br />

<strong>Film</strong>, gibt es eine Vorlage, wir haben es nur nachgedreht<br />

bzw. so verändert, dass wir keine Rechteprobleme<br />

bekommen. Es gibt im Internet Anleitungen<br />

für Frauen, die Niqab tragen, wie sie am Besten<br />

damit essen und trinken, es gibt Antworten auf<br />

die Frage, ob Schnurrbart tragen haram ist und es<br />

gibt natürlich viele Diskussionssendungen zu dem<br />

Thema, in denen man alle Positionen irgendwann<br />

mal auswendig mitsprechen kann. Ich habe sehr<br />

aufgepasst, keine Codes zu verletzen. Zum einen<br />

aus inhaltlichen Gründen, weil ich wollte, dass alles<br />

stimmt und weil die Realität sowieso immer lustiger<br />

ist als das, was man sich ausdenkt.<br />

Im Gender Report des Österreichischen<br />

<strong>Film</strong>instituts wurde genauestens belegt, wie<br />

ungleich das Geschlechterverhältnis nach wie<br />

vor ist und dass das nicht nur die Positionen<br />

am Set betrifft, sondern auch die Rollen. Was<br />

gehört geändert?<br />

SPREITZHOFER: Ich wundere mich immer wieder,<br />

dass heutzutage ständig <strong>Film</strong>e gedreht werden, in<br />

denen die Frauenrollen dermaßen eindimensional<br />

gezeigt werden. Aber auch die Männerrollen sind<br />

meist solche Klischees, dass man sich nur wundert.<br />

Es ist einfach wichtig, eine Vielfalt abzubilden.<br />

Frauen sind 51% der Weltbevölkerung und deshalb<br />

kann es doch auch keine Diskussion mehr darüber<br />

geben, dass wir das auch in der <strong>Film</strong>branche<br />

abgebildet haben wollen.<br />

Der <strong>Film</strong> startet Ende November in den österreichischen<br />

Kinos, welche Wünsche außer<br />

einen Kassaerfolg haben Sie noch in petto?<br />

SPREITZHOFER: Wir hatten Weltpremiere in Zürich<br />

und die ZuschauerInnen haben gekreischt vor Lachen,<br />

es war großartig, das zu erleben. Gleichzeitig<br />

ist es ein <strong>Film</strong>, der Diskussionen auslöst und unterschiedlichste<br />

Perspektiven zeigt. Ich werde auch<br />

bei möglichst vielen Premieren in Österreich, in<br />

Deutschland und der Schweiz dabei zu sein, weil<br />

mir das Gespräch mit dem Publikum wichtig ist.<br />

Und wenn es mit „Womit haben wir das verdient“<br />

gelingt, zu einem Diskurs beizutragen, fände ich das<br />

wunderbar. Und der österreichischen <strong>Film</strong>branche<br />

wünsche ich mehr <strong>Film</strong>e mit Frauenrollen, die sich<br />

nicht nur um Beziehungen und Männer drehen.<br />

Womit haben wir<br />

das verdient?<br />

Die atheistische, feministische Ärztin Wanda fällt aus allen<br />

Wolken, als ihre pubertierende Tochter Nina ihr eröffnet, sie<br />

sei zum Islam übergetreten. Die Weltoffenheit der liberalen<br />

Patchwork-Familie steht nun auf dem Prüfstand. Weltanschauungen<br />

prallen aufeinander, Sichtweisen verändern<br />

sich. Eine Komödie über die Suche nach Erklärungen, nach<br />

Zugehörigkeit, nach Identität, nach Zusammenhalt und paradiesischen<br />

Zuständen.<br />

Drehbuch & Regie: Eva Spreitzhofer<br />

Produzenten: Thomas Hroch, Gerald Podgornig<br />

Bildgestaltung: Andreas Thalhammer, Xiaosu Han<br />

Montage:<br />

Alarich Lenz<br />

Szenenbild: Katrin Huber, Gerhard Dohr<br />

Kostüm:<br />

Martina List<br />

Ton:<br />

Claus Benischke-Lang<br />

<strong>Film</strong>komposition: Iva Zabkar<br />

Casting:<br />

Eva Roth<br />

Kinostart: 30. November<br />

DarstellerInnen: Caroline Peters (Wanda), Chantal Zitzenbacher<br />

(Nina), Simon Schwarz (Harald), Marcel Mohab (Toni),<br />

Anna Laimanee (Klara), Hilde Dalik (Sissy) uvm.<br />

<strong>Film</strong>förderstellen: <strong>Film</strong>institut, <strong>Film</strong>fonds Wien,<br />

<strong>Film</strong>standort Austria<br />

Fernsehbeteiligung ORF (<strong>Film</strong>/Fernseh-Abkommen)<br />

Caroline Peters (r) &<br />

Chantal Zitzenbacher<br />

33


filmbiz<br />

„Gartenbaukino ist ein<br />

Wahrzeichen der Stadt“<br />

Während des <strong>Film</strong>festivals Viennale, das Eigentümer des Gartenbaukinos ist, herrscht Hochbetrieb am Parkring,<br />

doch wie läuft das Kino unterjährig bzw. welche Aufgaben sieht der seit 10 Jahren amtierende Geschäftsführer<br />

Norman Shetler für ein Kommunalkino dieser Größenordnung? Soviel vorweg, es ist von Vorteil, ein optimistischer<br />

Mensch zu sein.<br />

Fotos © Astrid Johanna Ofner<br />

Norman Shetler<br />

Wie oft im Jahr ist das Gartenbaukino mit seinen<br />

736 Plätzen außerhalb der Viennale ausverkauft?<br />

NORMAN SHETLER: Mit der Viennale, unsere Muttergesellschaft,<br />

betreiben wir eine sehr schöne Kooperation,<br />

die zur gegenseitigen Befruchtung dient.<br />

Ende Oktober ist im Kino Ausnahmezustand, das<br />

<strong>Film</strong>geschehen ist verdichtet in 10 Tagen hier vor<br />

Ort, großartig, sicherlich einer der Höhepunkte für<br />

alle Cineasten. Grundsätzlich sind wir ein subventionierter<br />

Betrieb, der auch nach Auslastung agieren<br />

muss, aber eben nicht nur, wie die privaten Betreiber.<br />

Wir dürfen uns den Luxus leisten, auch <strong>Film</strong>e zu<br />

zeigen, die wir als wichtig erachten, im Wissen, dass<br />

es eine überschaubare Zielgruppe sein wird. Es gibt<br />

immer wieder Enttäuschungen und zum Glück auch<br />

die positiven Ausreißer.<br />

Um es konkret zu benamsen: nennen Sie dafür<br />

Beispiele?<br />

SHETLER: Aktuell war ich enttäuscht, dass die Spike<br />

Lee-Reihe nicht besser angenommen wurde, bis auf<br />

den neuen <strong>Film</strong> „Blackkklansman“, erfreulich hingegen,<br />

dass sich der <strong>Film</strong> „Shut Up And Play The Piano“<br />

offenbar mit Mundpropaganda so verbreitet hat,<br />

dass er viel bessere Zuschauerzahlen hatte als erwartet.<br />

Ein besonderes Erlebnis war auch „2001: Odyssey<br />

Im Weltraum“ im 70mm <strong>Film</strong>format, der <strong>Film</strong> war<br />

mehrmals hintereinander ausverkauft, man konnte<br />

eine Stecknadel fallen hören, so konzentriert war die<br />

Spannung. So ein gemeinsames <strong>Film</strong>erlebnis gibt<br />

es nur im Kino! Übrigens ergibt sich da ein roter Faden,<br />

denn die Eröffnung des Gartenbaukinos am 19.<br />

Dezember 1960 wurde mit einem anderen <strong>Film</strong> von<br />

Stanley Kubrick begangen und zwar mit „Spartacus“.<br />

Es ist sehr wichtig, ein Stammpublikum zu haben<br />

und mit vielen verschiedenen Zusatzaktivitäten<br />

neue Zuseher anzulocken. Wir haben viele verschiedene,<br />

mittlerweile etablierte Reihen wie zB Schinken,<br />

maschek zu Silvester, 70mm, Strahler 80, Stand<br />

Up Vienna etc. Das verpachtete Büffet an das Team<br />

der erweiterten Buchhandlung „phil“ macht eigenständige<br />

Abende mit Musik und Tanz, die auch sehr<br />

gut ankommen. Eventcinema hat sich etabliert, wobei<br />

mir ein niederschwelliger Zugang noch immer<br />

sehr wichtig ist. Es wäre schön, wenn jede(r) BewohnerIn<br />

der Stadt mindestens einmal in seinem Leben<br />

im Gartenbaukino war.<br />

Warum?<br />

SHETLER: Das Gartenbaukino gehört zu den Wahrzeichen<br />

der Stadt, es ist ein unveränderter, klassischer<br />

Bau aus den 1960-er Jahren und nach vielen<br />

Gesprächen mit den Behörden stehen wir demnächst<br />

unter Denkmalschutz. Es ist eines der verbliebenen<br />

Beispiele für Freizeitarchitektur, das seinen<br />

Retrocharme bewusst ausspielt, weil es eben historisch<br />

bedeutsam ist. Aber das würde nicht reichen,<br />

um Leute zu einem Kinobesuch zu animieren, da<br />

spielen andere Kriterien wie Programm, Erreichbarkeit,<br />

Bild, Ton, Bequemlichkeit etc. eine Rolle, ob man<br />

sich in einem Kino wohlfühlt. Ich sehe das Gartenbau<br />

als einen ungewöhnlich ansprechenden Ort<br />

mit sorgsamer Programmierung, als Zuschauer fühlt<br />

man sich hoffentlich gut abgeholt.<br />

Nach welchen Kriterien programmieren Sie die<br />

<strong>Film</strong>e?<br />

SHETLER: Wir schauen wie alle anderen, was wir bekommen<br />

können, lustigerweise ist das recht kurzfristig,<br />

wir planen oft wenige Monate meist ein Monat<br />

voraus und dann heißt es noch immer sehr flexibel<br />

sein. In der <strong>Film</strong>vertriebsökonomie sind die Kinos ja<br />

die letzten in der Verwertungskette. Unser Ziel ist es,<br />

ein Erstaufführungskino zu sein, das mit guter Projektion<br />

und gutem Ton punkten kann.<br />

34


filmbiz<br />

Neben dem Gartenbau führen Sie auch<br />

das Stadtkino im Künstlerhaus, wie sind<br />

da die Verhältnisse: Ergänzung, Konkurrenz?<br />

SHETLER: Dieses Kino bekamen wir heuer<br />

dazu, es gab einiges aufzuarbeiten, die Evaluierungsphase<br />

ist abgeschlossen, da wollen<br />

wir demnächst durchstarten. Das Team<br />

ist sehr engagiert, es gibt sehr viele Ideen,<br />

es fehlen fast die zeitlichen Möglichkeiten<br />

noch Specials durchzuführen. Früher war das<br />

Stadtkino einem recht radikalen Autorenkinoanspruch<br />

unterworfen, wir wollen etwas in<br />

die Breite gehen, mehr in die Popkultur, mehr<br />

mit Festivals, <strong>Film</strong>schulen etc. zusammen arbeiten.<br />

Grundsätzlich aber müssen beide Kinos<br />

getrennt voneinander funktionieren.<br />

Sie betrieben jahrelang eine anspruchsvolle<br />

Arthouse-Videothek, die die Entwicklungen<br />

der Zeit nicht überlebte, wird<br />

Kino Bestand haben?<br />

SHETLER: Das Alphaville lief jahrelang sehr<br />

gut, da wir eben ungewöhnliche <strong>Film</strong>e anboten,<br />

alle natürlich im Original und es eine<br />

kleine Heimstätte für die Cineasten der Stadt<br />

war. Zum Glück erkannten wir rechtzeitig die<br />

Zeichen. Das Internet hat auch viel Positives<br />

hervorgerufen wie zB. die social media-Kanäle.<br />

Wir als Kinobetreiber, der kein großes<br />

Marketingbudget hat, sind dort gut aufgehoben,<br />

um Promotion zu betreiben. Es ist<br />

zwar kleinteilige Arbeit, aber es funktioniert,<br />

um eine Kundennähe zu erlangen bzw. in<br />

Kontakt mit unserem Publikum zu sein. Wir<br />

haben im Gartenbau in der Vergangenheit<br />

schon einige Aktionen durchgeführt, die<br />

wunderbar angenommen wurden wie zB.<br />

der Verkauf von Umhängetaschen aus der<br />

ehemaligen Leinwand u.a. ähnlich gelagerte<br />

Projekte. Ob Kino Bestand haben wird, hängt<br />

von den nachkommenden Generationen ab.<br />

Wir Kinobetreiber ziehen an einem Strang,<br />

wollen noch mehr für die Vermittlung machen,<br />

aber generell bin ich überzeugt, wenn<br />

man einmal einen <strong>Film</strong> auf dem 70mm-Format<br />

gesehen hat, wenn man die Größe und<br />

Schönheit hervorragender <strong>Film</strong>e erkennt, ist<br />

man mit dem Kinovirus angesteckt.<br />

Seit der Übernahme durch die Viennale im Jahre 2002<br />

und der Installierung einer eigenen Betriebsgmbh<br />

namens Entuziasm hat sich das Gartenbaukino<br />

wieder als DAS wesentliche Premierenkino der Stadt<br />

etabliert, sich mit einem täglichen, im wesentlichen<br />

einem Arthouse-Kino angelehnten Mischprogramm<br />

aus anspruchsvollem Mainstream, Dokumentarfilmen<br />

und kleinen Entdeckungen selbstbewusst positioniert<br />

und sich als spannender Ort für Lesungen, Performances<br />

und Konzerte einen Namen gemacht.<br />

BRIEF VON DER<br />

AKADEMIE<br />

Das Format, das auch mal scheitern darf<br />

Wenn ich durch den Streaming-Anbieter meines Vertrauens browse, entdecke ich in<br />

letzter Zeit immer öfter Kurzfilme und Kurzdokus im Sortiment. Kleine Schätze im<br />

Schatten der großen Produktionen, die man nicht einmal als eigenes Genre filtern<br />

kann. Aber immerhin – sie sind da. Die Länge und generell das Format eines <strong>Film</strong>s<br />

werden durch non-lineares Fernsehen und Streaming-Anbieter immer unwichtiger.<br />

Ebenso Herkunft und Sprache. So sickern Kurzfilme nun langsam zu einem<br />

Mainstream-Publikum durch, und ich glaube, dass diese Entwicklung viel zum<br />

Selbstverständnis des Formats beitragen wird. Egal ob auf Vimeo oder Netflix: der<br />

Lebenslauf von Kurzfilmen beschränkt sich durch das Internet nicht mehr, wie bis<br />

vor wenigen Jahren, auf seine Festival-Verwertung.<br />

Was heißt das für uns <strong>Film</strong>emacherinnen und <strong>Film</strong>emacher? Leider nicht, dass man<br />

von Kurzfilmen leben kann. Mein Kurzfilm „Spitzendeckchen“ zählt inzwischen auf<br />

YouTube über 4 Millionen Views. Eingespielt hat er insgesamt ein paar hundert Euro.<br />

Das Geld haben wir dafür ausgegeben, um ihn online noch mehr zu promoten. Denn<br />

als Visitenkarte funktionieren Kurzfilme noch immer hervorragend. Ohne „Spitzendeckchen“<br />

hätte ich nicht meine ersten abendfüllenden Spielfilme drehen können.<br />

Es gibt noch einen wunderbaren Aspekt von Kurzfilmen, über den viel zu wenig<br />

geredet wird: Sie dürfen scheitern! So gut es mit „Spitzendeckchen“ gelaufen ist, so<br />

schlecht ist es mit anderen Projekten gelaufen, die gleich nach der Team-Premiere<br />

wieder in der Schublade verschwunden sind. Zitat zu einem dieser <strong>Film</strong>e von<br />

meinem damaligen Regie-Professor an der <strong>Film</strong>akademie: „Tja, es ist was es ist ...“<br />

Das war im Moment natürlich nicht so toll, aber auch schnell wieder vergessen. Und<br />

tatsächlich habe ich bei solchen Projekten immer am meisten dazugelernt.<br />

Scheitern zu dürfen ist ein großes Privileg. Zugang zu einem internationalen Publikum<br />

ebenso. Insofern gab es wahrscheinlich noch keine bessere Zeit, um Kurzfilme<br />

zu machen. Ich werde selbst kommendes Jahr wieder einen Kurzfilm drehen. Es ist<br />

das ideale Format, um Neues auszuprobieren, ohne viel Druck von außen.<br />

Und ich sitze heuer zum ersten Mal in der Wahlgruppe Kurzfilm für den Österreichischen<br />

<strong>Film</strong>preis 2019, weshalb ich mich auch von der Zuschauer-Seite aus gerade<br />

intensiv mit dem Format beschäftige. Am 11. November findet im mumok wieder<br />

die Österreichische Kurzfilmschau statt, bei der alle Kurzfilme gezeigt werden, die<br />

sich für das Auswahlverfahren zum Österreichischen <strong>Film</strong>preis 2019 qualifiziert<br />

haben – und zwar in einem Kinosaal auf der großen Leinwand. Egal welche Verbreitungsmöglichkeiten<br />

es noch geben wird – das ist natürlich nach wie vor der Ort, an<br />

dem man <strong>Film</strong>e am besten genießen kann!<br />

Dominik Hartl, Regisseur, Drehbuchautor<br />

Mitglied der Akademie des Österreichischen <strong>Film</strong>s<br />

www.dominikhartl.com<br />

Österreichische Kurzfilmschau – Akademie-Screening.<br />

11. November, 11 bis 18 Uhr, mumok Kino. Freier Eintritt!<br />

35


filmbiz<br />

Golden Tickets 2018<br />

Mitte Oktober fand die diesjährige Verleihung der „Golden- und Austria-Tickets“ an die besucherstärksten<br />

Kinofilme des abgelaufenen Kinojahres in Wien statt.<br />

Foto © Katharina Schiffl<br />

Golden- und Austria-Ticket-<br />

GewinnerInnen<br />

Neun „Golden-Tickets“ (ab 300.000 Besucher) und<br />

fünf „Austria-Tickets“ (ab 75.000 Besucher) wurden<br />

dabei an die erfolgreichsten <strong>Film</strong>verleihe und –vertriebe<br />

vergeben. „Die Kinowirtschaft lebt von der<br />

Qualität der <strong>Film</strong>e und wir sind froh, dass aus der<br />

<strong>Film</strong>schmiede Hollywood nach wie vor ein großartiges<br />

Produkt geliefert wird“, freut sich der Kinosprecher<br />

in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ),<br />

Christian Dörfler, mit den Preisträgern. „Aber auch<br />

der österreichische <strong>Film</strong> gibt mit insgesamt fünf<br />

Auszeichnungen ein kräftiges Lebenszeichen von<br />

sich“, lobte Dörfler die gute Performance der heimischen<br />

Produktionen. „Die Fülle an Golden Tickets<br />

und Austria Tickets ist ein schlagkräftiger Beweis für<br />

die Attraktivität des Kinos. Besonders erfreulich ist,<br />

dass sich hier die ganze Bandbreite des aktuellen<br />

<strong>Film</strong>schaffens abbildet: vom Hollywood-Blockbuster<br />

bis zum österreichischen Dokumentarfilm“, so Michael<br />

Stejskal, Obmann der Berufsgruppe <strong>Film</strong>verleih-<br />

und Vertrieb des Fachverbandes der <strong>Film</strong>- und<br />

Musikwirtschaft (WKÖ). „Kino ist aber bei weitem<br />

mehr als ‚<strong>Film</strong>e schauen‘. Kino ist Kultur, weggehen,<br />

Freunde treffen und vor allem Garant für ein intensives<br />

<strong>Film</strong>erlebnis. Die Kinos sind ein wichtiger kultureller<br />

Nahversorger der Bevölkerung in Städten,<br />

Regionen und Gemeinden. Um dieses gemeinsame<br />

Erlebnis am Puls der Zeit und attraktiv zu gestalten,<br />

investieren die österreichischen Kinobetreiber laufend<br />

enorm hohe Beträge in die neuesten technischen<br />

Errungenschaften der digitalen Vorführtechnik,<br />

was jeden Kinobesuch zu einem besonderen<br />

Erlebnis werden lässt. Nicht umsonst haben unsere<br />

Kinobetriebe international einen ausgezeichneten<br />

Ruf und es sind einmal mehr österreichische Unternehmen,<br />

die mit modernster Vorführtechnik und<br />

Ausstattung an der europäischen Spitze stehen“, so<br />

Dörfler abschließend.<br />

Golden Ticket 2018/17 (ab 300.000 Besucher)<br />

Verleiher <strong>Film</strong> Start-Datum Besucher<br />

Warner Bros Es 29.09.2017 333.857<br />

Constantin Fack Ju Göhte 3 26.10.2017 529.912<br />

Walt Disney Star Wars: Die letzten Jedi 14.12.2017 527.396<br />

Sony Jumanji: Willkommen im Dschungel 22.12.2017 317.612<br />

Universal Fifty Shades Of Grey - Befreite Lust 08.02.2018 402.777<br />

Walt Disney Avengers: Infinity War 26.04.2018 411.646<br />

Fox Deadpool 2 17.05.2018 300.464<br />

Sony Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub 16.07.2018 321.423<br />

Universal Mamma Mia! Here We Go Again 19.07.2018 478.027<br />

Austria Ticket 2018/17 (ab 75.000 Besucher)<br />

Verleiher <strong>Film</strong> Start-Datum Besucher<br />

Luna Die Migrantigen 09.06.2017 80.307<br />

Polyfilm Die beste aller Welten 08.09.2017 98.417<br />

Sony Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft 19.01.2018 122.956<br />

<strong>Film</strong>laden Arthur & Claire 16.02.2018 87.828<br />

<strong>Film</strong>laden The Green Lie 08.03.2018 76.334<br />

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filmbiz<br />

Demnächst im Kino:<br />

8./9. November<br />

Operation: Overlord (Constantin)<br />

Angelo (<strong>Film</strong>laden)<br />

Gruß vom Krampus (Thimfilm)<br />

Nur ein kleiner Gefallen (Constantin)<br />

Rememory (Kinostar)<br />

Touch Me Not (Polyfilm)<br />

Elliot – das kleinste Rentier (Einhorn)<br />

Druga Strana Svega – Die andere Seite von<br />

allem (Stadtkino)<br />

Aufbruch zum Mond (UIP)<br />

15./16. November<br />

Verliebt in meine Frau (<strong>Film</strong>laden)<br />

Juliet, Naked<br />

Suspiria (Polyfilm)<br />

Leto (<strong>Film</strong>laden)<br />

Phantastische Tierwesen: Grindelwalds<br />

Verbrechen (Warner)<br />

Was uns nicht umbringt (Thimfilm)<br />

Night School (UIP)<br />

Female Pleasure (<strong>Film</strong>laden)<br />

22./23. November<br />

Welcome to Sodom (Stadtkino)<br />

Styx (<strong>Film</strong>laden)<br />

Verschwörung (Sony)<br />

Matangi/Maya/M.I.A. (Stadtkino)<br />

29./30. November<br />

Der Grinch 3D (UPI)<br />

Womit haben wir das verdient (Luna <strong>Film</strong>)<br />

Das krumme Haus (Centfox)<br />

The House, that Jack built (<strong>Film</strong>laden)<br />

Cold War (Polyfilm)<br />

Die unglaubliche Reise des Fakirs...<br />

(Polyfilm)<br />

Alles ist gut (Polyfilm)<br />

Peppermint : Angel of Vengeance<br />

(Constantin)<br />

Alexander McQueen (Constantin)<br />

Thilda & die beste Band der Welt (Einhorn)<br />

6./7. Dezember<br />

Anna und die Apokalypse (Einhorn)<br />

Unknow User : Dark Web (UIP)<br />

Climax (Thimfilm)<br />

Tabaluga 3D (Sony)<br />

Widows- Tödliche Witwen (Centfox)<br />

Astrid (<strong>Film</strong>laden)<br />

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media<br />

Foto © Katharina Jauk<br />

Foto © Satel <strong>Film</strong><br />

Denk mit Kultur Vol.5<br />

Birgit Denk mit den Gästen Mirjam Weichselbraun & Wolfgang Puschnig<br />

Im ORF-III-Talkformat der Dialektsängerin und Moderatorin<br />

Birgit Denk wird wieder abseits der üblichen Talkshowfragen<br />

geplaudert und gemeinsam gesungen. Erfreulicherweise geht<br />

diese spritzige, unkonventionelle Sendung schon in die fünfte<br />

Runde und hat höchst unterschiedliche Gäste aufzubieten:<br />

Wenn „Medicopter“-Star und Schwiegersohn der Nation Serge<br />

Falck ein französisches Chanson trällert, die zierliche Mirjam<br />

Weichselbraun von ihrer Box-Leidenschaft berichtet und dann<br />

auch noch die deutsche Rockband „Madsen“ interpretiert,<br />

Viktor Gernot im Duett mit Birgit Denk mit der Schmusenummer<br />

„Stumblin‘ In“ die Herzen zum Schmelzen bringt<br />

und Schauspielgröße Johannes Krisch erzählt, warum eine<br />

Reitgerte eine Rolle in seinem Leben spielte, dann kann es sich<br />

nur um eines handeln: Die neue Staffel „Denk mit Kultur“. In<br />

der fünften Staffel, die seit Mitte Oktober auf ORF III läuft<br />

noch zu sehen: Serge Falck und Ankathie Koi,Elfi Eschke und<br />

Voodoo Jürgens, Roland Düringer und Elisabeth Görgl, Gery<br />

Seidl und Hilde Dalik und zum Abschluss Peter Rapp und<br />

Rebecca Horner.<br />

„Freud“ auf Mörderjagd<br />

Sigmund Freud steht im Mittelpunkt<br />

eines neuen internationalen Serienprojekts,<br />

das von ORF, Satel, Netflix<br />

und Bavaria entwickelt wurde und<br />

voraussichtlich ab Jänner 2019 in<br />

Wien und Prag gedreht wird. Knapp<br />

80 Jahre nach dem Tod des Erfinders<br />

der Psychoanalyse schlüpft Robert<br />

Finster in die Rolle des jungen Sigmund<br />

Freud – allerdings nicht auf<br />

der Couch zwischen Theorie und<br />

Analyse, sondern rastlos, schillernd<br />

Marvin Kren<br />

und wild auf Mörderjagd.<br />

Das ausschweifende Wien um 1890, berühmt für seine Dekadenz<br />

und die Abgründe der illustren Gesellschaft, bildet in<br />

den acht 45-minütigen Folgen der österreichisch-deutschen<br />

Produktion die Bühne für mysteriöse Mordfälle und politische<br />

Intrigen. Regie führt der bereits mehrfach ausgezeichnete Marvin<br />

Kren, der gemeinsam mit Stefan Brunner und Benjamin<br />

Hessler auch für die Drehbücher verantwortlich zeichnet.<br />

Dazu ORF- GD Alexander Wrabetz: „Mit diesem Serienprojekt<br />

geht der ORF die erste Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen<br />

Streaming-Anbieter Netflix ein und baut damit seine<br />

Bedeutung als starker und verlässlicher Partner für internationale<br />

Content-Allianzen weiter aus. Ich freue mich sehr, dass bei<br />

dieser internationalen Zusammenarbeit ein hochkarätiges österreichisches<br />

Team vor und hinter der Kamera steht und das<br />

Wien der Jahrhundertwende zur imposanten Kulisse wird. Mit<br />

,Freud‘ schaffen wir eine moderne, internationale Eventserie,<br />

die sich aus einem überraschenden Blickwinkel heraus einer<br />

österreichischen Persönlichkeit widmet, deren Wirkungskreis<br />

weit über die Landesgrenzen hinausgeht.“<br />

Regisseur und Autor Marvin Kren: „Ich möchte einen ,Freud‘<br />

zeigen, den wir so nicht kennen und noch nie gesehen haben –<br />

einen Mann auf der Suche nach Anerkennung, zwischen zwei<br />

Frauen, zwischen Vernunft und Trieben. Seine Psychoanalyse<br />

und das Konzept von Es, Ich und Über-Ich entstanden ja nicht<br />

im luftleeren Raum – sie beruhen auf Erfahrungen, Erlebnissen<br />

eines zerrissenen Genies, dem nichts Menschliches fremd ist.“<br />

Werbegeschichten ausgezeichnet<br />

Im Rahmen<br />

des ProPKo<br />

Branded<br />

Entertainment<br />

Summit<br />

wurde Pro-<br />

SiebenSat.1<br />

PULS 4 der<br />

PPA verliehen.<br />

Mit dem<br />

Preis werden<br />

herausragende<br />

Projekte<br />

PPA-Award an Puls 4<br />

im Bereich „Branded Entertainment“ ausgezeichnet. Pro-<br />

SiebenSat.1 PULS 4 erhält den internationalen Award in<br />

der Kategorie TV für die 10-teilige-Reihe „Unternehmer,<br />

erfolgreich, sucht...“, die gemeinsam mit dem Gründerservice<br />

der WKO umgesetzt wurde. Schon seit mehreren Jahren<br />

unterstützt die ProSiebenSat.1 PULS 4-Gruppe Marken beim<br />

perfekten Auftritt on air, sei es im Rahmen von Cafe Puls oder<br />

mit eigenentwickelten Shows. Branded Entertainment bietet<br />

Marken und Produkten viele Vorteile: Den Kunden wird die<br />

Möglichkeit geboten, ihre Marken zu inszenieren und diese<br />

spielerisch und unterhaltsam in einen Kontext zu setzen. Bei<br />

Branded Entertainment Formaten geht es weniger um den<br />

Produktkauf an sich, sondern darum potenzielle Kunden<br />

für die Marke zu begeistern und die Themen in einer redaktionellen<br />

Weise zu transportieren. Die Marke wird dabei<br />

contentnah, glaubwürdig und authentisch in ein TV-Format<br />

integriert. Zu den bisherigen Formaten zählen unter anderem<br />

Promi Poker powered by Casinos Austria, Österreichs nächster<br />

Topwinzer zusammen mit Hofer, Eure Brauerei mit Zipfer,<br />

Kekserlzeit - Backen mit den Stars mit ichkoche.at oder Die<br />

Große Simply-Clever-Show.<br />

40


Neue Krimiserie auf<br />

ServusTV<br />

Fritz Karl & Ulrike C. Tscharre ermitteln für Servus TV in Salzburg<br />

Am 06. November ist es soweit: Die neue Krimiserie „Meiberger<br />

– Im Kopf des Täters“ startet bei ServusTV Österreich.<br />

ServusTV-Zuseher können sich auf acht höchst spannende<br />

Folgen mit Fritz Karl, Cornelius Obonya, Ulrike C. Tscharre,<br />

Hilde Dalik und Otto Schenk dienstags zur besten Sendezeit<br />

um 20:15 Uhr freuen. Meibergers erster Fall: eine mörderische<br />

Schlafwandlerin.<br />

Mit „Meiberger – Im Kopf des Täters“ verwirklicht ServusTV<br />

nach „Trakehnerblut“ die zweite fiktionale Serie in Eigenproduktion.<br />

Bei der Besetzung setzt der Sender auf hochkarätige<br />

Schauspieler und Regisseure aus Österreich und Deutschland,<br />

die mit ihrem jeweils eigenen Stil den Charme dieser neuen<br />

Krimiserie ausmachen. Zuseher können sich auf eine sehenswerte<br />

und originelle Serie freuen, die mit ernsten Kriminalfällen<br />

für höchste Spannung, aber dank der charismatischen<br />

Figuren und dem typisch österreichischen Humor auch für<br />

einige Lacher sorgt.<br />

Die Hauptrolle des Gerichtspsychologen Thomas Meiberger<br />

übernimmt Publikumsliebling Fritz Karl („Falk“). In weiteren<br />

Hauptrollen sind Cornelius Obonya („Egon Schiele“), der die<br />

Rolle von Kripo-Chef Nepo Wallner übernimmt, sowie Ulrike<br />

C. Tscharre („Im Angesicht des Verbrechens“) als Staatsanwältin<br />

Barbara Simma zu sehen. Außerdem mit dabei sind Hilde<br />

Dalik („Vorstadtweiber“), Otto Schenk, Jaschka Lämmert, Lino<br />

Gaier, Brigitte Karner, Harald Schrott, Aaron Karl, Heidi<br />

Berger uvm.<br />

Servus Krimiwettbewerb<br />

Im Rahmen eines Schreibwettbewerbs sucht der Servus<br />

Buchverlag nach den besten Kurzkrimis mit Alpenbezug. Die<br />

Siegergeschichte wird in einem Sammelband veröffentlicht.<br />

Außerdem warten viele weitere Preise auf die Gewinner. In der<br />

Jury befindet sich unter anderem Wolfgang Brandstetter, Drehbuchautor<br />

der ServusTV Krimiserie „Meiberger – Im Kopf<br />

des Täters“. Einreichungen können ab dem 6. November auf<br />

www.servus.com/krimiwettbewerb hochgeladen werden.<br />

Beste TV-Dokumentation 2018<br />

Die WDR-Koproduktion „Im Schatten der Netzwelt - The<br />

Cleaners“ hat in Berlin den Prix Europa als beste TV-Dokumentation<br />

des Jahres bekommen.<br />

Der Dokumentarfilm deckt eine gigantische Schattenindustrie<br />

digitaler Zensur in Manila auf, dem weltweit größten Standort<br />

für Content-Moderation. Dort löschen Zehntausende<br />

Menschen in Zehn-Stunden-Schichten im Auftrag der großen<br />

Silicon-Valley-Konzerne belastende Fotos und Videos von<br />

Facebook, YouTube, Twitter & Co. Komplexe Entscheidungen<br />

über Zensur oder Sichtbarkeit von Inhalten werden an die<br />

Content-Moderatoren<br />

abgegeben.<br />

Die Kriterien und<br />

Vorgaben, nach<br />

denen sie arbeiten,<br />

sind eines der am<br />

besten geschützten<br />

Geheimnisse<br />

des Silicon Valley.<br />

Die <strong>Film</strong>emacher<br />

Moritz Riesewieck<br />

und Hans Block<br />

The Cleaners<br />

enthüllen in ihrem Debütfilm die Schattenseiten der sozialen<br />

Medien und der mächtigen Konzerne, die dahinterstehen. Er<br />

erzählt wie Fake News und Hass durch die sozialen Netzwerke<br />

verbreitet und verstärkt werden und wie Löschvorgänge zur<br />

Online-Zensur führen können.<br />

„Im Schatten der Netzwelt - The Cleaners“ ist eine Koproduktion<br />

der gebrueder beetz filmproduktion mit dem WDR<br />

(Federführung), NDR und rbb in Zusammenarbeit mit ARTE<br />

und zahlreichen anderen internationalen Partnern. Er feierte<br />

seine Weltpremiere beim Sundance <strong>Film</strong> Festival und wurde<br />

u.a. beim <strong>Film</strong>festival in Moskau als bester Dokumentarfilm<br />

ausgezeichnet. Mit dem PRIX EUROPA werden seit 1987<br />

die besten Medienproduktionen des Kontinents geehrt. Der<br />

Preis wird von zahlreichen europäischen Medienhäusern und<br />

anderen Partnern getragen.<br />

Hoher Besuch auf der Wache<br />

Stolze 200 Mal ging das unermüdliche Team der SOKO<br />

Donau (SATEL <strong>Film</strong>) seit der Erstausstrahlung im Jahr 2005<br />

schon auf Mörderjagd. Am Set der Jubiläumsfolge „Dünne<br />

Luft“ auf der „Wache“ am Wiener Handelskai gratulierten<br />

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Kulturstadträtin<br />

Veronica Kaup-Hasler den Darstellern Stefan Jürgens, Lilian<br />

Klebow, Michael Steinocher, Brigitte Kren, Helmut Bohatsch<br />

und Regisseurin Sophie Allet-Coche zu dieser Leistung.<br />

„In über 20 Ländern wurde und wird die Serie bereits ausgestrahlt<br />

und ist damit ein toller Botschafter von Wien in der<br />

Welt. Ich gratuliere zur 200. Folge von SOKO Donau und<br />

danke allen Mitwirkenden für ihren Einsatz und ihr Engagement“,<br />

so Bürgermeister Michael Ludwig. Auch Kulturstadträtin<br />

Veronica Kaup-Hasler gratulierte der Crew: „Fernsehserien<br />

Foto © Gebrüder Beetz<br />

41


media<br />

Foto © Satel <strong>Film</strong><br />

werden ja manchmal gerne belächelt. Gerade die SOKO<br />

Donau beweist jedoch, dass sich Unterhaltung und Qualität<br />

nicht ausschließen. Millionen Zuseher wissen den besonderen<br />

Charme dieser Erfolgsserie zu schätzen. Die Wiener<br />

Tourismusbranche sowieso!“<br />

Wiens Bürgermesiter Michael Ludwig am Set der 200. Folge von SOKO Donau<br />

Der geschäftsführende Gesellschafter der SATEL <strong>Film</strong>,<br />

Heinrich Ambrosch, bedankte sich beim Team. „Eine Serie<br />

14 Staffeln lang auf Erfolgskurs zu halten, ist nur mit einem<br />

eingespielten und kreativen Team zu stemmen. Das beginnt<br />

mit der Entwicklung der Story, einer treffsicheren Besetzung<br />

der Rollen und einer Storyline, mit der sich die Zuseher auf<br />

der ganzen Welt identifizieren können. Dafür möchte ich<br />

mich bei allen Beteiligten und unseren vielen Partnern auf<br />

das herzlichste bedanken“, so Ambrosch. On-Air gehen die<br />

16 Fälle der 14. Staffel ab dem 13. November, jeweils Dienstag<br />

um 20.15 Uhr auf ORFeins<br />

KM 330 ist zurück!<br />

1992 flimmerte KM 330<br />

in der Erstausstrahlung<br />

zum letzten Mal über<br />

die Bildschirme. Es war<br />

das erste TV-Format,<br />

das sich ausschließlich<br />

mit deutschsprachiger<br />

Country-Musik befasste.<br />

Das Interesse der Fans an<br />

dieser Sendung und die<br />

Liebe zur Countrymusik<br />

blieben bis heute ungebrochen.<br />

Im Bonanza- Linda Feller & Johnny Hill<br />

Saloon in der Schweiz<br />

fanden die Aufzeichnungen für die 60-minütige Pilotsendung<br />

statt und das Publikum vor Ort war begeistert.<br />

„Wir freuen uns, 26 Jahre später sagen zu können, KM 330<br />

ist zurück,“ so Jonny Hill. So wie damals ist auch heute er<br />

der Moderator dieser Kultsendung. Als Co-Moderatorin<br />

wünschte sich Jonny Hill seine langjährige Kollegin, Linda<br />

Feller, die ohne zu zögern zusagte. Die Freunde der Countrymusik<br />

dürfen sich auf „Modern Country“ genauso freuen,<br />

wie auf die Country-Klassiker, in deutscher und englischer<br />

Sprache, auf tolle Künstler aus Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz und auf ein stimmungsvolles Publikum.<br />

TV-Premiere am Sonntag, 18.11.2018 | 20:15 Uhr<br />

exklusiv auf Melodie TV<br />

Foto © Marion Schröder<br />

VÖP-Heuriger 2018<br />

Beim „privatsender HEURIGEN“, zu dem der VÖP in diesem<br />

Jahr zum neunten Mal einlud, übertraf die Anzahl der Gäste alle<br />

Erwartungen. „Dieses Event ist zu einem Fixpunkt im Branchenkalender<br />

geworden ist. Neben vielen Vertretern des Privatrundfunks<br />

konnten wir erfreulich viele Freunde und Partner aus anderen<br />

Mediensektoren, aus der Werbung und aus der Politik willkommen<br />

heißen“, so Corinna Drumm, Geschäftsführerin des VÖP.<br />

In seinen Begrüßungsworten hielt Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender<br />

des VÖP und Geschäftsführer von Kronehit, aus<br />

aktuellem Anlass zunächst ganz klar fest: „Medien sind für das<br />

Funktionieren einer Demokratie absolut unverzichtbar. Jede<br />

Einschränkung der Medienfreiheit oder des freien Zugangs von<br />

Medien zu staatlichen Informationen, jeder Versuch einer Sanktionierung<br />

von Medien für ihre Berichterstattung muss und wird von<br />

uns als Angriff auf<br />

eine tragende Säule<br />

unserer demokratischen<br />

Gesellschaft<br />

entschieden zurückgewiesen<br />

werden!“<br />

Anschließend analysierte<br />

Swoboda die<br />

Wettbewerbssituation<br />

am österreichischen<br />

Markus Breitenecker, Corinna Drumm, Ernst Swoboda<br />

Rundfunkmarkt, die<br />

sich seit dem Hinzutreten globaler Online-Medienplattformen<br />

drastisch verschärft hat: „Wenn wir unsere bisherige Situation mit<br />

einem Fußballspiel vergleichen, so war es bisher so, als wäre unser<br />

Konkurrenz ORF mit 30 oder 40 Spielern am Platz – was schwer<br />

genug war. Mit Google & Co ist nun eine weitere Mannschaft im<br />

Turnier, die nochmal deutlich mehr Spieler aufbietet und die sich<br />

vor allem nicht an die üblichen Spielregeln wie Abseits oder Foul<br />

halten muss.“ Die Lösung dieser Wettbewerbsproblematik liegt aus<br />

Sicht von Swoboda in einer Stärkung des Medienstandorts von<br />

innen heraus: „Die Schlüsselworte heißen ‚Level Playing Field‘ und<br />

‚Kooperation‘. Wobei Bundesminister Blümel den Weg zu einem<br />

von Kooperation geprägten Medienstandort bereits vorgezeichnet<br />

hat: Der ORF soll anders als bisher nicht mehr Konkurrent der<br />

privaten Medien sein, sondern er muss zum Förderer des gesamten<br />

Medienstandorts und zum Partner der Privaten werden.“<br />

Markus Breitenecker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des<br />

VÖP und Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 PULS 4, erläuterte<br />

sodann, welche Voraussetzungen für erfolgreiche Kooperation gegeben<br />

sein müssen: „Das Konkurrenzverhältnis zwischen den privaten<br />

Medien und dem ORF muss entspannt werden. Ansonsten<br />

ist eine faire, partnerschaftliche und damit erfolgreiche Kooperation<br />

kaum möglich. Wir brauchen daher vor allem eine Entschärfung<br />

des Kampfs um Werbebudgets und außerdem mehr Raum<br />

für Kooperationen im Bereich Infrastruktur und Content.“ Neben<br />

der Regulierung des nationalen Wettbewerbs ist für Breitenecker<br />

auch eine stärkere medienrechtliche Regulierung der großen<br />

Online-Medienplattformen sowie eine faire und effektive Besteuerung<br />

dieser Unternehmen unverzichtbar: „Den Digitalgiganten<br />

muss mehr Verantwortung abverlangt werden. Es kann nicht länger<br />

so sein, dass diese Plattformen Wirtschaftskraft aus Österreich<br />

absaugen, ohne hier einen relevanten Beitrag zu leisten. Für sie<br />

müssen die gleichen Spielregeln gelten wie für klassische Medien,<br />

und sie müssen dort, wo sie ihre Umsätze generieren, einen fairen<br />

finanziellen Beitrag leisten, etwa in Form einer Digitalsteuer.“<br />

42


media<br />

Neue Geschäftsführerin<br />

der Verwertungsgesellschaft<br />

Rundfunk<br />

Die Verwertungsgesellschaft<br />

Rundfunk<br />

GmbH<br />

(VGR) beruft<br />

die Juristin<br />

Ursula Sedlaczek,<br />

M.A.<br />

ab sofort<br />

zur neuen<br />

Geschäftsführerin.<br />

Ursula Sedlaczek<br />

Sie folgt auf<br />

Rechtsanwalt Stefan Korn, der<br />

die Gesellschaft einige Monate<br />

interimistisch geführt hat und die<br />

Gesellschaft auch zukünftig weiter<br />

als Rechtsbeistand beraten wird.<br />

Die studierte Juristin und Betriebswirtin<br />

leitete viele Jahre als Direktorin<br />

die Verwertungsgesellschaft<br />

austro mechana GmbH. Danach<br />

sammelte sie Erfahrungen in anderen<br />

Branchen, zuletzt als stellvertretende<br />

Geschäftsführerin einer<br />

Wiener Non-Profit-Organisation<br />

im Sozialbereich, die sie nun zu<br />

Gunsten der VGR verlässt. „Wir<br />

freuen uns sehr, Ursula Sedlaczek<br />

als neue Geschäftsführerin für die<br />

VGR gewonnen zu haben“, erklären<br />

Gabriela Krassnigg-Kulhavy,<br />

Vertreterin des Gesellschafters,<br />

und Stefan Sporn, Vorsitzender<br />

der Mitgliederhauptversammlung<br />

der VGR. „Sie bringt langjährige<br />

wertvolle verwertungsgesellschaftliche<br />

Erfahrung und hohe<br />

medien- und urheberrechtliche<br />

Expertise mit, die wir für die<br />

Weiterentwicklung der VGR und<br />

die anstehenden geschäftlichen<br />

Herausforderungen unbedingt<br />

benötigen.“ Die VGR nimmt die<br />

Rechte einer Vielzahl von in- und<br />

ausländischen Rundfunkveranstaltern<br />

(darunter ORF, ARD, ZDF<br />

sowie die Mediengruppe RTL<br />

Deutschland und die ProSieben-<br />

Sat.1 <strong>Media</strong> SE) hinsichtlich der<br />

integralen Weitersendung an<br />

u.a. Kabel- und IP-Plattformen,<br />

hinsichtlich bestimmter Ausprägungen<br />

der öffentlichen Wiedergabe<br />

sowie betreffend gesetzlicher<br />

Vergütungsansprüche wahr.<br />

REDEN-WIR.AT<br />

Ulrike Wittmann, Kommunikationsberaterin<br />

Wir glauben, was wir sehen<br />

Wir leben in einer Welt, in der das, was real erscheint und<br />

was nicht, für uns noch weniger erkennbar sein wird, als<br />

bisher. Wir sind es gewohnt, dass unsere (sind sie echt oder<br />

fake?) Nachrichten, die wir online lesen oder sehen, durch<br />

Algorithmen bestimmt werden. Wir haben Cookies bis zu<br />

dem Punkt akzeptiert, an dem die personalisierte Werbung<br />

uns zu nerven beginnt.<br />

Weitere „Errungenschaft“ dieser Entwicklung: Deepfakes<br />

- Videos mit Fakepersonen. Das Wort, das sowohl für die<br />

Technologien als auch für die damit erstellten Videos gilt, ist<br />

ein Mix aus «Deep Learning» und «Fake». Die Videos zeigen,<br />

wie unsere digitale Realität ohne unser Eingreifen schon<br />

morgen komplett neu verdrahtet werden kann. Es ist ein<br />

Trend, der unser Leben und unsere Wahrnehmung ändert.<br />

Ein kurzes Gedankenspiel:<br />

<br />

macht und dieses online stellt.<br />

werken.<br />

Gehen Sie davon aus, dass diese Person von Interesse ist.<br />

Wenn Sie denken, dass all dies möglich ist, brauchen wir für<br />

Deepfake-Videos nur noch eines: eine Software. Einerseits<br />

muss diese Gesichter erkennen und digitalisieren können.<br />

Andererseits muss das Programm die digitalisierten Gesichter<br />

präzise und automatisch Bild für Bild tauschen können<br />

(und den Stil einer Person auf eine andere Person übertragen).<br />

Grobe Verfehlungen im Persönlichkeitsbereich sind<br />

die Folge. Prominente tauchen plötzlich in dubiosen Situationen<br />

auf, Präsidenten halten die Rede des Vorgängers<br />

oder aber auch für uns unbekannte Personen, die ihr Bild<br />

in den Sozialen Medien veröffentlicht haben, können plötzlich<br />

in diesem Fake-Reigen zum Hauptdarsteller werden.<br />

Und der Aufschrei der breiten Öffentlichkeit ist groß. Den<br />

transportierten Bildern wird sichtlich Glaube geschenkt. Im<br />

übrigen, diese Software gibt es. Sie heißt FakeApp und ist<br />

im Netz gratis erhältlich.<br />

Aber welche Strahlkraft besitzen Bilder, dass sie unser<br />

Leben so beeinflussen können? Der Psychologe Frank Keil<br />

von der Yale University sagt, „es ist ein Grundproblem der<br />

Menschen: Wir glauben, was wir sehen. Leider, denn wir<br />

sehen längst nicht so gut, wie wir glauben.“ Die Sicherheit,<br />

durch Bilder informiert zu sein, sei ein trügerisches Gefühl.<br />

Prof Thomas Knieper, Kommunikationswissenschafter von<br />

der Uni Passau weiß: „Wenn Menschen zum Beispiel einen<br />

Fernsehbeitrag betrachten, bei dem Text und Bild einander<br />

widersprechen, denken sie, die Bilder seien wahr und die<br />

Texte falsch.“ Der Grund dafür: Das Auge ist der wichtigste<br />

Sinn des Menschen. Ihm vertraut er mehr als sämtlichen<br />

anderen Wahrnehmungen.<br />

Die sozialen Netzwerke werden der Internationalität des<br />

Internets gerecht: Ein Bild wird global verstanden, Texte<br />

meist nur innerhalb einer Kulturgemeinschaft. Oder, um<br />

es mit den Worten des Grafikdesign-Papstes Wolfgang Beinert<br />

zu sagen: „Information ist das, was andere verstanden<br />

haben. So gesehen ist es natürlich leichter, ein Foto oder ein<br />

Bild zu verstehen, als ein Wort oder eine Sprache.“<br />

Wir nehmen 83% aller Informationen mit unseren Augen<br />

auf. In knapp zwei Sekunden haben wir eine Bildinformation<br />

verarbeitet, dagegen können wir uns in der gleichen Zeit<br />

in etwa sieben Wörter merken. In puncto Geschwindigkeit<br />

schlägt die Bildsprache also jeden Text und übernimmt eine<br />

Schlüsselstellung bei der raschen Beurteilung der Informationsqualität.<br />

Weil unser Gehirn so arbeitet, erhalten Sprache<br />

und Logik viel mehr Gewicht in Verbindung mit Bildern.<br />

Der Mensch verarbeitet Bilder in der rechten Gehirnhälfte,<br />

wo auch die Erinnerung sitzt. Sprache und Logik hingegen<br />

werden in der linken Gehirnhälfte verarbeitet. Und da im<br />

Gehirn genauso wie im Straßenverkehr die Vorfahrtsregel<br />

„rechts vor links“ gilt, sind die mit den Bildern verbundenen<br />

Emotionen dominant. Andreas Jacobs, Vorsitzender der<br />

Allianz deutscher Designer, erklärt dies so: „Alle Entscheidungen,<br />

die wir treffen, treffen wir zuerst mit der rechten<br />

Gehirnhälfte – und die linke erklärt dann, warum. Diese<br />

Tatsache zu berücksichtigen, ist schon bei der Entwicklung<br />

eines Firmenlogos sinnvoll. Reine Wortmarken wirken weniger<br />

nachhaltig als Wort-Bildmarken.“<br />

Aber was bedeutet all dies nun für Unternehmen? Eine der<br />

zentralen Aufgaben der visuellen Kommunikation ist es,<br />

eine unverwechselbare Bildsprache zu entwickeln. Somit ist<br />

auch die Differenzierung von Mitbewerbern möglich. Aber<br />

wie wird eine unternehmenseigene Bildsprache entwickelt?<br />

sprache,<br />

indem Sie zunächst „sehen lernen“ und ihren Blick<br />

für gute Bilder und deren Sprache illustrieren. Sammeln Sie<br />

Beispiele, die Ihnen zusagen und analysieren Sie, warum,<br />

wie und womit die ausgesuchten Bilder bei Ihnen etwas<br />

auslösen.<br />

<br />

Ihres Unternehmens- bzw Markenauftritts.<br />

<br />

und Ihre Zielgruppe sich wohl fühlen.<br />

Jedes Unternehmen, das diese Regeln einhält und es<br />

schafft, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, läuft nicht<br />

Gefahr, im Fake-Reigen unterzugehen. Denn zuordenbare<br />

Bilder, die die Handschrift eines Unternehmens tragen, entlocken<br />

dem Zuseher, sich nicht nur einfach „ein Bild davon<br />

zu machen“, sondern auch seinen Verstand einzusetzen.<br />

www.reden-wir.at<br />

43


media<br />

WH <strong>Media</strong>: Kernkompetenz<br />

„mediare“<br />

Die WH <strong>Media</strong> GmbH, eine 100-Prozent-Tochter der Wien Holding, bündelt die Medienunternehmungen des<br />

Konzerns und kümmert sich um die strategische Weiterentwicklung dieses Standbeines. Die Geschäftsführer Marcin<br />

Kotlowski und Markus Pöllhuber geben im <strong>Film</strong>, <strong>Sound</strong> & <strong>Media</strong>-Interview Einblick in die jüngsten strategischen<br />

Entscheidungen und erläutern die künftige Ausrichtung der WH-<strong>Media</strong>.<br />

Fotos © Eva Keletey<br />

Marcin Kotlowski<br />

Markus Pöllhuber<br />

Aus WH Medien wurde in diesem Jahr WH <strong>Media</strong><br />

– was beinhaltet dieser Relaunch über die<br />

Namensänderung hinaus?<br />

MARCIN KOTLOWSKI: „<strong>Media</strong>“ stammt vom Rahmenbegriff<br />

„mediare“, dem Vermitteln ab. Im Zentrum<br />

unserer Arbeit stehen regionaler, hochwertiger<br />

Wiener Content sowie Wiener Know-how. Diese Arbeit<br />

umfasst konkret unsere Medienproduktionen<br />

und Vermittlungs-Prozesse wie Delegationen, das<br />

Finden von Lösungen und Konsortien, Workshops<br />

im In- und Ausland, Reports in Form von erstellten<br />

oder programmierten Datenbanken, Webseiten,<br />

Newslettern, moderierten TV-Shows, Social <strong>Media</strong> -<br />

Beiträgen, recherchierten Texten, Bildern, erstellten<br />

Grafiken, Designs und vielem mehr. Wir sehen unsere<br />

Aufgabe im Vermitteln („mediare“) dieses Contents,<br />

des damit verbundenen Know-how und umfassender<br />

Technologien. Damit steht die neue Dachmarke<br />

zugleich für die neue Ausrichtung der gewachsenen<br />

Gesamtgruppe.<br />

MARKUS PÖLLHUBER: Wir wollten die Gruppe ein<br />

wenig verschlanken. WH <strong>Media</strong> steht im Zentrum des<br />

Medienclusters der Stadt Wien. Die WH <strong>Media</strong> zeichnet<br />

nun verantwortlich für den TV-Sender W24, der<br />

zu den größten Content-Produzenten in Österreich<br />

zählt. Die WH-Interactive GmbH entwickelt individuelle<br />

Internetauftritte, reichweitenstarke Portale,<br />

Newsletter, multimediale Erlebniswelten<br />

oder intelligente, vertriebsorientierte E-<br />

Commerce-Lösungen. Die Eurocomm-PR<br />

GmbH, zu 100% im Eigentum der WH <strong>Media</strong>,<br />

hat seit Jänner 2016 die Aufgabe übernommen<br />

für die Politik, alle Dienststellen<br />

des Magistrats, die Stadt Wien-Unternehmungen<br />

und andere, Kommunikationsinstrumente<br />

grenzüberschreitend weiterzuentwickeln<br />

und zur Verfügung zu stellen.<br />

Sie betreibt acht Büros in Zentraleuropa.<br />

KOTLOWSKI: Die WH <strong>Media</strong> GmbH umfasst<br />

nunmehr also drei grundlegende<br />

Säulen: WH Digital und Interactive, Eurocomm-PR<br />

und R9 Regional TV Austria. Der Wiener<br />

TV-Sender W24 ist nun direkt bei der Mutter WH<br />

<strong>Media</strong> angesiedelt. Der Hintergrund dafür war, im<br />

Zusammenhang mit unserer Digitalisierungs-Offensive<br />

die Struktur zu verschlanken, um noch bessere<br />

Synergien erzielen zu können.<br />

Wie entwickelt sich W24 bzw. der Fernsehbereich?<br />

PÖLLHUBER: Wir haben W24 2012 sozusagen bei<br />

Null gestartet und seither sämtliche Businesspläne<br />

erfüllen können. Heuer liegen wir bei einem Vertriebsumsatz<br />

von zwei Millionen Euro, das Ziel für<br />

2019 lautet 2,3 Millionen. Die Digitalisierungs-Strategie<br />

soll auch bei W24 mithelfen, unser Wachstum<br />

weiterhin voranzutreiben.<br />

KOTLOWSKI: Aufbauend auf W24 haben wir mit starken<br />

Partnern wie der Kobza und der Holzhey-Gruppe<br />

das Unternehmen R9 Regional TV 2013 gegründet<br />

und damit ein neues Kapitel in der österreichischen<br />

Fernsehgeschichte aufgeschlagen: die wichtigsten<br />

Regionalfernsehsender Österreichs bündelten ihre<br />

Kräfte und wuchsen unter dem Dach des überregionalen<br />

Fernseh- und Contentvermarkters R9 zu einem<br />

österreichweiten Verbund zusammen, der sich mittlerweile<br />

erfolgreich etabliert hat. Die Vertriebspartnerschaft<br />

mit IP Österreich läuft sehr zufriedenstellend<br />

und bringt gute Umsätze. Seit kurzem bietet R9<br />

auch einen Live-Stream und ist damit voll in unsere<br />

Digitalisierungsoffensive eingebunden.<br />

KOTLOWSKI: W24 setzt gerade im Studiobereich<br />

eine komplett neue Produktionsumgebung um, die<br />

sehr viel schneller und flexibler auf neue Formate<br />

reagieren kann. In der Beitragsproduktion haben<br />

wir zum Teil auf sogenannte Moving-Jockeys (Mojo)<br />

umgestellt, die auf Basis iPhone Acht (mit entsprechender<br />

Zusatzausrüstung) hochwertigen Content<br />

schnellstmöglich liefern können – und das für sämtliche<br />

Kanäle der WH <strong>Media</strong>-Gruppe. Wir wollen einheitliche<br />

Lösungen aus einer Hand bieten, eine Art<br />

Dach-Strategie – Online, Mobile, Bewegtbild und in<br />

der Vermarktungsberatung. Ein aktuelles Beispiel: auf<br />

den sogenannten „Siemensäcker“-Gründen in Floridsdorf<br />

soll ein attraktives Wohnquartier mit 1.000<br />

bis 1.200 Wohnungen und Nahversorgungs- und<br />

Bildungseinrichtungen entstehen. Hier arbeiten wir<br />

mit unseren Partnern an der Gesamtkommunikation<br />

– Online, TV bis hin zu <strong>Media</strong>-Umsetzungen. Mit 1,2<br />

Millionen Kontakten und bis zu 100.000 ZuseherIn-<br />

44


media<br />

nen pro Tag ist W24 gleichzeitig der am schnellsten<br />

wachsende Stadt-Sender in Österreich.<br />

Wie resümieren Sie das Jahr 2019 aus Sicht von<br />

WH-<strong>Media</strong>?<br />

PÖLLHUBER: Unser Resümee für heuer lautet: starke<br />

Konzentration auf das Kerngeschäft, Produktion von<br />

hochwertigem Bewegtbild für unterschiedlichste<br />

Formate bei gleichzeitiger Verschlankung der Struktur,<br />

die Tochter Eurocomm ist gut in die Gruppe integriert.<br />

WH <strong>Media</strong> beschäftigt 150 MitarbeiterInnen,<br />

der Gesamtumsatz beträgt 13 Millionen Euro. Der<br />

mittelfristige Ausblick lautet: konstante Ergebnisse<br />

mit moderatem Wachstum, vor allem getrieben<br />

durch die Digitalisierungs-Maßnahmen.<br />

KOTLOWSKI: Unser Wunsch an die Branche ist, das<br />

Schlagwort der Coopetition, das spätestens seit der<br />

Medienenquete en vogue ist, verstärkt umzusetzen.<br />

Es gibt seitens des ORF bereits zarte Versuche<br />

in diese Richtung, aber hier gibt es noch viel Luft<br />

nach oben. Allianzen sind künftige sehr wichtig<br />

und notwendig, um in seinem eigenen Kleingarten<br />

überleben zu können. Wenn man im Zuge der Digitalisierungs-Prozesse<br />

immer am letzten Stand sein<br />

möchte, ist das jährliche Investment ein sehr hohes.<br />

Hier wären intelligente Kooperationen sehr sinnvoll.<br />

WH <strong>Media</strong> sucht jedenfalls nach glaubwürdigen inhaltlichen<br />

Partnern und bietet diesen entsprechende<br />

Möglichkeiten an. Im Sinne des <strong>Media</strong>re, des „Vermitteln“<br />

und der gemeinsamen Findung von Lösungen<br />

in verschiedenen hochwertigen Contentwelten der<br />

regionalen und kommunalen Ebene. Hier sehen wir<br />

unsere Kernkompetenz.<br />

Sky sticht mit „Das Boot“ in See<br />

Die mit Spannung erwartete Eventserie<br />

„Das Boot“ sticht exklusiv bei Sky in<br />

See. Ab dem 23. November sind alle<br />

acht Episoden der ersten Staffel für<br />

Kunden des Sky Entertainment-Pakets<br />

auf Abruf verfügbar. Die lineare Ausstrahlung<br />

erfolgt ebenfalls ab dem 23.<br />

November immer freitags ab 20.15 Uhr<br />

in Doppelfolgen auf Sky 1. Weitere Wiederholungen<br />

finden auf Sky 1 HD, Sky<br />

Andreas Prochaska<br />

Cinema HD und Sky Atlantic HD statt.<br />

„Gemeinsam mit Bavaria Fiction und Sonar Entertainment haben wir<br />

eine beeindruckende High-End-Serie erschaffen, die den Zuschauer von<br />

der ersten bis zur letzten Minute in Atem halten wird“, sagt Marcus Ammon,<br />

Senior Vice President <strong>Film</strong> und Entertainment bei Sky: „Unsere neue<br />

junge U-Boot-Crew, unter anderem mit Rick Okon, Franz Dinda, August<br />

Wittgenstein und Leonard Scheicher, wird auf eine nervenaufreibende<br />

Mission geschickt. Daneben haben wir auch einen zweiten Erzählstrang<br />

an Land, in La Rochelle, etabliert, der sich mit der aufkeimenden<br />

Résistance-Bewegung beschäftigt, in dessen Zentrum Vicky Krieps, Lizzy<br />

Caplan und Tom Wlaschiha stehen. ‚Das Boot‘ besticht mit großartigen<br />

Bildern, einer fantastischen Besetzung sowie einer spannenden und<br />

emotionalen Story.“<br />

„Die Entscheidung, eine originäre Geschichte mit neuen Charakteren zu<br />

erzählen, fiel schon sehr früh im Entwicklungsprozess der Serie“, sagt<br />

Moritz Polter, Executive Producer International Television Series bei<br />

Bavaria Fiction. „Wir wollten mit der Serie nicht nur die Sinnlosigkeit<br />

des Krieges thematisieren, sondern auch erleben, wie Menschen durch<br />

äußere Einflüsse verbogen werden oder an den eigenen Überzeugungen<br />

zerbrechen. Die beiden Handlungsstränge zwingen unsere Figuren in<br />

Situationen, die das Grauen des Krieges zur See und an Land greifbar machen.<br />

Wir hoffen, dass unsere Serie auch eine neue Zuschauergeneration<br />

erreicht, denn leider hat das Thema Krieg auch nach mehr als 70 Jahren<br />

nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht an Relevanz verloren.“<br />

„Das Boot“:<br />

Die Geschichte der neuen Event-Serie Das Boot beginnt im Herbst 1942, zu einer Zeit in<br />

der die U-Boot-Kriegsführung während des Zweites Weltkrieges immer brutaler wird. Im<br />

Herbst 1942 ist die U-612 im besetzten Frankreich bereit für ihre Jungfernfahrt. Unter der<br />

Mannschaft befindet sich auch der neue Kaleun des U-Bootes, Klaus Hoffmann (Rick Okon).<br />

Schnell hat die 40-köpfige Besatzung mit den beengten und klaustrophobischen Bedingungen<br />

unter Wasser zu kämpfen. Sie werden körperlich und mental an ihre Grenzen getrieben<br />

und schließlich beginnen zwischenmenschliche Spannungen die Loyalitäten an Bord auf<br />

eine harte Probe zu stellen. In der Zwischenzeit gerät die Welt von Simone Strasser (Vicky<br />

Krieps) in der Hafenstadt La Rochelle außer Kontrolle. Simone ist hin- und hergerissen<br />

zwischen ihrem Zugehörigkeitsgefühl gegenüber Deutschland, der Résistance und einer<br />

gefährlichen und verbotenen Liebe. Dabei lernt sie mehr über sich selbst als jemals zuvor<br />

und begibt sich in Lebensgefahr.<br />

Originaltitel:<br />

„Das Boot“<br />

Dramaserie, D/USA 2018<br />

8 Episoden à ca. 60 Min.<br />

Regie: Andreas Prochaska<br />

Drehbuch: Tony Saint, Johannes<br />

W. Betz<br />

Produzenten: Moritz Polter, Oliver<br />

Vogel, Jan S. Kaiser für Bavaria<br />

Fiction; Marcus Ammon und Frank<br />

Jastfelder für Sky Deutschland; Jenna<br />

Santoianni für Sonar Entertainment.<br />

Darsteller: Rick Okon, August<br />

Wittgenstein, Franz Dinda, Leonard<br />

Scheicher, Vicky Krieps, Lizzy Caplan,<br />

Tom Wlaschiha, Vincent Kartheiser,<br />

Robert Stadlober uvm.<br />

45


media<br />

IP Österreich:<br />

Programmpräsentation I<br />

Werbezeiten-Vermarkter IP Österreich lud gemeinsam mit den Programmverantwortlichen der Sender RTL, VOX,<br />

SUPER RTL, NITRO, RTL II, n-tv und RTLplus zur jährlichen Programmpräsentation.<br />

Foto © IP Österreich/Mila Zytka<br />

professionellen Sängern, um diesen zu begeistern - und im besten<br />

Fall zum Mitsingen zu bewegen. Gänsehaut garantiert! Mit „Showdown<br />

- Die Wüsten-Challenge“ interpretiert RTL den Trend der Physical<br />

Challenge Shows neu: Erstmals müssen sich die Kandidaten<br />

unter knallharten Bedingungen im heißen Wüstensand beweisen.<br />

Hinzu kommen bewährte Quotenerfolge wie „Das Supertalent“,<br />

„Ninja Warrior Germany“, „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“<br />

oder auch „Deutschland sucht den Superstar“.<br />

l-r: Bernd Reichart (VOX), Oliver Schablitzki (NITRO), Claude Schmit (SUPER RTL),<br />

Walter Zinggl (IP Österreich), Hans Demmel (n-tv), Tom Sänger (RTL), Andreas Bartl<br />

(RTLII), Jan Peter Lacher (RTLplus)<br />

Eigenproduktionen stehen auch in der kommenden Season wieder<br />

klar im Fokus. „Als Vermarkter der Mediengruppe RTL sehen wir einen<br />

deutlichen Wettbewerbsvorteil durch die starken Investitionen<br />

in Eigenproduktionen. Unsere Inhalte sind exklusiv auf unseren TV-<br />

Sendern bzw. Online <strong>Media</strong>theken verfügbar. Somit bieten wir zum<br />

einen Zusehern ein verlässliches Umfeld und zum anderen Werbekunden<br />

die Möglichkeit, ihre Botschaft sowohl linear als auch nonlinear<br />

stets in einem gewohnten aber vor allem Brand Safen Umfeld<br />

zu platzieren. Das gibt uns einen klaren Vorteil am Markt, vor allem<br />

gegenüber globalen Playern wie Netflix, Amazon & Co“, so Walter<br />

Zinggl, Geschäftsführer der IP Österreich.<br />

RTL - Fiction, Primetime-Shows & Live-Sportrechte<br />

RTL investiert massiv in eigenproduzierte Fiction und neue Primetime-Shows,<br />

exklusive Live-Sportrechte sowie in eine neue Daytime<br />

mit studiobasierten Shows und einer weiteren, täglichen Serie. Der<br />

Anteil an eigenen, selbst produzierten Inhalten von aktuell bereits<br />

80 Prozent in der Primetime soll somit weiter wachsen. Mit insgesamt<br />

rund 40 neuen Formaten in der Pipeline geht der Sender daher<br />

in die kommende Saison. Nach der jüngsten Fiction-Offensive,<br />

die mit diversen Serien-Fortsetzungen, der neuen Primetime-Serie<br />

„Die Klempnerin“ und der Verfilmung des Bestsellers „Passagier<br />

23“ von Autor Sebastian Fitzek ausgebaut wird, liegt ein weiterer<br />

Schwerpunkt der Neuentwicklungen auf dem Showbereich. Hier<br />

bringt RTL allein sechs neue Formate on air: Beauty, Style und Glamour<br />

versprechen „Sylvies Dessous Models“, denn die erfolgreiche<br />

Businessfrau & Moderatorin Sylvie Meis sucht jetzt das neue Gesicht<br />

für ihre Dessous- und Wäschekollektion. In „Sing mit mir“, der<br />

Adaption des britischen Erfolgsformats „All Together Now“, treten<br />

Gesangstalente nicht vor eine Jury, sondern einen Chor aus 100<br />

VOX mit neuer eigenproduzierten Fiction-Serie<br />

Mit einer Mischung aus neuen und bereits etablierten Programmen<br />

und einer noch größeren Bandbreite an Themen ist VOX auch<br />

für die Season 2018/19 bestens aufgestellt: So erweitert der Sender<br />

sein Portfolio im Bereich Non-Fiction um das Genre Comedy. Dafür<br />

sorgen „True Story“ – eine bisher noch nie dagewesene Kombination<br />

aus Fiction und authentischen Geschichten - mit Comedian<br />

Michael Mittermeier und Starkoch Roland Trettl sowie das ungewöhnliche<br />

Versteckte-Kamera-Format „Endlich kapiert?!“ mit Lutz<br />

van der Horst. Ein besonderes Highlight erwartet Fans von Mode<br />

und Guido Maria Kretschmer mit der neuen Primetime-Sendung<br />

„Guidos Masterclass“. In der neuen Personality-Doku „7 Töchter“ berichten<br />

Sprösslinge prominenter Eltern ganz offen und ehrlich über<br />

ihre Kindheit mit großem Namen. In der Beziehungs-Doku „Eine<br />

Nacht mit dem Ex“ nutzen zwei Ex-Paare die Chance, sich nach ihrer<br />

Trennung auf neutralem Boden noch einmal richtig auszusprechen.<br />

Im Bereich Fiction steht mit „Milk & Honey“ in der neuen TV-Season<br />

ein absolutes Highlight für Serienfreunde in den Startlöchern: In<br />

der zweiten fiktionalen Eigenproduktion nach dem Riesenerfolg<br />

von „Club der roten Bänder“ nimmt VOX erneut die Herausforderung<br />

an, eine besondere Geschichte lebensfroh, einfühlsam und<br />

menschlich zu erzählen. Eine frische Drama-Serie von „Dr. House“-<br />

Schöpfer David Schore zeigt VOX mit „The Good Doctor“: Der u. a.<br />

in den USA und Frankreich erfolgreichste Serienneustart der letzten<br />

Season handelt vom jungen Chirurgen Shaun Murphy, der als<br />

Autist besondere Stärken, aber auch Schwächen hat. Neue Folgen<br />

gibt es darüber hinaus u. a. von den beliebten VOX-Dauerbrennern<br />

„Kitchen Impossible“, „Die Höhle der Löwen“, „Sing meinen Song –<br />

Das Tauschkonzert“, „6 Mütter“, „Ewige Helden“ sowie erstmals auch<br />

„Ewige Helden – die Winterspiele“.<br />

Männlich, markant, echt: NITRO<br />

Auch in der neuen Season geht es bei Nitro wieder richtig rund.<br />

Nicht nur „100% Bundesliga – Fußball bei Nitro“ startet mit Neuerungen<br />

in die Saison, sondern auch die UEFA Europa League kommt<br />

zum erfolgreichen Männersender. Mit „Kobras – Die Mofagang“ heftet<br />

sich Nitro in zehn Folgen an den kultigen Mofa-Club aus dem<br />

Ruhrgebiet auf dem Weg zu neuen Abenteuern. Im unterhaltsa-<br />

46


media<br />

men Docutainment-Format „Die Abenteuer des Florian Lukas“ (AT)<br />

wird der Berliner Schauspieler zur Vorbereitung auf neue Rollen auf<br />

spannende Missionen geschickt. Außerdem wird es neue Staffeln<br />

der spektakulären Physical-Challenge-Show „American Ninja Warrior“<br />

sowie des weltweit größten Auto-Magazins „Top Gear“ als Free-<br />

TV-Premiere geben.<br />

RTLplus in Österreich auf Erfolgskurs<br />

Mit seiner einzigartigen Programmfarbe begeistert RTLplus in Österreich<br />

die Zuseher und legte hierzulande einen Senkrechtstart<br />

hin. Im Winter bringt RTLplus mit „Die Schlagernacht 2018“ die erfolgreichste<br />

Schlagerparty-Reihe präsentiert von Inka Bausim ins<br />

Fernsehen. Anfang 2019 feiert RTL sein großes Jubiläum: 35 Jahre<br />

RTLplus. Angela Finger-Erben und Wolfram Kons blicken in einer<br />

abendfüllenden Show gemeinsam mit vielen Gästen auf die einmalige<br />

Erfolgsgeschichte des Senders zurück . Und wenn im Januar<br />

2019 bei RTL „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ startet, ist auch<br />

RTLplus wieder mit dem täglichen Talk-Event „Die Stunde danach“<br />

dabei. Und natürlich gibt es auch in der neuen Season ein Wiedersehen<br />

mit starken RTL-Klassikern. Neu im Programm sind u. a. „Sinan<br />

Toprak ist der Unbestechliche“ mit Erol Sander, „Matchball“ mit<br />

Howard Carpendale sowie „Die Cleveren“ und „Die Sitte“. Außerdem<br />

stehen die Real Life Hits „Das Jenke Experiment“ und „Undercover<br />

Boss“ auf dem Programm.<br />

Mit n-tv in Österreich gut informiert<br />

Der Nachrichtenanbieter n-tv steht auch in der kommenden Season<br />

für die umfangreichste Nachrichten- und Wirtschaftsberichterstattung<br />

im deutschen Fernsehen. Im Doku-Bereich setzt n-tv auf den<br />

Ausbau des Labels „Current Affairs“. Mit Doku-Reihen wie „Empire<br />

Games“, „Giganten der Geschichte“ oder „Auto-Biographie“ erwarten<br />

die Zuschauer zudem wieder mehrere erstklassige Koproduktionen<br />

bei n-tv. Bei den Eigen- und Auftragsproduktionen werden<br />

die erfolgreichen Reihen „Mega Brands“ und „Familiendynastien“<br />

fortgesetzt und um die neue Doku-Reihe „Mega Places“ ergänzt.<br />

Darüber hinaus gibt es in den Bereichen Wirtschaft und Wissen mit<br />

„Das Geschäft mit …“ und „Wie macht man eigentlich?“ gleich zwei<br />

weitere neue Reihen.<br />

SUPER RTL: Kindersender Nr.1 in Österreich<br />

Bei SUPER RTL dürfen sich die kleinen Zuschauer auf die zweite<br />

Staffel der Neuauflage vom „Super Toy Club“ freuen. Da das Comeback<br />

im vergangenen Jahr extrem erfolgreich verlief, führt Moderator<br />

Florian Ambrosius als „Flommander“ pünktlich zur In-Season<br />

erneut durch die legendäre Kinderspielshow. Voller Spaß und Spannung<br />

messen sich Mädchen- und Jungsteams in XXL-Versionen<br />

bekannter Gesellschaftsspiele. Darüber hinaus kommt das Wissensmagazin<br />

„Woozle Goozle und die Weltentdecker“ im Herbst zurück<br />

– jedoch mit neuem Partner für die titelgebende Puppe. Mit Beginn<br />

der neuen Staffel übernimmt Simón Albers die Co-Moderation an<br />

Woozles Seite. Außerdem wird die britische Animationsserie „Dennis<br />

& Fletscher - Blämtastisch“ ab dem vierten Quartal beim erfolgreichen<br />

Kindersender zu sehen sein.<br />

RTL II zeigt mehr!<br />

RTL II baut seine Position als deutschsprachiger Reality-Sender Nr. 1<br />

weiter aus. Ob starke Dokus, emotionale Dating-Formate oder aufregende<br />

Young Fiction: Reality hat viele Facetten und RTL II zeigt sie alle.<br />

Mit seinen Sozialdokumentationen trifft RTL II derzeit den Nerv besonders<br />

vieler Zuschauer. Die Formate „Hartz und herzlich“ und „Armes<br />

Deutschland“ werden seit 2016 ausgestrahlt. Etablierte Programmmarken<br />

wie „Love Island – Heiße Flirts und wahre Liebe“ gehen bei RTL<br />

II in eine weitere Staffel. Erfolgsgaranten sind nach wie vor die Daily-<br />

Soaps „Berlin – Tag & Nacht“ und „Köln 50667“. Neu in der kommenden<br />

Season ist „Game of Clones – Ein Klon zum Verlieben“. Die RTL II-Eigenproduktion<br />

„F4lkenb3rg“ verbindet Fiction mit Reality-Elementen.<br />

IP Österreich Programmpräsentation II:<br />

Sky Österreich, R9 und schauTV<br />

spielen werden. Mit Sky Österreich, insbesondere Sky Sport Austria,<br />

decken wir zudem das gesamte Feld des Live-Sports im High-Level<br />

Sektor ab. Alle drei Sender bieten attraktive und besondere Werbemöglichkeiten<br />

für Partner und Werbekunden. Uns als Vermarkter<br />

macht das natürlich große Freude“, so Walter Zinggl, Geschäftsführer<br />

IP Österreich, bei der Präsentation in Wien.<br />

l-r: Michael Radelsberger (Sky), Florian Pacheiner (KT1/R9), Marius Holzer<br />

(RTS/R9), Josef Aichinger (RTS/R9), Evelyn Unterfrauner (TirolTV/R9), Walter Zinggl<br />

(IP Österreich), Thomas Kralinger (schauTV/KURIER), Sandra Haider (R9),<br />

David Koppensteiner (Sky)<br />

„Mit R9 und schauTV bieten wir die stärksten Regionalsender des<br />

Landes in unserem Vermarktung-Portfolio an. Wir sind davon überzeugt,<br />

dass Eigenproduktionen, Regionalität und die Nähe zu den<br />

Zusehern in Zukunft eine immer wichtigere Rolle am TV-Markt<br />

Sky<br />

Sky gehört in Österreich mit rund 400.000 Kunden und einem Jahresumsatz<br />

von über 170 Millionen Euro (Stand: Juni 2018) zu den erfolgreichsten<br />

privaten Fernseh-Unternehmen. Das Programmangebot<br />

besteht aus Live-Sport, Spielfilmen, Serien, Kinderprogrammen<br />

und Dokumentationen. Sky Sport Austria ist und bleibt die Heimat<br />

des Live-Sports in Österreich. Denn hier finden Zuschauer und Marken<br />

das, was den Sport ausmacht: Spannung und Top-Sportler aus<br />

den besten Ligen und bei den faszinierendsten Sport-Events der<br />

Welt. Fans können dabei genau wie werbungtreibende Unternehmen<br />

wählen zwischen Live-Übertragungen der Tipico Bundesliga<br />

und der UEFA Champions League, der Deutschen 1. und 2. Bundes-<br />

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media<br />

liga, dem DFB-Pokal, der ATP World Tour sowie Weltklasse-Golf von<br />

der European Tour, der US PGA Tour oder Bundesliga Eishockey und<br />

Basketball. All dies präsentiert von einer ausgezeichneten Redaktion<br />

und berühmten Experten und angereichert mit Innovationen: Augmented<br />

Reality, UHD sowie neue Formate und Sonderwerbeformen<br />

lassen Raum für eine erstklassige Markenpräsentation.<br />

„Wir bieten unseren Kunden bei Sky mit fantastischen Inhalten aus<br />

dem Live-Sport-, <strong>Film</strong>- & Serien- sowie Show-Bereich ein auf dem österreichischen<br />

TV-Markt unvergleichliches 360 Grad Entertainment-<br />

Erlebnis. Diese Betrachtung verfolgen wir bei Sky auch im Hinblick auf<br />

die Vermarktung: neben starken linearen Umfeldern auf dem Sky Sport<br />

Austria Sender, bieten wir Unternehmen hierzulande auch via On Demand<br />

perfekte Plattformen zur Markeninszenierung“, erläutert Michael<br />

Radelsberger, Director Go to Market Strategy bei Sky Österreich.<br />

R9<br />

Die Vereinigung der TV-Sender W24 (Wiener Stadtfernsehsender),<br />

Ländle TV (Vorarlberg), Tirol TV (Tirol), RTS (Salzburg), LT1 (Oberösterreich),<br />

KT1 (Kärnten), Kanal 3 (Steiermark), schauTV (Burgenland) und<br />

N1 (Niederösterreich) ermöglicht die bedeutendsten Ereignisse aus<br />

den einzelnen Bundesländern auf einem Sender zu erleben.<br />

Seit 2013 ist R9 Bestandteil der österreichischen Fernsehlandschaft<br />

und auch am österreichischen Satellitenkanal Astra HD (19,2°, Transponder<br />

1005; Frequenz 11273 MHz) empfangbar.<br />

R9-Geschäftsführer Marcin Kotlowski ist stolz auf die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

mit IP Österreich: „Durch die IP Österreich haben wir<br />

in der Vermarktung einen großen gemeinsamen Schritt gesetzt und<br />

können unseren Kunden einen Ansprechpartner für die Buchung ihrer<br />

TV-Kampagne auf nationaler und regionaler Ebene bieten.“<br />

Geschichten und Informationen aus der Heimat bieten die vielfältigen<br />

Bundesland-Formate, die bei R9 kompakt zusammengefasst<br />

werden. Regionale Highlights aller 9 Sender und somit aus ganz Österreich,<br />

stehen bei dem Wochenmagazin „ÖsterreichBlick – Die Woche“<br />

im Fokus. Lokale und internationale Persönlichkeiten aus Kunst,<br />

Kultur und Wirtschaft lädt Moderator Gerald Matt regelmäßig zu seinem<br />

Wiener Talkformat „Matt spricht mit…“. Der „Talk im Riesenrad“<br />

hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hauptstadt näher mit Vorarlberg<br />

zu verbinden und lädt erfolgreiche Persönlichkeiten aus dem<br />

westlichsten Bundesland über die Dächer Wiens ein. Bei der „Rapid<br />

Viertelstunde“ kommen auch Sportfans auf ihre Kosten. In dem Magazin<br />

gibt R9 exklusive und persönliche Einblicke hinter die Kulissen<br />

des österreichischen Fußballrekordmeisters Rapid Wien.<br />

schauTV<br />

Nach nur knapp einem Jahr, blickt der Regionalsender für Wien,<br />

Niederösterreich und das Burgenland bereits auf eine erfolgreiche<br />

Bilanz: Die Technische Reichweite liegt aktuell bei 98 Prozent in der<br />

Ostregion und mit den starken Eigenformaten erreicht schauTV täglich<br />

bis zu 77.000 Zuseher.<br />

„schauTV hat sich im letzten Jahr von einem kleinen Regionalsender<br />

zu einem relevanten Player im regionalen TV-Geschäft in Ostösterreich<br />

entwickelt – seit der Übernahme durch das Kurier Medienhaus<br />

ist die Reichweite deutlich gestiegen. Das bestätigt unseren Weg,<br />

relevante TV-Formate mit Fokus Ostregion in zeitgemäßer Form zu<br />

entwickeln. Unsere Partner finden bei uns ein perfektes Umfeld und<br />

innovative Lösungen, um effektiv und nachhaltig bei ihrer Zielgruppe<br />

zu landen“, führt schauTV-Geschäftsführer Thomas Kralinger aus.<br />

schauTV bietet nicht nur den Zusehern sondern auch Werbekunden<br />

ein umfangreiches und einzigartiges Programm für Markenbotschaften.<br />

Besondere Werbeformen wie Infomercial, Advertorials oder<br />

auch auf den Kunden angepasste Sonderwerbeformen lassen sich<br />

somit in einem perfekt abgestimmten Umfeld präsentieren.<br />

In der tagesaktuellen Berichterstattung – in den „Kurier News“, im „talk<br />

Kurier“ und in „Warum eigentlich?“ – verschmilzt die hohe journalistische<br />

Kompetenz der Kurier-Redaktion mit exklusiven Fernsehinhalten<br />

zu News, Analysen und Hintergrundberichten.Um Lifestyle und<br />

Trendthemen zu Gesundheit, Technik, Freizeit, Reisen, Kochen und<br />

Kultur geht es im täglichen TV-Magazin „schau Leben“. Regionale<br />

Highlights und damit perfekte Umfelder für regionale Marken, bietet<br />

der Sender mit den wöchentlichen Formaten „schau Leben Niederösterreich“<br />

und „schau Leben Burgenland“. Jeden Samstag werden<br />

ab 19.15 Uhr in dem Eventformat „Vorbei g’schaut“ aktuelle Events<br />

wie z.B. Gemeindefeste, Clubbings oder auch Shoperöffnungen präsentiert.<br />

Sportfans kommen auch bei schauTV nicht zu kurz: jeden<br />

Montag und Donnerstag zeigt „Die heißeste Liga Österreichs“ 30 Minuten<br />

geballte Fußballhighlights aus der Regionalliga Ost.<br />

Mipcom: ORF-Enterprise erfolgreich<br />

Drei Tage lang präsentierte das Content-Sales-Team der ORF-Enterprise österreichische Programmhighlights auf<br />

der Mipcom in Cannes. Mehr als 4.000 Programmeinkäufer aus der ganzen Welt besuchten die Fachmesse für<br />

Programm und Content. Neben den mehrfach ausgezeichneten und stark nachgefragten ORF-„Universum“-<br />

Natur- und -Dokumentarfilmen ist der ORF auch mit fiktionalen Produktionen erfolgreich.<br />

„Die Nachfrage nach österreichischem Content ist nochmals gewachsen,<br />

insbesondere bei Subscription-Video-on-Demand-Plattformen.<br />

Allen voran die bekannten US-Plattformen: Sie suchten auf<br />

dieser Messe verstärkt europäischen Content, um die lokalen Märkte<br />

konkret anzusprechen. Dabei gehen sie auch Kopartnerschaften<br />

mit linearen Fernsehsendern ein. ORF-<strong>Film</strong>e und -Serien werden<br />

aufgrund ihrer hohen Qualität und außergewöhnlichen Storylines<br />

geschätzt. Mit Factual Content wie ‚Universum‘ oder der neuen Serie<br />

‚Beer-Tastic‘ haben wir Titel dabei, die auf ein internationales Publikum<br />

ausgerichtet sind. Diese werden auch in Asien, im Mittleren Osten<br />

oder Lateinamerika nachgefragt. Die Präsenz der ORF-Enterprise<br />

und der <strong>Film</strong> Austria auf Märkten wie Mipcom trägt zur Sichtbarmachung<br />

heimischer Produktionen wesentlich bei“, bilanziert ORF-<br />

Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder.<br />

Die sechste Staffel von „Schnell ermittelt“ knüpft an die Erfolge der<br />

letzten Staffel an und wird in Kürze in zahlreichen Ländern zu se-<br />

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media<br />

hen sein. Die ORF-Serienproduktion rund um<br />

Hauptdarstellerin Ursula Strauss wurde in der<br />

Vergangenheit bereits von Fernsehsendern und<br />

Video-on-Demand-Anbietern in Deutschland,<br />

Italien, Frankreich, der Schweiz, Slowenien, den<br />

Vereinigten Staaten, Ungarn, Bulgarien, Usbekistan,<br />

Dänemark, dem Oman und Litauen gekauft.<br />

Der tschechische Sender FTV Prima entschied<br />

sich für 11 Folgen der beliebten „Landkrimis“<br />

und vier „Tatort“-Folgen. Discovery Italien kaufte<br />

weitere neun „Tatort“-Folgen für seinen Sender<br />

Beatrice Cox- Riesenfelder<br />

Giallo, nachdem die ersten acht ausgestrahlten<br />

Folgen bereits für hohes Publikumsinteresse sorgten.<br />

Die auf im Ausland lebende Deutsche (Expats) ausgerichtete Video-on-<br />

Demand-Plattform Pantaflix unterschrieb einen Deal für ein umfangreiches<br />

Programmpaket, das neben österreichischen <strong>Film</strong>en auch frühere<br />

Staffeln von „Soko Kitzbühel“<br />

und „Schnell ermittelt“<br />

umfasst.<br />

Al Jazeera Documentary<br />

Channel setzt die<br />

enge Zusammenarbeit<br />

mit der ORF-Enterprise<br />

fort und unterschrieb<br />

ein mehrstündiges Doku-Paket.<br />

Darin enthalten<br />

ist unter anderem<br />

der in 4K produzierte<br />

Naturfilm-Dreiteiler<br />

„Faszinierende Karibik“<br />

sowie „Lungau – Wildnis<br />

im Herzen der Tau-<br />

Auch international gefragt: „Schnell ermittelt“<br />

ern“. Das Paket wird<br />

von zahlreichen Lifestyle- und Politikmagazinen sowie Wissenschaftsdokumentationen<br />

aus dem reichen Programmkatalog der ORF-Enterprise<br />

abgerundet.<br />

Der dreiteilige ORF-„Universum“-Naturfilm „Brahmaputra – Der große<br />

Fluss vom Himalaya“ verkaufte sich an das kanadische Knowledge Network,<br />

die italienische RAI und RSI in der Schweiz.<br />

Mit TRT (Türkei) konnte sich die ORF-Enterprise über einen sehr umfangreichen<br />

Programmdeal verständigen. Darin enthalten sind auch die<br />

mehrfach ausgezeichneten ORF-„Universum“-Produktionen „Lionsrock –<br />

Die Heimkehr des Königs“ und „Wüstenkönige – Die Löwen der Namib<br />

II“. Für weitere Sender der TRT-Gruppe entwickelt die ORF-Enterprise<br />

zusätzliche Programmpakete. Sie unterstreichen die internationale Rolle<br />

der ORF-Enterprise als Lieferant von Premium-Content.<br />

Russia-K setzt ebenfalls auf hochwertige Produktionen aus Österreich. In<br />

Kürze darf sich das Publikum auf „Faszinierende Karibik“, „Kitz & Co. – Die<br />

Kunst des Verschwindens“, „Azoren – Tanz um den Vulkan“ und „Maria<br />

Theresia – Europas Schwiegermutter“ aus der Reihe ORF-„Universum History“<br />

freuen. Seit 2013 spielt der ORF mit den hochwertig produzierten<br />

„History“-Dokumentationen eine gewichtige Rolle auf dem Weltmarkt. Sie<br />

werden unter der renommierten Dachmarke „Universum“ platziert.<br />

Sky Network Television aus Neuseeland wird in Kürze eine Aufführung<br />

der „Internationalen Barocktage“ und ein Konzert aus der jährlichen Highlight-Produktion<br />

„Barocke Schätze – Vom Ospedale zu Concordia“ senden.<br />

Der italienische Sender TV2000 sicherte sich das weltweit begehrte<br />

Weihnachtskonzert „Christmas in Vienna“, bei dem renommierte Solistinnen<br />

und Solisten gemeinsam mit dem ORF Radio-Symphonieorchester<br />

Wien und den Wiener Sängerknaben auftreten. Zudem entschied sich<br />

der Sender für Aufzeichnungen zahlreicher von Herbert von Karajan dirigierter<br />

Konzerte.<br />

Foto © Florian Wieser<br />

Erfolgslauf für die Terra Mater Factual Studios<br />

Trippelerfolg für Terra Mater<br />

Factual Studios<br />

Bei Europas<br />

größtem Naturfilm-<br />

Festival, dem Green<br />

Screen Festival<br />

wurden gleich drei<br />

Produktionen des<br />

Wiener Produktionshaus<br />

Terra Mater<br />

Factual Studios<br />

ausgezeichnet und zwar in den Kategorien „Bester <strong>Film</strong> des Festivals“,<br />

„Bester Meeresfilm“ und „Beste Story“. Zusätzlich gab eine Nominierung<br />

für die britischen Grierson Awards.<br />

„Bester <strong>Film</strong>“ wurde ein intimes Porträt einer Raubtierart, die bisher<br />

kaum gefilmt werden konnte: „Die weißen Wölfe von Ellesmere<br />

Island“ zeigt ein Rudel Polarwölfe im äußersten Norden Kanadas bei<br />

ihrem Kampf ums Überleben und den enormen Einsatz bei der Aufzucht<br />

der Welpen. Der bemerkenswerte <strong>Film</strong> entstand als Koproduktion<br />

von Doclights/NDR Naturfilm, Morag loves Wolves, Terra Mater<br />

Factual Studios und Thirteen Productions LLC in Zusammenarbeit mit<br />

NDR, WNET, CBS, WDR, NHK, SVT, ARTE.<br />

Die zweite Produktion aus dem Hause Terra Mater Factual Studios, die<br />

den Preis für die „Beste Story“ erhielt, war „Das Gesetz der<br />

Löwen - Feindesland“. Die bereits mehrfach preisgekrönte Doku<br />

besticht durch einen ungeschminkten Blick auf das außergewöhnliche<br />

Verhalten der Löwen im Nationalpark Ruaha in Tansania. Beim<br />

Storytelling wurde auf eine horizontale Erzählweise mit narrativen<br />

Elementen gesetzt. Walter Köhler, CEO der Terra Mater Factual Studios:<br />

„Wir sind bei unserer Löwen-Trilogie einen neuen Weg gegangen,<br />

indem wir die Geschichte so erzählt haben, wie man es sonst nur von<br />

<strong>Film</strong>en und Serien kennt. Dass diese Art des Storytellings bei Europas<br />

größtem Naturfilmfestival mit einem Preis belohnt wird, ist eine schöne<br />

Bestätigung unserer Arbeit und eine große Freude.“ Partner bei der<br />

Produktion waren ARTE, National Geographic und der NDR.<br />

Die dritte ausgezeichnete Produktion war „Galapagos – Die Macht des<br />

Meeres“, die als „Bester Meeresfilm“ prämiert wurde. Der erste von<br />

zwei Teilen über die Insel, auf der einst Charles Darwins Evolutionstheorie<br />

entstand, zeigt, wie die Kreuzung zweier mächtiger Meeresströmungen<br />

eine Welt erschaffen hat, auf der Pinguine und Korallen<br />

nebeneinander leben können, auf der<br />

Jahreszeiten direkt am Äquator existieren und das Meer über Leben<br />

und Tod entscheidet. Die Serie wurde als Koproduktion von Blue<br />

Planet <strong>Film</strong>, NDR Naturfilm und Terra Mater Factual Studios realisiert.<br />

Das prestigeträchtige deutsche Green Screen Festival fand zum zwölften<br />

Mal in Eckernförde/Schleswig-Holstein statt. Über 200<br />

<strong>Film</strong>emacher aus der ganzen Welt reichten 309 <strong>Film</strong>e ein, die<br />

sowohl die faszinierenden Seiten der Natur zeigen, als auch kritische<br />

Themen wie die Gefährdung der Umwelt und Artenschutz beleuchten.<br />

Mit rund 20.0000 verkauften Tickets konnte das Festival einen<br />

neuen Besucherrekord erzielen und gilt als das größte Naturfilmfestival<br />

Europas.<br />

Fast gleichzeitig erhielt Terra Mater Factual Studios aus London eine<br />

prestigeträchtige Nominierung beim britischen Grierson Documentary<br />

Award. Für die Dokumentation „Die Superkolonie - Waldameisen ganz<br />

groß“ versucht der legendäre Naturfilmer Sir David Attenborough<br />

der Frage auf den Grund zu gehen, ob wir Menschen von den wenige<br />

Millimeter großen Ameisen etwas lernen können.<br />

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media<br />

„Immer einen halben Schritt<br />

voraus“<br />

Mit der Dokumentation „Wiener Nächte“ startete die ORF-TV-Kultur in den Herbst. Was die derzeitige<br />

Wiener Szene so interessant macht und welche Anforderungen er an sein Team stellt, berichtet ORF-TV-Kulturchef<br />

Martin Traxl im FSM-Interview.<br />

Fotos © ORF<br />

Martin Traxl<br />

Was für eine Ehre: Szenetypen<br />

wie Voodoo Jürgens<br />

oder Sibylle Kefer<br />

werden in der Dokumentation<br />

„Wiener Nächte“<br />

gefeatured. Hat die<br />

Popkultur die Hochkultur<br />

im TV abgelöst?<br />

MARTIN TRAXL: Wir versuchen<br />

allen Genres und Gattungen<br />

gleichermaßen gerecht<br />

zu werden, aber diese<br />

Dokumentation hat sich<br />

aufgrund der rasanten Entwicklung im Musikbereich<br />

geradezu aufgedrängt. „Wiener Nächte“ ist auf<br />

Augenhöhe mit den Künstlerinnen und Künstlern,<br />

fast alle kommen vor, Galionsfigur ist der brillante,<br />

poetische, leicht subversive Ernst Molden als heimlicher<br />

Kapellmeister der Wiener Szene. Aber um auf<br />

Ihre Frage zurück zu kommen: wir forcieren Popkultur<br />

schon sehr lange, insbesondere in der ZiB24<br />

haben wir sehr viele Konzert- und <strong>Film</strong>berichte. Freitags<br />

haben wir mit den Empfehlungen von Künstlern<br />

eine sehr erfolgreiche Rubrik in der ZiB 24, die<br />

mit eigener Ästhetik überzeugt. Im kulturMontag<br />

könnte es mehr sein, aber es kommt immer darauf<br />

an, ob es genügend interessante Geschichten gibt.<br />

Man könnte immer wieder einzelne Künstlerportraits<br />

machen, aber mein Anspruch ist es, das kulturelle<br />

Geschehen in all seinen Facetten abzubilden,<br />

das kann historisch, gesellschaftspolitisch, visionär<br />

sein – in jedem Fall breitgefächert.<br />

Um den Stellenwert der ORF-TV-Kultur einordnen<br />

zu können, verraten Sie ein paar Fakten zu<br />

Ihrer Arbeit, wieviele MitarbeiterInnen etc.?<br />

TRAXL: Die gesamte Abteilung umfasst an die 70<br />

Personen, da sind aber auch Dokus sowie die Übertragungen<br />

der jährlichen Großereignisse aus dem<br />

Kulturbereich inkludiert. Rein journalistisch tätig<br />

sind in etwa 30 Personen, wobei wir jährlich allein<br />

für die aktuelle Kultur ca 2.000 Berichte abliefern.<br />

Wir beginnen mit der ZiB um 9 Uhr bis zur ZiB 24, im<br />

Schnitt sind es 5-6 Beiträge pro Tag, die sich meist<br />

nicht wiederholen.<br />

Wer ist die Zielgruppe des kulturMontag?<br />

TRAXL: Die ist wahnsinnig heterogen und gleichzeitig<br />

sehr treu. Die genauen Zahlen der Medienforschung<br />

bekomme ich erst, aber bis dato sind wir in<br />

den Zahlen äußerst stabil, sogar leicht steigend.<br />

Woran liegt es?<br />

TRAXL: Der kulturMontag bietet Berichterstattung<br />

über die wichtigsten kulturellen Ereignisse der<br />

Woche, spannende Talks mit populären und provokanten<br />

Zeitgenossen, intime Künstler-Porträts, feuilletonistische<br />

Betrachtungen und kulturpolitische<br />

Analysen. Wir schauen über den Tellerrand hinaus<br />

und das wird ganz offensichtlich honoriert. Dazu<br />

kommt, dass Kultur in Österreich einen sehr hohen<br />

Stellenwert besitzt. Neben dem inhaltlichen, versuchen<br />

wir im gestalterischen eine besondere Qualität<br />

an den Tag zu legen. Wir haben da einen großen Ehrgeiz<br />

und wollen immer state of the art sein. Es sind<br />

nicht nur die Themen, sondern eben die Form, dazu<br />

kommt, dass wir sehr in die Gesellschaftspolitik hineingegangen<br />

sind, da gerade Kulturschaffende<br />

Trends vorab spüren.<br />

Welche Strömungen liegen in der Luft?<br />

TRAXL: Der besprochene Boom des Wienerlieds<br />

oder zB. das große Thema Schönheit und Ästhetik.<br />

Wir haben daraus einen Schwerpunkt entwickelt,<br />

der sich aller Facetten dieser Begriffe annimmt.<br />

Oder die Magie der Museen, wie eine ab Dezember<br />

beginnende, achtteilige Reihe bei uns heißt.<br />

Darin führen berühmte Künstlerinnen und Künstler<br />

durch Weltmuseen, wie zB. Modemacherin Vivienne<br />

Westwood durch das Wiener KHM oder Opernsängerin<br />

JoyceDiDonato durch den Prado in Madrid.<br />

Geboten wird nicht weniger als ein emotionales,<br />

filmisches Kunsterlebnis. Die Entstehungsgeschichte<br />

dafür dauerte sehr lange, aber offenbar hat uns<br />

die Geduld geholfen und es wurde eine unglaublich<br />

interessante Produktion daraus.<br />

Wie finanzieren sich solche Megaprojekte bzw.<br />

wie ist das Verhältnis Eigen- zu Auftragsproduktionen?<br />

TRAXL: Beide Modelle sind aufgrund der finanziellen<br />

Rahmenbedingungen die Ausnahme, also<br />

setzen wir hauptsächlich auf Koproduktionen, wo<br />

der Produzent um Förderung ansucht und dann<br />

versuchen wir gemeinsam eine zweite TV-Anstalt<br />

an Bord zu holen oder wie im Falle der erwähnten<br />

Museumsreihe ist es eine deutsche Produktionsfir-<br />

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media<br />

ma, die uns ganz besonders entgegen gekommen<br />

ist. Die deutschsprachigen Sender sowie arte sind<br />

unsere wichtigsten Koproduktionspartner, ohne die<br />

könnten wir vieles nicht machen.<br />

Und sogar das scheint in den Augen von<br />

300.000 ÖsterreicherInnen schon zu viel zu sein,<br />

wie man am soeben abgehandelten ORF-Volksbegehren<br />

sehen kann.<br />

TRAXL: Fakt ist, dass es bei einem solidarisch finanzierten<br />

Beitragsmodell immer auch einen gewissen<br />

Grad an Unzufriedenheit gibt. Auch mangelt<br />

es noch an Kenntnis in der Bevölkerung über die<br />

Verwendung der Gis-Gebühren. Die 320.000 Unterschriften<br />

entsprechen fünf Prozent der Wahlberechtigten<br />

bzw. fünf Prozent aller, die mindestens<br />

einmal pro Woche ein ORF-Angebot konsumieren.<br />

Trotzdem müssen wir diese Stimmen ernst nehmen,<br />

denn wir haben den Anspruch, allen Österreicher/<br />

innen etwas bieten zu können. Das hat auch die<br />

ORF-Publikumsbefragung vom Frühjahr gezeigt.<br />

Aktuell präsentieren wir in Spots, Inseraten und<br />

Magazinbeiträgen, welche Publikumswünsche der<br />

ORF bereits umsetzt. Auch die TV-Kultur trägt dazu<br />

bei: Wir fahren jährlich durch die Bundesländer und<br />

führen sehr viele, intensive Publikumsgespräche, da<br />

ich persönlich wissen möchte, was die Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer wollen bzw. was sie stört, das ist<br />

wichtig und befruchtend.<br />

Ist der ORF notwendig für Österreich?<br />

TRAXL: Er ist unverzichtbar! Das sieht zum Glück<br />

auch der Großteil der Österreicher/innen so. In immer<br />

unübersichtlicheren Zeiten sind unsere Verlässlichkeit<br />

und unsere Kompetenz ein unschätzbares<br />

Gut und Auftrag zugleich. Mit Sicherheit braucht es<br />

also einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk genauso<br />

wie im Printbereich Qualitätsblätter. Es ist ein guter<br />

Weg, dass wir mit anderen Medienhäusern Kooperationen<br />

eingehen und gemeinsam überlegen, wie<br />

man die Notwendigkeiten und Stärken einer pluralistischen<br />

Medienwelt aufrechterhält und fördert.<br />

Sie sind seit mehr als 10 Jahren Leiter der ORF-<br />

TV-Kultur, sind Sie beruflich damit am Plafond<br />

angelangt?<br />

TRAXL: Wenn man im Kulturbereich tätig ist, kann<br />

ich mir nichts Schöneres vorstellen, jedoch überprüfe<br />

ich immer wieder, ob ich noch firm und fit für<br />

das heutige Geschehen bin, denn nach 20 Jahren<br />

in einem Unternehmen kann sich Routine breitmachen.<br />

Ich versuche, durch die erwähnten Publikumsgespräche<br />

aber natürlich vor allem durch<br />

Feedback meines Teams bzw. von Kollegen und<br />

Gesprächspartnern wach zu bleiben. Der Kulturbegriff<br />

– um wieder an den Anfang unseres Interviews<br />

zurückzukommen – hat sich unglaublich<br />

gewandelt. Als ich hier begonnen habe, war noch<br />

die respektvolle Sendung „Aus Burg und Oper“ das<br />

Highlight, jetzt berichten wir auch von dort, wenn<br />

es spannende Produktionen gibt, aber der Großteil<br />

unserer Themen ist eher abseits des sogenannten<br />

Kulturbürgertums zu finden.<br />

Ist die Zeit der sogenannten Großkritiker vorbei,<br />

braucht es keine Leitstimmen mehr?<br />

TRAXL: Mein Anspruch ist es, dass wir immer einen<br />

halben Schritt voraus sein müssen, damit uns die Zuseher<br />

spannend finden. Gerade, weil die Welt noch<br />

unübersichtlicher geworden ist, ist Einordnung und<br />

Orientierung eines unserer wesentlichen Goodies.<br />

Stärke und Schwäche des Internet ist es ja, dass man<br />

sich dort alles holen kann, profundes Wissen wie fake<br />

news. Ich sage immer zu meinem Team, dass es wichtig<br />

ist, seine eigene Meinung zu vertreten, durchaus<br />

subjektiv zu sein, wenn man die passenden Argumente<br />

hat. Es geht nicht um das Aburteilen, denn es<br />

ist nichts einfacher als einen Verriss zu machen, viel<br />

schwieriger ist es, ein gut formuliertes Lob abzugeben.<br />

Wir brauchen Kritiker, die kraft ihrer Kompetenz<br />

das Vertrauen haben und den Leuten sagen, was<br />

gut oder schlecht ist. In Zeiten der wirtschaftlichen<br />

Verunsicherung und des Wandels der Gesellschaft<br />

durch migrantische Bewegungen kommt der Kultur<br />

ein besonderer Stellenwert zu, indem sie Vorurteile<br />

hinterfrägt und Denkprozesse in Gang setzt. Ich bin<br />

dankbar, in diesem Land mit seiner reichen Kultur<br />

Vermittler sein zu dürfen, ich möchte das Publikum<br />

sensibilisieren, Fragen aufwerfen, die Antworten<br />

aber muss jeder für sich selbst finden.<br />

Spannende Inhalte, außergewöhnliche Schauwerte und<br />

seltene Einblicke bietet eine ganze Reihe neuer ORF-Kulturdokumentationen<br />

in diesem Herbst . Ausgestrahlt werden<br />

die <strong>Film</strong>e, die als Eigen-, Auftrags- oder Koproduktionen<br />

entstanden sind bzw. sich derzeit noch in Herstellung befinden,<br />

vorwiegend auf den ORF-2-Sendeplätzen „matinee“,<br />

„kulturMontag“ und „dok<strong>Film</strong>“.<br />

Ausgewählte, kommende Highlights:<br />

Orte der Kindheit – Kristina Sprenger<br />

Orte der Kindheit – Harald Krassnitzer<br />

New European Songbook 2018 – War & Peace<br />

Der Geschmack Europas – Bregenzerwald<br />

Die Kinder von Zaatari<br />

Magie der Museen<br />

Brioni - Insel der Millionäre<br />

Kulturdoku mit Vodoo Jürgens &<br />

Der Nino aus Wien<br />

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media<br />

BÜCHER, DVD & CO<br />

„Du wirst nie ein Künstler sein“<br />

Man weiß nicht, ob der Originaltitel „The Italian<br />

Teacher“ oder doch der durchtriebenere,<br />

aber leicht banale Titel „Die Gesichter“ passender<br />

zu diesem Schelmenroman aus der<br />

Kunstszene passt, Fakt ist, man verschlingt<br />

den neuen Roman von Bestsellerautor Tom<br />

Rachman in einem. Es geht um die Geschichte<br />

von Pinch, Lieblingssohn des gefeierten<br />

Malers Bear Bavinsky, der in einer Liga mit<br />

den besten seines Faches aus dem 20. Jahrhundert<br />

gehandelt wird. Aufgrund seiner<br />

vielen verschiedenen Frauen verlässt er auch<br />

die Mutter von Pinch als dieser 11 Jahre ist,<br />

wird aber von Pinch weiterhin vergöttert. Die Mutter fördert sein zeichnerisches<br />

Talent, der Vater wischt mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung dessen Ambitionen<br />

weg und so desillusioniert, beschließt er Kritiker zu werden. Auch dies<br />

gelingt nicht, aber was ihm gelingt ist solch ein Schelmenstück, dass man im<br />

Laufe des Buches immer überraschter von den zahllosen Wendungen, die die<br />

Geschichte nimmt, wird. Es ist eine Satire auf den Kunstbetrieb, eine Coming-of-<br />

Age-Geschichte, ein Vater-Sohn-Drama und eine Gesellschaftsanalyse in einem.<br />

Tom Rachman hat einen elektrisierenden und immer wieder auch nachdenklich<br />

stimmenden Roman geschrieben über das Streben nach Anerkennung – im Leben<br />

und in der Kunst.<br />

Tom Rachman: Die Gesichter (dtv)<br />

Blumen für die Frau Direktor<br />

Spätestens seit Joachim Meyerhoffs unübertroffene Erinnerungen an seinen Beginn<br />

als Schauspieler in der Provinz, haben diese oft sehr verdienstvollen Stadttheater<br />

einen etwas zweifelhaften Ruf. Und jetzt setzt die Schauspielerin/Regisseurin<br />

Adriana Altaras auch noch eines drauf: in ihrem neuesten Buch inszeniert<br />

sie „Die Entführungs aus dem Serail“ in einer deutschen Stadt, wo sie sich zwischen<br />

billiger Absteige, Aldi, Chinese und Probenraum<br />

bewegt. Aber es kommt noch heftiger, die<br />

aufdringliche Souffleuse Sissele will unbedingt etwas<br />

von ihr und zwar nicht weniger als die Zusammenbringung<br />

ihrer Familie. Sie sieht in der Jüdin<br />

Adriana eine Leidensverbundene und versucht mit<br />

deren Hilfe, ihre Verwandten, die nach dem zweiten<br />

Weltkrieg in alle Winde zerstreut wurden, zu<br />

finden. Mit hinreißender Tragikomik erzählt dieser<br />

Roman von den Absurditäten des Theateralltags<br />

(Bier für die Gewerke, individuelle Geschenke für<br />

die Solisten, Blumen für die Frau Direktor) und der<br />

abenteuerlichen Reise dieser beiden Frauen. Und gerade weil Altaras eine Alltagssprache<br />

schreibt, kommen einem die Grausamkeiten wie zB. Die Aufführung einer<br />

Kinderoper (Brundibär“ im „Künstler“-KZ Theresienstadt nochmals unglaublicher<br />

vor. Kleine Spitzen gegen Österreich („Wenn man in Österreich arbeitet braucht<br />

man einiges, vor allem gute Nerven“) Von einer unverhofften Familienzusammenführung<br />

und davon, wie sich unvergessliche Geschichten des 20. Jahrhunderts mit<br />

jenen der Nachgeborenen verbinden.<br />

Adriana Altaras: Die jüdische Souffleuse (KiWi)<br />

Eine Leidensstunde pro Tag<br />

Ein älteres Ehepaar aus Glasgow, Gerry und Stella Gilmore, fliegt für ein verlängertes<br />

Wochenende nach Amsterdam. Die kleine Reise soll die beiden aufmuntern, sie<br />

wollen die Stadt erkunden und etwas für ihre Ehe tun. Sie lieben sich noch, man<br />

kennt einander samt allen kleinen Fehlern – aber in den vier Tagen treten tiefe<br />

Risse in ihrer Beziehung zutage. Der irische<br />

Schriftsteller Bernard MacLaverty verwebt<br />

in dieser Ehenovelle offenbar viele Erlebnisse<br />

seines eigenen Lebens, so lässt er die<br />

beiden ebenfalls von Belfast nach Glasgow<br />

emigrieren, lässt sie vor der irischen Politik<br />

und Gewalt flüchten, Auswege findet die<br />

Frau im Glauben, der Mann im Alkohol,<br />

das Alter bringt Wehwehchen, aber mehr<br />

als eine Stunde Wehklagen am Tag darf<br />

dafür nicht verschwendet werden, Stella<br />

weiß alles und sorgt vor, ihm fehlt jegliche<br />

„Storyboarding-Fähigkeit“, er als Architekt<br />

arbeitet für die Ewigkeit, ihre Zeit vergeht<br />

im Alltagstrott und Amsterdam im Winter<br />

scheint keinen besonderen Reiz auszuüben (die Iren tun sich schwer mit den Beneluxländern,<br />

wenn man zB. an den <strong>Film</strong> „In Bruge“ denkt). Die Könnerschaft des<br />

Autors liegt in seinem überaus genauen Blick für Details, seiner Allgemeinbildung,<br />

seinen souveränen Perspektivenwechsel und seinen trockenen Dialogen. Und der<br />

Schluss wird nicht verraten.<br />

Bernard MacLaverty: Schnee in Amsterdam (C.H.Beck)<br />

Starker Tobak<br />

Wenn der Großvater seine Enkelin „Liebchen“<br />

nennt, dann wird sogar der 14-jährigen<br />

Turtle weich ums Herz und als LeserIn<br />

wird eieinem bewusst, wie wenig es es<br />

braucht, um das junge Mädchen emotional<br />

zu berühren. Sie hat kein leichtes Leben und<br />

will es doch nicht anders. Mit dem besitzergreifenden<br />

– in jeder Hinsicht - Vater Martin<br />

lebt sie sie in einem heruntergekommenen<br />

Haus in den Wäldern in Nordkalifornien, die<br />

Mutter ist bei einem Tauchunfall gestorben,<br />

die Lehrerin Anna bemüht sich zwar, ihr intellektuelles<br />

Selbstvertrauen zu stärken, aber wohl fühlt Turtle sich nur in der Natur<br />

und mit ihren Waffen. Am Morgen essen sie rohe Eier zum Frühstück, der Vater<br />

bringt sie mit abscheulicher Gewalt zu sportlichen Ertüchtigungen und abends<br />

putzt sie ihre Pistolen. Als sie einen Jungen aus der Schule besser kennenlernt,<br />

dreht sich etwas das Blatt. Es ist harter Tobak, den dieser junge Schriftsteller mit<br />

seinem Debüt vorlegt, Stephen King bezeichnet es sogar als absolutes Meisterwerk<br />

und da man während der spannenden Lektüre schon einen Horrorfilm vor<br />

sich sieht, kann es nicht lange dauern, bis Hollywood zuschlägt. Dieser Roman<br />

über ein junges Mädchen hat Amerikas Leserschaft überwältigt und gespalten.<br />

Denn Turtle Alveston, so verletzlich wie stark, ist eine der unvergesslichsten Heldinnen<br />

der zeitgenössischen Literatur.<br />

Gabriel Tallent: Mein Ein und Alles (Penguin)<br />

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BÜCHER, DVD & CO<br />

10 Biere sind genug…<br />

für die Autoren Martin Schlosser & Max Goldt,<br />

konstatiert letzterer nach einem gemeinsamen<br />

Kneipenabend. Da ist der Held aus Gerhard<br />

Henschels epischer Autobiografie schon in Berlin<br />

gelandet und kann von seinen literarischen<br />

Ergüssen leben – oder zumindest darben. Das<br />

ist der erste große Unterschied zum vorherigen<br />

Buch (Arbeiterroman), wo er sich noch mit körperlicher<br />

Arbeit durchschlug. Geblieben sind<br />

die literarischen Helden Walter Kempowski,<br />

Karl Kraus, Eckhard Henscheid, das Spiegel-<br />

Abo, die Verehrung von Bob Dylan und die gnadenlose Entlarvung des Zeitgeists,<br />

anno 1990. Was hatte diese Zeit nicht alles zu bieten: Jonglierfestivals, Wiedervereinigungsfeier,<br />

Atheistenkongress, Tantra-Workshops und gleichzeitig das<br />

Aufkommen von vielen, verschiedenen, satirischen Printmedien, neben Titanic.<br />

Dadurch kommen vermehr Autoren wie der o.g. Max Goldt, Wiglaf Droste, Michael<br />

Rutschky oder Eugen Egner zu Wort und man lacht sich an deren feingeschliffenen<br />

Formulierungen halbtot. Neu ist auch, dass der Endzwanziger zu einem Womanizer<br />

mutiert und er kaum mehr Probleme hat, junge Frauen abzuschleppen. Aber es<br />

wäre nicht Martin Schlosser, wenn sie ihn nicht bald darauf wieder verlassen würden.<br />

Und der belesene Autor findet bei Jacob Burckhardt ein geeignetes Zitat, um<br />

seine Erinnerungen ins bescheidene Licht zu rücken: „Jeder hält nämlich seine Zeit<br />

für die Erfüllung der Zeiten und nicht bloß für eine der vorübergehenden Wellen.“<br />

Gerhard Henschel: Erfolgsroman (Hoffmann & Campe)<br />

Nadeche bleibt hängen<br />

Hier trifft der Terminus vom kongenialen<br />

Duo wirklich zusammen: Timur Vermes &<br />

Christoph Maria Herbst, der eine schreibt<br />

und der andere liest. Der neue Roman des<br />

Bestsellerautors ist eine Gesellschaftssatire<br />

bei der niemand ungeschoren davon<br />

kommt. Es beginnt ganz harmlos, die Figuren<br />

werden peu à peu in die Geschichte eingeführt, man kichert ein wenig mit,<br />

dann geht er los der große Flüchtlingszug, man wird hineingesogen, weil man<br />

unbedingt wissen will, wie der Marsch der 400.000 auf Deutschland zu endet und<br />

zum Schluss packt einem noch das Grauen. Vermes hat gründlich recherchiert,<br />

sei es im Medienmilieu, das sein besonderes Steckenpferd zu sein scheint, in<br />

der deutschen Innenpolitik, aber auch in den Strukturen von Flüchtlingslagern.<br />

So amüsant vor allem die Passagen um die deutsche Starmoderatorin Nadeche<br />

Hackenbusch und ihre gesamte Entourage sind, so ernsthaft werden doch Fragen<br />

gestellt, in welchem Land man eigentlich leben will. Österreich, nur so nebstbei,<br />

kriegt für seine Abschottungspolitik ordentlich Fett ab. Aber nun zum ganz großen<br />

Highlight und das ist der Schauspieler Christoph Maria Herbst: was ihm gelingt, ist<br />

einfach überwältigend. Jeder einzelnen Person verleiht er durch seine Stimmfärbung<br />

eine unübertroffene Individualisierung, wie er Nadeche englisch sprechen<br />

lässt, wird kaum zu toppen sein, diese schrille Stimme kriegt man nicht mehr so<br />

leicht los. Das Ende mag unbefriedigend sein, weil zu polemisch bzw. tragisch,<br />

aber im Grunde möchte man eh nicht, dass Herbst zu lesen aufhört.<br />

Timur Vermes: Die Hungrigen und die Satten (Lübbe Audio)<br />

Gelesen von Christoph Maria Herbst<br />

Für Paris-LiebhaberInnen<br />

Der Nobelpreisträger Patrick Modiano bleibt sich auch in seinem aktuellen Buch<br />

treu: er lässt ein vergangenes Paris aufleben. Diesmal erinnert er sich an die Zeit,<br />

als er knapp vor dem Erwachsenwerden stand und mit vielen Nichtbürgerlichen<br />

seine Zeit verbrachte, denn der Vater trifft sich mit dubiosen Russen auf dem<br />

Schwarzmarkt, die Mutter spielt als Schauspielerin in Pigalle. Der Sohn, in Paris<br />

auf sich allein gestellt, verkehrt<br />

mit rätselhaften Frauen: Madeleine<br />

Peraud, eine Esoterikspezialistin,<br />

mit der er die Liebe zu<br />

bestimmten Büchern teilt, bietet<br />

ihm an, bei ihr einzuziehen. Madame<br />

Hubersen, die den heißen<br />

Sommertag schnapstrinkend im<br />

Café verbringt, soll er abends nach<br />

Hause bringen. Mit einer dritten,<br />

namenlosen, die in einer fremden<br />

Wohnung nachts einen Mann erschossen<br />

hat, wird er fliehen und ihr helfen, die Spuren zu verwischen. Gekonnt<br />

werden Traum und Wirklichkeit vermischt, Details rekonstruiert und wieder verwischt<br />

und man fühlt sich selbst in eine Zeit versetzt, die man nur aus Büchern<br />

und <strong>Film</strong>en kennt. Gelesen wird das vom frankophilen Frank Arnold, der dieses<br />

Namedropping ganz besonders charmant klingen lässt.<br />

Patrick Modiano: Schlafende Erinnerungen (Hörbuch Hamburg)<br />

Ein Guru wie aus dem <strong>Film</strong><br />

Anfänglich ist es für ÖsterreicherInnen ein wenig schwer zu verstehen, wenn die<br />

jungen Ossies sich gegenseitig anpflaumen, aber authentisch wirkt es in jedem<br />

Fall. Das Drama Kruso erzählt von der Utopie der Freiheit, die eine kleine Gruppe<br />

von Aussteigern 1989 im letzten Sommer vor dem Zusammenbruch der DDR zu<br />

leben versucht. Die Insel Hiddensee ist Grenzgebiet der DDR. Mit Dänemark in<br />

Sichtweite stranden dort jeden Sommer scharenweise junge Systemüberdrüssige<br />

und -flüchtlinge. Auch Ed sieht für sich keine Zukunft in der Republik und<br />

ist kurz davor, die gefährliche Flucht<br />

über die Ostsee zu riskieren. Doch<br />

dann trifft er auf Kruso, der schon<br />

lange auf der Insel lebt und so etwas<br />

wie der Guru für alle anderen ist,<br />

wenn er mit seinem blonden Bart<br />

am Strand entlangstreift, hat er fast<br />

etwas Jesus-ähnliches.<br />

Als Zuschauer ist man froh, dass man<br />

weiß, dass es sich um den letzten<br />

DDR-Sommer handelte und die Menschen,<br />

die man im <strong>Film</strong> sieht, nicht<br />

mehr die gefährliche Flucht antreten<br />

müssen.<br />

Kruso basiert auf dem gleichnamigen<br />

Erfolgsroman von Lutz Seiler, der 2014 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet<br />

wurde, in den beiden Hauptrollen überzeugen Albrecht Schuch als<br />

Kruso und Jonathan Berlin.<br />

Kruso: (Universum) R: Thomas Stuber<br />

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media<br />

BÜCHER, DVD & CO<br />

Gekonnte Verfilmung vom Altmeister<br />

Einen Bestseller zu verfilmen ist immer ein Wagnis, viel zu viele Menschen<br />

haben sich schon nach der Lektüre ihr eigenes Bild gemacht. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass Regisseur Roman Polanski mit 83 Jahren auch nicht mehr<br />

der Jüngste ist und ob er sich noch<br />

in die Psyche zweier Frauen „in den<br />

besten Jahren“ hineinversetzen kann,<br />

war ein Wagnis. Zum Glück stand ihm<br />

Olivier Assayas („Personal Shopper“)<br />

als Drehbuchautor zur Seite und mit<br />

den beiden französischen Charakterdarstellerinnen<br />

Emmanuelle Seigner<br />

(„Venus im Pelz“) und Eva Green<br />

(„Casino Royale“) zwei erstklassige<br />

Schauspielerinnen vor der Kamera.<br />

Die Verfilmung „Nach einer wahren<br />

Geschichte“ des gleichnamigen<br />

Bestsellers von Delphine de Vigan ist ein hintersinniges Spiel um Macht und<br />

Identität, um Wahrheit und Fiktion - ein großartiges Pas de Deux. Man ahnt<br />

natürlich in welche Richtung sich der <strong>Film</strong> entwickeln wird, aber sein bevorzugtes<br />

Genre, das subtile Kammerspiel mit Suspense beherrscht Polanski<br />

noch immer aus dem effeff.<br />

Nach einer wahren Geschichte (Studiocanal)<br />

Life goes on<br />

Wenn jetzt die trüben Tage kommen, ist es umso schöner, sich einen gemütlichen<br />

DVD-Abend zu machen, wahlweise mit französischen <strong>Film</strong>en. Unbedingt<br />

dabei sein sollte der <strong>Film</strong> „Madame Aurora…“, der jegliche depressive Gedanken<br />

sogleich verdrängt. Die Geschichte um die sehr jung wirkende 50-jährige<br />

Frau Aurora hat trotz aller Alltagsprobleme denselben Reiz wie Hugh Grant<br />

<strong>Film</strong>e. Sie sind nett anzuschauen, haben eine schwungvolle Handlung, spritzige<br />

Dialoge und spielen meist in wundervollen Landschaften.<br />

In diesem Fall an der sonnigen<br />

Atlantikküste im hübschen<br />

Hafenort La Rochelle, wo die<br />

Mutter zweiter Töchter und<br />

bald auch Großmutter, einen<br />

fürchterlichen Chef hat, arbeitslos<br />

wird, vergeblich ihre<br />

Jugendliebe zu treffen versucht,<br />

unter Wallungen leidet<br />

und sich trotzdem nicht unterkriegen<br />

lässt. Dazwischen<br />

wird viel gesungen, alte Kassetten<br />

hervorgeholt und mit<br />

der Freundin ganz witzige<br />

Scherze durchgezogen. Die<br />

Schauspielerin Agnès Jaoui<br />

hat eine so überbordernde Ausstrahlung (und eine wahnsinnige Ähnlichkeit<br />

mit Martina Gedeck) dass man ihr bei allem zuschauen könnte. Die Werbezielgruppe<br />

14-49 wird mit diesem <strong>Film</strong> ganz locker weggewischt - live goes on!<br />

Madame Aurora und der Duft von Frühling (Tiberius),<br />

R: Blandine Lenoir<br />

SOUNDMOBIL<br />

KIA STINGER GT-LINE<br />

Eines ist gewiss: mit dem Kia Stinger erzeugt man sehr, sehr hohe Aufmerksamkeit.<br />

Die wirklich formschöne Sport-Limousine - 4,83 Meter lang, 1,87 Meter breit und<br />

1,40 Meter flach – beeindruckt mit auffälligen LED-Scheinwerfern, einem Coupéartigen<br />

Karosserie-Aufbau mit anständiger Heckklappe und mit der mächtigen<br />

Doppelrohrauspuffanlage und dem Heckdiffusor als Abschluss. Gleichzeitig wirkt<br />

der Stinger aber hoch elegant und für sein bemerkenswertes Innenleben geradezu<br />

dezent. Stinger leitet sich vom englischen sting für Stachel ab und dieses Kia-<br />

Modell könnte sich zu einem eben solchen für die in diesem Segment etablierten<br />

Audi A5 Sportback oder BMW 4er Grand Coupé entwickeln. Denn der Kia Stinger<br />

weist etliche bemerkenswerte Features auf. Das hier getestete 2.0 T-GDI-Modell<br />

leistet 255 PS und bringt mit vier unterschiedlichen Fahr-Modi (eco, comfort, sport,<br />

sport+) per Knopfdruck höchste Fahrfreude für jedweden Anlass. Die Acht-Stufen-<br />

Automatik treibt den Stinger gefühlvoll und vor allem sportlich-flott voran. Auch<br />

auf den deutschen Autobahnen sahen die Verkehrsteilnehmer bei unserer Testfahrt<br />

zumeist nur kurz die Front mit dem Kia-“Tiger-Nose“-Grill und wesentlich länger<br />

das Heck mit den fetten<br />

Doppel-Endrohren. Im Innenraum<br />

bieten die Koreaner<br />

eine Vielzahl an Bequemlichkeit,<br />

ohne unnötigen Schnick-<br />

Schnack, alle Funktionen<br />

sind in bester Griffweite und<br />

extrem handlich angeordnet.<br />

Das serienmäßige Head-Up-<br />

Display wirft alle Infos bestens<br />

ablesbar auf die Windschutzscheibe. Der Stinger ist mit allen erdenklichen<br />

technischen Features ausgestattet, die hier aufzuzählen den Rahmen sprengen<br />

würde. Sensationell: das 720 Watt starke Harman Kardo Premium <strong>Sound</strong>system<br />

mit 15 Lautsprechern, darunter der erste Subwoofer von Kia, der unter dem Fahrerund<br />

Beifahrersitz angebracht ist. Man muss sich entscheiden: Klangerlebnis auf<br />

höchstem Niveau oder das satte Motorengeräusch bei der sportlichen Beschleunigung<br />

von 6 Sekunden von Null auf Hundert. Kia bietet mit dem Stinger (auch als<br />

2.2 CRDi (200 PS), 2.0 und 3.3 T-GDI V6 (370 PS) erhältlich) eine echte Alternative<br />

zu den deutlich teureren Konkurrenten etwa aus Deutschland. Unschlagbar ohnedies:<br />

die sieben Jahre Herstellergarantie bei maximal 150.000 km.<br />

255 PS, Verbrauch 8,3 L, Höchstgeschwindigkeit 240 km/h<br />

Beschleunigung: 6,0 (0-100 km/h)<br />

Preis: ab 44.090.- Euro (inkl. aller Steuern)<br />

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dates<br />

KYLIE MINOGUE<br />

14.11., Wien,<br />

Gasometer<br />

CRO<br />

Mit dem Release von<br />

„tru.“ schreibt Cro<br />

ein weiteres Kapitel<br />

seiner Erfolgsstory<br />

und kommt nach dem<br />

„Sold Out“ der dazugehörigen<br />

Clubtour<br />

jetzt auch auf große<br />

Hallentour!<br />

15.11., Wien,<br />

Stadthalle<br />

HÄMATOM<br />

Während die Welt im Umbruch ist, werden Stimmen<br />

laut, die gegen alle Werte der Menschlichkeit hetzen.<br />

Stimmen, die nach Mauern und Zäunen schreien.<br />

Doch sie ahnen<br />

ja nicht, was sie<br />

damit eigentlich<br />

herbeirufen<br />

und zum Leben<br />

erwecken: Eine<br />

zornige, hungrige<br />

Bestie. Die genau<br />

das verteidigt,<br />

was es um jeden<br />

Preis zu verteidigen gilt – unsere Freiheit, die Freiheit<br />

der Gedanken, des Wortes, der Kunst und der Liebe.<br />

„Bestie der Freiheit“ (Sony)<br />

15.+ 16.11., Graz, Explosiv, Kufstein, Kulturfabrik<br />

TOM ODELL<br />

„Jubilee Road“ (Sony)<br />

16.11., Wien, Gasometer<br />

20 JAHRE GEMÜSEORCHESTER<br />

Die legendäre Wiener Musikinstitution mit den kurzlebigsten<br />

Instrumenten feiert ein Wochenende lang im<br />

Semperdepot ihre bereits 20-jährige Haltbarkeit. Erster<br />

Teil: Das Jubiläumskonzert des gesamten Orchesters<br />

samt obligatorischer Gemüsesuppe zum Abschluss.<br />

Zweiter Teil: Die im Gemüseorchester versammelten<br />

Allstars der Wiener Elektronik- und Improvisationsszene<br />

präsentieren verschiedenste Solos, Ensembles und<br />

Side-Projects aus ihren Reihen.<br />

17.11., Wien, Semperdepot<br />

KETTCAR<br />

17.11., Wien, Gasometer<br />

THE GARDENER & THE TREE<br />

Das Debüt-Album von The Gardener & The Tree überzeugt<br />

mit Facettenreichtum, gibt Songs einer langen<br />

Bandgeschichte wieder und zeigt Bilder der Zukunft.<br />

69591, LAXÅ (Universal), 17.11., Wien, Chelsea<br />

THE BOSSHOSS VS. SEILER&SPEER<br />

17.11., Wien, Marx Halle<br />

CHICK COREA<br />

Der Pianist, der mit Miles Davis die Fusion erfand, der<br />

mit Kompositionen wie «Spain» dem Jazz eine lebendige<br />

neue Latin-Richtung gab und der stets brillant<br />

zwischen akustischer und elektrischer Instrumentation<br />

wechselte, hat bereits 22 Grammys gewonnen – so<br />

viele wie kein anderer Jazzer, besinnt sich auf seine<br />

Wurzeln und kehr zum Solospiel zurück. Es gibt den<br />

Tastenkünstler live & unplugged.<br />

18.11., Wien, Konzerthaus<br />

257ERS<br />

So wie Yung Hurn der Donaustadt frönt, haben sich<br />

diese beiden Spaßhiphopper ihren Namen aus der PLZ<br />

ihres Heimatorts - 45257 Essen Kupferdreh entliehen.<br />

Mit ihrer berühmt-berüchtigten Live-Show haben die<br />

Essener jede Halle von Deutschland bis nach Österreich<br />

und in die Schweiz abgerissen, sich eine sektenähnliche<br />

Anhängerschaft von »Mutanten«erspielt, die<br />

Jugendsprache durch Begrifflichkeiten wie »Akk!« und<br />

»Abgehn!« geprägt und Ende 2014 mit ihrem Album<br />

»Boomshakkalakka« die Chartspitze erklommen.<br />

Seither gehts bergauf!<br />

18.11., Wien, Gasometer<br />

KATIE MELUA<br />

Die Britin mit<br />

georgischen<br />

Wurzeln<br />

kommt zu ihren<br />

aktuellen Konzerten<br />

mit dem<br />

großartigen Gori<br />

Women’s Choir,<br />

der sich um den<br />

mehrstimmigen,<br />

georgischen<br />

Gesang verdient<br />

gemacht hat.<br />

Vom feinsten<br />

Pianissimo bis<br />

zum lautesten<br />

Fortissimo hört man die spezielle Technik der Sängerinnen<br />

mit ihrem schwebenden Klang und dazu die<br />

wundervolle Katie.<br />

„In Winter“<br />

18.+19.11., Bregenz, Festspielhaus, Wien,<br />

Stadthalle<br />

TOM WALKER<br />

Der in Glasgow geborene und in Manchester<br />

aufgewachsene Singer-Songwriter startet mit seiner<br />

aktuellen Single „Leave A Light On“ gerade weltweit<br />

durch.<br />

19.11., Wien, Ottakringer Brauerei<br />

GODSMACK<br />

Ob die US-Rocker auf ihren eigenen Legendenstatus<br />

mit dem Albumtitel anspielen? Fakt ist, sie sind auf<br />

Scheibe etwas zurückhaltender, live wird sicherlich<br />

wieder die volle Power rausgelassen.<br />

„When Legends rise“ (Universal)<br />

20.11., Wien, Arena<br />

DITA VON TEESE<br />

Die USamerikanische<br />

Tänzerin und<br />

Schauspielerin<br />

Dita von Teese ist<br />

der größte Star<br />

des sogenannten<br />

„New Burlesque“,<br />

einer kunstvollen<br />

und glamourösen<br />

Variante des erotischen<br />

Tanzes.<br />

Ab 16 Jahre!<br />

20.11., Wien,<br />

Stadthalle<br />

GRIGORI LEPS<br />

Grigori Leps ist seit Jahren unbestrittener Superstar<br />

der russischen Rock-Szene und wird auch gerne als der<br />

„Russische Joe Cocker“ bezeichnet.<br />

21.11., Wien, Stadthalle<br />

SLAYER<br />

Die kalifornischen Metaller hauen einmal noch drauf,<br />

packen noch einmal den Hammer aus und haben mit<br />

„Lamb of God“, „Anthrax“ und „ Obituary“ ein wahrlich<br />

unfassbares Line Up am Start.<br />

23.11., Wien, Stadthalle<br />

55


dates<br />

CLUESO<br />

Der sympathische Deutsche reist mit wenig, die Gitarre<br />

und Notizblock sind aber immer dabei, denn gerade<br />

beim sich Treiben lassen kommen dem Popmusiker die<br />

besten Ideen. Resultat ist ein überaus zurückgenommenes<br />

Album, mit vielen interessanten Gedanken und<br />

einer doch recht musikalischen Vielfalt.<br />

„Handgepäck“ (Universal)<br />

24.1+ 25.11., Wien, Arena, Graz, Orpheus<br />

BRYAN ADAMS<br />

Die Idee seines aktuellen „Best Of“-Albums ist es,<br />

den umfangreichen Backkatalog des kanadischen<br />

Gitarristen & Sänger, der immerhin 13 Studioalben, 5<br />

Livealben, 5 Compilations und über 75 Singles umfasst,<br />

auf 21 Tracks herunterzudampfen, die den Kern der<br />

gefeierten Karriere des Hitmusikers erfassen.<br />

„Best Of“ (Universal)<br />

18.11.+25.11.,Graz, Stadthalle Salzburg<br />

DIE SCHLAGERNACHT DES JAHRES<br />

Alte Bekannte wie Semino Rossi, DJ Ötzi , Nik P treffen<br />

auf den Nachwuchs.<br />

25.11., Wien, Stadthalle<br />

ALEX CARE<br />

Die Seele existiert direkt unter der Oberfläche. Zieht<br />

man die einzelnen Schichten zurück und entfernt das<br />

Drumherum, zeigt sie sich in ihrer pursten Form. Ob nur<br />

mit Akustikgitarre oder mitreißender elektronischen<br />

Orchestrierung – der mit einem BRIT Award ausgezeichnete<br />

Brite Alex Clare, der inzwischen in Jerusalem<br />

lebt, transportiert dieselbe Leidenschaft, Tapferkeit<br />

und Kraft. Mit seinem ersten akustischen Album „Three<br />

Days At Greenmount“ bringt er die Favoriten seiner drei<br />

Vorgänger-Studioalben und ein Cover von Bill Withers<br />

„Hope She’ll Be Happier“ auf die Bühne, während er<br />

seiner Stimme noch mehr Kraft verleiht.<br />

27.11. Wien, Wuk<br />

FLUT<br />

Angefangen hat alles mit einem tragbaren VHS-<br />

Rekorder und der audiovisuellen Obsession der 5<br />

Jungs mit der bunten, aber auch dreckigen Ästhetik<br />

der 1980er Jahre. Sie gründeten die Musikgruppe Flut,<br />

zogen nach Wien und veröffentlichten ihre Debüt-EP<br />

Nachtschicht. Auf den großen und kleinen Bühnen im<br />

deutschen Sprachraum und dem Asphalt dazwischen<br />

hat die Band im letzten Jahr ihren <strong>Sound</strong> geschliffen,<br />

der zwischen Synthesizer-Minimalismus und bombastischem<br />

Stadionrock abwechselt.<br />

28.11., Wien, Wuk<br />

HOT PANTS ROAD CLUB<br />

Wenn es eine Band mehr als 25 Jahre gibt, kommt es<br />

zwangsläufig zu Veränderungen, beim HPRC führte<br />

der frische Wind, der durch die Jugend der neuen<br />

Bandmitglieder Einzug gefunden hat, zu einem Update<br />

in Sachen Club-Groove.<br />

30.11., Wien, Wuk<br />

BOSSE<br />

Der Braunschweiger strotzt vor frischen musikalischen<br />

Ideen, unnachahmlichem Wortwitz und bemerkenswerter<br />

Tiefenschärfe in seinem Blick auf die Dinge<br />

und macht daraus deutschsprachige Popmusik. Er<br />

wirbelt auf. Künstlerisch, thematisch, emotional.<br />

Mit Hüftschwung und Haltung. Mit Leichtigkeit und<br />

Bodenhaftung.<br />

„Alles ist jetzt“ (Universal)<br />

20.11.+1.12., Salzburg, Rockhouse, Wien, Wuk<br />

YUNG HURN<br />

Yung Hurn wird seit seinen ersten musikalischen<br />

Ausrufezeichen eine ganze Menge zugeschrieben. Er ist<br />

(u.a.) Punk, Dadaist, Avantgardist, Stilikone, oder auch:<br />

»krank offiziell«! Selbstverständlich ist all das wahr.<br />

Yung Hurn ein Star wider Willen. Einer, der sich den<br />

Gesetzmäßigkeiten der HipHop-Welt verweigert und<br />

gerade deshalb Künstler aller Couleur, Schriftsteller<br />

oder Modemacher anspricht, die in ihm einen Dadaisten<br />

für’s 21. Jahrhundert sehen. Und natürlich die Tausenden<br />

Fans, die ihn zu einem Youtube-Star machten,<br />

von dem man wenig weiß. Journalisten beißen sich<br />

die Zähne an ihm aus, da er grundsätzlich Gespräche<br />

mit Medienvertretern ablehnt. Heuer erschien erstmals<br />

ein ganzes Album, das er seinem Heimatbezirk der<br />

Donaustadt widmete: 1220. Ein Debüt, obwohl er in<br />

den wenigen Jahren seiner Präsenz schon etliche Hits<br />

hatte wie zB : Nein, Opernsänger, Bianco<br />

Gemeinsam mit DJ Stickle als ausführendem Produzenten<br />

sind für 1220 14 Ohrwürmer voller lyrischer Perlen<br />

zwischen Nonsens und großer Kunst entstanden und<br />

als Featuregast tritt Freund Jonny 5 auf.<br />

1.+2.12., Linz, Brucknerhaus, Wien, Gasometer<br />

CONCHITA<br />

Wenn sich wer mit Hildegard Knef messen kann, dann<br />

ist es Conchita und so sagt sie zB. über die Single<br />

„Für mich solls’s rote Rosen regnen“: „„Dieses Lied<br />

muss für Seelen geschrieben worden sein, die wie ich<br />

davon überzeugt sind, dass sie das Beste und Schönste<br />

bekommen sollten – weil das jedem zusteht. Dass<br />

Hildegard Knef schon zu damaligen Zeiten als Frau so<br />

öffentlich ‚ich habe alles verdient‘ gesagt hat, beeindruckt<br />

mich auch heute noch.” Taugt sich!<br />

„From<br />

Vienna with<br />

Love (Sony)<br />

2.-8.12,.<br />

Graz, Linz,<br />

Salzburg,<br />

Innsbruck,<br />

Wien<br />

56


dates<br />

4U: A SYMPHONIC CELEBRATION<br />

OF PRINCE<br />

Erstmalig wurde in enger Kooperation mit The Prince<br />

Estate eine symphonische Interpretation der besten<br />

und bekanntesten Prince Songs auf die Beine gestellt.<br />

Zusätzlich zum Orchester wird eine Band und eine<br />

Gruppe von Sängern seine Lieder spielen. Wer dann<br />

genau das Gegenteil hören möchte, soll sich das<br />

wahnsinnig intime Album zulegen.<br />

„Piano & A Microphone (Warner)<br />

4.12., Wien, Stadthalle<br />

5.+6. 12., Wien, Stadthalle<br />

PAUL<br />

MCCARTNEY<br />

Die Legende ist zurück<br />

und präsentiert<br />

sich auf dem neuen<br />

Album flockiger<br />

denn je. Er kann noch<br />

immer alles ob gefühlvolle<br />

Ballade oder<br />

Power-Rock und ganz<br />

offensichtlich hält ihn<br />

die Musik jung.<br />

„Egypt Station“<br />

(Universal)<br />

BOCK AUF KULTUR<br />

„Wir treten auf, solange Flüchtlinge auf der Straße<br />

stehen!“ Das Wir sind beim legendären Bock auf Kultur<br />

2018 folgende Bands: Buben im Pelu, Onk Lou (solo),<br />

Paenda und Lausch.<br />

6.12., Wien, Wuk<br />

BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE<br />

„Panikherz“ war eine<br />

Reise ins Innere des<br />

Ichs. Nun geht es in<br />

die andere Richtung:<br />

nach draußen, zu<br />

den anderen. Mit<br />

Boris Becker schaut<br />

er in Wimbledon das<br />

berühmte Finale von<br />

Wimbledon. Mit Helmut<br />

Dietl scheitert<br />

er in Berlin wegen<br />

Berlin an Berlin. Dem Freund Christian Ulmen schaut<br />

er zu bei der Verwandlung in „Christian Ulmen“. Mit<br />

Ferdinand von Schirach schweigt er in der Schreibklausur<br />

über das Schreiben. Remix 1 war gut. Remix 2 war<br />

besser. Remix 3 toppt alles.<br />

7.12., Wien, Wuk<br />

MADELEINE PEYROUX<br />

Natürlich sind die<br />

Geschichten, die die<br />

Sängerin vorträgt<br />

auch interessant zum<br />

Lauschen, aber im<br />

Grunde geht es um<br />

ihre eindringliche<br />

Stimme und die<br />

jazzigen Melodien.<br />

„Anthem“<br />

(Universal)<br />

8.12. Wien, Porgy<br />

DER HERR DER RINGE<br />

Seit Tolkien sein dreiteiliges Epos im Jahr 1954<br />

veröffentlichte, hat „Der Herr der Ringe“ Millionen<br />

LeserInnen beeindruckt und in die Welt von Mittelerde<br />

entführt. 2001 kam „Der Herr der Ringe“ endlich in<br />

einer atemberaubenden Verfilmung in die Kinos, als<br />

größte und aufwändigste <strong>Film</strong>produktion aller Zeiten.<br />

<strong>Film</strong>musik-Komponist Howard Shore gestaltete dazu<br />

ein voll durchkomponiertes Oscar- und Grammyprämiertes<br />

musikalisches Werk, das die Handlung mit<br />

emotionalen, komplex verwobenen Themen begleitet<br />

und jeder Kultur in Mittelerde eigene Motive zuweist.<br />

Grund genug, um diese wunderbare Musik live zum<br />

<strong>Film</strong> zu erleben!<br />

8.12., Wien, Stadthalle<br />

SNOW PATROL<br />

Nach 7 Jahren Pause kommen die britischen Alternativerocker<br />

mit neuem Studioalbum und alter Kraft<br />

zurück.<br />

„Wildness“ (Universal), 9.12., Wien, Gasometer<br />

IAN ANDERSON PRESENTS JETHRO TULL<br />

10.12., Wien, Stadthalle<br />

SIMON LEWIS<br />

Sein Debütalbum präsentiert der Wiener, der als Straßensänger<br />

entdeckt wurde und man wird sich wieder<br />

glücklich schätzen,<br />

dass solche Perlen<br />

von den richtigen<br />

Leuten gehört und<br />

gefunden wurden.<br />

Das Album lässt<br />

sich am besten<br />

als eine Mischung<br />

aus „The Calling“,<br />

„Lifehouse“ und<br />

„James Morrison“<br />

beschreiben.<br />

Und dann diese<br />

verrauchte Stimme von Simon Lewis, die einen alles<br />

vergessen lässt, die einen in seinen Bann zieht und<br />

nicht wieder los lässt.<br />

„Pilot“ (Sony), 11.12., Wien, Wuk<br />

ANGELO KELLY & FAMILY<br />

Mit seiner Familie schaffte Angelo Kelly letztes Jahr,<br />

was viele für unmöglich hielten: Ein sensationelles<br />

Comeback! Jetzt wird ein neues Kapitel im spannenden<br />

Leben des gerade mal 36-jährigen Musikers geschrieben:<br />

„Irish Heart“ ist das neue Album von Angelo Kelly<br />

& Family.<br />

„Irish Heart“ (Universal)<br />

14.12., Wien, Stadthalle<br />

LEFT BOY<br />

Mehrere Jahre war es still um Left Boy, das Rap<br />

Wunderkind mit dem seltsamen und einmaligen<br />

<strong>Sound</strong>. Da liegen verschiedene Spekulationen nahe:<br />

Er hat sein Pulver verschossen, ihm fällt nichts mehr<br />

ein, Eintagsfliege, die Angst vor dem zweiten Album.<br />

Aber nichts davon stimmt. Left Boy hat nur einen<br />

kreativen, musikalischen Wechsel vollzogen und frönt<br />

als Ferdinand auf dem aktuellen Album good old Rock<br />

nach nach seinen eigenen Maßstäben. Natürlich ist das<br />

noch Pop, natürlich ist das noch Rap - aber vor allem ist<br />

das Rock. Nach Jahren des Samplewahnsinns und einer<br />

gesunden „Been there - done that“-Attitüde, beschloss<br />

Ferdinand weiter zu gehen und hat nach langer Suche<br />

plötzlich die Gitarre für sich entdeckt. Die Gitarre als<br />

neue Herausforderung - das älteste Instrument der<br />

Rockgeschichte, plötzlich als neues, freshes Tool.lassic<br />

Rock nach Art von AC/DC.<br />

„Ferdinand“ (Warner)<br />

15.12., Wien, Gasometer<br />

57


Beteiligung von Mitarbeiter_innen am Unternehmen – wirtschaftliche und steuerliche Überlegungen<br />

Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden die weibliche Form verwendet, die<br />

männliche ist selbstverständlich mitgemeint.<br />

Die Beteiligung von Mitarbeiterinnen am Unternehmen ist in Österreich eher die<br />

Ausnahme. Solche Modelle gibt es vorwiegend bei größeren Aktiengesellschaften.<br />

Doch auch bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung und Personengesellschaften<br />

besteht oft der Wunsch, für das Unternehmen wesentliche Mitarbeiterinnen<br />

am Unternehmen zu beteiligen. Häufig ist auch die Beteiligung am<br />

Unternehmen ein erster Schritt zu einer stufenweisen Übergabe. Oder bei einem<br />

wachsenden Unternehmen besteht Bedarf an weiteren unternehmerisch mitarbeitenden<br />

Partnerinnen.<br />

Soll eine neue Gesellschafterin am Unternehmen beteiligt werden, die bisher als<br />

Mitarbeiterin tätig war, sind eine Reihe von Aspekten zu prüfen. Zunächst ist zu<br />

überlegen, ob es eine „echte“ Beteiligung am Unternehmen sein soll oder nur eine<br />

Erfolgsbeteiligung.<br />

Erfolgsbeteiligung<br />

Bei der reinen Erfolgsbeteiligung bekommt die Mitarbeiterin einen vereinbarten<br />

Prozentsatz am Unternehmensgewinn oder auch am Gewinn von bestimmten<br />

Projekten, die die Mitarbeiterin betreut. Wichtig ist eine klare und für alle Betroffenen<br />

nachvollziehbare Formel. Soll beispielsweise eine Erfolgsbeteiligung für die<br />

ein Projekt – zum Beispiel eine <strong>Film</strong>produktion – leitende Mitarbeiterin vereinbart<br />

werden, ist genau zu klären, was als Gewinn des Projekts zu sehen ist. Sind<br />

Gemeinkosten vom Projekterfolg abzuziehen? In welcher Höhe?<br />

Derartige Erfolgsbeteiligungen sind steuerlich genauso Einkünfte aus nichtselbständiger<br />

Arbeit wie das Gehalt und werden entsprechend besteuert. Es fallen<br />

auch sämtliche Lohnnebenkosten dafür an.<br />

Kapitalbeteiligung<br />

Bei einer echten Kapitalbeteiligung ist die Mitarbeiterin nicht nur am Ergebnis<br />

beteiligt, sondern auch am Wert des Unternehmens – also beispielsweise im Fall<br />

eines Unternehmensverkaufs. Je nach Beteiligungshöhe kommen auch Mitspracherechte<br />

mehr oder weniger stark zum Tragen.<br />

Bei Beteiligung an einer GmbH unterliegen die Gewinnausschüttungen der Kapitalertragsteuer<br />

in Höhe von 27,5%. Unabhängig davon besteht das Dienstverhältnis<br />

weiter – nur bei einem Beteiligungsausmaß von mehr als 25% liegt steuerlich<br />

kein Dienstverhältnis mehr vor, sondern ist die Gesellschafterin selbständig.<br />

Bei Beteiligung an einer Personengesellschaft (OG oder KG) wird die bisherige<br />

Dienstnehmerin zur Mitunternehmerin und damit steuerlich selbständig.<br />

Bewertung der Gesellschaft<br />

Sollen Gesellschaftsanteile übertragen werden ist eine wesentliche Frage die Bewertung<br />

des Unternehmens. Und es ist zu überlegen, ob ein Kaufpreis gezahlt<br />

werden soll oder in welcher Form die Mitarbeiterin den Wert des Anteils begleicht.<br />

Wobei es leichter geschrieben als tatsächlich errechnet ist, wie hoch der Wert ist.<br />

Die betriebswirtschaftlichen Methoden zur Bewertung von Unternehmen sind<br />

zum einen recht aufwendig anzuwenden und damit sind entsprechende Gutachten<br />

teuer, zum anderen gibt es auch hier eine große Bandbreite an möglichen<br />

Ergebnissen. Denn der Wert des Unternehmens hängt wesentlich von den zukünftigen<br />

Gewinnen ab – und diese können naturgemäß nur geschätzt werden.<br />

Besteuerung der Anteilsübertragung<br />

Bei der Mitarbeiterbeteiligung sind steuerliche Aspekte sehr wichtig – denn bekommt<br />

eine Mitarbeiterin einen Anteil am Unternehmen, ohne dafür einen angemessenen<br />

Preis zu bezahlen, liegt ein sogenannter Vorteil aus dem Dienstverhältnis<br />

vor. Nur bis zu einem Wert von 3.000 Euro hat dies keine steuerlichen Folgen.<br />

Bei einem höheren zugewendeten Wert muss der Vorteil versteuert werden.<br />

Die Steuerbefreiung gilt nur für Anteile an Kapitalgesellschaften (nicht Personengesellschaften)<br />

und hat folgende Voraussetzungen:<br />

<br />

<br />

angeboten und<br />

Bei kleineren Unternehmen werden aber nicht mit der Gießkanne Beteiligungen<br />

verteilt, sondern wird ganz gezielt einer bestimmten Mitarbeitern der Einstieg als<br />

Gesellschafterin angeboten. Daher ist hier zu überlegen, ob eine Gruppe definierbar<br />

ist, die nur diese Person umfasst.<br />

Insgesamt ist bei Umsetzung einer Mitarbeiterbeteiligung eine Reihe an wirtschaftlichen,<br />

gesellschaftsrechtlichen und steuerlichen Fragen zu klären. Und nicht<br />

zuletzt müssen sich beide Seiten über ihre Wünsche und Vorstellungen klar werden.<br />

MMag. Petra Egger<br />

Wirtschaftsprüferin<br />

philippi@vinyl-music.at<br />

und Steuerberaterin<br />

www.steirer-mika.at<br />

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