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Wie Bürger die „Zukunftsstadt“ mitgestalten<br />
Neue Maßstäbe für die Entwicklung nachhaltiger und flächeneffizienter Quartiere<br />
KARL LANGENSTEINER-SCHÖNBORN<br />
Gemeinsame Ortsbegehung auf den Christiani-Wiesen.<br />
6<br />
Nach einer aktuellen Studie des Instituts<br />
für Wohnungswirtschaft (InWis) benötigt<br />
Deutschland mindestens 400.000<br />
neue Wohnungen pro Jahr. Wachsende<br />
Bevölkerungszahlen, eine zunehmende<br />
Verkleinerung der Haushalte und steigende<br />
Wohnflächenansprüche lassen die<br />
Wohnungsfrage in vielen Städten und<br />
Gemeinden zur Frage ihrer Zukunftsfähigkeit<br />
werden. Für Konstanz sagt die<br />
Bevölkerungsprognose des Statistischen<br />
Landesamtes bis 2035 ein weiteres<br />
Wachstum von 10,3 Prozent aus. Dabei<br />
stellt die besondere Lage der Stadt<br />
eine besondere Herausforderung für<br />
ihre Siedlungspolitik dar: umgeben von<br />
Wasser, geschützten Flächen und der<br />
Grenze zur Schweiz. Im Rahmen des vom<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
ausgeschriebenen Wettbewerbs<br />
„Zukunfts stadt“ galt es, Lösungen zu<br />
entwickeln.<br />
Die zentrale Prämisse des Projekts war<br />
von Beginn an, dass Veränderungen nur<br />
möglich sind, wenn sie von den Bürgern<br />
mitgestaltet werden. Zukunftsfähige und<br />
nachhaltige Quartiere können nur entwickelt<br />
werden, wenn sie Antworten geben<br />
auf die Wohnbedürfnisse der Konstanzerinnen<br />
und Konstanzer. Ein wichtiger<br />
Schritt in dem gesamten Entwicklungsprozess<br />
bildete ein international besetztes<br />
Symposium im Dezember 2015.<br />
Während sich Wissenschaftler und Experten<br />
in Vorträgen mit verschiedenen<br />
Bereichen der Stadtentwicklung auseinandersetzten,<br />
beschäftigten sich über<br />
350 Konstanzerinnen und Konstanzer<br />
mit der Frage „Wie wollen und können<br />
wir im Jahr 2030 miteinander wohnen<br />
und leben?“ Mithilfe eines Perspektivenwechsels<br />
zu fiktiven Personen aus<br />
dem Jahr 2030 gelang es den über 80<br />
Arbeitsgruppen, quasi als Ergebnis ihrer<br />
„Zeitreise“ die vermuteten Lebens- und<br />
Wohnbedürfnisse von unterschiedlichen<br />
Altersgruppen und Milieus konkret zu<br />
beschreiben. Auf der Grundlage der hier<br />
von den Bürgerinnen und Bürgern entwickelten<br />
Visionen kristallisierte sich die<br />
Fragestellung heraus, wie die Pro-Kopf-<br />
Fläche beim Wohnen künftig reduziert<br />
werden könnte. Fortan hieß das Thema:<br />
Smart wachsen, Qualität statt Quadratmeter.<br />
Ein wesentlicher Schlüssel für die<br />
Zukunft in der Reduzierung der Pro-Kopf-<br />
Wohnfläche, die stetig wächst und alle