Betreuungsrecht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18 Schutz in persönlichen Angelegenheiten<br />
§ 1904 BGB<br />
Genehmigung des Betreuungsgerichts bei<br />
ärztlichen Maßnahmen<br />
(1) Die Einwilligung des Betreuers in eine Untersuchung<br />
des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung<br />
oder einen ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmigung<br />
des Betreuungsgerichts, wenn die begründete<br />
Gefahr besteht, dass der Betreute auf Grund der<br />
Maßnahme stirbt oder einen schweren und länger<br />
dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet. Ohne<br />
die Genehmigung darf die Maßnahme nur durchgeführt<br />
werden, wenn mit dem Aufschub Gefahr<br />
verbunden ist.<br />
(2) Die Nichteinwilligung oder der Widerruf der Einwilligung<br />
des Betreuers in eine Untersuchung des<br />
Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder einen<br />
ärztlichen Eingriff bedarf der Genehmigung des<br />
Betreuungsgerichts, wenn die Maßnahme medizinisch<br />
angezeigt ist und die begründete Gefahr besteht, dass<br />
der Betreute auf Grund des Unterbleibens oder des Abbruchs<br />
der Maßnahme stirbt oder einen schweren und<br />
länger dauernden gesundheitlichen Schaden erleidet.<br />
(3) Die Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist zu<br />
erteilen, wenn die Einwilligung, die Nichteinwilligung<br />
oder der Widerruf der Einwilligung dem Willen des<br />
Betreuten entspricht.<br />
(4) Eine Genehmigung nach den Absätzen 1 und 2 ist<br />
nicht erforderlich, wenn zwischen Betreuer und behandelndem<br />
Arzt Einvernehmen darüber besteht, dass<br />
die Erteilung, die Nichterteilung oder der Widerruf der<br />
Einwilligung dem nach § 1901a festgestellten Willen<br />
des Betreuten entspricht.<br />
(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten auch für einen Bevollmächtigten.<br />
Er kann in eine der in Absatz 1 Satz 1<br />
oder Absatz 2 genannten Maßnahmen nur einwilligen,<br />
nicht einwilligen oder die Einwilligung widerrufen,<br />
wenn die Vollmacht diese Maßnahmen ausdrücklich<br />
umfasst und schriftlich erteilt ist.<br />
Untersuchung des Gesundheitszustandes,<br />
Heilbehandlung, ärztlicher Eingriff<br />
Schon lange ist in der Rechtsprechung anerkannt,<br />
dass ärztliche Maßnahmen nur zulässig sind, wenn<br />
der Patient in ihre Vornahme wirksam einwilligt,<br />
nachdem er hinreichend über die Maßnahme und<br />
die mit ihr verbundenen Risiken aufgeklärt worden<br />
ist. Werden sie ohne wirksame Einwilligung vorgenommen,<br />
so stellen sie u. U. einen rechtswidrigen<br />
und strafbaren Eingriff in die körperliche Unversehrtheit<br />
des Patienten dar. Auch wenn der Patient<br />
einen Betreuer hat, kann nur er selbst die Einwilligung<br />
erteilen, sofern er einwilligungsfähig ist, d. h.,<br />
sofern er Art, Bedeutung und Tragweite der beabsichtigten<br />
Maßnahme erfassen und seinen Willen<br />
hiernach bestimmen kann. Eine Einwilligung des<br />
Betreuers kommt dann nicht in Betracht. Aus diesem<br />
Grund muss sich der Betreuer, auch wenn sein<br />
Aufgabenkreis die betreffende ärztliche Maßnahme<br />
umfasst, vergewissern, ob der betreute Mensch in der<br />
konkreten Situation einwilligungsfähig ist und selbst<br />
entscheiden kann, ob er einwilligt. Zu beachten ist,<br />
dass der Betreute im Hinblick auf unterschiedlich<br />
komplizierte Maßnahmen durchaus in einem Fall<br />
einwilligungsfähig sein kann, im anderen Fall dagegen<br />
nicht.<br />
Wenn der betreute Mensch nicht einwilligungsfähig<br />
ist, hat der Betreuer nach hinreichender ärztlicher<br />
Aufklärung über die Einwilligung in die medizinische<br />
Maßnahme zu entscheiden. Einer schriftlich<br />
niedergelegten, den konkreten Fall treffenden<br />
Patientenverfügung des Betreuten hat der Betreuer<br />
Ausdruck und Geltung zu verschaffen (§ 1901a Absatz<br />
1 BGB). Liegt keine Patientenverfügung vor oder<br />
treffen die Festlegungen einer Patientenverfügung<br />
nicht auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation<br />
zu, hat der Betreuer die Behandlungswünsche<br />
oder den mutmaßlichen Willen des Betreuten festzustellen<br />
und auf dieser Grundlage zu entscheiden<br />
(§ 1901a Absatz 2 BGB). Ausführliche Informationen<br />
zur Patientenverfügung finden sich in der Broschüre<br />
„Patientenverfügung“, die Sie unter www.bmjv.de -><br />
Publikationen abrufen können.