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City-Magazin-Ausgabe-2018-12-Steyr

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Stadt<br />

UNIKAT.<br />

Das Kripperl-Theater wurde von der<br />

UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt.<br />

Weihnachten in Bewegung<br />

450 Stabpuppen stehen im <strong>Steyr</strong>er Kripperl wieder einsatzbereit<br />

Dass das <strong>Steyr</strong>er Kripperl<br />

keine herkömmliche<br />

Weihnachtskrippe ist, ist<br />

bekannt. Vielmehr handelt<br />

es sich dabei um ein aufwändig<br />

inszeniertes und mit<br />

allerhand technischen Raffinessen<br />

versehenes Krippentheater,<br />

das sich unweit des <strong>Steyr</strong>er<br />

Stadtplatzes im Innerberger<br />

Stadel befindet. Dabei führen<br />

die Stabpuppen Streiche auf,<br />

die bei den Zuschauern Lachsalven<br />

auslösen. Die Geburt des<br />

Heilands spielt so eigentlich<br />

nur eine Nebenrolle. Seit 1923<br />

finden zwischen Advent und 6.<br />

Jänner die Vorstellungen statt.<br />

Nirgendwo in Europa gibt es<br />

eine vergleichbare Bühne, die<br />

regelmäßig bespielt wird.<br />

Mini-Elefant. Szenen mit<br />

religiösem Inhalt beherrschen<br />

nur die untere Spielebene.<br />

Einige der unbeweglichen<br />

Figuren sind 400 Jahre alt.<br />

Besonders auffallend: ein<br />

Elefant, der kaum größer<br />

als ein Esel ist. Der<br />

Schnitzer, der ihn<br />

einst fabrizierte, hatte<br />

nie einen echten<br />

Dickhäuter gesehen.<br />

Handwerker und<br />

Gewerbetreibende<br />

zeigen auf der mittleren<br />

Ebene ihr Können. Dabei<br />

schaltet sich das Bühnen-Licht<br />

in ihren Läden und Werkstätten<br />

ein.<br />

Schabernack. Die obere<br />

Bühne zeigt das <strong>Steyr</strong> der Biedermeierzeit<br />

(1815 bis 1848).<br />

Dort agieren die Stabpuppen<br />

völlig ungeniert. Unsichtbare<br />

Spieler hinter der Bühne halten<br />

sie hoch und laufen mit ihnen<br />

hin und her, wobei sie diverse<br />

Körperteile mit Drähten bewegen.<br />

Einige ihrer Figuren<br />

sind wirklich bösartig. So versteht<br />

der Lichtanzünder die<br />

Welt nicht mehr. Er hat für die<br />

nächtliche Beleuchtung in vielen<br />

Städten gesorgt, aber so etwas<br />

wie in <strong>Steyr</strong> hat er noch nie<br />

erlebt: „Kaum hob i<br />

des oane Liachtl anzundn,<br />

blast’s ma der<br />

Sakrawind wieda aus.“<br />

Erst später bemerkt<br />

er den Lausbuben, der<br />

ihm heimlich folgt und<br />

die Laternenlichter<br />

mit kräftigem Pusten<br />

zum Erlöschen bringt.<br />

Als Strafe zündet ihm<br />

der Gepflanzte die Haube<br />

an. Mit brennender<br />

Kopfbedeckung läuft<br />

der Schelm auf und ab<br />

und schreit dabei: „Ich<br />

sag’s meiner Mutter, meinem<br />

Vater, meinen Brüdern, meiner<br />

Schwester …“<br />

Kripperlfusion. Das <strong>Steyr</strong>er<br />

Kripperl entstand wahrscheinlich<br />

aus zwei Wanderkrippen.<br />

Mit ihnen zeigten<br />

Spieler lokale Ereignisse in<br />

verschiedenen Gasthäusern.<br />

1923 kam die zusammengesetzte<br />

Puppenbühne in den<br />

Innerberger Stadel, ein Gebäude<br />

aus dem 17. Jahrhundert,<br />

das nun das Museum der<br />

Stadt <strong>Steyr</strong> beherbergt. Etwa<br />

20 Spieler agieren hinter der<br />

Bühne – sechs davon bei jeder<br />

Aufführung. Der Älteste ist<br />

Leiter Gerhard Nezbeda, der<br />

seit über 60 Jahren die Figuren<br />

in Bewegung setzt. Das jüngste<br />

Truppenmitglied ist erst 13.<br />

Der Spielraum gleicht derzeit<br />

HERBERGE.<br />

Die Aufführungen finden<br />

im Innerberger Stadel statt.<br />

einem Provisorium; er wird<br />

für die Landesausstellung 2021<br />

umgebaut. Man diskutiert auch<br />

Änderungen im Programm,<br />

wie etwa Szenen mit aktuellem<br />

Bezug, die Jugendliche mehr<br />

ansprechen würden. An hochdeutsche<br />

oder sogar englische<br />

Fassungen wird auch gedacht.<br />

Schließlich hat das Kripperl<br />

nun als immaterielles Kulturerbe<br />

der UNESCO internationale<br />

Bekanntheit erlangt und soll<br />

weiteren Zuschauerkreisen zugänglich<br />

gemacht werden. Die<br />

Aufführungen, die eine Stunde<br />

dauern, finden meistens an<br />

Wochenenden zwischen Advent<br />

und 6. Jänner statt. Preis:<br />

Erwachsene 5,60 Euro, Kinder<br />

bis 15 Jahre 2,80 Euro. ■<br />

Weitere Infos im Netz:<br />

www.christkindlregion.com<br />

ER GEHT MIT SEINER LATERNE. Einer der Stars aus <strong>Steyr</strong>.<br />

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