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Adventslieder Magazin

Kurzer Streifzug mit Bildern und Texten zum Adventsrepertoire des Augsburger Frauenchors voxfemale. Viele dieser Stücke gehören zum Programm der traditionellen Adventskonzerte des Ensembles. www.voxfemale.de

Kurzer Streifzug mit Bildern und Texten zum Adventsrepertoire des Augsburger Frauenchors voxfemale. Viele dieser Stücke gehören zum Programm der traditionellen Adventskonzerte des Ensembles.

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Gaudete Christus est natus, Piae Cantiones 1582<br />

Als würden Fanfaren erklingen: Freut Euch!<br />

Schon seit fast 500 Jahren gilt diese musikalische<br />

Aufforderung zur adventlichen Vorfreude. Es gibt<br />

sogar mehrere Pop- und Rockvarianten von<br />

„Gaudete, Christus est natus“ – etwa eine<br />

Fassung der Popband Erasure aus dem Jahr<br />

2013.<br />

Wir singen das beliebte Stück in der klassischen<br />

Variante – aber nicht minder fröhlich und<br />

beschwingt! Wie Fanfaren eben.


Veni, veni Emmanuel, 13. Jh. Satz: F. Surges<br />

Vertreib die Nebel („noctis depelle nebulas“),<br />

bring uns Sonne („Solare nos adveniens“) – ganz<br />

viel Sehnsucht und Hoffnung auf die Ankunft des<br />

Messias schwingen in dem Stück „Veni veni<br />

Emmanuel“ („Komm, komm, Emmanuel“) mit, das<br />

aus dem 13. Jahrhundert stammt.<br />

Im Nationalsozialismus galt es übrigens als<br />

verdächtig: In einer Strophe wird das Elend<br />

Israels genannt – deshalb wurde es von der<br />

Gestapo während des Nationalsozialismus in<br />

Berichten vermerkt, wenn es gesungen wurde.


Conditor alme siderum<br />

Nein, mit einem Bäcker hat das Stück „Conditor“<br />

rein gar nichts zu tun – auch wenn die<br />

Assoziation in der Zeit der Adventsbäckerei so<br />

nahe liegt. „Conditor alme siderum“ heißt zu<br />

Deutsch: „Erhabener Schöpfer der Gestirne“ und<br />

ist einer der bekanntesten Adventshymen<br />

überhaupt – er geht auf das 7. Jahrhundert<br />

zurück. Einzug in die katholischen und<br />

evangelischen Gesangbücher hielt dann das<br />

darauf beruhende berühmte Adventslied „Gott,<br />

heilger Schöpfer aller Stern“, das der Reformator<br />

Thomas Müntzer im Jahr 1523 auf der „Conditor<br />

alme“-Grundlage getextet hatte.


O Heiland, reiß die Himmel auf, Jozef Swider<br />

„Reißen“, „gießen“, „brechen“, „ausschlagen“ –<br />

kaum ein anderes Adventslied steckt so voller<br />

dynamischer Verben wie „O Heiland, reiß die<br />

Himmel auf“. Der Text wurde 1622 veröffentlicht –<br />

als der Dreißigjährige Krieg tobte und die<br />

Sehnsucht nach einem Ende des Leids entfachte.<br />

Verfasser soll Friedrich Spee (1591-1635) sein,<br />

der damals auch gegen die verbreiteten<br />

Hexenprozesse angeschrieben hatte. Wir singen<br />

einen Satz des bekannten polnischen<br />

Komponisten Józef Swider (1930-2014).


Es kommt ein Schiff, geladen<br />

Einer der ältesten deutschsprachigen Gesänge ist<br />

der Adventschoral „Es kommt ein Schiff,<br />

geladen“. Im Mittelalter war es üblich, Allegorien<br />

zu verwenden. Das Schiff kann als Seele<br />

verstanden werden, das durch Liebe (das Segel)<br />

und den Heiligen Geist (den Mast) in Bewegung<br />

versetzt wird. Die Ladung des Schiffes wird aber<br />

auch mit Jesus assoziiert.<br />

Ein Stück voller Metaphern, das immer noch<br />

einen großen Reiz ausübt. Unser Satz stammt<br />

von Helmut Walcha (1907-1991).


Marien-Advent, Max Eham<br />

Ihr Gang nach Nazareth, die vorherige<br />

Verkündigung: Maria steht im Zentrum des<br />

Stückes Marienadvent, das der Musiker und<br />

Komponist Max Eham (1915-2008) im Jahr 1983<br />

komponierte. Es ist damit eines der neueren<br />

Stücke in unserem Programm.<br />

Eham war unter anderem Domkapellmeister am<br />

Freisinger Dom und am Liebfrauendom in<br />

München. Kein Wunder, dass er Maria ein<br />

eigenes Lied schrieb.


Ecce Dominus veniet, gregor. Antiphon im Advent<br />

Nicht immer singen wir mehrstimmig. Wenn<br />

unsere Noten zu einem einzelnen System ohne<br />

Taktstriche und Notenwerte<br />

zusammenschrumpfen und unsere Stimmen sich<br />

zu einer schlichten Linie vereinen, befinden wir<br />

uns im Gefilde der liturgischen Gesänge.<br />

So auch beim „Ecce Dominus veniet“ („Seht, der<br />

Herr wird kommen“), das seit Jahrhunderten zur<br />

adventlichen Liturgie gehört. Der Wechselgesang<br />

(„Antiphon“) taucht daher auch in einigen alten<br />

klösterlichen Handschriften auf, wie hier auf einer<br />

Seite aus dem österreichischen Chorherrenstift<br />

Klosterneuburg aus dem 12. Jahrhundert.


Rorando coeli desuper, J.C. Vodnansky<br />

Für das „Rorando coeli“ spalten wir unseren Chor<br />

nicht nur in verschiedenen Stimmlagen, sondern<br />

auch noch in zwei Chöre aus je vier Stimmen. Der<br />

eine Chor fällt dem anderen ins Wort – und das<br />

klingt richtig gut! Das komplexe Werk stammt vom<br />

Humanisten Jan Campanus Vodnansky (1572-<br />

1622).


Dein König, Zion, aus Schneeberg<br />

Traditionell, festlich und romantisch – so sind<br />

Advent und Weihnachten im Erzgebirge.<br />

Räuchermännchen, Nussknacker und<br />

Weihnachtspyramiden gehören ebenso zur<br />

Volkskunst wie die berühmte Plauener Spitze.<br />

Aus dem Erzgebirge stammt auch die Weise<br />

„Dein König, Zion, kommt zu Dir“. Für unseren<br />

Chor keine unbekannte Region: 2018 führte uns<br />

eine Chorreise ins Vogtland. Auch eine Werkstatt<br />

für Plauener Spitze besuchten wir – ein<br />

eindrucksvoller Einblick war dies in einer der<br />

Produktionsstätten der beliebten Festaccessoires.


Wachet auf, ruft uns die Stimme, Klaus Fischbach<br />

„Aufwachen!“ – was für uns heute der Wecker, war früher der Wächter. Im<br />

Lied „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ ist der Nachtwächter „sehr hoch auf<br />

der Zinne“, der den Jungfrauen die Ankunft des Bräutigams ankündigt. Das<br />

Gleichnis nach Matthäus berichtet, von den klugen Jungfrauen, die<br />

genügend Öl für ihre Lampen dabei hatten, die törichten Jungfrauen jedoch<br />

unvorbereitet waren und daher die Hochzeit verpassten. So sei es auch mit<br />

dem Himmelreich, heißt es bei Matthäus: „Seid also wachsam. Ihr kennt<br />

weder Tag noch Stunde.“ Wir kennen zwar Tag und Stunde von<br />

Weihnachten, aber ob wir innerlich bereit dafür sind? Wer weiß! Ein<br />

bisschen Wachsamkeit kann jetzt nicht schaden.<br />

Die Anfangstöne der Melodie gleichen übrigens einem Läuten – nicht dem<br />

eines Weckers, sondern dem klassischen Dreiklang eines Geläuts. Klaus<br />

Fischbach, geboren 1935, schrieb den Satz für Frauenchor. Das Lied ist<br />

von Philipp Nicolai 1599 komponiert worden.


Maria durch ein’ Dornwald ging, aus dem Eichsfeld<br />

Eine beschwerliche Wanderung durch<br />

unwirtliches Gelände: Marias Weg zu Elisabeth ist<br />

Thema in diesem bekannten Lied, das<br />

ursprünglich ein Wallfahrtslied war. Es stammt<br />

wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert (manche<br />

vermuten das 16. Jahrhundert) und wurde erst als<br />

Adventslied richtig populär.<br />

Hoffnung angesichts eines schwierigen<br />

Lebensweges: Der aufblühende Dornwald passt<br />

als Metapher einfach gut die vorweihnachtliche<br />

Zeit.


Und unser lieben Frauen<br />

Der Baum als Bild des Weltenretters findet sich schon in<br />

der Antike. Im Adventslied „Und unser lieben Frauen“,<br />

seit 1602 bekannt, wird er zum Leitmotiv. Maria träumt,<br />

dass ein Baum unter ihrem Herzen wächst. Und der<br />

Baum gibt den ganzen Land Schatten. Jesus errettet die<br />

Menschheit – auch hinter diesem Bild steht diese<br />

Metapher.<br />

Es wird vermutet, dass auch dieses Lied (wie „Maria<br />

durch ein‘ Dornwald ging“ ursprünglich ein Wallfahrtslied<br />

aus dem ausgehenden Mittelalter war. Die Melodie<br />

ähnelt dem Weihnachtslied „Sei uns willkommen, Herre<br />

Christ“ aus dem 14. Jahrhundert. Der Satz aus unserem<br />

Programm stammt vom Domkantor Oliver Sperling<br />

(*1965), der am Kölner Dom komponierte und arbeitete.


Mein Hirt, vernahmest du schon, Christian Lahusen<br />

„Hast du schon gehört?“ und „Hast du das gesehen?“<br />

Wie sich die Hirten auf der nächtlichen Weide<br />

unterhalten haben könnten, vermittelt anschaulich das<br />

Stück „Mein Hirt, vernahmest du schon“. Es befördert<br />

uns damit mitten in die Weihnachtsnacht. Die Hirten<br />

waren laut Evangelium die ersten, die von der Geburt<br />

Jesus erfahren haben – erst durch Klänge, Lichter,<br />

wie das Stück sehr anschaulich erzählt.<br />

Es stammt von dem deutschen Komponisten Christian<br />

Lahusen (1886 – 1975), der unter anderem in Berlin,<br />

München, Hamburg, Frankfurt und im Internat Salem<br />

arbeitete. Seine Vokalkompositionen orientierten sich<br />

am deutschen Chorlied des 16. Jahrhunderts.


Psallite<br />

Ob als Figürchen oder Bilder: Engel bevölkern die Adventszeit. Ein<br />

Engel ist es, der Maria verkündet, dass sie ein Kind bekommen wird.<br />

Und in der Weihnachtsgeschichte sind es die Engel, die jubelnd von<br />

der Geburt Christi erzählen. Kein Wunder, dass Engel als<br />

Überbringer froher Botschaften zu den beliebtesten Dekofiguren in<br />

der Vorweihnachtszeit gehören. Auch im fröhlichen Stück „Psallite –<br />

singt und springt“ tauchen sie auf und "dienen dem Kindelein".<br />

Eine Besonderheit des Werkes ist übrigens die gleichzeitige<br />

Verwendung von Latein und Deutsch. Vielleicht wollte der<br />

Komponist damit Katholiken und Protestanten einander näher<br />

bringen? Schließlich sind Melodie und Text vermutlich um 1530<br />

entstanden – mitten in den Wirren der Reformation. Früher wurde es<br />

Michael Praetorius zugeschrieben. Heute als Anonymus bezeichnet.


Markt und Straßen sind verlassen, Gus Anton<br />

Ganz winterlich still geht es im Gedicht von Joseph Karl<br />

Benedikt Freiherr von Eichendorff (1788 – 1857) zu. Wir<br />

begleiten einen nächtlichen Spaziergänger, der sich<br />

versonnen dem Zauber des Advents hingibt.<br />

Niemand ist auf den Straßen zu sehen, die Häuser sind<br />

mit buntem Spielzeug geschmückt. Der Weg führt aus<br />

dem Ort hinaus in die Landschaft – die metaphorisch als<br />

Seelenlandschaft umgedeutet werden kann. Der Weg<br />

wird damit zur Strecke vom menschlichen Leben hin zur<br />

„gnadenreichen Zeit“.<br />

Der Komponist und Chorleiter Gus Anton, 1938 in<br />

Remscheid geboren, hat Eichendorffs Gedicht vertont.


An den Weihnachtsbaum, E. Grieg<br />

Norwegens berühmter Komponist Edvard Grieg (1843-<br />

1907) hat neben seinen großen Werke auch ein<br />

eigenes Weihnachtslied geschrieben: Er komponierte<br />

die Melodie zu dem Text „Du grønne, glitrende tre“ („Du<br />

grüner, schimmernder Weihnachtsbaum“) – ein Gedicht<br />

des dänischen Dichters und Pädagogen Johan Jacob<br />

Krohn (1841-1925). Dass er die Verse für Kinder<br />

geschrieben hat, ist aus den Zeilen gut herauszuhören.<br />

Grieg wollte Musik komponieren, die den einfachen<br />

Menschen gefällt. Ganz leicht fließt die Melodie dahin –<br />

voller Vorfreude auf den reich geschmückten<br />

Weihnachtsbaum und voller Erinnerungen an die<br />

bereits erlebten Weihnachtsfeste.


Diese und weitere Stücke gehören<br />

zum <strong>Adventslieder</strong>-Repertoire des<br />

Augsburger Frauenchors<br />

voxfemale.<br />

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