Von Auschwitz nach Plön
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in den Güterzug zurück zu zwängen. Der Lagerführer wird als die<br />
treibende Kraft beschrieben. Mit Schlägen mit dem Gewehrkolben<br />
und Überredungsversuchen gelang es ihm, wenigstens einige Häftlinge<br />
zum Einsteigen zu bewegen. Die anderen ließen sich trotz<br />
fortgesetzter Schläge nicht zwingen. Durch die Kontaktaufnahme<br />
zu bereits befreiten russischen Kriegsgefangenen 79 wurde den Frauen<br />
klar, dass das Kriegsende unmittelbar bevorstehen musste. Die<br />
Auseinandersetzung scheint sich über Stunden hingezogen zu haben,<br />
in einem Bericht ist davon die Rede, dass der Lagerführer<br />
<strong>nach</strong> einigen Stunden einen erneuten Anlauf nahm, die Fahrt fortzusetzen.<br />
Erkennbar wird auch, dass es innerhalb der SS massive<br />
Konflikte gab, wie fortzufahren sei. So wird in mehreren Berichten<br />
ein SS-Arzt erwähnt, der für die Frauen Partei ergriffen habe. 80 Nicht<br />
sicher zu klären ist, was dann geschah. Eszter Rosenfeld gab zu<br />
Protokoll, dass zunächst nur eine Vorhut der Briten in die Stadt<br />
gekommen sei. Als diese Fahrzeuge <strong>Plön</strong> verlassen hätten, hätte die<br />
SS erneut Mut gefasst und einen erneuten Anlauf unternommen, die<br />
KZ-Häftlinge in die Waggons zu zwingen. 81 Andere Frauen berichteten,<br />
die SS sei bereits in der Nacht zum oder am Morgen des 4.<br />
Mai 1945 verschwunden. 82 Die Angaben zu der britischen Vorhut,<br />
die am 4. Mai in <strong>Plön</strong> eintraf, werden von anderen Quellen bestätigt.<br />
So gibt Ulrich March an, am 4. Mai <strong>nach</strong>mittags sei ein erster<br />
Abb. 8: Im Vordergrund der Schöhsee, am Ufer die Bahngleise, dahinter<br />
die Lütjenburger Straße und schließlich der Wald östlich des<br />
Parnaß. (Postkarte im Archiv des Verfassers)<br />
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