Basale Förderung - Karl-Georg-Haldenwang-Schule Leonberg
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Einblick in die „<strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong>“<br />
an der<br />
<strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>- <strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong><br />
„Jedes Kind hat unabhängig von seinen individuellen<br />
Möglichkeiten ein Recht auf Erziehung und Bildung durch<br />
Unterricht“ (KARL GEORG HALDENWANG 1803-1862)<br />
Statement<br />
<strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> ist ein durchgängiges Unterrichtsprinzip an der <strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>-<br />
<strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong>. Sie wendet sich an alle Schüler/innen, unabhängig von Alter<br />
und Grad ihrer Behinderung.<br />
Hintergrund<br />
Grundlage der <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong> ist das Pädagogische Konzept der „<strong>Basale</strong>n<br />
Stimulation“ von PROF. ANDREAS FRÖHLICH (*30.11.1946), welches er aus der Arbeit<br />
mit Menschen mit schwerer Behinderung entwickelt hat. In seiner Weiterentwicklung<br />
entstand das heutige Prinzip der <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong>, das sich als anregendes und<br />
begleitendes Angebot für Menschen mit Behinderung versteht.<br />
„Basal“ meint dabei, dass keine Vorleistungen seitens des Kindes notwendig sind, es<br />
also bei den Ursprüngen der Entwicklung ansetzt.<br />
Unter „<strong>Förderung</strong>“ wird das Angebot an das Kind verstanden, sich mit dem eigenen<br />
Körper, mit Objekten seiner Umwelt und anderen Menschen sensorisch-sinnlich zu<br />
befassen.<br />
FRÖHLICH selbst beschreibt sein Konzept als eine „Einladung zum Entdeckenden<br />
Dialog“ und als eine „elementare Pädagogik, welche die eigene Person und die<br />
Umwelt erleb- und erfassbar machen soll.“<br />
<strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> ist demnach eine ganzheitliche <strong>Förderung</strong> zur Unterstützung der<br />
persönlichen Entwicklungsprozesse.<br />
Konzept<br />
Spricht man bei der <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong> von Ganzheitlichkeit, so sind die Bereiche<br />
1.) Körpererfahrung, 2.) Wahrnehmung, 3.) Emotionalität, 4.) Bewegung, 5.)<br />
Kommunikation, 6.) Sozialerfahrung und 7.) Kognition gemeint. Diese Bereiche sind<br />
miteinander verbunden und bedingen sich gegenseitig.<br />
Entwicklungs- und Lernprozesse in diesen Bereichen bedürfen der Schaffung von<br />
Eigenaktivität, also der Möglichkeit für den Menschen sich handelnd mit seiner<br />
Umwelt auseinanderzusetzen. Oftmals sind diese Möglichkeiten gerade bei<br />
Menschen mit Behinderung eingeschränkt.<br />
Daher setzt <strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> an verschiedenen Bereichen an, um den Kindern mit<br />
Behinderung diese Entwicklungschance zu geben. Förderbereiche können<br />
(entsprechend den Gebieten der Ganzheitlichkeit, s.o.) sein: das Körperbild,<br />
Kommunikationsförderung, Selbstversorgung, Erweiterung der Aktivitäts- und<br />
Erfahrungsmöglichkeiten, Persönlichkeitsstärkung etc.<br />
1
Die Förderbereiche setzen an den verschiedenen Wahrnehmungsebenen an. Diese<br />
Wahrnehmungsebenen sind:<br />
- vestibulär (Raum-Lage; Gleichgewicht)<br />
- somatisch (Ausdifferenzierung des Knochenschemas)<br />
- vibratorisch/tiefensensorischen (Knochensystem; Festigkeit des Körpers)<br />
- auditiv (Hören)<br />
- haptisch (Fühlen)<br />
- visuell (Sehen)<br />
- gustatorisch (Schmecken)<br />
- osmatisch (Riechen)<br />
Auf diesem Erfahrungs- und Wahrnehmungsbreichen bauen alle weiteren<br />
Lernprozesse auf. Sie sind also auch Grundlage für die so genannten<br />
Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen. So unterstützt z.B. die<br />
Schulung der somatischen Wahrnehmungsebene die Bildung von Raumbegriffen<br />
(oben, unten, rechts, links etc.), welches Grundlagen für das Schreiben und Rechnen<br />
sind (z.B. richtige Lage der Buchstaben/Zahlen).<br />
Da die <strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> auf ein großes Maß an Nähe zwischen Pädagogen/in und<br />
Schüler/in angewiesen ist (z.B. Berührung bei Massagen), ist es wichtig, dass die<br />
Privat- und Intimsphäre des Schülers zu jedem Zeitpunkt beachtet und auf eine<br />
altersangemesse Einbettung in den schulischen Alltag Wert gelegt wird.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> ist ein grundlegendes Förderangebot, auch für Menschen ohne<br />
schwere Behinderung, da sie Grundlage für alle weiteren Entwicklungs- und<br />
Lernprozesse ist. In der Regel vollziehen sich diese Prozesse im Alltag eines<br />
heranwachsenden Menschen. Bei Menschen mit Behinderung kann es aber<br />
notwendig werden, dass diese Bereiche gezielt geschult werden, da sie in der<br />
Lebensumwelt der Menschen nicht oder nicht genügend Raum einnehmen.<br />
Entsprechend findet sich auch der Bereich der <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong> im Bildungsplan<br />
der <strong>Schule</strong>n für Geistigbehinderte (Sonderschulen) als Lernbereich 1 wieder, der den<br />
weiteren Lernbereichen (Selbstversorgung/Selbsterfahrung (2), Umwelterfahrung<br />
und Sozialverhalten (3), Spiel, Gestaltung, Freizeit, Arbeit (4)) vorangestellt ist.<br />
Verankerung an der <strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>-<strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong><br />
Die <strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>-<strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong> berücksichtigt in ihrem Leitbild das Prinzip der<br />
<strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong>:<br />
„Schülerschaft mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />
bieten wir eine lebensweltorientierte Bildung, die sich im<br />
Alltag bewährt.“ (Leitsatz 3)<br />
„Maßstab unseres pädagogischen Wirkens orientiert sich am<br />
Entwicklungspotenzial jedes einzelnen Schülers.“ (Leitsatz 6)<br />
Daher findet <strong>Basale</strong> <strong>Förderung</strong> sowohl im Klassen- bzw. Fächerverbund integriert,<br />
klassenübergreifend in Niveaugruppen, als auch in gezielter Einzelförderung von<br />
Schülern/innen satt.<br />
An der <strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>-<strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong> gibt es zusätzlich eine Fachgruppe „<strong>Basale</strong><br />
<strong>Förderung</strong>“, die aus jeweils einem Mitglied der verschiedenen Schulstufen und<br />
weiteren Interessierten besteht. Bei regelmäßigen Treffen (die für alle offen sind)<br />
werden u.a. Erfahrungen ausgetauscht, neues Material vorgestellt und aktuelle<br />
Entwicklungen diskutiert. Der Arbeitskreis arbeitet eng verknüpft mit den anderen<br />
Fachgruppen der <strong>Schule</strong> zusammen und ist um Fort- und Weiterbildungen bemüht.<br />
2
Des Weiteren gibt es an der <strong>Schule</strong> eine einmal wöchentlich stattfindende Freizeit-<br />
AG zur <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong>, die spielerisch an den Bedürfnissen der Schüler/innen<br />
anknüpft.<br />
Räumlichkeiten zur <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong><br />
Speziell für die <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong> gibt es an der <strong>Karl</strong>-<strong>Georg</strong>-<strong>Haldenwang</strong>-<strong>Schule</strong><br />
einen Basal- und einen Matschraum.<br />
Der Basalraum befindet sich im Werkstatthaus der <strong>Schule</strong> und ist mit verschiedenen<br />
Fördermaterialien ausgestattet. So steht in ihm z.B. ein Wasserbett, eine<br />
Leuchtsäule, eine Lichtbox sowie diverse weitere, spezielle Materialien. Der Raum<br />
kann verdunkelt werden und sowohl zur Einzelförderung als auch im Unterricht mit<br />
kleinen Gruppen genutzt werden.<br />
Einige Bilder aus dem Basalraum:<br />
3<br />
Auf dem Wasserbett können<br />
Übungen zur Entspannung<br />
gemacht werden, wie z.B. eine<br />
Traumreise. Dabei wird durch die<br />
Schwingungen des Wassers die<br />
vibratorische Körperwahrnehmung<br />
gefördert.<br />
Die Lichtbox ermöglicht es, die<br />
Aufmerksamkeit der Schüler auf<br />
einen bestimmten Bereich zu<br />
bündeln. Es können z.B.<br />
Schreibübungen im Sand<br />
gemacht und dabei die visuelle<br />
Wahrnehmung geschult werden.
Der Matschraum befindet sich unmittelbar neben dem schuleigenen Schwimmbad,<br />
so dass die sanitären Vorrichtungen dort benutzt werden können. Der Raum ist<br />
komplett mit Fliesen ausgestattet und hat eine kleine Badegelegenheit. Im<br />
Matschraum kann auf vielfältige Weise mit Farben, Schaum und Wasser<br />
experimentiert werden oder aber er kann z.B. für Entspannungseinheiten wie ein<br />
Verwöhnbad genutzt werden.<br />
4<br />
Mit diesen unterschiedlichen<br />
Teilstücken kann eine<br />
Fühlstraße gelegt werden. Dies<br />
schult die Sensibilität der Füße<br />
und fördert die haptische<br />
Wahrnehmung.<br />
Die Klangschalen dienen der<br />
akustischen Wahrnehmung.<br />
Sie können aber auch für<br />
eine Klangschalenmassage<br />
genutzt werden, welche die<br />
vibratorische Wahrnehmung<br />
stärkt.
Hier Beispielbilder einer Einheit zum Thema „Körperpflege“ in der Mittelstufe. Hier<br />
wurde der Matschraum genutzt um Körperabdrücke herzustellen. Dabei wurden u.a.<br />
die Tiefensensorik und die somatische Wahrnehmung gefördert, d.h. es ging um die<br />
Bewusstmachung der eigenen Körperlichkeit.<br />
Nun ist es wichtig, dass sich<br />
bewusst gemacht wird, wie<br />
stark man mit welchem<br />
Körperteil auf das Tuch drückt.<br />
5<br />
Die Schüler/innen werden am<br />
ganzen Körper mit Farbe angemalt,<br />
so dass ein Abdruck vom Körper<br />
entsteht.<br />
Die fertigen Resultate!
Beispiel von Unterrichtseinheiten / Fördereinheiten<br />
In der Freizeit-AG zur <strong>Basale</strong>n <strong>Förderung</strong> wurde zusammen mit den Schülern/innen<br />
ein Fußpfad angelegt. Hier konnten auch andere Schüler/innen der <strong>Schule</strong> die<br />
Sensibilität ihrer Füße schulen (Haptische Wahrnehmung).<br />
Der Barfußpfad wurde mit verschiedenen Naturmaterialien gestaltet (Erde, Sand,<br />
Holz, Steine, Wasser), die im Umfeld der <strong>Schule</strong> gesammelt wurden und<br />
verschiedene Empfindungen zulassen: spitz, kalt, rau, angenehm, unangenehm etc.<br />
Der Fußpfad<br />
Die ersten<br />
Schritte<br />
6
Die Materialien:<br />
Sand Matsch Holz Erde<br />
Literatur (u.a.)<br />
- ANDREAS FRÖHLICH: <strong>Basale</strong> Stimulation, das Konzept.-Düsseldorf:Verlag<br />
Selbstbestimmtes Leben, 1998, 4. Auflage 2003<br />
- CHRISTEL BIENSTEIN, ANDREAS FRÖHLICH: <strong>Basale</strong> Stimulation in der<br />
Pflege. Die Grundlagen, Kallmeyer Düsseldorf 2003<br />
- DIETER NIEHOFF: <strong>Basale</strong> Stimulation und Kommunikation, Bildungsverlag<br />
EINS Troisdorf 2007<br />
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