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Klaus Zylla
Der Künstler<br />
Der renommierte Berliner Künstler Klaus Zylla gehört zu den<br />
zeitgenössischen Malern, die in der Tradition der CoBrA-Gruppe, des<br />
Surrealismus und der Art Brut steht. Seine turbulente Bildwelt zwischen<br />
Figuration und Abstraktion entwickelte der Künstler jedoch völlig<br />
unabhängig von diesen Strömungen, die er zu DDR-Zeiten niemals zu<br />
Gesicht bekam. 1953 in Cottbus geboren, arbeitete Zylla zunächst als<br />
Siebdrucker in der Werbung, studierte an der Kunsthochschule Berlin-<br />
Weißensee und ließ sich dann in Berlin als Siebdrucker nieder.<br />
In seinen Gemälden treten surreal-groteske Wesen auf, mal<br />
statuarisch ins Bild geschoben, mal Purzelbaum schlagend. Ihr<br />
Ausdruck umfasst die ganze Spanne zwischen Komik und Ernst, Spott<br />
und Ironie, Trauer und Blasphemie, Obszönität und Koketterie, Erotik<br />
und Keuschheit. Die Stilmittel Klaus Zyllas reichen von flüchtig<br />
gestischen Pinselschwüngen bis zu feinsten dichten Lineaturen, von<br />
streng begrenzten Farbflächen bis zu weiten leichten Farbgründen,<br />
von leuchtenden kräftigen bis zu tonigen düsteren Farben.<br />
In allen Schaffensphasen setzt Klaus Zylla Schriften oder ganze<br />
literarische Textpassagen als inhaltliche und gestalterische Elemente<br />
ein. Darüber hinaus nehmen in seinem Werk Künstlerbücher als eine<br />
Art visuelle Fortschreibung von Lyrik und Literatur einen wichtigen<br />
Raum ein. Zylla hat bereits Texte von Antonin Artaud, Bertolt Brecht,<br />
Thomas Bernhard u.v.a. in künstlerisch gestalteten und selbst<br />
gedruckten Büchern umgesetzt.<br />
Seinen Gemälden, Papierarbeiten und Künstlerbüchern widmete das<br />
Museum Würth in Künzelsau 2003 eine umfassende Ausstellung.
Biographie<br />
1953 Klaus Zylla wird in Cottbus an der Niederlausitz geboren.<br />
Er wächst bei seinen Großeltern im nahegelegenen Dorf Groß-<br />
Gaglow auf.<br />
Die Gemeinde, heute ein Stadtteil von Cottbus, erlangte<br />
Bekanntheit, weil Sigmund Freud dort bis 1933 ein Ferienhaus besaß.<br />
Ein traumatisches frühkindliches Erlebnis war für Klaus Zylla, als er<br />
zweijährig im Bauerhof seiner Großeltern in die Jauchegrube fällt und<br />
in allerletzter Sekunde von seiner Mutter gerettet wird.<br />
Als fünfjähriger bemalt er mehr als hundert Vorsatzblätter von<br />
Büchern aus der väterlichen Bibliothek.<br />
Seine Affinität zur<br />
Ausgestaltung und<br />
Illustrierung von Büchern<br />
ist offensichtlich hier<br />
schon früh angelegt und<br />
begleitet ihn bis heute.<br />
Jugendweihe Cottbus, 1967<br />
1970 Er verlässt er Cottbus im Alter von siebzehn Jahren und wird<br />
nach dem Abitur als Baufacharbeiter im Wohnungsbaukombinat<br />
Hoyerswerda ausgebildet.<br />
Bis zu seiner Armeezeit arbeitet er als Verputzer. Auch in der<br />
Nationalen Volksarmee wird er als Baupionier beschäftigt und<br />
arbeitet in einem Atombunker des Warschauer Paktes.
Biographie<br />
1975-77 Studium der Baustoffverfahrenstechnik an der Hochschule für<br />
Architektur und Bauwesen in Weimar, auf eigenen Wunsch hin wird<br />
er exmatrikuliert. Der ihm staatlich zugewiesene Beruf entspricht nicht<br />
seiner Veranlagung, vielmehr wird seine Hinwendung zur Kunst<br />
deutlich.<br />
1977-80 Umzug nach Ost-Berlin. Hier arbeitet er zunächst als<br />
Hilfsdrucker, beginnt dann aber eine Ausbildung zum Siebdrucker. Bis<br />
1980 arbeitet er bei der Konsum-Werbe-Druckerei und absolviert<br />
parallel ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.<br />
Bis in die neunziger Jahre hinein wird das Drucken zu seinem<br />
bestimmenden Erfahrungsbereich, in dem er es zu Erfolg und<br />
Anerkennung bringt.<br />
1980-82 folgt ein Vollzeitstudium für Industrie-Design an der<br />
Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Vor dem Senatsrundgang 1982<br />
vernichtet er jedoch alle angefertigten Studien und Entwürfe, um<br />
kurz darauf wiederum auf eigenen Wunsch hin exmatrikuliert zu<br />
werden.<br />
1982-83 Er wird zum Leiter<br />
der Siebdruckwerkstatt<br />
an der Universität für<br />
Bildende Kunst in Dresden<br />
berufen. Seine eigene<br />
Kunst wird hier stark von<br />
A.R. Penck beeinflusst,<br />
der bereits 1980 nach<br />
Erste Asstellung im Jugendclub<br />
international 1985<br />
West-Deutschland geflohen<br />
war.<br />
Zahlreiche graphische Arbeiten und Siebdrucke entstehen, beflügelt<br />
von intensiven Studien und Analysen der alten Meister im Dresdner<br />
Kupferstich-Kabinett.
Biographie<br />
1984 Klaus Zylla wird gemeinsam mit Norbert Petrasek aufgefordert,<br />
eine Siebdruck-Werkstatt für den Verband Bildender Künstler der DDR<br />
aufzubauen. Da sich dieses Projekt durch ständige Verzögerungen<br />
nicht realisieren lässt, richtet er sich vorübergehend eine Werkstatt<br />
am Institut für Baugebundene Kunst ein. Zylla beginnt nun bei all<br />
seinen Arbeiten direkt auf seine Siebdruckgaze zu zeichnen und<br />
druckt in kleinen Auflagen.<br />
1985 Endlich ist es ihm<br />
möglich, in Berlin-<br />
Friedrichshain sein<br />
eigenes Atelier<br />
aufzubauen. Als Ein-<br />
Mann-Betrieb eröffnet<br />
sich damit die für ihn<br />
größtmögliche<br />
künstlerische Freiheit, die<br />
zur Zeit der DDR<br />
überhaupt möglich war,<br />
Siebdruckwerstatt Berlin-Friedrichshain 1985 - 1990<br />
mit dem Ergebnis, dass er<br />
sich schnell als einer der gefragtesten Siebdrucker unter den<br />
Künstlern der DDR etabliert. Neben der Druckgraphik widmet er sich<br />
immer mehr der Malerei. Im selben Jahr wird er aus Anerkennung für<br />
seine Leistungen als Druckgraphiker in den Verband Bildender<br />
Künstler aufgenommen.<br />
1986 Der renommierte Berliner Galerist Harry Lübke zeigt als erster<br />
eine umfassende Einzelausstellung mit Zyllas Arbeiten. Befruchtet von<br />
der kreativen und intellektuellen Szene am Prenzlauer Berg, die oft<br />
die Grenzen der Legalität auslotet, nutzt Zylla Fehldrucke und Siebe<br />
aus seiner Werkstatt für seine eigene künstlerische Arbeit.
Biographie<br />
1988 Nachdem er einen Antrag beim Zentralvorstand des Verbands<br />
der Bildenden Künstler eingereicht hat, reist er für einen Tag nach<br />
West-Berlin, um Museen zu besuchen. Weitere West-Aufenthalte<br />
folgen, und auch die Teilnahme an einem Workshop für Siebdruck an<br />
der Hochschule der Künste Berlin-West wird genehmigt.<br />
Erster Besuch in West-Berlin mit seinem Bruder<br />
Achim, Dezember 1988<br />
1989 Im September des<br />
Jahres schmuggelt Klaus<br />
Zylla Arbeiten auf Papier<br />
für eine illegale Ausstellung<br />
im portugiesischen Restaurant<br />
›Luisiada‹ über die Grenze<br />
nach West-Berlin. Durch eine<br />
Anzeige in der ›TAZ‹ fliegt<br />
das Projekt auf, nur die<br />
Maueröffnung am 9.<br />
November 1989 bewahrt den<br />
Künstler vor einem<br />
Disziplinarverfahren und dem drohenden Ausschluss aus dem Verband<br />
der Bildenden Künstler. Direkt am folgenden Tag reist Zylla zu Freunden<br />
nach Amsterdam und erlebt nun endlich die Welt der CoBrA-Kunst an<br />
ihrem Ursprung.<br />
Alles, was ihm zu DDR-Zeiten verwehrt war, holt er nun nach, dem<br />
politischen Aufbruch entspricht sein persönlicher. Die eruptive<br />
künstlerische Bewegung der frühen Nachkriegsjahre CoBrA mag die<br />
letzte Station von Inspiration aus der Kunstgeschichte gewesen sein,<br />
die Klaus Zylla in seine Arbeiten aufnimmt. Aus ihr findet er zu seiner<br />
eigenen Bildsprache.
Biographie<br />
1991 Als er insgesamt rund 700 Papierarbeiten produziert hat, trennt<br />
sich Zylla endgültig von der graphischen Arbeit und verlegt seinen<br />
künstlerischen Schaffensschwerpunkt auf die Leinwand.<br />
1993 Zylla erhält den Kunstpreis der Grundkreditbank, Berlin.<br />
1995 Zylla besucht zum ersten Mal Portugal, das Land, das zu seiner<br />
zweiten Heimat werden soll.<br />
Heute lebt und arbeitet Klaus Zylla in Berlin und Estremaduran<br />
Reguengo Pequeno, Portugal.<br />
Klaus Zylla und Galerist Peter Femfert, Berlin<br />
Der Künstler in seinem portugisischen Atelier in<br />
Reguengo Pequeno
Ausstellungen (Auszug)<br />
•Galerie Kunst & Beterschap, Amsterdam<br />
•Dresdner Bank, Jürgen Ponto-Stiftung, Frankfurt am Main<br />
• Europaparlament, Galerie im Atrium, Brüssel<br />
• Fabrice das Artes, Torres Vedras, Portugal<br />
• Thinhorn Gallery, San Francisco, C.A.<br />
• Die Galerie, Frankfurt am Main<br />
• Galeria Antonio Prates, Lissabon, Portugal<br />
• Die Galerie, Frankfurt am Main<br />
öffentliche und private Sammlungen<br />
• Columbia University, New York<br />
• MOMA Library, New York<br />
• Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg<br />
• Bibliothéque National, Paris<br />
• Rijksmuseum, Den Haag<br />
• Akademie der Künste, Berlin<br />
• Havard University Houghton<br />
• Library, Cambridge<br />
• Kupferstich-Kabinett, Dresden<br />
• Sammlung Würth, Künzelsau
Künstlerbücher<br />
„Kunst erweitert den Horizont“<br />
Reinhold Würth<br />
- in der WÜRTH Sammlung -<br />
von<br />
Andy Warhol<br />
über<br />
Pablo Picasso<br />
bis<br />
Klaus Zylla
Kontakt<br />
Klaus Zylla<br />
Gudrunstraße 5<br />
10365 B E R L I N