RHEINKIND_Ausgabe 1/2019
Familienmagazin
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12 <strong>RHEINKIND</strong> TITELTHEMA<br />
TITELTHEMA <strong>RHEINKIND</strong> 13<br />
„Eine gute Geschichte muss mindestens tausend Wörter haben,<br />
sagt der Uhu … und spannend muss eine Geschichte<br />
sein. Und lustig und manchmal, aber wirklich nur<br />
manchmal auch ein kleines bisschen traurig. … Und am<br />
Ende müssen alle wieder fröhlich sein!“<br />
DAS BUCH<br />
„Jedes Kind muss lesen lernen!“<br />
Als Fünfjährige schrieb sie ihre ersten Geschichten auf Butterbrotpapier. Heute sind mehr<br />
als 100 ihrer Kinder- und Jugendbücher in zahlreiche Sprachen übersetzt, vertont und<br />
verfilmt. Kirsten Boie zählt damit zu den erfolgreichsten Kinderbuch-Autoren Deutschlands.<br />
Die Bundesverdienstkreuz- und Jugendliteraturpreisträgerin beschäftigt momentan<br />
aber vor allem eins: Jedes fünfte Kind in Deutschland kann nicht ordentlich lesen! Nur<br />
vier von fünf Zehnjährigen sind in der Lage, altersgerechte Texte überhaupt zu verstehen,<br />
wie die internationale „Iglu-Studie“ im Dezember 2017 offenbarte. Und andere Studien<br />
zeigen, dass die Lehrer nur ein Drittel der leseschwachen Schüler überhaupt erkennen.<br />
„An unseren Grundschulen brauchen wir insgesamt mehr Lehrer. Wir brauchen mehr<br />
Förderung in kleinen Gruppen, mehr Mittel für Bibliotheken und Lektüreprogramme.<br />
Noch dazu dürfen Förderstunden nicht für Vertretungsstunden zweckentfremdet werden“,<br />
fordert die ehemalige Gymnasiallehrerin Kirsten Boie jetzt in der von ihr initiierten<br />
Die „Tintenkönigin“ oder auch „Die deutsche Rowling“ wird<br />
sie gern genannt: Cornelia Funke, eine der international<br />
erfolgreichsten deutschen Autorinnen, feierte kürzlich<br />
ihren 60. Geburtstag – <strong>RHEINKIND</strong> gratuliert! Mehr als<br />
60 Bücher in über 50 Sprachen hat sie herausgebracht<br />
und weltweit mehr als 26 Millionen Exemplare verkauft.<br />
Schon als Kind verschlingt sie die Geschichten um Jim<br />
Knopf oder Tom Sawyer und träumt davon, als Astronautin<br />
den Kosmos zu erobern.<br />
Was inspiriert dich zu deinen Geschichten? Alles! Jeder Ort,<br />
jede Begegnung, jede Art von Lebensform, das Wetter ... die Welt ist aus<br />
Geschichten gemacht. Oder vielleicht ist es wahrer zu sagen: Geschichten sind aus der<br />
Welt gemacht.<br />
HAPPY BIRTHDAY<br />
Welches Buch hättest du gerne selbst geschrieben? Oh, da gibt es viele: „Der König auf<br />
Camelot“ von T.J. White, „Die Brautprinzessin“ von William Goldman, „Jenseits von Eden“ von<br />
John Steinbeck, die Gedichte von Denise Levertov, „Dantons Tod“ von Georg Büchner usw.<br />
Das Internet und digitale Medien beeinflussen das Leseverhalten. Wie nimmst<br />
du das wahr? Das Lesen eines Buches hat sich für mich nicht geändert. Ich lese mehr Non-<br />
Am 25. Februar erscheint das neue Buch von Kirsten Boie im Oetinger Verlag,<br />
ein Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren: „Vom Fuchs, der ein Reh sein wollte“.<br />
„Hamburger Erklärung – Jedes Kind muss lesen lernen“, einer Petition, der sich bereits<br />
viele Menschen und Organisationen angeschlossen haben. Das Ziel: eine bundesweite<br />
Diskussion zum Thema Lesefähigkeit anzuregen und möglichst viele Unterzeichner zu<br />
finden. Sie fordert u.a. dazu auf, das Lesenlernen und Lesen sehr viel stärker in den Fokus<br />
der Bildungspolitik zu rücken.<br />
>> Sie möchten die Petition unterstützen?<br />
www.change.org/hamburger-erklaerung<br />
Kirsten Boie verrät , worauf es bei<br />
Kinderbüchern ankommt:<br />
„Wenn Kinder ein gutes Buch lesen, sollten sie es mit einem guten und zuversichtlichen<br />
Gefühl zuklappen. Für Kinder muss es am Ende immer zumindest<br />
Hoffnung geben. Am liebsten haben Kinder natürlich ein Happy End, und<br />
wir Erwachsenen, wenn wir ehrlich sind, auch. Manchmal geht es in meinen<br />
Büchern aber auch um größere Probleme, die realistisch dargestellt sind. Dann<br />
ist ein glattes Happy End vielleicht nicht denkbar, aber es muss hoffnungsfroh<br />
sein. Sie dürfen Kinder nie ohne Hoffnung aus einem Buch entlassen.“*<br />
CORNELIA FUNKE<br />
Fiction, aber ansonsten ist es dasselbe wunderbare Hineingehen in die<br />
Gedanken eines anderen Menschen. Und alles was man tun muss,<br />
ist die Seiten umblättern. Bei meinen Begegnungen mit meinen<br />
Lesern kann ich auch nicht wirklich eine Änderung spüren. Ich<br />
begegne derselben Liebe für Geschichten, die ich als Kind empfand<br />
und wie damals gibt es Kinder, die diese Zauberreisen gern<br />
machen und andere, die nicht mal durch die Tür gehen.<br />
Was kannst du jungen Autoren mit auf den Weg geben?<br />
Die erste Fassung immer mit der Hand schreiben. Stets ein Notizbuch<br />
dabeihaben und einen Stift. Und jede Idee aufschreiben, weil sie sich so<br />
leicht davonmachen. Außerdem das Bild nicht unterschätzen! Bilder, Fotos,<br />
Skizzen als Inspiration benutzen. Und natürlich Musik!<br />
<strong>RHEINKIND</strong> VERLOST<br />
2X „DIE GROSSE CORNELIA<br />
FUNKE HÖRSPIELBOX“<br />
TEILNAHME AUF WWW.<strong>RHEINKIND</strong>-<br />
KOELN.DE/GEWINNSPIELE<br />
Fotos: Kirsten Boie: ©Indra Ohlemutz, Cornelia Funke: © Dressler, Jörg Schwalfenberg * Quelle: www.welt.de<br />
Fotos: © Konstantin Yuganov / fotolia.com<br />
IM DIGITALEN<br />
ZEITALTER<br />
Immer mehr Verlage in Deutschland<br />
ergänzen ihre Angebote durch<br />
digitale Formate für die ganz jungen<br />
Leser. Die neuen Produkte bieten viele<br />
Lernmöglichkeiten, haben sich bei Eltern<br />
und Pädagogen aber noch nicht durchgesetzt.<br />
Augmented Reality: Die erweiterte Realität<br />
ist auch in den Kinderzimmern angekommen. Mit Hilfe<br />
eines Smartphones oder Tablets können die Kinder z.B.<br />
bestimmte Stellen der bebilderten Sachbücher scannen und<br />
sogenannte Hotspots aufrufen. Dabei werden Erzähltexte,<br />
Stimmen, Geräusche oder Lieder abgespielt und Animationen<br />
auf dem Bildschirm eingeblendet. Auch Spiele lassen sich<br />
starten, bei denen die Kinder Objekte erkennen, sammeln<br />
oder zuordnen müssen.<br />
Solche neuen Medien für Kinder kämpfen in Deutschland noch<br />
um Akzeptanz. Viele Eltern und Pädagogen tun sich schwer<br />
mit digitalen Formaten. Bei ihnen gilt nach wie vor das<br />
gedruckte Buch als seriöseres Medium.<br />
DIE ZUKUNFT DES BUCHES<br />
Carolina Bosch und Sarah-Lisa Grundmann vom „J.P. Bachem Verlag“:<br />
Die Anzahl der Leser sinkt zwar, doch werden die klassischen Bücher nicht gänzlich<br />
verschwinden. Dennoch wird es in der Zukunft vermehrt eine Mischung aus beidem<br />
geben: Das gedruckte Buch, angereichert mit digitalen Features. So bieten wir zum<br />
Beispiel bereits zu einigen unserer Sachbücher aus der Reihe „Bachems Wissenswelt“<br />
passende Apps oder eigene Internetseiten. Wir sehen das digitale Zeitalter nicht als<br />
Risiko, sondern als Chance, um neue Möglichkeiten zu entdecken.<br />
Friederike Wehse vom „moses. Verlag“:<br />
Besonders bei belletristischen Texten ist das mobile Lesen natürlich praktisch. Aber<br />
das haptische Erlebnis eines Buches wird immer bestehen bleiben. Ein Buch muss<br />
man nicht aufladen, die Druckqualität von Bildern und die Lesefreundlichkeit ist<br />
digital einfach noch nicht darstellbar. Das Buch bleibt besonders für die jüngere<br />
Zielgruppe ein weiteres analoges Medium im Zusatz zu den neuen, digitalen<br />
Medien.<br />
TIPP<br />
Es gibt immer mehr digitale<br />
Angebote für Kinder. Aber welche<br />
Kinderbuch-Apps sind wirklich zu<br />
empfehlen? Und welche Regeln<br />
sollte man bei der Nutzung<br />
beachten? Auf der Internetseite der<br />
Stiftung Lesen finden Sie wertvolle<br />
Tipps und Empfehlungen.<br />
www.stiftunglesen.de<br />
Herwig Bitsche vom „NordSüd Verlag“:<br />
Gedruckte Bücher und digitale Inhalte können gut nebeneinander bestehen. Wer als<br />
Elternteil sich und seinem Kind einen Gefallen tun will, der verwende ein gedrucktes<br />
Bilderbuch. Nichts fördert die Lesefähigkeit eines Kindes besser als das „träge“ Medium<br />
Buch. Deswegen konzentrieren wir uns aus Überzeugung auf gedruckte Bilderbücher.<br />
Verena Voges vom „Knesebeck Verlag“:<br />
Je jünger die Zielgruppe, desto eher wird das gedruckte (Papp-)Buch das Medium der<br />
Wahl bleiben. So können die Kinder auch eigenständig die Lektüre auswählen und<br />
ansehen, ohne dass die Eltern Angst um ihre Elektronikgeräte haben müssen. Es gibt<br />
innovative Formate, die mit den Möglichkeiten der Apps und E-Books spielen, zum<br />
Beispiel unsere App-Geschichten „Die kleine Brilleneule“ und „Ist da ein Freund?“. Sie<br />
tun sich aber oft noch im Handel sowie bei den Geschenkkäufern schwer.<br />
Auch ältere Kinder haben noch eine starke Bindung zum klassischen Buch, die oft von<br />
den Erwachsenen bewusst gefördert wird, um Bildschirmzeit einzuschränken und mal<br />
„abzuschalten“.