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[+] einer Unterrichtseinheit, PDF-Datei - hanseWasser

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Alles im Fluss<br />

Unterrichtsmaterialien zur<br />

Abwasserentsorgung in Bremen


INHALT<br />

Einführung<br />

Modul 1 Herkunft und Arten des Abwassers 4<br />

Modul 2 Der Weg des Abwassers zur Kläranlage 7<br />

Modul 3 Die Abwasserreinigung in <strong>einer</strong> Kläranlage 10<br />

Modul 4 Die Entsorgung des Klärschlamms 13<br />

Herausgeber:<br />

<strong>hanseWasser</strong> Bremen GmbH<br />

Schiffbauerweg 2<br />

28237 Bremen<br />

Telefon 0421 988 1111<br />

Fax 0421 988 1911<br />

kontakt@<strong>hanseWasser</strong>.de<br />

www.<strong>hanseWasser</strong>.de<br />

2. Aktualisierte Auflage, Bremen, April 2011<br />

Die Materialien wurden in der 1. Auflage erstellt von:<br />

econtur – Int. Agentur für nachhaltige Projekte<br />

Sustainability Center Bremen<br />

Jakobistr. 20<br />

28195 Bremen<br />

Tel 0421 66 97 09 56<br />

www.econtur.de<br />

Verfasser: Ernst Zachow<br />

Gestaltung: Marion Heidorn<br />

1. Auflage, Bremen, März 2005<br />

Bildnachweis<br />

<strong>hanseWasser</strong> 6, 9b, 15d, Folie 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10<br />

econtur 9a, 11, 15a, b, c, f<br />

swb 15e<br />

Der Senator für Bau, Umwelt, Verkehr und Europa Folie 2<br />

Alles im Fluss<br />

2


EINFÜHRUNG<br />

<strong>hanseWasser</strong> bietet seit Jahren bremischen Schulen eine<br />

halbtägige Abwassertour an. Dieses kostenlose Angebot<br />

erfreut sich großer Beliebtheit. Zu Beginn der Tour wird<br />

die Klasse von einem Bus abgeholt. Unter fachkundiger<br />

Leitung wird zunächst das Alte Pumpwerk in Findorff,<br />

anschließend die Kläranlage in Farge besucht. Gegen<br />

Mittag endet die Tour mit dem Rücktransport zur Schule.<br />

Diese Aktivitäten sind durch Unterrichtsmaterialien ergänzend<br />

in der Broschüre „Mit <strong>hanseWasser</strong> unterwegs!“<br />

beschrieben worden. Das Heft ist allen bremischen<br />

Schulen zugesandt worden.<br />

<strong>hanseWasser</strong> legt jetzt in <strong>einer</strong> aktualisierten 2. Auflage<br />

ein Unterrichtspaket mit dem Titel „Alles im Fluss“ vor.<br />

Dieses Material soll in erster Linie jene Gruppen erreichen,<br />

die aus terminlichen oder organisatorischen Gründen<br />

nicht an der Abwassertour teilnehmen können. Ziel ist es,<br />

auch diesen Lerngruppen einen aktuellen und abwechslungsreichen<br />

Unterricht rund um das Thema „Abwasser“<br />

zu ermöglichen. Das Material ist für die Sekundarstufe I<br />

konzipiert. Es besteht aus zwei Teilen:<br />

<strong>einer</strong> <strong>Unterrichtseinheit</strong><br />

einem Foliensatz<br />

Für das Thema „Klärschlamm“ gibt es hier zusätzliche<br />

aktuelle Hinweise.<br />

Auf den Webseiten des Bundesumweltministeriums<br />

und des Umweltbundesamtes werden laufend<br />

aktuelle Dokumente eingestellt.<br />

(www.bmu.de, Stichwort „Klärschlamm“ eingeben;<br />

www.umweltbundesamt.de, Stichworte „Klärschlamm“,<br />

„Kläranlagen“)<br />

Das Umweltministerium Schleswig-Holstein hat<br />

die Studie „Ökobilanzielle Betrachtung von Entsorgungsoptionen<br />

für Klärschlamm im Land<br />

Alles im Fluss<br />

3<br />

Schwerpunkt des Materials ist eine <strong>Unterrichtseinheit</strong>.<br />

In vier Modulen wird darin der Weg des Abwassers von<br />

s<strong>einer</strong> Entstehung über Transport und Klärung bis zur<br />

Reststoffbehandlung verfolgt. Die Module bestehen<br />

jeweils aus <strong>einer</strong> kurzen Einführung in die Inhalte, einem<br />

Vorschlag zum Unterrichtsverlauf und aus Materialien<br />

und Arbeitsblättern für die Schülerinnen und Schüler.<br />

Für die Bearbeitung sind ungefähr 8 Unterrichtsstunden<br />

einzuplanen. Bei der Auswahl der Themen und<br />

Materialien wurde großer Wert auf Anschaulichkeit,<br />

Altersangemessenheit und Methodenvielfalt gelegt. In<br />

den Unterrichtsverläufen sind zahlreiche Arbeitsphasen<br />

integriert, in denen die Schülerinnen und Schüler sich die<br />

Informationen selbst aneignen. Hierfür werden sie unterschiedliche<br />

Arbeitstechniken verwenden. Die Folien vertiefen<br />

wichtige Fragestellungen. Sie sollen vorwiegend<br />

zu Beginn der Unterrichtsstunden eingesetzt werden.<br />

Auf fachliche Hintergrundinformationen konnte hier<br />

weitestgehend verzichtet werden, da diese im Internet<br />

unter: www.<strong>hanseWasser</strong>.de und dort unter„Wasserwelt/<br />

Unterrichtsmaterialien“ abrufbar sind. Dort befinden sich<br />

auch Hinweise auf weiterführende Literatur.<br />

Viele weitere anregende Informationen sind auf der Internetseite<br />

unter www.<strong>hanseWasser</strong>.de im Bereich „Wasserwelt“<br />

zusammengestellt.<br />

Schleswig-Holstein“ publiziert. Die allgemeinen Teile<br />

sind verständlich formuliert und für den Unterricht<br />

geeignet.<br />

(www.schleswig-holstein.de, Suchworte „Ökobilanz“<br />

und „Klärschlamm“).<br />

Zusätzlich sind auf der Internetseite der DWA (Deutsche<br />

Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.)<br />

www.dwa.de unter dem Suchbegriff „Klärschlammentsorgung“<br />

mit dem Text: „DWA-Positionen zur Klärschlammentsorgung“<br />

aktuelle Informationen zum Thema erhältlich.


UNTERRICHTSVERLAUF<br />

MODUL<br />

HERKUNFT UND ARTEN DES ABWASSERS<br />

Im Mittelpunkt des ersten Unterrichtsmoduls stehen<br />

die Abwasserarten und die täglich anfallenden Abwassermengen.<br />

Als Abwasser wird das Schmutzwasser aus<br />

Haushalten und Gewerbebetrieben sowie das Regenwasser<br />

bezeichnet. Zu Beginn der <strong>Unterrichtseinheit</strong><br />

wird der häusliche Wasserverbrauch untersucht und somit<br />

eine Anknüpfung an das persönliche Erfahrungsfeld<br />

der Schülerinnen und Schüler vorgenommen. Es folgt die<br />

Betrachtung des Abwassers aus Industrie und Gewerbe.<br />

Dies wird exemplarisch am Beispiel eines wollverarbeitendenUnternehmens<br />

durchgeführt. Hier – wie auch bei<br />

allen anderen Unternehmen - müssen auf Grund der<br />

spezifischen Produktionsbedingungen und Materialein-<br />

LEHRERAKTIVITÄT SCHÜLERAKTIVITÄT MATERIAL<br />

1 Einstieg: Präsentation <strong>einer</strong> Literflasche mit Wasser<br />

Einstiegsfrage: Wie viel Wasser verbrauchen wir am Tag?<br />

Tafelanschrieb und Verdeutlichung der (vermutlich<br />

hohen) Spannbreite<br />

Aktuelle Zahl: 127 Liter<br />

Frage: Für welche Zwecke wird diese Menge verwendet?<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Tafelanschrieb mit Verwendungszwecken, evtl. Veranschaulichung<br />

durch Zeichnungen, Vervollständigung<br />

(siehe Folie)<br />

Differenzierung nach Verwendungszwecken<br />

Aufgabe: Verteilt die Tagesmenge von 127 Litern auf die<br />

Verwendungszwecke und erstellt eine Rangliste.<br />

Tafelanschrieb mit ausgewählten Daten und Extremwerten<br />

Präsentation der offiziellen Daten (Folie 1 )<br />

Fazit: Nach s<strong>einer</strong> Nutzung wird aus Trinkwasser<br />

Abwasser. Haushaltsabwasser ist die erste Abwasserart.<br />

Präsentation des verschmutzten Wassers<br />

Frage: Wo fällt noch Abwasser an?<br />

Fazit: Abwasser aus Industrie und Gewerbe ist die zweite<br />

wichtige Abwasserart.<br />

Präsentation der großen Einleiter<br />

Frage: Was geschieht mit dem Regenwasser?<br />

Präsentation: Straßenüberflutung<br />

Wissenstand der Schüler erheben<br />

Aufgabe: Bearbeitet die Materialien M 2 und M 3.<br />

Auswertung<br />

Alles im Fluss<br />

4<br />

Schüler nennen spontan<br />

einige Zahlen.<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Schüler nennen<br />

Verwendungszwecke.<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Kurze Stillarbeitsphase: Schüler<br />

erstellen eine Rangliste<br />

und schätzen die Mengen.<br />

Schüler nennen ihre Daten.<br />

Diskussion<br />

1 Literflasche,<br />

Wasser<br />

Schüler nennen Stichworte<br />

(Öffentliche Gebäude wie<br />

Schulen, Autowaschanlagen,<br />

Kühlwasser für Kraftwerke...).<br />

Unterrichtsgespräch Folie 2<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Stillarbeit: Schüler bearbeiten<br />

M 2 und M 3<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Zusammenfassung Unterrichtsgespräch<br />

sätze individuelle Lösungen bei der Abwasserbehandlung<br />

gefunden werden. Im letzten Schritt wird das Regenwasser<br />

in die Untersuchung einbezogen. Bremen verfügt über<br />

zwei Abwasserableitungssysteme. In den randlichen<br />

Bereichen werden Schmutzwasser und Niederschlagswasser<br />

getrennt abgeleitet. Daher spricht man hier von einem<br />

Trennsystem. In den zentralen Bereichen dominiert ein<br />

Mischsystem. Durch aufwändige Baumaßnahmen wurde<br />

in den 80er Jahren das Kanalsystem erheblich erweitert.<br />

Dennoch kann es zu Problemen bei der Abwasserführung<br />

kommen, wenn nämlich in einem kurzen Zeitraum<br />

extrem viel Regen fällt. Auch mit dieser Problematik wird<br />

sich die Lerngruppe befassen.<br />

Evtl. Zeichnungen<br />

der Verwendungszwecke<br />

Folie 1<br />

1 Literflasche mit<br />

verschmutztem<br />

Wasser (z.B. mit<br />

Spülwasser)<br />

Folie 3<br />

(Aktualisierung<br />

durch Zeitungsberichte<br />

„Das war<br />

das Bremer Wetter<br />

im...“)<br />

M 2 und M 3


Industrielle Abwasserentsorgung<br />

Industrie- und Gewerbebetriebe benötigen für ihre<br />

Produktionsprozesse mitunter große Mengen Wasser.<br />

Hier fällt also Abwasser an, und das in erheblichem<br />

Umfang. Je nach Art des Produktionsprozesses ist das<br />

Abwasser mehr oder weniger stark belastet – mit ganz<br />

unterschiedlichen Stoffen. Diese Betriebe tragen für<br />

die Umwelt daher eine besondere Verantwortung.<br />

Ein Wollkämmereibetrieb als Beispiel eines industriellen<br />

Abwassererzeugers<br />

Eine Wollkämmerei verarbeitet Schafwolle, die so genannte<br />

Schurwolle. Die Rohwolle stammt dabei zum<br />

Beispiel aus Australien, Neuseeland, Südafrika oder<br />

Südamerika. In der Wollkämmerei wird die Wolle<br />

zunächst gewaschen und gekämmt. Danach wird sie<br />

zu Bändern verarbeitet und auf Spulen gewickelt, um<br />

dann an Spinnereien in der ganzen Welt geliefert zu<br />

werden. Aus dem Material, das in der Fachsprache<br />

„Kammzug“ genannt wird, produzieren die Spinnereien<br />

feine Kammgarne. In weiteren Verarbeitungsstufen<br />

entsteht daraus hochwertige Oberbekleidung – entweder<br />

aus r<strong>einer</strong> Schurwolle oder aus wollhaltigen<br />

Mischungen.<br />

Schafwolle – ein Naturprodukt mit unerwünschten<br />

„Zugaben“<br />

Die Verarbeitung des Naturprodukts Schurwolle ist<br />

aufwändig. Die Schafe halten sich überwiegend im<br />

Freien auf und kommen dabei mit <strong>einer</strong> ganzen Menge<br />

an Stoffen in Berührung, die sich dann in der Wolle<br />

anreichern. In der Rohwolle findet sich ein Gemisch<br />

von Substanzen, die die Schafe im Laufe eines Jahres<br />

bis zur Schur in ihrer Umgebung aufsammeln oder<br />

selbst absondern: Sand, Erde, aus den Talgdrüsen der<br />

Haut stammendes Wollfett, Schweißsalze sowie Kot<br />

und Harn. Diese Stoffe müssen zunächst von der<br />

Wollfaser abgelöst werden. Ein zusätzliches Problem<br />

sind die Reste von Schädlingsbekämpfungsmitteln,<br />

mit denen die Farmer Schafe behandeln, um sie vor<br />

Parasitenbefall zu schützen.<br />

Bei der Wollwäsche wird viel Wasser verbraucht<br />

Zentraler Arbeitsschritt in <strong>einer</strong> Wollkämmerei ist daher<br />

die Wollwäsche, für die sehr viel Wasser benötigt<br />

wird. Daraus wird am Ende des Produktionsprozesses<br />

eine entsprechend große Menge an Abwasser, in<br />

dem sich die aus der Wolle herausgelösten Stoffe<br />

angereichert haben. Ein Beispiel: Bei der Bremer<br />

Woll-Kämmerei AG, die von 1884 bis 2009 in Bremen-<br />

Blumenthal produzierte, waren es rund 650 000 m 3<br />

pro Jahr. Wollkämmereien zählen damit zu den<br />

großen industriellen Wasserverbrauchern. Viele<br />

Betriebe haben jedoch in den vergangenen Jahren<br />

Alles im Fluss<br />

5<br />

Modul 1<br />

M 1<br />

ihren Verbrauch reduziert. Dies geschieht zum Teil<br />

dadurch, dass ein Teil des Wassers nach Gebrauch<br />

wiederverwendet wird. Für ein Kilogramm Kammgarn<br />

braucht eine Wollkämmerei heute rund 15 Liter Frischwasser.<br />

Früher waren es etwa dreimal so viel.<br />

Was geschieht nun mit dem Abwasser?<br />

Die Abwasserbehandlung ist für Wollkämmereien ein<br />

großes Problem. Viele Jahrzehnte gelangten die Abwässer<br />

nur unzureichend geklärt in die Flüsse und trugen<br />

erheblich zu ihrer Verschmutzung bei. Nach modernen<br />

ökologischen Maßstäben waren das Reinigungsverfahren<br />

und die Schadstoffmengen irgendwann nicht<br />

mehr vertretbar. Viele Wollkämmereien haben daher<br />

in den vergangenen Jahrzehnten neue Abwasserbehandlungssysteme<br />

errichtet – einige davon sogar<br />

vollbiologische Kläranlagen. Die Leistungsfähigkeit<br />

und die Umweltverträglichkeit der Abwasserbehandlung<br />

hat sich dadurch erheblich verbessert.<br />

Eine Messgröße ist dabei der so genannte „Biologische<br />

Sauerstoffbedarf“ (BSB). Der BSB ist ein Maß für die<br />

Menge an Sauerstoff, die von Mikroorganismen – vor<br />

allem Bakterien – verbraucht wird, um die im Abwasser<br />

enthaltenen organischen Stoffe zu Kohlendioxid und<br />

Wasser abzubauen. Je höher ein BSB ist, desto stärker<br />

ist ein Gewässer belastet. Oder besser formuliert: Die<br />

Bakterien verbrauchen bei diesem Abbauprozess hohe<br />

Mengen an Sauerstoff – und das kann fatale Folgen für<br />

die Fische in einem Gewässer haben.<br />

Regelungen bei der Einleitung von Schadstoffen<br />

Die Einleitung von Schadstoffen ist genehmigungspflichtig,<br />

genauso wie die Menge an Abwasser. hanse-<br />

Wasser kontrolliert, ob die Betriebe mit ihren Werten<br />

unter den Grenzwerten bleiben. Zudem arbeiten die<br />

Experten von <strong>hanseWasser</strong> gemeinsam mit den<br />

Betrieben laufend an der Weiterentwicklung der<br />

Reinigungsmechanismen, um die Umwelt zu schützen.<br />

Aufgaben:<br />

1. Beschreibe mit eigenen Worten die Umweltprobleme<br />

bei der Bearbeitung der Rohwolle.<br />

2. Verschaffe dir eine Vorstellung über die Menge des<br />

Wasserverbrauchs bei <strong>einer</strong> Wollkämmerei. Wie viel<br />

Wasser würde euer Klassenraum fassen und wie oft<br />

müsste er gefüllt werden, um die früher von der Bremer<br />

Woll-Kämmerei benötigte Wassermenge zu erreichen?<br />

3. Setze den Weg des Produkts Rohwolle (vom Schaf bis<br />

zum Kammgarn) in ein Schaubild um. Berücksichtige<br />

dabei die Abwassersituation.


Zahlreiche Keller und Tunnel nach Gewitter<br />

voll gelaufen<br />

Straßen teilweise gesperrt / Feuerwehr rund 24 Stunden<br />

im Einsatz<br />

Die heftigen Regenfälle während eines Gewitters am<br />

Freitagabend haben in Bremen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen<br />

geführt, nachdem einige wichtige Straßentunnel<br />

voll gelaufen waren. Auch für etliche Hausbesitzer<br />

brachte das erste schwere Gewitter des Jahres<br />

Verdruss, in ihren Kellern stand einmal mehr das Wasser.<br />

Die Eisenbahnunterführungen Steubenstraße und<br />

Sebaldsbrücker Heerstraße/Zeppelinstraße mussten für<br />

den Verkehr gesperrt werden, zeitweise hatten sich dort<br />

Wasserstände von mehr als einem Meter Höhe gebildet.<br />

Ebenfalls beeinträchtigt war nach Mitteilung der Polizei-<br />

Pressestelle der Verkehr in der Eisenbahnunterführung<br />

Schwachhauser Heerstraße sowie im Fußgängertunnel<br />

am Sebaldsbrücker Bahnhof.<br />

Für die Feuerwehr bedeuteten die heftigen Regenfälle<br />

jede Menge Arbeit, 75 Einsatzkräfte mit 15 Fahrzeugen<br />

wurden zu rund 40 Hilfsleistungseinsätzen gerufen.<br />

Besonders zahlreiche Keller standen in den Stadtteilen<br />

Findorff, Schwachhausen, Vahr und Osterholz unter<br />

Wasser. Mit Tauchpumpen und Nasssaugern wurden<br />

die Räume vom Wasser befreit. Zum Einsatz kamen die<br />

Kräfte der Feuerwehren 1, 2, 3, 4 und 5 sowie die Freiwilligen<br />

Feuerwehren Mahndorf, Oberneuland, Osterholz<br />

und Lehesterdeich. Das Abpumpen der voll gelaufenen<br />

Niederschlagsmengen in bremischen<br />

Stadtteilen am 4.6.2004<br />

Holterfeld 42,3 mm<br />

Oslebshausen 29,0 mm<br />

Findorff 42,4 mm<br />

Altstadt 21,6 mm<br />

Neustadt 9,9 mm<br />

Lesum 8,5 mm<br />

Vegesack 4,0 mm<br />

(Quelle: Auszug aus der Niederschlagsstatistik von<br />

<strong>hanseWasser</strong>)<br />

Alles im Fluss<br />

6<br />

M 2<br />

Keller durch die Feuerwehren dauerte den gestrigen Tag<br />

über an.<br />

Übrigens: Die Einsätze der Feuerwehr sind kostenpflichtig.<br />

Nur wenn der Senat eine Katastrophenlage ausruft,<br />

rücken die Wehren ohne Berechnung an. Wohl dem<br />

Hausbesitzer, der gegen solche Naturereignisse<br />

versichert ist.<br />

Quelle: Kurier am Sonntag, 6.6.2004<br />

Modul 1<br />

Straßenüberflutung in Hemelingen mit blockierter<br />

Straßenbahn<br />

Modul 1<br />

M 3<br />

Aufgaben:<br />

1. Bearbeite die Materialien M 2 und M 3 . Welche abwassertechnischen<br />

Probleme werden hier angesprochen?<br />

2. Die Ereignisse fanden am 4. Juni 2004 statt. Der<br />

Durchschnittswert für Bremen betrug an diesem Tag<br />

6,3 mm Niederschlag. Das ist nicht übermäßig viel.<br />

Warum ist es dennoch zu diesen problematischen<br />

Situationen gekommen?<br />

3. Wer hat ähnliche Situationen wie im Zeitungsartikel<br />

beschrieben schon einmal miterlebt? Berichte darüber.


DER WEG DES ABWASSERS ZUR KLÄRANLAGE<br />

In diesem Abschnitt stehen die Wege des Schmutzwassers<br />

und des Regenwassers bis zur Kläranlage im Mittelpunkt.<br />

Zunächst werden die Anforderungen an die<br />

Hausentwässerung betrachtet. Die Schülerinnen und<br />

Schüler werden hierzu eine Planungsskizze anfertigen.<br />

Diese bildet eine Grundlage für die Suche nach Lösungen<br />

für das im ersten Modul angesprochene Problem der<br />

Kellerüberflutungen bei Starkregenereignissen. Im Anschluss<br />

an diesen Schritt werden die Schülerinnen und<br />

Schüler den weiteren Weg des Abwassers bis zur Kläranlage<br />

verfolgen. Als Arbeitsgrundlage bietet sich der<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Schutz vor nassen Kellern (Lehrerinformation )<br />

Trotz der modernen Abwassersysteme in Bremen können<br />

heftige Regenfälle zu Überschwemmungen im Keller<br />

führen. Die Ursache hierfür sind häufig fehlende oder<br />

veraltete Entwässerungsanlagen auf Privatgrundstücken.<br />

Das häusliche Abwasser kann dann nicht mehr abfließen<br />

und Kanalwasser dringt in den Keller ein. Fachleute sprechen<br />

in dieser Situation von einem Rückstau. Durch den<br />

Einbau eines Rückstauschutzes – was auch gesetzlich<br />

vorgeschrieben ist – kann man sich vor Schäden durch<br />

Überflutung schützen.<br />

Mit Kanalwasser im Haus ist zu rechnen, wenn drei Faktoren<br />

zusammen kommen:<br />

Alles im Fluss<br />

7<br />

MODUL<br />

Abschnitt „Stadt unter der Stadt“ auf der Homepage von<br />

<strong>hanseWasser</strong> an (www.<strong>hanseWasser</strong>.de). Die benutzerfreundliche<br />

Gestaltung der Seite spricht die Schülerinnen<br />

und Schüler an und fördert die Kompetenz des selbstorganisierten<br />

Lernens. Die wesentlichen Grundlagen<br />

des Abwassertransports können von ihnen selbstständig<br />

erarbeitet werden. Im letzten Schritt wird gezeigt, dass<br />

durch große Investitionen in das Kanalnetz eines der großen<br />

Umweltprobleme der Vergangenheit – die Belastung<br />

der Gewässerökosysteme als Folge der Beanspruchung<br />

von Notüberläufen – deutlich entschärft werden konnte.<br />

LEHRERAKTIVITÄT SCHÜLERAKTIVITÄT MATERIAL<br />

Präsentation: Verschmutztes Wasser<br />

Fragen: Was geschieht mit dem Wasser? Wohin<br />

fließt es?<br />

Aufgabe: Planung der Hausentwässerung und<br />

Anschluss an das städtische Kanalnetz<br />

Idealtypisches Modell der Hausentwässerung wird<br />

gezeigt (Folie 4).<br />

Erinnerung an den Zeitungsartikel (M 2 „vollgelaufene<br />

Keller“)<br />

Ausgangsfrage: Wie können sich Haushalte vor dieser<br />

Gefahr schützen?<br />

Erläuterung zu der Problemstellung (Folie 5)<br />

Aufgabe: Erforscht den weiteren Weg des Abwassers<br />

bis zur Kläranlage.<br />

Vorstellung der Internet-Seite (www.<strong>hanseWasser</strong>.de<br />

„Stadt unter der Stadt“)<br />

Aufgabe:<br />

a. Erläutert die Begriffe Mischsystem, Pumpwerk,<br />

Steuerbauwerk, Hauptpumpwerk, Wasserschloss, Abwassertunnel<br />

West, Notüberlauf, Weserdüker.<br />

b. Entwerft ein Quiz mit 10 Fragen zu dieser Thematik<br />

und setzt es bei Mitschülern oder Eltern ein.<br />

(Nicht vergessen: Auswertung des Quizzes)<br />

Stichworte Kanalisation, Kläranlage<br />

Gruppenarbeit: Schüler bearbeiten<br />

M 4 (auf Leerfolien kopiert).<br />

Schüler erläutern ihre Ergebnisse.<br />

Kurze Diskussion<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Unterrichtsgespräch M 5<br />

Schüler erforschen den weiteren<br />

Weg des Abwassers selbstständig.<br />

Sie lernen dabei Schlüsselbegriffe<br />

kennen und vertiefen ihr Wissen<br />

durch die Konzeption eines Quizzes.<br />

Literflasche mit<br />

Schmutzwasser<br />

aus Modul 1<br />

M 4<br />

Leerfolien,<br />

Folienstifte<br />

Folie 4<br />

Folie 5<br />

Rechner mit<br />

Internet-Anschluss<br />

Folie 6<br />

4 Problematisierung des Aspekts „Notüberläufe“ Schüler bearbeiten M 6. M 6<br />

5 Zusammenfassung Unterrichtsgespräch Folie 6<br />

Modul 2<br />

M 5<br />

1. Zum einen, wenn die Räume Abflüsse haben, die<br />

tiefer liegen als die sogenannte Rückstauebene.<br />

Mit diesem Begriff wird die Obergrenze des zulässigen<br />

Wasserstandes in der Kanalisation bezeichnet.<br />

Sie entspricht der Straßenoberkante.<br />

2. Zum anderen muss der Kanal auch wirklich voll<br />

sein, das heißt die Regenfälle müssen den Wasserstand<br />

bis zur maximalen Grenze getrieben<br />

haben. Dies ist bei längeren wolkenbruchartigen<br />

Niederschlägen nicht auszuschließen.<br />

3. Es fehlt ein wirksamer Rückstauschutz.<br />

UNTERRICHTSVERLAUF


Planungsskizze Hausentwässerung<br />

Aufgabe:<br />

Entwerft für dieses Haus ein Kanalsystem. Stellt die<br />

Verbindung zum Hauptkanal her und berücksichtigt bei<br />

Eurer Planung auch den Abtransport des Regenwassers.<br />

Alles im Fluss<br />

8<br />

Modul 2<br />

M 4


Notüberläufe –<br />

ein Umweltproblem der Vergangenheit?<br />

Ein großes Umweltproblem war in der Vergangenheit<br />

die häufige Beanspruchung von Notüberläufen bei<br />

starken Regenschauern. Das Kanalsystem konnte die<br />

Wassermengen nicht mehr fassen und ein Gemisch<br />

aus Regenwasser und Schmutzwasser ergoss sich in die<br />

Gewässer. Besonders in den kleinen Gewässern kam es<br />

auf Grund des schnell absinkenden Sauerstoffgehalts zu<br />

Fischsterben. Ein Ausschnitt aus einem Zeitungsbericht<br />

aus dieser Zeit spiegelt die Stimmung bei der betroffenen<br />

Bevölkerung wider.<br />

Bauern und Umweltschützer einig gegen Notüberläufe<br />

Seltsame Allianz im Kongreßsaal der Stadthalle: Landwirte<br />

aus dem Blockland, Grüne, Vertreter von Umweltinitiativen<br />

wie Robin Wood und die Spitze des Deichverbandes am<br />

rechten Weserufer fechten gemeinsam gegen die weiter<br />

unbefristete Genehmigung von Notüberläufen des bremischen<br />

Kanalsystems. Während eines Erörterungstermins<br />

lehnten sie gemeinsam das Ansinnen der Baubehörde ab,<br />

unbefristet weiter Schmutzwasser in die Kleine Wümme<br />

und das Maschinenfleet einleiten zu dürfen. Seit Jahren<br />

häufen sich die Proteste aus Kreisen der Landwirtschaft<br />

und der Umweltgruppen. Bis 1986 gab es 25 Notüberläufe,<br />

aus denen übers Jahr eine Million Kubikmeter Mischwasser<br />

in die Vorfluter flossen. Insbesondere den Bauern aus dem<br />

Blockland erscheint die weitere Genehmigung der Notüberläufe<br />

wie ein Schildbürgerstreich. Ihre Vertreter wiesen<br />

gestern auf zahlreiche Bestimmungen hin, durch die sie<br />

gezwungen seien, auf die Gesundheit ihres Viehbestandes<br />

zu achten. Wenn dann aber gleichzeitig erlaubt werde,<br />

daß ihre Ländereien und vor allem die Viehtränken im<br />

Blockland mehrmals im Jahr durch ungeklärte Abwässer<br />

und Fäkalien überschwemmt würden, dann passe das<br />

nicht zusammen.<br />

Weser Kurier 8.11.1988<br />

Das bremische Kanalsystem wurde in den Folgejahren<br />

grundlegend saniert und ausgebaut. Der Bau umfasste<br />

44 Einzelmaßnahmen und bestand aus drei großen<br />

Schwerpunkten. Es wurde eine Reihe von zentralen<br />

Abwasserkanälen und Sammlern neu errichtet. Zu diesen<br />

Maßnahmen gehört auch der Bau des Abwassertunnels<br />

West. Darüber hinaus wurde die Steuerungstechnik<br />

modernisiert. Kurzfristig nicht abzuleitende Wassermengen<br />

können seitdem im unterirdischen Kanalsystem<br />

zwischen gespeichert werden. Schließlich wurden oberirdische<br />

Rückhaltebecken eingerichtet. Hierzu gehört das<br />

große Becken auf dem Gelände am Müllheizkraftwerk.<br />

Das Rückhaltevolumen wurde durch diese Bauwerke<br />

erheblich vergrößert und die zahlenmäßig stark reduzierten<br />

Notüberläufe treten nur noch selten in Funktion.<br />

Alles im Fluss<br />

9<br />

Modul 2<br />

Regenrückhaltebecken am Müllheizkraftwerk<br />

M 6<br />

Notüberlauf in die Weser am Bürgerhaus Weserterrassen<br />

Aufgaben:<br />

1. Orientiert Euch im Stadtplan über die Lage der<br />

Gewässer „Kleine Wümme“ und „Maschinenfleet“.<br />

2. Warum sind die Bauern im Blockland von diesem<br />

Problem besonders betroffen?<br />

3. Durch welche Maßnahmen wurde das Problem<br />

entschärft?


Alles im Fluss<br />

10<br />

MODUL<br />

DIE ABWASSERREINIGUNG IN EINER KLÄRANLAGE<br />

grundlegende Kenntnisse über die Reinigung des Abwassers<br />

in <strong>einer</strong> Kläranlage erwerben. Bremen verfügt<br />

über zwei Kläranlagen in den Ortsteilen Seehausen und<br />

Farge. Sie wurden in den letzten Jahren Schritt für Schritt<br />

modernisiert und arbeiten jetzt nach dem neuesten<br />

Stand der Technik. Beide Anlagen funktionieren nach den<br />

gleichen Prinzipien. Sie verfügen über eine mechanische<br />

und eine biologische Reinigungsstufe. Die chemische<br />

Phosphatfällung - früher auch dritte Reinigungsstufe genannt<br />

– wird in den modernen bremischen Anlagen mit<br />

biologischen Verfahren durchgeführt und somit in die<br />

zweite Reinigungsstufe integriert. Auf die vorhandenen<br />

Unterschiede in der Anlagentechnik muss in der <strong>Unterrichtseinheit</strong><br />

nicht eingegangen werden. Ein wichtiger<br />

Unterschied besteht in der Kapazität. Die Anlage in<br />

Seehausen ist wesentlich größer. Sie verarbeitet täglich<br />

rund 140 000 m3 Abwasser, während es in Farge nur<br />

17 000 m3 sind.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

LEHRERAKTIVITÄT SCHÜLERAKTIVITÄT MATERIAL<br />

Einführung: Präsentation der Kläranlagen<br />

Seehausen und Farge<br />

Aufgabe: Schreibt mit Hilfe der Materialien eine<br />

Reportage über eine Kläranlage und setzt dabei<br />

Fotos ein.<br />

(Basisinformationen: Erläuterung von Begriffen<br />

und Prozessen und Abbildungen in M 7 und<br />

M 8, auf die Folien sollte jeder Zeit<br />

zurückgegriffen werden können)<br />

Besprechung der Poster,<br />

Klärung von fachlichen Fragen<br />

4 Zusammenfassung und Hinführung zum<br />

Klärschlamm<br />

UNTERRICHTSVERLAUF Die Schülerinnen und Schüler werden in diesem Modul<br />

Bei der Behandlung des Themas „Klärtechnik“ ist zu<br />

berücksichtigen, dass in dieser Altersgruppe chemische<br />

Grundkenntnisse nicht oder nur in einem geringen Umfang<br />

zu erwarten sind und daher auch das Verständnis<br />

für chemische Prozesse fehlt. Die besondere Herausforderung<br />

dieses Unterrichtsschrittes besteht darin,<br />

das komplexe Geschehen in <strong>einer</strong> Kläranlage auf die<br />

wesentlichen Aspekte zu reduzieren. Gleichzeitig muss<br />

eine altersangemessene, verständliche und anschauliche<br />

Arbeitsform gewählt werden, die zudem aktives Lernen<br />

ermöglicht. Daher wird vorgeschlagen, dass sich die<br />

Schülerinnen und Schüler in Gruppenarbeit auf der Basis<br />

aussagekräftiger Materialien die notwendigen Kenntnisse<br />

zur Klärtechnik selbst aneignen. In Form eines Posters<br />

sollen sie dann im Folgeschritt die neu gewonnenen<br />

Erkenntnisse verarbeiten und präsentieren.<br />

Unterrichtsgespräch Folien 6,7,8<br />

Kleingruppenarbeit: Erstellen eines<br />

Posters<br />

Schülergruppen stellen ihre Arbeiten<br />

vor.<br />

M 7, M 8<br />

Unterrichtsgespräch Folie 6,7,8


Bilder aus den Kläranlagen<br />

Seehausen und Farge<br />

Farge: Zulauf zum Sandfang Farge: Fett an der Oberfläche des<br />

Vorklärbeckens<br />

Seehausen: Ablauf in die Weser Seehausen: Zentrale Leitwarte<br />

Seehausen: Nachklärbecken Farge: Faultürme<br />

Alles im Fluss<br />

11<br />

Farge: Belebtschlammbecken<br />

M 7<br />

Seehausen: Zulaufrohr Farge: Rechen mit Förderband<br />

Farge: Intensiver Geruch am Ausgang<br />

der Rechenanlge<br />

Mikroorganismen mit Belebtschlamm<br />

Modul 3<br />

Farge: Klärschlammteich


Stichworte zur Abwasserreinigung<br />

in Kläranlagen<br />

FACHBEGRIFF ERKLÄRUNG<br />

Zulaufrohr Tägliche Wassermenge 140. 000 m 3 (Seehausen), entspricht rund <strong>einer</strong><br />

Million Badewannenfüllungen<br />

Rechenanlage Entfernung von Feststoffen, leider manchmal für Hausmüll<br />

zweckentfremdet, automatisch arbeitend, erfolgt geruchsabgeschirmt<br />

in <strong>einer</strong> Halle<br />

Sandfang Sand und kleine Steine setzen sich auf dem Beckenboden ab,<br />

regelmäßige Reinigung des Beckens durch Druckspülung (Seehausen),<br />

Wiederverwendung des Sandes im Straßenbau, Ursache der<br />

Sandfrachten: Mittransport durch Regenwasser<br />

Vorklärbecken Zwei parallele Vorgänge, Entfernung von leichten, ungelösten Stoffen<br />

an der Oberfläche durch Schieber, Beispiele: Fett, Kunststoff; Absinken<br />

schwerer Stoffe, Schlammbildung, Abpumpen und Transport in<br />

Faulbehälter<br />

Mechanische Zusammmenfassender Begriff, Reinigung durch technische Verfahren<br />

Reinigungsstufe<br />

Biologische Unterschiedliche Verfahren in Farge und Seehausen, gleiches<br />

Reinigungsstufe Grundprinzip, Reinigung durch Mikroorganismen, daher biologisch,<br />

Milliarden von Mikroorganismen bilden den Belebtschlamm,<br />

Hauptbestandteile des häuslichen Abwassers: Essensreste, Kohlenstoff,<br />

Stickstoff und Phosphor, Nahrung für Mikroorganismen, Zufuhr von<br />

Sauerstoff. In Seehausen sind Teile der biologischen Reinigungsanlage<br />

überdacht, keine Geruchsbelästigung<br />

Mikroorganismen Winzig kleine Glockentierchen gehören zu den Mikroorganismen, nur im<br />

Mikroskop erkennbar<br />

Nachklärbecken Trennung von gereinigtem Wasser und Belebtschlamm, Schlamm setzt sich<br />

ab, Zurückpumpen in Becken der biologischen Reinigung<br />

Auslauf Rückfluss in die Weser, Dauer des Klärprozesses: Farge ca. 60 Stunden,<br />

Seehausen ca. 45 Stunden<br />

Faulturm Zwischenlager für nicht verwendbaren Schlamm, Einsatz besonderer<br />

Bakterien, Entstehung von zwei Produkten: Methangas zur<br />

Energieerzeugung, Klärschlamm<br />

Klärschlammteiche Zwischenspeicher für den entstandenen Klärschlamm<br />

Zentrale Leitwarte Kontrolle aller Reinigungsvorgänge auf der Anlage, Erfassung sämtlicher<br />

Daten, Steuerung sämtlicher Pumpen und Steuerbauwerke durch<br />

Leitwarte Seehausen, von dort auch Kontrolle der Kläranlage Farge, im<br />

Einsatz rund um die Uhr<br />

Labor Regelmäßige Kontrolle von Proben aus allen Reinigungsstufen, auch<br />

Klärschlammuntersuchungen<br />

Alles im Fluss<br />

12<br />

Modul 3<br />

M 8


ENTSORGUNG DES KLÄRSCHLAMMS<br />

Im Mittelpunkt dieses Moduls steht die Entsorgung des<br />

Klärschlamms. Nach Durchlaufen aller Reinigungsstufen<br />

wird das gereinigte Wasser in die Weser geleitet. Zurück<br />

bleibt eine große Menge an Klärschlamm, die möglichst<br />

umweltgerecht zu verwerten oder zu beseitigen ist.<br />

Bremen praktiziert derzeit zwei Entsorgungswege.<br />

Stoffliche Verwertung:<br />

• die Ausbringung als Dünger in der Landwirtschaft<br />

Thermische Behandlung:<br />

• die Verbrennung in der eigens für diesen Zweck<br />

gebauten Klärschlammverbrennungsanlage in<br />

Hamburg (Monoverbrennung)<br />

• die Mitverbrennung des Klärschlamms in Kraftwerken<br />

• die Mitverbrennung im Müllheizkraftwerk Bremen<br />

Auch beim Thema Klärschlamm sind die Dinge „im<br />

Fluss“: Vorhandene Entsorgungswege wie etwa die Mitoder<br />

Monoverbrennung sind auszubauen, neue sind zu<br />

entwickeln. Hier ist <strong>hanseWasser</strong> als Dienstleister<br />

gefordert, Möglichkeiten für die Zukunft zu erforschen<br />

und zu evaluieren. Für den Unterricht bietet es sich an,<br />

das Thema – in Ansätzen – mit der Szenariotechnik-<br />

Methode zu behandeln. Die Schülerinnen und Schüler<br />

sollen dabei aus den bisher gewonnenen Kenntnissen<br />

Stärken und Schwächen der möglichen Entsorgungspraktiken<br />

herausarbeiten – sowohl in bezug auf die<br />

ökologische als auch auf die Entsorgungssicherheit.<br />

Auf dieser Grundlage können sie anschließend Empfehlungen<br />

formulieren.<br />

Alles im Fluss<br />

13<br />

MODUL<br />

LEHRERAKTIVITÄT SCHÜLERAKTIVITÄT MATERIAL<br />

1 Einführung: Information über die derzeitige<br />

Praxis der Klärschlammverwertung in<br />

Bremen<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Aufgabe: Informiert Euch über die<br />

Grundlagen der Klärschlammentsorgung.<br />

Aufgabe: Erstellt eine Stärken- und<br />

Schwächen-Analyse der beschriebenen<br />

Entsorgungswege und gebt dazu eine<br />

Empfehlung ab.<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse (Tafelanschrieb)<br />

und Auswertung (Erweiterung<br />

der Folie 10 durch die gewonnenen<br />

Erkenntnisse)<br />

6 Abschlussdiskussion<br />

Leitfrage: Wie können wir zur Lösung<br />

der Abwasserprobleme beitragen?<br />

Unterrichtsgespräch Folie 10<br />

Schüler bearbeiten M 9 und stellen Fragen.<br />

Unterrichtsgespräch<br />

Kleingruppenarbeit:<br />

Schülergruppen bearbeiten M 10.<br />

Vorstellung der Arbeitsergebnisse und<br />

Diskussion<br />

Diskussion<br />

Bis 2005 – dem Jahr, seit dem die Deponierung von<br />

Siedlungsabfällen mit hohem Anteil an Organik per<br />

Gesetz verboten ist – wurde zudem ein Teil des<br />

Klärschlamms deponiert: im ehemaligen Torfabbaugebiet<br />

Edewechterdamm bei Oldenburg. Die beim<br />

Torfabstich entstandenen Senken eigneten sich wegen<br />

der hohen Dichte des Torfbodens sehr gut zur Verfüllung<br />

mit flüssigem Material. Der hohe Nährstoffgehalt<br />

führte hier zur Neuansiedlung <strong>einer</strong> üppigen und<br />

vielfältigen Vegetation. Das ruhig liegende, geschlossene<br />

Gelände ist inzwischen zum Naturschutzgebiet<br />

erklärt worden und bietet jetzt vielen Vögeln und<br />

anderen Tieren einen geschützten Lebensraum.<br />

M 9<br />

M 10<br />

Folie 10<br />

UNTERRICHTSVERLAUF


Klärschlamm ist ein Oberbegriff für die bei der biologischen<br />

Abwasserreinigung anfallenden Schlämme.<br />

Wegen des hohen Anteils an organischem Material<br />

(50-70%) wird der Schlamm in beheizten Faulbehältern<br />

auf dem Gelände der Kläranlage ausgefault und in<br />

weiteren Verfahrensstufen entwässert, um das Volumen<br />

zu reduzieren. Klärschlamm aus häuslichen Abwässern<br />

enthält viele Nähr- und Humusstoffe und darf unter<br />

bestimmten Voraussetzungen als Düngemittel verwendet<br />

werden. Abhängig von Abwasserart und Behandlungsverfahren<br />

kann er umwelt- und gesundheitsgefährdende<br />

Stoffe wie Krankheitserreger und Schwermetalle<br />

enthalten. Diese Schadstoffe machen die landwirtschaftliche<br />

Verwertung und Kompostierung manchmal<br />

unmöglich. Die Klärschlamm-Verordnung regelt das<br />

Aufbringen auf land- oder forstwirtschaftlich sowie<br />

gärtnerisch genutzte Flächen. Sie setzt für sieben<br />

Schwermetalle (Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel,<br />

Quecksilber, Zink) strenge Höchstmengen fest. Die Verordnung<br />

regelt weiterhin die Zeitabstände, in denen<br />

Klärschlamm aufgebracht werden kann, und begrenzt<br />

die jährliche Menge. Das Aufbringen auf Gemüse- und<br />

Tabelle: Schwermetallgehalte im Klärschlamm (in mg/kg Trockenmasse)<br />

1977 1994<br />

Blei 220 84<br />

Cadmium 21 1,8<br />

Chrom 630 56<br />

Kupfer 378 251<br />

Nickel 131 32<br />

Quecksilber 4,8 1,6<br />

Zink<br />

*1977 = 100%<br />

2140 977<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0<br />

900 10 900 800 200 8 2.500<br />

Blei<br />

200<br />

55<br />

Quelle: <strong>hanseWasser</strong><br />

2,5<br />

1,1<br />

Cadmium<br />

200<br />

41<br />

Chrom<br />

2006<br />

37<br />

0,96<br />

36,7<br />

300,4<br />

24,9<br />

0,59<br />

713,5<br />

550<br />

243<br />

Kupfer<br />

Entwicklung (in %) 1977* – 2006<br />

-84<br />

-95<br />

-94<br />

-21<br />

-81<br />

-88<br />

-77<br />

Quelle: Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

Jahresmittelwerte (Schwermetalle) der Kläranlage Seehausen<br />

80<br />

26<br />

Nickel<br />

2,0<br />

0,5<br />

Quecksilber<br />

Alles im Fluss<br />

14<br />

Zink<br />

1400<br />

950<br />

Modul 4<br />

M<br />

Obstanbauflächen sowie auf Dauergrünland und forstwirtschaftlich<br />

genutzten Böden ist verboten. In der<br />

Umweltpolitik gilt das Prinzip des vorsorgeorientierten<br />

Bodenschutzes, bei dem verhindert wird, dass eines<br />

Tages Gefährdungen als Folge <strong>einer</strong> Dauerbelastung<br />

eintreten könnten. In Deutschland werden zurzeit etwa<br />

29 Prozent des Klärschlammaufkommens in der Landwirtschaft<br />

verwertet, zusätzlich rund 16 Prozent im<br />

Landschaftsbau.<br />

9<br />

Auch im industriellen und gewerblichen Bereich fällt<br />

Abwasser an, der mit Schadstoffen belastet ist. hanse-<br />

Wasser überwacht die einleitenden Industrie- und<br />

Gewerbebetriebe kontinuierlich, um die Einhaltung der<br />

gesetzlichen Vorgaben sicherzustellen. Dabei kann<br />

durch Analysen sogar zurückverfolgt werden, auf<br />

welchen Einleiter Verunreinigungen zurückgehen.<br />

Aufgabe <strong>hanseWasser</strong>s ist jedoch nicht vorrangig die<br />

Überwachung, sondern vor allem die individuelle<br />

Beratung der Betriebe. So können häufig Belastungen<br />

des anfallenden Abwassers durch Schadstoffe frühzeitig<br />

eingedämmt werden.<br />

Grenzwerte der Klärschlammverordnung<br />

in mg/kg Trockenmasse<br />

Grenzwerte Qualitätssicherung<br />

Landbauliche<br />

Abfallverwertung<br />

Jahresmittelwerte 2010<br />

der Kläranlage Seehausen


Stärken und Schwächen möglicher<br />

Entsorgungswege für Klärschlamm<br />

1. Warum nicht den gesamten Klärschlamm in der Landwirtschaftlich<br />

verwerten? Klärschlamm liefert Humus und<br />

Nährstoffe. Man kann ihn ja an Bauern in Nordafrika oder<br />

Südeuropa verkaufen. Dort wird es immer trockener.<br />

Die Wüste breitet sich aus. Die Leute müssten doch dankbar<br />

sein, wenn man ihnen Hilfen zur Erhöhung der<br />

Bodenfruchtbarkeit anbietet. Die Schiffe, die jetzt den<br />

Klärschlamm nach Hamburg transportieren, könnten<br />

ganz einfach Richtung Süden umgeleitet werden.<br />

2. Ich würde diese Schiffe Richtung Nordsee oder Atlantik<br />

schicken und den Schlamm dort an den tiefsten Stellen<br />

verklappen. Man muss das natürlich gut organisieren,<br />

vielleicht sogar mit satellitengestützter Computertechnik.<br />

Es dürfen nicht immer die gleichen Stellen sein. Dem<br />

Meeresboden würde das sicherlich nicht schaden und die<br />

Schadstoffe würden sich verteilen und verdünnen.<br />

3. Ich würde gar nicht so weit fahren. Es gibt doch bei uns<br />

in Norddeutschland genügend ehemalige Kies- und<br />

Tongruben, die nicht mehr gebraucht werden. Wenn man<br />

diese mit dicken Plastikfolien nach unten abdichtet,<br />

können auch keine Schadstoffe aus dem Klärschlamm in<br />

das Grundwasser dringen. Und wenn sie gefüllt sind, wird<br />

die Fläche aufgeforstet. Nach ein paar Jahren lassen sich<br />

keine Unterschiede zu den übrigen Wäldern feststellen.<br />

4. Wenn schon in Hamburg eine moderne Anlage nur für<br />

die Verbrennung von Klärschlamm steht, dann sollte man<br />

diese auch verstärkt nutzen. Man hört in der Fachwelt ja<br />

nur Gutes über sie. Luftverschmutzung ist fast nicht<br />

vorhanden, denn eine Filteranlage hält alle in der Abluft<br />

enthaltenen Schadstoffe zurück. Und der Transportweg<br />

nach Hamburg beträgt nur 130 Kilometer. Die Hamburger<br />

würden an unserem Klärschlamm gut verdienen und wir<br />

wären eine Sorge los.<br />

5. Die Mitverbrennung im Müllheizkraftwerk Bremen hat<br />

doch nur Vorteile. Die Technik funktioniert und die Umwelt<br />

nimmt keinen Schaden. Dieses Prinzip sollte auch auf die<br />

anderen Kraftwerke in Bremen übertragen werden. Auf<br />

diese Weise ließen sich doch auf einen Schlag mehrere<br />

Probleme lösen. Ein Problemstoff wäre verschwunden, wir<br />

würden Energie gewinnen und gleichzeitig kann man auf<br />

teure Importkohle und Atomstrom verzichten.<br />

6. Ich würde an diesem Punkt anknüpfen und noch ein paar<br />

Schritte weiter gehen. Wissenschaftler haben durch Versuche<br />

nachgewiesen, dass aus Klärschlamm Rohöl zu gewinnen<br />

ist. Bis zur Herstellung von Benzin ist es dann nur<br />

ein kurzer Weg. Wenn man dieses Verfahren zur Serienreife<br />

weiterentwickelt, könnte das Problem der Rohölverknappung,<br />

die ja in einigen Jahren auftreten wird, gelöst werden.<br />

Aufgabe:<br />

Stellt die Stärken und Schwächen der beschriebenen Entsorgungswege<br />

tabellarisch gegenüber und ordnet die Vorschläge<br />

nach ihrer Eignung. Berücksichtigt dabei besonders<br />

die Faktoren Umweltgefahren und Kosten.<br />

Alles im Fluss<br />

15<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Modul 4<br />

M 10


<strong>hanseWasser</strong> Bremen GmbH<br />

Schiffbauerweg 2<br />

28237 Bremen<br />

Telefon 0421 988 1111<br />

Fax 0421 988 1911<br />

kontakt@<strong>hanseWasser</strong>.de<br />

www.<strong>hanseWasser</strong>.de<br />

Hinweis: Diese Unterrichtsmaterialien und der<br />

dazugehörige Foliensatz sind auch im Internet<br />

unter www.<strong>hanseWasser</strong>.de und dort unter<br />

„Wasserwelt/Unterrichtsmaterialien/Alles im<br />

Fluss“ als <strong>PDF</strong> eingestellt.

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