Bibel und Kirche 19_1_Jugend und Bibel
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<strong>Bibel</strong> <strong>und</strong><br />
1 | 20<strong>19</strong><br />
<strong>Kirche</strong><br />
Die Zeitschrift zur <strong>Bibel</strong> in Forschung <strong>und</strong> Praxis<br />
<strong>Jugend</strong> – <strong>und</strong> <strong>Bibel</strong>?<br />
aus dem inhalt:<br />
• Liest die <strong>Jugend</strong> die <strong>Bibel</strong>?<br />
• Blockbuster als Zugang zur <strong>Bibel</strong><br />
• <strong>Jugend</strong>liche legen <strong>Bibel</strong> aus<br />
74. jahrgang | 1. quartal 20<strong>19</strong> | e 12759
Inhaltsverzeichnis<br />
2<br />
11<br />
21<br />
31<br />
43<br />
joachim theis<br />
Digital Natives <strong>und</strong> die <strong>Bibel</strong> –<br />
eine unmögliche Verbindung?<br />
barbara janz-spaeth <strong>und</strong> jugendliche<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, aber …<br />
Die Antwort der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
agnethe siquans<br />
Zeit der Entscheidung: <strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong><br />
stefan sampt <strong>und</strong> schüler/innen<br />
Unglaubwürdig, hoffnungsspendend oder gefährlich?<br />
Schüler/innen legen Erweckungserzählungen aus<br />
manfred tiemann<br />
<strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong> Blockbuster:<br />
<strong>Bibel</strong>arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen jenseits des Lesens<br />
17<br />
41<br />
55<br />
60<br />
Zwischenruf Oskar Dangl<br />
<strong>Jugend</strong>liche dichten Psalmen<br />
<strong>Bibel</strong>-Produkte für <strong>und</strong> von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Mitgliederforum<br />
Umschlagsabbildung: © shutterstock.com, Brian A. Jackson<br />
Gedruckt auf: MultiOffset
Inhaltsverzeichnis<br />
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joachim theis<br />
Digital Natives <strong>und</strong> die <strong>Bibel</strong> –<br />
eine unmögliche Verbindung?<br />
barbara janz-spaeth <strong>und</strong> jugendliche<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, aber …<br />
Die Antwort der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
agnethe siquans<br />
Zeit der Entscheidung: <strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong><br />
stefan sampt <strong>und</strong> schüler/innen<br />
Unglaubwürdig, hoffnungsspendend oder gefährlich?<br />
Schüler/innen legen Erweckungserzählungen aus<br />
manfred tiemann<br />
<strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong> Blockbuster:<br />
<strong>Bibel</strong>arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen jenseits des Lesens<br />
17<br />
41<br />
55<br />
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Zwischenruf Oskar Dangl<br />
<strong>Jugend</strong>liche dichten Psalmen<br />
<strong>Bibel</strong>-Produkte für <strong>und</strong> von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Mitgliederforum<br />
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Inhaltsverzeichnis<br />
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joachim theis<br />
Digital Natives <strong>und</strong> die <strong>Bibel</strong> –<br />
eine unmögliche Verbindung?<br />
barbara janz-spaeth <strong>und</strong> jugendliche<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, aber …<br />
Die Antwort der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
agnethe siquans<br />
Zeit der Entscheidung: <strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong><br />
stefan sampt <strong>und</strong> schüler/innen<br />
Unglaubwürdig, hoffnungsspendend oder gefährlich?<br />
Schüler/innen legen Erweckungserzählungen aus<br />
manfred tiemann<br />
<strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong> Blockbuster:<br />
<strong>Bibel</strong>arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen jenseits des Lesens<br />
17<br />
41<br />
55<br />
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Zwischenruf Oskar Dangl<br />
<strong>Jugend</strong>liche dichten Psalmen<br />
<strong>Bibel</strong>-Produkte für <strong>und</strong> von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Mitgliederforum<br />
Umschlagsabbildung: © shutterstock.com, Brian A. Jackson<br />
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arbara janz-spaeth <strong>und</strong> jugendliche<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, aber …<br />
Die Antwort der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Liest »die <strong>Jugend</strong>« die <strong>Bibel</strong>? Wir wollten die Meinung<br />
der <strong>Jugend</strong>lichen zu diesem Thema einholen.<br />
Das kann natürlich nur exemplarisch geschehen.<br />
»Die« <strong>Jugend</strong> als einheitliche Gruppe gibt es bekanntlich<br />
nicht. Immerhin geben die folgenden Beiträge<br />
aber einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen<br />
Sichtweisen <strong>Jugend</strong>licher.<br />
<strong>Bibel</strong> lesen? Ja, bitte!<br />
Himmel <strong>und</strong> Erde werden vergehen;<br />
aber meine Worte werden nicht vergehen.<br />
Matthäus 24,35<br />
Wer bin ich? Es passiert einem nicht selten, dass man sich dabei<br />
erwischt, über diese Frage nachzudenken. Vor allem junge Menschen<br />
sind auf der Suche nach ihrer Identität <strong>und</strong> suchen nach einem Halt in<br />
guten wie auch in schlechten Zeiten. Leider erleiden viele dabei Enttäuschungen<br />
<strong>und</strong> verlieren das Vertrauen in Menschen <strong>und</strong> in sich<br />
selbst. Viele fühlen sich nach einem Rückschlag allein gelassen, vergessen<br />
<strong>und</strong> verletzt. Wer sie wirklich sind, haben sie aber immer noch<br />
nicht herausgef<strong>und</strong>en.<br />
Wäre es in solch einer Situation nicht w<strong>und</strong>ervoll, eine Anleitung zu<br />
haben, die uns Schritt für Schritt zeigt, wie wir unser Leben komplett<br />
umkrempeln können, um ein erfülltes Leben zu erlangen?<br />
Um genau so ein Buch handelt es sich bei der <strong>Bibel</strong>.<br />
11
BARBARA JANZ-SPAETH UND JUGENDLICHE BIBEL LESEN – JA, ABER …<br />
Viele denken, es handle sich bei der <strong>Bibel</strong> um ein langweiliges, altes<br />
Buch, welches die Geschichten vieler, schon lange verstorbener Menschen<br />
beinhaltet. Ganz im Gegenteil! Die <strong>Bibel</strong> beinhaltet die Antworten<br />
auf die meisten unserer Lebensfragen. Egal ob es sich dabei<br />
um Fragen über die eigenen Gefühle, die eigene Existenz handelt,<br />
oder um Fragen, wie man mit anderen Menschen umgehen soll; die<br />
<strong>Bibel</strong> hilft uns, den Alltag einfacher zu meistern <strong>und</strong> das Leben aus<br />
einer anderen Perspektive zu sehen.<br />
Ein weiterer Gr<strong>und</strong>, weshalb es Sinn macht, sich mit dem Wort Gottes<br />
zu beschäftigen, ist, zu erkennen, wer man selber ist. Durch Jesus<br />
Christus erfahren wir, wer wir selber sind. Er ist ein echter Fre<strong>und</strong>, bei<br />
dem man sich nicht verstellen muss. Jesus liebt uns so wie wir sind<br />
<strong>und</strong> akzeptiert uns nicht erst dann, wenn wir uns für ihn verändern.<br />
Wir wissen meistens selbst nicht, wer wir überhaupt sind <strong>und</strong> was<br />
unsere eigenen Interessen sind, aber Jesus zeigt uns, wer wir durch<br />
ihn sind <strong>und</strong> wie sehr er uns liebt.<br />
Wenn man sich solch eine Veränderung für das eigene Leben wünscht,<br />
hilft es nur, Gott besser kennen zu lernen <strong>und</strong> sich mit seinem Wort<br />
auseinanderzusetzen. Wenn man sich intensiv mit der <strong>Bibel</strong> beschäftigt<br />
<strong>und</strong> Zeit mit Gott verbringt, gibt es nichts, was Gott nicht im<br />
Leben verändern könnte.<br />
nisane saliba (18 Jahre)<br />
<strong>Bibel</strong> lesen? – Nein, danke!<br />
Meiner Meinung nach lesen viele <strong>Jugend</strong>liche hauptsächlich deshalb<br />
nicht in der <strong>Bibel</strong>, weil sie keinen sonderlich großen Bezug zur <strong>Kirche</strong><br />
oder Religion haben. Abgesehen vom Religionsunterricht oder dem<br />
Kirchgang zu Weihnachten bzw. Ostern haben sie mit Glauben nur<br />
wenig zu tun <strong>und</strong> kommen daher im Normalfall gar nicht erst auf die<br />
Idee, in ihrer Freizeit in der <strong>Bibel</strong> zu lesen.<br />
Weitere Hindernisse sind der große Umfang <strong>und</strong> die unansprechende<br />
Aufmachung der <strong>Bibel</strong>. Es fällt schwer, ein Buch mit bis zu tausend<br />
Seiten, ungewohntem Seitenlayout <strong>und</strong> winziger Schrift in die Hand<br />
zu nehmen <strong>und</strong> dann auch noch ernsthaft darin zu lesen. Außerdem<br />
ist die <strong>Bibel</strong> so groß <strong>und</strong> umfassend, dass einen selbst schon das<br />
Inhaltsverzeichnis mit all seinen verschiedenen Büchern, Evangelien,<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
12
inhaltlichen Dimensionen eines Textes in größter Offenheit den<br />
<strong>Jugend</strong>lichen darzulegen. Gleichzeitig ist dieselbe Offenheit gegenüber<br />
den vielfältigen Lebenserfahrungen sowie ein großes Vertrauen<br />
in die Rezeptionsfähigkeit der <strong>Jugend</strong>lichen erforderlich. Gibt man<br />
den biblischen Text »frei«, dann bestimmen die <strong>Jugend</strong>lichen selbst<br />
über die Relevanz des Textes für sich. Sie spüren in der Regel sehr<br />
genau, welches Wort sie anspricht <strong>und</strong> stellen so einen ersten Zugang<br />
für sich her. Daraus resultiert ihre Bereitschaft, sich intensiver auf den<br />
Text einzulassen <strong>und</strong> zu überprüfen, ob die Relevanz trägt. Diese kann<br />
durchaus als kritische Anfrage oder bestätigend für das eigene Denken<br />
<strong>und</strong> Handeln sein. Wichtig ist, dass ein Verstehensprozess ermöglicht<br />
<strong>und</strong> zugelassen wird, der zum einen nicht nur rational vor sich geht<br />
<strong>und</strong> zum andern Diversität <strong>und</strong> Pluralität weder für den Text noch für<br />
die individuellen Lebenserfahrungen ausschließt. Solche Offenheit<br />
führt zu Interesse <strong>und</strong> zum Austausch zwischen Text <strong>und</strong> Leser*in/<br />
Hörer*in, zwischen den Lesenden/Hörenden <strong>und</strong> innerhalb des Textes.<br />
Die jeweiligen Akteur*innen folgen einem anderen Rollenverständnis:<br />
Die <strong>Bibel</strong> wirkt selbstredend, weil nicht nur eine einzige Perspektive<br />
zugelassen wird, sondern vielfältiges Deuten, Begreifen, Hören, Lesen<br />
im Verstehensprozess enthalten sind. Wie in einem Orchesterwerk<br />
bringen Hören <strong>und</strong> Lesen die unterschiedlichen »Stimmen« im Text<br />
zum Klingen <strong>und</strong> lösen jeweilige Resonanzen aus; die Hörenden bzw.<br />
Lesenden lernen im Austausch untereinander weitere Verstehenszugänge<br />
kennen, die unterschiedlichen Lebenserfahrungen entspringen.<br />
Das bewirkt eine Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen:<br />
Wo stehe ich gerade? Warum ist dieser Gedanke für mich fremd, weshalb<br />
bedeutsam, weshalb nachvollziehbar? <strong>Jugend</strong>liche nehmen eine<br />
solch offene Begegnung mit biblischen Texten auf, weil sie spüren,<br />
dass diese in ihrer Suche nach der eigenen Identität bedeutsam werden<br />
kann. Sie selbst werden durch ihr Verstehen bedeutsam, weil durch sie<br />
das Wort Gottes lebendig bleibt. Gemeinsam bilden sie eine »Verstehergemeinschaft«,<br />
die das subjektive Lesen <strong>und</strong> Deuten einem Verständigungsprozess<br />
unterwirft (Schambeck 2017, 42).<br />
Schließlich verändert sich die Rolle der Theologie, die diesen Verstehensprozess<br />
begleitet: Sie ist moderierend <strong>und</strong> unterstützend tätig,<br />
stellt vielfältige Entdeckungsmöglichkeiten her <strong>und</strong> schafft einen<br />
offenen Raum. Erst in der anschließenden Vertiefung der Begegnung<br />
kann Wissen <strong>und</strong> Deuten weitere Verstehensebenen eröffnen.<br />
15
BARBARA JANZ-SPAETH UND JUGENDLICHE BIBEL LESEN – JA, ABER …<br />
Hermeneutische Schlüssel offenlegen<br />
<strong>Jugend</strong>liche sind bereit, sich biblische Texte durch literarische, sozialgeschichtliche<br />
<strong>und</strong> historisch-kritische Exegese zu erschließen, wenn<br />
diese dadurch verständlicher <strong>und</strong> deutungsfähiger werden. <strong>Jugend</strong>liche<br />
beschreiten neugierig <strong>und</strong> mit großer Entdeckungsbereitschaft<br />
die fremde Welt der Texte, um sie in Bezug zur Gegenwart zu setzen,<br />
Veränderungen wahrzunehmen <strong>und</strong> festgelegte Denkweisen kritisch<br />
zu hinterfragen. Das gelingt vor allem, wenn das Handwerkszeug<br />
dafür lediglich zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> nicht zum eigentlichen<br />
Inhalt gemacht wird. Dann gehen <strong>Jugend</strong>liche auch in einen konstruktiven<br />
Veränderungsprozess kindlicher Vorstellungsweisen <strong>und</strong><br />
diskutieren differenziert die Frage nach der »Wahrheit« der <strong>Bibel</strong>, die<br />
wiederum mit der Relevanz für ihr Leben verknüpft wird. Sie möchten<br />
die Texte damals <strong>und</strong> heute verstehen können.<br />
Literaturhinweis<br />
Mirjam Schambeck, Biblische Facetten, Ostfildern 2017<br />
Dipl. Theol. Barbara Janz-Spaeth<br />
Referentin für <strong>Bibel</strong>pastoral/Biblische Bildung<br />
in der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />
Pastoralreferentin<br />
Lehrbeauftragte an der PH Schwäbisch Gmünd<br />
www.kirche-<strong>und</strong>-gesellschaft.drs.de/bibelpastoral<br />
Mail: bjanzspaeth@blh.drs.de<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
16
OSKAR DANGL WIE VIEL BIBEL STECKT IM LEHRPLAN?<br />
tum der biblischen Sprach- <strong>und</strong> Symbolwelt kennenlernen (vgl. S. 12).<br />
Im Unterschied zum Lehrplan der Volksschule fällt besonders auf,<br />
dass zum einen keine Einzelperikopen genannt werden; zum anderen<br />
ist die Beschäftigung mit biblischen Themen <strong>und</strong> Texten auf Sprachkompetenz<br />
ausgerichtet.<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe II (Sek II)<br />
Auch in der Sek II gewinnt der Religionsunterricht »seinen Standpunkt<br />
aus der Orientierung an der biblischen Offenbarung <strong>und</strong> der<br />
kirchlichen Tradition« (S. 1). Er soll »zu tieferem Verständnis der <strong>Bibel</strong>,<br />
der christlichen Tradition <strong>und</strong> der Erarbeitung eines erweiterten religiösen<br />
Wissens« (S. 2) beitragen. Besonders hervorzuheben ist in diesem<br />
Kontext das Kompetenzmodul 3 (vgl. S. 5): Die Schüler/-innen<br />
sollen die »Vielfalt biblischer Gottesbilder« beschreiben <strong>und</strong> deuten,<br />
die <strong>Bibel</strong> »in der Spannung von Menschenwerk <strong>und</strong> Gotteswort« verstehen<br />
<strong>und</strong> interpretieren, sowie »Orientierungs- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />
aus dem biblisch-christlichen Welt- <strong>und</strong> Menschenbild<br />
aufzeigen können« (S. 5). Auf die ausdrückliche Erwähnung<br />
einzelner Perikopen, biblischer Figuren, Bücher oder Erzählzusammenhänge<br />
wird völlig verzichtet.<br />
In Bezug auf die beiden Eingangsfragen legen sich daher folgende<br />
Antworten nahe: Der <strong>Bibel</strong> wird in den genannten Lehrplänen ein<br />
expliziter Platz eingeräumt. Jedoch scheint sie zu stark an die kirchliche<br />
Tradition angeb<strong>und</strong>en. Die <strong>Bibel</strong> als kritisches Gegenüber zur<br />
kirchlichen Tradition kommt damit nicht zum Zug. Was die bibelwissenschaftlichen<br />
Zugänge anbelangt, eröffnen die Lehrpläne große<br />
Freiräume <strong>und</strong> sind auch offen für aktuelle Methoden.<br />
Oskar Dangl<br />
Quellenangaben<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an der Volksschule:<br />
http://www.schulamt.at/attachments/article/130/VS_LP_2014.pdf (16.5.2018)<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an Hauptschulen, an Neuen Mittelschulen<br />
<strong>und</strong> an der Unterstufe Allgemein Bildender Höherer Schulen (= Sek I):<br />
http://www.schulamt.at/attachments/article/130/LP_Sek_I.pdf (16.5.2018)<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an der Oberstufe Allgemeinbildender<br />
Höherer Schulen (= Sek II): http://www.schulamt.at/attachments/article/130/<br />
AHS_LP_kompetenzorientiert_Layout.pdf (16.5.2018)<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
18
agnethe siquans<br />
Zeit der Entscheidung:<br />
<strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong><br />
Vom jungen David bis zum 12-jährigen Jesus, von<br />
Jiftachs Tochter bis zur jungen Maria: Die <strong>Bibel</strong> kennt<br />
viele <strong>Jugend</strong>liche. Welche Rolle können sie aber in<br />
einer patriarchalen Gesellschaft spielen? Welche<br />
Themen beschäftigen sie <strong>und</strong> wieviel Selbstständigkeit<br />
traut man ihnen zu? Und inwiefern ist die<br />
<strong>Jugend</strong> immer auch eine Zeit der Entscheidung?<br />
Was heißt <strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong>?<br />
In den biblischen Texten begegnen verschiedene Begriffe für die<br />
unterschiedlichen Altersstufen, auch für <strong>Jugend</strong>. Wann das <strong>Jugend</strong>alter<br />
in Abgrenzung zur Kindheit beginnt, ist nicht ganz klar. Die<br />
hebräischen <strong>und</strong> griechischen Begriffe, die für die verschiedenen<br />
Altersstufen verwendet werden, überschneiden sich mitunter. Jer 6,11<br />
unterscheidet fünf Gruppen: Kleinkinder, <strong>Jugend</strong>liche (baḥurim),<br />
Mann <strong>und</strong> Frau, Alte <strong>und</strong> Hochbetagte. Jer 51,22 trifft eine andere Einteilung<br />
in Kinder, junge Männer <strong>und</strong> junge Frauen (Jungfrauen),<br />
Mann <strong>und</strong> Frau sowie Alte. In Gen 17,25 wird erzählt, dass die<br />
Beschneidung Ismaels im Alter von 13 Jahren stattfand. Hier können<br />
wir wohl den Übergang vom Kind zum <strong>Jugend</strong>lichen ansetzen.<br />
Bei manchen Texten werden allgemeine Andeutungen gemacht, bei<br />
wenigen gibt es genaue Angaben. Genaue zeitliche Abgrenzungen<br />
zwischen <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> Erwachsenen gibt es kaum. Nur in<br />
Lev 27,1–8 finden wir eine Einteilung nach Altersklassen, die sich<br />
offensichtlich an der Arbeitskraft orientiert. Es geht um die Einlösung<br />
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stefan sampt <strong>und</strong> schüler/innen<br />
Unglaubwürdig, hoffnungsspendend<br />
oder gefährlich?<br />
Schüler/innen legen<br />
Erweckungserzählungen aus<br />
Wie interpretieren <strong>Jugend</strong>liche die <strong>Bibel</strong>? Was<br />
halten sie von den dort enthaltenen Erzählungen?<br />
Kommen sie zu anderen Ergebnissen als Erwachsene?<br />
Keine Frage: Im Religionsunterricht werden <strong>Jugend</strong>liche<br />
zu <strong>Bibel</strong>texten hingeführt, sie stehen also dem<br />
Text nicht vor-urteils-frei gegenüber. Dennoch zeigen<br />
sie sich durchaus als eigenständige, interessante<br />
Gesprächspartner, auf die zu hören sich lohnt. Ein<br />
Unterrichtsprojekt des Gymnasiums Purkersdorf<br />
bei Wien gibt Aufschluss …<br />
Im Religionsunterricht mit 15–17-Jährigen haben wir uns unter dem<br />
Titel »Der Mensch als Mitschöpfer« zunächst mit der Rolle des Menschen<br />
in der Schöpfung <strong>und</strong> speziell in der »Mitschöpfung der <strong>Bibel</strong>«<br />
beschäftigt. Die <strong>Jugend</strong>lichen wurden sich bewusst, dass die <strong>Bibel</strong><br />
göttlich inspiriertes Werk des Menschen ist (vgl. DV 11.13) <strong>und</strong> zu<br />
allen Zeiten dazu aufruft sie auszulegen <strong>und</strong> sich selbst existenziell<br />
mit der <strong>Bibel</strong> ins Gespräch zu bringen. In der <strong>Bibel</strong> selbst sieht man,<br />
dass die Auslegung der Heiligen Schrift Schwierigkeiten bereiten<br />
kann: Als Daniel gewisse Prophetenworte von Jeremia las, suchte er<br />
31
Schlussfolgerungen<br />
Die Auslegungen zeigen, dass sich <strong>Jugend</strong>liche mit ihren persönlichen<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> ihrem daraus entstandenen eigenen Wertesystem<br />
in die Begegnung mit dem <strong>Bibel</strong>text einbringen. Letzteres<br />
ist in vielen Fällen nicht dogmatisch <strong>und</strong> wenig hierarchisch. Sie sind<br />
dabei bereit <strong>und</strong> fähig, sich vom Text existenziell betreffen zu lassen.<br />
Sie ringen mit dem Text, wenn dieser ihrem Wertesystem zuwiderläuft,<br />
z. B. beim Thema Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch oder Verstoß<br />
gegen Gottes Ordnung. Umgekehrt wird der Erzählung eine<br />
hoffnungsspendende Kraft zugesprochen, die in Krisensituationen<br />
als hilfreich empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> auch anderen zugutekommt.<br />
Nicht die <strong>Bibel</strong> setzt die Werte fest, sondern sie muss sich zunächst<br />
einmal an den eigenen Werten messen lassen. Gelingt es jedoch, in<br />
den Texten Hilfestellungen zur Lebensbewältigung zu finden, dann<br />
verlieren die Vorbehalte ihre Bedeutung <strong>und</strong> sie wird als bereichernd<br />
<strong>und</strong> wertvoll empf<strong>und</strong>en.<br />
Mag. Stefan Sampt<br />
unterrichtet katholische Religion <strong>und</strong> Psychologie/<br />
Philosophie im BG/BRG Purkersdorf bei Wien.<br />
39
<strong>Jugend</strong>liche dichten Psalmen<br />
Im Themenfeld »Sprechen von <strong>und</strong> mit Gott« wurden im interkonfessionellen Gemeinschaftsunterricht<br />
die drei wichtigsten Gattungen von Psalmen (Klagepsalm, Lobpsalm <strong>und</strong><br />
Dankpsalm) behandelt (ausgehend von »<strong>Bibel</strong> heute« Heft 168: Mit Psalmen leben). Danach<br />
schrieben die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eigene Psalmen – je nach Interesse in einer Gruppe,<br />
in Partnerarbeit oder allein. Als Ausgangspunkt wählten sie sich dazu Bilder von Situationen<br />
in der modernen Gesellschaft aus Zeitung <strong>und</strong> Netz, um einen emotionalen Zugang<br />
zum Schreiben des Textes zu erhalten.<br />
Daraus entsteht ein kleines Psalmheft mit Gr<strong>und</strong>informationen (Sicherung des Erlernten)<br />
<strong>und</strong> allen Texten der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eines Jahrgangs.<br />
Alle Texte entstammen der 6. Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Filderstadt im<br />
Rahmen des Unterrichtsprojekts Beate Brielmaier: »Kreatives Schreiben von modernen<br />
Psalmen.«<br />
Klagepsalm<br />
Nils, Jonas, Lara, Cara<br />
Ich habe auf dich vertraut<br />
David, Tim<br />
Gott, hilf mir,<br />
ich bin verzweifelt,<br />
ich finde keinen Ausweg.<br />
Warum vergisst du mich?<br />
Meinen Vorfahren hilfst du,<br />
doch mir nicht.<br />
Wo bist du,<br />
dass du mir helfen kannst, Gott?<br />
Hilf mir, mich wieder aufzubauen,<br />
ich fühle mich so einsam.<br />
Sei bei mir, mein Retter,<br />
<strong>und</strong> behüte mich.<br />
Ich bin wie ein vergammeltes Stück Brot in der Ecke.<br />
Ich habe das Vertrauen in dich verloren.<br />
Wieso unternimmst du nichts?<br />
Warum hilfst du mir nicht?<br />
Ich bin einsam <strong>und</strong> niemand unternimmt etwas.<br />
Du wirst mir nie helfen!<br />
Mein Leben macht keinen Sinn mehr ohne deine Hilfe.<br />
Bitte hilf mir!<br />
Ohne deine Hilfe werde ich nicht überleben.<br />
Doch du bist meine einzige Hoffnung.<br />
Du bist der Herr der Welt.<br />
Ich will dich anbeten.<br />
Du wirst mich retten.<br />
Auf dich will ich hoffen!<br />
Du bist der einzige, der mich noch liebt.<br />
Darauf will ich hoffen <strong>und</strong> glauben.<br />
41
manfred tiemann<br />
<strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong> Blockbuster:<br />
<strong>Bibel</strong>arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen<br />
jenseits des Lesens<br />
Filme im Unterricht sind bei Lehrenden <strong>und</strong> Lernenden<br />
gleichermaßen beliebt. Das gilt auch für den<br />
Religionsunterricht. Hier dienen häufig <strong>Bibel</strong>filme<br />
dazu biblische Themen anschaulich zu machen,<br />
als Ersatz oder Ergänzung der <strong>Bibel</strong>lektüre.<br />
Doch das Medium Film kann viel mehr als <strong>Bibel</strong><br />
illustrieren. Richtig aufbereitet kann es die <strong>Bibel</strong><br />
erschließen <strong>und</strong> existenziell erfahrbar machen.<br />
Und es müssen keineswegs immer <strong>Bibel</strong>filme sein,<br />
die dazu am besten geeignet sind …<br />
Heutiger Zeitgeist zeichnet sich unter anderem durch eine seltsame<br />
Zwiespältigkeit aus: Die Sehnsucht nach Sinn, höheren Werten,<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Erlösung ist einerseits groß, andererseits sind Kultur,<br />
Religion <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>n längst entzaubert. Erlösung wird – gerade vonseiten<br />
<strong>Jugend</strong>licher – kaum gesucht in <strong>Kirche</strong>n, sondern lieber in den<br />
Massenmedien, in der Diskothek <strong>und</strong> im Kino. Der Medienkonsum<br />
bei <strong>Jugend</strong>lichen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die<br />
JIM-Studie 2017 nennt die regelmäßige Nutzung von Internet <strong>und</strong><br />
Smartphone mit jeweils 97 Prozent auf dem ersten Platz, jeder Dritte<br />
nutzt ein Tablet, dagegen ist der Anteil regelmäßiger Nutzer von<br />
Tageszeitung <strong>und</strong> Büchern weiter rückläufig (vgl. den Beitrag von<br />
Joachim Theis).<br />
43
kündigung sind. Es kann dabei niemals um das einzig richtige Gottesoder<br />
Jesus-Bild gehen, sondern um mögliche Bilder <strong>und</strong> um ein Kennenlernen,<br />
Reflektieren <strong>und</strong> Einordnen-Können religiöser <strong>und</strong><br />
christlicher Bild- <strong>und</strong> Symbolsprache.<br />
Schwerpunkte<br />
Für die Behandlung <strong>und</strong> Analyse von <strong>Bibel</strong>- oder Jesus-Filmen bieten<br />
sich u. a. folgende Schwerpunkte an:<br />
– die Beschränkung auf thematische Sequenzen eines Films, z. B.<br />
W<strong>und</strong>er, Versuchungsgeschichte, Passionsgeschichte, Auferstehung<br />
u. a.,<br />
– ein Filmvergleich von kontroversen Konzeptionen (Analysen,<br />
Vergleiche u. a.),<br />
– ein Vergleich unterschiedlicher biblisch-theologischen Konzeptionen<br />
(z. B. evangelikal-f<strong>und</strong>amentalistisch – historisch-kritisch),<br />
– eine im Film dargestellte Kritik an <strong>Bibel</strong>, <strong>Kirche</strong>, Gesellschaft,<br />
– ein Vergleich von Film <strong>und</strong> <strong>Bibel</strong> (biblische Texte gekürzt, verfremdet,<br />
aktualisiert oder wörtlich als Drehbuchvorlage verwendet),<br />
– die Entstehungsgeschichte des Films (z. B. Auftraggeber, Produktionskosten,<br />
Drehorte, gerichtliche Auseinandersetzungen u. a.),<br />
– die Intention des Regisseurs (z. B. Interviews mit dem Regisseur,<br />
mit »Jesus-Darstellern« u. a.),<br />
– die Rezeptions- bzw. Wirkungsgeschichte (z. B. Kritiken,<br />
Zuschauerzahlen u. a.).<br />
Über den mehrdimensionalen Zugang zu <strong>Bibel</strong>- oder Jesus-Filmen<br />
kann eine inhaltlich oberflächlich einseitige Beurteilung vermieden<br />
werden.<br />
Thesen zur Beurteilung von<br />
<strong>Bibel</strong>- <strong>und</strong> Jesus-Filmen<br />
<strong>Bibel</strong>- <strong>und</strong> Jesus-Filme können <strong>und</strong> dürfen nicht sein<br />
– eine »biblia pauperum«: ein einfacher Ersatz für das schwierigere<br />
Lesen <strong>und</strong> Verstehen der biblischen Texte,<br />
– eine einfache Illustration biblischer Personen, des Lebens Jesu,<br />
seiner Verkündigung, seines Leidens <strong>und</strong> Sterbens, seiner Auferstehung,<br />
49
MANFRED TIEMANN BIBELFILM UND BLOCKBUSTER<br />
– eine Illustration, damit der Zuschauer jetzt genau weiß: »So war<br />
es!«,<br />
– Reportagen <strong>und</strong> Beweismittel für die Historizität von Abraham,<br />
Mose, Jesus (»Der Kameramann war dabei«),<br />
– spannende Abenteuergeschichten, Kolossalgemälde oder Historienspektakel<br />
mit Massenszenen <strong>und</strong> Materialschlachten zur Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Belustigung.<br />
Durch gelungene Filme können die Schüler/innen dazu angeregt<br />
<strong>und</strong> motiviert werden,<br />
– biblische Themen affektiv wahrzunehmen (»auf sich wirken lassen«),<br />
– biblische Texte <strong>und</strong> ihre unterschiedlichen Verfilmungen kognitiv<br />
in ihren jeweiligen Entstehungshorizont von Zeitgeschichte, Produktionsbedingungen,<br />
Theologiegeschichte usw. einzuordnen,<br />
– Maßstäbe für die sachgerechte Auslegung, Bewertung <strong>und</strong> Beurteilung<br />
von <strong>Bibel</strong>- <strong>und</strong> Jesus-Film zu finden,<br />
– Reflexion der eigenen religiösen Sozialisation einzuüben.<br />
Unterrichtsideen mit <strong>Bibel</strong>- <strong>und</strong> Jesus-Filmen<br />
Präsentation eines Filmbeispiels<br />
Schüler/innen<br />
– wählen aus dem gezeigten Film zwei oder drei Szenen von je maximal<br />
drei bis fünf Minuten aus <strong>und</strong> führen diese erläuternd vor.<br />
(Ziel: Beschränkung – Verdichtung),<br />
– begründen ihre Auswahl: Warum sind gerade diese Szenen für<br />
den Film – für uns – wichtig? (Ziel: Mögliche Identifikation oder<br />
Ablehnung),<br />
– präsentieren ein Kurzreferat über Inhalt, Entstehung des Films,<br />
Intention des Regisseurs u. a.,<br />
– entwerfen ein eigenes Filmplakat: Eine Collage aus Einzelbildern<br />
des Films, die besonders angesprochen haben,<br />
– tragen ihre kritische Bewertung begründend vor.<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
50
MANFRED TIEMANN BIBELFILM UND BLOCKBUSTER<br />
Zusammenfassung<br />
– Vom Film zum Buch: Ähnlich wie Literatur-Verfilmungen im<br />
Deutschunterricht bietet der gezielte Einsatz von <strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong><br />
Blockbuster im RU die Chance, dass sich die Schüler/innen für<br />
Texte der biblischen Vorlage interessieren, diese dann intensiver<br />
lesen <strong>und</strong> interpretieren.<br />
– Gezielte Szenenauswahl: Da die meisten <strong>Bibel</strong>filme <strong>und</strong> Blockbuster<br />
für eine Unterrichtsst<strong>und</strong>e oder Doppelst<strong>und</strong>e viel zu lang<br />
sind, ist eine gezielte Szenenauswahl vorzunehmen, auch wenn<br />
dadurch das Gesamtkunstwerk des Filmes zerstört wird.<br />
– Aktive Filmarbeit: Die Schüler/innen nicht beim bloßen Konsumieren<br />
lassen, sondern sie zum Kommunizieren führen, ihre<br />
Wahrnehmung schärfen <strong>und</strong> Rückbezüge zur Lebensrealität <strong>und</strong><br />
ihrem eigenen Verhalten ermöglichen.<br />
– »Indirekte <strong>Bibel</strong>filme«: Schüler/innen ab Klasse 10 bevorzugen<br />
eher Filme, die eine Transfiguration biblischer Gestalten oder<br />
Inhalte vornehmen. Die Lerngruppe zeigt sich oft kritisch gegenüber<br />
dem »direkten« <strong>Bibel</strong>film.<br />
Hinweis<br />
Die aufgeführten Filme sind entweder im Handel erhältlich oder bei<br />
kirchlichen Medienzentralen ausleihbar.<br />
Standbilder aus Filmen (DVD) sind vom Autor erstellt <strong>und</strong> bearbeitet.<br />
Die Filmtexte (Erzähl- <strong>und</strong> Dialogtexte) sind vom Autor von den<br />
jewei ligen Filmen abgehört.<br />
Abbildungsnachweis<br />
Abb. 1: Jesus liebt mich (D 2012): DVD Warner Home Video.<br />
Abb. 2: Im Auftrag des Teufels (THE DEVIL’S ADVOCATE, US <strong>19</strong>97):<br />
DVD Warner Home Video GmbH. Z5 16172 Best.-Nr. 1617295.<br />
Abb. 3: Die Chroniken von Narnia (US 2005): DVD 20th Century Fox<br />
(NTSC US-Import).<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
52
<strong>Bibel</strong>-Produkte<br />
für <strong>und</strong> von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Produkte zur <strong>Bibel</strong> für <strong>Jugend</strong>liche gibt es<br />
mittlerweile immer mehr. Nach den Kindern<br />
als Zielpublikum entdecken Verlage, christliche<br />
Vereinigungen <strong>und</strong> andere kreative Köpfe<br />
zunehmend auch die <strong>Jugend</strong>.<br />
Die Produktbewerbungen richten sich dabei<br />
nicht immer an <strong>Jugend</strong>liche selbst, sondern<br />
oft an Lehrende/Pfarrengagierte, die mit<br />
<strong>Jugend</strong>lichen <strong>Bibel</strong>arbeit vorhaben oder –<br />
noch häufiger – an Erwachsene, die nach<br />
einem passenden Geschenk für <strong>Jugend</strong>liche<br />
suchen. Oft scheint man nicht damit zu rechnen,<br />
dass sich <strong>Jugend</strong>liche von sich aus zu<br />
einem biblischen Produkt (auch nicht einem<br />
kostenlosen) greifen. Um <strong>Bibel</strong> dennoch (für<br />
erwachsene oder jugendliche K<strong>und</strong>en) attraktiv<br />
zu machen, geht man folgende Wege:<br />
Attraktiver <strong>und</strong> lebensnäher<br />
Im Vergleich zu Kinderbibeln sind <strong>Jugend</strong>bibeln<br />
vergleichsweise selten – wohl, weil die<br />
meisten <strong>Jugend</strong>lichen ohnehin eine Schulbibel<br />
erhalten. <strong>Jugend</strong>-Vollbibeln unterscheiden<br />
sich von »Erwachsenen-Vollbibeln«<br />
durch einen oder mehrere der folgenden<br />
Punkte:<br />
1) Häufig wird eine andere Umschlaggestaltung<br />
gewählt. Für ein »jugendgerechtes«<br />
Cover wird meist schwarz oder eine knallbunte,<br />
»peppige« Farbe verwendet.<br />
2) Neben dem Cover sind es Sonderseiten, die<br />
das Interesse der <strong>Jugend</strong>lichen wecken sollen.<br />
Als für <strong>Jugend</strong>liche passend erachtet man die<br />
Verbindung zu »Lebensbezüge[n] … wie<br />
Glauben/Arbeit <strong>und</strong> Freizeit, Beziehung/<br />
Liebe« sowie eine <strong>Jugend</strong>gruppen-spezifische<br />
Ausrichtung, etwa mit Sonderseiten für<br />
»Pfadfinderinnen <strong>und</strong> Pfadfinder aber auch<br />
interessierte Outdoor-Fans … mit Gebeten<br />
<strong>und</strong> Tipps zum <strong>Bibel</strong>lesen für die Gruppenarbeit.«<br />
1<br />
Die Werbetexte argumentieren damit, dass<br />
die Sonderseiten das Lesen der <strong>Bibel</strong> erleichtern<br />
sollen, z. B.: »Junge heranwachsende<br />
Menschen erfahren das Leben dichter. Sie<br />
hinterfragen das, was sie erleben, gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
<strong>und</strong> suchen nach Antworten. Die <strong>Bibel</strong><br />
mit ihren mehr als 70 Schriften wird von<br />
ihnen eher als ein Buch mit 7 Siegeln wahrgenommen<br />
anstatt als Buch des Lebens! Um<br />
diese Siegel zu öffnen, greift die handliche<br />
Gesamtausgabe in der revidierten Einheitsübersetzung<br />
(2017) auf 96 zusätzlichen Seiten<br />
Lebensbezüge auf …« 2<br />
3) Dazu kann noch ein mediales Zusatzangebot<br />
kommen, etwa bei der LIVE Teens <strong>Bibel</strong>,<br />
die explizit darauf abzielt, <strong>Jugend</strong>liche zu animieren,<br />
mit der <strong>Bibel</strong> zu leben <strong>und</strong> dafür eine<br />
eigene Facebookseite eingerichtet hat.<br />
Einfacher <strong>und</strong> kürzer<br />
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die<br />
<strong>Bibel</strong>texte statt in der Standardübersetzung<br />
in verständlicherer, einfacher zu lesender<br />
Sprache anzubieten. Ausgaben, die sich um<br />
kurze, vereinfachte Sätze bemühen, sind die<br />
»Basisbibel« oder die »<strong>Bibel</strong> in leichter Sprache«.<br />
Dabei richten sie sich nicht ausschließlich<br />
an <strong>Jugend</strong>liche, sondern vor allem an<br />
Menschen mit Leseschwächen. <strong>Jugend</strong>spezi-<br />
55
MITGLIEDERFORUM<br />
Mitgliederforum<br />
Abschlussdokument<br />
der Bischofssynode liegt vor<br />
Die Bischofssynode in Rom tagte im Oktober<br />
zum Thema: »Die <strong>Jugend</strong>lichen, der Glaube<br />
<strong>und</strong> die Berufungsunterscheidung«. Ab sofort<br />
ist das Abschlussdokument in deutscher<br />
Übersetzung auf der Homepage der Deutschen<br />
Bischofskonferenz auf www.dbk.de<br />
verfügbar. Darin geht es den Synodenteilnehmern<br />
um eine <strong>Kirche</strong>, die zuhört, sich den<br />
Neuerungen in der digitalen Welt stellt <strong>und</strong><br />
die Familie <strong>und</strong> generationenübergreifende<br />
Beziehungen fördert. Fragen der synodalen<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> des »missionarischen Schwungs«<br />
werden ebenfalls in dem Abschlussdokument<br />
behandelt.<br />
Neue Einführungen zu den<br />
Sonntagslesungen<br />
Seit dem 1. Advent 2018 ist im sonntäglichen<br />
Gottesdienst der Text der revidierten Einheitsübersetzung<br />
zu hören. In Kooperation<br />
erstellen die <strong>Bibel</strong>werke Deutschlands,<br />
Österreichs <strong>und</strong> der Schweiz neue Einführungen<br />
zu den Schriftlesungen der Sonn- <strong>und</strong><br />
Feiertage. Sie stehen auf www.bibelwerk.de,<br />
www.bibelwerk.at <strong>und</strong> www.bibelwerk.ch<br />
<strong>und</strong> auch auf www.jahrederbibel.at zum<br />
Download bereit.<br />
Das <strong>Bibel</strong>werk<br />
KATHOLISCHES BIBELWERK e.V.<br />
Vollständige deutschsprachige<br />
Ausgabe der »Vulgata«-<strong>Bibel</strong><br />
Die »Vulgata«, die im 4. Jh. n. Chr. größtenteils<br />
vom <strong>Kirche</strong>nvater Hieronymus erarbeitete<br />
lateinische <strong>Bibel</strong>übersetzung, liegt<br />
erstmals in einer vollständigen deutschen<br />
Übersetzung vor. Die lateinisch-deutsche<br />
Ausgabe ist als Werkzeug für die moderne<br />
Exegese gedacht <strong>und</strong> soll Impulse für die<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit geben.<br />
Angeregt wurde das Projekt durch die 2009<br />
erschienene deutschsprachige Ausgabe der<br />
Septuaginta. Mit beiden Ausgaben kann<br />
allen, die die alten Sprachen nicht beherrschten,<br />
eine Vorstellung von der breiten Überlieferungsgeschichte<br />
der <strong>Bibel</strong> vermittelt<br />
werden. Weitere Informationen:<br />
https://www.projekt-vulgata.ch/Projekt-<br />
Vulgata/Startseite.html<br />
2. Werkstatt-Tagung<br />
»<strong>Bibel</strong> <strong>und</strong> Leichte Sprache«<br />
war ein voller Erfolg<br />
Vom 29. bis 31. Oktober 20<strong>19</strong> trafen sich mehr<br />
als 80 Engagierte <strong>und</strong> Interessierte zur zweiten<br />
b<strong>und</strong>esweiten Werkstatt-Tagung »<strong>Bibel</strong><br />
<strong>und</strong> Leichte Sprache« im Caritas-Pirckheimer-Haus<br />
in Nürnberg. Wieder waren viele<br />
Begegnungen mit Menschen möglich, die an<br />
stehend von links:<br />
Sr. M. Paulis Mels, Claudio Ettl, Dieter Bauer<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
60
Veranstaltungen<br />
Leben im Wort – oder<br />
»Wie unser Leben heute Gott erzählt?«<br />
Werkstatt Offenes Arbeiten in einem<br />
interessierten Kreis zum Thema<br />
Wann: 1./2. April 20<strong>19</strong>, 14–16 Uhr<br />
Wo: Martinushaus Aschaffenburg<br />
Ausgangspunkt: Seit längerem – angestoßen durch Carolin<br />
Emcke, Gegen den Hass, <strong>und</strong> ihrem Vorschlag des Wahrredens<br />
(parrhesia) denke ich darüber nach, ob wir biblisches<br />
Erzählen (nicht: <strong>Bibel</strong> erzählen!) als Beispiel für<br />
wirklichkeitsverändernde Gottesrede in der pastoralen<br />
Arbeit aufgreifen müssten. Die Frage nach Wahrheit(en),<br />
politischer Dimension der Gottesrede/Theologie etc.<br />
gehört dabei m.E. mit dazu <strong>und</strong> könnte biblisches Arbeiten<br />
aus dem »Wohlfühl-Bereich« herausführen.<br />
Was: »Erzählen« im weitesten Sinn (Inhalt <strong>und</strong> Dramaturgie)<br />
<strong>und</strong> Wirkungen des reflektierten/gestalteten Erzählens<br />
beschreiben. Erzählen als biografisches Reden,<br />
»Erzählen« aus bibeltheologischer Perspektive beschreiben<br />
<strong>und</strong> dessen Relevanz für (bibel)pastorales Arbeiten/Bildungsarbeit<br />
in verschiedenen Bereichen reflektieren: Was<br />
könnte »biblisches Erzählen« beinhalten <strong>und</strong> bedeuten?<br />
Welche Wirkungen möchten wir damit erreichen?<br />
Welche Methoden <strong>und</strong> Zugänge sind hilfreich?<br />
Wer: Impulsgebende sind Prof. Dr. Ilse Müllner, <strong>Bibel</strong>wissenschaftlerin,<br />
Biografiearbeit, Kassel; Gabi Erne,<br />
Künstlerin, Biografiearbeit, Marburg<br />
Dr. Hadwig Müller, Freiburg, Theologin; Marcus Droß,<br />
Regisseur/Dramaturg, Künstlerhaus mousonturm,<br />
Frankfurt (nach Möglichkeit am Dienstagnachmittag)<br />
Von den Teilnehmenden wird eine sehr hohe Bereitschaft<br />
erwartet, aus den eigenen Arbeits- <strong>und</strong> Aufgabenfeldern<br />
Beiträge einzubringen <strong>und</strong> an der Aufgabenstellung<br />
»Biblisches Erzählen näher zu beschreiben« mitzuarbeiten.<br />
Ein Thesenpapier, eine spezifische Fragestellung oder<br />
Beobachtung kann im Vorfeld gerne eingereicht sowie zur<br />
Diskussion mitgebracht werden.<br />
Kursgebühren <strong>und</strong> Übernachtung werden übernommen,<br />
Fahrtkosten sind selbst zu tragen.<br />
Leitung <strong>und</strong> Ansprechpartnerin:<br />
Barbara Janz-Spaeth, Fachbereich <strong>Bibel</strong>pastoral,<br />
Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />
bjanzspaeth@blh.drs.de<br />
www.kirche-<strong>und</strong>-gesellschaft.drs.de/bibelpastoral<br />
Die <strong>Bibel</strong> brodelt!<br />
Biblischer Tag mit Anneliese Hecht<br />
Nach fast biblischen 40 Jahren wird Frau Dipl. Theol.<br />
Anneliese Hecht im Herbst diesen Jahres offiziell ihre<br />
fruchtbare Arbeit im Katholischen <strong>Bibel</strong>werk e.V. beenden.<br />
Wir laden schon jetzt alle ehemaligen Kursteilnehmer/<br />
innen, Fre<strong>und</strong>/innen, Leser/innen <strong>und</strong> Mitglieder herzlich<br />
zu einem Biblischen Tag ein: Zeit für biblische Erfahrungen,<br />
Vorträge, Gespräche, Zeit zum Feiern, Beten <strong>und</strong><br />
Danken!<br />
Katholische Akademie Hohenheim, 28.9. 20<strong>19</strong>, 10–17 Uhr<br />
Vormerkungen bitte an Frau Carmona:<br />
carmona@bibelwerk.de<br />
Gr<strong>und</strong>kurs »<strong>Bibel</strong> erzählt!«<br />
Die Teilnehmenden erhalten einen Einblick in das Handwerk<br />
des Erzählens, setzen sich intensiv mit <strong>Bibel</strong>texten<br />
auseinander <strong>und</strong> erarbeiten eine persönliche Erzählversion<br />
einer biblischen Geschichte. Stimmbildungs- <strong>und</strong> Sprechübungen<br />
helfen bei der Umsetzung. Der w<strong>und</strong>erschöne<br />
Ort – das autofreie Tessiner Bergdorf Rasa – bietet eine<br />
unterstützende Umgebung.<br />
Leitung: Katja Wißmiller, Co-Leitung: Moni Egger<br />
Fr, 5. bis So, 7. Juli 20<strong>19</strong> in Campo Rasa bei Intragna, Tessin/<br />
Schweiz. Informationen & Anmeldung bis 30.4.:<br />
info@bibelwerk.ch; www.bibelwerk.ch<br />
Von Nichtigkeit <strong>und</strong> Liebeslust:<br />
<strong>Bibel</strong>woche im Stift Vorau<br />
Die Bücher Kohelet <strong>und</strong> Hohelied haben auf den ersten<br />
Blick nicht viel gemeinsam: Hier beklagt ein philosophisch<br />
geschulter »Versammler« die Nichtigkeit <strong>und</strong> Vergänglichkeit<br />
der Welt, dort werden die Freuden der Liebe überschwänglich<br />
gepriesen. Eines haben sie jedoch gemeinsam:<br />
Sie werden beide von der Tradition König Salomo<br />
zugeschrieben. In der <strong>Bibel</strong>woche sollen in Vorträgen <strong>und</strong><br />
Tischgruppen, durch individuelle Auseinander setzung<br />
mit den Texten <strong>und</strong> musikalisch-humorvolle Impulse die<br />
Bücher Kohelet <strong>und</strong> Hohelied in ihrer aktuellen Lebensrelevanz<br />
erschlossen werden.<br />
8.–13.7. 20<strong>19</strong>, Stift Vorau, 8250 Vorau 1, www.stift-vorau.at<br />
Referent/innen: Univ.-Prov. Dr. Gerhard Langer;<br />
Dr. Elisabeth Birnbaum;<br />
Informationen <strong>und</strong> Anmeldung: team@bibeltagung.at;<br />
www.bibeltagung.at
JOACHIM THEISS DIGITAL NATIVES UND DIE BIBEL<br />
joachim theis<br />
Digital Natives <strong>und</strong> die <strong>Bibel</strong> –<br />
eine unmögliche Verbindung?<br />
Lesen <strong>Jugend</strong>liche heutzutage noch die <strong>Bibel</strong> –<br />
ein anspruchsvolles Buch in Zeiten von Instagram<br />
<strong>und</strong> Snapchat? Ein altes Buch über Gott in einer<br />
säkularen Gesellschaft? Warum sollten sie es tun?<br />
Wieso ist es auch heute wichtig <strong>Jugend</strong>liche zum<br />
<strong>Bibel</strong>lesen zu motivieren, was steht dem entgegen –<br />
<strong>und</strong> wie kann es gelingen?<br />
(<strong>Bibel</strong>) Lesen bildet<br />
Die alte Weisheit, dass Lesen bildet, hat auch im Zeitalter der digitalen<br />
Medien ihre Gültigkeit nicht verloren. Aus pädagogischer Sicht<br />
wird durch das Lesen der aktive Spracherwerb gefördert, aber auch die<br />
Urteilsfähigkeit <strong>und</strong> die geistige Eigenständigkeit des Kindes. Das<br />
bedeutet: Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugend</strong>liche, die viel lesen, haben einen größeren<br />
Wortschatz, können sich besser konzentrieren <strong>und</strong> entwickeln<br />
eine größere Sozialkompetenz.<br />
Für das <strong>Bibel</strong>lesen gilt Ähnliches: Menschen, die mehr biblische Texte<br />
lesen <strong>und</strong> ihre erworbenen Kompetenzen vielfältig einüben, entwickeln<br />
mehr <strong>und</strong> mehr Lesefertigkeiten. Durch das Zusammenspiel<br />
von Leseverhalten <strong>und</strong> Lesefähigkeit kann sich im Blick auf die <strong>Bibel</strong>lektüre<br />
ein positiver Engelskreis ergeben. Dagegen kann es ein Teufelskreis<br />
sein, wenn Menschen nicht mit biblischen Texten in Kontakt<br />
kommen <strong>und</strong> nicht in die Lage versetzt werden, ihre Lesekompetenz<br />
im Umgang mit <strong>Bibel</strong>texten einzuüben.<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
2
arbara janz-spaeth <strong>und</strong> jugendliche<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, aber …<br />
Die Antwort der <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Liest »die <strong>Jugend</strong>« die <strong>Bibel</strong>? Wir wollten die Meinung<br />
der <strong>Jugend</strong>lichen zu diesem Thema einholen.<br />
Das kann natürlich nur exemplarisch geschehen.<br />
»Die« <strong>Jugend</strong> als einheitliche Gruppe gibt es bekanntlich<br />
nicht. Immerhin geben die folgenden Beiträge<br />
aber einen kleinen Einblick in die unterschiedlichen<br />
Sichtweisen <strong>Jugend</strong>licher.<br />
<strong>Bibel</strong> lesen? Ja, bitte!<br />
Himmel <strong>und</strong> Erde werden vergehen;<br />
aber meine Worte werden nicht vergehen.<br />
Matthäus 24,35<br />
Wer bin ich? Es passiert einem nicht selten, dass man sich dabei<br />
erwischt, über diese Frage nachzudenken. Vor allem junge Menschen<br />
sind auf der Suche nach ihrer Identität <strong>und</strong> suchen nach einem Halt in<br />
guten wie auch in schlechten Zeiten. Leider erleiden viele dabei Enttäuschungen<br />
<strong>und</strong> verlieren das Vertrauen in Menschen <strong>und</strong> in sich<br />
selbst. Viele fühlen sich nach einem Rückschlag allein gelassen, vergessen<br />
<strong>und</strong> verletzt. Wer sie wirklich sind, haben sie aber immer noch<br />
nicht herausgef<strong>und</strong>en.<br />
Wäre es in solch einer Situation nicht w<strong>und</strong>ervoll, eine Anleitung zu<br />
haben, die uns Schritt für Schritt zeigt, wie wir unser Leben komplett<br />
umkrempeln können, um ein erfülltes Leben zu erlangen?<br />
Um genau so ein Buch handelt es sich bei der <strong>Bibel</strong>.<br />
11
BARBARA JANZ-SPAETH UND JUGENDLICHE BIBEL LESEN – JA, ABER …<br />
Viele denken, es handle sich bei der <strong>Bibel</strong> um ein langweiliges, altes<br />
Buch, welches die Geschichten vieler, schon lange verstorbener Menschen<br />
beinhaltet. Ganz im Gegenteil! Die <strong>Bibel</strong> beinhaltet die Antworten<br />
auf die meisten unserer Lebensfragen. Egal ob es sich dabei<br />
um Fragen über die eigenen Gefühle, die eigene Existenz handelt,<br />
oder um Fragen, wie man mit anderen Menschen umgehen soll; die<br />
<strong>Bibel</strong> hilft uns, den Alltag einfacher zu meistern <strong>und</strong> das Leben aus<br />
einer anderen Perspektive zu sehen.<br />
Ein weiterer Gr<strong>und</strong>, weshalb es Sinn macht, sich mit dem Wort Gottes<br />
zu beschäftigen, ist, zu erkennen, wer man selber ist. Durch Jesus<br />
Christus erfahren wir, wer wir selber sind. Er ist ein echter Fre<strong>und</strong>, bei<br />
dem man sich nicht verstellen muss. Jesus liebt uns so wie wir sind<br />
<strong>und</strong> akzeptiert uns nicht erst dann, wenn wir uns für ihn verändern.<br />
Wir wissen meistens selbst nicht, wer wir überhaupt sind <strong>und</strong> was<br />
unsere eigenen Interessen sind, aber Jesus zeigt uns, wer wir durch<br />
ihn sind <strong>und</strong> wie sehr er uns liebt.<br />
Wenn man sich solch eine Veränderung für das eigene Leben wünscht,<br />
hilft es nur, Gott besser kennen zu lernen <strong>und</strong> sich mit seinem Wort<br />
auseinanderzusetzen. Wenn man sich intensiv mit der <strong>Bibel</strong> beschäftigt<br />
<strong>und</strong> Zeit mit Gott verbringt, gibt es nichts, was Gott nicht im<br />
Leben verändern könnte.<br />
nisane saliba (18 Jahre)<br />
<strong>Bibel</strong> lesen? – Nein, danke!<br />
Meiner Meinung nach lesen viele <strong>Jugend</strong>liche hauptsächlich deshalb<br />
nicht in der <strong>Bibel</strong>, weil sie keinen sonderlich großen Bezug zur <strong>Kirche</strong><br />
oder Religion haben. Abgesehen vom Religionsunterricht oder dem<br />
Kirchgang zu Weihnachten bzw. Ostern haben sie mit Glauben nur<br />
wenig zu tun <strong>und</strong> kommen daher im Normalfall gar nicht erst auf die<br />
Idee, in ihrer Freizeit in der <strong>Bibel</strong> zu lesen.<br />
Weitere Hindernisse sind der große Umfang <strong>und</strong> die unansprechende<br />
Aufmachung der <strong>Bibel</strong>. Es fällt schwer, ein Buch mit bis zu tausend<br />
Seiten, ungewohntem Seitenlayout <strong>und</strong> winziger Schrift in die Hand<br />
zu nehmen <strong>und</strong> dann auch noch ernsthaft darin zu lesen. Außerdem<br />
ist die <strong>Bibel</strong> so groß <strong>und</strong> umfassend, dass einen selbst schon das<br />
Inhaltsverzeichnis mit all seinen verschiedenen Büchern, Evangelien,<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
12
Apostelbriefen <strong>und</strong> Offenbarung oder das Ende mit seinen seitenlangen<br />
Personen- <strong>und</strong> Ortsregistern nicht gerade zum Lesen motiviert.<br />
Die meisten Texte der <strong>Bibel</strong> sind in »schwerem Deutsch« mit vielen<br />
altertümlichen Begriffen <strong>und</strong> seltsamen Satzkonstruktionen verfasst.<br />
Deshalb müssen viele Abschnitte doppelt <strong>und</strong> sehr gewissenhaft<br />
gelesen werden, damit man endlich mal versteht, worum es denn<br />
überhaupt geht.<br />
Ist man aber schon einmal so weit gekommen, dann gibt es Passagen,<br />
die einen nur ratloser <strong>und</strong> verwirrter zurücklassen als davor. Denn<br />
viele Abschnitte der <strong>Bibel</strong> müssen erst noch interpretiert <strong>und</strong> in einen<br />
geeigneten Zusammenhang gebracht werden, was meist ein tiefgreifendes<br />
<strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>iges Hintergr<strong>und</strong>wissen voraussetzt.<br />
Ein durchschnittlicher <strong>Jugend</strong>licher verfügt aber nicht über ein solches<br />
theologisches Hintergr<strong>und</strong>wissen, so dass er an all den unterschiedlich<br />
auslegbaren Gleichnissen, Briefen, Psalmen <strong>und</strong> Metaphern<br />
der <strong>Bibel</strong> oftmals an seine Grenzen stoßen kann.<br />
Aus meiner Sicht sind dies die hauptsächlichen Gründe, warum man<br />
als <strong>Jugend</strong>licher nicht in der <strong>Bibel</strong> liest, aber mit Sicherheit gibt es noch<br />
weitere <strong>und</strong> auch individuellere Ursachen <strong>und</strong> Erklärungen dafür.<br />
Insgesamt geht es mir oft so, dass ich einen Bezug zwischen der <strong>Bibel</strong><br />
<strong>und</strong> meinem Leben nicht erkennen kann <strong>und</strong> deshalb schon gar nicht<br />
erst zur <strong>Bibel</strong> greife.<br />
simon kraus (17 Jahre, Göppingen)<br />
<strong>Bibel</strong> lesen – ja, vielleicht<br />
Wenn ich abends nach Hause komme, freue ich mich über ein gutes<br />
Buch. Aber die <strong>Bibel</strong>? Obwohl sie Elemente sehr vieler Textsorten enthält,<br />
ist sie mit einem Roman oder Krimi nur schwer zu vergleichen.<br />
Seite für Seite die <strong>Bibel</strong> zu lesen – das finde ich schwer. Die Texte sind<br />
deutlich vielschichtiger <strong>und</strong> anspruchsvoller, als das bei einem typischen<br />
Freizeit-Buch der Fall ist. So bleibt es dann doch bei einer sehr<br />
oberflächlichen Betrachtung, mit der man bei der <strong>Bibel</strong> nicht sehr weit<br />
kommt. Angesichts der Vielzahl von Gleichnissen, Symbolen <strong>und</strong><br />
unzähligen Querverbindungen ist zum Verständnis mehr nötig. Es<br />
braucht Erklärungen, denn erst dann erschließt sich der gesamte Text.<br />
Das muss für mich aber nicht zwingend eine Predigt oder eine tief-<br />
13
BARBARA JANZ-SPAETH UND JUGENDLICHE BIBEL LESEN – JA, ABER …<br />
gründige Analyse einer <strong>Bibel</strong>stelle sein. Ebenso wichtig finde ich den<br />
Austausch mit anderen. Hierbei kann oftmals eine deutlich zeitgemäßere<br />
<strong>und</strong> persönlichere Deutung erfolgen.<br />
Und genau das ist der Punkt, der das <strong>Bibel</strong>lesen doch interessant<br />
macht. Wenn ich hinterher für mich etwas mitnehmen kann, dann ist<br />
die <strong>Bibel</strong> lesenswert.<br />
Dazu braucht es (zunächst) auch nicht die gesamte Vielfalt an Themen,<br />
die die <strong>Bibel</strong> zu bieten hat. Ich halte es für sinnvoll sich auf einen<br />
Blickwinkel oder ein Themenfeld zu konzentrieren, da man sonst von<br />
der Fülle des Textes geradezu überflutet wird.<br />
Außerdem finde ich es nicht unbedingt praktisch, die <strong>Bibel</strong> – wie den<br />
Roman oder Krimi – chronologisch durchzulesen. Auch hier kann die<br />
Auswahl der Kapitel thematisch passend erfolgen.<br />
Interessant finde ich dann den Vergleich mit anderen Textquellen oder<br />
auch anderen Textsorten, die sich mit dem gleichen Thema befassen.<br />
Und noch etwas: selbst wenn man meint, dass einem die Geschichten<br />
der <strong>Bibel</strong> bekannt sind, lassen sich immer wieder unbekannte Teile<br />
oder neue Details entdecken.<br />
Der Blick in das Buch der Bücher kann sich also doch durchaus lohnen.<br />
Vielleicht ist es an der Zeit, doch einmal wieder im Regal nach ihr<br />
zu greifen. Bei über 1000 Kapiteln geht einem der Lesestoff zumindest<br />
nicht so schnell aus.<br />
stephan wienecke (<strong>19</strong> Jahre)<br />
Schlussfolgerungen<br />
Der Religionsunterricht ist einer der wenigen Orte, in denen regelmäßig<br />
biblische Texte gelesen werden. Die folgenden Überlegungen<br />
resultieren aus der langjährigen Erfahrung im Religionsunterricht<br />
sowie einigen Jahren an der Hochschule.<br />
Leben <strong>und</strong> <strong>Bibel</strong> begegnen sich auf Augenhöhe –<br />
Die Relevanz der <strong>Bibel</strong> im Leben<br />
<strong>Jugend</strong>liche sind bereit, biblische Texte zu lesen <strong>und</strong> sich mit ihnen<br />
gründlicher zu befassen, wenn sie einen Bezug zu ihrem Leben entdecken<br />
können bzw. dazu angeleitet werden, ihre Lebenssituation mit<br />
dem biblischen Wort zu verbinden. Es gilt zunächst, die vielfältigen<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
14
inhaltlichen Dimensionen eines Textes in größter Offenheit den<br />
<strong>Jugend</strong>lichen darzulegen. Gleichzeitig ist dieselbe Offenheit gegenüber<br />
den vielfältigen Lebenserfahrungen sowie ein großes Vertrauen<br />
in die Rezeptionsfähigkeit der <strong>Jugend</strong>lichen erforderlich. Gibt man<br />
den biblischen Text »frei«, dann bestimmen die <strong>Jugend</strong>lichen selbst<br />
über die Relevanz des Textes für sich. Sie spüren in der Regel sehr<br />
genau, welches Wort sie anspricht <strong>und</strong> stellen so einen ersten Zugang<br />
für sich her. Daraus resultiert ihre Bereitschaft, sich intensiver auf den<br />
Text einzulassen <strong>und</strong> zu überprüfen, ob die Relevanz trägt. Diese kann<br />
durchaus als kritische Anfrage oder bestätigend für das eigene Denken<br />
<strong>und</strong> Handeln sein. Wichtig ist, dass ein Verstehensprozess ermöglicht<br />
<strong>und</strong> zugelassen wird, der zum einen nicht nur rational vor sich geht<br />
<strong>und</strong> zum andern Diversität <strong>und</strong> Pluralität weder für den Text noch für<br />
die individuellen Lebenserfahrungen ausschließt. Solche Offenheit<br />
führt zu Interesse <strong>und</strong> zum Austausch zwischen Text <strong>und</strong> Leser*in/<br />
Hörer*in, zwischen den Lesenden/Hörenden <strong>und</strong> innerhalb des Textes.<br />
Die jeweiligen Akteur*innen folgen einem anderen Rollenverständnis:<br />
Die <strong>Bibel</strong> wirkt selbstredend, weil nicht nur eine einzige Perspektive<br />
zugelassen wird, sondern vielfältiges Deuten, Begreifen, Hören, Lesen<br />
im Verstehensprozess enthalten sind. Wie in einem Orchesterwerk<br />
bringen Hören <strong>und</strong> Lesen die unterschiedlichen »Stimmen« im Text<br />
zum Klingen <strong>und</strong> lösen jeweilige Resonanzen aus; die Hörenden bzw.<br />
Lesenden lernen im Austausch untereinander weitere Verstehenszugänge<br />
kennen, die unterschiedlichen Lebenserfahrungen entspringen.<br />
Das bewirkt eine Auseinandersetzung mit den eigenen Erfahrungen:<br />
Wo stehe ich gerade? Warum ist dieser Gedanke für mich fremd, weshalb<br />
bedeutsam, weshalb nachvollziehbar? <strong>Jugend</strong>liche nehmen eine<br />
solch offene Begegnung mit biblischen Texten auf, weil sie spüren,<br />
dass diese in ihrer Suche nach der eigenen Identität bedeutsam werden<br />
kann. Sie selbst werden durch ihr Verstehen bedeutsam, weil durch sie<br />
das Wort Gottes lebendig bleibt. Gemeinsam bilden sie eine »Verstehergemeinschaft«,<br />
die das subjektive Lesen <strong>und</strong> Deuten einem Verständigungsprozess<br />
unterwirft (Schambeck 2017, 42).<br />
Schließlich verändert sich die Rolle der Theologie, die diesen Verstehensprozess<br />
begleitet: Sie ist moderierend <strong>und</strong> unterstützend tätig,<br />
stellt vielfältige Entdeckungsmöglichkeiten her <strong>und</strong> schafft einen<br />
offenen Raum. Erst in der anschließenden Vertiefung der Begegnung<br />
kann Wissen <strong>und</strong> Deuten weitere Verstehensebenen eröffnen.<br />
15
BARBARA JANZ-SPAETH UND JUGENDLICHE BIBEL LESEN – JA, ABER …<br />
Hermeneutische Schlüssel offenlegen<br />
<strong>Jugend</strong>liche sind bereit, sich biblische Texte durch literarische, sozialgeschichtliche<br />
<strong>und</strong> historisch-kritische Exegese zu erschließen, wenn<br />
diese dadurch verständlicher <strong>und</strong> deutungsfähiger werden. <strong>Jugend</strong>liche<br />
beschreiten neugierig <strong>und</strong> mit großer Entdeckungsbereitschaft<br />
die fremde Welt der Texte, um sie in Bezug zur Gegenwart zu setzen,<br />
Veränderungen wahrzunehmen <strong>und</strong> festgelegte Denkweisen kritisch<br />
zu hinterfragen. Das gelingt vor allem, wenn das Handwerkszeug<br />
dafür lediglich zur Verfügung gestellt <strong>und</strong> nicht zum eigentlichen<br />
Inhalt gemacht wird. Dann gehen <strong>Jugend</strong>liche auch in einen konstruktiven<br />
Veränderungsprozess kindlicher Vorstellungsweisen <strong>und</strong><br />
diskutieren differenziert die Frage nach der »Wahrheit« der <strong>Bibel</strong>, die<br />
wiederum mit der Relevanz für ihr Leben verknüpft wird. Sie möchten<br />
die Texte damals <strong>und</strong> heute verstehen können.<br />
Literaturhinweis<br />
Mirjam Schambeck, Biblische Facetten, Ostfildern 2017<br />
Dipl. Theol. Barbara Janz-Spaeth<br />
Referentin für <strong>Bibel</strong>pastoral/Biblische Bildung<br />
in der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />
Pastoralreferentin<br />
Lehrbeauftragte an der PH Schwäbisch Gmünd<br />
www.kirche-<strong>und</strong>-gesellschaft.drs.de/bibelpastoral<br />
Mail: bjanzspaeth@blh.drs.de<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
16
ZWISCHENRUF<br />
Wie viel <strong>Bibel</strong> steckt im Lehrplan?<br />
Wird der <strong>Bibel</strong> in den Lehrplänen inhaltlich <strong>und</strong> methodisch ein<br />
angemessener Platz eingeräumt? Welche Stellung hat die <strong>Bibel</strong> in den<br />
Lehrplänen <strong>und</strong> welcher methodische Zugang ist darin impliziert?<br />
Drei österreichische Lehrpläne für den katholischen Religionsunterricht<br />
sollen darauf exemplarisch antworten.<br />
Volksschule (= Gr<strong>und</strong>schule)<br />
Das Selbstverständnis des katholischen Religionsunterrichts in der<br />
Volksschule basiert auf der »korrelativen Verschränkung von biblischer<br />
Offenbarung <strong>und</strong> kirchlicher Tradition einerseits <strong>und</strong> der<br />
Lebens- <strong>und</strong> Glaubenswelt der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler andererseits«<br />
(S. 3). Das Verstehen <strong>und</strong> die Deutung biblischer Texte <strong>und</strong> biblischer<br />
Gestalten sollen gr<strong>und</strong>gelegt werden (vgl. S. 9f.). Verschafft<br />
man sich einen Überblick über die einzelnen Kompetenzen, nach<br />
denen dieser Lehrplan strukturiert ist, kann man feststellen, dass von<br />
einer Ausnahme abgesehen immer biblische Texte oder Gestalten als<br />
Inhalt genannt werden. Die Auswahl sieht hauptsächlich einzelne<br />
zentrale Perikopen aus dem AT <strong>und</strong> NT vor. Bei Erzählzusammenhängen<br />
oder ganzen Büchern (z. B. Tobit; Passionserzählung; Ijob)<br />
wird eigens der Vermerk »in Auswahl« zugefügt.<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe I (Sek I)<br />
Der Religionsunterricht an der Sek I gewinnt seinen Standpunkt »aus<br />
der Orientierung an der biblischen Offenbarung <strong>und</strong> der kirchlichen<br />
Tradition« (S. 1). Er will ausdrücklich einen Beitrag leisten zu den verschiedenen<br />
Bildungsbereichen der Sek I (vgl. S. 3f.). Zu den wesentlichen<br />
Inhalten zählen unter anderem: biblisches Basiswissen (NT;<br />
AT); biblische Frauen- <strong>und</strong> Männergestalten; Propheten (namentlich<br />
Amos) <strong>und</strong> Schöpfungstexte. Die Schüler/-innen sollen in Auseinandersetzung<br />
mit der <strong>Bibel</strong> biblische Sprachformen <strong>und</strong> den Reich-<br />
17
OSKAR DANGL WIE VIEL BIBEL STECKT IM LEHRPLAN?<br />
tum der biblischen Sprach- <strong>und</strong> Symbolwelt kennenlernen (vgl. S. 12).<br />
Im Unterschied zum Lehrplan der Volksschule fällt besonders auf,<br />
dass zum einen keine Einzelperikopen genannt werden; zum anderen<br />
ist die Beschäftigung mit biblischen Themen <strong>und</strong> Texten auf Sprachkompetenz<br />
ausgerichtet.<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe II (Sek II)<br />
Auch in der Sek II gewinnt der Religionsunterricht »seinen Standpunkt<br />
aus der Orientierung an der biblischen Offenbarung <strong>und</strong> der<br />
kirchlichen Tradition« (S. 1). Er soll »zu tieferem Verständnis der <strong>Bibel</strong>,<br />
der christlichen Tradition <strong>und</strong> der Erarbeitung eines erweiterten religiösen<br />
Wissens« (S. 2) beitragen. Besonders hervorzuheben ist in diesem<br />
Kontext das Kompetenzmodul 3 (vgl. S. 5): Die Schüler/-innen<br />
sollen die »Vielfalt biblischer Gottesbilder« beschreiben <strong>und</strong> deuten,<br />
die <strong>Bibel</strong> »in der Spannung von Menschenwerk <strong>und</strong> Gotteswort« verstehen<br />
<strong>und</strong> interpretieren, sowie »Orientierungs- <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten<br />
aus dem biblisch-christlichen Welt- <strong>und</strong> Menschenbild<br />
aufzeigen können« (S. 5). Auf die ausdrückliche Erwähnung<br />
einzelner Perikopen, biblischer Figuren, Bücher oder Erzählzusammenhänge<br />
wird völlig verzichtet.<br />
In Bezug auf die beiden Eingangsfragen legen sich daher folgende<br />
Antworten nahe: Der <strong>Bibel</strong> wird in den genannten Lehrplänen ein<br />
expliziter Platz eingeräumt. Jedoch scheint sie zu stark an die kirchliche<br />
Tradition angeb<strong>und</strong>en. Die <strong>Bibel</strong> als kritisches Gegenüber zur<br />
kirchlichen Tradition kommt damit nicht zum Zug. Was die bibelwissenschaftlichen<br />
Zugänge anbelangt, eröffnen die Lehrpläne große<br />
Freiräume <strong>und</strong> sind auch offen für aktuelle Methoden.<br />
Oskar Dangl<br />
Quellenangaben<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an der Volksschule:<br />
http://www.schulamt.at/attachments/article/130/VS_LP_2014.pdf (16.5.2018)<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an Hauptschulen, an Neuen Mittelschulen<br />
<strong>und</strong> an der Unterstufe Allgemein Bildender Höherer Schulen (= Sek I):<br />
http://www.schulamt.at/attachments/article/130/LP_Sek_I.pdf (16.5.2018)<br />
Lehrplan für den Katholischen Religionsunterricht an der Oberstufe Allgemeinbildender<br />
Höherer Schulen (= Sek II): http://www.schulamt.at/attachments/article/130/<br />
AHS_LP_kompetenzorientiert_Layout.pdf (16.5.2018)<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
18
agnethe siquans<br />
Zeit der Entscheidung:<br />
<strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong><br />
Vom jungen David bis zum 12-jährigen Jesus, von<br />
Jiftachs Tochter bis zur jungen Maria: Die <strong>Bibel</strong> kennt<br />
viele <strong>Jugend</strong>liche. Welche Rolle können sie aber in<br />
einer patriarchalen Gesellschaft spielen? Welche<br />
Themen beschäftigen sie <strong>und</strong> wieviel Selbstständigkeit<br />
traut man ihnen zu? Und inwiefern ist die<br />
<strong>Jugend</strong> immer auch eine Zeit der Entscheidung?<br />
Was heißt <strong>Jugend</strong> in der <strong>Bibel</strong>?<br />
In den biblischen Texten begegnen verschiedene Begriffe für die<br />
unterschiedlichen Altersstufen, auch für <strong>Jugend</strong>. Wann das <strong>Jugend</strong>alter<br />
in Abgrenzung zur Kindheit beginnt, ist nicht ganz klar. Die<br />
hebräischen <strong>und</strong> griechischen Begriffe, die für die verschiedenen<br />
Altersstufen verwendet werden, überschneiden sich mitunter. Jer 6,11<br />
unterscheidet fünf Gruppen: Kleinkinder, <strong>Jugend</strong>liche (baḥurim),<br />
Mann <strong>und</strong> Frau, Alte <strong>und</strong> Hochbetagte. Jer 51,22 trifft eine andere Einteilung<br />
in Kinder, junge Männer <strong>und</strong> junge Frauen (Jungfrauen),<br />
Mann <strong>und</strong> Frau sowie Alte. In Gen 17,25 wird erzählt, dass die<br />
Beschneidung Ismaels im Alter von 13 Jahren stattfand. Hier können<br />
wir wohl den Übergang vom Kind zum <strong>Jugend</strong>lichen ansetzen.<br />
Bei manchen Texten werden allgemeine Andeutungen gemacht, bei<br />
wenigen gibt es genaue Angaben. Genaue zeitliche Abgrenzungen<br />
zwischen <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> Erwachsenen gibt es kaum. Nur in<br />
Lev 27,1–8 finden wir eine Einteilung nach Altersklassen, die sich<br />
offensichtlich an der Arbeitskraft orientiert. Es geht um die Einlösung<br />
21
stefan sampt <strong>und</strong> schüler/innen<br />
Unglaubwürdig, hoffnungsspendend<br />
oder gefährlich?<br />
Schüler/innen legen<br />
Erweckungserzählungen aus<br />
Wie interpretieren <strong>Jugend</strong>liche die <strong>Bibel</strong>? Was<br />
halten sie von den dort enthaltenen Erzählungen?<br />
Kommen sie zu anderen Ergebnissen als Erwachsene?<br />
Keine Frage: Im Religionsunterricht werden <strong>Jugend</strong>liche<br />
zu <strong>Bibel</strong>texten hingeführt, sie stehen also dem<br />
Text nicht vor-urteils-frei gegenüber. Dennoch zeigen<br />
sie sich durchaus als eigenständige, interessante<br />
Gesprächspartner, auf die zu hören sich lohnt. Ein<br />
Unterrichtsprojekt des Gymnasiums Purkersdorf<br />
bei Wien gibt Aufschluss …<br />
Im Religionsunterricht mit 15–17-Jährigen haben wir uns unter dem<br />
Titel »Der Mensch als Mitschöpfer« zunächst mit der Rolle des Menschen<br />
in der Schöpfung <strong>und</strong> speziell in der »Mitschöpfung der <strong>Bibel</strong>«<br />
beschäftigt. Die <strong>Jugend</strong>lichen wurden sich bewusst, dass die <strong>Bibel</strong><br />
göttlich inspiriertes Werk des Menschen ist (vgl. DV 11.13) <strong>und</strong> zu<br />
allen Zeiten dazu aufruft sie auszulegen <strong>und</strong> sich selbst existenziell<br />
mit der <strong>Bibel</strong> ins Gespräch zu bringen. In der <strong>Bibel</strong> selbst sieht man,<br />
dass die Auslegung der Heiligen Schrift Schwierigkeiten bereiten<br />
kann: Als Daniel gewisse Prophetenworte von Jeremia las, suchte er<br />
31
STEFAN SAMPT UND SCHÜLER/INNEN UNGLAUBWÜRDIG, HOFFNUNGSSPENDEND ODER GEFÄHRLICH?<br />
lange nach ihrem Sinn (Dan 9,2). In der Apostelgeschichte hören wir,<br />
dass ein Äthiopier im 1. Jahrh<strong>und</strong>ert einen Interpreten benötigte, um<br />
einen Abschnitt des Jesaja-Buches verstehen zu können (Apg 8,30–<br />
35). Im 2. Petrusbrief lesen wir, dass dass in den Briefen des Apostels<br />
Paulus »manches schwer zu verstehen (ist), <strong>und</strong> die Unwissenden, die<br />
noch nicht gefestigt sind, diese Stellen ebenso wie die übrigen Schriften<br />
zu ihrem eigenen Verderben verdrehen« (2 Petr 3,16).<br />
Das Problem ist also nicht neu, doch hat es im Laufe der Zeit an<br />
Gewicht gewonnen: um zu den beabsichtigten Aussagen der <strong>Bibel</strong><br />
vorzudringen, müssen die Leser sich um über zwanzig Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
in eine völlig andere Welt zurückversetzen, <strong>und</strong> das ist nicht ohne<br />
Schwierigkeiten möglich.<br />
Die Schüler/innen wurden motiviert, den Text in seiner möglichen<br />
Aussageabsicht wahrzunehmen <strong>und</strong> mit der eigenen Lebenswirklichkeit<br />
ins Gespräch zu bringen. Für Ersteres war es wichtig, sich bewusst<br />
zu machen, dass die Texte der <strong>Bibel</strong> in einem Glauben gründen, dessen<br />
Zeugnis sie sind. Deshalb <strong>und</strong> um daraus eine Bedeutung für<br />
heute herausschälen zu können, muss auch im Lesenden eine Bereitschaft<br />
vorhanden sein, sich mit diesem Glauben ernsthaft auseinanderzusetzen,<br />
um die Texte im selben »Geist« verstehen zu können, in<br />
dem sie geschrieben wurden <strong>und</strong> um sie weiter fruchtbar zu machen.<br />
Das schließt kritische Rückfragen an den Text nicht aus, verhindert<br />
jedoch eine Bewertung des Textes nach rein naturwissenschaftlichen<br />
Plausibilitätskriterien.<br />
Ein gewisses Einfühlungsvermögen, sowohl in den Text <strong>und</strong> seine<br />
Zeit als auch in die eigene Lebenswirklichkeit ist also die Voraussetzung<br />
für ein angemessenes Verständnis.<br />
Das erste Kennenlernen mit den Texten (Auferweckung des Jünglings<br />
von Nain: Lk 7,11–17 <strong>und</strong> die Auferweckung des Lazarus: Joh 11,1–45)<br />
erfolgte durch »<strong>Bibel</strong> teilen«: Der Text wurde vorgelesen <strong>und</strong> die<br />
Schüler/innen konnten nach einer kurzen Stille einen Satz, eine<br />
Phrase oder auch ein Wort der <strong>Bibel</strong>stelle wiederholen <strong>und</strong> danach<br />
ihre Meinung dazu k<strong>und</strong>tun. Dies führte zu teils kontroversen Diskussionen.<br />
Im weiteren Verlauf haben die Schüler/innen ihre Gedanken,<br />
Meinungen <strong>und</strong> Interpretationsversuche verschriftlicht.<br />
Im Folgenden möchte ich einen Einblick in die Auslegungen der<br />
<strong>Jugend</strong>lichen geben:<br />
BIBEL UND KIRCHE 1 | 20<strong>19</strong><br />
32
<strong>Jugend</strong>liche dichten Psalmen<br />
Im Themenfeld »Sprechen von <strong>und</strong> mit Gott« wurden im interkonfessionellen Gemeinschaftsunterricht<br />
die drei wichtigsten Gattungen von Psalmen (Klagepsalm, Lobpsalm <strong>und</strong><br />
Dankpsalm) behandelt (ausgehend von »<strong>Bibel</strong> heute« Heft 168: Mit Psalmen leben). Danach<br />
schrieben die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eigene Psalmen – je nach Interesse in einer Gruppe,<br />
in Partnerarbeit oder allein. Als Ausgangspunkt wählten sie sich dazu Bilder von Situationen<br />
in der modernen Gesellschaft aus Zeitung <strong>und</strong> Netz, um einen emotionalen Zugang<br />
zum Schreiben des Textes zu erhalten.<br />
Daraus entsteht ein kleines Psalmheft mit Gr<strong>und</strong>informationen (Sicherung des Erlernten)<br />
<strong>und</strong> allen Texten der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eines Jahrgangs.<br />
Alle Texte entstammen der 6. Klasse des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Filderstadt im<br />
Rahmen des Unterrichtsprojekts Beate Brielmaier: »Kreatives Schreiben von modernen<br />
Psalmen.«<br />
Klagepsalm<br />
Nils, Jonas, Lara, Cara<br />
Ich habe auf dich vertraut<br />
David, Tim<br />
Gott, hilf mir,<br />
ich bin verzweifelt,<br />
ich finde keinen Ausweg.<br />
Warum vergisst du mich?<br />
Meinen Vorfahren hilfst du,<br />
doch mir nicht.<br />
Wo bist du,<br />
dass du mir helfen kannst, Gott?<br />
Hilf mir, mich wieder aufzubauen,<br />
ich fühle mich so einsam.<br />
Sei bei mir, mein Retter,<br />
<strong>und</strong> behüte mich.<br />
Ich bin wie ein vergammeltes Stück Brot in der Ecke.<br />
Ich habe das Vertrauen in dich verloren.<br />
Wieso unternimmst du nichts?<br />
Warum hilfst du mir nicht?<br />
Ich bin einsam <strong>und</strong> niemand unternimmt etwas.<br />
Du wirst mir nie helfen!<br />
Mein Leben macht keinen Sinn mehr ohne deine Hilfe.<br />
Bitte hilf mir!<br />
Ohne deine Hilfe werde ich nicht überleben.<br />
Doch du bist meine einzige Hoffnung.<br />
Du bist der Herr der Welt.<br />
Ich will dich anbeten.<br />
Du wirst mich retten.<br />
Auf dich will ich hoffen!<br />
Du bist der einzige, der mich noch liebt.<br />
Darauf will ich hoffen <strong>und</strong> glauben.<br />
41
manfred tiemann<br />
<strong>Bibel</strong>film <strong>und</strong> Blockbuster:<br />
<strong>Bibel</strong>arbeit mit <strong>Jugend</strong>lichen<br />
jenseits des Lesens<br />
Filme im Unterricht sind bei Lehrenden <strong>und</strong> Lernenden<br />
gleichermaßen beliebt. Das gilt auch für den<br />
Religionsunterricht. Hier dienen häufig <strong>Bibel</strong>filme<br />
dazu biblische Themen anschaulich zu machen,<br />
als Ersatz oder Ergänzung der <strong>Bibel</strong>lektüre.<br />
Doch das Medium Film kann viel mehr als <strong>Bibel</strong><br />
illustrieren. Richtig aufbereitet kann es die <strong>Bibel</strong><br />
erschließen <strong>und</strong> existenziell erfahrbar machen.<br />
Und es müssen keineswegs immer <strong>Bibel</strong>filme sein,<br />
die dazu am besten geeignet sind …<br />
Heutiger Zeitgeist zeichnet sich unter anderem durch eine seltsame<br />
Zwiespältigkeit aus: Die Sehnsucht nach Sinn, höheren Werten,<br />
Wahrheit <strong>und</strong> Erlösung ist einerseits groß, andererseits sind Kultur,<br />
Religion <strong>und</strong> <strong>Kirche</strong>n längst entzaubert. Erlösung wird – gerade vonseiten<br />
<strong>Jugend</strong>licher – kaum gesucht in <strong>Kirche</strong>n, sondern lieber in den<br />
Massenmedien, in der Diskothek <strong>und</strong> im Kino. Der Medienkonsum<br />
bei <strong>Jugend</strong>lichen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die<br />
JIM-Studie 2017 nennt die regelmäßige Nutzung von Internet <strong>und</strong><br />
Smartphone mit jeweils 97 Prozent auf dem ersten Platz, jeder Dritte<br />
nutzt ein Tablet, dagegen ist der Anteil regelmäßiger Nutzer von<br />
Tageszeitung <strong>und</strong> Büchern weiter rückläufig (vgl. den Beitrag von<br />
Joachim Theis).<br />
43
<strong>Bibel</strong>-Produkte<br />
für <strong>und</strong> von <strong>Jugend</strong>lichen<br />
Produkte zur <strong>Bibel</strong> für <strong>Jugend</strong>liche gibt es<br />
mittlerweile immer mehr. Nach den Kindern<br />
als Zielpublikum entdecken Verlage, christliche<br />
Vereinigungen <strong>und</strong> andere kreative Köpfe<br />
zunehmend auch die <strong>Jugend</strong>.<br />
Die Produktbewerbungen richten sich dabei<br />
nicht immer an <strong>Jugend</strong>liche selbst, sondern<br />
oft an Lehrende/Pfarrengagierte, die mit<br />
<strong>Jugend</strong>lichen <strong>Bibel</strong>arbeit vorhaben oder –<br />
noch häufiger – an Erwachsene, die nach<br />
einem passenden Geschenk für <strong>Jugend</strong>liche<br />
suchen. Oft scheint man nicht damit zu rechnen,<br />
dass sich <strong>Jugend</strong>liche von sich aus zu<br />
einem biblischen Produkt (auch nicht einem<br />
kostenlosen) greifen. Um <strong>Bibel</strong> dennoch (für<br />
erwachsene oder jugendliche K<strong>und</strong>en) attraktiv<br />
zu machen, geht man folgende Wege:<br />
Attraktiver <strong>und</strong> lebensnäher<br />
Im Vergleich zu Kinderbibeln sind <strong>Jugend</strong>bibeln<br />
vergleichsweise selten – wohl, weil die<br />
meisten <strong>Jugend</strong>lichen ohnehin eine Schulbibel<br />
erhalten. <strong>Jugend</strong>-Vollbibeln unterscheiden<br />
sich von »Erwachsenen-Vollbibeln«<br />
durch einen oder mehrere der folgenden<br />
Punkte:<br />
1) Häufig wird eine andere Umschlaggestaltung<br />
gewählt. Für ein »jugendgerechtes«<br />
Cover wird meist schwarz oder eine knallbunte,<br />
»peppige« Farbe verwendet.<br />
2) Neben dem Cover sind es Sonderseiten, die<br />
das Interesse der <strong>Jugend</strong>lichen wecken sollen.<br />
Als für <strong>Jugend</strong>liche passend erachtet man die<br />
Verbindung zu »Lebensbezüge[n] … wie<br />
Glauben/Arbeit <strong>und</strong> Freizeit, Beziehung/<br />
Liebe« sowie eine <strong>Jugend</strong>gruppen-spezifische<br />
Ausrichtung, etwa mit Sonderseiten für<br />
»Pfadfinderinnen <strong>und</strong> Pfadfinder aber auch<br />
interessierte Outdoor-Fans … mit Gebeten<br />
<strong>und</strong> Tipps zum <strong>Bibel</strong>lesen für die Gruppenarbeit.«<br />
1<br />
Die Werbetexte argumentieren damit, dass<br />
die Sonderseiten das Lesen der <strong>Bibel</strong> erleichtern<br />
sollen, z. B.: »Junge heranwachsende<br />
Menschen erfahren das Leben dichter. Sie<br />
hinterfragen das, was sie erleben, gr<strong>und</strong>sätzlicher<br />
<strong>und</strong> suchen nach Antworten. Die <strong>Bibel</strong><br />
mit ihren mehr als 70 Schriften wird von<br />
ihnen eher als ein Buch mit 7 Siegeln wahrgenommen<br />
anstatt als Buch des Lebens! Um<br />
diese Siegel zu öffnen, greift die handliche<br />
Gesamtausgabe in der revidierten Einheitsübersetzung<br />
(2017) auf 96 zusätzlichen Seiten<br />
Lebensbezüge auf …« 2<br />
3) Dazu kann noch ein mediales Zusatzangebot<br />
kommen, etwa bei der LIVE Teens <strong>Bibel</strong>,<br />
die explizit darauf abzielt, <strong>Jugend</strong>liche zu animieren,<br />
mit der <strong>Bibel</strong> zu leben <strong>und</strong> dafür eine<br />
eigene Facebookseite eingerichtet hat.<br />
Einfacher <strong>und</strong> kürzer<br />
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die<br />
<strong>Bibel</strong>texte statt in der Standardübersetzung<br />
in verständlicherer, einfacher zu lesender<br />
Sprache anzubieten. Ausgaben, die sich um<br />
kurze, vereinfachte Sätze bemühen, sind die<br />
»Basisbibel« oder die »<strong>Bibel</strong> in leichter Sprache«.<br />
Dabei richten sie sich nicht ausschließlich<br />
an <strong>Jugend</strong>liche, sondern vor allem an<br />
Menschen mit Leseschwächen. <strong>Jugend</strong>spezi-<br />
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